Leseprobe CONNEXI Nephrologie Dialyse Transplantation Ausgabe 7-2019
medizinisches Fachmagazin über Nephrologie, Hypertensiologie, Dialyse, Transplantation und Biomarker der kardiorenalen Achse, für Ärzte, mit retrospektiven Berichten vom Fachkongressen: ERA EDTA, Nephrologisches Seminar Heidelberg, Symposium Biomarker der kardiorenalen Achse, 2019
medizinisches Fachmagazin über Nephrologie, Hypertensiologie, Dialyse, Transplantation und Biomarker der kardiorenalen Achse, für Ärzte, mit retrospektiven Berichten vom Fachkongressen: ERA EDTA, Nephrologisches Seminar Heidelberg, Symposium Biomarker der kardiorenalen Achse, 2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Nephrologie</strong><br />
Biomarker der kardiorenalen Achse<br />
7-<strong>2019</strong>
Visualize Your Science.<br />
Medical and Scientific Animations<br />
Mechanism of Action Videos<br />
VR and AR Interactives<br />
Web - Conferences - Presentations - Apps<br />
www.NewtStudios.com
Liebe Leser,<br />
während in Deutschland die Zahl der Organspender<br />
im Jahr 2017 mit nur 797 Spendern bzw. 9,8<br />
Organspendern pro Million Einwohner auf den<br />
tiefsten Stand seit 20 Jahren gesunken war, stellte<br />
Spanien in demselben Jahr mit 46,9 Spender pro<br />
Million Einwohner einen neuen weltweiten Rekord<br />
in Sachen Organspende auf. In Spanien gilt die<br />
Widerspruchslösung.<br />
Angesichts der seit Jahren niedrigen Spenderzahlen<br />
soll auch in Deutschland die gesetzliche<br />
Grundlage für Organspenden so bald wie möglich<br />
verändert werden. Nach einer ersten allgemeinen<br />
Orientierungsdebatte Ende 2018 hatte<br />
der Bundestag am 26. Juni <strong>2019</strong> erstmals über<br />
zwei konkurrierende Gesetzentwürfe, die jeweils<br />
von Abgeordneten verschiedener Fraktionen<br />
unterstützt werden, sowie einen Antrag der AfD-<br />
Fraktion zu beraten. Die Vorlagen verfolgen zwei<br />
unterschiedliche Ansätze [1].<br />
Gesetzentwurf mit Zustimmungslösung<br />
(Opt-in-System)<br />
Eine Gruppe von Abgeordneten um die Grünen-<br />
Vorsitzende Annalena Baerbock strebt mit ihrem<br />
Gesetzentwurf (19/11087) eine Stärkung der<br />
Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende<br />
an. So soll Bürgern über ein Online-Register die<br />
Möglichkeit gegeben werden, ihre Entscheidung<br />
einfach zu dokumentieren, jederzeit zu ändern<br />
und zu widerrufen. Eine Abgabe der Erklärung<br />
zur Organ- und Gewebespende soll auch in den<br />
Ausweisstellen möglich sein. Auch ist vorgesehen,<br />
dass Hausärzte Patienten bei Bedarf alle zwei<br />
Jahre über die Organspende beraten und sie zur<br />
Eintragung in das Register ermutigen sollen [1].<br />
Gesetzentwurf mit Widerspruchslösung<br />
(Opt-out-System)<br />
Eine zweite Gruppe um den Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) und den Gesundheitsexperten<br />
Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) strebt<br />
mit ihrem Gesetzentwurf (19/11096) eine doppelte<br />
Widerspruchslösung an. Danach gilt jeder<br />
Bürger als möglicher Organ- oder Gewebespender,<br />
der zu Lebzeiten keinen Widerspruch erklärt hat.<br />
Wenn zugleich auch den nächsten Angehörigen<br />
kein entgegenstehender Wille bekannt ist, gilt die<br />
Organentnahme als zulässig. Mit der Einführung<br />
der doppelten Widerspruchslösung soll ein Register<br />
erstellt werden, in dem Bürger ihre Erklärung<br />
eintragen lassen können [1].<br />
Beide Konzepte sehen umfangreiche Aufklärungsund<br />
Informationskampagnen der Bevölkerung vor,<br />
um die neuen Regeln bekannt zu machen.<br />
Derzeit scheint es noch vollkommen offen zu sein,<br />
welcher Gesetzentwurf sich im Bundestag durchsetzen<br />
wird. Während viele Abgeordnete sich wohl<br />
bereits entschieden haben, vermutet man, dass<br />
etwa 30 % der Abgeordneten noch unentschlossen<br />
sind, welchem Entwurf sie in der Abstimmung<br />
ohne Partei- und Koalitionszwang ihre Stimme<br />
geben werden. Zu der öffentlichen Anhörung im<br />
Ausschuss für Gesundheit im September <strong>2019</strong><br />
wurden auch <strong>Transplantation</strong>smediziner aus Spanien<br />
als Sachverständige eingeladen.<br />
EDITORIAL<br />
Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/<br />
<strong>2019</strong>/kw39-pa-gesundheit-organspende-657270<br />
Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse bei der<br />
Lektüre.<br />
Berlin, September <strong>2019</strong><br />
Anja Lamprecht<br />
anja.lamprecht@thepaideiagroup.com<br />
Herzlichst Anja Lamprecht<br />
Verlegerin<br />
3
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Editorial 3<br />
Anja Lamprecht<br />
Nierenerkrankungen 6<br />
Eine Epidemie im Verborgenen<br />
Thrombotische Mikroangiopathien 22<br />
Initiale Evaluation eines Patienten<br />
mit TMA<br />
Bernd Schröppel<br />
Neue Aufmerksamkeit für die Niere 8<br />
Die Niere als Faktor der Diabetestherapie<br />
Gert Gabriëls<br />
News 26<br />
Linagliptin verbessert bei Patienten mit Diabetes<br />
die Albuminurie, hat aber keinen Einfluss auf<br />
die eGFR und das kardiovaskuläre Risiko<br />
News 15<br />
Nierentransplantation: Mindestmengenregelung<br />
ist widersinnig<br />
What is the link? 28<br />
The lung, the heart, and the kidney<br />
Robert Bals<br />
sHPT 16<br />
„Ich gebe Etelcalcetid, …<br />
im Gespräch mit Dr. Eike Wrenger, Prof. Helmut Reichel,<br />
Prof. Frank Strutz, und Dipl.-Med. Heike Martin<br />
Thrombozytäres Lipidom und KHK 30<br />
Bedeutung für Entstehung und Progress<br />
Dominik Rath und Meinrad Gawaz<br />
4
News 34<br />
Vitamin D und NTX: Zusatznutzen über die<br />
Senkung des Frakturrisikos hinaus?<br />
Ergebnisse der VITALE-Studie<br />
News 35<br />
PCSK9-Inhibitoren: Spezifische Studien<br />
bei chronischen Nierenerkrankungen dringend<br />
erforderlich<br />
Konventionelle und neue Biomarker 44<br />
Eisenstoffwechsel bei<br />
Helicobacter-pylori-Infektionen<br />
Dietmar Enko<br />
Zwischenergebnisse II 36<br />
CaRe High – Kaskadenscreening und Register für<br />
hohes Cholesterin<br />
Nina Schmidt, Alexander Dressel und Winfried März<br />
Genomweite Assoziationen und Metabolomics 48<br />
Fokus auf Homoarginin<br />
Marcus Kleber<br />
Komplexer angeborener Herzfehler 51<br />
Prognostischer Stellenwert von<br />
löslichem ST2<br />
Tanja Rädle-Hurst<br />
Omega 3-Fettsäuren 40<br />
Fettsäureanalytik: Doch bedeutend<br />
Clemens von Schacky<br />
Impressum/Pro domo 54<br />
5
NIERENERKRANKUNGEN<br />
Eine Epidemie im Verborgenen<br />
Die weltweite Bedeutung der Nierenerkrankungen wird bislang unterschätzt. Die meisten Betroffenen<br />
sind sich ihrer eingeschränkten Nierenfunktion nicht bewusst. Im Allgemeinen sind Nierenerkrankungen<br />
„stumme Erkrankungen“, es gibt keine offensichtlichen Frühsymptome. Viele Patienten mit Nierenerkrankungen<br />
wissen nicht, dass sie nicht nur mit dem hohen Risiko des Nierenversagens leben, das zur <strong>Dialyse</strong><br />
oder <strong>Transplantation</strong>en führen kann, sondern auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionskrankheiten<br />
und Krankenhausaufenthalten.<br />
Nierenerkrankungen gehören zu den häufigsten<br />
Krankheiten weltweit. Dennoch spielen sie bisher<br />
keine große Rolle bei den meisten Kampagnen zur<br />
Gesundheitsförderung und Sensibilisierung der<br />
Öffentlichkeit. Dies sei jedoch völlig ungerechtfertigt,<br />
erklärten die Professoren David Harris<br />
und Adeera Levin, Präsident und ehemalige Präsidentin<br />
der International Society of Nephrology<br />
(ISN) auf dem ERA-EDTA-Kongress in Budapest.<br />
Nach Angaben der ERA-EDTA (European Dialysis<br />
and Transplant Association) leiden weltweit über<br />
850 Millionen Menschen an einer Nierenerkrankung.<br />
Das sind etwa doppelt so viele Menschen als<br />
es Patienten mit Diabetes mellitus (422 Millionen)<br />
gibt [1] oder etwa 20-mal mehr als die weltweite<br />
bei Männern und 11,8 % bei Frauen [4]. Zwischen<br />
5,3 und 10,5 Millionen Menschen benötigen eine<br />
<strong>Dialyse</strong> oder eine <strong>Transplantation</strong>. Viele versterben,<br />
weil sie diese Behandlungen aufgrund fehlender<br />
Ressourcen oder aus finanziellen Gründen nicht<br />
erhalten [5, 6]. Etwa 13,3 Millionen erleiden jährlich<br />
ein akutes Nierenversagen. Verwende man all<br />
diese Datenquellen und bestehenden Schätzungen<br />
akuter und chronischer Nierenerkrankungen,<br />
so komme man auf etwa 850 Millionen Nierenpatienten,<br />
„Eine Zahl, die sicherlich weltweit einer<br />
„Epidemie“ gleichkommt“, sagte Levin.<br />
Doch nicht nur die Zahl sei dramatisch hoch,<br />
sondern auch die Folgen: „Auch wenn sich viele<br />
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion<br />
Im Jahr 2013 wurden 1,2 Millionen kardiovaskuläre Todesfälle<br />
auf CKD zurückgeführt.<br />
CONFERENCES<br />
Krebsprävalenz (42 Millionen) [2] oder Menschen<br />
mit AIDS/HIV (36,7 Millionen) [3]. Es sei höchste<br />
Zeit, Nierenerkrankungen in den Fokus zu rücken.<br />
Wachsende Anzahl nierenkranker<br />
Patienten<br />
Die häufigste Form der Nierenerkrankung, die<br />
chronische Nierenerkrankung (CKD), hat eine<br />
geschätzte weltweite Prävalenz von etwa 10,4 %<br />
über einen längeren Zeitraum nicht krank fühlen,<br />
haben sie aufgrund ihrer Nierenerkrankung doch<br />
ein besonders hohes gesundheitliches Risiko für<br />
viele Folgeerkrankungen“, betonte Professor Carmine<br />
Zoccali, ehemaliger Präsident der ERA-EDTA.<br />
Die durchschnittliche standardisierte Mortalitätsrate<br />
aufgrund einer niedrigen Nierenfunktion (GFR)<br />
liegt bei 21 Todesfällen pro 100.000 [4, 6].<br />
Insbesondere die Zahl der kardiovaskulären<br />
Todesfälle durch CKD sei enorm: 2013 wurden<br />
6
NIERENERKRANKUNGEN<br />
1,2 Millionen kardiovaskuläre Todesfälle auf die<br />
CKD zurückgeführt [6]. „Die Mortalitätsrate bei<br />
CKD ist unglaublich hoch!“, so Zoccali. AIDS hingegen<br />
verursache nur 1,9 Todesfälle pro 100.000 [7]<br />
– aber aufgrund der effektiven Kampagnen gegen<br />
HIV würde es als vorrangiges Gesundheitsproblem<br />
anerkannt. Auf der anderen Seite gäbe es kaum<br />
Kampagnen gegen den Nierentod, obwohl die Zahl<br />
der Menschen, die aufgrund von Nierenerkrankungen<br />
versterben, elfmal höher sei.<br />
Zeit für einen konstruktiven Wandel<br />
Es sei an der Zeit für einen konstruktiven Wandel,<br />
bestätigte Professor Mark D. Okusa, Präsident der<br />
American Society of Nephrology (ASN): „Die Zahl<br />
der Nierenpatienten ist alarmierend hoch, aber<br />
die Öffentlichkeit ist sich dieser Tatsache nicht<br />
bewusst. Die Patienten haben ein schlechtes Outcome<br />
und nicht zuletzt belasten Nierenerkrankungen<br />
die Gesundheitsbudgets schwer.“ Die Kosten<br />
für eine Hämodialyse betragen in Deutschland<br />
etwa 40.000 Euro pro Jahr.<br />
ASN, ERA-EDTA und ISN arbeiten inzwischen<br />
zusammen, um das Bewusstsein für Nierenerkrankungen<br />
zu schärfen und Präventionsbemühungen<br />
zu verbessern. „Unser gemeinsames Ziel<br />
ist es, die Belastung durch Nierenerkrankungen<br />
weltweit zu reduzieren und das Bewusstsein für<br />
nephrologische Themen zu schärfen. Die aktuelle<br />
Belastung durch Nierenerkrankungen weltweit<br />
zu kommunizieren, sei nur ein erster Schritt“, so<br />
Okusa abschließend.<br />
Redaktion: Rüdiger Zart<br />
Quelle: ERA-EDTA; Kongress 13.–16. Juni <strong>2019</strong> in Budapest,<br />
Ungarn<br />
Referenzen<br />
1. http://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/diabetes<br />
2. https://ourworldindata.org/cancer<br />
3. http://www.who.int/gho/hiv/en/<br />
4. GBD 2013 Mortality and Causes of Death Collaborators.<br />
Global, regional, and national age-sex specific allcause<br />
and cause-specific mortality for 240 causes of death,<br />
1990–2013: a systematic analysis for the Global Burden<br />
of Disease Study 2013. Lancet 2015; 385(9963): 117–71.<br />
5. Liyanage et al. Worldwide access to treatment for endstage<br />
kidney disease: a systematic review. Lancet 2015;<br />
385(9981): 1975–82.<br />
6. GBD 2015 Mortality and Causes of Death Collaborators.<br />
Global, regional, and national life expectancy, allcause<br />
mortality, and cause-specific mortality for 249 causes of<br />
death, 1980-2015: a systematic analysis for the Global<br />
Burden of Disease Study 2015. Lancet 2016; 388(10053):<br />
1459–544.<br />
7. Age-Adjusted Mortality Rate for HIV Disease – https://<br />
www.kff.org/hivaids/state-indicator/age-adjusted-hivm<br />
ortalityrate/?currentTimeframe=0&sortModel=%7B%<br />
22colId%22:%22Location%22,%22sort%22:%22asc%<br />
22%7D<br />
CONFERENCES<br />
7
NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />
Die Niere als Faktor der Diabetestherapie<br />
Gert Gabriëls, Münster<br />
© Science Photo Library/Joseph F Gennaro<br />
Die Niere ist einer der Hauptorte der Glukoseproduktion und hat zusätzlich eine Bedeutung für Glukosefiltration<br />
und -reabsorption. Bei chronischer Niereninsuffizienz (CN) ist der Insulin-Metabolismus verändert,<br />
und die Insulindosen sowie auch die Dosen oraler und anderer injizierter glukosesenkender Substanzen<br />
müssen meist reduziert werden. Große Bedeutung hat, dass die CN das Risiko von Hypoglykämien erhöht.<br />
Wegen der veränderten Blutbildung bei CN muss das Monitoring des Glukosestoffwechsels z. B. durch<br />
Bestimmung des HbA1c mit Vorsicht bewertet werden. Große kardiovaskuläre Studien deuten darauf, dass<br />
der Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten, DPP4-Inhibitoren und SGLT2-Inhibitoren über die Bedeutung<br />
der Besserung des Glukosestoffwechsels hinaus bei Diabetes mellitus nicht nur renoprotektiv sind, sondern<br />
auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduzieren.<br />
CONFERENCES<br />
Die Nieren haben sowohl eine Bedeutung für die<br />
Produktion und Ausscheidung von Glukose als auch<br />
für den Abbau des Insulins. Die gesunden Nieren<br />
stellen im Nüchternzustand durch Neogenese etwa<br />
40 % der Glukose zur Verfügung. 30–80 % des systemischen<br />
Insulins werden durch die Nieren abgebaut.<br />
Die Nieren sind Hauptorte des Abbaus von<br />
außen zugeführten Insulins. Etwa zwei Drittel des<br />
Insulins werden im Glomerulum filtriert sowie von<br />
Zellen des proximalen Tubulus reabsorbiert und<br />
abgebaut. Etwa ein Drittel des Insulins diffundiert<br />
in peritubuläre Kapillaren und bindet an Zellen des<br />
distalen Tubulus wo es an der Reabsorption von<br />
Natrium, Phosphat und Glukose beteiligt ist. Exogen<br />
zugeführtes Insulin wird nicht durch die Leber<br />
verstoffwechselt, was die Bedeutung der Nieren für<br />
den Abbau des Insulins unterstreicht [1].<br />
Einfluss der chronischen<br />
Niereninsuffizienz auf den<br />
Glukosestoffwechsel<br />
Abbildung 1 zeigt, wie die chronische Niereninsuffizienz<br />
den Glukosestoffwechsel beeinflusst.<br />
Wenn die GFR auf weniger als 20 ml/min sinkt,<br />
ist die Insulin-Clearance durch die Nieren deutlich<br />
8
NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />
Urämie<br />
Entzündungmediatoren<br />
metabolische Azidose<br />
Insulinresistenz<br />
Fitness<br />
chronische<br />
Nierenerkrankung<br />
sekundärer<br />
Hyperparathyreodismus<br />
Insulinsekrektion<br />
kaum vorhersehbare<br />
Insulinwirkung und<br />
Glukosekonzentration<br />
maximale Glukose-<br />
Reabsorbtionskapazität<br />
Glukose-Reabsorption<br />
Clearance des Insulins<br />
Halbwertzeit<br />
des Insulins verlängert<br />
renale Glukoneogenese<br />
Glukoseproduktion<br />
Abbildung 1: Einfluss der chronischen Niereninsuffizienz auf den Glukosestoffwechsel (mod. nach [1]).<br />
reduziert und der Insulinabbau in anderen Geweben<br />
wie Leber und Muskel sinkt. Das Risiko ausgeprägter,<br />
symptomatischer Hypoglykämien steigt<br />
dramatisch an. Je häufiger Hypoglykämien auftreten,<br />
desto wahrscheinlicher ist eine Wahrnehmungsstörung<br />
der Hypoglykämien. Hypoglykämien<br />
gehören zu den bedeutendsten Hindernissen, die<br />
dem Erreichen einer angemessenen Glukosestoffwechselsituation<br />
im Wege stehen. Die CN ist ein<br />
unabhängiger Risikofaktor für Hypoglykämien und<br />
das Risiko der Sterblichkeit ist bei Hypoglykämien<br />
erhöht [1].<br />
Bei CN fördern zahlreiche Faktoren die Neigung<br />
zu Hypoglykämien: verminderte Sekretion gegenregulatorischer<br />
Hormone, verminderte renale Glukoneogenese,<br />
verminderte Insulin-Clearance. Die<br />
Glukagon-Antwort auf eine Hypoglykämie bleibt<br />
eher aus als die durch Katecholamine [2]. Das<br />
Risiko einer Hypoglykämie bei der Hämodialyse ist<br />
höher als das einer Hyperglykämie. Bei Peritonealdialyse<br />
ist je nach Glukosegehalt der <strong>Dialyse</strong>lösung<br />
das Risiko einer Hypoglykämie geringer.<br />
Information, Schulung und Bildung des Patienten<br />
hinsichtlich des Diabetes und der CN sind entscheidende<br />
Faktoren für das Gelingen der Therapie.<br />
Bei chronischer Niereninsuffizienz ist die<br />
Lebensdauer der Erythrozyten um 30–70 % reduziert,<br />
und der Einsatz von Erythropoetin-Analoga<br />
führt zum Eintritt junger Erythrozyten in die Zirkulation,<br />
welche weniger glykosyliert sind, sodass der<br />
HbA1c-Wert niedriger ist, als dem tatsächlichen<br />
Glukoseniveau entspräche [3].<br />
Bei Neigung zu Hypoglykämien sollten Medikamente<br />
mit höherem Risiko der Induktion von<br />
Hypoglykämien wie Sulfonylharnstoffe der ersten<br />
Generation vermieden werden.<br />
Einfluss Glucagon-like peptide<br />
(GLP)1-abhängiger Mechanismen<br />
Abhängig von der Glukosezufuhr stimuliert das<br />
Incretin-Hormon GLP-1 die Insulinsekretion, steigert<br />
die -Zellmasse und hemmt die Sekretion des<br />
Glukagon. Es ist der physiologische Ausgangspunkt<br />
einer Gruppe von Medikamenten zur Behandlung<br />
des Diabetes mellitus. Obwohl GLP-1 durch die<br />
Nieren ausgeschieden wird, hängt die Halbwertzeit<br />
hauptsächlich von dem Abbau durch das ubiquitär<br />
vorhandene Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4<br />
(DPP-4) ab.<br />
Die DPP-4 wird in verschiedenen Geweben,<br />
besonders aber in den Nieren exprimiert [4]. DPP-4<br />
ist auf kapillären Endothelzellen und in der apikalen<br />
Brush-Border-Membran des proximalen<br />
CONFERENCES<br />
9
NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />
CONFERENCES<br />
GLP-1<br />
ANG2<br />
Mahlzeit<br />
GLP-1<br />
ANP<br />
Natriurese<br />
GLP-1/<br />
neural<br />
neural<br />
Abbildung 2: Weiterleitung der GLP-1-vermittelten renalen<br />
Mechanismen (mod. nach [6]).<br />
Tubulus exprimiert sowie dort mit dem Natrium-<br />
Protonen-Austauscher Typ 3 (NHE3) verbunden [5].<br />
GLP-1 löst auch außerhalb des Pankreas einige<br />
Wirkungen aus, zu denen solche auf die Nierenfunktion<br />
gehören. Es wurden GLP-1-Rezeptoren in<br />
der Niere gefunden. Die GFR wird durch GLP-1 über<br />
komplexe Mechanismen reguliert und ist mutmaßlich<br />
abhängig von den aktuellen Bedingungen des<br />
Glukosestoffwechsels [6]. Das atriale natriuretische<br />
Peptid (ANP) und das Renin-Angiotensin-System<br />
(RAS) haben eine Bedeutung für die Weiterleitung<br />
der GLP-1-vermittelten renalen Mechanismen<br />
(Abbildung 2). GLP-1 scheint ein Mediator einer<br />
anzunehmenden, schnell reagierenden Darm–<br />
Nieren–Achse zu sein, welche die postprandiale<br />
Flüssigkeits- und Elektrolythomeostase reguliert.<br />
GLP-1 steigert die Natriurese durch Hemmung des<br />
NHE3 im proximalen Tubulus der Niere, was erklären<br />
könnte, dass GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP1-<br />
RA) blutdrucksenkende Wirkungen haben.<br />
Bei Diabetes kommt es zu einer Senkung des<br />
Tonus der in das Glomerulum führenden afferenten<br />
Arteriole, einer Zunahme des Tonus der efferenten<br />
Arteriole, einer Senkung des hydraulischen Druckes<br />
in der Bowman-Kapsel (PBOW) sowie hierdurch zur<br />
Zunahme des glomerulären hydraulischen Druckes<br />
in den Kapillaren des Glomerulum (PGLO) und der<br />
glomerulären Filtrationsrate des einzelnen Nephrons<br />
(SNGFR) (Abbildung 3) [7].<br />
GLP-1-Rezeptoragonisten haben sowohl eine<br />
direkt durch den GLP-1-Rezeptor vermittelte und<br />
zumindest teilweise, NO-abhängige Vasodilatation<br />
der afferenten Arteriole als auch eine indirekte<br />
Hemmung von vaskulären und tubulären Faktoren<br />
zur Folge, welche die glomeruläre Hyperfiltration<br />
bei Diabetes vermitteln [7].<br />
Nach einer stark eiweißhaltigen Mahlzeit steigert<br />
eine physiologische Zunahme des renalen Blutflusses<br />
die GFR unabhängig vom arteriellen Druck,<br />
was zur Zunahme der Filtration gelöster Teilchen<br />
führt. Diese postprandiale Zunahme der GFR ist von<br />
Bedeutung, da der Protein-Stoffwechsel zu Stickstoff-Abfallprodukten<br />
wie Harnstoff, Harnsäure,<br />
Ammoniak und Kreatinin sowie anderen Metaboliten<br />
wie Phosphaten, Sulphaten und Protonen führt,<br />
die über die Niere ausgeschieden werden müssen.<br />
Die postprandiale Hyperfiltration könnte also ein<br />
sinnvoller Mechanismus zur schnellen Ausscheidung<br />
überschüssiger oder potenziell schädlicher,<br />
durch den Darm absorbierter Stoffe und von Stoffwechselprodukten<br />
sein. Wenn die totale Kapazität<br />
des Nephrons bereits im Nüchternzustand maximal<br />
10
NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />
?<br />
GLP-1 oder<br />
GLP-1RA<br />
↑Insulin<br />
GLP-1 oder<br />
GLP-1RA<br />
↑ANP<br />
↑N-OX<br />
↑ET1<br />
Afferente<br />
Arteriole<br />
Vasodilatation<br />
Diabetesassoziierte<br />
glomeruläre<br />
Hyperfiltration<br />
Vasokonstriktion<br />
Efferente<br />
Arteriole<br />
↑P GLO<br />
↓TGF<br />
↓P BOW<br />
↑Proximale Reabsorption von Natrium<br />
↑SLGT1/2<br />
↑NHE3<br />
↑Glukagon<br />
↑Aminosäuren<br />
↑ROS<br />
GLP-1 oder<br />
GLP-1RA<br />
↑ANG-II<br />
↑ANG-I<br />
↑Glukose<br />
GLP-1 oder<br />
GLP-1RA<br />
Mahlzeit<br />
↑Glukose<br />
Renin<br />
↑ATG<br />
Abbildung 3: Wirkungen des GLP-1 und der GLP-1-Rezeptoragonisten auf die renale Hämodynamik bei Diabetes mellitus (mod. nach [7]).<br />
strapaziert ist, d.h. eine glomeruläre Hyperfiltration<br />
vorliegt, wie das bei Typ-2-Diabetes mellitus<br />
und/oder fortgeschrittener Niereninsuffizienz der<br />
Fall ist, um den Ausfall geschädigter Nephrone zu<br />
kompensieren, ist der Beitrag der durch den Darm<br />
vermittelten, postprandialen hämodynamischen<br />
Veränderungen in der Niere auf die akute Ausscheidung<br />
von gelösten Teilchen wahrscheinlich gering.<br />
GLP1-RA hemmen Glukagon, steigern das Sättigungsgefühl,<br />
hemmen die Magenentleerung<br />
und führen zur Gewichtsreduktion [8]. Klinische<br />
Befunde zusammengefasster Zulassungsstudien<br />
und Resultate großer kardiovaskulärer Studien<br />
deuten darauf, dass der Einsatz von GLP1-RA und<br />
DPP4-Inhibitoren (DPP4-I) über die Bedeutung der<br />
Besserung des Glukosestoffwechsels hinaus die<br />
Albuminurie bessern und renoprotektiv sind, was<br />
auf die Hemmung von Inflammation in der Niere<br />
und des oxidativen Stresses zurückzuführen sein<br />
und zur Abschwächung des GFR-Verlustes bei<br />
Pa tienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sowie hohem<br />
Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Nierenschäden<br />
beitragen könnte [7].<br />
Einmal wöchentlich injiziertes Exenatid [9]<br />
ist kardiovaskulär sicher, und das lang wirksame<br />
Liraglutid [10] reduziert kardiovaskuläre Ereignisse<br />
(MACE-3). In der LEADER-Studie, die 25 %<br />
Pa tienten mit einer Niereninsuffizienz ≥Stadium 3<br />
aufwies, wurde bei Behandlung mit Liraglutid eine<br />
22%ige relative Reduktion des kombinierten rena-<br />
CONFERENCES<br />
11
SGLT2<br />
Reabsorption<br />
von Na + und<br />
Glukose<br />
Normal weite<br />
Afferente<br />
Arteriole<br />
Macula densa<br />
5‘NT<br />
ADO<br />
ADO<br />
Macula Lumen des<br />
densa-Zellen distalen Tubulus<br />
ATP<br />
Tubuläres<br />
Na + -<br />
Angebot<br />
ADP/<br />
AMP<br />
3Na + Na +<br />
2K + K +<br />
2CI -<br />
NaCI<br />
NaCI<br />
Abbildung 4: Glukosereabsorption unter Normalbedingungen (mod. nach [14])<br />
len Endpunktes erreicht [10]. Liraglutid wird nur<br />
minimal über die Nieren ausgeschieden [11]. Exenatid<br />
wird vor allem renal eliminiert [12].<br />
Die Hemmstoffe der DPP4 steigern durch Behinderung<br />
des Abbaus von GLP1 die Insulinsekretion.<br />
Sie senken die Freisetzung des Glukagon, steigern<br />
das Sättigungsgefühl und verzögern die Magenentleerung.<br />
Sita- und Saxagliptin werden durch die<br />
Nieren ausgeschieden, sodass ihre Dosis bei Niereninsuffizienz<br />
reduziert werden muss [13].<br />
SGLT2<br />
Vermehrte<br />
Reabsorption von<br />
Na + und Glukose<br />
SGLT2-Inhibition<br />
vermindert die<br />
Hyperfiltration<br />
über tubuloglomeruläres<br />
Feedback (TGF)<br />
Afferente<br />
Vasodilatation<br />
Afferente<br />
Vasokonstriktion<br />
Vermindertes<br />
Na + -Angebot an<br />
der Macula densa<br />
Erhöhtes Na + -<br />
Angebot an der<br />
Macula densa<br />
Glucosurie<br />
Natriurese<br />
Afferente<br />
Vasodilatation<br />
Normal weite<br />
Extraglomerulär<br />
afferente Arteriole<br />
VSMC MC<br />
Extraglomerulär<br />
VSMC MC<br />
Extraglomerulär<br />
Afferente<br />
Vasokonstriktion<br />
VSMC MC<br />
Tubuläres<br />
Na + -<br />
Angebot<br />
Abbildung 6: SGLT2-Hemmung vermindert die Hyperfiltration via TGF (mod. nach [14])<br />
5‘NT<br />
Macula Lumen des<br />
densa-Zellen distalen Tubulus<br />
Abbildung 5: Hyperfiltration im Frühstadium der diabetischen Nephropathie<br />
(mod. nach [14]<br />
Ca 2+ Ca 2+<br />
5‘NT<br />
ADO<br />
ADO<br />
Na +<br />
K +<br />
2CI -<br />
Macula Lumen des<br />
densa-Zellen distalen Tubulus<br />
ADP/<br />
AMP<br />
ATP<br />
Tubuläres<br />
Na + -<br />
Angebot<br />
Ca2+ 3Na + Na +<br />
K<br />
2K + +<br />
2CI -<br />
NaCI<br />
NaCI<br />
NaCI<br />
NaCI<br />
NaCI<br />
NaCI<br />
Einfluss Natrium-Glukose-<br />
Transporter Typ 2 (SGLT2)-<br />
abhängiger Mechanismen<br />
Im Glomerulum filtrierte Glukose, welche<br />
der Reabsorption durch den Natrium-Glukose-<br />
Transporter Typ 2 (SGLT2) im proximalen Tubulus<br />
entkommt, wird anschließend durch den Natrium-<br />
Glukose-Transporter Typ 1 (SGLT1) im weiter<br />
distalen proximalen Tubulus reabsorbiert. Unter<br />
normalen Bedingungen werden 97 % der filtrierten<br />
Glukose durch SGLT2 (Abbildung 4) und die restlichen<br />
3 % durch SGLT1 reabsorbiert [14].<br />
Unter normalen (nicht diabetischen) Bedingungen<br />
führt das NaCl, welches bis zur Macula<br />
densa gelangt, zu einer Spaltung von Adenosin-Triphosphat<br />
(ATP) zu Adenosin, welches ein<br />
Va sokonstriktor ist und damit zu einem Grundtonus<br />
des Vas afferens führt (Abbildung 4). Kommt<br />
es unter normalen Bedingungen zu Hypotension,<br />
wird das Angebot von NaCl an die Macula densa<br />
sowie die Spaltung von ATP zu Adenosin reduziert<br />
und durch die Reduktion des Vasokonstriktors<br />
Adenosin das glomeruläre Vas afferens weniger<br />
konstringiert. Daraufhin nehmen renale Perfusion<br />
und GFR zu [14].<br />
Bei Diabetikern mit normaler Nierenfunktion findet<br />
im proximalen Tubulus wegen des dort höheren<br />
Glukoseangebots eine verstärkte Aktivität des<br />
12
SGLT2 mit Reabsorption von Natrium und Glukose<br />
aus dem Urin statt, was zu einem verminderten<br />
Angebot an Natrium an die Macula densa und<br />
folglich zu einer Dilatation des in das Glomerulum<br />
ziehenden Vas afferens führt (Abbildung 5).<br />
Inhibitoren des Natrium-Glukose-<br />
Kotransporters Typ 2 (SGLT2-I)<br />
Durch Blockade des SGLT2 im proximalen Tubulus<br />
der Niere hat die Therapie mit SGLT2-I eine<br />
verminderte Glukosereabsorption und damit eine<br />
Glukosurie, einen Energieverlust sowie eine osmotische<br />
Diurese zur Folge. Außer zu einem Gewichtsverlust<br />
kommt es zu einem Verlust von Natrium<br />
und damit zur Senkung des Blutdrucks sowie des<br />
bei Niereninsuffizienten deutlich gesteigerten kardiovaskulären<br />
Risikos [8].<br />
Die Ausscheidung von Glukose mit dem Urin<br />
ist nicht nur abhängig von der Serum-Glukosekonzentration,<br />
sondern auch von der GFR. Deshalb<br />
ist der Effekt der SGLT2-I bei Einschränkung<br />
der Nierenfunktion reduziert. Es ist anzunehmen,<br />
dass bei Therapie mit SGLT2-I die höhere<br />
Natriumkonzen tration im Urin über die Macula<br />
densa und den tubuloglomerulären Feedback<br />
(TGF) zu einer Engstellung des glomerulären Vas<br />
afferens und damit zur Protektion der Nieren führt<br />
[15] (Abbildung 6).<br />
Bei Beginn der Therapie mit SGLT2-I kann es zu<br />
einer vorübergehenden Einschränkung der Nierenfunktion<br />
kommen, welche außer mit der Engstellung<br />
des glomerulären Vas afferens auch mit der durch<br />
die SGLT2-Inhibition induzierten osmotischen<br />
Diurese und der folgenden Reduktion des Plasmavolumens<br />
assoziiert ist. Deshalb sollte die Nierenfunktion<br />
vor und nach Beginn dieser Behandlung<br />
bestimmt werden. Bei Patienten, deren eGFR auf<br />
NEUE AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE NIERE<br />
CONFERENCES<br />
Die Hemmung des SGLT2 auf -Zellen des Pankreas<br />
fördert Glukagon-Hypersekretion, welche eine<br />
grundlegende Komponente der Ketoazidose ist.<br />
Durch vermehrtes Erscheinen von Natrium im distalen<br />
Tubulus (z. B. bei Therapie mit SGLT2-I) kann<br />
es über den tubulären Natrium-Monocarboxylat-<br />
Transporter-1 zur vermehrten Keton-Reabsorption<br />
aus dem Urin kommen.<br />
Die Kombination einer incretinbasierten Therapie<br />
mit SGLT2-I könnte zu einer Besserung des<br />
Glukosestoffwechsels und der Nierenfunktion führen,<br />
die über die Vorteile der einzelnen Medikamentengruppen<br />
hinaus reichen: GLP1-RA könnten<br />
eine vermehrte Nahrungsaufnahme infolge langdauernder<br />
Therapie mit SGLT2-I unterdrücken und<br />
so Folgen für renale Hämodynamik, Natriurese,<br />
Blutdruck und LDL-Cholesterin aufweisen.<br />
Referenzen:<br />
1. Gabriëls G. Diabetestherapie bei chronischer Niereninsuffizienz.<br />
Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2018;47:<br />
589–607.<br />
2. Reno C, Litvin M, Clark A, Fisher S. Defective counterregulation<br />
and hypoglycemia unawareness in diabetes:<br />
Mechanisms and emerging treatments. Endocrinol Metab<br />
Clin North Am 2013;42:15–38.<br />
3. Ly J, Marticorena R, Donnelly S. Red blood cell survival in<br />
chronic renal failure. Am J Kidney Dis 2004;44:715–719.<br />
4. Nauck M, Meier J, Cavender M, et al. Cardiovascular<br />
Actions and Clinical Outcomes With Glucagon-Like<br />
Peptide-1 Receptor Agonists and Dipeptidyl Peptidase-4<br />
Inhibitors. Supplemental Material. Circulation<br />
2017;136:849–870.<br />
5. Girardi A, Degray B, Nagy T, et al. Association of Na + -H +<br />
Exchanger Isoform NHE3 and Dipeptidyl Peptidase IV in<br />
the Renal Proximal Tubule. J Biol Chem 2001;276:46671–<br />
46677.<br />
6. Skov J. Effects of GLP-1 in the Kidney. Rev Endocr Metab<br />
Disord 2014;15:197–207.<br />
7. Muskiet M, Tonneijck L, Smits M, et al. GLP-1 and the kidney:<br />
from physiology to pharmacology and outcomes in<br />
diabetes. Nat Rev Nephrol 2017;13:605–628.<br />
8. Inzucchi S, Bergenstal R, Buse J, et al. Management of<br />
hyperglycaemia in type 2 diabetes, 2015: a patient-centred<br />
approach. Update to a position statement of the<br />
American Diabetes Association and the European<br />
Association for the Study of diabetes. Diabetologia<br />
2015;58:429–442.<br />
9. Holman R, Bethel M, Mentz R, et al. EXSCEL Study Group.<br />
Effects of Once-Weekly Exenatide on Cardiovascular Outcomes<br />
in Type 2 Diabetes. NEJM 2017;377:1228–1239.<br />
10. Marso S, Daniels G, Brown-Frandsen K, et al.; LEADER<br />
Steering Committee; LEADER Trial Investigators. Liraglutide<br />
and Cardiovascular Outcomes in Type 2 Diabetes.<br />
NEJM 2016;375:311–322.<br />
11. Jacobsen L, Hindsberger C, Robson R, Zdravkovic M. Effect<br />
of renal impairment on the pharmacokinetics of the GLP-1<br />
analogue liraglutide. Br J Clin Pharmacol 2009;68:898–<br />
905.<br />
12. Copley K, McCowen K, Hiles R, et al. Investigation of<br />
exenatide elimination and its in vivo and in vitro degradation.<br />
Curr Drug Metab 2006;367–374.<br />
13. Hahr A, Molitch M. Management of diabetes mellitus in<br />
patients with chronic kidney disease. Clin Diabetes Endocrinol<br />
2015;2.<br />
14. Heerspink H, Perkins B, Fitchett D, et al. Sodium Glucose<br />
Cotransporter 2 Inhibitors in the Treatment of Diabetes<br />
Mellitus. Circulation 2016;134:752–772.<br />
15. Cherney D, Perkins B, Soleymanlou N, et al. Renal hemodynamic<br />
effect of sodium-glucose cotransporter 2 inhibition<br />
in patients with type 1 diabetes mellitus. Circulation<br />
2014;129:587–597.<br />
16. Zinman B, Wanner C, Lachin JM, et al.; EMPA-REG<br />
OUTCOME Investigators. Empagliflozin, Cardiovascular<br />
Outcomes, and Mortality in Type 2 Diabetes. NEJM<br />
2015;373:2117–2128.<br />
17. Neal B, Perkovic V, Mahaffey KW, et al.; CANVAS Program<br />
Collaborative Group. NEJM 2017; 377: 644–657.<br />
18. Wanner C, Inzucchi SE, Lachin JM, Fitchett D, et al.;<br />
EMPA-REG OUTCOME Investigators. Empagliflozin and<br />
Progression of Kidney Disease in Type 2 Diabetes. NEJM<br />
2016;375:323–334.<br />
Prof. Dr. med. Gert Gabriëls<br />
Universitätsklinikum Münster<br />
Medizinische Klinik D, <strong>Nephrologie</strong> und Rheumatologie<br />
Albert-Schweitzer-Straße 33, 48149 Münster<br />
14
NEWS<br />
Nierentransplantation:<br />
Mindestmengenregelung ist widersinnig<br />
Am 3. Juni meldete die Bertelsmann-Stiftung,<br />
dass fast 40 % der Krankenhäuser die Mindestmengenregelung<br />
für schwere, planbare Operationen<br />
nicht einhalten [1], was ein hohes<br />
Medieninteresse erzeugte. Die Deutsche Gesellschaft<br />
für <strong>Nephrologie</strong> (DGfN) hat diesen Anlass<br />
genutzt, um erneut auf die Widersinnigkeit und<br />
Unzulänglichkeit der Mindestmengenregelung<br />
bei der Nierentransplantation hinzuweisen.<br />
<strong>Transplantation</strong>szentren müssen jährlich mindestens<br />
25 Nierentransplantationen durchführen. Erfüllen<br />
sie diese Vorgabe nicht, laufen sie Gefahr, dass<br />
im Folgejahr vorgenommene Nierentransplantationen<br />
nicht mehr vergütet werden, das <strong>Transplantation</strong>szentrum<br />
geschlossen wird und viele Patienten,<br />
die sich in der Vorbereitung bzw. auf der Warteliste<br />
befinden, sich plötzlich neue Ansprechpartner in<br />
einer weiter entfernten Stadt suchen müssen. Denn<br />
im Gegensatz zu „rein chirurgischen“ planbaren Eingriffen<br />
wie Hüft-OPs etc. gehören zur Nierentransplantation<br />
eine oft jahrelange Vorbereitung und eine<br />
lebenslange Nachbetreuung. Eine <strong>Transplantation</strong><br />
lässt sich daher nicht mit solchen OPs vergleichen.<br />
Die DGfN verweist auf die Widersinnigkeit einer<br />
Mindestmengenregelung im Bereich der Nierentransplantation.<br />
Grundlage der Einführung einer Mindestmengenregelung<br />
muss sein, dass es sich um planbare<br />
Eingriffe handelt, bei denen die Qualität des Behandlungsergebnisses<br />
nachweislich von der Menge der<br />
erbrachten Leistungen abhängt. Und beides ist bei der<br />
Nierentransplantation nicht der Fall: Die <strong>Transplantation</strong><br />
eines postmortalen Spenderorgans ist nicht<br />
planbar, ein Organ steht nicht „mit Vorankündigung“<br />
zur Verfügung, stattdessen muss es binnen weniger<br />
Stunden nach Entnahme transplantiert werden.<br />
Dem nächsten passenden Nierenpatienten auf der<br />
Warteliste, dem das Organ zusteht, erreicht immer<br />
unerwartet, oft auch mitten in der Nacht, der Anruf,<br />
dass er sich sofort in die Klinik zu begeben hat und<br />
die Operation ansteht. Es handelt sich bei der Nierentransplantation<br />
also um keine planbare Operation.<br />
Auch das zweite Kriterium, dass das Behandlungsergebnis<br />
von der Menge der in einem Krankenhaus<br />
durchgeführten Eingriffe abhängig sein muss, ist bei<br />
der Nierentransplantation nicht erfüllt: Im Qualitätssicherungsbericht<br />
des Instituts für Qualitätssicherung<br />
und Transparenz im Gesundheitswesen<br />
(IQTIG) [2] zeichnet sich sogar klar das Gegenteil ab:<br />
Das Drei-Jahres-Transplantatversagen lag bei den<br />
großen Zentren (über 20 <strong>Transplantation</strong>en) im Jahr<br />
2017 bei 6,52 % und bei den kleinen Zentren (unter<br />
20 <strong>Transplantation</strong>en) bei 5,56 %. Ein Jahr nach<br />
<strong>Transplantation</strong> funktionierten in kleinen Zentren<br />
noch alle transplantierten Spendernieren, bei den<br />
Zentren mit einer höheren Zahl an <strong>Transplantation</strong>en<br />
95,7 %. Die kleinen Zentren schnitten also keinesfalls<br />
schlechter, sondern sogar besser ab.<br />
Bereits im Dezember 2017 haben die Deutsche<br />
<strong>Transplantation</strong>sgesellschaft (DTG), die DGfN und<br />
die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin<br />
(DGIM) eine gemeinsame Stellungnahme an den<br />
Gemeinsamen Bundesausschuss gerichtet, in der<br />
sie detailliert darlegten, warum eine Mindestmengenregelung<br />
bei Leber- und Nierentransplantationen<br />
nicht zulässig und auch unzulänglich ist.<br />
„Im Bereich der Nierentransplantation entbehrt<br />
die Mindestregelung jeder juristischen Grundlage<br />
und setzt darüber hinaus Fehlanreize. Ergebnis-<br />
Qualität und nicht Masse muss das zentrale Kriterium<br />
sein“, erklärt der DGfN-Pressesprecher,<br />
Professor Dr. Jan C. Galle. „Wir fordern daher<br />
erneut die Abschaffung der Mindestmengenregelung<br />
bei der Nierentransplantation.“<br />
Referenzen<br />
1. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/<strong>2019</strong>/juni/40-prozent-der-kliniken-operieren-ohne-die-mindestmengen-einzuhalten<br />
2. https://iqtig.org/downloads/auswertung/2017/ntx/QSKH_<br />
NTX_2017_BUAW_V02_2018-08-01.pdf S. 52 und 56<br />
Quelle: DGfN<br />
CONFERENCES News<br />
15
sHPT<br />
„Ich gebe Etelcalcetid, …<br />
im Gespräch mit Dr. Eike Wrenger, Prof. Helmut Reichel, Prof. Frank Strutz, und Dipl.-Med. Heike Martin<br />
©Shutterstock/hywards<br />
EDUCATION<br />
Seit Juni 2017 ist Etelcalcetid, das erste und einzige i.v.-Calcimimetikum, für die Therapie des sekundären<br />
Hyperparathyreoidismus (sHPT) bei Hämodialysepatienten in Deutschland verfügbar. Die Therapie des sHPT<br />
ist komplex und stellt im klinischen Alltag häufig eine Herausforderung dar. Calcimimetika sind eine effiziente<br />
Therapieoption, um die Patienten leitliniengerecht zu therapieren. Sie senken das Parathormon sehr<br />
effektiv, außerdem das Serumphosphat, Serumcalcium und FGF23. Eine Limitation von Cinacalcet, dem bis<br />
2017 einzig verfügbaren Calcimimetikum, ist die orale Gabe. Diese erfordert eine gute Adhärenz, die, gerade<br />
wenn gastrointestinale Nebenwirkungen auftreten, häufig nicht besteht. Die fehlende Therapietreue führte<br />
daher häufig zu einem schlecht eingestellten sHPT mit z.T. deutlich von den in den Leitlinien [1] angegebenen<br />
Zielkorridoren abweichenden Laborwerten. Die intravenöse Darreichungsform von Etelcalcetid ist daher<br />
ein großer Vorteil, aber Etelcalcetid hat noch weitere Vorteile gegenüber Cinacalcet. Wir sprachen mit vier<br />
erfahrenen Experten und fragten, warum sie ihren Patienten Etelcalcetid verschreiben.<br />
16
sHPT<br />
… weil es einfach anzuwenden ist und eine flexible PTH-Einstellung ermöglicht.“<br />
Dr. med. Eike Wrenger, Langenhagen<br />
Herr Wrenger, Etelcalcetid wird i.v. gegeben. Die<br />
Gabe bedeutet einen kleinen Mehraufwand, wie<br />
motivieren Sie Ihr Team?<br />
Der Mehraufwand für das Pflegepersonal ist<br />
meines Erachtens relativ gering. Die intravenösen<br />
Gaben am Ende der <strong>Dialyse</strong> sind bei unserem Pflegepersonal<br />
etabliert, weil wir Erythropoetin bei <strong>Dialyse</strong>patienten<br />
gern i.v. applizieren und letztlich ist die<br />
Gabe von Etelcalcetid über die venöse Rückgabe<br />
auch nicht besonders kompliziert oder zeitaufwändig.<br />
Hinzu kommt, dass nicht alle <strong>Dialyse</strong>patienten<br />
eine Calcimimetika-Therapie benötigen, die<br />
„Extra-Applikation“ gegen Ende der <strong>Dialyse</strong> also<br />
nicht bei allen notwendig ist. Das Pflegepersonal<br />
nimmt bei uns an den Visiten teil und weiß, warum<br />
eine bestimmte Therapie bei einem bestimmten<br />
Patienten erforderlich ist. Wenn es dann miterlebt,<br />
dass die Behandlung Wirkung zeigt, die Laborwerte<br />
also gut einstellt sind, ist das ein Erfolgserlebnis,<br />
das eine intrinsische Motivation schafft. Man<br />
nimmt gern etwas Aufwand in Kauf, wenn man<br />
weiß, dass man den Patienten damit hilft.<br />
Was ist bei der Gabe von Etelcalcetid zu beachten?<br />
Wie integrieren Sie die Applikation im Praxisalltag?<br />
Das Wesentliche, was man beachten muss, ist,<br />
dass Etelcalcetid am Ende der <strong>Dialyse</strong> mit der Rückgabe<br />
des venösen Blutes gegeben wird. Wenn man<br />
einmal weiß, wie es geht, ist das ganz einfach und<br />
geht auch schnell von der Hand. Der Hersteller hat<br />
sehr gut verständliches Bildmaterial zur Anleitung<br />
für das Pflegepersonal zur Verfügung gestellt, die<br />
ich in unser praxiseigenes Qualitätsmanagementsystem<br />
eingepflegt habe, auf das unsere Schwestern<br />
und Pfleger jederzeit Zugriff haben. Außerdem<br />
muss noch die Kühlkette beachtet werden, was<br />
aber bei uns kein Problem ist. Wir haben in allen<br />
einzelnen <strong>Dialyse</strong>-Einheiten Kühlschränke, das<br />
erspart dem Pflegepersonal lange Wege.<br />
Welche Vorteile der i.v.-Gabe sehen Sie im Hinblick<br />
auf Dosisanpassung/Titration des Medikaments?<br />
Die Empfehlung lautet, die Therapie mit 3x5 mg<br />
zu initiieren. Bei einem rechtzeitigen Therapiestart<br />
kommt man bei einigen Patienten aber auch mit<br />
3x2,5 mg aus – und bei Bedarf kann man dann<br />
auch immer wieder schrittweise hochtitrieren. Das<br />
erlaubt ein einfaches und schnelles therapeutisches<br />
„Finetuning“, was mit einer oralen Therapie<br />
in der Form gar nicht geht, u.a. auch, weil man<br />
letztlich nicht weiß, ob und in welcher Dosis der<br />
Patient die Tabletten überhaupt eingenommen hat.<br />
Die schnelle, passgenaue Tritration macht die Therapie<br />
außerdem kosteneffektiver.<br />
Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />
Etelcalcetid?<br />
Ich gebe Etelcalcetid, weil es einfach anzuwenden<br />
ist und eine flexible PTH-Einstellung<br />
er möglicht. Darüber hinaus haben wir kein Problem<br />
mit Fragen der Therapietreue, sondern wissen,<br />
was und wie viel verabreicht wurde. Diese Zuverlässigkeit<br />
ist bei einer Tablettentherapie niemals<br />
gegeben.<br />
EDUCATION<br />
17
sHPT<br />
… weil es gut verträglich ist und es nicht zu Wechsel wirkungen mit anderen<br />
Medikamenten kommen kann.“<br />
Prof. Dr. med. Helmut Reichel, Villingen-Schwenningen<br />
EDUCATION<br />
Herr Professor Reichel, eine Limitation der Calcimimetikatherapie<br />
waren häufig gastrointestinale<br />
Beschwerden. Welchen Eindruck haben Sie<br />
im klinischen Alltag mit Etelcalcetid gewonnen,<br />
wie verträglich ist die i.v.-Substanz?<br />
Wir haben nun fast zwei Jahre Erfahrung mit<br />
Etelcalcetid in der Praxisroutine und meine subjektive<br />
Beobachtung ist, dass das Medikament<br />
keine oder nur wenige gastrointestinale Nebenwirkungen<br />
hervorruft. Das macht schon einen<br />
erheblichen Unterschied zu Cinacalcet. Die Hoffnung<br />
war ja auch, dass sich das i.v.-Präparat als<br />
verträglicher erweist, jedoch hatte die Head-to-<br />
Head-Studie [5] diesbezüglich enttäuscht. Möglicherweise<br />
hatte das Studiendesign zu einem<br />
Überreporting geführt, die Patienten wurden<br />
mehrmals täglich nach Nebenwirkungen gefragt<br />
– anders kann ich mir die Diskrepanz zwischen<br />
Studienergebnis und unserer Erfahrung in der<br />
Praxis kaum erklären.<br />
Beide Calcimimetika, Cinacalcet wie Etelcal cetid,<br />
senken den Calciumspiegel. Wie bewerten Sie<br />
diese Nebenwirkung?<br />
Es gibt einige Patienten, bei denen der Calciumspiegel<br />
nach Initiierung einer Calcimimetikatherapie<br />
deutlich abfällt. Somit ist es unbedingt<br />
erforderlich, nach Beginn der Therapie den Calciumspiegel<br />
zu monitorisieren, wie es auch die Fachinformationen<br />
[6, 7] vorsehen. Milde Hypocalcämien<br />
verlaufen in der Regel nicht symptomatisch. Die<br />
Open-Label-Extension-Studie [8] hat auch gezeigt,<br />
dass das Calcium im Verlauf der Therapie nicht weiter<br />
abfällt, sondern sich nach zwei, drei Monaten<br />
stabilisiert bzw. wieder steigt. Pathogenetisch ist<br />
das damit zu erklären, dass ein Hungry-Bone-Syndrom<br />
ausgelöst wird und Calcium in die Knochen<br />
eingebaut wird. Dieses ist aber in der Regel selbstlimitierend.<br />
Stichwort Polymedikation: <strong>Dialyse</strong>patienten<br />
müssen viele Tabletten einnehmen. Welche Vorteile<br />
hat die i.v.-Therapie jenseits der Adhärenz-<br />
Thematik?<br />
Dadurch, dass das Etelcalcetid proteolytisch<br />
abgebaut wird und nicht über Zytrochrome ist<br />
das Potenzial für medikamentöse Interaktionen<br />
sehr viel geringer bzw. nahezu nicht vorhanden.<br />
Es gibt kein bekanntes Risiko für eine pharmakokinetische<br />
Wechselwirkung mit Etelcalcetid. In vitro<br />
hat Etelcalcetid CYP-Enzyme weder inhibiert noch<br />
induziert oder wurde durch sie abgebaut. Auch das<br />
spricht letztlich für die i.v.-Therapie mit Etelcalcetid,<br />
denn bei Cinacalcet hingegen sind eine Reihe<br />
an Interaktionen bekannt, unter anderem auch mit<br />
Medikamenten, die bei diesen <strong>Dialyse</strong>patienten<br />
auch eingesetzt werden. Bekannte Beispiele sind<br />
u.a. Metoprolol, ein Betablocker oder verschiedenen<br />
Psychopharmaka.<br />
Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />
Etelcalcetid?<br />
Ich gebe Etelcalcetid, weil es gut verträglich<br />
ist und es nicht zu Wechselwirkungen mit anderen<br />
Medikamenten kommen kann. Darüber hinaus<br />
entlastet die i.v.-Gabe die Patienten und stellt die<br />
Adhärenz sicher.<br />
18
sHPT<br />
… weil es wirksam ist und zu einer anhaltenden Senkung der wichtigsten sHPT-<br />
Parameter führt.“<br />
Prof. Dr. med. Frank Strutz, Wiesbaden<br />
Herr Professor Strutz, wie beurteilen Sie das<br />
Potenzial von Etelcalcetid, alle Parameter des<br />
sHPT leitliniengerecht zu behandeln?<br />
Etelcalcetid senkt alle relevanten Parameter des<br />
sHPT. Andere nicht calcimimetische sHPT-Therapien,<br />
damit meine ich vor allem Vitamin-D-Analoga,<br />
senken zwar auch das Parathormon (PTH) ab,<br />
aber führen zu einem Anstieg des Serumphosphats<br />
und des Serumcalciums. Letzteres soll laut KIDIGO-<br />
Leitlinien zur CKD-MBD [1] jedoch vermieden werden,<br />
da Hypercalcämien mit einem höheren Risiko<br />
für Gefäßkalzifikationen einhergehen.<br />
Wie schätzen Sie die Effizienz der Calcimimetikatherapie<br />
hinsichtlich klinischer Effekte ein?<br />
Die ADVANCE-Studie [2] hat schon vor knapp<br />
zehn Jahren eine Reduktion der Kalzifikation an<br />
den Klappen, also Aorten- und Mitralklappen, unter<br />
Calcimimetikatherapie mit dem früheren oralen<br />
Cinacalcet gezeigt. Ein klinischer Effekt zeichnete<br />
sich meines Erachtens auch in der EVOLVE-Studie<br />
[3] ab – trotz ihres ebenfalls negativen Ergebnisses,<br />
was u.a. daran lag, dass der Altersdurchschnitt in der<br />
Verumgruppe ein Jahr höher war. Die BONAFIDE -<br />
Studie [4] brachte dann noch ein weiteres sehr<br />
überzeugendes Argument für die Behandlung mit<br />
einem Calcimimetikum: Im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />
war die Knochenhistologie nach einjähriger<br />
Therapie deutlich verbessert.<br />
nicht unterlegen war – im Gegenteil, es war sogar<br />
effizienter: 232 von 340 (68,2 %) <strong>Dialyse</strong>patienten<br />
der Etelcalcetid-Gruppe erreichten einen Rückgang<br />
der mittleren PTH-Konzentration im Serum<br />
um mindestens 30 % gegenüber dem Ausgangswert<br />
in den Wochen 20–27, während es in der<br />
Cinacalcet-Gruppe 198 von 343 Patienten (57,7 %)<br />
waren. Hinsichtlich der Nebenwirkungsrate gab es<br />
im Rahmen der Studie keine bedeutsamen Unterschiede.<br />
Interessanterweise bestätigt sich dies im<br />
klinischen Alltag nicht, im Gegenteil. Unter Etelcalcetid<br />
beobachten wir kaum Nebenwirkungen.<br />
Ein höheres Hypocalcämierisiko, das unter beiden<br />
Calcimimetika zu beobachten ist, lässt sich durch<br />
regelmäßige Calciumkontrollen gut in den Griff<br />
bekommen.<br />
Welchen Vorteil bietet Etelcalcetid im Vergleich<br />
zu Cinacalcet im Hinblick auf die Therapieeffizienz,<br />
welche wesentlichen Erkenntnisse ziehen Sie<br />
aus der Head-to-Head-Studie?<br />
Etelcalcetid greift an der extrazellulären Domäne<br />
des calciumsensitiven Rezeptors an und weist als<br />
größeres Molekül gegenüber Cinacalcet eine längere<br />
Halbwertszeit auf. Die Head-to-Head-Studie<br />
[5] hatte gezeigt, dass Etelcalcetid gegenüber dem<br />
oralen Präparat im Hinblick auf die PTH-Senkung<br />
Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />
Etelcalcetid?<br />
Ich gebe Etelcalcetid, weil es wirksam ist und zu<br />
einer anhaltenden Senkung der wichtigsten sHPT-<br />
Parameter führt. Die i.v.-Darreichungsform gewährleistet<br />
darüber hinaus eine 100%ige Adhärenz<br />
und letztlich erreichen wir dadurch eine Kostenersparnis.<br />
Die Barmer-Krankenkasse beispielsweise<br />
schreibt derzeit Nephrologen an und bittet sie, Etelcalcetid<br />
statt Cinacalcet einzusetzen.<br />
EDUCATION<br />
19
sHPT<br />
… weil es die Therapietreue sicherstellt und eine wirtschaftliche sHPT-Therapie<br />
gewährleistet.“<br />
Dipl.-Med. Heike Martin, Zwickau<br />
Frau Dipl.-Med. Martin, Cinacalcet wird oral<br />
– Etelcalcetid i.v. gegeben. Was ist für Sie der<br />
Hauptvorteil der i.v.-Gabe?<br />
Wir können Patienten von Tabletten entlasten.<br />
<strong>Dialyse</strong>patienten müssen durchschnittlich 15–20<br />
Tabletten täglich einnehmen und jede einzelne<br />
schwächt die Therapietreue. Je höher die Tablettenzahl,<br />
desto geringer die Adhärenz. Auch kann<br />
durch die i.v.-Gabe eine kontinuierliche Therapie<br />
sichergestellt werden, denn manchmal vergessen<br />
Patienten, sich rechtzeitig ein neues Rezept ausstellen<br />
zu lassen und unterbrechen die Behandlung.<br />
Daher verschreiben wir allen Patienten, wenn<br />
die Indikation für ein Calcimimetikum besteht, das<br />
i.v.-Präparat. Ich denke, gerade bei einer hochpreisigen<br />
Therapie sind wir Ärzte auch in der Verantwortung,<br />
sicherzustellen, dass die Therapie beim<br />
Patienten wirklich ankommt.<br />
der Therapietreue und die Möglichkeit der unmittelbaren<br />
Dosisanpassung. Der Patient erhält, was<br />
er zum jeweiligen Zeitpunkt braucht, nicht mehr,<br />
nicht weniger – und wir wissen, dass die i.v.-Gabe<br />
in jedem Fall ankommt.<br />
EDUCATION<br />
Warum ist die intravenöse Therapie wirtschaftlicher?<br />
Das liegt zum einen daran, dass wir eine viel<br />
bessere Steuerbarkeit in der Dosis haben und auch<br />
unmittelbar reagieren können. Wenn beispielsweise<br />
bei einem Patienten aufgrund eines guten<br />
Therapieansprechens eine Dosisreduktion erfolgen<br />
kann, kann die mit der nächsten Gabe umgesetzt<br />
werden. Bei der oralen Therapie ist das hingegen oft<br />
ein Problem. Wenn ich erst kürzlich eine Packung<br />
60 mg Cinacalcet verschrieben habe, möchte man<br />
schließlich nicht, dass die halbe Packung weggeschmissen<br />
wird. Mit der i.v.-Therapie kommt es<br />
nicht zu solchen Restbeständen. Hinzu kommt<br />
noch in Punkto Wirtschaftlichkeit, dass unter der<br />
Therapie das Serumcalcium abfällt, was uns einen<br />
„Calciumpuffer“ verschafft. Der macht es möglich,<br />
dass wir Patienten calciumhaltige Phosphatbinder<br />
verschreiben können, die deutlich günstiger<br />
sind als die calciumfreien Präparate. Der wohl<br />
wesentliche Faktor für ist aber die Sicherstellung<br />
Therapietreue ist letztlich immer auch von<br />
Nebenwirkungen abhängig. Wie sind Ihre Beobachtungen<br />
zur Verträglichkeit von Etelcalcetid<br />
im Vergleich zu Cinacalcet?<br />
Wir behandeln mittlerweile sehr viele Patienten<br />
mit Etelcalcetid und bislang hat keiner dieser<br />
Patienten Magen-Darm-Probleme gemeldet, dabei<br />
verschreiben wir auch höhere Dosen. Natürlich ist<br />
es so, dass eine orale Therapie, die Nebenwirkungen<br />
auslöst, häufig von den Patienten stillschweigend<br />
weggelassen wird. Man kann davon ausgehen, dass<br />
gastrointestinale Beschwerden durchaus die Einnahmetreue<br />
bei Cinacalcet beeinträchtigt haben.<br />
Kurz zusammengefasst – warum verschreiben Sie<br />
Etelcalcetid?<br />
Ich gebe Etelcalcetid, weil es die Therapietreue<br />
sicherstellt und eine wirtschaftliche sHPT-Therapie<br />
gewährleistet. Wir können die Dosis bedarfsgenau<br />
anpassen und wissen, dass der Patient optimal versorgt<br />
ist.<br />
20
sHPT<br />
Literatur<br />
1. Ketteler M, Floege J. Update 2017 der KDIGO-Leitlinie zu den<br />
Störungen des Mineral-und Knochenhaushalts bei chronischer<br />
Nierenerkrankung. Deutsche Übersetzung. Der Nephrologe<br />
2017; 12 (6): 433-437<br />
2. Raggi P, Chertow GM, Torres PU et al. The ADVANCE study: a<br />
randomized study to evaluate the effects of cinacalcet plus<br />
low-dose vitamin D on vascular calcification in patients on<br />
hemodialysis. Nephrol Dial Transplant 2011; 26 (4): 1327-39<br />
3. EVOLVE Trial Investigators, Chertow GM, Block GA, Correa-<br />
Rotter R et al. Effect of cinacalcet on cardiovascular disease<br />
in patients undergoing dialysis. N Engl J Med 2012; 367 (26):<br />
2482-94<br />
4. Behets GJ, Spasovski G, Sterling LR et al. Bone histomorphometry<br />
before and after long-term treatment with cinacalcet<br />
in dialysis patients with secondary hyperparathyroidism. Kidney<br />
Int 2015; 87 (4): 846-56<br />
5. Block GA, Bushinsky DA, Cheng S et al. Effect of Etelcalcetide<br />
vs Cinacalcet on Serum Parathyroid Hormone in Patients<br />
Receiving Hemodialysis With Secondary Hyperparathyroidism:<br />
A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017; 317 (2): 156-164<br />
6. Fachinformation Mimpara® 30 mg/60 mg/90 mg Filmtabletten.<br />
Stand: Juli <strong>2019</strong>. Abrufbar unter: https://fachkreise.<br />
amgen.de/downloads/f/1/111/mimpara_30_60_90_mg_<br />
filmtabletten.pdf<br />
7. Fachinformation Parsabiv® 2,5 mg/5 mg/10 mg Injektionslösung.<br />
Stand: Februar <strong>2019</strong>. Abrufbar unter https://fachkreise.<br />
amgen.de/downloads/f/1/840/parsabiv-25_5_10-mg-injektionsloesung_<strong>2019</strong>02.pdf<br />
8. [Bushinsky DA, Chertow GM, Cheng S et al. One-year safety<br />
and efficacy of intravenous etelcalcetide in patients on hemodialysis<br />
with secondary hyperparathyroidism. Nephrol Dial<br />
Transplant <strong>2019</strong> Mar 11 [Epub ahead of print]<br />
Kurzinformation:<br />
Mimpara® 30 mg/60 mg/90 mg Filmtabletten. Mimpara® 1 mg/2,5 mg/5 mg<br />
Granulat zur Entnahme aus Kapseln. Wirkstoff: Cinacalcet. Zusammensetzung:<br />
Arzneilich wirksamer Bestandteil: Mimpara® Filmtablette: 1 Filmtablette enthält<br />
30 mg/60 mg/90 mg Cinacalcet (als Hydrochlorid). Sonstige Bestandteile:<br />
Jede 30 mg/60 mg/90 mg Tablette enthält 2,74 mg/5,47 mg/8,21 mg Lactose;<br />
Tablettenkern: vorverkleisterte Stärke (Mais), mikrokristalline Cellulose, Povidon,<br />
Crospovidon, Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid; Tablettenfilm:<br />
Carnaubawachs, Opadry II grün, Opadry klar. Mimpara® Granulat zur Entnahme<br />
aus Kapseln: Jede Kapsel enthält 1 mg/2,5 mg/5 mg Cinacalcet (als Hydrochlorid).<br />
Sonstige Bestandteile: Granulat: vorverkleisterte Stärke (Mais), mikrokristalline<br />
Cellulose, Povidon, Crospovidon, amorphes Siliciumdioxid. Kapsel:<br />
Druckfarbe: Eisen(II,III)-oxid; Schellack, Propylenglycol. 1 mg Kapsel: Gelatine,<br />
Eisen(III)-hydroxid-oxid x H 2O (E 172), Indigocarmin (E 132), Titandioxid (E<br />
171). 2,5 mg Kapsel: Gelatine, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H 2O (E 172), Titandioxid<br />
(E 171). 5 mg Kapsel: Gelatine, Indigocarmin (E 132), Titandioxid (E 171).<br />
Anwendungsgebiete: Sekundärer Hyperparathyreoidismus bei Erwachsenen:<br />
Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus (HPT) bei erwachsenen<br />
dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz; sekundärer<br />
Hyperparathyreoidismus bei Kindern und Jugendlichen: Behandlung des<br />
sekundären Hyperparathyreoidismus (HPT) bei dialysepflichtigen Kindern mit<br />
terminaler Niereninsuffizienz im Alter von 3 Jahren und älter, deren sekundärer<br />
HPT mit einer Standardtherapie nicht ausreichend kontrolliert werden kann.<br />
Mimpara kann als Teil eines therapeutischen Regimes angewendet werden, das<br />
je nach Bedarf Phosphatbinder und/oder Vitamin D umfassen kann. Nebenschilddrüsenkarzinom<br />
und primärer Hyperparathyreoidismus bei Erwachsenen:<br />
Verminderung von Hyperkalzämie bei erwachsenen Patienten mit Nebenschilddrüsenkarzinom;<br />
mit primärem HPT, bei denen eine Parathyreoidektomie aufgrund<br />
der Serumcalciumspiegel (wie in den relevanten Behandlungsrichtlinien<br />
definiert) angezeigt wäre, jedoch klinisch nicht angebracht oder kontraindiziert<br />
ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der<br />
sonstigen Bestandteile, Hypokalzämie. Nebenwirkungen: sehr häufig: Übelkeit<br />
und Erbrechen (i. d. R. mild bis mäßig und vorübergehend); häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen<br />
(einschließlich Angioödem und Urtikaria), Anorexie,<br />
verminderter Appetit, Krampfanfälle, Schwindel, Parästhesien, Kopfschmerzen,<br />
Hypotonie, Infektion der oberen Atemwege, Dyspnoe, Husten, Dyspepsie,<br />
Diarrhö, Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, Obstipation, Hautausschlag,<br />
Myalgie, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen, Asthenie, Hypokalzämie, Hyperkaliämie,<br />
verminderte Testosteronwerte; Häufigkeit nicht bekannt: Verschlechterung<br />
der Herzinsuffizienz (bei Patienten mit beeinträchtigter kardialer Funktion),<br />
QT-Verlängerung und ventrikuläre Arrhythmien infolge einer Hypokalzämie.<br />
Weitere Angaben: s. Fach- und Gebrauchsinformation. Verschreibungspflichtig.<br />
Stand der Information: Juli <strong>2019</strong>. AMGEN Europe B.V., 4817 ZK Breda, Niederlande<br />
(örtlicher Vertreter Deutschland: AMGEN GmbH, 80992 München)<br />
Kurzinformation:<br />
Parsabiv® 2,5 mg/5 mg/10 mg Injektionslösung. Wirkstoff: Etelcalcetid.<br />
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Jeder Verdachtsfall<br />
einer Nebenwirkung sollte gemeldet werden. Zusammensetzung:<br />
Arzneilich wirksamer Bestandteil: Jede Durchstechflasche enthält 2,5 mg/5<br />
mg/10 mg Etelcalcetid (als Hydrochlorid) in 0,5 ml/1 ml/2 ml Lösung. Jeder ml<br />
enthält 5 mg Etelcalcetid. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Bernsteinsäure,<br />
Wasser für Injektionszwecke, Salzsäure (zur pH-Wert-Einstellung),<br />
Natriumhydroxid (zur pH-Wert-Einstellung). Anwendungsgebiet: Parsabiv®<br />
wird angewendet zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus<br />
(sHPT) bei erwachsenen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (chronic<br />
kidney disease, CKD), die sich einer Hämodialysetherapie unterziehen.<br />
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der<br />
sonstigen Bestandteile. Die Behandlung mit Parsabiv® sollte nicht eingeleitet<br />
werden, wenn das korrigierte Serumcalcium unter der unteren Grenze des<br />
Normbereiches liegt. Nebenwirkungen: Sehr häufig: verringerte Calciumspiegel<br />
im Blut, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Muskelkrämpfe. Häufig: Hypokalzämie,<br />
Hyperkaliämie, Hypophosphatämie, Kopfschmerzen, Parästhesie,<br />
Verschlechterung der Herzinsuffizienz, QT Verlängerung, Hypotonie, Myalgie.<br />
Gelegentlich: Krämpfe. Nicht bekannt: Überempfindlichkeitsreaktionen<br />
(einschließlich Anaphylaxie). Weitere Angaben: s. Fach- und Gebrauchsinformation.<br />
Verschreibungspflichtig. Stand der Information: Februar <strong>2019</strong>.<br />
AMGEN Europe B.V., 4817 ZK Breda, Niederlande (örtlicher Vertreter<br />
Deutschland: AMGEN GmbH, 80992 München)<br />
Die Interviews führte Frau Dr. Bettina Albers.<br />
Mit freundlicher Unterstützung der Firma AMGEN GmbH.<br />
DE-P-416-0919-077659<br />
EDUCATION<br />
21
THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />
Initiale Evaluation eines Patienten<br />
mit TMA<br />
Bernd Schröppel, Ulm<br />
© Science Photo Library/DNA Illustrations<br />
CONFERENCES<br />
Dieser Artikel beschreibt die Evaluation von Patienten<br />
mit mikroangiopathischer hämolytischer Anämie<br />
(MAHA) und Thrombozytopenie bei unklarer<br />
Ätiologie, mit dem Ziel die primären Syndrome rasch<br />
von anderen sich ähnlich präsentierenden systemischen<br />
Erkrankungen zu unterscheiden (Tabelle 1).<br />
Thrombotische Mikroangiopathie (TMA) beschreibt<br />
eine Gruppe von Erkrankungen, die sich durch eine<br />
nicht immune hämolytische Anämie, Thrombozytopenie<br />
und ischämische Organschädigung präsentieren.<br />
Nicht alle MAHA entstehen durch eine TMA, aber fast<br />
alle TMA verursachen eine MAHA mit Thrombozytopenie<br />
[1]. Eine systemische TMA führt durch ätiologische<br />
heterogene Erkrankungen über einen Endothelzellschaden<br />
zu Thromben und Entzündung in den kleinen<br />
Blutgefäßen. Diese pathologischen Prozesse können<br />
alle lebenswichtigen Organe betreffen, am häufigsten<br />
jedoch die Nieren, das zentrale Ner vensystem und den<br />
Gastrointestinaltrakt (Abbildung 1) [2].<br />
Zu den primären TMA-Syndromen zählen im<br />
Wesentlichen die thrombotisch thrombopenische<br />
Purpura (TTP), das shigatoxinverursachte hämolytische<br />
urämische Syndrom (STEC-HUS) und die<br />
komplementvermittelte TMA, das sogenannte atypische<br />
HUS (Tabelle 1). Der Begriff „aHUS“ wurde<br />
historisch bei einem hämolytischen urämischen<br />
Syndrom ohne assoziierte Diarrhö verwendet und<br />
beschreibt heute eine komplementvermittelte TMA.<br />
Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO)<br />
hat kürzlich eine Klassifikation der TMA vorgestellt,<br />
die auf den Triggerfaktoren basiert und die zugrundeliegende<br />
Ursache benennt [3]. Das primäre aHUS<br />
wird durch eine Störung im Komplementsystem<br />
(durch Mutationen oder Antikörper) verursacht [4].<br />
Diese Patienten benötigen häufig einen oder häufiger<br />
mehrere komplementverstärkende Trigger für<br />
die klinische TMA-Manifestation [5, 6] (Tabelle 1).<br />
„Starke“ TMA-Trigger können auch ohne identifizierbares<br />
genetisches Risiko (sekundäre TMA) zu<br />
einem HUS führen.<br />
Die thrombotische Mikroangiopathie ist eine auf<br />
die Gesamtpopulation gesehen seltene Erkrankung.<br />
Ergebnisse einer in Deutschland durchgeführten<br />
22
THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />
prospektiven Erhebung an 22 Zentren mit 232<br />
Patienten zeigten, dass das aHUS mit einer relativen<br />
Inzidenz von 61 % die häufigste TMA darstellte,<br />
während TTP und STEC-HUS in 13 % und<br />
6 % der Patienten diagnostiziert wurden [6].<br />
Wie wird die Diagnose gestellt?<br />
Aufgrund des oft akuten und dramatischen<br />
Krankheitsbeginns hilft für eine schnelle Diagnose<br />
ein striktes diagnostisches Schema [3]. Die<br />
klinische Diagnose von aHUS wird durch den Ausschluss<br />
anderer TMA gestützt. Klinische Zeichen<br />
und Symptome können jedoch nicht zuverlässig die<br />
zugrundeliegende Ursache der TMA bestimmen [6].<br />
Das Vorliegen einer Diarrhö erlaubt keine sichere<br />
Diskriminierung zwischen aHUS and STEC-HUS, da<br />
bei 30 % der Patienten mit aHUS eine Diarrhö oder<br />
Gastroenteritis vorliegt und sich 5 % der STEC-HUS<br />
Fälle ohne Diarrhö präsentieren [7].<br />
Eine schwere Hypertonie kann mit einer TMA<br />
assoziiert sein. Die Unterscheidung zwischen primärer<br />
TMA mit daraus resultierender Hypertonie<br />
und maligner Hypertonie mit nachfolgender<br />
sekundärer TMA ist oft schwierig [8]. Bei Letzterem<br />
wird sich bei den meisten Patienten die Nierenfunktion<br />
und MAHA nach Blutdrucktherapie rasch<br />
bessern [2].<br />
Laboruntersuchungen: Die initiale Basisdiagnostik<br />
ist in Tabelle 2 aufgeführt. Eine detaillierte<br />
Anamnese und körperliche Untersuchung erlauben<br />
zusätzliche gezielte Laboruntersuchungen.<br />
Eine MAHA manifestiert sich durch Anämie, Retikulozytose,<br />
LDH-Erhöhung und Schistozyten. Es<br />
gibt keinen unteren Grenzwert des Schistozytenanteils<br />
anhand dessen eine TMA ausgeschlossen<br />
werden kann, ein Anteil von über 1 % spricht<br />
bei entsprechender Klinik für eine TMA [9]. Nach<br />
der Diagnose einer TMA, liegt der Fokus darauf,<br />
die zugrundeliegenden Ursachen zu finden. Eine<br />
Tabelle 1: Einteilung thrombotischer Mikroangiopathien (TMA). Modifiziert nach [2].<br />
Primäre TMA (genetisch)<br />
• aHUS mit Komplement-Genmutation<br />
• TTP mit ADAMTS13-Mutation<br />
• de novo nach Organtransplantation<br />
• Schwangerschaft<br />
• DGKE-TMA<br />
• Cobalamindefizienz<br />
Sekundäre TMA*<br />
• nach Knochenmarkstransplantation<br />
• schwere Hypertonie<br />
• Medikamente (Immunreaktion/Toxizität)<br />
• Vitamin-B12-Mangel<br />
• Tumorerkrankungen<br />
• Autoimmunerkrankungen (SLE; Sklerodermie<br />
etc.)<br />
• HELLP<br />
• mit glomerulärer Erkrankung (IgA-Nephropathie,<br />
ANCA-GN, C3GN, andere)<br />
Reihe systemischer Erkrankungen (z. B. Infektions-,<br />
Autoimmun- und Tumorerkrankungen) können<br />
eine MAHA/Thrombozytopenie verursachen und<br />
müssen von einer primären TMA unterschieden<br />
werden (Tabelle 1).<br />
Eine Untersuchung auf STEC-HUS sollte unabhängig<br />
von gastrointestinalen Symptomen bei allen<br />
Patienten mit aHUS erfolgen. Ein dringlicher und kritischer<br />
Test ist die Bestimmung der ADAMTS13-Akti-<br />
Primäre TMA (erworben)<br />
• aHUS mit FH-Antikörper<br />
• TTP mit ADAMTS13-Autoantikörper<br />
Infektion-assoziierte TMA*<br />
• STEC-HUS<br />
• EBV<br />
• CMV<br />
• HIV<br />
• H1N1<br />
• Pneumokokken<br />
• andere<br />
*In einigen Fällen kann die genannte Erkrankung oder ein Trigger eine primäre komplementvermittelte<br />
TMA auslösen.<br />
Abk.: ADAMTS13, a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif, member 13;<br />
aHUS, atypical hemolytic uremic syndrome; C3G, C3 Glomerulopathy; DGKE, gene encoding diacylglycerol<br />
kinase; HELLP, syndrome of hemolysis, elevated liver enzymes, and low platelets; STEC, shiga toxin–<br />
producing Escherichia coli.<br />
Tabelle 2: Initiale Laboruntersuchungen zur Differenzialdiagnose der thrombotischen<br />
Mikroangiopathie. Modifiziert nach [1].<br />
Laboruntersuchung<br />
Hämatologie<br />
Klinische Chemie<br />
Urin<br />
Koagulation<br />
Virologie und Mikrobiologie<br />
Immunologie<br />
Schwangerschaftstest (für Frauen im<br />
gebärfähigen Alter)<br />
Parameter<br />
Komplettes Differenzialblutbild, Retikulozyten,<br />
Beurteilung des Schistozytenanteils<br />
Kreatinin, LDH, Haptoglobin, antinukleäre<br />
Antikörper<br />
Urinanalyse, Proteinausscheidung<br />
INR, PTT, Fibrinogen, D-Dimere<br />
Shiga-Toxin im Stuhl, Blutkultur, HIV,<br />
Hepatitis B/C<br />
Coombs-Test, ADAMTS13-Aktivität/Inhibitor<br />
Beta-HCG<br />
CONFERENCES<br />
23
THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />
Thrombozytopenie<br />
(
THROMBOTISCHE MIKROANGIOPATHIEN<br />
bozyten >30.000/µl und/oder Serumkreatinin<br />
>1,8 mg/dl ist ein schwerer ADAMTS13-Mangel<br />
allerdings unwahrscheinlich.<br />
Interessenkonflikt<br />
Prof. Dr. Schröppel erhielt Honorare als Berater und/oder Vorträge<br />
von AMGEN, Alexion Pharmaceuticals, Vifor Pharma,<br />
Pfizer, Novartis, Sanofi, Astellas Pharma sowie Honorare für<br />
Studienunterstützung (Drittmittel) von Sanofi und Pfizer.<br />
Referenzen<br />
1. Bommer M, Wolfle-Guter M, Bohl S, Kuchenbauer F. The<br />
differential diagnosis and treatment of thrombotic microangiopathies.<br />
Dtsch Arztebl Int 2018; 115(19): 327–34.<br />
2. Brocklebank V, Wood KM, Kavanagh D. Thrombotic microangiopathy<br />
and the kidney. Clin J Am Soc Nephrol 2018; 13(2):<br />
300–17.<br />
3. Goodship TH, Cook HT, Fakhouri F et al.; Conference Participants.<br />
Atypical hemolytic uremic syndrome and C3 glomerulopathy:<br />
conclusions from a “Kidney Disease: Improving<br />
Global Outcomes” (KDIGO) Controversies Conference. Kidney<br />
Int 2017; 91(3): 539–51.<br />
4. Fakhouri F, Zuber J, Frémeaux-Bacchi V, Loirat C. Haemolytic<br />
uraemic syndrome. Lancet 2017; 390(10095): 681–96.<br />
5. Schaefer F, Ardissino G, Ariceta G et al.; Global aHUS Registry.<br />
Clinical and genetic predictors of atypical hemolytic<br />
uremic syndrome phenotype and outcome. Kidney Int 2018;<br />
94(2): 408–18.<br />
6. Schönermarck U, Ries W, Schröppel B et al. Relative incidence<br />
pf thrombotic thrombocytopnic purpura and hemolytic uraemic<br />
syndrome in clinically suspected cases of thrombotic<br />
mircroangiopathy. Clincal Kidney Journal <strong>2019</strong>; 1–9.<br />
7. Gerber A, Karch H, Allerberger F et al. Clinical course and<br />
the role of shiga toxin-producing Escherichia coli infection<br />
in the hemolytic-uremic syndrome in pediatric patients,<br />
1997–2000, in Germany and Austria: a prospective study. J<br />
Infect Dis 2002; 186(4): 493–500.<br />
8. Timmermans SAMEG, Abdul-Hamid MA, Vanderlocht J et<br />
al.; Limburg Renal Registry. Patients with hypertensionassociated<br />
thrombotic microangiopathy may present with<br />
complement abnormalities. Kidney Int 2017; 91(6): 1420–5.<br />
9. Laurence J, Haller H, Mannucci PM et al. Atypical hemolytic<br />
uremic syndrome (aHUS): essential aspects of an accurate<br />
diagnosis. Clin Adv Hematol Oncol 2016; 14 Suppl 11(11): 2–15.<br />
10. Scully M, Hunt BJ, Benjamin S et al.; British Committee for<br />
Standards in Haematology. Guidelines on the diagnosis and<br />
management of thrombotic thrombocytopenic purpura and<br />
other thrombotic microangiopathies. Br J Haematol 2012;<br />
158(3): 323–35.<br />
11. Bendapudi PK, Hurwitz S, Fry A et al. Derivation and external<br />
validation of the PLASMIC score for rapid assessment of<br />
Prof. Dr. med. Bernd Schröppel<br />
bernd.schroeppel@uniklinik-ulm.de<br />
adults with thrombotic microangiopathies: a cohort study.<br />
Lancet Haematol 2017; 4(4): e157–64.<br />
12. Nester CM, Barbour T, de Cordoba SR et al. Atypical aHUS:<br />
State of the art. Mol Immunol 2015; 67(1): 31–42.<br />
13. Taylor CM, Machin S, Wigmore SJ, Goodship TH; working<br />
party from the Renal Association, the British Committee for<br />
Standards in Haematology and the British <strong>Transplantation</strong><br />
Society. Clinical practice guidelines for the management of<br />
atypical haemolytic uraemic syndrome in the United Kingdom.<br />
Br J Haematol 2010; 148(1): 37–47.<br />
14. Fremeaux-Bacchi V, Fakhouri F, Garnier A et al. Genetics and<br />
outcome of atypical hemolytic uremic syndrome: a nationwide<br />
French series comparing children and adults. Clin J Am<br />
Soc Nephrol 2013; 8(4): 554–62.<br />
15. Noris M, Caprioli J, Bresin E et al. Relative role of genetic<br />
complement abnormalities in sporadic and familial aHUS<br />
and their impact on clinical phenotype. Clin J Am Soc Nephrol<br />
2010; 5(10): 1844–59.<br />
16. Bruel A, Kavanagh D, Noris M et al. Hemolytic uremic syndrome<br />
in pregnancy and postpartum. Clin J Am Soc Nephrol<br />
2017;12(8): 1237–47.<br />
17. Alberti M, Valoti E, Piras R et al. Two patients with history<br />
of STEC-HUS, posttransplant recurrence and complement<br />
gene mutations. Am J Transplant 2013; 13(8): 2201–6.<br />
Prof. Dr. med. Bernd Schröppel<br />
Klinik für Innere Medizin I, Sektion <strong>Nephrologie</strong><br />
Universitätsklinikum Ulm<br />
Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />
CONFERENCES<br />
25
NEWS<br />
Linagliptin verbessert bei Patienten<br />
mit Diabetes die Albuminurie, hat aber<br />
keinen Einfluss auf die eGFR und das<br />
kardiovaskuläre Risiko<br />
In der CARMELINA-Studie zeigten fast 10 % aller<br />
Patienten mit Diabetes bereits zu Studienbeginn<br />
eine Proteinurie im nephrotischen Bereich. Dies<br />
war mit einer hohen Inzidenz an kardiovaskulären<br />
Erkrankungen sowie Nierenfunktionsstörungen<br />
verbunden; Linagliptin konnte diese sekundäre<br />
Krankheitslast nicht senken. Das antidiabetisch<br />
wirkende Medikament verminderte zwar bei<br />
allen Patienten die Albuminurie und das HbA1c,<br />
konnte jedoch über einen Zeitraum von 2,2 Jahren<br />
das kardiovaskuläre Risiko nicht beeinflussen.<br />
Auch die glomeruläre Filtrationsrate (eGFR)<br />
wurde durch Linagliptin nicht verbessert.<br />
CONFERENCES News<br />
Der Diabetes mellitus trägt signifikant zur Prävalenz<br />
der chronischen Niereninsuffizienz (CKD,<br />
chronic kidney disease) bei. Das ERA-EDTA-Register<br />
zeigt, dass fast ein Viertel (23 %) aller Patienten,<br />
die im Jahr 2016 mit einer <strong>Dialyse</strong> beginnen mussten,<br />
einen Diabetes als Grunderkrankung hatten.<br />
Das Ziel der Studie, deren Ergebnisse im Juni <strong>2019</strong><br />
auf dem ERA-EDTA-Kongress in Budapest präsentiert<br />
wurden, war die Untersuchung des Potenzials<br />
von Linagliptin (LINA), eines oral wirksamen<br />
DPP4-Inhibitors, auf die Senkung der Belastung<br />
durch CKD und kardiovaskuläre Komplikationen,<br />
die als Sekundärphänomene bei Diabetespatienten<br />
auftreten. Nur wenige Wochen zuvor war der<br />
Nachweis gelungen, dass die SGLT2-Inhibitoren,<br />
eine andere Medikamentenklasse zur Behandlung<br />
des Diabetes, das Fortschreiten der CKD in dieser<br />
Patien tenpopulation verlangsamen können.<br />
DPP4-Inhibitoren<br />
Die Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)<br />
werden gewöhnlich im zweiten oder dritten Schritt<br />
bei Patienten mit Diabetes Typ 2 verschrieben, die<br />
nicht ausreichend auf konventionelle Arzneimittel<br />
wie Metformin ansprechen. DPP4-Inhibitoren<br />
Studienleiter Professor Dr. Christoph Wanner aus Würzburg<br />
betonte: „Die CARMELINA-Studie zeigt erneut, eine bestimmte<br />
Untergruppe an Diabetespatienten braucht dringend eine<br />
Behandlung, die die Outcomes verbessert – denn die Prognose<br />
dieser Patienten ist wirklich schlecht. Eine Proteinurie im<br />
nephrotischen Bereich könnte dabei ein guter Marker sein,<br />
um solche Patienten zu stratifizieren. Mein Rat wäre, solche<br />
Patienten bevorzugt mit einem SGLT2-Inhibitor zu behandeln.“<br />
blockieren das Enzym DPP4, das Inkretine abbaut.<br />
Inkretine stimulieren die Insulinproduktion, und<br />
auf diesem Weg führt eine Medikation mit DPP4-<br />
Inhibitoren zu einer Senkung des Blutzuckers.<br />
„Aber haben die DPP4-Inhibitoren auch positive<br />
Auswirkungen auf die Niere und das Herz-Kreislaufsystem?<br />
Können sie diese Sekundärfolgen des<br />
Diabetes verhindern? Das wollten wir in unserer<br />
Studie herausfinden“, erklärt der Studienleiter Professor<br />
Dr. Christoph Wanner.<br />
26
NEWS<br />
CARMELINA-Studie<br />
Die randomisierte, doppelblind durchgeführte<br />
Multicenterstudie CARMELINA verglich Linagliptin<br />
in einer Dosierung von 5 mg mit Placebo,<br />
beides zusätzlich zur Standardtherapie. Untersucht<br />
wurden Patienten mit Typ-2-Diabetes und Herz-<br />
Kreislauf- und/oder Nierenerkrankung. Die Studie<br />
analysierte die kardiorenale Krankheitslast und die<br />
Auswirkungen der Medikation auf die Outcomes<br />
im Bereich Herz-Kreislauf, eGFR und Albuminurie<br />
bei Studienteilnehmern mit bzw. ohne Proteinurie<br />
im nephrotischen Bereich (definiert als UACR<br />
≥2.200 mg/g zu Studienbeginn).<br />
Von insgesamt 6.979 randomisierten Studienteilnehmern<br />
zeigten 646 bei Aufnahme in die Studie<br />
eine Proteinurie im nephrotischen Bereich. Ihr<br />
Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse war erhöht,<br />
die Outcomes bezüglich der Niere deutlich verschlechtert:<br />
Teilnehmer mit Proteinurie im nephrotischen<br />
Bereich schon zu Studienbeginn erlebten<br />
eine dreimal stärkere Verschlechterung der eGFR<br />
im Laufe der Studie.<br />
Bezüglich der Unterschiede im HbA1c über die<br />
gesamte Studiendauer zeigten sich Vorteile für<br />
die Behandlung mit Linagliptin (–0,36 %). Hier<br />
bestand kein Unterschied zwischen Patienten,<br />
die zu Studienbeginn eine Proteinurie im nephrotischen<br />
Bereich gehabt hatten und solchen, bei<br />
denen das nicht der Fall war. Unter den Patienten<br />
mit Linagliptin verbesserte sich ein prozentual<br />
höherer Anteil und erreichte eine Normoalbuminurie<br />
oder eine Reduktion der Albumin-zu-Kreatinin-Ratio<br />
im Urin um ≥50 % im Vergleich zum<br />
Ausgangswert – unabhängig vom Status der Proteinurie<br />
im nephrotischen Bereich. Allerdings unterschied<br />
sich die Verschlechterung der eGFR über die<br />
Studiendauer nicht zwischen den beiden Gruppen<br />
(–6,51/Jahr unter Linagliptin vs. –7,07/Jahr unter<br />
Placebo). Die medikamentöse Behandlung konnte<br />
das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse<br />
(3-Punkt-MACE) nicht beeinflussen (Hazard Ratio<br />
[HR] 1,02; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,89–1,17),<br />
ebenso wenig die kardiovaskuläre Mortalität (HR<br />
0,96 [95 %-KI 0,81–1,14]) oder die Hospitalisierungen<br />
aus jeglichem Grunde (HR 0,93 [95 %-KI<br />
0,85–1,00]), und zwar bei Patienten mit oder ohne<br />
Proteinurie im nephrotischen Bereich.<br />
Fazit<br />
„Linagliptin kann das HbA1c und die Albuminurie<br />
effektiv vermindern, aber dies hat keine<br />
Verbesserung der kardialen oder renalen Outcomes<br />
zur Folge. Der Diabetes wird kontrolliert<br />
und die Albuminurie gestoppt, aber ein sonstiger<br />
klinischer Nutzen lässt sich nicht belegen. Allerdings<br />
zeigt die Studie eindeutig: Eine bestimmte<br />
Untergruppe an Diabetespatienten braucht dringend<br />
eine Behandlung, die die Outcomes verbessert,<br />
eine Proteinurie im nephrotischen Bereich<br />
könnte dabei ein guter Marker sein, um solche<br />
Patienten zu stratifizieren. Mein Rat wäre, solche<br />
Patienten bevorzugt mit einem SGLT2-Inhibitor<br />
zu behandeln, oder die SGLT2-Hemmung mit der<br />
DPP4-Hemmung zu kombinieren. Für die SGLT2-<br />
Inhibitoren konnte gezeigt werden, dass sie nicht<br />
nur den Diabetes kontrollieren, sondern gleichzeitig<br />
effektiv das renale und kardiovaskuläre Risiko<br />
senken [2]”, fasst der Studienleiter Professor<br />
Wanner zusammen.<br />
Referenzen<br />
1. Wanner C et al. Effects on kidney outcomes in patients<br />
with nephrotic range proteinuria: Insights from CARME-<br />
LINA. LBCT Abstract ERA-EDTA Congress <strong>2019</strong>, Budapest.<br />
2. Perkovic V et al. Canagliflozin and renal outcomes in type<br />
2 diabetes and nephropathy. New England Journal <strong>2019</strong>;<br />
15 Apr. [Epub ahead of print].<br />
Quelle: ERA-EDTA, Budapest, 14. Juni <strong>2019</strong>.<br />
CONFERENCES News<br />
27
WHAT IS THE LINK?<br />
The lung, the heart, and the kidney<br />
Robert Bals, Homburg<br />
© Science Photo Library / DNA Illustrations<br />
Erkrankungen des Herzens, der Niere und der Lunge sind Volkskrankheiten und treten oft zusammen auf:<br />
Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, chronische Nierenkrankheit (CKD) und chronisch obstruktive Lungenkrankheit<br />
(COPD). Zahlreiche Daten zeigen, dass sich die Erkrankungen gegenseitig beeinflussen und<br />
Multimorbidität zu erhöhter Sterblichkeit und schnellerer Progression der Einzelkrankheiten führt.<br />
CONFERENCES<br />
Herz und Niere sind eng in ihren Krankheitsmechanismen<br />
verbunden und beeinflussen sich<br />
gegenseitig [1]. Auch gibt es zahlreiche Studien,<br />
die zeigen, dass Herz und Lungen in ihrer Pathophysiologie<br />
eng verbunden sind. So konnten wir<br />
in der COSYCONET-Studie zeigen, dass bei Patienten<br />
mit COPD überzufällig häufig eine periphere<br />
arterielle Verschlusskrankheit auftritt [2]. Die<br />
COSYCONET-Studie ist die deutsche COPD-Kohortenstudien<br />
im Asthma- und COPD-Kompetenznetz<br />
[3]. Interessanterweise fand sich bei Patienten mit<br />
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (einer genetischen<br />
Veranlagung für die frühe Entwicklung einer COPD)<br />
ein verringertes Risiko für kardiovaskuläre Komorbiditäten<br />
[4]. Das Zusammentreffen von COPD<br />
und kardiovaskulären Krankheiten führt zu einer<br />
deutlichen Reduktion der Lebensqualität [5]. Für<br />
die Verbindung zwischen COPD und CKD gibt es<br />
nur wenige Daten.<br />
Eine Analyse der Daten der COSYCONET-Studie<br />
zeigt, dass zirka 10 % der Patienten mit einer COPD<br />
auch eine CKD aufweisen. Die Patienten mit COPD<br />
und CKD haben schlechtere Lebensqualität und leiden<br />
zusätzlich an weiteren Komorbiditäten. Eine<br />
28
WHAT IS THE LINK?<br />
Regressionsanalyse zeigte auch, dass das Vorliegen<br />
einer CKD ein unabhängiger Faktor für ein erhöhtes<br />
Mortalitätsrisiko ist.<br />
Die Frage nach dem mechanistischen Zusammenhang<br />
der Multimorbidität (common soil) ist<br />
weitgehend unklar. Seit einigen Jahren steht das<br />
Konzept der systemischen Entzündung in der Diskussion.<br />
In eigenen Daten aus der COSYCONET-<br />
Studie finden sich bei etwa 20 % der Patienten<br />
mit einer COPD erhöhte systemische Entzündungswerte.<br />
Diese Pa tienten weisen eine erhöhte<br />
Prävalenz von kardiorenalen Komorbiditäten, eine<br />
erhöhe Sterblichkeit, vermehrt Symptomatik und<br />
eingeschränkte kardiopulmonale Leistungsfähigkeit<br />
auf. Wie genau eine systemische Entzündung<br />
zustande kommt, ist nicht in den Einzelheiten<br />
geklärt, verschiedene Ansätze bieten sich an:<br />
••<br />
gemeinsame Risikofaktoren (Rauchen) führt zu<br />
einer Entzündungsreaktion,<br />
••<br />
Entzündung findet sich als zentraler Prozess bei<br />
all den genannten Krankheiten,<br />
••<br />
lokale Entzündung breitet sich systemisch aus<br />
(overspill). Ob diese Mechanismen nur bei einem<br />
Teil der Betroffenen von Relevanz sind, lässt sich<br />
aktuell nicht abschätzen.<br />
Auch finden sich bei Herz-, Nieren- und Lungenerkrankungen<br />
erhöhte Konzentrationen von<br />
bakteriellem Endotoxin (Lipopolysaccharid, LPS) im<br />
Blut. Dieses systemische vorkommende Endotoxin<br />
kann Entzündungsvorgänge an zahlreichen Endorganen<br />
modulieren. Die genauen Mechanismen<br />
oder die Quelle des LPS sind bislang unklar.<br />
Fazit<br />
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Robert Bals<br />
robert.bals@uks.eu<br />
Zusammenfassend zeigt sich, dass Erkrankungen<br />
der Lunge, des Herzens und der Niere oft zusammen<br />
auftreten. Auch wenn die Mechanismen der<br />
Wechselwirkung noch weitgehend unklar sind,<br />
unterstreicht diese Multimorbidität die Notwendigkeit<br />
einer besonderen Aufmerksamkeit bei der<br />
Diagnostik und der Therapie.<br />
Referenzen<br />
1. McAlister FA, Ezekowitz J, Tonelli M, Armstrong PW. Renal<br />
insufficiency and heart failure: prognostic and therapeutic<br />
implications from a prospective cohort study. Circulation<br />
2004; 109(8): 1004–9.<br />
2. Houben-Wilke S, Jorres RA, Bals R et al. Peripheral artery<br />
disease and its clinical relevance in patients with chronic<br />
obstructive pulmonary disease in the COPD and systemic<br />
consequences-comorbidities network study. Am J Respir<br />
Crit Care Med 2017; 195(2): 189–97.<br />
3. Karch A, Vogelmeier C, Welte T et al. The German COPD<br />
cohort COSYCONET: Aims, methods and descriptive analysis<br />
of the study population at baseline. Respiratory<br />
Medicine 2016; 114: 27–37.<br />
4. Fahndrich S, Biertz F, Karch A et al. Cardiovascular risk in<br />
patients with alpha-1-antitrypsin deficiency. Respir Res<br />
2017; 18(1): 171.<br />
5. Black-Shinn JL, Kinney GL, Wise AL et al. Cardiovascular<br />
disease is associated with COPD severity and reduced<br />
functional status and quality of life. COPD 2014; 11(5):<br />
546–51.<br />
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Robert Bals<br />
Klinik für Innere Medizin V, Universität des Saarlandes<br />
Kirrbergerstraße 1, 66421 Homburg<br />
CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />
29
THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />
Bedeutung für Entstehung und Progress<br />
Dominik Rath und Meinrad Gawaz, Tübingen<br />
© Brain light/Alamy Stock Foto<br />
Bereits seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die Hyperlipidämie einen der bedeutendsten Risikofaktoren für<br />
Entstehung und Progress der koronaren Herzerkrankung (KHK) darstellt. Die aktuellen Leitlinien der europäischen<br />
Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfehlen eine Therapie mit Statinen bei allen KHK-Patienten,<br />
sofern keine Kontraindikationen vorliegen [1]. Der Progress der KHK scheint wesentlich davon abhängig zu<br />
sein, wie lange die Hyperlipidämie schon besteht und wie ausgeprägt diese ist [2].<br />
CONFERENCES<br />
Im Verlauf des Lebens sind die Arterien atherosklerotischen<br />
Veränderungen unterworfen, welche<br />
auch die Ausbildung lipidreicher Plaques beinhalten.<br />
Die Plaques wachsen in der Regel kontinuierlich<br />
und führen allmählich zu einer Gefäßverengung<br />
und somit am Herzen zur KHK. Besonderes Augenmerk<br />
liegt auf der „vulnerablen“ Plaque, welche<br />
oft kaum stenosierend wirkt, jedoch auf Grund<br />
der Rupturgefahr häufig zum akuten Myokardinfarkt<br />
sowie zum plötzlichen Herztod führt. Diese<br />
Plaques weisen charakteristischerweise eine dünne<br />
fibröse Kappe (
THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />
LDL<br />
Lipide<br />
CXCR4<br />
CXCL12/SDF-1<br />
CXCR7<br />
oxLDL<br />
Mitochondrien<br />
Oxidierte Lipide<br />
Reaktive<br />
Sauerstoffspezies<br />
Ceramide/Diacylglycerin/<br />
Sphingomyelin<br />
Phospholipide/<br />
Phospholipaseprodukte<br />
Thrombozytenaktivierung<br />
Thromboinflammation<br />
Thrombozyten-Lipid-Interaktion: Die Interaktion von Thrombozyten mit Plasmalipiden trägt wesentlich zur Progression der Atherosklerose<br />
bei. Plasmalipide wie LDL und oxLDL führen zur Thrombozytenaktivierung. Plasmalipide werden von Thrombozyten aktiv aufgenommen.<br />
Dieser Prozess wird über die SDF-1/CXCR4/CXCR7-Achse reguliert. Nach Aufnahme der Plasmalipide in die Thrombozyten, werden diese<br />
durch Oxidation sowie Peroxidation modifiziert. Dieser Vorgang wird zum Teil über reaktive Sauerstoffspezies aus den Mitochondrien<br />
reguliert. Die so entstandenen Veränderungen im thrombozytären Lipidom verstärkten die prothrombotische sowie proinflamma torische<br />
Aktivität der Thrombozyten.<br />
nachgewiesen. Thrombozyten akkumulieren am Ort<br />
von Gefäß- und Gewebeläsionen und interagieren<br />
mit einer Vielzahl von umgebenden Zielzellen wie<br />
zum Beispiel Monozyten, Lymphozyten oder Endothelzellen.<br />
Durch direkte Interaktionen mit Zielzellen<br />
über spezifische Adhäsionsrezeptoren wie zum<br />
Beispiel Integrine, Selektine oder immunoglobulinähnliche<br />
Rezeptoren und durch Freisetzung<br />
von Entzündungsmediatoren wie zum Beispiel<br />
Wachstumsfaktoren und Chemokinen beeinflussen<br />
Thrombozyten wesentliche Zellfunktionen in ihrer<br />
unmittelbaren Umgebung (Micro environment). Als<br />
Konsequenz bündeln Thrombozyten am Ort der<br />
Gewebe-/Gefäßverletzung zelluläre und humorale<br />
Faktoren, steuern wesentliche Aspekte der<br />
Zellfunktion wie Chemotaxis, Migration, Apoptose/Survival,<br />
Differenzierung und Wachstum<br />
und regulieren dadurch Umbau- und Reparaturvorgänge<br />
und letztendlich Organfunktion. Thrombozyten<br />
bilden durch Interaktionen mit zellulären/<br />
humoralen Faktoren somit eine zentrale (patho-)<br />
physiologische Schaltstelle (Thrombozytosom) bei<br />
einer Vielzahl von Erkrankungen [4].<br />
Thrombozytäres Lipidom<br />
Ein relativ neues Forschungsfeld beschäftigt<br />
sich mit den in Thrombozyten enthaltenen Lipiden<br />
(thrombozytäres Lipidom) sowie deren Teilnahme<br />
am Lipidstoffwechsel. Es ist davon auszugehen,<br />
dass die Zusammensetzung des thrombozytären<br />
Lipidoms den Progress der KHK und auch die<br />
Entstehung vulnerabler Plaques begünstigt. Es ist<br />
bekannt, dass eine hyperlipidämische Stoffwech-<br />
CONFERENCES<br />
31
THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />
CONFERENCES<br />
Prof. Dr. med. Meinrad Gawaz<br />
meinrad.gawaz@med.uni-tuebingen.de<br />
Dr. med. Dominik Rath<br />
dominik.rath@med.uni-tuebingen.de<br />
sellage Thrombozytenaktivierung sowie Thrombose<br />
fördert [5–7]. Low-density Lipoprotein (LDL)/<br />
oxidiertes LDL (oxLDL) führt zu einer vermehrten<br />
thrombozytären Thrombinausschüttung und einer<br />
verstärkten Plättchenaktivierung. Folglich induziert<br />
LDL/oxLDL die Thrombusformation sowohl ex<br />
als auch in vivo. Aktivierte Thrombozyten nehmen<br />
oxLDL auf. Sind Thrombozyten mit oxLDL beladen,<br />
wirken sie aktivierend auf das Endothel und vermindern<br />
die endotheliale Regeneration. Des Weiteren<br />
induzieren sie vermehrte Schaumzellbildung.<br />
Daher trägt thrombozytäres oxLDL zu Inflammationsprozessen<br />
in Gefäßen bei und fördert den Fortschritt<br />
der Atherosklerose [8]. Des Weiteren kann<br />
oxLDL das thrombozytäre Chemokinprofil beeinflussen.<br />
Die CXCL12/CXCR4/CXCR7-Achse scheint<br />
in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu<br />
spielen. C-X-C motif chemokine 12 (CXCL12) wird<br />
von Thrombozyten bei KHK-Patienten verstärkt<br />
exprimiert. Die thrombozytären CXCL12-Konzentrationen<br />
sind beim akuten Koronarsyndrom (ACS)<br />
im Vergleich zur stabilen KHK nochmals deutlich<br />
erhöht [9]. Die CXCL12-Rezeptoren CXCR4 sowie<br />
CXCR7 sind dynamischen Regulationsvorgängen<br />
unterworfen. Bindet CXCL12 an CXCR4 auf<br />
Thrombozyten, so werden, vereinfacht gesagt, der<br />
CXCL12/CXCR4-Komplex internalisiert und CXCR7<br />
an die Thrombozytenoberfläche externalisiert [10].<br />
Thrombozytäres CXCL12/CXCR4/CXCR7 korreliert<br />
auf unterschiedliche Weise mit thrombozytärem<br />
oxLDL. CXCL12-Stimulation führt zu einer vermehrten<br />
thrombozytärer LDL/oxLDL-Aufnahme, während<br />
eine CXCR4/CXCR7-Blockade selbiges vermindert.<br />
Außerdem können lipidbeladene Thrombozyten die<br />
Schaumzellbildung über CXCL12 fördern [11, 12].<br />
Ein Modell zur Entstehung des Myokardinfarktes<br />
könnte somit, beruhend auf gängigen Modellen,<br />
folgendermaßen aussehen: LDL/oxLDL wird von<br />
aktivierten Thrombozyten aufgenommen. Diese<br />
Thrombozyten haften an geschädigtem Endothel<br />
an. Über Sekretion von CXCL12 werden Monozyten<br />
zum Areal der Endothelschädigung rekrutiert. Apoptotische<br />
Thrombozyten werden von Mono zyten<br />
phagozytiert. Monozyten wandern, nach Phagozytose<br />
von lipidbeladenen Thrombozyten, in die<br />
Gefäßwand ein. Aus Monozyten entstehen Makrophagen.<br />
CXCL12 fördert wiederum die Bildung von<br />
Schaumzellen. Somit entsteht eine atheroskleroti-<br />
32
THROMBOZYTÄRES LIPIDOM UND KHK<br />
sche Plaque, welche im Verlauf an Größe zunimmt,<br />
sich wie oben beschrieben gegebenenfalls zu einer<br />
vulnerablen Plaque entwickelt, rupturiert und als<br />
direkte Folge zu einem Myokardinfarkt führt. Im<br />
Thrombozyten sind zahlreiche Lipide vorhanden,<br />
welche wiederum unterschiedliche Konzentrationen<br />
bei Gesunden, Patienten mit stabiler KHK<br />
sowie Infarktpatienten aufweisen.<br />
Zahlreiche thrombozytäre Lipide werden bei<br />
Patienten mit symptomatischer KHK im Vergleich<br />
zu Gesunden verstärkt exprimiert. Thrombo zyten<br />
generieren bevorzugt oxidierte Phospholipide<br />
sowie Phospholipaseprodukte. Vereinfacht ausgedrückt<br />
ist die Konzentration dieser Lipide bei<br />
ACS-Patienten am höchsten, gefolgt von denjenigen<br />
mit stabiler KHK. Bei Gesunden sind die<br />
Konzentrationen in der Regel am niedrigsten [3].<br />
Zumindest im Mausmodell stellen Phospholipide<br />
die größte Fraktion der thrombozytären Lipide dar.<br />
Das thrombozytäre Lipidom, und hier vor allem die<br />
Sphingolipide, werden über Thrombozytenaktivierung<br />
dynamisch reguliert, weshalb diese einen<br />
entscheidenden Einfluss auf die thrombozytäre<br />
Lipidzusammensetzung und folglich Progress der<br />
KHK haben könnte [14].<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass<br />
Thrombozyten eine Schlüsselrolle im Lipidstoffwechsel<br />
spielen. Somit scheint die Interaktion von<br />
Lipiden, Thrombozyten sowie Inflammation für<br />
den Progress der KHK ein entscheidender Faktor<br />
zu sein.<br />
Referenzen<br />
1. Catapano AL, Graham I, De Backer G et al. ESC Scientific<br />
Document Group. ESC/EAS Guidelines for the Management<br />
of Dyslipidaemias. Eur Heart J 2016;37:2999–3058.<br />
2. Navar-Boggan AM, Peterson ED, D‘Agostino RB Sr et al.<br />
Hyperlipidemia in early adulthood increases long-term risk<br />
of coronary heart disease. Circulation 2015;131:451–458.<br />
3. MacNeill BD, Lowe HC, Takano M et al. Intravascular<br />
modalities for detection of vulnerable plaque: current status.<br />
Arterioscler Thromb Vasc Biol 2003;23:1333–1342.<br />
4. Tuebingen Platelet lnvestigative Consortium (TuePic).<br />
Thrombozyten – Molekulare Mechanismen und translationale<br />
Bedeutung. Antrag auf Finanzierung der Zweiten<br />
Förderperiode der Klinischen Forschergruppe 274. 2014:<br />
7–19.<br />
5. Siegel-Axel D, Daub K, Seizer P et al. Platelet lipoprotein<br />
interplay: trigger of foam cell formation and driver of<br />
atherosclerosis. Cardiovasc Res 2008;78:8–17.<br />
6. Akkerman JW. From low-density lipoprotein to platelet<br />
activation. Int J Biochem Cell Biol 2008;40:2374–2378.<br />
7. Podrez EA, Byzova TV, Febbraio M et al. Platelet CD36 links<br />
hyperlipidemia, oxidant stress and a prothrombotic phenotype.<br />
Nat Med 2007;13:1086–1095.<br />
8. Daub K, Seizer P, Stellos K et al. LDL-activated platelets<br />
induce vascular inflammation. Semin Thromb Hemost<br />
2010;36:146–156.<br />
9. Stellos K, Langer H, Daub K et al. Platelet-derived stromal<br />
cell-derived factor-1 regulates adhesion and promotes<br />
differentiation of human CD34+ cells to endothelial progenitor<br />
cells. Circulation 2008;117:206–215.<br />
10. Chatterjee M, Seizer P, Borst O et al. SDF-1 induces differential<br />
trafficking of CXCR4-CXCR7 involving cyclophilin<br />
A, CXCR7 ubiquitination and promotes platelet survival.<br />
FASEB J 2014;28:2864–2878.<br />
11. Daub K, Langer H, Seizer P et al. Platelets induce differentiation<br />
of human CD34+ progenitor cells into foam cells<br />
and endothelial cells. FASEB J 2006;20:2559–2561.<br />
12. Chatterjee M, von Ungern-Sternberg SN, Seizer P et al.<br />
Platelet-derived CXCL12 regulates monocyte function,<br />
survival, differentiation into macrophages and foam cells<br />
through differential involvement of CXCR4-CXCR7. Cell<br />
Death Dis 2015;6:e1989.<br />
13. Chatterjee M, Rath D, Schlotterbeck J et al. Regulation<br />
of oxidized platelet lipidome: implications for coronary<br />
artery disease. Eur Heart J 2017;38:1993–2005.<br />
14. Peng B, Geue S, Coman C et al. Identification of key lipids<br />
critical for platelet activation by comprehensive analysis<br />
of the platelet lipidome. Blood 2018;132:e1–e12.<br />
Prof. Dr. med. Meinrad Gawaz,<br />
Dr. med. Dominik Rath,<br />
Medizinische Klinik III – Kardiologie und Angiologie,<br />
Universitätsklinikum Tübingen,<br />
Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen<br />
CONFERENCES<br />
33
NEWS<br />
Vitamin D und NTX: Zusatznutzen über die<br />
Senkung des Frakturrisikos hinaus?<br />
Ergebnisse der VITALE-Studie<br />
CONFERENCES News<br />
Zwar kann eine Nierentransplantation (NTX) wieder<br />
eine gesunde Nierenfunktion herstellen, für die<br />
Organempfänger bleibt aber das Risiko für Knochenbrüche,<br />
Herzerkrankungen, Diabetes sowie einige<br />
Krebsarten erhöht. Aus Beobachtungsstudien kann<br />
man schließen, dass die Gabe von Vitamin D das<br />
Risiko solcher bedeutsamer Post-<strong>Transplantation</strong>skomplikationen<br />
senkt. Die VITALE-Studie zeigt nun,<br />
dass eine im Vergleich zu den sonst empfohlenen<br />
Dosierungen hohe Dosis an Vitamin D 3 (Cholecalciferol)<br />
das Risiko für Frakturen effektiv und sicher<br />
senken kann – dass aber keine Wirkung auf die<br />
Risiken für Herzerkrankungen, Diabetes oder Krebs<br />
nach der Nierentransplantation besteht [1].<br />
Dr. Marie Courbebaisse aus Paris war Studienleiterin<br />
der VITALE-Studie. Sie erklärt: „Unsere Studie<br />
konnte zeigen, dass die derzeit empfohlenen Dosierungen<br />
an Vitamin D nicht ausreichen, um Patienten<br />
nach einer Nierentransplantation vor Knochenbrüchen<br />
zu schützen. Damit steht sie im Widerspruch<br />
zu den aktuellen internationalen KDIGO-Leitlinien,<br />
denn diese empfehlen die Verwendung niedriger<br />
Dosierungen von Cholecalciferol.“<br />
Die aktuellen Leitlinien empfehlen die Korrektur<br />
eines vollständigen oder teilweisen Vitamin-D-<br />
Mangels zur Verbesserung der Knochengesundheit;<br />
dabei orientieren sich die Dosierungsempfehlungen<br />
an denen für die Allgemeinbevölkerung [2].<br />
Bisher fehlte jedoch die qualitativ hochwertige<br />
Evidenz für diese Empfehlung [3].<br />
Das Ziel der VITALE-Studie bestand darin, die<br />
Effekte von hohen und niedrigen Dosen an Cholecalciferol<br />
auf das Skelett sowie andere Organe<br />
außerhalb des Skelettsystems nach einer Nierentransplantation<br />
zu untersuchen. Die Studie wurde<br />
prospektiv und multizentrisch als randomisierte,<br />
kontrollierte Vergleichsstudie durchgeführt. 536<br />
Patienten nach Nierentransplantation (mittleres<br />
Alter 50,8 Jahre, 335 Männer) erhielten randomisiert<br />
entweder 100.000 IE (hohe Dosis) oder 12.000 IE<br />
(niedrige Dosis), zunächst zwei Monate lang alle<br />
zwei Wochen und danach monatlich für weitere<br />
22 Monate. Die Vitamin-D-Zufuhr in der „niedrigen<br />
Dosis“ in dieser Studie entsprach der allgemein<br />
empfohlenen Mindestdosierung von 400 IE pro Tag.<br />
Nach 24 Monaten lagen die Vitamin-D-Spiegel in<br />
der Hochdosisgruppe signifikant höher als in der Niedrigdosisgruppe:<br />
43,1 ±12,8 ng/ml vs. 25,1 ±7,4 ng/ml<br />
verglichen mit 20,2 ±8,1 ng/ml vs. 19,2 ±7,0 ng/ml<br />
bei Aufnahme in die Studie (p
NEWS<br />
PCSK9-Inhibitoren: Spezifische Studien<br />
bei chronischen Nierenerkrankungen<br />
dringend erforderlich<br />
Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen<br />
(CKD) haben ein deutlich erhöhtes Risiko für<br />
kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Bei<br />
Menschen mit normaler Nierenfunktion wurden<br />
im Laufe der Zeit viele Anstrengungen unternommen,<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen zu verhindern<br />
oder ihr Fortschreiten zu verzögern. In den<br />
meisten dieser Studien waren jedoch Patienten<br />
mit fortgeschrittener CKD von vornherein von<br />
der Teilnahme ausgeschlossen.<br />
Hinzu kommt: Studienergebnisse aus der Allgemeinbevölkerung<br />
lassen sich nur mit Einschränkungen<br />
auf Patienten mit CKD übertragen. Die<br />
PCSK9-Inhibition ist ein neuartiger und erfolgreicher<br />
Ansatz zur Senkung des LDL-Cholesterins<br />
(LDL-C) bei Patienten mit normaler oder nur leicht<br />
eingeschränkter Nierenfunktion. Die Autoren eines<br />
im Juni in NDT publizierten Reviews [1] kommen zu<br />
dem Schluss, dass es nun auch spezifischer Studien<br />
bei Patienten mit CKD bedarf, um die Wirksamkeit<br />
und Sicherheit der PCSK9-Inhibitoren sowie ihre<br />
Fähigkeit zur Verbesserung des klinischen Outcomes<br />
in dieser Patientengruppe zu belegen.<br />
Die Senkung des LDL-C mithilfe von Statinen<br />
und/oder Ezetimib stellt den Goldstandard in der<br />
Lipidsenkung dar und ist durch die Evidenz mehrerer<br />
großer klinischer Studien sehr gut untermauert.<br />
Eine Behandlung mit Statinen vermindert die Zahl<br />
der kardiovaskulären Ereignisse bei Patienten mit<br />
normaler oder eingeschränkter Nierenfunktion gleichermaßen,<br />
während die Evidenzlage für dialysepflichtige<br />
Patienten eher spärlich ist. Hinzu kommt:<br />
Eine verminderte Nierenfunktion stellt vermutlich<br />
einen Risikofaktor für unerwünschte Nebenwirkungen<br />
der Statine dar, wie etwa die Myopathie.<br />
Die Hemmung des Enzyms PCSK9 moduliert<br />
direkt die Metabolisierung des LDL in der Leber.<br />
Das PCSK9-Protein vermindert die Expression<br />
des LDL-Rezeptors (LDLR) auf der Oberfläche der<br />
Leberzellen, dadurch nehmen die Zellen weniger<br />
LDL auf und dieses kann nicht ausreichend aus dem<br />
Kreislauf entfernt werden. Derzeit sind die beiden<br />
monoklonalen Antikörper Evolocumab und Alirocumab<br />
zur Hemmung des PCSK9 zugelassen. Auch<br />
in Fällen, in denen die maximal verträgliche Statindosis<br />
erreicht ist, können die PCSK9-Inhibitoren die<br />
Plasmaspiegel des LDL-C noch weiter senken, ohne<br />
schwere Nebenwirkungen hervorzurufen.<br />
In großen Studien zum klinischen Outcome<br />
konnte darüber hinaus nachgewiesen werden, dass<br />
beide Antikörper auch die Zahl der kardiovaskulären<br />
Ereignisse senken können. Ein wichtiger weiterer<br />
Befund: Die LDL-senkende Funktion war unabhängig<br />
von der zugrundeliegenden Nierenfunktion;<br />
auch Patienten mit mäßiger CKD profitierten von<br />
der Behandlung. Allerdings waren Patienten mit<br />
schwerer Niereninsuffizienz – also genau diejenigen<br />
Patienten, bei denen das kardiovaskuläre Risiko<br />
am höchsten ist – von der Studienteilnahme ausgeschlossen.<br />
Die Relevanz der LDL-unabhängigen<br />
Effekte der PCSK9-Inhibitoren, wie die Senkung<br />
des Lipoprotein(a) oder die Verbesserung der Dyslipoproteinämie<br />
bei Patienten mit nephrotischem<br />
Syndrom muss noch untersucht werden.<br />
„Gerade bei Patienten mit fortgeschrittener<br />
CKD müssen wir die hohen Jahrestherapiekosten<br />
der PCSK9-Inhibitoren gegen die bisher schwache<br />
Evidenz für einen möglichen Nutzen abwägen“,<br />
erklärt Thimoteus Speer, der korrespondierende<br />
Autor des Reviews zu PCSK9 bei Nierenerkrankungen<br />
[1]. „Wir brauchen dringend spezifische<br />
Studien, um die Wirksamkeit und Sicherheit der<br />
PCSK9-Inhibitoren in dieser Patientengruppe besser<br />
zu belegen.“<br />
Referenz<br />
1. Schmit D, Fliser D, Speer R et al. PCSK9 in kidney disease.<br />
NDT <strong>2019</strong>. June 13 [Epub ahead of print].<br />
Quelle: ERA-EDTA, Budapest, 13. Juni <strong>2019</strong>..<br />
CONFERENCES News<br />
35
ZWISCHENERGEBNISSE II<br />
CaRe High – Kaskadenscreening und<br />
Register für hohes Cholesterin<br />
Nina Schmidt, Alexander Dressel und Winfried März, Mannheim<br />
CONFERENCES<br />
©Shutterstock/Explode<br />
Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen die häufigste<br />
Todesursache in Deutschland dar. Eine<br />
häufige Störung im Lipidstoffwechsel (eine von<br />
300 Personen ist betroffen [1]), die familiäre<br />
Hypercholesterinämie (FH), ist mit einem sehr<br />
hohen Herz-Kreislauf-Risiko verbunden und<br />
führt bereits im jungen Alter zu kardiovaskulären<br />
Ereignissen [2, 3].<br />
Bei der familiären Hypercholesterinämie ist der<br />
LDL-Cholesterinwert aufgrund von Mutationen in<br />
Schlüsselproteinen des Cholesterinstoffwechsels<br />
(LDL-Rezeptor, ApoB100, PCSK9) [4–9] bereits ab<br />
Kindesalter erhöht. Dadurch kommt es zu einer<br />
lebenslangen Belastung der Gefäße mit LDL-Cholesterin.<br />
Die FH wird autosomal-dominant vererbt, das<br />
heißt die Hälfte der Verwandten aller Patienten ist<br />
ebenfalls betroffen. Ausgehend von einem Index-<br />
Patienten lassen sich mittels Kaskadenscreening<br />
weitere betroffene Personen identifizieren.<br />
Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt<br />
sich durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie<br />
vermindern [10]. Die aktuellen europäischen Leitlinien<br />
stufen FH-Patienten als Hochrisikopatienten<br />
ein. Für FH-Patienten ohne KHK soll ein LDL-Wert<br />
unter 100 mg/dl erreicht werden, für Patienten mit<br />
KHK sogar ein LDL-C unter 70 mg/dl [11, 12].<br />
Das CaRe High-Projekt ist eine Registerstudie<br />
und ein Kaskadenscreeningprogramm für FH-<br />
Patienten in Deutschland [13]. Ziel ist es, wichtige<br />
Informationen über die Versorgungssituation<br />
36
ZWISCHENERGEBNISSE<br />
der FH-Patienten in Deutschland zu sammeln und<br />
über das Kaskadenscreening weitere, bisher unbekannte<br />
Patienten frühzeitig zu identifizieren, um<br />
eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen.<br />
Methoden<br />
Für diese zweite Zwischenanalyse wurden Daten<br />
von 790 Patienten im Register verwendet. Die<br />
Daten wurden für Alter und Geschlecht stratifiziert.<br />
Deskriptive Statistik wurde verwendet, um<br />
die Daten hinsichtlich des Behandlungsstatus und<br />
der Zielwerterreichung zu untersuchen.<br />
Ergebnisse<br />
Dr. rer. nat. Nina Schmidt<br />
nina.schmidt@carehigh.de<br />
Stand Dezember 2018 befinden sich mehr als<br />
1.000 FH-Patienten im CaRe High-Register (Abbildung<br />
1). Zum Zeitpunkt des Einschlusses in das<br />
Register werden 76 % aller FH-Patienten mit<br />
einer lipidsenkenden Therapie behandelt, 24 % der<br />
1000 Rekrutierungszahlen<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Süd/West Nord/Ost alle<br />
Patienten bleiben unbehandelt. Ohne KHK bleiben<br />
26 % der FH-Patienten unbehandelt, 63 %<br />
erhalten orale Lipidsenker, 11 % werden mit einem<br />
PCSK9-Inhibitor oder einer Kombinationstherapie<br />
mit PCSK9-Inhibitor und oralen Lipidsenkern<br />
Sep-15<br />
Nov-15<br />
Jan-16<br />
Mär-16<br />
Mai-16<br />
Jul-16<br />
Sep-16<br />
Nov-16<br />
Jan-17<br />
Mär-17<br />
Mai-17<br />
Jul-17<br />
Sep-17<br />
Nov-17<br />
Jan-18<br />
Mär-18<br />
Mai-18<br />
Jul-18<br />
Sep-18<br />
Nov-18<br />
Abbildung 1: Rekrutierungsverlauf CaRe High-Register. Seit Rekrutierungsstart im September 2015 konnten bis November 2018 mehr als<br />
1.000 Patienten in CaRe High eingeschlossen werden.<br />
CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />
37
70 %<br />
60<br />
50<br />
40<br />
41<br />
63<br />
49<br />
30<br />
26<br />
20<br />
10<br />
0<br />
11<br />
PCSK9i und Kombination<br />
4<br />
9<br />
PCSK9i allein<br />
ohne KHK<br />
mit KHK<br />
orale Lipidsenker<br />
10<br />
unbehandelt<br />
Abbildung 2: Lipidsenkende Therapie vs. KHK: Patienten ohne bestehende KHK bleiben<br />
häufiger unbehandelt als Patienten mit bestehender KHK und erhalten seltener einen<br />
PCSK9-Inhibitor.<br />
80 %<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
CONFERENCES<br />
71<br />
11<br />
56<br />
41<br />
PCSK9i und Kombination<br />
60<br />
4<br />
33<br />
9<br />
PCSK9i allein<br />
ohne KHK<br />
20<br />
mit KHK<br />
orale Lipidsenker<br />
unbehandelt<br />
behandelt. Mit KHK bleiben 10 % der FH-Patienten<br />
unbehandelt, 49 % erhalten orale Lipidsenker,<br />
41 % werden mit einem PCSK9-Inhibitor oder einer<br />
Kombinationstherapie behandelt (Abbildung 2).<br />
Die Zielwert-Erreichung wird durch den Einsatz<br />
der PCSK9-Inhibitoren verbessert. Ohne PCSK9-<br />
Inhibitor erreichen 14 % der Patienten mit KHK<br />
14<br />
8 8<br />
Abbildung 3: Zielwerterreichung: Der LDL-Zielwert für FH-Patienten ohne bestehende KHK<br />
beträgt 100 mg/dl (2,6 mmol/l), der LDL-Zielwert für FH-Patienten mit bestehender KHK beträgt<br />
70 mg/dl (1,8 mmol/l). Die Zielwerte werden eher von FH-Patienten ohne bestehende KHK<br />
erreicht. Die Zielwerterreichung ist unter Nutzung von PCSK9-Inhibitoren wahrscheinlicher.<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
202<br />
-12<br />
PCSK9i und Kombination<br />
137<br />
18<br />
PCSK9i allein<br />
Distanz zum Zielwert<br />
57<br />
orale Lipidsenker<br />
Behandlungseffekt<br />
unbehandelt<br />
Abbildung 4: Distanz zum Zielwert und Behandlungseffekt: Die Distanz zum Zielwert ist bei<br />
kombiniertem Einsatz von PCSK9-Inhibitoren und oralen Lipidsenkern am kleinsten und der<br />
Behandlungseffekt am größten.<br />
120<br />
0<br />
100<br />
und 20 % der Patienten ohne KHK den Zielwert. Mit<br />
PCSK9-Inhibitor erreichen 56 % der Patienten mit<br />
KHK und 71 % der Patienten ohne KHK den Zielwert<br />
(Abbildung 3). Der Behandlungseffekt ist unter Einsatz<br />
von PCSK9-Inhibitoren am größten und die<br />
Distanz zum Zielwert am kleinsten (Abbildung 4).<br />
Diskussion<br />
Der größte Teil der FH-Patienten wird zum Zeitpunkt<br />
des Einschlusses in das Register bereits mit<br />
lipidsenkenden Mitteln behandelt. Liegt bereits eine<br />
KHK vor, ist der Anteil größer. Dennoch bleiben 26 %<br />
der Patienten ohne KHK und 10 % der Patienten<br />
mit KHK entgegen der Leitlinienempfehlung ohne<br />
Behandlung. Gründe hierfür können Unverträglichkeit<br />
bzw. Nebenwirkungen der Medikamente sowie<br />
der Glaube an die „Cholesterinlüge“ sein.<br />
Obwohl mehr als Dreiviertel der Patienten eine<br />
lipidsenkende Therapie erhalten, ist die Senkung<br />
des LDL-C-Wertes nur bei einem Teil der Patienten<br />
zum Zeitpunkt des Einschlusses in das Register ausreichend,<br />
um die Zielwerte zu erreichen. Die sehr<br />
hohen LDL-Ausgangswerte können in den meisten<br />
Fällen auch bei Einsatz von Atorvastatin und bei<br />
Kombination mit anderen konventionellen lipidsenkenden<br />
Medikamenten nicht ausreichend reduziert<br />
werden. In diesen Fällen sollte über den zusätzlichen<br />
Einsatz von PCSK9-Inhibitoren nachgedacht werden.<br />
Die Zielwerterreichung kann dadurch wesentlich<br />
verbessert werden. Leider werden diese neuen<br />
Medikamente in der Praxis noch zu selten und<br />
hauptsächlich in der Sekundärpräven tion eingesetzt.<br />
Das Potenzial zur Vermeidung schwerer Herz-<br />
Kreislauf-Ereignisse bleibt dadurch ungenutzt.<br />
Limitation<br />
Bei einem großen Teil der Patienten erfolgte<br />
der Einschluss in das Register bei der erstmali-<br />
38
ZWISCHENERGEBNISSE<br />
gen Vor stellung bei einem Lipidspezialisten.<br />
Dadurch wird eine im Anschluss erfolgte Therapieumstellung/‐intensivierung<br />
und eine dadurch<br />
resultierende Verbesserung der Zielwerterreichung<br />
zu diesem Zeitpunkt nicht erfasst. Diese Daten<br />
werden in einer Folgebefragung erhoben.<br />
Die Datenerhebung beruht auf den Angaben von<br />
Patienten und Ärzten sowie bereits vorhandenen<br />
Blutwerten. Dadurch liegen nicht in allen Fällen<br />
komplette Datensätze bzw. alle Blutwerte vor. Die<br />
Ausgangs-LDL-Werte wurden teilweise anhand der<br />
angegebenen Medikation berechnet [14], da keine<br />
Werte vor Therapie vorhanden waren.<br />
Zusammenfassung<br />
Trotz medikamentöser Therapie werden die von<br />
internationalen Leitlinien empfohlenen Zielwerte<br />
nur selten erreicht. Das große Potenzial der neuen<br />
PCSK9-Inhibitoren wird bisher noch nicht ausreichend<br />
genutzt, viele Patienten, vor allem in der<br />
Primärprävention, sind bei Einschluss in das CaRe<br />
High-Register untertherapiert.<br />
Weitere Informationen zum CaRe High-Register und zur Teilnahme<br />
finden Sie unter: www.carehigh.de.<br />
Referenzen<br />
1. Schmidt N, Schmidt B, Dressel A et al. Familial hypercholesterolemia<br />
in primary care in Germany. Diabetes and<br />
cardiovascular risk evaluation: Targets and Essential Data<br />
for Commitment of Treatment (DETECT) study. Atherosclerosis<br />
2017; 266: 24–30.<br />
2. Slack J. Risks of ischaemic heart-disease in familial<br />
hyperlipoproteinaemic states. Lancet 1969; 2(7635):<br />
1380–2.<br />
3. Austin MA. Genetic causes of monogenic heterozygous<br />
familial hypercholesterolemia: a huge prevalence review.<br />
Am J Epidemiol [Internet]. 2004; 160(5): 407–20.<br />
4. Hobbs HH, Brown MS, Goldstein JL. Molecular genetics of<br />
the LDL receptor gene in familial hypercholesterolemia.<br />
Hum Mutat 1992; 1(6): 445–66.<br />
5. Hobbs HH, Brown MS, Russell DW et al. Deletion in the gene<br />
for the low-density-lipoprotein receptor in a majority of<br />
French Canadians with familial hypercholesterolemia. N<br />
Engl J Med 1987; 317(12): 734–7.<br />
6. Tolleshaug H, Hobgood KK, Brown MS, Goldstein JL. The<br />
LDL receptor locus in familial hypercholesterolemia:<br />
multiple mutations disrupt transport and processing of a<br />
membrane receptor. Cell 1983; 32(3): 941–51.<br />
7. Whitfield AJ, Barrett PH, van Bockxmeer FM, Burnett JR.<br />
Lipid disorders and mutations in the APOB gene. Clin Chem<br />
2004; 50(10): 1725–32.<br />
8. Defesche JC, Pricker KL, Hayden MR et al. Familial defective<br />
apolipoprotein B-100 is clinically indistinguishable<br />
from familial hypercholesterolemia. Arch Intern Med<br />
1993; 153(20): 2349–56.<br />
9. Abifadel M, Varret M, Rabès J-P et al. Mutations in PCSK9<br />
cause autosomal dominant hypercholesterolemia. Nat<br />
Genet [Internet] 2003; 34(2): 154–6.<br />
10. Versmissen J, Oosterveer DM, Yazdanpanah M et al. Efficacy<br />
of statins in familial hypercholesterolaemia: a long<br />
term cohort study. BMJ 2008; 337: a2423.<br />
11. Nordestgaard BG, Chapman MJ, Humphries SE et al. Familial<br />
hypercholesterolaemia is underdiagnosed and undertreated<br />
in the general population: guidance for clinicians<br />
to prevent coronary heart disease: consensus statement<br />
of the European Atherosclerosis Society. Eur Heart J<br />
[Internet] 2013; 34(45): 3478–90a.<br />
12. Catapano AL, Graham I, De Backer G et al.; ESC Scientific<br />
Document Group 2016 ESC/EAS Guidelines for the<br />
Management of Dyslipidaemias. Eur Heart J 2016; 37(39):<br />
2999–3058.<br />
13. Schmidt N, Grammer T, Gouni-Berthold I et al. CaRe high<br />
– Cascade screening and registry for high cholesterol in<br />
Germany. Atheroscler Suppl. 2017; 30: 72–6.<br />
14. NHG-Standpunt Diagnostiek en behandeling van familiaire<br />
hypercholesterolemie. Huisarts Wet 2006; 49(4):<br />
288.<br />
Dr. rer. nat. Nina Schmidt<br />
CaRe High, D•A•CH-Gesellschaft Prävention von Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen e.V.<br />
Industriestraße 41a, 68169 Mannheim<br />
Prof. Dr. med. Winfried März<br />
SYNLAB Akademie für Ärztliche Fortbildung<br />
P5, 7, 68161 Mannheim<br />
Dr. rer. nat. Alexander Dressel<br />
D•A•CH-Gesellschaft Prävention von Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen e.V.<br />
Industriestraße 41a, 68169 Mannheim<br />
CONFERENCES<br />
39
OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />
Fettsäureanalytik: Doch bedeutend<br />
Clemens von Schacky, München<br />
© Shutterstock/evrymmnt<br />
Ernährungsleitlinien basieren wesentlich auf Daten aus Ernährungsfragebögen, die häufig aus dem Gedächtnis<br />
beantwortet werden. Diese Daten werden mit Referenztabellen zu Inhaltsstoffen ausgewertet, wobei<br />
für Fettsäuren eine Nomenklatur verwendet wird, die Gruppen von Fettsäuren unterscheidet („gesättigte“,<br />
„einfach ungesättigte“ usw.). Neuere derart erhobene Daten, zum Beispiel aus der PURE-Studie, haben<br />
verbreitete Ernährungsleitlinien in Frage gestellt [1]. Allerdings ist die PURE-Studie selbst wieder in Frage<br />
gestellt worden [2].<br />
CONFERENCES<br />
Ernährungsfragebögen sind methodisch bedingt<br />
unsicher. Bei einer Plausibilitätskontrolle von so<br />
erhobenen Daten waren nur etwa 50 % plausibel –<br />
obwohl eine der etabliertesten Ernährungsstudien<br />
der Welt, die NHANES-Studie (National Health and<br />
Nutrition Examination Survey in den USA), dieser<br />
Kontrolle unterzogen wurde [3]. Die Plausibilität<br />
der Daten anderer Ernährungsstudien mit gleicher<br />
Methodik dürfte ähnlich sein. Kritisch muss man<br />
fragen dürfen, welchen Wert Daten besitzen, die<br />
nur zu 50 % plausibel sind. Die angesprochenen<br />
Referenztabellen enthalten Daten, die teilweise<br />
älter sind, und nicht berücksichtigen, dass der<br />
Gehalt an Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure<br />
(DHA) zum Beispiel von Zuchtlachs<br />
zwischen 2006 und 2015 halbiert wurde [4].<br />
Unterschiede in Struktur, Biologie<br />
und Metabolismus<br />
Individuelle Fettsäuren haben eine individuelle chemische<br />
Struktur, die sich auch in jeweils individuellem<br />
zwei- und dreidimensionalem Aufbau ausdrückt.<br />
Manche Fettsäuren, wie die Omega 3-Fettsäure<br />
Alpha-Linolensäure gehen vor allem in den Energiestoffwechsel<br />
ein, andere Omega 3-Fettsäuren<br />
wie EPA oder DHA werden in die Zellmembran eingebaut<br />
und sind Ausgangssubstanzen für zahlreiche<br />
biologisch aktive Metabolite [5, 6]. Unterschiede in<br />
Struktur, Biologie und Metabolismus bedeuten auch<br />
Unterschiede bei der Prognose: Verwendet man eine<br />
standardisierte Fettsäureanalytik von Erythrozyten<br />
(HS-Omega 3-Index®) und setzt die Ergebnisse in<br />
40
OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />
Beziehung zum Zehn-Jahres-Überleben im Rahmen<br />
der LURIC-Studie, so sieht man, dass individuelle<br />
Fettsäuren mit Gesamtmortalität positiv oder negativ<br />
assoziiert sind. Als Beispiel seien die gesättigten Fettsäuren<br />
genannt, von denen die Palmitinsäure (C16: 0)<br />
positiv mit Gesamtmortalität assoziiert war, während<br />
für alle anderen gesättigten Fettsäuren keine Assoziation<br />
gefunden wurde [7]. Ähnlich unterschiedliche<br />
Ergebnisse fanden sich für andere Fettsäuregruppen<br />
wie z. B. bei den Omega 3-Fettsäuren, von denen<br />
EPA und DHA invers mit Gesamtmortalität assoziiert<br />
waren, während für Alpha-Linolensäure dies nur bei<br />
Frauen der Fall war, und die Omega 3-Docosapentaensäure<br />
nicht mit Gesamtmortalität assoziiert war [8].<br />
Ähnliche Ergebnisse fanden sich bei anderen Fettsäuregruppen.<br />
Die Unterschiede bei Struktur, Biologie,<br />
Metabolismus und Prognose machen es nun<br />
unmöglich, die konventionelle Nomenklatur von<br />
Fettsäure-Gruppen aufrechtzuerhalten. Als Konsequenz<br />
müssen Forschungsansätze und -ergebnisse,<br />
die diese Nomenklatur verwenden, ebenso zurückgewiesen<br />
werden, wie darauf basierende Leitlinien.<br />
Fettsäuren müssen in vielen Fällen neu und differenzierter<br />
erforscht werden.<br />
Datenlage bei den kardiovaskulären<br />
Effekten<br />
Prof. Dr. med. Clemens von Schacky<br />
clemens.vonschacky@med.uni-muenchen.de<br />
Daten aus dieser standardisierten Fettsäureanalytik<br />
konnten auch die verwirrende Datenlage bei<br />
den kardiovaskulären Effekten der Omega 3-Fettsäuren<br />
klären. In den drei bekannten epidemiologischen<br />
Studien (LURIC, Women’s Health Initiative<br />
und Framingham) waren höhere Spiegel von EPA<br />
und DHA (Omega 3-Index) invers mit Gesamtmortalität<br />
sowie mit kardiovaskulärer Mortalität<br />
assoziiert [8–10]. Nicht tödliche Herzinfarkte und<br />
Schlaganfälle waren in der Framingham-Studie<br />
ebenfalls invers mit dem Omega 3-Index assoziiert<br />
[10]. Ein Anheben des Omega 3-Index besserte kardiovaskuläre<br />
Risikofaktoren oder -marker wie Blutdruck,<br />
Herzfrequenz und -variabilität, Triglyzeride,<br />
Endothelfunktion, inflammatorische Biomarker<br />
und andere Surrogatparameter [11]. Auch Intermediärparameter<br />
wie koronare Läsionen oder Remodelling<br />
nach Myokardinfarkt wurden so gebessert<br />
[11, 12]. Trotzdem waren viele große Interventionsstudien<br />
mit klinischen Endpunkten und zahlreiche<br />
Metaanalysen nicht positiv, so auch eine aktuelle<br />
Cochrane-Metaanalyse [13]. Dafür dürften Aspekte<br />
des Studiendesigns entscheidend gewesen sein.<br />
••<br />
In den meisten Studien wurden die Teilnehmer<br />
angehalten, ihre Studienkapseln zum Frühstück<br />
einzunehmen, in vielen Ländern eine fettarme<br />
Mahlzeit, was die Bioverfügbarkeit minimiert<br />
[11, 14].<br />
••<br />
Die Aufnahme von zugeführter EPA und DHA ist<br />
von Person zu Person sehr variabel [11, 14].<br />
••<br />
Teilnehmer wurden ohne Ansehen ihrer Ausgangsspiegel<br />
rekrutiert [11, 14].<br />
In der Summe führte dies zu einem geringen<br />
Anstieg des Omega 3-Index in den Verumgruppen,<br />
und einem hochgradigen Überlappen der<br />
CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />
41
OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />
CONFERENCES<br />
Omega 3-Indexwerte zwischen Verum- und Placebogruppen,<br />
wie in ASCEND und Vital gemessen<br />
[15, 16]. Da die klinischen Effekte mit dem<br />
Omega 3-Index korrelieren, konnte ein therapeutischer<br />
Effekt nicht erkannt werden [11, 14]. Interventionsstudien,<br />
die die angesprochenen methodischen<br />
Probleme zufällig umgingen, waren positiv: Der<br />
Verzicht auf den Zwang, die Omega 3-Kapsel morgens<br />
einzunehmen, brachte ein positives Ergebnis<br />
[17]. Eine hohe Dosis hebt den Omega 3-Index in<br />
der Verumgruppe stärker an, und trennt ihn so<br />
besser vom Omega 3-Index in der Placebogruppe<br />
[18, 19]. Für Patienten mit Herzinsuffizienz ist<br />
ein niedriger Ausgangs-Omega 3-Index charakteristisch,<br />
was die Omega 3-Indexwerte ebenfalls<br />
besser trennte [20–22]. Die Bioverfügbarkeit von<br />
Omega 3-Fettsäuren in Fisch, der üblicherweise<br />
mit der Hauptmahlzeit verzehrt wird, ist gut, was<br />
ein weiteres positives Studienresultat erklärt [23].<br />
Eine Metaanalyse der Interventionsstudien mit<br />
klinischen Endpunkten ohne die genannten Fehler<br />
im Studiendesign wäre positiv, würde aber nicht<br />
den Cochrane-Anforderungen genügen. Basierend<br />
auf einer Gesamtschau der vorliegenden Evidenz,<br />
und nicht nur einer Cochrane-Analyse, empfehlen<br />
American Heart Association und European Society<br />
for Cardiology EPA und DHA, insbesondere in Fisch,<br />
zur Sekundärprävention, zur kardiovaskulären Prävention<br />
und zur Behandlung der Herzinsuffizienz<br />
mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion<br />
[24–26]. In den Leitlinien wird allerdings keine<br />
Dosis empfohlen, weshalb wir empfehlen, EPA und<br />
DHA individuell so zu dosieren, dass der Zielbereich<br />
für den HS-Omega 3-Index von 8–11 % erreicht<br />
wird. Da die Verträglichkeit von EPA und DHA auf<br />
dem Niveau von Placebo ist und beim angegebenen<br />
Zielbereich keine unerwünschten Effekte, wie<br />
etwa eine Blutungsneigung, zu erwarten sind, das<br />
heißt dem Nutzen von EPA und DHA kein Risiko<br />
gegenübersteht, sollte die Indikation leichtfallen.<br />
Das wird dadurch unterstützt, dass die European<br />
Food Safety Authority eine Dosierung von EPA und<br />
DHA von bis zu 5 g/Tag für sicher hält [27].<br />
Fazit<br />
So hat die standardisierte Fettsäureanalytik mit<br />
dem HS-Omega 3-Index erkennen lassen, welche<br />
Rolle die Omega 3-Fettsäuren in der kardiovaskulären<br />
Prävention haben. Zudem hat die Methodik<br />
wesentlich dazu beigetragen, die konventionelle<br />
Nomenklatur der Fettsäuren in Frage zu stellen,<br />
und klargemacht, dass ein Neubeginn der Forschung<br />
mit einer differenzierteren Nomenklatur<br />
erforderlich ist. Zum Verständnis der Rolle der<br />
Omega 3-Fettsäuren in anderen Themengebieten,<br />
wie der Kognition, Schwangerschaft, Sport, Psychiatrie<br />
und weiteren, wurden ebenfalls wesentliche<br />
Beiträge geliefert. Gemeinsam mit dieser umfangreichen<br />
Datenlage macht die Standardisierung es<br />
möglich und dringlich, dass diese Fettsäureanalytik<br />
Eingang in die klinische Routine erhält.<br />
Referenzen<br />
1. Dehghan M, Mente A, Zhang X et al. Prospective Urban Rural<br />
Epidemiology (PURE) study investigators. Associations of<br />
fats and carbohydrate intake with cardiovascular disease and<br />
mortality in 18 countries from five continents (PURE): a prospective<br />
cohort study. Lancet 2017; 390(10107): 2050–62.<br />
2. Archer E, Lavie CJ. Is the PURE study pure fiction? Eur Heart<br />
J <strong>2019</strong>; 40: 394.<br />
3. Archer E, Hand GA, Blair SN. Validity of U.S. nutritional surveillance:<br />
National Health and Nutrition Examination Survey<br />
caloric energy intake data, 1971–2010. PLoS One 2013; 8:<br />
e76632.<br />
4. Sprague M, Dick JR, Tocher DR. Impact of sustainable feeds<br />
on omega-3 long-chain fatty acid levels in farmed Atlantic<br />
salmon, 2006–2015. Sci Rep 2016; 6: 21892.<br />
5. Egert S, Baxheinrich A, Lee-Barkey YH et al. Effects of a hypoenergetic<br />
diet rich in -linolenic acid on fatty acid composition<br />
of serum phospholipids in overweight and obese patients<br />
with metabolic syndrome. Nutrition 2018; 49: 74–80.<br />
6. Calder PC. Omega-3 fatty acids and inflammatory processes:<br />
from molecules to man. Biochem Soc Trans 2017; 45: 1105–15.<br />
42
OMEGA 3-FETTSÄUREN<br />
7. Kleber ME, Delgado GE, Dawczynski C et al. Saturated fatty<br />
acids and mortality in patients referred for coronary angiography<br />
– The Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health<br />
Study. J Clin Lipidol 2018; 12: 455–63.<br />
8. Kleber ME, Delgado GE, Lorkowski S et al. Omega-3 fatty acids<br />
and mortality in patients referred for coronary angiography<br />
– The Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study.<br />
Atherosclerosis 2016; 252: 157–81.<br />
9. Harris WS, Luo J, Pottala JV et al. Red blood cell polyunsaturated<br />
fatty acids and mortality in the womens’ health initiative<br />
study. J Clin Lipidol 2017; 11: 250–9.<br />
10. Harris WS, Tintle NL, Etherton MR et al. Erythrocyte longchain<br />
omega-3 fatty acid levels are inversely associated with<br />
mortality and with incident cardiovascular disease: The Framingham<br />
Heart Study. J Clin Lipidol 2018; 12: 718–27.<br />
11. von Schacky C. Omega-3 Fatty Acids in Cardiovascular<br />
Disease – an Uphill Battle. PLEFA 2015; 92: 41–7.<br />
12. Heydari B, Abdullah S, Pottala JV et al. Effect of omega-3 acid<br />
ethyl esters on left ventricular remodeling after acute myocardial<br />
infarction: the OMEGA-REMODEL randomized clinical<br />
trial. Circulation 2016; 134: 378–91.<br />
13. Abdelhamid AS, Brown TJ, Brainard JS et al. Omega-3 fatty<br />
acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular<br />
disease. Cochrane Database Syst Rev. 2018; 11:<br />
CD003177.<br />
14. von Schacky C. Rebuttal to Aung et al, “Associations of<br />
Omega-3 Fatty Acid Supplement Use With Cardiovascular<br />
Disease Risks: Meta-analysis of 10 Trials Involving 77 917<br />
Individuals”. Altern Ther Health Med 2018; 24: 8–9.<br />
15. ASCEND Study Collaborative Group, Bowman L, Mafham M,<br />
Wallendszus K et al. Effects of n-3 Fatty Acid Supplements in<br />
Diabetes Mellitus. N Engl J Med 2018; 379: 1540–50.<br />
16. Manson JE, Cook NR, Lee IM et al.; VITAL Research Group.<br />
Marine n-3 fatty acids and prevention of cardiovascular<br />
disease and cancer. N Engl J Med <strong>2019</strong>; 380: 23–3.<br />
17. [No authors listed] Dietary supplementation with n-3 polyunsaturated<br />
fatty acids and vitamin E after myocardial infarction:<br />
results of the GISSI-Prevenzione trial. Gruppo Italiano<br />
per lo Studio della Sopravvivenza nell‘Infarto miocardico.<br />
Lancet 1999; 354: 447–55.<br />
18. Yokoyama M, Origasa H, Matsuzaki M et al.; Japan EPA lipid<br />
intervention study (JELIS) Investigators. Effects of eicosapentaenoic<br />
acid on major coronary events in hypercholesterolaemic<br />
patients (JELIS): a randomised open-label, blinded<br />
endpoint analysis. Lancet 2007; 369: 1090–8.<br />
19. Bhatt DL, Steg PG, Miller M. REDUCE-IT Investigators. Cardiovascular<br />
risk reduction with icosapent ethyl for hypertriglyceridemia.<br />
N Engl J Med <strong>2019</strong>; 380: 11–22.<br />
20. Berliner D, Mattern S, Wellige M et al. The omega-3 index in<br />
patients with heart failure: a prospective cohort study. Prostaglandins<br />
Leukot Essent Fatty Acids <strong>2019</strong>; 140: 34–41.<br />
21. Harris WS, Masson S, Barlera S et al., on behalf of GISSI-HF<br />
investigators. Red blood cell oleic acid levels reflect olive oil<br />
intake while omega-3 levels reflect fish intake and the use of<br />
omega-3 acid ethyl esters: The Gruppo Italiano per lo Studio<br />
della Sopravvivenza nell‘Infarto Miocardico – Heart Failure<br />
trial. Nutr Res 2016; 36: 989–94.<br />
22. Tavazzi L, Maggioni AP, Marchioli R et al.; Gissi-HF Investigators.<br />
Effect of n-3 polyunsaturated fatty acids in patients<br />
with chronic heart failure (the GISSI-HF trial): a randomised,<br />
double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2008; 372:<br />
1223–30.<br />
23. Burr ML, Fehily AM, Gilbert JF et al. Effects of changes in fat,<br />
fish, and fibre intakes on death and myocardial reinfarction:<br />
diet and reinfarction trial (DART). Lancet 1989; 2(8666):<br />
757–61.<br />
24. Siscovick DS, Barringer TA, Fretts AM et al. Omega-3 polyunsaturated<br />
fatty acid (fish oil) supplementation and the prevention<br />
of clinical cardiovascular disease: A science advisory<br />
from the American Heart Association. Circulation 2017; 135:<br />
e867–e884.<br />
25. Rimm EB, Appel LJ, Chiuve SE et al.; American Heart Association<br />
Nutrition Committee of the Council on Lifestyle and<br />
Cardiometabolic Health; Council on Epidemiology and Prevention;<br />
Council on Cardiovascular Disease in the Young;<br />
Council on Cardiovascular and Stroke Nursing; and Council<br />
on Clinical Cardiology. Seafood long-chain n-3 polyunsaturated<br />
fatty acids and cardiovascular disease: a science advisory<br />
from the American Heart Association. Circulation 2018; 138:<br />
e35–e47.<br />
26. Piepoli MF, Hoes AW, Agewall S et al.; Authors/Task Force<br />
Members. 2016 European Guidelines on cardiovascular<br />
disease prevention in clinical practice: The Sixth Joint Task<br />
Force of the European Society of Cardiology and Other Societies<br />
on Cardiovascular Disease Prevention in Clinical Practice<br />
(constituted by representatives of 10 societies and by invited<br />
experts) Developed with the special contribution of the<br />
European Association for Cardiovascular Prevention &<br />
Rehabilitation (EACPR). Eur Heart J 2016; 37: 2315–81.<br />
27. European Food Safety Authority Scientific Opinion on the<br />
Tolerable Upper Intake Level of eicosapentaenoic acid (EPA),<br />
docosahexaenoic acid (DHA) and docosapentaenoic acid<br />
(DPA) EFSA J 2012; 10: 2815–82.<br />
Prof. Dr. med. Clemens von Schacky<br />
Präventive Kardiologie, Medizinische Klinik I<br />
Ludwig Maximilians-Universität München<br />
Ziemssentraße 1, 80336 München<br />
und<br />
Omegametrix<br />
Am Klopferspitz 19, 82152 Martinsried.<br />
c.vonschacky@omegametrix.eu<br />
CONFERENCES<br />
43
KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />
Eisenstoffwechsel bei<br />
Helicobacter-pylori-Infektionen<br />
Dietmar Enko, Steyr, Österreich<br />
© Science Photo Library/Jürgen Berger,<br />
Helicobacter (H.) pylori ist ein gramnegatives Bakterium mit einer weltweit nach wie vor sehr hohen Prävalenzrate.<br />
In Nordeuropa und Nordamerika ist circa ein Drittel der Erwachsenen mit diesem Erreger infiziert,<br />
während in Süd- und Osteuropa sowie in Südamerika und in Asien im Erwachsenenalter Prävalenzraten von<br />
>50 % angegeben werden [1]. Individuen mit H.-pylori-Infektion leiden häufiger an einem Eisenmangel<br />
verglichen mit Personen ohne Besiedelung durch dieses Bakterium. In Metaanalysen konnte gezeigt werden,<br />
dass sowohl eine symptomatische als auch eine asymptomatische Infektion mit H. pylori einen Risikofaktor<br />
für verminderte Ferritinkonzentrationen im Blut darstellt [2, 3]. Der exakte pathophysiologische Mechanismus<br />
des Eisenmangels bei H.-pylori-Infektion konnte noch nicht vollständig geklärt werden.<br />
CONFERENCES<br />
In einigen Studien wurden mögliche Zusammenhänge<br />
zwischen einer H.-pylori-Infektion mit<br />
konventionellen Biomarkern des Eisenstoffwechsels,<br />
in erster Linie Ferritin und Transferrinsättigung<br />
(TSAT), beschrieben [4–6]. Obwohl es derzeit<br />
keinen international gültigen Konsensus über die<br />
Verwendung von labormedizinischen Biomarkern<br />
zur Bestimmung des humanen Eisenstoffwechsels<br />
gibt, hat sich in der klinischen Praxis die konventionelle<br />
Definition des Eisenmangels basierend<br />
auf einem Blutferritinwert von
KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />
Eisenplots nach Thomas sowie Hepcidin-25 bei<br />
Patienten mit H.-pylori-Infektion.<br />
Patienten und Methoden<br />
Dazu wurden insgesamt 200 ambulante Individuen,<br />
welche von niedergelassenen Allgemeinmedizinern<br />
und Internisten zu einem 13 C-Atemtest auf<br />
H.-pylori-Infektion zugewiesen wurden, zusätzlich<br />
auf Hämoglobin (Hb), Erythrozytenindizes (MCV<br />
[mittleres korpuskuläres Volumen] und MCH [mittleres<br />
korpuskuläres Hämoglobin]), die konventionellen<br />
(Ferritin, TSAT) und neuen (sTfR, sTfR/log Ferritin-<br />
Ratio, CHr, Hepcidin-25) Eisenstoffwechselparameter<br />
untersucht. Die venöse Blutabnahme erfolgte<br />
nüchtern zwischen 08:00 und 10:00 Uhr in der Früh.<br />
Der Literatur entsprechend [7, 8] wurde ein<br />
Eisenmangel bei Individuen mit einem Blutferritinwert<br />
von
KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />
CONFERENCES<br />
signifikant höhere sTfR-Konzentrationen (p
KONVENTIONELLE UND NEUE BIOMARKER<br />
gel, assoziiert ist. Die orale Verabreichung von<br />
Protonen pumpenhemmern im Rahmen der Antibiotikatherapie<br />
könnte einen negativen Einfluss<br />
auf die Eisenresorption im Gastrointestinaltrakt<br />
haben und in weiterer Folge zu einem Speichereisenmangel<br />
führen [12].<br />
Fazit<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Dietmar Enko<br />
enko.dietmar@gmx.at<br />
Eine H.-pylori-Infektion ist mit signifikant<br />
höheren sTfR-Konzentrationen und sTfR/log Ferritin-Ratios<br />
im Blut assoziiert. Unter Verwendung<br />
dieser neuen Eisenstoffwechselparameter zeigten<br />
Patienten nach Eradikationstherapie häufiger<br />
einen funktionellen Eisenmangel verglichen<br />
mit Individuen ohne Therapie. Nach Ansicht der<br />
Autoren erscheinen prospektive Longitudinalstudien<br />
mit konventionellen und neuen Biomarkern<br />
des Eisenstoffwechsels sinnvoll, um ein besseres<br />
pathophysiologisches Grundverständnis der<br />
Effekte einer H.-pylori-Infektion und einer Eradikationstherapie<br />
auf den Eisenstoffwechsel zu<br />
bekommen.<br />
Referenzen<br />
1. Eusebi LH, Zagari RM, Bazzoli F et al. Epidemiology of Helicobacter<br />
pylori infection. Helicobacter 2014; 19 Suppl 1:<br />
1–5.<br />
2. Muhsen K, Cohen D. Helicobacter pylori infection and iron<br />
stores: a systematic review and meta-analysis. Helicobacter<br />
2008; 13: 323–40.<br />
3. Huang X, Qu X, Yan W et al. Iron deficiency anaemia can<br />
be improved after eradication of Helicobacter pylori. Postgrad<br />
Med J 2010; 86: 272–8.<br />
4. Berg G, Bode G, Blettner M et al. Helicobacter pylori infection<br />
and serum ferritin: A population-based study among<br />
1806 adults in Germany. Am J Gastroenterol 2001; 96:<br />
1014–8.<br />
5. Cardenas VM, Mulla ZD, Ortiz M et al. Iron deficiency and<br />
Helicobacter pylori infection in the United States. Am J<br />
Epidemiol 2006; 163: 127–34.<br />
6. Parkinson AJ, Gold BD, Bulkow L et al. High prevalence of<br />
Helicobacter pylori in Alaska native population and association<br />
with low serum ferritin levels in young adults. Clin<br />
Diagn Lab Immunol 2000; 7: 885–8.<br />
7. Enko D, Wagner H, Kriegshäuser G et al. Assessment of<br />
human iron status: A cross-sectional study comparing<br />
the clinical utility of different laborataory biomarkers and<br />
definitions of iron deficiency in daily practice. Clin Biochem<br />
2015; 48: 891–6.<br />
8. Muñoz M, Villar I, García-Erce JA. An update on iron physiology.<br />
World J Gastroenterol 2009; 15: 4617–26.<br />
9. Urrechaga E, Borque L, Escanero JF. Biomarkers of hypochromia:<br />
the contemporary assessment of iron status and<br />
erythropoiesis. Biomed Res Int 2013; 603786.<br />
10. Thomas C, Thomas L. Biochemical markers and hematologic<br />
indices in the diagnosis of functional iron deficiency.<br />
Clin Chem 2002; 48: 1066–76.<br />
11. Enko D, Wagner H, Kriegshäuser G et al. Hepcidin-25 vs.<br />
conventional clinical biomarkers in the diagnosis of functional<br />
iron deficiency. Eur J Haematol 2015; 95: 507–13.<br />
12. McColl KE. Effect of proton pump inhibitors on vitamins<br />
and iron. Am J Gastroenterol 2009; 104 Suppl 2: S5–9.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Dietmar Enko<br />
Klinisches Institut für Medizinische und Chemische<br />
Labordiagnostik<br />
Auenbruggerplatz 15, 8036 Graz, Österreich<br />
CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />
47
GENOMWEITE ASSOZIATIONEN UND METABOLOMICS<br />
Fokus auf Homoarginin<br />
Marcus Kleber, Mannheim<br />
© Shutterstock/Tartila<br />
Mit dem technischen Fortschritt der letzten zwei Dekaden wurden unterschiedliche Hochdurchsatzverfahren<br />
zur gleichzeitigen und kostengünstigen Bestimmung großer Mengen an Analyten möglich. Eine der ersten<br />
dieser OMICS-Technologien war das Bestimmen einer großen Anzahl an genetischen Polymorphismen (single<br />
nucleotide polymorphisms, SNPs) mittels DNA-Microarrays (genomics). Sind diese SNPs als Raster über das<br />
gesamte Genom verstreut ermöglicht das die Durchführung genomweiter Assoziationsstudien (GWAS), bei<br />
denen Hunderttausende bis Millionen von SNPs in einer großen Zahl von Individuen auf ihre Assoziation<br />
mit bestimmten Phänotypen untersucht werden.<br />
CONFERENCES<br />
Die vielleicht erste publizierte GWAS erschien im<br />
Jahr 2002 und untersuchte ca. 100.000 SNPs auf<br />
eine mögliche Assoziation mit dem Myokardinfarkt<br />
[1]. Eine weitere Hochdurchsatztechnologie stellt<br />
die Metabolomics dar. Der Begriff Metabolomics<br />
beschreibt die Bestimmung einer Vielzahl von<br />
niedermolekularen Stoffwechselverbindungen in<br />
einem biologischen System oder Gewebe, z. B. Urin<br />
oder Blutplasma. Die Gesamtheit dieser Verbindungen,<br />
das Metabolom, besteht aus den primären<br />
und sekundären Metaboliten des endogenen<br />
Stoffwechsels (hierzu zählen u. a. Zucker, Lipide,<br />
Aminosäuren, Alkohole usw.) sowie Metaboliten<br />
aus exogenen Stoffen, die aus der Umwelt aufgenommen<br />
werden. Der wichtige Unterschied zu<br />
den vorherigen Verfahren besteht darin, dass sehr<br />
viele bekannte und unbekannte Verbindungen in<br />
einem Arbeitsgang bestimmt werden können. Die<br />
Verfahren, die dabei am häufigsten routinemäßig<br />
zum Einsatz kommen, sind die Massenspektrometrie<br />
(MS) sowie die Kernresonanzspektrometrie<br />
(nuclear magnetic resonance, NMR).<br />
48
GENOMWEITE ASSOZIATIONEN UND METABOLOMICS<br />
mGWAS<br />
Im Jahr 2007 wurde die Human Metabolome<br />
Database gegründet (www.hmdb.ca), welche in<br />
der aktuellen Version HMDB v4 Einträge für mehr<br />
als 114.100 Metaboliten enthält. Ein Jahr danach<br />
erschien die erste Publikation, welche GWAS und<br />
Metabolomics verknüpfte, eine metabolic GWAS<br />
(mGWAS) [2]. In dieser ersten Publikation von Gieger<br />
et al. wurde die Assoziation von 187.454 SNPs<br />
mit 363 Metaboliten im Serum untersucht. Die<br />
Verbindung von Genetik und Metabolomics stellt<br />
ein mächtiges Werkzeug dar, um tiefere Einblicke<br />
in die Mechanismen zu gewinnen, welche die<br />
genetische Prädisposition von Menschen mit den<br />
interindividuellen Unterschieden in der Konzentration<br />
von Metaboliten verbinden und können so<br />
auch neue pathophysiologische Wege aufdecken,<br />
die zur Entstehung von Krankheiten beitragen<br />
(Abbildung 1).<br />
Laut einer Datenbank im Internet (http://www.<br />
metabolomix.com/list-of-all-published-gwaswith-metabolomics/)<br />
hat die Anzahl an Publikationen<br />
aus diesem Gebiet in den letzten Jahren<br />
zugenommen (Abbildung 2).<br />
Genetische Regulation des<br />
Homoarginins<br />
Anzahl an Publikationen<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Abbildung 1: Verbindung von zwei Hochdurchsatztechnologien, Genomics und Metabolomics,<br />
in Form von metabolischen genomweiten Assoziationsstudien (mGWAS) zur<br />
Aufdeckung neuer pathophysiologischer Wirkmechanismen.<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Jahr<br />
Abbildung 2: Anzahl der mGWAS-Publikationen von 2008 bis 2018.<br />
GATM<br />
In unserer Arbeitsgruppe hat uns u. a. die genetische<br />
Regulation von Aminosäurekonzentrationen<br />
interessiert, insbesondere die des Homoarginins.<br />
Homoarginin ist eine nicht essenzielle kationische<br />
Aminosäure und unterscheidet sich von Arginin<br />
durch eine zusätzliche Methylgruppe in der Kohlenstoffseitenkette.<br />
Niedrige Blutkonzentrationen<br />
gehen mit einer deutlich gesteigerten Sterblichkeit<br />
einher [3]. In geringen Konzentrationen ist<br />
Homoarginin in vielen Körperflüssigkeiten und<br />
Organen zu finden. Die Aminosäure entsteht als<br />
Nebenprodukt bei enzymatischen Reaktionen,<br />
die Ornithin als Substrat umsetzen. Wird auf-<br />
-log10(p)<br />
CPS1<br />
ARG1<br />
Chromosome<br />
Abbildung 3: Ein Manhattan-Plot der Ergebnisse einer GWAS-Metaanalyse mit dem Phänotyp<br />
Homoarginin. Auf der Abszisse sind die Chromosomen aufgereiht, und die Ordinate<br />
zeigt den Grad der Assoziation an (negativer dekadischer Logarithmus des p-Wertes). Jeder<br />
Punkt repräsentiert einen SNP.<br />
49
GENOMWEITE ASSOZIATIONEN UND METABOLOMICS<br />
grund mangelnder Sub stratspezifität anstelle<br />
von Ornithin Lysin verwendet (eine zu Ornithin<br />
homologe Aminosäure) kann Homoarginin entstehen.<br />
Lange Zeit war wenig über die tatsächlich<br />
relevanten Reaktionswege bekannt. In einer<br />
GWAS-Metaanalyse zweier großer Kohortenstudien<br />
konnten wir 2013 bereits drei Genorte identifizieren,<br />
welche genomweit signifikant mit der<br />
Konzentration von Homoarginin im Blut assoziiert<br />
waren [4]. Diese Ergebnisse konnten wir nun durch<br />
Einschluss einer höheren Zahl an Patientenproben<br />
noch erweitern (Abbildung 3). Das stärkste Signal<br />
beobachteten wir auf Chromosom 15 beim Gen<br />
für die Glycin-Amidinotransferase, die den Transfer<br />
einer Guanidino gruppe von L-Arginin auf Glycin<br />
katalysiert und damit ein wichtiges Enzym für die<br />
Kreatinsynthese darstellt. Glycin stellt dabei nicht<br />
den einzigen mögliche Amidinakzeptor dar. Steht<br />
dem Reaktionsgemisch ausreichend Lysin zur Verfügung,<br />
erfolgt auch eine Amidinierung des Lysins<br />
zu Homoarginin. Der zweite Genort auf Chromosom<br />
2 kodiert für die Carbamoylphosphat-Synthetase<br />
(CPS1), das geschwindigkeitsbestimmende<br />
Enzym des hepatischen Harnstoffzyklus. Verantwortlich<br />
für die Bildung von Homoarginin ist hier<br />
die Ornithin-Transcarbamylase, welche Lysin als<br />
Reaktionspartner toleriert und dann analog zum<br />
Harnstoffkreislauf zu Homoarginin metabolisiert.<br />
Des Weiteren zeigte sich auch eine signifikante<br />
Assoziation von SNPs im Gen für die Arginase1<br />
(ARG1) mit der Homoargininkonzentration. Dieses<br />
Enzym katalysiert den letzten Schritt im Harnstoffzyklus,<br />
die Hydrolyse von Arginin zu Ornithin und<br />
Harnstoff.<br />
Fazit<br />
CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse<br />
Dr. rer. nat. Marcus Kleber<br />
marcus.kleber@medma.uni-heidelberg.de<br />
Die genetischen Ergebnisse zeigen, dass es zwei<br />
bedeutende Wege der Homoargininsynthese im<br />
Körper gibt, zum einen im Energiestoffwechsel<br />
(GATM), zum anderen in Harnstoffzyklus (CPS1<br />
und ARG1).<br />
Referenzen<br />
1. Ozaki K, Ohnishi Y, Iida A et al. Functional SNPs in the<br />
lymphotoxin-alpha gene that are associated with susceptibility<br />
to myocardial infarction. Nat Genet 2002; 32(4):<br />
650–4.<br />
2. Gieger C, Geistlinger L, Altmaier E et al. Genetics meets<br />
metabolomics: a genome-wide association study of<br />
metabolite profiles in human serum. PLOS Genetics 2008;<br />
4(11): e1000282.<br />
3. Zinellu A, Paliogiannis P, Carru C et al. Homoarginine and<br />
all-cause mortality: A systematic review and meta-analysis.<br />
Eur J Clin Invest 2018; 48(8): e12960.<br />
4. Kleber ME, Seppala I, Pilz S et al. Genome-wide association<br />
study identifies 3 genomic loci significantly associated<br />
with serum levels of homoarginine: the AtheroRemo<br />
Consortium. Circ Cardiovasc Genet 2013; 6(5): 505–13.<br />
Dr. rer. nat. Marcus Kleber<br />
V. Medizinische Klinik (<strong>Nephrologie</strong>, Hypertensiologie,<br />
Endokrinologie, Rheuma), Medizinische Fakultät Mannheim<br />
der Universität Heidelberg<br />
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3, 68167 Mannheim<br />
50
KOMPLEXER ANGEBORENER HERZFEHLER<br />
Prognostischer Stellenwert von<br />
löslichem ST2<br />
Tanja Rädle-Hurst, Homburg<br />
© like.eis.in.the.sunshine/photocase.de<br />
Bei Patienten mit chronischer und akuter Linksherzinsuffizienz konnte lösliches ST2 (soluble suppression of<br />
tumorigenicity 2; sST2) als hilfreicher prognostischer Marker identifiziert werden, weshalb er sogar in die<br />
ACC/AHA-Leitlinien zur besseren Risikostratifikation dieser Patientengruppe aufgenommen wurde [1–3].<br />
Lösliches ST2 stellt dabei einen Marker des inversen kardialen Remodelings dar, der die kardioprotektiven<br />
Effekte der Interleukin-33/ST2-Achse blockiert und eine myokardiale Apoptose und Fibrose induziert.<br />
In klinischen Studien konnte gezeigt werden,<br />
dass erhöhte sST2-Spiegel bei Patienten mit Linksherzinsuffizienz<br />
mit einer erhöhten Inzidenz an<br />
kardiovaskulären Ereignissen und einer erhöhten<br />
Mortalität verbunden sind [4–6]. Aufgrund dieser<br />
vielversprechenden Ergebnisse sollte daher der<br />
prognostische Stellenwert von sST2 bei Patienten<br />
mit komplexem angeborenem Herzfehler (AHF)<br />
untersucht werden.<br />
Patienten und Methoden<br />
Bei insgesamt 169 Patienten mit komplexem AHF<br />
wurden sST2-Konzentrationen im Serum bestimmt<br />
CONFERENCES<br />
51
KOMPLEXER ANGEBORENER HERZFEHLER<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,8<br />
Sensitivität<br />
0,6<br />
0,4<br />
Sensitivität<br />
0,6<br />
0,4<br />
NT-proBNP<br />
AUC 0,875 [0,766–0,984]; p=0,001<br />
0,2<br />
sST2<br />
AUC 0,890 [0,741–1,000]; p
KOMPLEXER ANGEBORENER HERZFEHLER<br />
vaskulären Ereignissen wurden ROC-Kurvenanalysen<br />
durchgeführt. Hier konnten zur Vorhersage<br />
einer kardialen Dekompensation eine höhere<br />
NYHA-Klasse III/IV (AUC 0,804, 95 %-KI 0,668-<br />
0,941; p
IMPRESSUM<br />
Herausgeber und Verlag<br />
The Paideia Group GmbH<br />
Dammsmühlerstr. 35, 13158 Berlin<br />
Tel.: 030 / 40 30 36 92<br />
Fax: 030 / 40 30 36 96<br />
www.thepaideiagroup.com<br />
www.con-nexi.de<br />
Publishing Director: Anja Lamprecht<br />
publishing@thepaideiagroup.com<br />
Redaktion: Rüdiger Zart<br />
editorial@thepaideiagroup.com<br />
Art Director: Sigrid Lessing<br />
print@thepaideiagroup.com<br />
Gestaltung Cover:<br />
Jens Vogelsang<br />
Infografiken, Abbildungen:<br />
Sigrid Lessing<br />
Lektorat: Olaf Mertensacker<br />
review@thepaideiagroup.com<br />
Übersetzungen:<br />
Dr. med. Friederike Günther<br />
Druck: STRUBE Druck & Medien OHG<br />
Anzeigen und Sonderdrucke: Anja Lamprecht<br />
sales@thepaideiagroup.com<br />
zzt. gültige Anzeigenpreisliste<br />
Mediadaten <strong>2019</strong>_190801<br />
Einzelpreis: 15,95 Euro inkl. 7 % Mwst.<br />
Abonnement: 12,50 Euro inkl. 7 % Mwst.<br />
pro <strong>Ausgabe</strong><br />
Nr. 7, 7. Jahrgang, September <strong>2019</strong><br />
Haftungsausschluss<br />
Diese Dokumentation enthält alle Veranstaltungsbeiträge,<br />
die bis Redaktionsschluss vorlagen. Verantwortlich<br />
für den Inhalt der im The Paideia Group<br />
Verlag veröffentlichten Beiträge ist der jeweils in<br />
den einzelnen Beiträgen genannte Autor. Die in den<br />
Beiträgen zum Ausdruck gebrachte Meinung gibt in<br />
erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht<br />
in jedem Fall die Meinung des The Paideia Group<br />
Verlages wieder. Soweit die Beiträge Dosierungen,<br />
Indikationen und Applikationsformen benennen,<br />
sollte — trotz einer sorgfältigen Recherche von<br />
Autoren, Herausgeber und Verlag — in jedem Fall<br />
vor Gebrauch oder Verordnung der genannten<br />
Medikamente der Beipackzettel mit den dort angegebenen<br />
Dosierungs- und Einnahmeempfehlungen<br />
und Hinweisen auf Kontraindikationen verglichen<br />
werden. Für etwaige Abweichungen oder Unrichtigkeiten<br />
übernehmen Herausgeber und Verlag<br />
keine Haftung.<br />
Anzeigen und Industriemitteilungen<br />
Gekennzeichnete Anzeigen, Herstellerinformationen<br />
und die im Bereich „Industry“ der Dokumentation<br />
wiedergegebenen Beiträge befinden sich<br />
außerhalb der Verantwortung des Verlages. Hierfür<br />
wird keine Gewähr übernommen.<br />
Urheberrechte<br />
Diese Dokumentation genießt urheberrechtlichen<br />
Schutz. Sämtliche Nutzungsrechte liegen bei dem<br />
The Paideia Group GmbH Verlag. Jegliche Nutzung<br />
des Werks, insbesondere die Vervielfältigung,<br />
Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche<br />
Zugänglichmachung, ist ohne die vorherige<br />
schriftliche Zustimmung des The Paideia Group<br />
Verlages unzulässig.<br />
Copyrights<br />
Titelbild: Science Photo Library/Jose Calvo, Fotolia/Janis<br />
Smits.<br />
Fotos: S. 3 Martin Adam, S. 8, 4 Science Photo<br />
Library/Joseph F Gennaro, S. 16, 4 Shutterstock/<br />
hywards, S. 22, 4 Science Photo Library/DNA<br />
Illustrations, S. 28, 4 Will Stanton/Alamy Stock<br />
Foto, S. 30 Brain light/Alamy Stock Foto, S. 36,<br />
5 Shutterstock/Explode, S. 40, 5 Shutterstock/<br />
evrymmnt, S. 44, 5 Science Photo Library/Jürgen<br />
Berger, S. 48, 5 Shutterstock/Tartila, S. 51 like.eis.<br />
in.the.sunshine/photocase.de.<br />
ISSN 2195-8645 Print<br />
ISSN 2197-991X Online<br />
– MAGAZIN<br />
– RUBRIKEN<br />
ADDENDUM<br />
••<br />
präsentiert Highlights von Veranstaltungen verschiedener<br />
medizinischer Fachgebiete themenspezifisch auf der Basis<br />
von Referenten beiträgen in deutscher beziehungsweise<br />
englischer Sprache,<br />
••<br />
erscheint pro Thema jeweils ein- bis zweimal pro Jahr,<br />
••<br />
verbindet die Interessen von Kongressveranstaltern, Teilnehmern<br />
und Industrie,<br />
••<br />
ist nicht mit Honorar zahlungen verbunden,<br />
••<br />
regt durch Cogitatio-Fragen zum Nachdenken „über den<br />
Tellerrand“ hinaus an,<br />
••<br />
reflektiert wissenschaftliche Inhalte in den drei Rubriken<br />
Conference, Education und Industry,<br />
••<br />
finanziert sich über Anzeigen, Sponsoring und Abonnements<br />
,<br />
••<br />
wird in zielgruppenspezifischer Auflage per Post versandt<br />
und ist mit allen <strong>Ausgabe</strong>n für medizinische Fachkreise auch<br />
digital auf www.con-nexi.de verfügbar.<br />
CONFERENCES<br />
Beiträge und Berichte von Konferenzen wie z. B. Präsidenten-<br />
und Experten-Interviews, Statements von ausgesuchten<br />
Referenten, Basic Science, From Bench to Bedside, Arbeitsgruppensitzungen,<br />
Preisverleihungen sowie Regulatory Affairs.<br />
EDUCATION<br />
Berichte von industrieunterstützten Veranstaltungen wie z. B.<br />
Satelliten-Symposien oder Fachpressekonferenzen zu neuen<br />
Entwicklungen in der pharmazeutischen Industrie, Pro- und<br />
Contra-Debatten sowie unser Feuilleton „The Story Behind“,<br />
LeseZeichen (Kommentare zu aktuellen Studien ergebnissen),<br />
Fortbildung (Kalender) und Lösungen zu Cogitatio-Fragen der<br />
Autoren.<br />
INDUSTRY<br />
Markt- und Produktinformationen aus der pharma zeutischen<br />
und Medizintechnik-Industrie.<br />
54
2-2018<br />
1-<strong>2019</strong><br />
KENNEN SIE SCHON UNSERE<br />
WEBSITE? www.con-nexi.de<br />
Schmerzmedizin<br />
AIDS und Hepatitis<br />
Kardiologie<br />
Neurologie<br />
9-2018<br />
3-<strong>2019</strong><br />
8-2018<br />
OPINIO UMFRAGE<br />
Ihre Wünsche sind unser Gradmesser. Senden Sie uns<br />
Ihr Feedback und gewinnen Sie ein Abonnement.<br />
Schmerzmedizin<br />
<strong>Nephrologie</strong><br />
<strong>CONNEXI</strong> ABO<br />
7-2018<br />
2-<strong>2019</strong><br />
Biomarker<br />
Haben Sie Interesse<br />
an weiteren Themen?<br />
Finden Sie das für Sie<br />
passende Angebot.
WISSENSCHAFT GENIESSEN<br />
Magazin