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Stasi: Wo Recht zu Unrecht wird

Meine eigene Stasi-Akte hat 670 Seiten Umfang. Das dürfte noch nicht alles sein. Viele Begegnungen und Treffen habe ich in den vielen Seiten nicht gefunden. Die DDR war ein Unrechtsstaat, das steht für mich außer Frage. Dieser Text ist der Auszug eines Buches, das im kommenden Jahr erscheint. In dem Jahr, in dem wir den 30. Geburtstag der Wiedervereinigung begehen. Ich werde das feiern.

Meine eigene Stasi-Akte hat 670 Seiten Umfang. Das dürfte noch nicht alles sein. Viele Begegnungen und Treffen habe ich in den vielen Seiten nicht gefunden. Die DDR war ein Unrechtsstaat, das steht für mich außer Frage. Dieser Text ist der Auszug eines Buches, das im kommenden Jahr erscheint. In dem Jahr, in dem wir den 30. Geburtstag der Wiedervereinigung begehen. Ich werde das feiern.

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BEGEGNUNG IN OST-BERLIN<br />

„Gehen wir?“<br />

Ralf hatte offensichtlich vor, ein Gespräch <strong>zu</strong> führen. Unbeobachtet und unabgehört.<br />

Während er fragte, griff er schon <strong>zu</strong> seinen Zigaretten und dem, was er mitnehmen<br />

wollte. Es war also mehr eine Aufforderung als eine Frage.<br />

„Klar, wohin?“<br />

„Wir gehen in den Park. Wenn Du Dich nicht ganz falsch verhalten hast, haben wir da<br />

unsere Ruhe.“<br />

Er spielte auf das an, was mir Roland Jahn in West- Berlin gesagt hatte. Ralf und er<br />

hatten sich irgendwie verständigt über meinen Besuch. Ich vermute, dass Ralf darauf<br />

hinwies, dass ich ein Neuling sei und dass er nicht wisse, ob ich mich einigermaßen<br />

intelligent verhalten würde, wenn ich <strong>zu</strong>m ihn unterwegs sei. Ich solle versuchen, dass<br />

„sie Dir nicht hinterher laufen“, hatte Jahn mir ja eingetrichtert. Ich hatte ihn gefragt, ob<br />

ich mich denn ganz unauffällig alle drei bis sieben Meter umdrehen und nachschauen<br />

solle, ob ich alleine wäre. Das hatte ich zwar nicht ganz erst gemeint, aber ich hatte keine<br />

Ahnung davon, wie man sich verhalten musste, um keine Aufmerksamkeit auf sich <strong>zu</strong><br />

ziehen oder um nicht verfolgt <strong>zu</strong> werden.<br />

Kennt das jemand bei uns? Hat jemand eine irgendeine Vorstellung davon, jemanden<br />

besuchen <strong>zu</strong> gehen und ständig im Hinterkopf haben <strong>zu</strong> müssen, dass man verfolgt<br />

werden könnte? Und, was das Wichtigste ist: dass es der Person, die man besuchen<br />

würde, sogar schaden könnte, wenn man mit ihr Kontakt hatte? Ich vermute nicht. Und<br />

ich kannte das bis <strong>zu</strong>m Jahr 1987 und meinem ersten Besuch in dem für nun plötzlich<br />

neuen Ost-Berlin ebenso wenig. Meine Besuche in dem „anderen“ Ost-Berlin habe ich<br />

bereits beschrieben; da war mein größtes Problem, diese Weichmark wieder<br />

los<strong>zu</strong>werden, die ich gegen D-Mark hatte eintauschen müssen. Jetzt war alles völlig<br />

anders.<br />

Der Eingang <strong>zu</strong>m Krankenhaus lag direkt gegenüber der Matthiasstraße, wir sahen beim<br />

Verlassen der <strong>Wo</strong>hnung rechts dorthin.<br />

„Das ist praktisch für die <strong>Stasi</strong>leute. Wenn sie wieder auf mich aufpassen müssen,<br />

können sie sich da unterstellen, wenn’s regnet.“<br />

„Wie rücksichtsvoll, Herr Hirsch.“

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