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Linzer Bibelsaat (Nr. 150 09/2019)

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Leitartikel<br />

Gen 9,18–27) sagt dieser: „Verflucht<br />

sei Kanaan. Sklave der Sklaven sei er<br />

seinen Brüdern!“ Auch die Erzählung<br />

vom Turmbau zu Babel ist Ausdruck des<br />

menschlichen Machtstrebens: „Auf, bauen<br />

wir uns eine Stadt und einen Turm<br />

mit einer Spitze bis in den Himmel!“ (vgl.<br />

Gen 11,1–9)<br />

Die Rivalität zwischen Esau und Jakob beginnt<br />

bereits im Mutterleib: „Ein Stamm<br />

ist dem anderen überlegen, der ältere<br />

muss dem jüngeren dienen.“ (Gen 25,23)<br />

Das Erschleichen des Erstgeburtssegens<br />

vermehrt die Spannung zwischen den<br />

Brüdern. Und auch unter den Söhnen<br />

Jakobs herrscht Konkurrenz: Nachdem<br />

Josef seinen Traum erzählt hatte, „sagten<br />

seine Brüder zu ihm: Willst du etwa<br />

König über uns werden oder über uns<br />

herrschen?“ (Gen 37,8) Aber nicht die<br />

Herrschaft eines Bruders mussten die<br />

Söhne Israels erleiden, sondern jene des<br />

Pharao, der sie „zu harter Sklavenarbeit“<br />

(Ex 1,14) zwang. Weil der Gott Israels<br />

sich als der mächtigere erwies, wurde<br />

das Volk aus der Knechtschaft des<br />

Sklavenhauses Ägypten befreit. Doch die<br />

Gefahr blieb bestehen, wieder in ein<br />

Herr-Knecht-Verhältnis zu fallen.<br />

Unrechtsverhältnisse<br />

der weltlichen Herrscher<br />

Und die „Herren“ der Bibel konnten sich<br />

alles erlauben: König David nahm sich<br />

die Frau seines Feldherrn Urija (vgl. 2<br />

Sam 11), den er in den Tod schickte, um<br />

den Konsequenzen seines Ehebruches zu<br />

entkommen. König Ahab beschaffte sich<br />

mit Hilfe seiner Frau Isebel den Weinberg<br />

des Nabot, indem er diesen einfach<br />

umbringen ließ (vgl. 1 Kön 21,1–16).<br />

Die Liste solcher Verbrechen und vieler<br />

Tyranneien lässt sich in der Bibel und in<br />

der Weltgeschichte bis heute fortsetzen.<br />

Biblisch wird diesen Untaten jedoch von<br />

Gott her widersprochen und Sanktionen<br />

für die Übeltäter folgen auf dem Fuß.<br />

Der Kodex Hammurabi<br />

Schon im babylonischen Kodex Hammurabi<br />

(18. Jh. v.Chr.) wird die Ungleichheit<br />

als Diktat der Götter Anu, Enlil und Marduk<br />

festgeschrieben. In diesem Gesetz gibt<br />

es nach dem Prinzip der Ungleichheit<br />

drei Klassen: Freigeborene, Gemeine und<br />

Sklaven. Die unterschiedlichen Klassen<br />

haben unterschiedlichen Wert: Das<br />

Leben eines Gemeinen ist 30 Schekel<br />

Silber wert, das Leben einer Sklavin 20<br />

Schekel, das Auge eines Freigeborenen<br />

dagegen 60 Schekel. Kinder galten nicht<br />

als eigenständige Personen, sondern waren<br />

Eigentum der Eltern.<br />

Gesetzliche Regelungen<br />

in der Bibel<br />

Auch die Bibel hatte eigene Gesetze die<br />

Sklaven betreffend. So musste ein hebräischer<br />

Sklave nach sechs Jahren freigelassen<br />

werden – allerdings ohne Entgelt<br />

und ohne Frau und Kinder, wenn er diese<br />

erst im Hause seines Herrn bekommen<br />

hatte. Sie gehörten dem Herrn. Viele<br />

Sklaven wollten daher auch nach diesen<br />

sechs Jahren weiterhin im Haus des Herrn<br />

bleiben. Damit verpflichteten sie sich jedoch<br />

auf ein lebenslanges Sklavendasein<br />

(vgl. Ex 21,2–6). Wenn ein Mann in<br />

Schuldknechtschaft gekommen war, so<br />

musste der Herr ihn ebenfalls nach sechs<br />

Jahren freilassen, allerdings nicht mit leeren<br />

Händen, sondern mit Schafen, Ziegen,<br />

Getreide und Wein (vgl. Dtn 15,12–15).<br />

Erinnert wurde dabei immer wieder an<br />

die eigene Sklavenerfahrung in Ägypten.<br />

SS 7

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