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immobilia 2019/05 - SVIT

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BAU & HAUS<br />

KUNST AM BAU<br />

«ES GIBT<br />

IMMER MEHR<br />

ORTLOSIGKEIT»<br />

Im Gespräch mit der Immobilia<br />

verteidigt der Kurator Christoph<br />

Doswald die Kunst im öffentlichen<br />

Raum und erläutert, warum<br />

es manchmal doch besser<br />

ist, darauf zu verzichten.<br />

TEXT—DIETMAR KNOPF*<br />

BIOGRAPHIE<br />

CHRISTOPH<br />

DOSWALD<br />

(*1961), ist ein Schweizer<br />

Publizist, Kurator<br />

und Hochschuldozent.<br />

Seit 1. Oktober 2009 ist<br />

er Vorsitzender der<br />

Arbeitsgruppe Kunst<br />

im öffentlichen Raum<br />

der Stadt Zürich.<br />

Woher kommt Ihr Engagement für die<br />

Kunst im öffentlichen Raum?<br />

Christoph Doswald: Mich hat schon immer interessiert,<br />

wie Kunst und Gesellschaft zusammenhängen.<br />

Und dabei vor allem die Frage, wie sich Kunstwerke<br />

aus einem politischen, wirtschaftlichen oder<br />

kunsthistorischen Kontext heraus entwickeln.<br />

Hatten Sie jemals Ambitionen künstlerisch<br />

zu arbeiten?<br />

Nein, ich verstehe mich eindeutig als Kunstvermittler.<br />

Obwohl ich aus einer künstlerischen Familie<br />

komme, mein Vater war Architekt, und ich deshalb<br />

bereits als Kind durch alle Kathedralen<br />

Europas geschleppt wurde, verspürte ich nie den<br />

Wunsch, mich als Künstler auszudrücken.<br />

Welche Rolle spielt die Kunst am Bau in der<br />

Schweiz?<br />

Öffentliche Kunst spielt in vielen Ländern eine Rolle,<br />

weil sie immer auch ein gesellschaftlicher Ausdruck<br />

ist. In Ländern mit einer starken feudalistischen<br />

Vergangenheit, wie beispielsweise Frankreich<br />

oder Deutschland, stand öffentliche Kunst vor allem<br />

in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter Generalverdacht.<br />

Hier in der Schweiz, wo die Demokratie<br />

gross auf den Fahnen steht, hat man seit jeher<br />

ein Problem mit der Heldenverehrung, darum pflegen<br />

wir keinen Personenkult im engeren Sinne. Aus<br />

diesem Grund gibt es in der Schweiz, im Vergleich<br />

zu anderen Ländern, auch eher wenig Denkmäler.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich kurz<br />

nach dem Zürcher Kunstprojekt «Hafenkran<br />

an der Limmat» fragen. Dort regte sich starker<br />

Widerspruch in der Bevölkerung. Wie ist<br />

Ihre Sicht der Dinge?<br />

Das Projekt «Hafenkran» habe ich von meiner Vorgängerin<br />

Dorothea Strauss geerbt. Sie hat damals,<br />

als Direktorin des Hauses Konstruktiv, zusammen<br />

mit einer Wettbewerbskommission, dieses Projekt<br />

angeschoben. Ja, es gab viel Kritik seitens der Bevölkerung,<br />

aber kontroverse Diskussionen können<br />

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IMMOBILIA / Mai <strong>2019</strong>

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