LEBE_128
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Aus dem Leben<br />
»Jedes neugeborene Kind bringt die Botschaft,<br />
dass Gott sein Vertrauen in die Menschheit<br />
noch nicht verloren hat.« Tagore<br />
Bettina Wirth<br />
L<br />
iebe Eltern, liebe schwangere<br />
Mamas und Papas, es ist vielen<br />
Lesern bekannt, dass ich selbst<br />
sehr jung war, als ich meine Tochter<br />
bekam, man könnte auch sagen, es war<br />
eine Teenager-Schwangerschaft. Doch<br />
unsere Tochter ist unser Glück und unser<br />
Segen (seit knapp 30 Jahren), ein<br />
strahlender Schatz! Gott will alle Mamas<br />
und Papas segnen mit ihren ungeborenen<br />
und geborenen Kindern!<br />
Alle sehr jungen schwangeren Mütter<br />
will ich er mutigen, standhaft zu bleiben,<br />
in der Entscheidung das neue Leben -<br />
ihr und Gottes Kind - auszutra gen, wenn<br />
auch alle Zukunftsausblicke scheinbar<br />
schrecklich dramatisch erscheinen und<br />
man nicht weiß, wie das alles gut ausgehen<br />
kann.<br />
Ich habe seit der Geburt meines Kindes,<br />
ohne es zu wissen, Gottes Hilfe und seinen<br />
Segen erfahren dür fen.<br />
Damals als ich mit 17 Jahren schwanger<br />
wurde und am Anfang der Ausbildung<br />
zur Erzieherin in der damaligen DDR<br />
stand, als meine Frauenärztin und meine<br />
Mutter mir zur Abtreibung rieten,<br />
musste ich die richtige Entscheidung<br />
treffen. Ich hatte keinen Glauben und<br />
wusste rein gar nichts über die pränatale<br />
Entwick lung des Kindes, die bereits<br />
in vollem Gange war. Mein Herz aber<br />
sagte mir eindeutig (dass es auch mein<br />
Schutzengel und der meines Kindes<br />
waren, konnte ich noch nicht ahnen),<br />
dass ich mich dieser Herausforderung<br />
stellen müsse und mein Kind le ben<br />
solle. Wie das konkret aussehen sollte,<br />
davon hatte ich null Ahnung. Es kam<br />
noch dicker: Der Va ter des Kindes<br />
ist kurz vor der Geburt vor der Verantwortung<br />
davongelaufen. Ich hatte,<br />
bis meine Tochter 5 Jahre alt war, keine<br />
eigene Wohnung, son dern lebte mit<br />
meinem Neugeborenen vier Monate<br />
lang im Internat, anschließend wieder<br />
bei meiner Mutter in einer 2-Raum-<br />
Wohnung, habe das Fach schulstudium<br />
abgebrochen, weil mein Kind nach einem<br />
Monat in der Kinderkrippe an<br />
chronischer Bronchitis erkrankte. Die<br />
Ausbildung holte ich drei Jahre später<br />
im Fernstudium nach. Die erste eigene<br />
Wohnung im 3. Stock - 3,50 m hohe<br />
Räume, mit Kohle zu beheizen, (kein<br />
Fahrstuhl!), Plumpsklo zusammen mit<br />
meinen Nachbarn eine Treppe tie fer,<br />
ohne Heizung, mit kaputtem Fenster.<br />
Wir haben mit einem «fremden» älteren<br />
Ehepaar zusammen im selben Flur<br />
gewohnt, kein Telefon, kein Auto, kein<br />
Führerschein. Meine Mutter selbst gesundheitlich<br />
schwach, meinen Vater nie<br />
gekannt - also auch kein Opa vorhanden<br />
- und mit 375 DDR- Mark musste<br />
ich den Monat rumkriegen! Ich hätte<br />
guten Grund gehabt zu fragen, wo bitte<br />
ist denn hier Gott zu finden? Das hab<br />
ich nie gefragt, denn es gab ihn ja nicht<br />
für mich - damals nicht! Und doch besaß<br />
ich den Ehrgeiz, der Welt zu zeigen,<br />
dass ich es schaffe! Ich hatte mich über<br />
meine erste eigene Wohnung riesig<br />
gefreut: durfte zum ersten Mal selber<br />
meine vier Wände tapezieren und alles<br />
so gestalten, wie es mir mit meinen sehr<br />
begrenzten Möglichkeiten gefiel - ein<br />
Traum ging in Erfüllung! Nein, es war<br />
sicher keine Traumwohnung, aber meine<br />
eigene kleine Welt! Das Mini-Gehalt<br />
als noch nicht ausgelernte Erzieherin<br />
reichte nie, aber ich konnte uns beide<br />
ernähren.<br />
Ich fühlte mich unabhängig, selbstständig<br />
und kämpferisch. Natürlich habe ich<br />
in meinem jugend lichen, unerfahrenen<br />
Dasein viele Fehler gemacht, die mir<br />
heute, wenn ich diese Zeit vor Augen<br />
habe, sehr leid tun.<br />
Gott hat mir verziehen, und auch meine<br />
Tochter. Als sie 11 Jahre alt war, begann<br />
der Herr unsere Herzen anzurühren, indem<br />
Er uns mei nen lieben gläubigen<br />
Mann schickte. Auch dieser neue Weg<br />
war steinig und steil, aber wir waren<br />
kampferprobt und vertrauten oft blind<br />
Seinen Verheißungen. Der Verstand<br />
konnte manches nicht fas sen. Hätten<br />
wir beide Gott nicht in unsere Herzen<br />
gelassen, wäre sicher einiges ganz anders<br />
und nega tiv verlaufen. Dessen bin<br />
ich mir gewiss! Wie oft be tete ich, wie<br />
auch heute noch:<br />
Sorge du, oh Herr, sorge du!<br />
Die vielen Probleme und Schwierigkeiten,<br />
die wir gemeinsam überwunden<br />
und durchgestanden ha ben, sind nichts<br />
gegen die seelischen Wunden, wenn<br />
ich zu meinem Kind nicht JA gesagt hätte.<br />
Allein der Gedanke, meine Tochter<br />
gäbe es wegen einer Fehlentscheidung<br />
nicht, ist mir unerträglich.<br />
36 <strong>LEBE</strong> <strong>128</strong>/2016