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ramp #48
Stille
Creative Space
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OLIVER HEILMER blickt bereits
auf eine knapp 20-jährige
Karriere bei der BMW Group
zurück: Im Jahr 2000 startete
der gebürtige Münchner im
Designteam der BMW Group, von
2013 bis 2016 war er für das
Interieur-Design verantwortlich,
seit 2017 ist der 43-Jährige
Leiter MINI Design.
Ist das hinsichtlich Design Fluch oder Segen?
Für mich ist es ein Segen, sagen zu können, dass MINI so
eigenständig ist, dass ich an dieser Ikone gar nichts Grundsätzliches
verändern muss.
Kann das auch eine Belastung sein?
Es kann eine sein. Ich fordere jedoch immer wieder heraus,
dass man Dinge hinterfragt. Bei neuen Projekten drücken wir
immer wieder einen Reset-Knopf und sagen: »Okay, welche
von den Ikonen brauchen wir noch?« Bislang bleiben wir z. B.
bei der Form der Scheinwerfer. Moderner kann man in der
Ausführung und den Details werden.
GP – ein dezenter Hinweis auf das
Highlight der Entwicklung von MINI.
Wenn Sie Ihre Anfänge als Designer mit Ihrem Stand heute
vergleichen – was hat Sie damals gereizt? Was reizt Sie heute?
Auf einer Meta-Ebene ist es immer noch das Gleiche. Es ist
schön, dass man das, was man verändert hat, im Straßenbild
erleben kann. Am Anfang ist manches persönlicher. Da denkt
man nur an sich, an seinen Entwurf. Irgendwann versteht
man den Prozess und merkt, dass es unheimlich lange dauert,
bis etwas realisiert wird. Heute ist es umso interessanter, weil
technologisch vieles in Bewegung ist. Das Spannende ist, nicht
genau zu wissen, wie sich diese neuen Komponenten zusammensetzen
und was am Ende herauskommt. Das ist schon
richtig cool.
Kritiker sagen heute gerne, dass sich die Autos immer ähnlicher
sehen würden.
Ich freue mich, dass MINI so anders ist. Aber diese Kritik ist
auch so nicht berechtigt, zumal man diesen Vorwurf schon in
den 80ern und 90ern äußerte. In den 90ern trat zum Beispiel
die Aerodynamik in den Vordergrund. Da beschlich einen das
Gefühl, dass sich die Fahrzeuge immer ähnlicher werden.
Dazu haben Designer ähnliche Inspirationsquellen – und ja,
die Sicherheitsvorgaben haben stark zugenommen. Heute
benötigen Hersteller viel mehr Leute, die ständig untersuchen,
ob alles eingehalten wird. Das gilt natürlich auch für MINI.
Wie reiht sich der JCW GP in die Tradition des MINI ein?
Für mich ist nach wie vor der GP ein Höhepunkt der MINI-Entwicklung.
Der kann für sich stehen und uns für zukünftige
Projekte von John Cooper Works inspirieren. Ein Beispiel:
Neben der Farbe Chili Red haben wir Rosso, einen matten,
helleren Rotton. Alle GP-Schriftzüge sind in Rosso gehalten.
Das ist eine Kleinigkeit, bei der wir sagen: »Chili Red ist gut,
aber vielleicht führt der nächste Schritt zu einer anderen
spezifischen John Cooper Works-Farbe.« Mit einem Fahrzeug
wie dem GP ist es möglich, ein bisschen über die Stränge zu
schlagen und zu sagen: »Da würde ich gerne hin«, beispielsweise
zum 3D-Druck. Das sind Zukunftsfelder, die wir weiter
pushen wollen.
Was ist das schönste Fahrzeug, das Sie jemals gezeichnet haben?
Muss es ein Auto sein?
Nein, natürlich nicht.
Ich denke noch manchmal an eine Motorjacht, die ich mit
einem Kommilitonen zusammen als Diplomarbeit gestaltet
habe. Schon damals stand das Projekt im Zusammenhang mit
BMW. Wir dachten: Warum muss man bei BMW nur Autos
bauen? Können wir nicht mal Motorjachten machen? Vor 21
Jahren wollten wir den ästhetischen Anspruch eines Automobils
in Motorjachten sehen. Als Student war man manchmal
ein bisschen naiv. Und das war auch gut so.