Kaiserlich_erleben_04_2019_komplett_2019-11-19
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30 DIE LETZTE SEITE
Mundart: Winter
Jo verzähl!
Au am Kaiserschtuehl isch d Klimaveränderung sit einige
Johr grad im Winter dietlig z schpüre. Schnee gits so guet
wie keine meh un wenn’s emol in dr Nacht e weng schneit,
no isch dr Schnee am zehni am Morge scho wieder
gschmolze. Aber nit nur s Klima het sich verändert,
au d Arbeitsabläuf hän sich dr Schtrukturveränderunge
apasst. Während früeher d Arbet uf em Feld
un in dr Rebe im Winter wuchelang g’rueht het un d
Winzer un Landwirt mit Hüsarbeite e weng Abwechslung
g’ha hän, gohts hitzutag scho bald noch
em Herbscht wieder mit Rebarbeite witter. Wenn
dr Drohtzug wieder in Ordnung brocht wore isch,
gohts au scho wieder ans Rebeschniede.
Wie so ganz anderscht war des frueher im Winter: Nochem
Herbscht, do het mer noch s letschte Obst gerntet un Ruebe
als Winterfuetter fürs Vieh heimgholt oder iegmietet. Drno
het mer sich uf e lange Winter iegrichtet. Do isch mengmol
wuchelang Schnee g’lege, un wenn er bsunders hoch glege
isch, het mer durch s Dorf Wegli frei g’schüflet, oder dr
Bahnschlitte isch dur Schtroße un Gässli zoge wore. Dr
Bahnschlitte isch e dreieckige Holzschlitte gsi, der het mer
mit Ross oder Ochse zoge un so ne einehalb Meter breiti
Bahn freiglegt. Fahrzeug sin jo keini g’fahre, mer het alles
z’Fueß erledigt oder mit Handwage un Schaltkarre.
D meischte Arbeite hän sich im Hüs abgschpielt. So het mer
Nuss üskernt, Welschkorn üsgmacht un Schtrohschueh
hergschtellt. Au Körb sin üs Wiede g’flochte wore. Dodrbie
sin au die Neigbändli a’gfalle, die mr im Fruehjohr zum
Bögemache in dr Rebe brücht het. Des alles isch in dr Kuchi
g’schehne, denn des isch oft s einzig g’heitzt Zimmer gsie,
well dert dr Holzherd a gsie isch. Mengmol het mer für
b’schtimmti Tätigkeite au Verwandti, Bekannti und Nochbere
iglade. Mr isch „z’liecht gange“ , un zwar immer schön
im Wechsel. So het mer Schtrom un Holz schpare könne.
Für d Kinder sin die lange Winter natürlich immer ebis
Bsunders gsie. Die hän wuchelang schlittere könne, un zwar
nit nur uf dr Bergmatte un uf dr Feldweg, sondern au im
ganze Dorf uf dr abschüssige Schtroße. Es sin jo keini Autos
g’fahre un es isch nit g’salze oder g’schtreut wore. Aber des
isch jetz wirklich alles Schnee vu geschtert.
Theo Klaus ist Mundartdichter aus Vogtsburg-Bischoffingen.
Kaiserstühler im Gespräch. Diesmal: Lea Tritschler (20) aus
Bahlingen, seit August Weinprinzessin der Weinbaubereiche
Kaiserstuhl und Tuniberg.
Frau Tritschler, warum haben
Sie sich für das Amt der
Weinprinzessin beworben?
Die Begeisterung für meine
Heimat und den hier angebauten
Wein ist unvergleichbar.
Ich sehe das Amt als große
Chance, um den Einheimischen,
aber auch unseren Gästen
zu vermitteln, was für ein
Schatz im Weinbau verborgen
liegt, und wie dieser nicht nur
unsere Kultur, sondern vor allem
auch unsere Natur positiv
beeinflusst.
Worauf freuen Sie sich in
Ihrer Amtszeit besonders?
Ich freue mich darauf, meine
Heimat aus einem anderen
Blickwinkel kennenzulernen,
viele Weine genießen zu dürfen,
und nachhaltig für den
Kaiserstuhl und den Tuniberg
zu werben.
Was ist für Sie „typisch
kaiserstühlerisch“?
Unsere unverwechselbare,
herzliche Mentalität. Wir leben
an einem der schönsten Flecken
Deutschlands. Die Liebe
zum Wein und dem Handwerk
ist an jeder Ecke spürbar und
überträgt sich auf jeden, der
einmal bei uns zu Gast war.
Was sollte man als Tourist
an Kaiserstuhl und Tuniberg
unbedingt sehen oder
erleben?
Man sollte definitiv eine Tour
durch die Weinberge machen,
egal ob geführt oder auf eigene
Faust. Und anschließend
in einer der tollen Straußwirtschaften
einkehren und
ein gutes Gläschen Wein und
unsere typisch badische Küche
genießen.
Haben Sie ein Lieblingswort
im Alemannischen?
Räbscherli (Rebschere)
Und welcher ist Ihr
Lieblingswein?
Definitiv Burgunder, egal in
welcher Form und Ausführung.
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Kaiserlich erleben · 04/2019