TRENDYone | Das Magazin - Allgäu - März 2018
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Lokales<br />
Bayerns Schloss im<br />
Wasserschutzgebiet<br />
Entwicklungsstillstand wegen Trinkwasser?<br />
In den Tiefen des <strong>Allgäu</strong>s ist ein Streit um das Grundwasser entfacht.<br />
Dabei stehen sich die Gemeinde Hohenschwangau und die Stadt Füssen<br />
gegenüber. Der Grund dafür: Hohenschwangau liegt seit dem Jahr 2016<br />
genau über einem zum Wasserschutzgebiet erklärten Areal. Ausgerechnet<br />
aus diesem Areal beziehen aber die Füssener Bürger ihr Trinkwasser. Für die<br />
dadurch entstehenden Zusatzkosten sowie die vielen Einschränkungen beim<br />
Grundstückskauf & Co. hat die kleine Gemeinde nun kein Verständnis mehr<br />
und hat Klage eingereicht.<br />
Der erste Bürgermeister der Stadt Füssen<br />
Paul Jacob, möchte auf die Brunnen in Hohenschwangau<br />
nicht verzichten.<br />
200 Millionen Besucher und rund<br />
400.000 Busse kommen jährlich am<br />
bekanntesten Touristen- Hotspot Bayerns<br />
an: Schloss Neuschwanstein. <strong>Das</strong>s<br />
sich die zahlreichen Schaulustigen und<br />
Interessierten während ihrem Spaziergang<br />
zum Schloss auf geschütztem<br />
Boden befinden, wurde erst vor Kurzem<br />
durch eine Debatte öffentlich gemacht.<br />
Ausschlaggebend hierfür ist das Landratsamt<br />
Ostallgäu, das im Jahr 2016<br />
den gesamten Ort Hohenschwangau<br />
aufgrund seiner örtlichen Lage zum<br />
Wasserschutzgebiet erklärte. Nachmessungen<br />
hatten ergeben, dass das<br />
Grundwasser, das später als Trinkwasser<br />
in Füssen genutzt wird, genau unter<br />
diesem Gebiet hindurchfließt.<br />
Des einen Freud, des anderen Leid<br />
Um den Ursprung dieser Diskussion<br />
näher beleuchten zu können, muss<br />
man einige Zeit zurückblicken. In den<br />
80er Jahren baute die Stadt Füssen<br />
auf Hohenschwangauer Gebiet mehrere<br />
Brunnen, die zur Trinkwasserversorgung<br />
dienen sollten. Die Gutachten<br />
für diesen Bau sahen bevorzugt<br />
Acker- und Wiesenflächen vor. Somit<br />
waren die Felder in Hohenschwangau<br />
perfekt geeignet dafür. Einziger Haken<br />
an dieser Geschichte war einzig und allein<br />
die Tatsache, dass dieses Gutachten<br />
fehlerhaft war.<br />
Folgen für die Bürger<br />
Nun ging also nicht nur die Stadt Füssen<br />
davon aus, dass ihre Wasserversorgung<br />
auch weiterhin aus der Nachbargemeinde<br />
garantiert werden sollte,<br />
sondern auch das Landratsamt Ostallgäu.<br />
Über 50 Verbote für Vorhaben wie<br />
der Errichtung eines Friedhofes, dem<br />
Ausbau von Tennisplätzen oder dem<br />
Bau einer Kläranlage wurden abgewiesen.<br />
Und damit nicht genug: Kreditinstitute<br />
verweigerten zudem oftmals<br />
die Vergabe von Krediten für Grundstücke<br />
und Hausbauten. Begründung:<br />
Der Wertverfall der Immobilien in diesem<br />
Gebiet sei zu hoch. Somit schlich<br />
sich bei den Bürgern bereits eine erste<br />
negative Grundeinstellung zu diesem<br />
Thema ein. Auch die Stadt Füssen<br />
machte sich auf die Suche nach Alternativen<br />
zur Wassergewinnung - dies<br />
allerdings erfolglos. Die Überlegung,<br />
das Wasser aus dem Lech und umliegenden<br />
Seen wieder aufzubereiten,<br />
scheiterte. „Ich kann auch geklärtes<br />
Wasser aus der Kläranlage wiederverwenden,<br />
aber das sind glaube ich<br />
nicht die Möglichkeiten, die wir unseren<br />
Menschen zumuten wollen. Wir<br />
werden diese Brunnen nicht aufgeben<br />
können und wollen auch nicht auf dieses<br />
hervorragende Wasser verzichten“,<br />
so Füssens Bürgermeister Paul Iacob<br />
im Interview mit dem BR.<br />
Somit steht Aussage gegen Aussage.<br />
Über den endgültigen Ausgang dieses<br />
Streitfalls entscheidet nun das Gericht.<br />
Doch auch nach der Klage der<br />
Gemeinde Hohenschwangau wird sich<br />
an der Situation vorerst nichts ändern.<br />
Die Füssener Bürger trinken weiterhin<br />
sauberes Leitungswasser aus dem<br />
Wasserschutzgebiet.