HGB_06-2019
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Kommunalpolitik / Opa Lorenzen<br />
Per Wietz: Dänische Minderheit,<br />
Schule und Kindergärten<br />
Abstimmung im Gemeinderat<br />
Was bleibt hängen bei den Eltern,<br />
der Gemeinde und den<br />
Trägern? Die angestrebte Reform<br />
des Kita-Gesetzes durch<br />
die Landesregierung beschäftigt<br />
Per Wietz. Naturgemäß: Der<br />
60-Jährige amtiert seit einigen<br />
Monaten als Vorsitzender des<br />
Handewitter Sozial- und Kulturausschusses.<br />
Den Gesetzesentwurf<br />
hat er studiert und festgestellt,<br />
dass kaum Zuschüsse<br />
des Landes zu erwarten sind,<br />
da sich die Elternbeiträge<br />
in der Gemeinde Handewitt<br />
schon jetzt nicht über der geplanten<br />
Obergrenze bewegen.<br />
„Bei den Krippenkindern gibt<br />
es eine Punktlandung bei 180<br />
Euro monatlich, im Ü3-Bereich<br />
fehlen nur 21 Euro“, stellt Per<br />
Wietz fest.<br />
Begeisterung klingt anders. Für<br />
die Gemeinde Handewitt sieht<br />
er keine Entlastung durch die<br />
angestrebte Reform, zumal<br />
Ausbaupflicht und Personalschlüssel<br />
auf dem bekannten<br />
Das Handewitter Leben<br />
Da staunte ich, als mir ein Bekannter erzählte, dass es in der Gemeinde<br />
Handewitt insgesamt neun Kindergärten geben würde. Ich<br />
war 1970 bei der Einweihung des Evangelischen Kindergartens in<br />
der Petersilienstraße dabei – als Vater. Damals war so eine Kita<br />
etwas Fortschrittliches und nicht unbedingt üblich. Jetzt ist eine<br />
solche Einrichtung etwas Normales und Unverzichtbares. Im Neubaugebiet<br />
westlich des Wiesharder Marktes wird nun sogar ein<br />
zehnter Kindergarten geplant. Angeblich auch mit einem Austausch<br />
zwischen den Kleinen und einigen Senioren. Singen und Backen<br />
sollen auf der Tagesordnung stehen. Ob ich mich auch melden<br />
soll? Ich habe noch ein paar Schallplatten von „Deep Purple“ im<br />
Schrank. Zu „Smoke On The Water“ kann man toll musizieren.<br />
Niveau festgeschrieben werden.<br />
Die Kommunalpolitik muss<br />
über Einsparungen nachdenken<br />
– in einem Umfeld, das durch<br />
den Wegfall des Krippengeldes<br />
für die Eltern und Neuerungen<br />
für die Träger geprägt wird.<br />
Per Wietz lebt seit 20<strong>06</strong> in<br />
Jarplund, wohin ihn eine Fusionswelle<br />
bei den dänischen<br />
Schulen der Region gebracht<br />
hatte. Damals wurde er der<br />
„Jaruplund Skole“ als neuer<br />
Schulleiter zugewiesen, wurde<br />
mit einem Blumenstrauß von<br />
den Eltern empfangen und zog<br />
mit seiner Familie ins idyllische<br />
Haus nebenan. „Es ist nah dran,<br />
und die Eltern respektieren<br />
die Privatsphäre“, erzählt Per<br />
Wietz. Die Pädagogik war ihm<br />
praktisch in die Wiege gelegt<br />
worden. Schon sein Vater war<br />
als Lehrer für den dänischen<br />
Schulverein südlich der Grenze<br />
tätig.<br />
Es waren aber noch andere<br />
Zeiten, was zu einem biografischen<br />
Kuriosum führte. Damals,<br />
kurz nach der Bonn-Kopenhagen-Erklärung<br />
von 1955,<br />
war eine dänische Lehrerfamilie<br />
noch nicht in Deutschland<br />
versichert, sodass die Kinder<br />
im dänischen Haderslev geboren<br />
wurden. Aufwachsen tat Per<br />
Wietz aber im kleinen Arnis an<br />
der Schlei, wo er die ersten vier<br />
Schuljahre von seinem eigenen<br />
Vater unterrichtet wurde. Dann<br />
ging es mit dem Bus zur Flensburger<br />
Duborg-Skolen.<br />
Als junger Mann schlug der<br />
Junior ebenfalls die Lehrerlaufbahn<br />
ein. Nach vier Jahren im<br />
Flensburger Danfoss-Werk war<br />
das Studium in Haderslev finanzierbar.<br />
Als nach acht Semestern<br />
die Unterrichtsbefähigung<br />
vorlag und es den Absolventen<br />
nach Kappeln verschlug, waren<br />
die drei inzwischen erwachsenen<br />
Kinder geboren. „Heute<br />
ist das eine umgekehrte Welt“,<br />
schmunzelt Per Wietz. „Da hat<br />
man bereits Ausbildung, Haus<br />
und Auto, bevor man an Kinder<br />
denkt.“ Dennoch ist gerade das<br />
zweite Enkelkind unterwegs.<br />
2008, als Jarplund-Weding<br />
und Alt-Handewitt fusionierten,<br />
tauchte Per Wietz in der Kommunalpolitik<br />
auf. SSW-Urgestein<br />
Hans-Christian Böwes<br />
hatte das Interesse für die aktive<br />
Mitarbeit geweckt. „Wenn<br />
man in der Minderheit aufgewachsen<br />
ist, kommt irgendwann<br />
die Verpflichtung, Verantwortung<br />
zu übernehmen“,<br />
erklärt Per Wietz. Nach der<br />
Kommunalwahl von 2008 war