CR Ausgabe 02.2016

Titel
Dann war Harvey an der Reihe: er wurde innerhalb und außerhalb
eines Gebäudes mit verschiedenen Umweltreizen konfrontiert.
So musste er sich in einer engen Personengruppe und einer bedrängten
Situation oder bei Futterwegnahme neutral verhalten und keine
Anzeichen von Angst- oder Verteidigungsbeißen zeigen. Dann wurde
er mit Radfahrern, Joggern, Personen mit Krücken, spielenden Kindern
u.a. konfrontiert. Hier zeigte er sich unbeeindruckt und neutral.
Ich musste bei diesen Übungen unter Beweis stellen, dass ich Harvey
jederzeit kontrollieren konnte.
Dem Schulbesuch nachempfunden (tobende und spielende Kinder
auf den Gängen und Fluren) waren auch die Tests zum Verhalten
auf Treppen und engen Gängen, bei lärmenden Personengruppen und
plötzlichen Schrecksituationen. Als Lärmquellen dienten u.a. eine
Gießkanne, gefüllt mit Steinen, ein Sack mit leeren Dosen, die auf die
Treppe geworfen wurden.
Wie bei einer Begleithundprüfung wurde auch geschossen, so
dass ich jetzt weiß, dass Harvey „schussfest“ ist.
Dann ging es weiter im Straßenverkehr. Bei Lärm und Hupen
war er ebenfalls ruhig und sicher. Es wurde auch getestet, ob Harvey
im Fahrzeug „Territorialaggression“ zeigt. Aber bei Annäherung und
heftigen Provokationen blieb er entspannt.
Anschließend gab es noch Begegnungen mit anderen unbekannten
Hunden.
Die Feststellung des Prüfers dazu: „Freundlich, gut sozialisiert,
Bindung zur Hundeführerin ausgeprägt. Der Hund wurde offensichtlich
sehr gut erzogen“
Das war jetzt ein kleiner Auszug aus dem 8-seitigen Gutachten.
Die Prüfung dauerte 2 1/2 Stunden.
Jetzt hatten wir beide also die Prüfung bestanden und waren ab
sofort Auszubildende in der Initiative Kind und Hund.
Harvey in der Schule
Zu Beginn war Harvey mit mir, gemeinsam mit einem erfahrenen
Team, als Lehrling in den Unterrichtsstunden dabei. Nach einigen
Einsätzen als Zweithund hielten wir dann unseren Erstunterricht, der
von einem Beauftragten der Initiative Kind und Hund abgenommen
wurde.
Erst dann durfte ich mit Harvey den Unterricht alleine halten.
Kind und Hund arbeitet nach einem, auf das Alter der Kinder
abgestimmten und pädagogisch aufgebautem Konzept.
Zunächst erhalten die Erzieher und die Eltern einen Informationsbrief
und ein Ausmalbuch für die Jüngsten, in denen die Situationen,
die in der Schule durchgenommen werden, in Bildern dargestellt
werden. Im Unterricht erzähle ich dann den Kindern eine Geschichte
anhand der Schaubilder, in denen es um Hundebegegnungen, Begrüßung,
Spielen mit dem Hund usw geht. Es ist den Kindern eine große
Freude, dass Harvey in die anschließenden praktischen Übungen
eingebunden wird.
Dabei geht es um viele Alltagssituationen und Regeln. So z.B.,
dass man einen auf der Decke liegenden Hund nicht stören darf.
Auch wird vermittelt, dass der Hund in Ruhe und ungestört fressen
kann. Beim „Leckerchen-Geben“ lernen die Kinder, dass dabei
runtergefallenes Futter nicht aufgehoben werden soll. Ich erkläre,
warum das so ist.
Natürlich üben wir im Klassenzimmer auch Hundebegegnungen.
Die Kinder dürfen dann anschließend Harvey streicheln und füttern.
Dabei haben bis jetzt auch die ängstlichen Kinder mitgemacht.
Harvey hat ( und Collies ja sowieso ) eine Ausstrahlung, die
manchem Kind und auch einigen Lehrkräften die Angst vor Hundebegegnungen
genommen hat.
Und darauf sind wir dann immer richtig stolz.
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