17.10.2019 Aufrufe

UNICUM Beruf: 5.2019 | Ingenieurswesen

In der neuen Ausgabe der UNICUM BERUF erwarten dich neben einer Arbeitsmarktanalyse für Elektroingenieure auch spannende Beiträge zu der Cannabis-Wirtschaft in Deutschland, den Chancen durch die Energiewende und warum Wasserstoff bald ein wichtiger Energieträger sein könnte.

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Text » Stefan Laurin<br />

Fotos » Getty Images/Kreatiw<br />

ENERGIETECHNIK<br />

KERNIGE JOBS<br />

2022 soll in Deutschland das letzte Kernkraftwerk<br />

abgeschaltet werden. Doch die Kernenergie könnte<br />

trotzdem noch eine große Zukunft vor sich haben –<br />

und spannende Jobs für Ingenieure und Naturwissenschaftler<br />

bieten.<br />

Die Kernkraftwerke Neckarwestheim, Isar II und Emsland werden<br />

wohl für längere Zeit die letzten Reaktoren sein, die in Deutschland<br />

Strom produzieren. Beide werden Ende 2022 abgeschaltet. Dann endet<br />

nach 61 Jahren die Ära der Stromerzeugung mit Kernenergie, die 1961<br />

mit dem Reaktor Kahl an der hessisch-bayerischen Grenze begann.<br />

Das ist politisch gewollt und wird von der Mehrheit der Bevölkerung<br />

gutgeheißen, auch wenn Greta Thunberg vor einiger Zeit sinnierte,<br />

dass Kernkraft ein Weg sei, Energie ohne schädliche Treibhausgase<br />

zu erzeugen. Das Zurückrudern der jungen Klimaschützer-Ikone kam<br />

prompt.<br />

50.000 Menschen, vor allem Ingenieure und Ingenieurinnen, waren<br />

in den 80er Jahren in der Kerntechnik beschäftigt, und zwar in hochbezahlten,<br />

damals noch für krisensicher erachteten Jobs. Allein bei<br />

der Kraftwerk Union, einer Siemens-Tochter, die in Deutschland<br />

20 Kernkraftwerke gebaut hatte, gab es 13.500 Beschäftigte. Das ist<br />

lange her. Die Anti-Atom-Proteste der 70er Jahre, die Reaktorunglücke<br />

in Harrisburg und Tschernobyl und schließlich der Beschluss<br />

der Bundesregierung 2011, aus der Kerntechnik auszusteigen,<br />

beendeten eine jahrzehntelange technische und auch wirtschaftliche<br />

Erfolgsgeschichte. Die Reste der einstmals großen KWU heißen heute<br />

Framatom und wenn man auf der Webseite unter „Jobangebote“ nachschaut,<br />

findet sich dort nichts mehr.<br />

Aber auch wenn das letzte Kernkraftwerk bald abgeschaltet wird, an<br />

Kerntechnik geforscht wird weiterhin. Und da der deutsche Atomausstieg<br />

ohnehin ein Sonderweg, Kernenergie CO2-neutral und sicher<br />

verfügbar ist und an einer neuen Kraftwerksgeneration geforscht<br />

wird, bieten die nun noch vorhandenen Jobs eine gute Perspektive<br />

– zumindest in Ländern, die technologisch offen sind, zum Beispiel<br />

Frankreich.<br />

FORSCHUNGSZENTRUM KARLSRUHE<br />

Kernforschungszentren gab es früher in Jülich und Karlsruhe. Den<br />

Namen haben die beiden Forschungseinrichtungen mittlerweile<br />

abgelegt, Kernforschung wird dort in Teilen jedoch zumindest in<br />

Karlsruhe weiterhin auf höchstem Niveau betrieben:<br />

Das Tritiumlabor Karlsruhe (TLK) des Instituts für Technische Physik<br />

(ITEP) am Forschungszentrum Karlsruhe ist an der Forschung an<br />

ITER, einer Kernfusionsanlage in Südfrankreich, beteiligt. ITER ist ein<br />

internationales Projekt und wird von der Europäischen Union, Japan,<br />

China, Indien, den USA und Russland betrieben. ITER geht auf eine<br />

Idee des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow<br />

zurück und soll 2025 in Betrieb gehen. Es ist einer der Großanlagen,<br />

an denen daran geforscht wird, marktfähige Fusionsreaktoren zu<br />

entwickeln. Diese sollen Kerne nicht spalten, sondern verschmelzen,<br />

was auch in der Sonne und allen anderen Sternen geschieht. Vorteil:<br />

Der Vorgang erzeugt fast überhaupt keine Strahlung, ein Entsorgungsproblem<br />

stellt sich nicht, und Brennstoff wäre für alle Zeiten<br />

verfügbar. Das alles dauert schon mehrere Jahrzehnte, aber die Fortschritte,<br />

die in den vergangenen Jahren beim Erreichen der Millionen<br />

Grad heißen Temperaturen, bei denen die Fusion abläuft, gemacht<br />

wurden, sind immens. Der Weg von der Idee zur fertigen Anlage ist<br />

zu einem guten Teil absolviert.<br />

24 ING

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