Patchwork Professional 03/2020

Porträt Lorie Mccown
Alte Stücke neu verknüpft
Die Amerikanerin Lorie McCown ist Textilkünstlerin und darüber hinaus eine akademisch ausgebildete Malerin.
Nachdem sie ihr Studium mit dem Bachelor in Kunst an der California State University abgeschlossen hatte,
absolvierte sie das Graduiertenprogramm Kunst (Graduate Art Programme) der San Diego State University.
Gemalt und gezeichnet hat sie schon immer und vor ihrer Ausbildung zur Künstlerin bereits Textil- und
Faserkunst gemacht.
In ihren textilen Kompositionen und Collagen verbindet sie traditionelle
Handarbeitstechniken mit modernen. Farben und Garne
sind wesentliche Ausdrucksträger ihrer Kompositionen, in denen
sie zumeist alte Kleidungsstücke sowie Vintage- oder Secondhand-
Textilien verarbeitet. An den getragenen und abgelegten Stücken
haftet die Geschichte der vormaligen Besitzer, die dem Betrachter
allerdings verborgen bleibt. Durch die Hand der Künstlerin zu einem
einzigartigen Stück Kunst miteinander verbunden und interpretiert,
werden an ihnen wiederum Geschichten ablesbar. Lorie McCown
gibt diese in Textil neu erzählten Geschichten an den Betrachter weiter
und eröffnet ihm damit weite Denk- und Vorstellungsräume.
Lorie McCowns Arbeiten befinden sich weltweit in Privatsammlungen
und öffentlichen Galerien. Ihre Kunstwerke wurden auf lokalen,
nationalen wie internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Quiltkunst
gezeigt, darunter auf der Zweijahresausstellung Quilt National,
im Virginia Museum of Contemporary Art sowie auf der Mid-Atlantic
New Painting. Wir haben Lorie einige Fragen zu ihrem Werdegang
und ihren Arbeiten gestellt:
three hearts with wings, 50 x 50 Inch
Lorie, welche rolle, würdest Du sagen, spielen malerei und
Kunstgeschichte in Deinem Leben und in Deinen textilarbeiten?
Nach dem Abitur studierte ich vier Jahre Kunst in Kalifornien. Der
praktische Schwerpunkt des Studiums lag im Freien Zeichnen und
in der Malerei, und begleitend dazu belegte ich das Fach Kunstgeschichte.
Nach dem Studium war ich viel auf Reisen im Ausland, um
dort meine Kenntnisse und Interessen im Bereich der Kunst zu vertiefen.
Und ich malte zu dieser Zeit auch sehr viel. Von der Malerei
habe ich bis heute nicht gelassen. Deswegen befinden sich mein Malatelier
und mein Nähatelier auch unter einem Dach.
Das Studium legte gewiss den Grundstein für das, was ich heute
mache und mich interessiert. Nicht nur im praktischen Bereich des
Kunstmachens. Ich hatte großartige Lehrer, die mir die Kunst auch in
ihrer historischen Entwicklung und Bestimmung näherbrachten. Ich
interessiere mich nach wie vor noch sehr für Geschichte und Kunstgeschichte.
Die Gegenstände dieser Wissenschaften legen offen, wie
sehr alles miteinander zusammenhängt und wie die Dinge ineinandergreifen.
Das beeinflusst meine Arbeit.
the black dresses, 40 x 47 Inch
wie begann Deine Karriere als textilkünstlerin?
Kreativ mit Textilien umzugehen, lag mir schon früh. Kleidung genäht
und gestickt habe ich schon als Jugendliche leidenschaftlich
gern. Der eigentliche Schritt zur künstlerischen Arbeit mit Textilien
gelang mir im Abschlussjahr auf der Universität. Ich belegte dort
PW PROFESSIONAL 03/2020 77
01-84_PP_03-2020.indd 77 25.03.20 12:15