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Jagd & Natur Ausgabe Juni 2019 | Vorschau

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<strong>Jagd</strong> & Gesellschaft<br />

Nidwalden<br />

DIE JAGD IN NIDWALDEN –<br />

IM STETEN WANDEL<br />

Den Nidwaldnern liegt das Jagen in den Genen. Bis ins<br />

19. Jahrhundert war der Urkanton an den südlichen Ufern<br />

des Vierwaldstättersees praktisch nur über den Seeweg<br />

erreichbar. Die bäuerliche Bevölkerung war arm. Heute hat<br />

sich das Bild gewandelt. Nidwalden hat sich zu einem<br />

wirtschaftlich starken Kanton entwickelt und damit der freien<br />

Volksjagd viele neue Herausforderungen beschert.<br />

Foto: Florian Achermann<br />

Text: Philipp Zumbühl<br />

Foto: Edgar Schön<br />

Mehr Jäger als Wild?<br />

Die <strong>Jagd</strong> hat in Nidwalden einen hohen Stellenwert.<br />

Während sich der Urkanton mit der schrittweisen<br />

Verkehrsanbindung an die Nord-Süd-Achse 1 zu einem<br />

modernen und wirtschaftlich aufstrebenden Wirtschafts-<br />

und Lebensraum entwickelt hat, blieb die<br />

<strong>Jagd</strong> tief in der einheimischen Bevölkerung verwurzelt.<br />

Manchmal könnte man fast schon meinen, es<br />

1<br />

1860 wurde die erste Achereggbrücke in der See-Enge<br />

bei Stansstad gebaut, womit der Anschluss ans Mittelland<br />

erfolgte. Zuvor war der Grossteil des Kantons Nidwalden –<br />

also der Teil hinter dem Lopper – nur über den Seeweg<br />

erreichbar. Mit der Einweihung des Seelisbergtunnels im<br />

Jahre 1980 wurden die beiden benachbarten Kantone Uri<br />

und Nidwalden erstmals mit einer Strasse verbunden. Im<br />

selben Jahr wurde der Gotthard-Strassentunnel fertiggestellt<br />

und öffnete die Tore auch Richtung Süden.<br />

gebe mehr Jäger zwischen Luzern und Engelberg als<br />

Wild. Obwohl diese Darstellung natürlich leicht übertrieben<br />

ist, trägt sie ein Quäntchen Wahrheit in sich,<br />

vor allem wenn man das Verhältnis zwischen Jägern<br />

und Hochwild betrachtet.<br />

Der Kanton hat dieses Missverhältnis früh erkannt<br />

und entsprechend gehandelt. 1973 führte er eine<br />

Jahrgangsteilung ein, die bis heute Bestand hat: Immer<br />

dann, wenn die Jahrzahl durch zwei teilbar ist,<br />

dürfen die Jäger mit geradem Jahrgang vom Abschuss<br />

einer Gämse oder eines Hirsches träumen. Im nächsten<br />

Jahr sind es dann die «Ungeraden», die das Hochjagdpatent<br />

lösen dürfen. Diese Regelung führt in der<br />

Jägerschaft – im Gegensatz zu anderen Gesetzesparagrafen<br />

– zu keinen Diskussionen, ist also akzeptiert.<br />

Manch einer Jägersfrau dürfte es ohnehin recht<br />

sein, sieht sie sich so nur alle zwei Jahre dem <strong>Jagd</strong>fieber<br />

ihres Gemahls ausgesetzt.<br />

Wenn man in Nidwalden gefragt wird, ob man auf<br />

die <strong>Jagd</strong> gehen kann, dann ist also immer die Hochjagd<br />

gemeint. Nicht, dass die Niederjagd keine Freude<br />

und keinen Ausgleich bringen würde. Aber das<br />

Fieberbarometer steigt gewiss nicht gleich an, wenn<br />

ein Rehbock auf dem Beuteplan steht. Obwohl vor<br />

nicht allzu langer Zeit das Rehwild äusserst zahlreich<br />

war im kleinen Voralpenkanton mit nur 275,8 Quadratkilometern<br />

Fläche. So konnten Mitte der 1990er-<br />

Jahre in zwei aufeinanderfolgenden Jahren über<br />

500 Rehe erlegt werden: 1995 waren es 507 Rehe,<br />

1996 sogar noch leicht mehr, nämlich 513 Rehe, die<br />

zur Strecke kamen. Als jüngerer Nidwaldner Jäger,<br />

der diese Zeiten nie selber jagdlich erlebt hat, tönt<br />

das fast schon nach paradiesischen Zuständen. Heute<br />

bewegt sich der Abschuss bei durchschnittlich<br />

175 Rehen pro Jahr, womit dem Jäger das Weidmannsheil<br />

nicht mehr garantiert ist.<br />

Dass die Rehwildstrecke nur mehr ein Drittel davon<br />

ist, was sie einmal war, hat unterschiedliche Gründe.<br />

Einer, der sich mittlerweile eifrig bedient, ist der Luchs.<br />

Aufgrund der offiziellen Zahlen kann man heute davon<br />

ausgehen, dass das Pinselohr in Nidwalden jährlich<br />

etwa gleich viele Rehe und Gämsen entnimmt<br />

wie der Jäger. Weiter gilt es zu beachten, dass die eingangs<br />

erwähnte wirtschaftliche Entwicklung auch mit<br />

höherem Verkehrsaufkommen einhergeht. In den vergangenen<br />

Jahren war nahezu ein Viertel des Abgangs<br />

beim Rehwild auf Unfälle im Strassenverkehr zurückzuführen.<br />

Die Intensivierung der Landwirtschaft setz-<br />

10<br />

JAGD & NATUR<br />

JAGD & NATUR 11

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