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UnternehmerGeist 04/2019 - Leichtigkeit ist ...

In dieser Ausgabe erhältst du viele Geschichten und Erfahrungsberichte sowohl von mir als auch von anderen Unternehmerinnen, die es geschafft haben, mehr Leichtigkeit und Gelassenheit in ihr Business und ihr Leben zu bringen. Ich hoffe, dass du dir ganz viel für dich herausnehmen kannst und du beim Lesen vielleicht schon die ersten Impulse in Richtung „mehr Leichtigkeit“ erhältst. ... der Maserung deines Holzes zu folgen. ... ganz du selbst zu sein. ... dein Ego aus deinen Plänen zu nehmen. ... und vieles mehr.

In dieser Ausgabe erhältst du viele Geschichten und Erfahrungsberichte sowohl von mir als auch von anderen Unternehmerinnen, die es geschafft haben, mehr Leichtigkeit und Gelassenheit in ihr Business und ihr Leben zu bringen.

Ich hoffe, dass du dir ganz viel für dich herausnehmen kannst und du beim Lesen vielleicht schon die ersten Impulse in Richtung „mehr Leichtigkeit“ erhältst.
... der Maserung deines Holzes zu folgen.
... ganz du selbst zu sein.
... dein Ego aus deinen Plänen zu nehmen.
... und vieles mehr.

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Magazin für Selbstständige<br />

Ausgabe 4/<strong>2019</strong><br />

LEICHTIGKEIT <strong>ist</strong> ...<br />

... der Maserung deines<br />

Holzes zu folgen<br />

... ganz du selbst zu sein<br />

... dein Ego aus deinen Plänen<br />

zu nehmen<br />

... und vieles mehr


INHALT<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> Nummer 4 - <strong>2019</strong><br />

Vielleicht, vielleicht auch nicht. 4<br />

Es <strong>ist</strong> schwer zu wissen, wie ein guter Outcome aussieht 8<br />

Zwei Umstände, die es für mich leicht machten 14<br />

Der Entfaltung Raum geben 18<br />

Folge der Maserung deines Holzes 24<br />

Quakende Gedanken 28<br />

Was <strong>ist</strong> dein USP 32<br />

Tick Tack 36<br />

Das Einhorn-Barbecue 38<br />

Anstrengung <strong>ist</strong> nur Gedanke 44<br />

Literatur-Tipps 48<br />

Vorschau 49


EDITORIAL<br />

Wünschst du dir nicht auch oft, dass Dinge leichter gehen? Ganz gleich, ob im Business<br />

oder generell im Leben. Mein Weg zur <strong>Leichtigkeit</strong> war ein langer. Hinter mir liegen<br />

viele Jahre, in denen sich der Großteil meiner Tätigkeiten, aber auch Beziehungen und<br />

Jobs, anstrengend und mühsam angefühlt haben.<br />

Aber nicht nur mir ging es jahrelang so.<br />

In meiner Tätigkeit als Coach sehe ich die<br />

Schwere, den Stress und Druck tagtäglich<br />

bei meinen Kundinnen und Kunden.<br />

Heute weiß ich, dass das so nicht sein<br />

muss. Ich weiß, dass es leichter geht und<br />

auch leicht gehen darf.<br />

Me<strong>ist</strong>ens sind dafür keine großen<br />

Veränderungen notwendig, sondern ein<br />

paar kleine Schritte und eine etwas andere,<br />

frische Sichtweise auf die Dinge.<br />

Silvia Chytil<br />

Transformative Coach und<br />

Business Mentorin<br />

In dieser Ausgabe erhältst du viele<br />

Geschichten und Erfahrungsberichte<br />

sowohl von mir als auch von anderen<br />

Unternehmerinnen, die es geschafft haben,<br />

mehr <strong>Leichtigkeit</strong> und Gelassenheit in ihr<br />

Business und ihr Leben zu bringen.<br />

Ich hoffe, dass du dir ganz viel für dich herausnehmen kannst und das Lesen der nächsten<br />

Seiten schon deine ersten Schritte in Richtung „mehr <strong>Leichtigkeit</strong>“ sind.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Deine


VIELLEICHT,<br />

VIELLEICHT AUCH NICHT.<br />

„<br />

Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt<br />

haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und<br />

tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.<br />

(Chr<strong>ist</strong>ian Morgenstern)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 4 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Eine liebe Freundin und Kundin von<br />

mir und ich haben einen „Running<br />

Gag“. Wann immer eine von uns eine<br />

Behauptung aufstellt, von der sie<br />

sehr überzeugt <strong>ist</strong>, dann sagt die andere:<br />

„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Da kann<br />

es darum gehen, was jemand anderer oder<br />

wir selbst über uns denken. Oder was in der<br />

Zukunft passieren wird. Oder wie wir eine<br />

bestimmte Situation einschätzen.<br />

Angefangen hat dieses Spiel bei unserem<br />

ersten Retreat. Sehr überzeugt legte sie<br />

mir dar, wie unfair sie von einer ehemaligen<br />

Arbeitskollegin behandelte wurde. Für meine<br />

Kundin war das auch einer der Hauptgründe,<br />

warum sie damals den Job dort kündigte. Sie<br />

fürchtete, ihre Reputation in ihrem über Jahre<br />

aufgebauten Netzwerk zu verlieren.<br />

Ein ähnliches Beispiel erzählte mir vor<br />

Kurzem eine andere Kundin. Sie könne ihrem<br />

Stellvertreter nicht vertrauen, weil er… zu<br />

viele Probleme sieht, zu wenig verkauft, sich<br />

nicht genug einsetzt. Sie war felsenfest davon<br />

überzeugt, dass sie jetzt irgendwie reagieren<br />

müsse. Sonst würde etwas Schlimmes<br />

passieren: Der Umsatz würde einbrechen,<br />

die Kunden davonlaufen, andere Mitarbeiter<br />

angesteckt werden etc.<br />

Ich selbst glaubte in den ersten Jahren<br />

meiner Selbstständigkeit, dass ich eine Niete<br />

im Verkaufen sei. Und da ich das so schlecht<br />

kann, muss ich mich doppelt und dreifach<br />

anstrengen, damit Kundinnen und Kunden<br />

den Weg zu mir finden.<br />

Fähigkeit <strong>ist</strong> es uns überhaupt erst möglich,<br />

Projekte und Vorhaben in die Zukunft hinein<br />

zu planen.<br />

Was wir jedoch übersehen <strong>ist</strong>, dass es sich<br />

um reine Vorstellungen handelt. Sie fußen<br />

auf einer Überzeugung, die wir jetzt gerade<br />

aufstellen.<br />

Eine Kollegin redet schlecht über mich,<br />

das ruiniert meinen Ruf. Ein Mitarbeiter<br />

sieht überall nur Probleme, das wirkt sich<br />

negativ aufs Geschäft aus. Ich bin schlecht im<br />

Verkaufen, ich muss mich mehr anstrengen.<br />

Nun, all diese Überzeugungen, Vorstellungen<br />

und Folgerungen können stimmen.<br />

Vielleicht, vielleicht aber<br />

auch nicht.<br />

Vielleicht ruiniert es den Ruf, vielleicht auch<br />

nicht. Vielleicht wirkt sich das aufs Geschäft<br />

aus, vielleicht auch nicht. Vielleicht muss ich<br />

mich mehr anstrengen, vielleicht auch nicht.<br />

Jetzt denkst du möglicherweise: Ja, aber ich<br />

will ja nicht, dass etwas Negatives geschieht,<br />

also muss ich rechtzeitig reagieren.<br />

Das mag schon stimmen. Das Problem jedoch<br />

<strong>ist</strong>, dass wir allzu schnell dazu übergehen, die<br />

Horror-Geschichten zu glauben, die uns unser<br />

Verstand erzählt. Wir fühlen uns unsicher, wir<br />

wägen uns in Gefahr. Wir glauben, wir müssten<br />

sofort handeln, um das bevorstehende<br />

Unglück abzuwenden.<br />

Der Geschichtenerzähler<br />

Unser Verstand liebt Geschichten. Für ihn <strong>ist</strong><br />

es die beste Möglichkeit, ein Geschehen auf<br />

Kons<strong>ist</strong>enz zu prüfen. Und er gibt Prognosen<br />

für die Zukunft ab. Was gut <strong>ist</strong>, denn mit dieser<br />

Was aber, wenn die Geschichte nicht stimmt,<br />

die wir uns erzählen. Wenn der Ruf nicht<br />

ruiniert wird, nur weil jemand an uns etwas<br />

auszusetzen hat. Wenn es dem Geschäft nicht<br />

schadet, nur weil der Mitarbeiter sich gerne in<br />

Problemen wälzt. Und ich mich gar nicht mehr<br />

anstrengen muss, damit ich mehr verkaufe.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 5 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Unser Verstand kann sehr überzeugend sein,<br />

wenn es darum geht, uns vor möglichem<br />

Schaden zu bewahren. Was sinnvoll <strong>ist</strong>, denn<br />

diese eingebaute Alarmanlage <strong>ist</strong> wichtig<br />

und notwendig und kann uns tatsächlich vor<br />

Gefahren warnen.<br />

Allerdings <strong>ist</strong> unser Verstand keine Wahrsage-<br />

Maschine, sondern eine Vorstellungs-<br />

Maschine. Er stellt sich Dinge vor, die in<br />

der Zukunft passieren könnten. Er stellt<br />

Prognosen auf, wie etwas ausgehen könnte.<br />

ABER: Es <strong>ist</strong> NIEMALS die Wahrheit.<br />

Wir können nicht in die Zukunft schauen. Wir<br />

wissen nicht, was passieren wird. Wir haben<br />

einfach keine Ahnung.<br />

Vielleicht, wenn ich mich sehr anstrenge,<br />

verkaufe ich 100 Kurse, die ich anbiete.<br />

Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht<br />

bekommt mein Ruf ein paar Dellen,<br />

wenn jemand schlecht über mich spricht.<br />

Vielleicht auch nicht.<br />

Um wie viel einfacher wäre das Leben, wenn<br />

wir unseren Verstand genau als das erkennen,<br />

was er <strong>ist</strong>: ein Geschichtenerzähler.<br />

Dass eine Geschichte, die er uns präsentiert,<br />

eine von einer Million Möglichkeiten <strong>ist</strong>.<br />

Dass der Verstand nur versucht, die Zukunft<br />

vorherzusagen. Abgeleitet aus Erfahrungen<br />

aus der Vergangenheit, reimt sich der<br />

Verstand eine Geschichte zusammen, was<br />

möglicherweise passieren könnte.<br />

ABER: Es könnte auch ganz anders kommen.<br />

Offen für Alternativen sein<br />

Versuchen wir ein Gedanken-Experiment und<br />

denken unterschiedliche Wege durch:<br />

1. Was passiert, wenn ich die Geschichte<br />

meines Verstandes glaube, dass ich a) nicht<br />

verkaufen kann und b) mich mehr anstrengen<br />

muss, um etwas zu verkaufen.<br />

Jede Verkaufs-Aktion wird zur Qual. Vor einem<br />

Erstgespräch überlege ich mir stundenlang,<br />

was ich sagen muss, damit ich gut verkaufe.<br />

Beim Gespräch selbst beobachte ich mich<br />

ständig, ob ich es denn eh gut mache. Nach<br />

dem Gespräch falle ich in ein tiefes Loch, denn<br />

oft genug fühle ich mich bestätigt, weil nicht<br />

gekauft wird. Wieder eine Bestätigung, dass<br />

ich es nicht kann.<br />

Also muss ich mich noch mehr anstrengen. Ich<br />

gebe Tausende Euro für alle möglichen Kurse<br />

und Trainings aus, damit ich endlich besser<br />

werde. Zume<strong>ist</strong> ändert das aber wenig an<br />

meinen Verkaufszahlen, was natürlich mein<br />

Glaube, dass ich eine Niete bin, noch mehr<br />

verstärkt.<br />

2. Was passiert jedoch, wenn ich dieser<br />

Geschichte, ich sei schlecht im Verkauf und<br />

ich müsse mich mehr anstrengen, keinen<br />

Glauben schenke? Oder es als nur eine von<br />

vielen Möglichkeiten ansehe?<br />

Mein Blick weitet sich plötzlich. Ich sehe<br />

Möglichkeiten, wo davor keine waren.<br />

Eine Möglichkeit wäre, dass ich schlecht im<br />

Verkauf bin, nicht weil ich eine Niete bin,<br />

sondern weil ich es in meiner Vergangenheit<br />

nicht gelernt habe. So wie Geige spielen.<br />

Auch das habe ich in der Vergangenheit nicht<br />

gelernt, würde aber auch nie auf die Idee<br />

kommen, dass ich es sofort können müsse,<br />

sobald man mir eine Geige in die Hand drückt.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 6 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Beim Verkaufen denken wir aber oft, es läge an uns und nicht an der fehlenden Erfahrung.<br />

Eine andere wäre, dass ich den Begriff „Verkaufen“ viel zu negativ belegt habe. Dass ich es in<br />

Gedanken mit Phrasen wie „über den Tisch ziehen“, „manipulieren“, „dem anderen Geld aus der<br />

Tasche ziehen“ etc. gleichsetze. Kein Wunder also, dass ich darin schlecht bin oder mich unwohl<br />

fühle, denn ich will weder manipulieren noch jemandem Geld aus der Tasche ziehen.<br />

Eine dritte Möglichkeit wäre, dass ich eigentlich sehr gut verkaufen kann. Und ich mir damit keine<br />

Sorgen mehr über mich und meine Verkaufskunst machen muss, sondern mich voll und ganz auf<br />

mein Gegenüber und deren Bedürfnisse konzentrieren kann.<br />

Das sind jetzt nur drei Möglichkeiten, wie ich über eine Sache denken kann. Wir haben eine<br />

eingebaute Gedanken-Fabrik, die in einem fort neue und frische Gedanken hervorbringen kann.<br />

Wir müssen sie nur tun lassen.<br />

Sobald wir nämlich eine Geschichte anzweifeln, die uns unser Verstand erzählt (Ist denn das<br />

wirklich wahr und <strong>ist</strong> das die einzige Möglichkeit?) macht sich unser System auf die Suche nach<br />

Alternativen. Aha, das <strong>ist</strong> also noch nicht die Wahrheit, was könnte es denn sonst noch sein?<br />

Vielleicht redet ja niemand schlecht über mich. Vielleicht schadet es gar nicht meinem Ruf.<br />

Vielleicht handelt es sich um eine konstruktive Kritik. Vielleicht suche ich nur nach einem Grund,<br />

aus dem Unternehmen auszuscheiden. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.<br />

Und auch, wenn unser Verstand dann fündig geworden <strong>ist</strong> und wir glauben, ja, so <strong>ist</strong> es jetzt richtig,<br />

ja dann … <strong>ist</strong> auch das wieder nur eine Geschichte. Die vielleicht stimmt. Vielleicht aber auch nicht.<br />

Text: Silvia Chytil<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... offen für viele Möglichkeiten zu sein.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 7 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


ES IST SCHWER ZU<br />

WISSEN, WIE EIN GUTER<br />

OUTCOME AUSSIEHT<br />

„<br />

Man <strong>ist</strong> me<strong>ist</strong>ens nur durch Nachdenken unglücklich.<br />

(Joseph Joubert)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 8 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Wie können wir in unserem<br />

Business wissen, wie ein<br />

guter Outcome bzw. ein gutes<br />

Resultat aussieht?<br />

ein, um in den Krieg zu ziehen. Wegen seiner<br />

Verletzung bleibt der Bauerssohn davon<br />

verschont. Der Nachbar deklariert: „Was für<br />

ein Segen, dass Ihr Sohn außer Gefahr <strong>ist</strong>!“<br />

Mit dieser Frage setzt sich eine zweitausend<br />

Jahre alte Zen-Geschichte auseinander. Es<br />

geht um einen Bauern und sein Pferd.<br />

Eines Tages rennt das Pferd des Bauers weg.<br />

Der Nachbar des Bauern erfährt von dem<br />

unglücklichen Vorfall und kommt vorbei, um<br />

sein Mitgefühl auszusprechen: „Es tut mir<br />

sehr leid wegen Ihrem Pferd.“<br />

Der Bauer wiederholt: „Wer weiß, was gut<br />

oder schlecht <strong>ist</strong>.“<br />

Diese Fabel geht noch sehr lange so weiter,<br />

während dem Bauern immer neue Ereignisse<br />

geschehen. Doch seine Antwort bleibt immer<br />

dieselbe.<br />

Und die Moral von der Geschichte …<br />

Der Bauer antwortet: „Wer weiß, ob das gut<br />

oder schlecht <strong>ist</strong>.“<br />

Es <strong>ist</strong> schwer zu wissen, wie ein guter Outcome<br />

aussieht.<br />

Diese Aussage verwirrt den Nachbarn. Denn<br />

das Pferd <strong>ist</strong> das Wertvollste, was der Bauer<br />

besitzt, und ohne Pferd kann er seinen Acker<br />

nicht mehr bearbeiten.<br />

Am nächsten Tag kommt das Pferd von alleine<br />

zurück. Mit ihm sind sieben wilde Pferde, die<br />

freiwillig in den Viehhof galoppieren. Der<br />

Nachbar kriegt Wind davon und kommt vorbei,<br />

um seiner Erleichterung und Freude Ausdruck<br />

zu verleihen: „Herzlichen Glückwunsch zu<br />

Ihrem großen Glück!“<br />

Der Bauer antwortet: „Wer weiß, ob das gut<br />

oder schlecht <strong>ist</strong>.“<br />

Am nächsten Tag zähmt der Bauerssohn eines<br />

der wilden Pferde, wird vom Pferd geworfen<br />

und bricht sich das Bein. Der Nachbar bringt<br />

Essen vorbei und sagt: „Das mit ihrem Sohn <strong>ist</strong><br />

sehr bedauerlich.“<br />

Denn Ergebnisse / Ausgänge sind immer<br />

fließend. Zum einen, weil die Geschichte<br />

stets weiter geht. Und zum anderen, weil<br />

wir die selben Ergebnisse zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten in neuen Kontexten und<br />

Zusammenhängen anders bewerten.<br />

Hier eine persönliche Geschichte aus der<br />

modernen Zeit von mir …<br />

Gegen Ende meines Mathestudiums<br />

mit Schwerpunkt Pädagogik, lernte ich<br />

meinen heutigen Mann, der Deutscher <strong>ist</strong>,<br />

kennen. Als ich meinen Abschluss aus den<br />

USA in den Händen hielt und zu ihm nach<br />

Deutschland zog, habe ich erfahren, dass<br />

meine Ausbildung hier nicht anerkannt wird.<br />

Ich konnte also nicht als Lehrerin arbeiten.<br />

Ich war am Boden zerstört: „Wieso passiert<br />

mir das? Mein Studium scheint völlig umsonst<br />

gewesen zu sein!“<br />

Der Bauer antwortet: „Wer weiß, was gut<br />

oder schlecht <strong>ist</strong>.“<br />

Am nächsten Tag reitet eine Armee-Truppe<br />

durch das Dorf und zieht arbeitsfähige Männer<br />

Um in Deutschland bleiben zu können,<br />

musste ich einen Firmensponsor finden. Der<br />

Onkel meines Mannes bot mir an, die Online-<br />

Abteilung in seiner PR- und Marketing-<br />

Agentur mit aufzubauen. Weil ich diverse<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 9 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Programmiersprachen während meines Studiums gelernt hatte, konnte ich<br />

relativ schnell erfassen, wie man Internetseiten programmiert. Ich dachte:<br />

„Cool und Gott sei Dank, mein Studium war doch nicht umsonst!“<br />

Später, nach fast fünfzehn Jahren in diversen Online-Agenturen, war ich<br />

komplett ausgelaugt und fühlte mich unglücklich. Die Frage, die ich mir<br />

gestellt hatte, war: „Warum bin ich in die Online-Welt eingestiegen? Das<br />

Einzige, was ich davon habe <strong>ist</strong> Le<strong>ist</strong>ungsdruck und viele Überstunden.“<br />

Nun arbeite ich seit über 10 Jahren erfüllt als Business-Mentorin und<br />

Marketing-Coach für Experten und Solopreneure. Dabei setze ich fast<br />

täglich auf meine umfangreiche Marketing-Erfahrung. Diese kommt mir<br />

und meinen Kunden vielfach zugute. Ich sagte zu mir selbst: „Siehst du,<br />

Shailia! Du b<strong>ist</strong> doch eine Lehrerin, nur auf eine andere Art und Weise.“<br />

Doch dieses Jahr merkte ich, dass etwas Neues aus mir heraus will. Mit<br />

meiner Neupositionierung fange ich fast wieder von vorne an. Ich sagte<br />

wieder zu mir selbst: „Oje, Shailia! Jetzt läuft alles so perfekt in deinem<br />

Geschäft, warum musst du nun etwas ändern? Ob das gut ausgeht?!?“<br />

Es <strong>ist</strong> schwer zu wissen, wie ein guter Outcome aussieht.<br />

Denn, hier <strong>ist</strong> das Ding …<br />

In jedem Moment gibt es nur das, was gerade <strong>ist</strong>.<br />

Wir verleihen dann dem „WAS IST“ eine Bedeutung – gut oder<br />

schlecht – immer wieder. Der aktuelle Zustand, also das „WAS IST“,<br />

<strong>ist</strong> jedoch bewertungsneutral und unpersönlich. Aber weil wir eben<br />

bedeutungsgebende Kreaturen sind, weisen wir allen Ereignissen oder<br />

Ergebnissen eine Bedeutung zu und freuen uns darüber oder leiden<br />

darunter.<br />

Wir können im Voraus nie wissen, ob ein aktuelles Ergebnis (im Leben<br />

oder im Business) gut oder schlecht <strong>ist</strong>. Und wenn die Ergebnis-Bewertung<br />

sowieso immer wieder neu ansteht, warum legen wir dann so viel Wert<br />

auf „gute Ergebnisse“ und setzen uns so stark unter Druck, um „gute<br />

Ergebnisse“ zu erreichen?<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 10 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Ein „gutes Ergebnis“ <strong>ist</strong> nur ein flüchtiger Gedanke. Zum Beispiel, ein<br />

„gutes“ Geschäftsjahr …<br />

Ein finanziell erfolgloses Geschäftsjahr wird in einem ersten Augenblick<br />

als reinste Katastrophe bewertet. In einem späteren Augenblick sagen wir:<br />

„War das gut, dass ich in der Zeit kaum Kunden hatte! So konnte ich eine<br />

Weile verschnaufen, von einer Lektion in Demut profitieren oder endlich<br />

mein Bestsellerbuch schreiben.“<br />

Was für eine knifflige Sache, oder?<br />

Eigentlich gar nicht, denn …<br />

In jedem Moment gibt es nur das, was gerade <strong>ist</strong>.<br />

Nimm dir einen Moment Zeit und lasse diesen Satz auf dich wirken.<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> … nicht zu viel über Outcomes nachzudenken.<br />

Und stattdessen eine neue Haltung einzunehmen …<br />

Stell dir das Ergebnis vor, das du gerne hättest. Werde dir gewahr, dass<br />

dieser Wunsch oder dieses Ziel lediglich ein neon-farbiger Pfeil <strong>ist</strong>, der in<br />

deine Spielrichtung und zu deinem nächsten Schritt zeigt. Dann lasse den<br />

gewünschten Outcome wieder los und bewege dich einfach.<br />

Mehr <strong>ist</strong> nicht erforderlich … denn wir können sowieso schwer wissen, wie<br />

ein guter Outcome aussieht.<br />

Das entlastet mich. Dich auch?<br />

Text: Shailia Stephens<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... nicht zu viel über Outcomes nachzudenken.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 11 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 12 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Nur das Leichtere trägt auf leichten<br />

Schultern der Schönge<strong>ist</strong>,<br />

aber der schöne Ge<strong>ist</strong> trägt das<br />

Gewichtige leicht.<br />

(Friedrich Schiller)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 13 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


ZWEI UMSTÄNDE,<br />

DIE ES FÜR MICH<br />

LEICHT MACHTEN<br />

„<br />

Einfachheit <strong>ist</strong> die höchste Stufe der Vollendung.<br />

(Leonardo da Vinci)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 14 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Bei einem unserer letzten Gespräche hat mich Silvia gefragt,<br />

wann es bei mir begonnen hat, dass sich mein Business-<br />

Alltag leicht – oder leichter – angefühlt hat.<br />

Gute Frage, dachte ich mir damals und bin auf Entdeckungsreise<br />

gegangen.<br />

Es <strong>ist</strong> nicht leicht, das genau zu definieren, aber ich denke, es waren<br />

zwei Umstände, die der Grund dafür sind. Einerseits eine Erkenntnis<br />

und andererseits eine Erfahrung, die ich im Laufe der letzten 3 Jahre<br />

machen durfte.<br />

Die Erkenntnis<br />

Als Selbstständige haben wir keine Chance „fertig“ zu sein. Also<br />

zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Denn „fertig“ würde<br />

bedeuten, dass nichts mehr zu tun <strong>ist</strong>. Und das <strong>ist</strong> genauso wie auch<br />

zum Beispiel in Sachen Haushalt, nie der Fall.<br />

Trotzdem jagen viele Selbstständige genau diesem Gespenst<br />

hinterher. Sie haben den Eindruck, nur gut zu sein, wenn sie jeden<br />

Tag mit ihrer Arbeit fertig sind!<br />

Als ich diesen Gedanken damals verfolgt habe, wurde mir klar, dass<br />

ich selbst die Entscheidung treffen muss, wann dieser magische<br />

Zeitpunkt gekommen <strong>ist</strong>. Und ich bin auf ein anderes Konzept<br />

umgeschwenkt, welches ich auf meiner Webseite in dem Artikel „Wie<br />

du endlich mit deinen Aufgaben fertig werden kannst„ beschrieben<br />

habe.<br />

Dieses arbeiten nach Zeitblöcken setzt das Ziel „fertig“ an einen<br />

bestimmten Zeitpunkt oder an eine Zeitdauer und löst es von der<br />

Menge an Arbeit, die zu tun <strong>ist</strong>. Seitdem bin ich jeden Tag „fertig“<br />

und das bringt eine unheimliche <strong>Leichtigkeit</strong> in meinen Alltag!<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 15 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Die Erfahrung<br />

Ich plane für mein Leben gerne. Egal ob es der Redaktionsplan,<br />

die Wochenplanung oder die Projektplanung <strong>ist</strong>. Pläne sind<br />

für mich das Netz und der doppelte Boden, die es mir möglich<br />

machen ins Tun zu kommen und trotzdem so flexibel zu<br />

bleiben, um auch auf alle Eventualitäten reagieren zu können.<br />

Und trotzdem haben sich manche Pläne schwer und<br />

anstrengend angefühlt. Extrem habe ich das so empfunden,<br />

als es um Launch-Pläne für mein größtes Produkt (und damit<br />

auch den Hauptteil meines Umsatzes) ging.<br />

Inzwischen habe ich diesen Launch bereits fünf Mal<br />

durchgeführt und genau daraus <strong>ist</strong> die Erfahrung entstanden,<br />

die <strong>Leichtigkeit</strong> in meinen Business-Alltag bringt.<br />

Denn egal, ob ich durch eine Grippe ausgebremst wurde, alles<br />

genau nach Plan durchgezogen habe oder völlig spontan neue<br />

Dinge ausprobiert hatte – das Ergebnis war jedes Mal anders<br />

und nicht vorauszusehen.<br />

Ich weiß, dass oft empfohlen wird, einen Launch, der<br />

funktioniert hat, genauso wieder durchzuführen – dann wird<br />

angeblich das Ergebnis dasselbe sein.<br />

Meiner Erfahrung nach kannst du diesen Tipp vernachlässigen,<br />

wenn er dich unter Druck setzt. Ich habe genau das<br />

gemacht. Den Launch-Plan 1:1 im Herbst und im Frühjahr<br />

durchgeführt. Und das Ergebnis? Im Herbst war mein Kurs<br />

mit 21 TeilnehmerInnen überbucht, im Frühjahr hatte ich mit<br />

Ach und Krach 9 TeilnehmerInnen gewonnen.<br />

Die Erkenntnis daraus war für mich: Es kommt nicht nur auf<br />

mich an, ob ein Plan funktioniert oder nicht. Viele andere<br />

Einflüsse – die du oft nicht kontrollieren kannst – sind mit<br />

dafür zuständig!<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 16 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Das bedeutet jetzt nicht, dass ich mich zurücklehne<br />

und nichts mehr mache. Bei Weitem nicht.<br />

Aber ich habe mein Ego aus diesen Prozessen<br />

herausgenommen. Ich habe aufgehört, den Erfolg an<br />

einzelnen Zahlen festzumachen. Ich habe das Ziel<br />

von „Wenn ich 20 Teilnehmer habe, dann war der<br />

Launch erfolgreich, ansonsten hab‘ ich versagt.“ auf<br />

„wenn ich die richtigen Teilnehmerinnen anspreche“<br />

geändert. Und damit jeden Druck herausgenommen.<br />

Seitdem fällt es mir leichter, Launch-Pläne zu<br />

machen. Und sie einzuhalten – oder eben auch nicht.<br />

Die Verantwortung für mein Tun liegt natürlich nach<br />

wie vor bei mir. Die Verantwortung für das Ergebnis<br />

allerdings nicht mehr.<br />

Text: Claudia Kauscheder<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... dein Ego aus deinen Plänen<br />

und Zielen zu nehmen.<br />

Claudia Kauscheder <strong>ist</strong> bege<strong>ist</strong>erte Home-Workerin.<br />

In ihrem Programm „Home-sweet-Office 2.0“ zeigt<br />

sie ihren Kundinnen, wie auch diese sich in ihrem<br />

Home-Office optimal und entspannt organisieren.<br />

Web: abenteuerhomeoffice.at/<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 17 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


DER ENTFALTUNG<br />

RAUM GEBEN<br />

„<br />

Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.<br />

(Max Frisch)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 18 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Das erste Mal habe ich vor mehr als<br />

10 Jahren bewusst erlebt, dass<br />

sich ein Projekt von ganz alleine<br />

entfaltet. Damals schrieb ich an<br />

meiner Masterarbeit. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war ich noch keine geübte Schreiberin, eine<br />

wissenschaftliche Arbeit in diesem Umfang<br />

hatte ich zuvor überhaupt noch nie geschrieben<br />

und insofern war ich ziemlich planlos, wie ich<br />

denn dieses Ding wohl angehen sollte.<br />

Nachdem ich die Vorarbeiten erledigt hatte,<br />

von der Recherche bis zu den Interviews und<br />

dem Entwurf eines Inhaltsverzeichnisses,<br />

nahm ich mir zwei Wochen Urlaub, um mich voll<br />

und ganz auf das Schriftstück konzentrieren<br />

zu können.<br />

diese außergewöhnliche Erfahrung ad acta.<br />

Denn ich dachte, dass diese erlebte <strong>Leichtigkeit</strong><br />

nur beim Schreiben möglich wäre oder bei<br />

Dingen, die „nicht so wichtig“ wären. Aber ganz<br />

sicher nicht im Job oder als Unternehmerin.<br />

Denn immerhin geht es dort um „wirkliche“<br />

Le<strong>ist</strong>ung, um Geld, um Professionalität. Da<br />

brauchen wir einen Plan, da müssen wir<br />

wissen, was als Nächstes kommt, da können<br />

wir nicht einfach unsichtbare Kräfte durch uns<br />

fließen lassen.<br />

Vergessen konnte ich diese <strong>Leichtigkeit</strong>, die ich<br />

damals beim Arbeiten spürte, dennoch nicht.<br />

Diese Neugier, diese Unbeschwertheit, diese<br />

Inspiration, die mich tagtäglich begleitete,<br />

blieb fest in meiner Erinnerung verankert.<br />

Was sich dann ereignete, war für mich ein<br />

einzigartiges Erlebnis. Ich wachte in der Früh<br />

mit einer vagen Idee auf, die ich an diesem Tag<br />

schriftlich umsetzen wollte. Und damit setzte<br />

ich mich an den Computer.<br />

Und dann - passierte Magie!<br />

Es war, als ob unsichtbare Kräfte meine<br />

Finger über die Tastatur huschen ließen,<br />

lose Gedanken zu einem neuen Ganzen<br />

verbanden und immer wieder unerwartete<br />

Zusammenhänge aufdeckten.<br />

Jeden Abend war ich aufs Neue überrascht,<br />

was hier aus mir herausfloss. Ich gewann<br />

den Eindruck, als ob es in mir drin etwas gab,<br />

das das große Ganze bereits kannte und mir<br />

Schritt für Schritt, Tag für Tag mehr davon<br />

offenbarte. Jeden Morgen war ich neugierig,<br />

welch überraschende Erkenntnisse ich denn<br />

heute wieder entdecken würde. Und auf diese<br />

magische Weise entfaltete sich die ganze<br />

Arbeit. Leicht, überraschend, inspirierend.<br />

Ich gab die Arbeit zum vereinbarten Termin<br />

ab, bekam eine ausgezeichnete Note und legte<br />

Lange habe ich gebraucht, um zu erkennen,<br />

dass diese Art zu arbeiten nicht nur im<br />

künstlerischen oder im Freizeit-Bereich<br />

möglich <strong>ist</strong>, sondern dass wir jederzeit so tätig<br />

sein können, ganz gleich, was wir gerade tun.<br />

Worauf liegt der Fokus?<br />

Je mehr ich den Blick in diese Richtung<br />

wandte, umso mehr erkannte ich, dass<br />

sich manche Tätigkeiten ganz leicht und<br />

inspirierend anfühlen, andere hingegen<br />

schwer und belastend. Wenn ich es in Zahlen<br />

fasse, dann würde ich sagen, dass sich ungefähr<br />

80 % meiner Tätigkeiten leicht und fließend<br />

anfühlen und 20 % anstrengend. (Natürlich<br />

arbeite ich daran, dass es 100 % werden).<br />

Nur: Was macht den Unterschied aus?<br />

Arbeite ich zum Beispiel am Magazin<br />

„<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong>“ oder am Podcast, dann<br />

habe ich kein Endergebnis im Kopf. Ich mache<br />

mir keine Gedanken darüber, ob ich viele<br />

Leser oder Zuhörer gewinne, ob sich daraus<br />

Aufträge ergeben oder ob ich viele neue<br />

Abonnenten erhalte.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 19 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Nein, ich gebe mich voll und ganz der Sache<br />

und dem Prozess hin. Ich lasse entfalten, was<br />

sich entfalten möchte.<br />

Auch wenn ich mit meinen Kunden<br />

zusammenarbeite, dann verschwende ich<br />

keinen einzigen Gedanken daran, ob ich gut<br />

bin, das Richtige sage oder sehr weise Sätze<br />

von mir gebe.<br />

Nein, eigentlich bin „Ich“ gar nicht wirklich<br />

da. Mein Fokus liegt voll und ganz auf dem<br />

Menschen, mit dem ich arbeite. Ich beobachte<br />

mich dabei, wie ich zuhöre, Fragen stelle, etwas<br />

auf das Flipchart zeichne. Ohne jemals auch<br />

nur im geringsten darüber nachzudenken,<br />

ob ich das gut mache. Es darf durch<br />

mich hindurchfließen.<br />

So auch damals bei meiner Masterarbeit. Ich<br />

schrieb, was mir in dem Moment in den Sinn<br />

kam, ohne Gedanken daran zu verschwenden,<br />

welche Note ich bekommen werde oder<br />

wie sich das alles zu einem großen Ganzen<br />

zusammenfügen wird. Ich ließ es aus mir<br />

herausfließen, voller Vertrauen, dass es<br />

letztendlich gut sein wird.<br />

Das sind meine 80 %.<br />

Leicht, fließend, spielerisch.<br />

Nehme ich nun im Gegenzug die restlichen<br />

20 % genauer unter die Lupe, dann sind dies<br />

Tätigkeiten, in denen für mich vor allem das<br />

Ziel im Vordergrund steht. Zum Beispiel beim<br />

Marketing oder beim Verkaufen. Da hab ich<br />

eine bestimmte Zahl im Kopf, will Umsatz<br />

erzielen, Produkte verkaufen oder Leser<br />

gewinnen.<br />

Oder in mir tauchen Gedanken auf, die sich auf<br />

mich und meine Le<strong>ist</strong>ung beziehen: „Mache<br />

ich das gut?“ Mir passiert das oft vor einem<br />

Video-Dreh. Anstatt mich voll auf das Thema<br />

zu konzentrieren, bin ich immer unsicher, ob<br />

der Hintergrund optisch einladend <strong>ist</strong>, ich eine<br />

gute Figur vor der Kamera mache oder mir eh<br />

genug Text einfällt. Ich konzentriere mich also<br />

weniger auf die Sache oder mein Gegenüber,<br />

sondern der Fokus liegt auf dem Ziel oder<br />

auf mir.<br />

Und beides macht die Arbeit anstrengend<br />

und mühsam.<br />

Weg vom Ergebnis hin<br />

zum Prozess<br />

Werfen wir einen Blick auf „große“ Namen,<br />

dann lässt sich oft erkennen, dass sie<br />

selten ihrem Schaffen nachgegangen sind,<br />

weil sie irgendwas erreichen oder sein<br />

wollten, sondern weil sie von einer inneren<br />

Bege<strong>ist</strong>erung erfasst wurden, die sie Schritt<br />

für Schritt durch den Prozess geleitet hatte.<br />

Viele erfolgreiche KünstlerInnen, aber<br />

auch SportlerInnen und UnternehmerInnen<br />

erzählen, dass ihre Werke weniger von ihnen<br />

geschaffen wurden, sondern vielmehr DURCH<br />

sie entstanden sind. Sie hatten keinen genauen<br />

Plan, sondern nur mal eine vage Vorstellung,<br />

eine Idee, was sie denn in die Welt bringen<br />

wollen. Und dann haben sie sich auf die Reise<br />

gemacht, ließen sich führen und leiten und<br />

ließen die Dinge auf sich zukommen.<br />

Im beruflichen Umfeld klingt das oft esoterisch<br />

oder spirituell. Wir meinen, unsere Zukunft<br />

den Sternen oder dem Schicksal zu übergeben,<br />

anstatt selbst die Zügel fest in der Hand zu<br />

halten. Wir müssen selbst anpacken, selbst<br />

Verantwortung zeigen. Was auch stimmt –<br />

niemand nimmt uns unsere Arbeit ab.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 20 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Es <strong>ist</strong> vielmehr ein unterschiedlicher Zugang: Auf der einen Seite folgen wir<br />

einem ziemlich starren Konzept oder Plan und jagen einem Ziel nach. Wir<br />

wollen etwas erreichen, um etwas zu sein. Was dazu führt, dass wir immer<br />

hinterherhinken. Dem Erfolg, der Zufriedenheit, der <strong>Leichtigkeit</strong>. Und<br />

außerdem sind wir dann oft orientierungslos, wenn es nicht so funktioniert,<br />

wie wir es uns vorstellen.<br />

Auf der anderen Seite geben wir uns dem Fluss des Lebens hin, fokussieren uns<br />

auf jene Dinge, die unmittelbar vor uns liegen, und tun das, was jetzt gerade<br />

offensichtlich <strong>ist</strong>. Wir jagen nicht nach, sondern lassen Dinge zu uns kommen.<br />

Dadurch werden wir flexibler, beweglicher, gelassener und können auf alles<br />

reagieren, was jetzt gerade wichtig <strong>ist</strong>.<br />

Es darf sich entfalten<br />

Vielleicht <strong>ist</strong> es am Anfang sehr ungewöhnlich und verunsichernd,<br />

wenn wir uns plötzlich nicht mehr auf das Ziel konzentrieren,<br />

sondern Dinge auf uns zukommen lassen. Wir haben das Gefühl,<br />

den Halt zu verlieren und planlos durch die Welt zu laufen.<br />

Aber je mehr du dich auf den natürlichen Fluss einlässt, desto mehr wirst<br />

du feststellen, dass du genau die richtigen Dinge zum richtigen Zeitpunkt<br />

erledigst.<br />

Dann hältst du ein Webinar, nicht weil es am Plan steht, sondern weil es dir<br />

Freude bereitet und es dir sinnvoll erscheint.<br />

Du startest eine Werbekampagne, nicht um ein bestimmtes Ziel zu erreichen,<br />

sondern damit du mit anderen Menschen in Kontakt treten und ihnen zeigen<br />

kannst, was du für sie tun kannst.<br />

Du wirst sichtbar, nicht weil du irgendwo gelesen hast, dass du das machen<br />

musst oder sollst, sondern weil du mit Bege<strong>ist</strong>erung und Leidenschaft deine<br />

Botschaft in die Welt bringen willst und weil du etwas zu sagen hast.<br />

Die Dinge dürfen sich entfalten, es darf wachsen und gedeihen, ohne dass du<br />

am Gras ziehst, damit es schneller in die Höhe schießt.<br />

Probiere es aus. Zuerst in kleinen Bereichen, bei Dingen, die dir nicht so<br />

„wichtig“ erscheinen, wo du etwas experimentieren darfst. Lass es auf dich<br />

zukommen, folge deiner inneren Stimme. Mit der Zeit bekommst du mehr<br />

Übung und mehr Vertrauen und lasst dich mehr und mehr in den Prozess fallen,<br />

anstatt einem beliebigen Ergebnis nachzujagen.<br />

Text: Silvia Chytil<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 21 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


LEICHTIGKEIT IST ...<br />

... DEN WEG MEHR ZU LIEBEN,<br />

ALS DAS ZIEL.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 22 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 23 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


FOLGE DER MASERUNG<br />

DEINES HOLZES<br />

„<br />

Der Zug der Zeit <strong>ist</strong> ein Zug, der seine Schienen vor sich her rollt.<br />

Der Fluß der Zeit <strong>ist</strong> ein Fluß, der seine Ufer mitführt.<br />

(Robert Musil)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 24 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Angenommen, du schnitzt Holz …<br />

Wenn du gegen den Wuchs des Baumes – das heißt, gegen die natürliche<br />

Maserung des Holzes – arbeitest, wird es schwer sein, das Holz<br />

zu schneiden.<br />

Schnitzt du jedoch entlang der Maserung, spaltet sich das Holz relativ<br />

leicht. Das <strong>ist</strong> ein gutes Sinnbild für „Wu-Wei“, ein wichtiges Prinzip aus<br />

der östlichen Philosophie des Taoismus, in dem es darum geht, nichts zu<br />

erzwingen oder auch zu behindern.<br />

Eine meiner wichtigsten Aufgaben als Coach <strong>ist</strong> es, die natürliche<br />

Maserung im Holz zu erkennen und meinen Coachee dabei zu<br />

unterstützen, seiner Maserung zu folgen. Das <strong>ist</strong> auch gleichzeitig eine<br />

meiner leichtesten Aufgaben als Coach. Denn bei jedem Menschen, mit<br />

dem ich spreche, <strong>ist</strong> die Maserung relativ schnell erkennbar.<br />

Ich gebe dir gerne ein Beispiel …<br />

Eine Kundin, die schon seit einigen Jahren auf dem Markt tätig <strong>ist</strong> und<br />

ihr Business sehr intuitiv aufgebaut hatte, wünschte sich mehr Struktur<br />

für ihre Kundengewinnung. Sie beobachtete schon eine Weile, wie<br />

andere Online-Unternehmer automatisierte Trichter für ihre Premium-<br />

Coaching-Programme nutzten. Sie dachte, dass sie eine ähnliche Strategie<br />

benötigen würde, um weiterzuwachsen.<br />

Schon in den ersten 15 Minuten unseres Coachings wurde deutlich,<br />

dass sie überzeugt davon war, dass sie ebenfalls einen Trichter für ihr<br />

Business bräuchte. Jedoch sträubte sich ALLES in ihr gegen diese eher<br />

„mechanische“ Marketing-Strategie. Auch wenn sie große Lust verspürte,<br />

ein Premium-Jahresprogramm zu entwickeln.<br />

Kannst du schon die natürliche Maserung ihres Holzes erkennen?<br />

Es war der Wunsch, ein Jahresprogramm zu kreieren (ohne die<br />

dazugehörige Marketing-Strategie des Trichters). Und so machten wir uns<br />

im ersten Strategie-Halbtag daran, ihr Jahresprogramm zu entwickeln.<br />

Wir beantworteten Fragen wie: Wer sind ideale Kunden für das Programm?<br />

Welche begehrenswerte Veränderung können Teilnehmer des Programms<br />

erwarten? Welche Schritte bringen sie sicher zum Ziel?<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 25 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Meine Kundin entwickelte ihr neues Jahresprogramm, mit einer einzigartigen<br />

Vorgehensweise, die völlig neu am Markt <strong>ist</strong>. Sie war davon so sehr inspiriert, dass<br />

sie automatisch begann, mit anderen darüber zu sprechen und LIVE-Videos auf<br />

verschiedenen Social-Media-Kanälen anzubieten.<br />

Bevor wir in unserem nachbereitenden Coaching über eine Marketing-Strategie für<br />

das Jahresprogramm sprechen konnten, waren bereits mehrere Teilnehmerinnen<br />

an Bord und das Programm füllte sich wie von selbst.<br />

Betrachtet man diese Situation durch die Brille des Taoismus, dann hat meine Kundin<br />

im Einklang mit dem natürlichen Fluss des Lebens und ihrer eigenen Wahrheit<br />

gehandelt. Sie folgte ihrer eigenen Inspiration und der intuitiven Intelligenz, die<br />

jedem Menschen innewohnt.<br />

Sie hat sich nicht gezwungen etwas umzusetzen, was gegen ihre Maserung ging.<br />

Sie stand sich nicht selbst im Weg. Stattdessen folgte sie der natürlichen Maserung<br />

ihres Holzes. „Wu-Wei“ in Reinform.<br />

Vielleicht fragst du dich gerade, ob nichts zu erzwingen oder nichts zu behindern,<br />

immer eine gute Idee <strong>ist</strong>? Oder ob diese Art des Seins und Tuns immer direkt zum<br />

Erfolg oder mitunter auch über Umwege führt?<br />

Kurz: Ist es wirklich ratsam, dem Fluss des Lebens und der eigenen inneren Weisheit<br />

zu folgen?<br />

Ich lade dich ein, bei diesen und weiteren Fragen, die du eventuell hast, einen<br />

Moment zu verweilen und zu sehen, welche Erkenntnisse für dich an die Oberfläche<br />

kommen. Was kannst du darüber sehen?<br />

Mich persönlich spricht „Wu-Wei“ sehr an. Und ich lebe seit etwa einem Jahr intuitiv<br />

nach diesem Prinzip des Taoismus, auch in meinem Business. Das Experiment <strong>ist</strong><br />

zwar noch nicht zu Ende. Aber ich kann dir berichten, dass dieses Jahr ein reiches,<br />

überraschendes und für mich sehr erfolgreiches Jahr war … auf so viel mehr Ebenen<br />

als nur finanziell.<br />

Text: Shailia Stephens<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 26 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... der Maserung deines<br />

Holzes zu folgen.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 27 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


WENN SICH PLÖTZLICH<br />

QUAKENDE GEDANKEN<br />

MELDEN<br />

„<br />

Nichtstun <strong>ist</strong> die allerschwierigste Beschäftigung<br />

und zugleich diejenige, die am me<strong>ist</strong>en Ge<strong>ist</strong> voraussetzt.<br />

(Oscar Wilde)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 28 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Du kannst sie auch den inneren<br />

Kritiker, den Geschichtenerzähler<br />

oder das Ego nennen.<br />

Es gibt viele verschiedene Bezeichnungen.<br />

Du erkennst es daran, dass du dein inneres<br />

Gleichgewicht verlierst, du dir selbst zu viele<br />

Fragen stellst, du im Gedankenkarussell<br />

gefangen b<strong>ist</strong> und nicht mehr auf dein<br />

Inneres hörst.<br />

Dann haut es dich um,<br />

wie diesen Tausendfüßler<br />

Ein Tausendfüßler war unterwegs auf seinen<br />

tausend Füßen. Eines Tages begegnete er einem<br />

Frosch. Der Frosch, der ein Philosoph war,<br />

beobachtete ihn eine Weile und machte sich<br />

Sorgen. Es war schon schwierig, auf vier Füßen<br />

zu gehen, doch dieser Tausendfüßler lief sogar<br />

auf tausend Füßen. Das war ein Wunder! Wie<br />

entschied der Tausendfüßler, welchen Fuß er<br />

zuerst versetzen musste und welchen dann und<br />

welchen danach?<br />

Also brachte der Frosch den Tausendfüßler zum<br />

Stehen und stellte ihm die Frage: “Du stellst mich<br />

vor ein Rätsel. Es gibt da ein Problem, das ich nicht<br />

lösen kann. Wie läufst du? Wie kriegst du das<br />

hin? Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit!”. Der<br />

Tausendfüßler antwortete etwas erstaunt: “Ah,<br />

ich laufe schon mein ganzes Leben lang, aber ich<br />

habe eigentlich noch nie darüber nachgedacht.<br />

Nun, da du mich fragst, werde ich mal darüber<br />

nachdenken und dir dann antworten.”<br />

Zum ersten Mal entstanden quakende Gedanken<br />

im Bewusstsein des Tausendfüßlers. Und ja, der<br />

Frosch hatte recht – welchen Fuß musste er<br />

zuerst versetzen? Der Tausendfüßler stand ein<br />

paar Minuten da, er konnte keinen Fuß mehr<br />

rühren. Er schwankte und fiel um.<br />

Und er sagte zu dem Frosch: “Stelle diese Frage<br />

bitte nie wieder. Ich laufe schon mein ganzes<br />

Leben lang herum und hatte nie Probleme damit,<br />

doch nun hast du mein Todesurteil unterzeichnet!<br />

Ich kann keinen einzigen Fuß mehr versetzen<br />

und wie soll ich das dann erst mit wohl tausend<br />

Füßen?” (Autor unbekannt)<br />

Hast du schon mal<br />

geschwankt?<br />

In den letzten Wochen habe ich das<br />

Schwanken sehr intensiv erlebt, weil ich<br />

versucht habe, weniger zu “arbeiten” (Was <strong>ist</strong><br />

eigentlich Arbeit?) und immer unzufriedener<br />

wurde. Trotz lachen! Ich habe gegen meine<br />

innere Natur, gegen meinen inneren Drang<br />

gehandelt. Weil mir mehrere Frösche<br />

quakende Gedanken einpflanzten, ohne dass<br />

ich es merkte. Sie quakten: “Du arbeitest<br />

soviel!” und ich glaubte es.<br />

Ja, ich mache viel: Ich arbeite in der Apotheke,<br />

habe das Lachzentrum gegründet, um mehr<br />

Lachen in die Welt zu bringen. Auch in der<br />

Apotheke möchte ich die Botschaft mitgeben<br />

“Lache und das Leben lacht zurück”. Halte<br />

Lach-Seminare und die „Lachzeit“. Wir haben<br />

in der Apotheke unsere neuen LachVitalstoffe<br />

kreiert. Ich schreibe gerne Artikeln, sei es<br />

in meinem eigenen Blog, in diversen Social-<br />

Media-Kanälen oder Gastbeiträge.<br />

Ich mache es<br />

wirklich gerne<br />

Wenn ich nach innen höre, dann weiß ich ganz<br />

genau, wann ich Ruhe brauche oder in die<br />

Natur möchte, um mich auszulüften. Ich liebe<br />

die Zeit mit meiner Familie und auch meine<br />

Ich-Zeit, um alleine oder mit Freundinnen<br />

etwas zu unternehmen. Ich gehe gerne ins<br />

Kino oder tanzen. Doch manchmal schaue ich<br />

mir einfach lieber eine Dokumentation über<br />

das Gehirn an, als die x-te Staffel der Serie YZ.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 29 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Es gibt einen schönen Schrank in meiner<br />

Wohnung mit vielen Laden. Eigentlich<br />

gehören sie schon längst außen beschriftet,<br />

damit jeder weiß, was in welcher Lade <strong>ist</strong>.<br />

Nach 10 Jahren, die ich nun schon in dieser<br />

Wohnung wohne, sind die Laden noch immer<br />

nicht beschriftet. Nicht weil ich keine Zeit<br />

habe. Sondern weil ich mir nicht die Zeit dafür<br />

genommen habe.<br />

mir Geschichten ein, die ich dann gerne<br />

niederschreibe. Nur das fühlt sich für mich<br />

nicht wie Arbeit an.<br />

Arbeit? Arbeit bekommt bei mir Schwere,<br />

wenn es Dinge sind, die ich erledigen muss, mir<br />

aber keinen Spaß machen. Ja, ehrlicherweise,<br />

bei der Arbeit Buchhaltung schreie ich sicher<br />

Du arbeitest zu viel!<br />

In den letzten Wochen kamen viele,<br />

gut gemeinte, äußere Einflüsterer:<br />

“Du arbeitest zu viel! Pass auf dich auf.<br />

Besteht dein Leben nur aus Arbeit?<br />

Kannst du auch einmal etwas anderes<br />

Lesen außer Fachliteratur? Dein<br />

Apothekenfest war schon viel Arbeit.<br />

Immer b<strong>ist</strong> du unterwegs. Kannst du<br />

auch einmal Ruhe geben?”<br />

Ich glaubte es!<br />

Ich selbst hatte mir gar keine Gedanken<br />

darüber gemacht, aber plötzlich sehnte ich<br />

mich nach mehr Ruhe als sonst. Was ich mir<br />

auch gönnte. Nur war ich trotzdem unruhig.<br />

Trotz Ruhe, keine innere Ruhe.<br />

Mein Frosch war ein Glaubenssatz, der<br />

plötzlich auftauchte. Ein Hirngespinst, das<br />

mir einredete, dass ich zu viel arbeite und<br />

mehr andere Dinge tun sollte. Ich lief herum<br />

und sagte jedem meine quakenden Gedanken:<br />

“Ich brauche Ruhe!”<br />

Ich habe einen richtigen Kampf mit mir selbst<br />

geführt, um endlich “weniger zu arbeiten”.<br />

Arbeit, die für mich eigentlich keine Arbeit <strong>ist</strong>,<br />

sondern meinem Leben noch mehr Sinn gibt.<br />

Das bedeutet nicht, dass ich mir keine Auszeit<br />

nehme, denn ich kann mittlerweile auch sehr<br />

gut einfach nichts tun. Ich schlafe viel, wenn<br />

mein Körper müde <strong>ist</strong>. Doch auch im Urlaub<br />

fällt mir plötzlich ein Smiley auf oder fallen<br />

nicht als Erste “Hier bitte, mache ich gerne”.<br />

Zur lähmenden Arbeit wird es, wenn ich zu<br />

viel grüble.<br />

Ich habe dieses Gedankenkarussell erst<br />

unterbrechen können, weil ich selbst ein<br />

Coaching genommen habe. Abtauchen und<br />

Gedanken sein lassen. Und mit einem Mal<br />

laufe ich wieder mit meinen 1000 Ideen<br />

umher und denke nicht darüber nach.<br />

Mach, was du möchtest<br />

und lass dir keinen<br />

Frosch ins Ohr setzen!<br />

Nur du alleine weißt, was gut für dich <strong>ist</strong>!<br />

Vorausgesetzt, du hörst auf dein Inneres.<br />

Doch wenn du merkst, dass du quakende<br />

Gedanken hast, die immer wieder das Gleiche<br />

von sich geben, dann höre genau hin und<br />

stoppe sie.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 30 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Folge deiner Leidenschaft, sei es privat oder beruflich,<br />

dann folgt dein Tun mit <strong>Leichtigkeit</strong>.<br />

Wenn du heute streamen oder fernsehen willst, dann mach es, wenn du morgen faul auf der<br />

Couch liegen willst, dann mach es doch! Wenn du die perfekt beschriebenen Laden haben willst,<br />

dann beschrifte sie. Du willst eine Marketing-Strategie entwerfen? Dann mach das. Allerdings<br />

nur, wenn es dir selbst wichtig <strong>ist</strong> und nicht, weil irgendwo geschrieben steht “so muss das<br />

perfekte, erfolgreiche Business aussehen” oder du auf Instagram<br />

von perfekten Wohnungen, perfekten Schränken und perfekten<br />

UnternehmerInnen verfolgt wirst!<br />

Unzufriedenheit wirft dich aus der Bahn. Sehr fies <strong>ist</strong> es, wenn du dir<br />

die Unzufriedenheit selbst kreiert hast. Weil du nicht auf dich hörst.<br />

Stattdessen lässt du dich von deinen eigenen quakenden Gedanken<br />

einsperren. Gedanken können sehr schnell zum Gefängnis werden.<br />

Es gibt Dinge, die wollen erledigt werden? Dann mach es. Mach, was<br />

dir guttut. Was das <strong>ist</strong>, das bestimmst du ganz alleine: Kekse backen,<br />

singen, tanzen, Bücher lesen (welche auch immer) in die Luft starren,<br />

spazieren gehen, Pläne erstellen, KundInnen besuchen, neue Ideen<br />

am laufenden Band kreieren. Was auch immer du tun willst.<br />

Was für dich Sinn ergibt, braucht der andere nicht zu verstehen. Denke nicht darüber nach, mach<br />

es einfach, stell dir nicht zu viele Fragen. Folge deiner Intuition, lass dich leiten und du wirst<br />

getragen. Hab Vertrauen, dass du selbst und nur du selbst genau weißt, was du willst und was du<br />

brauchst. Dann brauchst du nichts zu bereuen.<br />

Denn in erster Linie geht es um DICH, DEINE<br />

Aufgabe, DEINEN Sinn!<br />

… Ich werde nicht bereuen, die Laden meines Schranks nicht beschriftet zu haben….<br />

Text: Nina Fuchs<br />

Nina Fuchs <strong>ist</strong> Inhaberin der Lach-Apotheke und<br />

eröffnete 2014 das Lachzentrum in Wien.<br />

Ihr Anliegen <strong>ist</strong> es, das Lachen auf dieser Welt zu<br />

vermehren. Zu diesem Zweck gibt sie regelmäßige Lach-<br />

Seminare und lädt jeden Montag zur Lachzeit ein.<br />

E-Mail: smile@nina-fuchs.com<br />

Web: www.nina-fuchs.com<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 31 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


WAS IST DEIN USP?<br />

„<br />

Im Inneren deines Seins <strong>ist</strong> die Antwort.<br />

Du weißt wer du b<strong>ist</strong> und du weißt was du willst.<br />

(Laotse)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 32 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Wie kann ich mich von meiner<br />

Konkurrenz abheben? Was<br />

<strong>ist</strong> mein USP? Was macht<br />

mich einzigartig? Was<br />

unterscheidet mich von der Konkurrenz?<br />

Als UnternehmerIn hast du vermutlich schon<br />

oft diese Fragen beantworten müssen oder<br />

hast dir selbst darüber Gedanken gemacht.<br />

Und vermutlich b<strong>ist</strong> du an diesen Fragen<br />

immer wieder gescheitert oder hast mit<br />

Müh und Not eine Antwort darauf gefunden:<br />

Meine Qualität <strong>ist</strong> besonders hoch. Ich habe<br />

jahrelange Erfahrung. Ich lege besonderes<br />

Augenmerk auf die Bedürfnisse meiner<br />

Kunden und Kundinnen. Ich arbeite besonders<br />

schnell, besonders korrekt, besonders<br />

effizient.<br />

Aber – ganz ehrlich. Das <strong>ist</strong> es doch nicht,<br />

oder? Denn als Kundin erwarte ich mir, dass<br />

die Qualität hoch <strong>ist</strong>, dass meine Bedürfnisse<br />

wahrgenommen werden und dass keine Zeit<br />

unnötig vergeudet wird. Das <strong>ist</strong> die Pflicht.<br />

Wenn das nicht gegeben <strong>ist</strong>, dann suche ich<br />

mir auf alle Fälle jemand anderen.<br />

Aber der USP <strong>ist</strong> auch kein ganz besonderer<br />

Marketing-Gag, kein wahnsinnig tolles Logo<br />

und keine außergewöhnlich schöne Webseite.<br />

Was macht den<br />

Unterschied aus?<br />

Stelle dir zwei identische Restaurants vor.<br />

Beide haben eine hervorragende Küche,<br />

freundliche Kellner und Kellnerinnen, das<br />

Interieur sieht fast gleich aus, beide an einer<br />

gut frequentierten Straße. Und doch … Das<br />

eine läuft wie geschmiert, es <strong>ist</strong> fast immer<br />

gut besucht, während das andere um Gäste<br />

kämpft. Um dir selbst ein Bild zu machen,<br />

beschließt du beide Lokale selbst zu besuchen.<br />

Am Ende machst du eine Gegenüberstellung:<br />

Beide Restaurants sind sehr schön<br />

eingerichtet. Sie haben beide freundliches<br />

Personal, hervorragendes Essen, ein gutes<br />

Preis-Le<strong>ist</strong>ungs-Verhältnis. Beide Lokale<br />

waren zum Zeitpunkt deines Besuches<br />

ungefähr gleich besucht, nicht zu voll, nicht zu<br />

leer.<br />

Und trotzdem hast du dich in einem Lokal<br />

wohler gefühlt. Waren es die Sessel? Die<br />

Lampen? Die Farben? Aber nein, auch das war<br />

in beiden Restaurants ziemlich gleich.<br />

Was also macht den Unterschied aus?<br />

Wenn wir selbst ein Unternehmen führen,<br />

dann machen wir uns sehr viele Gedanken über<br />

Kleinigkeiten: Web-Auftritt, Farben, Logo,<br />

Auslagen, Einrichtung, Ansprache, Freebies,<br />

Produkte und vieles, vieles mehr. Das alles<br />

sind äußerliche, sichtbare Dinge. Viel davon<br />

<strong>ist</strong> Wissen, dass wir uns von außen holen und<br />

dann in unserem Business umsetzen.<br />

Dein Spirit <strong>ist</strong> dein USP<br />

Was aber ein jedes Unternehmen einzigartig<br />

macht, <strong>ist</strong> etwas, was nicht sichtbar <strong>ist</strong>. Es <strong>ist</strong><br />

der Spirit! Es <strong>ist</strong> das gewisse Etwas, dass das<br />

eine Unternehmen hat und das andere nicht.<br />

Es <strong>ist</strong> das, wo wir sagen: Ja, da fühle ich mich<br />

wohl.<br />

Der Spirit <strong>ist</strong> das unsichtbare Etwas, dass<br />

DU in dein Business bringst. Es <strong>ist</strong> deine<br />

innere Stimme, deine Bege<strong>ist</strong>erung, deine<br />

Überzeugung, deine Botschaft, dein Herz,<br />

deine Leidenschaft. Nenne es, wie immer du<br />

gerne möchtest. Niemand auf dieser Welt<br />

hat auch nur annähernd den gleichen Spirit,<br />

wie du. Spirit kann man nicht greifen oder<br />

erklären. Wir können es nur fühlen. Spirit <strong>ist</strong><br />

die Kür.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 33 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Was zählt für mich zum Spirit?<br />

B<strong>ist</strong> du mit dem Herzen dabei?<br />

Ist das, was du tust, auch das, was du jetzt<br />

gerade tun möchtest? Auf einer Skala von<br />

1 bis 10, b<strong>ist</strong> du mindestens bei einer 8?<br />

Viel zu oft tun wir Dinge, die wir zwar tun<br />

sollten oder müssten, aber eigentlich nicht<br />

tun wollen oder wir den tieferen Sinn dahinter<br />

nicht erkennen. Aber wir folgen einem<br />

Konzept das wir irgendwo aufgeschnappt<br />

haben. Wir tun es, weil wir gehört haben, dass<br />

wir damit erfolgreich sein würden oder mehr<br />

KundInnen gewinnen können.<br />

Aber tief in uns drinnen sperrt sich etwas in<br />

uns. Wir sind nur mit halbem Herzen dabei.<br />

Und genau so kommt es dann auch rüber.<br />

Halbherzig. Die Menschen spüren, wenn wir<br />

nicht voll bei der Sache sind. Sie merken, dass<br />

wir nicht dafür brennen und somit kann der<br />

Funke auch nicht überspringen.<br />

B<strong>ist</strong> du All-In?<br />

Beim Pokern gibt es den Begriff „All In“.<br />

Dabei setzt der Pokerspieler (oder die<br />

Spielerin) das gesamte restliche Vermögen<br />

ein und geht auf volles Risiko. Als Preis<br />

lockt entweder ein sehr hoher Gewinn<br />

oder aber alles <strong>ist</strong> weg.<br />

Als UnternehmerIn müssen wir nicht<br />

unbedingt unser gesamtes Hab und Gut<br />

einsetzen, allerdings geht es doch ein<br />

wenig in diese Richtung. Setzt du alles<br />

auf eine Karte oder lässt du dir noch eine<br />

Hintertüre offen? Am Anfang meiner<br />

Selbstständigkeit war ich definitiv nicht All<br />

In. Ich habe es mal „versucht“ und falls es<br />

nicht klappen sollte, könne ich mir ja immer<br />

noch einen Job suchen. Aus diesem Gefühl<br />

heraus, werden wir zögerlich, unsicher<br />

und wägen immer ab. Wir nehmen kein<br />

Risiko und wollen lieber auf der sicheren<br />

Seite sein.<br />

Folgst du deiner inneren Weisheit?<br />

Vertraust du deiner inneren Stimme? Auch dann, wenn du auf Widerstand<br />

stößt? Auch dann, wenn es dich verängstigt oder verunsichert?<br />

Der eigenen Stimme oder inneren Weisheit zu folgen <strong>ist</strong> nicht immer<br />

einfach. Gute Ratschläge von außen oder kritisches, gewohnheitsmäßiges<br />

Denken können uns sehr leicht verunsichern und vom eigenen Weg<br />

abbringen. Zu dir zu stehen verlangt etwas Mut, aber letztendlich <strong>ist</strong><br />

es das, was du benötigst, um deine persönliche Botschaft in die Welt<br />

zu tragen.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 34 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Du b<strong>ist</strong> einzigartig, wenn du deinem<br />

natürlichen Lauf folgst.<br />

Sehr oft denken wir, dass wir uns vor Enttäuschungen und Verlusten absichern können, indem wir<br />

nicht volles Risiko gehen oder nicht all unsere Gefühle in eine Sache stecken. Und wir hoffen, dass<br />

es dadurch leichter wird.<br />

Allerdings <strong>ist</strong> genau das Gegenteil der Fall. Als Menschen brauchen wir es, für eine Sache zu<br />

brennen. Wir wollen kreativ an Lösungen herangehen, wollen Neues dazu lernen und immer<br />

wieder unseren Horizont erweitern.<br />

Das <strong>ist</strong> der natürliche Lauf. Wenn wir es fließen lassen, alles auf eine Karte setzen, so tun, als<br />

ob es um unser Leben geht (wissend, dass es das nicht tut!), dann steigen wir in unseren ganz<br />

persönlichen Flow ein und bringen all unseren Spirit in das Business.<br />

Mit einem Mal fühlt es sich leicht an, natürlich, wie selbstverständlich. Wir sind inspiriert,<br />

kreativ und innovativ. Wir heben uns von der Masse ab, weil unser inneres Feuer all unser Sein<br />

und Tun erstrahlt.<br />

Und genau das <strong>ist</strong> es, was jeder Kunde und jede Kundin spürt. Was dich einzigartig macht,<br />

individuell, unverwechselbar. Auch wenn sie es niemals in Wort fassen könnten. Sie fühlen sich<br />

einfach bei dir wohl. Und letztendlich <strong>ist</strong> es doch das, was wir alle wollen: Uns wohlfühlen.<br />

Text: Silvia Chytil<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... ganz du selbst zu sein.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 35 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


TICK TACK<br />

DIE STANDUHR STEHT<br />

Ich bin eine alte Standuhr und stehe im Wohnzimmer mit dem Rücken zur Wand. Mein<br />

Material <strong>ist</strong> aus Holz, Glas und Metall. Plastik gibt es bei mir nicht. Meine Farbe <strong>ist</strong><br />

dunkelbraun und mattiert metallglänzend. Eigentlich bin ich ein ehrwürdiges Möbelstück<br />

mit einem wunderschön dekorierten Ziffernblatt. Denn meine ursprüngliche Funktion<br />

war es, die Zeit anzuzeigen. Dafür habe ich auch die schön geschwungenen Stunden- und<br />

Minutenzeiger. Darunter befindet sich ein Bereich, in dem sich nur noch Schnüre befinden.<br />

An diesen hingen früher Gewichte, genauer gesagt zwei Gewichte, die für das Laufen<br />

meines Uhrwerks notwendig waren. Ach ja, ein Pendel war auch in diesem Teil, das sich<br />

nach links und rechts bewegte. Ebenfalls notwendig für meine Mechanik. Ich kann mich nur<br />

noch vage und schmerzhaft daran erinnern, als sie mir entfernt wurden. Von der Mutter,<br />

damals im gemeinsamen Haushalt lebend, wurde ich zum Uhrmacher gebracht. Sie ließ<br />

mich restaurieren, sodass ich mich wieder mit meiner vollen Funktion zeigen konnte. Da<br />

stand ich mit stolzer Brust in der Wohnung am Maurerberg und zeigte mit liebevollem<br />

Tick-Tack die Uhrzeit an. Immer wieder wurde meine Türe geöffnet und das jeweils<br />

notwendige Gewicht nach unten gezogen Dann das Pendel in Schwung gebracht.<br />

Und weiter ging es mit Tick-Tack.<br />

Als ich übersiedelt wurde, hat die Tochter in ihrer sehr kleinen Wohnung die Idee<br />

geboren, mir eine neue Funktion zu geben. Ich wurde eine Bar für Barmix-Utensilien und<br />

Alkoholflaschen. Aufgrund des dafür notwendigen Platzes entriss mir die Tochter mein<br />

Pendel und meine Gewichte, die seit Jahren nicht mehr zum Einsatz kamen.<br />

Ich war angeblich zu nervig mit meinem lauten Tick-Tack.<br />

Meine neue Identität war mir anfangs zuwider, aber merkte auch bald, dass ich viel mehr<br />

Bewunderung erfuhr. Die Tochter stellte mich bei den Gästen immer herzlich vor und<br />

öffnete beide Türen, um den Inhalt ihrer Bar zu präsentieren. Es hatte mir sehr gutgetan,<br />

wieder gebraucht zu werden.<br />

Je größer die darauffolgenden Wohnungen wurden, desto mehr Platz hatte sie für den<br />

Barbereich in eigenen Schränken. Der Verlust der Flaschen führte dazu, dass meine neu<br />

gewonnene Aufgabe nicht mehr notwendig war. Die Tochter hatte mich zwar nach jeder<br />

Übersiedlung auf einen angenehmen Platz gestellt, wo ich wieder einen guten Blick auf die<br />

Geschehnisse hatte und auch jetzt noch habe.<br />

Trotzdem vermisse ich das Gefühl der Wertschätzung als Standuhr. Mittlerweile hat meine<br />

Besitzerin auch die Schlüssel zu meinen Türchen während eines der vielen Übersiedlungen<br />

verloren. Natürlich könnte sie die Schlüssel suchen oder nachmachen lassen. Bisher jedoch<br />

ohne Erfolg. Die Frage <strong>ist</strong>, was sie dann mit mir machen würde. So wie es aussieht, werde<br />

ich weiterhin nur als Schmuckstück mein Dasein fr<strong>ist</strong>en.<br />

Oh, wie ich dich vermisse, mein Tick-Tack!<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 36 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Free-Writing<br />

(Anleitung und Text von Petra Salmutter)<br />

Die <strong>Leichtigkeit</strong> beim Entwickeln von Texten wird durch<br />

kreative Techniken unterstützt. Ein Perspektivenwechsel<br />

fördert den Zugang zu neuen Ideen. Mittels Metaphern<br />

fällt es uns leichter, aus dem kopflastigen Denken in das<br />

schöpferische Gestalten mittels Bilder zu gelangen. In<br />

dem Text „Tick Tack“ wurde eine Kombination mehrerer<br />

Werkzeuge angewendet.<br />

Zum einen das Erstellen eines Rohtextes mit Hilfe<br />

von Free-Writing. Dabei wird die natürliche Quelle<br />

des Schreibflusses angezapft. Nicht das begriffliche<br />

Denken, bei dem die Logik und Struktur im Vordergrund<br />

steht, sondern die Kreativität mit bildlichem Muster<br />

und dem Sinngefüge wird überwiegend aktiviert.<br />

Ohne über die einzelnen Wörter und die Korrektheit<br />

des Geschriebenen nachzudenken, geht es hier um<br />

den Schreibprozess selbst und nicht um das Resultat.<br />

Die Überarbeitung des Textes erfolgt erst im nächsten<br />

Schritt, bei der die Ratio der linken Hemisphäre wieder<br />

zum Einsatz kommen soll. Wie ein Kleinkind, das mit<br />

Bege<strong>ist</strong>erung und Freude am Tun selbst Erfüllung<br />

findet, können wir als Erwachsen diesen Impulsen durch<br />

das Free-Writing ohne Zensur folgen. Zwei wichtige<br />

Voraussetzungen gibt es noch beim Free-Writing:<br />

1. Die schreibende Hand <strong>ist</strong> immer in Bewegung. Somit<br />

können am Seitenrand zwischendurch Symbole<br />

gemalt werden, bis der nächste Gedanke kommt.<br />

2. Ein Zeitlimit von 10 bis 20 Minuten. Einfach mal<br />

ausprobieren.<br />

Zum anderen das Schreiben einer Geschichte aus der<br />

Sicht eines Gegenstandes. In dieser Aufgabenstellung<br />

geht es um ein persönliches Möbelstück. Die<br />

Übungsanweisung <strong>ist</strong>, dass das Möbelstück sich<br />

selbst, das Umfeld und vergangene sowie aktuelle<br />

Geschehnisse aus der Ich-Perspektive erzählen soll.<br />

Petra Salmutter <strong>ist</strong> Kommunikations- und Kreativtrainierin<br />

in Wien (tätig ab Mai 2020)<br />

E-Mail: info@petrasalmutter.com<br />

Web: PetraSalmutter.com<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 37 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


DAS EINHORN-<br />

BARBECUE<br />

„<br />

Die Normalität <strong>ist</strong> eine gepflasterte Straße; man kann gut<br />

darauf gehen - doch es wachsen keine Blumen auf ihr.<br />

(Vincent van Gogh)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 38 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Seit einigen Monaten treffe ich mich<br />

jeden Montag am Abend online mit<br />

einem Kollegen aus São Paulo. Er<br />

heißt Robin und vor Kurzem hat<br />

er ein Einhorn-Barbecue bei sich zu Hause<br />

geschmissen.<br />

Was es damit auf sich hat und was das alles mit<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> im Business zu tun hat, erzähle ich<br />

dir auf den folgenden Seiten. Aber zunächst<br />

erzähle ich dir von unserer Begegnung und<br />

unserer ungeplanten Mastermind.<br />

Robin und ich lernten uns vor einigen Jahren<br />

bei einer Coaching-Ausbildung in Los Angeles<br />

kennen. Beim letzten Ehemaligen-Treffen<br />

erzählte er mir, dass er sich gerade mit „The 12<br />

Week Year“ beschäftigt. Diese Produktivitäts-<br />

Methode macht folgendes Versprechen:<br />

„Erledige in 12 Wochen mehr als andere in 12<br />

Monaten!“<br />

Weil das so verlockend klang, schrieb ich<br />

ihm eine Nachricht und bat ihm, mir mehr<br />

darüber zu erzählen. Bald darauf trafen wir<br />

uns online und Robin zeigte mir die Methode<br />

via Bildschirmübertragung.<br />

Es handelte sich um detaillierte und<br />

ineinandergreifende Excel-Tabellen, die die<br />

Aufgabe hatten, Einzelaktivitäten täglich über<br />

zwölf Wochen zu verfolgen und zu bewerten.<br />

Das Ziel des Ganzen war es, drei Hauptziele in<br />

den Fokus zu stellen, und diese binnen zwölf<br />

Wochen zu erreichen, oder zumindest ein<br />

großes Stück voranzubringen.<br />

Robin <strong>ist</strong> selbstständiger Coach und Trainer<br />

und seine drei Hauptziele haben dem Business<br />

eines selbstständigen Dienstle<strong>ist</strong>ers klar<br />

entsprochen. Sein Fokus lag auf kurzfr<strong>ist</strong>iger<br />

Kundengewinnung und Umsatzsteigerung<br />

sowie auf einem längerfr<strong>ist</strong>igen Online-<br />

Projekt. Seine Einzelaktivitäten waren<br />

zum Beispiel Dinge wie warme Kontakte<br />

anschreiben oder Netzwerkveranstaltungen<br />

besuchen.<br />

So beeindruckend die cleveren Excel-Tabellen<br />

und ihre Verknüpfungen auch ausgesehen<br />

haben, ich konnte mich einfach nicht für diese<br />

Produktivitäts-Methode bege<strong>ist</strong>ern. Und<br />

selbst Robin musste zugeben, dass die Pflege<br />

und Überwachung der Spreadsheets fast ein<br />

Halbzeitjob <strong>ist</strong>.<br />

Überhaupt hatte ich in letzter Zeit etwas<br />

Neues zum Thema Produktivität gesehen.<br />

Nämlich, dass viele UnternehmerInnen fast<br />

zwanghaft über ihre unerledigten Aufgaben<br />

nachdenken, ihre eigene Zeitnutzung sehr<br />

kritisch betrachten und dabei immer mehr<br />

<strong>Leichtigkeit</strong> und Freude an und in ihrem<br />

Business verlieren.<br />

Und so bedankte ich mich herzlich für die<br />

Vorstellung der Methode und sagte Robin, dass<br />

ich sie nicht nutzen werde. Gleichzeitig schlug<br />

ich ihm vor, dass wir uns regelmäßig treffen,<br />

um uns über unser Business auszutauschen.<br />

Ich hatte ein gutes Bauchgefühl, dass wir<br />

gemeinsam auf coole Erkenntnisse kommen.<br />

Robin stimmte zu und so begann unsere<br />

Mastermind.<br />

Bald stellte sich heraus, dass Robin und ich<br />

eine wichtige Gemeinsamkeit teilten. Unser<br />

Austausch nahm dadurch eine überraschende<br />

Wende.<br />

Nachdem wir „The 12 Week Year“ losgelassen<br />

hatten – ja, auch Robin gab die Methode<br />

nach ein paar weiteren Wochen wieder<br />

auf – entwickelte sich nahezu selbstständig<br />

eine Entdeckungsreise unter dem Motto:<br />

„natürliche Kreation”. Während dieser Reise<br />

<strong>ist</strong> auch Robins Einhorn-Barbecue entstanden<br />

und vieles mehr.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 39 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Was <strong>ist</strong> normal und was<br />

<strong>ist</strong> natürlich?<br />

Lass uns die Hauptfrage unserer<br />

Entdeckungsreise schnell ansehen. Sie<br />

lautete: Was <strong>ist</strong> normal und was <strong>ist</strong> natürlich?<br />

Folgende Antworten haben wir zum Beispiel<br />

auf dem Weg gefunden …<br />

Zielorientierung, Produktivität und Ergebniskontrolle<br />

sind normal, wenn man heute etwas<br />

in der Welt kreieren will. Aber natürlich sind<br />

diese Dinge nicht.<br />

Kreation <strong>ist</strong> für Menschen natürlich – sowohl<br />

die Kreation eines wunderbaren Lebens,<br />

als auch die Kreation eines erfolgreichen<br />

Geschäftes. Und diese beiden Dinge gehen<br />

Hand in Hand. Aber vielleicht nicht so wie du<br />

denkst.<br />

Zur Erklärung möchte ich<br />

einen kurzen<br />

Ausflug in meine Vergangenheit mit<br />

dir machen …<br />

Ich habe mich selbstständig gemacht, weil ich<br />

meinen Job als die Hauptquelle meines Leids<br />

gesehen habe. Ich war sehr gestresst und<br />

wollte frei davon sein. Mein Online-Business<br />

sollte mich aus der Misere retten. So war<br />

damals meine Denkweise.<br />

Alles, was ich tat, diente dem Erfolg meines<br />

Geschäftes. Ich saß Tag und Nacht und am<br />

Wochenende vor meinem Rechner und<br />

arbeitete für die Zukunft. Eine Zukunft,<br />

in der ich endlich ein wunderbares Leben<br />

haben würde.<br />

• Ich arbeitete für zahlende Kunden. Ich<br />

dachte: wenn ich die ersten zehn Personen<br />

an Bord habe, dann werde ich wissen,<br />

dass mein Geschäft funktionieren kann<br />

und dann werde ich mich sicher fühlen.<br />

• Dann arbeitete ich für die ersten 50K. Ich<br />

dachte: OK, zehn Kunden schön und gut, aber<br />

das Geld stimmt noch nicht. Wenn ich 50K<br />

umsetze, dann hat sich die Mühe für dieses<br />

Jahr gelohnt. Dann kann ich glücklich sein.<br />

• Dann arbeitete ich, um die 6-stellige<br />

Umsatzmarke zu knacken. Ich dachte: Du b<strong>ist</strong><br />

keine richtige Unternehmerin ohne einen<br />

6-stelligen Umsatz. Wenn du das erreicht<br />

hast, dann fängt dein wunderbares Leben an.<br />

• Dann arbeitete ich daran, die Anzahl meiner<br />

Kunden zu reduzieren! Verrückt, oder? Ich<br />

dachte: so viele Kunden zu bedienen, <strong>ist</strong> ganz<br />

schön anstrengend. Wenn ich hochpreisiger<br />

werde und/oder mein Geschäft<br />

skaliere, dann geht es mir richtig gut.<br />

• Wenn, dann … wenn, dann … wenn, dann …<br />

diese Gedankenspirale könnte ich bis ins<br />

Unendliche fortführen.<br />

Irgendwann durchschaute ich diesen Kreislauf<br />

des Hinarbeitens auf eine vermeintlich<br />

bessere Zukunft. Und ich realisierte, dass<br />

mein wunderbares Leben JETZT stattfindet<br />

und dass nichts im Außen passieren wird, dass<br />

mich glücklicher macht, als ich es ohnehin<br />

schon bin. Alles, was ich jemals wollte, <strong>ist</strong><br />

schon in mir und aus dieser inneren Fülle<br />

heraus, kann ich mein Business kreieren, und<br />

noch vieles mehr.<br />

Zurück zu Robin …<br />

Robin hatte auf seinem persönlichen Weg<br />

dieselbe Erkenntnis. Und so gestalteten wir<br />

unsere Mastermind-Treffen lieber so:<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 40 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Staunen über die<br />

natürliche Kreation<br />

Wir beobachten einfach die natürlichen<br />

Kreationen, die durch uns in die Welt gebracht<br />

werden – ganz ohne in die Illusion einer<br />

vermeintlich besseren Zukunft zu tappen<br />

oder produktiv sein zu wollen.<br />

Konkret bedeutet das …<br />

Diese Business-Fortschritte waren echt<br />

cool. Robin und ich lieben all das, was wir<br />

in unserem Business von ganzem Herzen<br />

machen. Unser jeweiliges Business <strong>ist</strong> ein Teil<br />

unseres wunderbaren Lebens. Es gibt jedoch<br />

noch so viel mehr als das.<br />

Und so haben wir auch noch diese Dinge<br />

beobachten dürfen …<br />

Robin erzählt mir jeden Montag, was in der<br />

letzten Woche durch ihn zum Vorschein<br />

gekommen <strong>ist</strong>. Ich erzähle ihm, welche Dinge,<br />

Begegnungen und Gelegenheiten durch<br />

mich ihren Ausdruck gefunden haben. Und<br />

wir bestaunen gemeinsam ALL DAS, was aus<br />

dem großen Nichts heraus plötzlich in einer<br />

konkreten Form erschienen <strong>ist</strong>.<br />

In den letzten drei Monaten habe ich z.B.<br />

beobachtet, wie ein neuer Podcast durch Silvia<br />

Chytil und mich das Licht der Welt erblickte.<br />

Ich habe erlebt, wie ich die Gelegenheit<br />

erhalten habe, einen mir wichtigen Vortrag<br />

vor 500 Menschen zu halten – ganz ohne diese<br />

Gelegenheit selbst forciert zu haben.<br />

Ich durfte zugucken, wie ich über Monate<br />

nur drei bis vier Stunden am Tag gearbeitet<br />

habe. So viel freie Zeit! Ich nahm wahr, wie<br />

ich meinen Körper täglich trainiert habe<br />

und mitten an einem Arbeitstag mit einem<br />

Freund einen Berg hinauf joggte, zu einem<br />

wunderschönen Aussichtspunkt.<br />

Ungeplant habe ich, die jüngsten<br />

Unternehmerinnen, die ich je begleitet habe<br />

– 15 und 16 Jahre alt – dabei unterstützt, ihr<br />

Beauty-Geschäft zu starten. Ich konnte dabei<br />

zusehen, wie eine Freundschaft mit einem<br />

sehr lieben Mädchen aus Kenia entstanden<br />

<strong>ist</strong>, genauso wie eine Kürbis-Schnitz-Party in<br />

meinem Garten.<br />

Ich durfte erleben, wie ich ein neues Retreat-<br />

Konzept mit Pilot-Teilnehmern durchgeführt<br />

habe und wie ein neuer Workshop für<br />

Coaching-Kollegen entstanden <strong>ist</strong> – mit<br />

gefühltem Null-Aufwand meinerseits. Ich<br />

beobachtete, wie neue Kunden an Board<br />

meines neuen 6-monatigen Coaching-<br />

Programms gekommen sind und im Rahmen<br />

dessen erste Intensive-Tage gehalten wurden.<br />

Robin beobachtete, wie er nach New York<br />

geflogen <strong>ist</strong>, wo er spontan für ein 3P’s<br />

Firmenseminar gebucht wurde. Er sah zu,<br />

wie sein Wochenende-Intensive sich langsam<br />

füllte und durchgeführt wurde. Meetings<br />

mit Entscheidungsträgern und Influencern<br />

innerhalb seines Marktes fanden statt.<br />

E-Mail-Newsletter wurden geschrieben und<br />

versendet. Und, und, und …<br />

Und genau in dieser Zeit hatte Robin seinen<br />

lustigen Einhorn-Barbecue-Einfall. Was<br />

<strong>ist</strong> ein Einhorn-Barbecue? Ein Grillfest mit<br />

Unmengen an Bier, bei dem erwachsene<br />

Männer und Frauen Einhörner mitbringen und<br />

zelebrieren. Und zwar in Form von Luftballons,<br />

Plüschtieren und Keramikfiguren. Just for<br />

fun. Die Brasilianer halt. Sie haben bereits den<br />

nächsten Termin für ein Lama-Barbecue. Ha,<br />

ha, ha!<br />

All diese Dinge sind einfach entstanden, weil<br />

kreieren für uns Menschen die natürlichste<br />

Sache der Welt <strong>ist</strong>. Und wenn wir erkennen,<br />

dass wir bereits Tiefen-OK sind, dann können<br />

wir dieser kreativen Kraft einfach freien Lauf<br />

lassen.<br />

Text: Shailia Stephens<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 41 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 42 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... das zu kreieren,<br />

was seinen Ausdruck durch dich sucht.<br />

Immer wieder – egal ob eine Geschäftsidee<br />

oder ein Einhorn-Barbecue.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 43 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


ANSTRENGUNG IST<br />

NUR EIN GEDANKE!<br />

„<br />

Gedanken erzeugen unsere Welt<br />

und sagen dann, sie waren es nicht.<br />

(David Bohm)<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 44 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Viele Jahre lang fühlte sich mein<br />

Leben anstrengend an. Obwohl<br />

ich sehr viel erreicht und erledigt<br />

hatte, war das für mich niemals ein<br />

leichter Spaziergang, sondern es fühlte sich<br />

beschwerlich, mühsam und stressig an.<br />

Natürlich habe ich so ziemlich alles versucht,<br />

um diese Schwere loszuwerden. Viele, viele<br />

Bücher gelesen, die mir die Lösung bringen<br />

sollten, mich sogar den Sternen zugewandt<br />

– vielleicht wissen ja die, warum alles so<br />

anstrengend <strong>ist</strong>. Und einmal suchte ich sogar<br />

eine Aura-Leserin auf. Sie bestätigte mir, dass<br />

ich eine schwere Aura rund um mich hatte,<br />

scheinbar ausgelöst durch Ereignisse, die vor<br />

meiner Geburt lagen. Na gut, wenn das so <strong>ist</strong>,<br />

wenn ich die Last mehrerer Generationen auf<br />

meinen Schultern trage, dann <strong>ist</strong> <strong>Leichtigkeit</strong><br />

für mich wohl nur ein unerfüllbarer Wunsch.<br />

So dachte ich lange Zeit.<br />

Dann lernte ich die 3 Principles kennen (mehr<br />

davon kannst du in der Ausgabe 03/<strong>2019</strong><br />

nachlesen) und verstand mehr und mehr, wie<br />

wir Menschen funktionieren. Ja, dachte ich, da<br />

<strong>ist</strong> die Lösung. Also stellte ich mein komplettes<br />

Leben um, von einem rein Verstandgesteuerten<br />

Leben, hinzu mehr Intuition,<br />

Inspiration und Kreativität. Und tatsächlich,<br />

viele Bereiche in meinem Leben fühlten sich<br />

nach und nach leichter und fließender an.<br />

Irgendwann jedoch stellte ich ein Gap fest.<br />

Und zwar eine Differenz zwischen meinem Tun<br />

und meinem Wollen. Ich wollte gewisse Dinge<br />

tun, tat es aber nicht. Zum Beispiel wollte ich<br />

mit meinem Hund eine Woche irgendwo in<br />

den Bergen in einer Hütte verbringen. Jedoch<br />

unternahm ich keinen einzigen Schritt in<br />

diese Richtung. Dann wollte ich eine Online-<br />

Gruppe gründen, in der mir Menschen all<br />

ihre Fragen zu Business und Leben stellen<br />

konnten. Aber wieder tat ich es nicht.<br />

Und so gab es noch eine ganze Menge<br />

anderer Dinge, die ich gerne tun wollte, aber<br />

nicht tat.<br />

Natürlich überprüfte ich meine Wünsche, ob<br />

sich dahinter nicht einige „soll“ und „müssen“<br />

versteckt hätten. Aber nein, ich wollte diese<br />

Dinge tatsächlich tun.<br />

Warum also setzte ich<br />

keine Taten?<br />

Und dann, während eines ausgiebigen<br />

Spazierganges mit Akiro, unserem Hund, traf<br />

es mich wie einen Blitz aus heiterem Himmel.<br />

In mir hatte sich ein Automatismus verfestigt,<br />

der ständig „Achtung Anstrengung“ von<br />

sich gab. Eine Woche alleine auf der Hütte<br />

– das könnte anstrengend werden. Eine<br />

regelmäßige Online-Gruppe? Hm, wird das<br />

nicht vielleicht zu anstrengend?<br />

Das Faszinierende dabei war, dass dieser<br />

Anstrengung-Gedanke so subtil und kaum<br />

wahrnehmbar ablief, dass ich gar nicht<br />

merkte, was da in mir passierte. Das Einzige,<br />

was ich merkte, war, die manchmal große<br />

Differenz zwischen „wollen“ und „tun“.<br />

Wir fühlen,<br />

was wir denken<br />

Irgendwann einmal hat sich bei mir ein<br />

Gedanke festgesetzt: Das <strong>ist</strong> alles so<br />

anstrengend. Ich weiß nicht, warum und<br />

weshalb – und es <strong>ist</strong> wirklich auch egal – die<br />

Auswirkungen waren, dass sich mein Leben<br />

anstrengend angefühlt hat. Nicht, weil es<br />

tatsächlich so war. Nein, weil ich es so dachte!<br />

Wir alle tragen sehr individuelle Konzepte in<br />

uns spazieren. Die Wanderung auf den Berg<br />

<strong>ist</strong> anstrengend, die Rede vor vielen Menschen<br />

macht Angst, ein Fallschirmsprung aus 4000<br />

Meter <strong>ist</strong> Furcht einflößend. Aber, dass das<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 45 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


nicht stimmen muss, zeigt uns die Tatsache, dass es genug Menschen gibt,<br />

die den steilen Aufstieg lieben, sich in der Menschenmasse baden und<br />

den Fallschirmsprung als ganz besonderen Nervenkitzel erleben.<br />

Es <strong>ist</strong> niemals der Berg, die Rede, der Sprung, das Marketing-Konzept,<br />

die Arbeit, der Flug, die Spinne, die KundInnen, das Geld, der Launch<br />

und so weiter und so fort. Es <strong>ist</strong> IMMER, was wir darüber denken! Und<br />

die Kehrseite der Medaille <strong>ist</strong>, dass wir fühlen, was wir denken. Die<br />

Wanderung auf den Berg <strong>ist</strong> anstrengend, also fühle ich mich müde und<br />

ausgelaugt. Die Wanderung auf den Berg <strong>ist</strong> ein Genuss – und schon fühle<br />

ich mich leicht und inspiriert.<br />

So einfach geht das?<br />

Ja, so einfach geht das!<br />

Ich brauche einfach nur zu denken, mein nächster Launch wird eine<br />

wahre Freude und schon <strong>ist</strong> das so? Ja, schon <strong>ist</strong> das so.<br />

Und vielleicht musst du dir gar nicht denken, alles <strong>ist</strong> eine wahre Freude.<br />

Es reicht, wenn du erkennst, dass du diejenige (und natürlich derjenige)<br />

b<strong>ist</strong>, die denkt, dass es anstrengend, Furcht einflößend, unmöglich,<br />

mühsam, falsch, kompliziert oder ähnliches <strong>ist</strong>. Und, dass du dich dadurch<br />

auch dementsprechend fühlst und in Folge handelst.<br />

Gefühle folgen deinen Gedanken. Was du denkst, das fühlst du.<br />

Hat sich durch diese Erkenntnis die Anstrengung aus meinem<br />

Leben verabschiedet?<br />

Im Großen und Ganzen ja. Denn ich lege Dinge, die scheinbar anstrengend<br />

sind, nicht sofort auf die Seite. Sondern ich übergehe diesen ersten,<br />

automatisierten Impuls und gehe tiefer. Ich überlege, was alles zu tun<br />

<strong>ist</strong>, damit ich meinen Wunsch realisieren kann. Denn mir <strong>ist</strong> bewusst<br />

geworden, dass es nicht die Sache <strong>ist</strong>, die anstrengend und mühsam <strong>ist</strong>,<br />

sondern die Gedanken, die ich dazu habe.<br />

Text: Silvia Chytil<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 46 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


<strong>Leichtigkeit</strong> <strong>ist</strong> ...<br />

... schwere Gedanken<br />

zu erkennen.<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 47 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


LITERATUR-TIPPS<br />

• Die Inside-Out-Revolution: Das Einzige, was du wissen<br />

musst, um dein Leben für immer zu verändern<br />

Michael Neill<br />

• Tick, tack: Wie unser Zeitgefühl im Kopf entsteht<br />

Claudia Hammond, Dieter Fuchs<br />

• Alles kein Problem! Das Buch für alle, die sich nicht<br />

so leicht verrückt machen lassen wollen<br />

Richard Carlson<br />

• Slowing Down to the Speed of Life: How to Create a<br />

More Peaceful, Simpler Life from the Inside Out<br />

Richard Carlson<br />

• REAL: The Inside-Out Guide to Being Yourself<br />

Clare Dimond<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 48 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


VORSCHAU<br />

Thema der nächsten Ausgabe:<br />

NEUE WEGE GEHEN<br />

Erscheint als Online-Magazin<br />

Frühjahr 2020<br />

Kostenfrei abonnieren unter:<br />

https://silviachytil.com/unternehmerge<strong>ist</strong>/<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 49 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Silvia Chytil, MSc.<br />

• <strong>Leichtigkeit</strong><br />

• Gelassenheit<br />

• Klarheit<br />

im Business, Beruf und bei allem, was du neu in die Welt bringen möchtest .<br />

Kontakt<br />

E-Mail: sc@silviachytil.com<br />

Website: https://silviachytil.com/<br />

Facebook: https://www.facebook.com/silviachytil<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 50 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


Shailia Stephens, MSc.<br />

Wisdom Inside<br />

Deinem inneren Business GPS folgen und vertrauen<br />

Ich zeige dir, wie du ein Business, das gut für dich sorgt, aus deiner eigenen<br />

Weisheit und einem Gefühl der inneren Ruhe und Sicherheit aufbaust.<br />

Kontakt<br />

E-Mail: info@shailiastephens.com<br />

Website: https://www.shailiastephens.com/<br />

Facebook: https://www.facebook.com/shailiastephens<br />

<strong>UnternehmerGe<strong>ist</strong></strong> * 51 * <strong>04</strong>_<strong>2019</strong>


IMPRESSUM<br />

Mediuminhaberin:<br />

Silvia Chytil, M.Sc., Wien, Austria<br />

Web: www.silviachytil.com<br />

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Chef-Redaktion: Silvia Chytil<br />

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Vollständigkeit.<br />

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Unternehmer<br />

und Unternehmerinnen zu inspirieren, mehr <strong>Leichtigkeit</strong>,<br />

Kreativität und Wohlbefinden in ihre tägliche Arbeit zu<br />

bringen.

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