• Kindheit - Was hat sich verändert? • - Lebenshilfe Minden e.V.
• Kindheit - Was hat sich verändert? • - Lebenshilfe Minden e.V.
• Kindheit - Was hat sich verändert? • - Lebenshilfe Minden e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Magazin<br />
10<br />
die Mutter entscheidet. Eine genetische Untersuchung<br />
und Beratung bezüglich der Vererbung<br />
folgen. Die große Schwester von Katja<br />
ist schon zwölf und fragt, als sie hört, dass<br />
Katja behindert ist: „Hat sie Arme, <strong>hat</strong> sie Beine?<br />
– Prima, dann kriegen wir das schon hin.“<br />
(Katjas Schwester weiß, dass es Jugendliche<br />
gibt, die im Rahmen des Contergan-Skandals<br />
ohne Arme und Beine geboren sind.)<br />
1981<br />
Mit David wird endlich der Stammhalter geboren,<br />
den <strong>sich</strong> der Vater und Arzt, gewünscht<br />
<strong>hat</strong>. Bis zu seinem 18. Lebensmonat entwickelt<br />
<strong>sich</strong> der kleine David ganz unauffällig.<br />
Dann stoppt seine Entwicklung, er bekommt<br />
Krampfanfälle. David ist ein sehr lebhaftes und<br />
wenig zugängliches Kind, das sehr viel Unterstützung<br />
braucht. Drei Jahre später stellt der<br />
Vater die Mutter vor die Wahl: „Entweder David<br />
kommt ins Heim, oder ich gehe.“ Die Mutter<br />
verlässt den Vater mit David und der größeren<br />
Schwester, die ihn im Laufe der Zeit zwar<br />
nervig findet, aber sehr lieb zu ihm ist.<br />
David (Jg. 1981) liebt den Schaum in der<br />
Badewanne<br />
1961<br />
Martin wird als zweites Kind der Familie Gieseking<br />
in Dankersen geboren. Er gilt als so-<br />
genannter „Spätentwickler“. Zunächst ist die<br />
Familie besorgt und um Förderung bemüht.<br />
Als dann Jahre später Martin auch die Lernbehindertenschule<br />
nicht mehr besuchen soll,<br />
sondern in eine Schule für Kinder mit geistiger<br />
Behinderung gehen muss, ist die Mutter geschockt:<br />
„Da wussten wir, wo wir dran waren.<br />
Martin (Jg. 1961) lässt es ruhig angehen<br />
Kinder werden gefördert<br />
Martins Mutter fördert ihren Sohn so gut es<br />
geht. Es wird viel und mit großer Geduld geübt.<br />
So wird Martin auch mit vier Jahren trocken.<br />
Den Kindergarten und die Vorschule<br />
besucht er spät. Auf Anraten des Kindergartens<br />
kommt er 1967 in die psychiatrische Klinik<br />
nach Hamm. Er bleibt dort sechs Wochen.<br />
Eine harte Zeit für die ganze Familie, denn er<br />
darf einen Monat lang keinen Besuch bekommen.<br />
Am Ende steht die Diagnose „pränatale<br />
geistige Behinderung“. Das hilft den Eltern<br />
und Martin auch nicht weiter. Eine besondere<br />
Förderung oder Therapie gibt es nicht.<br />
Zu Hause wird viel geübt, was rückblickend<br />
eher eine Überforderung für den Sohn ist. Am<br />
Ende steht der Besuch der Schule für Kinder<br />
mit geistiger Behinderung. Das ist zwar eine