September 2011:Layout 1 - Magazin Inspiration - Bad Windsheim
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4 inspiration Aus der Region<br />
Eigenwillige Vierbeiner<br />
Rund 30 Ziegen haben bei Johannes Maibom ein Zuhause<br />
„Sie waren mir gleich sympathisch.“<br />
Als sich Johannes Maibom, bedingt<br />
durch den beruflichen Werdegang<br />
seines Schwagers, näher mit Ziegen<br />
beschäftigte, freundete er sich mit<br />
den eigenwilligen Vierbeinern an. Aus<br />
den ersten Kontakten wurde in den<br />
vergangenen 15 Jahren ein Hobby,<br />
um die 30 Ziegen hat Johannes Maibom<br />
zwischenzeitlich auf seinen Weiden<br />
stehen. Seit 2009 ist der Züchter<br />
aus Mausdorf bei Emskirchen zudem<br />
Vorsitzender der Ziegenzuchtvereinigung<br />
Mittelfranken.<br />
Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen<br />
Hof im Münsterland, war Johannes<br />
Maibom die Tierhaltung nicht<br />
fremd. An den Ziegen schätzt er deren<br />
Intelligenz, sie sind individueller als zum<br />
Beispiel Schafe, begründet Maibom sein<br />
Hobby. Zeit hat der Maschinenbauingenieur,<br />
der sich nicht nur im Gemeinderat<br />
von Emskirchen engagiert, sondern auch<br />
Geschäftsführer der Gesellschaft Bioenergie<br />
Mausdorf ist, wenig. Ein Grund,<br />
warum er 1996 mit der Haltung von Bu-<br />
den Milch-,<br />
sondern zu<br />
den<br />
Fleischziegen,<br />
was den<br />
zeitlichen<br />
Aufwand seines<br />
tierischen<br />
Hobbys deutlich<br />
reduziert.<br />
Selbst wenn eine<br />
Ziege Lämmer wirft, ver-<br />
Seiner Würde voll bewusst:<br />
Pfauenbock Floriano mit<br />
seiner frechen Tolle.<br />
renziegen begann. Sie gehören nicht zu siegt die Milch, wenn die Jungtiere erst 6000 Ziegen in Mittelfranken. Nach oben<br />
Burenziege Berta zählt zu den ruhigeren<br />
Artgenossen, erst seit den 70er-Jahren ist<br />
die Rasse in Deutschland vertreten.<br />
Fotos: Christine Berger<br />
einmal beginnen, Gras zu fressen.<br />
Zusätzlich hat Maibom derzeit zwei<br />
weitere Ziegenrassen auf den Weiden<br />
stehen. Zum einen Pfauenziegen, die<br />
sich durch eine große Freiheitsliebe auszeichnen.<br />
Außerdem Walliser Schwarzhalsziegen.<br />
Letztere hat Maibom von einem<br />
Züchter übernommen, der die Ziegenhaltung<br />
aufgegeben hat. Da ihm die<br />
Haltung von drei Rassen zu viel ist und<br />
die Walliser mit ihrem langen Fell außerdem<br />
sehr pflegeintensiv sind, sucht Maibom<br />
für sie einen neuen Besitzer. Aufgenommen<br />
hat er die Tiere in erster Linie,<br />
da es sich die Ziegenzuchtvereinigung<br />
zur Aufgabe gemacht hat, seltene Rassen<br />
zu erhalten und einen Beitrag zur Artenvielfalt<br />
zu leisten.<br />
Mit Erfolg, wie die Statistik beweist. Als<br />
der mittelfränkische Bezirksverband vor<br />
100 Jahren gegründet wurde, war die<br />
Ziegenzucht im Nebenerwerb sehr beliebt.<br />
1918 gab es in Mittelfranken um<br />
die 54 000 Ziegen, die lange Zeit als Kuh<br />
des kleinen Mannes galten. Bis in die<br />
70er-Jahre nahm die Zahl aber rapide ab,<br />
damals wurde mit etwa 2000 Tieren ein<br />
Tiefstand erreicht. Auch aufgrund des<br />
sinkenden Trends gab es in den 50erund<br />
60er-Jahren erste Versuche zur<br />
künstlichen Befruchtung der Tiere. Da<br />
die Erfolgsquote von 70 Prozent die<br />
Züchter aber nicht zufriedenstellte, wurde<br />
das Projekt nicht mehr weiter verfolgt.<br />
Dennoch fanden sich wieder mehr<br />
Züchter, vor drei Jahren lebten rund<br />
ging dabei nicht nur ihre Anzahl, die Rassenvielfalt<br />
wurde ebenfalls größer.<br />
Während sich ein Züchter nahe Trautskirchen<br />
der Zucht von Milchziegen verschrieben<br />
hat und erfolgreich mit seiner<br />
Ziegenmilch und Ziegenkäse auf den<br />
Märkten unterwegs ist, setzt Maibom<br />
stärker auf den Fleischverkauf. Sein fester<br />
Kundenstamm weiß den „typischen Geschmack“<br />
zu schätzen. Am besten sei das<br />
zarte Fleisch junger Zicklein, so Maibom,<br />
besonders zu Ostern hat er daher die<br />
meisten Abnehmer. Etabliert hat sich<br />
mittlerweile auch der Ziegenspieß anlässlich<br />
der Mausdorfer Kirchweih. Zusätzlich<br />
ist der Bezirksvorsitzende in der<br />
Landschaftspflege aktiv, wo Ziegen<br />
ebenfalls erfolgreich zum Einsatz kommen.<br />
Selbst dornige Büsche wie Brombeeren<br />
werden von ihnen kurz und klein<br />
gefressen, als besonders vielseitig haben<br />
sich hier die Burenziegen erwiesen.<br />
Dass er selbst auch gern Ziegenfleisch<br />
isst, ändert nichts daran, dass Johannes<br />
Maibom all seinen Vierbeinern einen Namen<br />
gibt. Da ist zum Beispiel Burenziege<br />
Berta und der stolze Pfauenbock Floriano,<br />
der allein durch seinen üppigen Pony<br />
ein echter Hingucker ist. „Die Ziege ist<br />
der angenehmere Zeitgenosse“, grenzt<br />
Maibom seine Vierbeiner von anderen<br />
Tierarten ab. Deshalb entschied er sich<br />
vor 15 Jahren auch dafür, die ebenso<br />
„lernfähigen“ wie „zutraulichen“ Vierbeiner<br />
zu halten. CHRISTINE BERGER