Tina Birgitta Lauffer | Mama-Alarm
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<strong>Tina</strong> <strong>Birgitta</strong> <strong>Lauffer</strong><br />
<strong>Mama</strong>-<br />
Von Wutzwergen,<br />
Schnappschildkröten und<br />
Unschuldsengeln<br />
<strong>Alarm</strong><br />
Verlag<br />
Monika Fuchs
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />
in der Deutschen Nationalbibliografie; detallierte bibliografische Daten<br />
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />
ISBN 978-3-940078-46-9<br />
www.mama-alarm.de<br />
www.tina-birgitta-lauffer.de<br />
www.verlag-monikafuchs.de<br />
© 2012 by Verlag Monika Fuchs | Hildesheim<br />
Umschlagzeichnungen: Christa Lippich | Wetzlar – unter Verwendung<br />
von Fotos von <strong>Tina</strong> <strong>Birgitta</strong> <strong>Lauffer</strong> und Bianca Skoda<br />
Umschlaggestaltung, Satz und Layout: MedienBüro Monika Fuchs | Hildesheim<br />
Printed in EU 2012
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort 9<br />
Schwanger 13<br />
Schwangerschaftskurs 19<br />
Geburt 22<br />
Wochenbett 26<br />
Koliken 29<br />
Mütter-Mütter 31<br />
Babyschwimmen 33<br />
Arbeiten mit Baby? – Kein Problem! 36<br />
Das verflixte erste Jahr 38<br />
Erste Mahlzeiten 40<br />
Das <strong>Mama</strong>-Multifunktionsgen 42<br />
Schlafen 44<br />
Das erste Fieber 46<br />
Vorsorge und fiese Piekse 50<br />
Krabbelgruppenzeit 52<br />
Alles meins! 55<br />
Alleine!! 57<br />
Babysitter 59
Vom (über)fördern und (über)fordern 62<br />
Alles kleine Einsteins 65<br />
Bobbycar 68<br />
Klone für <strong>Mama</strong>s und Kronen für Papas 69<br />
Väter 71<br />
Konsequent sein!? 75<br />
Brauchen Kinder so viel Spielzeug? 78<br />
Sand und dicke Bohnen 81<br />
Spielgruppe 83<br />
Unsere Multikulti-Familie 85<br />
Andere Länder – andere … 87<br />
Der Schnuller 89<br />
Suppenkasper und Schnappschildkröten 91<br />
Mittagsschlaf? Ist doch für Babys! 93<br />
Virentauschbörse Kindergarten 95<br />
Pipi-<strong>Alarm</strong> 98<br />
Ich will aber!!! 100<br />
Schlaumöhrchen und Glückstomaten 105<br />
Trügerische Ruhe 108<br />
Jahresevent Kindergeburtstag 110<br />
Abenteuer Urlaub 113<br />
Von kleinen ganz Großen 119<br />
Verkehrs- und Umgangsregeln 122<br />
<strong>Mama</strong>s, Sport und Sahnetorte 125<br />
Von Monsterfallen und kleinen Füßen 129<br />
Karneval 132
Sternenkind 134<br />
Auweia, es weihnachtet 137<br />
Langweilig 139<br />
Basteln 142<br />
Sammelkarten 144<br />
Größer, höher, schneller, weiter 146<br />
Halt mich fest und lass mich los 149<br />
Bitte, bitte, bitte ein Haustier!!! 151<br />
Von Ausflügen und Ausfällen 153<br />
Rituale, kleine Inseln im Alltag 155<br />
Hilfe, wir sind Schulkind 158
Vorwort<br />
Nehmen wir mal an, Sie kommen in einem Supermarkt<br />
an einem schreienden, wütend um sich schlagenden<br />
und stampfenden Kleinkind vorbei. Sollten Sie denken:<br />
Wie schrecklich, diese rotzfreche, verzogene Göre – dann … klappen<br />
Sie das Buch am besten gleich wieder zu, es ist nämlich<br />
überhaupt gar nichts für Sie!<br />
Denken Sie allerdings (mit einer Mischung aus wissendem,<br />
schadenfrohem Mitleid mit der Mutter, der man gerne auf<br />
die Schulter klopfen würde): Auweia, Trotzalarm! oder Halte<br />
durch, tu es für uns! Du bist die Mutter der Stunde, des Tages! Du<br />
stehst stellvertretend für uns alle mit hochrotem Kopf an der Kasse,<br />
allen widrigen Kleinkind-Anfallattacken zum Trotz! (würde frau<br />
natürlich nie in echt aufmunternd sagen) – dann … werden<br />
Sie mit diesem Buch viel Spaß haben und sich vielleicht sogar<br />
hier und da selbst wieder finden.<br />
Dieses Buch ist kein Ratgeber – es ist noch nicht einmal<br />
annähernd einer. Es ist eine Sammlung kleiner Anekdoten,<br />
»Weisheiten« und Anregungen aus den ersten sechs Jahren<br />
meines Alltags als Mutter. Ich hatte sie nach und nach<br />
auf meiner WebSite www.tijo-kinderbuch.de unter dem Titel<br />
»Von, mit und für <strong>Mama</strong>s« eingestellt: zum Schmunzeln,<br />
Wiedererkennen, Nachsinnieren und Ätsch-das-geht-auchanderen-so-Denken.<br />
Für dieses Buch habe ich die Beiträge<br />
überarbeitet, den kolumnenartigen Stil aber beibehalten.
Und nun wünsche ich allen Leserinnen (und Lesern) nicht<br />
nur viel Spaß mit diesem Buch, sondern vor allem: gute Nerven,<br />
Geduld, Liebe, Humor und Freude mit, für und an ihren<br />
Kindern.<br />
<strong>Tina</strong> <strong>Birgitta</strong> <strong>Lauffer</strong><br />
PS: Ich freue mich über Ihre Reaktionen auf das Buch! Sie könnten<br />
zum Beispiel<br />
# einen Kommentar auf der WebSite www.mama-alarm.de<br />
hinterlassen.<br />
# Oder eine Lesermeinung auf www.amazon.de schreiben.<br />
# Oder mir eine Mail schicken: mama@verlag-monikafuchs.de<br />
10
Wo fange ich am besten an? Vorher? Nachher?<br />
Nein. Nachher ist schlecht. Das gibt es ja für eine Mutter<br />
gar nicht mehr. Ist man nämlich einmal zum Muttertier<br />
mutiert, dann gibt es kein Zurückverwandeln mehr.<br />
Leider haben Schwangerschaftsstreifen, Krampfadern und<br />
Besenreiser das auch gemerkt. Und nur mal so für alle, die so<br />
aussehen wie ein Starmodel und auch nach vier Kindern solche<br />
Probleme immer noch nicht kennen: »Besenreiser« sind<br />
diese fiesen, kleinen Äderchen an den Beinen. Ich persönlich<br />
habe diesbezüglich immer mal wieder die Angst, folgenden<br />
Satz zu hören: »Aber Mami, wieso darf ich meine Beine nicht<br />
anmalen und du schon?« Zum Glück ist er noch nicht gefallen,<br />
der Satz, im Gegensatz zu: »Mami, dein Bauch ist so<br />
schön schwabbelig und kuschelig!« … Das lass ich hier mal<br />
unkommentiert so stehen …<br />
Also dann: Auf zum Start!<br />
11
Schwanger<br />
Schwanger.<br />
chwanger?<br />
chwanger!<br />
Hurra! Ich werde eine <strong>Mama</strong>, eine richtige <strong>Mama</strong>!<br />
Zum hundertsten Mal schaute ich auf den Schwangerschaftstest<br />
und legte ihn so behutsam ab, als könnte sich der<br />
zweite Strich allein durch das Hinlegen in Luft auflösen. Doch<br />
zum Glück verschwand er nicht. Und ich beschloss, vorsichtig<br />
zu glauben, wirklich richtig schwanger zu sein. Also ab<br />
zum Gynäkologen, dieses Mal ausnahmsweise gerne. (Frauenarztbesuche<br />
sind sonst nämlich direkt nach den Zahnarztbesuchen<br />
auf meiner Beliebtheitsskala ziemlich weit unten.)<br />
Mit dem Mutterpass – also der amtlichen Bestätigung,<br />
wirklich ein Kind zu erwarten – und einem Stapel Beratungsbroschüren<br />
in der Tasche war ich glücklich wieder zu Hause<br />
angelangt und fing sofort an, mit »Baby« Zwiesprache zu<br />
halten. Und das, obwohl es nur so klein war wie eine Erbse …<br />
Na und? Ping Pong aus Mandala war schließlich auch nicht<br />
größer und dem wurden sogar schon Regierungsgeschäfte<br />
anvertraut, jawohl!<br />
Apropos Regierung. Oder besser gesagt: Behörden. Warum<br />
zum Henker wird man hier eigentlich nie nach einem Ausweis<br />
gefragt? Ich war schon kurz davor, zu schnell durch eine<br />
Polizeikontrolle zu rasen, nur um mal nach meinen »Pa-<br />
13
pieren« gefragt zu werden. So von wegen: »Führerschein?<br />
Hab ich nicht dabei, aber meinen Mutterpass, wollen sie<br />
den vielleicht sehen?« Wie die Polizisten wohl reagiert hätten?<br />
Bestimmt nicht sonderlich interessiert. Da hatte man<br />
also einen tollen (Mutter)Pass und niemand wollte ihn sehen<br />
… Ausgenommen Freundinnen und Familienangehörige<br />
natürlich. Die bekamen allerdings auch ohne Grenz- oder<br />
Geschwindigkeitskontrolle sofort sämtliche Schwangerschaftserkennungsmerkmale<br />
gezeigt. Natürlich auch die Ultraschallbilder!<br />
Die sind ja – ähnlich wie die abstrakte Kunst<br />
– nichts für unerfahrene Betrachter. Aber auch hier gibt niemand<br />
zu, keine Ahnung zu haben. Es ist ganz egal, wie herum<br />
man sie hält, man erntet immer ein: »Oh!« oder »Ah!« oder<br />
auch: »Wunderbar!« Hach, man muss kein Künstler sein,<br />
um in Bewunderung genussreich zu baden! Schwanger sein<br />
reicht schon.<br />
Als ich genug in Bewunderung gebadet hatte, besorgte ich<br />
mir pflichtbewusst Dutzende von Broschüren, Zeitschriften,<br />
Ratgebern und Büchern. Schließlich war ich ab sofort für<br />
mindestens zwei Menschen verantwortlich! Los ging’s: Mal<br />
sehen … Was steht denn hier? – Ach so, und was ist das? Und hier?<br />
– Moment, da steht es aber ganz anders und dort auch! Was ist denn<br />
jetzt richtig?<br />
Fragte ich also mal alle Muttis, die ich so kannte. Blöd war<br />
nur, so viele kannte ich (noch) nicht und die, die ich kannte,<br />
hatten auch verschiedene Ansichten. Ich beschloss also, alle<br />
Ratgeber wegzuschmeißen und nur noch ein Buch – das mir<br />
von eben diesen vorgeschlagen wurde – zu lesen. Schließlich<br />
hatte ich ja schwangerschaftsbedingt ohnehin Supersinne<br />
und war daher der Überzeugung, die anstehende Geburt<br />
rechtzeitig riechen zu können. Denn irgendwas riechen<br />
oder dann wieder gar nicht riechen können, konnte ich verdammt<br />
gut! Um nicht zu sagen: zu gut! Die Erinnerung an<br />
14
so einige Gerüche kam so manches Mal ungebeten wieder<br />
hoch – Übelkeitsattackenalarm! Aber das legte sich ja zum<br />
Glück im Laufe der Zeit. Allerdings hatte ich das Pech, dass<br />
die Übelkeit übergangsfrei zu einem ständigen und fiesen<br />
Sodbrennen wurde, da hätte es auch nichts genützt, wenn<br />
mein Mann bei der Feuerwehr gewesen wäre.<br />
Jetzt aber nochmal zu den Supersinnen: Hat eigentlich<br />
schon mal jemand darüber nachgedacht, »Spürmamas« bei<br />
der Polizei einzusetzen? Die würden die Drogen ohne Probleme<br />
erschnüffeln und mit 98%-iger Sicherheit nicht selber<br />
ausprobieren. Na, über die Prozentzahl lässt sich sicher<br />
streiten, rauchen und trinken lassen ja leider auch nicht alle,<br />
aber darauf will ich hier nicht weiter eingehen.<br />
Kataloge für Babymöbel, Kleidung und andere in absehbarer<br />
Zeit wichtige Utensilien wurden zu meiner neuen Lieblingslektüre.<br />
Und kaum hatte ich die ersten Kataloge mit Babymöbeln<br />
durchgewälzt, fing mein Körper schon mal an, von<br />
innen aufzupolstern. Aber da konnte ich ja locker drüber<br />
stehen! Oder? Na klar, versicherte ich mir. Baby sollte es ja<br />
schließlich auch schön gemütlich haben und sich nicht an<br />
irgendwelchen spitzen Knochen den Kopf einhauen. Klang<br />
doch logisch … irgendwie. Na gut, man musste schon wollen,<br />
dass es logisch klingt … Aber außerdem: Mein Gehirn<br />
konnte durchaus mal ein »gedachtes Placebo« vertragen!<br />
Ungefährlich, frei von Nebenwirkungen und gut für das innere<br />
Gleichgewicht, hihi. Also zeigte ich nach jahrelangem<br />
Bauchverstecken bald stolz meinen runden Babybauch und<br />
wartete darauf, die Frage »Bist du schwanger?« endlich mal<br />
ganz schlicht (und stolz) mit »Ja« beantworten zu können.<br />
(Bis dahin entgegnete ich bei dieser Frage üblicherweise:<br />
»Nein, ist nur mein Fettdepot, hat in die Handtasche einfach<br />
nicht mehr reingepasst. Für eine plötzliche Hungersnot im<br />
15
Berufsverkehr oder für den Fall, dass ich mal in eine Felsspalte<br />
stürze, man kann ja nie wissen, was einem so passieren<br />
wird.«)<br />
Apropos Depot: Leider wurde, wie schon erwähnt, nicht<br />
nur der Bauch rund, mein Körper plante die Speichervorräte<br />
eindeutig auch für die nächsten möglichen Schwangerschaften<br />
gleich mit. So etwas nannte man im Osten Planwirtschaft.<br />
Schuld sind wahrscheinlich diese verdammten »Ostgene«.<br />
Doch zum Glück sorgten gerade diese auch dafür, dass<br />
der Besitzerstolz einer echten »Kinderüberraschung« alles<br />
andere vergessen machte. Während ich also immer runder<br />
und zu Hause liebevoll »Elefanti« genannt wurde, zogen die<br />
Monate ins Land. Der Wendekreis, den ich brauchte, nahm<br />
deutlich zu: So ungefähr, als ob man von einem Kleinwagen<br />
auf einen Van umsteigt, was man als gewohnter Kleinwagenfahrer<br />
beim Wenden oder Einparken leider manchmal vergisst<br />
… In solchen Fällen war ich dann ausnahmsweise froh<br />
darüber, dass sich der eine oder andere »Stoßdämpfer« gebildet<br />
hatte. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt merkte ich<br />
auch, dass die Anziehungskraft der Erde auch ihre Grenzen<br />
hat, an einem superdicken Babybauch kommt sie nämlich<br />
nicht vorbei. Jede, die schon mal schwanger war, kennt das:<br />
Man läuft eigentlich fast ständig mit einem dicken Fleck auf<br />
dem Pulli herum, da alles, was irgendwie verkleckert wird,<br />
genau dort auf der Mitte landet. Soll einen wahrscheinlich<br />
schon mal darauf vorbereiten, dass man in den nächsten Monaten<br />
sowieso ständig vollgeschmiert herumlaufen wird.<br />
Ansonsten ist so eine Schwangerschaft natürlich eine spannende<br />
Zeit, begleitet von Vorfreude, aber auch von nicht wenigen<br />
Ängsten. Ich ging regelmäßig mit einem mulmigen<br />
Gefühl zu meinen Vorsorgeuntersuchungen und kehrte erleichtert<br />
und froh wieder zurück, wenn der Arzt bestätigt<br />
hatte: »Alles nach Plan.« Diesen »Plan« gibt es nämlich und<br />
16
ich kann mir gut vorstellen, was die armen Mütter durchmachen<br />
müssen, bei denen nicht alles im Bereich der Norm<br />
ist. Gut, dass es bei den meisten dieser Babys nicht an Krankheiten<br />
liegt, sondern sie einfach nur kleine Individualisten<br />
sind, die der Welt zeigen wollen: »Hey, ich hab meine eigenen<br />
Maße.« Oder: »Ich lass mich doch nicht in eine Statistik<br />
zwingen, ich bin ich und ich wachse so schnell oder langsam,<br />
wie ich will!« Bravo, sag ich da nur, das nenn ich Charakterstärke.<br />
Es gibt ja auch heute noch tatsächlich Eltern, die sich das<br />
Geschlecht des Kindes vorher nicht sagen lassen, um bei der<br />
Geburt überrascht zu werden. Das sind wahrscheinlich diejenigen<br />
unter uns, die als Kinder nicht kurz vor Weihnachten<br />
heimlich mal in die Schränke ihrer Eltern geschaut haben.<br />
Oder die, wenn alles in freudiger Erwartung drum herum<br />
steht, die eingepackten Geschenke erst mal an die Seite<br />
legen, so nach dem Motto: Das mach ich später in Ruhe auf. Was<br />
hat mich sowas früher geärgert! Heute ärgert mich das nicht<br />
mehr, denn ich habe einen Spezialtrick für solche Experten:<br />
Ich packe die Geschenke dann einfach in durchsichtige Folie<br />
ein, tolle Schleife dran, fertig. Dann können sie sie von mir<br />
aus sogar erst in drei Wochen auspacken, ist ja schließlich<br />
nicht (mehr) mein Problem!<br />
Ich jedenfalls gehörte eindeutig zu den Schrankdurchsuchern.<br />
Und ich wollte auf jeden Fall wissen, was es wird. Aber<br />
entweder hat sich der kleine Schlingel so geschickt gedreht,<br />
dass man rein gar nichts erkennen konnte, oder aber ich hatte<br />
am Vortag schlauer Weise etwas gegessen, was – sagen wir<br />
mal – kleine Bläschen verursacht hatte. Also blieb es lange<br />
spannend. Aber »zum Glück« gab es ja viele Leute, die meinten,<br />
anhand der Form des Bauches erkennen zu können, was<br />
drin war. (Wundert mich, dass auf diesem Gebiet noch keine<br />
neue Wettmafia entstanden ist.) Im achten Monat löste sich<br />
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das Rätsel aber und ich erfuhr, dass ich einen kleinen Jungen<br />
erwartete. Mit einer Wahrscheinlichkeit von »nur« 99 % natürlich.<br />
Kein Arzt würde je 100 % sagen, damit nicht wegen<br />
einer Fehldiagnose plötzlich die komplette rosa Erstausstattung<br />
eines Jungen in der Praxis stünde. Oder später mal die<br />
Rechnung vom Psychiater mit der Post kommt.<br />
Na egal – wir haben uns jedenfalls 100%-ig gefreut!<br />
18
Schwangerschaftskurs<br />
Um mich so richtig gut auf die Entbindung vorzubereiten,<br />
machte ich natürlich einen Schwangerschaftskurs.<br />
Zehn Frauen unterschiedlichen Alters, Aussehens und<br />
Herkunft trafen sich mit dem gleichen Ziel. Diese Tatsache<br />
machte mir die meisten von ihnen auf Anhieb sympathisch<br />
und war der Beginn von manch wunderbarer Freundschaft.<br />
Natürlich waren auch Damen dabei, in deren Bauch ich als<br />
Baby nicht so gerne gesteckt hätte, aber nun ja, so ist sie, unsere<br />
Welt. Man kann sich leider nicht immer alles so aussuchen.<br />
Die Kursteilnehmerin neben mir zum Beispiel fragte<br />
mich, was es denn bei mir werde, und erzählte mir nach meiner<br />
Antwort sofort ungefragt, dass sie leider nur eine »Dose«<br />
bekäme. Wenn es mich (innerlich) nicht so schockiert hätte,<br />
hätte ich schon damals lachen können. Heute stelle ich mir<br />
das Ganze bildlich vor: »Herr Doktor, was ist es?« »Es ist, es<br />
ist … eine Dose!« Auweia! Na ja, hoffen wir mal, dass aus der<br />
»Dose« mittlerweile ein stolzes und fittes kleines Mädchen<br />
geworden ist.<br />
Wieder zurück zum Kurs: Am Ende jedes Treffens durften<br />
wir Damen noch etwas »planschen« gehen, das war herrlich.<br />
Im Wasser fühlte ich mich leicht und beweglich. Aber als ich<br />
dann wieder »an Land« ging, wusste ich sofort, warum Flusspferde<br />
den größten Teil ihrer Zeit im Wasser verbringen. Bei<br />
der nächsten Schwangerschaft (fest vorgenommen) miete<br />
19
ich mir auf jeden Fall ein mobiles Schwimmbassin oder ziehe<br />
am besten gleich in ein Schwimmbad ein – aber nur mit<br />
warmem Wasser, versteht sich.<br />
Wasser schien mein Körper jedoch leider auch zu mögen,<br />
er fing nämlich an, es überall zu speichern. Vielleicht wäre<br />
dies ja in der Wüste eine tolle Überlebensstrategie, aber<br />
hierzulande? Na, wenigstens konnte ich deshalb ganz offiziell<br />
(und sogar verordnet) öfter mal die Beine hochlegen.<br />
Zurück zum Kurs: Ich hatte bewusst einen ohne Partner<br />
gewählt, da ich persönlich nicht glaube, dass es einer Frau<br />
wirklich etwas nützt, wenn der Mann mithilft zu hecheln.<br />
Oder dann während der Geburt vielleicht sogar meint, er wäre<br />
befähigt, gute Ratschläge und Instruktionen zu erteilen.<br />
Es gab allerdings auch in diesem Kurs einen Tag, wo der Partner<br />
anwesend sein durfte (oder sollte). Hatte bestimmt in einigen<br />
Beziehungen für einen harten Machtkampf gesorgt.<br />
Die heimischen Gewinnerinnen präsentierten ihren männlichen<br />
Part, sofern es einen gab, natürlich nicht ohne Stolz.<br />
Die Frauen, die an diesem besagtem Tag ohne Männer erschienen,<br />
bekamen nicht wenige mitleidige Blicke zugeworfen.<br />
Alle Achtung, Ladys, dass ihr trotzdem gekommen seid,<br />
ihr seid echte Patriotinnen! Fairerweise sollte ich an dieser<br />
Stelle erwähnen, dass der eine oder andere Mann aus beruflichen<br />
Gründen verhindert gewesen war und durchaus gerne<br />
gekommen wäre. Natürlich hatten wir eine Menge Spaß<br />
und anatomische Einzelheiten blieben uns an diesem Tag erspart.<br />
Ein anderes Mal allerdings zeigten die uns doch glatt anhand<br />
einer Puppe und einem Becken aus Gips, wo das Kind<br />
durchpassen muss. Hat schon mal jemand versucht, eine Apfelsine<br />
durch ein Nasenloch zu stopfen? Nein? Geht ja auch<br />
nicht! Eben! Mensch, die Natur ist doch sonst immer so perfekt<br />
und einfallsreich, so eine Art Babyklappe wäre doch<br />
20
gar nicht so verkehrt gewesen. Naja, egal, zu spät, dass schaff<br />
ich schon!, machte ich mir selber Mut. Millionen und Abermillionen<br />
Frauen auf der ganzen Welt haben das ja auch geschafft!<br />
Die Menschheit wäre schließlich ausgestorben, wenn es so super<br />
schlimm wäre.<br />
Also ließ ich die letzen Wochen, zwar nicht mehr ganz so<br />
behände und mit vielen »uffs« und »ahs«, ziemlich entspannt<br />
dahinziehen.<br />
21
Geburt<br />
Das Wort »ziehen« nehme ich jetzt mal als Einsatz: Ich<br />
lag also schließlich im Krankenhaus und es ging los.<br />
Richtig gelesen: Ich lag! Ich weiß von vielen Frauen, die<br />
noch wahre Marathons laufen oder dreimal mehr Treppen,<br />
als der Eifelturm hoch ist, steigen mussten, bevor es endlich<br />
losging. Aber ich musste liegen, weil bei mir die Fruchtblase<br />
geplatzt war. Mit schlechtem Gewissen (und zum ersten<br />
Mal der Unsicherheit, keine gute Mutter zu sein) verschweige<br />
ich fast, dass ich vorher noch eine Hunderunde gelaufen<br />
bin, und nun musste ich plötzlich klingeln, wenn ich nur<br />
mal auf die Toilette wollte. Da das Fruchtwasser weiterhin<br />
lief und ich noch keine Wehen hatte, wurde beschlossen, die<br />
Geburt einzuleiten. Ich bekam Zäpfchen und durfte mich in<br />
aller Ruhe auf das baldige Geschehen vorbereiten. Entspannt<br />
und gespannt schaute ich aus dem Fenster, es war ziemlich<br />
stürmisch draußen. Kein Wunder, war ja auch November.<br />
War es eigentlich schlimm, dass ich im Kurs beim Beckenmuskelanspannen<br />
öfter mal geschummelt hatte?, dachte ich gerade<br />
so, als mich eine Welle übelsten Schmerzes überrollte. Okay,<br />
ruhig bleiben! Oh mein Gott, die hatten gesagt, die Schmerzen steigerten<br />
sich und ich müsste mir das mit dem Atmen einteilen. Steigern?<br />
Atmen? Das musste ich mir nochmals durch den Kopf<br />
gehen lassen, genau wie das Frühstück der letzten Tage. Wo<br />
waren denn hier die Eimer? Was war das denn, ein Nieren-<br />
22
schälchen? Wenn man noch ein paar hübsch darunter gehalten<br />
hätte, hätte man es den »Brunnen der Empfängnis«<br />
nennen können. Klang doch zumindest nicht schlecht, was?!<br />
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch endlich, warum ich als<br />
junges Mädchen während der Menstruation mit Unterleibsschmerzen<br />
gequält wurde. Das war nicht die Rache wegen<br />
dieser Apfelgeschichte (anno dazumal vor ca. zwei Millionen<br />
Jahren), das war mein Training gewesen, Training für<br />
den heutigen Tag. Für den Marathon meines Lebens, aber ich<br />
würde ans Ziel kommen und gewinnen, da war ich mir sicher.<br />
Soviel zu den klaren Gedanken zwischen den Wehen.<br />
Einige weitere wirre, die sich dazugesellten, waren: Ich werde<br />
sterben, hier und jetzt, wo ist denn nur der Tunnel? – Pause. – Vielleicht<br />
sterbe ich doch nicht?<br />
Ich versuchte es auf dem Gymnastikball, im Schwangerschafts-Kurs<br />
war der doch so gemütlich gewesen!<br />
Ich krieche auf den Boden. Ah, schön kühl!<br />
Aber dann muss ich schon wieder sterben.<br />
Sieben Leben hat eine Katze, bis dahin hielt ich dies für einen<br />
Rekord, aber eine Gebärende hat auf jeden Fall mindestens<br />
hundert! Ich arbeitete mich vor zur Sprossenwand.<br />
Sprossenwand? Wie schade, niemand da, mit dem ich um die<br />
Wette »turnen« kann, kicherte ich ziemlich wirr vor mich hin.<br />
Eigentlich war mir mittlerweile gar nicht mehr zum Spaßen<br />
zumute gewesen, da hatte sich wohl der Überlebensinstinkt<br />
eingeschaltet … Meine Hochachtung vor all den Frauen,<br />
die ganz viele Kinder bekommen haben! Ihr seid echte Heldinnen!<br />
Komischerweise war mir gar nicht die Idee gekommen,<br />
nach einer PDA zu fragen. Wahrscheinlich hatte ich<br />
einfach gedacht, wenn ich schon sterben müsste, wollte ich<br />
wenigstens komplett dabei sein.<br />
Die weiteren Einzelheiten erspare ich mir an dieser Stelle.<br />
Es war schlimm, schmerzhaft, schrecklich!!!<br />
23
Und: Das Wundervollste, was ich je in meinem Leben erlebt<br />
habe!<br />
Da lag er auf meiner Brust, etwas Schöneres hatte ich noch<br />
nie gesehen. Mein Kind, mein Sohn! Diese tiefe reine Liebe<br />
überwältigte mich total und diesen Moment werde ich niemals<br />
wieder vergessen. Die Nabelschnur wurde durchtrennt,<br />
doch von da an verband uns ein anderes, viel festeres Band,<br />
das Band der Liebe. Das sich niemals wieder lösen wird. So ist<br />
es und so soll es sein.<br />
Die Mutterliebe ist ein Phänomen, das es ja nicht nur bei<br />
uns Menschen gibt, bei so ziemlich allen Säugetieren ist das<br />
Band ähnlich stark. Zumindest, bis das nächste Kind da ist,<br />
und spätestens dann unterscheiden wir uns dann doch ganz<br />
ordentlich. Hatte mein Sohn doch neulich nach einem Tierfilm<br />
gesagt: »Wenn du noch ein Baby bekommst, kann ich ja<br />
zum Glück dableiben.« »Na klar!« Und wie klar das ist, muss<br />
ich ja nicht noch betonen.<br />
Wieder zurück zum Baby und zum Thema Säugetiere. Ich<br />
hätte es bis dahin auf jeden Fall ausgeschlossen, mir jemals<br />
von einem männlichen Wesen in die Brustwarzen beißen<br />
zu lassen! Doch damals tat ich es, sogar mit vollkommener<br />
Zufriedenheit. Obwohl mein Kleiner schon ziemlich schnell<br />
den Spitznamen »Barrakuda« innehatte. Die Brüste waren<br />
bald gerötet, verknotet und entzündet, aber ich blieb tapfer<br />
und das zahlte sich am Ende aus. Der Kleine schmatzte,<br />
schlabberte und trank eifrig und man konnte beim Wachsen<br />
quasi zuschauen.<br />
Noch schnell etwas in eigener Sache, was unbedingt mal<br />
gesagt – beziehungsweise geschrieben – werden muss, da es<br />
ja sonst niemand tut: Denn alle, die sich wie ich neun Monate<br />
darüber gefreut hatten, ihre Blutung nicht zu haben,<br />
werden nach der Entbindung mit einer netten Überraschung<br />
konfrontiert, die jetzt hier eigens zu Wort kommt: Ȁtschi-<br />
24
ätsch, du dachtest wohl, du bist mich los, was? Nein, ich<br />
habe nur auf den richtigen Moment gewartet: Herzlichen<br />
Glückwunsch.« Das steht dann jeden Tag auf der »Vorlage«,<br />
die übrigens fast so groß wie eine Federkernmatratze ist. Getreu<br />
nach dem Motto von Paulchen Panter: »Heute ham wir<br />
nicht die Tage, doch sie komm’ wieder, keine Frage!«<br />
Okay, hat wohl eher Paula Panter gesagt, aber ist ja auch<br />
egal.<br />
25
Wochenbett<br />
Früher hießen die ersten Wochen nach der Geburt »Wochenbett«.<br />
Und zwar deshalb, weil die Frau im Bett liegen<br />
durfte und von der Familie versorgt wurde. Ich gebe<br />
zu, dass es sicherlich unter anderem auch daran lag, weil die<br />
hygienischen Bedingungen andere waren und die Frau ihre<br />
ganze Kraft brauchte, um keine Infektionen oder ähnliches<br />
zu bekommen. Leider müssen in vielen Teilen der Welt auch<br />
heute noch Frauen ihre Kinder in teilweise katastrophalen<br />
Verhältnissen zur Welt bringen. Da braucht man sich hierzulande<br />
wirklich nicht darüber zu ärgern, wenn die Nachbarin<br />
im sauberen, freundlich-hellen Krankenhauszimmer zu viel<br />
Besuch bekommt. Braucht man nicht, tut man aber als verwöhnte<br />
Mitteleuropäerin trotzdem!<br />
Am Bett meiner Nachbarin standen Eltern, Großeltern,<br />
Tanten, Onkel, Nichten, Neffen und wahrscheinlich noch die<br />
ganze Nachbarschaft. Hallo, ich liege hier mit nacktem Busen,<br />
versuche meinen schreienden Säugling zu stillen und kann aus gegebenem<br />
Anlass nicht ins Stillzimmer, da es mir aus nicht zu nennen<br />
wollenden Gründen unmöglich ist zu sitzen.<br />
Das denkt man und was sagt man? Genau: nichts. Zu dumm<br />
eigentlich. So wurde aus dem »Wochenbett« ein »Zwei-TageBett«<br />
und ich ließ mich vom vor Stolz mit erhobener<br />
Brust laufenden Vater des Kindes abholen. Wieder mal typisch!<br />
Sich mit fremden Federn schmücken können sie gut,<br />
26
die Männer! Wer hatte hier eigentlich die ganze Arbeit? Aber<br />
aus verständlichen Gründen war mein Gang nicht der einer<br />
stolzen Henne, sondern eher der einer humpelnden Milchkuh<br />
mit geschwollenen Eutern. Aber egal, zum Glück sorgten<br />
die Endorphine ja dafür, dass ich die ganze Zeit über ziemlich<br />
glücklich war. Zum Glück habe ich mit dem »Baby-Blues«<br />
keine Bekanntschaft gemacht!<br />
Endlich zu Hause, konnte ich mich an meinem Kind gar<br />
nicht satt sehen. Ein Wunder, so ein kleines Wesen, so vollkommen.<br />
Dieses wundervolle Geschöpf war tatsächlich aus<br />
meinem Bauch gekommen. Bei diesem Gedanken kam ich<br />
nicht umhin, nach unten zu schauen. Eben genau dieser<br />
Bauch wurde nämlich sofort wieder zum Krisengebiet erklärt,<br />
denn zu meinem Entsetzen sah er nicht wirklich viel<br />
dünner als vor der Geburt aus. Der einzige Unterschied war,<br />
dass er nicht mehr prall war. Schlimmer noch, er hing!<br />
Wenn ich bei dieser Situation angefangen hätte zu heulen,<br />
hätte das dann doch was mit diesem Baby-Blues zu tun gehabt?<br />
Reiß dich zusammen, schimpft da eine innere Stimme,<br />
dafür hast du ja jetzt dieses tolle Geschenk! Wer interessiert sich<br />
denn hinterher noch für die Verpackung?! Na gut, dem Baby ist<br />
es egal, es lag sogar mit besonderer Vorliebe auf dem – nennen<br />
wir ihn mal »weichen« – Bauch. Und der Kindsvater? Na,<br />
der hatte trotzdem schon mal wieder Lust bekommen.<br />
Das ist ja auch so eine Zwickmühle: Einerseits wollen wir<br />
Frauen ja begehrt werden und finden es ganz scheußlich,<br />
wenn man uns nicht will. Aber – hallo? Zwei Wochen nach<br />
der Geburt? Ich erinnere nur an die Geschichte mit der Nase<br />
und den Apfelsinen! Zum Glück können wir zumindest in<br />
den ersten sechs Wochen auf den ärztlichen Rat der Zurückhaltung<br />
verweisen. Danach wird es dann allerdings schwieriger<br />
und irgendwann ist auch bei dem geduldigsten Mann<br />
die Frustschwelle überschritten und er fängt an, nervös und<br />
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ungehalten zu werden, da er sich total zurückgesetzt fühlt.<br />
Würde ein Mutterherz nicht selbstlos zur Seite treten und<br />
ihrem kleinen Schützling das Feld überlassen?<br />
Würde es, aber hier geht es eben nicht um ein Mutterherz,<br />
sondern um ein Vaterherz. Die meisten Mütter, die ich kenne,<br />
hatten ähnliche Gedanken und doch bin ich immer wieder<br />
erstaunt, wenn ich <strong>Mama</strong>s sehe, deren Kinder nicht mal<br />
ein Jahr auseinander sind. Das nenn ich aber wirklich: »Immer<br />
bereit!« (Die Ossis unter den Lesern werden die Pointe<br />
verstehen.) Wie dem auch sei, auch wenn man »es« dann<br />
auch will, ist dies garantiert nicht so einfach! Erstens: Weil<br />
mit 100%-iger Sicherheit das Baby schreit, wenn man(n) Sex<br />
haben will, oder aber sie beim »Eben ins Bett bringen« des<br />
Kindes gleich mit eingeschlafen ist …<br />
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Koliken<br />
Bevor ich Mutter eines Säuglings war, hätte ich den Begriff<br />
„Koliken“ wahrscheinlich einem sibirischen Nomadenvolk<br />
zugeordnet. Möglicherweise wären mir in<br />
diesem Zusammenhang auch noch Pferde in den Sinn gekommen,<br />
aber Babys? Nein! Tja, schnell sollte ich eines Besseren<br />
belehrt werden. Koliken nennt man alles, was mit dem<br />
Baby zu tun hat, wenn es satt, gemütlich, »wohl temperiert«,<br />
belustigt und eine frische Windel hat und dennoch nicht aufhört<br />
zu schreien. Natürlich könnten auch ganz banale Gründe<br />
wie Übermüdung, Überreizung oder Langeweile die Ursache<br />
sein. Aber in vielen Fällen sind es tatsächlich üble Bauchschmerzen,<br />
die durch gemeine Gasblubber ausgelöst werden,<br />
die dann quer durch das arme kleine Bäuchlein eine Art Flipper<br />
spielen. Ganz fies!<br />
Mein armer kleiner Schatz hatte leider jede Menge davon.<br />
Ich konnte im wahrsten Sinne des Wortes schnell ein Lied<br />
davon singen – wie man so schön sagt. Und das habe ich auch<br />
getan: Wenn ich damals im Rahmen so einer Kolik das Zimmer<br />
verließ, hatte ich mir angewöhnt, Sachen wie »La, la, la,<br />
die Mami macht …« zu singen, oder auch anderes, eben was<br />
ich gerade so tun wollte. Denn wenn mein Sohn einmal angefangen<br />
hatte zu schreien, konnte man machen, was man<br />
wollte – nichts half. Ich habe vom Hüpfen auf dem Gymnastikball<br />
über stundenlanges Rumtragen bis hin zur Pupsmas-<br />
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