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Showszene aktuell / Interview<br />
www.kuenstler-magazin.de<br />
Festival-Macherin Corinna Bonnekamp<br />
über die Zukunft der Golden Oldies Wettenberg<br />
Blues, Schmus, Apfelmus<br />
in Laubach, Golden Oldies in<br />
Krofdorf-Gleiberg oder Folk in<br />
Amöneburg - Kulturconsult ist<br />
eine Größe in der hessischen<br />
Veranstaltungsszene. Die Wettenberger<br />
Agentur wird von<br />
Corinna Bonnekamp geleitet.<br />
Im Interview spricht die 52-<br />
Jährige über Nervenstärke,<br />
ihren Wunsch-Stargast und<br />
die erste große Liebe.<br />
steckt ein ganzes Jahr Vorbereitung<br />
drin; überwiegend am<br />
Schreibtisch, am Telefon und am<br />
Computer. Lediglich die Musikbewerbungen<br />
hören wir uns in der<br />
Familie gemeinsam an. Das läuft<br />
bleiben. Aber solch ein<br />
Fest über drei Tage mit<br />
mehr als 50 Bands und einem<br />
dicken Rahmenprogramm<br />
ist wie ein großer<br />
Dampfer. Da kann man<br />
Was war denn Ihr erstes Auto?<br />
Bonnekamp: Das ist bald 30 Jahre<br />
her. Ein Fiat 500. Luftgekühlt<br />
und froschgrün. Er war günstig,<br />
putzig und für meine Beinlänge<br />
gerade noch so erträglich.<br />
Frau Bonnekamp, wie wird man<br />
Festival-Managerin?<br />
Corinna Bonnekamp: Das kam<br />
über meinen Mann Peter. Der war<br />
schon damals in der Szene unterwegs,<br />
als wir uns kennenlernten.<br />
Aber Sie sind von Hause aus...?<br />
Bonnekamp: ...Juristin! Bei der Arbeit<br />
hilft mir mein früheres Jurastudium<br />
ungemein. Und trotzdem<br />
kann ich mich kreativen Dingen<br />
widmen. So eine Festival-Organisation<br />
ist oft wie ein großes Puzzle.<br />
Da hängt eines am anderen.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Bonnekamp: Es wird oft unterschätzt,<br />
welche Aufgaben man als<br />
Agentur hat: Wir bereiten beispielsweise<br />
die Verträge mit den<br />
<strong>Künstler</strong>n langfristig und unterschriftsreif<br />
für die Städte und<br />
Gemeinden vor, die Veranstalter<br />
und Gastgeber sind. Und das wird<br />
immer umfangreicher. Die Musikerverträge,<br />
die früher auf ein<br />
A4-Blatt gepasst haben, sind<br />
heute oftmals zehn und mehr<br />
Seiten lang.<br />
Ihr Unternehmen respektive der<br />
Vorgänger Eventeam ist seit gut<br />
drei Jahrzehnten als Festival-<br />
Organisator am Markt.<br />
Bonnekamp: Ja. Wir haben ein<br />
großes Netzwerk. Sehr vieles beruht<br />
einfach auf persönlichen<br />
Kontakten. Wir sind sehr gut<br />
vernetzt. Man ist in der Szene<br />
bekannt.<br />
Nach dem Spiel ist vor dem<br />
Spiel. Gilt das auch für die<br />
Festival-Dauerläufer?<br />
Bonnekamp: Ja. Man muss einfach<br />
sehen: In einem Festival<br />
alles sehr langfristig. Für die kommenden<br />
Jahre bin ich jetzt schon<br />
in Gesprächen mit Sponsoren.<br />
Und wie muss man sich das<br />
vorstellen, wie Sie arbeiten?<br />
Bonnekamp: Wir schauen uns in<br />
der Regel gemeinsam zuerst die<br />
Location an, und daran orientiert<br />
sich das Konzept. Das war in<br />
Krofdorf bei Golden Oldies so,<br />
beim Laubacher Blues-Festival<br />
oder auch bei Folk in Amöneburg.<br />
Aktuell bin ich mit der Grube<br />
Fortuna im Gespräch.<br />
Seit wann kennen Sie<br />
Golden Oldies?<br />
Bonnekamp: Seit mehr als 20<br />
Jahren. Seit 19 Jahren bis ich<br />
in der Organisation dabei.<br />
Keine Ermüdungserscheinungen?<br />
Die Besucherzahlen<br />
waren zuletzt immerhin<br />
leicht rückläufig.<br />
Bonnekamp: Nein. Ganz und gar<br />
nicht. Es wird da jetzt nachjustiert,<br />
um auch für Jüngere attraktiv zu<br />
nicht einfach mal am Steuerrad<br />
drehen, sondern muss behutsam<br />
agieren. Und das tun wir. Zusammen<br />
mit der Gemeinde, den Vereinen<br />
vor Ort, die eingebunden<br />
sind, den Standbetreibern, den<br />
Gastronomen, den Sponsoren.<br />
Und Sie selbst sind immer noch<br />
mit Freude dabei?<br />
Bonnekamp: Aber sicher! Es<br />
macht - bei aller Arbeit - einfach<br />
viel Spaß, weil auch die Rückmeldungen<br />
vom Publikum so positiv<br />
sind. Es ist abwechslungsreich;<br />
es gibt ständig Neues. Auch auf<br />
den Festivals selbst: Es passieren<br />
immer unvorhergesehene Dinge.<br />
Eine Band fällt aus, ein Oldtimer<br />
bleibt liegen. Da musst Du einfach<br />
nervenstark sein. Vielleicht liegt<br />
es auch daran, dass man mit fortschreitendem<br />
Alter nostalgischer<br />
wird: Du freust dich auf das Wiedersehen<br />
mit deinem ersten Auto.<br />
Das ist wie die erste Liebe, was<br />
Besonderes, das vergisst man<br />
nicht.<br />
Dann haben Sie wohl eine Affinität<br />
zu Oldtimern. Wenn Sie<br />
heute einen kaufen sollten -<br />
was wäre das: 500er Fiat oder<br />
500er Mercedes?<br />
Bonnekamp: Es müsste ein Auto<br />
sein, zu dem ich einen Bezug habe<br />
oder hatte. Ich erinnere mich<br />
gerne an den Opel Commodore<br />
meiner Eltern. Weinrot und mit<br />
schwarzem Vinyldach. Die Eltern<br />
waren mächtig stolz auf den Wagen.<br />
Mein Mann und ich hatten<br />
mal einen silbernen RO 80. Den<br />
haben wir dann unserem Sohn<br />
zum 18. Geburtstag geschenkt.<br />
Aber die Oldtimerei ist unheimlich<br />
aufwendig. Wir haben einfach<br />
nicht die Zeit dafür.<br />
Noch einmal zurück zu Golden<br />
Oldies: Was ist die Formel des<br />
Erfolgs?<br />
Bonnekamp: Das ist einfach das<br />
Gesamtkonzept: Musik, Motoren,<br />
Mode. Und eben die Qualität des<br />
Programms. Von den Bands, den<br />
hochwertigen Oldtimern bis zur<br />
Ware auf dem Nostalgiemarkt.<br />
Das geht übrigens nur in enger<br />
Zusammenarbeit mit der Gemeinde<br />
und dank des guten Zusammenhalts<br />
vor Ort. Schon klasse,<br />
wenn das Dorf für ein Wochenende<br />
auf Zeitreise geht und für drei<br />
Tage völlig umgekrempelt wird.<br />
Wenn Sie sich einen Stargast<br />
für Golden Oldies wünschen<br />
dürften: Wer wäre das?<br />
Bonnekamp: Die Ludolfs hatten<br />
wir hier, die Jacob-Sisters... ach -<br />
ganz viele. Lustig fände ich ja mal<br />
Guildo Horn. Auch über Heino<br />
haben wir schon nachgedacht.<br />
Und Jürgen Drews ist angefragt.<br />
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