Pax Horizont: Baschi – Vollgas mit Vorsorge

Seit 15 Jahren ist der Basler Sänger, Komponist und
Musiker erfolgreich unterwegs, seit 2013 betreibt er
sein eigenes Tonstudio. Auf dem aktuellen Album
«1986» schaut Sebastian Bürgin zurück auf die letzten
Jahre – mit einem lachenden, zwinkernden und
manchmal auch weinenden Auge. Gleichzeitig blickt
Baschi in die Zukunft. Was kommt noch?
BASCHI, WIE WICHTIG IST DIR
SICHERHEIT IM LEBEN?
WIE DENKT EIN MUSIKER
ÜBER VORSORGE?
Im Sternzeichen bin ich Jungfrau, also eher auf der
Ich habe mit 16 Jahren mit meinem Vater eine dritte
sicheren Seite. Nur: Wenn du das Leben als Musiker
Säule 3a eingerichtet, habe auch immer eingezahlt. Das
einschlägst, in einem kleinen Land wie der Schweiz,
ist meine Vorsorge.
dann noch als Mundartkünstler, wo du eh nur einen
kleinen Teil abdecken kannst – dann ist Sicherheit das
falsche Wort. Ich bin ein Typ, der immer versucht, Vollgas
zu geben. Ich habe Visionen und Träume und pro­
ALS KÜNSTLER UND INHABER
VON REBEL INC. BIST DU AUCH
UNTERNEHMER.
biere, diesen stets so gut wie möglich zu folgen. Ich
war immer mit ein bisschen Glück gesegnet, meine
Pläne sind stets aufgegangen. Ich bin aber kein Hippie,
der nur von Luft und Liebe leben kann. Es ist mir wich­
WIE WAREN DEINE PERSPEKTIVEN
ZUR ZEIT VON «MUSIC STAR» –
UND WIE SEHEN SIE HEUTE AUS?
Ja, unser Tonstudio Rebel Inc. in Möhlin fokussiert auf
Audio. Wir machen alles, was mit Werbetrailers, Jingles
oder Produktionen von Alben und Singles zu tun hat.
Ich würde das Studio immer noch als Start-up bezeich­
tig, dass ich eine gewisse Vorsorge habe.
Ich habe nach der Sek eine kaufmännische Vorberei­
nen. Wir sind dran, das Fundament zu schaffen – und
WIE VIEL RISIKO GEHST DU EIN?
Der Entscheid, Musik zu machen und davon leben zu
wollen in einem so teuren Land – das ist genug
tungschule gemacht, aber nicht abgeschlossen, weil
dann «Music Star» kam. Ich war 17, meinen ersten Plattenvertrag
musste mein Vater unterschreiben. Ich habe
schnell Erfolg gehabt mit all meinen Alben, habe als
dafür geben wir Gas.
WENN DU ETWAS VORAUSSCHAUST:
WOHIN SOLL DEINE REISE GEHEN?
Risikobereitschaft. Ich habe keinen Bürojob nebenbei,
junger Mensch viel Geld verdient. Nur: Ich war leider zu
Meine Reise wird sicher spannend. Auch wenn ich nicht
wo ich meine 4500 Franken pro Monat verdiene, und
wenig schlau und vielleicht auch zu wenig unterstützt –
weiss, wohin sie genau geht. Ich bin in einer festen Be­
die Musik ist einfach «nice to have». Ich habe mich mit
ohne jemandem einen Vorwurf machen zu wollen –,
ziehung, habe meinen Wohnort von Basel nach Zürich
17 Jahren nach «Music Star» bewusst für diesen Weg
um damit umgehen zu können. Ich habe das Leben so
verlegt. Ich halte meine Augen immer offen. Ich bin ein
entschieden. Jetzt bin ich 32 – und mache das schon
richtig genossen, gönnte mir schöne Dinge, schöne Fe­
sehr neugieriger Mensch, stets bereit für spannende
15 Jahre! Das Musikbusiness ist wie eine Wellenbewe­
rien. Ich habe erst in den letzten Jahren gelernt, richtig
Projekte.
gung: Du bringst ein Album raus, gehst auf Tournee,
hast Einnahmen, probierst im Gespräch zu sein und
möglichst viel rauszuholen. Dann musst du dich auch
einzuteilen. Ich habe auch ein, zwei Mal etwas Pech gehabt
mit einem Treuhänder. Meine lange Karriere war
durchaus eine Lebensschule. Ich bin heute an einem
WIE RASCH SIND 15 JAHRE MUSIK­
MACHEN VERGANGEN?
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wieder zurückziehen, um neue Songs zu schreiben.
Punkt, an dem ich mich neu orientiere.
Wenn du auf dieser Achterbahn bist, dann kommen dir
Das ist eine Zeit, in der nicht viel Geld hereinkommt.
15 Jahre schon schnell vor: Kein Tag gleicht dem ande­
Man muss daher als Musiker schon recht gut darin sein,
ren, man ist an vielen Projekten dran, bringt immer
mit dem Geld haushalten zu können.
wieder eine CD raus, macht eine neue Tour – da ver­
WIE WICHTIG IST DIR FREIHEIT –
UND DIE DAMIT ALLENFALLS EINHER­
GEHENDE FINANZIELLE SICHERHEIT?
geht die Zeit wie im Flug. Dafür bin ich auch sehr dankbar.
Ich denke, jeder Schritt, den ich gemacht habe,
habe ich richtig gemacht. Mal sehen, wohin mich mein
Leben noch führt.
Ob ich je eine finanzielle Freiheit haben werde, die mich
absichert, egal, was kommt..., das wird vermutlich schwierig.
Wahrscheinlich nicht. Aber das macht auch nichts.
Jeder Mensch, der etwas arbeitet, was Qualität hat, wird
immer irgendwie eine Lösung finden.
Baschi, 32, ist spätestens seit der Fussballhymne
«Bring en hei» eine feste Grösse im
Schweizer Musikgeschäft. Sein aktuelles,
achtes Album trägt sein Geburtsjahr im Titel.