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Herr über 150 elektrisch betriebene Roller<br />
Der Haiminger Severin Götsch ist Standortleiter einer E-Scooter-Firma in Innsbruck<br />
Eigentlich wollte und sollte er<br />
Bauingenieur werden. Bis zum<br />
Diplomingenieur fehlen ihm<br />
noch zwei Prüfungen, die er<br />
demnächst ablegen möchte.<br />
Aber dann kam ihm ein höchst<br />
spannender Job dazwischen. Severin<br />
Götsch aus Haiming ist<br />
Mobilitätsmanager. Seit einem<br />
Jahr leitet er als Chef von sieben<br />
Angestellten in Innsbruck ein<br />
Unternehmen, das E-Scooter anbietet.<br />
Das Geschäft mit den<br />
elektrischen Rollern boomt.<br />
„Ich bin Techniker. Offen für<br />
Neues. Und ich habe gerne mit<br />
Menschen zu tun. Auch das Organisatorische<br />
und Unternehmerische<br />
scheint mir zu liegen“, beschreibt<br />
sich der selbstbewusste<br />
junge Oberländer selbst. Noch vor<br />
Monaten hat er neben seinem Studium<br />
im Tunnelbau beim Brennerbasis-Tunnel<br />
gearbeitet. Durch<br />
Zufall kam er in sein neues Arbeitsfeld,<br />
das ihn auf Anhieb faszinierte.<br />
„Die umweltschonende<br />
Mobilität ist ein spannendes Metier.<br />
Was wir hier in Innsbruck aufgezogen<br />
haben, ist wohl erst der<br />
Anfang eines noch sehr ausbaufähigen<br />
Projektes“, meint Götsch,<br />
der in seiner Fahrzeugflotte neben<br />
gut 150 Rollern auch ein elektrisches<br />
Lastenfahrrad und ein Elektroauto<br />
im Einsatz hat.<br />
Der E-Scooter ist umweltschonend und speziell für den städtischen Berufsverkehr<br />
geeignet. Severin Götsch hat in Innsbruck 150 Roller im Umlauf. Foto: Eiter<br />
Städtischer Berufsverkehr<br />
„Wir haben unsere Fahrzeuge über<br />
alle Stadtteile verteilt. Die Kunden<br />
starten die Gefährte ganz einfach<br />
über eine Handy-App. Eine Fahrt<br />
kostet einen Euro plus 20 Cent<br />
pro Kilometer. Wer zehn Minuten<br />
unterwegs ist, der zahlt drei Euro.<br />
Die Roller werden dann auf Gehsteigen,<br />
die mehr als zweieinhalb<br />
Meter breit sind, geparkt. Das ist<br />
so mit der Politik ausgemacht, damit<br />
unsere Gefährte niemandem<br />
im Weg sind. Wir arbeiten eng mit<br />
der Stadt zusammen. Mit Verkehrsstadträtin<br />
Uschi Schwarzl haben<br />
wir uns auf gewisse Spielregeln<br />
geeinigt, die das Miteinander unter<br />
den Verkehrsteilnehmern konfliktfrei<br />
gestalten. Unsere Scooter<br />
sind erst für Menschen ab 18 Jahren<br />
freigegeben. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
haben wir auf 20<br />
km/h beschränkt“, berichtet der<br />
27-Jährige, der als Standortleiter<br />
der Firma Tier Mobility GmbH<br />
den Laden in Innsbruck wie ein<br />
selbstständiger Geschäftsführer<br />
schmeißt.<br />
Eigene Servicewerkstätte<br />
„Wichtig ist das Service. Unsere<br />
Geräte werden laufend gewartet.<br />
Meine Mitarbeiter fahren mit dem<br />
Elektrobus und dem Lastenfahrrad<br />
ständig die Runde, um Akkus<br />
auszutauschen. Bei Mängeln werden<br />
die Scooter in unserer Werkstätte<br />
neu adaptiert. Die Kunden<br />
sollten für ihr Geld ja intakte Roller<br />
bekommen“, sagt Severin, der<br />
sich ganz besonders darüber freut,<br />
dass seine Geräte kaum dem Vandalismus<br />
ausgesetzt sind. „Der<br />
Großteil unserer Flotte ist im Berufsverkehr<br />
im Einsatz. Vom Manager<br />
im Anzug bis zum Handwerker<br />
im Overall greifen die Leute<br />
auf unser Angebot zu. Reine<br />
Freizeitfahrten gibt es wenig“, verrät<br />
Götsch.<br />
Kreative Zukunftsideen<br />
Im Arbeitsalltag schaut der Oberländer<br />
nicht auf die Uhr. „Es<br />
macht ganz einfach Spaß, zu sehen<br />
wie sich die Sache entwickelt. Auch<br />
meine Mitarbeiter sind hoch -<br />
motiviert“, sagt der 27-Jährige, der<br />
in Sachen E-Mobilität noch kreative<br />
Pläne hat: „Wir planen kleine<br />
Bahnhofstationen mit Lademöglichkeiten,<br />
die über Solarenergie<br />
betrieben werden. Angedacht ist<br />
auch ein Projekt mit den Bundesbahnen,<br />
um die Parkplatzsituation<br />
an den Park&Ride-Anlagen zu<br />
entlasten. Außerdem wollen wir in<br />
den Bezirksstädten aktiv werden“,<br />
sagt der Sohn eines Maschinenbauers,<br />
der sich über seine berufliche<br />
Zukunft keine Sorgen macht:<br />
„Meine beiden jüngeren Brüder<br />
Maximilian und Lambert studieren<br />
Physik und Bauwesen. Papa<br />
Hugo ist in der Entwicklung bei<br />
der Tiwag tätig. Und mein Onkel<br />
Wolfgang war mehr als 25 Jahre<br />
lang als Baumanager in Afrika tätig.<br />
Vielleicht lande ich ja auch<br />
mal wieder im Tunnelbau. Aber<br />
zuerst geht hier in Tirol meine<br />
Mission für eine umweltschonende<br />
Mobilität weiter!“<br />
Privat lebt der Oberländer derzeit<br />
mit seiner Freundin Desiree in Inzing.<br />
Seine Freizeit gehört dem<br />
Fußball. „Leider nach einer Verletzung<br />
nicht mehr als Aktiver. Aber<br />
mit Freunden vor dem Fernseher<br />
über dieses wunderbare Spiel zu<br />
diskutieren macht großen Spaß“,<br />
lacht Severin. (me)<br />
3. März <strong>2020</strong> 3