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immobilia 2019/05 - SVIT

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IMMOBILIENPOLITIK<br />

WOHNFLÄCHENKONSUM<br />

MIETZINS ALS<br />

WICHTIGSTER FAKTOR<br />

FÜR VERDICHTUNG<br />

Die neusten Erhebungen des Bundes zeigen:<br />

Der Mietzins ist der wichtigste Faktor,<br />

um Verdichtung zu erreichen. Tiefe Mieten<br />

führen zu Mehrkonsum von Wohnfläche.<br />

TEXT—IVO CATHOMEN*<br />

HOHE MIETZINSE, TIEFER<br />

FLÄCHEN VERBRAUCH<br />

Mieter handeln rational. Sind die Mietzinse<br />

hoch, schränken sie ihren Wohnflächenverbrauch<br />

ein. Das ist der Schluss aus<br />

den jüngsten Erhebungen des Bundesamts<br />

für Statistik zu den Schweizer Wohnverhältnissen.<br />

2017 konsumierte jeder Bewohner<br />

in der Schweiz im Durchschnitt 46<br />

Quadratmeter. Je grösser die Wohnung<br />

nach Massgabe der Zimmerzahl, umso höher<br />

ist der Flächenverbrauch. Sind es bei<br />

den 1-Zimmer-Wohnungen durchschnittlich<br />

nur 29 Quadratmeter, so beläuft sich<br />

der Konsum bei 6 und mehr Zimmern auf<br />

doppelt so viel, nämlich 59 Quadratmeter<br />

pro Person.<br />

Auffallende Abweichungen vom Durchschnittswert<br />

sind in Städten mit mehr als<br />

100 000 Einwohnern sowie in bevorzugten<br />

Vororten und Tourismusregionen auszumachen.<br />

In den grössten Städten beträgt<br />

die durchschnittliche Wohnfläche vergleichsweise<br />

tiefe 36 bis 43 Quadratmeter<br />

– und dies, obwohl die Anzahl Personen pro<br />

Wohnung in den grössten Städten mit zwischen<br />

1,9 und 2,2 Personen mehrheitlich<br />

unter dem schweizerischen Durchschnitt<br />

liegt (2,2).<br />

Der geringere Flächenkonsum korrespondiert<br />

mit den höheren Mietzinsen in<br />

den Städten. Die Mieter in der Schweiz bezahlten<br />

gemäss einer ebenfalls jüngst veröffentlichten<br />

Statistik über die Periode<br />

2015 bis 2017 durchschnittlich 1319 CHF<br />

Nettomietzins pro Monat. Zürich (1536<br />

CHF), Genf (1395 CHF), Winterthur (1381<br />

CHF) und Luzern (1371 CHF) lagen signifikant<br />

über diesem Durchschnittswert.<br />

FEIND DER VERDICHTUNG<br />

Damit lässt sich argumentieren, dass die<br />

Höhe des Mietzinses ein Hauptfaktor dafür<br />

ist, wie viel Wohnraum pro Person konsumiert<br />

wird. Diese Preiselastizität könnte<br />

wiederum dahingehend interpretiert werden,<br />

dass Wohnraum ab einer bestimmten<br />

als notwendig erachteten Fläche kein reines<br />

Grundgut darstellt. Damit ist ein höherer<br />

bzw. steigender Mietzins dazu geeignet,<br />

den Flächenkonsum zu beeinflussen. Werden<br />

die Mietzinse durch Regulierung unter<br />

dem Marktgleichgewicht gehalten, wird<br />

der Konsum von Wohnfläche stimuliert –<br />

für gleich viel Mietzins kann mehr Fläche<br />

verbraucht werden.<br />

Damit ist der Mietzins ein wichtiger<br />

Faktor bei den Verdichtungsbestrebungen.<br />

Denn Verdichtung kann nicht nur bei der<br />

Bauordnung ansetzen. Sie muss ebenso den<br />

Flächenverbrauch in Betracht ziehen. Dieser<br />

hat 2017 gegenüber den Vorjahren<br />

nochmals auf die erwähnten 46 Quadratmeter<br />

zugenommen. Von 2013 bis 2016 lag<br />

er bei 45 Quadratmeter. Das tönt nach wenig.<br />

Umgerechnet auf die Schweizer Bevölkerung<br />

sind es aber immerhin 8,4 Mio. Quadratmeter.<br />

Eine Konsolidierung des<br />

Flächenverbrauchs zeichnet sich zwar ab,<br />

eine eigentliche Trendwende ist aber nicht<br />

in Sicht.<br />

*IVO CATHOMEN<br />

Dr. oec. HSG, ist Herausgeber der<br />

Zeitschrift Immobilia.<br />

WOHNFLÄCHENVERBRAUCH 2017<br />

Durchschnittliche Wohnfläche pro<br />

Bewohner in Quadratmeter<br />

Schweiz 46<br />

100 000 und mehr Einwohner<br />

Basel 40<br />

Bern 39<br />

Genève 36<br />

Lausanne 37<br />

Winterthur 43<br />

Zürich 39<br />

50 000 bis 99 999 Einwohner<br />

Biel 41<br />

Lugano 47<br />

Luzern 45<br />

St. Gallen 44<br />

20 000 bis 49 999 Einwohner<br />

(Auswahl)<br />

Aarau 48<br />

Chur 45<br />

Dietikon 38<br />

Dübendorf 43<br />

Frauenfeld 49<br />

Fribourg 37<br />

La Chaux-de-Fonds 43<br />

Meyrin 31<br />

Neuchâtel 41<br />

Nyon 40<br />

Rapperswil-Jona 47<br />

Schaffhausen 48<br />

Sion 44<br />

Thun 43<br />

Uster 45<br />

Wettingen 46<br />

Wetzikon ZH 43<br />

Wil SG 46<br />

Yverdon-les-Bains 37<br />

QUELLE: BUNDESAMT FÜR STATISTIK, WOHNVER-<br />

HÄLTNISSE, STRUKTURERHEBUNG, MÄRZ <strong>2019</strong><br />

10<br />

IMMOBILIA / Mai <strong>2019</strong>

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