27.05.2019 Aufrufe

MEH Pause 2014

Das ist das Lehrlingsmagazin des Mathilde Escher Heim - Ausgabe 2014

Das ist das Lehrlingsmagazin des Mathilde Escher Heim - Ausgabe 2014

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

OKTOBER <strong>2014</strong><br />

AUFGEDREHT<br />

Mit Musikern auf Augenhöhe<br />

PERSPEKTIVE GESUCHT<br />

Was kommt nach der Ausbildung?<br />

ABENTEUER <strong>MEH</strong><br />

Augen zu und durch


PRAKTIKUM GESUCHT:<br />

MIT UNS GEWINNEN SIE!<br />

AUS-<br />

SCHNEIDEN,<br />

KLEBEN,<br />

WÜRFELN<br />

Programmieren<br />

Daten erfassen<br />

Recherchieren<br />

Buchhaltung<br />

Telefonieren<br />

G r a fi k<br />

Wir sind hochmotiviert und vielfältig einsetzbar. Geben Sie uns die Chance,<br />

unser Wissen in einem Praktikum auf die Probe zu stellen.<br />

Administrativer und finanzieller Aufwand entsteht für Sie keiner.<br />

Gerne gibt Ihnen Lukas Fischer Auskunft: Tel. 044 389 62 57, l.fischer@meh.ch


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 3<br />

PERSPEKTIVEN-<br />

WECHSEL<br />

Ich erinnere mich noch, wie wir mit der <strong>Pause</strong> begonnen<br />

haben. Was ist uns Autoren wichtig? Was<br />

könnte Sie als Leser interessieren? Ich konnte mir<br />

am Anfang nicht vorstellen, was für eine Arbeit<br />

es sein würde, bis wir unser Magazin endlich in<br />

Händen halten.<br />

In dieser Ausgabe berichten wir von unseren<br />

Er lebnissen, Träumen und Problemen. Wir Rollstuhlfahrer<br />

haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen.<br />

Nicht selten spricht man über uns statt mit uns.<br />

Ich wünsche mir mehr Austausch auf Augenhöhe.<br />

Man sollte sich kennenlernen, die Perspektive<br />

wechseln, mehr über andere Menschen erfahren,<br />

bevor man sich eine eigene Meinung bildet. Mit<br />

unserer <strong>Pause</strong> bieten wir Ihnen die Chance, uns<br />

etwas näher kennenzulernen.<br />

Den Artikel «Unter die Räder gekommen – Fussgänger<br />

auf dem Abstellgleis» möchte ich Ihnen<br />

besonders ans Herz legen. Darin skizziert Yannick<br />

eine Welt für Rollstuhlfahrer, die für Fussgänger<br />

zur Herausforderung wird. Mir gefällt dieser<br />

Perspektivenwechsel, zeigt er doch, dass man<br />

nicht behindert ist, sondern behindert wird. Oft.<br />

Wir alle.<br />

Eine der beeindruckendsten Wochen im vergangenen<br />

Ausbildungsjahr war für mich die Projektwoche<br />

Rap and Roll. Wir haben in dieser Woche<br />

mit Profis zusammen unsere eigene Musik produziert.<br />

Sie sind uns auf Augenhöhe begegnet, haben<br />

sich für uns interessiert. Dabei verschwinden<br />

Vorurteile wie von selbst.<br />

Was hat ein Haar in der Suppe mit Duchenne zu<br />

tun? Im Artikel von Dave erfahren Sie mehr darüber.<br />

Und auch, warum es mit dem Leben wie mit<br />

einem Theaterstück ist: Es kommt nicht darauf<br />

an, wie lange, sondern wie bunt es ist.<br />

Ich bin stolz darauf, was wir auf die Beine gestellt<br />

haben und wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen<br />

und Perspektiven wechseln.<br />

Yannik Amberg<br />

Lehrling


4<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

UNTER<br />

DIE RÄDER<br />

GEKOMMEN<br />

Wir schreiben das<br />

Jahr 2496, die Mehrheit<br />

der Menschen sitzt im<br />

Rollstuhl. Fussgänger<br />

werden diskriminiert.<br />

PROSECCO SUCHT<br />

ERDBEERE<br />

Manuel berichtet von seiner<br />

ersten Liebe und der Sehnsucht<br />

nach Zweisamkeit.<br />

BIS ZUM<br />

UMFALLEN<br />

Nur etwa 700 Menschen<br />

auf der Welt leiden an der<br />

Krankheit, die Annetes Leben<br />

schlagartig veränderte.


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 5<br />

8 ABENTEUER <strong>MEH</strong><br />

Mein Schritt in die Zukunft<br />

10 CARPE DIEM<br />

Leben mit kürzerer Lebenserwartung<br />

14 AUFGEDREHT<br />

Projektwoche Rap and Roll<br />

20 PERSPEKTIVE GESUCHT<br />

Mit weissen Socken auf Jobsuche<br />

22 EIN MORGENMUFFEL BLICKT ZURÜCK<br />

Ausbildungsreise Lyon<br />

24 DOPPELPASS<br />

Ein Profifussballer packt aus<br />

26 AUFBRECHEN<br />

Paris je t'aime<br />

29 FOTOSTORY<br />

Frag mich was Leichteres!<br />

IMPRESSUM<br />

PAUSE – das <strong>MEH</strong>-Lehrlingsmagazin. Ausgabe Nr. 114, 32. Jahrgang<br />

Herausgeber: Ausbildung <strong>MEH</strong>, Lengghalde 1, 8008 Zürich, Telefon 044 389 62 00,<br />

www.meh.ch, lehrlinge.ausbildung@meh.ch Fotos: Michael Groer, Steven Deblander<br />

Korrektorat: Susann Bovay Litho: b+b repro AG Druck: Druckerei Albisrieden AG<br />

Auflage: 3'200 Exemplare Erscheint: 1 x pro Jahr


Fussgänger auf dem Abstellgleis<br />

UNTER DIE RÄDER<br />

GEKOMMEN<br />

Wir schreiben das Jahr 2496. Seitdem die vorgeburtliche<br />

Diagnostik Mode ist, werden immer mehr Fussgänger vor der<br />

Geburt aussortiert. Rollstuhlfahrer bilden bereits die Mehrheit<br />

der Bevölkerung. Dies hat gravierende Auswirkungen auf<br />

Fussgänger. Von Yannick Schaaf


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 7<br />

Warum sich in den vergangenen Jahrhunderten<br />

immer mehr werdende Eltern gegen Kinder, die<br />

gehen können, entschieden haben? Ich weiss<br />

es nicht. Vielleicht war es nur eine Mode. Aufgrund<br />

dieser Entwicklung wurde fast die ganze<br />

Infrastruktur umgebaut und für Rollstuhlfahrer<br />

zugänglich gemacht. Die Fussgänger haben immer<br />

mehr Schwierigkeiten. Sie werden in der<br />

Schule von den Rollstuhlfahrern geärgert, es gibt<br />

keine Sitzplätze im öffentlichen Verkehr oder in<br />

den Kinos. Für Fussgänger gibt es kaum Arbeitsplätze.<br />

Es findet eine regelrechte Diskriminierung<br />

statt. Diese Probleme hat Daniel, einer meiner<br />

Kollegen, auch. Er ist ganze 1,74 Meter gross und<br />

hat wegen den baulichen Anpassungen für Rollstuhlfahrer<br />

bereits einen krummen Rücken.<br />

Limbo in der Dusche<br />

Kürzlich, als mich Daniel gut gelaunt in meiner<br />

neuen Wohnung besuchte, stiess er sich den<br />

Kopf am Türrahmen. In meinem Haus ist nicht<br />

nur der Eingang niedriger sondern auch die Decke.<br />

So muss Daniel andauernd geduckt laufen.<br />

Auch in öffentlichen Gebäuden gibt es nur tiefe<br />

Decken. Dadurch können die Baukosten niedrig<br />

gehalten werden. Meistens werden neu geplante<br />

Wohnungen nicht fussgängerfreundlich gebaut.<br />

Ich bin der Meinung, dass beim Bau eines neuen<br />

Hauses standardmässig auf die Bedürfnisse<br />

der Fussgänger eingegangen werden sollte. Neulich<br />

erzählte mir Daniel, wie er in einem Hotel in<br />

Limbo- Manier duschen musste. Die Brause war<br />

auf der Höhe für Rollstuhlfahrer angebracht.<br />

Selbst das Einkaufen kann für Fussgänger zum<br />

Problem werden. Ich sehe ständig Fussgänger mit<br />

Schrammen am Kopf, weil sie im Supermarkt an<br />

den Reklametafeln hängen bleiben. Wer als Fussgänger<br />

in Kleiderläden etwas anprobieren will,<br />

muss damit rechnen, dass die Umkleidekabinen<br />

nur bis zur Brust reichen. Das ist eine Blossstellung<br />

für die Fussgänger. Daniel hat bei der Kleidersuche<br />

oft Schwierigkeiten, weil es fast keine<br />

Klamotten für Fussgänger gibt. Die Hosen für<br />

Rollstuhlfahrer sind für eine Sitzposition genäht.<br />

Das macht ihm das Stehen und Laufen ziemlich<br />

schwer. Wenn ein Fussgänger durch ein Einkaufszentrum<br />

geht, flüstern und lachen oft Rollstuhlfahrer<br />

hinter seinem Rücken: «Schaut mal, der<br />

muss geduckt laufen». Das ist auch der Grund da -<br />

für, dass er sich kaum mehr aus dem Haus traut.<br />

Sein Selbstwertgefühl leidet sehr darunter.<br />

Daniel spielt Fussball, es wird für ihn immer<br />

schwieriger, einen fairen Vertrag bei einem Verein<br />

zu bekommen. Die meisten Menschen sind nur<br />

noch an Rollstuhlsport interessiert. Das Geld, das<br />

Daniel beim Fussball verdient, reicht gerade so<br />

zum Leben. Wenn ich mit meinem Kollegen unterwegs<br />

bin, werde ich dauernd von irgend welchen<br />

fremden Leuten über ihn ausgefragt, obwohl er<br />

direkt neben mir steht. Das nervt mich! Sprecht<br />

ihn doch selbst an, wenn ihr euch für ihn interessiert.<br />

Liebeskummer<br />

Auch das Thema Liebe stellt Daniel vor grosse<br />

Schwierigkeiten. Vor einigen Monaten begab<br />

er sich im Internet auf Partnersuche. Er wurde<br />

schnell fündig und chattete gleich mit der Dame.<br />

Dass er Fussgänger ist, erwähnte er nicht. Die<br />

beiden hatten einige Monate lang einen regen<br />

Austausch. Schliesslich öffnete er sich und gestand<br />

ihr, dass er Fussgänger ist. Danach herrschte<br />

Funkstille und Daniel hörte nie mehr etwas von<br />

ihr. Falls ein Fussgänger wirklich mal ein Date hat,<br />

taucht schon das nächste Problem auf, beispielsweise<br />

in Restaurants. Es gibt keine Möglichkeiten<br />

sich hinzusetzen und um stehend zu essen, sind<br />

die Tische zu niedrig. So kommt keine romantische<br />

Stimmung auf.<br />

Manchmal stelle ich mir vor …<br />

… wie es wäre, in einer Welt für Fussgänger zu<br />

leben. Was wäre dann? Restaurants mit Stühlen<br />

vollgestellt, Sitzplätze in den Trams nehmen viel<br />

Platz weg, zu schmale Türen in den Wohnungen,<br />

nur wenige Zuschauer beim Rollstuhlsport, zu hohe<br />

Randsteine, mehr Treppen, weniger Rampen,<br />

zu wenig Arbeitsplätze für Rollstuhlfahrer … •


8<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

Mein Schritt in die Zukunft<br />

ABENTEUER <strong>MEH</strong><br />

In den Sommerferien, bevor ich ins <strong>MEH</strong> eintrat, stellte ich mir<br />

eine Menge Fragen. Werden meine Bedürfnisse respektiert?<br />

Wie sieht das Abendprogramm aus? Wird mein Mitbewohner<br />

schnarchen? Von Loris Lang<br />

Letztes Jahr habe ich meine Schule abgeschlossen.<br />

Ich musste entscheiden, was ich anschliessend<br />

machen werde. Für mich war es wichtig,<br />

mehr als nur eine Beschäftigung zu finden. Ich<br />

wollte eine Ausbildung machen, in der ich etwas<br />

lerne, was ich später auch anwenden kann. Mir<br />

macht es Spass Neues zu lernen. Ich habe mir<br />

verschiedene Einrichtungen angeschaut. Bei der<br />

Internetrecherche stiess meine Mutter schon früher<br />

aufs <strong>MEH</strong>. Sie wusste, dass das <strong>MEH</strong> Erfahrungen<br />

mit meiner Krankheit hat und schlug mir<br />

vor, dort eine Schnupperwoche zu machen.<br />

Obwohl ich auch ein bisschen Angst vor der<br />

Schnupperwoche hatte, freute ich mich trotzdem<br />

auf die Herausforderung. Am ersten Tag war ich<br />

etwas verunsichert, da ich nicht wusste, was auf<br />

mich zukommt. Deswegen war ich auch schüchtern.<br />

Nach der Schnupperwoche stand die Entscheidung,<br />

die Ausbildung im <strong>MEH</strong> zu machen, für<br />

mich fest. Die Schnupperwoche war toll und ich<br />

habe mich gut eingelebt. Da ich aus Basel-Land<br />

stamme, war ein Umzug ins <strong>MEH</strong> unerlässlich,<br />

weil das Pendeln schon aus Kostengründen nicht<br />

in Frage kam. Als mir klar wurde, dass ich von zu<br />

Hause ausziehen werde, war ich fröhlich und auch<br />

ein wenig traurig. Ich musste Abschied von meinen<br />

Schulkollegen nehmen. Trotzdem überwog<br />

die Freude, da ich endlich ein bisschen unabhängiger<br />

von meiner Familie sein kann.<br />

Eintritt ins <strong>MEH</strong><br />

Von den vielen Informationen, all den neuen Gesichtern<br />

und Namen, die ich mir merken musste,<br />

ist mir in der ersten Woche fast der Kopf geplatzt.<br />

Es war sehr anspruchsvoll, und ich war froh am<br />

Wochenende endlich heim zu fahren und zu entspannen.<br />

Seit einem Jahr wohne ich nun im <strong>MEH</strong><br />

und gehe nur noch an den Wochenenden nach<br />

Hause. Es ist für mich wie ein Abenteuer, es ist<br />

fast alles neu und auch sehr aufregend. Den<br />

Abend im <strong>MEH</strong> kann ich selbstständig und abwechslungsreich<br />

gestalten. Entweder kann ich mit<br />

der Gruppe kochen, fernsehen oder mit anderen<br />

Bewohnern Hockey spielen. Somit wird’s mir selten<br />

langweilig. Ich war auch froh, dass ich selbst<br />

entscheiden kann, wann ich ins Bett gehe. Man<br />

muss sich lediglich einschreiben, damit sich das<br />

Betreuungspersonal organisieren kann.<br />

Es hat sich viel verändert<br />

Ich bin viel selbstständiger geworden und auch<br />

viel lockerer. Nun kann ich auch alleine mit dem<br />

Tram fahren, was in Basel kaum möglich war, da<br />

ich dazu eine Rampe benötigte. Am Mittwochnachmittag<br />

habe ich frei, dann gehe ich meist<br />

alleine einkaufen oder an den Zürichsee.<br />

Die grösste Veränderung für mich ist, dass ich nun<br />

mit Gleichaltrigen zusammen lebe. Früher war ich<br />

in der Freizeit meist nur mit meinen Eltern unterwegs<br />

oder spielte alleine am Computer. Jetzt<br />

spiele ich oft E-Hockey mit anderen Klienten,<br />

schaue mit ihnen fern oder spiele mit der Playstation.<br />

Endlich kann ich laut Musik hören.<br />

Ich freue mich aber auch jedes Mal aufs Wochenende,<br />

das ich zu Hause verbringe. Es ist schön,<br />

meine Familie wieder zu sehen, und ich kann<br />

mich gut erholen. Ich geniesse es, wenn ich mit<br />

meinem Bruder Playstation gamen oder mit meiner<br />

Mutter reden kann.<br />


10<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

Die Sonne scheint und die Herbstblätter fallen. Ich sitze gerade<br />

mit Eric und Max draussen in einem Café. Wir diskutieren<br />

über das Leben mit einer Behinderung: Träume, Ängste und<br />

Hoffnungen. Von Dave Inhelder<br />

Wir beobachten die Menschen, wie sie durch die<br />

Stadt laufen. Wo wollen die hin? Was ist deren Ziel?<br />

Meine Kollegen und ich sitzen im Rollstuhl. Unsere<br />

Lebenserwartung wird niedrig eingeschätzt.<br />

Ich kenne im <strong>MEH</strong> nur einen Mitbewohner mit<br />

Duchenne, der die Vierzig geknackt hat. Ich frage<br />

Eric, wie sehr ihn das Thema beschäftigt. Er meint<br />

dazu: «Ich bin erst fünfzehn. Normalerweise denk<br />

ich nicht darüber nach, ausser wenn ich damit konfrontiert<br />

werde, zum Beispiel wenn jemand stirbt.<br />

Dann mach ich mir darüber Gedanken, was ich<br />

noch erleben möchte». Bei mir haben solche Gedanken<br />

schon Angstzustände ausgelöst. Ich habe<br />

Angst davor, viel zu früh aus dem Leben gerissen<br />

zu werden. Ich fürchte mich, meine Träume nicht<br />

mehr verwirklichen zu können.<br />

Was zählt?<br />

Ich frage die anderen, ob sie sich unter Druck<br />

gesetzt fühlen. Max merkt an: «Ja, wenn meine<br />

Behinderung fortschreitet und ein Ziel weiter<br />

weg rückt». Auch ich fürchte mich, meine Ziele<br />

nicht zu erreichen. Mein grosser Traum ist es,<br />

einmal Weltmeister im E-Hockey zu werden. Ich<br />

frage die anderen, welche Pläne sie haben und<br />

was sie noch erleben möchten. Eric ist optimistisch:<br />

«Ich denke, das Leben hält für mich noch<br />

einiges bereit: viele tolle Menschen und spannende<br />

E-Hockey Momente». Tolle Menschen frage<br />

ich mich? Ich denke daran, was für wundervolle<br />

Menschen ich kenne. Dennoch bin ich auch schon<br />

enttäuscht worden von Menschen, denen ich am<br />

liebsten nicht begegnet wäre. Eric unterbricht


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 11<br />

Leben mit kürzerer Lebenserwartung<br />

CARPE<br />

DIEM<br />

meine Gedanken mit der Frage, was in meinem<br />

Leben wertvoll sei. Ich muss nicht lange überlegen.<br />

Für mich stehen meine Freunde und die Familie<br />

im Vordergrund. Das Schönste ist, wenn ich<br />

Menschen um mich habe, denen ich etwas bedeute<br />

und die mir wichtig sind. Freundschaft steht für<br />

mich im Mittelpunkt. Sie gibt mir in schwierigen<br />

Zeiten Kraft. Ich frage Max, wie er dazu steht. Er<br />

stimmt mir zu. Zudem sei es ihm wichtig, zielorientiert<br />

zu leben. Man solle sich mindestens<br />

ein Ziel setzen, ergänzt er. Eric schaltet sich in<br />

die Diskussion ein: «Mich würde interessieren,<br />

wie man aus eurer Sicht richtig lebt». Max erwidert:<br />

«Diese Frage muss jeder für sich individuell<br />

beantworten. Man sollte das Leben geniessen.»<br />

Hier bin ich anderer Meinung und füge an, dass<br />

man nicht immer nur dem Vergnügen nachgehen<br />

kann. Ich profitiere auch von anderen Personen,<br />

die Leistungen vollbringen, welche ihnen nicht<br />

immer Freude bereiten.<br />

Kostbare Augenblicke<br />

Max ergänzt: «Stimmt, aber ich wollte damit mehr<br />

sagen. Man hat nicht immer ein besseres Leben,<br />

nur weil man viel erlebt. Wichtig ist, dass man sich<br />

mit dem beschäftigt, was einem gefällt. Sei es<br />

Sport, Ausgang, Religion, Musik usw. Es ist schwer<br />

zu sagen, wie man richtig lebt, weil das jeder<br />

Mensch für sich herausfinden muss. Wichtig ist,<br />

dass man sich diese Frage stellt». Da bin ich mit<br />

Max einverstanden. Ich versuche das zu tun, was<br />

mir gut tut und mir Freude bereitet. Während ich<br />

meinen Träumen nachgehe, muss ich realistisch<br />

bleiben. Was geht und was nicht? Träumen vom<br />

«Was wäre wenn…» bringt mich nicht weiter. Ich<br />

sollte mich an dem erfreuen, was ich habe. Das<br />

ist nicht immer einfach.<br />

Es wird Zeit zu gehen und ich winke der Kellnerin.<br />

Als sie die Rechnung bringt, bemerke ich auf ihrem<br />

T-Shirt den Spruch: «Wer nach dem Haar sucht,<br />

dem entgeht die Suppe». Sie lächelt mich an. •


Leben mit einer seltenen Krankheit<br />

BIS ZUM<br />

UMFALLEN


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 13<br />

Nicht umfallen, mich nicht stossen, immer aufpassen. So sieht<br />

mein Leben nach der Diagnose aus. Seit 16 Jahren lebe ich mit der<br />

seltenen Krankheit Fibrodysplasia Ossificans Progressiva.<br />

Von Annete Plammoottil<br />

Im Behandlungszimmer riecht es nach verschiedenen<br />

Essenzen. Die Decke über mir ist mit<br />

kunstvollen Holzschnitzereien verziert. Ich werde<br />

gerade an meiner Schulter mit warmem Öl massiert.<br />

Danach wird eine Kräuterpackung folgen.<br />

Zwischen den Anwendungen muss ich warten,<br />

damit die Öle einwirken können. Das ist meistens<br />

langweilig. Die Anlage ist riesig, mit Garten<br />

und Wellnessbereich. In meiner Freizeit sitze ich<br />

draussen, geniesse die Sonne und die Stille.<br />

Das klingt jetzt nach einer Wellnessbehandlung,<br />

aber es war keine. Ich leide an einer äusserst<br />

seltenen Krankheit namens Fibrodysplasia Ossificans<br />

Progressiva (FOP). Derzeit gibt es keine<br />

Medikamente oder Therapien zur Behandlung von<br />

FOP. Deswegen haben ich und meine Familie entschieden,<br />

eine Ayurveda Behandlung in einer Klinik<br />

in Südindien zu machen, damit wenigstens die<br />

Schmerzen gelindert werden.<br />

Was ist mit mir los?<br />

Bis zu meinem vierten Lebensjahr war ich ein gesundes<br />

Kind. Alles änderte sich mit einem Sturz<br />

beim Spielen. Am nächsten Tag wurde mein Rücken<br />

ganz warm und schwoll an. Für meine Eltern<br />

und mich begann ein Klinikmarathon. Am Anfang<br />

wusste niemand, was mit mir los war. Es folgten<br />

viele Untersuchungen und schlussendlich fanden<br />

die Ärzte heraus, dass ich FOP habe. FOP war<br />

lange unerforscht. Weltweit sind etwa 700 Fälle<br />

bekannt. Bei Verletzungen werden heftige Krankheitsschübe<br />

ausgelöst. Alles, was dem Muskel auch<br />

nur leicht schaden kann, muss ich vermeiden:<br />

Prellungen, Überdehnungen, Muskelkater, Stürze,<br />

intramuskuläre Spritzen …<br />

In meiner Kindheit verbrachte ich sehr viel Zeit<br />

in Spitälern. Für meine Familie und mich war dies<br />

keine leichte Zeit. Selbst einfache Bewegungen<br />

fielen mir schwer. Ich brauchte viel Hilfe. Meine<br />

Eltern und mein Bruder behandelten mich wie ein<br />

gesundes Kind und gaben mir nicht das Gefühl,<br />

dass ich körperlich eingeschränkt sei.<br />

Folgenschwere Behandlung<br />

Meine Muskeln wurden immer härter. Hals, Schultern<br />

und Arme konnte ich immer weniger bewegen.<br />

Weil ich mich nicht selbst stützen konnte, fiel<br />

ich beim Gehen immer wieder um. Bis zu einer<br />

Physiotherapie im Sommer 2010 konnte ich noch<br />

laufen und besuchte eine normale Oberstufe. Bei<br />

dieser Behandlung wurde mein linkes Bein überdehnt<br />

und meine Muskeln entzündeten sich. Am<br />

nächsten Tag hatte ich starke Schmerzen. Mein<br />

linkes Bein schwoll an und wurde warm. Nach und<br />

nach konnte ich mein linkes Bein weniger bewegen<br />

und das Laufen fiel mir schwer. Seitdem kann<br />

ich nur kürzere Zeit laufen und wenn ich laufe,<br />

muss ich aufpassen, dass ich nicht umfalle oder<br />

mich irgendwo stosse.<br />

Die Therapie in Indien wirkt bis heute nach. Ich<br />

habe seither weniger Schmerzen als vor der Behandlung.<br />

Meine Beine schwellen nicht mehr so<br />

stark an und die Entzündungen sind zurückgegangen.<br />

Wenn ich längere Zeit laufe oder lange<br />

sitze, bekomme ich immer noch starke Schmerzen.<br />

Ich bin eine Kämpfernatur und versuche den<br />

Schmerz zu vergessen.<br />

FIBRODYSPLASIA OSSI-<br />

FICANS PROGRESSIVA (FOP)<br />

Diese Krankheit kommt bei zwei Millionen Menschen<br />

etwa einmal vor. Die Krankheit macht sich<br />

meist in den ersten Lebensjahren durch eine eingeschränkte<br />

Beweglichkeit der Halswirbelsäule<br />

bemerkbar. Danach kommt es im Kopf-/Nackenbereich<br />

zu entzündlichen Schwellungen, die sich<br />

dann auch auf Schulter, Arme, Hüfte und Beine<br />

ausbreiten und verknöchern. Verletzungen der<br />

Muskulatur, Stürze, Injektionen in Muskeln und<br />

Operationen können diese Schwellungen auslösen.<br />

Jede Art von Verletzung sollte daher vermieden<br />

werden. Derzeit ist keine Heilung möglich.<br />


Projektwoche Rap and Roll<br />

NOCH<br />

KURZ<br />

DIE WELT<br />

RETTEN…


Genervte Eltern, Rausschmiss aus der Wohngruppe und eine<br />

unvergessliche Woche mit Musikstars. Im Rahmen einer<br />

Projektwoche führte der Verein Pro Colors einen Workshop<br />

bei uns in der Ausbildung durch.<br />

Von Yannik Amberg und Tomislav Tomic<br />

Während der Vorstellungsrunde der vier Künstler<br />

fühlten wir uns wie im Sommer am See. Das<br />

ganze Haus vibrierte bei der Jam-Session zum<br />

Einstieg. Unsere Coaches erzählten uns offen von<br />

ihren Erfolgen und Misserfolgen. Wir erfuhren zum<br />

Beispiel, dass Dabu noch nie eine Beschwerde<br />

wegen «zfeschtem Abga» bekommen hat. Danach<br />

gingen wir ans ausprobieren. Bei Nicole – zuständig<br />

für das Singen – mussten Hohlräume ge lockert<br />

werden, Gras fressende Kühe und miauende<br />

Katzen imitiert werden. Beim Texten ver wandelte<br />

sich Manuel zum Gangster und mit «Rosen in den<br />

Hosen» wurde Fekri zum MC Pervers ernannt. Wir<br />

konnten in dieser Woche vier Songs schreiben<br />

und produzieren. Das hat sogar die Profis überrascht.<br />

Diese Lieder hallen als Ohrwurm nach.<br />

Die Beatboxer wässerten unter der Regie von<br />

Sämi die Mikrophone. Schnell hörten wir uns wie<br />

Schlagzeuge, Bässe und Trommeln an. Unser Ausbildungsraum<br />

hatte sich in ein Studio verwandelt.<br />

Dort drückten die anderen Knöpfe und drehten<br />

Regler, um Beats zu zaubern.<br />

<strong>MEH</strong> Music Records<br />

Als es an die Proben ging, wollte Rahel nicht<br />

mehr nach Hause. Sie studierte mit Dodo ein<br />

Liebeslied ein. Am Abend stand Rahel kurz vor<br />

dem Rausschmiss aus der WG, und sie musste<br />

dann im Keller weiter üben. Endlich ein Nutzen für<br />

die Schweizer Zivilschutzanlagen! Und nachts, als<br />

sich Stille über das Land senken sollte, nervte<br />

Yannik seine Mutter mit yoa man – hpff, hpff, ufz,<br />

ufz, nz, nz!<br />

Für uns war die professionelle Aufnahme eines<br />

eigenen Albums ein Höhepunkt. Die Aufnahmen<br />

waren anstrengend. Manuel schrie sich fast die<br />

Seele aus dem Leib. Dabu meinte: «Ich habe<br />

noch nie einen Sänger im Studio gehabt, der so<br />

viel Leidenschaft beim Aufnehmen gezeigt hat<br />

wie Yannik».<br />

Darbietung<br />

Kurz vor der Aufführung wurde die Anspannung<br />

gross. Mit bunten Krawatten, Gangster-Goldketten,<br />

Büchern und Nerdbrillen betraten wir schwitzend<br />

die Bühne. Die Beatbox Session von Arber<br />

und Tomislav rutschte durch wie Seife. Arber<br />

meinte: «Es isch eifach gflosse!» Rahel und Yannik<br />

sangen im Duett das Liebeslied «Rakete».<br />

Wenigs tens Yannik fand dieses Erlebnis romantisch.<br />

MC Blauer Pulli und MC Pervers machten<br />

einen auf Gangster und rappten den «Mir rollet<br />

i dini Disco». Die Philosophen präsentierten mit<br />

Verstand und Klugheit den Song Rap-Arie. Am<br />

Schluss retteten alle zusammen die Welt mit<br />

dem Lied «Mir schaffed das zämme.» Nach der<br />

Auf führung waren wir erleichtert und zugleich<br />

enttäuscht, weil die Projektwoche vorüber war.<br />

Fekris Fazit nach dieser Woche: «Ich will Rapper<br />

werden!»<br />

•<br />

DER VEREIN PR0 COLORS<br />

Der Verein Pro Colors schafft mit seinen Projekten<br />

Identifikationsplattformen und setzt sich für das<br />

Image der Jugend in der Öffentlichkeit ein. Dabei<br />

treten Künstler als Botschafter und Brückenbauer<br />

auf. Die Projektwoche im <strong>MEH</strong> wurde durch die<br />

Spendenstiftung der Bank Vontobel ermöglicht.<br />

www.colors-zh.ch<br />

Beteiligte Künstler<br />

Dodo: Reggae- und Raggasänger, Produzent<br />

Dabu Bucher: Sänger der Band Dabu Fantastic<br />

Nicole Tejada: Sängerin, Gesangslehrerin<br />

Sämi Messerli: Beatboxen, (Body-)Percussion


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 19<br />

Meine Suche nach Zweisamkeit<br />

PROSECCO<br />

SUCHT<br />

ERDBEERE<br />

Wenn ich Pärchen Arm in Arm sehe, freue ich mich schon auf<br />

die Zeit, wenn ich eine Freundin habe. Ich werde mit ihr an<br />

den See gehen und Prosecco trinken. Beim Sonnenuntergang<br />

werden wir uns küssen. Von Manuel Schmocker<br />

Das erste Mal habe ich mich in einem Lager verliebt.<br />

Am meisten haben mich ihr hübsches Gesicht,<br />

ihre braunen Augen und ihr Lächeln umgehauen.<br />

Da waren Schmetterlinge in meinem<br />

Bauch. Sie war ganz natürlich und überhaupt nicht<br />

arrogant. Ich hätte gerne mehr über sie erfahren,<br />

aber wir haben uns nur über Nebensächlichkeiten<br />

unterhalten. Ich habe mich nicht getraut mehr<br />

zu fragen. Ich habe ihr Profil auf Netlog gefunden<br />

und ihr eine Freundschaftsanfrage geschickt.<br />

Wir haben uns geschrieben, aber ich konnte ihr<br />

nicht sagen, dass ich sie liebe. Ich musste viel an<br />

sie denken. Selbst mit Fussball konnte ich mich<br />

nicht ablenken. Später habe ich sie auf Facebook<br />

gefunden. Ich wollte ihr schreiben, aber etwas<br />

hat mich blockiert. Irgendwann hatte sie einen<br />

Freund und aus uns ist leider nichts geworden.<br />

Meine Traumfrau<br />

Ich möchte mit meiner Freundin viel Zeit verbringen<br />

und nicht alleine sein. Ich sehne mich danach,<br />

neben ihr aufzuwachen. Meine Traumfrau<br />

hat blonde Haare, ist schlank und 1.70 m gross.<br />

Sie sollte wie ich Sport treiben, sich ein wenig mit<br />

Fussball auskennen und maximal ein Jahr jünger<br />

oder älter sein. Ich werde mit ihr an den See gehen<br />

und mit ihr den Sonnenuntergang ansehen.<br />

Wir werden Arm in Arm am Ufer sitzen.<br />

Volltreffer?<br />

Vor kurzem habe ich eine Frau kennen gelernt.<br />

Ich habe ihr Profil auf einer Dating-Website gefunden.<br />

Ihr Foto hat mich sofort angesprochen.<br />

Ich habe ihr sofort eine SMS geschickt. Seither<br />

schreiben wir uns. Oft über Nebensächliches,<br />

aber auch etwas mehr. Wir schreiben uns jede<br />

Nacht. Ich denke nicht mehr an andere Frauen.<br />

Ich hoffe, dass wir bald unser erstes Date haben<br />

und ich mit ihr glücklich werde. Ich stelle mir vor,<br />

dass wir uns am Bahnhof treffen und anschliessend<br />

in ein Restaurant essen gehen. Danach noch<br />

in einer Bar etwas trinken und uns dabei noch<br />

besser kennen lernen. Unser erster Kuss …<br />

Keine Geheimnisse<br />

Meine rechte Hand ist seit meiner Geburt gelähmt.<br />

Aufgrund starker epileptischer Anfälle<br />

musste ich mich mit sieben Jahren einer tiefgreifenden<br />

Operation unterziehen. Das weiss sie<br />

noch nicht. Wenn wir uns das erste Mal treffen,<br />

werde ich ihr davon erzählen. Vermutlich wird<br />

sie mich auf meine Armschiene ansprechen. Ich<br />

werde ihr sagen, dass ich nur eine Gehirnhälfte<br />

habe. Ich erzähle ihr auch von der Epilepsie und<br />

von der Operation. Ich werde ihr sagen, dass es<br />

mir jetzt viel besser geht.<br />


20<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

Mit weissen Socken auf Jobsuche<br />

ROLLEND<br />

IN DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Im Sommer werde ich meine Ausbildung abschliessen. Nun<br />

stehe ich vor der grossen Frage, was ich nach meinem Abschluss<br />

machen soll. Auf meinem Weg zu einem passenden Arbeitsplatz<br />

stehe ich vor vielen Hürden. Von Fekri Tahiri<br />

In meinen Träumen sollte mein Arbeitsplatz eine<br />

Minibar haben. Die Sekretärin hätte braungelockte<br />

Haare und käme aus der Ukraine. Auf dem<br />

Bürotisch stünde ein grosser Apple. Dieser könnte<br />

sprechen und seine Stimme der Situation anpassen.<br />

Mittags würde mich ein Sternekoch verwöhnen...<br />

In Wirklichkeit brauche ich nur einen<br />

Computer und ein barrierefreies Büro. Zudem benötige<br />

ich Unterstützung beim Einrichten meiner<br />

Mundsteuerung und meiner Hände. Auch wenn<br />

ich aufs WC muss oder etwas trinken möchte, bin<br />

ich auf Hilfe angewiesen. Wenn man seine Hände<br />

bewegen kann, hat man sicher mehr Möglichkeiten<br />

eine Arbeit zu finden. Ich will bei meinen<br />

Eltern im Aargau wohnen. Darum kann ich nicht<br />

in der geschützten Werkstätte des <strong>MEH</strong> arbeiten.<br />

Die Kosten des Arbeitswegs werden nach meiner<br />

Ausbildung nicht mehr von der IV übernommen,<br />

und die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

kommt für mich nicht in Frage. Ich fühle<br />

mich mit dem Taxi sicherer. Im Aargau habe ich<br />

bisher noch keinen geeigneten Arbeitsplatz gefunden.<br />

Ich suche mehr als nur eine Beschäftigungstherapie.<br />

Aller Anfang<br />

Ein Praktikum ausserhalb des <strong>MEH</strong> ist ein wichtiger<br />

Bestandteil meiner Ausbildung. Durch einen Kontakt<br />

meines Vaters konnte ich ein Praktikum bei<br />

der Chemia Brugg AG absolvieren. Während des<br />

Vorstellungsgesprächs war ich sehr aufgeregt. Es<br />

war unsicher, ob es eine geeignete Arbeit für mich<br />

gibt. Schliesslich sollte ich das Unternehmen bei<br />

einem Projekt im Bereich Marktforschung unterstützen.<br />

Zunächst wusste ich nicht, was sie von<br />

mir erwarten und wie die Kollegen auf mich reagieren.<br />

Nach anfänglichen Schwierigkeiten (falsche<br />

Steuerung, Mundsteuerung passte nicht an<br />

den Tisch und funktionierte nicht mit dem Programm,<br />

auch ein grösserer Bildschirm war nötig)<br />

bin ich einfach zu langsam gewesen. Wahrscheinlich<br />

hätte ich hundert Jahre für die Fertigstellung<br />

des Projekts benötigt. Dieses wurde dann redimensioniert.<br />

Ich finde es schade, dass ich nicht<br />

allen Ansprüchen gerecht werden konnte. Trotzdem<br />

bin ich stolz darauf, dass die von mir gelieferten<br />

Zahlen verwendet werden. Die Arbeit war<br />

anstrengender als in der Ausbildung, aber sie hat<br />

mir Spass gemacht.


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 21<br />

Einsicht<br />

Das Praktikum war eine gute Übung für mich. Ich<br />

musste mit den Arbeitskollegen reden und auch<br />

auf sie zugehen, wenn ich Fragen oder Probleme<br />

hatte. Meiner Meinung nach reagierten meine Arbeitskollegen<br />

manchmal zurückhaltend. Es wäre<br />

schön gewesen, wenn sie mehr auf mich zugekommen<br />

wären. Auch für mich war es eine Herausforderung<br />

aktiv auf die Kollegen zuzugehen.<br />

Ich habe viele neue Erfahrungen im Praktikum<br />

gesammelt und viel über mich erfahren. Im ersten<br />

Arbeitsmarkt zu arbeiten, ist für mich nicht<br />

so einfach. Dafür brauche ich viel Kraft und muss<br />

lernen, mit dem Stress umzugehen.<br />

Etwas machen<br />

Mit meiner Behinderung habe ich gelernt, wie<br />

wichtig Geduld im Leben ist. Ich weiss, dass ich<br />

für meine Ziele kämpfen muss. Trotzdem brauche<br />

ich auch Unterstützung. In einer Helferrunde mit<br />

Personen aus der Ausbildung und meinem persönlichem<br />

Umfeld haben wir gemeinsam versucht<br />

eine Anschlusslösung zu finden. Leider hat sich<br />

daraus noch nichts Passendes für mich ergeben.<br />

Wenn ich bis zum Ende meiner Ausbildung nichts<br />

gefunden habe, werde ich nicht einfach herum<br />

sitzen sondern etwas machen. Für mich ist meine<br />

positive Lebenseinstellung wichtig, auch in Bezug<br />

auf Jobsuche.<br />


22<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

Ausbildungsreise Lyon<br />

EIN MORGENMUFFEL<br />

BLICKT ZURÜCK<br />

Ich liege im Bett, starre an die Decke und denke zurück an die<br />

letzten Tage in Lyon. Als Lyon als Ausbildungsreiseziel fest<br />

stand, freute ich mich auf gutes Essen, viel Ausgang und<br />

lernfreie Tage. Im Nachhinein war vieles anders als ich mir<br />

das vorgestellt hatte. Von Egzon Gashi<br />

Heute ist der letzte Tag unserer Ausbildungsreise.<br />

Bald kommt Steven, um mich aufzunehmen.<br />

Er wird mir die Kleider anziehen, meine<br />

Haare zurechtmachen und mich in den Rollstuhl<br />

setzen. Heute geht es wieder nach Zürich. Hoffentlich<br />

verläuft die Rückreise reibungsloser als<br />

die Anfahrt, denn diese war für alle eine kleine<br />

Herausforderung. Während der Hagel uns im Bus<br />

die Fahrt erschwerte, verhungerten die im Zug,<br />

weil Yannick die Sandwiches beim Bäcker vergessen<br />

hatte. Als wir endlich angekommen waren,<br />

war ich erleichtert und sehr müde.<br />

Aufgetischt<br />

Aus meinem Fenster sehe ich ein Graffiti, das<br />

mich an die Murals erinnert. Das sind riesige<br />

Kunstwerke auf Hausmauern, auf die man in Lyon<br />

immer wieder trifft. Besonders Diego Riveras Gemälde<br />

haben mich beeindruckt, weil er auf ein<br />

paar Mauern ganze Geschichten erzählt. Nach<br />

einem langen Tag auf Achse waren nicht nur wir,<br />

sondern auch unsere Rollstühle ausgehungert und<br />

mussten so schnell wie möglich gestärkt werden.<br />

Wir hatten für den Abend Tische reserviert. Das<br />

Restaurant war auf einem Floss. Durch die Bullaugen<br />

grüssten uns die Fische der Rhône. Aussen<br />

hui – innen pfui! Es war zu laut, zu eng, die Reservierung<br />

hatten sie vergeigt und das Essen war<br />

auch nicht der Hit. Von «Essen wie Gott in Frankreich»<br />

war jedenfalls keine Rede und das Restaurant<br />

platzte fast aus allen Nähten. Manuel bekam<br />

immerhin einen warmen Gratin! Am besten gefielen<br />

mir die knapp bekleideten Bauchtänzerinnen,<br />

aber leider tanzten sie nicht auf meinem Tisch.<br />

Hindernislauf<br />

Mein Bauch knurrt. Ich freue mich auf die morgendliche<br />

Stärkung mit Lachs und feinem Croissant.<br />

Vorgestern fuhren wir nach so einem Frühstück<br />

mit den Rollstühlen einige Kilometer zu<br />

einer Seilbahn. Ziel war ein Aussichtspunkt nahe<br />

der Kirche Notre-Dame de Fourvière hoch über<br />

der Stadt. Nachdem wir den Ausblick über ganz<br />

Lyon genossen hatten, kaperten wir den Lift und<br />

stürmten die Kirche. Am nächsten Morgen marschierten<br />

wir Richtung Antik-Markt. Leider war<br />

der Markt geschlossen. Stattdessen gingen wir<br />

in einen Park. Dort wollte Fekri seinen Rollstuhl<br />

in einem Restaurant aufladen, aber der missgelaunte<br />

Besitzer zickte. Überhaupt fand ich, dass<br />

die Akkus von den Rollstühlen weniger lang hielten<br />

als die Ausdauer unserer Fussgänger! Gestern<br />

Abend speisten wir in einer grossen Brasserie.<br />

Sie servierten Kalbskopf und Bier. Der Dijon-Senf<br />

konnte als Medizin gegen Nasenverstopfung durch -<br />

gehen.<br />

Schlussrechnung<br />

Fekri, mit dem ich das Zimmer teile, ist immer<br />

noch am Schnarchen. Meiner Ansicht nach waren<br />

die Tage in Lyon nicht immer so gut vorbereitet,<br />

obwohl wir die Planung im Vorfeld gemeinsam<br />

gemacht hatten. Wir haben wohl die Grösse der<br />

Stadt unterschätzt. Da nützten die kleinen Ausdrucke<br />

von Google Maps auch nicht viel. Ausserdem<br />

waren wir immer zu spät dran. Keine Rede von<br />

Schweizer Uhren. Hoffentlich haben wir für nächstes<br />

Mal etwas daraus gelernt und sonst hilft uns<br />

bestimmt unser München-Kenner aus der Patsche!<br />

Lyon werde ich trotzdem vermissen. Die Türe öffnet<br />

sich. Steven zieht mir die Decke weg. •


Ein Profifussballer packt aus<br />

DOPPELPASS<br />

Was verbindet Rollstuhlfahrer und Fussballer? Beide kämpfen mit<br />

Vorurteilen. Wie denkt ein Spieler darüber? Marco Schönbächler<br />

bezieht Stellung zu Vorurteilen im Profifussball.<br />

Von Yannik Amberg


<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong> 25<br />

Hallo Marco, was bedeutet Fussball<br />

für dich?<br />

Von klein auf spiele ich Fussball und konnte meinen<br />

Traum vom Profi-Fussballer verwirklichen.<br />

Ich bin jeden Tag mit der Mannschaft zusammen.<br />

Man gewinnt neue Freundschaften und kann viel<br />

erreichen. Wir haben es lustig zusammen. Die<br />

glücklichsten Momente in meinem Leben waren,<br />

als ich mein erstes Tor für den FC Zürich schoss<br />

und als ich das zweite Mal mit dem FC Zürich<br />

Schweizer Meister wurde.<br />

Wie gehst du mit Niederlagen um?<br />

Schlecht. Ich bin ein Typ, der nicht verlieren kann.<br />

Wir haben in letzter Zeit oft verloren. Ich hoffe,<br />

dass wir bald wieder erfolgreicher sind, dann geht<br />

es mir besser.<br />

Wie wichtig sind für dich die Fans?<br />

Sie sind wichtig. Es macht einen Unterschied ob<br />

man vor vielen oder wenigen Zuschauern spielt.<br />

Es ist schade, dass nur viele Leute ins Stadion<br />

kommen, wenn wir gegen den Grasshopperclub<br />

Zürich und gegen den FC Basel spielen.<br />

Behinderte Menschen und Fussballspieler<br />

werden immer wieder mit Vorurteilen<br />

konfrontiert. Was denkst du darüber?<br />

Man bewertet fremde Menschen oft zu schnell.<br />

Man sollte Leute erst beurteilen, wenn man sie<br />

gut kennt.<br />

ben. Jeder geht auf den Platz und möchte gewinnen.<br />

Entweder ist der Gegner zu gut oder man ist<br />

nicht gut in Form oder man hat einen schlechten<br />

Tag erwischt. Wenn die Verteidigung die Chancen<br />

zunichte macht und der Torhüter alle Bälle hält,<br />

ist es Pech.<br />

Fussballer sind Schauspieler!<br />

Wenn man in Führung ist und ein bisschen Zeit<br />

schinden muss, braucht es das manchmal. Es ist<br />

schlecht, wenn man es mit dem Schauspielern<br />

übertreibt.<br />

Fussballer haben die schönsten Frauen!<br />

Blond mit Silikon!<br />

(Lacht) Auch andere haben schöne Frauen. Viele<br />

sehen gut aus, aber ob sie auch menschlich so<br />

sind, ist eine andere Frage. Früher gefielen mir<br />

blonde Frauen. Aber ich hatte bis jetzt noch keine<br />

blonde Freundin. Meine Freundin ist brünett. Ich<br />

finde Frauen mit OP nicht schön, es sieht nicht<br />

natürlich aus.<br />

Fussballer sind Schönlinge und investieren<br />

viel Zeit in die Körperpflege!<br />

(Lacht) Ich habe gesagt, du darfst mir keine<br />

Fragen zu diesem Thema stellen! Es gibt sicher<br />

einige, die mehr Zeit brauchen. Ich bin einer, der<br />

schnell fertig ist. Wir achten auf unser Aussehen,<br />

da wir immer in den Medien erscheinen. Da will<br />

man schon gut aussehen.<br />

Welches Vorurteil gegenüber Profifussballern<br />

ärgert dich am meisten? Warum?<br />

Viele Leute meinen Fussballer seien arrogant. Jeder<br />

der mich kennenlernt, sagt ich sei ein toller<br />

Mensch.<br />

Es gibt keine schwulen Fussballer!<br />

Was sagst du dazu?<br />

Doch, die gibt es schon. Man darf sich outen, muss<br />

sich dann aber auf viele negative Reaktionen ge-<br />

fasst machen. Darum outen sich die meisten Spieler<br />

erst, wenn sie ihre Karriere beendet haben.<br />

Fussballer verdienen zu viel und geben<br />

sich nicht genug Mühe!<br />

Es gibt Fussballer die verdienen viel zu viel, andere<br />

verdienen gar nichts. Im Vergleich zu den<br />

Topstars sind wir kleine Fische. Die internationalen<br />

Spitzenspieler verdienen zu viel! Ich glaube<br />

nicht, dass sich Fussballer nicht genug Mühe ge­<br />

Auf einer Skala von 1 bis 10 – Wie schön<br />

bist du?<br />

Hier gebe ich eine 11 (Lacht).<br />

Fehlte was in dem Interview?<br />

Nein, es waren sehr viele neue Fragen. Du warst<br />

besser vorbereitet als ein Blick-Reporter.<br />

MARCO SCHÖNBÄCHLER<br />

Marco Schönbächler (24) spielt seit 2002 als Stürmer<br />

und Mittelfeldspieler beim FCZ (Fussballclub<br />

Zürich). Zu seinen grössten Erfolgen gehören die<br />

Schweizer Meistertitel 2007 / 2009 und der diesjährige<br />

Cup-Sieg sowie die Champions-League-<br />

Teilnahme 2009. Er ist ein sehr schneller Spieler<br />

mit ausbaufähigen Kopfballkünsten.<br />

Quelle: fcz.ch<br />


26<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

Paris je t’aime<br />

AUFBRECHEN<br />

Bei meiner Geburt lief einiges falsch. Ich habe zerebrale Lähmung<br />

und bin auf einen Rollstuhl angewiesen. Mein grosser Traum<br />

ist es, wie meine Geschwister auf Reisen Abenteuer zu erleben.<br />

Einmal in meinem Leben keine Grenzen spüren!<br />

Von Rahel Ebneter<br />

Ich wollte schon immer andere Länder und Kulturen<br />

kennenlernen, aber mit dem Verdienst<br />

meines Vaters als Automechaniker reichte das<br />

Geld nur selten für grosse Ferien. Das störte mich<br />

vor allem nach den Sommerferien, wenn andere<br />

Leute von ihren Ferien erzählten. Als ich fünf<br />

Jahre alt war konnte ich dank meiner Großeltern<br />

nach Amerika zur Hochzeit meiner Tante. Daran<br />

kann ich mich aber kaum erinnern. Ich bin schon<br />

mehrmals in der Schweiz und in Deutschland<br />

gereist. Es war nicht immer leicht, aber immer<br />

spannend. Als mein Bruder in Amerika heiratete<br />

und ich nicht dabei sein konnte, hat mich das<br />

sehr traurig gemacht. Leider reichte die Vorbereitungszeit<br />

nicht, damit ich teilnehmen konnte.<br />

Reisen mit dem Rollstuhl benötigt viel Planung<br />

und Organisation.<br />

Ich will auch<br />

Meine drei Geschwister sind viel unterwegs. Meine<br />

Schwester lebt zurzeit sogar in Australien. Ich beneide<br />

sie ein bisschen, weil sie die Möglichkeiten<br />

hat, solche Abenteuer zu erleben. Ich vergleiche<br />

mich viel mit meinen Geschwistern. Ich bewundere<br />

sie und möchte oft so sein wie sie. Meine<br />

Schwester war vor zwei Jahren in Ayia Napa in<br />

den Ferien und lag den ganzen Tag am Strand,<br />

las Bücher und chillte. Am Abend donnerte sie<br />

sich auf und ging in den Ausgang. Sie tanzte<br />

und feierte jede Nacht. Das lässt mich träumen.<br />

Mein grosser Traum ist es, mit einer Freundin<br />

nach Paris zu reisen. Wir besuchen den Eiffelturm<br />

und fahren mit dem Boot auf der Seine, machen<br />

Wellness, shoppen bis zum Umfallen, besuchen<br />

Snoopy, flirten, quatschen und feiern die ganze<br />

Nacht. Am meisten freue ich mich darauf, dass<br />

mich endlich jemand an den Flughafen bringt und<br />

nicht umgekehrt.<br />

Auf dem Weg<br />

Es gibt noch paar Hindernisse für mich. Es ist gar<br />

nicht so einfach, eine Reisebegleitung zu finden,<br />

die ich mir leisten kann. Am liebsten würde ich<br />

mit einer Freundin reisen, aber wer nimmt die<br />

Herausforderung an? Hinzu kommen die Kosten,<br />

die für mich im Rollstuhl höher sind als für Fussgänger<br />

und die ich vermutlich auch für die zweite<br />

Person übernehmen muss. Das Geld dafür verdiene<br />

ich selbst. Als Hobby schreibe ich Geschichten,<br />

inzwischen entsteht meine sechste. Ich habe<br />

herausgefunden, dass ich damit das nötige Geld<br />

für meine Traumferien verdienen kann. Zuerst<br />

bin ich von Tür zu Tür gegangen, um meine Geschichten<br />

zu verkaufen. Die Nachfrage nach meinen<br />

Geschichten ist gross. Mittlerweile verkaufe<br />

ich meine Geschichten auch vor dem Coop und<br />

Migros. Ich spreche Leute an und frage sie ob sie<br />

meine Geschichten kaufen wollen. Ich habe sogar<br />

Stammkunden. Mir macht das Geschichten verkaufen<br />

Spass. Man trifft immer wieder neue Leute<br />

und erfährt Spannendes. Die Ideen, die mir bei<br />

den Gesprächen kommen, kann ich später vielleicht<br />

für eine neue Geschichte verwenden. Das<br />

Geld für die Reise werde ich hoffentlich bald zusammen<br />

haben. Auch die anderen Hürden werde<br />

ich überwinden. Ich werde reisen.<br />


28<br />

<strong>Pause</strong> <strong>2014</strong><br />

Kurz und Bündig<br />

BERÜHRUNGSLOS<br />

TELEFONIEREN<br />

Von Loris Lang<br />

MEINE SEKRETÄRIN<br />

FOLGT AUFS WORT<br />

amor – Für Menschen, die aus verschiedenen<br />

Gründen nicht mit der Tastatur schreiben können,<br />

kann eine Spracherkennung die Lösung sein. Die<br />

Software Dragon Naturally Speaking übernimmt<br />

per Headset die Befehle. Pro Minute können 160<br />

Wörter diktiert werden. Man muss am Anfang<br />

viel üben, weil das Programm die Aussprache des<br />

Nutzers lernen muss. Beim Kalibrieren sollten<br />

Hintergrundgeräusche vermieden werden. Bei der<br />

Verwendung ist es wichtig, langsam und deutlich<br />

zu sprechen. Wenn man das Diktieren gewöhnt<br />

ist, kann man fast fehlerlos schreiben. Doch leider<br />

wird die Gross- und Kleinschreibung oft nicht<br />

erkannt. Fehler muss man manuell korrigieren.<br />

Auch wenn man heiser ist, kann die Spracherkennung<br />

die Stimme nicht genau wahrnehmen. Fazit:<br />

Ein tolles Hilfsmittel mit Verbesserungspotential.<br />

www.nuance.de<br />

Mit dem HouseMate können Menschen mit einer körperlichen<br />

Beeinträchtigung ein Android Smartphone oder Tablet mit<br />

Hilfe der Rollstuhlsteuerung bedienen. Wer das Smartphone<br />

nur mit Hilfe nutzen kann, ist ohne dieses Gerät immer auf<br />

jemanden angewiesen. Im Praxiseinsatz von Stefan W. hat<br />

sich HouseMate bereits bewährt: «Ich bin mit dem Gerät<br />

viel unabhängiger. Ich kann ohne fremde Hilfe telefonieren<br />

und z. B. bei einer Panne Hilfe organisieren. Ich möchte es<br />

nicht mehr hergeben». Je nach technischer Infrastruktur<br />

kann das Gerät noch viel mehr. Man kann damit Fernseher<br />

bedienen, Lifte selbstständig benützen, das Licht ein- und<br />

ausschalten, Fenster und Türen öffnen oder schliessen...<br />

Doch die Technik hat auch Nachteile und Grenzen. Die Einrichtung<br />

ist schwierig, man braucht eine Fachperson. Zudem<br />

benötigt man Hilfe, um HouseMate und Smartphone<br />

am Elektrorollstuhl zu fixieren. Mit dem iPhone ist es leider<br />

nicht kompatibel. Unser Fazit: Mit diesem Gerät wird man<br />

wieder selbstständiger und man ist nicht mehr so oft auf<br />

menschliche Hilfe angewiesen.<br />

ATEMBERAUBENDE<br />

MAUS<br />

amor – Die Integra Mouse ist genial. Für Menschen,<br />

die keine Maus mit der Hand bedienen<br />

können, ist sie genau das Richtige. Die Mundsteuerung<br />

hat sämtliche Funktionen einer Standardmaus.<br />

Im Innern der Mundsteuerung gibt es<br />

Membranen, mit denen man durch Blasen oder<br />

Saugen den Mauszeiger bewegt und die Maustasten<br />

betätigt. Kurzes Saugen aktiviert die rechte<br />

und kurzes Blasen die linke Maustaste. Zweimaliges<br />

kurzes Saugen bewirkt einen Doppelklick,<br />

kurzes Saugen und Halten ermöglicht einen Drag<br />

& Drop (ziehen von Objekten). Zum Schreiben<br />

von Texten kann man mit der Integra Mouse die<br />

Bildschirmtastatur nutzen. Man braucht ungefähr<br />

eine Woche, bis man gut mit der Steuerung umgehen<br />

kann.<br />

www.integramouse.com<br />

www.activecommunication.ch<br />


Touristeninformation<br />

FRAG MICH WAS LEICHTERES !<br />

Von Arber Morina<br />

?<br />

Guten Tag,<br />

kennen Sie den<br />

Paradeplatz?<br />

Der Paradeplatz war im<br />

17. Jahrhundert als Umschlagplatz<br />

für Schweine<br />

als «Säumärt» bekannt.<br />

1819 wurde die Bezeichnung<br />

in Neumarkt<br />

geändert …<br />

Den<br />

Paradeplatz?<br />

Ja klar!<br />

?<br />

… Der Name Neumarkt hielt<br />

sich ca. 50 Jahre lang, bis<br />

man den Platz wegen des<br />

nahe liegenden Zeughauses in<br />

Paradeplatz umtaufte …<br />

Ja … aber …<br />

… Dann eröffnete die Postdirektion<br />

nebenan ein grosses<br />

Postkutschenzentrum, das<br />

gemäss Zeitgenossen einzigartig<br />

in Europa war …<br />

Ja … aber wo<br />

liegt er denn???<br />

? ? ?<br />

Öhh … keine<br />

Ahnung.


2<br />

4<br />

6<br />

5<br />

3<br />

1<br />

13 14<br />

15<br />

1 Dave Inhelder 2 Frank Grüninger 3 Rahel Ebneter 4 Tomislav Tomic 5 Laura Dominguez 6 Michael Groer<br />

7 Leslie Weiss 8 Steven Deblander 9 Yannick Schaaf 10 Arber Morina 11 Annete Plammoottil 12 Egzon Gashi<br />

13 Yannik Amberg 14 Lukas Fischer 15 Fekri Tahiri 16 Manuel Schmocker 17 Loris Lang


8<br />

7<br />

10<br />

12<br />

9<br />

11<br />

17<br />

16<br />

DAS<br />

REDAK<br />

TIONS<br />

TEAM


LED-Windlichter, erhältlich in 3 Grössen<br />

und verschiedenen Sujets<br />

Weitere Erleuchtungen finden Sie unter<br />

www.creation-handicap.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!