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LP_Holzfeld_Die Verwandlung

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Das Ereignis<br />

Lukas schwankte nach Hause und sah plötzlich Lichter vor sich. Er<br />

dachte, das wäre ein Auto und versuchte auf den Bürgersteig auszuweichen,<br />

stolperte aber über den Bordstein und fiel der Länge nach hin. <strong>Die</strong><br />

Lichter sah er immer noch. Sie waren bläulich-silbern. Er verstand nicht,<br />

was das sollte, da er doch auf dem Gehweg lag. Aber in seinem Rausch<br />

dachte er nicht weiter darüber nach.<br />

Was er nicht wusste und auch niemals begreifen würde, war, dass an dieser<br />

Stelle ein minimaler Riss zwischen zwei Universen durch Berührung<br />

in einer höheren Dimension entstanden war.<br />

Lukas griff nach den Lichtern, weil er dachte, das Auto sei stehen geblieben<br />

und wollte sich an der vermeintlichen Stoßstange hochziehen. Das<br />

gelang ihm jedoch nicht. Stattdessen hielt er etwas in den Händen, das<br />

sich bewegte, glibberig anfühlte und in einem bläulich-silbrigen Leuchten<br />

schwebte. Lukas kam es vor wie der Arm eines großen Tintenfisches. Er<br />

zog ihn zu sich heran und drückte ihn an seine Brust, um sich darauf zu<br />

stützen. Das verursachte für einen kurzen Moment ein leicht stechendes<br />

Gefühl, das aber gleich wieder verging.<br />

Tatsächlich hatte er damit eine Verbindung zum anderen Universum in<br />

sich aufgenommen und fixiert. Das bläulich-silbrige Flimmern war in seiner<br />

Brust verschwunden und von außen nicht mehr sichtbar. Er war verknüpft<br />

mit Orghmar, einem Lebewesen aus einem anderen Universum<br />

und dessen Energie. Wäre Lukas nicht betrunken gewesen, hätte das Ereignis<br />

vermutlich nie stattgefunden. Er wäre vor dem bläulich-silbrigen<br />

Licht sicher zurückgeschreckt und hätte es niemals gewagt, es zu berühren.<br />

Wahrscheinlich waren solche Überschneidungen der beiden benachbarten<br />

Universen schon öfter vorgekommen. Aber nie hatte es einer gewagt,<br />

hinüberzugreifen!<br />

Lukas lag immer noch auf dem Rücken. Über sich sah er eine Straßenlaterne.<br />

Völlig betrunken, wie er war, griff er nach dem Lampenteil ganz<br />

oben in vier Meter Höhe, hielt sich daran fest und zog sich hoch wie ein<br />

Käfer an einer Glockenblume. Plötzlich stand er wieder auf beiden Beinen.<br />

Er bedankte sich lallend bei der Laterne, zog den Schirm noch einmal<br />

ganz nah zu sich heran und küsste ihn. „Danke, mein Freund. Ich<br />

liebe dich.“<br />

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