26.09.2019 Aufrufe

Leseprobe CONNEXI Nephrologie Dialyse Transplantation Ausgabe 7-2019

medizinisches Fachmagazin über Nephrologie, Hypertensiologie, Dialyse, Transplantation und Biomarker der kardiorenalen Achse, für Ärzte, mit retrospektiven Berichten vom Fachkongressen: ERA EDTA, Nephrologisches Seminar Heidelberg, Symposium Biomarker der kardiorenalen Achse, 2019

medizinisches Fachmagazin über Nephrologie, Hypertensiologie, Dialyse, Transplantation und Biomarker der kardiorenalen Achse, für Ärzte, mit retrospektiven Berichten vom Fachkongressen: ERA EDTA, Nephrologisches Seminar Heidelberg, Symposium Biomarker der kardiorenalen Achse, 2019

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Nephrologie</strong><br />

Biomarker der kardiorenalen Achse<br />

7-<strong>2019</strong>


Visualize Your Science.<br />

Medical and Scientific Animations<br />

Mechanism of Action Videos<br />

VR and AR Interactives<br />

Web - Conferences - Presentations - Apps<br />

www.NewtStudios.com


Liebe Leser,<br />

während in Deutschland die Zahl der Organspender<br />

im Jahr 2017 mit nur 797 Spendern bzw. 9,8<br />

Organspendern pro Million Einwohner auf den<br />

tiefsten Stand seit 20 Jahren gesunken war, stellte<br />

Spanien in demselben Jahr mit 46,9 Spender pro<br />

Million Einwohner einen neuen weltweiten Rekord<br />

in Sachen Organspende auf. In Spanien gilt die<br />

Widerspruchslösung.<br />

Angesichts der seit Jahren niedrigen Spenderzahlen<br />

soll auch in Deutschland die gesetzliche<br />

Grundlage für Organspenden so bald wie möglich<br />

verändert werden. Nach einer ersten allgemeinen<br />

Orientierungsdebatte Ende 2018 hatte<br />

der Bundestag am 26. Juni <strong>2019</strong> erstmals über<br />

zwei konkurrierende Gesetzentwürfe, die jeweils<br />

von Abgeordneten verschiedener Fraktionen<br />

unterstützt werden, sowie einen Antrag der AfD-<br />

Fraktion zu beraten. Die Vorlagen verfolgen zwei<br />

unterschiedliche Ansätze [1].<br />

Gesetzentwurf mit Zustimmungslösung<br />

(Opt-in-System)<br />

Eine Gruppe von Abgeordneten um die Grünen-<br />

Vorsitzende Annalena Baerbock strebt mit ihrem<br />

Gesetzentwurf (19/11087) eine Stärkung der<br />

Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende<br />

an. So soll Bürgern über ein Online-Register die<br />

Möglichkeit gegeben werden, ihre Entscheidung<br />

einfach zu dokumentieren, jederzeit zu ändern<br />

und zu widerrufen. Eine Abgabe der Erklärung<br />

zur Organ- und Gewebespende soll auch in den<br />

Ausweisstellen möglich sein. Auch ist vorgesehen,<br />

dass Hausärzte Patienten bei Bedarf alle zwei<br />

Jahre über die Organspende beraten und sie zur<br />

Eintragung in das Register ermutigen sollen [1].<br />

Gesetzentwurf mit Widerspruchslösung<br />

(Opt-out-System)<br />

Eine zweite Gruppe um den Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) und den Gesundheitsexperten<br />

Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) strebt<br />

mit ihrem Gesetzentwurf (19/11096) eine doppelte<br />

Widerspruchslösung an. Danach gilt jeder<br />

Bürger als möglicher Organ- oder Gewebespender,<br />

der zu Lebzeiten keinen Widerspruch erklärt hat.<br />

Wenn zugleich auch den nächsten Angehörigen<br />

kein entgegenstehender Wille bekannt ist, gilt die<br />

Organentnahme als zulässig. Mit der Einführung<br />

der doppelten Widerspruchslösung soll ein Register<br />

erstellt werden, in dem Bürger ihre Erklärung<br />

eintragen lassen können [1].<br />

Beide Konzepte sehen umfangreiche Aufklärungsund<br />

Informationskampagnen der Bevölkerung vor,<br />

um die neuen Regeln bekannt zu machen.<br />

Derzeit scheint es noch vollkommen offen zu sein,<br />

welcher Gesetzentwurf sich im Bundestag durchsetzen<br />

wird. Während viele Abgeordnete sich wohl<br />

bereits entschieden haben, vermutet man, dass<br />

etwa 30 % der Abgeordneten noch unentschlossen<br />

sind, welchem Entwurf sie in der Abstimmung<br />

ohne Partei- und Koalitionszwang ihre Stimme<br />

geben werden. Zu der öffentlichen Anhörung im<br />

Ausschuss für Gesundheit im September <strong>2019</strong><br />

wurden auch <strong>Transplantation</strong>smediziner aus Spanien<br />

als Sachverständige eingeladen.<br />

EDITORIAL<br />

Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/<br />

<strong>2019</strong>/kw39-pa-gesundheit-organspende-657270<br />

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse bei der<br />

Lektüre.<br />

Berlin, September <strong>2019</strong><br />

Anja Lamprecht<br />

anja.lamprecht@thepaideiagroup.com<br />

Herzlichst Anja Lamprecht<br />

Verlegerin<br />

3


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Editorial 3<br />

Anja Lamprecht<br />

Nierenerkrankungen 6<br />

Eine Epidemie im Verborgenen<br />

Thrombotische Mikroangiopathien 22<br />

Initiale Evaluation eines Patienten<br />

mit TMA<br />

Bernd Schröppel<br />

Neue Aufmerksamkeit für die Niere 8<br />

Die Niere als Faktor der Diabetestherapie<br />

Gert Gabriëls<br />

News 26<br />

Linagliptin verbessert bei Patienten mit Diabetes<br />

die Albuminurie, hat aber keinen Einfluss auf<br />

die eGFR und das kardiovaskuläre Risiko<br />

News 15<br />

Nierentransplantation: Mindestmengenregelung<br />

ist widersinnig<br />

What is the link? 28<br />

The lung, the heart, and the kidney<br />

Robert Bals<br />

sHPT 16<br />

„Ich gebe Etelcalcetid, …<br />

im Gespräch mit Dr. Eike Wrenger, Prof. Helmut Reichel,<br />

Prof. Frank Strutz, und Dipl.-Med. Heike Martin<br />

Thrombozytäres Lipidom und KHK 30<br />

Bedeutung für Entstehung und Progress<br />

Dominik Rath und Meinrad Gawaz<br />

4


News 34<br />

Vitamin D und NTX: Zusatznutzen über die<br />

Senkung des Frakturrisikos hinaus?<br />

Ergebnisse der VITALE-Studie<br />

News 35<br />

PCSK9-Inhibitoren: Spezifische Studien<br />

bei chronischen Nierenerkrankungen dringend<br />

erforderlich<br />

Konventionelle und neue Biomarker 44<br />

Eisenstoffwechsel bei<br />

Helicobacter-pylori-Infektionen<br />

Dietmar Enko<br />

Zwischenergebnisse II 36<br />

CaRe High – Kaskadenscreening und Register für<br />

hohes Cholesterin<br />

Nina Schmidt, Alexander Dressel und Winfried März<br />

Genomweite Assoziationen und Metabolomics 48<br />

Fokus auf Homoarginin<br />

Marcus Kleber<br />

Komplexer angeborener Herzfehler 51<br />

Prognostischer Stellenwert von<br />

löslichem ST2<br />

Tanja Rädle-Hurst<br />

Omega 3-Fettsäuren 40<br />

Fettsäureanalytik: Doch bedeutend<br />

Clemens von Schacky<br />

Impressum/Pro domo 54<br />

5


NIERENERKRANKUNGEN<br />

Eine Epidemie im Verborgenen<br />

Die weltweite Bedeutung der Nierenerkrankungen wird bislang unterschätzt. Die meisten Betroffenen<br />

sind sich ihrer eingeschränkten Nierenfunktion nicht bewusst. Im Allgemeinen sind Nierenerkrankungen<br />

„stumme Erkrankungen“, es gibt keine offensichtlichen Frühsymptome. Viele Patienten mit Nierenerkrankungen<br />

wissen nicht, dass sie nicht nur mit dem hohen Risiko des Nierenversagens leben, das zur <strong>Dialyse</strong><br />

oder <strong>Transplantation</strong>en führen kann, sondern auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionskrankheiten<br />

und Krankenhausaufenthalten.<br />

Nierenerkrankungen gehören zu den häufigsten<br />

Krankheiten weltweit. Dennoch spielen sie bisher<br />

keine große Rolle bei den meisten Kampagnen zur<br />

Gesundheitsförderung und Sensibilisierung der<br />

Öffentlichkeit. Dies sei jedoch völlig ungerechtfertigt,<br />

erklärten die Professoren David Harris<br />

und Adeera Levin, Präsident und ehemalige Präsidentin<br />

der International Society of Nephrology<br />

(ISN) auf dem ERA-EDTA-Kongress in Budapest.<br />

Nach Angaben der ERA-EDTA (European Dialysis<br />

and Transplant Association) leiden weltweit über<br />

850 Millionen Menschen an einer Nierenerkrankung.<br />

Das sind etwa doppelt so viele Menschen als<br />

es Patienten mit Diabetes mellitus (422 Millionen)<br />

gibt [1] oder etwa 20-mal mehr als die weltweite<br />

bei Männern und 11,8 % bei Frauen [4]. Zwischen<br />

5,3 und 10,5 Millionen Menschen benötigen eine<br />

<strong>Dialyse</strong> oder eine <strong>Transplantation</strong>. Viele versterben,<br />

weil sie diese Behandlungen aufgrund fehlender<br />

Ressourcen oder aus finanziellen Gründen nicht<br />

erhalten [5, 6]. Etwa 13,3 Millionen erleiden jährlich<br />

ein akutes Nierenversagen. Verwende man all<br />

diese Datenquellen und bestehenden Schätzungen<br />

akuter und chronischer Nierenerkrankungen,<br />

so komme man auf etwa 850 Millionen Nierenpatienten,<br />

„Eine Zahl, die sicherlich weltweit einer<br />

„Epidemie“ gleichkommt“, sagte Levin.<br />

Doch nicht nur die Zahl sei dramatisch hoch,<br />

sondern auch die Folgen: „Auch wenn sich viele<br />

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion<br />

Im Jahr 2013 wurden 1,2 Millionen kardiovaskuläre Todesfälle<br />

auf CKD zurückgeführt.<br />

CONFERENCES<br />

Krebsprävalenz (42 Millionen) [2] oder Menschen<br />

mit AIDS/HIV (36,7 Millionen) [3]. Es sei höchste<br />

Zeit, Nierenerkrankungen in den Fokus zu rücken.<br />

Wachsende Anzahl nierenkranker<br />

Patienten<br />

Die häufigste Form der Nierenerkrankung, die<br />

chronische Nierenerkrankung (CKD), hat eine<br />

geschätzte weltweite Prävalenz von etwa 10,4 %<br />

über einen längeren Zeitraum nicht krank fühlen,<br />

haben sie aufgrund ihrer Nierenerkrankung doch<br />

ein besonders hohes gesundheitliches Risiko für<br />

viele Folgeerkrankungen“, betonte Professor Carmine<br />

Zoccali, ehemaliger Präsident der ERA-EDTA.<br />

Die durchschnittliche standardisierte Mortalitätsrate<br />

aufgrund einer niedrigen Nierenfunktion (GFR)<br />

liegt bei 21 Todesfällen pro 100.000 [4, 6].<br />

Insbesondere die Zahl der kardiovaskulären<br />

Todesfälle durch CKD sei enorm: 2013 wurden<br />

6


NIERENERKRANKUNGEN<br />

1,2 Millionen kardiovaskuläre Todesfälle auf die<br />

CKD zurückgeführt [6]. „Die Mortalitätsrate bei<br />

CKD ist unglaublich hoch!“, so Zoccali. AIDS hingegen<br />

verursache nur 1,9 Todesfälle pro 100.000 [7]<br />

– aber aufgrund der effektiven Kampagnen gegen<br />

HIV würde es als vorrangiges Gesundheitsproblem<br />

anerkannt. Auf der anderen Seite gäbe es kaum<br />

Kampagnen gegen den Nierentod, obwohl die Zahl<br />

der Menschen, die aufgrund von Nierenerkrankungen<br />

versterben, elfmal höher sei.<br />

Zeit für einen konstruktiven Wandel<br />

Es sei an der Zeit für einen konstruktiven Wandel,<br />

bestätigte Professor Mark D. Okusa, Präsident der<br />

American Society of Nephrology (ASN): „Die Zahl<br />

der Nierenpatienten ist alarmierend hoch, aber<br />

die Öffentlichkeit ist sich dieser Tatsache nicht<br />

bewusst. Die Patienten haben ein schlechtes Outcome<br />

und nicht zuletzt belasten Nierenerkrankungen<br />

die Gesundheitsbudgets schwer.“ Die Kosten<br />

für eine Hämodialyse betragen in Deutschland<br />

etwa 40.000 Euro pro Jahr.<br />

ASN, ERA-EDTA und ISN arbeiten inzwischen<br />

zusammen, um das Bewusstsein für Nierenerkrankungen<br />

zu schärfen und Präventionsbemühungen<br />

zu verbessern. „Unser gemeinsames Ziel<br />

ist es, die Belastung durch Nierenerkrankungen<br />

weltweit zu reduzieren und das Bewusstsein für<br />

nephrologische Themen zu schärfen. Die aktuelle<br />

Belastung durch Nierenerkrankungen weltweit<br />

zu kommunizieren, sei nur ein erster Schritt“, so<br />

Okusa abschließend.<br />

Redaktion: Rüdiger Zart<br />

Quelle: ERA-EDTA; Kongress 13.–16. Juni <strong>2019</strong> in Budapest,<br />

Ungarn<br />

Referenzen<br />

1. http://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/diabetes<br />

2. https://ourworldindata.org/cancer<br />

3. http://www.who.int/gho/hiv/en/<br />

4. GBD 2013 Mortality and Causes of Death Collaborators.<br />

Global, regional, and national age-sex specific allcause<br />

and cause-specific mortality for 240 causes of death,<br />

1990–2013: a systematic analysis for the Global Burden<br />

of Disease Study 2013. Lancet 2015; 385(9963): 117–71.<br />

5. Liyanage et al. Worldwide access to treatment for endstage<br />

kidney disease: a systematic review. Lancet 2015;<br />

385(9981): 1975–82.<br />

6. GBD 2015 Mortality and Causes of Death Collaborators.<br />

Global, regional, and national life expectancy, allcause<br />

mortality, and cause-specific mortality for 249 causes of<br />

death, 1980-2015: a systematic analysis for the Global<br />

Burden of Disease Study 2015. Lancet 2016; 388(10053):<br />

1459–544.<br />

7. Age-Adjusted Mortality Rate for HIV Disease – https://<br />

www.kff.org/hivaids/state-indicator/age-adjusted-hivm<br />

ortalityrate/?currentTimeframe=0&sortModel=%7B%<br />

22colId%22:%22Location%22,%22sort%22:%22asc%<br />

22%7D<br />

CONFERENCES<br />

7


NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />

Die Niere als Faktor der Diabetestherapie<br />

Gert Gabriëls, Münster<br />

© Science Photo Library/Joseph F Gennaro<br />

Die Niere ist einer der Hauptorte der Glukoseproduktion und hat zusätzlich eine Bedeutung für Glukosefiltration<br />

und -reabsorption. Bei chronischer Niereninsuffizienz (CN) ist der Insulin-Metabolismus verändert,<br />

und die Insulindosen sowie auch die Dosen oraler und anderer injizierter glukosesenkender Substanzen<br />

müssen meist reduziert werden. Große Bedeutung hat, dass die CN das Risiko von Hypoglykämien erhöht.<br />

Wegen der veränderten Blutbildung bei CN muss das Monitoring des Glukosestoffwechsels z. B. durch<br />

Bestimmung des HbA1c mit Vorsicht bewertet werden. Große kardiovaskuläre Studien deuten darauf, dass<br />

der Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten, DPP4-Inhibitoren und SGLT2-Inhibitoren über die Bedeutung<br />

der Besserung des Glukosestoffwechsels hinaus bei Diabetes mellitus nicht nur renoprotektiv sind, sondern<br />

auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduzieren.<br />

CONFERENCES<br />

Die Nieren haben sowohl eine Bedeutung für die<br />

Produktion und Ausscheidung von Glukose als auch<br />

für den Abbau des Insulins. Die gesunden Nieren<br />

stellen im Nüchternzustand durch Neogenese etwa<br />

40 % der Glukose zur Verfügung. 30–80 % des systemischen<br />

Insulins werden durch die Nieren abgebaut.<br />

Die Nieren sind Hauptorte des Abbaus von<br />

außen zugeführten Insulins. Etwa zwei Drittel des<br />

Insulins werden im Glomerulum filtriert sowie von<br />

Zellen des proximalen Tubulus reabsorbiert und<br />

abgebaut. Etwa ein Drittel des Insulins diffundiert<br />

in peritubuläre Kapillaren und bindet an Zellen des<br />

distalen Tubulus wo es an der Reabsorption von<br />

Natrium, Phosphat und Glukose beteiligt ist. Exogen<br />

zugeführtes Insulin wird nicht durch die Leber<br />

verstoffwechselt, was die Bedeutung der Nieren für<br />

den Abbau des Insulins unterstreicht [1].<br />

Einfluss der chronischen<br />

Niereninsuffizienz auf den<br />

Glukosestoffwechsel<br />

Abbildung 1 zeigt, wie die chronische Niereninsuffizienz<br />

den Glukosestoffwechsel beeinflusst.<br />

Wenn die GFR auf weniger als 20 ml/min sinkt,<br />

ist die Insulin-Clearance durch die Nieren deutlich<br />

8


NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />

Urämie<br />

Entzündungmediatoren<br />

metabolische Azidose<br />

Insulinresistenz<br />

Fitness<br />

chronische<br />

Nierenerkrankung<br />

sekundärer<br />

Hyperparathyreodismus<br />

Insulinsekrektion<br />

kaum vorhersehbare<br />

Insulinwirkung und<br />

Glukosekonzentration<br />

maximale Glukose-<br />

Reabsorbtionskapazität<br />

Glukose-Reabsorption<br />

Clearance des Insulins<br />

Halbwertzeit<br />

des Insulins verlängert<br />

renale Glukoneogenese<br />

Glukoseproduktion<br />

Abbildung 1: Einfluss der chronischen Niereninsuffizienz auf den Glukosestoffwechsel (mod. nach [1]).<br />

reduziert und der Insulinabbau in anderen Geweben<br />

wie Leber und Muskel sinkt. Das Risiko ausgeprägter,<br />

symptomatischer Hypoglykämien steigt<br />

dramatisch an. Je häufiger Hypoglykämien auftreten,<br />

desto wahrscheinlicher ist eine Wahrnehmungsstörung<br />

der Hypoglykämien. Hypoglykämien<br />

gehören zu den bedeutendsten Hindernissen, die<br />

dem Erreichen einer angemessenen Glukosestoffwechselsituation<br />

im Wege stehen. Die CN ist ein<br />

unabhängiger Risikofaktor für Hypoglykämien und<br />

das Risiko der Sterblichkeit ist bei Hypoglykämien<br />

erhöht [1].<br />

Bei CN fördern zahlreiche Faktoren die Neigung<br />

zu Hypoglykämien: verminderte Sekretion gegenregulatorischer<br />

Hormone, verminderte renale Glukoneogenese,<br />

verminderte Insulin-Clearance. Die<br />

Glukagon-Antwort auf eine Hypoglykämie bleibt<br />

eher aus als die durch Katecholamine [2]. Das<br />

Risiko einer Hypoglykämie bei der Hämodialyse ist<br />

höher als das einer Hyperglykämie. Bei Peritonealdialyse<br />

ist je nach Glukosegehalt der <strong>Dialyse</strong>lösung<br />

das Risiko einer Hypoglykämie geringer.<br />

Information, Schulung und Bildung des Patienten<br />

hinsichtlich des Diabetes und der CN sind entscheidende<br />

Faktoren für das Gelingen der Therapie.<br />

Bei chronischer Niereninsuffizienz ist die<br />

Lebensdauer der Erythrozyten um 30–70 % reduziert,<br />

und der Einsatz von Erythropoetin-Analoga<br />

führt zum Eintritt junger Erythrozyten in die Zirkulation,<br />

welche weniger glykosyliert sind, sodass der<br />

HbA1c-Wert niedriger ist, als dem tatsächlichen<br />

Glukoseniveau entspräche [3].<br />

Bei Neigung zu Hypoglykämien sollten Medikamente<br />

mit höherem Risiko der Induktion von<br />

Hypoglykämien wie Sulfonylharnstoffe der ersten<br />

Generation vermieden werden.<br />

Einfluss Glucagon-like peptide<br />

(GLP)1-abhängiger Mechanismen<br />

Abhängig von der Glukosezufuhr stimuliert das<br />

Incretin-Hormon GLP-1 die Insulinsekretion, steigert<br />

die -Zellmasse und hemmt die Sekretion des<br />

Glukagon. Es ist der physiologische Ausgangspunkt<br />

einer Gruppe von Medikamenten zur Behandlung<br />

des Diabetes mellitus. Obwohl GLP-1 durch die<br />

Nieren ausgeschieden wird, hängt die Halbwertzeit<br />

hauptsächlich von dem Abbau durch das ubiquitär<br />

vorhandene Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4<br />

(DPP-4) ab.<br />

Die DPP-4 wird in verschiedenen Geweben,<br />

besonders aber in den Nieren exprimiert [4]. DPP-4<br />

ist auf kapillären Endothelzellen und in der apikalen<br />

Brush-Border-Membran des proximalen<br />

CONFERENCES<br />

9


NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />

CONFERENCES<br />

GLP-1<br />

ANG2<br />

Mahlzeit<br />

GLP-1<br />

ANP<br />

Natriurese<br />

GLP-1/<br />

neural<br />

neural<br />

Abbildung 2: Weiterleitung der GLP-1-vermittelten renalen<br />

Mechanismen (mod. nach [6]).<br />

Tubulus exprimiert sowie dort mit dem Natrium-<br />

Protonen-Austauscher Typ 3 (NHE3) verbunden [5].<br />

GLP-1 löst auch außerhalb des Pankreas einige<br />

Wirkungen aus, zu denen solche auf die Nierenfunktion<br />

gehören. Es wurden GLP-1-Rezeptoren in<br />

der Niere gefunden. Die GFR wird durch GLP-1 über<br />

komplexe Mechanismen reguliert und ist mutmaßlich<br />

abhängig von den aktuellen Bedingungen des<br />

Glukosestoffwechsels [6]. Das atriale natriuretische<br />

Peptid (ANP) und das Renin-Angiotensin-System<br />

(RAS) haben eine Bedeutung für die Weiterleitung<br />

der GLP-1-vermittelten renalen Mechanismen<br />

(Abbildung 2). GLP-1 scheint ein Mediator einer<br />

anzunehmenden, schnell reagierenden Darm–<br />

Nieren–Achse zu sein, welche die postprandiale<br />

Flüssigkeits- und Elektrolythomeostase reguliert.<br />

GLP-1 steigert die Natriurese durch Hemmung des<br />

NHE3 im proximalen Tubulus der Niere, was erklären<br />

könnte, dass GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP1-<br />

RA) blutdrucksenkende Wirkungen haben.<br />

Bei Diabetes kommt es zu einer Senkung des<br />

Tonus der in das Glomerulum führenden afferenten<br />

Arteriole, einer Zunahme des Tonus der efferenten<br />

Arteriole, einer Senkung des hydraulischen Druckes<br />

in der Bowman-Kapsel (PBOW) sowie hierdurch zur<br />

Zunahme des glomerulären hydraulischen Druckes<br />

in den Kapillaren des Glomerulum (PGLO) und der<br />

glomerulären Filtrationsrate des einzelnen Nephrons<br />

(SNGFR) (Abbildung 3) [7].<br />

GLP-1-Rezeptoragonisten haben sowohl eine<br />

direkt durch den GLP-1-Rezeptor vermittelte und<br />

zumindest teilweise, NO-abhängige Vasodilatation<br />

der afferenten Arteriole als auch eine indirekte<br />

Hemmung von vaskulären und tubulären Faktoren<br />

zur Folge, welche die glomeruläre Hyperfiltration<br />

bei Diabetes vermitteln [7].<br />

Nach einer stark eiweißhaltigen Mahlzeit steigert<br />

eine physiologische Zunahme des renalen Blutflusses<br />

die GFR unabhängig vom arteriellen Druck,<br />

was zur Zunahme der Filtration gelöster Teilchen<br />

führt. Diese postprandiale Zunahme der GFR ist von<br />

Bedeutung, da der Protein-Stoffwechsel zu Stickstoff-Abfallprodukten<br />

wie Harnstoff, Harnsäure,<br />

Ammoniak und Kreatinin sowie anderen Metaboliten<br />

wie Phosphaten, Sulphaten und Protonen führt,<br />

die über die Niere ausgeschieden werden müssen.<br />

Die postprandiale Hyperfiltration könnte also ein<br />

sinnvoller Mechanismus zur schnellen Ausscheidung<br />

überschüssiger oder potenziell schädlicher,<br />

durch den Darm absorbierter Stoffe und von Stoffwechselprodukten<br />

sein. Wenn die totale Kapazität<br />

des Nephrons bereits im Nüchternzustand maximal<br />

10


NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />

?<br />

GLP-1 oder<br />

GLP-1RA<br />

↑Insulin<br />

GLP-1 oder<br />

GLP-1RA<br />

↑ANP<br />

↑N-OX<br />

↑ET1<br />

Afferente<br />

Arteriole<br />

Vasodilatation<br />

Diabetesassoziierte<br />

glomeruläre<br />

Hyperfiltration<br />

Vasokonstriktion<br />

Efferente<br />

Arteriole<br />

↑P GLO<br />

↓TGF<br />

↓P BOW<br />

↑Proximale Reabsorption von Natrium<br />

↑SLGT1/2<br />

↑NHE3<br />

↑Glukagon<br />

↑Aminosäuren<br />

↑ROS<br />

GLP-1 oder<br />

GLP-1RA<br />

↑ANG-II<br />

↑ANG-I<br />

↑Glukose<br />

GLP-1 oder<br />

GLP-1RA<br />

Mahlzeit<br />

↑Glukose<br />

Renin<br />

↑ATG<br />

Abbildung 3: Wirkungen des GLP-1 und der GLP-1-Rezeptoragonisten auf die renale Hämodynamik bei Diabetes mellitus (mod. nach [7]).<br />

strapaziert ist, d.h. eine glomeruläre Hyperfiltration<br />

vorliegt, wie das bei Typ-2-Diabetes mellitus<br />

und/oder fortgeschrittener Niereninsuffizienz der<br />

Fall ist, um den Ausfall geschädigter Nephrone zu<br />

kompensieren, ist der Beitrag der durch den Darm<br />

vermittelten, postprandialen hämodynamischen<br />

Veränderungen in der Niere auf die akute Ausscheidung<br />

von gelösten Teilchen wahrscheinlich gering.<br />

GLP1-RA hemmen Glukagon, steigern das Sättigungsgefühl,<br />

hemmen die Magenentleerung<br />

und führen zur Gewichtsreduktion [8]. Klinische<br />

Befunde zusammengefasster Zulassungsstudien<br />

und Resultate großer kardiovaskulärer Studien<br />

deuten darauf, dass der Einsatz von GLP1-RA und<br />

DPP4-Inhibitoren (DPP4-I) über die Bedeutung der<br />

Besserung des Glukosestoffwechsels hinaus die<br />

Albuminurie bessern und renoprotektiv sind, was<br />

auf die Hemmung von Inflammation in der Niere<br />

und des oxidativen Stresses zurückzuführen sein<br />

und zur Abschwächung des GFR-Verlustes bei<br />

Pa tienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sowie hohem<br />

Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Nierenschäden<br />

beitragen könnte [7].<br />

Einmal wöchentlich injiziertes Exenatid [9]<br />

ist kardiovaskulär sicher, und das lang wirksame<br />

Liraglutid [10] reduziert kardiovaskuläre Ereignisse<br />

(MACE-3). In der LEADER-Studie, die 25 %<br />

Pa tienten mit einer Niereninsuffizienz ≥Stadium 3<br />

aufwies, wurde bei Behandlung mit Liraglutid eine<br />

22%ige relative Reduktion des kombinierten rena-<br />

CONFERENCES<br />

11


SGLT2<br />

Reabsorption<br />

von Na + und<br />

Glukose<br />

Normal weite<br />

Afferente<br />

Arteriole<br />

Macula densa<br />

5‘NT<br />

ADO<br />

ADO<br />

Macula Lumen des<br />

densa-Zellen distalen Tubulus<br />

ATP<br />

Tubuläres<br />

Na + -<br />

Angebot<br />

ADP/<br />

AMP<br />

3Na + Na +<br />

2K + K +<br />

2CI -<br />

NaCI<br />

NaCI<br />

Abbildung 4: Glukosereabsorption unter Normalbedingungen (mod. nach [14])<br />

len Endpunktes erreicht [10]. Liraglutid wird nur<br />

minimal über die Nieren ausgeschieden [11]. Exenatid<br />

wird vor allem renal eliminiert [12].<br />

Die Hemmstoffe der DPP4 steigern durch Behinderung<br />

des Abbaus von GLP1 die Insulinsekretion.<br />

Sie senken die Freisetzung des Glukagon, steigern<br />

das Sättigungsgefühl und verzögern die Magenentleerung.<br />

Sita- und Saxagliptin werden durch die<br />

Nieren ausgeschieden, sodass ihre Dosis bei Niereninsuffizienz<br />

reduziert werden muss [13].<br />

SGLT2<br />

Vermehrte<br />

Reabsorption von<br />

Na + und Glukose<br />

SGLT2-Inhibition<br />

vermindert die<br />

Hyperfiltration<br />

über tubuloglomeruläres<br />

Feedback (TGF)<br />

Afferente<br />

Vasodilatation<br />

Afferente<br />

Vasokonstriktion<br />

Vermindertes<br />

Na + -Angebot an<br />

der Macula densa<br />

Erhöhtes Na + -<br />

Angebot an der<br />

Macula densa<br />

Glucosurie<br />

Natriurese<br />

Afferente<br />

Vasodilatation<br />

Normal weite<br />

Extraglomerulär<br />

afferente Arteriole<br />

VSMC MC<br />

Extraglomerulär<br />

VSMC MC<br />

Extraglomerulär<br />

Afferente<br />

Vasokonstriktion<br />

VSMC MC<br />

Tubuläres<br />

Na + -<br />

Angebot<br />

Abbildung 6: SGLT2-Hemmung vermindert die Hyperfiltration via TGF (mod. nach [14])<br />

5‘NT<br />

Macula Lumen des<br />

densa-Zellen distalen Tubulus<br />

Abbildung 5: Hyperfiltration im Frühstadium der diabetischen Nephropathie<br />

(mod. nach [14]<br />

Ca 2+ Ca 2+<br />

5‘NT<br />

ADO<br />

ADO<br />

Na +<br />

K +<br />

2CI -<br />

Macula Lumen des<br />

densa-Zellen distalen Tubulus<br />

ADP/<br />

AMP<br />

ATP<br />

Tubuläres<br />

Na + -<br />

Angebot<br />

Ca2+ 3Na + Na +<br />

K<br />

2K + +<br />

2CI -<br />

NaCI<br />

NaCI<br />

NaCI<br />

NaCI<br />

NaCI<br />

NaCI<br />

Einfluss Natrium-Glukose-<br />

Transporter Typ 2 (SGLT2)-<br />

abhängiger Mechanismen<br />

Im Glomerulum filtrierte Glukose, welche<br />

der Reabsorption durch den Natrium-Glukose-<br />

Transporter Typ 2 (SGLT2) im proximalen Tubulus<br />

entkommt, wird anschließend durch den Natrium-<br />

Glukose-Transporter Typ 1 (SGLT1) im weiter<br />

distalen proximalen Tubulus reabsorbiert. Unter<br />

normalen Bedingungen werden 97 % der filtrierten<br />

Glukose durch SGLT2 (Abbildung 4) und die restlichen<br />

3 % durch SGLT1 reabsorbiert [14].<br />

Unter normalen (nicht diabetischen) Bedingungen<br />

führt das NaCl, welches bis zur Macula<br />

densa gelangt, zu einer Spaltung von Adenosin-Triphosphat<br />

(ATP) zu Adenosin, welches ein<br />

Va sokonstriktor ist und damit zu einem Grundtonus<br />

des Vas afferens führt (Abbildung 4). Kommt<br />

es unter normalen Bedingungen zu Hypotension,<br />

wird das Angebot von NaCl an die Macula densa<br />

sowie die Spaltung von ATP zu Adenosin reduziert<br />

und durch die Reduktion des Vasokonstriktors<br />

Adenosin das glomeruläre Vas afferens weniger<br />

konstringiert. Daraufhin nehmen renale Perfusion<br />

und GFR zu [14].<br />

Bei Diabetikern mit normaler Nierenfunktion findet<br />

im proximalen Tubulus wegen des dort höheren<br />

Glukoseangebots eine verstärkte Aktivität des<br />

12


SGLT2 mit Reabsorption von Natrium und Glukose<br />

aus dem Urin statt, was zu einem verminderten<br />

Angebot an Natrium an die Macula densa und<br />

folglich zu einer Dilatation des in das Glomerulum<br />

ziehenden Vas afferens führt (Abbildung 5).<br />

Inhibitoren des Natrium-Glukose-<br />

Kotransporters Typ 2 (SGLT2-I)<br />

Durch Blockade des SGLT2 im proximalen Tubulus<br />

der Niere hat die Therapie mit SGLT2-I eine<br />

verminderte Glukosereabsorption und damit eine<br />

Glukosurie, einen Energieverlust sowie eine osmotische<br />

Diurese zur Folge. Außer zu einem Gewichtsverlust<br />

kommt es zu einem Verlust von Natrium<br />

und damit zur Senkung des Blutdrucks sowie des<br />

bei Niereninsuffizienten deutlich gesteigerten kardiovaskulären<br />

Risikos [8].<br />

Die Ausscheidung von Glukose mit dem Urin<br />

ist nicht nur abhängig von der Serum-Glukosekonzentration,<br />

sondern auch von der GFR. Deshalb<br />

ist der Effekt der SGLT2-I bei Einschränkung<br />

der Nierenfunktion reduziert. Es ist anzunehmen,<br />

dass bei Therapie mit SGLT2-I die höhere<br />

Natriumkonzen tration im Urin über die Macula<br />

densa und den tubuloglomerulären Feedback<br />

(TGF) zu einer Engstellung des glomerulären Vas<br />

afferens und damit zur Protektion der Nieren führt<br />

[15] (Abbildung 6).<br />

Bei Beginn der Therapie mit SGLT2-I kann es zu<br />

einer vorübergehenden Einschränkung der Nierenfunktion<br />

kommen, welche außer mit der Engstellung<br />

des glomerulären Vas afferens auch mit der durch<br />

die SGLT2-Inhibition induzierten osmotischen<br />

Diurese und der folgenden Reduktion des Plasmavolumens<br />

assoziiert ist. Deshalb sollte die Nierenfunktion<br />

vor und nach Beginn dieser Behandlung<br />

bestimmt werden. Bei Patienten, deren eGFR auf<br />


NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />

CONFERENCES<br />

Die Hemmung des SGLT2 auf -Zellen des Pankreas<br />

fördert Glukagon-Hypersekretion, welche eine<br />

grundlegende Komponente der Ketoazidose ist.<br />

Durch vermehrtes Erscheinen von Natrium im distalen<br />

Tubulus (z. B. bei Therapie mit SGLT2-I) kann<br />

es über den tubulären Natrium-Monocarboxylat-<br />

Transporter-1 zur vermehrten Keton-Reabsorption<br />

aus dem Urin kommen.<br />

Die Kombination einer incretinbasierten Therapie<br />

mit SGLT2-I könnte zu einer Besserung des<br />

Glukosestoffwechsels und der Nierenfunktion führen,<br />

die über die Vorteile der einzelnen Medikamentengruppen<br />

hinaus reichen: GLP1-RA könnten<br />

eine vermehrte Nahrungsaufnahme infolge langdauernder<br />

Therapie mit SGLT2-I unterdrücken und<br />

so Folgen für renale Hämodynamik, Natriurese,<br />

Blutdruck und LDL-Cholesterin aufweisen.<br />

Referenzen:<br />

1. Gabriëls G. Diabetestherapie bei chronischer Niereninsuffizienz.<br />

Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2018;47:<br />

589–607.<br />

2. Reno C, Litvin M, Clark A, Fisher S. Defective counterregulation<br />

and hypoglycemia unawareness in diabetes:<br />

Mechanisms and emerging treatments. Endocrinol Metab<br />

Clin North Am 2013;42:15–38.<br />

3. Ly J, Marticorena R, Donnelly S. Red blood cell survival in<br />

chronic renal failure. Am J Kidney Dis 2004;44:715–719.<br />

4. Nauck M, Meier J, Cavender M, et al. Cardiovascular<br />

Actions and Clinical Outcomes With Glucagon-Like<br />

Peptide-1 Receptor Agonists and Dipeptidyl Peptidase-4<br />

Inhibitors. Supplemental Material. Circulation<br />

2017;136:849–870.<br />

5. Girardi A, Degray B, Nagy T, et al. Association of Na + -H +<br />

Exchanger Isoform NHE3 and Dipeptidyl Peptidase IV in<br />

the Renal Proximal Tubule. J Biol Chem 2001;276:46671–<br />

46677.<br />

6. Skov J. Effects of GLP-1 in the Kidney. Rev Endocr Metab<br />

Disord 2014;15:197–207.<br />

7. Muskiet M, Tonneijck L, Smits M, et al. GLP-1 and the kidney:<br />

from physiology to pharmacology and outcomes in<br />

diabetes. Nat Rev Nephrol 2017;13:605–628.<br />

8. Inzucchi S, Bergenstal R, Buse J, et al. Management of<br />

hyperglycaemia in type 2 diabetes, 2015: a patient-centred<br />

approach. Update to a position statement of the<br />

American Diabetes Association and the European<br />

Association for the Study of diabetes. Diabetologia<br />

2015;58:429–442.<br />

9. Holman R, Bethel M, Mentz R, et al. EXSCEL Study Group.<br />

Effects of Once-Weekly Exenatide on Cardiovascular Outcomes<br />

in Type 2 Diabetes. NEJM 2017;377:1228–1239.<br />

10. Marso S, Daniels G, Brown-Frandsen K, et al.; LEADER<br />

Steering Committee; LEADER Trial Investigators. Liraglutide<br />

and Cardiovascular Outcomes in Type 2 Diabetes.<br />

NEJM 2016;375:311–322.<br />

11. Jacobsen L, Hindsberger C, Robson R, Zdravkovic M. Effect<br />

of renal impairment on the pharmacokinetics of the GLP-1<br />

analogue liraglutide. Br J Clin Pharmacol 2009;68:898–<br />

905.<br />

12. Copley K, McCowen K, Hiles R, et al. Investigation of<br />

exenatide elimination and its in vivo and in vitro degradation.<br />

Curr Drug Metab 2006;367–374.<br />

13. Hahr A, Molitch M. Management of diabetes mellitus in<br />

patients with chronic kidney disease. Clin Diabetes Endocrinol<br />

2015;2.<br />

14. Heerspink H, Perkins B, Fitchett D, et al. Sodium Glucose<br />

Cotransporter 2 Inhibitors in the Treatment of Diabetes<br />

Mellitus. Circulation 2016;134:752–772.<br />

15. Cherney D, Perkins B, Soleymanlou N, et al. Renal hemodynamic<br />

effect of sodium-glucose cotransporter 2 inhibition<br />

in patients with type 1 diabetes mellitus. Circulation<br />

2014;129:587–597.<br />

16. Zinman B, Wanner C, Lachin JM, et al.; EMPA-REG<br />

OUTCOME Investigators. Empagliflozin, Cardiovascular<br />

Outcomes, and Mortality in Type 2 Diabetes. NEJM<br />

2015;373:2117–2128.<br />

17. Neal B, Perkovic V, Mahaffey KW, et al.; CANVAS Program<br />

Collaborative Group. NEJM 2017; 377: 644–657.<br />

18. Wanner C, Inzucchi SE, Lachin JM, Fitchett D, et al.;<br />

EMPA-REG OUTCOME Investigators. Empagliflozin and<br />

Progression of Kidney Disease in Type 2 Diabetes. NEJM<br />

2016;375:323–334.<br />

Prof. Dr. med. Gert Gabriëls<br />

Universitätsklinikum Münster<br />

Medizinische Klinik D, <strong>Nephrologie</strong> und Rheumatologie<br />

Albert-Schweitzer-Straße 33, 48149 Münster<br />

14


NEWS<br />

Nierentransplantation:<br />

Mindestmengenregelung ist widersinnig<br />

Am 3. Juni meldete die Bertelsmann-Stiftung,<br />

dass fast 40 % der Krankenhäuser die Mindestmengenregelung<br />

für schwere, planbare Operationen<br />

nicht einhalten [1], was ein hohes<br />

Medieninteresse erzeugte. Die Deutsche Gesellschaft<br />

für <strong>Nephrologie</strong> (DGfN) hat diesen Anlass<br />

genutzt, um erneut auf die Widersinnigkeit und<br />

Unzulänglichkeit der Mindestmengenregelung<br />

bei der Nierentransplantation hinzuweisen.<br />

<strong>Transplantation</strong>szentren müssen jährlich mindestens<br />

25 Nierentransplantationen durchführen. Erfüllen<br />

sie diese Vorgabe nicht, laufen sie Gefahr, dass<br />

im Folgejahr vorgenommene Nierentransplantationen<br />

nicht mehr vergütet werden, das <strong>Transplantation</strong>szentrum<br />

geschlossen wird und viele Patienten,<br />

die sich in der Vorbereitung bzw. auf der Warteliste<br />

befinden, sich plötzlich neue Ansprechpartner in<br />

einer weiter entfernten Stadt suchen müssen. Denn<br />

im Gegensatz zu „rein chirurgischen“ planbaren Eingriffen<br />

wie Hüft-OPs etc. gehören zur Nierentransplantation<br />

eine oft jahrelange Vorbereitung und eine<br />

lebenslange Nachbetreuung. Eine <strong>Transplantation</strong><br />

lässt sich daher nicht mit solchen OPs vergleichen.<br />

Die DGfN verweist auf die Widersinnigkeit einer<br />

Mindestmengenregelung im Bereich der Nierentransplantation.<br />

Grundlage der Einführung einer Mindestmengenregelung<br />

muss sein, dass es sich um planbare<br />

Eingriffe handelt, bei denen die Qualität des Behandlungsergebnisses<br />

nachweislich von der Menge der<br />

erbrachten Leistungen abhängt. Und beides ist bei der<br />

Nierentransplantation nicht der Fall: Die <strong>Transplantation</strong><br />

eines postmortalen Spenderorgans ist nicht<br />

planbar, ein Organ steht nicht „mit Vorankündigung“<br />

zur Verfügung, stattdessen muss es binnen weniger<br />

Stunden nach Entnahme transplantiert werden.<br />

Dem nächsten passenden Nierenpatienten auf der<br />

Warteliste, dem das Organ zusteht, erreicht immer<br />

unerwartet, oft auch mitten in der Nacht, der Anruf,<br />

dass er sich sofort in die Klinik zu begeben hat und<br />

die Operation ansteht. Es handelt sich bei der Nierentransplantation<br />

also um keine planbare Operation.<br />

Auch das zweite Kriterium, dass das Behandlungsergebnis<br />

von der Menge der in einem Krankenhaus<br />

durchgeführten Eingriffe abhängig sein muss, ist bei<br />

der Nierentransplantation nicht erfüllt: Im Qualitätssicherungsbericht<br />

des Instituts für Qualitätssicherung<br />

und Transparenz im Gesundheitswesen<br />

(IQTIG) [2] zeichnet sich sogar klar das Gegenteil ab:<br />

Das Drei-Jahres-Transplantatversagen lag bei den<br />

großen Zentren (über 20 <strong>Transplantation</strong>en) im Jahr<br />

2017 bei 6,52 % und bei den kleinen Zentren (unter<br />

20 <strong>Transplantation</strong>en) bei 5,56 %. Ein Jahr nach<br />

<strong>Transplantation</strong> funktionierten in kleinen Zentren<br />

noch alle transplantierten Spendernieren, bei den<br />

Zentren mit einer höheren Zahl an <strong>Transplantation</strong>en<br />

95,7 %. Die kleinen Zentren schnitten also keinesfalls<br />

schlechter, sondern sogar besser ab.<br />

Bereits im Dezember 2017 haben die Deutsche<br />

<strong>Transplantation</strong>sgesellschaft (DTG), die DGfN und<br />

die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin<br />

(DGIM) eine gemeinsame Stellungnahme an den<br />

Gemeinsamen Bundesausschuss gerichtet, in der<br />

sie detailliert darlegten, warum eine Mindestmengenregelung<br />

bei Leber- und Nierentransplantationen<br />

nicht zulässig und auch unzulänglich ist.<br />

„Im Bereich der Nierentransplantation entbehrt<br />

die Mindestregelung jeder juristischen Grundlage<br />

und setzt darüber hinaus Fehlanreize. Ergebnis-<br />

Qualität und nicht Masse muss das zentrale Kriterium<br />

sein“, erklärt der DGfN-Pressesprecher,<br />

Professor Dr. Jan C. Galle. „Wir fordern daher<br />

erneut die Abschaffung der Mindestmengenregelung<br />

bei der Nierentransplantation.“<br />

Referenzen<br />

1. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/<strong>2019</strong>/juni/40-prozent-der-kliniken-operieren-ohne-die-mindestmengen-einzuhalten<br />

2. https://iqtig.org/downloads/auswertung/2017/ntx/QSKH_<br />

NTX_2017_BUAW_V02_2018-08-01.pdf S. 52 und 56<br />

Quelle: DGfN<br />

CONFERENCES News<br />

15


sHPT<br />

„Ich gebe Etelcalcetid, …<br />

im Gespräch mit Dr. Eike Wrenger, Prof. Helmut Reichel, Prof. Frank Strutz, und Dipl.-Med. Heike Martin<br />

©Shutterstock/hywards<br />

EDUCATION<br />

Seit Juni 2017 ist Etelcalcetid, das erste und einzige i.v.-Calcimimetikum, für die Therapie des sekundären<br />

Hyperparathyreoidismus (sHPT) bei Hämodialysepatienten in Deutschland verfügbar. Die Therapie des sHPT<br />

ist komplex und stellt im klinischen Alltag häufig eine Herausforderung dar. Calcimimetika sind eine effiziente<br />

Therapieoption, um die Patienten leitliniengerecht zu therapieren. Sie senken das Parathormon sehr<br />

effektiv, außerdem das Serumphosphat, Serumcalcium und FGF23. Eine Limitation von Cinacalcet, dem bis<br />

2017 einzig verfügbaren Calcimimetikum, ist die orale Gabe. Diese erfordert eine gute Adhärenz, die, gerade<br />

wenn gastrointestinale Nebenwirkungen auftreten, häufig nicht besteht. Die fehlende Therapietreue führte<br />

daher häufig zu einem schlecht eingestellten sHPT mit z.T. deutlich von den in den Leitlinien [1] angegebenen<br />

Zielkorridoren abweichenden Laborwerten. Die intravenöse Darreichungsform von Etelcalcetid ist daher<br />

ein großer Vorteil, aber Etelcalcetid hat noch weitere Vorteile gegenüber Cinacalcet. Wir sprachen mit vier<br />

erfahrenen Experten und fragten, warum sie ihren Patienten Etelcalcetid verschreiben.<br />

16


sHPT<br />

… weil es einfach anzuwenden ist und eine flexible PTH-Einstellung ermöglicht.“<br />

Dr. med. Eike Wrenger, Langenhagen<br />

Herr Wrenger, Etelcalcetid wird i.v. gegeben. Die<br />

Gabe bedeutet einen kleinen Mehraufwand, wie<br />

motivieren Sie Ihr Team?<br />

Der Mehraufwand für das Pflegepersonal ist<br />

meines Erachtens relativ gering. Die intravenösen<br />

Gaben am Ende der <strong>Dialyse</strong> sind bei unserem Pflegepersonal<br />

etabliert, weil wir Erythropoetin bei <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

gern i.v. applizieren und letztlich ist die<br />

Gabe von Etelcalcetid über die venöse Rückgabe<br />

auch nicht besonders kompliziert oder zeitaufwändig.<br />

Hinzu kommt, dass nicht alle <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

eine Calcimimetika-Therapie benötigen, die<br />

„Extra-Applikation“ gegen Ende der <strong>Dialyse</strong> also<br />

nicht bei allen notwendig ist. Das Pflegepersonal<br />

nimmt bei uns an den Visiten teil und weiß, warum<br />

eine bestimmte Therapie bei einem bestimmten<br />

Patienten erforderlich ist. Wenn es dann miterlebt,<br />

dass die Behandlung Wirkung zeigt, die Laborwerte<br />

also gut einstellt sind, ist das ein Erfolgserlebnis,<br />

das eine intrinsische Motivation schafft. Man<br />

nimmt gern etwas Aufwand in Kauf, wenn man<br />

weiß, dass man den Patienten damit hilft.<br />

Was ist bei der Gabe von Etelcalcetid zu beachten?<br />

Wie integrieren Sie die Applikation im Praxisalltag?<br />

Das Wesentliche, was man beachten muss, ist,<br />

dass Etelcalcetid am Ende der <strong>Dialyse</strong> mit der Rückgabe<br />

des venösen Blutes gegeben wird. Wenn man<br />

einmal weiß, wie es geht, ist das ganz einfach und<br />

geht auch schnell von der Hand. Der Hersteller hat<br />

sehr gut verständliches Bildmaterial zur Anleitung<br />

für das Pflegepersonal zur Verfügung gestellt, die<br />

ich in unser praxiseigenes Qualitätsmanagementsystem<br />

eingepflegt habe, auf das unsere Schwestern<br />

und Pfleger jederzeit Zugriff haben. Außerdem<br />

muss noch die Kühlkette beachtet werden, was<br />

aber bei uns kein Problem ist. Wir haben in allen<br />

einzelnen <strong>Dialyse</strong>-Einheiten Kühlschränke, das<br />

erspart dem Pflegepersonal lange Wege.<br />

Welche Vorteile der i.v.-Gabe sehen Sie im Hinblick<br />

auf Dosisanpassung/Titration des Medikaments?<br />

Die Empfehlung lautet, die Therapie mit 3x5 mg<br />

zu initiieren. Bei einem rechtzeitigen Therapiestart<br />

kommt man bei einigen Patienten aber auch mit<br />

3x2,5 mg aus – und bei Bedarf kann man dann<br />

auch immer wieder schrittweise hochtitrieren. Das<br />

erlaubt ein einfaches und schnelles therapeutisches<br />

„Finetuning“, was mit einer oralen Therapie<br />

in der Form gar nicht geht, u.a. auch, weil man<br />

letztlich nicht weiß, ob und in welcher Dosis der<br />

Patient die Tabletten überhaupt eingenommen hat.<br />

Die schnelle, passgenaue Tritration macht die Therapie<br />

außerdem kosteneffektiver.<br />

Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />

Etelcalcetid?<br />

Ich gebe Etelcalcetid, weil es einfach anzuwenden<br />

ist und eine flexible PTH-Einstellung<br />

er möglicht. Darüber hinaus haben wir kein Problem<br />

mit Fragen der Therapietreue, sondern wissen,<br />

was und wie viel verabreicht wurde. Diese Zuverlässigkeit<br />

ist bei einer Tablettentherapie niemals<br />

gegeben.<br />

EDUCATION<br />

17


sHPT<br />

… weil es gut verträglich ist und es nicht zu Wechsel wirkungen mit anderen<br />

Medikamenten kommen kann.“<br />

Prof. Dr. med. Helmut Reichel, Villingen-Schwenningen<br />

EDUCATION<br />

Herr Professor Reichel, eine Limitation der Calcimimetikatherapie<br />

waren häufig gastrointestinale<br />

Beschwerden. Welchen Eindruck haben Sie<br />

im klinischen Alltag mit Etelcalcetid gewonnen,<br />

wie verträglich ist die i.v.-Substanz?<br />

Wir haben nun fast zwei Jahre Erfahrung mit<br />

Etelcalcetid in der Praxisroutine und meine subjektive<br />

Beobachtung ist, dass das Medikament<br />

keine oder nur wenige gastrointestinale Nebenwirkungen<br />

hervorruft. Das macht schon einen<br />

erheblichen Unterschied zu Cinacalcet. Die Hoffnung<br />

war ja auch, dass sich das i.v.-Präparat als<br />

verträglicher erweist, jedoch hatte die Head-to-<br />

Head-Studie [5] diesbezüglich enttäuscht. Möglicherweise<br />

hatte das Studiendesign zu einem<br />

Überreporting geführt, die Patienten wurden<br />

mehrmals täglich nach Nebenwirkungen gefragt<br />

– anders kann ich mir die Diskrepanz zwischen<br />

Studienergebnis und unserer Erfahrung in der<br />

Praxis kaum erklären.<br />

Beide Calcimimetika, Cinacalcet wie Etelcal cetid,<br />

senken den Calciumspiegel. Wie bewerten Sie<br />

diese Nebenwirkung?<br />

Es gibt einige Patienten, bei denen der Calciumspiegel<br />

nach Initiierung einer Calcimimetikatherapie<br />

deutlich abfällt. Somit ist es unbedingt<br />

erforderlich, nach Beginn der Therapie den Calciumspiegel<br />

zu monitorisieren, wie es auch die Fachinformationen<br />

[6, 7] vorsehen. Milde Hypocalcämien<br />

verlaufen in der Regel nicht symptomatisch. Die<br />

Open-Label-Extension-Studie [8] hat auch gezeigt,<br />

dass das Calcium im Verlauf der Therapie nicht weiter<br />

abfällt, sondern sich nach zwei, drei Monaten<br />

stabilisiert bzw. wieder steigt. Pathogenetisch ist<br />

das damit zu erklären, dass ein Hungry-Bone-Syndrom<br />

ausgelöst wird und Calcium in die Knochen<br />

eingebaut wird. Dieses ist aber in der Regel selbstlimitierend.<br />

Stichwort Polymedikation: <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

müssen viele Tabletten einnehmen. Welche Vorteile<br />

hat die i.v.-Therapie jenseits der Adhärenz-<br />

Thematik?<br />

Dadurch, dass das Etelcalcetid proteolytisch<br />

abgebaut wird und nicht über Zytrochrome ist<br />

das Potenzial für medikamentöse Interaktionen<br />

sehr viel geringer bzw. nahezu nicht vorhanden.<br />

Es gibt kein bekanntes Risiko für eine pharmakokinetische<br />

Wechselwirkung mit Etelcalcetid. In vitro<br />

hat Etelcalcetid CYP-Enzyme weder inhibiert noch<br />

induziert oder wurde durch sie abgebaut. Auch das<br />

spricht letztlich für die i.v.-Therapie mit Etelcalcetid,<br />

denn bei Cinacalcet hingegen sind eine Reihe<br />

an Interaktionen bekannt, unter anderem auch mit<br />

Medikamenten, die bei diesen <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

auch eingesetzt werden. Bekannte Beispiele sind<br />

u.a. Metoprolol, ein Betablocker oder verschiedenen<br />

Psychopharmaka.<br />

Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />

Etelcalcetid?<br />

Ich gebe Etelcalcetid, weil es gut verträglich<br />

ist und es nicht zu Wechselwirkungen mit anderen<br />

Medikamenten kommen kann. Darüber hinaus<br />

entlastet die i.v.-Gabe die Patienten und stellt die<br />

Adhärenz sicher.<br />

18


sHPT<br />

… weil es wirksam ist und zu einer anhaltenden Senkung der wichtigsten sHPT-<br />

Parameter führt.“<br />

Prof. Dr. med. Frank Strutz, Wiesbaden<br />

Herr Professor Strutz, wie beurteilen Sie das<br />

Potenzial von Etelcalcetid, alle Parameter des<br />

sHPT leitliniengerecht zu behandeln?<br />

Etelcalcetid senkt alle relevanten Parameter des<br />

sHPT. Andere nicht calcimimetische sHPT-Therapien,<br />

damit meine ich vor allem Vitamin-D-Analoga,<br />

senken zwar auch das Parathormon (PTH) ab,<br />

aber führen zu einem Anstieg des Serumphosphats<br />

und des Serumcalciums. Letzteres soll laut KIDIGO-<br />

Leitlinien zur CKD-MBD [1] jedoch vermieden werden,<br />

da Hypercalcämien mit einem höheren Risiko<br />

für Gefäßkalzifikationen einhergehen.<br />

Wie schätzen Sie die Effizienz der Calcimimetikatherapie<br />

hinsichtlich klinischer Effekte ein?<br />

Die ADVANCE-Studie [2] hat schon vor knapp<br />

zehn Jahren eine Reduktion der Kalzifikation an<br />

den Klappen, also Aorten- und Mitralklappen, unter<br />

Calcimimetikatherapie mit dem früheren oralen<br />

Cinacalcet gezeigt. Ein klinischer Effekt zeichnete<br />

sich meines Erachtens auch in der EVOLVE-Studie<br />

[3] ab – trotz ihres ebenfalls negativen Ergebnisses,<br />

was u.a. daran lag, dass der Altersdurchschnitt in der<br />

Verumgruppe ein Jahr höher war. Die BONAFIDE -<br />

Studie [4] brachte dann noch ein weiteres sehr<br />

überzeugendes Argument für die Behandlung mit<br />

einem Calcimimetikum: Im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

war die Knochenhistologie nach einjähriger<br />

Therapie deutlich verbessert.<br />

nicht unterlegen war – im Gegenteil, es war sogar<br />

effizienter: 232 von 340 (68,2 %) <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

der Etelcalcetid-Gruppe erreichten einen Rückgang<br />

der mittleren PTH-Konzentration im Serum<br />

um mindestens 30 % gegenüber dem Ausgangswert<br />

in den Wochen 20–27, während es in der<br />

Cinacalcet-Gruppe 198 von 343 Patienten (57,7 %)<br />

waren. Hinsichtlich der Nebenwirkungsrate gab es<br />

im Rahmen der Studie keine bedeutsamen Unterschiede.<br />

Interessanterweise bestätigt sich dies im<br />

klinischen Alltag nicht, im Gegenteil. Unter Etelcalcetid<br />

beobachten wir kaum Nebenwirkungen.<br />

Ein höheres Hypocalcämierisiko, das unter beiden<br />

Calcimimetika zu beobachten ist, lässt sich durch<br />

regelmäßige Calciumkontrollen gut in den Griff<br />

bekommen.<br />

Welchen Vorteil bietet Etelcalcetid im Vergleich<br />

zu Cinacalcet im Hinblick auf die Therapieeffizienz,<br />

welche wesentlichen Erkenntnisse ziehen Sie<br />

aus der Head-to-Head-Studie?<br />

Etelcalcetid greift an der extrazellulären Domäne<br />

des calciumsensitiven Rezeptors an und weist als<br />

größeres Molekül gegenüber Cinacalcet eine längere<br />

Halbwertszeit auf. Die Head-to-Head-Studie<br />

[5] hatte gezeigt, dass Etelcalcetid gegenüber dem<br />

oralen Präparat im Hinblick auf die PTH-Senkung<br />

Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />

Etelcalcetid?<br />

Ich gebe Etelcalcetid, weil es wirksam ist und zu<br />

einer anhaltenden Senkung der wichtigsten sHPT-<br />

Parameter führt. Die i.v.-Darreichungsform gewährleistet<br />

darüber hinaus eine 100%ige Adhärenz<br />

und letztlich erreichen wir dadurch eine Kostenersparnis.<br />

Die Barmer-Krankenkasse beispielsweise<br />

schreibt derzeit Nephrologen an und bittet sie, Etelcalcetid<br />

statt Cinacalcet einzusetzen.<br />

EDUCATION<br />

19


sHPT<br />

… weil es die Therapietreue sicherstellt und eine wirtschaftliche sHPT-Therapie<br />

gewährleistet.“<br />

Dipl.-Med. Heike Martin, Zwickau<br />

Frau Dipl.-Med. Martin, Cinacalcet wird oral<br />

– Etelcalcetid i.v. gegeben. Was ist für Sie der<br />

Hauptvorteil der i.v.-Gabe?<br />

Wir können Patienten von Tabletten entlasten.<br />

<strong>Dialyse</strong>patienten müssen durchschnittlich 15–20<br />

Tabletten täglich einnehmen und jede einzelne<br />

schwächt die Therapietreue. Je höher die Tablettenzahl,<br />

desto geringer die Adhärenz. Auch kann<br />

durch die i.v.-Gabe eine kontinuierliche Therapie<br />

sichergestellt werden, denn manchmal vergessen<br />

Patienten, sich rechtzeitig ein neues Rezept ausstellen<br />

zu lassen und unterbrechen die Behandlung.<br />

Daher verschreiben wir allen Patienten, wenn<br />

die Indikation für ein Calcimimetikum besteht, das<br />

i.v.-Präparat. Ich denke, gerade bei einer hochpreisigen<br />

Therapie sind wir Ärzte auch in der Verantwortung,<br />

sicherzustellen, dass die Therapie beim<br />

Patienten wirklich ankommt.<br />

der Therapietreue und die Möglichkeit der unmittelbaren<br />

Dosisanpassung. Der Patient erhält, was<br />

er zum jeweiligen Zeitpunkt braucht, nicht mehr,<br />

nicht weniger – und wir wissen, dass die i.v.-Gabe<br />

in jedem Fall ankommt.<br />

EDUCATION<br />

Warum ist die intravenöse Therapie wirtschaftlicher?<br />

Das liegt zum einen daran, dass wir eine viel<br />

bessere Steuerbarkeit in der Dosis haben und auch<br />

unmittelbar reagieren können. Wenn beispielsweise<br />

bei einem Patienten aufgrund eines guten<br />

Therapieansprechens eine Dosisreduktion erfolgen<br />

kann, kann die mit der nächsten Gabe umgesetzt<br />

werden. Bei der oralen Therapie ist das hingegen oft<br />

ein Problem. Wenn ich erst kürzlich eine Packung<br />

60 mg Cinacalcet verschrieben habe, möchte man<br />

schließlich nicht, dass die halbe Packung weggeschmissen<br />

wird. Mit der i.v.-Therapie kommt es<br />

nicht zu solchen Restbeständen. Hinzu kommt<br />

noch in Punkto Wirtschaftlichkeit, dass unter der<br />

Therapie das Serumcalcium abfällt, was uns einen<br />

„Calciumpuffer“ verschafft. Der macht es möglich,<br />

dass wir Patienten calciumhaltige Phosphatbinder<br />

verschreiben können, die deutlich günstiger<br />

sind als die calciumfreien Präparate. Der wohl<br />

wesentliche Faktor für ist aber die Sicherstellung<br />

Therapietreue ist letztlich immer auch von<br />

Nebenwirkungen abhängig. Wie sind Ihre Beobachtungen<br />

zur Verträglichkeit von Etelcalcetid<br />

im Vergleich zu Cinacalcet?<br />

Wir behandeln mittlerweile sehr viele Patienten<br />

mit Etelcalcetid und bislang hat keiner dieser<br />

Patienten Magen-Darm-Probleme gemeldet, dabei<br />

verschreiben wir auch höhere Dosen. Natürlich ist<br />

es so, dass eine orale Therapie, die Nebenwirkungen<br />

auslöst, häufig von den Patienten stillschweigend<br />

weggelassen wird. Man kann davon ausgehen, dass<br />

gastrointestinale Beschwerden durchaus die Einnahmetreue<br />

bei Cinacalcet beeinträchtigt haben.<br />

Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />

Etelcalcetid?<br />

Ich gebe Etelcalcetid, weil es die Therapietreue<br />

sicherstellt und eine wirtschaftliche sHPT-Therapie<br />

gewährleistet. Wir können die Dosis bedarfsgenau<br />

anpassen und wissen, dass der Patient optimal versorgt<br />

ist.<br />

20


sHPT<br />

Literatur<br />

1. Ketteler M, Floege J. Update 2017 der KDIGO-Leitlinie zu den<br />

Störungen des Mineral-und Knochenhaushalts bei chronischer<br />

Nierenerkrankung. Deutsche Übersetzung. Der Nephrologe<br />

2017; 12 (6): 433-437<br />

2. Raggi P, Chertow GM, Torres PU et al. The ADVANCE study: a<br />

randomized study to evaluate the effects of cinacalcet plus<br />

low-dose vitamin D on vascular calcification in patients on<br />

hemodialysis. Nephrol Dial Transplant 2011; 26 (4): 1327-39<br />

3. EVOLVE Trial Investigators, Chertow GM, Block GA, Correa-<br />

Rotter R et al. Effect of cinacalcet on cardiovascular disease<br />

in patients undergoing dialysis. N Engl J Med 2012; 367 (26):<br />

2482-94<br />

4. Behets GJ, Spasovski G, Sterling LR et al. Bone histomorphometry<br />

before and after long-term treatment with cinacalcet<br />

in dialysis patients with secondary hyperparathyroidism. Kidney<br />

Int 2015; 87 (4): 846-56<br />

5. Block GA, Bushinsky DA, Cheng S et al. Effect of Etelcalcetide<br />

vs Cinacalcet on Serum Parathyroid Hormone in Patients<br />

Receiving Hemodialysis With Secondary Hyperparathyroidism:<br />

A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017; 317 (2): 156-164<br />

6. Fachinformation Mimpara® 30 mg/60 mg/90 mg Filmtabletten.<br />

Stand: Juli <strong>2019</strong>. Abrufbar unter: https://fachkreise.<br />

amgen.de/downloads/f/1/111/mimpara_30_60_90_mg_<br />

filmtabletten.pdf<br />

7. Fachinformation Parsabiv® 2,5 mg/5 mg/10 mg Injektionslösung.<br />

Stand: Februar <strong>2019</strong>. Abrufbar unter https://fachkreise.<br />

amgen.de/downloads/f/1/840/parsabiv-25_5_10-mg-injektionsloesung_<strong>2019</strong>02.pdf<br />

8. [Bushinsky DA, Chertow GM, Cheng S et al. One-year safety<br />

and efficacy of intravenous etelcalcetide in patients on hemodialysis<br />

with secondary hyperparathyroidism. Nephrol Dial<br />

Transplant <strong>2019</strong> Mar 11 [Epub ahead of print]<br />

Kurzinformation:<br />

Mimpara® 30 mg/60 mg/90 mg Filmtabletten. Mimpara® 1 mg/2,5 mg/5 mg<br />

Granulat zur Entnahme aus Kapseln. Wirkstoff: Cinacalcet. Zusammensetzung:<br />

Arzneilich wirksamer Bestandteil: Mimpara® Filmtablette: 1 Filmtablette enthält<br />

30 mg/60 mg/90 mg Cinacalcet (als Hydrochlorid). Sonstige Bestandteile:<br />

Jede 30 mg/60 mg/90 mg Tablette enthält 2,74 mg/5,47 mg/8,21 mg Lactose;<br />

Tablettenkern: vorverkleisterte Stärke (Mais), mikrokristalline Cellulose, Povidon,<br />

Crospovidon, Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid; Tablettenfilm:<br />

Carnaubawachs, Opadry II grün, Opadry klar. Mimpara® Granulat zur Entnahme<br />

aus Kapseln: Jede Kapsel enthält 1 mg/2,5 mg/5 mg Cinacalcet (als Hydrochlorid).<br />

Sonstige Bestandteile: Granulat: vorverkleisterte Stärke (Mais), mikrokristalline<br />

Cellulose, Povidon, Crospovidon, amorphes Siliciumdioxid. Kapsel:<br />

Druckfarbe: Eisen(II,III)-oxid; Schellack, Propylenglycol. 1 mg Kapsel: Gelatine,<br />

Eisen(III)-hydroxid-oxid x H 2O (E 172), Indigocarmin (E 132), Titandioxid (E<br />

171). 2,5 mg Kapsel: Gelatine, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H 2O (E 172), Titandioxid<br />

(E 171). 5 mg Kapsel: Gelatine, Indigocarmin (E 132), Titandioxid (E 171).<br />

Anwendungsgebiete: Sekundärer Hyperparathyreoidismus bei Erwachsenen:<br />

Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus (HPT) bei erwachsenen<br />

dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz; sekundärer<br />

Hyperparathyreoidismus bei Kindern und Jugendlichen: Behandlung des<br />

sekundären Hyperparathyreoidismus (HPT) bei dialysepflichtigen Kindern mit<br />

terminaler Niereninsuffizienz im Alter von 3 Jahren und älter, deren sekundärer<br />

HPT mit einer Standardtherapie nicht ausreichend kontrolliert werden kann.<br />

Mimpara kann als Teil eines therapeutischen Regimes angewendet werden, das<br />

je nach Bedarf Phosphatbinder und/oder Vitamin D umfassen kann. Nebenschilddrüsenkarzinom<br />

und primärer Hyperparathyreoidismus bei Erwachsenen:<br />

Verminderung von Hyperkalzämie bei erwachsenen Patienten mit Nebenschilddrüsenkarzinom;<br />

mit primärem HPT, bei denen eine Parathyreoidektomie aufgrund<br />

der Serumcalciumspiegel (wie in den relevanten Behandlungsrichtlinien<br />

definiert) angezeigt wäre, jedoch klinisch nicht angebracht oder kontraindiziert<br />

ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der<br />

sonstigen Bestandteile, Hypokalzämie. Nebenwirkungen: sehr häufig: Übelkeit<br />

und Erbrechen (i. d. R. mild bis mäßig und vorübergehend); häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

(einschließlich Angioödem und Urtikaria), Anorexie,<br />

verminderter Appetit, Krampfanfälle, Schwindel, Parästhesien, Kopfschmerzen,<br />

Hypotonie, Infektion der oberen Atemwege, Dyspnoe, Husten, Dyspepsie,<br />

Diarrhö, Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, Obstipation, Hautausschlag,<br />

Myalgie, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen, Asthenie, Hypokalzämie, Hyperkaliämie,<br />

verminderte Testosteronwerte; Häufigkeit nicht bekannt: Verschlechterung<br />

der Herzinsuffizienz (bei Patienten mit beeinträchtigter kardialer Funktion),<br />

QT-Verlängerung und ventrikuläre Arrhythmien infolge einer Hypokalzämie.<br />

Weitere Angaben: s. Fach- und Gebrauchsinformation. Verschreibungspflichtig.<br />

Stand der Information: Juli <strong>2019</strong>. AMGEN Europe B.V., 4817 ZK Breda, Niederlande<br />

(örtlicher Vertreter Deutschland: AMGEN GmbH, 80992 München)<br />

Kurzinformation:<br />

Parsabiv® 2,5 mg/5 mg/10 mg Injektionslösung. Wirkstoff: Etelcalcetid.<br />

Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Jeder Verdachtsfall<br />

einer Nebenwirkung sollte gemeldet werden. Zusammensetzung:<br />

Arzneilich wirksamer Bestandteil: Jede Durchstechflasche enthält 2,5 mg/5<br />

mg/10 mg Etelcalcetid (als Hydrochlorid) in 0,5 ml/1 ml/2 ml Lösung. Jeder ml<br />

enthält 5 mg Etelcalcetid. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Bernsteinsäure,<br />

Wasser für Injektionszwecke, Salzsäure (zur pH-Wert-Einstellung),<br />

Natriumhydroxid (zur pH-Wert-Einstellung). Anwendungsgebiet: Parsabiv®<br />

wird angewendet zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus<br />

(sHPT) bei erwachsenen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (chronic<br />

kidney disease, CKD), die sich einer Hämodialysetherapie unterziehen.<br />

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der<br />

sonstigen Bestandteile. Die Behandlung mit Parsabiv® sollte nicht eingeleitet<br />

werden, wenn das korrigierte Serumcalcium unter der unteren Grenze des<br />

Normbereiches liegt. Nebenwirkungen: Sehr häufig: verringerte Calciumspiegel<br />

im Blut, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Muskelkrämpfe. Häufig: Hypokalzämie,<br />

Hyperkaliämie, Hypophosphatämie, Kopfschmerzen, Parästhesie,<br />

Verschlechterung der Herzinsuffizienz, QT Verlängerung, Hypotonie, Myalgie.<br />

Gelegentlich: Krämpfe. Nicht bekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

(einschließlich Anaphylaxie). Weitere Angaben: s. Fach- und Gebrauchsinformation.<br />

Verschreibungspflichtig. Stand der Information: Februar <strong>2019</strong>.<br />

AMGEN Europe B.V., 4817 ZK Breda, Niederlande (örtlicher Vertreter<br />

Deutschland: AMGEN GmbH, 80992 München)<br />

Die Interviews führte Frau Dr. Bettina Albers.<br />

Mit freundlicher Unterstützung der Firma AMGEN GmbH.<br />

DE-P-416-0919-077659<br />

EDUCATION<br />

21


THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />

Initiale Evaluation eines Patienten<br />

mit TMA<br />

Bernd Schröppel, Ulm<br />

© Science Photo Library/DNA Illustrations<br />

CONFERENCES<br />

Dieser Artikel beschreibt die Evaluation von Patienten<br />

mit mikroangiopathischer hämolytischer Anämie<br />

(MAHA) und Thrombozytopenie bei unklarer<br />

Ätiologie, mit dem Ziel die primären Syndrome rasch<br />

von anderen sich ähnlich präsentierenden systemischen<br />

Erkrankungen zu unterscheiden (Tabelle 1).<br />

Thrombotische Mikroangiopathie (TMA) beschreibt<br />

eine Gruppe von Erkrankungen, die sich durch eine<br />

nicht immune hämolytische Anämie, Thrombozytopenie<br />

und ischämische Organschädigung präsentieren.<br />

Nicht alle MAHA entstehen durch eine TMA, aber fast<br />

alle TMA verursachen eine MAHA mit Thrombozytopenie<br />

[1]. Eine systemische TMA führt durch ätiologische<br />

heterogene Erkrankungen über einen Endothelzellschaden<br />

zu Thromben und Entzündung in den kleinen<br />

Blutgefäßen. Diese pathologischen Prozesse können<br />

alle lebenswichtigen Organe betreffen, am häufigsten<br />

jedoch die Nieren, das zentrale Ner vensystem und den<br />

Gastrointestinaltrakt (Abbildung 1) [2].<br />

Zu den primären TMA-Syndromen zählen im<br />

Wesentlichen die thrombotisch thrombopenische<br />

Purpura (TTP), das shigatoxinverursachte hämolytische<br />

urämische Syndrom (STEC-HUS) und die<br />

komplementvermittelte TMA, das sogenannte atypische<br />

HUS (Tabelle 1). Der Begriff „aHUS“ wurde<br />

historisch bei einem hämolytischen urämischen<br />

Syndrom ohne assoziierte Diarrhö verwendet und<br />

beschreibt heute eine komplementvermittelte TMA.<br />

Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO)<br />

hat kürzlich eine Klassifikation der TMA vorgestellt,<br />

die auf den Triggerfaktoren basiert und die zugrundeliegende<br />

Ursache benennt [3]. Das primäre aHUS<br />

wird durch eine Störung im Komplementsystem<br />

(durch Mutationen oder Antikörper) verursacht [4].<br />

Diese Patienten benötigen häufig einen oder häufiger<br />

mehrere komplementverstärkende Trigger für<br />

die klinische TMA-Manifestation [5, 6] (Tabelle 1).<br />

„Starke“ TMA-Trigger können auch ohne identifizierbares<br />

genetisches Risiko (sekundäre TMA) zu<br />

einem HUS führen.<br />

Die thrombotische Mikroangiopathie ist eine auf<br />

die Gesamtpopulation gesehen seltene Erkrankung.<br />

Ergebnisse einer in Deutschland durchgeführten<br />

22


THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />

prospektiven Erhebung an 22 Zentren mit 232<br />

Patienten zeigten, dass das aHUS mit einer relativen<br />

Inzidenz von 61 % die häufigste TMA darstellte,<br />

während TTP und STEC-HUS in 13 % und<br />

6 % der Patienten diagnostiziert wurden [6].<br />

Wie wird die Diagnose gestellt?<br />

Aufgrund des oft akuten und dramatischen<br />

Krankheitsbeginns hilft für eine schnelle Diagnose<br />

ein striktes diagnostisches Schema [3]. Die<br />

klinische Diagnose von aHUS wird durch den Ausschluss<br />

anderer TMA gestützt. Klinische Zeichen<br />

und Symptome können jedoch nicht zuverlässig die<br />

zugrundeliegende Ursache der TMA bestimmen [6].<br />

Das Vorliegen einer Diarrhö erlaubt keine sichere<br />

Diskriminierung zwischen aHUS and STEC-HUS, da<br />

bei 30 % der Patienten mit aHUS eine Diarrhö oder<br />

Gastroenteritis vorliegt und sich 5 % der STEC-HUS<br />

Fälle ohne Diarrhö präsentieren [7].<br />

Eine schwere Hypertonie kann mit einer TMA<br />

assoziiert sein. Die Unterscheidung zwischen primärer<br />

TMA mit daraus resultierender Hypertonie<br />

und maligner Hypertonie mit nachfolgender<br />

sekundärer TMA ist oft schwierig [8]. Bei Letzterem<br />

wird sich bei den meisten Patienten die Nierenfunktion<br />

und MAHA nach Blutdrucktherapie rasch<br />

bessern [2].<br />

Laboruntersuchungen: Die initiale Basisdiagnostik<br />

ist in Tabelle 2 aufgeführt. Eine detaillierte<br />

Anamnese und körperliche Untersuchung erlauben<br />

zusätzliche gezielte Laboruntersuchungen.<br />

Eine MAHA manifestiert sich durch Anämie, Retikulozytose,<br />

LDH-Erhöhung und Schistozyten. Es<br />

gibt keinen unteren Grenzwert des Schistozytenanteils<br />

anhand dessen eine TMA ausgeschlossen<br />

werden kann, ein Anteil von über 1 % spricht<br />

bei entsprechender Klinik für eine TMA [9]. Nach<br />

der Diagnose einer TMA, liegt der Fokus darauf,<br />

die zugrundeliegenden Ursachen zu finden. Eine<br />

Tabelle 1: Einteilung thrombotischer Mikroangiopathien (TMA). Modifiziert nach [2].<br />

Primäre TMA (genetisch)<br />

• aHUS mit Komplement-Genmutation<br />

• TTP mit ADAMTS13-Mutation<br />

• de novo nach Organtransplantation<br />

• Schwangerschaft<br />

• DGKE-TMA<br />

• Cobalamindefizienz<br />

Sekundäre TMA*<br />

• nach Knochenmarkstransplantation<br />

• schwere Hypertonie<br />

• Medikamente (Immunreaktion/Toxizität)<br />

• Vitamin-B12-Mangel<br />

• Tumorerkrankungen<br />

• Autoimmunerkrankungen (SLE; Sklerodermie<br />

etc.)<br />

• HELLP<br />

• mit glomerulärer Erkrankung (IgA-Nephropathie,<br />

ANCA-GN, C3GN, andere)<br />

Reihe systemischer Erkrankungen (z. B. Infektions-,<br />

Autoimmun- und Tumorerkrankungen) können<br />

eine MAHA/Thrombozytopenie verursachen und<br />

müssen von einer primären TMA unterschieden<br />

werden (Tabelle 1).<br />

Eine Untersuchung auf STEC-HUS sollte unabhängig<br />

von gastrointestinalen Symptomen bei allen<br />

Patienten mit aHUS erfolgen. Ein dringlicher und kritischer<br />

Test ist die Bestimmung der ADAMTS13-Akti-<br />

Primäre TMA (erworben)<br />

• aHUS mit FH-Antikörper<br />

• TTP mit ADAMTS13-Autoantikörper<br />

Infektion-assoziierte TMA*<br />

• STEC-HUS<br />

• EBV<br />

• CMV<br />

• HIV<br />

• H1N1<br />

• Pneumokokken<br />

• andere<br />

*In einigen Fällen kann die genannte Erkrankung oder ein Trigger eine primäre komplementvermittelte<br />

TMA auslösen.<br />

Abk.: ADAMTS13, a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif, member 13;<br />

aHUS, atypical hemolytic uremic syndrome; C3G, C3 Glomerulopathy; DGKE, gene encoding diacylglycerol<br />

kinase; HELLP, syndrome of hemolysis, elevated liver enzymes, and low platelets; STEC, shiga toxin–<br />

producing Escherichia coli.<br />

Tabelle 2: Initiale Laboruntersuchungen zur Differenzialdiagnose der thrombotischen<br />

Mikroangiopathie. Modifiziert nach [1].<br />

Laboruntersuchung<br />

Hämatologie<br />

Klinische Chemie<br />

Urin<br />

Koagulation<br />

Virologie und Mikrobiologie<br />

Immunologie<br />

Schwangerschaftstest (für Frauen im<br />

gebärfähigen Alter)<br />

Parameter<br />

Komplettes Differenzialblutbild, Retikulozyten,<br />

Beurteilung des Schistozytenanteils<br />

Kreatinin, LDH, Haptoglobin, antinukleäre<br />

Antikörper<br />

Urinanalyse, Proteinausscheidung<br />

INR, PTT, Fibrinogen, D-Dimere<br />

Shiga-Toxin im Stuhl, Blutkultur, HIV,<br />

Hepatitis B/C<br />

Coombs-Test, ADAMTS13-Aktivität/Inhibitor<br />

Beta-HCG<br />

CONFERENCES<br />

23


THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />

Thrombozytopenie<br />

(


THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />

bozyten >30.000/µl und/oder Serumkreatinin<br />

>1,8 mg/dl ist ein schwerer ADAMTS13-Mangel<br />

allerdings unwahrscheinlich.<br />

Interessenkonflikt<br />

Prof. Dr. Schröppel erhielt Honorare als Berater und/oder Vorträge<br />

von AMGEN, Alexion Pharmaceuticals, Vifor Pharma,<br />

Pfizer, Novartis, Sanofi, Astellas Pharma sowie Honorare für<br />

Studienunterstützung (Drittmittel) von Sanofi und Pfizer.<br />

Referenzen<br />

1. Bommer M, Wolfle-Guter M, Bohl S, Kuchenbauer F. The<br />

differential diagnosis and treatment of thrombotic microangiopathies.<br />

Dtsch Arztebl Int 2018; 115(19): 327–34.<br />

2. Brocklebank V, Wood KM, Kavanagh D. Thrombotic microangiopathy<br />

and the kidney. Clin J Am Soc Nephrol 2018; 13(2):<br />

300–17.<br />

3. Goodship TH, Cook HT, Fakhouri F et al.; Conference Participants.<br />

Atypical hemolytic uremic syndrome and C3 glomerulopathy:<br />

conclusions from a “Kidney Disease: Improving<br />

Global Outcomes” (KDIGO) Controversies Conference. Kidney<br />

Int 2017; 91(3): 539–51.<br />

4. Fakhouri F, Zuber J, Frémeaux-Bacchi V, Loirat C. Haemolytic<br />

uraemic syndrome. Lancet 2017; 390(10095): 681–96.<br />

5. Schaefer F, Ardissino G, Ariceta G et al.; Global aHUS Registry.<br />

Clinical and genetic predictors of atypical hemolytic<br />

uremic syndrome phenotype and outcome. Kidney Int 2018;<br />

94(2): 408–18.<br />

6. Schönermarck U, Ries W, Schröppel B et al. Relative incidence<br />

pf thrombotic thrombocytopnic purpura and hemolytic uraemic<br />

syndrome in clinically suspected cases of thrombotic<br />

mircroangiopathy. Clincal Kidney Journal <strong>2019</strong>; 1–9.<br />

7. Gerber A, Karch H, Allerberger F et al. Clinical course and<br />

the role of shiga toxin-producing Escherichia coli infection<br />

in the hemolytic-uremic syndrome in pediatric patients,<br />

1997–2000, in Germany and Austria: a prospective study. J<br />

Infect Dis 2002; 186(4): 493–500.<br />

8. Timmermans SAMEG, Abdul-Hamid MA, Vanderlocht J et<br />

al.; Limburg Renal Registry. Patients with hypertensionassociated<br />

thrombotic microangiopathy may present with<br />

complement abnormalities. Kidney Int 2017; 91(6): 1420–5.<br />

9. Laurence J, Haller H, Mannucci PM et al. Atypical hemolytic<br />

uremic syndrome (aHUS): essential aspects of an accurate<br />

diagnosis. Clin Adv Hematol Oncol 2016; 14 Suppl 11(11): 2–15.<br />

10. Scully M, Hunt BJ, Benjamin S et al.; British Committee for<br />

Standards in Haematology. Guidelines on the diagnosis and<br />

management of thrombotic thrombocytopenic purpura and<br />

other thrombotic microangiopathies. Br J Haematol 2012;<br />

158(3): 323–35.<br />

11. Bendapudi PK, Hurwitz S, Fry A et al. Derivation and external<br />

validation of the PLASMIC score for rapid assessment of<br />

Prof. Dr. med. Bernd Schröppel<br />

bernd.schroeppel@uniklinik-ulm.de<br />

adults with thrombotic microangiopathies: a cohort study.<br />

Lancet Haematol 2017; 4(4): e157–64.<br />

12. Nester CM, Barbour T, de Cordoba SR et al. Atypical aHUS:<br />

State of the art. Mol Immunol 2015; 67(1): 31–42.<br />

13. Taylor CM, Machin S, Wigmore SJ, Goodship TH; working<br />

party from the Renal Association, the British Committee for<br />

Standards in Haematology and the British <strong>Transplantation</strong><br />

Society. Clinical practice guidelines for the management of<br />

atypical haemolytic uraemic syndrome in the United Kingdom.<br />

Br J Haematol 2010; 148(1): 37–47.<br />

14. Fremeaux-Bacchi V, Fakhouri F, Garnier A et al. Genetics and<br />

outcome of atypical hemolytic uremic syndrome: a nationwide<br />

French series comparing children and adults. Clin J Am<br />

Soc Nephrol 2013; 8(4): 554–62.<br />

15. Noris M, Caprioli J, Bresin E et al. Relative role of genetic<br />

complement abnormalities in sporadic and familial aHUS<br />

and their impact on clinical phenotype. Clin J Am Soc Nephrol<br />

2010; 5(10): 1844–59.<br />

16. Bruel A, Kavanagh D, Noris M et al. Hemolytic uremic syndrome<br />

in pregnancy and postpartum. Clin J Am Soc Nephrol<br />

2017;12(8): 1237–47.<br />

17. Alberti M, Valoti E, Piras R et al. Two patients with history<br />

of STEC-HUS, posttransplant recurrence and complement<br />

gene mutations. Am J Transplant 2013; 13(8): 2201–6.<br />

Prof. Dr. med. Bernd Schröppel<br />

Klinik für Innere Medizin I, Sektion <strong>Nephrologie</strong><br />

Universitätsklinikum Ulm<br />

Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />

CONFERENCES<br />

25


NEWS<br />

Linagliptin verbessert bei Patienten<br />

mit Diabetes die Albuminurie, hat aber<br />

keinen Einfluss auf die eGFR und das<br />

kardiovaskuläre Risiko<br />

In der CARMELINA-Studie zeigten fast 10 % aller<br />

Patienten mit Diabetes bereits zu Studienbeginn<br />

eine Proteinurie im nephrotischen Bereich. Dies<br />

war mit einer hohen Inzidenz an kardiovaskulären<br />

Erkrankungen sowie Nierenfunktionsstörungen<br />

verbunden; Linagliptin konnte diese sekundäre<br />

Krankheitslast nicht senken. Das antidiabetisch<br />

wirkende Medikament verminderte zwar bei<br />

allen Patienten die Albuminurie und das HbA1c,<br />

konnte jedoch über einen Zeitraum von 2,2 Jahren<br />

das kardiovaskuläre Risiko nicht beeinflussen.<br />

Auch die glomeruläre Filtrationsrate (eGFR)<br />

wurde durch Linagliptin nicht verbessert.<br />

CONFERENCES News<br />

Der Diabetes mellitus trägt signifikant zur Prävalenz<br />

der chronischen Niereninsuffizienz (CKD,<br />

chronic kidney disease) bei. Das ERA-EDTA-Register<br />

zeigt, dass fast ein Viertel (23 %) aller Patienten,<br />

die im Jahr 2016 mit einer <strong>Dialyse</strong> beginnen mussten,<br />

einen Diabetes als Grunderkrankung hatten.<br />

Das Ziel der Studie, deren Ergebnisse im Juni <strong>2019</strong><br />

auf dem ERA-EDTA-Kongress in Budapest präsentiert<br />

wurden, war die Untersuchung des Potenzials<br />

von Linagliptin (LINA), eines oral wirksamen<br />

DPP4-Inhibitors, auf die Senkung der Belastung<br />

durch CKD und kardiovaskuläre Komplikationen,<br />

die als Sekundärphänomene bei Diabetespatienten<br />

auftreten. Nur wenige Wochen zuvor war der<br />

Nachweis gelungen, dass die SGLT2-Inhibitoren,<br />

eine andere Medikamentenklasse zur Behandlung<br />

des Diabetes, das Fortschreiten der CKD in dieser<br />

Patien tenpopulation verlangsamen können.<br />

DPP4-Inhibitoren<br />

Die Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)<br />

werden gewöhnlich im zweiten oder dritten Schritt<br />

bei Patienten mit Diabetes Typ 2 verschrieben, die<br />

nicht ausreichend auf konventionelle Arzneimittel<br />

wie Metformin ansprechen. DPP4-Inhibitoren<br />

Studienleiter Professor Dr. Christoph Wanner aus Würzburg<br />

betonte: „Die CARMELINA-Studie zeigt erneut, eine bestimmte<br />

Untergruppe an Diabetespatienten braucht dringend eine<br />

Behandlung, die die Outcomes verbessert – denn die Prognose<br />

dieser Patienten ist wirklich schlecht. Eine Proteinurie im<br />

nephrotischen Bereich könnte dabei ein guter Marker sein,<br />

um solche Patienten zu stratifizieren. Mein Rat wäre, solche<br />

Patienten bevorzugt mit einem SGLT2-Inhibitor zu behandeln.“<br />

blockieren das Enzym DPP4, das Inkretine abbaut.<br />

Inkretine stimulieren die Insulinproduktion, und<br />

auf diesem Weg führt eine Medikation mit DPP4-<br />

Inhibitoren zu einer Senkung des Blutzuckers.<br />

„Aber haben die DPP4-Inhibitoren auch positive<br />

Auswirkungen auf die Niere und das Herz-Kreislaufsystem?<br />

Können sie diese Sekundärfolgen des<br />

Diabetes verhindern? Das wollten wir in unserer<br />

Studie herausfinden“, erklärt der Studienleiter Professor<br />

Dr. Christoph Wanner.<br />

26


NEWS<br />

CARMELINA-Studie<br />

Die randomisierte, doppelblind durchgeführte<br />

Multicenterstudie CARMELINA verglich Linagliptin<br />

in einer Dosierung von 5 mg mit Placebo,<br />

beides zusätzlich zur Standardtherapie. Untersucht<br />

wurden Patienten mit Typ-2-Diabetes und Herz-<br />

Kreislauf- und/oder Nierenerkrankung. Die Studie<br />

analysierte die kardiorenale Krankheitslast und die<br />

Auswirkungen der Medikation auf die Outcomes<br />

im Bereich Herz-Kreislauf, eGFR und Albuminurie<br />

bei Studienteilnehmern mit bzw. ohne Proteinurie<br />

im nephrotischen Bereich (definiert als UACR<br />

≥2.200 mg/g zu Studienbeginn).<br />

Von insgesamt 6.979 randomisierten Studienteilnehmern<br />

zeigten 646 bei Aufnahme in die Studie<br />

eine Proteinurie im nephrotischen Bereich. Ihr<br />

Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse war erhöht,<br />

die Outcomes bezüglich der Niere deutlich verschlechtert:<br />

Teilnehmer mit Proteinurie im nephrotischen<br />

Bereich schon zu Studienbeginn erlebten<br />

eine dreimal stärkere Verschlechterung der eGFR<br />

im Laufe der Studie.<br />

Bezüglich der Unterschiede im HbA1c über die<br />

gesamte Studiendauer zeigten sich Vorteile für<br />

die Behandlung mit Linagliptin (–0,36 %). Hier<br />

bestand kein Unterschied zwischen Patienten,<br />

die zu Studienbeginn eine Proteinurie im nephrotischen<br />

Bereich gehabt hatten und solchen, bei<br />

denen das nicht der Fall war. Unter den Patienten<br />

mit Linagliptin verbesserte sich ein prozentual<br />

höherer Anteil und erreichte eine Normoalbuminurie<br />

oder eine Reduktion der Albumin-zu-Kreatinin-Ratio<br />

im Urin um ≥50 % im Vergleich zum<br />

Ausgangswert – unabhängig vom Status der Proteinurie<br />

im nephrotischen Bereich. Allerdings unterschied<br />

sich die Verschlechterung der eGFR über die<br />

Studiendauer nicht zwischen den beiden Gruppen<br />

(–6,51/Jahr unter Linagliptin vs. –7,07/Jahr unter<br />

Placebo). Die medikamentöse Behandlung konnte<br />

das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse<br />

(3-Punkt-MACE) nicht beeinflussen (Hazard Ratio<br />

[HR] 1,02; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,89–1,17),<br />

ebenso wenig die kardiovaskuläre Mortalität (HR<br />

0,96 [95 %-KI 0,81–1,14]) oder die Hospitalisierungen<br />

aus jeglichem Grunde (HR 0,93 [95 %-KI<br />

0,85–1,00]), und zwar bei Patienten mit oder ohne<br />

Proteinurie im nephrotischen Bereich.<br />

Fazit<br />

„Linagliptin kann das HbA1c und die Albuminurie<br />

effektiv vermindern, aber dies hat keine<br />

Verbesserung der kardialen oder renalen Outcomes<br />

zur Folge. Der Diabetes wird kontrolliert<br />

und die Albuminurie gestoppt, aber ein sonstiger<br />

klinischer Nutzen lässt sich nicht belegen. Allerdings<br />

zeigt die Studie eindeutig: Eine bestimmte<br />

Untergruppe an Diabetespatienten braucht dringend<br />

eine Behandlung, die die Outcomes verbessert,<br />

eine Proteinurie im nephrotischen Bereich<br />

könnte dabei ein guter Marker sein, um solche<br />

Patienten zu stratifizieren. Mein Rat wäre, solche<br />

Patienten bevorzugt mit einem SGLT2-Inhibitor<br />

zu behandeln, oder die SGLT2-Hemmung mit der<br />

DPP4-Hemmung zu kombinieren. Für die SGLT2-<br />

Inhibitoren konnte gezeigt werden, dass sie nicht<br />

nur den Diabetes kontrollieren, sondern gleichzeitig<br />

effektiv das renale und kardiovaskuläre Risiko<br />

senken [2]”, fasst der Studienleiter Professor<br />

Wanner zusammen.<br />

Referenzen<br />

1. Wanner C et al. Effects on kidney outcomes in patients<br />

with nephrotic range proteinuria: Insights from CARME-<br />

LINA. LBCT Abstract ERA-EDTA Congress <strong>2019</strong>, Budapest.<br />

2. Perkovic V et al. Canagliflozin and renal outcomes in type<br />

2 diabetes and nephropathy. New England Journal <strong>2019</strong>;<br />

15 Apr. [Epub ahead of print].<br />

Quelle: ERA-EDTA, Budapest, 14. Juni <strong>2019</strong>.<br />

CONFERENCES News<br />

27


WHAT IS THE LINK?<br />

The lung, the heart, and the kidney<br />

Robert Bals, Homburg<br />

© Science Photo Library / DNA Illustrations<br />

Erkrankungen des Herzens, der Niere und der Lunge sind Volkskrankheiten und treten oft zusammen auf:<br />

Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, chronische Nierenkrankheit (CKD) und chronisch obstruktive Lungenkrankheit<br />

(COPD). Zahlreiche Daten zeigen, dass sich die Erkrankungen gegenseitig beeinflussen und<br />

Multimorbidität zu erhöhter Sterblichkeit und schnellerer Progression der Einzelkrankheiten führt.<br />

CONFERENCES<br />

Herz und Niere sind eng in ihren Krankheitsmechanismen<br />

verbunden und beeinflussen sich<br />

gegenseitig [1]. Auch gibt es zahlreiche Studien,<br />

die zeigen, dass Herz und Lungen in ihrer Pathophysiologie<br />

eng verbunden sind. So konnten wir<br />

in der COSYCONET-Studie zeigen, dass bei Patienten<br />

mit COPD überzufällig häufig eine periphere<br />

arterielle Verschlusskrankheit auftritt [2]. Die<br />

COSYCONET-Studie ist die deutsche COPD-Kohortenstudien<br />

im Asthma- und COPD-Kompetenznetz<br />

[3]. Interessanterweise fand sich bei Patienten mit<br />

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (einer genetischen<br />

Veranlagung für die frühe Entwicklung einer COPD)<br />

ein verringertes Risiko für kardiovaskuläre Komorbiditäten<br />

[4]. Das Zusammentreffen von COPD<br />

und kardiovaskulären Krankheiten führt zu einer<br />

deutlichen Reduktion der Lebensqualität [5]. Für<br />

die Verbindung zwischen COPD und CKD gibt es<br />

nur wenige Daten.<br />

Eine Analyse der Daten der COSYCONET-Studie<br />

zeigt, dass zirka 10 % der Patienten mit einer COPD<br />

auch eine CKD aufweisen. Die Patienten mit COPD<br />

und CKD haben schlechtere Lebensqualität und leiden<br />

zusätzlich an weiteren Komorbiditäten. Eine<br />

28


WHAT IS THE LINK?<br />

Regressionsanalyse zeigte auch, dass das Vorliegen<br />

einer CKD ein unabhängiger Faktor für ein erhöhtes<br />

Mortalitätsrisiko ist.<br />

Die Frage nach dem mechanistischen Zusammenhang<br />

der Multimorbidität (common soil) ist<br />

weitgehend unklar. Seit einigen Jahren steht das<br />

Konzept der systemischen Entzündung in der Diskussion.<br />

In eigenen Daten aus der COSYCONET-<br />

Studie finden sich bei etwa 20 % der Patienten<br />

mit einer COPD erhöhte systemische Entzündungswerte.<br />

Diese Pa tienten weisen eine erhöhte<br />

Prävalenz von kardiorenalen Komorbiditäten, eine<br />

erhöhe Sterblichkeit, vermehrt Symptomatik und<br />

eingeschränkte kardiopulmonale Leistungsfähigkeit<br />

auf. Wie genau eine systemische Entzündung<br />

zustande kommt, ist nicht in den Einzelheiten<br />

geklärt, verschiedene Ansätze bieten sich an:<br />

••<br />

gemeinsame Risikofaktoren (Rauchen) führt zu<br />

einer Entzündungsreaktion,<br />

••<br />

Entzündung findet sich als zentraler Prozess bei<br />

all den genannten Krankheiten,<br />

••<br />

lokale Entzündung breitet sich systemisch aus<br />

(overspill). Ob diese Mechanismen nur bei einem<br />

Teil der Betroffenen von Relevanz sind, lässt sich<br />

aktuell nicht abschätzen.<br />

Auch finden sich bei Herz-, Nieren- und Lungenerkrankungen<br />

erhöhte Konzentrationen von<br />

bakteriellem Endotoxin (Lipopolysaccharid, LPS) im<br />

Blut. Dieses systemische vorkommende Endotoxin<br />

kann Entzündungsvorgänge an zahlreichen Endorganen<br />

modulieren. Die genauen Mechanismen<br />

oder die Quelle des LPS sind bislang unklar.<br />

Fazit<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Robert Bals<br />

robert.bals@uks.eu<br />

Zusammenfassend zeigt sich, dass Erkrankungen<br />

der Lunge, des Herzens und der Niere oft zusammen<br />

auftreten. Auch wenn die Mechanismen der<br />

Wechselwirkung noch weitgehend unklar sind,<br />

unterstreicht diese Multimorbidität die Notwendigkeit<br />

einer besonderen Aufmerksamkeit bei der<br />

Diagnostik und der Therapie.<br />

Referenzen<br />

1. McAlister FA, Ezekowitz J, Tonelli M, Armstrong PW. Renal<br />

insufficiency and heart failure: prognostic and therapeutic<br />

implications from a prospective cohort study. Circulation<br />

2004; 109(8): 1004–9.<br />

2. Houben-Wilke S, Jorres RA, Bals R et al. Peripheral artery<br />

disease and its clinical relevance in patients with chronic<br />

obstructive pulmonary disease in the COPD and systemic<br />

consequences-comorbidities network study. Am J Respir<br />

Crit Care Med 2017; 195(2): 189–97.<br />

3. Karch A, Vogelmeier C, Welte T et al. The German COPD<br />

cohort COSYCONET: Aims, methods and descriptive analysis<br />

of the study population at baseline. Respiratory<br />

Medicine 2016; 114: 27–37.<br />

4. Fahndrich S, Biertz F, Karch A et al. Cardiovascular risk in<br />

patients with alpha-1-antitrypsin deficiency. Respir Res<br />

2017; 18(1): 171.<br />

5. Black-Shinn JL, Kinney GL, Wise AL et al. Cardiovascular<br />

disease is associated with COPD severity and reduced<br />

functional status and quality of life. COPD 2014; 11(5):<br />

546–51.<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Robert Bals<br />

Klinik für Innere Medizin V, Universität des Saarlandes<br />

Kirrbergerstraße 1, 66421 Homburg<br />

CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />

29


THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />

Bedeutung für Entstehung und Progress<br />

Dominik Rath und Meinrad Gawaz, Tübingen<br />

© Brain light/Alamy Stock Foto<br />

Bereits seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die Hyperlipidämie einen der bedeutendsten Risikofaktoren für<br />

Entstehung und Progress der koronaren Herzerkrankung (KHK) darstellt. Die aktuellen Leitlinien der europäischen<br />

Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfehlen eine Therapie mit Statinen bei allen KHK-Patienten,<br />

sofern keine Kontraindikationen vorliegen [1]. Der Progress der KHK scheint wesentlich davon abhängig zu<br />

sein, wie lange die Hyperlipidämie schon besteht und wie ausgeprägt diese ist [2].<br />

CONFERENCES<br />

Im Verlauf des Lebens sind die Arterien atherosklerotischen<br />

Veränderungen unterworfen, welche<br />

auch die Ausbildung lipidreicher Plaques beinhalten.<br />

Die Plaques wachsen in der Regel kontinuierlich<br />

und führen allmählich zu einer Gefäßverengung<br />

und somit am Herzen zur KHK. Besonderes Augenmerk<br />

liegt auf der „vulnerablen“ Plaque, welche<br />

oft kaum stenosierend wirkt, jedoch auf Grund<br />

der Rupturgefahr häufig zum akuten Myokardinfarkt<br />

sowie zum plötzlichen Herztod führt. Diese<br />

Plaques weisen charakteristischerweise eine dünne<br />

fibröse Kappe (


THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />

LDL<br />

Lipide<br />

CXCR4<br />

CXCL12/SDF-1<br />

CXCR7<br />

oxLDL<br />

Mitochondrien<br />

Oxidierte Lipide<br />

Reaktive<br />

Sauerstoffspezies<br />

Ceramide/Diacylglycerin/<br />

Sphingomyelin<br />

Phospholipide/<br />

Phospholipaseprodukte<br />

Thrombozytenaktivierung<br />

Thromboinflammation<br />

Thrombozyten-Lipid-Interaktion: Die Interaktion von Thrombozyten mit Plasmalipiden trägt wesentlich zur Progression der Atherosklerose<br />

bei. Plasmalipide wie LDL und oxLDL führen zur Thrombozytenaktivierung. Plasmalipide werden von Thrombozyten aktiv aufgenommen.<br />

Dieser Prozess wird über die SDF-1/CXCR4/CXCR7-Achse reguliert. Nach Aufnahme der Plasmalipide in die Thrombozyten, werden diese<br />

durch Oxidation sowie Peroxidation modifiziert. Dieser Vorgang wird zum Teil über reaktive Sauerstoffspezies aus den Mitochondrien<br />

reguliert. Die so entstandenen Veränderungen im thrombozytären Lipidom verstärkten die prothrombotische sowie proinflamma torische<br />

Aktivität der Thrombozyten.<br />

nachgewiesen. Thrombozyten akkumulieren am Ort<br />

von Gefäß- und Gewebeläsionen und interagieren<br />

mit einer Vielzahl von umgebenden Zielzellen wie<br />

zum Beispiel Monozyten, Lymphozyten oder Endothelzellen.<br />

Durch direkte Interaktionen mit Zielzellen<br />

über spezifische Adhäsionsrezeptoren wie zum<br />

Beispiel Integrine, Selektine oder immunoglobulinähnliche<br />

Rezeptoren und durch Freisetzung<br />

von Entzündungsmediatoren wie zum Beispiel<br />

Wachstumsfaktoren und Chemokinen beeinflussen<br />

Thrombozyten wesentliche Zellfunktionen in ihrer<br />

unmittelbaren Umgebung (Micro environment). Als<br />

Konsequenz bündeln Thrombozyten am Ort der<br />

Gewebe-/Gefäßverletzung zelluläre und humorale<br />

Faktoren, steuern wesentliche Aspekte der<br />

Zellfunktion wie Chemotaxis, Migration, Apoptose/Survival,<br />

Differenzierung und Wachstum<br />

und regulieren dadurch Umbau- und Reparaturvorgänge<br />

und letztendlich Organfunktion. Thrombozyten<br />

bilden durch Interaktionen mit zellulären/<br />

humoralen Faktoren somit eine zentrale (patho-)<br />

physiologische Schaltstelle (Thrombozytosom) bei<br />

einer Vielzahl von Erkrankungen [4].<br />

Thrombozytäres Lipidom<br />

Ein relativ neues Forschungsfeld beschäftigt<br />

sich mit den in Thrombozyten enthaltenen Lipiden<br />

(thrombozytäres Lipidom) sowie deren Teilnahme<br />

am Lipidstoffwechsel. Es ist davon auszugehen,<br />

dass die Zusammensetzung des thrombozytären<br />

Lipidoms den Progress der KHK und auch die<br />

Entstehung vulnerabler Plaques begünstigt. Es ist<br />

bekannt, dass eine hyperlipidämische Stoffwech-<br />

CONFERENCES<br />

31


THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />

CONFERENCES<br />

Prof. Dr. med. Meinrad Gawaz<br />

meinrad.gawaz@med.uni-tuebingen.de<br />

Dr. med. Dominik Rath<br />

dominik.rath@med.uni-tuebingen.de<br />

sellage Thrombozytenaktivierung sowie Thrombose<br />

fördert [5–7]. Low-density Lipoprotein (LDL)/<br />

oxidiertes LDL (oxLDL) führt zu einer vermehrten<br />

thrombozytären Thrombinausschüttung und einer<br />

verstärkten Plättchenaktivierung. Folglich induziert<br />

LDL/oxLDL die Thrombusformation sowohl ex<br />

als auch in vivo. Aktivierte Thrombozyten nehmen<br />

oxLDL auf. Sind Thrombozyten mit oxLDL beladen,<br />

wirken sie aktivierend auf das Endothel und vermindern<br />

die endotheliale Regeneration. Des Weiteren<br />

induzieren sie vermehrte Schaumzellbildung.<br />

Daher trägt thrombozytäres oxLDL zu Inflammationsprozessen<br />

in Gefäßen bei und fördert den Fortschritt<br />

der Atherosklerose [8]. Des Weiteren kann<br />

oxLDL das thrombozytäre Chemokinprofil beeinflussen.<br />

Die CXCL12/CXCR4/CXCR7-Achse scheint<br />

in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu<br />

spielen. C-X-C motif chemokine 12 (CXCL12) wird<br />

von Thrombozyten bei KHK-Patienten verstärkt<br />

exprimiert. Die thrombozytären CXCL12-Konzentrationen<br />

sind beim akuten Koronarsyndrom (ACS)<br />

im Vergleich zur stabilen KHK nochmals deutlich<br />

erhöht [9]. Die CXCL12-Rezeptoren CXCR4 sowie<br />

CXCR7 sind dynamischen Regulationsvorgängen<br />

unterworfen. Bindet CXCL12 an CXCR4 auf<br />

Thrombozyten, so werden, vereinfacht gesagt, der<br />

CXCL12/CXCR4-Komplex internalisiert und CXCR7<br />

an die Thrombozytenoberfläche externalisiert [10].<br />

Thrombozytäres CXCL12/CXCR4/CXCR7 korreliert<br />

auf unterschiedliche Weise mit thrombozytärem<br />

oxLDL. CXCL12-Stimulation führt zu einer vermehrten<br />

thrombozytärer LDL/oxLDL-Aufnahme, während<br />

eine CXCR4/CXCR7-Blockade selbiges vermindert.<br />

Außerdem können lipidbeladene Thrombozyten die<br />

Schaumzellbildung über CXCL12 fördern [11, 12].<br />

Ein Modell zur Entstehung des Myokardinfarktes<br />

könnte somit, beruhend auf gängigen Modellen,<br />

folgendermaßen aussehen: LDL/oxLDL wird von<br />

aktivierten Thrombozyten aufgenommen. Diese<br />

Thrombozyten haften an geschädigtem Endothel<br />

an. Über Sekretion von CXCL12 werden Monozyten<br />

zum Areal der Endothelschädigung rekrutiert. Apoptotische<br />

Thrombozyten werden von Mono zyten<br />

phagozytiert. Monozyten wandern, nach Phagozytose<br />

von lipidbeladenen Thrombozyten, in die<br />

Gefäßwand ein. Aus Monozyten entstehen Makrophagen.<br />

CXCL12 fördert wiederum die Bildung von<br />

Schaumzellen. Somit entsteht eine atheroskleroti-<br />

32


THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />

sche Plaque, welche im Verlauf an Größe zunimmt,<br />

sich wie oben beschrieben gegebenenfalls zu einer<br />

vulnerablen Plaque entwickelt, rupturiert und als<br />

direkte Folge zu einem Myokardinfarkt führt. Im<br />

Thrombozyten sind zahlreiche Lipide vorhanden,<br />

welche wiederum unterschiedliche Konzentrationen<br />

bei Gesunden, Patienten mit stabiler KHK<br />

sowie Infarktpatienten aufweisen.<br />

Zahlreiche thrombozytäre Lipide werden bei<br />

Patienten mit symptomatischer KHK im Vergleich<br />

zu Gesunden verstärkt exprimiert. Thrombo zyten<br />

generieren bevorzugt oxidierte Phospholipide<br />

sowie Phospholipaseprodukte. Vereinfacht ausgedrückt<br />

ist die Konzentration dieser Lipide bei<br />

ACS-Patienten am höchsten, gefolgt von denjenigen<br />

mit stabiler KHK. Bei Gesunden sind die<br />

Konzentrationen in der Regel am niedrigsten [3].<br />

Zumindest im Mausmodell stellen Phospholipide<br />

die größte Fraktion der thrombozytären Lipide dar.<br />

Das thrombozytäre Lipidom, und hier vor allem die<br />

Sphingolipide, werden über Thrombozytenaktivierung<br />

dynamisch reguliert, weshalb diese einen<br />

entscheidenden Einfluss auf die thrombozytäre<br />

Lipidzusammensetzung und folglich Progress der<br />

KHK haben könnte [14].<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass<br />

Thrombozyten eine Schlüsselrolle im Lipidstoffwechsel<br />

spielen. Somit scheint die Interaktion von<br />

Lipiden, Thrombozyten sowie Inflammation für<br />

den Progress der KHK ein entscheidender Faktor<br />

zu sein.<br />

Referenzen<br />

1. Catapano AL, Graham I, De Backer G et al. ESC Scientific<br />

Document Group. ESC/EAS Guidelines for the Management<br />

of Dyslipidaemias. Eur Heart J 2016;37:2999–3058.<br />

2. Navar-Boggan AM, Peterson ED, D‘Agostino RB Sr et al.<br />

Hyperlipidemia in early adulthood increases long-term risk<br />

of coronary heart disease. Circulation 2015;131:451–458.<br />

3. MacNeill BD, Lowe HC, Takano M et al. Intravascular<br />

modalities for detection of vulnerable plaque: current status.<br />

Arterioscler Thromb Vasc Biol 2003;23:1333–1342.<br />

4. Tuebingen Platelet lnvestigative Consortium (TuePic).<br />

Thrombozyten – Molekulare Mechanismen und translationale<br />

Bedeutung. Antrag auf Finanzierung der Zweiten<br />

Förderperiode der Klinischen Forschergruppe 274. 2014:<br />

7–19.<br />

5. Siegel-Axel D, Daub K, Seizer P et al. Platelet lipoprotein<br />

interplay: trigger of foam cell formation and driver of<br />

atherosclerosis. Cardiovasc Res 2008;78:8–17.<br />

6. Akkerman JW. From low-density lipoprotein to platelet<br />

activation. Int J Biochem Cell Biol 2008;40:2374–2378.<br />

7. Podrez EA, Byzova TV, Febbraio M et al. Platelet CD36 links<br />

hyperlipidemia, oxidant stress and a prothrombotic phenotype.<br />

Nat Med 2007;13:1086–1095.<br />

8. Daub K, Seizer P, Stellos K et al. LDL-activated platelets<br />

induce vascular inflammation. Semin Thromb Hemost<br />

2010;36:146–156.<br />

9. Stellos K, Langer H, Daub K et al. Platelet-derived stromal<br />

cell-derived factor-1 regulates adhesion and promotes<br />

differentiation of human CD34+ cells to endothelial progenitor<br />

cells. Circulation 2008;117:206–215.<br />

10. Chatterjee M, Seizer P, Borst O et al. SDF-1 induces differential<br />

trafficking of CXCR4-CXCR7 involving cyclophilin<br />

A, CXCR7 ubiquitination and promotes platelet survival.<br />

FASEB J 2014;28:2864–2878.<br />

11. Daub K, Langer H, Seizer P et al. Platelets induce differentiation<br />

of human CD34+ progenitor cells into foam cells<br />

and endothelial cells. FASEB J 2006;20:2559–2561.<br />

12. Chatterjee M, von Ungern-Sternberg SN, Seizer P et al.<br />

Platelet-derived CXCL12 regulates monocyte function,<br />

survival, differentiation into macrophages and foam cells<br />

through differential involvement of CXCR4-CXCR7. Cell<br />

Death Dis 2015;6:e1989.<br />

13. Chatterjee M, Rath D, Schlotterbeck J et al. Regulation<br />

of oxidized platelet lipidome: implications for coronary<br />

artery disease. Eur Heart J 2017;38:1993–2005.<br />

14. Peng B, Geue S, Coman C et al. Identification of key lipids<br />

critical for platelet activation by comprehensive analysis<br />

of the platelet lipidome. Blood 2018;132:e1–e12.<br />

Prof. Dr. med. Meinrad Gawaz,<br />

Dr. med. Dominik Rath,<br />

Medizinische Klinik III – Kardiologie und Angiologie,<br />

Universitätsklinikum Tübingen,<br />

Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen<br />

CONFERENCES<br />

33


NEWS<br />

Vitamin D und NTX: Zusatznutzen über die<br />

Senkung des Frakturrisikos hinaus?<br />

Ergebnisse der VITALE-Studie<br />

CONFERENCES News<br />

Zwar kann eine Nierentransplantation (NTX) wieder<br />

eine gesunde Nierenfunktion herstellen, für die<br />

Organempfänger bleibt aber das Risiko für Knochenbrüche,<br />

Herzerkrankungen, Diabetes sowie einige<br />

Krebsarten erhöht. Aus Beobachtungsstudien kann<br />

man schließen, dass die Gabe von Vitamin D das<br />

Risiko solcher bedeutsamer Post-<strong>Transplantation</strong>skomplikationen<br />

senkt. Die VITALE-Studie zeigt nun,<br />

dass eine im Vergleich zu den sonst empfohlenen<br />

Dosierungen hohe Dosis an Vitamin D 3 (Cholecalciferol)<br />

das Risiko für Frakturen effektiv und sicher<br />

senken kann – dass aber keine Wirkung auf die<br />

Risiken für Herzerkrankungen, Diabetes oder Krebs<br />

nach der Nierentransplantation besteht [1].<br />

Dr. Marie Courbebaisse aus Paris war Studienleiterin<br />

der VITALE-Studie. Sie erklärt: „Unsere Studie<br />

konnte zeigen, dass die derzeit empfohlenen Dosierungen<br />

an Vitamin D nicht ausreichen, um Patienten<br />

nach einer Nierentransplantation vor Knochenbrüchen<br />

zu schützen. Damit steht sie im Widerspruch<br />

zu den aktuellen internationalen KDIGO-Leitlinien,<br />

denn diese empfehlen die Verwendung niedriger<br />

Dosierungen von Cholecalciferol.“<br />

Die aktuellen Leitlinien empfehlen die Korrektur<br />

eines vollständigen oder teilweisen Vitamin-D-<br />

Mangels zur Verbesserung der Knochengesundheit;<br />

dabei orientieren sich die Dosierungsempfehlungen<br />

an denen für die Allgemeinbevölkerung [2].<br />

Bisher fehlte jedoch die qualitativ hochwertige<br />

Evidenz für diese Empfehlung [3].<br />

Das Ziel der VITALE-Studie bestand darin, die<br />

Effekte von hohen und niedrigen Dosen an Cholecalciferol<br />

auf das Skelett sowie andere Organe<br />

außerhalb des Skelettsystems nach einer Nierentransplantation<br />

zu untersuchen. Die Studie wurde<br />

prospektiv und multizentrisch als randomisierte,<br />

kontrollierte Vergleichsstudie durchgeführt. 536<br />

Patienten nach Nierentransplantation (mittleres<br />

Alter 50,8 Jahre, 335 Männer) erhielten randomisiert<br />

entweder 100.000 IE (hohe Dosis) oder 12.000 IE<br />

(niedrige Dosis), zunächst zwei Monate lang alle<br />

zwei Wochen und danach monatlich für weitere<br />

22 Monate. Die Vitamin-D-Zufuhr in der „niedrigen<br />

Dosis“ in dieser Studie entsprach der allgemein<br />

empfohlenen Mindestdosierung von 400 IE pro Tag.<br />

Nach 24 Monaten lagen die Vitamin-D-Spiegel in<br />

der Hochdosisgruppe signifikant höher als in der Niedrigdosisgruppe:<br />

43,1 ±12,8 ng/ml vs. 25,1 ±7,4 ng/ml<br />

verglichen mit 20,2 ±8,1 ng/ml vs. 19,2 ±7,0 ng/ml<br />

bei Aufnahme in die Studie (p


NEWS<br />

PCSK9-Inhibitoren: Spezifische Studien<br />

bei chronischen Nierenerkrankungen<br />

dringend erforderlich<br />

Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen<br />

(CKD) haben ein deutlich erhöhtes Risiko für<br />

kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Bei<br />

Menschen mit normaler Nierenfunktion wurden<br />

im Laufe der Zeit viele Anstrengungen unternommen,<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen zu verhindern<br />

oder ihr Fortschreiten zu verzögern. In den<br />

meisten dieser Studien waren jedoch Patienten<br />

mit fortgeschrittener CKD von vornherein von<br />

der Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Hinzu kommt: Studienergebnisse aus der Allgemeinbevölkerung<br />

lassen sich nur mit Einschränkungen<br />

auf Patienten mit CKD übertragen. Die<br />

PCSK9-Inhibition ist ein neuartiger und erfolgreicher<br />

Ansatz zur Senkung des LDL-Cholesterins<br />

(LDL-C) bei Patienten mit normaler oder nur leicht<br />

eingeschränkter Nierenfunktion. Die Autoren eines<br />

im Juni in NDT publizierten Reviews [1] kommen zu<br />

dem Schluss, dass es nun auch spezifischer Studien<br />

bei Patienten mit CKD bedarf, um die Wirksamkeit<br />

und Sicherheit der PCSK9-Inhibitoren sowie ihre<br />

Fähigkeit zur Verbesserung des klinischen Outcomes<br />

in dieser Patientengruppe zu belegen.<br />

Die Senkung des LDL-C mithilfe von Statinen<br />

und/oder Ezetimib stellt den Goldstandard in der<br />

Lipidsenkung dar und ist durch die Evidenz mehrerer<br />

großer klinischer Studien sehr gut untermauert.<br />

Eine Behandlung mit Statinen vermindert die Zahl<br />

der kardiovaskulären Ereignisse bei Patienten mit<br />

normaler oder eingeschränkter Nierenfunktion gleichermaßen,<br />

während die Evidenzlage für dialysepflichtige<br />

Patienten eher spärlich ist. Hinzu kommt:<br />

Eine verminderte Nierenfunktion stellt vermutlich<br />

einen Risikofaktor für unerwünschte Nebenwirkungen<br />

der Statine dar, wie etwa die Myopathie.<br />

Die Hemmung des Enzyms PCSK9 moduliert<br />

direkt die Metabolisierung des LDL in der Leber.<br />

Das PCSK9-Protein vermindert die Expression<br />

des LDL-Rezeptors (LDLR) auf der Oberfläche der<br />

Leberzellen, dadurch nehmen die Zellen weniger<br />

LDL auf und dieses kann nicht ausreichend aus dem<br />

Kreislauf entfernt werden. Derzeit sind die beiden<br />

monoklonalen Antikörper Evolocumab und Alirocumab<br />

zur Hemmung des PCSK9 zugelassen. Auch<br />

in Fällen, in denen die maximal verträgliche Statindosis<br />

erreicht ist, können die PCSK9-Inhibitoren die<br />

Plasmaspiegel des LDL-C noch weiter senken, ohne<br />

schwere Nebenwirkungen hervorzurufen.<br />

In großen Studien zum klinischen Outcome<br />

konnte darüber hinaus nachgewiesen werden, dass<br />

beide Antikörper auch die Zahl der kardiovaskulären<br />

Ereignisse senken können. Ein wichtiger weiterer<br />

Befund: Die LDL-senkende Funktion war unabhängig<br />

von der zugrundeliegenden Nierenfunktion;<br />

auch Patienten mit mäßiger CKD profitierten von<br />

der Behandlung. Allerdings waren Patienten mit<br />

schwerer Niereninsuffizienz – also genau diejenigen<br />

Patienten, bei denen das kardiovaskuläre Risiko<br />

am höchsten ist – von der Studienteilnahme ausgeschlossen.<br />

Die Relevanz der LDL-unabhängigen<br />

Effekte der PCSK9-Inhibitoren, wie die Senkung<br />

des Lipoprotein(a) oder die Verbesserung der Dyslipoproteinämie<br />

bei Patienten mit nephrotischem<br />

Syndrom muss noch untersucht werden.<br />

„Gerade bei Patienten mit fortgeschrittener<br />

CKD müssen wir die hohen Jahrestherapiekosten<br />

der PCSK9-Inhibitoren gegen die bisher schwache<br />

Evidenz für einen möglichen Nutzen abwägen“,<br />

erklärt Thimoteus Speer, der korrespondierende<br />

Autor des Reviews zu PCSK9 bei Nierenerkrankungen<br />

[1]. „Wir brauchen dringend spezifische<br />

Studien, um die Wirksamkeit und Sicherheit der<br />

PCSK9-Inhibitoren in dieser Patientengruppe besser<br />

zu belegen.“<br />

Referenz<br />

1. Schmit D, Fliser D, Speer R et al. PCSK9 in kidney disease.<br />

NDT <strong>2019</strong>. June 13 [Epub ahead of print].<br />

Quelle: ERA-EDTA, Budapest, 13. Juni <strong>2019</strong>..<br />

CONFERENCES News<br />

35


ZWISCHENERGEBNISSE II<br />

CaRe High – Kaskadenscreening und<br />

Register für hohes Cholesterin<br />

Nina Schmidt, Alexander Dressel und Winfried März, Mannheim<br />

CONFERENCES<br />

©Shutterstock/Explode<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen die häufigste<br />

Todesursache in Deutschland dar. Eine<br />

häufige Störung im Lipidstoffwechsel (eine von<br />

300 Personen ist betroffen [1]), die familiäre<br />

Hypercholesterinämie (FH), ist mit einem sehr<br />

hohen Herz-Kreislauf-Risiko verbunden und<br />

führt bereits im jungen Alter zu kardiovaskulären<br />

Ereignissen [2, 3].<br />

Bei der familiären Hypercholesterinämie ist der<br />

LDL-Cholesterinwert aufgrund von Mutationen in<br />

Schlüsselproteinen des Cholesterinstoffwechsels<br />

(LDL-Rezeptor, ApoB100, PCSK9) [4–9] bereits ab<br />

Kindesalter erhöht. Dadurch kommt es zu einer<br />

lebenslangen Belastung der Gefäße mit LDL-Cholesterin.<br />

Die FH wird autosomal-dominant vererbt, das<br />

heißt die Hälfte der Verwandten aller Patienten ist<br />

ebenfalls betroffen. Ausgehend von einem Index-<br />

Patienten lassen sich mittels Kaskadenscreening<br />

weitere betroffene Personen identifizieren.<br />

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt<br />

sich durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie<br />

vermindern [10]. Die aktuellen europäischen Leitlinien<br />

stufen FH-Patienten als Hochrisikopatienten<br />

ein. Für FH-Patienten ohne KHK soll ein LDL-Wert<br />

unter 100 mg/dl erreicht werden, für Patienten mit<br />

KHK sogar ein LDL-C unter 70 mg/dl [11, 12].<br />

Das CaRe High-Projekt ist eine Registerstudie<br />

und ein Kaskadenscreeningprogramm für FH-<br />

Patienten in Deutschland [13]. Ziel ist es, wichtige<br />

Informationen über die Versorgungssituation<br />

36


ZWISCHENERGEBNISSE<br />

der FH-Patienten in Deutschland zu sammeln und<br />

über das Kaskadenscreening weitere, bisher unbekannte<br />

Patienten frühzeitig zu identifizieren, um<br />

eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen.<br />

Methoden<br />

Für diese zweite Zwischenanalyse wurden Daten<br />

von 790 Patienten im Register verwendet. Die<br />

Daten wurden für Alter und Geschlecht stratifiziert.<br />

Deskriptive Statistik wurde verwendet, um<br />

die Daten hinsichtlich des Behandlungsstatus und<br />

der Zielwerterreichung zu untersuchen.<br />

Ergebnisse<br />

Dr. rer. nat. Nina Schmidt<br />

nina.schmidt@carehigh.de<br />

Stand Dezember 2018 befinden sich mehr als<br />

1.000 FH-Patienten im CaRe High-Register (Abbildung<br />

1). Zum Zeitpunkt des Einschlusses in das<br />

Register werden 76 % aller FH-Patienten mit<br />

einer lipidsenkenden Therapie behandelt, 24 % der<br />

1000 Rekrutierungszahlen<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Süd/West Nord/Ost alle<br />

Patienten bleiben unbehandelt. Ohne KHK bleiben<br />

26 % der FH-Patienten unbehandelt, 63 %<br />

erhalten orale Lipidsenker, 11 % werden mit einem<br />

PCSK9-Inhibitor oder einer Kombinationstherapie<br />

mit PCSK9-Inhibitor und oralen Lipidsenkern<br />

Sep-15<br />

Nov-15<br />

Jan-16<br />

Mär-16<br />

Mai-16<br />

Jul-16<br />

Sep-16<br />

Nov-16<br />

Jan-17<br />

Mär-17<br />

Mai-17<br />

Jul-17<br />

Sep-17<br />

Nov-17<br />

Jan-18<br />

Mär-18<br />

Mai-18<br />

Jul-18<br />

Sep-18<br />

Nov-18<br />

Abbildung 1: Rekrutierungsverlauf CaRe High-Register. Seit Rekrutierungsstart im September 2015 konnten bis November 2018 mehr als<br />

1.000 Patienten in CaRe High eingeschlossen werden.<br />

CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />

37


70 %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

41<br />

63<br />

49<br />

30<br />

26<br />

20<br />

10<br />

0<br />

11<br />

PCSK9i und Kombination<br />

4<br />

9<br />

PCSK9i allein<br />

ohne KHK<br />

mit KHK<br />

orale Lipidsenker<br />

10<br />

unbehandelt<br />

Abbildung 2: Lipidsenkende Therapie vs. KHK: Patienten ohne bestehende KHK bleiben<br />

häufiger unbehandelt als Patienten mit bestehender KHK und erhalten seltener einen<br />

PCSK9-Inhibitor.<br />

80 %<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

CONFERENCES<br />

71<br />

11<br />

56<br />

41<br />

PCSK9i und Kombination<br />

60<br />

4<br />

33<br />

9<br />

PCSK9i allein<br />

ohne KHK<br />

20<br />

mit KHK<br />

orale Lipidsenker<br />

unbehandelt<br />

behandelt. Mit KHK bleiben 10 % der FH-Patienten<br />

unbehandelt, 49 % erhalten orale Lipidsenker,<br />

41 % werden mit einem PCSK9-Inhibitor oder einer<br />

Kombinationstherapie behandelt (Abbildung 2).<br />

Die Zielwert-Erreichung wird durch den Einsatz<br />

der PCSK9-Inhibitoren verbessert. Ohne PCSK9-<br />

Inhibitor erreichen 14 % der Patienten mit KHK<br />

14<br />

8 8<br />

Abbildung 3: Zielwerterreichung: Der LDL-Zielwert für FH-Patienten ohne bestehende KHK<br />

beträgt 100 mg/dl (2,6 mmol/l), der LDL-Zielwert für FH-Patienten mit bestehender KHK beträgt<br />

70 mg/dl (1,8 mmol/l). Die Zielwerte werden eher von FH-Patienten ohne bestehende KHK<br />

erreicht. Die Zielwerterreichung ist unter Nutzung von PCSK9-Inhibitoren wahrscheinlicher.<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

202<br />

-12<br />

PCSK9i und Kombination<br />

137<br />

18<br />

PCSK9i allein<br />

Distanz zum Zielwert<br />

57<br />

orale Lipidsenker<br />

Behandlungseffekt<br />

unbehandelt<br />

Abbildung 4: Distanz zum Zielwert und Behandlungseffekt: Die Distanz zum Zielwert ist bei<br />

kombiniertem Einsatz von PCSK9-Inhibitoren und oralen Lipidsenkern am kleinsten und der<br />

Behandlungseffekt am größten.<br />

120<br />

0<br />

100<br />

und 20 % der Patienten ohne KHK den Zielwert. Mit<br />

PCSK9-Inhibitor erreichen 56 % der Patienten mit<br />

KHK und 71 % der Patienten ohne KHK den Zielwert<br />

(Abbildung 3). Der Behandlungseffekt ist unter Einsatz<br />

von PCSK9-Inhibitoren am größten und die<br />

Distanz zum Zielwert am kleinsten (Abbildung 4).<br />

Diskussion<br />

Der größte Teil der FH-Patienten wird zum Zeitpunkt<br />

des Einschlusses in das Register bereits mit<br />

lipidsenkenden Mitteln behandelt. Liegt bereits eine<br />

KHK vor, ist der Anteil größer. Dennoch bleiben 26 %<br />

der Patienten ohne KHK und 10 % der Patienten<br />

mit KHK entgegen der Leitlinienempfehlung ohne<br />

Behandlung. Gründe hierfür können Unverträglichkeit<br />

bzw. Nebenwirkungen der Medikamente sowie<br />

der Glaube an die „Cholesterinlüge“ sein.<br />

Obwohl mehr als Dreiviertel der Patienten eine<br />

lipidsenkende Therapie erhalten, ist die Senkung<br />

des LDL-C-Wertes nur bei einem Teil der Patienten<br />

zum Zeitpunkt des Einschlusses in das Register ausreichend,<br />

um die Zielwerte zu erreichen. Die sehr<br />

hohen LDL-Ausgangswerte können in den meisten<br />

Fällen auch bei Einsatz von Atorvastatin und bei<br />

Kombination mit anderen konventionellen lipidsenkenden<br />

Medikamenten nicht ausreichend reduziert<br />

werden. In diesen Fällen sollte über den zusätzlichen<br />

Einsatz von PCSK9-Inhibitoren nachgedacht werden.<br />

Die Zielwerterreichung kann dadurch wesentlich<br />

verbessert werden. Leider werden diese neuen<br />

Medikamente in der Praxis noch zu selten und<br />

hauptsächlich in der Sekundärpräven tion eingesetzt.<br />

Das Potenzial zur Vermeidung schwerer Herz-<br />

Kreislauf-Ereignisse bleibt dadurch ungenutzt.<br />

Limitation<br />

Bei einem großen Teil der Patienten erfolgte<br />

der Einschluss in das Register bei der erstmali-<br />

38


ZWISCHENERGEBNISSE<br />

gen Vor stellung bei einem Lipidspezialisten.<br />

Dadurch wird eine im Anschluss erfolgte Therapieumstellung/‐intensivierung<br />

und eine dadurch<br />

resultierende Verbesserung der Zielwerterreichung<br />

zu diesem Zeitpunkt nicht erfasst. Diese Daten<br />

werden in einer Folgebefragung erhoben.<br />

Die Datenerhebung beruht auf den Angaben von<br />

Patienten und Ärzten sowie bereits vorhandenen<br />

Blutwerten. Dadurch liegen nicht in allen Fällen<br />

komplette Datensätze bzw. alle Blutwerte vor. Die<br />

Ausgangs-LDL-Werte wurden teilweise anhand der<br />

angegebenen Medikation berechnet [14], da keine<br />

Werte vor Therapie vorhanden waren.<br />

Zusammenfassung<br />

Trotz medikamentöser Therapie werden die von<br />

internationalen Leitlinien empfohlenen Zielwerte<br />

nur selten erreicht. Das große Potenzial der neuen<br />

PCSK9-Inhibitoren wird bisher noch nicht ausreichend<br />

genutzt, viele Patienten, vor allem in der<br />

Primärprävention, sind bei Einschluss in das CaRe<br />

High-Register untertherapiert.<br />

Weitere Informationen zum CaRe High-Register und zur Teilnahme<br />

finden Sie unter: www.carehigh.de.<br />

Referenzen<br />

1. Schmidt N, Schmidt B, Dressel A et al. Familial hypercholesterolemia<br />

in primary care in Germany. Diabetes and<br />

cardiovascular risk evaluation: Targets and Essential Data<br />

for Commitment of Treatment (DETECT) study. Atherosclerosis<br />

2017; 266: 24–30.<br />

2. Slack J. Risks of ischaemic heart-disease in familial<br />

hyperlipoproteinaemic states. Lancet 1969; 2(7635):<br />

1380–2.<br />

3. Austin MA. Genetic causes of monogenic heterozygous<br />

familial hypercholesterolemia: a huge prevalence review.<br />

Am J Epidemiol [Internet]. 2004; 160(5): 407–20.<br />

4. Hobbs HH, Brown MS, Goldstein JL. Molecular genetics of<br />

the LDL receptor gene in familial hypercholesterolemia.<br />

Hum Mutat 1992; 1(6): 445–66.<br />

5. Hobbs HH, Brown MS, Russell DW et al. Deletion in the gene<br />

for the low-density-lipoprotein receptor in a majority of<br />

French Canadians with familial hypercholesterolemia. N<br />

Engl J Med 1987; 317(12): 734–7.<br />

6. Tolleshaug H, Hobgood KK, Brown MS, Goldstein JL. The<br />

LDL receptor locus in familial hypercholesterolemia:<br />

multiple mutations disrupt transport and processing of a<br />

membrane receptor. Cell 1983; 32(3): 941–51.<br />

7. Whitfield AJ, Barrett PH, van Bockxmeer FM, Burnett JR.<br />

Lipid disorders and mutations in the APOB gene. Clin Chem<br />

2004; 50(10): 1725–32.<br />

8. Defesche JC, Pricker KL, Hayden MR et al. Familial defective<br />

apolipoprotein B-100 is clinically indistinguishable<br />

from familial hypercholesterolemia. Arch Intern Med<br />

1993; 153(20): 2349–56.<br />

9. Abifadel M, Varret M, Rabès J-P et al. Mutations in PCSK9<br />

cause autosomal dominant hypercholesterolemia. Nat<br />

Genet [Internet] 2003; 34(2): 154–6.<br />

10. Versmissen J, Oosterveer DM, Yazdanpanah M et al. Efficacy<br />

of statins in familial hypercholesterolaemia: a long<br />

term cohort study. BMJ 2008; 337: a2423.<br />

11. Nordestgaard BG, Chapman MJ, Humphries SE et al. Familial<br />

hypercholesterolaemia is underdiagnosed and undertreated<br />

in the general population: guidance for clinicians<br />

to prevent coronary heart disease: consensus statement<br />

of the European Atherosclerosis Society. Eur Heart J<br />

[Internet] 2013; 34(45): 3478–90a.<br />

12. Catapano AL, Graham I, De Backer G et al.; ESC Scientific<br />

Document Group 2016 ESC/EAS Guidelines for the<br />

Management of Dyslipidaemias. Eur Heart J 2016; 37(39):<br />

2999–3058.<br />

13. Schmidt N, Grammer T, Gouni-Berthold I et al. CaRe high<br />

– Cascade screening and registry for high cholesterol in<br />

Germany. Atheroscler Suppl. 2017; 30: 72–6.<br />

14. NHG-Standpunt Diagnostiek en behandeling van familiaire<br />

hypercholesterolemie. Huisarts Wet 2006; 49(4):<br />

288.<br />

Dr. rer. nat. Nina Schmidt<br />

CaRe High, D•A•CH-Gesellschaft Prävention von Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen e.V.<br />

Industriestraße 41a, 68169 Mannheim<br />

Prof. Dr. med. Winfried März<br />

SYNLAB Akademie für Ärztliche Fortbildung<br />

P5, 7, 68161 Mannheim<br />

Dr. rer. nat. Alexander Dressel<br />

D•A•CH-Gesellschaft Prävention von Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen e.V.<br />

Industriestraße 41a, 68169 Mannheim<br />

CONFERENCES<br />

39


OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />

Fettsäureanalytik: Doch bedeutend<br />

Clemens von Schacky, München<br />

© Shutterstock/evrymmnt<br />

Ernährungsleitlinien basieren wesentlich auf Daten aus Ernährungsfragebögen, die häufig aus dem Gedächtnis<br />

beantwortet werden. Diese Daten werden mit Referenztabellen zu Inhaltsstoffen ausgewertet, wobei<br />

für Fettsäuren eine Nomenklatur verwendet wird, die Gruppen von Fettsäuren unterscheidet („gesättigte“,<br />

„einfach ungesättigte“ usw.). Neuere derart erhobene Daten, zum Beispiel aus der PURE-Studie, haben<br />

verbreitete Ernährungsleitlinien in Frage gestellt [1]. Allerdings ist die PURE-Studie selbst wieder in Frage<br />

gestellt worden [2].<br />

CONFERENCES<br />

Ernährungsfragebögen sind methodisch bedingt<br />

unsicher. Bei einer Plausibilitätskontrolle von so<br />

erhobenen Daten waren nur etwa 50 % plausibel –<br />

obwohl eine der etabliertesten Ernährungsstudien<br />

der Welt, die NHANES-Studie (National Health and<br />

Nutrition Examination Survey in den USA), dieser<br />

Kontrolle unterzogen wurde [3]. Die Plausibilität<br />

der Daten anderer Ernährungsstudien mit gleicher<br />

Methodik dürfte ähnlich sein. Kritisch muss man<br />

fragen dürfen, welchen Wert Daten besitzen, die<br />

nur zu 50 % plausibel sind. Die angesprochenen<br />

Referenztabellen enthalten Daten, die teilweise<br />

älter sind, und nicht berücksichtigen, dass der<br />

Gehalt an Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure<br />

(DHA) zum Beispiel von Zuchtlachs<br />

zwischen 2006 und 2015 halbiert wurde [4].<br />

Unterschiede in Struktur, Biologie<br />

und Metabolismus<br />

Individuelle Fettsäuren haben eine individuelle chemische<br />

Struktur, die sich auch in jeweils individuellem<br />

zwei- und dreidimensionalem Aufbau ausdrückt.<br />

Manche Fettsäuren, wie die Omega 3-Fettsäure<br />

Alpha-Linolensäure gehen vor allem in den Energiestoffwechsel<br />

ein, andere Omega 3-Fettsäuren<br />

wie EPA oder DHA werden in die Zellmembran eingebaut<br />

und sind Ausgangssubstanzen für zahlreiche<br />

biologisch aktive Metabolite [5, 6]. Unterschiede in<br />

Struktur, Biologie und Metabolismus bedeuten auch<br />

Unterschiede bei der Prognose: Verwendet man eine<br />

standardisierte Fettsäureanalytik von Erythrozyten<br />

(HS-Omega 3-Index®) und setzt die Ergebnisse in<br />

40


OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />

Beziehung zum Zehn-Jahres-Überleben im Rahmen<br />

der LURIC-Studie, so sieht man, dass individuelle<br />

Fettsäuren mit Gesamtmortalität positiv oder negativ<br />

assoziiert sind. Als Beispiel seien die gesättigten Fettsäuren<br />

genannt, von denen die Palmitinsäure (C16: 0)<br />

positiv mit Gesamtmortalität assoziiert war, während<br />

für alle anderen gesättigten Fettsäuren keine Assoziation<br />

gefunden wurde [7]. Ähnlich unterschiedliche<br />

Ergebnisse fanden sich für andere Fettsäuregruppen<br />

wie z. B. bei den Omega 3-Fettsäuren, von denen<br />

EPA und DHA invers mit Gesamtmortalität assoziiert<br />

waren, während für Alpha-Linolensäure dies nur bei<br />

Frauen der Fall war, und die Omega 3-Docosapentaensäure<br />

nicht mit Gesamtmortalität assoziiert war [8].<br />

Ähnliche Ergebnisse fanden sich bei anderen Fettsäuregruppen.<br />

Die Unterschiede bei Struktur, Biologie,<br />

Metabolismus und Prognose machen es nun<br />

unmöglich, die konventionelle Nomenklatur von<br />

Fettsäure-Gruppen aufrechtzuerhalten. Als Konsequenz<br />

müssen Forschungsansätze und -ergebnisse,<br />

die diese Nomenklatur verwenden, ebenso zurückgewiesen<br />

werden, wie darauf basierende Leitlinien.<br />

Fettsäuren müssen in vielen Fällen neu und differenzierter<br />

erforscht werden.<br />

Datenlage bei den kardiovaskulären<br />

Effekten<br />

Prof. Dr. med. Clemens von Schacky<br />

clemens.vonschacky@med.uni-muenchen.de<br />

Daten aus dieser standardisierten Fettsäureanalytik<br />

konnten auch die verwirrende Datenlage bei<br />

den kardiovaskulären Effekten der Omega 3-Fettsäuren<br />

klären. In den drei bekannten epidemiologischen<br />

Studien (LURIC, Women’s Health Initiative<br />

und Framingham) waren höhere Spiegel von EPA<br />

und DHA (Omega 3-Index) invers mit Gesamtmortalität<br />

sowie mit kardiovaskulärer Mortalität<br />

assoziiert [8–10]. Nicht tödliche Herzinfarkte und<br />

Schlaganfälle waren in der Framingham-Studie<br />

ebenfalls invers mit dem Omega 3-Index assoziiert<br />

[10]. Ein Anheben des Omega 3-Index besserte kardiovaskuläre<br />

Risikofaktoren oder -marker wie Blutdruck,<br />

Herzfrequenz und -variabilität, Triglyzeride,<br />

Endothelfunktion, inflammatorische Biomarker<br />

und andere Surrogatparameter [11]. Auch Intermediärparameter<br />

wie koronare Läsionen oder Remodelling<br />

nach Myokardinfarkt wurden so gebessert<br />

[11, 12]. Trotzdem waren viele große Interventionsstudien<br />

mit klinischen Endpunkten und zahlreiche<br />

Metaanalysen nicht positiv, so auch eine aktuelle<br />

Cochrane-Metaanalyse [13]. Dafür dürften Aspekte<br />

des Studiendesigns entscheidend gewesen sein.<br />

••<br />

In den meisten Studien wurden die Teilnehmer<br />

angehalten, ihre Studienkapseln zum Frühstück<br />

einzunehmen, in vielen Ländern eine fettarme<br />

Mahlzeit, was die Bioverfügbarkeit minimiert<br />

[11, 14].<br />

••<br />

Die Aufnahme von zugeführter EPA und DHA ist<br />

von Person zu Person sehr variabel [11, 14].<br />

••<br />

Teilnehmer wurden ohne Ansehen ihrer Ausgangsspiegel<br />

rekrutiert [11, 14].<br />

In der Summe führte dies zu einem geringen<br />

Anstieg des Omega 3-Index in den Verumgruppen,<br />

und einem hochgradigen Überlappen der<br />

CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />

41


OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />

CONFERENCES<br />

Omega 3-Indexwerte zwischen Verum- und Placebogruppen,<br />

wie in ASCEND und Vital gemessen<br />

[15, 16]. Da die klinischen Effekte mit dem<br />

Omega 3-Index korrelieren, konnte ein therapeutischer<br />

Effekt nicht erkannt werden [11, 14]. Interventionsstudien,<br />

die die angesprochenen methodischen<br />

Probleme zufällig umgingen, waren positiv: Der<br />

Verzicht auf den Zwang, die Omega 3-Kapsel morgens<br />

einzunehmen, brachte ein positives Ergebnis<br />

[17]. Eine hohe Dosis hebt den Omega 3-Index in<br />

der Verumgruppe stärker an, und trennt ihn so<br />

besser vom Omega 3-Index in der Placebogruppe<br />

[18, 19]. Für Patienten mit Herzinsuffizienz ist<br />

ein niedriger Ausgangs-Omega 3-Index charakteristisch,<br />

was die Omega 3-Indexwerte ebenfalls<br />

besser trennte [20–22]. Die Bioverfügbarkeit von<br />

Omega 3-Fettsäuren in Fisch, der üblicherweise<br />

mit der Hauptmahlzeit verzehrt wird, ist gut, was<br />

ein weiteres positives Studienresultat erklärt [23].<br />

Eine Metaanalyse der Interventionsstudien mit<br />

klinischen Endpunkten ohne die genannten Fehler<br />

im Studiendesign wäre positiv, würde aber nicht<br />

den Cochrane-Anforderungen genügen. Basierend<br />

auf einer Gesamtschau der vorliegenden Evidenz,<br />

und nicht nur einer Cochrane-Analyse, empfehlen<br />

American Heart Association und European Society<br />

for Cardiology EPA und DHA, insbesondere in Fisch,<br />

zur Sekundärprävention, zur kardiovaskulären Prävention<br />

und zur Behandlung der Herzinsuffizienz<br />

mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion<br />

[24–26]. In den Leitlinien wird allerdings keine<br />

Dosis empfohlen, weshalb wir empfehlen, EPA und<br />

DHA individuell so zu dosieren, dass der Zielbereich<br />

für den HS-Omega 3-Index von 8–11 % erreicht<br />

wird. Da die Verträglichkeit von EPA und DHA auf<br />

dem Niveau von Placebo ist und beim angegebenen<br />

Zielbereich keine unerwünschten Effekte, wie<br />

etwa eine Blutungsneigung, zu erwarten sind, das<br />

heißt dem Nutzen von EPA und DHA kein Risiko<br />

gegenübersteht, sollte die Indikation leichtfallen.<br />

Das wird dadurch unterstützt, dass die European<br />

Food Safety Authority eine Dosierung von EPA und<br />

DHA von bis zu 5 g/Tag für sicher hält [27].<br />

Fazit<br />

So hat die standardisierte Fettsäureanalytik mit<br />

dem HS-Omega 3-Index erkennen lassen, welche<br />

Rolle die Omega 3-Fettsäuren in der kardiovaskulären<br />

Prävention haben. Zudem hat die Methodik<br />

wesentlich dazu beigetragen, die konventionelle<br />

Nomenklatur der Fettsäuren in Frage zu stellen,<br />

und klargemacht, dass ein Neubeginn der Forschung<br />

mit einer differenzierteren Nomenklatur<br />

erforderlich ist. Zum Verständnis der Rolle der<br />

Omega 3-Fettsäuren in anderen Themengebieten,<br />

wie der Kognition, Schwangerschaft, Sport, Psychiatrie<br />

und weiteren, wurden ebenfalls wesentliche<br />

Beiträge geliefert. Gemeinsam mit dieser umfangreichen<br />

Datenlage macht die Standardisierung es<br />

möglich und dringlich, dass diese Fettsäureanalytik<br />

Eingang in die klinische Routine erhält.<br />

Referenzen<br />

1. Dehghan M, Mente A, Zhang X et al. Prospective Urban Rural<br />

Epidemiology (PURE) study investigators. Associations of<br />

fats and carbohydrate intake with cardiovascular disease and<br />

mortality in 18 countries from five continents (PURE): a prospective<br />

cohort study. Lancet 2017; 390(10107): 2050–62.<br />

2. Archer E, Lavie CJ. Is the PURE study pure fiction? Eur Heart<br />

J <strong>2019</strong>; 40: 394.<br />

3. Archer E, Hand GA, Blair SN. Validity of U.S. nutritional surveillance:<br />

National Health and Nutrition Examination Survey<br />

caloric energy intake data, 1971–2010. PLoS One 2013; 8:<br />

e76632.<br />

4. Sprague M, Dick JR, Tocher DR. Impact of sustainable feeds<br />

on omega-3 long-chain fatty acid levels in farmed Atlantic<br />

salmon, 2006–2015. Sci Rep 2016; 6: 21892.<br />

5. Egert S, Baxheinrich A, Lee-Barkey YH et al. Effects of a hypoenergetic<br />

diet rich in -linolenic acid on fatty acid composition<br />

of serum phospholipids in overweight and obese patients<br />

with metabolic syndrome. Nutrition 2018; 49: 74–80.<br />

6. Calder PC. Omega-3 fatty acids and inflammatory processes:<br />

from molecules to man. Biochem Soc Trans 2017; 45: 1105–15.<br />

42


OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />

7. Kleber ME, Delgado GE, Dawczynski C et al. Saturated fatty<br />

acids and mortality in patients referred for coronary angiography<br />

– The Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health<br />

Study. J Clin Lipidol 2018; 12: 455–63.<br />

8. Kleber ME, Delgado GE, Lorkowski S et al. Omega-3 fatty acids<br />

and mortality in patients referred for coronary angiography<br />

– The Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study.<br />

Atherosclerosis 2016; 252: 157–81.<br />

9. Harris WS, Luo J, Pottala JV et al. Red blood cell polyunsaturated<br />

fatty acids and mortality in the womens’ health initiative<br />

study. J Clin Lipidol 2017; 11: 250–9.<br />

10. Harris WS, Tintle NL, Etherton MR et al. Erythrocyte longchain<br />

omega-3 fatty acid levels are inversely associated with<br />

mortality and with incident cardiovascular disease: The Framingham<br />

Heart Study. J Clin Lipidol 2018; 12: 718–27.<br />

11. von Schacky C. Omega-3 Fatty Acids in Cardiovascular<br />

Disease – an Uphill Battle. PLEFA 2015; 92: 41–7.<br />

12. Heydari B, Abdullah S, Pottala JV et al. Effect of omega-3 acid<br />

ethyl esters on left ventricular remodeling after acute myocardial<br />

infarction: the OMEGA-REMODEL randomized clinical<br />

trial. Circulation 2016; 134: 378–91.<br />

13. Abdelhamid AS, Brown TJ, Brainard JS et al. Omega-3 fatty<br />

acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular<br />

disease. Cochrane Database Syst Rev. 2018; 11:<br />

CD003177.<br />

14. von Schacky C. Rebuttal to Aung et al, “Associations of<br />

Omega-3 Fatty Acid Supplement Use With Cardiovascular<br />

Disease Risks: Meta-analysis of 10 Trials Involving 77 917<br />

Individuals”. Altern Ther Health Med 2018; 24: 8–9.<br />

15. ASCEND Study Collaborative Group, Bowman L, Mafham M,<br />

Wallendszus K et al. Effects of n-3 Fatty Acid Supplements in<br />

Diabetes Mellitus. N Engl J Med 2018; 379: 1540–50.<br />

16. Manson JE, Cook NR, Lee IM et al.; VITAL Research Group.<br />

Marine n-3 fatty acids and prevention of cardiovascular<br />

disease and cancer. N Engl J Med <strong>2019</strong>; 380: 23–3.<br />

17. [No authors listed] Dietary supplementation with n-3 polyunsaturated<br />

fatty acids and vitamin E after myocardial infarction:<br />

results of the GISSI-Prevenzione trial. Gruppo Italiano<br />

per lo Studio della Sopravvivenza nell‘Infarto miocardico.<br />

Lancet 1999; 354: 447–55.<br />

18. Yokoyama M, Origasa H, Matsuzaki M et al.; Japan EPA lipid<br />

intervention study (JELIS) Investigators. Effects of eicosapentaenoic<br />

acid on major coronary events in hypercholesterolaemic<br />

patients (JELIS): a randomised open-label, blinded<br />

endpoint analysis. Lancet 2007; 369: 1090–8.<br />

19. Bhatt DL, Steg PG, Miller M. REDUCE-IT Investigators. Cardiovascular<br />

risk reduction with icosapent ethyl for hypertriglyceridemia.<br />

N Engl J Med <strong>2019</strong>; 380: 11–22.<br />

20. Berliner D, Mattern S, Wellige M et al. The omega-3 index in<br />

patients with heart failure: a prospective cohort study. Prostaglandins<br />

Leukot Essent Fatty Acids <strong>2019</strong>; 140: 34–41.<br />

21. Harris WS, Masson S, Barlera S et al., on behalf of GISSI-HF<br />

investigators. Red blood cell oleic acid levels reflect olive oil<br />

intake while omega-3 levels reflect fish intake and the use of<br />

omega-3 acid ethyl esters: The Gruppo Italiano per lo Studio<br />

della Sopravvivenza nell‘Infarto Miocardico – Heart Failure<br />

trial. Nutr Res 2016; 36: 989–94.<br />

22. Tavazzi L, Maggioni AP, Marchioli R et al.; Gissi-HF Investigators.<br />

Effect of n-3 polyunsaturated fatty acids in patients<br />

with chronic heart failure (the GISSI-HF trial): a randomised,<br />

double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2008; 372:<br />

1223–30.<br />

23. Burr ML, Fehily AM, Gilbert JF et al. Effects of changes in fat,<br />

fish, and fibre intakes on death and myocardial reinfarction:<br />

diet and reinfarction trial (DART). Lancet 1989; 2(8666):<br />

757–61.<br />

24. Siscovick DS, Barringer TA, Fretts AM et al. Omega-3 polyunsaturated<br />

fatty acid (fish oil) supplementation and the prevention<br />

of clinical cardiovascular disease: A science advisory<br />

from the American Heart Association. Circulation 2017; 135:<br />

e867–e884.<br />

25. Rimm EB, Appel LJ, Chiuve SE et al.; American Heart Association<br />

Nutrition Committee of the Council on Lifestyle and<br />

Cardiometabolic Health; Council on Epidemiology and Prevention;<br />

Council on Cardiovascular Disease in the Young;<br />

Council on Cardiovascular and Stroke Nursing; and Council<br />

on Clinical Cardiology. Seafood long-chain n-3 polyunsaturated<br />

fatty acids and cardiovascular disease: a science advisory<br />

from the American Heart Association. Circulation 2018; 138:<br />

e35–e47.<br />

26. Piepoli MF, Hoes AW, Agewall S et al.; Authors/Task Force<br />

Members. 2016 European Guidelines on cardiovascular<br />

disease prevention in clinical practice: The Sixth Joint Task<br />

Force of the European Society of Cardiology and Other Societies<br />

on Cardiovascular Disease Prevention in Clinical Practice<br />

(constituted by representatives of 10 societies and by invited<br />

experts) Developed with the special contribution of the<br />

European Association for Cardiovascular Prevention &amp;<br />

Rehabilitation (EACPR). Eur Heart J 2016; 37: 2315–81.<br />

27. European Food Safety Authority Scientific Opinion on the<br />

Tolerable Upper Intake Level of eicosapentaenoic acid (EPA),<br />

docosahexaenoic acid (DHA) and docosapentaenoic acid<br />

(DPA) EFSA J 2012; 10: 2815–82.<br />

Prof. Dr. med. Clemens von Schacky<br />

Präventive Kardiologie, Medizinische Klinik I<br />

Ludwig Maximilians-Universität München<br />

Ziemssentraße 1, 80336 München<br />

und<br />

Omegametrix<br />

Am Klopferspitz 19, 82152 Martinsried.<br />

c.vonschacky@omegametrix.eu<br />

CONFERENCES<br />

43


KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />

Eisenstoffwechsel bei<br />

Helicobacter-pylori-Infektionen<br />

Dietmar Enko, Steyr, Österreich<br />

© Science Photo Library/Jürgen Berger,<br />

Helicobacter (H.) pylori ist ein gramnegatives Bakterium mit einer weltweit nach wie vor sehr hohen Prävalenzrate.<br />

In Nordeuropa und Nordamerika ist circa ein Drittel der Erwachsenen mit diesem Erreger infiziert,<br />

während in Süd- und Osteuropa sowie in Südamerika und in Asien im Erwachsenenalter Prävalenzraten von<br />

>50 % angegeben werden [1]. Individuen mit H.-pylori-Infektion leiden häufiger an einem Eisenmangel<br />

verglichen mit Personen ohne Besiedelung durch dieses Bakterium. In Metaanalysen konnte gezeigt werden,<br />

dass sowohl eine symptomatische als auch eine asymptomatische Infektion mit H. pylori einen Risikofaktor<br />

für verminderte Ferritinkonzentrationen im Blut darstellt [2, 3]. Der exakte pathophysiologische Mechanismus<br />

des Eisenmangels bei H.-pylori-Infektion konnte noch nicht vollständig geklärt werden.<br />

CONFERENCES<br />

In einigen Studien wurden mögliche Zusammenhänge<br />

zwischen einer H.-pylori-Infektion mit<br />

konventionellen Biomarkern des Eisenstoffwechsels,<br />

in erster Linie Ferritin und Transferrinsättigung<br />

(TSAT), beschrieben [4–6]. Obwohl es derzeit<br />

keinen international gültigen Konsensus über die<br />

Verwendung von labormedizinischen Biomarkern<br />

zur Bestimmung des humanen Eisenstoffwechsels<br />

gibt, hat sich in der klinischen Praxis die konventionelle<br />

Definition des Eisenmangels basierend<br />

auf einem Blutferritinwert von


KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />

Eisenplots nach Thomas sowie Hepcidin-25 bei<br />

Patienten mit H.-pylori-Infektion.<br />

Patienten und Methoden<br />

Dazu wurden insgesamt 200 ambulante Individuen,<br />

welche von niedergelassenen Allgemeinmedizinern<br />

und Internisten zu einem 13 C-Atemtest auf<br />

H.-pylori-Infektion zugewiesen wurden, zusätzlich<br />

auf Hämoglobin (Hb), Erythrozytenindizes (MCV<br />

[mittleres korpuskuläres Volumen] und MCH [mittleres<br />

korpuskuläres Hämoglobin]), die konventionellen<br />

(Ferritin, TSAT) und neuen (sTfR, sTfR/log Ferritin-<br />

Ratio, CHr, Hepcidin-25) Eisenstoffwechselparameter<br />

untersucht. Die venöse Blutabnahme erfolgte<br />

nüchtern zwischen 08:00 und 10:00 Uhr in der Früh.<br />

Der Literatur entsprechend [7, 8] wurde ein<br />

Eisenmangel bei Individuen mit einem Blutferritinwert<br />

von


KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />

CONFERENCES<br />

signifikant höhere sTfR-Konzentrationen (p


KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />

gel, assoziiert ist. Die orale Verabreichung von<br />

Protonen pumpenhemmern im Rahmen der Antibiotikatherapie<br />

könnte einen negativen Einfluss<br />

auf die Eisenresorption im Gastrointestinaltrakt<br />

haben und in weiterer Folge zu einem Speichereisenmangel<br />

führen [12].<br />

Fazit<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Dietmar Enko<br />

enko.dietmar@gmx.at<br />

Eine H.-pylori-Infektion ist mit signifikant<br />

höheren sTfR-Konzentrationen und sTfR/log Ferritin-Ratios<br />

im Blut assoziiert. Unter Verwendung<br />

dieser neuen Eisenstoffwechselparameter zeigten<br />

Patienten nach Eradikationstherapie häufiger<br />

einen funktionellen Eisenmangel verglichen<br />

mit Individuen ohne Therapie. Nach Ansicht der<br />

Autoren erscheinen prospektive Longitudinalstudien<br />

mit konventionellen und neuen Biomarkern<br />

des Eisenstoffwechsels sinnvoll, um ein besseres<br />

pathophysiologisches Grundverständnis der<br />

Effekte einer H.-pylori-Infektion und einer Eradikationstherapie<br />

auf den Eisenstoffwechsel zu<br />

bekommen.<br />

Referenzen<br />

1. Eusebi LH, Zagari RM, Bazzoli F et al. Epidemiology of Helicobacter<br />

pylori infection. Helicobacter 2014; 19 Suppl 1:<br />

1–5.<br />

2. Muhsen K, Cohen D. Helicobacter pylori infection and iron<br />

stores: a systematic review and meta-analysis. Helicobacter<br />

2008; 13: 323–40.<br />

3. Huang X, Qu X, Yan W et al. Iron deficiency anaemia can<br />

be improved after eradication of Helicobacter pylori. Postgrad<br />

Med J 2010; 86: 272–8.<br />

4. Berg G, Bode G, Blettner M et al. Helicobacter pylori infection<br />

and serum ferritin: A population-based study among<br />

1806 adults in Germany. Am J Gastroenterol 2001; 96:<br />

1014–8.<br />

5. Cardenas VM, Mulla ZD, Ortiz M et al. Iron deficiency and<br />

Helicobacter pylori infection in the United States. Am J<br />

Epidemiol 2006; 163: 127–34.<br />

6. Parkinson AJ, Gold BD, Bulkow L et al. High prevalence of<br />

Helicobacter pylori in Alaska native population and association<br />

with low serum ferritin levels in young adults. Clin<br />

Diagn Lab Immunol 2000; 7: 885–8.<br />

7. Enko D, Wagner H, Kriegshäuser G et al. Assessment of<br />

human iron status: A cross-sectional study comparing<br />

the clinical utility of different laborataory biomarkers and<br />

definitions of iron deficiency in daily practice. Clin Biochem<br />

2015; 48: 891–6.<br />

8. Muñoz M, Villar I, García-Erce JA. An update on iron physiology.<br />

World J Gastroenterol 2009; 15: 4617–26.<br />

9. Urrechaga E, Borque L, Escanero JF. Biomarkers of hypochromia:<br />

the contemporary assessment of iron status and<br />

erythropoiesis. Biomed Res Int 2013; 603786.<br />

10. Thomas C, Thomas L. Biochemical markers and hematologic<br />

indices in the diagnosis of functional iron deficiency.<br />

Clin Chem 2002; 48: 1066–76.<br />

11. Enko D, Wagner H, Kriegshäuser G et al. Hepcidin-25 vs.<br />

conventional clinical biomarkers in the diagnosis of functional<br />

iron deficiency. Eur J Haematol 2015; 95: 507–13.<br />

12. McColl KE. Effect of proton pump inhibitors on vitamins<br />

and iron. Am J Gastroenterol 2009; 104 Suppl 2: S5–9.<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Dietmar Enko<br />

Klinisches Institut für Medizinische und Chemische<br />

Labordiagnostik<br />

Auenbruggerplatz 15, 8036 Graz, Österreich<br />

CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />

47


GENOMWEITE ASSOZIATIONEN UND METABOLOMICS<br />

Fokus auf Homoarginin<br />

Marcus Kleber, Mannheim<br />

© Shutterstock/Tartila<br />

Mit dem technischen Fortschritt der letzten zwei Dekaden wurden unterschiedliche Hochdurchsatzverfahren<br />

zur gleichzeitigen und kostengünstigen Bestimmung großer Mengen an Analyten möglich. Eine der ersten<br />

dieser OMICS-Technologien war das Bestimmen einer großen Anzahl an genetischen Polymorphismen (single<br />

nucleotide polymorphisms, SNPs) mittels DNA-Microarrays (genomics). Sind diese SNPs als Raster über das<br />

gesamte Genom verstreut ermöglicht das die Durchführung genomweiter Assoziationsstudien (GWAS), bei<br />

denen Hunderttausende bis Millionen von SNPs in einer großen Zahl von Individuen auf ihre Assoziation<br />

mit bestimmten Phänotypen untersucht werden.<br />

CONFERENCES<br />

Die vielleicht erste publizierte GWAS erschien im<br />

Jahr 2002 und untersuchte ca. 100.000 SNPs auf<br />

eine mögliche Assoziation mit dem Myokardinfarkt<br />

[1]. Eine weitere Hochdurchsatztechnologie stellt<br />

die Metabolomics dar. Der Begriff Metabolomics<br />

beschreibt die Bestimmung einer Vielzahl von<br />

niedermolekularen Stoffwechselverbindungen in<br />

einem biologischen System oder Gewebe, z. B. Urin<br />

oder Blutplasma. Die Gesamtheit dieser Verbindungen,<br />

das Metabolom, besteht aus den primären<br />

und sekundären Metaboliten des endogenen<br />

Stoffwechsels (hierzu zählen u. a. Zucker, Lipide,<br />

Aminosäuren, Alkohole usw.) sowie Metaboliten<br />

aus exogenen Stoffen, die aus der Umwelt aufgenommen<br />

werden. Der wichtige Unterschied zu<br />

den vorherigen Verfahren besteht darin, dass sehr<br />

viele bekannte und unbekannte Verbindungen in<br />

einem Arbeitsgang bestimmt werden können. Die<br />

Verfahren, die dabei am häufigsten routinemäßig<br />

zum Einsatz kommen, sind die Massenspektrometrie<br />

(MS) sowie die Kernresonanzspektrometrie<br />

(nuclear magnetic resonance, NMR).<br />

48


GENOMWEITE ASSOZIATIONEN UND METABOLOMICS<br />

mGWAS<br />

Im Jahr 2007 wurde die Human Metabolome<br />

Database gegründet (www.hmdb.ca), welche in<br />

der aktuellen Version HMDB v4 Einträge für mehr<br />

als 114.100 Metaboliten enthält. Ein Jahr danach<br />

erschien die erste Publikation, welche GWAS und<br />

Metabolomics verknüpfte, eine metabolic GWAS<br />

(mGWAS) [2]. In dieser ersten Publikation von Gieger<br />

et al. wurde die Assoziation von 187.454 SNPs<br />

mit 363 Metaboliten im Serum untersucht. Die<br />

Verbindung von Genetik und Metabolomics stellt<br />

ein mächtiges Werkzeug dar, um tiefere Einblicke<br />

in die Mechanismen zu gewinnen, welche die<br />

genetische Prädisposition von Menschen mit den<br />

interindividuellen Unterschieden in der Konzentration<br />

von Metaboliten verbinden und können so<br />

auch neue pathophysiologische Wege aufdecken,<br />

die zur Entstehung von Krankheiten beitragen<br />

(Abbildung 1).<br />

Laut einer Datenbank im Internet (http://www.<br />

metabolomix.com/list-of-all-published-gwaswith-metabolomics/)<br />

hat die Anzahl an Publikationen<br />

aus diesem Gebiet in den letzten Jahren<br />

zugenommen (Abbildung 2).<br />

Genetische Regulation des<br />

Homoarginins<br />

Anzahl an Publikationen<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Abbildung 1: Verbindung von zwei Hochdurchsatztechnologien, Genomics und Metabolomics,<br />

in Form von metabolischen genomweiten Assoziationsstudien (mGWAS) zur<br />

Aufdeckung neuer pathophysiologischer Wirkmechanismen.<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Jahr<br />

Abbildung 2: Anzahl der mGWAS-Publikationen von 2008 bis 2018.<br />

GATM<br />

In unserer Arbeitsgruppe hat uns u. a. die genetische<br />

Regulation von Aminosäurekonzentrationen<br />

interessiert, insbesondere die des Homoarginins.<br />

Homoarginin ist eine nicht essenzielle kationische<br />

Aminosäure und unterscheidet sich von Arginin<br />

durch eine zusätzliche Methylgruppe in der Kohlenstoffseitenkette.<br />

Niedrige Blutkonzentrationen<br />

gehen mit einer deutlich gesteigerten Sterblichkeit<br />

einher [3]. In geringen Konzentrationen ist<br />

Homoarginin in vielen Körperflüssigkeiten und<br />

Organen zu finden. Die Aminosäure entsteht als<br />

Nebenprodukt bei enzymatischen Reaktionen,<br />

die Ornithin als Substrat umsetzen. Wird auf-<br />

-log10(p)<br />

CPS1<br />

ARG1<br />

Chromosome<br />

Abbildung 3: Ein Manhattan-Plot der Ergebnisse einer GWAS-Metaanalyse mit dem Phänotyp<br />

Homoarginin. Auf der Abszisse sind die Chromosomen aufgereiht, und die Ordinate<br />

zeigt den Grad der Assoziation an (negativer dekadischer Logarithmus des p-Wertes). Jeder<br />

Punkt repräsentiert einen SNP.<br />

49


GENOMWEITE ASSOZIATIONEN UND METABOLOMICS<br />

grund mangelnder Sub stratspezifität anstelle<br />

von Ornithin Lysin verwendet (eine zu Ornithin<br />

homologe Aminosäure) kann Homoarginin entstehen.<br />

Lange Zeit war wenig über die tatsächlich<br />

relevanten Reaktionswege bekannt. In einer<br />

GWAS-Metaanalyse zweier großer Kohortenstudien<br />

konnten wir 2013 bereits drei Genorte identifizieren,<br />

welche genomweit signifikant mit der<br />

Konzentration von Homoarginin im Blut assoziiert<br />

waren [4]. Diese Ergebnisse konnten wir nun durch<br />

Einschluss einer höheren Zahl an Patientenproben<br />

noch erweitern (Abbildung 3). Das stärkste Signal<br />

beobachteten wir auf Chromosom 15 beim Gen<br />

für die Glycin-Amidinotransferase, die den Transfer<br />

einer Guanidino gruppe von L-Arginin auf Glycin<br />

katalysiert und damit ein wichtiges Enzym für die<br />

Kreatinsynthese darstellt. Glycin stellt dabei nicht<br />

den einzigen mögliche Amidinakzeptor dar. Steht<br />

dem Reaktionsgemisch ausreichend Lysin zur Verfügung,<br />

erfolgt auch eine Amidinierung des Lysins<br />

zu Homoarginin. Der zweite Genort auf Chromosom<br />

2 kodiert für die Carbamoylphosphat-Synthetase<br />

(CPS1), das geschwindigkeitsbestimmende<br />

Enzym des hepatischen Harnstoffzyklus. Verantwortlich<br />

für die Bildung von Homoarginin ist hier<br />

die Ornithin-Transcarbamylase, welche Lysin als<br />

Reaktionspartner toleriert und dann analog zum<br />

Harnstoffkreislauf zu Homoarginin metabolisiert.<br />

Des Weiteren zeigte sich auch eine signifikante<br />

Assoziation von SNPs im Gen für die Arginase1<br />

(ARG1) mit der Homoargininkonzentration. Dieses<br />

Enzym katalysiert den letzten Schritt im Harnstoffzyklus,<br />

die Hydrolyse von Arginin zu Ornithin und<br />

Harnstoff.<br />

Fazit<br />

CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />

Dr. rer. nat. Marcus Kleber<br />

marcus.kleber@medma.uni-heidelberg.de<br />

Die genetischen Ergebnisse zeigen, dass es zwei<br />

bedeutende Wege der Homoargininsynthese im<br />

Körper gibt, zum einen im Energiestoffwechsel<br />

(GATM), zum anderen in Harnstoffzyklus (CPS1<br />

und ARG1).<br />

Referenzen<br />

1. Ozaki K, Ohnishi Y, Iida A et al. Functional SNPs in the<br />

lymphotoxin-alpha gene that are associated with susceptibility<br />

to myocardial infarction. Nat Genet 2002; 32(4):<br />

650–4.<br />

2. Gieger C, Geistlinger L, Altmaier E et al. Genetics meets<br />

metabolomics: a genome-wide association study of<br />

metabolite profiles in human serum. PLOS Genetics 2008;<br />

4(11): e1000282.<br />

3. Zinellu A, Paliogiannis P, Carru C et al. Homoarginine and<br />

all-cause mortality: A systematic review and meta-analysis.<br />

Eur J Clin Invest 2018; 48(8): e12960.<br />

4. Kleber ME, Seppala I, Pilz S et al. Genome-wide association<br />

study identifies 3 genomic loci significantly associated<br />

with serum levels of homoarginine: the AtheroRemo<br />

Consortium. Circ Cardiovasc Genet 2013; 6(5): 505–13.<br />

Dr. rer. nat. Marcus Kleber<br />

V. Medizinische Klinik (<strong>Nephrologie</strong>, Hypertensiologie,<br />

Endokrinologie, Rheuma), Medizinische Fakultät Mannheim<br />

der Universität Heidelberg<br />

Theodor-Kutzer-Ufer 1–3, 68167 Mannheim<br />

50


KOMPLEXER ANGEBORENER HERZFEHLER<br />

Prognostischer Stellenwert von<br />

löslichem ST2<br />

Tanja Rädle-Hurst, Homburg<br />

© like.eis.in.the.sunshine/photocase.de<br />

Bei Patienten mit chronischer und akuter Linksherzinsuffizienz konnte lösliches ST2 (soluble suppression of<br />

tumorigenicity 2; sST2) als hilfreicher prognostischer Marker identifiziert werden, weshalb er sogar in die<br />

ACC/AHA-Leitlinien zur besseren Risikostratifikation dieser Patientengruppe aufgenommen wurde [1–3].<br />

Lösliches ST2 stellt dabei einen Marker des inversen kardialen Remodelings dar, der die kardioprotektiven<br />

Effekte der Interleukin-33/ST2-Achse blockiert und eine myokardiale Apoptose und Fibrose induziert.<br />

In klinischen Studien konnte gezeigt werden,<br />

dass erhöhte sST2-Spiegel bei Patienten mit Linksherzinsuffizienz<br />

mit einer erhöhten Inzidenz an<br />

kardiovaskulären Ereignissen und einer erhöhten<br />

Mortalität verbunden sind [4–6]. Aufgrund dieser<br />

vielversprechenden Ergebnisse sollte daher der<br />

prognostische Stellenwert von sST2 bei Patienten<br />

mit komplexem angeborenem Herzfehler (AHF)<br />

untersucht werden.<br />

Patienten und Methoden<br />

Bei insgesamt 169 Patienten mit komplexem AHF<br />

wurden sST2-Konzentrationen im Serum bestimmt<br />

CONFERENCES<br />

51


KOMPLEXER ANGEBORENER HERZFEHLER<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,8<br />

Sensitivität<br />

0,6<br />

0,4<br />

Sensitivität<br />

0,6<br />

0,4<br />

NT-proBNP<br />

AUC 0,875 [0,766–0,984]; p=0,001<br />

0,2<br />

sST2<br />

AUC 0,890 [0,741–1,000]; p


KOMPLEXER ANGEBORENER HERZFEHLER<br />

vaskulären Ereignissen wurden ROC-Kurvenanalysen<br />

durchgeführt. Hier konnten zur Vorhersage<br />

einer kardialen Dekompensation eine höhere<br />

NYHA-Klasse III/IV (AUC 0,804, 95 %-KI 0,668-<br />

0,941; p


IMPRESSUM<br />

Herausgeber und Verlag<br />

The Paideia Group GmbH<br />

Dammsmühlerstr. 35, 13158 Berlin<br />

Tel.: 030 / 40 30 36 92<br />

Fax: 030 / 40 30 36 96<br />

www.thepaideiagroup.com<br />

www.con-nexi.de<br />

Publishing Director: Anja Lamprecht<br />

publishing@thepaideiagroup.com<br />

Redaktion: Rüdiger Zart<br />

editorial@thepaideiagroup.com<br />

Art Director: Sigrid Lessing<br />

print@thepaideiagroup.com<br />

Gestaltung Cover:<br />

Jens Vogelsang<br />

Infografiken, Abbildungen:<br />

Sigrid Lessing<br />

Lektorat: Olaf Mertensacker<br />

review@thepaideiagroup.com<br />

Übersetzungen:<br />

Dr. med. Friederike Günther<br />

Druck: STRUBE Druck & Medien OHG<br />

Anzeigen und Sonderdrucke: Anja Lamprecht<br />

sales@thepaideiagroup.com<br />

zzt. gültige Anzeigenpreisliste<br />

Mediadaten <strong>2019</strong>_190801<br />

Einzelpreis: 15,95 Euro inkl. 7 % Mwst.<br />

Abonnement: 12,50 Euro inkl. 7 % Mwst.<br />

pro <strong>Ausgabe</strong><br />

Nr. 7, 7. Jahrgang, September <strong>2019</strong><br />

Haftungsausschluss<br />

Diese Dokumentation enthält alle Veranstaltungsbeiträge,<br />

die bis Redaktionsschluss vorlagen. Verantwortlich<br />

für den Inhalt der im The Paideia Group<br />

Verlag veröffentlichten Beiträge ist der jeweils in<br />

den einzelnen Beiträgen genannte Autor. Die in den<br />

Beiträgen zum Ausdruck gebrachte Meinung gibt in<br />

erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht<br />

in jedem Fall die Meinung des The Paideia Group<br />

Verlages wieder. Soweit die Beiträge Dosierungen,<br />

Indikationen und Applikationsformen benennen,<br />

sollte — trotz einer sorgfältigen Recherche von<br />

Autoren, Herausgeber und Verlag — in jedem Fall<br />

vor Gebrauch oder Verordnung der genannten<br />

Medikamente der Beipackzettel mit den dort angegebenen<br />

Dosierungs- und Einnahmeempfehlungen<br />

und Hinweisen auf Kontraindikationen verglichen<br />

werden. Für etwaige Abweichungen oder Unrichtigkeiten<br />

übernehmen Herausgeber und Verlag<br />

keine Haftung.<br />

Anzeigen und Industriemitteilungen<br />

Gekennzeichnete Anzeigen, Herstellerinformationen<br />

und die im Bereich „Industry“ der Dokumentation<br />

wiedergegebenen Beiträge befinden sich<br />

außerhalb der Verantwortung des Verlages. Hierfür<br />

wird keine Gewähr übernommen.<br />

Urheberrechte<br />

Diese Dokumentation genießt urheberrechtlichen<br />

Schutz. Sämtliche Nutzungsrechte liegen bei dem<br />

The Paideia Group GmbH Verlag. Jegliche Nutzung<br />

des Werks, insbesondere die Vervielfältigung,<br />

Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche<br />

Zugänglichmachung, ist ohne die vorherige<br />

schriftliche Zustimmung des The Paideia Group<br />

Verlages unzulässig.<br />

Copyrights<br />

Titelbild: Science Photo Library/Jose Calvo, Fotolia/Janis<br />

Smits.<br />

Fotos: S. 3 Martin Adam, S. 8, 4 Science Photo<br />

Library/Joseph F Gennaro, S. 16, 4 Shutterstock/<br />

hywards, S. 22, 4 Science Photo Library/DNA<br />

Illustrations, S. 28, 4 Will Stanton/Alamy Stock<br />

Foto, S. 30 Brain light/Alamy Stock Foto, S. 36,<br />

5 Shutterstock/Explode, S. 40, 5 Shutterstock/<br />

evrymmnt, S. 44, 5 Science Photo Library/Jürgen<br />

Berger, S. 48, 5 Shutterstock/Tartila, S. 51 like.eis.<br />

in.the.sunshine/photocase.de.<br />

ISSN 2195-8645 Print<br />

ISSN 2197-991X Online<br />

– MAGAZIN<br />

– RUBRIKEN<br />

ADDENDUM<br />

••<br />

präsentiert Highlights von Veranstaltungen verschiedener<br />

medizinischer Fachgebiete themenspezifisch auf der Basis<br />

von Referenten beiträgen in deutscher beziehungsweise<br />

englischer Sprache,<br />

••<br />

erscheint pro Thema jeweils ein- bis zweimal pro Jahr,<br />

••<br />

verbindet die Interessen von Kongressveranstaltern, Teilnehmern<br />

und Industrie,<br />

••<br />

ist nicht mit Honorar zahlungen verbunden,<br />

••<br />

regt durch Cogitatio-Fragen zum Nachdenken „über den<br />

Tellerrand“ hinaus an,<br />

••<br />

reflektiert wissenschaftliche Inhalte in den drei Rubriken<br />

Conference, Education und Industry,<br />

••<br />

finanziert sich über Anzeigen, Sponsoring und Abonnements<br />

,<br />

••<br />

wird in zielgruppenspezifischer Auflage per Post versandt<br />

und ist mit allen <strong>Ausgabe</strong>n für medizinische Fachkreise auch<br />

digital auf www.con-nexi.de verfügbar.<br />

CONFERENCES<br />

Beiträge und Berichte von Konferenzen wie z. B. Präsidenten-<br />

und Experten-Interviews, Statements von ausgesuchten<br />

Referenten, Basic Science, From Bench to Bedside, Arbeitsgruppensitzungen,<br />

Preisverleihungen sowie Regulatory Affairs.<br />

EDUCATION<br />

Berichte von industrieunterstützten Veranstaltungen wie z. B.<br />

Satelliten-Symposien oder Fachpressekonferenzen zu neuen<br />

Entwicklungen in der pharmazeutischen Industrie, Pro- und<br />

Contra-Debatten sowie unser Feuilleton „The Story Behind“,<br />

LeseZeichen (Kommentare zu aktuellen Studien ergebnissen),<br />

Fortbildung (Kalender) und Lösungen zu Cogitatio-Fragen der<br />

Autoren.<br />

INDUSTRY<br />

Markt- und Produktinformationen aus der pharma zeutischen<br />

und Medizintechnik-Industrie.<br />

54


2-2018<br />

1-<strong>2019</strong><br />

KENNEN SIE SCHON UNSERE<br />

WEBSITE? www.con-nexi.de<br />

Schmerzmedizin<br />

AIDS und Hepatitis<br />

Kardiologie<br />

Neurologie<br />

9-2018<br />

3-<strong>2019</strong><br />

8-2018<br />

OPINIO UMFRAGE<br />

Ihre Wünsche sind unser Gradmesser. Senden Sie uns<br />

Ihr Feedback und gewinnen Sie ein Abonnement.<br />

Schmerzmedizin<br />

<strong>Nephrologie</strong><br />

<strong>CONNEXI</strong> ABO<br />

7-2018<br />

2-<strong>2019</strong><br />

Biomarker<br />

Haben Sie Interesse<br />

an weiteren Themen?<br />

Finden Sie das für Sie<br />

passende Angebot.


WISSENSCHAFT GENIESSEN<br />

Magazin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!