18. - Kunststiftung NRW
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# <strong>18.</strong>2010 kunststiftung μ nrw
Inhalt<br />
μ Seite 1<br />
Editorial<br />
μ Seite 2<br />
In eigener Sache<br />
μ Seite 8<br />
Internationales<br />
μ Seite 9<br />
Nam June Paik Award 2010:<br />
Statements der nominierten Künstler<br />
und Künstlerinnen<br />
μ Seite 11<br />
Interview mit Halldór Gudmundsson<br />
zu den Isländer-Sagas<br />
μ Seite 14<br />
»Macht des Wortes –<br />
Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas«<br />
μ Seite 17<br />
Förderprojekte in Auswahl<br />
μ Seite 23<br />
Publikationen
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 1<br />
Editorial<br />
Das Jahr 2010 war für Nordrhein-<br />
Westfalen ein großes Jahr der<br />
Kultur – wegen der Europäischen<br />
Kulturhauptstadt RUHR.2010, aber<br />
auch wegen einer Fülle von großen,<br />
national und international ausstrahlenden<br />
Kunstereignissen in<br />
den anderen Landesteilen und Städten,<br />
wie z.B. die MusikTriennale in<br />
Köln, die Quadriennale in Düsseldorf,<br />
das Theater der Welt in Mühlheim<br />
an der Ruhr und in Essen, die<br />
Konzertreihen des Mahler Chamber<br />
Orchestra in den Konzerthäusern<br />
bzw. Philharmonien in Dortmund,<br />
Essen und Köln, das Beethovenfest<br />
in Bonn, die 11. Ausgabe des Literatur-<br />
und Musikfestes »Wege durch<br />
das Land« in Ostwestfalen – man<br />
könnte diese Liste beliebig verlängern.<br />
All diese Aktivitäten haben<br />
eine große, auch internationale<br />
Aufmerksamkeit erlangt. Die<br />
<strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> hat in ihrem Förderprogramm<br />
2010 neben den genannten<br />
Veranstaltungen insgesamt rund<br />
230 Projekte unterstützt – die individuelle<br />
Künstlerförderung und<br />
der internationale Kulturaustausch<br />
in allen Sparten spielen dabei eine<br />
herausragende Rolle.<br />
Im Rahmen des Förderschwerpunktes<br />
»Übersetzung« der Stiftung war das<br />
Europäische Übersetzerkollegium in<br />
Straelen 2009 und 2010 mehrfach<br />
Gastgeber für die Übersetzer und<br />
Herausgeber des derzeit wohl ehrgeizigsten<br />
Übersetzungsprojektes<br />
in Deutschland: der Neuübersetzung<br />
der Isländer-Sagas. Sie sind europäische<br />
Weltliteratur von hohem<br />
Rang und werden im Zentrum des<br />
isländischen Gastlandauftrittes<br />
auf der Frankfurter Buchmesse 2011<br />
stehen.<br />
Nordrhein-Westfalen hat vielfältige<br />
Beziehungen zu Island: Vom Kloster<br />
Corvey bei Höxter brachen im<br />
Mittelalter die Mönche auf, um den<br />
europäischen Norden, also auch<br />
Island, zu christianisieren. Köln<br />
war 2006 Schauplatz eines beim<br />
Publikum höchst erfolgreichen<br />
Island-Festivals. Der WDR und das<br />
Literaturhaus Köln e.V. vermitteln<br />
seit vielen Jahren mit großem<br />
Engagement isländische Literatur.<br />
2011 wird Nordrhein-Westfalen<br />
neben Frankfurt der Mittelpunkt<br />
der Präsentation der Sagas sein.<br />
Die <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> dankt allen<br />
Künstlern, Veranstaltern und Institutionen<br />
für die gute Zusammenarbeit:<br />
Möge 2011 ein künstlerisch<br />
ebenso erfolgreiches Jahr für<br />
Nordrhein-Westfalen werden wie<br />
2010.<br />
Dr. Fritz Schaumann<br />
Staatssekretär a. D.<br />
[Präsident]<br />
Regina Wyrwoll<br />
[Generalsekretärin]
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 2<br />
In eigener Sache<br />
μ Bildende Kunst<br />
[Foto: Thomas Rötting]<br />
Der junge Fotokünstler Daniel<br />
Schumann ist in China mit dem<br />
Foreign Artist Award des China<br />
Pingyao International Photography<br />
Festival 2010 ausgezeichnet worden<br />
für seine von der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong><br />
geförderte Publikation »Prinzessinnen<br />
und Fußballhelden«. Das<br />
Buch erscheint Anfang Dezember<br />
2010 im Kehrer Verlag, Heidelberg.<br />
n www.daniel-schumann.com<br />
Die von Markus Ambach kuratierte<br />
Ausstellung »B1|A40 – Die Schönheit<br />
der Großen Straße«, die von<br />
der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> wesentlich<br />
gefördert wurde, erhielt die diesjährige<br />
Auszeichnung »Die Besondere<br />
Ausstellung 2010« durch die<br />
deutsche Sektion der AICA, des<br />
Internationalen Kunstkritikerverbandes:<br />
»Das Projekt befasst<br />
sich mit dem schwierigen Städteund<br />
Landschaftskonglomerat entlang<br />
der Verkehrsachse B1|A40 zwischen<br />
Duisburg im Westen und Dortmund im<br />
Osten, dem legendären Ruhrschnell-<br />
Peter Piller: »ohne Titel«<br />
[Dückerweg / Vietingstr., Bochum]<br />
weg. … Ambach zeigt eine Region,<br />
die sich, wie er sagt, entlang der<br />
großen Straße auf Grund ihrer mannigfaltigen<br />
Potentiale sozusagen<br />
›selbst erfindet‹ und zwar ›als die<br />
große Mitte des Ruhrgebietes‹.«<br />
n www.aica.kuk.net<br />
Simon Halfmeyer, dem die <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> im Juli dieses Jahres<br />
eine erste, große Ausstellung in<br />
Münster ermöglichte, zeigt bis zum<br />
30. Januar 2011 unter dem Titel<br />
»loop & relate« neue Arbeiten im<br />
Museum Morsbroich, Leverkusen.<br />
n www.museum-morsbroich.de<br />
Pipo Tafel und Daniel Berwanger erhalten<br />
auf Grund ihrer interaktiven<br />
Medienkunstarbeit »Peter Pan«<br />
den Walter-Fink-Preis 2010, der
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 3<br />
vom Institut für Musik und Akustik<br />
des ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie<br />
in Karlsruhe vergeben<br />
wird. Die Realisierung von<br />
»Peter Pan« wurde von der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> ermöglicht.<br />
n www.fink-preis.de<br />
Hajnal Németh: »Air Out« (2008)<br />
Videoinstallation [© Hajnal Németh]<br />
Die für den Nam June Paik Award<br />
2010 nominierte Künstlerin Hajnal<br />
Németh bespielt den ungarischen<br />
Pavillion 2011 auf der Biennale in<br />
Venedig. Ihre Arbeit »Air out« ist<br />
noch bis zum 23. Januar 2011 in der<br />
Ausstellung zum Nam June Paik Award<br />
2010 im museum kunst palast in<br />
Düsseldorf sehen.<br />
μ Musik<br />
Der Bühnen- und Kostümbildner<br />
Wolfgang Gussmann ist für die Gesamtausstattung<br />
zu Arnold Schönbergs<br />
»Moses und Aron« bei der<br />
Ruhrtriennale 2009 in Bochum für<br />
den Theaterpreis »Faust« in der Kategorie<br />
»Kostüm/Bühne« nominiert.<br />
Die <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> hat die Eröffnungsproduktion<br />
der Intendanz<br />
von Willy Decker bei der Ruhrtriennale<br />
maßgeblich gefördert.<br />
Der Komponist Steffen Krebber, der<br />
diesjährige Stipendiat der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> für Experimentelle<br />
Musik im Künstlerdorf Schöppingen,<br />
erhält das renommierte Bernd-<br />
Alois-Zimmermann-Stipendium 2011<br />
der Stadt Köln.<br />
n www.steffenkrebber.de
# 18 17 – 2010 kunststiftung μ nrw 4<br />
Neuer Stipendiat für experimentelle<br />
Komposition in Schöppingen wird<br />
der in Essen an der Folkwang<br />
Universität der Künste bei<br />
Prof. Günter Steinke ausgebildete<br />
Komponist Florian Mattil.<br />
[Foto: Catherine Slusher]<br />
Der Kölner Jazzmusiker Stefan<br />
Schultze erhält den diesjährigen<br />
WDR Jazz Preis für Komposition.<br />
Schultze war 2010 mit seinem Projekt<br />
»Large Ensemble« im Förderprogramm<br />
der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong>.<br />
n www.stefanschultze.com<br />
μ Tanz<br />
»Patterns beyond traces« von<br />
DIN A 13 tanzcompany, Köln, und<br />
Dance Factory, Accra, wurde im November<br />
2010 u.a. im Ongekend Talent<br />
Theaterfestival in Breda, bei der<br />
Biennale Passage 10 – African Contemporary<br />
Dance in Bielefeld und im<br />
Rahmen des Festivals Simple Life<br />
auf Kampnagel in Hamburg gezeigt.<br />
Die 2009 für den Kölner Tanztheaterpreis<br />
nominierte Produktion<br />
entstand mit der Förderung der<br />
<strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong>.<br />
n www.din-a13.de<br />
Die Bonner Choreografin Rafaële<br />
Giovanola erhält für ihre Arbeit<br />
»The parallax view« vom Walliser<br />
Staatsrat auf Vorschlag des Kulturrates<br />
den mit 10.000 Schweizer<br />
Franken dotierten Förderpreis des<br />
Kanton Wallis. Die Produktion »The
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 5<br />
parallax view« ist mit Unterstützung<br />
der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> entstanden<br />
und wurde u.a. im Bonner<br />
Theater im Ballsaal gezeigt.<br />
n www.cocoondance.de<br />
[Foto: Anna van Kooij]<br />
Bettina Masuch ist neues Mitglied<br />
in der Jury für den Fachbereich<br />
Tanz der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong>. Sie hat<br />
nach vielfältigen Erfahrungen als<br />
Dramaturgin im Theater – u.a. Theater<br />
am Turm, Frankfurt/Main, Theaterhaus<br />
Jena, Volksbühne am Rosa-<br />
Luxemburg-Platz, Berlin, als Kuratorin<br />
und künstlerische Leiterin<br />
renommierter Theater und Festivals<br />
gearbeitet: Von 2003 bis 2008 war<br />
sie Kuratorin für Tanz und Performance<br />
am Theater Hebbel am Ufer,<br />
Berlin, sie war Künstlerische Leiterin<br />
des Tanzfestivals »Context«<br />
und Mitglied der künstlerischen<br />
Leitung von »Tanz im August«, seit<br />
2008 ist sie Künstlerische Leiterin<br />
des Springdance Festivals in<br />
Utrecht. Bettina Masuch ist eine<br />
gefragte Dozentin, sie publiziert<br />
zu unterschiedlichsten Themen des<br />
Theaters und übt nationale wie<br />
internationale Jurytätigkeiten aus.<br />
μ Literatur<br />
Claus Sprick, Helmut Frielinghaus, Günter Grass<br />
im EÜK Straelen 2004<br />
Vom 14. bis 16. März 2011 findet im<br />
Europäischen Übersetzer-Kollegium<br />
in Straelen das 6. Straelener Atriumsgespräch<br />
statt. Zu Gast sind der<br />
Literatur-Nobelpreisträger Günter<br />
Grass und seine Übersetzer aus Bulgarien,<br />
Finnland, Spanien, den<br />
Niederlanden, Lettland, Dänemark<br />
und Katalonien, die über das neue<br />
Buch des Autors »Grimms Wörter -<br />
Eine Liebeserklärung an die deutsche<br />
Sprache« und seine Übersetzbarkeit<br />
in fremde Sprachen diskutieren.<br />
Moderiert wird die Übersetzerwerkstatt<br />
von Helmut Frielinghaus<br />
und Denis Scheck. Am 16.<br />
März wird das Arbeitstreffen mit<br />
einer öffentlichen Veranstaltung<br />
in Straelen abgeschlossen.<br />
n www.euk-straelen.de<br />
Der Lyriker Jürgen Brôcan erhielt<br />
den mit 5.000 Euro dotierten Paul<br />
Scheerbart-Preis für seine Übertragung<br />
des Gedichtbands »Grasblätter«<br />
von Walt Whitman.<br />
Zum neunzehnten Mal hat die Heinrich<br />
Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung<br />
während der Frankfurter Buchmesse<br />
2010 ihre Übersetzerpreise verge-
# 17 18 17 – 2010 kunststiftung μ nrw 6<br />
[Foto: Kerstin Zimmermann]<br />
ben. Ausgezeichnet werden »herausragende<br />
Leistungen auf dem Gebiet<br />
der literarischen Übersetzung«.<br />
Von der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> wurde<br />
Brôcan mit einem Arbeitsstipendium<br />
für seinen eigenen Lyrikband »Ausgangspunkte«<br />
gefördert.<br />
n www.brocan.de<br />
[Foto: Juergen Bauer]<br />
Der Autor Reinhard Jirgl, dessen<br />
Werk im Rahmen des von der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> initiierten und<br />
finanzierten Projekts »Literaturdialoge«<br />
ins Französische übersetzt<br />
wird, erhielt den Georg-<br />
Büchner-Preis 2010.<br />
Der Büchner-Preis ist die renommierteste<br />
deutsche Literatur-Auszeichnung.<br />
Er ist mit 40.000 Euro<br />
dotiert und wurde auf der Herbsttagung<br />
der Akademie für Sprache und<br />
Dichtung in Darmstadt überreicht.<br />
n www.deutscheakademie.de<br />
»Schreibheft«-Herausgeber Norbert Wehr<br />
Der Essener Literaturzeitschrift<br />
»Schreibheft«, herausgegeben von<br />
Norbert Wehr, wird nach dem Hesse-<br />
Preis und dem Alfred-Kerr-Preis<br />
nun der mit 10.000 Euro dotierte<br />
Literaturpreis Ruhr verliehen. Der<br />
Regionalverband Ruhr zeichnet damit<br />
ein »Juwel aus der Kulturhauptstadt»<br />
und «seinen hohen Anspruch<br />
an die Leser« aus. Verschiedene<br />
Ausgaben des »Schreibhefts«,<br />
zuletzt die Nummer 75 »Balkan«,<br />
wurden von der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong><br />
gefördert.<br />
n www.schreibheft.de<br />
[© K.Hinsberg]<br />
Der Autor Oswald Egger und die Regisseurin<br />
Iris Drögekamp erhielten<br />
den vom Südwestrundfunk (SWR) gestifteten<br />
Karl-Sczuka-Preis 2010<br />
für Hörspiel als Radiokunst. Sie<br />
werden für das Radiostück »Ohne Ort<br />
und Jahr« ausgezeichnet, das als<br />
SWR-Produktion urgesendet wurde.
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 7<br />
Oswald Egger lebt auf der ehemaligen<br />
Raketenstation Hombroich bei<br />
Neuss und wird von der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> für seine Hombroich-Projekte<br />
gefördert.<br />
n www.swr.de/swr2/hoerspiel-feature<br />
Norbert Scheuer erhält den Rheinischen<br />
Literaturpreis 2010. Der Autor<br />
aus Kall wurde für seinen Roman<br />
»Unterm Rauschen« mit dem mit 5.000<br />
Euro dotierten Preis ausgezeichnet.<br />
»Heimat, Prosa aus dem Rheinland«<br />
lautete diesmal das Thema.<br />
Die <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> hat die Arbeit<br />
an dem Roman mit einem Stipendium<br />
gefördert. »Überm Rauschen«<br />
war außerdem das »Buch für die<br />
Stadt 2010« in Köln und der Region.<br />
Zwei Wochen lang wurde es im Oktober<br />
und November 2010 in über 70<br />
Veranstaltungen intensiv gelesen,<br />
erlebt und besprochen.<br />
Vom 11. bis 13. März 2011 tagt die<br />
Jury für den Übersetzerpreis der<br />
<strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> im Europäischen<br />
Übersetzerkollegium in Straelen.<br />
Mit dem Preis werden jährlich herausragende<br />
Leistungen auf dem Gebiet<br />
der literarischen Übersetzung<br />
aus der deutschen in eine andere<br />
oder aus einer anderen in die deut-<br />
Die Jury<br />
sche Sprache gewürdigt. Die Unterstützung<br />
des internationalen Kulturaustausches<br />
und die Stärkung<br />
der Völkerverständigung sind weitere<br />
Aspekte der Preisvergabe. Der<br />
mit 25.000 Euro dotierte Preis gehört<br />
zu den höchst dotierten Literaturpreisen<br />
in Europa und wird in<br />
Kooperation mit dem Europäischen<br />
Übersetzer-Kollegium vergeben.<br />
Mitglieder der Jury 2011 sind:<br />
Hedwig Binder, Helmut Frielinghaus,<br />
Ganna-Maria Braungardt, Maike<br />
Albath und Andrea Spingler.<br />
n www.euk-straelen.de
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 8<br />
Internationales<br />
μ Bildende Kunst<br />
Zoya Cherkassky: »Explosion in der Nudelfabrik«, 2008<br />
[Rosenfeld Gallery Tel Aviv, Installationsansicht]<br />
Ab Dezember 2010 ist Zoya Cherkassky<br />
Gast des Artist-in-Residence Programms<br />
Israel – <strong>NRW</strong>, das die <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> gemeinsam mit der<br />
Bronner Stiftung, Düsseldorf, dem<br />
Goethe-Institut Tel Aviv und dem<br />
Artists’ Studios in Tel Aviv ausschreibt.<br />
Zoya Cherkassky ist 1976<br />
in Kiew geboren und lebt seit 1991<br />
in Israel. Seit 1996 hat sie an<br />
vielen internationalen Einzel- und<br />
Gruppenausstellung teilgenommen,<br />
unter anderem waren Arbeiten von ihr<br />
2009 auf der Art Cologne zu sehen.<br />
Im Austausch fährt Andreas Golinski,<br />
1979 in Essen geboren, nach Tel Aviv,<br />
um dort bis Ende Mai 2011 zu leben<br />
und zu arbeiten. Noch bis zum<br />
15. Januar 2011 sind Werke von ihm<br />
in der Galerie Krobath in Wien zu<br />
sehen. In <strong>NRW</strong> hatte er in diesem<br />
Jahr eine große Einzelausstellung<br />
in der Van-Horn Galerie, Düsseldorf.<br />
Andreas Golinski: »Kaputte Jungs«, 2010<br />
[Installationsansicht]<br />
μ Literatur<br />
Der Roman- und Drehbuchautor Georg<br />
Heinzen aus Düsseldorf reist als<br />
Literaturstipendiat der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> nach Mumbai. Von Januar<br />
bis Juni 2011 wird er dort an seinem<br />
neuen Erzählband arbeiten und<br />
Kontakte zu Bollywood-Autoren und<br />
-Regisseuren knüpfen.<br />
Georg Heinzen Stefan Weidner<br />
Im März tritt der Islamwissenschaftler<br />
und Übersetzer Stefan<br />
Weidner aus Köln die zweite Hälfte<br />
seines Aufenthaltstipendiums im<br />
Atelier Galata in Istanbul an, wo<br />
er an verschiedenen Projekten,<br />
u.a. einer Anthologie türkischosmanischer<br />
Lyrik, arbeitet.
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 9<br />
Nam June Paik Award 2010<br />
Statements der nominierten<br />
Künstler und Künstlerinnen<br />
Bis Ende Januar ist die Ausstellung<br />
der nominierten Künstler zum »NJP<br />
2010 – Internationaler Medienkunstpreis<br />
der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong>«<br />
in Düsseldorf zu sehen. Wir haben<br />
die internationalen Künstler nach<br />
ihrem Verhältnis zu Nam June Paik<br />
befragt.<br />
μ<br />
Ignas Krunglevicius<br />
As Nam June Paik addressed a media<br />
world trapped in a schism between a<br />
technological utopia and its<br />
dystopic undercurrents, always<br />
looking for escape routes while<br />
keeping a critical stance, I explore,<br />
in my work, a similar duality:<br />
where these narratives is put<br />
in motion by exploring the psychology<br />
of power in its extreme: from<br />
the everyday idioms of psychopathy,<br />
to the discourse of police interrogations,<br />
the rhetoric’s of religious<br />
cults, to the diagnostics<br />
apparatus of psychiatric institutions,<br />
by this investigating our<br />
oldest media technology – language.<br />
μ<br />
Hajnal Németh<br />
As regards my personal and – inseparably<br />
– professional relation to<br />
Nam June Paik, I would like to make<br />
a very simple statement with a view<br />
to his work: he is very inspira-<br />
Ignas Krunglevicius, Hajnal Németh, Eike<br />
tional to me as video artist, and<br />
even more so as a fluxus artist,<br />
whose work method is experimental,<br />
light and playful, and infused with<br />
humour. His relationship with John<br />
Cage contributes to my devoted interest<br />
in his work, especially as<br />
my video »Air Out« clearly expresses<br />
the influence of his ideas about<br />
the music of John Cage. My relation<br />
to the Nam June Paik Award can also<br />
be expressed in simple words: I am<br />
very happy and proud that I’ve<br />
landed among the nominees.<br />
μ Eike<br />
Nam June Paik – ein Name, der für<br />
mich von Anfang an schon sprachlich<br />
etwas Exotisches und gleichzeitig<br />
Progressives besaß. Ich weiß nicht<br />
mehr, ob ich zuerst im Zusammenhang<br />
mit dem berühmten »Buddha« von ihm<br />
gehört hatte oder ob es mir im<br />
Nachhinein so erscheint, weil er<br />
emblematisch für Paiks frühe Virtuosität<br />
im Umgang mit dem Medium<br />
Video steht. Zum anderen war es in<br />
meinen Augen außerordentlich, dass<br />
Paik, Video und Weltruhm eng mit<br />
einer deutschen Kleinstadt verbunden<br />
waren, mit Wuppertal und der<br />
für Fluxus und Paik wegbereitenden<br />
Galerie Parnass.
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 10<br />
Vor einiger Zeit hatte ich einen<br />
Traum: Im Hause eines befreundeten<br />
Künstlers war ich auf einer Party<br />
eingeladen und stand als VJ am<br />
Mischpult. Ich versuchte mir auszudenken,<br />
was ich wirklich gerne<br />
sehen wollte. Nicht irgendwelche<br />
Konserven oder gestanzten Bilder,<br />
sondern einen richtigen Film, dessen<br />
einzelne Elemente ich steuern<br />
kann, der sich immer wieder ändert,<br />
je nach Musik und Stimmung eine<br />
neue Richtung nimmt, und in dem<br />
trotzdem alles ineinander übergeht,<br />
sich subtile Zusammenhänge<br />
herausschälen und überwältigende<br />
assoziative und poetische Bilder<br />
entstehen.<br />
μ<br />
Rosa Barba, Ali Kazma [© museum kunst palast]<br />
Rosa Barba<br />
Mit der Arbeit von Nam June Paik<br />
kam ich in Berührung, als ich während<br />
meines Studiums an der Kunsthochschule<br />
für Medien in Köln für<br />
den WDR assistierte, im Studio<br />
Akustische Kunst. Dort inspirierten<br />
mich seine Tonarbeiten mit<br />
Karlheinz Stockhausen und die Aktionsmusik,<br />
bei der er zufällige<br />
Geräusche mit klassischen Klängen<br />
mischte, die auch oft aus modifizierten<br />
Tonbandgeräten kamen.<br />
Sein experimenteller Umgang mit<br />
Musik und auch den Abspielgeräten<br />
z.B. mit den manipulierten Fernsehern,<br />
die er skulptural anordnete,<br />
sowie das Choreographieren von Monitoren<br />
anhand von rhythmischen<br />
Umschaltungen der Videobilder waren<br />
und sind für meine Arbeit ein<br />
wichtiger Einfluss. Sie unterstützten<br />
meine Filmexperimente,<br />
wie das Aufbrechen von Narrationen<br />
im Film in verschiedene Erzählebenen<br />
durch Schnitt-Rhythmik und<br />
Leerstellen sowie den skulpturalen<br />
und den manipulativen Ansatz meiner<br />
Filmmaschinen.<br />
μ<br />
Ali Kazma<br />
I appreciate Paik’s work immensely.<br />
I think his work is unique in<br />
our medium in realizing and embodying<br />
the ever-lasting and creative<br />
tension between matter and form,<br />
the rational and the irrational,<br />
the closed and the open, the permanent<br />
and the passing, in short the<br />
co-existence of the ordinary with<br />
the uncanny.<br />
μ<br />
Ei Wada<br />
Die Welt, die damals »Bye Bye, Nam<br />
June Paik« rief, schickt sich an,<br />
dem gesamten TV-Zeitalter Auf<br />
Wiedersehen zu sagen. Diese beiden<br />
Abschiedsgedanken überschneiden<br />
sich in mir. Ein Ende ist jedoch<br />
immer auch ein Neuanfang. Der Fernseher<br />
ist gewissermaßen das letzte<br />
Fenster im Prozess der Wiedergabe<br />
aufgezeichneter Bilder. Die Kunst<br />
Nam June Paiks ist voll von solchen<br />
»Fenstern«, die Licht direkt auf
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 11<br />
Ei Wada<br />
das Bewusstsein des Betrachters<br />
werfen. Das TV ist ein Medium, das<br />
eine massive Veränderung des<br />
menschlichen Bewusstseins herbeigeführt<br />
hat, und zugleich ist es<br />
ein Spiegel, der diese TV-Gesellschaft<br />
reflektiert. Das Licht, das<br />
die »Fenster« in Paiks Installationen<br />
spenden, beinhaltet sowohl<br />
zeitliche als auch gesellschaftliche<br />
Aspekte. Die Art, in der wir<br />
Medien begreifen, ist ein Schlüssel<br />
für unsere Reaktion auf die<br />
Zeichen der Zeit, und da wir zu einer<br />
Generation gehören, die möglicherweise<br />
das Ende des Mediums TV<br />
miterleben wird, stellt sich nun<br />
die Frage, wo solche Schlüssel in<br />
Zukunft zu suchen sind.<br />
Interview<br />
Kernstück europäischer Tradition.<br />
Die Isländer-Sagas zwischen<br />
Epos und Roman<br />
Island ist 2011 Ehrengast der<br />
Frankfurter Buchmesse. Halldór<br />
Gudmundsson, Projektleiter des<br />
Gastlandauftritts,im Gespräch mit<br />
Regina Wyrwoll zur Bedeutung der<br />
Sagas und zum Verhältnis der isländischen<br />
Literatur zu Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
n Wyrwoll: Herr Gudmundsson, Sie<br />
waren Verleger, sind Schriftsteller<br />
und nun Leiter von »Sagenhaftes<br />
Island - Ehrengast der Buchmesse<br />
Frankfurt 2011«. Spielen bei der<br />
weltbekannten Leseleidenschaft der<br />
Isländer die Sagas überhaupt noch<br />
eine Rolle?<br />
n Gudmundsson: Ja, die Sagas spielen<br />
im isländischen Literaturleben<br />
aus zwei wichtigen Gründen noch eine<br />
große Rolle: Einmal gab es bis<br />
weit ins 19. Jahrhundert auf unserer<br />
Insel, die lange von Armut,<br />
harten Wetterbedingungen und Isolation<br />
geprägt war, kaum eine kulturelle<br />
Tradition außer der literarischen.<br />
Auf der Suche nach einer<br />
Identität in unserem Kampf um Unabhängigkeit<br />
waren die Eddas und Sagas<br />
daher zentral. Hinzu kommt eine<br />
im europäischen Kontext fast einzigartige<br />
sprachliche Kontinuität -
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 12<br />
die mittelalterlichen Texte sind<br />
jedem Isländer noch immer zugänglich,<br />
sie müssen nicht »übersetzt«<br />
oder vereinfacht werden.<br />
n Wyrwoll: Was bedeutet es für die<br />
Menschen der Insel, dass nun die<br />
Sagas neu übersetzt werden - nicht<br />
nur ins Deutsche sondern auch ins<br />
Dänische, Norwegische und Schwedische?<br />
n Gudmundsson: Ich glaube, es ist<br />
für beide Seiten wichtig: Es gab<br />
ältere Übersetzungen in allen diesen<br />
Sprachen, die jedoch viel mehr<br />
gealtert sind als die Originale -<br />
was übrigens oft mit Übersetzungen<br />
passiert. Mit diesen neuen, literarischen<br />
Übersetzungen werden die<br />
Sagas Lesern in diesen Ländern erneut<br />
zugänglich, und diese Leser<br />
können sie nicht nur als historische<br />
Dokumente betrachten, sondern<br />
auch einfach als äußerst spannende<br />
Geschichten erleben. Für das<br />
Selbstbild der Isländer nach der<br />
Bankenkrise ist es sehr wichtig,<br />
dass ein Kernstück ihrer Tradition<br />
wieder den Nachbarländern übermittelt<br />
wird und die Sagas als einzigartiger<br />
Beitrag zur europäischen<br />
Mittelalterliteratur, zwischen<br />
Epos und Roman, erkennbar werden.<br />
n Wyrwoll: Isländisch ist zwar eine<br />
»kleine« Sprache, die isländische<br />
Literatur hat aber spätestens<br />
mit der Nobelpreisverleihung an<br />
Halldor Laxness eine enorme Reichweite<br />
auch außerhalb des nordischen<br />
Kulturkreises - wie wichtig<br />
sind Übersetzungen für Island?<br />
n Gudmundsson: Wir nehmen uns vor<br />
dem Ausdruck »kleine« Sprache in<br />
Acht, denn es gibt weder kleine<br />
Sprachen noch große, sondern nur<br />
Sprachen, die viele oder wenige<br />
Menschen sprechen. Aber weil so
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 13<br />
relativ wenige Isländisch können,<br />
sind Übersetzungen äußerst wichtig<br />
- nicht nur ökonomisch für die Autoren,<br />
um eine größere Leserschaft<br />
zu erreichen, sondern auch inhaltlich,<br />
um Teil einer größeren literarischen<br />
Gemeinschaft zu werden -<br />
aus dem gleichen Grund müssen wir<br />
auch fleißig aus anderen Sprachen<br />
übersetzen, damit die isländischen<br />
Leser an der zeitgenössischen<br />
Literatur teilhaben können. In den<br />
letzten 10 Jahren wurden jährlich<br />
zwischen 50 und 100 isländische<br />
Bücher in irgendeine ausländische<br />
Sprache übersetzt, nächstes Jahr<br />
werden es über 100 Titel nur ins<br />
Deutsche sein.<br />
n Wyrwoll: Können Sie uns ein wenig<br />
über die vorbereitenden Diskussionen<br />
berichten, die zu dem Konzept<br />
des Gastauftrittes geführt haben,<br />
das ja trotz Finanzkrise weiterhin<br />
verfolgt wird?<br />
n Gudmundsson: Ich glaube, einiges<br />
von dem, was ich hier oben erwähnt<br />
habe, erklärt auch, warum es keine<br />
ernsthafte Diskussion gab, den<br />
Gastlandauftritt aufzugeben. Als<br />
klar war, dass die Buchmesse ein<br />
nordisches Land als Gastland nehmen<br />
würde, war die isländische Regierung<br />
gerne bereit, eine solche<br />
Einladung anzunehmen. Isländisch<br />
ist sozusagen das Latein des Nordens:<br />
Immer noch werden in Island<br />
doppelt so viele Titel per tausend<br />
Einwohner verlegt wie in den anderen<br />
nordischen Ländern, das<br />
Selbstverständnis der Isländer ist<br />
eng mit der literarischen Tradi-<br />
tion verknüpft, obwohl die Stellung<br />
der Literatur sich geändert<br />
hat wie überall in der westlichen<br />
Welt. Wenn man dazu die engen kulturellen<br />
Beziehungen zu Deutschland<br />
fügt, wird es nicht wundern,<br />
dass weder von öffentlicher Seite<br />
noch von der isländischen Buchbranche<br />
der Gastlandauftritt<br />
ernsthaft in Frage gestellt wurde.<br />
n Wyrwoll: Welche Erfahrungen haben<br />
Sie bisher mit uns Deutschen auf<br />
dem Weg zum Gastauftritt gemacht?<br />
n Gudmundsson: Das Interesse der<br />
Deutschen ist sehr groß, generell<br />
von Seiten der Verlage, auch von<br />
Seiten der Buchmesse, fast muss man<br />
sich wünschen, dass wir mehr Autoren<br />
hätten, um all diesen Anfragen<br />
gerecht werden zu können. Auch bei<br />
den Frankfurter Museen merken wir<br />
ein großes Interesse an unserer<br />
aktuellen Kunst. Dazu kommt ein<br />
sehr lebhaftes Interesse an Veranstaltungen<br />
mit isländischen Autoren<br />
und Künstlern überhaupt, nicht<br />
zuletzt in <strong>NRW</strong>, wo schon seit vielen<br />
Jahren ein lebhafter literarischer<br />
Austausch mit Island stattfindet.<br />
So werden isländische Autoren<br />
im Fokus der Kölner Kinderbuchwochen<br />
nächstes Jahr stehen -<br />
was eigentlich sehr gut passt, denn<br />
der in Deutschland beliebteste<br />
isländische Kinderbuchautor in der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
lebte ja in Köln und liegt dort<br />
begraben: Nonni. Und schrieb sogar<br />
auf Deutsch.
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 14<br />
Ausstellung<br />
»Macht des Wortes –<br />
Benediktinisches Mönchtum<br />
im Spiegel Europas«<br />
Stiftung Kloster Dalheim.<br />
LWL–Landesmuseum für Klosterkultur,<br />
Lichtenau.<br />
[Anfang Juni – Ende November 2011]<br />
2011 wird die Ausstellung »Macht<br />
des Wortes - Benediktinisches<br />
Mönchtum im Spiegel Europas« im<br />
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur<br />
- Kloster Dalheim gezeigt. Sie wurde<br />
erarbeitet in Kooperation mit dem<br />
Benediktinerstift St. Paul im<br />
Lavanttal, Kärnten. Dort war sie<br />
bereits 2009 zu sehen. Thema der<br />
Ausstellung ist ein umfassender<br />
Überblick über die 1.500 Jahre alte<br />
europäische Kulturgeschichte des<br />
Benediktinerordens, deren Auswirkungen<br />
bis heute spürbar sind. Als<br />
sich das mittelalterliche Europa<br />
unter Karl dem Großen politisch<br />
strukturierte, war die Ordensregel,<br />
die Benedikt von Nursia (um 480/90<br />
- 550/60) ausgearbeitet hat, Vorbild<br />
für viele Orden in Europa. Die<br />
kulturellen Leistungen des Benediktinerordens<br />
für die Entstehung<br />
und Ausgestaltung des christlichen<br />
Abendlandes werden anhand zahlreicher<br />
kostbarer und zum Teil selten<br />
gezeigter Exponate in der Ausstellung<br />
anschaulich vor Augen geführt.<br />
Nachbildung einer Marien-Ikone, Augsburg (?),<br />
Mitte <strong>18.</strong> Jahrhundert<br />
Deckel eines Buchkastens, Straßburg (?),<br />
um 1260/70
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 15<br />
Einband des Reichenauer Sakramentars,<br />
Oberrhein, Ende 15. Jahrhundert (Rahmen),<br />
Metz, 3. Viertel des 9. Jahrhunderts (Elfenbein)<br />
Adelheid-Kreuz (Reichskreuz), Oberrhein,<br />
Ende 11. Jahrhundert (Vorderseite),<br />
zwischen 1141 und 1170 (Rückseite)<br />
Zwei Teile einer Altartafel aus der Benediktinerinnenkirche Herzebrock,<br />
Meister von Liesborn (Johann von Soest[?]), Werkstatt, Münster, um 1485<br />
Exponate aus dem LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und<br />
aus dem Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal [Fotos: Gerfried Sitar]
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 16<br />
Maria mit Kind aus dem Benediktinerinnenkloster<br />
Oesede, Osnarbrück, um 1500, Johann von Langen,<br />
Iburg, um 1500<br />
Aquamanile, Niedersachsen oder Westfalen,<br />
1. Hälfte 13. Jahrhundert<br />
Alle Abbildungen aus:<br />
»Macht des Wortes. Benediktinisches Mönchtum im<br />
Spiegel Europas.« Herausgegeben von Gerfried Sitar<br />
OSB / Martin Kroker, unter Mitarbeit von Holger Kempkens.<br />
Katalog anlässlich der Ausstellung »Macht des<br />
Wortes. Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas«<br />
in der Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal,<br />
Kärnten, 26. April - 8. November 2009 und im LWL-Landesmuseum<br />
für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim,<br />
2011. 2 Bände. Verlag Schnell & Steiner GmbH,<br />
Regensburg 2009. ISBN 978-3-7954-2125-0.<br />
Der Philosoph Vergil, Ludger tom Ring d.Ä.,<br />
um 1538<br />
Notenblatt aus einem Chorbuch, Oberitalien,<br />
4. Viertel 14. Jahrhundert<br />
n www.kloster-dalheim.de
# 16 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 17<br />
Förderprojekte in Auswahl<br />
μ Bildende Kunst<br />
»Neues Rheinland.<br />
Die postironische Generation«<br />
Museum Morsbroich, Leverkusen<br />
bis zum 13.02.2011<br />
Christoph Schellberg: »Crumble«, 2010<br />
[Courtesy Linn Lühn | Foto: Anne Pöhlmann<br />
© 2010 VG Bild-Kunst, Bonn ]<br />
Die Ausstellung zeigt 30 Positionen<br />
von Künstlerinnen und Künstlern,<br />
die alle im Rheinland arbeiten<br />
und größtenteils in den 1970er<br />
Jahren geboren wurden. In ihrer Arbeitsweise<br />
unterscheiden sie sich<br />
grundlegend von der Kunst der Achtziger<br />
Jahre, die ebenfalls im<br />
Rheinland eine ihrer wesentlichsten<br />
Keimzellen hatte.<br />
Damit schafft diese junge Künstlergeneration<br />
eine Situation am<br />
Beginn des 21. Jahrhunderts, die<br />
zwar auf den Errungenschaften und<br />
Erkenntnissen der sogenannten<br />
Postmoderne basiert, diese aber<br />
nicht ungebrochen fortführt, son-<br />
dern kritisch hinterfragt oder gar<br />
vollkommen negiert, um zu eigenen<br />
Themen zu kommen.<br />
n www.museum-morsbroich.de<br />
»Klaus Mettig. Arbeiten 1976-2010«<br />
museum kunst palast, Düsseldorf<br />
Klaus Mettig: o.T., 2006 (Shanghai # 09/06-01/02)<br />
[© Klaus Mettig, VG Bild-Kunst, Bonn 2010]<br />
11.12.2010 – 23.01.2011<br />
In einer großen Einzelpräsentation<br />
zeigt das Museum Werke von Klaus<br />
Mettig (*1950, in Brandenburg) aus<br />
verschiedenen Schaffensphasen. Die<br />
Fotoarbeiten des in Düsseldorf lebenden<br />
Künstlers eröffnen mit ihrem<br />
Panoramaformat einen<br />
ungewöhnlichen, ebenso kritischen<br />
wie faszinierenden Blick auf die<br />
Welt. Die Ausstellung präsentiert<br />
eine Vielzahl neuerer Arbeiten, bei<br />
denen vor allem China, Indien und<br />
die USA im Fokus von Mettigs Interesse<br />
stehen. Ein grundlegender<br />
gesellschaftspolitischer Ansatz<br />
verbindet sein künstlerisches<br />
Werk, in dem die Wahrnehmung und<br />
Wirkung der Mechanismen internationaler<br />
Politik stets mitreflektiert<br />
sind. Seine Motive findet er<br />
in der fortschreitenden Entwicklung<br />
der Globalisierung unterschiedlicher<br />
Kulturregionen.<br />
n www.museum-kunst-palast.de
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 18<br />
μ Musik<br />
»Béla Bartók – Sammler, kein Jäger«<br />
Konzerthaus Dortmund<br />
<strong>18.</strong>01. - 22.01.2011<br />
Iván Fischer [© Budapest Festival Orchestra]<br />
Béla Bartók hat viele Gesichter.<br />
Der Denker, Forscher, Pädagoge,<br />
Pianist und große Komponist des<br />
20. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt<br />
einer Zeitinsel, die diese<br />
Facetten in fünf Konzerten ausleuchtet.<br />
Iván Fischer, Gründer<br />
und Leiter des Budapest Festival<br />
Orchestra, hat als großer Kenner<br />
der Musik Bartóks ein Programm entwickelt,<br />
um dem vielseitigen Musiker<br />
auf die Spur zu kommen. Bartóks<br />
Weg auf der Suche nach originären<br />
Klängen führte ihn durch Rumänien,<br />
die Türkei und den arabischen Raum,<br />
wo er einen alten Volksliedschatz<br />
aufspürte, der auch in seine eigene<br />
Klangsprache einging. Welche Werke<br />
er daraus formte, zeigt die Zeitinsel<br />
»Béla Bartók – Sammler, kein<br />
Jäger«.<br />
n www.konzerthaus-dortmund.de<br />
»musikFabrik im WDR«<br />
Westdeutscher Rundfunk Köln<br />
15.01.2011<br />
Enno Poppe [Foto: Klaus Rudolph]<br />
Die von der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong><br />
geförderte Uraufführungsreihe<br />
»musikFabrik im WDR« wird im Januar<br />
2011 zum 37. Mal fortgesetzt.<br />
»Exotique«, der Titel des Konzertes,<br />
bezieht sich zum einen auf entlegene<br />
geographische Orte, aber auch<br />
auf entfernte, märchenhafte und<br />
poetische Räume der Imagination<br />
der ausgewählten Komponisten.<br />
Claude Vivier und Dieter Mack sind<br />
von der Kultur und Musik Indonesiens<br />
verzaubert und gebannt,<br />
Olivier Messiaen und Francesco<br />
Filidei schaffen jeder auf ganz eigene<br />
Weise poetische Zauberwelten<br />
und entführen die Hörer in die Räume<br />
der Naturklänge und Geräusche.<br />
Schließlich öffnet Giacinto Scelsi<br />
mit seinen in sich kreisenden<br />
Werken einen Zugang zum Innersten<br />
der Töne, die die Zuhörer in einen<br />
meditativen Zustand zu versetzen<br />
vermögen. Exotisches, Esoterisches<br />
und Zauberhaftes in vielen Facetten<br />
wird die musikFabrik unter der<br />
Leitung von Enno Poppe an diesem<br />
Abend präsentieren. Der Solist<br />
ist der Pianist der musikFabrik,<br />
Ulrich Löffler.<br />
n www.musikfabrik.eu
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 19<br />
Mahler Chamber Orchestra:<br />
<strong>NRW</strong>-Residenz<br />
Philharmonie Essen, Konzerthaus<br />
Dortmund, Kölner Philharmonie<br />
Mahler Chamber Orchestra [© Priska Ketterer]<br />
Im Dezember führt das Mahler Chamber<br />
Orchestra (MCO) die Nachwuchsförderung<br />
im Rahmen seiner Residenz<br />
<strong>NRW</strong> fort. Zehn Studierende des<br />
Orchesterzentrum|<strong>NRW</strong> erhalten die<br />
Gelegenheit, zusammen mit dem MCO<br />
ein Klassik- und Barockprogramm<br />
unter der Leitung von Ton Koopman<br />
zu erarbeiten und im Rahmen der MCO<br />
Academy <strong>NRW</strong>-Konzerte zur Aufführung<br />
zu bringen.<br />
Im März 2011 kehren die Musikerinnen<br />
und Musiker mit zwei langjährigen<br />
künstlerischen Partnern in<br />
ihre <strong>NRW</strong>-Heimat zurück: Unter der<br />
Leitung von Robin Ticciati und mit<br />
Pierre-Laurent Aimard am Klavier<br />
präsentieren sie eine interessante<br />
Mischung aus Kammermusik und<br />
Orchesterwerken in Dortmund<br />
(19.03.2011), Köln (23.03.2011)<br />
und Essen (24.03.2011). Am<br />
25.03.2011 widmet sich ein Solistenensemble<br />
des MCO ganz der<br />
Kammermusik und lässt seine<br />
Instrumente in den neuen Räumen<br />
des Museum Folkwang erklingen.<br />
n www.mahler-chamber.eu<br />
μ Theater<br />
»Gegen den Fortschritt« von Esteve<br />
Soler für Jugendliche ab 15 Jahren<br />
Consoltheater, Gelsenkirchen<br />
Uraufführung: 19.03.2011, 20 Uhr,<br />
weitere Vorstellungen am 22. und<br />
23.03.2011 um 10.30 Uhr sowie am<br />
31.05. um 10.30 Uhr und am 01.06.<br />
um 10.30 Uhr und 19.00 Uhr<br />
Das Stück »Gegen den Fortschritt«<br />
erzählt in sieben skurrilen Szenen<br />
von einer verstörenden Welt, in der<br />
die Menschen auf verschiedenste<br />
Situationen in ihrem Alltag nicht<br />
mehr menschlich reagieren (können),<br />
sondern hilflos, gewalttätig,<br />
menschenverachtend oder<br />
ignorant. Mit zum Teil monströsen<br />
Störfaktoren konfrontiert finden<br />
sie sich im Gewirr verordneter<br />
moralischer Regeln nicht mehr zurecht,<br />
den Zugang zum eigenen Herzen<br />
haben sie längst verloren. Ein<br />
– auch formal – ungewöhnliches<br />
Stück in der Regie von Andrea<br />
Kramer und der Ausstattung von<br />
Sabine Kreiter, das sich mit<br />
frecher Leichtigkeit und grotesker<br />
Übertreibung existenzieller Fragen<br />
unseres Seins annimmt.<br />
n www.consoltheater.de
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 20<br />
»Halt dich am Zaun der Himmel ist<br />
hoch«<br />
Requiem für einen verschwundenen<br />
Ort von Anna Malunat & Jan Kattein<br />
FFT, Juta, Düsseldorf<br />
UA: 16.02.2011; weitere Aufführungen<br />
<strong>18.</strong>, 19., 24. und 26.02.2011<br />
Heimat ist umso schöner, je weiter<br />
weg sie ist, denn Ferne verklärt<br />
und macht sehnsüchtig. Im Gegensatz<br />
zur erinnerten Heimat ist die<br />
wirkliche Heimat anfällig für Veränderungen:<br />
Häuser werden abgerissen,<br />
Flüsse begradigt, Fabriken<br />
geschlossen ... Drei junge Menschen<br />
auf der Suche nach einem verschwundenen<br />
Ort: Hat das digitale<br />
Nomadentum der dritten Generation<br />
etwas mit dem Heimatverlust der<br />
Großeltern zu tun? Sie finden und<br />
erfinden Biografien inmitten der<br />
unausweichlichen Ereignisse, mit<br />
denen sie die Geschichte konfrontiert.<br />
Sie verfolgen Lebenswege,<br />
die in die Gegenwart der Vergangenheit<br />
führen und die die Topographie<br />
einer komplexen deutschen Seelenlage<br />
beschreiben.<br />
n www.forum-freies-theater.de<br />
n www.annamalunat.de<br />
μ Tanz<br />
»Take-off: Junger Tanz«<br />
Im Dezember zeigt »Take-off:<br />
Junger Tanz« zahlreiche Neuproduktionen<br />
und Wiederaufnahmen.<br />
μ<br />
»Der gemalte Garten«. Interaktive<br />
Performance für alle zwischen<br />
4 und 8<br />
tanzhaus nrw, Düsseldorf<br />
Ab 19.12.2010<br />
»Der gemalte Garten« [Foto: T.P.O.]<br />
Fischschwärmen hinterhertauchen,<br />
Blätter wehen lassen und Blumenfelder<br />
durchschreiten: Der interaktive<br />
Garten der italienischen<br />
Compagnia T.P.O. lädt Kinder auf<br />
eine Entdeckungsreise durch virtuelle<br />
Landschaften ein. Ausgehend<br />
von den Bildern des kurdischen<br />
Malers Rebwar Saeed, erschaffen<br />
die Regisseure Francesco Gandi und<br />
Davide Venturini einen virtuellen<br />
begehbaren orientalischen Garten –<br />
reich an unterschiedlichsten Farben<br />
und Formen. Zwei Tänzerinnen<br />
eröffnen den Kindern eine poetische<br />
Bilderwelt aus Steinen, Pflanzen,<br />
Blumen, Wasser und Tieren.
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 21<br />
μ<br />
»Die Farben des Feuers«<br />
von Roberto Frabetti, ab 2 Jahren<br />
Junges Schauspielhaus, Düsseldorf<br />
ab 19.12.2010<br />
Weil das Feuer erloschen ist, machen<br />
sich zwei Spieler auf den Weg,<br />
es wiederzufinden. Sie durchqueren<br />
die Wüste, den Wald, das Meer, gehen<br />
bis zur Sonne und zum tiefen Vulkan,<br />
um alle Farben des Feuers einzusammeln.<br />
Und wenn das Feuer wiedergefunden<br />
ist, bleibt ein wunderschöner<br />
Spielplatz, den die Kinder<br />
noch weiter erkunden können.<br />
n www.annamalunat.de<br />
μ Literatur<br />
»Zur Lage der intellektuellen Frau«<br />
Veranstaltungsreihe<br />
Literaturhaus, Köln<br />
ab 21.01.2011<br />
Prof. Dr. Gesine Schwan<br />
»Wo sind unsere Glamourgirls?«,<br />
fragte Susanne Mayer 2009 in der<br />
ZEIT und polemisierte weiter: In<br />
Deutschland gebe es keine intellektuellen<br />
Frauen wie Susan Sonntag<br />
oder Joan Didion. Stimmt und stimmt<br />
nicht. Es gibt sie auch in Deutschland,<br />
die intellektuellen Frauen.<br />
Man hört und sieht sie nur nicht.<br />
Debatten wie die um Peter Sloterdijks<br />
Angriff auf den Sozialstaat<br />
finden weitgehend frauenfrei<br />
statt. Das hat viele Gründe, unter<br />
anderem auch den: Wenn man schluckaufartig<br />
(Silvia Bovenschen) mit<br />
Selbstbespiegelung beschäftigt<br />
ist, kann man nicht in die aktuellen<br />
Debatten eingreifen. - Das Literaturhaus<br />
Köln veranstaltet eine<br />
Reihe mit Diskussionen zu Themen<br />
der Zeit und lädt dazu nicht nur,<br />
aber vor allem Expertinnen ein.<br />
Schirmherrin der Reihe ist Gesine<br />
Schwan. Am Eröffnungsabend wird<br />
sie mit Dietz Bering über die Lage<br />
der Intellektuellen diskutieren.<br />
n www.literaturhaus-koeln.de
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 22<br />
Jüdische Literaturtage in <strong>NRW</strong> 2011<br />
20.03.– 17.04.2011<br />
Die Literaturreihe der für<br />
März/April geplanten Jüdischen<br />
Kulturtage im Rheinland will in<br />
mehr als fünfundzwanzig Städten<br />
und Gemeinden ein lebendiges und<br />
facettenreiches Bild zeitgenössischer<br />
jüdischer Literatur im<br />
internationalen Kontext präsentieren.<br />
Auf über 60 hochkarätigen Veranstaltungen<br />
kommen Autorinnen und<br />
Autoren aus der Augenzeugengeneration,<br />
der sogenannten 2. und auch<br />
der jüngeren Generation aus<br />
Deutschland, den Niederlanden,<br />
Frankreich, Israel und den USA zu<br />
Wort, darunter etablierte Literaten<br />
wie Louis Begley, Barbara<br />
Honigmann, Rafael Seligmann oder<br />
Georg Stefan Troller.<br />
n www.juedische-kulturtage-nrw.de<br />
Lena Gorelik<br />
Georg Stefan Troller<br />
»Schreibwelten - Erschriebene Welten«.<br />
Eine Ausstellung zum 50. Geburtstag<br />
der Dortmunder Gruppe 61<br />
Museum für Kunst- und Kulturgeschichte<br />
Dortmund<br />
<strong>18.</strong>02.– 01.05.2011<br />
Die Gruppe 61<br />
Die Dortmunder Gruppe 61 hat in den<br />
1960er Jahren den Literaturbegriff<br />
verändert, er sollte nicht mehr<br />
Ausdruck einer intellektuellen<br />
Elite sein, sondern Ausdruck von<br />
Menschlichkeit, Solidarität und<br />
Gegenwart. Heute ist die Gruppe<br />
fast vergessen. Die Ausstellung<br />
erinnert an die wichtige Bewegung<br />
und stellt die Frage neu: Was ist<br />
das eigentlich – Literatur?<br />
Ein Projekt des Fritz-Hüser-Instituts<br />
für Literatur und Kultur der<br />
Arbeitswelt in Kooperation mit dem<br />
Institut »Moderne im Rheinland« an<br />
der Heinrich-Heine-Universität<br />
Düsseldorf und der Technischen<br />
Universität Dortmund.<br />
n www.fhi.dortmund.de
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 23<br />
Publikationen<br />
Bildende Kunst<br />
μ<br />
Jochen Gerz: »2-3 Straßen«<br />
TEXT<br />
Etwa 3.000 Seiten, 16 mal 24 cm, geb.<br />
μ<br />
Jochen Gerz: »2-3 Straßen«<br />
MAKING OF<br />
Hg. von Hermann Pfütze<br />
etwa 240 Seiten, über 100 farbige<br />
Abbildungen<br />
16 mal 24 cm, broschiert<br />
Beide Bände im Schuber<br />
Ca. € 86,- (D) / sF 119,-<br />
Erstverkaufstag 16. März 2011<br />
WG 1953<br />
ISBN 978-3-8321-9374-4<br />
Zu bestellen unter:<br />
n www.2-3strassen.eu<br />
Das wohl außergewöhnlichste Kunstprojekt<br />
im Rahmen der Europäischen<br />
Kulturhauptstadt RUHR.2010 ist<br />
»2 – 3 Straßen« des Konzeptkünstlers<br />
Jochen Gerz. Das Resultat des<br />
Jahresprojektes von Schreiben und<br />
Leben an sozialen Brennpunkten<br />
sind zwei Bücher in einem Schuber,<br />
ein Förderprojekt der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong>. Jochen Gerz fasst zusammen:<br />
Häuser und ihre neuen Bewohner in Duisburg,<br />
Dortmund und Mühlheim a. d. Ruhr
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 24<br />
n »78 neue, viele alte Bewohner und<br />
Besucher schreiben an einem Buch<br />
und verändern die Straßen in Duisburg,<br />
Mühlheim an der Ruhr und<br />
Dortmund. Der Vertrag: 1 Jahr mietfrei<br />
wohnen gegen schreiben. Das<br />
Ergebnis: das Buch TEXT mit 3.000<br />
Seiten, geschrieben von 900 Autoren.<br />
Das zweite Buch MAKING OF dokumentiert<br />
und erklärt das bewegte<br />
Jahr 2010 in den drei Straßen. Es<br />
zeigt Vision und Realität von 2-3<br />
Straßen, wird zur Blaupause.<br />
n 2-3 Straßen schafft Gesellschaft.<br />
Konsumenten werden Produzenten<br />
…<br />
n Kreativität ist kein Künstlerprivileg,<br />
sondern erneuerbare soziale<br />
Energie. Dieses Buch ist allen<br />
Kulturellen zu empfehlen und<br />
jedem, der in einer Straße wohnt.<br />
Es ist ein Widerstandsbuch gegen<br />
Produktfixierung und Originalitätsdruck,<br />
weil die Kunst in der<br />
Gesellschaft aufgeht wie Aspirin<br />
im Wasser – und wirkt.<br />
n MAKING OF 2-3 Straßen ist<br />
schließlich eine Inspiration für<br />
Stadtplaner und Finanzpolitiker.<br />
Anders als die leeren Versprechungen<br />
der Eventkultur zwischen privatem<br />
Profit und öffentlichen Schulden<br />
sind Non-Profit-Kultur und Kreativität<br />
für die Stadt ein demokratischer<br />
und ästhetischer Gewinn.«
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 25<br />
μ<br />
Brigitte Kraemer: »Im guten<br />
Glauben. Religiöse Vielfalt in <strong>NRW</strong>«<br />
208 Seiten, mit zahlreichen farbigen<br />
Abbildungen, Klartext-Verlag<br />
ISBN: 978-3-8375-0345-6<br />
In diesem Bildband zeigt Brigitte<br />
Kraemer die Vielfalt und Lebendigkeit<br />
religiöser Riten im Ruhrgebiet<br />
und in <strong>NRW</strong>. Mit offenem Blick<br />
begegnet sie den Gläubigen und gibt<br />
Einblicke in das religiöse Leben.<br />
In leuchtenden Farben stellt sie<br />
die Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
heraus und bringt sie in atmosphärischer<br />
Dichte zusammen. Dabei<br />
zeigen ihre Bilder den Charme der<br />
Vereinbarkeit von Religion und<br />
Alltagswelt und ermöglichen einen<br />
Blick in einen Lebensbereich, der<br />
den „anderen“ normalerweise verschlossen<br />
bleibt.Mit einem Vorwort<br />
von Prof. Dr. Claus Leggewie.<br />
n www.klartext-verlag.de<br />
Musik<br />
μ<br />
Karel Goeyvaerts: »Selbstlose<br />
Musik. Texte, Briefe, Gespräche«<br />
Hg. von Mark Delaere<br />
MusikTexte<br />
ISBN: 978-3-9813319-1-2<br />
Nachdem der flämische Komponist<br />
Karel Goeyvaerts (1923 – 1993) mit<br />
seiner Sonate für zwei Klaviere das<br />
erste serielle Werk komponiert<br />
hatte, lernte er 1951 bei den Darmstädter<br />
Ferienkursen Karlheinz<br />
Stockhausen kennen, der von dieser<br />
Sonate so fasziniert war, dass er<br />
sie gleich im Seminar von Theodor<br />
W. Adorno analysierte. Daraufhin<br />
entspann sich ein lebhafter Briefwechsel<br />
zwischen beiden Komponisten,<br />
der für die 1950er Jahre ein<br />
Schlüsseldokument der neuen Musik<br />
darstellt. Die zirka achtzig Briefe,<br />
die Goeyvaerts an Stockhausen<br />
schrieb, bilden nun das Herzstück<br />
seiner Schriften, Vorträge, Briefe<br />
und Gespräche, die hier in den Originalsprachen<br />
sowie in deutscher<br />
Übersetzung veröffentlicht sind.<br />
n www.musiktexte.de<br />
μ<br />
»edition musikFabrik«<br />
Die zunächst auf sieben CDs angelegte<br />
»edition musikFabrik«, die<br />
zusammen mit WERGO produziert wurde,<br />
ist jetzt abgeschlossen. Eben<br />
erst ist die letzte, »unerwartet«,<br />
erschienen. Die Edition veröffentlicht<br />
sieben thematisch gestaltete<br />
CDs, die verschiedene Aspekte<br />
zeitgenössischen Musikschaffens<br />
präsentieren. Es sind Mitschnitte<br />
aus Konzerten des Ensembles aus<br />
seiner Reihe »musikFabrik im WDR«,<br />
die viele Ur- und Erstaufführungen<br />
dokumentieren. Sowohl die Uraufführungen<br />
als auch die »edition musikFabrik«<br />
wurden von der <strong>Kunststiftung</strong><br />
<strong>NRW</strong> gefördert.
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 26<br />
n CD 1 Sprechgesänge | Speech Songs<br />
Werke von Jonathan Harvey,<br />
Beat Furrer, Georges Aperghis und<br />
Unsuk Chin<br />
n CD 2 Sichtbare Spuren | Visible<br />
Traces<br />
Werke von Rebecca Saunders, Mauro<br />
Lanza, Nicolaus A. Huber und Bernd<br />
Alois Zimmermann<br />
n CD 3 Vom Himmel zur Hölle | From<br />
Heaven to Hell<br />
Werke von Martin Smolka, Mauricio<br />
Kagel und Louis Andriessen<br />
n CD 4 Schattenspiele | Shadow Games<br />
Werke von Brian Ferneyhough, Joÿl-<br />
François Durand, Michael Jarrell<br />
und Stefano Gervasoni<br />
n CD 5 Krönung | Coronation<br />
Werke von Iannis Xenakis, Vykintas<br />
Baltakas, Magnus Lindberg und Rebecca<br />
Saunders<br />
n CD 6 nach innen | toward the inside<br />
Werke von Ian Willcock, Mark Andre<br />
und Kaija Saariaho<br />
n CD 7 Unerwartet | Unexpected<br />
Werke von David Lang, Philippe<br />
Boesmans, Richard Barrett und Luca<br />
Francesconi<br />
n www.musikfabrik.eu<br />
n www.wergo.de<br />
Literatur<br />
μ<br />
Albert Vigoleis Thelen: »Meine<br />
Heimat bin ich selbst«. Briefe<br />
Hg. von Ulrich Faure und Jürgen Pütz<br />
DUMONT Verlag, Köln<br />
ISBN 978-3-8321-9559-5<br />
Albert Vigoleis Thelen ist einer<br />
der großen Autoren des 20. Jahrhun-<br />
derts. Mit seiner 1953 erschienenen<br />
»Insel des zweiten Gesichts«<br />
hinterließ er einen Klassiker der<br />
Nachkriegsliteratur. Doch Thelens<br />
Hauptwerk bilden möglicherweise<br />
seine ca. 15.000 noch unveröffentlichten<br />
Briefe, die den bereits erschienenen<br />
Werken in puncto Origi-<br />
nalität nicht nachstehen. Der Band<br />
umfasst eine Auswahl seiner besten<br />
Briefe an mehr als dreißig Adressaten.<br />
Sie gewähren Einblick in eine<br />
ungewöhnliche Dichterwerkstatt<br />
oder entzünden sich am aktuellen<br />
Zeitgeschehen.<br />
»Seit Langem glaube ich: Das größte<br />
Buch dieses Jahrhunderts ist<br />
›Die Insel des zweiten Gesichts‹<br />
von Albert Vigoleis Thelen.«<br />
Maarten ‘t Hart<br />
n www.dumontverlag.de<br />
μ<br />
Emmanuel Bove: »Schuld«<br />
Roman<br />
Lilienfeld Verlag, Düsseldorf<br />
ISBN 978-3-940357-16-8
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 27<br />
Ein zentrales Kleinod aus dem<br />
Schaffen des großen Romanciers<br />
erstmals auf Deutsch: In Emmanuel<br />
Boves Roman (frz. Originaltitel:<br />
»Un Raskolnikoff«) gerät die Welt<br />
eines armen Leidensathleten ins<br />
Wanken. Eine vermeintliche Schuld<br />
fordert ihre Sühne.<br />
Aus dem Französischen und mit einem<br />
Nachwort von Thomas Laux<br />
n www.lilienfeld-verlag.de<br />
μ<br />
Im Rahmen des deutsch-französischen<br />
Übersetzungsprojekts »Literaturdialoge«<br />
erschien im Verlag<br />
Quidam Editeur die französische<br />
Übersetzung des Romans »Abtrünnig.<br />
Roman aus nervösen Zeiten« von<br />
Reinhard Jirgl (»Renegat, roman du<br />
temps nerveux«).<br />
Reinhard Jirgl wurde 1953 in Berlin<br />
geboren, er lebt dort als freier<br />
Schriftsteller. Für sein Werk erhielt<br />
er zahlreiche Auszeichnungen,<br />
u.a. den Georg-Büchner-Preis<br />
2010.<br />
n www.quidamediteur.com<br />
μ<br />
Roland E. Koch:<br />
»Unter fremdem Himmel« Roman<br />
Dittrich Verlag, Berlin<br />
978-3-937717-46-3<br />
Er nennt sich Simon, seitdem er<br />
illegal nach Deutschland eingeschleust<br />
und in Niedersachsen abgesetzt<br />
wurde. Nur mit dem, was er<br />
am Leibe trägt, und seinen bruchstückhaften<br />
Erinnerungen versucht<br />
er, sich im fremden Land zurechtzufinden.<br />
Wenigstens spricht er<br />
Deutsch. In einer verlassenen Mühle<br />
trifft er auf Valentina und den<br />
jungen verstörten Roddy – auch sie<br />
Flüchtlinge aus Osteuropa. Simon<br />
möchte für die beiden sorgen, etwas<br />
Neues aufbauen. Sie tun sich zusammen<br />
und für die Wahlfamilie beginnt<br />
eine lange und beschwerliche Reise.<br />
n www.dittrich-verlag.de<br />
μ<br />
Schreibheft, Zeitschrift für<br />
Literatur 75 September 2010.<br />
Hg. von Norbert Wehr<br />
Rigodon-Verlag, Essen<br />
ISSN 0174-2132<br />
Bela Hamvas: »Karneval«<br />
Auszüge aus Buch III und IV des<br />
Romans sowie ein Selbstinterview
# 18 – 2010 kunststiftung μ nrw 28<br />
»Die letzte Maske«, Gespräch mit<br />
Gabor Altorjay und Carsten Dane.<br />
Esther Kinsky: »21 Grad Blau. Mein<br />
Balkan«. Reiseerzählung<br />
mit Beiträgen von David Albahari,<br />
Dragan Aleksic, Constantin Virgil<br />
Banescu, Gökcenur C, Michel Fais,<br />
Francois Fejtö, Virion Graci,<br />
Alexander William Kinglake, Nikola<br />
Madzirov, Bejan Matur, Nedjo<br />
Osman, Hermann Ludwig Heinrich von<br />
Pückler-Muskau, Ana Ristovic,<br />
Ursula Rütten, Ivana Sajko, Stevan<br />
Tontic und Vladimir Zarev<br />
Jonas Mekas: »Mensch ohne Ort«.<br />
Nervöse Tagebücher 1945 – 1949<br />
Ausgewählt, aus dem Litauischen<br />
übersetzt und mit einer Nachbemerkung<br />
versehen von Claudia Sinnig<br />
n www.schreibheft.de<br />
μ<br />
»›Schau dir das an, das ist der<br />
Krieg.‹ Dieter Wellershoff erzählt<br />
sein Leben als Soldat.«<br />
Audio-Buch<br />
Supposé Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-932513-95-4<br />
Ein deutscher Lebenslauf des 20.<br />
Jahrhunderts: Geboren 1925, aufge-<br />
wachsen als Sohn eines Veteranen<br />
des Ersten Weltkriegs, als Kind begeistert<br />
vom deutschen Soldatentum,<br />
meldet sich Dieter Wellers-<br />
hoff als 17-Jähriger freiwillig<br />
zur »Division Hermann Göring«, mit<br />
der er im Jahr 1944 an der zusammenbrechenden<br />
deutschen Ostfront<br />
kämpft. Der spätere erfolgreiche<br />
Schriftsteller und Lektor<br />
gehört zu jener Generation, die den<br />
Wiederaufbau eines demokratischen<br />
Deutschlands gestaltete und es bis<br />
heute prägt. Über ihre so entscheidenden<br />
Erfahrungen im Krieg und ihren<br />
Lebensalltag als Soldaten hat<br />
diese Generation jedoch weitgehend<br />
geschwiegen, öffentlich ebenso wie<br />
privat.<br />
65 Jahre später spricht Dieter Wellershoff<br />
über seine Erinnerungen,<br />
erzählt während der mehrtägigen<br />
Aufnahmen zum ersten Mal in seinem<br />
Leben einem direkten Gegenüber umfassend<br />
von seinem Kriegserlebnis:<br />
Wellershoffs Beschreibungen sind<br />
von einer immensen Präsenz. Eine<br />
Präsenz, die beweist, wie gegenwärtig<br />
das Kriegserlebnis heute<br />
immer noch für ihn ist. Sein umfassender<br />
Augenzeugenbericht ist ein<br />
einzigartiges, eindringliches Tondokument:<br />
die Geschichte des Zweiten<br />
Weltkriegs aus der Perspektive<br />
eines Soldaten - und großen Erzählers.<br />
n www.suppose.de
n Impressum: Herausgegeben von der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong> || Verantwortlich:<br />
Regina Wyrwoll || Grafische Gestaltung: LMN Berlin || Druck: Ley + Wiegand,<br />
Wuppertal ||Die fachbezogenen Ansprechpartner in der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong>; Vor-<br />
stand: Dr. Fritz Schaumann, Präsident, Regina Wyrwoll, Generalsekretärin ||<br />
Assistenz des Vorstandes: Stefanie Nöcker ||Office Management: Ruth Becker<br />
|| Bildende Kunst/ Medienkunst: Dr. Barbara Könches [Leitung], Claudia Heuter<br />
|| Musik / Darstellende Künste: Prof. Dr.Hans-Joachim Wagner [Leitung], Iris<br />
Hennig ||Literatur, Presse: Dagmar Fretter ||Verwaltung: Sabrina Filipic ||<br />
Informationen über das Kuratorium der <strong>Kunststiftung</strong> <strong>NRW</strong>, die Satzung<br />
und Förderrichtlinien finden Sie im Internet: www.kunststiftungnrw.de ||<br />
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Fax: 0211/6 50 40777 | E-mail: info@<strong>Kunststiftung</strong><strong>NRW</strong>.de<br />
ISSN 1863–8791 Dezember 2010
kunststiftung μ nrw<br />
Haus der Stiftungen in <strong>NRW</strong> Roßstraße 133 40476 Düsseldorf