05.11.2019 Aufrufe

Stasi: Wo Recht zu Unrecht wird

Meine eigene Stasi-Akte hat 670 Seiten Umfang. Das dürfte noch nicht alles sein. Viele Begegnungen und Treffen habe ich in den vielen Seiten nicht gefunden. Die DDR war ein Unrechtsstaat, das steht für mich außer Frage. Dieser Text ist der Auszug eines Buches, das im kommenden Jahr erscheint. In dem Jahr, in dem wir den 30. Geburtstag der Wiedervereinigung begehen. Ich werde das feiern.

Meine eigene Stasi-Akte hat 670 Seiten Umfang. Das dürfte noch nicht alles sein. Viele Begegnungen und Treffen habe ich in den vielen Seiten nicht gefunden. Die DDR war ein Unrechtsstaat, das steht für mich außer Frage. Dieser Text ist der Auszug eines Buches, das im kommenden Jahr erscheint. In dem Jahr, in dem wir den 30. Geburtstag der Wiedervereinigung begehen. Ich werde das feiern.

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CHILE<br />

WICHTIGER<br />

ALS<br />

OST-<br />

BERLIN<br />

Bei den Vorbereitungen <strong>zu</strong> diesem Treffen,<br />

das dann tatsächlich in der Privatwohnung<br />

von Ralf auch stattfand, entzauberten sich<br />

mir zwei Politiker, auf die ich immer große<br />

Stücke gehalten hatte. Das waren Heiner<br />

Geissler und Norbert Blüm. Beide waren<br />

angefragt worden, ob sie sich vorstellen<br />

könnten, ebenfalls an diesem Treffen<br />

teil<strong>zu</strong>nehmen. Beide „konnten nicht“.<br />

Dabei waren es gerade Geissler und<br />

Blüm, die sich immer wieder für Freiheit<br />

und Demokratie in Chile oder Südafrika<br />

oder sonstwo auf der Welt einsetzten. Ich<br />

erinnere mich an eine Reise Blüms nach<br />

Chile. Damals herrschte dort der Diktator,<br />

General Pinochet. Er hatte Tausende von<br />

Menschen auf dem Gewissen.<br />

Unzählige Opfer seiner Diktatur waren<br />

spurlos verschwunden; vermutlich<br />

<strong>zu</strong>nächst brutal gefoltert, dann ermordet<br />

und schließlich irgendwo verscharrt. Blüm<br />

fuhr dorthin. Immerhin war er<br />

Regierungsmitglied unter Helmut Kohl. Er<br />

ließ sich filmen, gab Interviews und sprach<br />

von der Bedeutung der Demokratie. Das<br />

alles teilte ich natürlich, wie den Einsatz<br />

von Heiner Geißler bei der Bekämpfung<br />

der Apartheid in Südafrika.<br />

Das hatten auch andere getan, <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel Petra Kelly. Sie beließ es aber<br />

nicht dabei, weit weg von Deutschland<br />

eine gute Figur <strong>zu</strong> machen und sich dann<br />

<strong>zu</strong>hause als Heldin für die Befreiung der<br />

Unterdrückten feiern <strong>zu</strong> lassen. Sie blieb<br />

im Land, oder sagen wir besser in der<br />

Nation, die geteilt war. Gewiss hat sie sich<br />

auch öffentlichkeitswirksam für die<br />

Aktivisten im SED-Staat eingesetzt; das<br />

war von den Freunden in Ost- Berlin oft<br />

genau so gewollt. Aber sie fuhr auch<br />

dorthin, ohne dass ein einziger Journalist<br />

sie begleitete. Das tat später auch Heribert<br />

Scharrenbroich. Ohne Medien, einfach <strong>zu</strong><br />

Besuch fuhr er nach Ost-Berlin. Und traf,<br />

unter anderen, auch Ralf Hirsch wieder.

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