SCHWARZWEISS Heft 4
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SCHWARZ<br />
WEISS<br />
FRANZ<br />
UND SEINE<br />
STREIFENPHILOSOPHIE<br />
Peter Hettich: Herzblut-Nullachter und<br />
langjähriger Ressortleiter Sport beim<br />
Schwarzwälder Boten<br />
Vor kurzem habe ich Franz getroffen. Einen<br />
Nullachter durch und durch. Er ist einer, der<br />
sich kaum ein Spiel entgehen lässt, gerne<br />
auch bei Auswärtspartien präsent ist und<br />
der den Klub-Schal mit Stolz zur Schau trägt.<br />
Eben dieser Franz hat mich mit einem interessanten<br />
Thema konfrontiert. Es war nach<br />
dem 2:0-Sieg gegen Neckarsulm. Die Nullachter<br />
ganz in Weiß, das würde vielleicht Roy<br />
Black – so er noch lebte – gefallen, kritisierte<br />
er und ließ keinen Zweifel: „mir nicht!“. Dabei<br />
tippte er demonstrativ auf seinen Schal:<br />
„Schwarz-Weiß heißt die Devise – und bitte<br />
unbedingt gestreift!“<br />
Den Gegnern sei schon früher die Düse<br />
gegangen, wenn die Nullacht-Kicker in diesem<br />
Outfit aus der Kabine kamen. „Es war<br />
Respekt einflößend, wirkte aggressiv, ich<br />
vermisse es“, lamentierte der Gute. Auch<br />
meine Entgegnung, dass die Nullachter zu<br />
Gründungszeiten in Schwarz-Gelb, dann in<br />
Blau-Weiß und erst ab 1911 in Schwarz-Weiß<br />
aufgelaufen seien, überzeugte ihn wenig.<br />
„So lange ich Nullachter bin, gilt Letzteres,<br />
basta!“ Zur Bekräftigung verwies er auf große<br />
Regionalliga-Zeiten, als schwarz-weiße<br />
Streifen das Villinger Markenzeichen gewesen<br />
seien.<br />
Mein zaghafter Einwurf, dass die Nullachter<br />
damals eigentlich, so wie meist<br />
auch jetzt, eher in schwarzen Hosen und<br />
weißen Jerseys, manchmal, vor allem im<br />
Winter, sogar in Rot und Schwarz angetreten<br />
seien, ließ er nicht an sich heran<br />
und beharrte störrisch auf seiner Streifen-Philosophie.<br />
Schließlich hätte auch<br />
die tolle Truppe um Toco, Aydemir Demir,<br />
Piero Saccone, Adem Sari und Jago Maric<br />
2006 in dem von ihm bevorzugten Dress<br />
große Spiele hingelegt.<br />
Dann packte Franz das Totschlag-<br />
Argument aus: „Das Nullacht-Maskottchen<br />
heißt doch Massai oder?“ Ich verstand den<br />
Sinn der Frage nicht sofort, aber er lieferte<br />
prompt die biologisch nicht ganz korrekte<br />
Erklärung. „Das ist doch ein Zebra, also ein<br />
schwarz-weiß gestreiftes Pferd“, meinte er<br />
und legte sarkastisch nach: „Bei ganz in<br />
Weiß hätte heute eigentlich ein Schimmel<br />
den Spieltipp abgeben müssen.“ Dann verabschiedete<br />
sich der gute Franz und ließ<br />
mich nachdenklich zurück.<br />
Auf dem Heimweg ging mir das Gespräch<br />
nicht mehr aus dem Sinn. Daheim<br />
öffnete ich den Schrank und nahm das Nullacht-Trikot<br />
heraus, das ich vor Jahren bei der<br />
berühmten Rasenpaten-Aktion erstanden<br />
hatte. Inzwischen würde es zwar verdammt<br />
eng anliegen, aber ich bin mir sicher, darin<br />
allemal attraktiver daher zu kommen als in<br />
Weiß. Die Streifen sehen klasse aus – und<br />
machen zudem schlank.<br />
Peter Hettich<br />
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