UnternehmerGeist_02/2019_Produktivität
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Magazin für Selbstständige<br />
Ausgabe 2/<strong>2019</strong><br />
PRODUKTIVITÄT<br />
Und welche Logik steckt<br />
dahinter?
Editorial<br />
Wenn es um unsere <strong>Produktivität</strong> geht, dann müssen wir uns von ein paar veralteten<br />
Denkweisen verabschieden. Viel zu oft glauben wir noch, wir müssten mehr tun, um mehr<br />
zu erreichen. Aber Anstrengung und viel aufgewendete Zeit und Energie hat viel weniger<br />
Einfluss auf das Ergebnis, als wir denken.<br />
Es ist notwendig, dass wir bereit sind, auch mal schwere Zeit zu durchleben, uns auch wirklich<br />
anstrengen zu wollen, über unsere Grenzen zu<br />
gehen, die Nächte durchzuarbeiten, Fehler und<br />
Verluste hinzunehmen. Das gehört einfach dazu,<br />
weil Leben nun mal ein „Full contact Sport“ ist.<br />
Nur ist es keine Bedingung für Erfolg oder gute<br />
Ergebnisse. Keine Voraussetzung. Kein Merkmal.<br />
Es gibt keine Bonus-Punkte dafür. Es verbessert<br />
das zukünftiges Ergebnis nicht und es erhöht<br />
nicht die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Es<br />
gehört dazu, ja. Und wir müssen bereit sein, auch<br />
das durchzustehen. Es ist aber nicht zwingend<br />
notwendig.<br />
Und das ist ein anderer Zugang. Es macht<br />
einen Unterschied, ob du nur dann zufrieden<br />
mit deiner Arbeit bist, wenn du dich dafür<br />
auch wirklich angestrengt hast oder ob du<br />
grundsätzlich davon ausgehst, dass es leicht geht<br />
und du Schwierigkeiten weder als Übel noch als<br />
Voraussetzung ansiehst, sondern einfach als<br />
etwas, was dazu gehört.<br />
Auf den nächsten Seiten möchte ich dir eine neue<br />
Sichtweise auf <strong>Produktivität</strong> geben, wie es leichter<br />
geht und wie du immer darauf zugreifen kannst, wann immer du produktiv sein möchtest.<br />
Und eines schon vorweg: Du bist produktiv. Immer. Bei allem, was du tust. Du musst es nur<br />
für dich erkennen.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Deine
In dieser Ausgabe<br />
Nummer 2 - <strong>2019</strong> PRODUKTIVITÄT<br />
Was ist <strong>Produktivität</strong>? 4<br />
Eine neue Sichtweise ist erforderlich 7<br />
3 Mythen zu <strong>Produktivität</strong> 8<br />
Freiheit beginnt im Kopf 12<br />
Der Fluss - Eine Fabel 16<br />
Die Natur will ihren Weg gehen 18<br />
Lust und Laune 21<br />
Am Anfang steht die Absicht 24<br />
<strong>Produktivität</strong> - Ein paar Fragen 28<br />
Schritt für Schritt 30<br />
Vertrauen ins Unbekannte 34<br />
Logik hinter <strong>Produktivität</strong> 36<br />
Literatur-Tipps 38<br />
Preview - Nächste Ausgabe 39<br />
FreiRaum 40
WAS IST<br />
PRODUKTIVITÄT<br />
?<br />
Um klar zu sehen, genügt<br />
oft ein Wechsel der<br />
Blickrichtung.<br />
(Antoine de Saint-Exupéry)<br />
Während meiner Recherchen<br />
zum Thema <strong>Produktivität</strong><br />
fand ich folgendes im<br />
Internet:<br />
Ich verstehe, dass mir die Arbeit kein Bock<br />
macht und deswegen mich mit anderen<br />
Sachen ablenke.<br />
Aber wenn ich daheim bin... will ich eigentlich<br />
mit Projekten anfangen, aber ich tue es nicht.<br />
Ich zocke einfach bis tief in die Nacht, um<br />
vermutlich die Gedanken an die Arbeit zu<br />
verdrängen.<br />
Gibt es vielleicht eine Droge oder<br />
Medikamente, die einen produktiv werden<br />
lassen, dass man nicht mehr zockt/seine<br />
Zeit verschwendet sondern etwas richtiges<br />
macht? (Verfasser unbekannt).<br />
Eigentlich absurd, dass Menschen bereit sind<br />
Drogen oder Medikamente einzuwerfen,<br />
um produktiver zu werden. Nicht weniger<br />
absurd mutet es an, wenn Menschen Geld,<br />
Zeit und Energie in Bücher, Kurse und<br />
Therapien investieren, um effizienter und<br />
leistungsfähiger zu werden.<br />
Unsere Gesellschaft ist so sehr auf Ziele<br />
und Pläne fokussiert, auf Erfolg und<br />
Leistung, dass wir gar nicht auf die Idee<br />
kommen, dass das vielleicht die falsche<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 4 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Richtung sein könnte, in die wir uns stürzen. Wir sind überrascht und entsetzt, wenn wir<br />
den erforderlichen Maßstäben nicht gerecht werden. Dann ist etwas falsch mit uns. Dann<br />
müssen wir uns ändern, müssen uns mehr anstrengen oder gar therapieren lassen. Immer<br />
tiefer geraten wir in die „ich muss produktiv sein, sonst erreiche ich nichts und bin nichts<br />
wert - Falle“.<br />
Warum ist <strong>Produktivität</strong> so wichtig für uns?<br />
Schon immer waren <strong>Produktivität</strong> und Leistungsfähigkeit wichtig. Sie sicherten das<br />
Überleben. Früher mussten Menschen sehr hart bei der Jagd oder auf Felder arbeiten, um<br />
ihre Familie zu ernähren.<br />
Um ungefähr 1760 fand die industrielle Revolution statt. Aufgaben und Arbeiten, die bisher<br />
Menschen ausführten, wurden ab nun gänzlich oder teilweise von Maschinen übernommen.<br />
Ein paar der wesentlichsten Erfindungen dieser Zeit waren die Dampfmaschine, der<br />
Webstuhl oder auch die Dampflokomotive. Aufgrund dieser Errungenschaften wurde die<br />
Gesellschaft von Grund auf umgestaltet. Sie wandelte sich von einer Agrargesellschaft in<br />
eine Industriegesellschaft. Mehr und mehr Menschen, die bisher in der Landwirtschaft<br />
gearbeitet haben, arbeiteten nun in der Industrie.<br />
Plötzlich wurde <strong>Produktivität</strong>, und die Steigerung dieser, zu einem noch wichtigeren<br />
Thema. Die zentrale Frage damals war: Was muss ich tun, um meine <strong>Produktivität</strong> (oder die<br />
<strong>Produktivität</strong> meiner Mitarbeiter) zu steigern?<br />
Bei Maschinen ist das relativ einfach: Ich erhöhe die Drehzahl, stelle mehr oder größere<br />
Maschinen auf oder setze mehr Menschen ein.<br />
Was zu folgender Rechnung führte:<br />
1x Einsatz = 1x Ergebnis<br />
Möchte ich also die Ergebnisse erhöhen, muss ich auf der<br />
anderen Seite den Einsatz erhöhen.<br />
3x Einsatz = 3x Ergebnis<br />
5x Einsatz = 5x Ergebnis<br />
Eine sehr einfache und klare Regel, die in unseren Köpfen noch immer präsent ist. Wir<br />
glauben, dass wir nur mehr arbeiten müssten, um mehr Ergebnisse zu erzielen.<br />
Wie kann es allerdings sein, dass es Projekte gibt, bei der mit sehr wenig Einsatz ungeheuer<br />
viele Ergebnisse erreicht werden? Oder aber Tage, an denen wir arbeiten und arbeiten und<br />
überhaupt nichts zustande bringen?<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 5 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 6 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Eine neue Sichtweise ist erforderlich<br />
Seit 1760 bis heute hat sich einiges verändert. Sehr wenige Menschen<br />
in den westlichen Ländern arbeiten noch in reinen Industriebetrieben.<br />
Nach der Industriegesellschaft hat sich eine Wissens-, Informations- und<br />
Dienstleistungsgesellschaft entwickelt und einige Bildungsforscher rufen bereits<br />
ein neues Zeitalter aus: Das der Kompetenzgesellschaft.<br />
Die Anforderungen an uns Menschen und unsere Arbeit hat sich in den letzten<br />
hundert Jahren drastisch verändert und daher bedarf es nun auch einen neuen<br />
Blick auf den Begriff „<strong>Produktivität</strong>“.<br />
Während es in der Industrie auch heute noch oft darauf ankommt, wie viele Stunden<br />
geleistet werden (heute zumeist in Maschinen-Stunden), ist dieser Faktor in den<br />
meisten Bereichen mittlerweile irrelevant. Vor allem für EinzelunternehmerInnen<br />
oder InhaberInnen kleiner Unternehmer sind heute andere Kompetenzen<br />
entscheidend: Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, Durchhaltevermögen,<br />
Flexibilität, Mut- um hier nur einige zu nennen.<br />
Daher sollten wir uns zuallererst von einigen Mythen befreien, die sich nach wie<br />
vor hartnäckig in unseren Köpfen halten, wenn es um das Thema <strong>Produktivität</strong><br />
geht.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 7 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
3 Mythen über <strong>Produktivität</strong><br />
Mythos 1: Um produktiver zu sein, müssen wir uns mehr anstrengen!<br />
Wie bereits schon vorher erwähnt, herrscht nach wie vor in vielen Köpfen die<br />
Überzeugung, produktiver seien wir, wenn wir uns mehr anstrengen und härter<br />
arbeiten.<br />
1 Einheit Anstrengung = 1 Einheit Ergebnis<br />
3 Einheiten Anstrengung = 3 Einheiten Ergebnisse<br />
5 Einheiten Anstrengung = 5 Einheiten Ergebnisse<br />
Noch bei unseren Eltern und ganz sicher unseren Großeltern machte diese Sichtweise<br />
Sinn. Sie mussten hart arbeiten, um ihre Familie zu ernähren. Das bedeutete viele<br />
Stunden am Feld oder in der Fabrik. Die Arbeit war anstrengend und die Vorgabe<br />
„Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“ sicherte sehr oft das Überleben.<br />
Wenn das heute auch noch stimmen würde, wäre alles sehr einfach und wir bräuchten<br />
gar nicht weiter über <strong>Produktivität</strong> reden. Wir strengen uns einfach mehr an und schon<br />
erzielen wir mehr Ergebnisse.<br />
Das erklärt aber nicht jene Tatsachen, in denen fünf Einheiten Arbeit nur eine Einheit<br />
Ergebnisse bringen oder aber im gegenteiligen Fall eine Einheit Arbeit plötzlich fünf<br />
Einheiten Resultate. Du hast ganz sicher schon beide Phänomene bei dir und anderen<br />
beobachtet.<br />
Natürlich kann es sein, dass wir uns anstrengen müssen, um gute Ergebnisse zu<br />
erzielen. Wenn wir den Kopf nicht unten halten und unsere Arbeit erledigen, haben<br />
wir nichts vorzuweisen. Und den Kopf unten halten kann manchmal sehr anstrengend<br />
sein.<br />
Der Punkt aber ist: Anstrengung ist keine Voraussetzung und auch keine Garantie für<br />
bessere oder mehr Ergebnisse. <strong>Produktivität</strong> in der heutigen Zeit funktioniert nicht<br />
mehr nach der Regel: 1x Anstrengung = 1x Ergebnisse.<br />
Neue Feststellung: <strong>Produktivität</strong> hat nichts mit Anstrengung zu tun!<br />
Mythos 2: Wenn es leicht geht, kann es nur Zufall oder Glück gewesen<br />
sein.<br />
Geht es mal sehr leicht, dann sind wir sehr schnell, diese Ereignisse als Glück oder<br />
Zufall abzutun. Es geht nicht mit rechten Dingen zu, die Person schummelt, er, sie oder<br />
ich selbst hatten das eine Mal nur Glück gehabt.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 8 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Wir gehen davon aus, dass diese Glückssträhne sehr bald zu Ende gehen wird und es<br />
sich nur um eine Ausnahme handelte. Wir glauben, wenn wir uns mehr angestrengt<br />
hätten, dann hätten wir sogar noch bessere Ergebnisse erzielt. Oder wir halten uns gar<br />
für Schwindler, weil uns gute Resultate so einfach zufliegen und befürchten, sobald<br />
unser Glück aufgedeckt werden würde, wären wir schnell als Betrüger und Lügner<br />
entlarvt.<br />
Es kann auch vorkommen, dass wir andere mit einem ganz besonderen Talent oder<br />
als Genie auszeichnen, weil ihm oder ihr gewisse Dinge so leicht gelingen. Was auch<br />
wieder Richtung Glück und Zufall weist. Auf alle Fälle etwas, mit dem wir auf keinem<br />
Fall gesegnet sind.<br />
Glück, Zufall und Talent können unserer <strong>Produktivität</strong> und unseren Resultaten einen<br />
ordentlichen Schub geben. Aber alle Personen, die sehr produktiv sind, haben immer<br />
nur Glück gehabt? Und warum gibt es sehr talentierte Menschen, die so gar nicht<br />
produktiv sind?<br />
Neue Feststellung: Glück und Zufall sind keine Erklärung für leicht erzielte Resultate.<br />
Mythos 3: <strong>Produktivität</strong> zeigt sich in geleisteten Stunden<br />
Der Beginn der Industrialisierung war wohl auch der Beginn, in der <strong>Produktivität</strong> in<br />
Arbeitsstunden gerechnet wurde. Jemand der 40 Stunden arbeitet ist produktiver als<br />
jemand der nur 20 Stunden leistet. Was sich natürlich in Form des Lohnes/Gehaltes<br />
widerspiegelte.<br />
Für UnternehmerInnen gilt diese Annahme überhaupt nicht. Wäre das nämlich wahr,<br />
wären wohl alle UnternehmerInnen, die ich kenne, Millionäre, da sie sich fast rund um<br />
die Uhr, in irgendeiner Form, mit ihrem Betrieb beschäftigen.<br />
Trotzdem ist dieser <strong>Produktivität</strong>s-Falktor fest in den Köpfen verankert. Was dazu<br />
führt, dass sehr viele UnternehmerInnen ständig auf der Suche sind, wie sie noch mehr<br />
arbeiten können, nur um irgendwann feststellen zu müssen, dass ihr Körper, Psyche<br />
oder Geist bei diesem Versuch auf der Strecke bleiben.<br />
Mehr Resultate zeigen sich nicht in mehr geleisteten Stunden. Ganz im Gegenteil! Es<br />
gibt mittlerweile genügend Studien, die darauf hinweisen, dass mehr Stunden Arbeit<br />
die <strong>Produktivität</strong> nicht nur nicht steigern, sondern uns auch anfälliger für Fehler,<br />
Unfälle, Stress und Krankheiten machen.<br />
Neue Feststellung: Mehr Stunden an Arbeit macht uns nicht produktiver.<br />
Wenn also Anstrengung, Glück und Stunden keine verlässlichen Aussagen über<br />
<strong>Produktivität</strong> und Erfolg geben, welche Parameter treffen dann zu? Worauf können<br />
wir uns stattdessen verlassen? Gibt es gar eine Logik dahinter?<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 9 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Was, wenn es eine Logik hinter deiner<br />
<strong>Produktivität</strong> gibt?<br />
Es gibt enorm viele Selbst- und Zeitmanagementbücher, die alle möglichen Techniken<br />
und Tools vorschlagen, um die <strong>Produktivität</strong> zu steigern. Und ja natürlich, sie helfen<br />
auch manchmal. Aber immer? Bei jedem? Denn ganz ehrlich: Gäbe es eine Technik<br />
oder ein Tool, das funktioniert, dann würden wir das alle schon einsetzen. Da es ja<br />
funktioniert, würden wir kein weiteres mehr benötigen.<br />
Nur warum konzentrieren wir uns überhaupt so sehr auf den Einsatz, die<br />
Anstrengung, wenn wir etwas erreichen wollen? Sicher einerseits, weil wir es so<br />
von unseren Eltern und Großeltern gelernt haben.<br />
Ein anderer Grund aber ist, dass es sich dabei um den sichtbaren Teil handelt. Wir<br />
sehen, wenn sich jemand anstrengend. Wir können die Stunden zählen, die wir für<br />
eine Arbeit absitzen. Und eigentlich ist es ziemlich schwer vorstellbar, dass es einen<br />
unsichtbaren Teil gibt, der für gute Ergebnisse verantwortlich ist.<br />
Was wäre aber, wenn es genau so ist. Wenn es hinter besseren Ergebnissen und<br />
gesteigerter <strong>Produktivität</strong> tatsächlich eine Logik gäbe und wenn wir diese verstehen<br />
würden, sie sich immer öfter zeigt und wir mehr erreichen können, ohne unseren<br />
Einsatz erhöhen zu müssen?<br />
Warum ist es überhaupt so wichtig, die Logik, die Prinzipien hinter der <strong>Produktivität</strong><br />
zu erkennen? Es ist so wichtig, weil wir sie sonst übersehen. Denn sollten wir einmal<br />
dem Phänomen „1x Anstrengung = 5x Ergebnisse“ begegnen, weisen wir es viel<br />
zu schnell als Glück, Zufall oder Ausnahme zurück. Wir gehen sofort wieder zur<br />
Tagesordnung über, anstatt genauer hinzuschauen.<br />
Denn der Trick ist nicht, weiter auf Techniken und Tools zurück zu greifen, die<br />
manchmal funktionieren und manchmal nicht, sondern die Prinzipien hinter<br />
<strong>Produktivität</strong> zu erkennen. Jene, die immer funktionieren. Damit wir diese<br />
reproduzieren können, wann immer wir sie benötigen.<br />
Jeder hat seine ganz eigene Definition für <strong>Produktivität</strong>. Es ist ganz gleich, wie du<br />
es für dich beschreibst. Mir geht es darum, dass du das, was du erreichen möchtest,<br />
mit weniger Anstrengung, Einsatz, Energie, Zeit und Geld erreichen kannst. Also du<br />
das Verhältnis „Einsatz zu Ergebnis“ in Richtung „weniger Einsatz, mehr Ergebnisse“<br />
veränderst.<br />
Im englischen gibt es die Redewendung: Is the juice worth the squeeze? Damit ist<br />
gemeint, ob sich die Arbeit des Auspressen lohnt, um einen frischen Orangensaft<br />
zu erhalten. Es geht also nicht darum, dass du mehr Orangen benötigst für deinen<br />
morgendlichen Orangensaft, sondern wie du mehr Saft aus den vorhandenen<br />
Orangen heraus bekommst.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 10 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 11 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
FREIHEIT<br />
BEGINNT IM<br />
KOPF<br />
„Alles, was wir sind, ist das<br />
Ergebnis unserer Gedanken.<br />
Der Geist ist alles. Was wir<br />
denken, dazu werden wir.“<br />
(Hermann Hesse)<br />
Yolande sitzt in ihrem Wohnzimmer.<br />
Irgendetwas ist anders. Sie fühlt<br />
sich frei und es ist ungewöhnlich<br />
ruhig. Zuerst meint sie, es läge<br />
an der Umwelt. Es fahren weniger Autos<br />
als üblich vorbei, keine Kinder tollen<br />
draußen herum. Aber kurze Zeit später<br />
merkt sie, dass diese Stille in ihr ist.<br />
Etwas Entscheidendes fehlt: Ihre lauten<br />
Gedanken, die sonst rund um die Uhr<br />
ungebrochen Lärm in ihr produzieren, sind<br />
plötzlich verschwunden.<br />
Yolande Duran-Serrano hatte vor einigen<br />
Jahren dieses seltene Erlebnis. In ihrem<br />
Buch „Die Frau, die an einem ganz<br />
normalen Sommertag plötzlich keine<br />
Gedanken mehr im Kopf hatte“ beschreibt<br />
sie den Moment, an dem sich diese Stille in<br />
ihr ausbreitete. Sie hatte etwas erfahren,<br />
von dem wir alle manchmal träumen. Das<br />
endlose Geplapper in unserem Kopf zum<br />
Schweigen zu bringen.<br />
Diese Stimme, die uns ständig sagt, was<br />
wir tun oder alternativ nicht tun sollten.<br />
Ob wir uns gut oder schlecht verhalten<br />
oder etwas richtig oder falsch getan<br />
haben. Wie oft wünschten wir uns, dass<br />
dieses Gedankenkarussell endlich zum<br />
Stillstand kommt. Damit wir innere Ruhe<br />
bekommen, Nachts durchschlafen können,<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 12 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Selbst-Zweifel vorbeiziehen lassen und wir<br />
uns auf jene Sachen konzentrieren können,<br />
die für uns Priorität haben.<br />
Ein ganz klein wenig<br />
Ruhe<br />
Pro Tag produzieren wir ungefähr 60.000<br />
Gedanken. Es ist ein unaufhörlicher Strom,<br />
der durch uns hindurchfließt. Mal lauter<br />
und störender, mal bekommen wir ihn gar<br />
nicht mit. Aber er ist immer aktiv. Es sind<br />
nicht die Gedanken alleine. Denn mit ihnen<br />
bekommen wir Gefühle, körperlichen<br />
Empfindungen und Stimmungen<br />
mitgeliefert. Ein riesiges, inneres System,<br />
das ständig in Arbeit ist, für uns jedoch<br />
unsichtbar bleibt.<br />
Wenn dieser Strom in Ruhe vor sich<br />
hinfließt, ist alles in Ordnung. Er unterstützt<br />
uns mit seinen automatisierten Abläufen<br />
im alltäglichen Leben und produziert neue<br />
Gedanken und Ideen, sobald wir diese<br />
benötigen. Erleben wir diese Harmonie<br />
während unserer Arbeit, beschreiben<br />
wir diesen friedlichen Zustand gerne als<br />
„Flow“. Es fließt einfach. Wir gehen unserer<br />
Tätigkeit nach und nichts stört unseren<br />
produktiven und kreativen Ausdruck.<br />
Doch dann, mit einem Schlag wird dieser<br />
Fluss unterbrochen. „Mache ich das<br />
richtig? Gefällt das den Anderen? Sollte ich<br />
es anders machen? Werde ich rechtzeitig<br />
fertig? Was muss ich noch alles erledigen?“<br />
Vorbei ist es mit dem Flow, mit der Ruhe,<br />
mit der <strong>Produktivität</strong>, Kreativität und<br />
Leichtigkeit. Er weicht Ängsten, Sorgen,<br />
Stress, Druck und Zweifel. Die Tätigkeit,<br />
die uns gerade noch ganz leicht von der<br />
Hand ging, fühlt sich plötzlich anstrengend,<br />
mühsam und schwer an.<br />
Während bei Yolande störende Gedanken<br />
einfach weiterziehen und sie in dieser Ruhe<br />
verweilen kann, bleiben Gedankenfetzen<br />
bei uns immer wieder hängen. Sie scheinen<br />
wichtige Informationen zu beinhalten,<br />
denen wir nachgehen müssen. Der Fokus<br />
liegt nicht mehr auf der Sache, sondern<br />
auf uns. Die quälende Stimme übernimmt<br />
das Kommando und durchleuchtet unser<br />
Tun. Ehe wir es uns versehen, sind wir vor<br />
allem mit Denken beschäftigt und sitzen in<br />
unserem selbst gebautem Gefängnis.<br />
Denken fühlt sich wie tun<br />
an, ist es aber nicht!<br />
Wie oft hast du es schon erlebt, den<br />
ganzen Tag überaus beschäftigt gewesen<br />
zu sein, am Abend allerdings mit einem<br />
Gefühl der Leere ins Bett zu gehen? Mit<br />
dem Gefühl nicht wirklich etwas erledigt<br />
zu haben? Zwar beruhigen wir uns mit den<br />
Worten: „Aber ich habe doch den ganzen<br />
Tag gearbeitet!“ Diese Aussage hält jedoch<br />
selten einer genaueren Überprüfung<br />
stand. Denn die Zeit, in der wir tatsächlich<br />
produktiv waren - also Dinge mit Anfang,<br />
Mitte und Ende erledigt haben – ist zu<br />
unserer Verwunderung oft viel kürzer, als<br />
wir vermuten.<br />
Womit wir nämlich die meiste Zeit<br />
verbringen, ist: Denken. Für uns nicht<br />
sichtbar, denn dieses Denken verkleidet<br />
sich in den unterschiedlichsten Gewändern:<br />
Bücher lesen, im Internet surfen, mit<br />
Kollegen reden, Pläne und To-do-Listen<br />
aufstellen, sich weiterbilden, neue<br />
Strategien entwerfen und vieles mehr. Wir<br />
„tun“ zwar wahnsinnig viel, erledigen aber<br />
wenig.<br />
Denken fühlt sich für uns wie Tun an,<br />
denn unser Gehirn ist beschäftigt, wir<br />
verbrauchen Energie und am Abend<br />
können wir davon ziemlich erschöpft sein.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 13 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Natürlich ist Denken wichtig und notwendig, keine Frage. Entscheidend ist jedoch,<br />
worüber wir nachdenken. Schreibe ich zum Beispiel an einem Text und überlege mir,<br />
wie ich ihn gut formatieren und formulieren kann, dann ist das ein Denken, das mein<br />
Tun begleitet und unterstützt.<br />
Suche ich jedoch ständig im Internet nach neuen Informationen, überlege mir, wie<br />
ich den Text so gestalten kann, damit ihn möglichst viele Menschen lesenswert<br />
finden, hole mir dann noch Tipps und Ratschläge von Kolleginnen ein, lese nebenbei<br />
Bücher und durchlaufe vielleicht noch schnell einen Kurs, ja dann wird mein Text<br />
wohl niemals fertig werden.<br />
Denn dieses Denken ist ein Über-sich-selbst-nachdenken. Der Fokus liegt komplett<br />
auf uns und den Ergebnissen, die unser Tun möglicherweise hervorbringen könnte.<br />
Wollen wir jedoch produktiver werden, dann müssen wir genau dieses Nachdenken<br />
vermindern. Wir müssen erkennen, womit wir unsere Zeit tatsächlich verbringen.<br />
Das Maß für <strong>Produktivität</strong> ist nicht, wie viel Zeit, Anstrengung und Energie wir in eine<br />
Sache legen, sondern welche Ergebnisse wir erzielen. Und bei UnternehmerInnen ist<br />
das Ergebnis immer ihre Einnahmen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 14 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Mentale Freiheit ist eine<br />
Grundvoraussetzung für<br />
<strong>Produktivität</strong><br />
David Allen schreibt in seinem<br />
Buch „Getting things done“: The<br />
level of mental freedom is directly<br />
corresponding to our creativity<br />
and productivity. Es gibt einen<br />
unmittelbaren Zusammenhang<br />
zwischen unserer mentalen<br />
Freiheit und dem Grad<br />
unserer <strong>Produktivität</strong> und<br />
Kreativität. Je weniger<br />
wir über Dinge, über<br />
uns, über die Zukunft<br />
und Vergangenheit<br />
nachdenken, umso<br />
produktiver sind wir.<br />
Wie kann ich aber<br />
nun Sorgen, Ängste und<br />
Befürchtungen verhindern?<br />
Nun wirklich verhindern kannst<br />
und brauchst du es nicht. Gedanken,<br />
Gefühle, Stimmungen – das alles<br />
gehört zum Menschsein dazu. Sowohl<br />
die negativen als auch die positiven.<br />
Mentale Freiheit erlangen wir, wenn<br />
wir uns über unsere Gedanken weniger<br />
Gedanken machen.<br />
Humility is not<br />
thinking less of<br />
yourself.<br />
It´s thinking of<br />
yourself less.<br />
(Syd Banks)<br />
Wenn wir sie nicht verändern oder<br />
analysieren wollen, sondern sie als<br />
einen natürlichen und steten Fluss<br />
akzeptieren.<br />
Vielleicht liegt dir auch die Frage „Ja,<br />
aber wie denke ich weniger?“<br />
auf der Zunge. Ich habe eine<br />
Gegenfrage: Was tust du,<br />
wenn du schnell gelaufen<br />
und außer Atem bist? Noch<br />
weiter und noch schneller<br />
laufen? Wahrscheinlich<br />
nicht. Du bleibst stehen,<br />
setzt dich nieder oder<br />
gehst langsamer. Du<br />
schaltest einen Gang zurück,<br />
damit sich dein Atem wieder<br />
normalisieren kann.<br />
Denken funktioniert genauso.<br />
Erwischen wir uns dabei, zu viel zu<br />
denken, dann wird es höchste Zeit<br />
weniger zu denken. Einen Spaziergang<br />
machen, schlafen, ein Bad nehmen, sich<br />
mit einer anderen Arbeit beschäftigen.<br />
Was auch immer dir gut tut, ist genau<br />
das Richtige, um deine mentale Freiheit<br />
wieder zu erlangen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 15 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 16 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
One day I will find the right words,<br />
and they will be simple.<br />
(Jack Kerouac)<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 17 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Der Fluss<br />
Max und Moritz sitzen vor ihrem Haus und werfen Steine in den Fluss, der sich vor<br />
ihnen durch die Wiese schlängelt. „Schau mal“ sagt Max. „Das ganze Wasser fließt<br />
von unserem Haus weg. Wenn es so weiter fließt, ist irgendwann kein Wasser mehr<br />
in unserem Fluss. Wir müssen was tun!“ Er springt auf und läuft los. „Wohin läufst<br />
du?“ fragt Moritz. „Wir müssen herausfinden, wohin es fließt und es stoppen.“ „Ja“<br />
sagt Moritz. „Das ist eine sehr gute Idee“ und folgt Max.<br />
Sie laufen dem Ufer entlang. Nach einer Weile kommen sie in eine größere Stadt,<br />
durch die ein großer Strom fließt. „Siehst du Moritz. Hier ist das ganze Wasser<br />
unseres kleinen Flusses. Sie doch da ist. Aber es fließt noch weiter. Wir müssen<br />
noch weiterlaufen.“ Sie rennen durch die Stadt, weiter durchs ganze Land, immer<br />
entlang des Gewässers, das breiter und breiter wird.<br />
So geht es viele, viele Tage. Obwohl sie schon sehr erschöpft sind, gönnen sie sich<br />
nur wenig Pausen. Das ganze Wasser aus ihrem Fluss fließt und fließt und sie müssen<br />
sehen, wohin es strömt, damit sie es endlich stoppen können. Die Vorstellung, dass<br />
ihr kleines Dorf eines Tages kein Wasser mehr hat, lässt ihnen keine Ruhe.<br />
Nach einer Biegung bleibt Max abrupt stehen. „Wow. Hier also ist es.“ Sie stehen<br />
vor einer Lichtung und sehen nur noch Wasser, ganz gleich wohin sie blicken. In<br />
ihrem Leben haben sie noch nie soviel Wasser gesehen. „So also ist das“ erkennt<br />
Max. „Unser kleiner Fluss fließt bisher. „Und was jetzt?“ fragt Moritz. „Wir müssen<br />
es aufhalten“ antwortet Max. „Wir bauen eine Mauer, damit das Wasser nicht mehr<br />
hier rein rinnen kann“.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 18 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Gesagt, getan. Sie beginnen eine Mauer zu bauen. Interessierte Spaziergänger<br />
kommen vorbei und fragen, was sie hier tun. „Wir bauen eine Mauer, damit das<br />
ganze Wasser aus unserem Fluss nicht hier hinein fließt. Wenn wir das nämlich nicht<br />
stoppen, hat unser Dorf bald kein Wasser mehr!“ Den Menschen leuchtet das ein<br />
und helfen fleißig mit. So eine Staumauer ist groß und daher dauert es Wochen, ja<br />
Monate bis sie endlich fertig ist.<br />
Aber eines Tages haben sie es geschafft. Eine große Mauer hält den Fluss davon<br />
ab, ins Meer zu fließen. Max und Moritz sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden und<br />
machen sich glücklich auf den Heimweg.<br />
Sie laufen den gleichen Weg zurück. „Schau doch. In dem Fluss ist schon viel mehr<br />
Wasser als davor. Das ist so wunderbar. Jetzt haben wir immer genug Wasser“. Max<br />
ist so aufgeregt, er läuft so schnell ihn seine Beine tragen können. Moritz kann ihm<br />
kaum folgen. „Was werden wohl die Eltern sagen?“ denkt Max. Er sieht schon in<br />
Gedanken, wie seine Eltern am Eingang zum Dorf auf die beiden Helden warten<br />
und für sie ein riesiges Fest ausrichten. Nicht mehr weit und dann sind sie endlich<br />
wieder Zuhause. Nur noch durch den Wald, den Hügel hinauf und dann im Tal ist<br />
schon ihr Dorf.<br />
Sie rennen durch den Wald, hinauf auf den Berg. Immer schneller und schneller,<br />
machen ein Wettrennen, wer als erster ihr Dorf sieht, hat gewonnen.<br />
„Maaaax“ schreit Moritz. „Da ist überall Wasser!“ Moritz Augen sind weit aufgerissen,<br />
er starrt entsetzt ins Tal. Dort wo früher Wiesen und Felder waren, ist jetzt nur noch<br />
Wasser. Überall Wasser.<br />
Sie rasen zu ihren Häusern, kommen aber kaum vorwärts, weil sie immer wieder<br />
tief im Schlamm versinken. „Was ist passiert?“ schreit Max seiner Mutter entgegen,<br />
als er sie endlich erblickt. „Es ist eine Katastrophe geschehen, Kinder. Vor einigen<br />
Wochen plötzlich ist das Wasser in unserem Fluss gestiegen und gestiegen. Obwohl<br />
es nicht geregnet hat, ist der Pegel immer höher angewachsen. Wir haben Sandsäcke<br />
aufgebaut. Aber auch die haben nicht geholfen. Es kommt immer mehr und mehr<br />
Wasser aus der Quelle vom Berg, kann aber nicht weiterfließen. Alles staut sich. Vor<br />
ein paar Tagen dann, ist das Wasser über das Ufer getreten und hat sich im ganzen<br />
Ort ausgebreitet. Alle Häuser stehen unter Wasser, wir wissen nicht was wir tun<br />
sollen!“ Die Verzweiflung steht ihr ins Gesicht geschrieben.<br />
Max und Moritz blicken sich an. Ganz langsam dämmert es ihnen, dass sie diese<br />
Misere verursacht haben. Max´s Augen füllen sich mit Tränen und er flüstert ganz<br />
leise „Aber, ich wollte doch nur helfen.“<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 19 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
DIE NATUR<br />
WILL IHREN<br />
WEG GEHEN<br />
Der Furchtsame<br />
erschrickt vor der<br />
Gefahr, der Feige in ihr,<br />
der Mutige nach ihr.<br />
(Jean Paul)<br />
Im Buch „Die Welt ohne uns“<br />
wagt Alan Weisman ein kühnes<br />
Gedankenexperiment. Was würde<br />
passieren, wenn wir Menschen von heute<br />
auf morgen von dieser Erde verschwinden?<br />
Erstaunlicherweise benötigt es gar nicht<br />
so viel Zeit, bis sich die Natur ihren<br />
Lebensraum zurück erobert. Die New<br />
Yorker U-Bahn zum Beispiel wäre innerhalb<br />
weniger Tage überflutet, weil derzeit mehr<br />
als 700 Pumpen tagtäglich literweise<br />
Wasser aus den unterirdischen Gängen<br />
absaugen. New York ist auf Flüssen gebaut,<br />
welche nur mit viel Kraftanstrengung von<br />
ihrem natürlichen Lauf abgehalten werden<br />
können.<br />
Aber auch Bäume, Gräser und andere<br />
Pflanzen würden sich innerhalb kürzester<br />
Zeit ihren Weg durch unsere Bauten aus<br />
Beton, Eisen oder Glas bahnen.<br />
Jeder, der einen Garten hat, kann davon<br />
ein leidvolles Lied singen. Unliebsame<br />
Pflanzen, von uns gerne als Unkraut<br />
bezeichnet, überwuchern Land, das wir<br />
gerne frei davon hätten. Es ist ein steter<br />
und oft aufreibender Kampf, einen Rasen<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 20 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
ohne Naturblumen und Moos zu erhalten,<br />
das Blumenbeet frei von Schlingpflanzen,<br />
Klee und sonstigem Gewächs oder einen<br />
kleinen Teich frei von Algen.<br />
Stellen wir uns jetzt kurz vor, der Garten<br />
ist dein Inneres. Auf der einen Seite<br />
möchtest du ein Beet voll blühender Ideen,<br />
wunderschöner Gedanken und fruchtbaren<br />
Verhaltensweise. Auf der anderen Seite<br />
wuchern jedoch zerstörerische Gedanken,<br />
unliebsames Verhalten und Gewohnheiten,<br />
die du gerne ablegen möchtest. Ein<br />
ständiger Kampf tobt zwischen diesen<br />
beiden Fronten.<br />
Wir tragen in uns ein ziemlich klares<br />
Konzept spazieren, wie Erfolg, <strong>Produktivität</strong><br />
oder Effizienz auszusehen hat. Um das zu<br />
erreichen, müssen wir uns von unserem<br />
Unkraut befreien. In unserem Fall sind das<br />
schlechte Gewohnheiten, fehlende Disziplin<br />
oder zuwenig Durchhaltevermögen. Dazu<br />
lernen wir Techniken und Tools, legen<br />
uns To-do-Listen und Pläne zurecht und<br />
bekämpfen aufkeimende Inspiration mit<br />
fragwürdigen Regeln.<br />
Der innere Konflikt<br />
Jetzt ist natürlich nichts gegen einen<br />
kursgeschnittenen, feinen Rasen<br />
einzuwenden. Auf einem Golfplatz<br />
macht das zweifellos Sinn. Aber auf der<br />
Liegewiese, auf der Kinder tollen und<br />
Menschen im Grünen auf einer Decke ihr<br />
Buch lesen wollen?<br />
Beobachten wir Menschen, dann lassen<br />
sich zwei Antriebskräfte erkennen. Auf der<br />
einen Seite treibt uns unser natürliches,<br />
inneres Wachstum, unsere speziellen<br />
Vorlieben und tiefsten Überzeugungen<br />
in eine Richtung. Wenn wir dem folgen,<br />
dann sind wir in unserem Element, wir<br />
können unser ganzes Potenzial entfalten<br />
und sind unser bestes Selbst. Wir sind sehr<br />
produktiv.<br />
Auf der anderen Seite tragen wir<br />
konditionierte und angelernte<br />
Verhaltensweisen und Glaubensmuster<br />
in uns, die wir aus Erziehung, Schule und<br />
Gesellschaft mitbekommen haben.<br />
Solange diese beiden Komponenten<br />
übereinstimmen, läuft alles wunderbar.<br />
Wehe aber, wenn das, was wir tun und<br />
das, was wir glauben tun zu müssen,<br />
konkurrieren. Dann geraten wir in einen<br />
inneren Konflikt. Denn unser Kopf treibt<br />
uns in die eine Richtung und unser Herz in<br />
die entgegengesetzte.<br />
Nur noch das tun, was ich<br />
möchte?<br />
Wenn ich meinen Kunden empfehle, vor<br />
allem ihrer Begeisterung zu folgen, dann<br />
höre ich oft: „Ja, aber ich kann doch nicht<br />
nur das tun, was ich möchte?“<br />
Meine Gegen-Frage ist immer: „Warum<br />
nicht?“ Warum glauben wir, dass wir<br />
nicht das tun können, was wir tun wollen?<br />
Weil zuerst die Arbeit kommt und dann<br />
das Vergnügen? Weil wir uns anstrengen<br />
müssen, um wirklich was zu erreichen?<br />
Weil wir viel Zeit investieren müssen, um<br />
wirklich erfolgreich zu sein? Was gleich so<br />
ziemlich alle Mythen bedient, von denen<br />
wir vorher gesprochen haben.<br />
Viele haben Angst, dass sie nur noch<br />
vor dem Fernseher hocken oder faul in<br />
der Sonne liegen würden, sollten sie es<br />
wagen sich komplett ihrer Leidenschaft<br />
hinzugeben.<br />
Ich kann dir jedoch versichern, dass das nicht<br />
der Fall sein wird. Ja, es kann sein, dass du<br />
weniger tust. Vor allem von jenen Dingen,<br />
zu denen du dich jetzt zwingen musst. Und<br />
ja, es kann sein, dass du anfänglich etwas<br />
orientierungslos herumläufst und nicht<br />
weißt, was du tun sollst.<br />
Aber das ist nur eine vorübergehende<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 21 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Phase. Der Grund warum wir anfänglich<br />
ziellos herum irren, ist sehr simpel: Wir<br />
wissen gar nicht mehr, was wir wirklich tun<br />
wollen. Wir sind angefüllt mit „ich soll“ und<br />
„ich muss“, dass das „ich will“ überhaupt<br />
keinen Platz mehr findet.<br />
Wir tragen so sehr das Konzept „Erfolg<br />
muss anstrengend sein“ in uns, dass wir<br />
meinen, überall einen Golfrasen anlegen<br />
zu müssen, obwohl die Blumenwiese viel<br />
sinnvoller und produktiver wäre.<br />
Auf Level 8-10 arbeiten<br />
Wenn wir unserer inneren Stimme, inneren<br />
Antrieb und innerem Drang folgen, dann<br />
erhöhen wir mit einem Schlag unsere<br />
<strong>Produktivität</strong> um ein Vielfaches. Wir sind<br />
nämlich wirklich großartig und produktiv,<br />
wenn wir auf einem hohem Inspirationslevel<br />
arbeiten.<br />
Solltest du gerade nicht wissen, was du tun<br />
möchtest oder ob du die vor dir liegende<br />
Aufgabe wirklich willst, dann beantworte<br />
folgende Frage: Auf einer Skala von 1-10,<br />
wie sehr möchtest du das jetzt tun?<br />
10 bedeutet: Ja, ich kann es gar nicht<br />
erwarten, endlich zu starten.<br />
1 bedeutet: Bleib mir bloß weg damit.<br />
Nimm kein „na ja, aber ich sollte … „ in deine<br />
Bewertung auf, sondern die erste Zahl, die<br />
dir in den Sinn kommt, zählt.<br />
Sollte deine Ziffer zwischen 1 und 4<br />
liegen, dann lege die Arbeit gleich wieder<br />
zur Seite! Es macht keinen Sinn sich jetzt<br />
damit zu beschäftigen. Du bist mit den<br />
Gedanken woanders, dir fehlen vielleicht<br />
noch Informationen oder aber du siehst<br />
den Sinn darin nicht. Auf diesem Level zu<br />
arbeiten ist mühsam, anstrengend und du<br />
erbringst definitiv keine gute Leistung.<br />
Auf einem Level von 5-7 sind wir - na ja,<br />
ganz ok. Wir erledigen die Arbeit, weil sie<br />
halt getan gehört.<br />
Befindest du dich jedoch auf einem Level<br />
zwischen 8 und 10, dann leg einfach los.<br />
Auf dieser Stufe hauen wir Dinge mit<br />
Leichtigkeit raus, wir brauchen keine<br />
Techniken, keine Tools. Es fließt einfach.<br />
Wir sind im Flow.<br />
In der Studie des Forschers Marcus<br />
Buckingham über Menschen, die über<br />
einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren<br />
einen konstanten positiven Beitrag für<br />
ihre Bereiche geleistet hatten, stellte der<br />
Unternehmensberater und Bestseller-Autor<br />
fest, dass das einzige gemeinsame Element<br />
für den dauerhaften persönlichen Erfolg<br />
diese war: Sie haben herausgefunden, was<br />
sie nicht gern tun, und haben aufgehört, es<br />
zu tun.<br />
Warum ist die 10 so wichtig? Weil wir<br />
als UnternehmerInnen hinter unserem<br />
Business, unseren Produkten und uns selbst<br />
zu 100 % stehen müssen. Es wird viel über<br />
Authentizität gesprochen. Authentisch<br />
kann ich nur sein, wenn ich von dem, was<br />
ich tue, voll und ganz überzeugt bin. Sobald<br />
ich ein unangenehmes Gefühl dabei habe,<br />
transportiere ich diese Schwingungen in<br />
die Außenwelt. Ich verhalte mich unsicher,<br />
befinde mich unter Druck und schwanke in<br />
meinen Entscheidungen.<br />
Zu erkennen, was du nicht tun möchtest<br />
(auch wenn irgendjemand meint, es wäre<br />
eine so großartige Idee) und dieses weglässt,<br />
mag im ersten Schritt Verwirrung und Leere<br />
erzeugen. Aber nur kurz. Denn während du<br />
Dinge, die du nicht tun möchtest, weglässt,<br />
hast du sehr viel Zeit herauszufinden, was<br />
du eigentlich tun möchtest.<br />
Deine <strong>Produktivität</strong> steigerst du nicht,<br />
wenn du nach Wegen suchst, wie du dich<br />
zu unliebsamen Dingen (Level 1-4) zwingst.<br />
Du steigerst sie, in dem du das findest,<br />
wofür du brennst. Wenn du jene Pflanzen<br />
findest, die in dir wachsen und gedeihen<br />
wollen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 22 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Lust und Laune<br />
Jesta Phoenix schrieb in einem ihrer Facebook-Posts: „Was wäre wenn,<br />
deine Lust und Laune eigentlich viel schlauer wären als deine To-do-Listen<br />
und Pläne?“<br />
Und weiter:<br />
„Lust und Laune ist einfach mal näher dran an der Realität, am Hier und<br />
Jetzt...<br />
Lust und Laune bringt nicht nur Fokus und Motivation Freihaus mit, sondern<br />
stellt auch sicher, dass du mit dir arbeitest statt gegen dich und macht somit<br />
deine beste Arbeit möglich.<br />
Lust und Laune geht davon aus, dass du deine Arbeit machen willst,<br />
wenn auch nicht so, wie es auf dem Plan von irgendeinem Gestern steht.<br />
Lust und Laune muss nicht extra Energie darauf verschwenden sich mit<br />
Schweinehunden auseinanderzusetzen, die vielleicht doch auch deine<br />
Wachhunde sind.<br />
Lust und Laune lässt dich frisch und authentisch in Kommunikation treten.“<br />
Was Jesta in ihrem Post als Lust und Laune beschreibt, ist das scheinbare<br />
Unkraut in unserem Garten. Es darf gedeihen, es darf blühen, es darf an<br />
Stellen herauskommen, an denen wir es nicht vorgesehen haben. Bereits<br />
nach kurzer Zeit entpuppen sich diese unerwünschten Pflanzen meist als<br />
duftende Blumen, heilende Kräuter oder nährende Bäume. Wir müssen es<br />
nur zulassen.<br />
Jesta Phoenix ist Slow Business Coach und<br />
arbeitet vor allem mit pragmatischen Visionären,<br />
die viel erschaffen möchten und das auf eine<br />
Art, die ebenso nachhaltig ist, wie der Sinn ihrer<br />
Arbeit.<br />
Mehr über Jesta und ihre Arbeit findest du unter:<br />
https://phoenix-business-coaching.de<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 23 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Wenn wir verstehen,<br />
wie unser Verstand<br />
arbeitet,<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 24 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
dann verstehen wir<br />
die ganze Welt.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 25 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
AM ANFANG<br />
STEHT DIE<br />
ABSICHT<br />
Nur wer herumschweift,<br />
findet neue Wege.<br />
(Norwegisches Sprichwort)<br />
Als J.K. Rowling ihren ersten Harry<br />
Potter publizieren wollte, wurde<br />
sie von mehreren Verlagshäusern<br />
abgewiesen. Steve Jobs arbeitet<br />
viele Jahre an der Idee zum Smart-Phone<br />
und erntete in der Branche sehr viel Zweifel<br />
und Skepsis. Frederick Wallace Smith war<br />
ein mittelmäßiger Student und bekam<br />
ziemlichen Ärger mit seinem Professor, als<br />
er ihm seine Idee vorlegte. Er hatte einen<br />
Kurierdienst konzipiert, das Pakete über<br />
Nacht in den USA auslieferte. Sein Professor<br />
soll sein Konzept mit den Worten „Die Idee<br />
ist zwar ganz nett, aber nicht umsetzbar“<br />
abgewiesen haben. Fünf Jahre später<br />
gründete Smith das Unternehmen FedEx,<br />
welches heute über 200.000 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Bei all diesen Menschen ging es nicht<br />
ums Geld, nicht um Anerkennung oder<br />
Sicherheit. Es ging auch nicht darum, einen<br />
Plan zu verfolgen.<br />
Sie brannten für ihr Thema und ließen sich<br />
von Widrigkeiten nicht abhalten. Sie hatten<br />
eine ganz klare Absicht. J.K. Rowling wollte<br />
für ihre Kinder eine spannende Gute-Nach-<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 26 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Geschichte schreiben. Steve Jobs wollte,<br />
dass jeder über das Telefon Zugang zum<br />
Internet bekommt, Frederick Wallace Smith<br />
wollte, dass Menschen schon am nächsten<br />
Tag ihre Pakete erhalten.<br />
Keiner von ihnen folgte einem Plan,<br />
sondern sie WOLLTEN etwas. Sie ließen ihr<br />
„Unkraut“ wuchern und schnitten es nicht<br />
zurück, nur weil irgendjemand lieber einen<br />
Golfrasen wollte.<br />
Diese innere Begeisterung für eine Sache<br />
lässt uns in der Früh zeitig aufstehen<br />
und den ganzen Tag daran arbeiten. Wir<br />
brauchen keinen Plan, der uns sagt, was<br />
wir zu tun haben. Wenn wir einen Plan<br />
bräuchten, dann eher einen, der uns davon<br />
abhält, Tag und Nacht zu arbeiten. So<br />
fasziniert und gefangen sind wir in unserer<br />
Arbeit.<br />
Vorhaben können scheitern, Pläne nicht<br />
aufgehen und das Leben kann immer<br />
wieder dazwischen funken. Wichtig aber<br />
ist, dass wir aus einer inneren Überzeugung<br />
und Entschlossenheit handeln.<br />
Deine innere<br />
Entschlossenheit ist<br />
entscheidend.<br />
In dem Moment, in dem du dich für etwas<br />
entschieden hast, ist plötzlich alles klar.<br />
Du spürst tief in dir drinnen, dass du es<br />
schaffen wirst. Du weißt zwar vielleicht<br />
nicht wie und wann und wunderst dich<br />
selbst darüber, woher deine Überzeugung<br />
kommt. Aber aus welchen Gründen auch<br />
immer: Du weißt!<br />
So fühlt sich innere Entschlossenheit an. Es<br />
ist ein tiefes Wissen. Starten wir eine Sache<br />
von diesem Ausgangspunkt, dann ist uns<br />
kein Weg zu schwierig und auch keine Zeit<br />
zu lang. Wir gehen einfach vorwärts und<br />
erledigen, was auch immer zu erledigen ist.<br />
Nur meistens beginnen wir unsere Reise<br />
nicht dort. Sondern wir beginnen zaghaft,<br />
sind nicht überzeugt und tun, weil wir ja<br />
irgendwas tun müssen.<br />
Ein sehr gutes Anzeichen, um<br />
herauszufinden, wie sehr du von etwas<br />
überzeugt bist, ist die Tatsache wie viel<br />
du darüber redest. Je mehr Gründe du<br />
findest, umso wahrscheinlicher ist, dass<br />
du nicht wirklich von deinem Unterfangen<br />
überzeugt bist. Warum? Du weißt es<br />
selbst, du kennst den Unterschied: Wenn<br />
du wirklich überzeugt bist, wenn du etwas<br />
wirklich möchtest, dann benötigst du<br />
keinen Grund. Dann brauchst du nicht viel<br />
darüber reden. Dann tust du tust einfach.<br />
Es ist doch meistens so: Sobald wir uns<br />
für etwas entschieden haben, dann ist die<br />
Sache schon erledigt. Es mag 6 Monate<br />
dauern oder 6 Stunden, aber das Ding läuft.<br />
Und interessanterweise passieren dann<br />
auch ganz viele „Zufälle“. Jedes Hindernis,<br />
das auftaucht, verschwindet oft wie von<br />
Zauberhand wieder. Erscheint doch eine<br />
Hürde, dann überspringen wir sie einfach.<br />
Wir denken nicht darüber nach, sondern<br />
gehen einfach weiter.<br />
Wir glauben, es ist so schwer<br />
herauszufinden, was wir wirklich gerne tun<br />
wollen. Aber eigentlich ist es ganz einfach.<br />
Wir schauen nur nicht hin.<br />
Wir überschütten uns nur selbst mit<br />
tausend Dingen, von denen wir glauben,<br />
dass wir sie tun sollten oder müssten, dass<br />
wir gar nicht erkennen können, was wir<br />
wirklich gerne tun wollen.<br />
Wenn wir aber alles sollen und müssen<br />
weglassen, dann ist so offensichtlich, was<br />
zu tun ist. Und es ist definitiv nicht, den<br />
ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen.<br />
Sondern es ist die Buchhaltung genauso wie<br />
ein Telefonanruf. Es ist ein Kundengespräch<br />
genauso wie eine Marketing-Aktivität.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 27 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Es ist einfach das, was jetzt gerade wichtig<br />
und notwendig ist und nicht das, was<br />
irgendwo auf einer To-do-Liste steht. Jede<br />
Idee, jede Aktivität hat seine Zeit. Die Frage<br />
ist nur, ob du die richtige Zeit erkennst.<br />
Dein innerer Kompass<br />
Es gibt nicht den einen Weg, wie du für dich<br />
herausfinden kannst, was wirklich wichtig<br />
ist. Jeder hat seine eigene Strategie. Das<br />
Gefühl, das wir dabei haben, ist allerdings<br />
immer verlässlich.<br />
Fühlt es sich gut an, denkst du wenig darüber<br />
nach, bist du auf dem richtigen Weg. Je<br />
mehr du darüber redest, nach Erklärungen<br />
und Gründen suchst, umso mehr ist es ein<br />
Anzeichen, dass du nicht wirklich davon<br />
überzeugt bist. Frage dich: Willst du es<br />
wirklich gerne tun und beobachte deine<br />
Reaktion.<br />
Suchst du nach Gründe und Erklärungen.<br />
Dann ist wohl (noch) ein soll oder muss<br />
versteckt und du wirst dich immer wieder<br />
dabei ertappen, dass du aufschiebst.<br />
Sagst du klar und deutlich: Ja. Dann mach<br />
es!<br />
Wenn wir ehrlich mit uns sind, wissen<br />
wir ganz genau, wo und wann wir uns<br />
am wohlsten fühlen. Wir wissen ganz<br />
genau, welche Arbeit uns Freude macht<br />
und welche nicht. Nur geben wir diesen<br />
Momenten viel zu wenig Raum. Vielleicht<br />
weil wir glauben, gerade etwas anderes<br />
tun zu müssen. Weil Pflichten rufen und<br />
unser Anspruch an uns selbst immer weiter<br />
zu wachsen scheint. Dabei sind diese<br />
Augenblicke entscheidende Wegweiser zu<br />
unserem authentischen Selbst.<br />
Je tiefer, ehrlicher und aufrichtiger wir<br />
leben, umso weniger brauchen wir einem<br />
anderen Menschen nachahmen. Umso<br />
weniger müssen wir uns um unsere Zukunft<br />
sorgen.<br />
Wie fasziniert sind wir von Menschen,<br />
die ganz in ihrem Tun aufgehen. Der<br />
Vortragende, der sich voll Begeisterung und<br />
Empathie mit seinen Zuhörern verbindet.<br />
Der Verkäufer, der sich um die Sorgen und<br />
Nöten seiner Käufer kümmert. Der Autor,<br />
der seine ganze Leidenschaft in sein Buch<br />
legt. Jene Momente, in dem derjenige sein<br />
volles Potenzial ausschöpft. Gibt es etwas<br />
Authentischeres oder Beeindruckenderes?<br />
Begeisterung und eine innere<br />
Entschlossenheit ist nichts, was wir einmal<br />
erwerben und dann für immer besitzen.<br />
Was uns vor einem Jahr in Jubelstürme<br />
versetzte, schmeckt heute vielleicht wie ein<br />
kalter Kaffee. Viel mehr ist es ein Prozess.<br />
Er entwickelt und passt sich unserem Leben<br />
an.<br />
Wir müssen Respekt und Anerkennung<br />
für dieses innere Guiding-System haben.<br />
Es funktioniert wie ein Kompass, das uns<br />
unseren Norden anzeigt. Darauf können<br />
wir uns ausrichten und uns verlassen.<br />
Übergehen wir allerdings unseren inneren<br />
Leitstrahl und nehmen ihn nicht ernst,<br />
dann kommt es sehr leicht vor, dass wir<br />
straucheln und unzufrieden sind.<br />
Unser System zeigt uns ganz genau, was<br />
jetzt gerade zu tun ist. Aber anstatt darauf<br />
zu hören, bilden wir uns andere Dinge<br />
ein und machen unheimlich viel Lärm in<br />
unserem Kopf. Wenn wir jedoch den Lärm<br />
herunterfahren und auf unser Inneres hören,<br />
dann ist es unmöglich, es zu überhören. Es<br />
sagt uns so klar und verständlich, was der<br />
nächste Schritt ist, das wir ihm nur noch<br />
folgen brauchen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 28 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Dieses ständige Auf und<br />
Ab nennen wir Leben.<br />
Lass alles los, was nicht<br />
hilfreich für dich ist.<br />
Übe dich darin, Dinge so<br />
laufen zu lassen, wie sie<br />
laufen.<br />
Gerate nicht in hellste<br />
Aufregung oder in<br />
tiefste Verzweiflung,<br />
nur weil die Dinge nicht<br />
deinem Terminkalender<br />
oder deinen eigenen<br />
Vorstellungen gehorchen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 29 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Was ist der nächste kleine<br />
Schritt? Habe ich genug<br />
Vertrauen ins Unbekannte?<br />
Überforderung<br />
Verknüpfe ich das Ergebnis<br />
mit meiner Person? Was<br />
würde ein Nicht-Erreichen<br />
über mich aussagen?<br />
Es ist soviel zu<br />
tun!<br />
Unsicherheit,<br />
Ängste<br />
Was, wenn ich das<br />
Ziel nicht erreiche?<br />
Produkt<br />
Ich glaube nicht,<br />
dass das klappt.<br />
Zweifel<br />
Warum bin ich von meinem<br />
Tun nicht überzeugt? Welche<br />
neue Sichtweise brauche ich<br />
auf die Arbeit?<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 30 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Bin ich auf die Sache<br />
konzentriert oder mehr auf<br />
das Ergebnis? Ist es wirklich<br />
das, was ich tun möchte?<br />
Ratlosigkeit<br />
Ich weiß nicht, wie<br />
ich es tun soll.<br />
Ich kann das<br />
nicht!<br />
Selbst-<br />
Zweifel<br />
ktivität<br />
Denke ich zu weit voraus?<br />
Fehlen mir noch Informationen?<br />
Erwarte ich zuviel von<br />
mir? Vergleiche ich mich mit<br />
anderen?<br />
Ich muss/soll das<br />
erledigen!<br />
Druck,<br />
Stress, Dringlichkeit<br />
Warum glaube ich, das wirklich<br />
tun zu müssen? Was kann<br />
ich tun, damit ich mehr Freude<br />
habe? Was will ich wirklich<br />
tun?<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 31 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
SCHRITT FÜR<br />
SCHRITT<br />
Take the first step - no more,<br />
no less - and the next will be<br />
revealed.<br />
(Ken Roberts)<br />
Warum tun wir, was uns nicht<br />
weiterbringt?<br />
Eine Kundin erzählte mir, dass<br />
sie jeden Abend stundenlang<br />
im Bett liegt und darüber nachdenkt, was<br />
sie noch alles zu tun hat. Wen sie anrufen<br />
muss, welche Deadlines sie erfüllen muss,<br />
welche Informationen sie noch sammeln<br />
und was sie auf Facebook posten soll. In<br />
Gedanken geht sie jeden Abend ihre lange<br />
To-do-Liste durch und ist die halbe Nacht<br />
wach. Sie hasst es, aber sie kann damit<br />
nicht aufhören.<br />
Ein Freund machte sich eine Weile jeden<br />
Abend einen Plan für den nächsten Tag,<br />
nur um dann festzustellen, dass seine Soll-<br />
Aufstellung wieder nicht gehalten hat. Eine<br />
Tatsache, die für ärgerlich und frustrierend<br />
war, trotzdem ließ er lange nicht davon ab.<br />
Dann gibt es Menschen, die sich dazu<br />
zwingen, in der Früh jene Aufgabe zu<br />
erledigen, die sie am wenigsten mögen.<br />
Viele mit denen ich spreche, liegt diese<br />
Vorgehensweise zwar schwer im Magen,<br />
sie glauben aber, sie müssten es machen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 32 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Welche Technik wendest du an? Und<br />
welche Nebenerscheinungen hast du<br />
dadurch? Frust, weil dein Plan nicht<br />
aufgeht? Schlaflose Nächte vor einer<br />
Produkteinführung, weil du eine bestimmte<br />
Verkaufszahl erreichen möchtest? Morgens<br />
die „Eat the frog“-Technik, nur damit<br />
unliebsame Arbeiten gleich in der Früh<br />
hinuntergewürgt werden.<br />
Hat eine dieser Techniken und Grübeleien,<br />
die dir das Leben so schwer machen, dich<br />
dorthin gebracht, wo du letztendlich sein<br />
möchtest? Hat es dir überhaupt geholfen?<br />
Ich vermute nein. Denn schlaflose Nächte<br />
bringen uns nicht weiter. Auch keine<br />
Magenschmerzen vor einem Launch, keine<br />
To-do-Liste, die immer länger wird und kein<br />
Plan, der sowieso nicht eingehalten wird.<br />
Diese Dinge frustrieren, sie geben uns das<br />
Gefühl, nicht diszipliniert oder professionell<br />
genug zu sein und bereiten uns viel Stress.<br />
Was aber wäre, wenn du<br />
das nicht mehr machst?<br />
Diese Frage löst zumeist Entsetzen aus.<br />
Denn das Interessante ist, dass wir an<br />
Techniken und Gewohnheiten festhalten,<br />
weil wir glauben, sie würden uns bei<br />
unserer Arbeit unterstützen. Auch wenn<br />
sie eigentlich gar nicht wirken oder noch<br />
schlimmer, uns schaden, halten viele doch<br />
daran fest. Denn irgendwann haben sie<br />
gehört, dass eine To-do-Liste und ein Plan<br />
produktiver machen, dass sie sich mehr<br />
anstrengen müssen, um erfolgreicher zu<br />
sein, dass Arbeit kein Vergnügen ist und<br />
das Leben bestimmt kein Ponyhof.<br />
Das Leben hält sich an<br />
keinen Plan<br />
Es heißt nicht, dass Pläne, To-do-Listen,<br />
Strategien schlecht sind. Überhaupt nicht.<br />
Sie sind sogar manchmal sehr sinnvoll.<br />
Die meiste Zeit aber sollen sie uns gar<br />
nicht bei der Arbeit unterstützen, sondern<br />
uns Sicherheit vortäuschen. Die Sicherheit,<br />
dass wir nichts vergessen. Die Sicherheit<br />
alles im Griff zu haben. Die Sicherheit, die<br />
Zukunft vorherzusagen. Die Sicherheit,<br />
Unvorhergesehenes abzuwenden.<br />
Wie bei meinem Freund, der lange an den<br />
abendlichen Plänen festhielt. Er glaubte,<br />
er könne dadurch den Lauf der Dinge<br />
beeinflussen. Aber Pläne wiegen uns in<br />
einer falschen Sicherheit. Das Leben hält<br />
sich nicht daran. Kunden rufen an, obwohl<br />
das nicht am Plan steht. Eine Arbeit<br />
dauert länger, obwohl weniger Zeit dafür<br />
vorgesehen war. Ein Mitarbeiter wird krank<br />
– ja, das stand schon gar nicht am Plan.<br />
Wir sind so sehr damit beschäftigt,<br />
Unsicherheiten aus dem Weg zu gehen,<br />
dass wir gar nicht mit der eigentlichen<br />
Arbeit beginnen.<br />
Sicherheit ist uns wichtig, sie ist ein<br />
angeborener Reflex. Wir können viel für<br />
unsere Sicherheit tun: Ein Sparguthaben<br />
für magere Zeiten anlegen, ein berufliches<br />
Netzwerk aufbauen, indem wir uns<br />
gegenseitig unterstützen, Freunde zum<br />
Reden einladen. Das alles und noch viel<br />
mehr kann zu unserer Sicherheit beitragen.<br />
Aber letztendlich müssen wir eines<br />
erkennen: Kein Tool, keine Technik, kein<br />
Mensch, kein Plan, keine Regel kann uns<br />
jemals Sicherheit geben. Diese Sicherheit<br />
muss in uns wachsen. Und diese Sicherheit<br />
kommt, wenn wir weniger Angst vor dem<br />
Unbekannten haben.<br />
Planlos heißt ergebnisoffen<br />
Ein Plan hat einen ganz bestimmten Zweck.<br />
Es soll uns nicht nur den Weg zeigen,<br />
es soll uns vor allem ein gewünschtes<br />
Ergebnis bestätigen. Fokussieren wir uns<br />
auf ein ganz bestimmtes Resultat, dann<br />
brauchen wir nur noch die einzelnen<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 33 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Schritte aufschreiben und alles ist gut.<br />
Viele Managementbücher lehren leider<br />
immer noch genau das. Wir brauchen<br />
smarte Ziele, wir müssen uns auf das<br />
Ergebnis konzentrieren, dieses auf einem<br />
Vision-Board festhalten, unsere Wünsche<br />
visualisieren und damit manifestieren.<br />
Und wie bei jeder Technik. Manchmal<br />
funktionieren sie und meistens nicht.<br />
Das Problem mit einem vorgefertigten<br />
Ergebnis ist: Wir können es nicht steuern<br />
und nur zum Teil beeinflussen.<br />
Eine Kundin von mir möchte ein Seminar<br />
abhalten. Da es das erste Mal ist, möchte<br />
sie gerne zumindest fünf TeilnehmerInnen<br />
dafür gewinnen. Seit Wochen dreht sie<br />
sich nun im Kreis, wie sie denn diese fünf<br />
TeilnehmerInnen gewinnen könne. Wen<br />
sie ansprechen müsse, welches Marketing<br />
sie bräuchte, welche Kooperationen sie<br />
benötige. Sie startet aber nicht. Warum<br />
nicht? Weil keines der Gedankenspiele<br />
ihre fünf Besucher garantiert. Sobald<br />
sie einen Weg gefunden hat, tischt ihr<br />
Verstand hundert Gründe auf, warum das<br />
möglicherweise doch der falsche Weg sein<br />
könnte.<br />
Viele Menschen mit denen ich arbeite,<br />
beklagen sich, dass sie zwar tausende<br />
Ideen haben, aber keine oder wenige<br />
davon umsetzen. Meine Vermutung ist<br />
dann immer, dass sie nicht auf die Sache,<br />
sondern auf das Ergebnis fokussiert sind. Ihr<br />
Einsatz soll sich lohnen. Sie wollen mit ihrer<br />
Idee den Durchbruch erlangen, viel Geld<br />
verdienen, in der Branche bekannt werden,<br />
in Zukunft keine lästigen Marketingauftritte<br />
mehr absolvieren müssen und vieles mehr.<br />
Der Blick auf ein bestimmtes Ergebnis mag<br />
uns manchmal anspornen, in vielen Fällen<br />
jedoch hemmt es uns. Da wir vor allem<br />
damit beschäftigt sind, Wege zu finden, wie<br />
wir das gewünschte Ziel erreichen können,<br />
anstatt einfach voller Begeisterung zu<br />
starten.<br />
Ohne Plan in ein Vorhaben zu gehen, scheint<br />
im ersten Moment abwegig und riskant.<br />
Es scheint viel zu viele Unsicherheiten in<br />
sich zu bergen. Tatsächlich aber eröffnet<br />
es neue Wege und Alternativen. Wir sind<br />
nicht starr an ein Ergebnis gebunden,<br />
sondern sind offen für neue Gelegenheiten<br />
und Sichtweisen.<br />
Können wir Mut und Vertrauen aufbringen,<br />
werden wir mit zahlreichen Möglichkeiten<br />
und Chancen belohnt. Wir agieren flexibler<br />
und kreativer auf das, was gerade auf<br />
unserem Horizont erscheint. Je offener<br />
wir für jedes mögliche Resultat sind, umso<br />
leichter fällt es uns, einfach zu starten und<br />
steigern dadurch unsere <strong>Produktivität</strong> mit<br />
einem Schlag ins Unendliche.<br />
Der nächste Schritt wird<br />
sich zeigen<br />
Ken Roberts schreibt in seinem Buch „A rich<br />
man´s secret“, die Geschichte von Victor<br />
Truman, einem ganz normalen Menschen,<br />
der wie viele andere auf der Suche ist. Auf<br />
der Suche, was er tun könnte, was seine<br />
Berufung sei, womit er schnell erfolgreich<br />
werden könnte. Er besucht viele Seminare,<br />
liest und hört viel. Aber jeder seiner<br />
Versuche lässt ihn ärmer zurück. Sowohl<br />
in seiner Hoffnung, seiner Energie und<br />
natürlich auch in seiner Geldbörse.<br />
Eines Tages, diesmal auf der Suche nach<br />
einem Golfball, stößt er auf einen Grabstein<br />
auf dem geschrieben steht: Take the first<br />
step - no more, no less - and the next will be<br />
revealed.<br />
Dieser eine Satz verändert sein ganzes<br />
Leben. Denn ab da machte er genau das:<br />
Den ersten Schritt. Und dieser führte ihn<br />
in ein Leben, das er so bis dato noch nicht<br />
gekannt hatte.<br />
Wir sind sehr gut darin, mit jenen Dingen<br />
umzugehen, die unmittelbar vor uns liegen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 34 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Also - was jetzt zu tun ist.<br />
Wir haben jedoch nur wenig Kapazitäten,<br />
darüber nachzudenken, was morgen,<br />
übermorgen oder nächste Woche unbedingt<br />
zu tun ist. Sehr viel unserer mentalen<br />
Aktivität verschwenden wir jedoch genau<br />
darauf. Wir versuchen herauszufinden,<br />
was wir morgen, in einer Woche, in einem<br />
Monat, sogar in einem Jahr tun sollen.<br />
Wir denken über den übernächsten und<br />
überübernächsten Schritt nach, bevor wir<br />
überhaupt den ersten gegangen sind.<br />
Es spricht nichts dagegen viele Schritte<br />
voraus zu denken. Unser Gehirn kann<br />
das. Essentiell ist jedoch, uns immer in<br />
Erinnerung zu rufen, dass es ein Versuch<br />
unseres Verstandes ist, die Zukunft<br />
vorherzusagen. Diese Prognosen sind aber<br />
immer nur Schätzungen, Vermutungen und<br />
Fantasien und niemals die Wahrheit.<br />
Schritt für Schritt weiterzugehen ist eine<br />
Vorgehensweise, die zu 100 % verlässlich<br />
ist. Sie bringt uns weiter und weiter und<br />
unser Vorhaben wächst von Tag zu Tag.<br />
Allerdings - und das ist unser größtes<br />
Problem - sie ist zu 98 % unvorhersehbar.<br />
Wir wissen nicht, was passieren wird. Wir<br />
wissen nicht wie der morgige Tag aussieht,<br />
welche neuen Gedanken und Ideen wir<br />
produzieren oder aber wie Menschen in<br />
unserer Umgebung reagieren. Wir jedoch<br />
versuchen, alle unsere Vorhaben zu 100 %<br />
vorhersehbar zu machen. Ein Versuch, der<br />
zum Scheitern verurteilt ist.<br />
Jeder Mensch ist bereit jetzt etwas zu tun,<br />
was immer das auch ist. Am produktivsten<br />
sind wir, wenn wir das erledigen, was jetzt<br />
gerade ansteht. Dafür gibt es unendliche<br />
Möglichkeiten. Wir könnten einen Kunden<br />
anrufen, einen Blog schreiben, an einem<br />
Projekt arbeiten. Aber wir könnten auch<br />
spazieren gehen, ein Buch lesen oder tief<br />
durchatmen. Wir haben eine eingebaute<br />
Intelligenz, die uns immer sagt, was jetzt<br />
gerade das Richtige und das Wichtigste ist.<br />
Auf diese Intelligenz können wir uns zu 100<br />
% verlassen und das sollten wir auch tun.<br />
Maya Angelou, eine der bedeutendsten<br />
afroamerikanischen Autorinnen des 20<br />
Jahrhunderts, sagte einmal: „Du kannst<br />
nicht alle Ereignisse kontrollieren. Doch du<br />
kannst entscheiden, dich nicht von ihnen<br />
einschränken zu lassen.“<br />
Wenn wir diese innere Entscheidung<br />
treffen und diesen Weg wählen, dann sind<br />
wir unseren Wünschen und Träumen ein<br />
erhebliches Stück näher gekommen.<br />
Man reist ja nicht um<br />
anzukommen,<br />
sondern um zu reisen.<br />
(Johann Wolfgang von Goethe)<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 35 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Vertrauen ins Unbekannte<br />
Mit meiner langjährigen Kundin Nina und heute lieben Freundin traf ich mich vor einem<br />
Jahr zu einem 3-tägigen Workshop in einem wunderschönen Hotel. Wir arbeiteten die<br />
Ergebnisse der letzten Jahre durch und besprachen die nächsten Schritte. Ganz am Ende<br />
öffnete ich eine leere Flipchart Seite mit der Überschrift: Die nächsten 12 Monate. Sie sollte<br />
alles aufschreiben, was sie im nächsten Jahr erledigen wollte.<br />
Nina dachte eine Weile nach, blickte auf das leere Papier, dachte noch einmal nach und sagt<br />
plötzlich, ganz ruhig und leise: Es komme, was wolle!<br />
Sie hatte etwas geschafft, von dem sie vor ein paar Jahren nicht mal zu träumen wagte:<br />
Sie hatte Vertrauen ins Unbekannte gefasst. Aber noch mehr. Sie hatte Vertrauen in sich<br />
aufgebaut. Vertrauen heißt nicht, dass alles so läuft, wie wir uns das vorstellen. Vertrauen<br />
heißt, dass wir damit umgehen können, was immer auch passiert. Sie wusste mittlerweile,<br />
dass sie mit allem und jedem umgehen wird können, dass sich Wege und Möglichkeiten<br />
auftun, wann immer sie diese braucht.<br />
Auch wenn wir die Fähigkeit haben in die Zukunft zu denken und uns in Tagträumen zu<br />
verlieren, was ganz großartig ist, sind es doch immer nur vage Vermutungen bzw. Fantasien.<br />
Was nicht heißt, dass wir keine Pläne machen sollen, können oder dürfen., Sondern es heißt,<br />
dass wir Pläne nicht zu streng nehmen sollten und zulassen, dass sie sich jederzeit ändern<br />
können. Wir werden von Tag zu Tag klüger und sehen und wissen somit jeden Tag ein kleines<br />
Stück mehr. Die Annahmen, die wir vorige Woche getätigt haben, sind heute möglicherweise<br />
nicht mehr zulässig. Und diese Flexibilität sollten wir uns erhalten und uns auf das freuen,<br />
was das Leben uns zu bieten hat.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 36 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Eingebung<br />
Ich darf mich gerade mit Dokumenten herumschlagen, ist ja<br />
jetzt nicht so meines :-)<br />
Hahaha. Dafür hatte ich am Montag wieder ein super Erlebnis<br />
zum Thema abschalten und warten bis es von selbst kommt.<br />
Habe am Nachmittag an der Überarbeitung der Dokumente<br />
gearbeitet und irgendwie war ein Knopf drinnen, wie die<br />
Dokumente zueinander verweisen…..<br />
Dann war am Abend Lachclub und ich hatte gar keine Lust,<br />
weil wirklich verkopft. :-). Doch gut das ich anleiten musste<br />
:-). Denn was glaubst du, war in der Lachmeditation da?<br />
Hahaha - ja die Lösung, wie die Verknüpfung passt :-).<br />
Auch wenn ich es bei dir schon 100mal gelesen und mit<br />
dir besprochen habe, wenn ich es dann wieder präsentiert<br />
bekomme. Juhu. Und vorher fällt das Loslassen trotzdem so<br />
schwer.<br />
Nina Fuchs ist Apothekerin und<br />
Gründerin des Lachzentrums.<br />
Sie zeigt Menschen, dass Lachen<br />
mehr ist, als nur lustig und<br />
wie es sich auf Wohlbefinden<br />
und Gesundheit von uns allen<br />
auswirkt.<br />
Alle Infos findest du unter:<br />
https://www.nina-fuchs.com/<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 37 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
LOGIK HINTER<br />
MENTALE FREIHEIT<br />
INNERE<br />
ENTSCHLOSSENHEIT<br />
SCHRITT FÜR SCHRITT<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 38 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
PRODUKTIVITÄT<br />
Mentale Freiheit ist ein wesentlicher Faktor<br />
für <strong>Produktivität</strong>. So wie sich eine Gipshand<br />
bei der Arbeit auf dem Feld oder bei<br />
Maschinen negativ auswirkt, so verhindern<br />
zu viele Gedanken effektives arbeiten.<br />
Den Kopf frei bekommen ist daher ein<br />
Grundprinzip zu Steigerung deiner <strong>Produktivität</strong><br />
Eine klare Absicht und das innere Commitment<br />
sind unumgänglich, um ein Vorhaben erfolgreich<br />
umzusetzen. Mit der inneren Entschlossenheit<br />
kommt automatisch auch die Begeisterung<br />
und die Freude, die notwendig sind, um auch<br />
schwerere Zeiten zu überstehen.<br />
Je höher das Level ist, auf dem wir arbeiten, um<br />
so produktiver und fantastischer sind wir.<br />
Ein Projekt wächst mit jedem Schritt, den<br />
du vorwärts gehst. Der Versuch die Zukunft<br />
vorauszusagen, führt zu Unsicherheit und<br />
innerem Chaos. Tu den ersten Schritt und der<br />
nächste wird sich zeigen, ist ein Garant dafür,<br />
dass du dir deine Wünsche und Träume erfüllst,<br />
ganz gleich, wie groß sie derzeit scheinen mögen.<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 39 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Literatur-Tipps<br />
• Getting Things Done: The Art of Stress-Free Productivity<br />
David Allen und James Fallows<br />
• Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen<br />
Cal Newport und Jordan T. A. Wegberg<br />
• Reinventing Organizations visuell: Ein illustrierter Leitfaden sinnstiftender<br />
Formen der Zusammenarbeit<br />
Frederic Laloux , Etienne Appert, et al.<br />
• Die Welt ohne uns: Reise über eine unbevölkerte Erde<br />
Alan Weisman<br />
• Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist<br />
Hans Rosling , Anna Rosling Rönnlund , et al.<br />
• Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag plötzlich keine Gedanken<br />
mehr im Kopf hatte: Erfahrung einer Erleuchtung<br />
Yolande Duran-Serrano, Laurence Vidal, et al<br />
• A Rich Man‘s Secret: An Amazing Formula for Success: An Amazing Story for<br />
Success<br />
Ken Roberts<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 40 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Preview<br />
Thema der nächsten Ausgabe:<br />
Inside-Out Understanding<br />
Das Spiel des Lebens verstehen<br />
Erscheint als Online-Magazin<br />
am 24. Juni <strong>2019</strong><br />
Kostenfrei abonnieren unter:<br />
https://silviachytil.com/unternehmergeist/<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 41 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
FREIRaum<br />
open your mind<br />
Möchtest du den Kopf frei bekommen und dir<br />
Raum und Zeit für dich und dein Business nehmen?<br />
ist ein 3-Tages-Retreat, in dem wir intensiv an deinem<br />
Business, deiner Strategie, deiner mentalen Freiheit arbeiten.<br />
Und das Ganze in entspannter Umgebung. Wir lassen uns mit<br />
ausgezeichnetem Essen und erfrischender Massagen verwöhnen, genießen<br />
die Natur und währenddessen entsteht Schritt für Schritt ein neue Sichtweise<br />
auf Business, Erfolg und <strong>Produktivität</strong>. Erholt und inspiriert kehrst du an<br />
deinen Arbeitsplatz zurück und kannst das neue Wissen sofort umsetzen.<br />
Arbeit kann sich ganz wunderbar<br />
leicht und erfrischend anfühlen.<br />
Das FREIRaum-Retreat findet in der LaPura Woman´s Health Resort im Kamptal<br />
in Österreich statt. Das Intensiv-Programm beinhaltet 2 Übernachtungen,<br />
Vollpension und Zugang zu allen Spa Einrichtungen. Es ist ein Rückzugsort,<br />
an dem du den Alltag hinter dir lassen kannst und wir uns nur um dich, deine<br />
Visionen, Träume und Ziele kümmern.<br />
Mehr Informationen und die Anmeldung findest du unter:<br />
https://silviachytil.com/freiraum/<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 42 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
The best way to predict the future<br />
is to create it.<br />
Fotos: Alexander Maria Lohmann / la pura women‘s health resort kamptal<br />
<strong>UnternehmerGeist</strong> * 43 * <strong>02</strong>_<strong>2019</strong>
Impressum:<br />
Silvia Chytil, M.Sc., Wien, Austria<br />
Firmenbuchnummer: FB: 421546x<br />
Firmenbuchgericht: Wien<br />
Aufsichtsbehörde: Wirtschaftskammer Wien<br />
Web: www.silviachytil.com<br />
Mail: sc@silviachytil.com<br />
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