Publikation Bubenreutheum
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Christian Hoyer
Musikinstrumentenbau
in Bubenreuth und Umgebung.
Von 1945 bis heute
Výroba hudebních nástrojů
v Bubenreuthu a okolí.
Od roku 1945 do současnosti
Die ersten Wegweiser in die Geigenbauer-Siedlung werden im Museum gezeigt.
INHALT
Die Schönbacher Geigenbauer in Bubenreuth
Gastbeitrag: Z Schönbachu do Bubenreuthu, z Bubenreuthu do Lubů
Gastbeitrag: Z historie odborné školy v Lubech
Die Ausstellung – eine Dokumentation.
1979 bis heute
Musikinstrumentenmacher in Bubenreuth und Umgebung heute
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Danksagung
Einleger mit Übersetzungen
8
124
128
144
212
272
278
282
liegt bei
Kapitel 1
9
1 Neue Heimat: Die Ankunft der ersten Geigenbauer auf dem Erlanger Bahnhof, Anfang 1950.
DIE SCHÖNBACHER
GEIGENBAUER
IN BUBENREUTH
Bubenreuth: Musik und Integration
„Die Welt wäre eine andere, ohne Bubenreuth“. 1
So urteilte das Kulturmagazin des Bayerischen
Fernsehens „Capriccio“ im Dezember 2012 über
das, was 1949 in der kleinen fränkischen Gemeinde
Bubenreuth geschah und wofür Bubenreuth
noch heute steht: Die Verbindung von Musik und
Integration – sie macht den Ort so einzigartig.
Die Botschaft, die Bubenreuth so musterhaft vermittelt,
hat Strahlkraft bis in unsere heutige Zeit.
Die zwischen Erlangen und Baiersdorf gelegene
Regnitztalgemeinde Bubenreuth zählte 1939
genau 415 Einwohner. Nach der Aufnahme von
Flüchtlingen und Vertriebenen in den unmittelbaren
Nachkriegsjahren 1945 und 1946 entschloss
sich der Gemeinderat im Oktober 1949 einstimmig
dazu, weitere Heimatvertriebene, insgesamt etwa
2.000 Menschen aufzunehmen – Musikinstrumentenbauer
aus dem Egerland mit ihren Familien. 2
Eine Planstadt für eine ganze Berufsgruppe entstand
innerhalb weniger Jahre auf Bubenreuther
Gemeindegemarkung. In der Rückschau darf dieses
Ansiedlungsprojekt als ein positives Beispiel für
gelungene Integration gewertet werden. In seinen
Dimensionen ist es sicher einmalig in Deutschland.
Der kleine fränkische Ort avancierte so zum Musterbeispiel
für erfolgreiche Integration von Heimatvertriebenen
im Nachkriegsdeutschland.
Davon überzeugten sich in den 1950er und 1960er
Jahren zahlreiche Bundes- und Landespolitiker wie
Konrad Adenauer oder Wenzel Jaksch. Gemeinsamer
Kirchenbau, die Gründung eines Sportvereins,
das Schließen von „Mischehen“ oder das Wappen
sind Ausdruck eines Aufeinanderzugehens der Bevölkerungsgruppen
seit den 1950er Jahren.
Mindestens genauso bemerkenswert wie die Integrationsgeschichte
mutet die musikalische Entwicklung
Bubenreuths an: Der kleine, agrarisch geprägte
Ort stieg zur neuen Metropole des Saiteninstrumentenbaus
in der Bundesrepublik Deutschland
auf. Noch heute haben in und um Bubenreuth
zahlreiche Musikinstrumentenhersteller ihren Sitz
und geben weltweit den Ton an.
23 Die Familie von Johann Josef Müller (geb. 1875) in der Schönbacher Mulzgasse Nr. 53, um 1910.
27
Die Schönbacher Geigenbauer von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945/1946
Auf dem Weg zum Weltmeister
Schon die Randecker Produktionsweise hatte sich
durch eine gewisse Arbeitsteilung ausgezeichnet,
wie auch die Füssener Lautenmacherei. 44
Perfektioniert wurden Arbeitsteilung und Spezialisierung
sukzessive ab dem späten 18. Jahrhundert
aber im sächsisch-böhmischen Musikwinkel,
um in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg einen
Höhepunkt zu erreichen. 45 Der Musikwinkel profitierte
vom Aufschwung der bürgerlichen Musikkultur
des 19. Jahrhunderts, sodass die Branche
innerhalb des länderübergreifenden Wirtschaftsraumes
zwischen Westböhmen und dem Vogtland
um 1900 reichlich 20.000 Menschen zu
Arbeit und Brot verhalf. Annähernd 80 Prozent aller
Saiteninstrumente weltweit sollen damals ihrer
ursprünglichen Herkunft nach aus dem Musikwinkel
gestammt haben. Der Handel mit Übersee
kam derart in Schwung, dass 1893 eine eigene
US-Konsularagentur in Markneukirchen, dem Handelszentrum
des Musikwinkels, eingerichtet wurde.
Die Stadt avancierte zum größten Stapelplatz für
Musikinstrumente in Europa. Schwergewichte der
Branche wie Hohner in Trossingen, Link (Sonor) in
Weißenfels oder Zimmermann in Leipzig gründeten
daher Niederlassungen in der Kleinstadt am
Schwarzbach. 46
Während Markneukirchen über seine zahlreichen
Handelshäuser für einen geregelten Absatz von
Musikinstrumenten weltweit sorgte, lieferte das benachbarte
Klingenthal die Harmonikas, das böhmische
Graslitz versandte v. a. Blasinstrumente und
in Schönbach hing der Himmel bildlich voller Geigen.
47 Die Stadt etablierte sich als „Oesterreich’s
Cremona“ 48 .
Schönbachs Zenit
„Den größten Aufschwung nahm die Instrumenten-
und Saiten-Industrie in den Jahren 1870 bis
1890“ 49 heißt es in der Schönbacher Stadtchronik
rückblickend. In diese Zeit fallen die Einführung von
Post- und Telegraphenamt in Schönbach (1869
bzw. 1872), die Etablierung der Musikfachschule
1873, der Bau eines geräumigen Volksschulhauses
1877/1878 (20 Jahre später folgte der Bau des
Bürgerschulgebäudes), der Neubau des Rathauses
1882, die Gründung eines Sparkassenvereins 1890
und eines Krankenhauses 1893.
35 ro. Die k.k.Staatsfachschule für Musikinstrumentenbau in
Schönbach
36 lo. Im Karlsbader Atelier des Bildhauers Hugo Uher
wurde das "Geigenmachermannl" von einer Delegation aus
Schönbach bestaunt. 1927 wurde es im Zentrum Schönbachs
feierlich enthüllt.
37 li. Mitte. Die 1904 gegründete Produktivgenossenschaft
entwickelte sich zu einem florierenden Unternehmen.
38 lu. Studienarbeit eines Bogenmacherlehrlings: Technisches
Zeichnen stand auf dem Lehrplan der k. k. Staatsfachschule
für Musikinstrumentenbau in Schönbach.
39 ru. 1868 wanderte Josef Placht mit seiner Familie nach
St. Louis aus und baute ein transatlantisches Musikinstrumentengeschäft
auf.
40 In Hamburg baute der Schönbacher Geigenbauer Georg Winterling eine renommierte „Werkstätte für Kunstgeigenbau
39 und Reparaturen“ auf.
83 Das Schönbacher Damen-Ensemble unter der Leitung von Philipp Sandner.
87
84 lo. Das Konterfei von Siegfried Behrend zierte den
Framus-Beutel für eine Konzertgitarren-Saite in den späten
1950er Jahren.
85 lu. Die erste Werkstatt des Gitarrenbauers Arnold Hoyer
in Tennenlohe befand sich im Tanzsaal des Gasthauses
„Rotes Ross“. Seine Spezialität waren Schlaggitarren.
86 ro. Gitarrenbaumeister Gerold Karl Hannabach mit einer
Zehnsaiter-Konzertgitarre.
87 ru. Pyramid-Beutel für eine Aoud-Saite.
117 Blick von Süden ins Regnitztal: Vorne ist die Geigenbauersiedlung zu erkennen, in der Bildmitte rechts Alt-Bubenreuth mit
dem Gewerbegebiet Bruckwiesen; westlich der Regnitz liegt Möhrendorf und im Norden lässt sich Baiersdorf erahnen.
113
Bubenreuths Wirtschaft heute
Bubenreuths wichtigster Arbeitgeber ist heute kein
Instrumentenbaubetrieb mehr, sondern die infoteam
Software AG. Mehr als 250 Mitarbeiter an Standorten
in Deutschland, der Schweiz und China entwickeln
Software, die bei den führenden Herstellern
der Industrieautomation, dem Transportwesen oder
der Medizin- und Labortechnik weltweit zum Einsatz
kommt. Für stabiles WLAN in Zügen, intelligente
Datenauswertung in Fabriken oder die Steuerung
überlebenswichtiger Medizingeräte setzt infoteam
daher seit seiner Gründung 1983 auf beste Ausbildung,
größte Sorgfalt und das höchste Maß an
Zuverlässigkeit. Gleichzeitig lebt infoteam den Gemeinschaftsgedanken:
Neben zahlreichen Angeboten
für seine Mitarbeiter bedeutet das vor allem, den
Austausch mit Experten aus Politik, Wirtschaft und
Wissenschaft durch führende Rollen in Verbänden
und Gremien zu fördern. Dazu zählen beispielsweise
das in Erlangen beheimatete Medical Valley, der
ASQF e. V. oder das Cluster Mechatronik & Automation
e. V. sowie zahlreiche Kooperationspartner.
Besonders verbunden fühlt sich infoteam zudem
seinem Heimatort und zeigt mit vielfältigen Aktivitäten
im kulturellen und sozialen Sektor die gelebte
Symbiose von Moderne und Geschichte. 179
Klein aber fein
2018 sind immerhin noch etwa 100 Personen
im Instrumentenbau in Bubenreuth beschäftigt. 180
Der Musikinstrumentenbau prägt nach wie vor
Wirtschaft, Kultur und Identität der mittlerweile
4.650-Einwohner starken Gemeinde.
Immerhin haben eine beachtliche Anzahl von bedeutenden
Werkstätten und Firmen – oft Hidden
Champions – ihren Sitz in Bubenreuth: Hier sind
zunächst die Streichinstrumentenhersteller zu nennen,
allen voran der Innungsobermeister Günter
Lobe, die Firmen Heinrich Gill und Ernst Heinrich
Roth, weiterhin Wolfgang Schnabl, Walter Mahr,
Laszlo Oh und Günter Waldau; dann die Zupfinstrumentenmacher
Harald Teller und Herbert
Volkmann; neben diesen gibt es Spezialbetriebe
wie die Saitenspinnerei PYRAMID, den Bestandteile-Erzeuger
Josef Teller, den Stegschnitzer Roland
Schuster, den Wirbeldrechsler Harald Lorenz,
den Tonholzerzeuger Andreas Gleissner, den Etuihersteller
Willi Winter und den Kolophoniumgießer
Walter Glaßl. Schließlich verfügt Bubenreuth über
den Musikinstrumentenhandel Alois Sandner und
vor allem geben die Bogenmacher wie Sebastian
Dirr, Dörfler Bogenbau, Vladimir Havlik, Rudi Neudörfer,
Peter Riedl und Lothar Seifert den Ton an. 181
132 V rámci výročních oslav 700 let města Schönbach/Luby
2019 vystavovali v Lubech dva rodáci, bubenreuthští umělci
Helmut Glaßl und Willi Zährl svoje díla. Starosta města, ing.
Vladimír Vorm (2. z prava) přivítal na vernisáži četné hosty a
svého kolegu z Bubenreuthu, Norberta Stumpfa (vpravo).
Když po válce občané Schönbachu opouštěli své
domy a loučili se s rodným městem, mnozí možná
už ani nedoufali, že se jednou vrátí zpět, mnozí se
možná už ani domů nepodívali… Dlouhé roky byli
Schönbachští rozděleni železnou oponou – jedni
zůstali v Lubech, druzí se zabydleli v Bubenreuthu,
Heppenheimu, Mittenwaldu a jiných místech po
celém Německu.
Na své kořeny nikdy nezapomněli. Nezahořkli, nesli
si Schönbach s sebou ve svých srdcích. Symbolem
sepjetí Bubenreuthu s Schönbachem se stala
modernější kopie lubské sochy houslaře. Vysídlení
rodáci tím vyjádřili svůj vřelý vztah k městu Schönbach,
které museli po válce opustit a vztah k tradici
výroby hudebních nástrojů, ve které nadále
pokračovali.
Když v roce 2016 předložili zastupitelé Bubenreuthu
městu Luby nabídku na uzavření partnerství mezi
oběma obcemi, neváhala jsem ani chvilku nabídku
přijmout. Cítila jsem to jako povinnost. Jako podání
si rukou, jako příslib nové společné cesty.
V sobotu 5. listopadu 2016 byla v lubském kulturním
domě smlouva o partnerství slavnostně
podepsána. Otevřela se tak nová etapa pro další
spolupráci na všech úrovních – výměna zkušeností
mezi vedením obou obcí, kooperace v oblasti kultury,
sportu nebo školy. Příkladem nám můžou být
společná setkání na Hraničních slavnostech v Lubech,
přátelská posezení starostů nebo účinkování
ženského pěveckého sboru Luběnky na slavnostech
v Bubenreuthu.
A mně nezbývá než popřát nám všem, aby ta spolupráce
byla i do budoucna plodná, plná života a
entuziazmu. Aby napomohla k bourání jazykových
bariér. Aby vznikala další nová přátelství, nové pracovní,
sportovní i umělecké kontakty. Uzavřel se tak
pomyslný kruh – rodáci z Schönbachu se po letech
vrátili zpět – do Lubů.
Jsou tu vítáni!
127
133 Smlouva o partnerství mezi Lubami a Bubenreuthem
ze dne 5. listopadu 2016.
134 Ženský pěvecký sbor „Luběnky“ navštívil v r. 2018
Bubenreuth.
Kapitel 1
145
1 "Kriegsgeige“ von Andreas Hoyer.
DIE AUSSTELLUNG –
EINE DOKUMENTATION.
1979 BIS HEUTE
Musik und Integration.
Dokumentation einer Ausstellung
Zwei Themen sind es, die Bubenreuth zu einem
ganz besonderen Ort machen: Die einstimmig getroffene
Entscheidung des Gemeinderates eines
500 Einwohner zählenden Ortes, 2.000 Menschen,
heimatvertriebenen Instrumentenbauern und ihren
Familien aus dem Sudetenland, ein neues Zuhause
zu geben, kann als einmalig eingestuft werden.
Was mit dieser Entscheidung im Oktober 1949
seinen Anfang nahm, war der Aufstieg der kleinen
fränkischen Landgemeinde zu einer neuen Metropole
des europäischen Saiteninstrumentenbaus.
Mit Instrumenten aus Bubenreuth wurde seither
Musikgeschichte geschrieben, von Yehudi Menuhin
über Charles Mingus und Elvis Presley bis hin zu
den Stones und den Beatles. Musik und Integration:
Diese beiden Themen verdienen es, in einem
würdigen Rahmen dokumentiert und der Nachwelt
erhalten zu werden. Daher gründete sich am
13. September 2009 der Museumsverein „Bubenreutheum“
mit einer klaren Vision, ein überregional
bedeutsames Museum aufzubauen. Als einen ersten
Schritt zur Verwirklichung hat der Verein 2010
eine provisorische Ausstellung eröffnet.
20 Die Vereinsmitglieder Fritz Gembala, Christian Boltze und Peter Bradler (v.l.n.r.) beim Aufbau der Sonderschau
„Stromgitarren aus Franken“ im Kulturfoyer der Handwerkskammer in Nürnberg, 2014.
157
Der Museumsverein „Bubenreutheum e. V.“
Die im Laufe der Jahre stark überfrachteten 80
Quadratmeter mussten nach 30 Jahren aufgrund
von Renovierungsmaßnahmen, die im Rathaus
vorgenommen wurden, im Sommer 2009 geräumt
werden. Viele Exponate wurden von ihren Besitzern
abgeholt, der Rest in Kisten verpackt und in einem
Lagerraum deponiert. Das war für viele zunächst
ärgerlich und unverständlich. Wie sollte es jetzt weitergehen?
Wer konnte und wollte einen Neuanfang
und eine Neukonzeption angehen?
Der Idealist Hannabach war mittlerweile 81 Jahre
alt geworden. Er konnte diese Aufgabe nicht mehr
stemmen. Die Ausstellung zu organisieren, oblag
seit 1979 offiziell der Innung, der auch noch heute
ein großer Teil der Sammlung gehört. Die Verantwortung
sollte innerhalb der Instrumentenmacher-Zunft
auf jüngere Schultern übertragen werden. Die Verhandlungen
zwischen der Gemeinde Bubenreuth
und der Streich- und Zupfinstrumentenmacher-Innung,
wer dauerhaft die offizielle „Trägerschaft“
übernehmen solle, gestalteten sich über Jahre hinweg
äußerst langwierig und schwierig.
Die Lösung kam schließlich in Form eines vollkommen
unabhängig agierenden Museumsvereins, der
sich ganz auf das kulturgeschichtliche Erbe konzentrieren
sollte. Zwei junge Bubenreuther „Neubürgerinnen“,
Juliane Fronia und Susanne Lang,
nahmen sich der Sache an, zusammen mit dem
Geigenbaumeister Günter Waldau, dem letzten
Leiter des von der Innung verantworteten „Geigenbau-Museums“.
Unterstützung kam auch vom
Obermeister der Innung Günter Lobe und fachliche
Amtshilfe war aus der Musikstadt Markneukirchen/
Sachsen in Sicht. Dort leitete der aus Bubenreuth
stammende Historiker Dr. Christian Hoyer
das unternehmenseigene Museum und Archiv der
ehemals in Bubenreuth ansässigen Musikinstrumentenbau-Firma
Framus-Warwick. So kam es
Mitte September 2009 zur Gründung eines Museumsvereins.
Dessen Name sollte darauf hinweisen,
dass es fortan nicht nur um Geigen bzw. Musikinstrumente
gehen sollte, sondern um Bubenreuth
und seine Besonderheiten insgesamt. So wurde
eine Wortneuschöpfung geboren, die zunächst als
Provisorium gedacht war: „Bubenreutheum e. V.“
Der Gründungsvorstand setzte sich aus Juliane
Fronia, Susanne Lang und Dr. Christian Hoyer zusammen.
Weiterhin im Boot war Günter Waldau als
Verbindungsmann zur Innung.
rechte Seite
78 lo. Harfenzither der renommierten Schönbacher Firma
Anton Bräuer.
79 li. Mitte. In den 1960er Jahren etablierte sich die Firma
Helmut Hahn als Zulieferbetrieb und Tamburinerzeuger.
80 lu. Eine Pfanne, in der die typischen Egerländer Liwanzen
(süße Mehlspeise) zubereitet werden, wurde aus der alten
Heimat mit nach Bubenreuth gebracht.
81 ro. Geigenkasten mit Intarsien, die u. a. das Bubenreuther
Wappen zeigen.
82 r. Mitte. Ein Care-Paket aus den Vereinigten Staaten
wurde von einem Schönbacher Geigenbauer aufbewahrt, als
Karton weiterverwendet und dem Museum übergeben.
83 ru. Die Geigenbauer-Kapelle kleidete sich Ende der
1950er Jahre mit einer Uniform ein.
76 links. Im Depot schlummern viele Schätze:
z. B. die Framus Strato Super S-Serie, 1963.
77 rechts. Carl Loos baute diese reich verzierte Doppelhals-Gitarre,
die mit dem Label „A. Lutz Comp. Wien“ um
1900 verkauft wurde.
193
Kapitel 1
213
1 Das 1969 von Helmut Lederer geschaffene Geigenbauer-Denkmal auf dem Eichenplatz, aufgenommen 2019.
MUSIKINSTRUMENTENMACHER
IN BUBENREUTH UND
UMGEBUNG HEUTE
Bürgermeister Senator Hans Paulus (1918 – 1985)
sprach von seiner Heimatgemeinde voller Stolz gerne
als der „fränkischen Metropole für die Herstellung
von Streich- und Zupfinstrumenten“. Diesen
Anspruch kann Bubenreuth noch heute erheben,
obwohl sich seither ein gewaltiger Strukturwandel
vollzogen hat. Vom einstigen Industriezentrum im
Musikinstrumentenbau kann zwar nicht mehr gesprochen
werden – dafür geben Handwerks- und
Spezialbetriebe heute den Ton an – und das weltweit.
Auf den folgenden Seiten wird der Versuch
unternommen, die einzelnen heute in der Musikinstrumentenbranche
tätigen Handwerker und Firmen
zu erfassen und skizzenartig zu porträtieren.
Die meisten von ihnen sind Mitglied der Streichund
Zupfinstrumentenmacher-Innung Erlangen. Sie
ist mit 47 Mitgliedern heute die bundesweit größte
Innung für die Gewerke Geigen-, Zupfinstrumenten-
und Bogenbau. Zu Recht wird sie in der öffentlichen
Wahrnehmung mit Bubenreuth in Verbindung
gebracht, das mit den umliegenden Gemeinden ein
Zentrum des Saiteninstrumentenbaus bildet.
Die Innung und ihre Mitglieder unterstützen den Museumsverein
Bubenreutheum e. V. in seinem Bestreben,
das Museum in Bubenreuth weiter auszubauen.
Im nachstehenden Verzeichnis mussten wir uns auf
den Personenkreis der heute aktiven Instrumentenmacher
beschränken. Ursprünglich war geplant,
einen biographischen Index aller Instrumentenmacher
und Bestandteile-Erzeuger zu erarbeiten, die
sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Bubenreuth
und Umgebung ansiedelten. Davon musste im Verlauf
des Buchprojekts allerdings Abstand genommen
werden. Ein solches die Jahre ab 1945/1946
bis heute umfassendes „Lexikon“, das auch verstorbene
Personen, untergegangene Firmen und
im Ruhestand befindliche Instrumentenmacher berücksichtigt,
hätte die vorliegende Publikation gesprengt,
die in der jetzt vorliegenden Form ohnehin
ihren zunächst vorgesehenen Umfang im Laufe
ihres Entstehens fast verdoppelt hat. Wir haben
für viele in der vorliegenden Publikation nicht berücksichtigte
Personen mittlerweile biographische
Daten, Dokumente und Bilder zusammentragen
können, so dass diese einer eigenständigen Nachfolgepublikation
zur Thematik vorbehalten bleiben
müssen. Wir können hier nur einen kleinen Vorgeschmack
liefern und bitten hierfür um Verständnis.
Außerdem bitten wir schon jetzt um Ihre Mithilfe bei
den weiteren Nachforschungen für einen notwendigen
zweiten Band.
11 lo. Werbebroschüre des Tennenloher Gitarrenherstellers
Hoyer aus den 1980er Jahren.
12 lu. Der Geigenbauer Anton Wilfer (1898-1973).
8 ro. Der Geigenbauer Gottfried Raabs (1939-2013).
9 r. Mitte. Postkarte Bubenreuths aus den 1960er Jahren.
10 ru. Werbeblatt des Bubenreuther Gitarrenherstellers Hüttl
aus den 1970er Jahren.
217
15 ro. Der Geigenbauer und Ausstimmer Paul Schelhorn in
der Framus-Endkontrolle in den 1960er Jahren
13 lo. Werkstatt von Ernst Heinrich Roth in den 1970er Jahren.
14 lu. Klira-Werbeblatt der 1960er Jahre.
16 r. Mitte. Musiker waren und sind gerne zu Gast in Bubenreuth.
In den 1980er Jahren fachsimpeln die Jazzgitarristen
Jimmy Raney und Attila Zoller mit dem Höfner-Gitarrenbauer
Josef Horner.
17 ru. Mit Abstand der größte Betrieb Bubenreuths war die
Etui- und Kofferfabrik Winter.
11 Framus
lo. Briefkopf der seit 1954 in Bubenreuth ansässigen Framus-Werke.
li. Mitte. 2007 eröffnete Framus am heutigen Standort in
Markneukirchen ein eigenes Werksmuseum zur Firmengeschichte.
ro. Blick in die Framus-Gitarrenfertigung im damaligen
Zweigwerk in Pretzfeld.
r. Mitte. Die Jan-Akkerman-Gitarre war Mitte der 1970er
Jahre das Flaggschiff des Hauses.
lu. Der Gitarrist Billy Lorento alias Bill Lawrence war über
Jahrzehnte mit Framus aufs Engste verbunden.
251
9 Franz Dotzauer
lo. Die Werkstatt des Familienbetriebs Dotzauer in Tennenlohe
in den 1950er Jahren.
li. Mitte. In derselben Werkstatt 2015: Vater Gerhard Dotzauer
und Sohn Thomas Dotzauer (l.).
13 Firma Walter Geipel
12 Gabriel, Josef Peter
273
Framus-Werbekatalog aus den 1950er Jahren.
LITERATURVERZEICHNIS
Andy Babiuk, Beatles Gear, San Francisco 2001.
Andy Babiuk, Rolling Stones Gear, San Francisco
2013.
Franz J. Bauer: Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik
in Bayern 1945–1950, Stuttgart 1982.
Wolfgang Behütuns, Bubenreuth, eine großstadtnahe
Wohngemeinde. Aufbau, Entwicklung
und heutige sozialgeographische Strukturen (Zulassungsarbeit
Geographie Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg 1977).
Louis Bein, Die Industrie des sächsischen Vogtlandes.
Erster Teil. Die Musikinstrumenten-Industrie,
Leipzig 1884.
Wolfgang Benz (Hrsg.), Neuanfang in Bayern
1945–1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
München 1988.
Bezirk Mittelfranken (Hrsg.), Fremde in Franken.
Migration und Kulturtransfer, Würzburg 2016.
Barbara Billeiter, Elvis Presley – Eine Legende
zu Besuch in Bubenreuth, in: Bubenreuther Heimatblätter
1 (1997).
Bernd Böhner, Musik in Erlangen 1945–2014, Erlangen
2015.
Oskar Böse und Rolf-Josef Eibicht (Hrsg.),
Die Sudetendeutschen. Eine Volksgruppe im Herzen
Europas. Von der Frankfurter Paulskirche zur
Bundesrepublik Deutschland, München 1989.
Hermann Brandl, Geschichtliche Mitteilungen
aus dem Bezirke Graslitz [...], o. O. 1928.
Jan Dayß und Konrad Schwabe, Vogtland –
Geige – Mensch. Aufschachteln Schritt fur Schritt,
Markneukirchen 2015.
Irmhild Düthorn, Musik als Schicksal am Beispiel
der Flüchtlingsgemeinde Bubenreuth
(Zulassungsarbeit 1974).
Günter Dullat, Der Musikinstrumentenbau und
die Musikfachschule in Graslitz von den Anfängen
bis 1945, Nauheim 1997.
Alfred Elbert (Hrsg.), Schönbach in Böhmen –
Stadt der Geigenmacher, Nürnberg 2007.
Rafael Engl, Oesterreich’s Cremona. Ein kurzgefasster
Ueberblick über die Entstehung, Weiterentwicklung,
sowie über die gegenwärtige Bedeutung
der Musik-Instrumenten-Industrie in der Stadt
Schönbach bei Eger in Böhmen, o. O. o. J. [1897].
Dorothea Fastnacht, Erlangen. Ehemaliger Stadtund
Landkreis, München 2015.
Cornelia Fehlner, Das Konzept Cluster – eine
Struktur- und Potenzialanalyse am Beispiel des Musikinstrumentenbaus
(Masterarbeit an der Universität
Passau, Wintersemester 2012/2013).
Jan Folprecht, Zither in Böhmen, Mähren und
Schlesien, Brünn 1995.
Eszter Fontana, Veit Heller und Steffen Lieberwirth
(Hrsg.), Wenn Engel musizieren. Musikinstrumente
von 1594 im Freiberger Dom, 2. Auflage
Dosel 2008.
Mo Foster, 17 Watts? The Birth of British Rock
Guitar, 2. Auflage London 2000.
Adolf Fuchs: Die Standortverlagerung der sudetendeutschen
Kleinmusikinstrumenten-Industrie von
Graslitz und Schönbach. Die ersten fünf Jahre des
Wiederaufbaus, Marburg 1953.
Gemeinde Bubenreuth (Hrsg.), Heimatbuch der
Musikstadt Schönbach, Bubenreuth 1969.
John Lennon, Elvis, Charles Mingus, Yehudi Menuhin
und die Stones – alle spielten auf Bubenreuther
Instrumenten. Musikinstrumente „Made in Franconia“
sind noch heute angesagt – weltweit. Die
4650-Einwohner-Gemeinde Bubenreuth ist der Mittelpunkt
eines einzigartigen Produktionsclusters:
Hidden Champions, Einmann-Meisterwerkstätten,
Spezialbetriebe von Kairlindach bis Neunkirchen
am Brand, von Forchheim bis Tennenlohe geben
den Ton an – und nicht zu vergessen: Die weltweit
größte Saiteninstrumentenbauer-Innung hat hier
ihren Sitz.
Alles begann 1949 mit der sensationellen Gemeinderatsentscheidung,
die „Schönbacher Geigenbauer“
in Bubenreuth aufzunehmen. So entstand
ab 1949 eine Planstadt für einen ganzen Berufszweig:
Die „Geigenbauer-Siedlung“. Zählte die Gemeinde
1949 noch knapp 700 Einwohner, waren
es zehn Jahre später bereits an die 3.000. Durch
den Zuzug der Musikinstrumentenbauer aus dem
Egerland stieg der ländlich geprägte fränkische
Ort zu einem neuen Zentrum des europäischen
Saiteninstrumentenbaus auf. Know-how wanderte
nach Franken.
Das Buch erzählt auf knapp 300 Seiten die
Geschichte der „Schönbacher Geigenbauer“, es
entführt in deren Museum, das Bubenreutheum,
und dokumentiert das heutige Musikinstrumentenbau-Cluster
in und um Bubenreuth.