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Nr. 62 - Frühling 2017

Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden ! Bretagne: Brest und Roscoff Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail

Drôme: wandern auf den Spuren der Hugenotten
Baie de Somme: Die Abbaye de Saint-Riquier
Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden !
Bretagne: Brest und Roscoff
Elsass: Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs
Chantals Rezept: Poulet fermier basse température à l'ail

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>62</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong><br />

Kultur und Zeitgeist<br />

Frankreichs neue<br />

Lebensfreude<br />

Bretagne<br />

Brest und Roscoff:<br />

zwei außergewöhnliche<br />

Gärten<br />

Drôme<br />

Wandern auf den Spuren der Hugenotten<br />

Elsass<br />

Eine Music Hall inmitten von Feldern<br />

Baie de Somme Eine beeindruckende Reise<br />

Normandie Le Havre feiert <strong>2017</strong> den 500. Geburtstag<br />

Gesellschaft Der Fotograf, der das Glück fotografiert<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

was wäre, wenn gute Laune in Frankreich<br />

wieder in Mode käme? In<br />

unseren bewegten Zeiten mag diese<br />

Frage überraschen. Dabei entspricht<br />

sie tatsächlich einem Trend, der sich im Hexagon immer<br />

mehr ausbreitet. Als ob die Franzosen angesichts von<br />

terroristischer Bedrohung, Wirtschaftskrise, politischen<br />

Zweifeln und unsicherer Zukunft beschlossen<br />

hätten, all dem eine optimistische Sichtweise<br />

entgegenzuhalten. Lächeln und Lebensfreude<br />

als Antwort auf die trübe Stimmung?<br />

Darauf muss man erst einmal kommen!<br />

Der Gedanke ist bei Weitem nicht utopisch.<br />

Er wurde durch einige Vorreiter<br />

initiiert, durch – oft unerwartete<br />

– Initiativen aufgegriffen, die<br />

auf optimistische Art der Realität<br />

die Stirn bieten und damit nicht<br />

wenige Menschen ansprechen.<br />

Die Ankunft des <strong>Frühling</strong>s und<br />

die damit verbundene Aussicht<br />

auf Erneuerung scheinen uns<br />

der richtige Moment, Ihnen<br />

ein « positiv denkendes Frankreich »<br />

vorzustellen. Wir haben mehr oder<br />

weniger bekannte Akteure getroffen, die<br />

uns ein Land wiederentdecken lassen,<br />

das lächelt und für andere offen ist.<br />

In dieser Ausgabe mit dem Schwerpunktthema<br />

« gute Laune » erfahren Sie mehr über<br />

einen Fotografen, der sich auf Bilder<br />

vom Loslassen spezialisiert hat,<br />

auf Bilder<br />

eines Moments intensiven<br />

Glücks, in dem<br />

man alle Probleme vergisst.<br />

Sie begegnen dem Vater einer kleinen,<br />

lustigen, poetischen und unkonventionellen Figur<br />

mit Namen Elyx, die durch die Straßen von Paris spaziert<br />

und uns daran erinnert, niemals zu vergessen, die<br />

Welt mit Kinderaugen zu betrachten. Beim Stöbern in<br />

unserem Magazin werden Sie auch einen besonderen<br />

Küchenchef treffen: Für ihn ist eine Mahlzeit ein Fest,<br />

das für jeden erschwinglich sein sollte, selbst wenn<br />

sie von einem Sternekoch zubereitet wurde …<br />

Auf der Reise durch Frankreich stellen wir<br />

immer wieder fest, dass gute Laune ansteckend<br />

sein kann. Dank ihr und der Willenskraft<br />

einer mutigen Familie befindet sich in einem<br />

elsässischen 500-Seelen-Dorf heute<br />

inmitten von Feldern die drittgrößte<br />

Music Hall Frankreichs! Ein beispielhafter<br />

Erfolg. Auch in Le Havre ist<br />

in diesem Jahr gute Laune angesagt:<br />

Die Stadt verstand es, ihre architektonische<br />

Besonderheit positiv zu nutzen und künstlerische<br />

Neigungen zu wecken. Nun feiert sie ihren<br />

500. Geburtstag. Die Feierlichkeiten werden<br />

offensichtlich dem Ereignis angemessen sein!<br />

Dann geht es in dieser Ausgabe noch um ein<br />

Pergament, das die Geburt der französischen<br />

Sprache markiert, um eine wundersame Quelle<br />

und das Fundament Europas … Aber entdecken<br />

Sie selbst, was wir für Sie vorbereitet haben. Ich<br />

zweifle nicht daran, dass die Reise durch Frankreich Sie<br />

in gute Laune versetzen wird! Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: Love Paris, Elyx, von Yak (Yacine Aït Kaci)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 3


INHALT<br />

Rezept · 86<br />

Hauts-de-France · 34<br />

Normandie · 48<br />

Drôme · 24<br />

Elsass · 66<br />

Elyx · 78<br />

Bretagne · 56<br />

Gilles Choukron · 82<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Lille<br />

34 · Saint-Riquier<br />

48 · Le Havre<br />

56 · Bretagne<br />

72, 82 · Paris<br />

66 · Kirwiller<br />

Strasbourg<br />

Frankreich heute<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Tours<br />

Toulouse<br />

Lyon<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

24 · Drôme<br />

Marseille<br />

24 Drôme<br />

Wandern auf den Spuren der Hugenotten<br />

Nachdem Ludwig XIV. 1685 das Edikt von Nantes aufgehoben<br />

hatte, sind rund 200 000 Protestanten aufgrund<br />

der religiösen Verfolgung aus Frankreich geflohen.<br />

Der länderübergreifende Fernwanderweg GR965 folgt<br />

auf einer Länge von 1800 Kilometern ihren Spuren. Wir<br />

stellen Ihnen die sieben Teilstrecken in der Drôme vor.<br />

34 Hauts-de-France<br />

Eine beeindruckende Reise in<br />

der Baie de Somme (Teil 1)<br />

Die Baie de Somme ist ein wichtiger touristischer Anziehungspunkt<br />

in der Region Hauts-de-France. Unsere Reise<br />

führt uns etwas tiefer ins Landesinnere, an einen Ort,<br />

der seit Jahrhunderten kleine Geschichten und große<br />

Geschichte schreibt: die Abbaye de Saint-Riquier.<br />

48 Normandie<br />

Le Havre: 500 Jahre, das will gefeiert werden!<br />

<strong>2017</strong> jährt sich die Gründung der Stadt und des Hafens<br />

Le Havre zum 500. Mal. Diesen runden Geburtstag will<br />

man gebührend feiern und hat daher ein noch nie dagewesenes<br />

Kulturevent geplant: Un été au Havre <strong>2017</strong>.<br />

56 Bretagne<br />

Brest und Roscoff: mehr als nur zwei Gärten<br />

Die Bretagne profitiert von etwas, von dem viele Gärtner<br />

träumen, nämlich vom Golfstromeinfluss. Was Pflanzen<br />

und Samen angeht, so gibt es hier unglaubliche Schätze,<br />

die oft vom anderen Ende der Welt stammen. Besuch<br />

zweier Gärten, die von der engen Bindung zwischen<br />

den Bretonen und der Welt des Gartens zeugen.<br />

66 Elsass<br />

Kirrwiller: 520 Einwohner und die drittgrößte<br />

Music Hall Frankreichs<br />

Im beschaulichen Dorf Kirrwiller befindet sich, inmitten von<br />

Feldern und Mirabellenbäumen, die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs, deren Shows Jahr für Jahr mehr als 200 000<br />

Menschen besuchen. Die Erfolgsgeschichte einer Familie,<br />

die mit einer erstaunlichen Herausforderung begonnen hat.<br />

72 Hotel<br />

Le Narcisse Blanc, Paris<br />

74 Gesellschaft<br />

Der Fotograf, der das Glück fotografiert<br />

David Ken hat dreißig Jahre lang mit Persönlichkeiten<br />

wie Claudia Schiffer, Laetitia Casta und Linda<br />

Evangelista gearbeitet. Dann hat er sich in ein etwas<br />

verrücktes Abenteuer namens LOL Project gestürzt<br />

und fotografiert nun lachende Menschen.<br />

78 Gesellschaft<br />

Der Vater von Elyx,<br />

des Botschafters der guten Laune<br />

Elyx ist eine ungeheuer lockere und lustige kleine Figur,<br />

deren Züge auf ein Minimum reduziert sind und die mit<br />

ihrem poetischen, zärtlichen und unkonventionellen<br />

Blick auf den Alltag Zehntausende von Menschen zum<br />

Lächeln bringt. Ein Gespräch mit ihrem geistigen Vater.<br />

82 Gesellschaft<br />

Ein Sternekoch, der die Pariser<br />

an den Flughafen zieht<br />

Das neue Restaurant CUP – Cuisine Urbaine Parisienne –<br />

des Sternekochs Gilles Choukroun liegt inmitten des Pariser<br />

Flughafens Orly. Diese zentrale und weltoffene Lage<br />

symbolisiert die Aufgeschlossenheit dieses dynamischen<br />

Kochs, dessen Optimismus einfach ansteckend ist!<br />

Art de vivre<br />

86 Chantals Rezept<br />

Poulet fermier basse température à l’ail<br />

88 Produkte<br />

Papier d’Arménie<br />

Ein kleines Stück Papier ist seit mehr als einem Jahrhundert<br />

vermutlich nicht nur das berühmteste Papier Frankreichs,<br />

sondern auch eines der unerwartetsten Souvenirs, das<br />

man von einer Reise ins Hexagon mitbringen kann.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

14 On lit<br />

18 On écoute<br />

20 On regarde<br />

22 On surfe<br />

85 Abonnement<br />

90 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

Paris<br />

Aufwertung<br />

des Eiffelturms<br />

Die Bürgermeisterin der Stadt Paris, Anne Hidalgo,<br />

hat angekündigt, im Laufe der nächsten 15 Jahre<br />

300 Millionen Euro investieren zu wollen, um das<br />

meistbesuchte kostenpflichtige Monument auf der Welt<br />

« aufzuwerten ». Vorgesehen sind unter anderem « die Schaffung<br />

neuer Eingangsbereiche » und die « Abschaffung der<br />

Warteschlangen auf allen Ebenen des Turms ». Dafür sieht<br />

der Investitionsplan für den 1889 erbauten Eiffelturm einen<br />

Betrag von 20 Millionen Euro pro Jahr vor – gegenüber<br />

13,7 im zurzeit gültigen Vertrag (2009-<strong>2017</strong>) zwischen der<br />

Stadt Paris und der Société d’Exploitation de la Tour Eiffel<br />

(SETE), die zu 100 % der Pariser Gebietskörperschaft gehört.<br />

Die Hälfte des vorgesehenen Budgets wird in die Renovierung<br />

und den Unterhalt fließen, vor allem in das Abbeizen<br />

des Anstrichs und die Wartung der Aufzüge, die zum<br />

Teil noch mit der von Gustave Eiffel entwickelten Technologie<br />

betrieben werden. Das Rathaus möchte, dass die Arbeiten<br />

vor den Olympischen Spielen 2024 fertiggestellt<br />

werden, da die Stadt als Austragungsort kandidiert.<br />

Unternehmen<br />

Das Solex kehrt nach Frankreich zurück<br />

Das Solex – mit vollständigem Namen VéloSolex – ist in Frankreich ein ebenso mythisches Fortbewegungsmittel<br />

wie der Citroën 2 CV. Es ist eine Art aufgewertetes Fahrrad mit einem kleinen Motor am Vorderrad. 1946<br />

tauchte es zum ersten Mal auf den französischen Straßen auf, seither wurden davon mehr als 8 Millionen<br />

Exemplare auf der ganzen Welt verkauft. 1988 gab man jedoch<br />

die Produktion in Frankreich auf und verlagerte sie nach China,<br />

wo es weiterhin vertrieben wurde. Nun soll aber die Produktion<br />

eines Solex « der neuen Generation » unter der legendären Marke<br />

im Hexagon lanciert werden, die damit wieder in ihre Heimat<br />

zurückkehrt. Das Fahrrad mit Elektrounterstützung wird in Saint-<br />

Lô im Departement Manche hergestellt. Zurzeit werden<br />

zwar noch einige Teile in Asien produziert, Ziel ist es<br />

jedoch, das Solex zu einem Produkt 100 % Made<br />

in France zu machen.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Mont-Saint-Michel<br />

Bauarbeiten im<br />

Kreuzgang<br />

Nach der Renovierung<br />

der Statue des Erzengels<br />

Saint Michel, die<br />

im Mai 2016 wieder<br />

aufgestellt wurde, setzt das Centre des Monuments nationaux<br />

(CMN) nun die umfangreichen Renovierungsarbeiten in<br />

der Abtei mit dem Kreuzgang fort. Dieses Meisterwerk der<br />

gotischen Architektur des 13. Jahrhunderts in der Normandie<br />

überragt die Bucht und wurde gebaut, um « die Verbindung<br />

zwischen Himmel und Erde zu bilden ». Die Arbeiten, die ein<br />

Jahr dauern sollen, umfassen neben dem 260 m 2 großen<br />

Garten und der Restauration der 137 Säulen sowie zahlreicher<br />

Skulpturen vor allem die Abdichtung des Daches, da<br />

eindringendes Wasser auch den Salle des Chevaliers bedroht.<br />

Eine teilweise Besichtigung des Kreuzgangs während der<br />

Renovierungsarbeiten ist möglich.<br />

Hauts-de-France<br />

Die Villa Cavrois erhält<br />

ihre Originalmöbel zurück<br />

In unserer Sommerausgabe des letzten Jahres (Frankreich<br />

erleben <strong>Nr</strong>. 59) haben wir Ihnen die Villa Cavrois vorgestellt.<br />

Dieses in den Dreißigerjahren vom Architekten<br />

Robert Mallet-Stevens konzipierte berühmte Gebäude<br />

nordöstlich von Lille, das vollständig renoviert wurde, erhält<br />

nach und nach seine auf der ganzen Welt verstreuten originalen<br />

Möbel zurück. Nachdem bereits ein Schreibtisch und<br />

zwei Stühle aufgespürt wurden, konnte das Centre des Monuments<br />

Nationaux bei einer öffentlichen Versteigerung in<br />

New York zwei Tische und acht Wohnzimmerstühle sowie<br />

zwei Schreibtischstühle aus dem Büro von Paul Cavrois zurückkaufen.<br />

Im November 2016 konnte man schließlich bei<br />

einem Verkauf in einer Pariser Galerie einen Tisch mit Palmenholzfurnier<br />

aus dem Elternschlafzimmer erwerben.<br />

Nach und nach<br />

erhält die Villa<br />

also ihre Originalmöbel<br />

zurück.<br />

Schnappschüsse<br />

Mehr Franzosen ++ Laut Institut National de la<br />

Statistique et des Études Économiques (INSEE) gab es am<br />

1. Januar <strong>2017</strong> 66,991 Millionen Franzosen, dies ist eine<br />

Steigerung von 0,4 % gegenüber 2016. Frankreich liegt<br />

mit einem Anteil von 13 % an der Bevölkerung der EU<br />

hinter Deutschland (16 %) auf dem zweiten Platz.<br />

Weniger Geburten ++ Im zweiten Jahr in Folge ist<br />

die Anzahl der Geburten in Frankreich zurückgegangen:<br />

2016 wurden 785 000 Babys geboren, 14 000 weniger als<br />

2015 (-1,7 %). Die Geburtenrate beläuft sich nun auf 1,93<br />

Kinder pro Frau, gegenüber 1,96 im Jahr 2015. Neben<br />

Irland ist Frankreich damit jedoch nach wie vor das Land<br />

mit der höchsten Geburtenrate in der EU.<br />

Höhere Lebenserwartung ++ 2015 ist die<br />

Lebenserwartung in Frankreich zurückgegangen, 2016<br />

hat sie jedoch wieder das Niveau von 2014 erreicht:<br />

Frauen werden durchschnittlich 84,4 Jahre alt, Männer<br />

79,3.<br />

Mehr ältere Menschen ++ Die französische<br />

Bevölkerung wird weiterhin immer älter. Am 1. Januar<br />

<strong>2017</strong> machte der Anteil der Menschen über 65 Jahre<br />

19,2 % der Bevölkerung aus, dies sind drei Prozentpunkte<br />

mehr als noch vor 10 Jahren.<br />

Etwas weniger Eheschließungen ++ 2016<br />

wurden in Frankreich 235 000 Ehen geschlossen, davon<br />

7000 zwischen Menschen gleichen Geschlechts. 2015<br />

waren es 239 000 beziehungsweise 8000.<br />

Das Heiratsalter schwankt ++ Ehen<br />

zwischen Personen verschiedenen Geschlechts werden<br />

immer später geschlossen: 2016 waren Männer durchschnitt<br />

lich 37,8 Jahre alt, als sie den Bund der Ehe geschlossen<br />

haben, Frauen 35,3 Jahre. Damit waren sie<br />

rund 5 Jahre älter als 1996. Im Gegensatz dazu ist 2016<br />

das Durchschnittsalter von Personen gleichen Geschlechts<br />

bei der Eheschließung gesunken: Männer<br />

waren 43,9 Jahre alt, Frauen 39,6 Jahre. Im Jahr 2013, als<br />

gleich ge schlechtliche Ehen gesetzlich möglich wurden,<br />

betrug das Alter 49,8 bzw. 43,0 Jahre.<br />

Französische Männer sind gar nicht<br />

so dick ++ Laut einer Tabelle der Welt gesund heitsorganisation<br />

(WHO) haben französische Männer mit<br />

einem Body-Mass-Index (BMI) von 25,2 nur ein « leichtes »<br />

Übergewicht. Mit einem Kilo weniger lägen sie in der<br />

Kategorie der « normalgewichtigen Menschen ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

Wahlen<br />

Was wird aus den<br />

Geschenken an den<br />

Präsidenten?<br />

Es gehört zur Tradition, dass Staatschefs bei offiziellen Reisen<br />

nicht mit leeren Händen kommen, sondern ihren Amtskollegen<br />

ein Geschenk überreichen. Während seiner Amtszeit, die im<br />

Mai <strong>2017</strong> zu Ende geht, soll François Hollande demzufolge knapp<br />

2500 solcher Geschenke erhalten haben. Nun stellt sich die Frage, was<br />

aus ihnen wird. In Frankreich ist es so, dass diese Geschenke nicht dem<br />

Staatschef, sondern dem Land gehören. François Hollande muss nun<br />

also entscheiden, ob er sie französischen Museen übergibt oder möglicherweise<br />

ein spezifisches Museum einrichtet, in dem sie ausgestellt<br />

werden, so wie dies François Mitterand und Jacques Chirac gehandhabt<br />

haben. Alternativ könnte François Hollande diese Geschenke<br />

auch dem Mobilier national übergeben, einem Staatsdienst, der sich um<br />

die Möblierung der diversen offiziellen Staatsresidenzen auf französischem<br />

Boden kümmert. Eines ist jedoch bereits sicher: Der amtierende Präsident hat<br />

angekündigt, dass er die junge Labradorhündin Philae mitnehmen wird. Er hat sie im<br />

Dezember 2014 von der Fédération des anciens combattants français in Montreal erhalten<br />

und hängt sehr an ihr. Eine solche kleine und gut nachvollziehbare Ausnahme von der<br />

geltenden Regel bei « Tiergeschenken » wird traditionell genehmigt.<br />

Transport<br />

Garantierte Erstattung bei der SNCF<br />

Die Société Nationale des Chemins de Fer (SNCF) hat für ihre Kunden eine neue Garantie<br />

im Falle von Verspätungen ihrer Züge eingeführt. Bei einer Verspätung von mehr als<br />

30 Minuten – egal aus welchem Grund – garantiert sie nun eine teilweise Erstattung<br />

in Form von Gutscheinen, die für alle Fahrten mit TGV und Intercityzügen eingelöst<br />

werden können. Diese Erstattung ist vorteilhafter als die in Europa geltende Regelung.<br />

Sie beginnt bei 25 % des Ticketpreises und steigt mit der Dauer der Verspätung (75 % bei<br />

einer Verspätung ab drei Stunden). Vor allem ist sie einfach zu erhalten: Nach der Ankunft<br />

des Zuges kann der Fahrgast sie online auf der Website g30.sncf.com oder über die APP<br />

SNCF beantragen. Er erhält dann innerhalb von 48 Stunden einen digitalen Gutschein,<br />

der ein Jahr lang im Internet und an allen Verkaufsstellen eingelöst werden kann.<br />

Parallel dazu hat die SNCF angekündigt, dass bis zum Jahresende 80 %<br />

ihrer TGV mit einem kostenlosen WLAN-Zugang ausgerüstet sein sollen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Wein<br />

Ist der Beaujolais nouveau<br />

aus der Mode gekommen?<br />

Die Verkaufszahlen des Beaujolais nouveau aus dem vergangenen November<br />

haben es erneut bestätigt: Immer mehr Winzer im Beaujolais distanzieren<br />

sich von dem Etikett Vin nouveau. Sie stufen diese Aktion zu sehr als Marketingmaßnahme<br />

ein und möchten stattdessen die Vielfalt ihrer Weine aufwerten, ein Aspekt,<br />

der in den letzten Jahren angesichts der intensiven Kommunikation für den Beaujolais<br />

nouveau ganz untergegangen war. Die Umsätze des Beaujolais nouveau sind im Übrigen<br />

ein klares Indiz dafür: Vor 10 Jahren lagen sie noch zwei Mal so hoch wie 2015, dafür sind die<br />

Verkaufszahlen für den « klassischen » Beaujolais deutlich gestiegen. Qualität setzt sich also gegenüber<br />

Modeerscheinungen und Marketing durch! Eine positive Anerkennung für die Winzer!<br />

Hafen<br />

Erfolgreicher Hafen in Cherbourg<br />

Für den Hafen in Cherbourg (Departement Manche) zeichnet sich ein<br />

erfolgreiches Jahr ab: Er ist prädestiniert für Zwischenstopps großer<br />

Passagierschiffe und <strong>2017</strong> werden mehr als 30 Ozeandampfer mit insgesamt<br />

rund 55 000 Passagieren dort anlegen. Man wird unter anderem die Queen<br />

Mary 2 und die Queen Victoria sehen. Ein Rekordjahr für einen Hafen, der<br />

eine Zeit lang als wirtschaftlich unrentabel eingestuft worden war.<br />

Umwelt<br />

Die erste Solarstraße der Welt liegt in Frankreich<br />

Das kleine Dorf Tourouvre (Orne) in der Normandie kann sich rühmen,<br />

die erste Solarstraße der Welt zu besitzen: Auf einem ein Kilometer<br />

langen Abschnitt wurden auf der Fahrbahn Solarpanels verlegt,<br />

deren Solarzellen durch eine Harzbeschichtung geschützt sind,<br />

sodass sie von Autos und Lastkraftwagen befahren werden können.<br />

Diese Installation dürfte in etwa die Strommenge produzieren, die<br />

eine Stadt mit 5000 Einwohnern für die öffentliche Beleuchtung benötigt. Die Umweltministerin,<br />

Ségolène Royale, möchte diesen Test im Erfolgsfall auf 1000 Straßenkilometer in Frankreich<br />

ausdehnen. Das einzige Problem: Bislang sind sich alle Experten darin einig, dass ein solches<br />

Projekt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht rentabel ist. Eine Megawattstunde<br />

würde damit 300 Euro kosten, gegenüber 70 Euro bei herkömmlichen Solaranlagen. Die<br />

Versuchsphase hat auf alle Fälle bereits begonnen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

Verkehrssicherheit<br />

Neue Radarhinweisschilder<br />

Ab dem 1. März <strong>2017</strong> werden auf Frankreichs Straßen neue Radarhinweisschilder<br />

eingeführt. Die Zone mit Radarüberwachung wird auf<br />

zwei Arten angegeben. Im ersten Fall – der keine spektakuläre Änderung<br />

gegenüber den bisherigen Schildern darstellt – wird die Lesbarkeit verbessert:<br />

Die Botschaft « pour votre sécurité, contrôles radars fréquents » wird gestrichen,<br />

dafür wird an die maximal zulässige Geschwindigkeit erinnert. Der<br />

zweite Fall betrifft die « fingierten » Ankündigungen, also die Schilder, die am<br />

Straßenrand eine Radarkontrolle ankündigen, ohne dass zwangsläufig in der<br />

Folge tatsächlich eine solche durchgeführt wird. Zukünftig wird auf diesen<br />

Schildern nicht mehr die zulässige Geschwindigkeit angegeben – diese kann<br />

auf dem entsprechenden Streckenabschnitt variieren –, sondern die Distanz in<br />

Kilometern, auf der der Autofahrer mit einer Geschwindigkeitskontrolle rechnen<br />

muss. Eine Aufforderung also, vom Gas zu gehen.<br />

Geburt<br />

Geburtsort: Insel Ouessant<br />

Ein derartiges Ereignis gab es seit mehr als dreißig Jahren nicht<br />

mehr auf Ouessant: Vor Kurzem ist auf der Insel ein Baby zur<br />

Welt gekommen. Die kleine Léane und ihre Mama sind wohlauf,<br />

alles ist gut abgelaufen. Aus Sicherheitsgründen gebären die<br />

Frauen der Insel normalerweise immer auf dem Festland, da die<br />

Überfahrt mit dem Boot nicht immer einfach ist. Bei Léanes Geburt<br />

war die werdende Mutter gerade im Begriff, ein Boot zu besteigen, um sich vorsorglich nach Brest in die<br />

Entbindungsklinik zu begeben, als die Wehen einsetzten. Daher hat das kleine Mädchen auf Ouessant<br />

das Licht der Welt erblickt. Die knapp 900 Inselbewohner haben sich über diese Geburt sehr gefreut!<br />

Feiertage<br />

Franzosen sind nicht sehr verwöhnt<br />

Entgegen der landläufigen Meinung ist Frankreich nicht<br />

das Land mit den meisten Feiertagen, sondern liegt mit 11<br />

Feiertagen im weltweiten Vergleich nur auf Platz 8, weit<br />

hinter Indien (18 Tage), Thailand (16) und Japan (15). Auch<br />

innerhalb der Europäischen Union geht es in dieser Hinsicht<br />

mit 15 Feiertagen den Finnen besser, ebenso den Spaniern<br />

und Maltesern (14), den Slowaken (13) sowie den Slowenen,<br />

Tschechen, Litauern, Österreichern, Zyprioten und Griechen (12).<br />

Deutschland liegt mit 10 Feiertagen knapp hinter Frankreich.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Kulturerbe<br />

Und wenn die<br />

Basilika Saint-Denis<br />

wieder ihre Turmspitze<br />

bekäme?<br />

Die Basilika Saint-Denis in der Region Paris<br />

ist die letzte Ruhestätte französischer Königinnen<br />

und Könige. Der 1219 erbaute Turm<br />

war ursprünglich 90 Meter hoch, wurde aber 1845<br />

nach einem Sturm Stein für Stein abgetragen. Die<br />

Vereinigung Suivez la flèche, die auch von Lokalpolitikern<br />

unterstützt wird, hat vor, diese Turmspitze<br />

nach den Originalplänen wieder aufzubauen. Um die<br />

Kosten dieser spektakulären Aktion zu finanzieren,<br />

hat sie sich durch den Erfolg der Bauarbeiten des<br />

Château de Guédélon im Departement Yonne (siehe<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 17 aus dem Jahr 2008) inspirieren<br />

lassen und will eine « touristische Baustelle » schaffen, deren Eintrittsgebühren die<br />

Arbeiten finanzieren sollen. Das Budget wird auf 13 Millionen Euro geschätzt. Die notwendigen<br />

Schritte für das Genehmigungsverfahren sind eingeleitet.<br />

Olympische Spiele<br />

Ein englischer<br />

Slogan für Paris<br />

2024<br />

Die Stadt Paris hat das<br />

Geheimnis um den<br />

Slogan gelüftet, mit<br />

dem sie sich für die<br />

Olympischen Spiele<br />

2024 bewirbt, und ihn<br />

gleich einige Tage<br />

lang am Eiffelturm präsentiert: Made for Sharing. Für Frankreich<br />

ist es recht ungewöhnlich, dass man sich in diesem Fall für die<br />

englische Sprache entschieden hat. Damit will man jedoch die<br />

Bewerbung für die Spiele 2012 vergessen machen, die als « zu<br />

französisch » eingestuft worden war. Im Hexagon soll zudem die<br />

französische Variante Venez partager verwendet werden. Diese<br />

Ankündigung ist der offizielle Start der Werbekampagne, mit der<br />

Paris gegen die Städte Los Angeles und Budapest antritt. Die<br />

Entscheidung für den Austragungsort wird am 13. September<br />

dieses Jahres in Lima verkündet.<br />

Transport<br />

Eine neue Autobahn<br />

Die Einwohner von Montpellier und Umgebung<br />

kennen das Problem nur zu gut: Will man auf der<br />

aktuellen Autobahn A9 die Stadt umfahren, so muss<br />

man häufig mit Staus rechnen. Um hier Abhilfe<br />

zu schaffen, wurde nun für den Transitverkehr ein<br />

neuer Autobahnabschnitt der A9 gebaut, auf dem<br />

Fahrzeuge, deren Ziel nicht Montpellier ist, besser<br />

vorwärtskommen sollen, zumal Stopps an<br />

den Gares de péage entfallen. Der<br />

Ortsverkehr fährt weiterhin auf der<br />

bestehenden Autobahn, die<br />

zur A709 umgetauft<br />

wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 11


FRANKREICHKALENDER<br />

Auf keinen Fall verpassen<br />

Ein beispielloser Kunsthändler<br />

Paul Rosenberg<br />

(1881-1959) war<br />

einer der einflussreichsten<br />

Kunsthändler<br />

in der ersten<br />

Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts.<br />

Er besaß mehrere<br />

Kunstgalerien,<br />

darunter<br />

die legendäre<br />

Galerie in<br />

der Rue de la<br />

Boétie <strong>Nr</strong>. 21<br />

in Paris, die<br />

er 1910 eröffnet hatte. Seine Enkelin Anne<br />

Sinclair (oben) ein von Marie Laurencin<br />

gemaltes Portrait von ihr aus dem Jahr 1952),<br />

eine renommierte französische Journalistin<br />

und Exfrau von Dominique Strauss-Kahn,<br />

von dem sie 2013 geschieden wurde, erinnert<br />

sich daran, dass er nicht nur Agent, sondern<br />

auch Freund vieler großer Künstler seiner<br />

Zeit war: «‹ Stellen Sie sich vor ›, schrieb in<br />

den Vierzigerjahren eine bedeutende kalifornische<br />

Zeitung, ‹ Sie seien in der Lage,<br />

zwei Mal im Jahr einfach so in das Atelier<br />

von Matisse oder Picasso zu gehen, vierzig<br />

ihrer schönsten Bilder anzusehen und zu<br />

sagen: „Ich nehme sie alle!“ Genau das machte<br />

Paul Rosenberg bis zum Krieg. ›» Die Ausstellung<br />

in Paris unter der Schirmherrschaft<br />

von Anne Sinclair vereinigt – in vielerlei<br />

Hinsicht auf ganz neuartige Weise – rund<br />

60 Meisterwerke der modernen Kunst<br />

(Pablo Picasso, Fernand Léger, Georges<br />

Braque, Henri Matisse …) aus bedeutenden<br />

öffentlichen oder privaten Sammlungen<br />

aus der ganzen Welt. Man kann durch sie<br />

die fundamentale Rolle des Kunsthändlers,<br />

die Ausbreitung der modernen Kunst in<br />

Europa und ihre, durch die Wirren des<br />

Zweiten Weltkriegs bedingte, Verlagerung<br />

aus dem Weltzentrum der Kunstgeschichte<br />

Paris nach New York nachvollziehen.<br />

Paris, Musée Maillol, 2. März bis 23. Juli <strong>2017</strong><br />

www.museemaillol.com<br />

Les Misérables zurück in<br />

Paris und auf Tournee<br />

18<strong>62</strong> veröffentlichte Victor Hugo (1802-<br />

1885) sein Werk Les Misérables, das<br />

die Geschichte des herzzerreißenden<br />

Schicksals von Männern und Frauen<br />

im Paris des 19. Jahrhunderts erzählt.<br />

1981 inszenierte der Regisseur Robert Hossein in Paris ein Musical<br />

nach der Romanvorlage. Bis heute ist dies weltweit das erfolgreichste<br />

Stück in der Geschichte des Musiktheaters. Es wurde in 22 Sprachen<br />

übertragen, in mehr als 44 Ländern aufgeführt und zog mehr als 70<br />

Millionen Besucher an. In einer neu bearbeiteten und kürzeren Version<br />

in französischer Sprache kommt es nun zurück nach Paris, bevor<br />

es dann auf Tournee durch Frankreich geht. Bei dieser Produktion<br />

mit 30 Sängern, einem Symphonieorchester und spezifisch angefertigten<br />

Kostümen hat man bewusst auf die Dekoration verzichtet,<br />

um den musikalischen Ausdruck in den Vordergrund zu stellen.<br />

Paris, Palais des Congrès, 3., 4. und 5. März <strong>2017</strong>; anschließend auf Tournee<br />

durch Frankreich: 7. März Toulouse (Zénith), 8. März Limoges (Zénith),<br />

9. März Montpellier (Domaine de Grammont), 10. März Marseille (Dôme),<br />

11. März Lyon (Halle Tony Garnier), 12. März Strasbourg (Zénith), 14. März<br />

Dijon (Zénith), 15. März Amnéville (Galaxie), 16. März Nancy (Zénith), 17. März<br />

Rouen (Zénith), 18. März Caen (Zénith), 19. März Lille (Zénith Arena)<br />

Informationen und Reservierung unter www.lesmiserablesenconcert.com<br />

Picasso und die<br />

primitive Kunst<br />

Das « Musée du Quai Branly<br />

- Jacques Chirac » wurde<br />

2006 direkt an der Seine in der Nähe des Eiffelturms eröffnet<br />

und ist der Kunst und den Zivilisationen Afrikas, Asiens,<br />

Ozeaniens und Amerikas gewidmet. Mit dieser Ausstellung<br />

beschäftigt es sich auf neue Art mit der Beziehung zwischen<br />

Pablo Picasso (1881-1973) und der Kunst außerhalb Europas.<br />

Durch die Präsentation zahlreicher Dokumente, Briefe, Fotos,<br />

Zeugnisse zeigt die Ausstellung zunächst, dass Picasso sich<br />

sowohl zuhause als auch in seinem Atelier mit zahlreichen<br />

Kunstwerken nicht-westlicher Künstler umgeben hat. Die primitive<br />

Kunst hat ihn wohl zeit seines Lebens in seiner kreativen<br />

Arbeit begleitet. In einem zweiten Teil stellt die Ausstellung<br />

eine Beziehung zwischen diesen Werken und denjenigen von<br />

Picasso her. Die Gegenüberstellung ist oft verblüffend, denn die<br />

Fragestellungen der Künstler waren offensichtlich dieselben (wie<br />

stellt man beispielsweise Nacktheit oder Sexualität dar?) und<br />

die Antworten, die sie darauf gegeben haben, ebenfalls (zum<br />

Beispiel durch Entstellung). Eine sehr lehrreiche Ausstellung!<br />

Paris, Musée du Quai Branly - Jacques Chirac, 28. März bis 23. Juli <strong>2017</strong><br />

www.quaibranly.fr<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Wenn Kleidung<br />

für Skandale sorgt<br />

Anhand von 400 Kleidungsstücken,<br />

Accessoires, Porträts, Karikaturen<br />

und kleinen Objekten zeigt die Ausstellung<br />

Tenue correcte exigée, quand<br />

le vêtement fait scandale, wie eine<br />

bestimmte Garderobe in der Zeit<br />

vom 14. Jahrhundert bis heute für<br />

Empörung sorgen konnte: Contouche,<br />

Hosen bei Frauen, Minirock, zerrissene Jeans … Viele<br />

Outfits haben zuerst für einen Skandal und dann für<br />

eine Weiterentwicklung der Gesellschaft gesorgt.<br />

Paris, Musée des Arts Décoratifs, bis 23. April <strong>2017</strong><br />

www.lesartsdecoratifs.fr<br />

Die Baie de<br />

Somme aus zwei<br />

Blickwinkeln<br />

In der Abbaye de Saint-<br />

Riquier, die wir Ihnen in<br />

dieser Ausgabe vorstellen,<br />

präsentiert eine Ausstellung<br />

zwei verschiedene Betrachtungsweisen der Baie de Somme:<br />

die des französischen Malers Alfred Manessier (1911-<br />

1993), eines aus dieser Region stammenden Künstlers mit<br />

internationalem Ruf, und die des südkoreanischen Fotografen<br />

Han Sungpil (*1972), der viel Gespür für die Natur<br />

und Umweltprobleme beweist. Vor dem Hintergrund<br />

der verschiedenen Kulturen zeugen ihre Sichtweisen von<br />

derselben Emotion für diesen Ort, der wie eine erstaunliche<br />

Verschmelzung von Erde und Meer erscheint.<br />

Saint-Riquier (Somme), Abbaye, bis 28. Mai <strong>2017</strong><br />

www.ccr-abbaye-saint-riquier.fr<br />

Außerdem lohnenswert<br />

nicht nur die Sichtweise des Publikums, sondern auch<br />

die der Künstler, die mit seinen Werken in Berührung<br />

kamen und durch sie inspiriert wurden, beeinflusst hat.<br />

Paris, Grand Palais, 22. März bis 31. Juli <strong>2017</strong><br />

www.grandpalais.fr<br />

Émile Gallé<br />

und die Schrift<br />

In unserer letzten Ausgabe erwähnten<br />

wir im Artikel über das Zentrum<br />

für Glaskunst in Meisenthal den<br />

Stellenwert des aus Nancy stammenden<br />

Künstlers Émile Gallé<br />

(1846-1904). Die Stadt, die eine<br />

der umfassendsten Sammlungen<br />

an Glasobjekten von Gallé besitzt,<br />

erweist ihm nun mit dieser Ausstellung<br />

die Ehre. Sie befasst sich vor<br />

allem mit der Beziehung des Künstlers zur Schrift.<br />

Nancy, Musée de l’École de Nancy, 31. März bis 9. Juli <strong>2017</strong><br />

www.ecole-de-nancy.com<br />

Hommage an Dalida<br />

Anlässlich des 30. Todestages der<br />

berühmten Sängerin Dalida (1933-<br />

1987) stellt nun das Musée de la<br />

Mode im Pariser Palais Galliera<br />

erstmals ihre unglaubliche Garderobe<br />

aus, von sinnlichen Gewändern bis<br />

hin zu Strass besetzten Discokleidern.<br />

Paris, Musée de la Mode, 27. April<br />

bis 13. August <strong>2017</strong><br />

www.palaisgalliera.paris.fr<br />

Eine Ausstellung<br />

zum 100. Todestag von Rodin<br />

Nachdem sich in diesem Jahr der Tod von Auguste<br />

Rodin (1840-1917), einem der Väter der modernen<br />

Bildhauerei, zum 100. Male jährt, haben die Pariser<br />

Museen Musée Rodin und Grand Palais gemeinsam eine<br />

bedeutende Ausstellung organisiert.<br />

Im grandiosen Rahmen des Grand<br />

Palais werden neben mehr als 200<br />

Werken des Künstlers Skulpturen und<br />

Zeichnungen von Bourdelle, Picasso,<br />

Giacometti, Matisse und anderen<br />

gezeigt. Durch diese ganz neuartige<br />

Betrachtungsweise der Arbeit Rodins<br />

kann man nachvollziehen, wie er<br />

Endlich <strong>Frühling</strong>!<br />

Seit mehr als 30 Jahren warten Hobby- und Berufsgärtner<br />

ungeduldig auf die alljährlich im Mai und<br />

Oktober stattfindenden Journées des Plantes de Chantilly.<br />

Bei diesem Ereignis, das zuerst in<br />

Courson stattfand, 2015 jedoch<br />

in den wunderschönen Park des<br />

Château de Chantilly verlegt wurde,<br />

bieten die besten Baumschulen<br />

Europas Pflanzen und Tipps an.<br />

Eine Gelegenheit, die Ankunft des<br />

<strong>Frühling</strong>s würdig zu begrüßen!<br />

Château de Chantilly (Oise), 19.-21. Mai<br />

<strong>2017</strong> (Herbstausgabe 13.-15. Oktober <strong>2017</strong>)<br />

www.domainedechantilly.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 13


ON LIT<br />

Roman<br />

Liebe in Paris<br />

Seit Marc Levy seinen ersten Roman Solange du da bist veröffentlicht hat, gehört er<br />

zu den bekanntesten französischen Schriftstellern unserer Zeit. Von diesem Buch<br />

wurden seit 2005 mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft, und es wurde in<br />

rund vierzig Sprachen übersetzt. Auch Steven Spielberg war von der Geschichte damals<br />

so begeistert, dass er die Kinorechte erwarb und nach der Idee den Film Just like heaven<br />

produzierte. Zehn Jahre später hat Marc Levy seinen aktuellen Roman veröffentlicht, in<br />

dem er uns die Liebesgeschichte zwischen der Engländerin Mia, die am Montmartre<br />

wohnt, und dem Amerikaner Paul, der ebenfalls in Paris, jedoch im Marais lebt, erzählt.<br />

Die beiden lernen sich über eine Datingwebsite kennen, möchten aber nur « Freunde »<br />

bleiben. Das Buch spielt in Paris und hat alles von einem unterhaltsamen und angenehm<br />

zu lesenden Liebesroman, den man in einigen Stunden verschlingt.<br />

Marc Levy: Er & Sie – Eine Liebe in Paris (Originaltitel: Elle & Lui) •<br />

Blanvalet • ISBN: 978-3764505943 • Erhältlich ab Mai <strong>2017</strong>.<br />

Roman<br />

Das Leben geht weiter<br />

Fabel<br />

Begegnung zweier<br />

Größen<br />

Der legendäre Kunsthändler<br />

Ambroise Vollard erteilte 1926<br />

Marc Chagall den Auftrag, die<br />

berühmten Fabeln von Jean<br />

de La Fontaine zu illustrieren.<br />

1930 wurden die Bilder in<br />

namhaften Galerien in Paris,<br />

Brüssel und Berlin gezeigt<br />

und von privaten Sammlern<br />

auf der ganzen Welt gekauft. Erst in den neunziger Jahren<br />

versuchte man, die verstreuten Gemälde wieder als großen<br />

Werkzyklus im Pariser Grand Palais zu versammeln und der<br />

breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Dieses Buch präsentiert<br />

die in der Ausstellung gezeigten Werke und parallel dazu die<br />

ins Deutsche übersetzten Texte der Fabeln von Jean de la<br />

Fontaine. Eine fesselnde Begegnung zweier großer Namen<br />

aus Literatur und Malerei.<br />

Agnès Martin-Lugand ist in Saint-Malo geboren und<br />

lebt nach wie vor in der Normandie. Sie ist Psychologin<br />

und arbeitete sechs Jahre in einer Klinik im Bereich des<br />

Kinderschutzes. Seither widmet sie sich dem Schreiben<br />

und veröffentlichte im Jahr 2013 das erfolgreiche Buch<br />

Glückliche Menschen küssen auch im Regen. In ihrem<br />

neuen Roman kehrt Diane, die Mann und Tochter bei<br />

einem Autounfall verloren hat, aus Irland zurück. Es<br />

gelingt ihr, nach dem Verlust der beiden geliebten<br />

Menschen ihren inneren Frieden wiederzufinden und<br />

in Paris erneut ein « normales Leben » zu beginnen.<br />

Doch dann scheint ein weiteres Ereignis das gerade<br />

zurückgewonnene Gleichgewicht ins Wanken zu<br />

bringen. Ein optimistischer<br />

und ermutigender Roman,<br />

der einfach gut tut!<br />

Agnès Martin-Lugand:<br />

Abschiedsküsse zählt man<br />

nicht (Originaltitel: La vie<br />

est facile, ne t’inquiète<br />

pas) • Blanvalet •<br />

ISBN: 978-3764505974.<br />

Jean de la Fontaine: Fabeln, illustriert von Marc<br />

Chagall • Insel Verlag • ISBN 978-3458200215.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Comic<br />

Krimi<br />

In den Kulissen einer<br />

besonderen Pariser Brigade<br />

Sophie Hénaff liebt Herausforderungen:<br />

Sie arbeitete zunächst als<br />

Schauspielerin in einem Café-<br />

Theater, eröffnete dann mit einer<br />

Freundin eine « Bar für Karten- und<br />

Gesellschaftsspiele », bevor sie für die<br />

Zeitschrift Cosmopolitan journalistisch<br />

tätig wurde. Kommando Abstellgleis ist ihr erster Roman. Es ist die<br />

Geschichte von Anne Capestan, einer brillanten Kommissarin, der<br />

im Alter von 37 Jahren nach einer ungewollten Panne die Leitung<br />

einer ganz neuen und etwas speziellen Brigade übertragen<br />

wird. In ihr sind alle « Stiefkinder » der Polizei zusammengefasst:<br />

« Alkoholiker, Schläger, Depressive, Faulenzer (…) alle, die unsere<br />

Dienststellen belasten, die wir aber nicht entlassen können »,<br />

erklärt ihr Vorgesetzter. Anne nimmt die Herausforderung an.<br />

Sophie Hénaff schreibt damit eine neue Art von Krimi, der nichts<br />

mit den klassischen, oft schmutzigen Geschichten dieses Genres<br />

zu tun hat. Mit Humor und manchmal sogar mit einer Prise Poesie<br />

blickt sie darin auf die Arbeit in einem Pariser Kommissariat.<br />

Sophie Hénaff: Kommando Abstellgleis - Ein Fall<br />

für Kommissarin Capestan (Originaltitel: Poulets<br />

grillés) • Carl’s books • ISBN: 978-3570585610.<br />

Jacques Prévert, der Poet aus Paris<br />

Anlässlich des 40. Todestages des berühmten<br />

Poeten Jacques Prévert (1900-1977) führt<br />

uns diese gezeichnete Biografie zurück in<br />

die Zwanzigerjahre, in das Pariser Viertel<br />

Montparnasse mit seinen literarischen Debatten,<br />

seiner brodelnden Kulturszene. Jacques<br />

Prévert verkehrte in den Kreisen der damaligen<br />

Avantgarde um Louis Aragon, Robert Desnos und<br />

André Breton. Mit ihnen schrieb er die schönsten<br />

Kapitel des Surrealismus. Ab 1932 drängten ihn<br />

Giacometti, Carné und Pierre Batcheff dazu,<br />

als Drehbuchautor Stücke für die Groupe<br />

Octobre zu schreiben, eine Theatergruppe, die<br />

der Fédération du théatre ouvrier de France<br />

angehörte und auf der Straße, in Cafés oder in<br />

bestreikten Fabriken<br />

auftrat.<br />

Hervé Bourhis<br />

(Szenario) und<br />

Christian Cailleaux<br />

(Zeichnungen):<br />

Jacques Prévert<br />

n’est pas un poète •<br />

Éditions Dupuis •<br />

ISBN 978-2800163611.<br />

Bildband<br />

Neuer Wind in den Weinbergen<br />

Landschaften mit Reben haben die Besonderheit, dass sie sowohl zutiefst natürlich<br />

wirken, gleichzeitig aber auch vom Eingriff des Menschen zeugen. Dieses<br />

Buch, das der für seine Leidenschaft für Gärten und Landschaften bekannte<br />

Fotograf Philippe Perdereau illustriert hat, zeigt, dass vor allem in Frankreich ein<br />

neuer Wind durch die Weinberge weht. Sie sind nämlich zunehmend von einem neuen<br />

Landschaftsbild geprägt, das zum einen durch innovative Pflanztechniken, zum<br />

anderen aber auch durch die Installation von Kunstwerken oder die Errichtung von<br />

Gebäuden, die auf ein immer zahlreicheres Publikum ausgerichtet sind, bestimmt wird. Ein anschauliches und<br />

fesselndes Zeugnis dafür, dass die Welt des Weinbaus es versteht, sich anzupassen und weiterzuentwickeln.<br />

Philippe Perdereau (Fotos), Christiane Camou und Françoise Dubarry (Text):<br />

Les nouveaux paysages de la vigne •Éditions Ulmer • ISBN: 978-2841388547.<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 15


ON LIT<br />

Kunst<br />

Das « wiederentdeckte » Skizzenbuch<br />

mit unveröffentlichten Zeichnungen van Goghs:<br />

Publicitygag oder unglaubliche Entdeckung?<br />

Im November des vergangenen Jahres haben mehrere Verlage<br />

auf der ganzen Welt (in Deutschland der Knesebeck-Verlag)<br />

zeitgleich ein ihrer Ansicht nach vielversprechendes Werk veröffentlicht:<br />

das kommentierte Faksimile einer Kladde mit 65 bisher<br />

unveröffentlichten Zeichnungen, die der holländische Maler Vincent<br />

van Gogh (1853-1890) während seines Aufenthalts in der<br />

Provence in den Jahren 1888 bis 1890 angefertigt haben soll. Die<br />

Publikation war bis zuletzt geheim gehalten worden und erfolgte<br />

mit einer organisatorischen Präzision, die fast an eine militärische<br />

Vorgehensweise erinnert. Initiator der Aktion war der französische<br />

Verlag Le Seuil. Das Buch weckte nicht nur eine lebhafte Neugier<br />

in der Kunstwelt, sondern sorgte auch sofort für viel Polemik. Zur<br />

allgemeinen Überraschung stellte das Van-Gogh-Museum in<br />

Amsterdam, das in dieser Hinsicht quasi als moralische Instanz<br />

gilt, bereits in den ersten Stunden nach der weltweiten Publizierung<br />

des Werkes die Authentizität der Skizzen infrage. Rückblick<br />

auf diese erstaunliche Veröffentlichung und ihre Hintergründe …<br />

Die Entdeckung einer Zeichnung, eines Bildes oder<br />

auch nur eines Schriftstückes von van Gogh ist<br />

heutzutage immer ein internationales Ereignis, das<br />

die Kunstwelt sofort aufrüttelt. Denn der Künstler hat der<br />

Nachwelt relativ wenige Werke hinterlassen, und diese sind<br />

zudem geografisch sehr konzentriert. Weltweit zählt man<br />

heute etwas mehr als 1000 Zeichnungen, die offiziell van<br />

Gogh zugeschrieben werden, von denen sich knapp die<br />

Hälfte im Besitz des Van-Gogh-Museums in Amsterdam<br />

befindet. Dieses besitzt darüber hinaus weltweit die meisten<br />

Gemälde dieses Künstlers (rund 200) und quasi seine<br />

gesamte Korrespondenz. Als dann am 15. November 2016<br />

bei der Veröffentlichung des Skizzenbuchs aus Arles publik<br />

wurde, dass dieses nicht nur eine, sondern gleich 65 bisher<br />

unveröffentlichte Zeichnungen enthält, die dem holländischen<br />

Künstler zugeschrieben werden, hat dies – man<br />

kann es sich gut vorstellen – auf internationaler Ebene für<br />

riesigen Aufruhr gesorgt …<br />

Die an der Veröffentlichung des Werkes beteiligten<br />

Verlage hofften offensichtlich auf den Erfolg des Ereignisses<br />

und hatten dies sehr, wirklich sehr ambitioniert<br />

vorbereitet: Die Koordination war perfekt und länderübergreifend<br />

abgestimmt; es gab simultan stattfindende<br />

Pressekonferenzen; auf Vorabdrucke war vollständig verzichtet<br />

worden; es gab strenge Vertraulichkeitsklauseln …<br />

Solche Vorkehrungen lassen die meisten Autoren vor Neid<br />

erblassen.<br />

Vor allem die Druckqualität sticht sofort ins Auge:<br />

Das Werk ist als schöner, großer Kunstband mit 288 reich<br />

bebilderten Seiten aufgemacht. Es ist das Faksimile eines<br />

Heftes – genauer gesagt « einer Kladde », eines Kassenbuches,<br />

in das man früher die täglichen Kassenvorgänge<br />

eintrug – in das van Gogh angeblich gezeichnet hat und<br />

das 120 Jahre in Vergessenheit geraten sein soll …<br />

Blättert man in diesem Buch, entdeckt man provenzalische<br />

Landschaften, viele Bäume, darunter die für diese<br />

Region im Süden Frankreichs so typischen Zypressen,<br />

Häuserfassaden, Dörfer, Wiesen im Sonnenlicht, auch<br />

einige Gesichter, die als Menschen präsentiert werden,<br />

die van Gogh vermutlich nahestanden, die er bei seinem<br />

Aufenthalt in der Provence – also zwischen seiner Ankunft<br />

in Arles im Februar 1888 und seiner Abreise aus<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


der Nervenheilanstalt in Saint-Rémy-de-Provence im Mai<br />

1890 – möglicherweise kennengelernt hat. Dies war keine<br />

einfache Zeit im Leben des Malers. Es war die Zeit, in der<br />

er sich am 23. Dezember 1888 in Arles, nach einem Streit<br />

mit Paul Gauguin, einen Teil seines Ohres abgeschnitten<br />

hatte. Seite für Seite ist man überzeugt: Die Strichführung<br />

der Zeichnungen, die überwiegend aus Punkten und<br />

Strichen bestehen, ist charakteristisch, sie scheinen die<br />

Handschrift des berühmten Malers zu tragen. Und doch<br />

ist keine dieser Skizzen signiert …<br />

Man stellt sich natürlich sofort die Frage, woher das<br />

Heft, in das van Gogh angeblich gezeichnet hat, stammt.<br />

Jetzt beginnen umfangreiche Nachforschungen: Laut den<br />

Verlegern erklärt dessen Besitzerin, dass es sich um ein<br />

Geschenk ihrer Mutter anlässlich ihres 20. Geburtstags<br />

handele, das sie 50 Jahre lang in einem Schrank aufbewahrt<br />

habe, ohne den wahren Wert zu kennen. Ihre<br />

Mutter habe es wiederum 1944 zufällig in den Ruinen<br />

eines bombardierten Hauses in Arles gefunden, inmitten<br />

von diversen Buchhaltungsunterlagen eines Cafés namens<br />

Café de la gare.<br />

Damit wird eine erste Verbindung – ein Punkt also für<br />

die Verleger des Werkes – zu van Gogh hergestellt: Der<br />

Maler wohnte nämlich vom 7. Mai bis zum 30. September<br />

1988 in einem Zimmer dieses Cafés. Er freundete sich<br />

sogar mit den Besitzern, dem Ehepaar Ginoux, an. Es<br />

liegt also durchaus im Bereich des Möglichen, dass diese<br />

van Gogh ein solches leeres Heft gegeben haben, damit<br />

er darin zeichnen kann. Die Geschichte besagt jedoch,<br />

dass van Gogh später in die Irrenanstalt Saint-Paul-de-<br />

Mausole in Saint-Rémy-de-Provence eingewiesen wurde.<br />

Wie konnte das Heft also in den Buchhaltungsarchiven<br />

des Café de la gare gefunden werden? Hat der Maler es gar<br />

nicht mitgenommen?<br />

Dieses Mysterium scheint sich durch das Auftauchen<br />

eines anderen Heftes zu erklären, was den Verlegern natürlich<br />

gelegen kommt. In diesem notierte ein Angestellter<br />

des Café de la gare mit Datum vom 20. Mai 1890, dass<br />

ein gewisser Doktor Rey (ein Psychiater im Krankenhaus<br />

von Arles, dem van Gogh voll vertraute) « im Auftrag des<br />

Malers van Goghe [sic!] für Herrn und Frau Ginoux leere<br />

Olivenbüchsen (…) sowie ein großes Heft mit Zeichnungen<br />

hinterlassen » habe. Man weiß, dass van Gogh Oliven<br />

gerne mochte, dass die Eheleute Ginoux ihm regelmäßig<br />

Oliven schenkten und dass van Gogh versprochen hatte,<br />

ihnen die leeren Büchsen wieder zurückzugeben. Man<br />

kann nun vermuten, dass van Gogh sich bei ihnen bedanken<br />

wollte, indem er ihnen das Heft schenkte, dass dem<br />

Ehepaar jedoch der Wert des Geschenkes offensichtlich<br />

nicht bewusst war, sodass es sich nach einer Folge von<br />

Erbschaften und Immobilienverkäufen anscheinend inmitten<br />

ganz normaler Buchhaltungsunterlagen befand …<br />

bevor es dann vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde …<br />

Eine der ersten Experten, die kontaktiert wurden, um<br />

die Authentizität der Zeichnungen zu bestätigen, war<br />

Bogomila Welsh-Ovcharov, eine renommierte kanadische<br />

Kunsthistorikerin und Spezialistin für das Werk van<br />

Goghs. Da Versuche, van Gogh zu kopieren, gang und<br />

gäbe sind, war sie zunächst sehr misstrauisch, als sie das<br />

Heft betrachtete. Sie erzählt jedoch, dass sie schnell von<br />

Emotionen überwältigt war, als ihr bewusst wurde, dass<br />

sie « ganz zweifellos ein Werk eines der größten modernen<br />

Künstler » in den Händen hielt. Sie setzte ihre Untersuchungen<br />

fort und arbeitete dabei mit dem englischen Experten<br />

Donald Pickvance und dem französischen Verlag<br />

Le Seuil zusammen. Letzterer bot ihr dann die Autorenschaft<br />

für ein Buch über diese Entdeckung an. Es wurde<br />

eine ganze Reihe von Expertisen in Auftrag gegeben, die<br />

laut Verlag alle die Authentizität der Zeichnungen bestätigen.<br />

Damit war die Entscheidung für die Veröffentlichung<br />

getroffen, und das Buch konnte im November 2016<br />

publiziert werden.<br />

Auf das Erscheinen des Buches reagierte jedoch das<br />

Van-Gogh-Museum in Amsterdam postwendend mit<br />

einem Pressecommuniqué, in dem es die Zeichnungen<br />

als Fälschung einstuft. Die dortigen Experten könnten<br />

« weder den Stil van Goghs aus der Zeit in Arles, noch<br />

die Weiterentwicklung seines Stils während der eineinhalb<br />

Jahre, die er in der Provence verbracht hatte » wiedererkennen<br />

und fänden vor allem « topografische Fehler<br />

bei einigen Landschaften in der Umgebung von Saint-<br />

Rémy-de-Provence ». Bogomila Welsh-Ovcharov konnte<br />

ihrerseits noch so oft betonen, dass es sich vermutlich « um<br />

Zeichnungen aus dem Gedächtnis, aus der Zeit, als der<br />

Maler eingewiesen war » handele, dass diese deswegen<br />

ungenau seien, doch der Schaden war angerichtet: Die<br />

Authentizität des aufgetauchten Skizzenheftes ist infrage<br />

gestellt.<br />

Und die Angelegenheit ist noch nicht beendet. Zwischen<br />

den beiden international renommierten und anerkannten<br />

Experten auf der einen Seite, nämlich der Kanadierin<br />

Bogomila Welsh-Ovcharov und dem Engländer<br />

Donald Pickvance, sowie dem nicht weniger angesehenen<br />

offiziellen Van-Gogh-Museum in Amsterdam auf der anderen<br />

Seite hat der Expertenstreit gerade erst begonnen.<br />

Dazwischen stehen die Verlage, die nach wie vor an die<br />

Authentizität der von ihnen publizierten Zeichnungen<br />

glauben – vielleicht zu Recht, aber das weiß zurzeit niemand<br />

ganz genau. Letzten Endes liegt es momentan an<br />

uns Lesern, uns eine Meinung zu bilden. Wie auch immer,<br />

das Werk präsentiert eine wunderschöne Entdeckungsreise<br />

in provenzalische Landschaften. Und es birgt de facto<br />

ein Geheimnis, was schließlich auch eine durchaus spannende<br />

Seite hat …<br />

Bogomila Welsh-Ovcharov: Vincent van Gogh, das Skizzenbuch aus Arles • Knesebeck • ISBN: 978-3957280350.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 17


ON ÉCOUTE<br />

Chanson<br />

Vianney<br />

Vianney wurde vor zwei Jahren durch sein erstes Erfolgsalbum Idées blanches bekannt.<br />

Mit diesen elf neuen Chansons offenbart sich der junge Sänger dem Publikum<br />

auf sehr persönliche Weise. In Dumbo erzählt er uns von seiner Kindheit<br />

und in Quand je serai père von seiner Zukunft, während er sich in L’homme et l’âme mit<br />

den Attentaten des 13. November 2015 in Paris beschäftigt. Die gefühlvolle und sehr<br />

gelungene CD bestätigt und rechtfertigt den Stellenwert, den Vianney heute im Bereich<br />

des französischen Chansons innehat. Ein schöner, musikalischer Moment!<br />

Chanson<br />

Véronique Sanson:<br />

Dignes, Dingues, Donc…<br />

Chanson<br />

Patricia Kaas<br />

Véronique Sanson hat eine sehr<br />

charakteristische Stimme, deren Vibrato<br />

man unter allen französischen Sängerinnen<br />

heraushört. Nach einer siebenjährigen<br />

Pause präsentiert sie nun ihr fünfzehntes<br />

Album, auf dem sie mehrere musikalische<br />

Stile vereint. Neben Bossa nova (Et s’il<br />

était une fois) und Jazz (Zéro de conduite,<br />

ein Titel, den sie gemeinsam mit Zaz<br />

interpretiert) findet man darauf auch<br />

melancholische Stücke, beispielsweise<br />

eine ergreifende Hommage an ihre Mutter<br />

(Et je l’appelle encore). Das Album ist eine<br />

Weiterentwicklung des musikalischen<br />

Ausdrucks von Véronique Sanson, ehrlich<br />

und berührend zugleich. Man kann es<br />

wieder und wieder anhören!<br />

Dreizehn Jahre ist es her, seit die deutscheste<br />

aller französischen Künstlerinnen ihr letztes Album<br />

mit neuen Titeln veröffentlicht hat. Man muss<br />

jedoch wissen, dass Patricia Kaas in den letzten<br />

Jahren mit ihrer Tournee zu Ehren von Edith Piaf<br />

(für die sie uns auch ein Interview gegeben<br />

hat, siehe Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 45) kreuz und quer durch die Welt<br />

gereist ist und sich dabei nicht geschont hat: Innerhalb von zwei Jahren<br />

hat sie mehr als 150 Konzerte auf dem ganzen Erdball gegeben. Dies<br />

ging so weit, dass sie zuletzt sogar ein Burn-out-Syndrom erlitt. Heute<br />

ist Patricia Kaas wieder zur Ruhe gekommen und spricht auf dieser<br />

neuen CD sehr ernste Themen wie Inzest (La maison au bord de la mer),<br />

die Ablehnung von Homosexuellen durch ihre Eltern (Le Refuge), die<br />

Attentate des 13. November 2015 in Paris (Le jour et l’heure) und den<br />

Alltag geschlagener Frauen (Cogne) an. Diese Inhalte mögen zwar<br />

sehr schwermütig erscheinen, die Interpretation der Sängerin macht sie<br />

jedoch so bewegend, dass sie den Hörer unweigerlich in Bann ziehen.<br />

Chanson<br />

Volo: Chanson française<br />

Hört man sich das fünfte Album der aus Tours stammenden Brüder Frédéric<br />

und Olivier Volovitch – die Gründer der Gruppe Volo – an, so geht man dabei<br />

das Risiko ein, das eine oder andere Chanson den ganzen Tag vor sich hin zu<br />

summen. Auch auf dieser CD geht es um ernsthafte<br />

Fragen, die Frankreich aktuell bewegen, wie die<br />

Desillusion in Sachen Politik oder die unsichere Zukunft<br />

von Kindern. Volo geht diese Themen jedoch heiter an,<br />

mit einer Art, Dinge zu präsentieren, die auch traurige<br />

Gedanken in eine einmalige Entdeckung verwandeln<br />

– etwas, das nur die Franzosen so beherrschen. Man<br />

kann nicht genug davon bekommen!<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


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ON REGARDE<br />

Drama<br />

Ein starkes Frauenporträt<br />

Nathalie (Isabelle Huppert) ist Philosophielehrerin an einem Pariser Gymnasium<br />

und führt ein ruhiges Leben, bis sie von ihrem Mann verlassen<br />

wird und entdeckt, dass er sie betrogen hat. Jetzt muss sie ihr Leben wieder<br />

ganz neu aufbauen. Man könnte meinen, dass ein Film mit einem solchen Drehbuch<br />

nichts Besonderes ist. Falsch! Die empfindsame Darstellung von Isabelle<br />

Huppert und die sensible Regie von Mia Hansen-Løve, die dafür in Berlin mit<br />

einem mehr als verdienten Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, ziehen einen unweigerlich<br />

in Bann.<br />

Alles was kommt • Frankreich, 2016, 138 min • Originaltitel: L’avenir • Ein Film<br />

von Mia Hansen-Løve mit Isabelle Huppert, André Marcon, Roman Kolinka<br />

u. a. • Sprachen: deutsch/französisch • Ab 10. März <strong>2017</strong> im Handel.<br />

Portrait<br />

Karl Marx einmal anders<br />

Drama<br />

Ein feinfühliger Blick auf ein<br />

aktuelles Thema<br />

Sich als Schriftsteller oder Regisseur an eine Persönlichkeit<br />

wie Karl Marx zu wagen, ist eine riskante Geschichte. Von<br />

allzu großer Nachsicht bis hin zu systematischer Kritik hat man<br />

diesbezüglich schon alles gesehen, nicht immer war es ein<br />

Erfolg. Der aus Haiti stammende, engagierte Schriftsteller und<br />

Regisseur Raoul Peck hat dagegen einen sehr persönlichen<br />

Film realisiert, der viel mehr als « nur eine Filmbiografie » ist: Für<br />

ihn geht es darum, « eine intellektuelle Geschichte, die auch<br />

unsere heutige Zeit noch betrifft, gefühlvoll zu vermitteln ».<br />

Dafür geht er nicht den klassischen Weg, indem er sich für<br />

die gereifte Persönlichkeit mit dem weißen Bart, die wir alle<br />

kennen, interessiert, sondern er zeichnet stattdessen auf<br />

ganz neuartige Weise das Porträt eines zornigen Mannes in<br />

dessen Jugendjahren zwischen 1843 und 1848. Man entdeckt<br />

einen jungen, spontanen, oft arroganten Menschen, der in<br />

Paris einen anderen jungen Mann trifft, der später ebenfalls<br />

berühmt wurde: Friedrich Engels. Gemeinsam wirken sie<br />

entscheidend an der Entstehung der Arbeiterbewegung mit.<br />

Ein etwas anderes Portrait, das zwar<br />

eine bestimmte Leidenschaft für die<br />

Person verrät, trotzdem aber einen<br />

unabdingbaren kritischen Geist<br />

bewahrt.<br />

Der junge Karl Marx • Frankreich-<br />

Deutschland-Belgien, 2016,<br />

118 min • Originaltitel: Le jeune Karl<br />

Marx • Ein Film von Raoul<br />

Peck mit August Diehl, Stefan<br />

Konarske, Vicky Krieps, Olivier<br />

Gourmet u. a. •<br />

Ab 2. März <strong>2017</strong> im Kino.<br />

Das Kino<br />

besitzt die<br />

Stärke, aktuelle<br />

Geschehnisse,<br />

seien sie<br />

auch noch so<br />

schrecklich,<br />

auf distanzierte<br />

und be sänftigende<br />

Art<br />

darzustellen.<br />

Es hat die Fähigkeit, Situationen manchmal aus einem<br />

menschlicheren Blickwinkel zu zeigen und dazu beizutragen,<br />

sie besser zu verstehen. Dies ist bei diesem Film der Fall,<br />

der treffend die Leiden und inneren Dramen beschreibt,<br />

die Familien durchleben, deren Töchter im Internet einen<br />

« Prinzen » kennenlernen, der sie rekrutiert und dazu überredet,<br />

im Namen eines Kampfes, dessen Tragweite sie gar nicht<br />

erfassen können, von heute auf morgen alles hinter sich zu<br />

lassen. Die gut dokumentierte Geschichte lässt uns in ein ganz<br />

aktuelles Thema eintauchen, das berührt und zu denken<br />

gibt. Einen großen Anteil daran haben die beiden jungen<br />

Schauspielerinnen, deren wunderschöne und glaubwürdige<br />

Darstellung uns, fern aller Vorurteile, von Anfang bis zum Ende<br />

in Atem hält. Großes Kino!<br />

Der Himmel wird warten • Frankreich, 2016, 90 min •<br />

Originaltitel: Le ciel attendra • Ein Film von Marie-Castille<br />

Mention-Schaar mit Sandrine Bonnaire, Noémie Merlant,<br />

Naomi Amarger u. a. • Ab 23. März <strong>2017</strong> im Kino.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Theaterverfilmung<br />

Falsche<br />

Vertraulichkeiten<br />

Dokumentationen + Spielfilm<br />

Ein Abend mit Auguste Rodin<br />

Regisseur Luc Bondy<br />

legte mit dieser<br />

Komödie eine spritzige<br />

Neuinszenierung<br />

des Marivaux- Klassikers vor, die mit zwei französischen<br />

Schauspielstars großartig besetzt ist: Isabelle Huppert spielt an<br />

der Seite von Louis Garrel. In falsche Vertraulichkeiten geht es um<br />

einen jungen, mittelosen Mann, Dorante, der eine reiche Witwe<br />

liebt: Araminte. Er verdingt sich bei ihr als Sekretär. Aramintes<br />

Diener Dubois versucht mit allen Mitteln, seine Herrin für Dorantes<br />

Liebesglück zu gewinnen und inszeniert mit größter Sorgfalt eine<br />

Intrige, die schließlich dazu führt, dass sich die Witwe in den<br />

jungen Habenichts verliebt.<br />

Theaterverfilmung von Luc Bondy, mit Isabelle Huppert,<br />

Louis Garrel, Bernard Verley u.a. • Frankreich 2015,<br />

82 Min. • Donnerstag, 9. März <strong>2017</strong>, 23.35 Uhr<br />

Dokumentation<br />

Der erstaunliche<br />

Monsieur Piccoli<br />

Michel Piccoli war<br />

ein extravaganter<br />

Schauspieler, der in seiner<br />

siebzigjährigen Theater,<br />

TV- und Kinokarriere<br />

immer wieder für<br />

Überraschungen sorgte.<br />

Er gehörte zur Clique um Luis Buñuel, Marco Ferreri und<br />

Claude Sautet und gab seinen Werken immer auch eine<br />

politische Dimension. Das Portrait eines bescheidenen<br />

Ausnahmetalents.<br />

Von seinen Künstlerkollegen hoch gelobt, von der<br />

Mehrheit unverstanden: Auguste Rodin. Der Bildhauer<br />

läutete Ende des 19. Jahrhunderts das Zeitalter der<br />

modernen Plastik und Skulptur ein. Mit seinen Werken<br />

brach er mit den glatten, erstarrten Schönheitsidealen.<br />

Zwei Doku men tationen in Erstausstrahlung blicken<br />

anlässlich seines<br />

100. Todestages auf<br />

das Genie Rodin.<br />

Inspiration fand der<br />

Künstler vor allem bei<br />

seiner Muse Camille<br />

Claudel – ARTE zeigt<br />

den gleichnamigen<br />

Spielfilm von Bruno<br />

Nuytten.<br />

Rodin – Wegbereiter der Moderne •<br />

Dokumentation von Claire Duguet • Frankreich<br />

2015, 52 Min. Sonntag, 2. April <strong>2017</strong>, 17.30 Uhr<br />

Camille Claudel<br />

Sie ist Geliebte, Mitarbeiterin und Muse von Auguste<br />

Rodin: die Bildhauerin Camille Claudel. Aber es gelingt ihr<br />

nicht, aus dem Schatten Rodins herauszutreten. Sie leidet<br />

unter seinen ständigen Frauengeschichten und endet<br />

schließlich allein gelassen in einer Nervenheilanstalt.<br />

Spielfilm von Bruno Nuytten, mit Isabelle Adjani,<br />

Gérard Depardieu u.a. • Frankreich 1988, 100<br />

Min. • Sonntag, 2. April <strong>2017</strong>, 20.15 Uhr<br />

Auguste Rodin und sein Höllentor<br />

Dokumentation von Bruno Aveillan • Frankreich<br />

2015, 60 Min. Sonntag, 2. April <strong>2017</strong>,21.55 Uhr<br />

Dokumentation von Yves Jeuland • Frankreich<br />

2016, 60 Min. Sonntag, 14. Mai <strong>2017</strong>, 21.55 Uhr<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 21


ON SURFE<br />

Produkte<br />

Den besten Käse direkt ins Haus<br />

Alexandre, Laurent und Matthieu sind drei junge<br />

Männer, die sich schon immer für Gastronomie und<br />

regionale Produkte begeistert<br />

haben. 2014 hatten die Freunde<br />

die Idee, ein bahnbrechendes Startup<br />

zu gründen und den Onlinevertrieb<br />

von Käse in Frankreich aufzuziehen.<br />

Es ging ihnen dabei nicht<br />

nur darum, Käse anzubieten, sondern<br />

auch die Arbeit guter Produzenten<br />

und lokaler Käsehändler aufzuwerten.<br />

Drei Jahre später versendet<br />

Tentation fromage Käse in alle europäischen<br />

Länder, die gewünschten<br />

Sorten kann man auf der Website<br />

wie in einem Käsegeschäft auswählen. Die Lieferung erfolgt<br />

dabei unter optimalen Bedingungen: Der Käse wird im letzten<br />

Moment aufgeschnitten, separat in spezielles Papier verpackt<br />

und in Isolierbehältern verschickt, wie sie auch für den<br />

Versand von Medikamenten verwendet werden und in denen<br />

eine konstante Temperatur von 4° C gewährleistet ist.<br />

Unser Tipp: die Box Découverte (eine<br />

Auswahl an vier Käsesorten mit<br />

einem Gesamtgewicht von 600 bis<br />

800 Gramm) oder die Box Expert<br />

(sechs Käsesorten mit einem Gesamtgewicht<br />

von 1100 bis 1200<br />

Gramm). Für einen Preis ab rund 20<br />

Euro kann man sich so durch die von<br />

Tentation fromage getroffene Zusammenstellung<br />

überraschen lassen. Der<br />

Käse kommt in einwandfreiem Zustand<br />

an, als hätte man ihn vor Ort<br />

in einer guten Käsehandlung gekauft.<br />

Man hat die Garantie, sorgfältig ausgewählte Produkte<br />

in einer sehr guten Qualität zu erhalten sowie interessante<br />

und manchmal sogar originelle Entdeckungen zu machen!<br />

www.tentationfromage.fr<br />

Besichtigung<br />

Was tun<br />

in Paris?<br />

Wenn man sich<br />

nur einige Tage<br />

in einer fremden<br />

Stadt aufhält, ist<br />

es nicht immer<br />

einfach, schnell in<br />

Erfahrung zu bringen, welche Ausstellungen, Konzerte und<br />

anderen Veranstaltungen gerade stattfinden, die man<br />

nicht versäumen sollte. Um diesem Problem abzuhelfen, hat<br />

die Stadt Paris vor einigen Jahren die Website Que faire à<br />

Paris konzipiert. Sie wurde soeben vollkommen überarbeitet<br />

und präsentiert nun in einem klaren, übersichtlichen<br />

Layout eine geschickt ausgewählte Mischung aus<br />

unumgänglichen und ungewöhnlichen Veranstaltungen,<br />

die sich sowohl an Pariser als auch an Touristen richten.<br />

Gleichzeitig ist dies eine sehr gute Möglichkeit, um den<br />

einen oder anderen heißen Tipp für ein für Konzert oder<br />

eine Abendveranstaltung in einer der rund 4000 Bars der<br />

Hauptstadt ausfindig zu machen.<br />

Recht<br />

Entschädigung für Fluggäste<br />

Indemniflight ist ein französisches Start-up mit Sitz in Paris, das Fluggäste,<br />

die Opfer von Verspätungen, Überbuchungen oder Flugannullierungen<br />

geworden sind, darin unterstützt, so schnell wie möglich von der<br />

jeweiligen Fluggesellschaft, die zustehende Entschädigung zu erhalten.<br />

Mit der Plattform in französischer und englischer Sprache spricht das<br />

Unternehmen Passagiere in der gesamten Europäischen Union an.<br />

Es bietet allen Reisenden, deren Transportvertrag – gleichgültig mit<br />

welcher Fluggesellschaft – nicht eingehalten wurde, einen innovativen<br />

und schnellen Service. Die Inanspruchnahme dieser Dienstleistung ist<br />

ganz einfach und dauert nur wenige Minuten: Man gibt auf der Website<br />

indemniflight.com seine Flugnummer sowie das Datum des Fluges ein.<br />

Die Juristen des Unternehmens kümmern sich dann um die Begründung<br />

der Ansprüche und deren Durchsetzung (durch gütliche Einigung oder<br />

auf juristischem Wege) gegenüber der Fluggesellschaft. Indemniflight<br />

erhält eine Provision in Höhe von 25 %,<br />

bezieht diese Vergütung aber nur,<br />

wenn tatsächlich eine Entschädigung<br />

(zwischen 250 und 600 Euro, gemäß<br />

der europäischen Gesetzgebung)<br />

gezahlt wird.<br />

quefaire.paris.fr<br />

www.indemniflight.com<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Das 5-Sterne-Hotel Bourtheroulde, das einzige seiner Kategorie<br />

in Rouen, besticht durch eine interessante Mischung<br />

aus Klassik und Moderne und bietet einen idealen<br />

Ausgangspunkt für Ihren Besuch in der Altstadt.<br />

Es ist geprägt vom Rhythmus seiner Architektur, in dem<br />

sich Kunst und Kultur vereinen. Diese besondere Architektur<br />

schmückt ehrwürdige Plätze von Rouen, so den<br />

Platz des Alten Marktes, die große Uhr, die Kathedrale,<br />

das Museum für schöne Künste und vieles mehr.<br />

Das Hotel liegt am Place de la Pucelle ganz in der Nähe<br />

des historischen Zentrums in nur 6 Minuten Entfernung<br />

vom Bahnhof. Es ist damit eine Zugstunde von Paris entfernt<br />

und befindet sich außerdem an der Kreuzung wichtiger<br />

europäischer Autobahnen.<br />

Sie haben genug Zeit für geschäftliche Tätigkeiten oder<br />

Momente der Muße, denn das Hotel bietet Ihnen direkt<br />

vor Ort einzigartige Bedingungen, um effektiv arbeiten<br />

und auch genussvoll entspannen zu können.<br />

15 Place de la Pucelle · 76000 Rouen<br />

+33 (0)2 35 14 50 32<br />

www.hotelsparouen.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Wandern auf den Spuren der Hugenotten<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme<br />

Vorherige Doppelseite: Der Wanderweg in der Gegend der Abbaye de Valcroissant.<br />

Oben: Das Dorf Le Poët-Laval und das Musée du Protestantisme Dauphinois.<br />

Nachdem Ludwig XIV. 1685 das Edikt von<br />

Nantes aufgehoben hatte, sind im Verlauf<br />

mehrerer Jahrzehnte rund 200 000 Protestanten<br />

aufgrund ihrer religiösen Verfolgung<br />

aus Frankreich geflohen. Vor allem in der<br />

Dauphiné lebten viele Protestanten. Bei ihrer<br />

Flucht orientierten sie sich vorwiegend in<br />

Richtung Schweiz und Deutschland. Der länderübergreifende<br />

Fernwanderweg GR965<br />

Sur les pas des Huguenots folgt auf einer Länge<br />

von 1800 Kilometern, von Le Poët-Laval in<br />

der Drôme bis ins deutsche Bad Karlshafen,<br />

der historischen Route dieses Exils. 374 Kilometer<br />

der Strecke liegen in Frankreich und<br />

durchqueren die Departements Drôme,<br />

Isère, Savoie und Haute-Savoie. Auf dem in<br />

der Drôme gelegenen Abschnitt (knapp 100<br />

Kilometer, aufgeteilt in sieben Teilstrecken),<br />

den wir Ihnen hier vorstellen, kann man auf<br />

angenehme Art und Weise die wunderschöne<br />

Landschaft der Region Rhône-Alpes und<br />

einen großen Teil des geschichtlichen Kulturerbes<br />

der Hugenotten entdecken.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


1. Etappe: Le Poët-Laval / Dieulefit<br />

5,8 km, ca. 1,5 Stunden<br />

Höhenunterschied: 171 m Steigung, 164 m Gefälle<br />

Le Poët-Laval gehört nicht nur zu den Plus beaux villages<br />

de France, sondern ist auch ein wichtiger Ort in<br />

der Geschichte des Protestantismus in Frankreich.<br />

Deshalb startet der Fernwanderweg GR965 in diesem<br />

Dorf. Hier befindet sich das sehr interessante Musée du<br />

Protestantisme Dauphinois, in dem man unter anderem erfährt,<br />

zu welcher List die Protestanten greifen mussten, um<br />

ihre Religion im Geheimen praktizieren zu können. Die<br />

protestantische Kirche des Dorfes wurde im 17. Jahrhundert<br />

erbaut und diente den Dorfbewohnern gleichzeitig als<br />

« Gemeindehaus ». Dieser Tatsache verdankt sie es, dass sie<br />

nach der Aufhebung des Edikts von Nantes nicht zerstört<br />

wurde. Heute ist sie nicht nur eine der ältesten reformierten<br />

Kirchen der Dauphiné, sondern auch eine der drei vor 1685<br />

erbauten reformierten Kirchen Frankreichs, die der Zerstörungskampagne<br />

vor und nach der Aufhebung des Edikts<br />

von Nantes entgangen sind. Die beiden<br />

anderen Kirchen befinden sich in<br />

Collet-de-Dèze (Departement Lozère)<br />

sowie in Velaux (Departement<br />

Bouches-du-Rhône). Der Weg bis<br />

Dieulefit weist keine besonderen<br />

Schwierigkeiten auf. Man entdeckt<br />

auf der Strecke ein nettes Tal, das<br />

im Wesentlichen aus einer kahlen<br />

Prärielandschaft besteht. Vor dem<br />

Exil, Ende des 17. Jahrhunderts,<br />

hatte es in dieser Gegend dagegen<br />

sehr viele Wälder gegeben,<br />

bevor sich dann zahlreiche<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme<br />

Die romanische Kirche von Comps.<br />

Töpfer hier niederließen, die Holz für ihre Brennöfen benötigten.<br />

Schäfer mit ihren Ziegenherden taten in der Folge<br />

ein Übriges dazu, das Nachwachsen der Vegetation zu<br />

verhindern. Heute ist diese Region immer noch für ihre<br />

Töpferwaren und den Ziegenkäse (beispielsweise den köstlichen<br />

Picodon) berühmt.<br />

2. Etappe: Dieulefit / Bourdeaux<br />

15,5 km, ca. 5,5 Stunden<br />

Höhenunterschied: 681 m Steigung,<br />

664 m Gefälle<br />

Das Dorf Dieulefit besitzt sowohl eine evangelische<br />

als auch eine katholische Kirche, die jedoch beide in<br />

der Vergangenheit regelmäßig von Anhängern der<br />

jeweils anderen Konfession zerstört wurden. Heute ist<br />

es vor allem für seine rund 40 Töpferateliers bekannt,<br />

die qualitativ hochwertiges Kunsthandwerk herstellen.<br />

Weniger bekannt ist, dass der Ort oft Menschen<br />

auf der Flucht aufnahm: Ab 1930 waren es Italiener,<br />

die zunächst vor der Krise, dann vor dem Faschismus<br />

flüchteten; zwischen 1937 und 1939 kamen Spanier,<br />

die vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land flohen;<br />

zwischen 1940 und 1943 suchten schließlich<br />

zahlreiche Juden, politisch Verfolgte und Intellektuelle<br />

hier Unterschlupf … Auf dem Weg nach Bourdeaux kann<br />

man die wunderschöne romanische Kirche von Comps<br />

besichtigen, in der um 1600 sowohl der Pfarrer als auch<br />

der Pastor ihre Gottesdienste abhielten.<br />

3. Etappe: Bourdeaux / La Chaudière<br />

13,8 km, ca. 5,5 Stunden<br />

Höhenunterschied: 890 m Steigung, 319 m Gefälle<br />

Bourdeaux ist ein nettes kleines Dorf, welches das Vallée<br />

du Roubion überragt. Es besitzt die größte<br />

protestantische Kirche des Departements,<br />

die für sich alleine betrachtet<br />

bereits sehr gut die Problematik der<br />

Religion in der damaligen Zeit illustriert:<br />

Sie wurde im 18. Jahrhundert<br />

als katholische Kirche begonnen und<br />

1806 als protestantische Kirche vollendet.<br />

Auf dem Weg in Richtung<br />

Chaudière erblickt man hier und<br />

da winzige, manchmal mit einer<br />

Mauer umgebene Parzellen, in denen<br />

oft ein Baum steht. Es handelt<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme<br />

sich dabei um sogenannte « Familienfriedhöfe ». Auch<br />

nach der Aufhebung des Edikts von Nantes blieben viele<br />

Protestanten ihrem Glauben treu und weigerten sich, auf<br />

dem Gemeindefriedhof bestattet zu werden. Sie zogen es<br />

stattdessen vor, sich auf ihrem eigenen Grund und Boden<br />

beerdigen zu lassen. Davon zeugt diese Landschaft noch<br />

heute.<br />

4. Etappe: La Chaudière / Rimon-et-Savel<br />

16,9 km, ca. 5,5 Stunden<br />

Höhenunterschied: 1177 m Steigung,<br />

1161 m Gefälle<br />

Auf diesem etwas sportlicheren Streckenabschnitt<br />

realisiert man, dass es für die Hugenotten<br />

wichtig war, immer die kürzeste Wegstrecke<br />

zu wählen. Der Weg führt über einen in 1047<br />

Meter Höhe gelegenen Pass, den Col de la<br />

Chaudière, von dem aus man einen herrlichen<br />

Panoramablick auf die Umgebung genießen<br />

kann. Er stellt die Grenze zwischen dem Vallée<br />

de la Drôme und dem Vallée du Roubion dar.<br />

Die Hugenotten hätten natürlich<br />

auf der Flucht auch dem Verlauf<br />

der Täler folgen können. Doch die<br />

Strecke über den Pass war kürzer und eindeutig<br />

schneller für sie. Visuell lässt sich dies auf dem<br />

Scheitelpunkt des Passes sehr gut nachvollziehen.<br />

5. Etappe: Rimon-et-Savel / Die<br />

17,8 km, ungefähr 5 Stunden<br />

Höhenunterschied: 671 m Steigung,<br />

1255 m Gefälle<br />

Diese Etappe startet in dem kleinen Dorf Rimon-et-<br />

Savel, das einen der schönsten Aussichtspunkte in der Region<br />

bietet. Es liegt auf knapp 1000 Meter Höhe, und man<br />

sieht von dort sogar den Mont Ventoux. Kein Zweifel, hier<br />

wird die Drôme immer gebirgiger. Die Strecke weist keine<br />

besonderen Schwierigkeiten auf, bis Die geht es oft bergab.<br />

Diese Stadt war eine Hochburg des Protestantismus<br />

und besaß von 1604 bis 1684 eine international renommierte<br />

protestantische Akademie. Nach der Aufhebung<br />

des Edikts von Nantes wurde das Gebäude (die heuti-<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Links: Ankunft in Die. Die Stadt ist eine Hochburg des Protestantismus in dieser Region.<br />

Oben: In der Abbaye de Valcroissant gibt es heute einen landwirtschaftlichen Betrieb und eine Ferienwohnung.<br />

ge École Notre Dame) jedoch in ein katholisches Institut<br />

umgewandelt. Man kann Die unmöglich verlassen, ohne<br />

seine Spezialität, den prickelnden Schaumwein Clairette,<br />

probiert zu haben.<br />

6. Etappe: Die / Valcroissant<br />

7,6 km, ungefähr 2 Stunden<br />

Höhenunterschied: 695 m Steigung, 398 m Gefälle<br />

Diese relativ kurze Etappe bietet Gelegenheit, die<br />

Abbaye de Valcroissant zu entdecken. Die ehemalige Zisterzienserabtei<br />

aus dem 12. Jahrhundert wurde durch die<br />

Religionskriege im 16. Jahrhundert in den Ruin getrieben<br />

und nach der Revolution glücklicherweise in ein Landgut<br />

umgewandelt. Ein Landwirtschaftsbetrieb mit Schafen<br />

existiert noch heute, ebenso eine Ferienwohnung. Eine<br />

Besichtigung ist möglich.<br />

7. Etappe: Valcroissant / Châtillon-en-Diois<br />

11,6 km, ungefähr 4 Stunden<br />

Höhenunterschied: 880 m Steigung, 896 m Gefälle<br />

Der Weg von Valcroissant nach Châtillon-en-Diois<br />

ist relativ einfach zu bewältigen. Auf der Strecke gibt<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme<br />

Das Dorf Châtillon-en-Diois mit seinen engen Gässchen liegt an einem Berghang. Das Tal unterhalb des Dorfes wird von Reben dominiert.<br />

Wie bereitet man die Wanderung vor?<br />

Der gesamte Fernwanderweg GR965 ist auf der sehr informativen<br />

Website www.surlespasdeshuguenots.eu/de beschrieben. Dort<br />

findet man Informationen über die verschiedenen Etappen,<br />

den jeweiligen Schwierigkeitsgrad, das auf der Strecke<br />

liegende Kulturerbe sowie die in den jeweiligen Dörfern<br />

und Städten angebotenen Leistungen. Mit dieser Hilfe lässt<br />

sich die geplante Wanderung optimal vorbereiten. Für jede<br />

Etappe kann man kostenlos ein « Routenblatt » herunterladen,<br />

das eine Karte und die notwendigen Details enthält. Auf der<br />

Website werden auch Ansprechpartner für Auskünfte sowie<br />

Anbieter von organisierten Wanderungen genannt. Darüber<br />

hinaus gibt es ein sehr nützliches « Forum der Wanderer »,<br />

auf dem man seine Erfahrungen teilen kann. Für diejenigen,<br />

die sich lieber mit dem Fahrrad fortbewegen, wird auf www.<br />

surlespasdeshuguenots.eu/topo-velo-route.htm eine Strecke<br />

beschrieben, die dem GR965 so nahe wie möglich folgt. Für sie<br />

stehen ebenfalls detaillierte Übersichtsblätter zur Verfügung,<br />

zurzeit allerdings nur in französischer Sprache.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


ablesonne<br />

A83<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

A6/E15<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A83<br />

Poitiers<br />

Saint-Sigismond<br />

Cluny<br />

ontalivet<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

es mehrere schöne Aussichtspunkte mit<br />

Blick auf ein Tal, in dem Reben dominieren.<br />

Das Dorf Châtillon-en-Diois liegt<br />

eingebettet zwischen Befestigungsmauern<br />

und stellt ein weitläufiges<br />

Labyrinth an engen und schattigen<br />

Angoulême<br />

Gässchen dar, deren Kühle im Sommer<br />

willkommen ist. Offenbar kamen<br />

Protestanten und Katholiken hier nach<br />

E602/A837<br />

Limoges<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

der Aufhebung des Edikts<br />

von Nantes besser miteinander<br />

aus als anderswo: Die<br />

protestantische Kirche wurde<br />

Clermont-<br />

A72/E70<br />

Ferrand zwar 1683 zerstört, die Bewohner beschlossen<br />

Lyon<br />

A89/E70 jedoch<br />

Puy<br />

während<br />

de Dôme<br />

der Revolution, sie auf Kosten<br />

der Gemeinde, A75/E11 die bereits 1688 die Kosten A43/E70 für<br />

le Mont-Dore<br />

die aktuelle katholische Kirche übernommen<br />

hatte, wieder aufzubauen … St.-Etienne<br />

Cham<br />

Périgueux<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

A89/E70 Le Pescher<br />

E5/A10<br />

<br />

Le Pöet-Laval liegt 24 km östlich Souillac von sur Der nächste Saillac SNCF-Bahnhof, der ans<br />

Dordogne<br />

Porge<br />

Montélimar. Diese Stadt liegt direkt<br />

TGV-Netz angeschlossen<br />

Aurillac<br />

ist, liegt im<br />

Bordeaux<br />

an der A7. Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac 24 km entfernten Montélimar.<br />

Rocamadour<br />

Ferret<br />

A52/E72<br />

A20/E9<br />

Le Poët-Laval …<br />

… Berlin 1460 km … Hamburg 1366 km<br />

… Köln 938 km … München 896 km<br />

Musée du protestantisme Dauphinois<br />

25, rue de l’Ancien Temple<br />

Vieux Village<br />

izan<br />

… Wien 1348 km … Zürich 593 km<br />

26160 Le Poët-Laval<br />

Telefon: +33 (0)4 75 46 46 33<br />

E5-E70/A63<br />

In Marseille (173 km) und Lyon (192 km)<br />

www.<br />

befinden sich die nächsten Flughäfen,<br />

museeduprotestantismedauphinois.<br />

A75/E11<br />

France<br />

Bayonne<br />

A64/E80<br />

Pau<br />

von denen es Direktverbindungen in<br />

den deutschsprachigen Raum gibt.<br />

com<br />

Lodève<br />

Toulouse www.surlespasdeshuguenots.eu/de<br />

www.ladrometourisme.com/de/<br />

Bézier<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Nîmes<br />

A9/E15<br />

Montpellier<br />

A7/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Valence<br />

Crest<br />

A49/E713<br />

Le Poët-Laval<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Châtillonen-Diois<br />

A7/E15<br />

A51/E712<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Die<br />

Marseille<br />

Apt<br />

A52<br />

Gre<br />

A50<br />

Spanien<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42: Drôme-Tal<br />

Ein Geheimtipp zwi schen Pro vence und<br />

Alpen<br />

Andorra<br />

Das Drôme-Tal ist ein Ort für Kenner. Die<br />

meisten rasen entweder<br />

westlich vom Tal über die<br />

Rhône-Tal-Autobahn gen<br />

Süden oder erkunden<br />

östlich davon die Alpen<br />

rund um Gap. Dabei<br />

zeigt das Drôme-Tal, was<br />

zwei wunderschöne<br />

Landschaften, die<br />

Provence und die Alpen, gemeinsam<br />

als Höchstleistung hervorbringen können. Mit Berggipfeln<br />

und Lavendelfeldern verwöhnt das Tal selbst anspruchsvolle<br />

Touristen. Ein echter Geheimtipp, der jedoch eine große Gefahr<br />

birgt: Wer einmal im Drôme-Tal war, will unter Umständen nie<br />

mehr nach Hause.<br />

France<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46: Montélimar & Umgebung<br />

Perpignan Eine Reise zwischen gestern und morgen<br />

Collioure<br />

Céret<br />

(24 km entfernt)<br />

Das De parte ment Drôme ist eine Region des<br />

Spanien<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Über gangs: von den hohen<br />

Bergen des Vercors-Massifs<br />

und der Alpen zu den sanften<br />

Hügeln im Departement Vaucluse,<br />

von schneebedeckten<br />

Gipfeln mit alpiner Flora zu<br />

Obstplantagen, Oliven hainen<br />

und Lavendelfeldern. In dieser<br />

Land schaft liegen Montélimar,<br />

eine Klein stadt, die sich gerade neu erfindet und das neue Zentrum<br />

der Gegend werden will, sowie einige wunderschöne Dörfer, die<br />

unbedingt einen Besuch lohnen. Eine 90 Kilo meter lange Rundreise<br />

zwischen mit tel al ter lichen Gemäuern und zeitgenössischen<br />

Architekturprojekten.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 33


Baie de Somme<br />

EINE BEEINDRUCKENDE<br />

REISE (TEIL 1)


Abbaye de<br />

Saint-<br />

Riquier


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Die Baie de Somme ist eine magische Gegend.<br />

Es ist einer der seltenen Plätze, wo der<br />

Blick noch ungehindert um 360 Grad schweifen<br />

kann und lediglich durch einige Boote<br />

oder die vielen Vögel abgelenkt wird, die<br />

gewöhnlich hier ihren Vogelzug für eine kurze<br />

Pause unterbrechen. Zu Recht ist dies ein<br />

wichtiger touristischer Anziehungspunkt in<br />

der Region Hauts-de-France. Weniger bekannt<br />

ist jedoch, dass sich nur wenige Dutzend<br />

Kilometer von hier, etwas weiter im Landesinneren,<br />

ein ebenso beeindruckender,<br />

erholsamer und einzigartiger Ort verbirgt. Ein<br />

Ort, an dem es seltsamerweise um einen zertrümmerten<br />

Schädel, um ein Pergament, das<br />

die Geburt der französischen Sprache markiert,<br />

um eine wundersame Quelle, die den<br />

Königen besondere Fähigkeiten verlieh, um<br />

die Fundamente Europas und um einen Dirigenten<br />

mit internationalem Ruf geht, der<br />

während seines Musikfestivals eigenhändig<br />

die Blumen für die Sträuße schneidet, die<br />

nach dem Konzert den Musikern überreicht<br />

werden. Ein Ort, der seit Jahrhunderten kleine<br />

Geschichten und große Geschichte<br />

schreibt. Dieser Ort, das ist die Abbaye de<br />

Saint-Riquier.<br />

Diese Geschichte ist fast unglaublich. In einem Film<br />

erzählt würde man sie vermutlich nicht<br />

«<br />

glauben.<br />

Und doch ist sie wahr. Ich versichere Ihnen, dass<br />

sie sich genau so zugetragen hat, als ich hier angefangen<br />

habe. Lassen Sie mich erzählen …» Im Juli 2016 trafen wir<br />

Anne Potié, die Leiterin der Abbaye de Saint-Riquier, einer<br />

Abtei, die <strong>62</strong>5 gegründet wurde und aus der Karl der<br />

Große eines der bedeutendsten religiösen, intellektuellen<br />

und kulturellen Zentren Europas machen wollte. Diese<br />

Stätte, die also eine prestigeträchtige und ernstzunehmende<br />

Vergangenheit aufzuweisen hat, ist heute im Besitz des<br />

Departements Somme. Aufmerksam und sehr neugierig<br />

lauschen wir den Erzählungen der Leiterin.<br />

« Es war im November 2011, nur wenige Monate<br />

nachdem ich die Stelle als Leiterin der Abtei angetreten<br />

hatte. Ich wollte in das Ambiente des Ortes eintauchen<br />

und hatte eine Dame aus dem Dorf, die die Abtei sehr gut<br />

kannte, gebeten, mich bei der Besichtigung vom Keller bis<br />

zum Giebel – immerhin einer Fläche von rund 10 000 m²<br />

– zu begleiten. Wir durchquerten gerade den Speicher unter<br />

dem riesigen Dachstuhl, als mein Fuß im Halbdunkel<br />

gegen einen Karton stieß, der inmitten von Schutt und<br />

Staub dastand. Darin befand sich ein Plastiksack, den ich<br />

vorsichtig im Licht meiner Taschenlampe öffnete … und<br />

in dem ich eine unglaubliche Entdeckung machte: Zum<br />

Vorschein kam ein teilweise zertrümmerter menschlicher<br />

Schädel. An ihm hing ein kleines Etikett, auf dem ich<br />

das Wort « Nithard » entziffern konnte. Beim Anblick des<br />

Namens stieß meine Begleiterin einen Aufschrei aus und<br />

rief: « Nithard? Aber das ist ja unglaublich! Sie haben ihn<br />

gefunden! » Damals wusste ich noch nicht, dass ich bei<br />

diesem zufälligen Stoß den Schädel des Enkels Karls des<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

Großen gefunden hatte und dass dieser Nithard in Saint-<br />

Riquier als wahrer Held galt, vor allem aber als der erste<br />

Schriftsteller, der in französischer Sprache geschrieben<br />

hat … Für mich war dies ein klares Zeichen: Wir mussten<br />

alles daransetzen, diese Abtei mit ihrer so glorreichen und<br />

zum Großteil in Vergessenheit geratenen Vergangenheit<br />

wieder mit Leben zu füllen. Wir mussten ihre unglaubliche<br />

Geschichte so gut es ging mit anderen teilen. »<br />

Wenn Anne Potié von dieser Entdeckung erzählt – die<br />

sie verständlicherweise heute immer noch bewegt – und<br />

dabei von einer « glorreichen und in Vergessenheit geratenen<br />

Vergangenheit » spricht, so tut sie dies mit Fug und<br />

Recht. Außer einigen spezialisierten Historikern und leidenschaftlichen<br />

Sprachwissenschaftlern wissen nur sehr<br />

wenige Franzosen, was sich hier ereignet hat und was es<br />

mit der Geschichte um Nithard auf sich hat. Beim Besuch<br />

dieser Abtei, die abgelegen in dem kleinen Dorf Saint-<br />

Riquier liegt, haben wir erfahren, dass diese Stätte und<br />

diese unbekannte Persönlichkeit jedoch nicht nur sehr eng<br />

mit der Geschichte Frankreichs, sondern sogar mit der<br />

Geschichte Europas verknüpft sind. Die Reise wird uns<br />

noch lange eindrucksvoll im Gedächtnis bleiben …<br />

Saint-Riquier, die Abtei allen Wissens<br />

Wenn man sich der Abtei vom winzigen Dorf Saint-<br />

Riquier aus nähert und sie hinter einer Kurve dann<br />

zum ersten Mal erblickt, erhält man fast einen visuellen<br />

Schock, so beeindruckend ist ihre Größe. Aber das ist<br />

nichts Neues, das war quasi schon immer so gewesen, seit<br />

sie, vor langer Zeit, im Jahre <strong>62</strong>5 gegründet worden war.<br />

Und das, obwohl die monumentale Abtei im Laufe der<br />

Jahrhunderte 18 Mal erbaut und 17 Mal wieder zerstört<br />

wurde … Immer hat sie diejenigen, die sich ihr genähert<br />

haben, beeindruckt. Den größten Anteil daran hatte<br />

vermutlich Karl der Große (ca. 742-814). Als er 790 beschloss,<br />

die Abtei neu zu gründen, war es sein Wunsch,<br />

sie zu einer der schönsten, größten und bedeutendsten<br />

seines Königreiches zu machen. Sie sollte, seiner Aussage<br />

nach, einen « besonderen Glanz » ausstrahlen. Er war einer<br />

der Ersten, der sich ihrer Bedeutung bewusst war, vor allem<br />

aber ihrer strategischen Platzierung. Heute kann man<br />

es zwar kaum glauben, da das Wasser der Baie de Somme<br />

rund 20 Kilometer entfernt ist, aber zu Zeiten Karls des<br />

Großen, war das Dorf Saint-Riquier ein Hafen am Meer,<br />

der für den König in Sachen Handel und Überwachung<br />

der Küste sehr nützlich war. Ende des 6. Jahrhunderts<br />

Vorhergehende Seiten: Blick vom 50 m hohen<br />

Turm auf das Dach der Abtei; die Fassade ist<br />

ein Schmuckstück gotischer Architektur.<br />

Links: Das alljährlich im Juli stattfindende Festival de<br />

l’Abbaye zieht viele Freunde von klassischer Musik und<br />

Jazzmusik an und sorgt für Leben im Dorf. Der Schauspieler<br />

Paul Christiani, der aus dem Ort stammt, verkündet<br />

jeden Abend das Programm im lokalen Dialekt, um<br />

bei den Besuchern Hemmschwellen abzubauen.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

Interview mit Hervé Niquet, seit 2014 Dirigent und künstlerischer<br />

Leiter des Musikfestivals der Abbaye de Saint-Riquier<br />

Hervé Niquet, Sie sind international renommiert und reisen<br />

im Rahmen Ihrer Tätigkeit durch die ganze Welt, um<br />

die größten Orchester und Chöre in den besten Konzertsälen<br />

der Erde zu dirigieren. Weniger bekannt ist, dass Sie jedes<br />

Jahr im Juli in den hintersten Winkel der Picardie, in die<br />

Abbaye de Saint-Riquier kommen, um<br />

das Musikfestival hier zu leiten. Warum<br />

tun Sie das?<br />

Lassen Sie mich dazu eine kleine<br />

Anekdote erzählen: Ich habe<br />

Anne Potié kennengelernt, als sie<br />

in Istanbul arbeitete (Anm. d. Red.:<br />

Anne Potié leitete ab 2008 das Institut<br />

Français in Istanbul). Sie hatte mich<br />

darum gebeten, mit dem « Concert<br />

Spirituel », einem Ensemble, das<br />

ich immer noch dirigiere, dort ein<br />

Konzert zu geben. Bei dieser Gelegenheit<br />

haben wir Bekanntschaft<br />

geschlossen. Einige Zeit später rief<br />

sie mich an, und bot mir die künstlerische<br />

Leitung des Musikfestivals<br />

an, das seit 1985 in der Abbaye de<br />

Saint-Riquier stattfindet. Sie war<br />

fast ein bisschen überrascht, dass<br />

ich gleich akzeptiert habe. Sie<br />

wusste damals nicht, dass ich hier<br />

aus der Gegend stamme: Ich bin in<br />

Abbeville, nur wenige Kilometer<br />

von Saint-Riquier entfernt, geboren.<br />

Zwangsläufig fühle ich mich hier<br />

fast wie zu Hause …<br />

Sowohl die Künstler als auch das<br />

Publikum, alle spüren hier, dass das<br />

Festival eine besondere Atmosphäre<br />

ausstrahlt. Man fühlt sich wohl …<br />

In der Tat, und das ist so gewollt.<br />

Ich fühle mich wohl an diesem Ort,<br />

und ich mag die Menschen, die hier<br />

leben. Warum sollte ich also diese Atmosphäre verändern?<br />

Im Gegenteil. Die Musik ist für mich nur ein<br />

Vorwand, um Menschen zu begegnen, um mich gut zu<br />

fühlen. Sie darf nicht elitär sein. Ganz und gar nicht.<br />

Ich vergesse niemals, woher ich stamme: Mein Vater<br />

hütete hier Kühe, warum sollte ich hier den elitären<br />

Maestro spielen? Das ergäbe keinen Sinn! Ich weiß,<br />

dass es für viele Bewohner der Region nicht selbstverständlich<br />

war, hierher in ihre Abtei zu kommen, um<br />

ein Klassikkonzert zu besuchen. Die Tatsache, dass<br />

ich einer von ihnen bin, dass ich Picard (Anm. d. Red.:<br />

den lokalen Dialekt) spreche, hat sie beruhigt. Dadurch<br />

haben sie nicht nur eine neue Welt, nämlich die der<br />

Musik, sondern auch ihr lokales Kulturerbe entdeckt.<br />

Heute sind sie stolz darauf, was aus<br />

der Abtei geworden ist.<br />

Die Künstler – rund 500 in jedem<br />

Jahr – die während des Festivals hier<br />

auftreten, unterliegen offensichtlich<br />

ebenfalls dem Charme und der Atmosphäre<br />

des Ortes …<br />

Ja, und das freut mich sehr. Die<br />

Künstler wissen, dass ich in Bezug<br />

auf die Qualität ihrer Arbeit sehr<br />

anspruchsvoll bin und dass das<br />

Festival einen guten Ruf hat. Und<br />

doch sind sie weniger gestresst als<br />

anderswo. Oft erlebe ich, dass sie<br />

richtig Lust darauf haben, wiederzukommen.<br />

Ich spüre, dass es ihnen<br />

wirklich Spaß macht, hier aufzutreten.<br />

Es gibt keine Einzellogen<br />

oder Starallüren. Wir essen alle<br />

gemeinsam an großen Tischen,<br />

den Köchen macht es Freude, die<br />

üppigen regionalen Speisen zuzubereiten.<br />

Jeden Morgen gehe ich<br />

selbst in den Park, um Blumen für<br />

die Sträuße zu schneiden, die den<br />

Künstlern nach dem Konzert des<br />

jeweiligen Tages überreicht werden.<br />

Zu den freiwilligen Helfern<br />

entwickeln sich echte Beziehungen.<br />

Das ist manchmal richtiggehend<br />

magisch! Nehmen Sie zum<br />

Beispiel Jocelyne beziehungsweise<br />

Lili, wie alle sie hier liebevoll nennen.<br />

Sie kannte mich schon, als<br />

ich zehn Jahre alt war. Während des Festivals ist sie so<br />

etwas wie eine Mutter für alle. Und stellen Sie sich vor,<br />

große Künstler mit einer beeindruckenden internationalen<br />

Karriere erkundigen sich oft, wenn ich sie am<br />

anderen Ende der Welt treffe, wie es Lili geht! Auch<br />

das gehört zur Magie der Abbaye de Saint-Riquier und<br />

ihrem Festival.<br />

Hervé Niquet, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


zählte man hier 15 000 Einwohner. Heute sind es kaum<br />

mehr als tausend …<br />

Um sein Projekt umzusetzen, beschloss Karl der<br />

Große, sich auf einen Mann seines Vertrauens namens<br />

Angilbert (740-814) zu stützen, den einzigen Laien in<br />

seinem Umfeld, der sowohl die lateinische als auch die<br />

griechische Sprache in Wort und Schrift beherrschte. Als<br />

Liebhaber der Sprachen und schönen Texte machte der<br />

König ihn schnell zu seinem engen Mitarbeiter. Angilbert<br />

war in etwa das, was heute ein Außenminister oder ein<br />

Botschafter ist, er wurde daher oft im Namen des Königs<br />

ins Ausland gesandt. Da er darüber hinaus mit der Verteidigung<br />

der Küste betraut war, ließ er sich in einem Schloss<br />

in der Baie de Somme in der Nähe der von Riquier gegründeten<br />

Abtei nieder und begann allmählich, diese<br />

Gegend liebzugewinnen. Nach und nach wurde daraus<br />

eine Leidenschaft, nicht nur für die Region, sondern vor<br />

allem für die Abtei. Die Mönche lernten ihn sehr schätzen<br />

und beschlossen daher 794, nach dem Tod des Abtes Saint<br />

Symphorien, Angilbert als neuen Abt von Saint-Riquier<br />

einzusetzen. Einen Laien als Abt an die Spitze eines<br />

Klosters zu wählen, war damals gang und gäbe. Angilbert<br />

teilte nun also seine Zeit zwischen seiner – oft weltmännischen<br />

– Tätigkeit als Botschafter Karls des Großen im<br />

Ausland und der – etwas geruhsameren – Tätigkeit als<br />

Laienabt von Saint-Riquier auf. Er setzte alles daran, die<br />

Macht und den Ruf der Abtei zu vergrößern. Da er über<br />

ein beträchtliches Vermögen verfügte, kaufte er zahlreiche<br />

Reliquien, wie dies zur damaligen Zeit üblich war, und<br />

überließ sie Saint-Riquier. Obwohl er gelehrt war und<br />

einen weltlichen und wissenschaftlichen Geist besaß, war<br />

es sein größter Stolz, die Reliquie eines « Tropfen Muttermilch<br />

der Jungfrau Maria » zu besitzen. Die zahlreichen<br />

Reliquien, die im Laufe der Jahrhunderte von der Abtei<br />

erworben wurden, sind heute dort ausgestellt.<br />

Angilbert wollte im Grunde genommen nicht nur die<br />

Abbaye de Saint-Riquier wiederaufbauen, sondern aus ihr<br />

ein Modell ihrer Zeit, ein Schaufenster der politischen<br />

Aktivitäten seines Herrn, Karls des Großen, machen, dessen<br />

Tochter er schließlich sogar<br />

heiratete und mit der er zwei<br />

Kinder bekam. Er lancierte<br />

umfassende Arbeiten in<br />

Saint-Riquier, wobei<br />

die wichtigsten von<br />

790 bis 799 durchgeführt<br />

wurden.<br />

Karl der Große<br />

wie derum begann<br />

zur selben Zeit in<br />

seinem König reich eine<br />

umfassende intellektuelle<br />

und künst lerische Reform<br />

durch zuführen, die<br />

später als « Karolingische<br />

Renaissance » bezeichnet<br />

wurde. Angilbert war<br />

sich sofort der Bedeutung<br />

dessen bewusst,<br />

und er übernahm dies<br />

umgehend für Saint-<br />

Riquier: Über eine rege<br />

liturgische Aktivität hinaus,<br />

was in einer Abtei<br />

ja üblich war, entwickelte<br />

er ein kulturelles Leben<br />

seltenen Ausmaßes. Dabei kamen der Schrift und dem<br />

Lesen eine beachtliche Bedeutung zu. Obwohl Bücher zur<br />

damaligen Zeit sehr schwierig zu beschaffen und vor allen<br />

Dingen teuer waren, gelang es Angilbert, in Saint-Riquier<br />

eine Bibliothek mit mehr als 350 Büchern zu konstituieren.<br />

Vor allem aber richtete er ein im ganzen Königreich<br />

renommiertes Scriptorium ein, in dem – nachdem die revolutionäre<br />

Buchdruckkunst zu diesem Zeitpunkt noch nicht<br />

erfunden war – geduldige Mönche, sogenannte Kopisten,<br />

Bücher so getreu wie möglich reproduzierten. Diese wurden<br />

anschließend dann im Land und über dessen Grenzen<br />

hinweg verbreitet. Man erzählt sogar, dass die Mönche von<br />

Saint-Riquier auf Betreiben von Karl dem Großen an einer<br />

entscheidenden Erfindung beteiligt gewesen sein sollen,<br />

nämlich an der « Karolingischen Minuskel », einer Schrift,<br />

welche die Texte lesbarer machen und die oft nur schwer<br />

entzifferbare merowingische Schrift vereinheitlichen sollte.<br />

Dies hatte vor allem auch einen politisch-strategischen<br />

Hintergrund, denn eine im ganzen Königreich einheitliche<br />

lesbare Schrift gab die Sicherheit, dass die erteilten Anweisungen<br />

klar und verständlich waren …<br />

Karl der Große hielt sich über den Fortschritt der Arbeiten<br />

in Saint-Riquier und die Initiativen von Angilbert<br />

auf dem Laufenden und war davon angetan; so sehr angetan,<br />

dass er 800 persönlich in die Abtei zum Beten kam,<br />

wo er von seinem Schwiegersohn mit allen Ehren empfangen<br />

wurde. Der König konnte sich mit eigenen Augen<br />

davon überzeugen, dass die « Abtei allen Wissens », von<br />

der er geträumt hatte, Gestalt annahm. Und dabei war der<br />

Prozess noch gar nicht zu Ende. Innerhalb einiger Jahre<br />

wurde aus Saint-Riquier ein Kultur- und Verwaltungszentrum,<br />

dessen Bedeutung auf ganz Europa ausstrahlte.<br />

Angilbert und Karl der Große, die lebenslang eng verbunden<br />

waren, starben im selben Jahr, nämlich 814. Einer der<br />

Linke Seite: Hervé Niquet während eines Konzerts und beim Pflücken der Blumen<br />

für die Sträuße; Jocelyne Langlois, eine der zahlreichen freiwilligen Helferinnen<br />

und Helfer, die mit viel Enthusiasmus zum Erfolg des Festivals beitragen.<br />

Diese Seite: Die Serments de Strasbourg von Nithard und die in der<br />

Abtei ausgestellte Reliquie des Schädels von Saint Riquier.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

Ein Lesetipp,<br />

um noch tiefer<br />

einzusteigen<br />

Für alle diejenigen, die (auf<br />

Französisch) noch tiefer in die<br />

Geschichte von Nithard und die<br />

Entdeckung der französischen<br />

Sprache eintauchen möchten, hat der Schriftsteller<br />

Pascal Quignard kürzlich einen Roman mit dem Titel Les<br />

Larmes veröffentlicht. Dieser ist gespickt mit historischen<br />

und legendären Fakten und zeichnet die Geschichte von<br />

Nithard und seinem Zwillingsbruder Hartnid nach. Die<br />

beiden Vornamen sind ihr gegenseitiges Anagramm, da<br />

Zwillinge in der damaligen Zeit Namen tragen mussten, die<br />

jeweils an den anderen erinnern. Der Gedankengang des<br />

Autors ist zwar manchmal nur schwer nachzuvollziehen, er<br />

beschreibt jedoch die Ereignisse mit so großer Präzision, dass<br />

man das Gefühl hat, den Serments de Strasbourg persönlich<br />

beizuwohnen: « Es war an einem Freitag, dem 14. Februar<br />

842, es schneite …» Welch ein Glücksfall, auf diese Weise die<br />

Geburt einer Sprache präzise bestimmen zu können!<br />

Pascal Quignard, Les Larmes,<br />

Éditions Grasset, ISBN 978-2246861799<br />

beiden Söhne Angilberts, Nithard (800-ca. 844/45 oder<br />

858/59), wurde seinerseits Laienabt von Saint-Riquier,<br />

der Abtei, die sein Vater so verherrlicht hatte. Er sollte<br />

ebenfalls auf bedeutende Art das Schicksal dieser außergewöhnlichen<br />

Abtei prägen …<br />

Hier ruht Nithard, der erste französische Schriftsteller<br />

Wie sein Vater gehörte Nithard einer gewissen karolingischen<br />

Elite an, die der Macht sehr nahestand. Das<br />

hatte seinen Grund, denn er war am Hof in Aachen aufgewachsen<br />

und hatte drei Könige als Cousins: Lothar I.<br />

(840-855), Ludwig der Deutsche (808-876) und Karl der<br />

Kahle (823-877). Er kannte den Hof also gut. Doch vor<br />

allem seine Arbeit als Schriftsteller ist in diesem Zusammenhang<br />

ganz besonders interessant. Da König Karl der<br />

Kahle die Vorliebe Nithards für das Schreiben kannte<br />

und ihm voll und ganz vertraute, übertrug er ihm 841 die<br />

Aufgabe, die « Ereignisse (seiner) Zeit » schriftlich niederzulegen.<br />

Nithard wurde damit zum zuverlässigen Zeugen<br />

seiner Epoche und schrieb ein wichtiges Werk: Historiae.<br />

Damit hätte sein Beitrag zur Literatur enden können.<br />

Dass dem nicht so war, ist seinem ganz besonderen Wagemut<br />

zu verdanken: 842 brach er nämlich beim Schreiben<br />

eines seiner Texte – Les Serments de Strasbourg (Die Straßburger<br />

Eide) – mit dem bislang üblichen Usus, ausschließlich<br />

in lateinischer Sprache zu schreiben. Ganz bewusst,<br />

wie beim Stein von Rosette, schrieb beziehungsweise<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Ich habe<br />

Lust auf …<br />

Das Schloß von Chantilly<br />

Natur<br />

Foto: OT Desvres-Samer<br />

Meer<br />

Foto: Eric DESAUNOIS Foto: © CRT PICARDIE V COLIN<br />

Stadt<br />

Foto: Cituation&Ensemble<br />

Sportliche Aktivitäten<br />

Foto: Eric DESAUNOIS<br />

Veranstaltungen<br />

Foto: Lerouge Lightmotiv<br />

Kunst & Kulturerbe<br />

Foto: Musée du Louvre -<br />

Philippe CHANCEL<br />

Gastronomie<br />

Foto: Alain ETIENNE –<br />

CRT Nord- Pas de Calais<br />

Aufenthaltsideen<br />

Foto: Xavier Alphand<br />

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Paris<br />

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Wien<br />

Warschau<br />

Genf<br />

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Venedig<br />

Toronto<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

Seite 42: Nithards Skelett, das in der Abtei aufbewahrt<br />

wird. Oben: Das Bild von Jean Jouvenet aus dem Jahr<br />

1690 zeigt Ludwig XIV. bei einer Krankenheilung; es ist<br />

in der Abtei zu besichtigen. Unten: Die wundersame<br />

Quelle der Könige im Kellergeschoss der Abtei.<br />

übersetzte er vier Sätze in Altfranzösisch, in Althochdeutsch<br />

und in Latein. Damit hatte Nithard nicht nur<br />

eine kulturelle Diversität erfunden, die später für Europa<br />

so wichtig wurde, sondern er war gleichzeitig der erste<br />

Schriftsteller der Geschichte, der in französischer Sprache<br />

schrieb. Als Richelieu (1585-1642) einige Jahrhunderte<br />

später, am 2. Januar 1635, die Académie Française gründete,<br />

wurden Nithards Serments de Strasbourg offiziell<br />

als Geburtsstunde der französischen Sprache anerkannt.<br />

Diese offizielle Anerkennung verhinderte jedoch in der<br />

Folge nicht, dass, wie Anne Potié uns erzählte, Frankreich<br />

die sterblichen Überreste von Nithard einige Jahrhunderte<br />

lang « verlegen » konnte. Dieser war beim Kampf<br />

vermutlich durch einen Schwertstreich, der ihm den<br />

Kopf zertrümmerte, getötet worden. 1989 wurden seine<br />

mutmaßlichen sterblichen Überreste unter dem Vorplatz<br />

der Abbaye de Saint-Riquier entdeckt und der Schädel<br />

für eine Expertise nach Paris geschickt. Von Anne Potié<br />

erfuhren wir, dass der Karton, an den ihr Fuß gestoßen<br />

war und der den fraglichen Schädel enthalten hatte, an die<br />

Anschrift der Abtei adressiert war. Das « Paket » war also<br />

nach Erstellung der Expertise zurückgeschickt worden.<br />

« Ganz einfach mit der Post, offensichtlich ohne irgendeine<br />

besondere Vorsichtsmaßnahme », bemerkte sie immer<br />

noch sichtlich erstaunt. Sie fuhr fort: « Hier angekommen<br />

landete der Karton anscheinend in einer Ecke, fand sich<br />

schließlich auf dem Speicher wieder … Wer weiß, warum<br />

… » Inzwischen wurden der Schädel und die Gebeine<br />

Nithards nummeriert und ruhen in einem gläsernen Sarkophag<br />

in der Abtei, bis sie irgendwann in eine andere<br />

Grabstätte umgebettet werden.<br />

Die wundersame Quelle der Könige<br />

Als ob die erstaunliche Entdeckung, welchen Beitrag<br />

Nithard, der Abt von Saint-Riquier, bei der Entstehung<br />

der französischen Sprache geleistet und welchen Anteil<br />

die Abtei als solche an der Entwicklung des europäischen<br />

Gedankens und der europäischen Kultur gehabt hatte,<br />

noch nicht ausreichen würde, lud Anne Potié uns ein, ihr<br />

zu folgen. « Und damit sind die Überraschungen noch<br />

nicht zu Ende! Folgen Sie mir! », sagte sie lächelnd zu uns.<br />

« Aber ich warne Sie, Sie müssen Stiefel anziehen, denn<br />

der Ort, an den wir uns begeben, ist ziemlich feucht. » Einige<br />

Zeit und einige Treppen später befanden wir uns im<br />

Kellergeschoss der Abtei und standen mit den Füßen im<br />

Wasser. Im Licht der Taschenlampen sahen wir, dass dieses<br />

ganz außergewöhnlich klar war. Die Situation war, gelinde<br />

gesagt, ziemlich irreal. « Wir befinden uns hier quasi<br />

unterhalb des Vorplatzes der Abtei », erklärte uns Anne<br />

Potié. « Das Wasser, das Sie hier fließen sehen, verlieh den<br />

französischen Königen eine ihrer wichtigsten Fähigkeiten,<br />

nämlich die Fähigkeit, durch Berühren eine wundersame<br />

Heilung zu erzielen. » Die Könige in Frankreich waren<br />

nämlich traditionsgemäß sogenannte « Wundertäter ».<br />

Wenn sie durch ihr Königreich reisten, präsentierte man<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


ihnen überall sofort Menschen, die unter Krankheiten<br />

wie beispielsweise Tuberkulose litten. Sie berührten diese<br />

dann und sprachen dabei den Satz: « Der König berührt<br />

dich, Gott heilt dich. » Dies war eine sehr praktische Art<br />

die göttliche Macht der Krone unter Beweis zu stellen. Für<br />

den König selbst war sie allerdings nicht ganz risikolos, da<br />

er dadurch regelmäßig mit Menschen mit ansteckenden<br />

Krankheiten in Kontakt kam …<br />

Der Legende nach hatte ursprünglich ein Heiliger,<br />

Saint Marcoult (490-558), die Fähigkeit zu heilen.<br />

Nachdem er die Quelle gesegnet haben soll, mussten die<br />

französischen Könige nur noch hierher kommen und ihrerseits<br />

das wundersame Wasser berühren, um dadurch<br />

diese Kraft zur Heilung zu erhalten. In der Abteikirche<br />

hängt ein großes Gemälde, das Ludwig XIV. (1638-1715)<br />

darstellt, wie er einen Kranken berührt, den man ihm<br />

präsentiert. Der König selbst hat es der Abtei geschenkt,<br />

vermutlich um sich damit zu bedanken und auszudrücken,<br />

dass er sehr wohl wusste, woher er diese Macht<br />

hatte. Am Rande sei erwähnt, dass eben dieser Ludwig<br />

XIV. beschloss, den « magischen » Satz zu ändern, den er<br />

im Moment der Heilung aussprechen musste: « Der König<br />

berührt dich, damit Gott dich heilt. » Als ob die Heilung<br />

mehr ein Wunsch als eine Sicherheit sei …<br />

Ein Ort voller Leben<br />

Trotz der beeindruckenden Geschichte begann der<br />

Glanz der Abbaye de Saint-Riquier mit Beginn der<br />

Französischen Revolution zu bröckeln. Mangels der<br />

notwendigen Mittel für die Erhaltung verwahrloste die<br />

Stätte mehr und mehr. Adieu Nithard, Angilbert, Karolingische<br />

Minuskel, wundersame Quelle, erster offizieller<br />

Text in Französisch … Das Schicksal schien zu<br />

wollen, dass alles zu Staub der Geschichte wurde. Bis<br />

dann im Jahr 2011 das Departement, die Region, der<br />

Staat und sogar Europa beschlossen, dieses unglaubliche<br />

Kulturerbe zu retten. Sie haben der Abtei dazu das<br />

Label Centre Culturel de Rencontre verliehen und ihr zu<br />

Krediten verholfen, damit die Gebäude renoviert werden<br />

konnten. Und seitdem ist sie wieder zu einer lebendigen<br />

Stätte, einer Kulturstätte geworden, in der Wissen vermittelt<br />

wird, so wie ihre Gründerväter es bereits wollten.<br />

Man geht heute dorthin, um eine grandiose Architektur<br />

zu bestaunen, im Park zu flanieren, eine der zahlreichen<br />

Ausstellungen oder auch das renommierte Musikfestival<br />

zu besuchen. Und vor allem hört man dort alle Sprachen:<br />

Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch … Besucher<br />

aus ganz Europa kommen hierher, und jeder scheint dabei<br />

auf seine Kosten zu kommen. Inmitten dieser sprachlichen<br />

Vielfalt ist eine kulturelle Einheit spürbar. Mehr<br />

als an einem anderen Ort fühlt man sich hier besonders<br />

europäisch. Bereits Umberto Eco hat geschrieben: Die<br />

gemeinsame Sprache ist die Übersetzung. Genau das ist<br />

in Saint-Riquier der Fall, und Nithard hätte das sicherlich<br />

sehr gut gefallen …<br />

Interview mit<br />

Anne Potié,<br />

Leiterin der<br />

Abbaye de<br />

Saint-Riquier<br />

Anne Potié, 2011 haben Sie<br />

die Leitung der Abtei übernommen.<br />

Was waren Ihre<br />

ersten Eindrücke bei der Ankunft?<br />

Ich erinnere mich daran, dass mir der Ort verschlafen<br />

vorkam, nichts erinnerte an die bemerkenswerte Vergangenheit.<br />

Von den Mauern fiel der Putz, mangels der notwendigen<br />

Geldmittel waren die meisten Räume geschlossen<br />

und wurden nicht beheizt … Außer dem alljährlich<br />

im Juli stattfindenden Musikfestival war hier fast nichts<br />

mehr los. Die Abtei ging nach und nach zugrunde. Und<br />

doch habe ich bereits bei meinem ersten Besuch etwas Besonderes<br />

hinter diesen Mauern gespürt. Es war etwas wie<br />

ein intakter Geist, eine Seele spürbar, und es erschien mir<br />

möglich, diese wieder zu wecken. Ich war sofort davon<br />

überzeugt, dass man die Abtei wiederbeleben musste, dass<br />

sie wieder zur Abtei voller Wissen werden musste, die sie<br />

früher einmal gewesen war!<br />

Wie geht man vor, mehr als 10 000 m² Gebäude, einen 4 Hektar<br />

großen Park, eine bis zu 50 Meter hohe Abteikirche wieder<br />

mit Leben zu füllen, zumal alles inmitten eines abgelegenen<br />

Dorfes liegt? Das scheint eine immense Herausforderung zu<br />

sein …<br />

Immens und sogar ein wenig verrückt, das gebe ich zu!<br />

Wenn wir es aber objektiv betrachten, dann werden wir in<br />

Frankreich glücklicherweise schon von Zeit zu Zeit von<br />

ein klein wenig Verrücktheit angetrieben. Dadurch gelingt<br />

es uns, Dinge zu vollbringen, die man andernorts als<br />

unvorstellbar betrachten würde … Hilfreich ist vor allem,<br />

dass wir für die Rettung unseres Kulturerbes sehr effizient<br />

arbeitende öffentliche Strukturen haben. Angesichts<br />

des historischen und kulturellen Stellenwerts musste man<br />

reagieren, es musste etwas passieren. Es war unmöglich,<br />

einen Rückzieher zu machen. Dann kam etwas ins Rollen,<br />

was ich als « französische Know-how-Kette » bezeichne:<br />

Verschiedene Institutionen und Einrichtungen haben sich<br />

an einen Tisch gesetzt, es wurden Lösungsansätze entwickelt,<br />

Hebel betätigt, und schließlich wurde entschieden,<br />

in der Abtei ein kulturelles Begegnungszentrum einzurichten,<br />

das den Schriften gewidmet ist. Auf diese Art<br />

wurde die Abtei wieder zum Leben erweckt, und es wurde<br />

etwas auf den Weg gebracht, was lange Zeit ihre Bestimmung<br />

war, nämlich die Vermittlung von Wissen. Glauben<br />

Sie mir, das ist ein schöner und oft berührender Kampf.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

Demnach ist es ein Kampf, die Kultur und das Kulturerbe zu<br />

verteidigen?<br />

Ganz sicher. Und obwohl hier, in der Picardie, bei<br />

Politikern und Entscheidern auf Regions- und Departementsebene<br />

ein sehr großes Verständnis für solche<br />

Angelegenheiten vorhanden ist – alle wichtigen Entscheidungen<br />

in Verbindung mit der Wiederbelebung der Abtei<br />

wurden immer einstimmig befürwortet –, können Sie sich<br />

denken, dass die Dinge nicht immer einfach waren. Man<br />

muss überzeugen können, die richtigen Argumente finden<br />

und natürlich auch die Zahlen im Auge behalten. Diese<br />

sprechen heute jedoch für sich selbst: Abgesehen von den<br />

immer zahlreicheren Ausstellungen, der immer größeren<br />

Bedeutung des Musikfestivals, den zahlreichen Artists in<br />

Residence ist die Besucherzahl innerhalb von drei Jahren<br />

von 30 000 auf knapp 100 000 gestiegen. Unser Ziel ist<br />

es, eine Stiftung zu werden und dadurch die Finanzierung<br />

In gewisser Weise ist die Abtei Saint-Riquier also ein zeitgemäßer<br />

Ort geworden?<br />

Ich glaube, das ist das schönste Kompliment, das<br />

man ihr machen kann. In der Tat muss man sie nur betreten,<br />

um sich darüber klar zu werden, dass die Abtei<br />

wieder ein Ort des Austausches geworden ist. Sie hat<br />

ihre Seele wiedergefunden, und egal ob man hierher<br />

kommt, um die Architektur zu betrachten, sich innerlich<br />

zu sammeln, ein Konzert anzuhören, an einer Konferenz<br />

teilzunehmen oder einfach nur im Park spazieren<br />

zu gehen, jeder fühlt sich auf die eine oder andere Art<br />

angesprochen. Sie « lebt » wieder und vermittelt uns etwas.<br />

Als Nithard hier mutig seinen dreisprachigen Text<br />

geschrieben hat, hat er als Erster gezeigt, welches die<br />

beste Seite Europas ist, nämlich die Fähigkeit, Vielfalt<br />

zu leben. Ein Begriff, der – so scheint mir – heute aktueller<br />

ist denn je…<br />

von privater Seite auszuweiten. Aktuell werden 70 % der<br />

Kosten von der öffentlichen Hand getragen, dieser Anteil<br />

könnte dann auf 50 % reduziert werden. Und an Projekten<br />

mangelt es nicht: In der Abtei ist sogar die Einrichtung Gent<br />

Anne Potié, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Antwerpen<br />

Den zweiten Teil unserer Reise durch die Baie de Somme,<br />

eines 5-Sterne-Hotels mit Calais Spa an Dunkerque der wundersamen Quelle<br />

geplant. Sie sehen, man kann eine bemerkenswerte Ver-<br />

Merquenterre, finden Sie in der nächsten Ausgabe von Frankreich<br />

einen Bericht über unseren Besuch im Parc Ornithologique du<br />

gangenheit haben und trotzdem modern sein …<br />

erleben. Bruxel<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Liege<br />

Lille<br />

Der nächstgelegene Bahnhof befindet<br />

sich in Abbeville (14 km). TGV-<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE<br />

A16/E402<br />

Charlroi<br />

IN DIE UMGEBUNG<br />

Arras Verbindungen gibt es zum Bahnhof<br />

Saint-Riquier<br />

im 85 km entfernten Amiens-Haute<br />

Abbeville<br />

A16<br />

Picardie.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55:<br />

A28/E402<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Le Touquet-Paris-Plage<br />

Amiens<br />

A1/E15-E19Abbaye de Saint-Riquier<br />

80135 Saint-Riquier<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Ein Strand für die Hauptstadt<br />

Luxembourg<br />

(70 km entfernt)<br />

A29/E44<br />

Telefon: +(0)3 22 99 96 25 A34/E46<br />

Das Seebad Le<br />

Le Havre<br />

A131<br />

www.ccr-abbaye-saint-riquier.fr<br />

Touquet-Paris-<br />

Rouen<br />

A26/E17<br />

Plage ist einer der Saarbrücken<br />

A13/E46<br />

Montag bis Samstag 10 bis 13 Uhr<br />

sehenswertesten<br />

A13/E5<br />

A16<br />

Reims<br />

und 14 bis 18 Uhr; Sonntag 14 bis<br />

Orte A4entlang<br />

Metz Sarreguemines<br />

18 Uhr.<br />

A4/E50 der nordfranzösischen Côte d’Opale.<br />

Bitche<br />

A4/E50<br />

Saint-Riquier Evreux liegt 10 km von Abbeville<br />

Abtei und Park sind frei und kostenlos Wo früher die Schönen und Reichen<br />

<br />

Epernay Châlons-enund<br />

ungefähr 20 km von der Baie de<br />

zugänglich. Champagne<br />

PARIS<br />

dem Müßiggang frönten, A31/E21-E23 machen<br />

A4/E25<br />

A28/E402 Somme entfernt. Versailles<br />

Einstündige Führung (auf<br />

heute meist gut situierte Familien aus<br />

Nancy<br />

Dreux<br />

Reservierung auch in Deutsch<br />

der näheren Umgebung Urlaub bzw.<br />

Strasbourg<br />

Saint-Riquier …<br />

möglich): 5 €, ermäßigt 2 €.<br />

verbringen hier ihre Wochenenden. Le<br />

A6/E15<br />

… Berlin 1023 km … Hamburg 873 km A5/E54<br />

A26/E17<br />

A35<br />

Chartres<br />

Touquet-Paris-Plage bietet dabei aber<br />

… Köln 465 km … München 923 km<br />

Der Eintritt in die<br />

Troyes<br />

nicht nur eine charmante France Kulisse aus<br />

A11/E50<br />

… Wien 1340 km … Zürich 800 km<br />

Sonderausstellungen ist<br />

der Belle Époque, sondern zeigt sich<br />

A5/E35<br />

Colmar<br />

Freibur<br />

A10/E5<br />

kostenpflichtig.<br />

Sens<br />

A5/E17-E54 auch A31/E21-E23 als ungewöhnlich vielfältig im<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

Erscheinungsbild. Eine Reise an den<br />

A35/E25<br />

ans<br />

von Deutschland und Österreich Orléans aus<br />

Festival de Musique de l’Abbaye de Ärmelkanal.<br />

1<br />

Deu<br />

angeflogen wird, ist Paris Charles de<br />

Saint-Riquier 4. bis 11. Juli <strong>2017</strong><br />

Mulhouse<br />

A28/E502<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

A36/E60<br />

Gaulle (166 km). Zum Flughafen in<br />

Programm, Auxerre Informationen und<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG Belfort<br />

Lille (176 Blois km) gibt Chambord es Verbindungen<br />

Reservierung telefonisch und auf der DIESER UND ANDERER AUSGABEN Basel<br />

A10/E5-E60<br />

A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

aus Genf in der Cheverny Schweiz.<br />

Website der Abtei.<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Vézelay Avallon Flavigny<br />

60<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

A85<br />

Dijon<br />

A38<br />

Besançon<br />

nts<br />

A10/E5<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong><br />

Bourges<br />

Beaune<br />

Bern<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

Le Havre<br />

500 Jahre, das will gefeiert werden !<br />

<strong>2017</strong> jährt sich die Gründung der Stadt und des Hafens Le Havre zum<br />

500. Mal. Diesen runden Geburtstag will man gebührend feiern und<br />

hat daher ein noch nie dagewesenes Kulturevent geplant: Un été<br />

au Havre <strong>2017</strong>. Mehrere Monate lang, von Mai bis November, wird<br />

diese Stadt, die die größten Künstler inspiriert hat, ihre Einzigartigkeit<br />

mit einer Vielzahl von Ereignissen feiern: Volksfeste, Konzerte, Ausstellungen,<br />

dauerhaft oder vorübergehend installierte Kunstwerke, ein<br />

überraschender Kunstparcours … selbst das Meisterwerk von Claude<br />

Monet « Impression, Sonnenaufgang » kehrt nach Le Havre zurück!<br />

Die Stadt an der Seine-Mündung wird in dieser Zeit mit einigen<br />

Überraschungen aufwarten.


Faszinierendes Le Havre! Schon 500 Jahre! Und doch ist es eine<br />

Stadt, über die man letztendlich nur wenig weiß. Man könnte darauf<br />

wetten, dass jetzt, so kurze Zeit vor den Feierlichkeiten dieses<br />

runden Geburtstages, ihr nur wenige Besucher dieses Alter zuschreiben<br />

würden – Franzosen sind dabei nicht ausgenommen. Kann man ihnen<br />

dies aber übelnehmen? Wer kann sich denn heute beim Spaziergang<br />

durch die breiten Straßen dieser « urbanen Experimentierstätte » mit der<br />

in ihrer Art einzigartigen Betonarchitektur ernsthaft vorstellen, dass sie<br />

von Franz I. (1494-1547) gegründet wurde? Dieser ordnete nämlich am<br />

7. Februar 1517 die Schaffung eines « befestigten » Hafens an und unterzeichnete<br />

am 8. Oktober desselben Jahres die Gründungsurkunde der<br />

Stadt. Es war derselbe Franz I., der die schönsten der Loire-Schlösser<br />

erbauen ließ und der die Renaissance in seinem Königreich auf ihren<br />

Höhepunkt führte.<br />

Doch Le Havre hatte bei der Geburt nicht das Glück, das dem<br />

Loiretal beschieden war. Hier ging es nicht darum, die Kultur und<br />

die französische Architektur in ihrem besten Licht zu zeigen, sondern<br />

es ging vielmehr um ein strategisches Ziel: Im Norden der Seine-<br />

Mündung sollte ein neuer Hafen entstehen, der den wachsenden wirtschaftlichen<br />

Opportunitäten und den Anforderungen der Verteidigung<br />

des Königreiches gerecht wurde. Allerdings wollte Franz I. die Dinge<br />

gut machen: Getrieben von seiner Neugier und seiner Vorliebe für die<br />

italienische Architektur vertraute er das Projekt für die Urbanisierung<br />

und Befestigung des Ortes dem aus Siena stammenden Architekten<br />

Girolamo Bellarmato (1493-1555) an. Dieser schuf eine Stadt, die um<br />

die Rue Saint-Michel (die spätere Rue de Paris), das Bassin du Roy sowie<br />

um die Viertel Notre-Dame und Saint-François herum ausgerichtet<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

war. Ein « großer Quai » (der Quai de Southampton, der später dafür<br />

berühmt wurde, dass er zahlreiche Künstler inspirierte) war seinerseits<br />

für den Handel vorgesehen. Die Städteplanung stellte von Anfang an<br />

den Hafen ins Zentrum und war auf Entwicklung angelegt, was ihr ein<br />

eindeutig modernes Aussehen verlieh. In den folgenden Jahrhunderten<br />

sollte sich dieser Eindruck noch verstärken.<br />

Im 18. Jahrhundert ließ der Hafen mit der Ausbreitung des internationalen<br />

Seehandels seine militärische Bestimmung zugunsten eines<br />

Handelshafens hinter sich. Wie in Nantes oder Bordeaux stapelten<br />

sich an den Quais nun bis dato unbekannte Waren wie Schokolade,<br />

Kaffee, Gewürze und Baumwolle. Dieser neue Reichtum – der jedoch<br />

manchmal, was man nicht vergessen sollte, auch mit dem schmutzigen<br />

Sklavenhandel einherging – führte dazu, dass im Norden ein neuer<br />

Stadtteil gebaut und neue Bassins für den Warenumschlag gegraben<br />

wurden (Bassin du Commerce und Bassin de la Barre). Als Symbol des<br />

gestiegenen strategischen Stellenwerts der Stadt baute man einen Gürtel<br />

mit Befestigungsanlagen à la Vauban, von denen heute noch zwei<br />

existieren: das Fort de Tourneville, das in ein künstlerisches Kreativzentrum<br />

verwandelt wurde, und das Fort de Sainte-Adresse, in dem<br />

sich heute die Jardins suspendus befinden. Das 19. und 20. Jahrhundert<br />

brachten dann, wie in vielen anderen französischen Hafenstädten auch,<br />

die Urbanisierung der Küste und die Entwicklung von Seebädern mit<br />

sich. Die Besonderheit von Le Havre war jedoch der Tiefseehafen, in<br />

den auch sehr große Schiffe unabhängig von den Gezeiten einfahren<br />

können, ohne Schleusen passieren zu müssen. Dies führte zur Einrichtung<br />

von transatlantischen Verbindungen, auf denen große Ozeandampfer<br />

die Stadt mit New York verbanden. Nach wie vor verstand<br />

man es also, sich an neue Gegebenheiten und neue Bevölkerungsgruppen<br />

anzupassen. Le Havre wurde unablässig größer. Es schien, als sei<br />

der Stadt eine strahlende Zukunft bestimmt.<br />

Doch das Schicksal meinte es anders. Im immer noch unverständlichen<br />

Eifer des Gefechtes war Le Havre am 5. und 6. September 1944<br />

den Bombardierungen der Alliierten ausgesetzt, die eigentlich « nur »<br />

das Ziel hatten, in der deutschen Garnison, die auf der Anhöhe der<br />

Stadt entstanden war, für Verwirrung zu sorgen, die Le Havre jedoch<br />

zur französischen Stadt mit den meisten Zerstörungen während des<br />

Zweiten Weltkrieges machten. Die während der Renaissance erbauten<br />

Zeugnisse der Stadt wurden vernichtet; sie war nur noch eine weitläufige<br />

Ruine. Doch dank des Materials Beton und eines umfangreichen<br />

Wiederaufbauprogramms, das dem Architekten Auguste Perret (1874-<br />

1954) anvertraut worden war, entwickelte Le Havre trotz – oder gerade<br />

wegen – dieser Widrigkeiten eine bislang in der Geschichte der<br />

französischen Architektur noch nie dagewesene Fähigkeit, sich völlig<br />

neu zu erfinden. Da sowieso alles neu aufgebaut werden musste, legte<br />

Perret großen Ehrgeiz an den Tag und errichtete eine ausgesprochen<br />

moderne Stadt, in der Raum, Komfort, Verkehr und Licht regierten.<br />

Das Rathaus, die Porte Océane und die Kirche Saint-Joseph mit ihrer<br />

107 Meter hohen Turmspitze, welche die Stadt wie ein New Yorker<br />

Wolkenkratzer dominiert, symbolisieren diese besondere Modernität,<br />

die Le Havre nach wie vor für sich beansprucht. In der Zwischenzeit<br />

haben zahlreiche internationale Architekten dasselbe Gespür für die<br />

Ausrichtung der Stadt bewiesen und das Werk von Auguste Perret<br />

damit fortgesetzt. Davon zeugt beispielsweise die 1982 vom brasilianischen<br />

Architekten Oscar Niemeyer (1907-2012) eingeweihte berühmte<br />

Kulturbühne Volcan, deren sanft geschwungene, runde Form<br />

auf poetische Art mit der strengen Linienführung der Gebäude von<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Vorherige Seiten: Der Strand von Le Havre und das<br />

Stadtzentrum mit der Kulturbühne Volcan.<br />

Oben: Catène de containers von Vincent Ganivet, eine der<br />

ephemeren Installationen anlässlich des 500. Geburtstages<br />

der Stadt. Links: Ein architektonisches Detail am Hafen.<br />

Auguste Perret um sie herum zu kommunizieren scheint. Alle diese<br />

Anstrengungen und Initiativen trugen dazu bei, dass das wiederaufgebaute<br />

Stadtzentrum von Le Havre 2005 in die Liste des UNESCO-<br />

Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Die architektonische Eigenart<br />

der Stadt ist inzwischen einer ihrer wichtigsten Trümpfe, obwohl eine<br />

solche Dominanz von Beton oft Unverständnis und Ablehnung hervorruft.<br />

Die Einwohner von Le Havre wissen es nur zu gut, denn selbst<br />

sie brauchten einige Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Heute sind sie<br />

jedoch stolz auf ihre Stadt.<br />

Diese ganze Geschichte, diese Vergangenheit prägt natürlich auch<br />

die Feierlichkeiten anlässlich des 500. Jahrestages der Gründung von<br />

Le Havre: Es geht daher nicht nur darum, einen Geburtstag zu feiern,<br />

sondern auch darum, sich zu dieser Besonderheit zu bekennen und<br />

sich ihrer würdig zu erweisen. Das ist keine kleine Herausforderung!<br />

Für den Bürgermeister von Le Havre, Édouard Philippe, ist dieser<br />

Jahrestag die Gelegenheit, die Stadt « unter einem neuen Blickwinkel<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

Lesetipp<br />

Monet neu betrachtet<br />

Anlässlich des 500. Jahrestages der Grün dung von Le Havre und der einmonatigen<br />

Rück kehr des Ge mäl des « Im pre ssion, Son ne naufgang » im September, hat der<br />

französische Verlag Hazan ein be mer kens wert es Buch ver öffent licht. Es wurde<br />

von einem internationalen Ex per ten team unter der Feder führung von Géraldine<br />

Lefebvre, ihres Zeichens<br />

Kunsthistorikerin und<br />

anerkannte Fachfrau<br />

für den berühmten<br />

Maler, erarbeitet. Zum<br />

ersten Mal geht ein<br />

Werk auf derart präzise<br />

und fundierte Weise<br />

auf Claude Monets<br />

frühe Jahre in Le Havre<br />

(1845 bis 1874) ein,<br />

die entscheidend für<br />

seine Arbeit waren.<br />

Es enthält zahlreiche<br />

Reproduktionen seiner<br />

Gemälde und viele<br />

bisher unveröffentlichte<br />

Dokumente. Man entdeckt hier einen Maler, der in Paris geboren wurde, dessen<br />

Eltern Pariser sind, und der sich selbst immer als « echten Pariser » bezeichnete.<br />

Trotzdem vergaß er, der im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Le Havre kam,<br />

niemals, dass er hier in dieser Stadt seine Leidenschaft für Malerei entdeckte, dass<br />

er hier bekannt und anerkannt wurde, dass man hier zuerst an ihn glaubte und ihn<br />

unterstützte. Claude Monet hat seinen Ruhm in der Tat zum großen Teil den Einwohnern<br />

von Le Havre zu verdanken, da diese sein Talent erkannten und seine ersten Bilder,<br />

meist Porträts, kauften. All das blieb Claude Monet immer in Erinnerung. Dies ging so<br />

weit, dass er der Stadt 1910 ein für die damalige Zeit einmaliges Geschenk machte,<br />

indem er ihr drei Gemälde überließ, welche drei einschneidende Momente in<br />

seinem Leben markierten: « Die Felsen in Varengeville », « Das Parlament von London,<br />

die Sonne bricht durch den Nebel » und « Die Seerosen ». Diese Werke sind im MuMa<br />

ausgestellt. In diesem Buch erfährt man auch – auf faszinierende Weise erklärt –,<br />

durch welche Verfahren es gelungen ist, den Zeitpunkt, an dem Claude Monet sein<br />

berühmtes Werk « Impression, Sonnenaufgang » malte, präzise zu bestimmen. Durch<br />

astronomische Berechnungen der Position der aufgehenden Sonne, hydrografische<br />

Bestimmungen des Wasserstandes und der<br />

Gezeiten, die Untersuchung der links im Bild<br />

sichtbaren Rauchfahnen, die darauf hindeuteten,<br />

dass der Wind aus östlicher Richtung blies,<br />

konnte vor Kurzem der 13. November 1872 um<br />

genau 7.35 Uhr offiziell bestimmt werden. Ein<br />

heiß erwartetes Resultat, das Ergebnis einer<br />

mustergültigen Zusammenarbeit von Experten.<br />

Géraldine Lefebvre: Monet au Havre, les années<br />

décisives, Éditions Hazan, ISBN: 978-2754108614<br />

zu betrachten, vielleicht sogar einen<br />

erstaunten Blick auf die Stadt zu<br />

werfen ». Ihre eigentümliche Architektur<br />

wird daher in die Festivitäten<br />

miteinbezogen, die vom 27. Mai bis<br />

5. November <strong>2017</strong> unter dem Titel<br />

Un été au Havre stattfinden: Im ganzen<br />

Stadtgebiet wird es Veranstaltungen<br />

geben, bei denen Künstler in<br />

den Straßen ihre Kreativität zeigen,<br />

um die architektonische Schönheit<br />

von Stadt und Hafen zu unterstreichen.<br />

An vielen Orten werden dauerhafte<br />

oder vorübergehende – aber<br />

immer überraschende – zeitgenössische<br />

Installationen entstehen, sei<br />

es an symbolträchtigen oder unbekannten<br />

Orten, manchmal sogar an<br />

Orten, die bis dato für die Öffentlichkeit<br />

nicht zugänglich waren und<br />

aus diesem Anlass geöffnet werden.<br />

Beispiele für die geplanten Projekte<br />

sind ein riesiger Rückspiegel, der<br />

auf dem Dach eines Gebäudes angebracht<br />

wird, monumentale Bögen<br />

aus bunten Containern oder auch<br />

eine Installation an der Fassade eines<br />

von Auguste Perret konzipierten<br />

Gebäudes. All das sind Gelegenheiten,<br />

die Besucher zu überraschen,<br />

damit diese den Einfallsreichtum Le<br />

Havres besser verstehen und teilen<br />

können.<br />

Um das mehrmonatige Kulturprogramm<br />

zu realisieren – dessen<br />

Budget im Übrigen auf 15 Millionen<br />

Euro geschätzt wird –, hat sich die<br />

Stadt an einen Spezialisten auf diesem<br />

Gebiet gewandt: an Jean Blaise.<br />

Dieser ist in Frankreich bekannt,<br />

weil er bereits mehrere kulturelle<br />

Veranstaltungen großen Ausmaßes<br />

konzipiert und organisiert hat, die<br />

echte Publikumserfolge waren, wie<br />

beispielsweise die Sommer-Kulturveranstaltung<br />

Voyages à Nantes oder<br />

die ersten Kunstevents Nuits Blanches<br />

in Paris. Nach dem Vorbild und den<br />

Erfahrungen mit den Veranstaltungen<br />

in Nantes (Anm. d. Red.: die wir<br />

Ihnen in der Ausgabe 44 von Frankreich<br />

erleben vorgestellt haben) ist in Le<br />

Havre ein umfangreiches Programm<br />

im kulturellen und volkstümlichen<br />

Bereich geplant. Den Beginn macht<br />

ein spektakuläres Eröffnungsfest am<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Ein Sommer in Le Havre<br />

eine Stadt zwischen Geschichte und Moderne<br />

Dans le port du Havre (Frédéric Lenfant), 1998,<br />

photographie peinte, pièce unique,<br />

sans cadre : 101 x 124 cm,<br />

Collection particulière © Pierre et Gilles<br />

Le Volcan © OTAH Les Grandes Voiles du Havre © STI Esquisse projet © Lang-Baumann<br />

Royal de Luxe © Serge Koutchinsky<br />

Nach den Bombenangriffen von 1944<br />

wurde Le Havre nach Plänen des Architekten<br />

Auguste Perret in durchgängigem Stil<br />

Le Havre, vue nuit-©Hilke Maunder<br />

wiederaufgebaut. Damit eröffnete sich für<br />

die Stadt die Welt einer modernen von der<br />

UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Architektur.<br />

Herausragende Beispiele dieser modernen<br />

Architektur sind die Kirche Saint Joseph, deren<br />

Turm über die Stadt hinausragt und als nachts<br />

beleuchtetes Wahrzeichen an die Wolkenkratzer<br />

von New York erinnert. Weitere Symbole<br />

dieser Architektur sind das Rathaus sowie die<br />

Gebäude der „Porte Océane „ im Westen und<br />

die „Front de mer Sud“, eine Häuserfront im<br />

Süden, die mit ihren Bauten die Stadt zum<br />

Meer und zum Hafen hin öffnen.<br />

„ Ein Sommer in Le Havre <strong>2017</strong>“ bedeutet<br />

5 Monate voller interessanter Zusammenkünfte,<br />

Entdeckungen und Ausstellungen:<br />

So die Ausstellung der Künstler Pierre<br />

und Gilles im MuMa vom 27. Mai bis zum<br />

20. August. Außerdem die „ Impression(s)<br />

soleil“, eine Ausstellung vom 9. September<br />

bis zum 8. Oktober rund um die einmalige<br />

Präsentation des berühmten Gemäldes „Impressions<br />

soleil levant“, dem Sonnenaufgang,<br />

einem Meisterwerk von Claude Monet,<br />

das der Künstler 1872 im Le Havre malte.<br />

Als Stadt des Lichtes und des Städtebaus<br />

ist Le Havre wie geschaffen für Aufführungen<br />

der Straßentheatergruppe Royal de Luxe,<br />

die mit ihren Darbietungen die Straßen der<br />

Stadt erobern werden.<br />

Le Havre gilt als sagenumwobener Kreuzfahrthafen:<br />

wie wäre es gemäß der historischen<br />

Transatlantikfahrten mit einer Überfahrt<br />

von Le Havre nach New York auf der Queen<br />

Mary 2 vom 15. bis zum 22. September?<br />

Am Kreuzfahrtterminal zeigt die Ausstellung<br />

French Lines in einem ehemaligen Hafenbahnhof<br />

die maritime Vergangenheit von<br />

Le Havre bei einem poetischen Parcours.<br />

Vom 31. August bis zum 3. September<br />

wird die weltgrößte Windjammer bei ihrer<br />

letzten Etappe in Le Havre Halt machen. Nutzen<br />

Sie die Gelegenheit und besichtigen Sie<br />

die segelnden Veteranen!<br />

Le Havre gleicht als junge, moderne und<br />

weltoffene Hafenstadt einem Museum unter<br />

freiem Himmel, das zum Flanieren einlädt<br />

und in dem man viele monumentale Werke<br />

und schöpferische zeitgenössische Künstler<br />

entdecken kann.<br />

Vue plage - ©OTAH<br />

Mehr Informationen unter:<br />

http://www.lehavretourisme.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Normandie<br />

Oben: Blick auf das Stadtzentrum mit der<br />

Kulturbühne. Unten: Das neue Erlebnisbad<br />

sowie ephemere Installationen von Lang/<br />

Bauman und Julien Berthier anlässlich<br />

des runden Geburtstags der Stadt.<br />

27. Mai <strong>2017</strong>, das die ganze Bevölkerung mobilisieren und die Oberstadt<br />

mit der Unterstadt verbinden will. Die berühmte Truppe Royal<br />

de Luxe bringt vom 6. bis 9. Juli ihre « riesigen Puppen » in die Stadt<br />

und wird wie überall bei ihren Auftritten auf der ganzen Welt mehrere<br />

Hunderttausend Besucher anziehen. Am 8. Oktober <strong>2017</strong> ist ein<br />

großes Abschlussfest geplant, das die Menschen rund um ein digitales,<br />

interaktives Werk versammeln soll, wobei dazu bisher noch keine Details<br />

preisgegeben wurden.<br />

Neben den Beiträgen unter freiem Himmel einer ganzen Reihe von<br />

Künstlern sowie den zahlreichen Konzerten werden in Le Havre auch<br />

die verschiedensten Ausstellungen stattfinden, von denen drei besonders<br />

herausragen. Vom 27. Mai bis 20. August <strong>2017</strong> präsentiert das<br />

Musée d’Art Moderne André Malraux (MuMa) mit Pierre et Gilles eine<br />

Retrospektive des berühmten Künstlerduos, das aus La Roche-sur-Yon<br />

beziehungsweise Le Havre stammt. Gezeigt werden 80 ihrer Werke,<br />

die eine Verbindung von Fotografie und Malerei in knalligen Farben<br />

sind. Ein einmaliges Ereignis ist die Rückkehr des berühmten Meisterwerks<br />

von Claude Monet « Impression, Sonnenaufgang » in seine<br />

Geburtsstadt. Vom 9. September bis 8. Oktober <strong>2017</strong> wird es im Rahmen<br />

der Ausstellung Impression(s) soleil ebenfalls im MuMa zu sehen<br />

sein. Mittelpunkt dieser Ausstellung, die neben Monets Meisterwerk<br />

auch Gemälde von Eugène Boudin, Raoul Dufy und William Turner<br />

präsentiert, ist das Licht in Le Havre, das eine Inspirationsquelle für<br />

die größten impressionistischen Maler war. Die Ausstellung French<br />

Line beschäftigt sich vom 27. Mai bis 8. Oktober <strong>2017</strong> mit der maritimen<br />

Vergangenheit der Stadt und lässt die Besucher in die Geschichte<br />

der transatlantischen Reedereien Europas eintauchen.<br />

Zu guter Letzt sollte man auch ein Ereignis nicht versäumen, das<br />

seit 22 Jahren regelmäßig in Le Havre stattfindet, nämlich den Start<br />

der Transatlantikregatta Jacques Vabre. Diese gefürchtete Hochseeregatta<br />

für Mannschaften mit zwei Seglern startet alle zwei Jahre in Le<br />

Havre. Die Boote werden ab dem 27. Oktober eintreffen, der Startschuss<br />

für die 13. Ausgabe wird am 5. November <strong>2017</strong> gegeben. Freunde<br />

solcher seglerischer Herausforderungen werden bei diesem Start auf<br />

ihre Kosten kommen, der gleichzeitig auf grandiose Art die offiziellen<br />

Feierlichkeiten des Jahrestages der Stadtgründung beschließt. Man<br />

wird ja schließlich nicht alle Tage 500 Jahre alt!


Calais Dunkerque<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Bruxel<br />

Liege<br />

A131<br />

A13/E46<br />

Le Mans<br />

11/E501<br />

A28/E502<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Le Havre<br />

A28/E402<br />

A29/E44<br />

A13/E5<br />

A11/E50<br />

A16/E402<br />

Abbeville<br />

A16<br />

A28/E402<br />

Amiens<br />

A10/E5<br />

A16<br />

A6/E15<br />

<br />

Le Havre liegt an der Seine-Mündung<br />

und ist über Blois die Autobahnen A29,<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

A131 und A13 erreichbar.<br />

Cheverny<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

A85<br />

A10/E5<br />

Rouen<br />

A20/E9<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

Bourges<br />

Arras<br />

Le Havre …<br />

… Berlin 1155 km … Hamburg 1000 km<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

… Köln 590 km … München 1051 km<br />

A1/E15-E19… Wien 1486 km … Zürich 860 Charleville-Mézières<br />

km<br />

A4/E25 Luxembourg<br />

Der nächstgelegene Flughafen mit<br />

A34/E46<br />

Direkt verbindungen in deutschsprachige<br />

Länder A26/E17 ist Paris Charles de<br />

Gaulle (217 km).<br />

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der Region.<br />

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Un été au Havre <strong>2017</strong><br />

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Tel: +33 (0)2 35 60 73 34<br />

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LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

A71/E11<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

A6/E15 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49:<br />

Lausanne<br />

Poitiers<br />

Oscar Niemeyer<br />

Cabourg, Deauville, Trouville-sur-Mer,<br />

Mit Frankreich auf Du und Du<br />

Am 5. Dezember 2012 trauerte die Welt um einen<br />

Montluçon<br />

großen Architekten: Oscar Niemeyer. Der<br />

Brasilianer verstarb im stolzen Alter von<br />

A71/E11<br />

105 Jahren in Rio de Janeiro. Niemeyer<br />

hinterließ beeindruckende Bauten, die<br />

Cluny Honfleur<br />

Die Stars der Côte Fleurie (25 km entfernt)<br />

Die Côte Fleurie, die Genève Blumenküste,<br />

erhielt ihren Namen aufgrund<br />

der blühenden Gärten und<br />

Annecy<br />

Wiesen, wie sie für diesen<br />

ême<br />

Clermont-<br />

A72/E70<br />

vielleicht nicht jedermann gefallen, die<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

normannischen Küstenabschnitt<br />

aber die Architektur des 20. Jahrhunderts<br />

Lyon<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

und das Hinterland, das Pays<br />

geprägt haben. Sein Name A75/E11 wird meist im<br />

A43/E70 d‘Auge, typisch sind. Urlauber<br />

Chambéry<br />

Zusammenhang mit der Errichtung der brasilianischen le Mont-Dore Hauptstadt<br />

schätzen die schönen Sandstrände am Ärmelkanal und die<br />

Brasilia genannt, die nach seinen Plänen aus dem Regenwald<br />

emporwuchs. Dies sollte aber nicht vergessen machen, dass Niemeyer<br />

gediegenen St.-Etienne Seebäder. Gerade Cabourg, Deauville und<br />

Trouville-sur-Mer locken mit einem Flair, das Erinnerungen<br />

Tulle<br />

Périgueuxauch in anderen Ländern wichtige Gebäude entwarf. Eine ganz<br />

Grenoble<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

an die Belle Époque, die Hochzeit der Küste, wachwerden<br />

A49/E713<br />

A89/E70 besondere Rolle Le Pescher in seinem Leben spielte Frankreich und Le Havre,<br />

lässt. Honfleur bildet mit seinem malerischen Hafenbecken<br />

wo Souillac er nicht sur nur gearbeitet, sondern Saillac auch einige Jahre gelebt hat. Ein und seiner maritimen Vergangenheit einen angenehmen Briançon<br />

Dordogne<br />

Valence<br />

Nachruf zur ersten Wiederkehr seines Todestages.<br />

Aurillac<br />

Kontrapunkt.<br />

Crest<br />

Die<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

A20/E9 INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN A7/E15 FINDEN Saillans SIE AUF SEITE 90.<br />

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Bern<br />

D<br />

To<br />

A9/E15<br />

Orange<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 55<br />

A51/E712<br />

France


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


mehr als nur zwei Gärten<br />

Die Bretonen lieben Pflanzen und haben dazu noch Glück: Was das Klima<br />

angeht, so profitieren sie von etwas, von dem viele Gärtner träumen,<br />

nämlich vom Golfstromeinfluss. Was Pflanzen und Samen angeht, so besitzen<br />

sie unglaubliche Schätze, die ihre Vorfahren oft vom anderen Ende der Welt<br />

mitgebracht haben und die manchmal sogar Raritäten darstellen. Daher ist es<br />

auch nicht verwunderlich, dass es in dieser Region zahlreiche bemerkenswerte<br />

Gärten gibt. Bei zwei von ihnen kann man die enge Bindung zwischen den<br />

Bretonen und der Welt des Gartens ganz besonders gut nachzuvollziehen.<br />

Zum einen ist dies der bemerkenswerte Garten des Conservatoire Botanique<br />

National in Brest. Er gibt sich ganz diskret, obwohl man an diesem Ort die<br />

meisten vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten in Frankreich vorfindet. Der<br />

Jardin exotique et botanique in Roscoff zeugt dagegen vom unglaublichen<br />

Wunsch einiger Bewohner, aus einem Felsen einen der schönsten Gärten<br />

des Hexagons zu machen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Vorherige und diese<br />

Doppelseite: Der Jardin<br />

exotique et botanique<br />

von Roscoff und das<br />

Gärtnerteam.<br />

Will man die Bretagne über ihre<br />

Gärten entdecken, so muss man<br />

sich abseits der ausgetretenen<br />

Pfade bewegen. Das ist nicht immer einfach,<br />

denn die Versuchung ist groß, sich<br />

ausschließlich von den Landschaften direkt<br />

am Meer, von wilden und ursprünglichen<br />

Küsten oder von Stränden mit<br />

feinem Sand verzaubern zu lassen. Besucht<br />

man jedoch bretonische Gärten, dann ist<br />

es, als würde man in eine Welt voller schöner<br />

Überraschungen treten, die dabei helfen,<br />

die Mentalität und die Kultur der<br />

Bretonen besser zu verstehen. Alle, die<br />

diese Erfahrung bereits gemacht haben,<br />

können das bestätigen.<br />

Ein Korn zu säen, eine Pflanze oder<br />

einen Baum großzuziehen, das ist nämlich<br />

so, als würde man ein bisschen von sich<br />

selbst preisgeben. Das heißt, neugierig zu<br />

sein, sich in Geduld üben zu können, etwas<br />

weitergeben zu wollen. Drei Charakterzüge,<br />

die den Bretonen schon immer<br />

eigen waren. Seit der Seehandel aufkam<br />

und sich in der Region entwickelte, brachten<br />

die bretonischen Seeleute Samen aus<br />

der ganzen Welt mit nach Hause, sei es in<br />

großen, für den Handel bestimmten Säcken,<br />

sei es, heimlich verborgen, in ihren<br />

Taschen. Zurück auf heimatlichem Boden<br />

haben einige von ihnen sie dann im Garten<br />

ausgesät, um zu experimentieren, und<br />

– Golfstrom sei Dank – diese haben oft<br />

ausgetrieben. Es ist heute sogar so, dass<br />

man nur schwer präzise angeben kann,<br />

wie viele Pflanzenarten tatsächlich schon<br />

immer hier heimisch waren und wie viele<br />

aus solchen Samenkörnern vom anderen<br />

Ende der Welt entstanden sind. Ein klassisches<br />

Beispiel hierfür ist die Hortensie<br />

– ihr botanischer Name lautet Hydrangea<br />

–, die bekanntlich der ganze Stolz der<br />

Bretonen ist. Ihre rosafarbenen, blauen<br />

oder weißen Blüten bilden wunderschöne<br />

üppige Hecken, die so gut<br />

mit den Granitsteinen von Häusern<br />

und Mauern harmonieren,<br />

dass sie quasi ein Symbol für<br />

die Region darstellen. Dabei<br />

stammt diese Pflanze<br />

ursprünglich aus Asien,<br />

wo sie vor allem in Japan<br />

nach wie vor kultiviert<br />

wird.<br />

Will man sich jedoch,<br />

abgesehen von diesen<br />

Pflanzen, die man überall in der Bretagne<br />

sehen kann, ein Bild davon machen, welchen<br />

Einfluss der Seehandel in Sachen<br />

Gartenbau und Pflanzenwelt hier schon<br />

immer gehabt hat, dann sollte man sich<br />

nach Brest begeben, genauer gesagt an<br />

einen Ort, der alleine schon aufgrund seiner<br />

geografischen Lage einen Besuch wert<br />

ist: das Vallon du Stang-Alar. Diese grüne<br />

Lunge der Stadt liegt nur wenige Schritte<br />

vom Stadtzentrum und dem Plage du<br />

Moulin Blanc entfernt. Hier, mitten in<br />

der Stadt, ist man von einer solch ausgedehnten<br />

Grünanlage wahrlich überrascht.<br />

Abgeschottet von Autoverkehr und Stadtlärm<br />

liegt eingebettet ein zwei Kilometer<br />

langer Grünstreifen, eine Art geschütztes<br />

« Miniaturtal » mit Seen, Wasserläufen,<br />

Felsen und einem 30 Hektar großen Park,<br />

in dem die Bretonen gerne mit der ganzen<br />

Familie spazieren gehen. Die Besonderheit:<br />

Es handelt sich dabei nicht, wie in so<br />

vielen anderen Städten, einfach « nur » um<br />

einen städtischen Park, sondern um einen<br />

richtigen, in die Stadt integrierten botanischen<br />

Garten. Er bietet die Gelegenheit,<br />

schnell – und kostenlos – dem Alltag zu<br />

entfliehen und verschiedenste Pflanzenwelten<br />

aus der ganzen Welt zu entdecken.<br />

Hier bewegt man sich beim Spaziergang<br />

auf den ausgeschilderten Wegen<br />

nicht zwischen Kastanienbäumen, Platanen<br />

und anderen Laubbäumen, die<br />

normalerweise die öffentlichen Parks im<br />

Norden Frankreichs bestücken, sondern<br />

man flaniert zwischen Bambus, riesigen<br />

Mammutbäumen, Baumfarn, Palmen,<br />

Kakteen und Eukalyptusbäumen. Es<br />

gibt zahlreiche Bänke, um den Ort zu<br />

genießen, was die Bretonen im Übrigen<br />

ausgiebig in Anspruch nehmen. Manche<br />

kommen sogar mit ihrem<br />

Musikinstrument hierher,<br />

was manchmal für angenehme<br />

Überraschungen<br />

sorgt, so wie es uns bei<br />

unserem Besuch ergangen<br />

ist, als wir auf eine Harfenspielerin<br />

gestoßen sind,<br />

die es sich unter einem<br />

Eukalyptusbaum bequem<br />

gemacht hatte.<br />

Auf unsere Frage hin<br />

erklärte sie uns, dass<br />

sie regelmäßig zum<br />

Üben hierher<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Einige Impressionen aus<br />

dem Jardin exotique et<br />

botanique von Roscoff und<br />

die Gärtnerei, in der man<br />

Pflanzen kaufen kann.<br />

kommt, obwohl sie dafür ihr schweres<br />

Instrument mehrere Hundert Meter<br />

weit tragen muss. Manchmal gibt sie<br />

sogar zur großen Freude der Parkbesucher<br />

improvisierte Konzerte mit<br />

anderen Musikern. Eine Information,<br />

die uns im Übrigen von Stammbesuchern<br />

bestätigt wurde.<br />

Doch der wahre Schatz des Gartens<br />

liegt etwas abseits. Dort muss man für<br />

den Eintritt bezahlen, aber das lohnt sich<br />

allemal. Dieser Schatz ist das Conservatoire<br />

Botanique National de Brest, vor allem<br />

seine Tropengewächshäuser. Sie beherbergen<br />

die dichteste Konzentration vom<br />

Aussterben bedrohter Pflanzen in Frankreich:<br />

Von den mehr als 500 Pflanzen, die<br />

unter den riesigen Glasdächern wachsen,<br />

sind 95 % vom Aussterben bedroht!<br />

Dieser einzigartige Ort zeigt sehr<br />

gut, wie ausgesprochen aufgeschlossen<br />

die Bretonen gegenüber der Welt des<br />

Gartens sind. Frankreich hat zwar mit elf<br />

Einrichtungen auf seinem Territorium, in<br />

denen mehr als 300 Menschen beschäftigt<br />

sind, ein ausgedehntes Netzwerk an<br />

botanischen Konservatorien, doch das in<br />

Brest ist etwas Besonderes unter ihnen:<br />

Es ist das einzige, das im großen Umfang<br />

auf internationaler Ebene agiert, indem es<br />

Projekte zur Erhaltung von Spezies umsetzt,<br />

die vor allem auf Inseln (Madagaskar,<br />

Kanaren, Madeira, Haiti …) bedroht<br />

sind. Manchmal ist eine Pflanzenart<br />

derart in Gefahr und die Dringlichkeit<br />

derart groß, dass die Erhaltung vor Ort<br />

nicht mehr möglich ist. Die Entnahme<br />

und Überführung der Pflanze – oder<br />

zumindest der letzten Samenkörner – in<br />

das Konservatorium in Brest ist oft das<br />

allerletzte Mittel, um zu verhindern, dass<br />

diese Spezies definitiv vom Erdboden verschwindet.<br />

Dafür sind das besondere Klima<br />

in der Bretagne in Verbindung mit der<br />

Organisation der Gewächshäuser im Vallon<br />

du Stang-Alar und dem Know-how<br />

der Mitarbeiter des Konservatoriums ein<br />

wesentlicher Trumpf, was Botaniker auf<br />

der ganzen Welt zu schätzen wissen. Das<br />

hat nicht zuletzt die Erfahrung gezeigt.<br />

Insofern hat man bei einem Besuch<br />

der Gewächshäuser die Gelegenheit, einige<br />

botanische Schätze zu sehen, wie beispielsweise<br />

Cylindrocline lorencei, eine von<br />

der Insel Mauritius stammende Spezies.<br />

Sie war in der freien Natur ausgestorben<br />

und lange Zeit nur<br />

in zwei Gärten auf der ganzen<br />

Welt präsent: hier in Brest und<br />

in England in den berühmten<br />

Londoner Kew Gardens. 1977 hatte<br />

ein Botaniker des Conservatoire Botanique<br />

National de Brest die glorreiche Idee, die<br />

Samen der letzten Pflanzen zu sammeln,<br />

die es noch auf Mauritius gab. Daraufhin<br />

wurden Samenproben an verschiedene<br />

botanische Gärten auf der ganzen Welt<br />

verschickt, doch nirgendwo gelang es, sie<br />

zu kultivieren. Selbst in Brest starben die<br />

wenigen Pflanzen, die gezüchtet werden<br />

konnten, schließlich ab. Das Konservatorium<br />

entschied daraufhin, die verbliebenen<br />

Samen so lange einzufrieren, bis man<br />

neue Lösungsansätze entwickelt hatte,<br />

und dann einen neuen Versuch zu starten.<br />

Dies war schließlich in den 90er-Jahren<br />

der Fall: Durch Isolation und Kultivierung<br />

lebensfähiger Teile von aufgetauten<br />

Samenkörnern in vitro gelang es Wissenschaftlern<br />

des Konservatoriums, ganze<br />

Pflanzen zu regenerieren. Heute kann<br />

man die über zwei Meter großen Exemplare<br />

in den Gewächshäusern bestaunen.<br />

Ein toller Erfolg! Dies gilt umso mehr, als<br />

dass 2012 ein Programm zur Wiedereinführung<br />

auf der Insel Mauritius begonnen<br />

werden konnte.<br />

Über solche einmaligen Exemplare<br />

hinaus besitzt das botanische Konservatorium<br />

von Brest aber eine Besonderheit, die<br />

für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.<br />

Wir hatten jedoch das Privileg, Zutritt zu<br />

bekommen, um einige Fotos zu machen.<br />

Jeder, der diese abgelegenen Räume betritt,<br />

könnte denken, vor « normalen »<br />

Tiefkühlschränken zu stehen. Das ist<br />

nicht ganz unrichtig. Doch genau genommen<br />

steht man vor einer der weltgrößten<br />

Samenbanken bedrohter Pflanzenarten:<br />

4 Tiefkühlschränke beherbergen sorgsam<br />

bei -18° C mehr als 5000 Lots mit Samen,<br />

die hier seit 1976 eingelagert werden. 350<br />

Spezies darunter sind quasi kurz vor dem<br />

Aussterben. Jedes Lot kann, je nach Größe,<br />

bis zu mehrere Zehntausend Körner<br />

enthalten …<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Eindrücke aus dem<br />

Garten des Conservatoire<br />

Botanique National in Brest.<br />

Rund 60 Kilometer nordöstlich von<br />

Brest, in Roscoff, weckt ein anderer<br />

Garten unsere Aufmerksamkeit. Wie der<br />

Garten des Konservatoriums in Brest, so<br />

zeugt auch dieser von der engen Bindung<br />

zwischen den Bretonen und der Gartenwelt.<br />

Für ihn ist allerdings weder der<br />

Staat noch eine Gebietskörperschaft zuständig,<br />

sondern lediglich ein Verein mit<br />

knapp 100 Mitgliedern, von denen jedoch<br />

nur rund 10 den tatsächlichen Betrieb<br />

gewährleisten. Es sind passionierte Menschen,<br />

die es durch ihren Mut und ihre<br />

Willenskraft im Laufe der Jahre geschafft<br />

haben, aus einem kleinen Felsen am Meer<br />

einen der schönsten Gärten Frankreichs<br />

zu machen: Willkommen im Jardin exotique<br />

et botanique de Roscoff.<br />

« Das Grundstück am Fuß des Felsens<br />

direkt am Meer war früher unbebaut »,<br />

erläutert uns Pierre Mechin, der Präsident<br />

des Vereins, während er uns einlädt, uns<br />

mit ihm an den Tisch im Gartenhaus zu<br />

setzen, das ihm zugleich als Büro dient.<br />

« Es war ein Ort, an dem Jugendliche ein<br />

Lagerfeuer machten, an dem sich Verliebte<br />

trafen. In den 80er-Jahren erwarb<br />

das Departement das Terrain, trat es aber<br />

schließlich wieder an die Stadt Roscoff ab.<br />

Diese wusste jedoch nicht so recht, was<br />

sie damit anfangen sollte. Es war in keiner<br />

Weise unterhalten und voller Brombeersträucher.<br />

Dann kamen eines Tages<br />

Daniel Person, ein reicher Hotelbesitzer,<br />

und sein Freund Louis Kerdilès, ein städtischer<br />

Gärtner, auf die Idee, den Felsen<br />

mit Blumen zu bepflanzen. Das taten sie<br />

dann, und die Pflanzen sind angewachsen.<br />

Also pflanzten sie noch mehr. Manche<br />

Pflanzen erhielten sie von Seeleuten<br />

aus der Gegend oder von Reisenden, die<br />

sie aus der ganzen Welt mitgebracht hatten.<br />

Und dann machten sie immer weiter.<br />

Nach und nach kauften sie weitere Parzellen<br />

dazu, die sie ebenfalls bepflanzten. So<br />

hat alles begonnen … »<br />

Für den Felsen in dieser idealen Lage<br />

war das eine unglaubliche Schicksalsfügung:<br />

Aus dem verlassenen Brachland<br />

ist durch die Willenskraft einiger leidenschaftlicher<br />

Bewohner heute ein einmaliger<br />

Vereinsgarten entstanden, dessen<br />

Ausmaß mit 16 000 m 2 zwar überschaubar<br />

ist, der aber eine unglaubliche Vielfalt<br />

an Pflanzen aus Australien, Südamerika,<br />

Südafrika und Neuseeland enthält. « Was<br />

soll ich sagen, es ist ganz erstaunlich, aber<br />

hier wächst fast alles! », sagt Pierre Mechin<br />

fast entschuldigend mit einem Lächeln,<br />

während wir aufbrechen, um diesen<br />

außergewöhnlichen Ort zu erkunden,<br />

an dem wie durch Zauberei mehr als 3500<br />

verschiedene Spezies wachsen, von denen<br />

manche in ihrer ursprünglichen Heimat


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Oben: Die wertvolle<br />

Samenbank des<br />

Konservatoriums und<br />

Pflanzen, die hier<br />

gezüchtet wurden.<br />

praktisch ausgestorben sind.<br />

Trotz der Überschaubarkeit hat man<br />

den Eindruck, im Laufe des Besuchs von<br />

einer Welt in die nächste einzutauchen.<br />

Der Golfstrom und der Felsen scheinen<br />

einige botanische Wunder zu bewirken.<br />

Dies ist auf jeden Fall die Ansicht von<br />

Delphine Cabanis, die hier seit rund<br />

zwölf Jahren arbeitet – immer mit derselben<br />

Leidenschaft. « Schauen Sie », sagt sie<br />

zu uns, « nehmen Sie beispielsweise diesen<br />

Eukalyptusbaum. Alle Botaniker werden<br />

Ihnen sagen, dass zu Füßen eines solchen<br />

Baumes nichts wächst. Nun, hier ist das<br />

anders. Und bei den südafrikanischen Zuckerbüschen<br />

ist es ebenso: Nicht einmal<br />

im Conservatoire Botanique National in<br />

Brest, das ja nicht weit entfernt ist, wachsen<br />

sie richtig. Unsere sind wunderschön!<br />

Man hat herausgefunden, dass der Felsen<br />

tagsüber die Wärme speichert und sie<br />

nachts wieder abgibt. In Verbindung mit<br />

dem Golfstromeinfluss, durch den wir im<br />

Sommer nicht viel Feuchtigkeit und im<br />

Winter keinen Frost haben, ergibt dies ein<br />

ideales Mikroklima. »<br />

Man spürt genau, dass die Vegetation<br />

hier absolut prioritär ist, auch auf die<br />

Gefahr hin, dass sie manchmal über den<br />

Besucher dominiert, der sich bei seinem<br />

Spaziergang dann vielleicht bücken muss,<br />

um einem Ast, einer Pflanze auszuweichen<br />

oder um eine besondere Blüte, ein<br />

Gras zu betrachten. Das hat nichts mit<br />

den breiten, gepflegten (manchmal vielleicht<br />

sogar zu sehr gepflegten) Wegen<br />

in anderen Gärten zu tun … Aber gerade<br />

das macht den Charme dieses Gartens<br />

aus, der ganz anders als andere Gärten<br />

ist. « Viele Pflanzen samen von selbst aus,<br />

überall ein bisschen », bestätigt Delphine<br />

Cabanis. « Wir möchten aber bewusst diese<br />

etwas wilde Seite erhalten. »<br />

Und doch sagt man sich beim Anblick<br />

des Gartens: welche Arbeit! Man erkennt<br />

sofort, dass das kleine Team unablässig<br />

arbeitet und weder Anstrengungen noch<br />

den Zeitaufwand scheut. Die Arbeit<br />

wird sorgfältig ausgeführt, man<br />

sieht, dass die Menschen<br />

diesen Ort wirklich in ihr<br />

Herz geschlossen haben.<br />

Der Einsatz chemischer<br />

Produkte kommt nicht<br />

in Frage, zu<br />

groß ist<br />

dafür der Respekt vor den Pflanzen, den<br />

Tieren und den Menschen. Und wie<br />

Delphine Cabanis dann anmerkt, während<br />

wir den Gipfel des Felsens erreichen, von<br />

dem aus man einen wunderbaren Ausblick<br />

auf das Meer hat: « Es ist viel schöner und<br />

sinnvoller, die paar Brennnesseln zwischen<br />

den Pflanzen wachsen zu lassen, damit<br />

sie bestimmte Schmetterlinge anziehen,<br />

die dann die Blumen bestäuben … Einen<br />

‹ grünen Daumen › gibt es auf jeden Fall<br />

nicht. In einem Garten ist alles eine Frage<br />

von Beobachtung und Geduld. Das beweist<br />

uns dieser Garten jeden Tag. »<br />

Vor dem Ausgang hat der Verein eine<br />

kleine Baumschule eingerichtet, in dem<br />

er Pflanzen aus eigener Kultur anbietet.<br />

Abgesehen davon, dass die Preise ausgesprochen<br />

moderat sind, hat man hier die<br />

Gelegenheit, einige Raritäten zu finden,<br />

die in einer klassischen Baumschule eher<br />

selten angeboten werden. Gartenfreunde<br />

wissen das nur zu gut: Sie kommen oft<br />

von weit her, um den Garten zu besichtigen<br />

und einige Pflanzen zu kaufen.<br />

Wir entscheiden uns für eine Tibouchina,<br />

einen Strauch, der die Besonderheit hat,<br />

dass er Frost bis -6° C aushält und von<br />

Oktober bis Februar mit wunderschönen<br />

violetten Blüten übersät ist. Beim Gehen<br />

fragt uns die Frau an der Kasse: « Wo soll<br />

er gepflanzt werden? » Wir erklären ihr,<br />

dass die Pflanze nach Bordeaux reisen<br />

wird, wo ein eher gemäßigtes Meeresklima<br />

herrscht. Die Kassiererin sieht<br />

uns zweifelnd an. « Denken Sie, dass das<br />

keine gute Idee ist? », fragen wir beinahe<br />

beunruhigt. « Doch, doch », antwortet sie<br />

uns. « Aber ich mag diese Pflanzen sehr.<br />

Ich muss sicher sein, dass sie glücklich<br />

sind …» Diese Bemerkung erstaunt uns<br />

durch ihre Offenheit. Offensichtlich sind<br />

in der Bretagne Liebe und Leidenschaft<br />

für Gärten keine leere Worthülse … Wir<br />

bezahlen und gehen mit unserer Pflanze.<br />

Seien Sie beruhigt, der Tibouchina geht<br />

es sehr gut. Sie hat den ganzen Winter<br />

unaufhörlich geblüht. Und trotz ihres<br />

brasilianischen Ursprungs<br />

hat sich mit<br />

ihr ein kleines<br />

Stück Bretagne<br />

in unserem<br />

Garten<br />

breitgemacht!<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Roscoff und Brest liegen rund 65 km<br />

voneinander entfernt. Man erreicht<br />

die Städte über die Autoroute<br />

Océane (A11/A81), die von Paris nach<br />

Rennes führt.<br />

Brest …<br />

… Berlin 1593 km … Hamburg 1443 km<br />

… Köln 1035 km … München 1424 km<br />

… Wien 1841 km … Zürich 1212 km<br />

Brest hat einen eigenen Flughafen<br />

(Brest Bretagne), der jedoch aus<br />

dem deutschsprachigen Raum<br />

nicht direkt angeflogen wird. Dafür<br />

gibt es zahlreiche innerfranzösische<br />

Verbindungen dorthin, vor allem vom<br />

Flughafen Paris Charles de Gaulle<br />

aus<br />

In Brest gibt es einen SNCF-Bahnhof,<br />

der ans TGV-Netz angeschlossen ist.<br />

A84/E401<br />

Jardin exotique et botanique de<br />

PARIS<br />

Lannion<br />

DinardSaint-Malo<br />

Roscoff<br />

Avranches<br />

Versailles<br />

N12/E50<br />

Roc’h Hievec · 29680 Roscoff<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Telefon: +33 (0) 2 98 61 29 19<br />

N12/E50<br />

A6/E15<br />

www.jardinexotiqueroscoff.com<br />

A84<br />

Eintritt: 6,00 €, ermäßigt 3,00 bzw.<br />

N164<br />

5,00 €. Kostenloser Zugang zur<br />

A11/E50<br />

1. März bis 30. November täglich<br />

Baumschule.<br />

Quimper<br />

geöffnet: März & November 14.00<br />

D768<br />

A10/E5<br />

Rennes<br />

bis 17.00 Uhr; April, Mai, Juni &<br />

Achtung: Eine Bezahlung mit<br />

N165/E60<br />

N24<br />

September, Oktober 10.30 bis Le Mans Kreditkarte ist nicht möglich, auch Orléans<br />

Lorient<br />

18.00 Uhr; Juli & August 10.00 bis A11/E501 nicht beim Kauf von Pflanzen der<br />

19.00 Uhr.<br />

A28/E502 Baumschule.<br />

N165/E60<br />

Blois<br />

Quiberon<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN<br />

Angers<br />

A11/E60 DIE UMGEBUNG<br />

Cheverny<br />

La Baule<br />

A86/E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

St. Nazaire<br />

A85<br />

Nantes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60: Geschichte:<br />

A87<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41: Brest<br />

Monts A10/E5<br />

Bourges<br />

Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der Engländer Clisson<br />

Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt<br />

Cholet<br />

Seit 188 Jahren überqueren Bretonen aus Roscoff<br />

Für viele liegt Brest in einer Sackgasse ganz weit weg<br />

und umliegenden Gemeinden Jahr für A83<br />

im Westen der Bretagne, jedenfalls A20/E9irgendwo,<br />

A71/E11<br />

Jahr den Ärmelkanal, um in Les England Sables-ihrd’Olonne<br />

wohin man sich nicht so schnell verirrt. Die<br />

berühmten rosa Zwiebeln zu verkaufen. Von<br />

letzte französische Großstadt vor den Weiten<br />

diesem erstaunlichen Handel abgesehen A83<br />

Poitiersdes Atlantischen Ozeans litt lange Zeit unter<br />

erzählt ihre Geschichte auch vom Kampf<br />

ihrer isolierten Lage. Doch Brest ist heute alles<br />

Saint-Sigismond<br />

mutiger Frauen und Männer, für die der<br />

andere als ein verschlafenes Provinznest.<br />

N11/E601<br />

Ärmelkanal niemals ein Hindernis war. Dadurch haben sie nicht Trotz einer Niort sehr bewegten und oft tragischen Geschichte hat<br />

Montluçon<br />

La Rochelle<br />

nur ihren Lebensunterhalt verdient, sondern auch eine dauerhafte die Hafenstadt ihr ganz eigenes Lebensgefühl gefunden. Brest<br />

E5/A10<br />

Freundschaft zu diesem Land und seinen Bewohnern aufgebaut. überrascht und lohnt definitiv die weite Anreise.<br />

Jardin du Conservatoire Botanique<br />

National de Brest<br />

Rampe du Stang-Alar<br />

29200 Brest<br />

Telefon: +33 (0) 2 98 41 88 95<br />

www.cbnbrest.fr<br />

Garten des Konservatoriums:<br />

Täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr, im<br />

Sommer bis 20.00 Uhr geöffnet.<br />

Eintritt frei.<br />

Tropengewächshäuser:<br />

8. bis 23. April und 1. Juli bis<br />

31. August täglich von 14.00 bis<br />

18.00 Uhr geöffnet<br />

Cherbourg-<br />

Eintritt: 5,50 €, ermäßigt 4,00 €<br />

Octeville<br />

Am 1. Mai und 1. Oktober findet im<br />

Garten von 10.00 bis 18.00 Uhr jeweils<br />

ein großer Markt mit 50 Baumschulen<br />

N13<br />

statt, auf dem Frühjahrs- bzw. Caen<br />

Saint-Lô<br />

Herbstpflanzen verkauft werden.<br />

A13/E46<br />

Atlantik pur plus Pyrenäen,<br />

Urlaub für Liebhaber<br />

der Vielseitigkeit.<br />

Boulogne<br />

Strände, Berge, wilde Küste, französische,<br />

baskische und spanische Kultur und<br />

Kulinarik. Biarritz, San Sebastian und vieles<br />

A16/E402<br />

mehr. Charmante Ferien wohnungen mit<br />

schönen Aussichten an der<br />

Côte Basque bei<br />

www.baskenreisen.com<br />

Abbeville<br />

A16<br />

A28/E402<br />

Amiens<br />

Le Havre<br />

A131<br />

A28/E402<br />

A29/E44<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

Calais Dunkerque<br />

A16<br />

A<br />

A1/E<br />

Roscoff<br />

Brest<br />

E602/A837<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Limoges<br />

Angoulême<br />

A5/E<br />

Cle<br />

Fer<br />

A89/E70<br />

Montalivet<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 65<br />

le M<br />

Périgueux<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

KIRRWILLER<br />

520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />

Das Dorf Kirrwiller liegt rund<br />

30 Kilometer nordwestlich von<br />

Straßburg in der elsässischen Ebene.<br />

Es ist ein kleiner, beschaulicher<br />

Ort, der jedoch mit einer großen<br />

Überraschung aufwartet: Denn hier,<br />

weit entfernt von Paris, inmitten von<br />

Feldern und Mirabellenbäumen,<br />

befindet sich die drittgrößte Music<br />

Hall Frankreichs, deren Shows Jahr<br />

für Jahr mehr als 200 000 Menschen<br />

besuchen. Dieses « elsässische Las<br />

Vegas » ist nicht nur eine echte<br />

Institution mit internationalem<br />

Renommee, sondern es ist vor allem<br />

die Erfolgsgeschichte einer Familie,<br />

die mit einer erstaunlichen Herausforderung<br />

begonnen hat.<br />

Kommt man mit dem Auto über die Departementsstraße 69<br />

nach Kirrwiller und liest die Straßennamen des kleinen Dorfes,<br />

so sagt man sich unweigerlich, dass Fantasie nicht gerade zu<br />

den Stärken der Einwohner dieses kleinen elsässischen Nestes gehören<br />

kann. Die Straße, die das Dorf durchquert, heißt Rue principale<br />

(Hauptstraße), und die meisten der angrenzenden Straßenschilder<br />

scheinen lediglich die jeweilige Umgebung zu beschreiben: Rue des<br />

Jardins (Gartenstraße), Rue des prés (Wiesenstraße), Rue de l‘école<br />

(Schulstraße), Rue de l‘église (Kirchstraße). Also nichts wirklich Originelles.<br />

Dieses Gefühl verstärkt sich noch, wenn der Besucher dann<br />

feststellt, dass es entlang der Rue principale so gut wie kein Geschäft<br />

gibt. Weder eine Bäckerei noch ein Café. Von einigen hübschen Häuserfassaden<br />

und zwei Kirchen (eine evangelische und eine katholische,<br />

die sich quasi gegenüberstehen) abgesehen, scheint rein gar nichts<br />

dazu geeignet zu sein, ins Auge zu stechen. Man könnte also geneigt<br />

sein, das Dorf geradewegs wieder zu verlassen. Das wäre allerdings<br />

schade, denn der Schein trügt, und Kirrwiller ist vermutlich sogar<br />

eines der originellsten Dörfer des Elsass, wenn nicht sogar ganz<br />

Frank reichs …<br />

Um dieser Besonderheit auf den Grund zu gehen, sollte man –<br />

aus Richtung Straßburg kommend – im Dorf rechts abbiegen und<br />

der Ausschilderung « Royal Palace » folgen. Schnell erspäht man<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


dann einen Parkplatz und ein Gebäude in einer Größenordnung,<br />

die für diesen Ort absolut unerwartet ist. Kein<br />

Zweifel, hier gibt es etwas, das all das übertrifft, was man<br />

von einem friedlichen, kleinen Dorf erwartet … Zu bestimmten<br />

Uhrzeiten und an bestimmten Wochentagen<br />

kann es sogar vorkommen, dass man in Kirrwiller im Stau<br />

steht!<br />

Will man der Sache auf den Grund gehen und verstehen,<br />

was hier vor sich geht, so begebe man sich am besten<br />

auf den kleinen Friedhof im Dorf. Hier befindet sich die<br />

letzte Ruhestätte von Lucie Meyer, geborene Adam (1922-<br />

2009). 1948 hat Lucie die schöne Auberge der Familie geerbt,<br />

eine Gaststätte, wie es damals in der Gegend viele<br />

gab. An diesem Ort konnte man gut und reichlich essen<br />

und auch ein Gläschen dazu trinken. Die junge Elsässerin<br />

sprühte jedoch vor Ideen und wollte das Vermächtnis nicht<br />

einfach unverändert weiterführen. Sie entwickelte also ein<br />

etwas moderneres Konzept und eröffnete ein Tanzlokal.<br />

Dieser innovative Ansatz machte sie in der Gegend auf einen<br />

Schlag berühmt. Das Lokal war ein voller Erfolg, bis<br />

in den 70er-Jahren Diskotheken in Mode und herkömmliche<br />

Tanzlokale aus der Mode kamen.<br />

Zu diesem Zeitpunkt kam nun Pierre, der Sohn von<br />

Lucie ins Spiel. Nach einer etwas « schwierigen » Schulzeit,<br />

in deren Verlauf seine Eltern ihn sogar, wie er heute<br />

sagt, « bei den Pfarrern » einschreiben mussten, begann<br />

er im Alter von 14 Jahren im 25 Kilometer entfernten<br />

Niederbronn-les-Bains eine Ausbildung im dortigen Casino.<br />

In der Folge erwarb er an der Hotelfachschule in<br />

Straßburg sein Certificat d’Aptitude Professionnelle (Facharbeiterbrief)<br />

und absolvierte den Militärdienst in Hagenau,<br />

bevor er schließlich Catherine heiratete, eine junge Friseurin<br />

aus der nur 9 Kilometer von Kirrwiller entfernten<br />

« Großstadt » Pfaffenhofen (2800 Einwohner). Es hatte<br />

den Anschein, als sei sein Schicksal genau vorgezeichnet,<br />

als sei es seine Bestimmung, die Auberge der Familie zu<br />

übernehmen und sich dort um die Küche zu kümmern.<br />

Doch genau wie Lucie hatte auch Pierre größere Ambitionen,<br />

als es darum ging, in das kleine Familienunternehmen<br />

einzusteigen: Da das Tanzlokal nicht mehr « in »<br />

war, musste ein anderes Konzept her. Die Inspiration ließ<br />

nicht lange auf sich warten. Während seiner Ausbildung<br />

im Casino von Niederbronn-les-Bains hatte er mehrere<br />

Veranstaltungen besucht, die ihm gut gefallen hatten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

Vorherige Doppelseite: Eine Szene der Revue Flamboyant.<br />

Diese Seite: Pierre Mayer und ein Blick hinter<br />

die Kulissen vor Beginn der Revue.<br />

Und er hatte bemerkt, dass er nicht der Einzige war.<br />

Also beschloss er, diese Idee zu übernehmen und aus dem<br />

Tanzlokal in Kirrwiller einen Ort für thematische Abendveranstaltungen<br />

zu machen. Als Unternehmer mit Leib<br />

und Seele machte er sich auf die Suche nach einer Künstleragentur,<br />

wurde schnell fündig und beauftragte diese<br />

damit, eine Truppe mit tahitischen und brasilianischen<br />

Tänzerinnen zu engagieren. Die ersten Shows konnten<br />

also stattfinden. Da Mund-zu-Mund-Propaganda im Elsass<br />

sehr gut funktioniert, sprach sich dies schnell herum<br />

und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.<br />

Im kleinen Familienunternehmen ging es hoch her.<br />

Lucie gefielen die Ideen ihres Sohnes, und sie unterstützte<br />

ihn, sodass dieser sich nun mehr mit dem beschäftigen<br />

konnte, was er am besten konnte: mit dem Kochen. Doch<br />

umständehalber musste er sich ein bisschen um alles<br />

kümmern. Mit Freude denkt er noch heute daran zurück:<br />

« Samstags fuhr ich zum Bahnhof, um das Ensemble abzuholen,<br />

das für die Show engagiert war. Es war oft ein Wettlauf<br />

gegen die Zeit. Man musste überall gleichzeitig sein, aber es<br />

war spannend. Wir machten uns mit dem Milieu des Varietés<br />

vertraut, so wie unsere Mittel es uns erlaubten. Die waren am<br />

Anfang begrenzt. Ich erinnere mich, dass ich ein winziges Pult<br />

hatte, um die Beleuchtung während des Auftritts zu steuern,<br />

um den Verfolgerspot kümmerte sich der Barmann … Am Anfang<br />

war vieles behelfsmäßig, aber alle packten mit an, und das<br />

kam sofort gut an. Es war einfach magisch, das gefiel uns. »<br />

1980 wurde aus dem familiären Tanzlokal offiziell die<br />

« Music Hall Adam Meyer », deren Leitung Pierre übernahm.<br />

Nach und nach entwickelte sich das Unternehmen<br />

weiter. Es entstanden eine 200 m² große Bühne und ein<br />

Saal mit 600 Plätzen. Die Music Hall in Kirrwiller erwarb<br />

sich nach und nach einen sehr guten Ruf. Die örtliche<br />

Presse berichtete regelmäßig über die Shows, und eines<br />

schönen Tages interessierte sich sogar die überregionale<br />

Presse für diesen unglaublichen Veranstaltungsort in der<br />

Provinz, der immer renommierter wurde. 1991 brachte<br />

dann ein Artikel von Michel Sousse in der Tageszeitung<br />

Libération den Stein ins Rollen. « Dieser Artikel schlug ein<br />

wie eine Bombe », erinnert sich Pierre Meyer. « Von einem<br />

Tag auf den anderen machte er uns im ganzen Land bekannt,<br />

Fernsehsender schenkten uns Beachtung, und Zuschauer kamen<br />

plötzlich von weit her. » Das kleine Familienunternehmen<br />

war auf einen Schlag ein Akteur auf nationaler Ebene<br />

geworden. Und das sollte noch nicht das Ende sein …<br />

Im Jahr 1994 befanden sich unter den Besuchern der<br />

Show in Kirrwiller zwei Stars aus der amerikanischen<br />

Varietészene: Siegfried und Roy. Sie waren so angetan,<br />

dass sie Pierre Meyer einluden, ihre Show in Las Vegas zu<br />

besuchen, was dieser selbstverständlich freudig annahm.<br />

Er kam von dieser Reise beeindruckt und mit dem Kopf<br />

voller Ideen und Projekte zurück. « Ab dem Moment habe<br />

ich begonnen, etwas wirklich Großes anzustreben », erzählt<br />

Pierre Meyer. « Nach dem, was ich in Las Vegas gesehen hatte,<br />

habe ich mir gesagt, dass es Zeit ist, sich in das Abenteuer zu<br />

stürzen, dass man nicht davor zurückschrecken darf, höher


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

Ein Blick ins Innere des Royal Palace und des Lounge Clubs.<br />

hinaus zu wollen. Ich habe daher große Umbauarbeiten begonnen:<br />

Wir haben alles erweitert, ein Gebäude mit 8000 m², einen<br />

Saal mit 1000 Plätzen, zwei Restaurants mit 800 (Anm.<br />

d. Red.: Le Majestic) beziehungsweise 160 Plätzen (Anm. d.<br />

Red.: Le Versailles, gehobene Küche) und einen 500 m² großen<br />

Küchenbereich geschaffen. »<br />

So ist das aktuelle Royal Palace entstanden. Aufgrund<br />

seiner Infrastruktur und der Besucherzahlen ist es nach<br />

dem Moulin Rouge und dem Lido heute die drittgrößte<br />

Music Hall in Frankreich. Das Besondere daran ist, dass<br />

es sicherlich eines der wenigen Häuser mit einem solchen<br />

Bekanntheitsgrad ist, das nicht in einer großen Stadt, sondern<br />

mitten in einem winzigen Dorf umgeben von Feldern<br />

liegt. Die geografische Lage war nicht immer einfach zu<br />

vermitteln, wie Pierre Meyer erwähnt: « Als ich am Anfang<br />

versuchte, internationale Ensembles zu überzeugen, hier in<br />

Kirrwiller aufzutreten, dachten alle, dass sie in einer Scheune<br />

spielen sollten. » Glücklicherweise hat der Ruf des Royal Palace<br />

aufgrund der eingesetzten Mittel und der Qualität der<br />

Shows schnell dazu beigetragen, hervorragende Künstler<br />

zu überzeugen. Eine Revue im Royal Palace steht heute<br />

einer Show in anderen großen Music Halls in nichts nach.<br />

Im Gegenteil. Royal Palace, das steht für: 12 bis 13 Veranstaltungen<br />

pro Woche während der Saison (von Anfang<br />

September bis Anfang Juli); mehr als 130 Menschen, die<br />

Tag für Tag im Einsatz sind; 40 Künstler; einen LED-<br />

Bildschirm der neusten Technologie, der quasi einzigartig<br />

auf der ganzen Welt ist; ein Ballett; ein deutsches (!) Orchester;<br />

eine Show, die jährlich neu inszeniert wird, eine<br />

Investition von rund 4 Millionen Euro verschlingt und für<br />

die Pierre Meyer Künstler auf der ganzen Welt selektiert.<br />

Diese erhalten jeweils Einjahresverträge, die denen der<br />

Pariser Kabaretts in nichts nachstehen, denn einige von<br />

ihnen erhalten mehr als 1000 Euro pro Abend … Kurz:<br />

Royal Palace ist ein richtiggehendes Unternehmen!<br />

Trotzdem fällt sofort auf, dass es Pierre Meyer gelungen<br />

ist, den warmherzigen und familiären Geist des Ortes<br />

zu bewahren. Er liebt es über alles – und macht es praktisch<br />

bei jeder Veranstaltung – die Besucher zu begrüßen,<br />

ihnen sein Universum zu zeigen, seine Vision von einer<br />

Music Hall und nicht zuletzt seinen Traum mit ihnen zu<br />

teilen. Dasselbe gilt für die Künstler: « Wir begrüßen uns<br />

jeden Tag gegenseitig mit Küsschen », merkt Pierre Meyer lächelnd<br />

an. « Natürlich ist es durchaus angenehm, den Girls ein<br />

Küsschen zu geben, das will ich nicht leugnen! Aber darüber<br />

hinaus ist das wichtig für die familiäre Atmosphäre, die allen<br />

hier am Herzen liegt. » Geben wir es zu: Irgendwo anders<br />

hätten wir das Gefühl, dass es nicht ehrlich gemeint ist<br />

und wir würden eine solche Aussage zwangsläufig als<br />

Marketing einstufen. In Kirrwiller ist dies jedoch nicht<br />

der Fall, im Gegenteil. Das breite Lächeln und die herzliche<br />

Begrüßung, mit denen uns der Herr des Hauses und<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Antwerpen<br />

Calais Dunkerque<br />

Gent<br />

Havre<br />

seine Mitarbeiter Boulogne begegnen, sind Roubaix zutiefst aufrichtig, das<br />

ist offensichtlich. Die Magie ist nicht nur auf der Bühne,<br />

Lille<br />

sondern im ganzen Haus spürbar.<br />

Catherine, die Frau von Pierre Meyer, die alle hier nur<br />

Cathy nennen, ist in einer Ecke<br />

Arras<br />

der ausgedehnten Music<br />

Hall für die Kasse verantwortlich. Auch sie zählt ihre<br />

Arbeitsstunden nicht. « Das Royal Palace ist unser Leben.<br />

Abbeville<br />

Es war nicht immer einfach, aber es ist Guyencourt-Saulcourt<br />

so schön, wenn man<br />

Amiens<br />

sieht, dass die Menschen glücklich sind. Schauen Sie sich um:<br />

Alle tanzen, singen, lächeln … Das ist der größte Lohn für<br />

unsere Arbeit! », erklärt sie uns. Ihr Mann schaut kurz herein:<br />

« Ich laufe schnell in die Lounge, nachsehen, ob alles bereit<br />

ist. » Der Lounge Club ist der neueste Bereich, an dessen<br />

Rouen<br />

Bruxel<br />

war. Ein 2200 m² Liege großer Bereich auf zwei Etagen für<br />

Charlroi<br />

Konzept auch sein Sohn Mathieu entscheidend beteiligt<br />

bis zu 1000 Menschen. Er bietet den Gästen der Music<br />

Hall die Möglichkeit, nach der Veranstaltung noch ungezwungen<br />

etwas zu trinken, zu tanzen. Ausstattung und<br />

Dekoration sind so ultramodern, dass nicht wenige Clubs<br />

beim Anblick vor Neid erblassen würden … selbst Clubs<br />

in Las Vegas! Einige Hundert Meter entfernt, kann Lucie<br />

also beruhigt ruhen. Ihr Sohn und ihr Enkel haben das<br />

Charleville-Mézières<br />

Tanzlokal, das sie einst Luxembourg gegründet hat, weiterentwickelt.<br />

Es wird also noch lange Zeit schöne Shows im Royal Palace<br />

geben, und Kirrwiller wird ebenfalls weiterhin davon<br />

profitieren!<br />

Saarbrücken<br />

<br />

Von Strasbourg aus erreicht man<br />

Kirrwiller über die Autobahn A4.<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Kirwiller …<br />

… Berlin 763 km … Hamburg 719 km<br />

… Köln 387 km … München 391 km<br />

… Wien 849 km … Zürich 266 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen sind<br />

Sens<br />

in Strasbourg (43 km) und Baden-<br />

Baden (75 km). Orléans<br />

Reims<br />

France<br />

Sarreguemines<br />

Das Mittagessen findet jeweils um 12<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Uhr, das Abendessen Champagnejeweils um 19.30<br />

Uhr statt und dauert bis zum Beginn<br />

der Show. Die Essen sind teilweise mit,<br />

teilweise ohne Tanz. Näheres dazu<br />

auf der Website des Royal Palace.<br />

Es ist empfehlenswert, 20 Minuten vor<br />

Troyes<br />

Beginn des Essens oder der Show da<br />

zu sein.<br />

Kostenloser Parkplatz für Pkw und<br />

Wohnmobile.<br />

· ·<br />

Die nächstgelegenen Bahnhöfe Auxerre<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

Mulhouse<br />

Bloisgibt es in Saverne (22 km) und Obermodern<br />

(4 km), der nächst gelegene<br />

Chambord<br />

Basel<br />

LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />

Tours<br />

Cheverny<br />

TGV-Bahnhof liegt da ge gen in Strasbourg<br />

(36 km).<br />

nicht nur Kugeln, sondern Dijon Objekte voller Besançon Sinn (26 km entfernt)<br />

Vézelay Avallon Ausgabe Flavigny <strong>Nr</strong>. 61: Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />

Chenonceau<br />

An der Grenze zu Deutschland, in Lothringen, genauer gesagt<br />

Le Royal Palace<br />

Bourges<br />

im Bitscherland, liegt am Ende eines Tales in den Vogesen ein Bern<br />

20, rue de Hochfelden<br />

Beaune kleines Dorf. Dieses Dorf heißt Meisenthal. Vor langer Zeit,<br />

67330 Kirrwiller<br />

im Jahr 1704, ist dort eine Glasmanufaktur entstanden, auf<br />

Chalon-sur-Saône<br />

+ 33(0)3 88 70 71 81<br />

die man 265 Jahre lang nicht nur in der Region, Schweiz<br />

sondern<br />

in ganz Frankreich stolz war. Trotzdem musste sie 1969<br />

www.royal-palace.com<br />

Lausanne<br />

schließen. Damit hätte die Geschichte enden können.<br />

Cluny Glücklicherweise gab es aber einige unbeugsame<br />

Revue 2016-<strong>2017</strong>: Flamboyant<br />

Montluçon<br />

Dauer: 1 Std. 40 Min.<br />

Vorstellungen bis Anfang Juli von<br />

Mittwoch bis Sonntag um 14.30 Uhr<br />

(Sonntag 14.45 Uhr) und 22.15 Uhr.<br />

Menschen, die sich für die Glashütte begeistert und für sie<br />

gekämpft haben, sodass 1992 erneut Genèveein Ofen in Betrieb<br />

genommen werden konnte. Gestützt auf das Know-how und die handwerkliche<br />

Tradition lebte die Fertigung von Weihnachtskugeln aus Glas wieder auf.<br />

Genaugenommen war dies die Spezialität der Glasfabrik Annecy im benachbarten Dorf<br />

Clermont-<br />

Preise von 39 bis 57 € pro Person<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

Götzenbruck gewesen, der ein ähnliches Schicksal widerfahren war. Die Menschen<br />

(Show inkl. Eintritt in den Lounge Club in Meisenthal hatten ein Lyon wenig verrückte Ambitionen: Sie wollten die regionale<br />

Puy de Dôme<br />

mit Unterhaltung und Tanz bis 18.00 Glasbläser- tradition zu neuem Leben erwecken und gleichzeitig neu interpretieren.<br />

bzw. 2.30 Uhr).<br />

le Mont-Dore<br />

Chambéry<br />

Das ist ihnen gelungen. Inzwischen kommt man aus ganz Europa hierher, um solche<br />

Essen vor der Veranstaltung im<br />

Restaurant Le Majestic (Menüs 33<br />

handwerklich gefertigten St.-Etienne Objekte zu kaufen, die mehr als « nur » Weihnachtskugeln<br />

sind.<br />

Tulle<br />

eux<br />

bis 47 €) oder im Restaurant Le<br />

Grenoble<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Versailles (Menüs von 36 bis 54 €).<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN Italien Torino<br />

Le Pescher<br />

Souillac sur Saillac<br />

Dordogne<br />

Aurillac<br />

Valence<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 90. Briançon<br />

anéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

Crest<br />

Die<br />

Saillans<br />

Gap<br />

Frankreich erleben <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> 71<br />

Metz<br />

Nancy<br />

Bitche<br />

Kirrwiller<br />

Colmar<br />

Strasbourg<br />

Karlsruhe<br />

Haguenau<br />

Freiburg<br />

Deutsch


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Le Narcisse Blanc<br />

Diskreter Luxus, wie es ihn nur in Paris gibt<br />

Sind Sie sicher, dass es hier sein soll? » Der Taxifahrer<br />

macht nicht den Anschein, als kenne er die Adresse.<br />

« Seit einigen Metern fährt er langsam, sucht an jedem<br />

Gebäude, an dem wir vorbeifahren, die Hausnummer.<br />

« Diese Straße im 7. Arrondissement ist eher eine Wohngegend.<br />

Ein Hotel hier … das würde mich überraschen<br />

…», sagt er, während er weiter die Avenue entlangfährt.<br />

« 15 … 17 … 19 … das ist die Nummer! Hier muss es<br />

sein! » Kurz hinter einem Wartehäuschen taucht dann auch<br />

plötzlich das gesuchte schwarz-weiße Schild Le Narcisse<br />

Blanc auf. Der Taxifahrer hält an und betrachtet offensichtlich<br />

skeptisch die hübsche Fassade in dem für Paris so typischen<br />

haussmannschen Stil. « Na so was … Ich wusste<br />

nicht, dass es hier ein 5-Sterne-Hotel gibt! Das muss neu<br />

sein, oder? », entfährt es ihm.<br />

Diese Aussage kommt nicht von ungefähr. Denn in<br />

der Avenue de la Tour-Maubourg rechnet in der Tat niemand<br />

damit, auf ein Hotel zu stoßen. Wir befinden uns<br />

zwar nur wenige Hundert Meter von der Seine und der<br />

Pont Alexandre III entfernt – zwischen der Esplanade<br />

des Invalides und dem Eiffelturm, also an einem idealen<br />

Ausgangspunkt für Touristen –, doch dieses ruhige Viertel<br />

ist nicht als Hotelviertel bekannt. Und zwar aus gutem<br />

Grund: Die Immobilienpreise erreichen hier schwindelerregende<br />

Höhen. Sie liegen zwischen 10 000 und 15 000<br />

Euro pro Quadratmeter und gehören damit zu den höchsten<br />

der Hauptstadt. Hinter den aristokratisch anmutenden<br />

Fassaden im haussmannschen Stil findet man daher eher<br />

Botschaften, Büros und herrschaftliche Wohnungen als<br />

Hotels, nicht einmal Luxushotels …<br />

Die Tatsache, dass hier im September 2016 das Narcisse<br />

Blanc eröffnet wurde, ein 5-Sterne-Hotel mit 40<br />

Zimmern und Suiten, ist also etwas Besonderes in der Pariser<br />

Hotelszene, die sich in den letzten Jahren nicht gerade<br />

durch große Überraschungen ausgezeichnet hat. Seit<br />

einiger Zeit wurden zwar in der französischen Hauptstadt<br />

nicht wenige Luxushotels mit 4 oder 5 Sternen eröffnet,<br />

die meisten liegen jedoch erwartungsgemäß am rechten<br />

Seine-Ufer oder in belebten Vierteln.<br />

Pariskenner wissen allerdings, dass es hier im 7. Arrondissement,<br />

gleich in der Nähe der so nüchtern und<br />

extrem ruhig erscheinenden breiten Avenuen, kleine,<br />

fast verborgene Straßen gibt, in denen das Leben eines<br />

typischen Pariser Stadtviertels pulsiert: Bäckereien, Konditoreien,<br />

Metzgereien, Fisch- und Blumenhändler in der<br />

Rue Cler – eine der angenehmsten verkehrsberuhigten<br />

Einkaufsstraßen in Paris – ziehen nicht nur die Bewohner<br />

des Viertels, sondern generell Liebhaber hochwertiger<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Produkte an. Und die zahlreichen Cafés und Restaurants<br />

mit ihren Terrassen in der Rue Saint-Dominique stehen<br />

dem Charme derer in Montmartre in keiner Weise nach.<br />

Im Gegenteil, sie sind manchmal sogar authentischer, da<br />

sie weniger touristisch ausgerichtet sind.<br />

Das Narcisse Blanc entspricht ganz dem Image dieses<br />

Viertels. Es ist zwar ein elegantes und luxuriöses Hotel,<br />

doch die renommierten 5 Sterne machen sich hier auf diskretere<br />

Art bemerkbar als anderswo.<br />

Man kann sie eher erahnen,<br />

als dass sie sich aufdrängen. Ist<br />

vielleicht gerade das der wahre<br />

Pariser Luxus? Beim Betreten<br />

dhat man sofort das Gefühl an<br />

einem Ort zu sein, den man nicht<br />

so einfach findet, an einer Adresse,<br />

die einem von guten Freunden<br />

empfohlen wurde, die von Insidern<br />

unter der Hand weitergegeben<br />

wird. Es ist also nicht erstaunlich,<br />

dass dieser Ort nicht sehr bekannt<br />

ist, sodass man es dem Taxifahrer<br />

nicht vorwerfen kann, dass er ihn<br />

(noch) nicht kannte. Passiert man<br />

das Portal, hat man das seltsame<br />

aber durchaus angenehme Gefühl,<br />

nicht ein Hotel, sondern eher ein<br />

typisches Pariser Wohngebäude zu<br />

betreten, ganz als ob man selbst in<br />

diesem Viertel leben würde.<br />

Der Besitzer des Hotels, ein<br />

Geschäftsmann, der im Nahrungsmittelsektor<br />

tätig ist und<br />

darüber hinaus ein Château – also<br />

ein Weingut – im Bordelais besitzt,<br />

zeichnet sich durch dieselbe<br />

Diskretion aus wie das Viertel. Er<br />

hat alles darangesetzt, dass sich<br />

dieser Charakterzug auch im Inneren<br />

fortsetzt. Die Innenausstattung<br />

wurde von den bekannten<br />

Designern Laurent & Laurence<br />

in Zusammenarbeit mit Thierry<br />

Martin und Thibaut Fron entworfen.<br />

Im Zentrum steht eine<br />

starke historische Persönlichkeit,<br />

nämlich Cléo de Mérode (1875-<br />

1966), eine Pariser Aristokratin<br />

und Tänzerin, die zu Lebzeiten<br />

die Konventionen ihres sozialen<br />

Le Narcisse Blanc<br />

19, boulevard de la Tour-Maubourg<br />

75007 Paris<br />

Telefon: + 33 (0)1 40 60 44 32<br />

www.lenarcisseblanc.com<br />

30 Zimmer, 7 Suiten, ab 280 Euro.<br />

Spabereich: 13 m langer Pool<br />

mit Gegenstromanlage, Sauna,<br />

Hamam, Fitnessraum, Massageund<br />

Kosmetikbereich.<br />

Restaurant Cléo<br />

Geöffnet täglich von 12.00 Uhr bis<br />

14.30 Uhr und von 19.00 Uhr bis 22.30<br />

Uhr.Menüs 29 bis 45 Euro.<br />

Status über den Haufen geworfen hatte und Muse zahlreicher<br />

Künstler wie Nadar, Degas oder Proust war. Eine<br />

starke und unabhängige Frau also, die, im Gegensatz zu<br />

ihrer nicht minder berühmten Zeitgenossin Coco Chanel,<br />

ihre Freiheit immer auf diskrete Art gelebt hat. Dies<br />

erklärt auch, warum man gerade ihren Geist in den Räumen<br />

des Hotels wiederaufleben ließ.<br />

Ob in den Zimmern oder in den anderen Räumen, im<br />

ganzen Haus sticht der Sinn für Details ins Auge. Viele<br />

Elemente wurden individuell angefertigt, beispielsweise<br />

die mundgeblasenen Glaskugeln im Treppenhaus, in denen<br />

sich jeweils eine Narzissenblüte befindet. Hier und da sieht<br />

man an den Wänden dezente Zierleisten in Form einer Perlenkette,<br />

eine Anspielung auf die Halsketten von Cléo de<br />

Mérode. Der Farbton der Tapeten<br />

verändert sich von einer Etage zur<br />

nächsten, als ob die unzähligen<br />

Nuancen von Beige ein neckisches<br />

Spiel mit dem Tageslicht treiben<br />

würden.<br />

Das Hotel erstreckt sich über<br />

mehrere Gebäude, welche um Innenhöfe<br />

herum angeordnet sind,<br />

die als Oasen der Ruhe erscheinen.<br />

Einer dieser Patios liegt über<br />

dem ausgedehnten Spabereich des<br />

Hotels, der den ultimativen Luxus<br />

verkörpert: ein 13 Meter langer<br />

Pool, ein Hamam, eine Sauna und<br />

eine individuelle Massagekabine,<br />

in der man sich mit Kosmetik der<br />

Marke « Carita » verwöhnen lassen<br />

kann. Ein weiteres Detail unterstreicht<br />

ebenfalls die Authentizität<br />

des Ortes: Zu den Zimmern auf<br />

den diversen Etagen gelangt man<br />

über ein Labyrinth von Gängen<br />

mit gedämpfter Atmosphäre,<br />

genau so, wie es für die Gebäude<br />

im Haussmann-Stil des Viertels<br />

typisch ist.<br />

Am ehesten wird einem jedoch<br />

in den Zimmern bewusst,<br />

dass man an diesem Ort den wahren<br />

Luxus des « Pariser Lebens »<br />

genießen kann. Hohe Decken,<br />

Zierleisten, Holztäfelungen, Sofas,<br />

Sessel: Alles wurde sorgfältig<br />

ausgesucht und vermittelt eine<br />

besonders ruhige Atmosphäre,<br />

sodass man sich fast fern unserer<br />

Zeit fühlen könnte. Die äußerst<br />

bequemen Betten und eine optimale<br />

Schalldämmung tragen<br />

darüber hinaus dazu bei, dass<br />

man das Gefühl hat, privilegiert<br />

zu sein und etwas Außergewöhnliches erleben zu dürfen.<br />

Momente, die einen Aufenthalt in Paris zusätzlich aufwerten<br />

und deutlich machen, was wahrer Luxus ist. Ein<br />

Luxus, der heute selten ist und den man oft lange suchen<br />

muss. Hat man ihn gefunden, macht es Freude, ihn mit<br />

Menschen, die man gerne hat, zu teilen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

david ken<br />

Der Fotograf, der das Glück fotografiert<br />

David Ken hat dreißig Jahre lang mit<br />

Persönlichkeiten wie Claudia Schiffer, Laetitia<br />

Casta und Linda Evangelista gearbeitet.<br />

Seine Porträtaufnahmen, die er im Auftrag<br />

inter nationaler Markenartikelhersteller wie<br />

L’Oréal, Lancel oder Coca-Cola machte,<br />

waren in der Mode- und Werbewelt anerkannt<br />

und wurden in bekannten Magazinen<br />

wie Vogue, Grazia, Elle und Cosmopolitain,<br />

um nur einige zu nennen, veröffentlicht. Man<br />

kann also sagen, dass es ihm in materieller<br />

Hinsicht gut ging. 2009 hatte David Ken jedoch<br />

genug von künstlichem Lächeln und<br />

seelenlosen Posen. Er wollte seinem Beruf<br />

und seinem Leben einen neuen Sinn geben.<br />

Schluss mit Mode und Werbung. Zusammen<br />

mit seinem Freund William Lafarge stürzte er<br />

sich in ein etwas verrücktes Abenteuer<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


David Ken, was steckt hinter dem LOL Project?<br />

Für mich ist es vor allem eine Begegnung. Eine Begegnung<br />

zwischen Menschen, die sich nicht kennen und die<br />

dennoch einen einzigartigen Moment teilen, der ihnen im<br />

Gedächtnis haften bleibt und ihnen gut tut.<br />

Was ist das Einzigartige an dieser Begegnung?<br />

Die Idee besteht darin, sich zu unterhalten und dabei<br />

diesen einzigartigen und sehr kurzen Augenblick in einem<br />

Foto festzuhalten, in dem ein Mensch beim Lachen total<br />

loslässt. Dies ist ein unverfälschter, fast unglaublicher Moment,<br />

der oft sowohl den Fotografen als auch die fotografierte<br />

Person erstaunt. Wenn es gelingt, diesen Augenblick<br />

zu teilen – und noch dazu fotografisch einzufangen – dann<br />

ist dies ein echtes Glückserlebnis.<br />

Welchen Anteil hat dabei das Lachen?<br />

Dieses Loslassen ist im Grunde genommen ein kurzer<br />

Augenblick, in dem alle Menschen gleich sind. Es ist im<br />

Prinzip nicht zwangsläufig mit einem Lachen verbunden.<br />

Da ich ein überzeugter Optimist bin, nutze ich jedoch das<br />

Lachen als Mittel, um das Loslassen im Bild festzuhalten.<br />

Für mich ist das Glas immer halb voll und nicht halb leer.<br />

Ich habe zudem festgestellt, dass dies nicht nur gut funktioniert,<br />

sondern dass es zudem allen gut tut!<br />

namens LOL Project. Es geht darum,<br />

den magischen Moment des Loslassens zu<br />

fotografieren, der im Lachen eines jeden<br />

Menschen vorhanden ist, egal ob dieser<br />

nun berühmt ist oder nicht. Begonnen wurde<br />

das Projekt an einem für das Lachen nicht<br />

gerade typischen Ort, nämlich in einem<br />

Krankenhaus, im Laufe der Zeit wurde es<br />

dann auch auf andere Orte ausgedehnt.<br />

Heute hängen David Kens « Fotos, die gut<br />

tun » nicht nur an den Wänden zahlreicher<br />

Krankenhäuser in Frankreich, sondern auch<br />

in Unternehmen, und sie werden unter anderem<br />

in Paris, Lyon und Montpellier ausgestellt.<br />

Begegnung mit einem glücklichen Fotografen,<br />

der sein Glück mit anderen teilt.<br />

Nicht jeder hat aber zwangsläufig Lust zu lachen …<br />

Als ich das Projekt 2009 lanciert habe, war dies in<br />

der Tat das größte Fragezeichen für mich, vielleicht sogar<br />

meine größte Angst. Natürlich habe ich mich gefragt, ob<br />

es funktionieren würde. Es musste mir ja nicht nur gelingen,<br />

den Menschen Lust zu machen, sich mit mir in<br />

einem winzigen transportablen Fotostudio aufzuhalten, in<br />

der LOL-Box, sondern auch einen Kontakt herzustellen<br />

und gleichzeitig ein Vertrauen aufzubauen, das stark genug<br />

ist, um diese Menschen dazu zu bringen, zu lachen<br />

und loszulassen …<br />

Für Sie geht es dabei nicht darum, den Clown zu spielen …<br />

Nein, glücklicherweise nicht, denn ich wäre, so glaube<br />

ich, kein guter Clown. Wenn jemand in der LOL-Box<br />

lacht und dabei loslassen kann, dann muss dies ein natürliches<br />

Lachen sein. Wäre es gezwungen, würde es nicht<br />

funktionieren. Es ist genau genommen die Frucht dieser<br />

einzigartigen Begegnung, von der ich gesprochen habe. Es<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

gibt keine definierten Regeln dafür. Und es ist gut, dass<br />

es in gewisser Weise auch noch eine geheimnisvolle Seite<br />

gibt. Ich kann Ihnen aber eines versichern: In 99 % der<br />

Fälle funktioniert es!<br />

Wann und wie ist Ihnen die Idee für das LOL Project gekommen?<br />

Das war 2009. Die Stimmung in Frankreich war<br />

eher trübsinnig, Themen wie Vogelgrippe, Tsunami,<br />

Subprime-Krise waren in aller Munde … Ich ging mit einem<br />

Freund, William Lafarge, spazieren, als dieser mich<br />

plötzlich fragte: « Was ist für dich eigentlich ein herausragendes<br />

Foto? » Instinktiv antwortete ich, dass es ein Foto<br />

ist, das sich nicht wiederholen lässt, wie beispielsweise<br />

das Loslassen. Dieser<br />

Satz ging mir dann nicht<br />

mehr aus dem Kopf, ich<br />

begann, darüber nachzudenken.<br />

Über den Sinn des Lebens<br />

nachzudenken?<br />

Ganz genau. Damals<br />

arbeitete ich in der Modeund<br />

Werbebranche. Ich<br />

hatte einen guten Ruf,<br />

meine Arbeit war anerkannt,<br />

ich verdiente nicht<br />

schlecht. Plötzlich wurde<br />

mir bewusst – vielleicht<br />

hat auch die Midlife-<br />

Crisis dazu beigetragen<br />

(lacht) –, dass ich mit<br />

Modefotos meine Vorstellung<br />

von « herausragenden<br />

Fotos » nicht würde verwirklichen<br />

können. Es<br />

war, als sei ich plötzlich<br />

aufgewacht und würde<br />

mich fragen: « Welchen<br />

Sinn willst du deinem<br />

Leben eigentlich geben? »<br />

Website der Vereinigung LOL Project:<br />

www.lolproject.com<br />

In gewisser Weise haben Sie einfach losgelassen …<br />

Genau. Mir wurde bewusst, dass ich bis dahin zu sehr<br />

Wenn Sie <strong>62</strong>48 Fotos von lachenden Menschen sehen und<br />

die Aktivitäten des LOL Projects in den Krankenhäusern<br />

unterstützen möchten, dann können Sie das aktuelle Buch<br />

LOL Project La plus grande Galerie d‘éclats de Rire du<br />

Monde (240 Seiten, 32 Euro) auf der Website bestellen. Der<br />

gesamte Ertrag kommt der Vereinigung zugute.<br />

auf mich, meine Probleme und meine Bequemlichkeit fokussiert<br />

war. Ich habe entschieden loszulassen und mich<br />

für andere zu öffnen, nützlich zu sein, mehr zu geben.<br />

Da ich nicht um die Feststellung umhin kam, dass meine<br />

Begabung im Bereich der Fotografie, besonders der Porträts,<br />

liegt, wollte ich damit auch weitermachen. Allerdings<br />

sollte diese Arbeit sinnvoll sein. Nach einigem Nachdenken<br />

wurde mir klar, dass ich Lust hatte, Weißkittel – also<br />

Krankenschwestern, Ärzte, Krankenhauspersonal – in<br />

den Fokus zu stellen. Für mich sind sie wahre Helden im<br />

Alltag. William und ich haben also im Rahmen einer Vereinigung<br />

das LOL Project entwickelt und den Kontakt zu<br />

diesen Menschen gesucht.<br />

Sich für das Krankenhaus<br />

als einen Ort zum Lachen<br />

zu entscheiden, ist nicht gerade<br />

naheliegend. Trotzdem<br />

waren Sie inzwischen in<br />

mehr als zwanzig Krankenhäusern<br />

in Frankreich<br />

und haben mehr als 6000<br />

Menschen fotografiert, wie<br />

sie lachen und loslassen …<br />

Wissen Sie, ich bin<br />

heute immer noch über<br />

das Ergebnis erstaunt.<br />

Das hätte ich mir niemals<br />

vorstellen können.<br />

Vor Kurzem haben wir<br />

hochgerechnet, dass unser<br />

kleines Team – drei<br />

Personen inklusive mir<br />

sowie sechs weitere sporadisch<br />

– seit 2009 mehr<br />

als 22 000 km quer durch<br />

Frankreich zurückgelegt<br />

hat. Überall sind wir mit<br />

offenen Armen empfangen<br />

worden und haben<br />

fantastische Begegnungen<br />

und Erfahrungen<br />

gemacht. Natürlich ist das Krankenhaus ein schwieriges<br />

Umfeld, in dem man nicht gerade als Erstes an Lachen<br />

denkt. Als ich 2009 in einem Krankenhaus in Garches<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


im Großraum Paris zum ersten Mal das Studio aufgestellt<br />

und den Fotoapparat in die Hand genommen habe, war<br />

ich ziemlich unsicher. Klar wollte ich meine Arbeit gut<br />

machen. Aber mir war<br />

unklar, wie das Ergebnis<br />

aussehen würde. Niemals<br />

werde ich Jonathan<br />

vergessen. Er war der<br />

erste Patient, dem ich im<br />

Rahmen des LOL Project<br />

begegnet bin. Er hat mir<br />

dann relativ schnell erzählt,<br />

dass ihm seit zwei<br />

Jahren nicht mehr zum<br />

Lachen zumute ist. Können<br />

Sie sich den Druck<br />

vorstellen? In diesem<br />

Moment wurde mir bewusst,<br />

welche Verantwortung<br />

ich mit dem Projekt<br />

übernommen hatte. Wir<br />

haben also die Fotosession<br />

begonnen und dabei über alles Mögliche gesprochen.<br />

Nach und nach hat sich ein Vertrauen entwickelt, aus<br />

dem schnell Vertrautheit wurde. Und dann ist Jonathan in<br />

Lachen ausgebrochen, und es ist mir gelungen, den einzigartigen<br />

Moment einzufangen. Seine Mutter, die ihn in<br />

der ganzen Zeit auch kein einziges Mal lachen sah, hat<br />

vor Glück geweint. Genau in diesem Augenblick wusste<br />

ich, dass der Beruf des Fotografen für mich wieder einen<br />

Sinn erhalten hatte und dass ich weitermachen musste:<br />

Ich war überzeugt davon, dass es möglich ist, jedem zu<br />

einer solchen Emotion zu verhelfen und diesen Moment<br />

festzuhalten.<br />

Wer kann sich heute in der LOL-Box vor Ihr Objektiv stellen?<br />

Welche wirtschaftliche Basis hat das Projekt?<br />

Krankenhäuser sind für uns nach wie vor prioritär. Es<br />

ist immer sehr bewegend, den Stolz und das Glück von<br />

Kranken, Pflegern und Krankenhauspersonal zu sehen,<br />

wenn sie hinterher die Fotowand betrachten, die wir ihnen<br />

hinterlassen. All dieses Lachen gibt Hoffnung und<br />

Lebensmut in einem oft traurigen Umfeld. Das Projekt<br />

steht jedoch allen offen. Es gibt kein Casting vorher. Die<br />

Menschen registrieren sich einfach auf der Website der<br />

Vereinigung. Da die Nachfrage enorm groß ist und ich<br />

nicht allen Wünschen nachkommen kann, wird ausgelost,<br />

wer zu einem Shooting eingeladen wird. Prinzipiell sind<br />

die Fotos immer kostenlos.<br />

Jedem steht es dann<br />

frei, sein Foto zu bezahlen<br />

und die Vereinigung<br />

so mit einem beliebigen<br />

Betrag zu unterstützen.<br />

Das ist aber keine Pflicht.<br />

Der wirtschaftliche Gesichtspunkt<br />

ist also nicht<br />

immer einfach: Allein in<br />

den ersten beiden Jahren<br />

mussten wir 300 000<br />

Euro investieren, um<br />

die Reisekosten zu den<br />

Krankenhäusern sowie<br />

die Mietkosten für Material<br />

und unverzichtbare<br />

Ausrüstung zu bestreiten.<br />

Niemand hat wirklich<br />

hinterfragt, wie wir das gemacht haben. Inzwischen haben<br />

wir ein Konzept für Unternehmen entwickelt. Und mit<br />

solchen « privaten » Shootings finanzieren wir die Reisen<br />

in die Krankenhäuser. Sobald wir einen Betrag von rund<br />

2500 Euro eingenommen haben, können wir ein Shooting<br />

in einem Krankenhaus organisieren.<br />

Was haben Sie aus dem LOL Project gelernt? Wohin wollen<br />

Sie das Projekt führen?<br />

Das Projekt hat mich als Fotograf darin bestätigt,<br />

dass die Begegnung mit der Person, die man fotografiert,<br />

zwangsläufig positiv ist, wenn man sich aufrichtig und offen<br />

gibt. Und unter diesen Voraussetzungen gelingt einem<br />

immer das schönste und treffendste Foto. Darüber hinaus<br />

habe ich entdeckt, dass es in unser aller Macht liegt, etwas<br />

Gutes zu tun, anderen Menschen Glücksmomente zu vermitteln,<br />

indem wir eine so simple Sache wie ein Lachen<br />

miteinander teilen. Es reicht aus, dass wir lernen, von Zeit<br />

zu Zeit wir selbst zu sein, loszulassen. Ich weiß nicht, wohin<br />

das führen wird. Aber das ist egal. Das Projekt ist für<br />

alle positiv, es macht glücklich. Umso besser! Ich glaube,<br />

ich habe die beste Möglichkeit gefunden, Menschen zu<br />

begegnen, indem ich sie einfach zum Lachen bringe …<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Elyx<br />

Yacine Aït Kaci<br />

Der Vater von Elyx, des Botschafters der guten Laune<br />

Yacine Aït Kaci wurde 1973 in Paris geboren.<br />

Er ist der geistige Vater von Elyx, einer ungeheuer<br />

lockeren und lustigen kleinen Figur,<br />

deren Züge auf ein Minimum reduziert sind:<br />

Ein Kreis mit ein paar Strichen bildet den<br />

Kopf mit einem breiten Lächeln, der Körper<br />

ist ein Dreieck und ein paar weitere Striche<br />

stellen Arme und Beine dar. Trotzdem verzaubert<br />

sie uns mit ihrem poetischen, zärtlichen<br />

und unkonventionellen Blick auf den Alltag.<br />

Durch die Magie der sozialen Netzwerke ist<br />

Elyx heute berühmt geworden und gilt als<br />

Symbol für ein ganz besonderes Weltbild.<br />

Elyx bringt Zehntausende von Menschen innerhalb<br />

und außerhalb des Hexagons zum<br />

Lächeln und tut ihnen gut.<br />

Yacine Aït Kaci, wie ist Elyx entstanden?<br />

Elyx ist das Ergebnis einer mehrstufigen Entwicklung.<br />

Die erste Etappe ergab sich während meines Studiums in<br />

Paris an der Arts Décos (Anm. d. Red.: École nationale supérieure<br />

des Arts Décoratifs): Ich hatte einen Wettbewerb<br />

gewonnen, und durfte ein Maskottchen namens Ixel für<br />

ein Jugendmagazin entwerfen. Die zweite Etappe war die<br />

Zeit direkt nach meinem Studium: Ich arbeitete im Bereich<br />

von audiovisueller Kreation und digitaler Kunst und<br />

wirkte an der Realisierung von Sendungen und Vorstellungen<br />

mit, kreierte Installationen, organisierte Ausstellungen,<br />

unter anderem in Berlin. Die dritte Etappe ergab<br />

sich dann als Folge der beiden ersten: Ich hatte zwar Lust,<br />

weiterhin etwas zu kreieren, wollte mich dazu aber einfacher<br />

Hilfsmittel, nämlich Heft und Bleistift, bedienen.<br />

Ich wollte mich mehr auf die menschliche Seite als auf das<br />

Werkzeug konzentrieren. So ist 2011 die Idee für Elyx<br />

entstanden: eine ganz einfache Figur, ohne Nationalität<br />

und Sprache, weder Mann noch Frau, die aber trotzdem<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Elyx<br />

dazu in der Lage ist, sofort alle Menschen auf der ganzen<br />

Welt anzusprechen. Mit ein paar Bleistiftstrichen habe<br />

ich Elyx in mein Heft gezeichnet und ihn in die reale<br />

Welt integriert, habe das Ganze dann mit meinem Telefon<br />

fotografiert und auf den sozialen Netzwerken geteilt.<br />

Nach und nach wurde Elyx in den sozialen Netzwerken berühmt,<br />

Zehntausende folgen dieser Figur, warten Tag für Tag<br />

auf Ihre Zeichnungen und verfolgen die Abenteuer. Waren Sie<br />

auf einen solchen Erfolg gefasst?<br />

Ehrlich gesagt, nein. Das war komplett anders, als<br />

das, was ich zuvor gemacht hatte. Mir wurde aber schnell<br />

klar, dass die Figur Elyx, die wie eine Kinderzeichnung<br />

aussieht, jeden von uns ansprechen und uns die Sichtweise<br />

eines Kindes zurückgeben kann, die wir in unserem täglichen<br />

Leben meist verloren haben. Elyx erlaubt uns, die<br />

Dinge lockerer zu sehen und macht uns optimistisch.<br />

Ist Optimismus heute wichtig?<br />

Mehr als je zuvor! Ich würde sogar behaupten, dass er<br />

in unserer heutigen Zeit überlebenswichtig ist. Wir haben<br />

keine Zeit mehr, pessimistisch zu sein. Optimistisch zu<br />

sein, muss eine feststehende Tatsache, ein Engagement<br />

gegenüber der Welt sein. Im Gegensatz zu dem, was man<br />

uns heute manchmal glauben machen will – vor allem die<br />

Populisten sind sehr stark darin – ist nicht alles schwarz<br />

um uns herum. In vielen grundlegenden Punkten (Gesundheit,<br />

Erziehung, Gleichberechtigung zwischen Männern<br />

und Frauen …) ist die Situation heutzutage besser<br />

als in den vergangenen Jahrhunderten. Elyx erinnert uns<br />

daran, dies – selbst bei einer realistischen Betrachtung<br />

unserer Schwierigkeiten – nicht ganz aus den Augen zu<br />

verlieren.<br />

Und doch sagen die meisten Franzosen, wenn man sie danach<br />

fragt, dass sie stimmungsmäßig schlecht drauf sind … Gleicht<br />

Elyx ihnen wirklich?<br />

Ich weiß, das klingt paradox. Und doch ist Elyx, dieser<br />

ewige Optimist, zutiefst mit Frankreich verbunden,<br />

vor allem mit Paris, da er, wie ich, in dieser Stadt geboren<br />

ist und sie sein erster Tummelplatz war. Dies ist kein<br />

Zufall: Paris ist kosmopolitisch. Hier existiert eine echte<br />

Impertinenz. Die Franzosen werden vielleicht oft für<br />

ihre Lebensumstände kritisiert, aber im tiefsten Inneren<br />

haben sie sich, komme was wolle, eine Unbeschwertheit<br />

bewahrt, eine etwas verrückte Seite, um die viele sie<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


eneiden. Paris hat immer eine Seite, die sagt « Wetten<br />

dass! »; dies trägt zur Größe dieser Stadt bei. Eine Fähigkeit,<br />

manchmal auch verrückte Dinge zu wagen: der<br />

Eiffelturm, das Grand Palais, das Centre Pompidou, die<br />

Pyramide des Louvre und sogar urbane Einrichtungen<br />

mit einer weit geringeren Tragweite, die aber heute<br />

trotzdem in der ganzen Welt übernommen werden, wie<br />

Fahrräder oder Autos, die man nach dem Selbstbedienungssystem<br />

mieten kann. Diese Fähigkeit, etwas zu<br />

wagen, gehört zur Identität der Stadt, einer Stadt, die<br />

alles außer konservativ ist.<br />

Sie finden Elyx im Internet (www.elyx.net), auf Facebook,<br />

Twitter und Instagram sowie in gedruckter Version:<br />

Yacine Aït Kaci (Yak): Bienvenue dans ton monde avec<br />

Elyx, Éditions Nathan, 2016, ISBN 978-2092566458 und Elyx,<br />

l’ambassadeur du sourire, Éditions du Chêne, 2015, ISBN<br />

978-2812312403.<br />

Tragen die Abenteuer von Elyx dazu bei, glücklich zu sein?<br />

Das muss jeder selbst beantworten. Ich glaube auf alle<br />

Fälle, dass die Figur mit ihrer Poesie und ihrem unkonventionellen<br />

Blick auf die Welt jeden von uns anspricht.<br />

Wenn sie beispielsweise den Eiffelturm hochklettert, ruft<br />

sie uns ins Gedächtnis, dass durch unsere Vorstellungskraft<br />

alles möglich wird. Das tut gut! Wenn es uns gelingt,<br />

diesen zärtlichen und unkonventionellen Blick auf<br />

die Realität nicht nur zu erkennen, sondern in uns selbst<br />

zu entwickeln, dann stehen die Chancen nicht schlecht,<br />

dass wir glücklicher sind!<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 81


FRANKREICH HEUTE Gastronomie<br />

Gilles Choukroun<br />

Ein Sternekoch, der die Pariser an den Flughafen zieht<br />

Wenn Gilles Choukroun seine Visitenkarte überreicht, wird sofort klar, dass<br />

dieser Mann nicht mit dem Strom schwimmt: Sie ist nämlich genau so aufgemacht,<br />

wie ein Fahrschein für die Pariser Metro. Mit nur 20 cm 2 hebt er sich<br />

also bereits von vielen anderen ab. Der junggebliebene und lockere Fünfziger<br />

mit einem Faible für Rock ’n‘ Roll wollte als Jugendlicher eigentlich eine Band<br />

gründen. Dann machte er jedoch eine Ausbildung als Koch und entdeckte<br />

seine Begeisterung für die Küche. In den Jahren zwischen 1990 und 2000 galt<br />

er als Küchenchef der « neuen Garde », 1996 erhielt er seinen ersten Michelin-<br />

Stern. Im Juni 2016 hat er mit der Eröffnung seines neuen Restaurants CUP – die<br />

Abkürzung steht für Cuisine Urbaine Parisienne – erneut Bewegung in die Welt<br />

der ansonsten so überraschungslosen Gastronomieszene Frankreichs gebracht.<br />

Die größte Besonderheit dieser sehr modernen Brasserie ist ihr Standort:<br />

Sie liegt nämlich mitten im Pariser Flughafen Orly. Diese zentrale und weltoffene<br />

Lage ist ein Symbol für die Küche und die Aufgeschlossenheit dieses dynamischen<br />

Kochs, dessen Optimismus einfach ansteckend ist!<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Gilles Choukroun, was ist das CUP?<br />

Für mich ist es die ideale Pariser Brasserie von heute.<br />

Ein ungezwungener Ort, offen für die Welt und die Menschen,<br />

an dem neben einem klassischen Rindertatar und<br />

Hähnchen auf baskische Art mit Piment d‘Espelette (baskischer<br />

Chili) durchaus auch ein Kebab und ein typisch<br />

New Yorker Hotdog auf der Karte stehen. Ein Ort, an<br />

dem man sich wohlfühlt, an dem man nicht nur mit der<br />

Gabel, sondern auch mit den Fingern oder mit Stäbchen<br />

essen kann, ohne deswegen schief angesehen zu werden.<br />

Ein geselliger Ort, an dem man zu Fish and Chips einen<br />

Mojito trinken oder sich frisch und munter die für die<br />

französische Küche so typische Foie gras auf das Baguette<br />

streichen kann. Kurz: Ein Ort wie die Stadt Paris, der es<br />

mit ihrer Lebendigkeit und Weltoffenheit im Laufe der<br />

Jahre gelungen ist, die diversen Esskulturen ihrer Bewohner<br />

zu assimilieren. Ich bin Pariser und ich finde es ganz<br />

normal, als Küchenchef verschiedene gastronomische Lebensarten<br />

zu verbinden.<br />

man auch Risiken eingehen, ausgetretene Pfade verlassen<br />

muss. Dieser Beruf ist geprägt von Spontaneität: Ich<br />

entwickle meine Gerichte nach dem täglichen Angebot,<br />

den Produkten der Saison, nach Lust und Laune. Warum<br />

sollte man die Küche im Namen einer sogenannten Gastronomietradition<br />

à la française in eine Norm zwängen?<br />

Oder den exklusiven Geschmack einiger Tester dieses<br />

oder jenen Führers darüber bestimmen lassen, was gut ist<br />

und was nicht? Die Küche ist ein Paradies für Neugier und<br />

Offenheit. Sie ist ein Ort des Austausches par excellence.<br />

Das darf man nicht vergessen. Aus diesem Grund fand ich<br />

es von Anfang an interessant, mich an diesem Flughafen<br />

niederzulassen: Hier begegnen sich Menschen aus der<br />

ganzen Welt. Die Lage ist ideal, um ihnen direkt beim<br />

Verlassen des Flugzeuges die Möglichkeit zu bieten, eine<br />

moderne kulinarische Erfahrung zu machen. Und was<br />

noch interessanter ist: Heute kommen zahlreiche Pariser<br />

hierher nach Orly, um im CUP zu essen: Paris kommt an<br />

den Flughafen!<br />

Dieser Standpunkt ist nicht gerade typisch für einen französischen<br />

Sternekoch …<br />

Ja, das stimmt. Im Allgemeinen bevorzugen Sterneköche<br />

für ihr Restaurant einen Standort im Stadtzentrum,<br />

das ist naheliegender als ein Flughafen, und ihre Gerichte<br />

haben eher einen exklusiven Charakter – auch was die<br />

Preise angeht. Ich für meinen Teil hatte niemals solche<br />

Vorstellungen. Wissen Sie, ich bin jetzt rund dreißig Jahre<br />

in diesem Beruf, und mein Anspruch war immer, dass


FRANKREICH HEUTE Gastronomie<br />

Restaurant CUP<br />

<br />

Cuisine Urbaine Parisienne<br />

Flughafen Orly – Terminal Süd<br />

www.cup-orly.fr<br />

+33 (0)1 74 22 12 39<br />

Das Restaurant befindet sich im<br />

öffentlich zugänglichen Bereich im<br />

1. Stock des Terminals und ist täglich<br />

von 7 Uhr bis 21 Uhr geöffnet.<br />

Mittagsangebot ab 14 €.<br />

Ist diese kulinarische Vielfalt eine Inspirationsquelle für einen<br />

Gastronomen?<br />

Ganz genau. Ich weiß sehr wohl, dass meine Küche<br />

nicht allen schmecken kann. Zum Glück kann ich nur sagen,<br />

denn ich würde mir nicht wünschen, dass alle Menschen<br />

denselben Geschmack haben. Doch ich muss versuchen,<br />

Neugier zu wecken, indem ich Aromen verschiedener<br />

Ursprünge verbinde. Nehmen Sie beispielsweise den CUP<br />

Kebab. Der Kebab ist nicht gerade die Art von Gericht, die<br />

normalerweise in einem Sternelokal auf der Karte steht. Ich<br />

fand das schade und wollte dieses typische und beliebte Gericht<br />

aufwerten. Bei mir wird der Kebab aus den qualitativ<br />

besten Produkten zubereitet und mit Zitrusfrüchten, Kräutern,<br />

Gewürzen und Olivenöl verfeinert, sodass er einen<br />

besonderen Geschmack erhält. Ich erfinde nichts, aber ich<br />

passe ein Produkt an. Und vor allem hat bei einem Preis von<br />

11,50 Euro jeder die Möglichkeit, ein originelles Gericht in<br />

einem Sternelokal zu essen und sich damit eine Freude zu<br />

machen. Dasselbe gilt für das Rindertatar (19 Euro), den<br />

Schellfisch mit Sesamöl, den wir wie eine Brandade, also wie<br />

ein Fischpüree zubereiten (16 Euro) oder die Chinesischen<br />

Nudeln mit Huhn, Koriander und Soja (13 Euro). Die Gäste<br />

sind überrascht, wenn sie beliebte Klassiker wiederentdecken,<br />

die durch einen Sternekoch neu interpretiert wurden.<br />

Und für alle, die noch weiter gehen möchten, biete ich während<br />

der Woche ein von mir kreiertes Gericht für 22 bis 30<br />

Euro an. Ich mag es, Menschen zu überraschen. Ich mache<br />

es mir zur Gewohnheit, damit es zur Normalität wird.<br />

Das ist eine neuartige und aufgeschlossene Vision von der französischen<br />

Sterneküche …<br />

Vermutlich. Es ist wichtig, dass wir es als französische<br />

Küchenchefs verstehen, uns weiterzuentwickeln<br />

und internationale Esskulturen zu integrieren. Wir leben<br />

in einer Welt, in der alles möglich ist. Das muss man<br />

auch in unserer Küche schmecken. Es ist gut, dass die<br />

Gastronomie à la française zum Weltkulturerbe erhoben<br />

wurde. Trotzdem darf man sie nicht als unantastbar betrachten<br />

und durch Traditionen einengen. In der Küche<br />

muss man sehr gewissenhaft sein und die Leitlinien der<br />

Väter respektieren. Gleichzeitig muss man aber fortfahren,<br />

Neues zu erfinden, Gewohnheiten über den Haufen<br />

zu werfen.<br />

Denken Sie, dass man das Konzept des CUP exportieren<br />

kann?<br />

Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, dass dieses<br />

Konzept auch außerhalb von Frankreich – in Europa und<br />

sogar darüber hinaus – umgesetzt werden kann. Ich könnte<br />

mir ein CUP sehr gut am zweiten Pariser Flughafen<br />

Roissy vorstellen. Oder an dem von London oder Madrid.<br />

Warum nicht auch am neuen Flughafen von Berlin, der<br />

ja irgendwann eröffnet wird. (Lächeln) Soweit ich weiß,<br />

wird dies ein großartiger Ort, und das Konzept passt sehr<br />

gut zu einer modernen, so weltoffenen Stadt! Auf jeden<br />

Fall gefällt mir diese Idee sehr gut. Man darf nie aufhören,<br />

innovativ und unternehmerisch zu handeln.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Frankreich<br />

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>62</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong><br />

Kultur und Zeitgeist:<br />

Frankreichs neue<br />

Lebensfreude<br />

Bretagne<br />

Brest und Roscoff:<br />

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ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />

Wie in der Mode, so gibt es auch im Bereich des Kochens Innovationen,<br />

die man meiner Meinung nach nicht ignorieren darf. Bereits der amerikanische<br />

Physiker Benjamin Thompson (1753-1814) hat vor mehr als<br />

200 Jahren festgestellt, dass sich das Niedrigtemperaturgaren positiv auf<br />

das Fleisch auswirkt. Doch erst die heutigen modernen Öfen erlauben<br />

es, diese Technik wirklich zu beherrschen. Auch ich habe dies nun einmal<br />

ausprobiert, und da mich das Ergebnis voll und ganz überzeugt<br />

hat, will ich die Erfahrung mit Ihnen teilen. Eine niedrige Temperatur<br />

ist die Garantie für perfekt gegartes, schmackhaftes Fleisch. Die Technik ist<br />

einfach, verursacht keinen Stress und bei einer Einladung kann man sich<br />

beruhigt den Gästen widmen, ohne befürchten zu müssen, dass alles kalt<br />

wird oder das Essen verbrennt. Sie werden sehen, wie gut das schmeckt!<br />

Poulet fermier basse<br />

température à l’ail<br />

Für 4 bis 6 Personen • Vorbereitung ca. 15 Minuten • Garzeit: 3,25 Stunden<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Zutaten<br />

1 frisches Huhn mit der<br />

Leber (ungefähr 1,2 kg,<br />

aus Freilandhaltung)<br />

4 Knoblauchknollen<br />

6 bis 8 Stück altbackenes Brot<br />

50 g Butter<br />

Salz, frischgemahlener Pfeffer<br />

1 grüner Salat<br />

Unverzichtbares Hilfsmittel:<br />

Um die Temperatur im Inneren des<br />

Huhns zu überprüfen, benötigt man<br />

ein Bratenthermometer. Die Thermostate<br />

der meisten Herde sind nicht<br />

sehr genau. Deshalb ist ein solches<br />

Thermometer ein unverzichtbares<br />

Hilfsmittel, um die Temperatur des<br />

Fleisches während der Garzeit zu<br />

überprüfen. Man erhält es zu einem<br />

moderaten Preis im Fachhandel.<br />

Zubereitung des Huhns<br />

•<br />

Huhn zunächst sorgfältig innen<br />

und außen unter fließendem,<br />

kaltem Wasser abspülen und mit<br />

Küchenpapier abtrocknen. Die<br />

Sauberkeit der Nahrungsmittel<br />

ist beim Niedrigtemperaturgaren<br />

äußerst wichtig. Die Leber wird<br />

später für den Salat benötigt.<br />

• Eine Form aus Keramik oder<br />

Gusseisen in den Backofen stellen<br />

und diesen auf 210° C vorheizen.<br />

• Das Innere des Huhns<br />

salzen und pfeffern.<br />

•<br />

Einige Knoblauchzehen schälen<br />

und die Brotstücke großzügig<br />

damit einreiben. Diese dann zusammen<br />

mit den Knoblauchresten<br />

(es wird alles verwendet) in den<br />

Bauch des Huhns schieben.<br />

•<br />

Huhn in die vorgeheizte Form<br />

legen und das Bratenthermometer<br />

durch den Unterschenkel bis ins<br />

Brustfleisch stecken, dabei den<br />

Knochen nicht berühren. Einige<br />

Knoblauchzehen mit in die Form<br />

legen und etwas Wasser angießen.<br />

•<br />

Das Huhn in den 210° C heißen<br />

Backofen schieben, die Temperatur<br />

aber sofort auf 90° C herunterschalten.<br />

Bei dieser niedrigen<br />

Temperatur rund 3,25 Stunden<br />

garen, bis die Kerntemperatur 72° C<br />

beträgt. Ggf. während des Garens<br />

etwas Wasser nachgießen. Das<br />

Huhn dann aus dem Ofen nehmen.<br />

•<br />

Bratensaft aus der Form in<br />

einen Topf gießen, Butter dazugeben,<br />

Sauce aufschlagen<br />

und in eine Saucière füllen.<br />

Zubereitung des Salates<br />

Als Beilage zum Huhn schlage<br />

ich einen Salat vor, so wie ich<br />

ihn selbst immer zubereite:<br />

• Salat waschen, Wasser abschütteln<br />

und nach Belieben anmachen.<br />

•<br />

Hühnerleber 5 bis 6 Minuten in<br />

einem Topf mit etwas Wasser<br />

kochen. Wasser abgießen, Leber<br />

abtropfen lassen und zusammen mit<br />

einer Knoblauchzehe fein hacken.<br />

Über den Salat geben und wenden.<br />

Das Huhn zusammen mit der<br />

Sauce und dem Salat servieren.<br />

Bon appétit!<br />

Tipps<br />

Für ein Huhn mit einem anderen<br />

Gewicht als im Rezept<br />

angegeben die Garzeit pro 100<br />

Gramm Gewichtsdifferenz um 10<br />

Minuten reduzieren (bei einem<br />

kleineren Huhn) bzw. verlängern<br />

(bei einem größeren Huhn).<br />

Muss das Huhn vor dem Servieren<br />

noch etwas warmgehalten werden,<br />

Ofentemperatur auf 70° C einstellen,<br />

Ofentür öffnen, um die Temperatur<br />

abzusenken. Sobald eine Temperatur<br />

von 70° C erreicht ist, Ofentür wieder<br />

schließen. Auf diese Weise kann man<br />

es eine gute Stunde warmhalten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 87


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (12)<br />

Papier d’Arménie<br />

Ein kleines Stück Papier ist seit mehr als einem<br />

Jahrhundert vermutlich nicht nur das berühmteste<br />

Papier Frankreichs, sondern auch eines der<br />

unerwartetsten Souvenirs, das man von einer Reise ins<br />

Hexagon mitbringen kann. Zudem vereint es gleich<br />

mehrere Superlative auf sich: Es ist eines der am einfachsten<br />

zu beschaffenden Andenken, denn man erhält<br />

es in allen Apotheken, Drogerien und in den meisten<br />

Bioläden; es ist eines der günstigsten, denn ein Heftchen<br />

kostet nur zwei bis drei Euro; und – wie praktisch – es<br />

ist dazu noch eines der platzsparendsten Dinge, die man<br />

im Gepäck mit nach Hause nehmen kann, denn es hat<br />

nur eine Größe von wenigen Quadratzentimetern und<br />

wiegt nur rund sieben Gramm.<br />

Kehrt man mit einem solchen Souvenir von einem<br />

Aufenthalt in Frankreich zurück, so weist man sich<br />

außerdem als echter Frankreichkenner aus, denn jemand,<br />

der dieses Land nicht so gut kennt, würde bei<br />

einem Produkt namens Papier d‘Arménie niemals darauf<br />

schließen, dass es sich dabei um ein typisch französisches<br />

Produkt handelt! Und doch ist dies der Fall.<br />

Dieses seltsame kleine Heftchen, dessen Nutzen sich<br />

auf den ersten Blick nicht unbedingt erschließt – es sei<br />

an dieser Stelle jedoch verraten, dass es sich hierbei um<br />

einen natürlichen Lufterfrischer handelt –, ist 100 %<br />

Made in France und wird seit Generationen in einem<br />

Familienbetrieb in Montrouge, vor den Toren von<br />

Paris, hergestellt. Mit seinem gewollt nostalgisch anmutenden<br />

Aussehen – man könnte vielleicht sogar von<br />

antiquiert sprechen – stellt es allerdings in Frankreich<br />

eine regelrechte Institution, wenn nicht gar ein nationales<br />

Kulturgut dar, das viele Franzosen in ihr Herz<br />

geschlossen haben.<br />

Alles beginnt 1885, als zwei befreundete Franzosen<br />

– ihres Zeichens Apotheker – namens Auguste Ponsot<br />

und Henri Rivier – Letzterer war der Urgroßvater der<br />

heutigen Leiterin des Unternehmens, Mireille Schvartz<br />

– bei einer Reise entdecken, dass man in Armenien ein<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


Naturharz, das sogenannte Benjoin (Benzoeharz) dazu<br />

nutzt, um die Luft in den Häusern zu verbessern. Dieses<br />

Harz stammt von einem Baum, der vor allem auf Laos<br />

wächst: dem Storaxbaum. Zurück in Paris befassen sie sich<br />

eingehender mit dieser Art der Desinfektion, entwickeln<br />

eine Rezeptur und erfinden eine Art der Produktpräsentation,<br />

mit der die Verbrennung von Benzoeharz einfacher<br />

wird. Der Geruch ist angenehmer, die Eigenschaften sind<br />

jedoch dieselben. Dies ist der Beginn eines großen Abenteuers.<br />

Die Rezeptur, die sich seit mehr als einem Jahrhundert<br />

nicht verändert hat, ist ein Geheimnis, das in der<br />

Fabrik in Montrouge nach wie vor sorgsam gehütet wird.<br />

Noch heute stellen dort rund ein Dutzend Angestellte auf<br />

handwerkliche Art und Weise pro Jahr etwa zwei Millionen<br />

dieser kleinen Heftchen her.<br />

Bekannt ist allerdings, dass die Herstellung des Armenischen<br />

Papiers einen nicht unerheblichen Aufwand<br />

darstellt: Von der Anlieferung des Benzoeharzes in Montrouge<br />

bis zur Fertigstellung eines solchen Heftchens<br />

vergehen ungefähr sechs Monate. Zunächst werden große<br />

Bogen eines dicken Fließpapiers in eine salzhaltige Lösung<br />

getaucht, um die spätere Verbrennung zu verlangsamen.<br />

Anschließend werden sie rund zwei Wochen lang<br />

an der frischen Luft getrocknet, bevor sie in ein Bad aus<br />

Benzoeharz und einer geheim gehaltenen Duftmischung<br />

getaucht werden. Danach kommen sie in Trockenöfen<br />

und müssen anschließend noch mehrere Monate lagern,<br />

damit sich der bei der Verbrennung von Papier d‘Armenie<br />

entstehende Duft noch verbessert. Schließlich werden die<br />

Bogen zugeschnitten und zu Heftchen verarbeitet.<br />

Das Papier d‘Armenie ist ein traditionelles Produkt,<br />

das vor 50 Jahren in nahezu allen französischen Haushalten<br />

zu finden war. Mit der Ausbreitung von Sprühdosen<br />

und Lufterfrischern für die Steckdose wäre es allerdings<br />

beinahe verschwunden. Seit einigen Jahren erfreut es sich<br />

jedoch wieder einer zunehmenden Beliebtheit. Einen<br />

Streifen des Papiers aus dem Briefchen zu nehmen, ihn<br />

wie eine Ziehharmonika zu falten, damit er langsamer verglimmt,<br />

ihn dann in ein Schälchen zu legen und an einem<br />

Ende anzuzünden ist heutzutage im Hexagon wieder in<br />

Mode gekommen. Für viele Franzosen ist dies ein kleines<br />

Ritual, mit dem sie eine echte Tradition weiterführen.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen<br />

kleine Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>.<br />

58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60) und der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61)<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 89


Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 57 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 58 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 59 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 61


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

11<br />

Landesweite Themen<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />

Winterurlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />

57<br />

Bettenburgen<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Küsten – Frankreichs schönste Küsten 51<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Camping – Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Camping – Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Kathedralen – Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Inseln – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />

von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />

einen Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />

Museum im Herzen der Hauptstadt<br />

Events – Olympische Spiele oder Weltausstellung? 55<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Stadtentwicklung – Die ambitionierten Projekte der neuen 51<br />

Bürgermeisterin<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />

neuen Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />

in Paris<br />

Les Arènes de Lutèce – Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido – Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Musée Rodin – Der Charme eines Künstleranwesens mit 35<br />

einzigartigem Garten<br />

Haussmann und die Impressionisten – Wie Haussmann 34<br />

Paris neu erfand<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Stadtentwicklung – Seine-Ufer: Neugestaltung der Ufer der 28<br />

Seine<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />

Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />

Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Hotels<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />

Le Touquet-Paris-Plage – Ein Strand für die Hauptstadt 55<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Hotels<br />

Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Grosbliederstroff & Kleinblittersdorf – Ein Grenzfall: Zwei 49<br />

zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller – Ein Fahrstuhl für 45<br />

Schiffe<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon – Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Mont Sainte-Odile – Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />

Städtevergleich – Metz versus Nancy 34<br />

Hotels<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Saône – Mit dem Hausboot auf der Saône unterwegs 44<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Roche de Solutré & Roche de Vergisson – Zwei Felsen, ein 35<br />

Wanderparadies<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine – Das Erwachen einer verschlafenen 34<br />

Provinzstadt<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />

60<br />

Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />

Saumur – Stall, Schloss, Fluss 55<br />

Genuss – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Wein – Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Rouen – Die normannische Hauptstadt 51<br />

Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer, Honfleur –<br />

49<br />

Die Stars der Côte Fleurie<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Impressionismus – Normandie, Heimat des<br />

45<br />

Impressionismus<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen… für die Normandie 37<br />

Dieppe – Die Stadt und das Meer 34<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Ile de Tatihou – Eine fantastische Reise 28<br />

Jumièges – Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Hotels<br />

Hotel de Bourgtheroulde – Rouen 51<br />

Hôtel les bains de Cabourg – Cabourg 49<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />

L’Aber-Wrac’h – Eine Handbreit Wasser unterm Kiel 55<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Côte d’Emeraude – Vom Cap Fréhel zur Pointe du Grouin 52<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Golfe du Morbihan – Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Hotels<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Bordeaux 60<br />

Baskenland – Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach 55<br />

Hendaye<br />

Angoulême – Provinznest und Hauptstadt 52<br />

Rochefort – Die Stadt, die ihre Träume lebt 49<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />

– Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Loire-Mündung – Kunst am Fluss 45<br />

Nantes – Im Westen viel Neues 44<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Wein – Château Bardins 37<br />

Futuroscope – Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Stadtentwicklung – Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Genuss – Gâteau basque 34<br />

Bassin d’Arcachon – Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Hotels<br />

Surprenantes – Nantes 55<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

Logis Saint-Martin – Saint-Maixent-l’Ecole 37<br />

L’Avant-Scène – Bordeaux 34<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Cevennen – Im Land einsamer Hochebenen und tiefer 52<br />

Schluchten


Vichy – Ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit 49<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />

lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Trüffel in Sarlat-la-Canéda – Schwarze Diamanten 44<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />

den Pyrenäen<br />

Hotels<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />

Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />

Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />

wird<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Wein – Les Grés de Montpellier 44<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

23<br />

Lebensfreude<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />

und morgen<br />

Lyon & Umgebung – Eine Reise zu den städtebaulichen 44<br />

Utopien des 20. Jahrhunderts<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />

39<br />

verlorenen Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Genuss – Nougat aus Montélimar 35<br />

Ardèche – Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Cour des Loges – Lyon 44<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

Helvie – Vals-les-Bains 23<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Lac d’Annecy – Einmal um den Lac d’Annecy 51<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Route Napoleon – Einmal quer durch die Alpen 49<br />

Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />

Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes – Gefiederte Freunde 28<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

Avenue Lodge Hotel – Val d’Isère 28<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />

Sénanque – Klösterliche Besinnung in der Provence 55<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Roussillon – Das Colorado Frankreichs 52<br />

Marseille – Die Renaissance einer Metropole!? 49<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Les Baux-de-Provence – Die unerwarteten Reize eines viel 44<br />

besuchten Dorfes<br />

Genuss – Die AOC von Provence-Alpes-Côte d’Azur 44<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Dentelles de Montmirail – Mit dem Mountainbike durch das 34<br />

kleine Gebirge<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Parks & Gärten – Exotische Gärten und grüne Oasen an der 51<br />

Côte d’Azur<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Grasse – Der Duft einer Hauptstadt 45<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Eze – Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />

Nizza – <strong>Frühling</strong>sgefühle einer Diva 32<br />

Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Hotels<br />

Mas du Grand Vallon – Mougins 45<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Filitosa – Wenn Steine zu sprechen beginnen 55<br />

Bonifacio – Korsikas geschichtsträchtiger Höhepunkt 51<br />

Cap Corse – Türme, Kühe und Kanonen: Unterwegs auf dem 49<br />

Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />

Gesellschaft – Korsika, die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Guadeloupe – Mehr als eine Insel, ein ganzes Archipel 52<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

La Toubana Hôtel & Spa – Guadeloupe 52<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Suppen<br />

La soupe aux champignons de Paris 52<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />

Quiches & Tartes<br />

Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />

60<br />

châtaignes<br />

Spezial: Quiches 55<br />

Quiche sans pâte 44<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Gratin dauphinois 35<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Steak tartare 51<br />

Coq au vin 43<br />

Fischgerichte<br />

Sole meunière 61<br />

Desserts<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Ile flottante 49<br />

Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Soupe de fraises 28<br />

Gebäck<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Baba au rhum 23<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />

Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />

wissen wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum<br />

52<br />

Welterbetitel: Les Climats de Bourgogne (Teil 1)<br />

Muscadet – Ein Wein voller Überraschungen 51<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Aperitif – Die Kunst des Aperitifs 49<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Karaffieren und Dekantieren – Die Kunst des Karaffierens 45<br />

und Dekantierens<br />

Les Grés de Montpellier – Ein Weinanbaugebiet auf dem 44<br />

Sprung in die nächste Liga<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins – Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />

Léognan<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

Saint-Véran – Erschwinglicher Spitzenwein aus Burgund 35<br />

Vinexpo – Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich 35<br />

Chinon – Ein Wein für alle Fälle 34<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Alpillen – Das Weingebiet Les Baux-de-Provence 28<br />

Rum – Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />

erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Produkte – Petit Suisse 52<br />

Produkte – Hollywood- und Malabar-Kaugummis 51<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Pays de la Loire – Gut essen im Pays-de-la-Loire 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Provence-Alpes-Côte 44<br />

d’Azur<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes – Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Nougat – Süßigkeit aus Montélimar 35<br />

Gâteau basque – Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails


Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Events – Paris: Olympische Spiele oder Weltausstellung? 55<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Hauptstädten 55<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

Regionen – Neugliederung der Regionen 52<br />

SNCM – Ist die Fährgesellschaft noch zu retten? 51<br />

Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

François Hollande – Es ist nicht einfach, Präsident zu sein 49<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Deutsch-Französische Freundschaft – Wenn eine<br />

44<br />

Freundschaft zum Ritual wird<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande – Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Präsidentschaftswahl 2012 – Die Kultur als<br />

35<br />

Wahlkampfthema<br />

Laizität – Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

TGV – Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich 34<br />

leisten?<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Frédéric Mitterrand – Der neue französische Kulturminister 23<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />

Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />

Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />

Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />

Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />

58<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />

Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />

Innenstädte – Das Comeback der Innenstädte 55<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Vergangenheitsbewältigung – Die geklauten Kinder von La 51<br />

Réunion<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Wandern – Die Franzosen entdecken das Wandern 49<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

Franzosen und Gesellschaftsspiele – Ein Markt mit 45<br />

Steigerungspotential<br />

Verkehr – Neuer Trend: Der Bahnhof wird zum Flughafen 44<br />

Gewalt auf Korsika – Die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Lido – Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Spendenbereitschaft – Wie großzügig sind die Franzosen? 35<br />

Ladenöffnungszeiten – Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Fußball – Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 28<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Versailles – Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Kunst & Kultur<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Kultur – 1977-<strong>2017</strong>: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Patricia Kaas – Französische Chansonsängerin mit 45<br />

deutschen Wurzeln<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Musée Rodin – Der Charme eines Künstleranwesens mit 35<br />

einzigartigem Garten<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />

eingeholt wird<br />

Jean Cocteau an der Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen 28<br />

Nizza und Menton<br />

Lebensart<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />

Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Café-Kultur – Auf der Terrasse eines französischen Cafés… 55<br />

Produkte – Messer 55<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 54<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />

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KULTURSCHOCK<br />

« Primaires »<br />

ein Wort, das in aller Munde ist<br />

Die Franzosen verstehen es manchmal auf<br />

ganz erstaunliche Weise, sich bestimmte<br />

Begriffe anzueignen. Ein klassisches Beispiel<br />

dafür erlebt man seit einigen Monaten.<br />

Selten wurde in Frankreich ein Wort plötzlich<br />

so « modern » und so häufig gebraucht. Man<br />

kann sich ihm nicht entziehen, hört es wirklich<br />

überall, egal ob auf der Straße, im Café,<br />

im Büro, beim Essen mit Freunden oder bei<br />

Diskussionen im Familienkreis. Ganz geschickt<br />

schleicht es sich in den Alltag ein, ist<br />

regelmäßig der Aufmacher in den Medien<br />

und taucht in allen Konversationen auf …<br />

Das Wort, um das es geht, ist das Wort<br />

primaires. Versuchen wir, mehr darüber<br />

herauszufinden.<br />

Ein Blick in das Dictionnaire Historique de la langue<br />

française von Alain Ray – hierbei handelt es sich<br />

um DIE Referenz, wenn man sich für den Ursprung<br />

eines französischen Wortes interessiert –, gibt<br />

Aufschluss darüber, dass das Wort primaire sowohl ein<br />

Adjektiv als auch ein Substantiv ist und dass es die gelehrte<br />

Dublette von premier ist. Es ist angeblich « relativ<br />

spät in die französische Sprache eingeführt worden, während<br />

der Revolution 1789, zur Verwendung im Zusammenhang<br />

mit Politik und Verwaltung ». Das Wort ist also<br />

nicht ganz neu, doch genau an diesem Punkt wird es auch<br />

schon etwas komplizierter. Es handelt sich zwar um ein<br />

älteres Wort, das mehrere Bedeutungen hat, doch diejenige,<br />

die ihm die Franzosen heutzutage zuschreiben, ist dagegen<br />

relativ neu …<br />

Seit 1789 war das Wort primaire für die Franzosen<br />

vor allem mit dem Schulwesen verknüpft. Wenn Sie bis<br />

dato la primaire gesagt haben, so verstand Ihr französischer<br />

Gesprächspartner instinktiv, dass Sie damit die<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


école primaire meinen. Oder Sie haben die sprachliche<br />

Verkürzung – wie nur die Franzosen es verstehen – du<br />

primaire verwendet, und jedem war klar, dass damit enseignement<br />

primaire gemeint ist. Dieser Begriff bezeichnet<br />

nämlich das Pendant zur deutschen Grundschule<br />

und fasst die (nicht obligatorische) école maternelle (3 bis<br />

6 Jahre) und die (obligatorische) école élémentaire (6 bis<br />

11 Jahre) zusammen. Das Wort primaire ist also im Wesentlichen<br />

mit der Ausbildung von Kindern verbunden.<br />

Heutzutage wird es in Frankreich aber auch in einem<br />

ganz anderen Zusammenhang gebraucht. Um dies zu<br />

verstehen, muss man auf ein kleines Detail achten: In den<br />

Zeitungen oder in anderen Schriftstücken, in denen man<br />

dieses « aktuelle » Wort liest, steht nämlich nicht primaire,<br />

sondern primaires, also mit einem « s » am Ende. In der<br />

gesprochenen Sprache hört man diesen Buchstaben zwar<br />

nicht, und doch ist dieses kleine « s » überaus wichtig, da es<br />

auf einen Plural hinweist. Und das ändert alles … Dieser<br />

zusätzliche Buchstabe zeigt nämlich, dass in diesem Fall<br />

nicht von der Grundschule, sondern von Vorwahlen die<br />

Rede ist! Diese Bedeutung erschließt sich uns im Licht<br />

des aktuellen Zeitgeschehens.<br />

Jeder weiß, dass in den kommenden Monaten auf beiden<br />

Seiten des Rheins entscheidende Wahlen anstehen.<br />

Sowohl Deutsche als auch Franzosen werden in diesem<br />

Jahr an die Wahlurne gehen. Auf französischer Seite wird<br />

am 23. April und 7. Mai in zwei Wahlgängen der neue<br />

Präsident der Republik gewählt. Das ist nun an sich nicht<br />

wirklich etwas Neues im politischen Leben des Landes.<br />

Die Franzosen sind daran gewöhnt, dass sie sich alle fünf<br />

Jahre in die Wahlkabine begeben, um bei der Präsidentenwahl<br />

ihre Stimme abzugeben. Doch in diesem Jahr ist<br />

es anders, es gibt eine kleine politische Umwälzung, einen<br />

wahren Kulturschock!<br />

Die große Neuerung besteht darin, dass die Präsidentschaftskandidaten<br />

der beiden großen traditionellen Parteien<br />

– also der linken Parti Socialiste (PS) und der rechten Les<br />

Républicains (LR) – durch sogenannte élections primaires,<br />

eben diese vielzitierten primaires, bestimmt wurden, wobei<br />

diese Wahlen allen offen standen, also nicht nur den<br />

jeweiligen Parteianhängern! Bisher hatte nur die PS dieses<br />

Experiment einmal – erfolgreich – gewagt, nämlich 2011,<br />

um ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen<br />

2012 festzulegen. Als Sieger dieser primaires ging damals<br />

François Hollande hervor. Diesmal hat die Rechte nachgezogen<br />

und ebenfalls Vorwahlen organisiert, sogar noch<br />

einige Zeit vor dem Urnengang der Linken. Die beiden<br />

Durchgänge der primaires der Rechten fanden am 20. und<br />

27. November 2016 statt, die der Linken am 22. und 29.<br />

Januar <strong>2017</strong>.<br />

Da die Franzosen solche Dinge entweder richtig oder<br />

gar nicht machen, wurden diese Vorwahlen genauso wie<br />

die eigentliche Wahl selbst durchgeführt: mit offiziellen<br />

Wahllisten, in Wahllokalen, die sich in Schulen oder<br />

anderen öffentlichen Gebäuden befanden, in zwei Durchgängen,<br />

wie bei der « richtigen » Präsidentschaftswahl,<br />

mit Flugblättern und Plakaten, unzähligen Umfragen<br />

sowie zahlreichen mehrstündigen Debatten in Funk und<br />

Fernsehen. Ein ganzes Programm also, das dazu geführt<br />

hat, dass Frankreich sich gerade in einem langen, sehr<br />

langen politischen Tunnel befindet, der im September<br />

2016 begonnen hat und von den Medien geschickt inszeniert<br />

wird. Ein Licht am Ende dieses Tunnels werden<br />

die Franzosen erst nach Abschluss der zweiten Runde der<br />

Präsidentschaftswahlen, also am 7. Mai sehen …<br />

Man kommt aber um die Feststellung nicht umhin,<br />

dass sie das lieben: Sie haben sich nicht nur zu Millionen<br />

für die politischen Debatten begeistert, die in den<br />

Medien ausgestrahlt wurden, sondern sie sind auch den<br />

Aufrufen gefolgt und haben bei diesen Vorwahlen ihre<br />

Stimme abgegeben. Der Reiz des Neuen vielleicht? Auf<br />

jeden Fall waren es so viele, dass die Angelegenheit<br />

sich letztendlich als rentabel erwiesen hat: Beim ersten<br />

Wahlgang der Les Républicains sind beispielsweise 4,3<br />

Millionen Wähler an die Urne gegangen. Und auch eine<br />

Woche später war die Wahlbeteiligung quasi dieselbe.<br />

Da jeder Wähler eine finanzielle Beteiligung von zwei<br />

Euro pro Wahlgang leisten musste, spülten die primaires<br />

17,2 Millionen Euro in die Kassen der glücklichen<br />

Partei. Die Kosten für die Organisation der beiden<br />

Wahlgänge werden auf 8 Millionen Euro geschätzt,<br />

also bleibt unterm Strich ein positiver Saldo von rund 9<br />

Millionen Euro. Die Partei hat angegeben, dass dieser<br />

Betrag der Wahlkampagne des designierten Kandidaten<br />

der Rechten für die kommende Präsidentschaftswahl,<br />

also François Fillon, zugutekommen wird. Als kleine<br />

Anekdote am Rande sei erwähnt, dass die Französische<br />

Post durch ihre Banktochter La Banque Postale ebenfalls<br />

von diesen primaires profitiert. Sie hatte den Auftrag, das<br />

eingenommene Geld zu verwalten und dafür mit den<br />

Republicains eine Provision ausgehandelt. Man schätzt,<br />

dass sie dabei 750 000 Euro verdient hat … Lukrative<br />

Vorwahlen also!<br />

Die primaires und Frankreich: Das ist demnach nun<br />

ein gutgehendes Geschäft. Sagen Sie aber bloß nicht zu<br />

einem Franzosen, man hätte in dieser Hinsicht das amerikanische<br />

Modell kopiert! Sie werden sofort die Antwort<br />

erhalten, dass ihr System anders sei, da es sich um primaires<br />

à la française handelt. Warten wir also die Präsidentschaftswahlen<br />

ab, um diese Zeit fundiert analysieren<br />

zu können. Das ist wohl besser.<br />

Es scheint allerdings, als seien diese französischen<br />

primaires zumindest in einer Beziehung anders als die<br />

jenseits des Atlantiks: Dort treten die Verlierer der Vorwahlen<br />

nämlich normalerweise von der politischen Bühne<br />

des Landes ab. In Frankreich ist offensichtlich genau das<br />

Gegenteil der Fall: Die primaires scheinen vor allem dazu<br />

zu dienen, eine Krise innerhalb der Partei zu beenden und<br />

letztendlich zu bestimmen, in welcher Reihenfolge man<br />

die Verlierer in der zukünftigen Regierung unterbringt …<br />

Die Zukunft wird zeigen, ob es sich dabei um einen weiteren<br />

Kulturschock handelt …<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

Die mit dem Label « Relais Routiers » gekennzeichneten Gaststätten<br />

sind eine Institution in Frankreich, die lange<br />

Zeit nur Fernfahrern bekannt war. Betritt man eine<br />

solche Gaststätte, so sind eine gesellige Atmosphäre,<br />

typische Gerichte, großzügige Portionen<br />

und vor allem sehr moderate Preise garantiert. Ein<br />

lohnender Tipp also!<br />

Was genau sind diese Relais Routiers?<br />

« Einfach, gut, preiswert, große Portionen, verkehrsgünstig<br />

gelegen und gesellig. » So könnte man die Philosophie<br />

der mit dem Label « Relais Routiers » ausgezeichneten<br />

Restaurants in etwa zusammenfassen. Diese Lokale<br />

wendeten sich bei ihrer Entstehung vor mehr als 80<br />

Jahren vorwiegend an Berufsfahrer, also an Fernfahrer,<br />

Handelsvertreter, Wanderarbeiter usw. Inzwischen sind<br />

sie aber auch außerhalb dieser Zielgruppe beliebt, haben<br />

einen guten Ruf und ziehen daher andere Reisende an –<br />

neuerdings immer mehr Touristen, die ein authentisches<br />

Lokal suchen, in dem sie gut und günstig essen können.<br />

Wie erhält man das Label « Relais Routier »?<br />

Um sein Restaurant mit dem berühmten rot-blauen Schild<br />

mit der Aufschrift « Relais Routier » schmücken zu dürfen,<br />

muss es von Mitarbeitern des offiziellen Guide des Relais<br />

Routiers ausgewählt worden sein. Dabei spielen unter anderem<br />

Selektionskriterien wie ein moderater Preis, eine ungezwungene<br />

Atmosphäre sowie eine gutbürgerliche Küche,<br />

die vor Ort zubereitet wird, eine Rolle. Andere Punkte,<br />

wie gute Erreichbarkeit, ein großer Parkplatz für Busse<br />

und Lkw oder auch die Bereitstellung von Duschen für<br />

die Fahrer, die früher eine Voraussetzung waren, sind kein<br />

Muss mehr. Heute gibt es sogar mitten in Paris vier Relais<br />

Routiers, eines davon im schicken 16. Arrondissement.<br />

Welche Speisen werden dort angeboten?<br />

In einem Relais Routier hat man die Gewähr, dass<br />

auf der Speisekarte einfache, aber abwechslungsreiche<br />

Gerichte ohne Chichi stehen und dass die Portionen<br />

relativ üppig sind. Die meisten Speisen sind Klassiker,<br />

wie man sie in gutbürgerlichen Restaurants oder Bistros<br />

findet: Vorspeisen wie hartes Ei mit Mayonnaise oder<br />

Selleriesalat mit Remouladensauce, Hauptgerichte wie<br />

Hühnchen mit Pommes, Kalbsleber oder Cassoulet (ein für<br />

Südwestfrankreich typischer Bohneneintopf), Desserts wie<br />

Karamellcreme oder Eischneenocken. Häufig findet man<br />

auch Angebote wie Buffet à volonté (man kann also so viel<br />

essen, wie man möchte), wenngleich sich Tellergerichte<br />

immer mehr durchsetzen. Manche Relais Routiers bieten<br />

neben den klassischen Menus Routiers auch ein etwas<br />

teureres Menü an, bei dem regionale Spezialitäten im Mittelpunkt<br />

stehen, wobei der Grundgedanke<br />

des Labels derselbe bleibt. Gekennzeichnet<br />

werden solche Gaststätten im Führer durch ein<br />

besonderes Zeichen, nämlich eine Casserole.<br />

Wo liegen die Preise?<br />

Im Prinzip ist es so, dass man in der überwiegenden<br />

Mehrzahl der Restaurants für rund<br />

13 Euro ein Menü bestehend aus Vorspeise,<br />

Hauptgang, Käse und/oder Dessert (je nach Angebot)<br />

inklusive einem Viertel Wein erhält! In einer Zeit, in der<br />

die Restaurantpreise ständig steigen, ist dies wirklich ein<br />

guter Tipp. Damit sich das für den Gastwirt lohnt und<br />

er nicht an der Qualität sparen muss, wird in diesem Fall<br />

auf Menge gesetzt: In einem Relais Routier werden pro<br />

Tag oft mehrere Hundert Essen serviert, in ganz großen<br />

Restaurants können es sogar mehr als tausend sein.<br />

Wie und wo findet man sie?<br />

Für die Relais Routiers gibt es einen Führer, der dieselbe<br />

rote Farbe wie der Guide Michelin hat. Er wird jedes Jahr<br />

im <strong>Frühling</strong> neu aufgelegt und enthält alle selektierten<br />

Restaurants des Landes. Für jedes gibt es eine detaillierte<br />

Übersicht, in der die wichtigsten Informationen anhand<br />

von Piktogrammen (die auch ohne Sprachkenntnisse<br />

gut verständlich sind) ersichtlich sind: Adresse, Preise,<br />

Öffnungszeiten … Man findet dabei auch Angaben über<br />

zusätzliche Angebote, wie die Bereitstellung von Duschen,<br />

kostenlosen WLAN-Zugang, Parkmöglichkeiten für Lkw<br />

– dementsprechend auch für Wohnwagen und Wohnmobile<br />

– sowie eine Zusammenfassung der Spezialitäten des Hauses.<br />

Neben der gedruckten Ausgabe gibt es auf der Website<br />

www.relais-routiers.com eine kostenlose digitale Version,<br />

bei der man die Relais Routiers in einer bestimmten Region<br />

oder auf einer bestimmten Strecke selektieren kann.<br />

Achtung: Als Reaktion auf meine Rubrik in der letzten Ausgabe von<br />

Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 61) über die neuen Vignetten zur Bekämpfung<br />

der Umweltverschmutzung durch Kraftfahrzeuge haben viele von<br />

Ihnen darauf hingewiesen, dass es einige unredliche Websites gibt,<br />

die für solche Vignetten zweistellige Beträge verlangen. Ich betone<br />

nochmals, dass www.crit-air.fr/de die einzige offizielle Website ist<br />

und dass die Vignette nicht mehr als 3,70 € zzgl. Versand kosten darf.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />

Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle<br />

anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind<br />

keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben,<br />

sondern findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Gérard Rival, Serge<br />

Robin, Sabine Schmitt, Uta Schütze<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 15/<strong>2017</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 <strong>62</strong>0138<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und<br />

Vollständigkeit kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag<br />

übernimmt keine Haftung für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion<br />

behält sich die Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten<br />

die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische<br />

Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck, auch auszugs<br />

weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung<br />

des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 Euro (D), 6,50 Euro (A),<br />

9,60 CHF (CH), 7,00 Euro (F/L/B/NL), 7,00 Euro (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 Euro (D), 21,90 Euro (A),<br />

33,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 Euro<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2017</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Love Paris, Elyx by Yak • S.3: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.4: Maurice Albert , Ajc Presse; Cédric<br />

Brown, Ajc Presse; Julien Berthier; Serge Robin, Ajc Presse; Elyx<br />

by Yak; Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Maurice Albert, Ajc Presse;<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Denis Bretey, ville de Montbéliard • S.6:<br />

Serge Robin, Ajc Presse; DR • S.7: Serge Robin, Ajc Presse; Alain<br />

Lardière, Ajc Presse • S.8: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay • S.9:<br />

Pixabay; DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.10: Sécurité routière, DR;<br />

Serge Robin, Ajc Presse. S.11: Thomas Clouet, Creative Commons<br />

Licence SA 4.0; Julie Guiches, wns-Studio; Pixabay • S.12-13: DR<br />

• S.14-17: DR • S.18: DR • S.20: DR • S.21: Arte, DR • S.22: DR<br />

• S.24-28 Serge Robin, Ajc Presse; Illustrations: Pixabay • S.30-<br />

33: Serge Robin, Ajc Presse • S.34-40: Serge Robin, Ajc Presse;<br />

S.41: Bibliothèque Nationale de France (BNF) - Abbaye Royale de<br />

Saint Riquier; Serge Robin, Ajc Presse • S.42: Abbaye Royale de<br />

Saint Riquier • S.44-46: Serge Robin, Ajc Presse; Abbaye Royale<br />

de Saint Riquier • S.48-49: Erik Levilly, Ville du Havre • S.50-51:<br />

Vincent Ganivet, Louis et Morgan studio; Philippe Bréard, Ville du<br />

Havre • S.52: Musée Marmottan Monet, Bridgeman Images; DR •<br />

S. 54: Erik Levilly, Ville du Havre; Lang/Maumann; Julien Berthier<br />

• 56-65: Serge Robin, Ajc Presse • S.66-71: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.72-73: Hotel le Narcisse Blanc • S.74-77: David Ken,<br />

Lol Project • S.78-81: Elyx by Yak • S.82-84: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.86-87: Maurice Albert, Ajc Presse • S.88-89: Papier<br />

d’Arménie, DR • S.94: France Television, DR • S.96: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.98: Serge Robin, Ajc Presse; Cédric Brown, Ajc<br />

Presse<br />

Leserbriefe<br />

Hallo,<br />

in Ihrer letzten Ausgabe schreiben Sie über<br />

den typischen boîte aux lettres in Gelb. Ich<br />

bin schon seit Jahren bei unseren Urlauben<br />

und im Internet auf der Suche nach einem<br />

solchen Vintage-Kasten. Leider bisher ohne<br />

Erfolg. Vielleicht haben Sie einen Tipp, wo<br />

man einen kaufen kann?!<br />

Herzliche Grüße<br />

Claudia Vohwinkel<br />

Redaktion: Liebe Frau Vohwinkel,<br />

offensichtlich kommt der gelbe Briefkasten<br />

der Französischen Post gut an: Als Reaktion<br />

auf unseren Artikel haben wir zahlreiche<br />

Zuschriften mit derselben Frage erhalten.<br />

Diese Briefkästen werden von der Firma<br />

Dejoie hergestellt und vertrieben, Privatpersonen<br />

und Sammler können sogar<br />

perso nalisierte Exemplare bestellen. Angaben<br />

zum Unternehmen und zu Händ lern<br />

in Frankreich finden Sie auf der Website<br />

www.laboitejaune.fr.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich habe fast alle meine „Frankreicherleben-Hefte“<br />

durchgesucht, kann aber<br />

leider keinen Artikel über das Beau jolais<br />

finden. Habe ich das über sehen, oder gibt<br />

es keinen Artikel darüber? Es wäre sehr<br />

freundlich von Ihnen, wenn Sie mir darüber<br />

Auskunft geben könnten. Ich bedanke<br />

mich schon im Voraus für Ihre Mühe.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ihre treue und begeisterte Leserin<br />

Waltraud Wagner<br />

Redaktion: Liebe Frau Wagner,<br />

was die Region Beaujolais angeht (die<br />

sich sowohl über den Norden des Departe<br />

ments Rhône als auch über den Süden<br />

des Departements Saône-et-Loire<br />

erstreckt), so haben wir sie in der Tat noch<br />

nicht besucht. Wir haben diese Idee aber<br />

aufgegriffen und werden in der nächsten<br />

Zeit einen Artikel über diese kleine Ecke<br />

Frankreichs veröffent lichen, deren Name<br />

zwar bekannt, deren touristische Vorzüge<br />

jedoch noch weitgehend unbekannt<br />

sind. Wir bleiben also dran! Da der Begriff<br />

Beaujolais in der französischen Sprache<br />

eine doppelte Bedeutung hat, haben wir<br />

unsere Archive auch gleich nach dem<br />

Wein Beaujolais durchforstet: In unserer<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7 (die allerdings bereits im Jahr<br />

2007 erschienen ist) gab es einen Artikel,<br />

der sich vor allem mit der Unterscheidung<br />

zwischen dem « normalen » Beaujolais und<br />

dem Beaujolais nouveau beschäftigt hat.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mit Begeisterung lese ich Ihr Magazin und<br />

schaue mir dazu auch in Deutschland das<br />

französische Fernsehprogramm über den<br />

entsprechenden Satelliten an. Seit Anfang<br />

des Jahres habe ich keinen Empfang,<br />

was möglicherweise an der Umstellung<br />

auf „HD“ liegt. Mein Fernseh techniker<br />

kann keine Auskunft geben. Was muss ich<br />

machen? Können Sie mir weiterhelfen?<br />

Vielen Dank für Ihre Bemühungen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ulrich Wende<br />

Redaktion: Lieber Herr Wende,<br />

die Spezialisten, die wir kontaktiert haben,<br />

sind der Meinung, dass die Ur sache für Ihr<br />

Problem die Umstellung der französischen<br />

Fernsehsender auf « Haute Définition »<br />

(HD) sein könnte. Wenn Ihr Sat-Receiver<br />

keine hochaufgelösten Pro gram me<br />

empfängt, kann dies tat säch lich nicht<br />

mehr funktionieren. In diesem Fall ist es<br />

notwendig, den Re cei ver zu ersetzen.<br />

Allerdings erfolgte die Umstellung auf HD<br />

in Frankreich be reits im April 2016. Insofern<br />

ist es ver wun der lich, dass dieses Problem<br />

bei Ihnen erst vor Kurzem aufgetreten ist. In<br />

Ihrem speziellen Fall kann wahrscheinlich<br />

nur ein Fernsehtechniker präzise Auskunft<br />

geben. Falls Sie Ihren Receiver austausch<br />

en müssen, wäre nach den uns<br />

vorliegenden Informationen, entweder ein<br />

Receiver TNTSAT HD (ausgerichtet auf Astra)<br />

oder ein Receiver Fransat HD (ausgerichtet<br />

auf Eutelsat 5W) ideal. Achtung: Die<br />

vorgeschlagenen Receiver werden nur<br />

in Frankreich verkauft! Viel Erfolg bei Ihren<br />

nächsten Schritten!<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong> · 97


VORSCHAU<br />

In der nächsten Ausgabe<br />

von Frankreich erleben setzen<br />

wir unsere Entdeckungsreise<br />

in der BAIE DE SOMME<br />

fort und besuchen einen der<br />

schönsten ornithologischen<br />

Parks in Frankreich.<br />

In BURGUND wandeln wir auf<br />

den Spuren von Vercingétorix,<br />

einem der größten Männer der<br />

französischen Geschichte.<br />

In der Region<br />

NOUVELLE-<br />

AQUITAINE<br />

erkunden wir ein in<br />

Europa einzigartiges Gebiet, dem Frankreichs<br />

schönste Dächer viel zu verdanken<br />

haben.<br />

In der BRETAGNE<br />

sehen wir uns seltsame<br />

Statuen an, die die Landschaft<br />

eines ganzen Tales dominieren und<br />

denen auf den Osterinseln ähneln.<br />

Darüber hinaus entdecken wir<br />

den heiteren Blick eines gewissen<br />

MONSIEUR Z, und wir beschäftigen<br />

uns anlässlich des 40. Todestages von<br />

JACQUES BREL mit diesem großen<br />

französischen Künstler.<br />

Und vieles mehr …<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63 - Sommer <strong>2017</strong><br />

erscheint am 23. Mai <strong>2017</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2017</strong>


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Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />

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Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />

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