hallo-muenster_14-09-2019
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Kino | Film<br />
Samstag, <strong>14</strong>. September <strong>2019</strong><br />
Das Schicksal im<br />
Mail-Postfach<br />
Roman-Verfilmung:<br />
„Gut gegen Nordwind“<br />
oto: dpa<br />
Nora Tschirner<br />
(38, „Keinohrhasen“)<br />
und Alexander<br />
Fehling<br />
(38, „Goethe!“)<br />
spielen Emma Rothner und<br />
Leo Leike in der Verfilmung<br />
von Daniel Glattauers „Gut<br />
gegen Nordwind“.<br />
Ein winziger Buchstabendreher<br />
führt die beiden virtuell<br />
zusammen – Emma will<br />
ein Abo abbestellen und<br />
schickt die Mail versehentlich<br />
an Leo. Zwischen den beiden<br />
entspinnt sich ein intimer<br />
Man nehme einen<br />
Bestseller-Roman, zwei<br />
der erfolgreichsten<br />
deutschen Schauspieler<br />
– und bringe dies auf<br />
die Kinoleinwand.<br />
Dialog via Mail. Sie schreiben<br />
sich über ihren Alltag, ihre Gefühle<br />
so offen, wie es vielleicht<br />
nur zwei eigentlich Fremde<br />
können.<br />
Die besondere Herausforderung<br />
für die Darsteller – und<br />
auch für den Zuschauer: Zwischen<br />
Emma und Leo gibt es<br />
keine echten Dialoge, meistens<br />
sind sie vor dem Laptop,<br />
Computer-Bildschirm oder<br />
am Handy zu sehen. Die Stimmen<br />
kommen aus dem Off.<br />
Die Wiedergabe der Text-<br />
Nachrichten ist erst etwas gewöhnungsbedürftig<br />
und langatmig.<br />
Je mehr aber auch andere<br />
Szenen hinzukommen,<br />
desto stärker ist der virtuelle<br />
Dialog eingebettet in den Alltag<br />
der beiden. Und mehr und<br />
mehr gewinnt auch der Film<br />
von Regisseurin Vanessa Jopp<br />
an Schwung.<br />
Leo ist frisch getrennt von<br />
seiner großen Liebe Marlene.<br />
Emma ist „glücklich verheiratet“,<br />
wie sie selbst betont. Ihr<br />
Mann ist ein erfolgreicher Dirigent,<br />
der zwei Kinder mit in<br />
die Beziehung brachte. Es geht<br />
um nichts Geringeres als die<br />
Liebe und das Schicksal –<br />
wann lohnt es sich zu kämpfen<br />
und wann muss man loslassen?<br />
Kann man den richtigen<br />
Moment im Leben verpassen?<br />
Leo und Emmi, wie er sie<br />
nennt, verabreden sich – aber<br />
es kommt etwas dazwischen.<br />
Der Zuschauer sieht wie beide<br />
gleichzeitig, ohne es zu ahnen,<br />
im Supermarkt sind – jeder<br />
auf einer anderen Seite des Regals.<br />
Obwohl – oder gerade weil –<br />
die beiden sich nicht persönlich<br />
kennen, keine Beziehung<br />
miteinander führen, sind sie<br />
in der Geschichte das Paar,<br />
das sich am meisten zu sagen<br />
hat, sich trotz der räumlichen<br />
Trennung am nächsten ist.<br />
Der Reiz ist groß: Wagen die<br />
beiden den Schritt runter von<br />
ihrer „virtuellen Insel“? (dpa)<br />
„Gut gegen Nordwind“<br />
Roman-Verfilmung<br />
Fazit: <br />
Die deutschen Kinostars Nora<br />
Tschirner und Alexander Fehling<br />
lernen sich in der Bestseller-Verfilmung<br />
„Gut gegen Nordwind“<br />
durch einen winzigen Zahlendreher<br />
kennen.<br />
Und sonst<br />
noch?<br />
Moralfrage: „Idioten<br />
der Familie“<br />
DRAMA. Fünf Geschwister stehen<br />
vor einer schweren Entscheidung:<br />
Soll die jüngste, geistig behinderte<br />
Schwester Ginnie in einem<br />
Heim leben? Die 40-jährige Heli<br />
hat sich viele Jahre aufopfernd<br />
um ihre kleine Schwester gekümmert,<br />
obwohl sie ihrer Arbeit als<br />
Künstlerin gerne intensiver nachgegangen<br />
wäre.<br />
Fazit: <br />
„Die untergegangene<br />
Familie“<br />
DRAMA. Als Rina plötzlich stirbt,<br />
ist das Leben ihrer Schwester und<br />
Bezugsperson Marcela völlig erschüttert.<br />
Die Beerdigung entwickelt<br />
sich zu einer Art Therapiesitzung<br />
für die Hinterbliebene, in<br />
der viele Gefühle wieder aufkommen.<br />
Fazit: <br />
Versteckspiel: „Love<br />
Made Easy“<br />
KOMÖDIE. Weil Nadia sich vor<br />
Kurzem verlobt hat, nehmen ihre<br />
beiden Freundinnen Luba und Vera<br />
dies als Anlass, sich in einem<br />
Landhaus zu treffen, um das Ereignis<br />
gebührend zu feiern. Schon<br />
bald stellt sich an diesem Abend<br />
heraus, dass ihre Männer ein und<br />
dieselbe Escort-Dame kennen und<br />
regelmäßig mit ihr ausgehen.<br />
Fazit: <br />
Trauerarbeit<br />
geht weiter<br />
Guter Ansatz, zähe Umsetzung:<br />
„Mein Leben mit Amanda“<br />
David nervt. Der junge<br />
Mann weiß offenbar<br />
nicht so recht, wo er<br />
hin soll mit seinem gerade<br />
mal 24 Jahre alten Leben. David<br />
lebt in Paris, was schon<br />
mal nicht schlecht ist. Er jobbt<br />
vor sich hin, etwa als stets gehetzter<br />
Verwalter von Ferienwohnungen.<br />
Das Geplänkel<br />
mit seiner neuen Nachbarin<br />
kommt auch nicht so recht in<br />
die Gänge. Und dann macht<br />
ein Schicksalsschlag noch seine<br />
junge Nichte zum neuen<br />
Mittelpunkt.<br />
In „Mein Leben mit Amanda“<br />
erzählt Regisseur Mikhaël<br />
Hers die Geschichte eines sehr<br />
ungleichen Paares und den<br />
gemeinsamen Versuchen,<br />
sich im Leben zurechtzufinden.<br />
Bereits in „Dieses Sommergefühl“<br />
(„Ce sentiment de<br />
l‘été“) hatte der französische<br />
Regisseur Hers 2015 die Annäherung<br />
zweier bereits einander<br />
bekannten Menschen<br />
nach dem plötzlichen Tod<br />
eines gemeinsam geliebten<br />
Menschen beschrieben. Die<br />
Trauerarbeit geht nun in<br />
„Mein Leben mit Amanda“<br />
weiter.<br />
Opfer ist diesmal Sandrine<br />
(Ophélia Kolb), alleinerziehende<br />
Mutter von Amanda<br />
(Isaure Multrier) und Schwester<br />
von David (Vincent Lacoste).<br />
Mit latenter Unzuverlässigkeit<br />
versorgt der Onkel<br />
bereits gelegentlich seine<br />
Nichte, um die Schwester zu<br />
entlasten. Bis Sandrine während<br />
einer Feier im Park durch<br />
einen Anschlag ums Leben<br />
kommt. Warum ein Terror-<br />
Akt? Paris ist zwar seit dem<br />
David (Vincent Lacoste, l.) und<br />
Amanda (Isaure Multrier) raufen<br />
sich zusammen. Foto: dpa<br />
Schreckensjahr 2015 mit den<br />
Anschlägen etwa auf „Charlie<br />
Hebdo“ oder „Bataclan“ gezeichnet.<br />
Doch für den Film<br />
hätte es auch wohl ein tödlicher<br />
Unfall oder eine schreckliche<br />
Krankheit getan. Der<br />
Terror-Akt dagegen bleibt im<br />
sonst extrem langsam und ruhig<br />
erzählten Film ein Fremdkörper.<br />
Was macht nun ein unabhängiger<br />
junger Mann, dessen<br />
getötete Schwester eine<br />
allein stehende Siebenjährige<br />
hinterlässt? Sich kümmern?<br />
Die rechtlich mögliche Vormundschaft<br />
übernehmen?<br />
Nicht in einem französischen<br />
Film, zumindest nicht bei<br />
Mikhaël Hers. Er lässt seinen<br />
Protagonisten den halben<br />
Film lang weitgehend ziellos<br />
treiben, schickt ihn durch Paris.<br />
Onkel und Nichte finden<br />
sich nur extrem langsam, die<br />
Erzählstränge von Davids Beziehungen<br />
zu Nachbarin Léna<br />
(Stacy Martin) und Mutter Alison<br />
(Greta Scacchi) kommen<br />
über Erzählansätze kaum hinaus.<br />
(dpa)<br />
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