21.04.2020 Aufrufe

Nr. 55 - Sommer 2015

Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss Chantals Rezept: Mes quiches favorites

Provence: Sénanque, klösterliche Besinnung in der Provence
Baskenland: Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye
Ärmelkanal: Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand für die Hauptstadt
Korsika: Wenn Steine zu sprechen beginnen
Loire-Tal: Saumur: Stall, Schloss, Fluss
Chantals Rezept: Mes quiches favorites

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>55</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong><br />

Provence<br />

Klösterliche Besinnung<br />

in Sénanque<br />

Loire-Tal<br />

Schloss und Pferde in Saumur<br />

Baskenland<br />

Küste mit Suchtpotential<br />

Ärmelkanal<br />

Ein Strand für Paris<br />

Korsika Die Hinkelsteine von Filitosa<br />

Genuss Quiches-Rezepte für den <strong>Sommer</strong><br />

Bretagne Katamaran-Segeln im Finistère<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

Österreich 6,50 €<br />

Schweiz 9,60 CHF<br />

Frankreich & Benelux 7,00 €<br />

Italien 7,00 €


© Bal du Moulin Rouge <strong>2015</strong> - Moulin Rouge® - 1-1028499<br />

LA REVUE DU PLUS CÉLÈBRE<br />

CABARET DU MONDE !<br />

DINER ET REVUE À 19H À PARTIR DE 190 €<br />

REVUE À 21H ET À 23H À PARTIR DE 77 €<br />

MONTMARTRE<br />

82, BLD DE CLICHY - 75018 PARIS<br />

BUCHUNGEN UNTER: 33(0)1 53 09 82 82<br />

DIE SHOW DES BERÜHMTESTEN<br />

VARIETÉ THEATERS DER WELT<br />

DINNER & SHOW UM 19 UHR AB 190 €<br />

SHOW UM 21 UHR UND 23 UHR AB 77 €<br />

WWW.MOULIN-ROUGE.COM<br />

FACEBOOK.COM/LEMOULINROUGEOFFICIEL


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

im <strong>Sommer</strong>urlaub zieht es viele ans<br />

Meer. Sie auch? Dann freuen Sie sich auf die folgenden<br />

Seiten, denn wir stellen Ihnen gleich drei lohnenswerte<br />

Reiseziele an Frankreichs Küsten vor. Den Anfang<br />

macht die Corniche Basque, eine zwar kurze,<br />

dafür aber äußerst spektakuläre Küstenstraße im<br />

französischen Baskenland. Am Anfang<br />

und am Ende der Straße gibt es mit<br />

Saint-Jean-de-Luz und Hendaye-Plage<br />

zwei sympathische Seebäder mit schönen<br />

Stränden. Ideal für den <strong>Sommer</strong>urlaub.<br />

Dann folgt Le Touquet-Paris-Plage.<br />

Zwischen beiden Zielen liegen nicht<br />

nur 1.000 Kilometer, sie unterscheiden<br />

sich auch kulturell und optisch<br />

stark voneinander. Doch auch das<br />

legendäre Seebad am Ärmelkanal<br />

ist äußerst charmant. Da aller<br />

guten Dinge drei sind, geht<br />

es zum Schluss noch in die<br />

Bretagne. Eine unserer Autorinnen<br />

wagte den Selbstversuch<br />

und machte mit ihrer Familie einen<br />

Katamarankurs. Obwohl vorher<br />

etwas skeptisch, kam sie ganz begeistert<br />

zurück. Es war für sie einer der schönsten<br />

Familienurlaube, den sie je hatte.<br />

Aber natürlich geht es in dieser Ausgabe<br />

nicht nur ans Meer. So entdeckte einer<br />

unserer Redakteure auf Korsika<br />

etwas, was man gemeinhin<br />

mit der<br />

Bretagne verbindet: Menhire.<br />

Denn nicht nur im rauen Nordwesten<br />

Frankreichs, sondern auch auf der sonnenverwöhnten<br />

Mittelmeerinsel gibt es Hinkelsteine in<br />

verwunschener Landschaft zu bewundern. Außerdem<br />

möchte ich Ihnen Saumur ans Herz legen. Das Schloss<br />

der Stadt ist sicherlich nicht das spektakulärste des<br />

Loire-Tals, doch als Gesamtensemble ist der Ort<br />

definitiv einer der schönsten entlang der Loire.<br />

Sollten Sie sich nach so vielen Eindrücken nach<br />

Ruhe und Entspannung sehnen, bietet sich ein<br />

Aufenthalt in der Abtei von Sénanque in der<br />

Provence an. Erneut hat einer unserer Autoren<br />

das Experiment gewagt und sich für<br />

fünf Tage in das Kloster zurückgezogen.<br />

Wie er diese Zeit empfunden hat und<br />

wie es für ihn als Atheist war, von lauter<br />

Glaubensbrüdern umgeben zu sein,<br />

lesen Sie ebenfalls in dieser Ausgabe.<br />

Außerdem stellen wir Ihnen die Ambitionen<br />

der französischen Hauptstadt vor, Austragungsort<br />

der Olympischen <strong>Sommer</strong>spiele 2024<br />

und Veranstaltungsort der Weltausstellung<br />

2025 zu werden. Wir bringen Sie auf den<br />

neuesten Stand bezüglich der Neugliederung<br />

der französischen Regionen und berichten<br />

über das Comeback der Innenstädte. Diese<br />

und noch weitere Themen finden Sie auf den<br />

folgenden Seiten. Bleibt mir nur noch, Ihnen bei<br />

der Lektüre viel Spaß sowie einen schönen, hoffentlich<br />

sonnenreichen <strong>Sommer</strong> zu wünschen.<br />

Titelblatt: Abbaye de Sénanque (Provence)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 3


INHALT<br />

Rezept · 84<br />

Bretagne · 66<br />

Baskenland · 22<br />

Saumur · 48<br />

Provence · 32<br />

Ärmelkanal · 40<br />

Messer · 88<br />

Korsika · 58<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


66 · L’Aber-W’rach<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

PARIS<br />

56 · Ferienwohnungen<br />

48 · Saumur<br />

Toulouse<br />

22 · Corniche Basque<br />

40 · Le Touquet-Paris-Plage<br />

78 · Olympia & Expo<br />

Lyon<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

32 · Sénanque<br />

Marseille<br />

58 · Filitosa<br />

22 Baskenland<br />

Corniche Basque, von Saint-Jean-de-Luz<br />

nach Hendaye<br />

Sie ist nur wenige Kilometer lang, aber die Küstenstraße im<br />

äußersten Südwesten ist eine der schönsten im Land. Ihr<br />

Start punkt ist das charmante Saint-Jean-de-Luz.<br />

3 2 P rove n c e<br />

Sénanque, klösterliche Besinnung im Lubéron<br />

Die Abtei von Sénanque ist eines der am meisten fotografierten<br />

Motive Frankreichs. Wie besinnlich es allerdings hinter<br />

den Mauern des Klosters zugeht, mag man von außen<br />

kaum erahnen.<br />

40 Ärmelkanal<br />

Le Touquet-Paris-Plage, ein Strand<br />

für die Hauptstadt<br />

Die glorreichsten Jahre hat das Seebad am Ärmelkanal<br />

hinter sich. Es geht trotzdem noch recht mondän zu und<br />

viele Pariser und Nordfranzosen wissen den Charme des<br />

Ortes zu schätzen.<br />

48 Loire-Tal<br />

Saumur: Stall, Schloss, Fluss<br />

Als Heimat der berühmtesten Reitschule des Landes, mit<br />

einem schön gelegenen Schloss und adretter Altstadt ist<br />

Saumur einer der Höhepunkte entlang der Loire.<br />

56 Ferienwohnungen<br />

Surprenantes, Nantes<br />

58 Korsika<br />

Wenn Steine zu sprechen beginnen<br />

Nicht nur in der Bretagne findet man Hinkelsteine, auch auf<br />

Frankreichs größter Insel lassen sich Menhire bewundern.<br />

66 Bretagne<br />

Eine Handbreit Wasser unterm Kiel<br />

Die Bretagne lässt mit ihren Küsten jedes Wassersportlerherz<br />

höher schlagen. Aber kann man auch mit kleinen Kindern<br />

einen Katamarankurs machen? Ja, man kann. Ein Familien -<br />

logbuch.<br />

Frankreich heute<br />

74 Regionen<br />

Auf der Suche nach neuen Hauptstädten<br />

Da aus den aktuell 22 französischen Regionen 13 werden,<br />

stellt sich die Frage, welche die neuen Hauptstädte werden<br />

sollen. Neun bisherige Hauptstädte werden ihren Titel<br />

zwangsweise verlieren. Aber welche? Obwohl noch nichts<br />

entschieden ist, zeichnen sich Tendenzen bereits ab.<br />

76 Gesellschaft<br />

Das Comeback der Innenstädte<br />

Während es früher als schick galt, aus den Städten herauszuziehen,<br />

wollen inzwischen wieder mehr Menschen<br />

zentral wohnen. Dies führt dazu, dass auch die Innenstädte<br />

wieder mit Geschäften neu belebt werden. Das Comeback<br />

der französischen Städte ist im vollen Gange.<br />

78 Events<br />

Paris: Olympische Spiele oder Weltausstellung<br />

Noch ist nichts endgültig entschieden, doch wie es aussieht,<br />

wird Frankreichs Hauptstadt im nächsten Jahrzehnt gleich<br />

zwei Großereignisse ausrichten wollen: die Olympischen<br />

<strong>Sommer</strong>spiele 2024 und die Weltausstellung 2025.<br />

Art de vivre<br />

82 Lebensart<br />

Auf der Terrasse eines französischen Cafés...<br />

Sobald das Wetter sommerlich wird, treibt es die Franzosen<br />

auf die Terrassen ihrer Cafés und Bistros. Aber was trinkt<br />

man als echter Franzose dort? Welche Getränkebestellung<br />

zeichnet einen als Kenner der französischen Kultur aus,<br />

welche als Tourist? Fragen, die Antworten verlangen.<br />

84 Chantals Rezept<br />

Spezial: Quiches<br />

88 Produkte<br />

Messer<br />

In der Serie über typische französische Produkte geht es<br />

dieses Mal nicht nur um ein, sondern gleich um mehrere<br />

Erzeugnisse, und zwar um Messer, die mit einer Stadt oder<br />

einer Region in Verbindung gebracht werden. Oft begleiten<br />

diese besonderen Stücke die Franzosen ein Leben lang.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

14 On lit<br />

16 On écoute<br />

17 Abonnement<br />

18 On regarde<br />

20 On surfe<br />

90 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Leserbriefe<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

LOIRE Erstmals Kreuzfahrten auf Frankreichs längstem Fluss<br />

Bisher gab es auf Frankreichs längstem Fluss keine<br />

Flusskreuzfahrten, da die Loire in weiten Teilen nicht<br />

wirklich schiffbar ist. Doch seit diesem <strong>Sommer</strong> ist<br />

dies anders: Die elsässische Reederei CroisiEurope ließ ein<br />

Schiff bauen, das auf der Loire zwischen der Mündung und<br />

den Schlössern der Loire navigieren kann. Die « Loire Princesse<br />

» ist 90 Meter lang, 15 Meter breit und besitzt 48 komfortable<br />

Kabinen. Gebaut wurde das Schiff von einer französischen<br />

Werft in Saint-Nazaire. Die angebotenen Kreuzfahrten<br />

dauern zwischen sechs und acht Tagen.<br />

PARIS<br />

Beaugrenelle bestes<br />

Shoppingcenter Europas<br />

TOULOUSE<br />

Das Shoppingcenter Beaugrenelle am Ufer der Seine im 15.<br />

Pariser Arrondissement hat seit seiner Eröffnung im Oktober<br />

2013 bereits 19 Millionen Besucher angezogen und sich<br />

zu einem Anziehungspunkt für Touristen entwickelt. Jetzt wurde es<br />

als bestes Shoppingcenter<br />

Europas in der<br />

Kategorie « New Developments<br />

large »<br />

ausgezeichnet. Ein<br />

Titel, der vom International<br />

Council of<br />

Shopping Centers<br />

(ICSC) vergeben<br />

wird.<br />

Mit der Straßenbahn<br />

zum Flughafen<br />

Seit April fährt die Toulouser<br />

Straßenbahn zum Flughafen der Stadt<br />

in Blagnac. Die Bahnen der Linie T2<br />

benötigen vom Terminal bis zum Palais<br />

de Justice im Zentrum von Toulouse 32<br />

Minuten. Sie verkehren von morgens<br />

5.50 Uhr (ab Palais de Justice) bzw. 5.57<br />

Uhr (ab Flughafen) bis 23.30 Uhr (ab<br />

Palais de Justice) bzw. 23.58 Uhr (ab<br />

Flughafen) alle 15 Minuten.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


FUSSBALL<br />

Frauenfußball-WM 2019<br />

in Frankreich<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Paris will Büros in Wohnungen verwandeln ++ Anne Hidalgo, die<br />

Bürger meisterin von Paris, hat es in ihrem Wahlkampf versprochen: 217 leerstehende<br />

Büro ge bäude mit einer Nutzfläche von 1.000 Quadratmetern oder mehr sollen<br />

nach Vorstellung der Stadtverwaltung in Wohnungen umgewandelt werden. Die<br />

Abstimmungen mit den Eigentümern laufen. Insgesamt zählt die Stadt bei Büro immobilien<br />

einen Leerstand von 800.000 Quadratmetern.<br />

Frankreich wird Gastgeber der<br />

Weltmeisterschaft im Frauenfußball<br />

im Jahr 2019. Das Land setzte sich<br />

mit seiner Bewerbung damit gegen<br />

England, Südafrika und Neuseeland<br />

durch. Viele der Spiele sowie das<br />

Endspiel werden in Paris stattfinden.<br />

Die französische Hauptstadt profiliert<br />

sich damit als wichtiger Standort für<br />

die Förderung von Frauensport – nach<br />

der Frauenrugby-WM 2014 und der<br />

2018 stattfindenden Frauenhandball-<br />

EM. Dies freut besonders die<br />

Bürgermeisterin der Stadt, Anne<br />

Hidalgo, die als eine der wenigen<br />

Frauen in der Welt an der Spitze einer<br />

großen Metropole steht.<br />

Mehr Weinberge in China als in Frankreich ++ Auch wenn Frankreich<br />

als die Weinnation par excellence gilt, so wachsen die meisten Weinstöcke nicht<br />

dort, sondern in Spanien (über eine Million Hektar). Noch erstaunlicher ist allerdings,<br />

dass jetzt China Frankreich sogar auf den dritten Platz verwiesen hat. Im Reich der Mitte<br />

wächst Wein auf einer Fläche von 799.000 Hektar, in Frankreich sind es 7.000 Hektar<br />

weniger.<br />

Krankheit bedroht Korsikas Olivenbäume ++ Auf Korsika fürchtet<br />

man, dass eine in Italien wütende bakterielle Olivenbaumkrankheit auf die Insel überschwappen<br />

könnte. Sollte dies geschehen, könnte den Olivenbäumen das selbe<br />

Schicksal drohen wie den Weinstöcken bei der großen Reblausplage im 19. Jahr hundert.<br />

Die Folgen wären katastrophal.<br />

Mehr Fahrradwege für Paris ++ Die Stadtverwaltung von Paris hat angekündigt,<br />

dass sich die Länge der Fahrradwege in der Hauptstadt bis 2020 verdoppelt<br />

soll – von aktuell 700 auf dann 1.400 Kilometer. Außerdem sollen 10.000 zusätzliche<br />

Abstell plätze für Fahrräder geschaffen werden.<br />

Paris drittbester Investitionsstandort der Welt ++ Nach einer<br />

Stu die von KPMG platziert auch eine Studie der Beratungsgesellschaft Présence die<br />

fran zö sische Hauptstadt an dritter Stelle, wenn es um die Attraktivität für ausländische<br />

In ves toren geht – nach Dubai und New York. Paris hat sich gegenüber 2012 um sieben<br />

Plätze verbessert und London überholt.<br />

SNCF<br />

TGV-Alternative von Paris<br />

nach Bordeaux<br />

Wer es nicht so eilig hat und bereit ist,<br />

auf Komfort zu verzichten, kann am<br />

Wochenende auf der Strecke von<br />

Paris nach Bordeaux anstelle des TGV<br />

einen normalen Zug nehmen. Das<br />

neue Angebot kostet zwischen 15 und<br />

35 Euro und damit wesentlich weniger<br />

als der Hochgeschwindigkeitszug.<br />

Abfahrt in Paris ist nicht an der Gare<br />

Montparnasse wie sonst für Bordeaux,<br />

sondern an der Gare d’Austerlitz. Die<br />

Fahrzeit beträgt viereinhalb Stunden.<br />

Franzosen essen gerne Fleisch ++ Nach einer Statistik des französischen<br />

Land wirt schafts ministeriums ist der Fleischkonsum in Frankreich unverändert be achtenswert.<br />

Ein Franzose konsumiert demnach in seinem Leben sieben Rinder, 33 Schwei ne,<br />

neun Ziegen und Schafe, 1.300 Hühner, Gänse etc. (Geflügel) sowie 2,5 Hasen.<br />

33,9 Millionen Wohnungen und Häuser ++ Nach einer Untersuchung<br />

des nationalen Statistikinstituts gibt es in Frankreich 33,9 Millionen Wohnungen und Häuser.<br />

28,1 Millionen davon werden als Hauptwohnsitz benutzt. 3,2 Millionen dienen als<br />

Zweitwohnsitze und 2,6 Millionen stehen leer. 58 Prozent der als Hauptwohnsitz ge nutzten<br />

Einheiten befinden sich im Eigentum der Bewohner.<br />

Frankreichs Autohersteller umsatzschwach ++ Laut einer Un tersuch<br />

ung von Ernst & Young machten Frankreichs Autokonzerne 2014 einen Um satz von<br />

94.662 Milliarden Euro. Das hört sich zwar nach viel an, ist im Vergleich zur Kon kurrenz<br />

aber wenig. Die US-amerikanischen Autokonzerne schafften es auf 343.940 Milliarden<br />

Euro, die japanischen auf 412.357 Milliarden Euro und die deutschen sogar auf 412.731<br />

Milliarden Euro.<br />

Neue Hotels für Paris-CDG ++ Das Hotelangebot an Frankreichs wichtigstem<br />

Flughafen Paris-CDG wird ausgebaut. Diesen <strong>Sommer</strong> eröffnet ein neues Pullman-<br />

Hotel, 2017 folgt ein Melia und 2019 ein Holiday Inn Express.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

FRANCHE-COMTÉ<br />

Nackt ausziehen für<br />

Tempo 30<br />

Nachdem alle klassischen Mittel wie Schilder nichts gebracht haben, griffen<br />

die Gemeinderatsmitglieder der kleinen Kommune Touillon-et-<br />

Loutelet im Jura im Departement Doubs zu drastischeren Mitteln, damit<br />

die Autofahrer, die das Dorf passieren, endlich die vorgeschriebene Geschwindigkeit<br />

von 30 Stundenkilometern beachten. Sie ließen ein riesiges Plakat<br />

in der Dorfmitte anbringen, auf dem sie nackt posieren. Nur ein Tempo-<br />

30-Schild bedeckt ihren Schambereich. Die eigentlich eher humorvoll gedachte<br />

Aktion sorgt unerwartet für den gewünschten Effekt: Die Autofahrer sind neugierig<br />

und bremsen ab. Wer weiß, vielleicht macht diese ungewöhnliche Maßnahme<br />

Schule und bald lassen weitere Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder<br />

in anderen Kommunen im Land ebenfalls die Hüllen fallen.<br />

AUTOS<br />

Citroën denkt über neue Modellnamen nach<br />

Der französische Autobauer Citroën denkt darüber nach, die Typbezeichnungen seiner<br />

Mo delle zu ändern. Dies erklärte das Unternehmen auf dem letzten Genfer Autosalon. Seit<br />

gut 15 Jahren unterscheidet Citroën seine Modelle mit einer Bezeichnung, die mit einem<br />

« C » beginnt und dem eine Zahl folgt, also zum Beispiel « C3 », « C4 » etc. Allerdings ist die<br />

Marken politik durch immer neue Modelle inzwischen etwas unübersichtlich ge wor den. So<br />

tragen die Großraumlimousinen des Konzerns den Zusatz « Picasso ». Für die Pre mi um v ersionen<br />

der Modelle ersetzt man das « C » durch ein « DS ». Das Cross over-Modell « Cactus »<br />

trägt nur noch einen Namen und gar keine Ziffern-Buch staben kom bi na tion mehr. Daher<br />

denkt man nun über neue Modellbezeichnungen nach. Wohin die Rei se gehen könnte,<br />

ist jedoch noch nicht bekannt.<br />

PARIS<br />

Eine Goldfassade für die<br />

Reichen und die Armen<br />

Unweit der Seine im 13.<br />

Arrondissement von Paris wachsen<br />

gerade zwei Zwillingsbauten in<br />

die Höhe. Sie unterscheiden sich<br />

in ihrer Geschosszahl, die über<br />

der üblichen Traufhöhe liegt, und<br />

der Fassadengestaltung aus Gold<br />

von der Umgebung. Außerdem<br />

ist die Nutzung erstaunlich: Denn<br />

während es in einem der beiden<br />

Gebäude 95 Eigentumswohnungen<br />

gibt, deren Quadratmeterpreise<br />

bei um die 10.000 Euro liegen,<br />

wird das andere Gebäude für 93<br />

Sozialwohnungen verwendet – mit<br />

für Paris günstigen 15 Euro Miete pro<br />

Quadratmeter. Entworfen wurden<br />

die beiden ungewöhnlichen<br />

Gebäude von Harmonic + Masson<br />

und Vollenweider.<br />

ILE DE LA CITÉ<br />

Kirchenfenster der Sainte-Chapelle<br />

fertig restauriert<br />

Die Sainte-Chapelle ist eine beliebte Sehenswürdigkeit der französischen<br />

Hauptstadt. Sie wurde unter Ludwig IX. von 1241 bis 1248<br />

auf der Ile de la Cité erbaut, um Reliquien von Jesus Christus (Dornenkrone<br />

und Fragmente des Kreuzes) aufzunehmen. Berühmt ist das Gotteshaus darüber hinaus für<br />

seine 15 großen Kirchenfenster, deren Glas zu zwei Dritteln noch original aus dem 13. Jahrhundert<br />

stammt. Seit 2008 wurden diese Buntglasfenster im Auftrag des Centre des Monuments Nationaux<br />

aufwendig restauriert. Sieben Jahre später sind diese Arbeiten nun abgeschlossen, so dass sich die Kirche<br />

in alter Schönheit bewundern lässt. Insgesamt wurden neun Millionen Euro investiert.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Urlaub unterm Reetdach, in einer Design-Wohnung<br />

mit Sauna und Kamin, in einem Ferienhaus mit<br />

eigenem Garten oder in einer Kajüte wie auf einem<br />

Schiff, mönchgut living bietet vielfältige Optionen!<br />

Die einzigartige Lage der Anlage im Herzen des<br />

romantischen Fischerdorfes Gager im UNESCO-<br />

Biosphärenreservat Südost-Rügen verspricht Ihnen<br />

einen unvergesslichen Aufenthalt voller Entspannung<br />

und Genuss inmitten unberührter Natur, nur<br />

wenige Minuten vom Ostseestrand entfernt.<br />

mönchgut living, die ultimative ultimative Adresse<br />

für Ihren nächsten Urlaub auf Rügen!<br />

• 2-Zimmer-Ferienwohnung KOMFORT<br />

mit Terrasse oder Balkon für 2 Personen ab 45 Euro<br />

• 2-Zimmer-Ferienwohnung DELUXE<br />

mit Sauna, Kamin & Terrasse für 2 Personen ab <strong>55</strong> Euro<br />

• 3-Zimmer-Ferienwohnung KOMFORT<br />

mit Terrasse für 4 Personen ab 65 Euro<br />

• 3-Zimmer-Ferienwohnung DELUXE<br />

mit Sauna, Kamin & Balkon für 4 Personen ab 75 Euro<br />

• Ferienhaus mit Kamin & Garten für 4 Personen ab 79 Euro<br />

* Alle Preise pro Nacht inkl. Endreinigung, Bettwäsche, Handtücher, Parkplatz,<br />

zzgl. Kurtaxe (nur im <strong>Sommer</strong>). Mindestaufenthalt ab 2 Nächten.<br />

mönchgut living • Am Hafen 10 • 18586 Gager/Rügen • Tel. (038308) 66470 • www.moenchgut-living.de


ON EN PARLE<br />

LOUVRE<br />

Neuer Einheitspreis für alle<br />

Ausstellungen<br />

Das meist besuchte Museum der Welt (mehr<br />

als neun Millionen Besucher pro Jahr) führt<br />

zum 1. Juli <strong>2015</strong> eine neue Preisstruktur ein.<br />

Ab diesem Datum kosten alle Ausstellungen in dem<br />

Museum, egal ob es sich um Dauer- oder Wechselausstellungen<br />

handelt, einheitlich 15,00 Euro. Die<br />

Direktion folgt damit einem Trend, der sich auch in<br />

anderen Museen<br />

wie dem Centre<br />

Pom pi dou oder<br />

dem Musée d’Orsay<br />

be o bacht en<br />

lässt. Man legt<br />

aber Wert darauf,<br />

dass der Ein trittspreis<br />

nie dri ger<br />

bleibt als in an deren<br />

wichtigen internationalen<br />

Museen. So kostet das New Yorker<br />

MoMA 23,00 Euro und das Amsterdamer Rijksmuseum<br />

17,50 Euro. Trotzdem wird der neue Preis<br />

Geld in die Kassen des Louvre spülen. Zwar kos te te<br />

das Kombiticket für Dauer- und Wechselausstellungen<br />

mit 16,00 Euro bisher einen Euro mehr, ein<br />

Ticket für die Dauerausstellung allein schlug in der<br />

Vergangenheit aber nur mit 12,00 Euro zu Buche. 70<br />

Prozent der Besucher sind allerdings Touristen, die<br />

sich vor allem für die Standardexponate des Museums<br />

wie die Mona Lisa oder die Venus von Milo interessieren<br />

und somit nur die Dauerausstellung besuchen.<br />

Sie müssen zukünftig drei Euro mehr dafür berappen.<br />

ANTI-TERROR-KAMPF<br />

Bargeldzahlungen über 1.000 Euro verboten<br />

Als Maßnahme im Kampf gegen die Finanzierung von<br />

Terrorgruppen hat die französische Regierung beschlossen, dass<br />

ab dem 1. September <strong>2015</strong> nur noch Rechnungen bis zu einer<br />

Summe von 1.000 Euro bar bezahlt werden dürfen. Bisher galt<br />

eine Obergrenze von 3.000 Euro. Dadurch sollen Zahlungsströme<br />

transparenter werden. Für Touristen gilt allerdings eine höhere<br />

Summe von 10.000 Euro im Gegensatz zu 15.000 Euro bisher.<br />

PARIS<br />

Immer mehr<br />

Foodtrucks<br />

Die Mode der<br />

Foodtrucks<br />

ist auch an der Seine angekommen. Allerdings verläuft<br />

die Entwicklung zurzeit noch recht unkoordiniert. In einigen<br />

Geschäftsvierteln wie La Défense sorgen die mobilen<br />

Essensstände teilweise für Probleme. Deshalb soll das Parken<br />

der Trucks nun besser geregelt werden. Grundsätzlich bleiben<br />

sie in der französischen Hauptstadt aber willkommen. « Paris als<br />

Welthauptstadt der Gastronomie muss auch für diese Innovation<br />

der Restaurantszene einen Platz finden », ließ die Bürgermeisterin<br />

Anne Hidalgo verlauten. Deshalb wurden jetzt rund 40 Stellplätze<br />

in allen Arrondissements festgelegt, auf denen Foodtrucks stehen<br />

dürfen. Ihr Angebot muss dabei aber eine Ergänzung zu den<br />

Läden der Umgebung sein. Außerdem müssen sie sich einem<br />

nachhaltigen Wirtschaften verpflichten, etwa in Bezug auf<br />

Müllvermeidung, dem Einsatz lokal produzierter Zutaten etc.<br />

PARIS-CDG<br />

Neuer Shuttle von easyBus<br />

Wenn man bisher mit dem Bus vom Pariser Flughafen<br />

Charles de Gaulle in die Innenstadt wollte, gab es<br />

zwei Optionen: Entweder Roissybus von der RATP (elf<br />

Euro, ca. 75 Minuten Fahrzeit) oder die Shuttlebusse<br />

von Air France (17 Euro, ca. 60 Minuten Fahrzeit). Nun<br />

bringt die Fluggesellschaft easyJet mit dem Angebot<br />

easyBus frischen Wind in den Markt. Kleinbusse mit<br />

einer Kapazität von bis zu 16 Passagieren verkehren ab<br />

sofort halbstündlich zwischen dem Flughafen und dem<br />

Palais-Royal im Herzen von Paris, das sich nur wenige<br />

Schritte vom Louvre entfernt befindet. Die Fahrzeit soll<br />

je nach Verkehrslage zwischen 45 und 60 Minuten<br />

betragen und die einzelne<br />

Fahrt kostet ab zwei Euro.<br />

Doch wie bei den Flugtickets<br />

der Billigfluggesellschaft gilt<br />

auch hier: Wer wirklich nur<br />

so wenig zahlen will, sollte<br />

rechtzeitig vorreservieren:<br />

www.easybus.co.uk/de.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


PARIS<br />

HOTELLERIE<br />

Philippe Starck mit<br />

Hotelprojekt in Metz<br />

Der französische Stardesigner<br />

Philippe Stark realisiert in Metz<br />

das zurzeit in ganz Frankreich<br />

aufregendste Hotelprojekt. Auf<br />

einen 30 Meter hohen Glasturm<br />

soll eine typische Villa im Stile<br />

des 19. Jahrhunderts gesetzt<br />

werden. Insgesamt wird das<br />

Gebäude damit 50 Meter hoch<br />

sein und zwölf Etagen haben.<br />

Das bietet Platz für 90 Zimmer, neun Suiten, Restaurants, Meetingräume<br />

und einen Spa. Die Baukosten sollen um die 20 Millionen Euro betragen.<br />

Die Eröffnung ist in drei Jahren geplant. Das Hotel befindet sich<br />

gegenüber dem Centre Pompidou von Metz und dem zukünftigen<br />

Kongresszentrum der Stadt.<br />

Schneller vom Flughafen<br />

CDG in die Innenstadt<br />

Wer mit dem Bus oder dem Taxi vom<br />

Pa ri ser Flughafen Charles de Gaulle<br />

in die Innenstadt möchte, weiß, wie<br />

qual voll es im Berufsverkehr sein kann,<br />

wenn die Autobahn ein einziger Stau<br />

ist. Um die Situation etwas zu er leichtern,<br />

wurde nun auf der be trof fen en<br />

Auto bahn A1 auf einer Län ge von fünf<br />

Kilo me tern während des mor gendlichen<br />

Berufsverkehrs in Richt ung Innen<br />

stadt von 6.30 bis 10.00 Uhr eine der<br />

Spur en für Busse und Ta xis reserviert.<br />

Da mit soll die Fahrzeit um acht Minuten<br />

ver kürzt werden. Lang fristig soll die<br />

Spur auch für Fahr zeu ge geöffnet<br />

wer den, in denen mehr als eine Person<br />

sitzt. Doch dies soll erst geschehen,<br />

wenn man ein automatisches Überwach<br />

ungs system installiert hat, das<br />

dies auch zuverlässig überprüft.<br />

WILLKOMMEN IN DER VILLA MADAME<br />

Im Herzen von Saint-Germain-des-Prés und nur wenige Schritte vom Jardin du Luxembourg entfernt,<br />

gilt La Villa Madame als Geheimtipp unter Reisenden. Das auf der Rive Gauche gelegene und in einem<br />

eleganten Stadtpalais untergebrachte Hotel bietet Erholung und ist zugleich ein guter Ausgangspunkt<br />

für Erkundungen in der Stadt.<br />

Die 28 bis ins kleinste Detail durchdachten Zimmer des Hotels bieten höchsten Komfort und eine<br />

moderne technische Ausstattung. Einige der Zimmer öffnen sich zu blumengeschmückten Terrassen.<br />

Bei schönem Wetter lädt der Garten des Hotels zum Genießen eines Drinks oder zum Entspannen in<br />

friedlicher grüner Umgebung ein.<br />

La Villa Madame ist ein elegantes, von Michel Jouannet im typischen Pariser Stil gestaltetes Boutique-<br />

Hotel, das für den urbanen Reisenden eine kleine ästhetische Oase im Zentrum von Paris darstellt.<br />

44, rue Madame<br />

75006 Paris<br />

+33 (0)1 45 48 02 81<br />

Email: reservation@villa-madame.com · Site: www.villa-madame.com · Blog: www.boutiquehotelsaintgermain.com


FRANKREICHKALENDER<br />

Auf keinen Fall verpassen:<br />

Lascaux in Paris<br />

Wer gerne einmal die Höhle von Lascaux, die auch als die « Sixtinische Kapelle der<br />

Vorgeschichte » bezeichnet wird, sehen und dafür nicht extra ins Périgord reisen<br />

will, hat diesen <strong>Sommer</strong> in Paris die Gelegenheit dazu. Die Originalhöhle ist aus<br />

Konservierungsgründen ohnehin seit 1963 für die Öffentlichkeit gesperrt, so dass<br />

selbst im Périgord nur ein Nachbau zu besichtigen ist. Eine Ausstellung, die bereits<br />

in Bordeaux, Chicago, Houston, Montreal und Brüssel Halt gemacht hat, visualisiert<br />

dank modernster 3D-Technik fünf Bereiche der Höhle auf spektakuläre Art und<br />

Weise. Außerdem erfährt man viel Spannendes über die Zeit, als die Höhle 1940<br />

entdeckt wurde, und es werden Hintergrundinformationen zu ihrer Schließung<br />

23 Jahre später gegeben. Die Ausstellung wird bis zum 30. August <strong>2015</strong> auf dem<br />

Pariser Messegelände (Parc des Expositions) an der Porte de Versailles gezeigt.<br />

www.encore-expo.fr<br />

Les Francofolies<br />

Das Festival « Les Francofolies » in La Rochelle an der<br />

Atlantikküste ist das wichtigste Festival französischsprachiger<br />

Musik in der Welt. Für viele Künstler dient<br />

es als Karrieresprungbrett. Außerdem kommen die<br />

großen Stars regelmäßig dorthin. Das von den meisten<br />

Franzosen nur kurz « Les Francos » genannte Event<br />

trägt viel dazu bei, französischsprachige Musik in einer<br />

von der englischen Sprache dominierten Welt zu fördern<br />

und zu verteidigen. Auch dieses Jahr ist das Angebot<br />

wieder überwältigend. An den fünf Festivaltagen werden<br />

mehr als 100 Konzerte auf den neun Bühnen der Stadt<br />

gegeben. Die Liste der auftretenden Sänger und Bands<br />

liest sich wie das Who’s who der französischsprachigen<br />

Musikszene. So treten<br />

unter anderem Etienne<br />

Daho, Christine and<br />

the Queens, Raphael,<br />

Christophe Willem, Féloche,<br />

Véronique Sanson,<br />

Julien Doré, Hubert-Félix<br />

Thiefaine, Thomas Fersen,<br />

Vianney, Yannik Noah,<br />

Maurane, Florent Pagny<br />

und Johnny Hallyday auf.<br />

Kein anderes Festival vereint<br />

derart viele namhafte<br />

Musiker. Das Festival<br />

findet vom 10. bis 14. Juli<br />

<strong>2015</strong> in La Rochelle statt.<br />

www.francofolies.fr<br />

Festival<br />

interceltique<br />

Das interkeltische<br />

Festival von Lorient<br />

ist eines der wichtigsten<br />

Festivals der<br />

keltischen Kultur.<br />

Mehr als 700.000<br />

Menschen treffen<br />

sich zehn Tage lang in der Bretagne, um dieses<br />

kulturelle Erbe, das die Bretagne mit Irland,<br />

Wales, Cornwall, der Isle of Man, Schottland,<br />

Galizien und Asturien verbindet, zu pflegen.<br />

Ein umfangreiches Kultur- und Musikprogramm<br />

wird dafür geboten. Dieses Jahr, zum<br />

45. Geburtstag des Festivals, stehen Cornwall<br />

und die Isle of Man im Mittelpunkt der Veranstaltung.<br />

Als Stargast ist die schottische Band<br />

Simple Minds angekündigt. Das Festival findet<br />

vom 7. bis 16. August <strong>2015</strong> in Lorient statt.<br />

www.festival-interceltique.bzh<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Außerdem lohnenswert:<br />

Le Corbusier,<br />

Mesures de<br />

l’homme<br />

Anhand von 300<br />

Exponaten präsentiert<br />

das Pariser Centre<br />

Pompidou eine<br />

Retrospektive über<br />

Charles-Edouard Jeanneret, besser<br />

bekannt als Le Corbusier. Der Architekt,<br />

Stadtplaner, Modernist, Maler<br />

und Bildhauer prägte nachhaltig das<br />

20. Jahrhundert. Auch wenn seine<br />

Architektur und sein Stil umstritten<br />

sind, beeinflusste er trotzdem die<br />

Weise, wie Menschen heute leben.<br />

Paris, Centre Georges Pompidou,<br />

bis 03.08.<strong>2015</strong><br />

www.centrepompidou.fr<br />

Le Musée<br />

imaginaire<br />

de Tintin<br />

Aus Anlass des 40.<br />

Geburtstages des<br />

Musée en Herbe,<br />

das bei Kindern<br />

beliebt ist wie kein<br />

anderes, kommen<br />

Tim und Struppi an die Seine. Die<br />

in Zusammenarbeit mit dem Musée<br />

Hergé aus dem belgischen Louvain-la-<br />

Neuve organisierte Ausstellung lässt<br />

einen komplett in die Welt des kleinen<br />

Helden mit seinem Hund eintauchen.<br />

Darüber hinaus werden Comic-Cover<br />

Kunstwerken gegenübergestellt, die<br />

vor allem aus dem Musée du Quai<br />

Branly und dem Louvre stammen.<br />

Paris, Musée en Herbe, bis 31.08.<strong>2015</strong><br />

www.musee-en-herbe.com<br />

The Art<br />

of the Brick<br />

Dass Legos nicht<br />

nur etwas für Kinder<br />

sind, beweist<br />

diese Ausstellung<br />

in Paris. Der USamerikanische<br />

Künstler Nathan<br />

Sawaya baute mit den kleinen<br />

Plastiksteinen große Kunstwerke wie<br />

den Denker von Rodin, die Venus<br />

von Milo, den Schrei von Edvard<br />

Munch oder eine der Rosetten der<br />

Kathedrale von Chartres nach. Ein<br />

Spektakel für groß und klein.<br />

Paris, Parc des Expositions de la<br />

Porte de Versailles, bis 30.08.<strong>2015</strong><br />

www.encore-expo.fr<br />

Yves Saint<br />

Laurent 1971,<br />

la collection<br />

du scandale<br />

Am 29. Januar 1971<br />

versetzte der Modeschöpfer<br />

Yves Saint<br />

Laurent die Pariser<br />

Modewelt in helle Aufregung. Er<br />

brauchte dafür nur ein Modedefilee<br />

mit sechs Models. Die 180 geladenen<br />

Journalisten und Kunden wollten erst<br />

ihren Augen nicht trauen und äußerten<br />

ihren Unmut zum Teil lautstark.<br />

Der Grund dafür: Yves Saint Laurent<br />

ließ sich für seine neue Kollektion<br />

von der Mode aus den Kriegsjahren<br />

inspirieren. Ein derartiger Bezug zur<br />

Besatzungszeit galt als eine ungeheuerliche<br />

Provokation. Diese Ausstellung<br />

zeichnet den Skandal nach.<br />

Paris, Fondation Pierre Bergé<br />

Yves Saint Laurent, bis 19.07.<strong>2015</strong><br />

www.fondation-pb-ysl.net<br />

Le Voyage<br />

à Nantes<br />

Im westfranzösische<br />

Nantes käme<br />

man nicht auf die<br />

Idee, sich auf den<br />

bisher erarbeiteten<br />

Lorbeeren auszuruhen.<br />

Auch<br />

diesen <strong>Sommer</strong> kommen Kunst und<br />

Kultur wieder in die Stadt. Künstler,<br />

Kreative, Gärtner oder auch Köche<br />

dürfen den öffentlichen Raum mit<br />

ihren Ideen bespielen. 40 Etappen<br />

gibt es auf Rundgängen zu entdecken.<br />

Nantes, im Stadtgebiet, 03.07. bis 30.08.<strong>2015</strong><br />

www.levoyagenantes.fr<br />

Beauvais, la<br />

cathédrale<br />

infinie<br />

Schon seit 2012<br />

gibt es dieses<br />

Spektakel, das<br />

bereits mehr<br />

als 130.000<br />

Menschen<br />

gesehen haben:<br />

Nach Einbruch der Dunkelheit<br />

verwandelt sich die Fassade der<br />

höchsten gotischen Kathedrale der<br />

Welt in eine Leinwand. Gezeigt wird<br />

eine Licht- und Tonshow, die die<br />

Geschichte des Gebäudes erzählt.<br />

Beauvais, Place de la Cathédrale,<br />

bis 20.09.<strong>2015</strong><br />

www.beauvais-cathedrale.fr<br />

Le Roi de Feu<br />

Im 300. Todesjahr von Ludwig XIV.<br />

plant man in Versailles Grandioses:<br />

Die Schlossverwaltung hat einige<br />

der international renommiertesten<br />

Pyrotechniker, die Groupe F, damit<br />

beauftragt, an fünf Abenden ein<br />

Feuerwerk in die Luft zu zaubern,<br />

das selbst den Sonnenkönig vor Neid<br />

erblassen lassen würde. Ergänzt wird<br />

das Ganze durch Videoinstallationen<br />

und Schauspieler, die durch den Park<br />

laufen. Ein Spektakel, das man sich<br />

auf keinen Fall entgehen lassen sollte.<br />

Versailles, Jardins de l’Orangerie<br />

du Château, 01.,02.,08.,09. und 10.07.<strong>2015</strong><br />

www.chateauversailles-spectacles.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 13


ON LIT<br />

COMIC<br />

Das wilde Montparnasse<br />

mit Jacques Prévert<br />

Jacques Prévert (1900-1977) gehört zu den<br />

wichtigsten französischen Autoren des 20.<br />

Jahrhunderts. Seine Werke, insbesondere seine Gedichte, gehören<br />

zum Standardprogramm an Frankreichs Schulen. Trotzdem<br />

ist das Wissen über sein Leben, das selbst wie ein Roman erscheint,<br />

recht wenig verbreitet. Dieser Comic bietet Abhilfe. Außerdem<br />

taucht man in die wilde Zeit der Goldenen Zwanziger Jahre des<br />

letzten Jahrhunderts ein, als sich Jacques Prévert im damals angesagten<br />

Pariser Stadtviertel Montparnasse niederließ. Seine Nachbarn<br />

waren Berühmtheiten wie Guillaume Apollinaire, Marc Chagall,<br />

Salvador Dalí oder Jean-Paul Sartre.<br />

Christian Cailleaux & Hervé Bourhis: Prévert, inventeur •<br />

Aire Libre • ISBN: 978-2800162263<br />

SACHBUCH<br />

Ulrich Wickert und sein Paris<br />

Ulrich Wickert, langjähriger ARD-Korrespondent<br />

und in Paris aufgewachsen, hat ein sehr<br />

schön gestaltetes Buch über die französische<br />

Metropole neu herausgegeben. In Aufsätzen,<br />

Reportagen und Anekdoten wird die Stadt<br />

lebendig. Er leitet die Leser durch Museen,<br />

Gärten, zu den Denkmälern<br />

und Cafés. Außerdem erzählt<br />

er von der Aufklärung und der<br />

Französischen Revolution.<br />

Ulrich Wickert: Mein<br />

Paris • Atlantik • ISBN:<br />

978-3445700107<br />

SACHBUCH<br />

Über das französische<br />

Familienglück<br />

Als die Autorin mit ihrem Mann nach<br />

Frankreich zieht, kommt sie, immer wenn<br />

sie französische Familien beobachtet,<br />

aus dem Staunen nicht heraus. Ob es<br />

um Schwangerschaft, Kinderbetreuung,<br />

Beruf und Karriere oder um das eigene<br />

Aussehen geht: Französische Familien<br />

machen vieles besser. Wie und warum<br />

erzählt die Autorin,<br />

die in Deutschland<br />

vielleicht nie Mutter<br />

geworden wäre und<br />

jetzt ihr zweites Kind<br />

erwartet.<br />

Annika Joeres: Vive la<br />

famille • Verlag Herder •<br />

ISBN: 978-3451312366<br />

COMIC<br />

Ein Jahr hinter den Kulissen<br />

des Elysée-Palastes<br />

Der französische Comicautor Mathieu Sapin<br />

verfolgte François Hollande in seinem Präsidentschaftswahlkampf<br />

2012. Ein Jahr später sendete<br />

er eine SMS an den Präsidenten und schlug<br />

ihm vor, einen Blick hinter die Kulissen des Elysée-<br />

Palastes zu werfen und dies in Form eines Comics<br />

zu verarbeiten. François Hollande willigte ein und<br />

herausgekommen ist ein beachtenswertes Werk über<br />

das Machtzentrum des Landes. Dadurch, dass es ein<br />

Comic ist, unterscheidet sich das Buch auch von den<br />

sonst üblichen Reportagen und Berichten. So erfährt<br />

man als Leser viel über den Alltag im Elysée-Palast.<br />

Etwa, dass es sechs Monate braucht, um den Besuch<br />

der englischen Königin vorzubereiten, wie mit den<br />

großen Krisen der Welt umgegangen wird, welche<br />

Last die Sicherheitsvorkehrungen für den Präsidenten<br />

im Alltag darstellen usw. Dadurch gewinnt man ein<br />

viel realistischeres Bild von der Arbeit des Staatsoberhauptes<br />

als durch die sonst üblichen Presseartikel.<br />

Mathieu Sapin: Le château, une<br />

année dans les coulisses de l’Elysée •<br />

Dargaud • ISBN: 978-2205072914<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


BILDBAND<br />

ROMAN<br />

Über die ernstesten<br />

Fragen der<br />

menschlichen Existenz<br />

Vier Männer streifen durch Paris, besuchen ein elegantes<br />

Fest und beobachten die erotischen Strategien<br />

ihrer Mitmenschen. Alain entwickelt komplizierte<br />

Theorien über die Lust der jungen Mädchen, den<br />

Bauchnabel zu zeigen. Ramon würde endlich gern die<br />

Chagall-Ausstellung besuchen. Charles erläutert Stalins<br />

Witze, über die niemals jemand lacht. Und Caliban erfindet<br />

eine eigene Sprache, über die nur er sich kaputtlachen<br />

kann. Milan Kundera lebt seit 1978 in Paris und hat nach<br />

14 Jahren endlich wieder einen Roman veröffentlicht.<br />

Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit •<br />

Hanser Verlag • ISBN: 978-3446247635<br />

Das Enfant terrible der<br />

Impressionisten<br />

Edgar Degas (1834-1917) gilt als einer der wichtigsten<br />

Vertreter des Impressionismus. Dabei war sein<br />

Verhältnis zu den anderen Malern dieser Kunstrichtung<br />

alles andere als einfach. Außerdem pflegte er ein<br />

zwiespältiges Verhältnis zur Malerei in freier Landschaft,<br />

die für den Impressionismus aber gerade so charakteristisch<br />

ist. Dies und noch viel mehr thematisiert dieser<br />

Bildband, der 80 Werke von<br />

Degas präsentiert.<br />

Ann Dumas & Vanessa<br />

Lecomte u.a.: Degas, un<br />

peintre impressionniste? •<br />

Gallimard • ISBN:<br />

978-2070148820<br />

BILDBAND<br />

Yves Saint Laurent,<br />

der Skandal von<br />

1971<br />

Im Januar 1971 präsentierte<br />

Yves Saint Laurent seine<br />

<strong>Sommer</strong>kollektion, für die er sich von der Mode<br />

aus den 1940er-Jahren inspirieren ließ, was<br />

zugleich einen Skandal auslöste, stellte doch<br />

die Presse einen Bezug zur Besatzungszeit her.<br />

Doch obwohl man die Kollektion damals als<br />

die hässlichste von Paris geißelte, wurde sie im<br />

Nachhinein zu einem Mythos.<br />

Olivier Saillard & Dominique Veillon: Yves Saint<br />

Laurent 1971, la collection du scandale •<br />

Flammarion • ISBN: 978-2081358836<br />

COMIC<br />

Der Vietnamkrieg<br />

aus der Sicht eines<br />

Kindes in Saigon<br />

Vor 40 Jahren endete der Vietnamkrieg.<br />

Marcelino Truong,<br />

Sohn eines Vietnamesen und einer Französin,<br />

wuchs in Saigon auf. Seine Familie gehört zur Oberschicht,<br />

die dem korrupten Präsidenten Ngo Dinh<br />

Diem nahesteht. Erzählt wird aus der Sicht eines kleinen<br />

Jungen, der selbst nur Bruchstücke vom Krieg<br />

mitbekommt. Alle anderen Informationen über den<br />

Krieg kommen in Form von Einblendungen aus der<br />

Sicht des erwachsenen Truong, der als Autor und Illustrator<br />

u.a. für Elle und Libération arbeitet.<br />

Marcelino Truong: Ein schöner kleiner Krieg •<br />

Egmont Graphic Novel • ISBN: 978-37704<strong>55</strong>171<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 15


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Louane: Chambre 12<br />

Die französische Öffentlichkeit wurde 2013 zum ersten<br />

Mal auf die heute 18-jährige Louane aufmerksam,<br />

als es die junge Sängerin bis ins Halbfinale<br />

der Casting-Show « The Voice » des französischen<br />

Fernsehens schaffte. Ein Jahr später wurde die junge Frau<br />

noch berühmter, da sie in dem Film « Verstehen Sie die<br />

Béliers », der in Frankreich 7,3 Millionen Zuschauer in die<br />

Kinos lockte, zwei Lieder von Michel Sardou mit viel Leidenschaft<br />

interpretierte. Dafür erhielt sie dieses Jahr sogar<br />

den César für die beste weibliche Nachwuchsdarstellerin.<br />

Auf dieser Erfolgswelle schwimmend,<br />

veröffentlichte Louane nun<br />

ihr Album « Chambre 12 », das bereits<br />

innerhalb kurzer Zeit über<br />

250.000-mal in Frankreich verkauft<br />

wurde. In zwölf Songs wirft<br />

sie einen Blick auf die heutige<br />

Welt aus der Perspektive ihrer Generation.<br />

Es geht um Hoffnungen und Enttäuschungen.<br />

Auch wenn die Melodien manchmal etwas einfach gestrickt<br />

wirken, beeindruckt stets die Stimme der jungen<br />

Künstlerin, die manchmal rau und stark, manchmal sanft<br />

und leise daherkommt. Da die Texte sehr einprägsam sind,<br />

singt man die Lieder bald mit.<br />

CHANSON<br />

Vianney: Idées Blanches<br />

Man sollte sich von<br />

dem altmodisch<br />

anmutenden<br />

Cover dieses<br />

Albums nicht<br />

täuschen lassen.<br />

Denn die Texte<br />

auf diesem<br />

ersten Album des 23-jährigen Vianney<br />

sind alles andere als konservativ. In<br />

dem Lied « Aux débutants de l’amour »<br />

geht es zum Beispiel um die Liebe zu<br />

dritt. Musikalisch mixt der junge Künstler<br />

Elemente des französischen Chansons mit<br />

elektronischer Musik. Die Inspiration für<br />

die zwölf Lieder auf diesem Album fand<br />

Vianney zum großen Teil auf seinen Reisen.<br />

So durchquerte er die Türkei als Anhalter<br />

mit nur 100 Euro in der Hosentasche,<br />

Schweden mit dem Fahrrad und<br />

Frankreich mit einem Elektro-Motorroller,<br />

wobei er diesen jeweils bei fremden<br />

Menschen aufladen musste und dadurch<br />

zahlreiche neue Bekanntschaften schloss.<br />

Die Neugierde und Offenheit für andere<br />

Menschen, die der Sänger auf seinen<br />

Reisen lernte, übersetzt er in seinem<br />

Album auf beste Art in Musik. Ein Album,<br />

das frischen Wind in die französische<br />

Musikszene bringt.<br />

.<br />

WELTMUSIK<br />

I Muvrini: Invicta<br />

I Muvrini ist eine korsische Gruppe, die sich 1979<br />

gründete und seitdem in Frankreich sehr populär<br />

ist. Ihre Stücke sind stets mehrstimmig. Außerdem sieht sich die<br />

Gruppe als eine Botschafterin der Mittelmeerinsel, die neben ihrer<br />

Schönheit leider auch für Terroranschläge und einen bewaffneten<br />

Unabhängigkeitskampf bekannt ist. Die Sänger sprachen sich<br />

jedoch immer für Toleranz und Gewaltverzicht aus. Die Lieder auf<br />

dem neuen Album setzen dies fort. Die Texte sind überwiegend auf<br />

Korsisch, es gibt aber auch ein paar Stücke auf Französisch und<br />

Englisch. Der Titel des Albums ist eine Hommage an das Gedicht<br />

« Invictus » des englischen Schriftstellers William Ernest Henley, das<br />

Nelson Mandela fast täglich während seiner Haft zitierte und woraus<br />

er in diesen schweren Jahren Kraft und Trost schöpfte.<br />

KLASSIK<br />

Philippe Jaroussky: Green<br />

Der Franzose Philippe Jaroussky ist einer der<br />

bekanntesten Kontratenöre der Welt. Auf seinem neuen Album « Green »<br />

interpretiert er Gedichte des französischen Dichters Paul Verlaine.<br />

Dafür bedient sich Philippe Jaroussky der Musik von 21 Komponisten<br />

– von Debussy und Hahn bis Charles Trenet und Georges Brassens.<br />

Insgesamt gibt es 43 Lieder auf dem Album, wobei einige Gedichte in<br />

verschiedenen Varianten vorgetragen werden. Manch eingefleischter<br />

Fan von Philippe Jaroussky ist von diesem für ihn eher ungewöhnlichen<br />

Album vielleicht etwas irritiert. Doch unterm Strich ist der Ansatz eine<br />

schöne Art und Weise, sich auch dem Werk von Verlaine zu nähern.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Ihre Vorteile:<br />

im Abonnement – für Sie und Ihre Freunde !<br />

Sie zahlen nur € 4,98 anstatt € 5,90 pro Heft<br />

(Deutschland) und sparen über 15% !<br />

Sie bekommen jedes Heft portofrei<br />

bequem nach Hause geliefert !<br />

Sie versäumen keine Ausgabe mehr !<br />

Sie haben kein Risiko, denn das Abonnement<br />

ist nach einem Jahr jederzeit kündbar !<br />

Werbecode: <strong>55</strong>/15<br />

hiermit bestelle ich ein<br />

Abonnement von Frankreich<br />

erleben zum Vorzugspreis.<br />

<br />

Ich bestelle das Abonnement für mich selbst und zahle für ein Jahr<br />

(4 Ausgaben) nur 19,90 € anstatt 23,60 € im Zeitschriftenhandel<br />

(Deutschland). In Österreich kostet das Abonnement 21,90 € anstatt<br />

26,00 € und in der Schweiz 33,90 CHF anstatt 38,40 CHF.<br />

Alle anderen Auslandsabonnements kosten 26,90 €. Das Abonnement<br />

läuft zunächst für ein Jahr und verlängert sich danach automatisch.<br />

Es ist nach dem ersten Jahr jederzeit kündbar.<br />

<br />

Ich möchte das Abonnement zu den oben genannten Preisen verschenken.<br />

Entscheidend ist dabei der Wohnort des Beschenkten.<br />

Ich erhalte eine Auftragsbestätigung und einen Geschenkgutschein,<br />

den ich dem Beschenkten übergeben kann. Das Abonnement<br />

endet nach einem Jahr (4 Ausgaben) automatisch. Das Abonnement<br />

soll erhalten:<br />

DEN BESTELLPREIS<br />

<br />

belasten Sie bitte meiner Kreditkarte:<br />

<br />

Visa<br />

<br />

MasterCard<br />

Kartennummer Gültig Monat/Jahr Prüfziffer<br />

IBAN<br />

<br />

ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein<br />

Vorname / Name<br />

Straße / Hausnummer<br />

Vorname / Name<br />

BIC<br />

Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin,<br />

Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 wiederkehrende<br />

Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.<br />

Die Mandatsreferenz wird mir gesondert mitgeteilt.<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Straße / Hausnummer<br />

Land<br />

Telefonnummer für Rückfragen<br />

PLZ<br />

Land<br />

Ort<br />

Datum, Unterschrift<br />

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />

schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.


ON REGARDE<br />

KOMÖDIE<br />

Die Liebe ist stärker als alles andere<br />

Nach dem Tod seines Vaters verbringt Arnaud den<br />

<strong>Sommer</strong> damit, an der Seite seines Bruders im<br />

Familienbetrieb zu schuften, den sie zusammen<br />

fortführen wollen. Eines Tages steht er in einem Selbstverteidigungskurs<br />

am Strand der hübschen Madeleine gegenüber<br />

und verliebt sich prompt in sie. Wenig später, als er<br />

den Auftrag erhält, für Madeleines Eltern ein Poolhaus zu<br />

bauen, trifft er erneut auf das unnahbare Mädchen. Während<br />

sich seine Gefühle für sie immer weiter verstärken,<br />

weiß Madeleine mit solchen Emotionen wenig anzufangen.<br />

Denn sie ist fest davon überzeugt, dass das Ende der<br />

Welt kurz bevorsteht und will ihre verbleibende Zeit lieber<br />

dazu nutzen, Fertigkeiten für das Überleben in einer postapokalyptischen<br />

Welt zu erlernen. Dafür meldet sie sich in<br />

einem zweiwöchigen Bootscamp<br />

an, in das ihr Arnaud<br />

folgt... Der Film ist durch<br />

seine Musik, seinen Rhythmus<br />

und die fantastischen<br />

Schauspieler sehr ausdrucksstark.<br />

Es ist ein Film, der<br />

zeigt, dass alles möglich ist,<br />

wenn man liebt. Bei der<br />

diesjährigen César-Verleihung<br />

erhielt der Streifen<br />

gleich drei Preise: für das beste Erstlingswerk, die beste<br />

weibliche Hauptdarstellerin und den besten männlichen<br />

Nachwuchsschauspieler.<br />

Liebe auf den ersten Schlag • Frankreich 2014, 98 min • Originaltitel: Les combattants • Ein Film von Thomas<br />

Cailley mit Brigitte Roman, Adèle Haenel, Kévin Azaïs, Antoine Laurent u.a. • Kinostart: 2. Juli <strong>2015</strong><br />

KOMÖDIE<br />

Hinter den Kulissen der<br />

Haute Couture<br />

Die Dokumentation gewährt nie<br />

gesehene, private Einblicke in die<br />

vielschichtige Welt des Modehauses<br />

Dior. Außerdem verfolgt sie die nur<br />

zweimonatige Entstehung der ersten<br />

Haute-Couture-Kollektion des neu<br />

ernannten Chefdesigners Raf Simons.<br />

Er trat seinen Dienst als Nachfolger von John Galliano an und soll den<br />

Spagat hinbekommen, einerseits den Grundsätzen von Dior treu zu<br />

bleiben, andererseits aber das Modehaus mit seinen eigenen Visionen<br />

zu modernisieren. Die Dokumentation zeigt, welche Herzensarbeit und<br />

welches perfekte Zusammenspiel eines leidenschaftlichen Teams hinter<br />

einer Kollektion stehen. Der Regisseur Frédéric Tcheng kommt dem<br />

scheuen Raf Simons ungewöhnlich nah und stellt eine überraschende<br />

Parallele zu Christian Dior her.<br />

DOKUMENTATION<br />

Dior und ich • Frankreich 2014, 89 min • Originaltitel: Dior et moi • Ein<br />

Film von Frédéric Tchang mit Raf Simons u.a. • Kinostart: 9. Juli <strong>2015</strong><br />

Romantik à la française<br />

Was passiert, wenn ein Mann und eine Frau eine<br />

gemeinsame Leidenschaft teilen? Sie verlieben<br />

sich ineinander. So jedenfalls im Fall von Jean-<br />

René und Angelique. Der etwas schüchterne und<br />

Frauen gegenüber eher wortkarge Jean-René ist<br />

Besitzer einer kleinen Schokoladenfabrik. Da diese<br />

gerade auf Hochtouren läuft, bedarf es einer neuen<br />

Arbeitskraft. Also stellt der Manufakturinhaber<br />

die ebenso schüchterne Angélique als<br />

Schokoladenherstellerin ein. Schnell beginnen<br />

zwischen beiden die Funken zu sprühen. Wäre da<br />

nur nicht das leidige Schüchternheitsproblem...<br />

Eine romantische Komödie, die ein wenig an « Die<br />

fabelhafte Welt der Amelie » erinnert und so süß wie<br />

Schokolade ist.<br />

Die anonymen Romantiker •<br />

Frankreich 2010, 75 min •<br />

Originaltitel: Les émotifs<br />

anonymes • Ein Film von<br />

Jean-Pierre Améris mit<br />

Isabelle Carré, Benoît<br />

Poelvoorde, Lorella<br />

Cravotta u.a. • Sprachen:<br />

deutsch/französisch,<br />

Untertitel: deutsch • Ab<br />

3. Juli <strong>2015</strong> im Handel<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


THEMENABEND<br />

Ein Abend für<br />

Brigitte Bardot<br />

Erotische Ikone der 1960er-<br />

Jahre, Sängerin, Schauspielerin<br />

und Tierschützerin –<br />

Brigitte Bardot ist ein Mythos. ARTE zeigt den Spielfilm « Mit den Waffen einer Frau » von<br />

Claude Autant-Lara aus dem Jahr 1958, in dem eine ganz junge Brigitte Bardot die verführerische<br />

Yvette Maudet spielt. Im Anschluss wiederholt ARTE den Dokumentarfilm « BB, eine Liebeserklärung<br />

». In der deutschen Fassung der Dokumentation werden die Off-Stimme des Regisseurs<br />

von Matthias Brandt gesprochen und die Erinnerungen von Brigitte Bardot von Maria Schrader.<br />

Sonntag, 7. Juni <strong>2015</strong>, 20.15 Uhr<br />

DOKUMENTATION<br />

Guédelon: Wir bauen eine Burg<br />

In der französischen Gemeinde Treigny in Burgund liegt eine ganz<br />

besondere Baustelle: Hier entsteht eine mittelalterliche Burg, und<br />

zwar ausschließlich mit Werkzeugen, Materialien und Techniken<br />

des 13. Jahrhunderts. Dieser Dokumentarfilm blickt hinter die<br />

Kulissen des Projekts und begleitet die Arbeiten von März bis<br />

Oktober 2014. Die Bauarbeiter spielen in dem Dokumentarfilm<br />

eine ebenso große Rolle wie die Archäologen und Historiker,<br />

die sie beraten. Im Film geben sie gemeinsam Einblicke in den<br />

Bauprozess der Burg<br />

und erzählen, wie diese<br />

ungewöhnliche Idee<br />

entstand.<br />

Samstag,<br />

20. Juni <strong>2015</strong>, 20.45 Uhr<br />

THEMENTAG<br />

Fête de la Musique –<br />

ARTE feiert mit!<br />

Am längsten Tag des Jahres gibt<br />

bei ARTE die Musik den Ton an. In<br />

Begleitung von Annette Gerlach<br />

und Startenor Rolando Villazón<br />

geht es quer durch Europa.<br />

Begonnen wird live aus Berlin mit Daniel Barenboim<br />

und der Berliner Staatskapelle auf dem Bebelplatz.<br />

Es folgt die wohl berühmteste Operette des deutschfranzösischen<br />

Komponisten Jacques Offenbach, « Die<br />

schöne Helena », live aus dem Théâtre du Châtelet<br />

in Paris. So geht es den ganzen Tag weiter. Bis nach<br />

Mitternacht dreht sich an diesem 21. Juni <strong>2015</strong> bei<br />

ARTE alles um die Fête de la Musique.<br />

Sonntag, 21. Juni <strong>2015</strong>, 12.<strong>55</strong> Uhr<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 19


ON SURFE<br />

VERKEHR &<br />

VERANSTALTUNGSKALENDER &<br />

RATGEBER lieber meiden sollte.<br />

Was ist gerade los in Paris?<br />

Wo lauert der<br />

nächste Stau?<br />

Vor drei Jahren hat die Stadt Paris<br />

eine Internetseite ins Leben Per kostenloser App oder<br />

gerufen, dank der die Pariser auf einer Internetseite kann<br />

einen schnelleren Überblick erhalten man sich in Echtzeit darüber<br />

sollen, welche Freizeit- und Kulturangebote<br />

gerade in der Stadt angeboten<br />

werden. Die Webseite ist eine große<br />

Erfolgsgeschichte geworden. Heute<br />

klicken bis zu eine halbe Millionen Menschen pro Tag die Seite an.<br />

Deshalb wurde diese Plattform nun weiterentwickelt, damit sie sich<br />

nicht nur an die Pariser, sondern auch an die Touristen in der Stadt<br />

wendet. Dafür übersetzte man die Webpage ins Englische. So gibt es<br />

nun Menüpunkte wie « What can I do in Paris this week? », « To meet<br />

Parisians » oder « Must-see exhibitions ». Außerdem gibt es einige<br />

Links zu anderen nützlichen Seiten wie beispielsweise « Inexpensive<br />

Paris » für die kostenbewussten Touristen. Allerdings muss man sich<br />

bei der Benutzung der englischsprachigen Version darauf einstellen,<br />

dass nicht immer alle Angaben übersetzt wurden. Die englische<br />

Übersetzung der Internetseite ist nicht die einzige Neuerung: Es gibt RATGEBER<br />

seit kurzem auch einen Ableger in Form einer kostenlosen App. Damit<br />

hat man die Möglichkeit, sich auf dem Smartphone zeigen zu<br />

lassen, was gerade in der Umgebung kulturell und auch sonst so los<br />

Wo ist das Wasser<br />

sauber?<br />

ist. Perfekt, wenn man in Paris unterwegs ist. Die App gibt es bisher<br />

jedoch nur auf Französisch. Aber vielleicht wird sich ja auch dies<br />

eines Tages ändern.<br />

www.quefaire.paris.fr · App Que faire à Paris<br />

Wie jedes Jahr wird auch vor<br />

diesem <strong>Sommer</strong> wieder die<br />

Wasserqualität an Frankreichs<br />

Stränden veröffentlicht. Die<br />

Wie findet man den billigsten Sprit?<br />

informieren, wie es gerade auf Frankreichs<br />

Straßen aussieht und wo Behinderungen bzw.<br />

Staus existieren. Außerdem wird das Wetter<br />

entlang der Strecke, die man fahren möchte,<br />

angezeigt und es gibt diverse Webcams, auf<br />

die man zugreifen kann. Wer zudem seine<br />

Reise im Voraus planen will, wird sich über den<br />

Service einer Verkehrsvorhersage freuen.<br />

www.v-traffic.com · App V traffic<br />

&<br />

Information ist sowohl per Webseite als auch als<br />

kostenlose App erhältlich. So weiß man, welche<br />

Strände empfehlenswert sind und welche man<br />

www.pavillonbleu.org · App Pavillon Bleu <strong>2015</strong><br />

Was in Deutschland bereits seit einiger Zeit<br />

existiert, gibt es nun auch in Frankreich: Benzinpreise<br />

an Tankstellen online vergleichen. Auf Initiative der<br />

französischen Regierung werden die Preise an allen<br />

Zapfsäulen im Land transparent. Der Automobilist kann<br />

also dort tanken, wo es gerade am günstigsten ist.<br />

Außerdem kann man seinen Start- und Endpunkt, die<br />

benötigte Benzinsorte, den Durchschnittsverbrauch des<br />

Fahrzeugs sowie eine Preisspanne, die man bereit ist<br />

auszugeben, angeben und erhält im Gegenzug eine<br />

empfohlene Route mit den notwendigen Tankstopps.<br />

Man verspricht sich davon, die Konkurrenz unter den<br />

Tankstellen anzukurbeln. Die Internetseite existiert nur auf<br />

Französisch, lässt sich aber trotzdem auch gut bedienen,<br />

wenn man die Sprache nicht beherrscht.<br />

www.prix-carburants.gouv.fr<br />

SPRACHE<br />

Wie sagt man das auf Elsässisch?<br />

Das Elsässische ist eine der lebendigsten Regionalsprachen in<br />

Europa. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass sie im Elsass immer<br />

noch von vielen Menschen gesprochen und an Schulen gelehrt<br />

wird, sondern auch daran, dass sich die Sprache weiterentwickelt,<br />

was sich in sehr modernen Redewendungen ausdrückt. Die<br />

lustigsten und häufigsten gruppiert eine kostenlose App. So kann<br />

man auf entspannte Weise ein bisschen Elsässisch lernen und sich<br />

gleichzeitig ein wenig amüsieren.<br />

App Iyo<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


gegen<br />

Deutschlands<br />

Fernweh.<br />

großes Reisemagazin<br />

deutsChland 6 €<br />

ÖsterreiCh 6,80 €<br />

sChWeiz 9,90 sfr<br />

benelux 7,00 €<br />

italien 7,90 €<br />

spanien 7,90 €<br />

GARDASEE<br />

<strong>55</strong> geheimtipps: besser essen, mehr erleben und<br />

schöner schlafen an italiens schönstem see<br />

KAMTSCHATKA<br />

expedition fernost:<br />

vulkane und bären<br />

USA<br />

Colorado:<br />

Cowboys und dinos NEU<br />

augmented reality<br />

06<br />

<strong>2015</strong><br />

Die nächsten<br />

10 Ausgaben<br />

+ Geschenk<br />

für nur 51,– €<br />

Sparen Sie<br />

im Abo 15%!<br />

Q ATA R • R U S S L A N D • L Ü B E C K • U S A • S Ü D T I R O L • PA P U A - N E U G U I N E A • M Ü N C H E N • R O O F T O P - P O O L S G A R D A S E E<br />

+<br />

Coole rooftop-pools<br />

sightseeing in badehose<br />

City-CheCk lübeCk<br />

tipps für ihre kurzreise<br />

miet dir eine insel!<br />

von budget bis luxus<br />

filme, rezepte,<br />

panoramen<br />

Luxus-Weinset „Alu-Line“<br />

Im Deckel eingelassen befinden sich Tropfring,<br />

Flaschenverschluss, Dekanter und Kellnermesser.<br />

Die Box ist aus Aluminium, hat einen stabilen<br />

Tragegriff, passend für eine Weinflasche 0,7 Liter.<br />

Maße: ca. 37 x 12 x 11,5 cm.<br />

Lieferung ohne Wein und nur, solange Vorrat reicht.<br />

Mehr Auswahl auf www.abenteuer-reisen.de/shop<br />

Bitte ausfüllen, ausschneiden oder kopieren und gleich senden an:<br />

abenteuer und reisen Aboservice, Postfach 1201, 61175 Karben oder per Fax an +49(0)6187/90568-29, per E-Mail: aboservice@abenteuer-reisen.de<br />

✃<br />

Faszinierende Reportagen<br />

und grandiose Fotos<br />

Verlässliche, echte Insider-Tipps<br />

Vor Ort überprüfte Adressen<br />

von Hotels und Restaurants<br />

Individuelle Städte-Touren, Traum-<br />

Reiseziele und Outdoor-Action<br />

Sie erhalten jeweils die kommenden<br />

10 Ausgaben und sparen 15%<br />

Weitere Angebote finden Sie unter:<br />

www.abenteuer-reisen.de/shop<br />

Ja, ich bestelle 10 Ausgaben abenteuer und reisen<br />

und erhalte ein Geschenk gratis dazu.<br />

10 Hefte zum Preis von nur 5,10 € statt 6,– € pro Ausgabe inkl.<br />

Zustellung und MwSt. Ich spare 15% gegenüber dem Einzelkauf.<br />

Das Jahres-Abo verlängert sich automatisch, sofern wir nicht<br />

rechtzeitig (6 Wochen vor Ablauf der Bezugszeit) eine anderslautende<br />

Mitteilung von Ihnen erhalten. Mein Geschenk kann ich<br />

auch dann behalten, wenn ich abenteuer und reisen nicht weiter<br />

lesen möchte. Lieferung nur, solange Vorrat reicht.<br />

Dieses Angebot ist nur für Deutschland gültig.<br />

Die Bestellung kann ich innerhalb von 14 Tagen ohne Begründung beim<br />

abenteuer und reisen Aboservice, Postfach 1201, 61175 Karben, widerrufen.<br />

Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung.<br />

Name<br />

Vorname<br />

Straße<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Datum Unterschrift<br />

Hausnummer<br />

Frank<strong>55</strong>15


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Corniche Basque<br />

Von Saint-Jean-de-Luz nach Hendaye<br />

Im äußersten Südwesten Frankreichs lockt eine Region, die viel zu<br />

wenig Aufmerksamkeit bekommt: das französische Baskenland. Eine<br />

der schönsten Ecken dieser Region ist die Küste von Saint-Jean-de-Luz<br />

nach Hendaye, die auch als Corniche Basque bekannt ist. Eine Reise<br />

zu rotweißen Fachwerkhäusern, einer malerischen Steilküste und der<br />

baskischen Kultur.<br />

Die letzten Kilometer sind quälend. Ich muss mich<br />

zwingen, hinterm Steuer die volle Aufmerksamkeit<br />

zu bewahren. Die eintönige Strecke durch die<br />

endlosen Pinienwälder der Landes hilft dabei nicht wirklich.<br />

Erst kurz vor Biarritz wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher<br />

und die Autobahn kurviger. Trotzdem<br />

bin ich froh, als ich endlich die Autobahnausfahrt nach<br />

Saint-Jean-de-Luz erreiche. Es ist die drittletzte Ausfahrt<br />

entlang der A63 von Bordeaux nach Spanien. Endlich bin<br />

ich an meinem heutigen Ziel. Keine Frage, die Anreise ins<br />

französische Baskenland im äußersten Südwesten des Landes<br />

ist lang. Dafür wird der Reisende mit einer ganz besonderen<br />

Kultur und einer schönen Landschaft entlohnt.<br />

Die meisten verbinden das Baskenland mit Spanien.<br />

In der Vergangenheit leider selten in einem positiven Zusammenhang:<br />

Wenn man in den letzten Jahrzehnten in<br />

der Presse über das Baskenland las, war es meist im Zusammenhang<br />

mit Bombenanschlägen und Unabhängigkeitsbestrebungen.<br />

Zum Glück sind diese Zeiten auch im<br />

spanischen Baskenland inzwischen vorbei. Zu kurz in der<br />

öffentlichen Wahrnehmung kam dabei stets, dass es auch<br />

ein Baskenland nördlich der Pyrenäen gibt. Zwar fühlen<br />

sich die Menschen hier durchaus mit ihren Brüdern und<br />

Schwestern südlich des Gebirges kulturell verbunden,<br />

doch das Streben nach Unabhängigkeit und der dafür mit<br />

allen Mitteln geführte Kampf waren auf der französischen<br />

Seite nie so stark ausgeprägt.<br />

Dies bedeutet aber nicht, dass die französischen Basken<br />

weniger stolz auf ihre Heimat sind. Auch nördlich der Alpen<br />

gibt es einige, die von einem unabhängigen Baskenland<br />

träumen oder sich wenigstens ein bisschen mehr Autonomie<br />

wünschen würden. Lange Zeit gab es die Forderung nach<br />

einem eigenen Departement. Denn das französische Baskenland<br />

ist Teil des Departements Pyrénées-Atlantiques,<br />

dessen Grenzen weit über das Baskenland hinausgehen, so<br />

dass die Basken in « ihrem » Departement keine Mehrheit<br />

stellen. François Mitterrand hatte in seinem Wahlkampf<br />

dies einst sogar versprochen. Eingehalten wurde diese Zusage<br />

jedoch nie. So bleiben bis heute vor allem die Kultur<br />

und Sprache als Klammer der baskischen Identität.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Saint-Jean-de-Luz,<br />

ein Städtchen in rotweiß<br />

Außerdem unterscheidet sich die Region architektonisch<br />

von der Umgebung. Dies fällt mir sofort auf, als<br />

ich die Autobahn verlasse und in Richtung Zentrum von<br />

Saint-Jean-de-Luz fahre. Die meisten Gebäude haben<br />

eine Fachwerkfassade. Die Flächen zwischen den überwiegend<br />

rot gestrichenen Holzbalken sind weiß verputzt.<br />

Auf dem Dach liegen rote Ziegel. Diese Architektur verleiht<br />

dem Ferienort am Atlantik eine helle und fröhliche<br />

Atmosphäre.<br />

An einem der Hauptboulevards im Zentrum liegt<br />

mein Hotel, das ich kurz zuvor über eine App für Last-<br />

Minute-Übernachtungen gebucht habe. Zu meiner<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Freude erwartet mich ein freier Parkplatz vor dem Haus.<br />

Ich nehme meinen Koffer und checke in das nur sieben<br />

Zimmer zählende Boutique-Hotel ein. Anscheinend bin<br />

ich der einzige Gast an diesem Abend. Der Rezeptionist<br />

erwartet mich bereits und zeigt mir mein Zimmer. Danach<br />

erklärt er mir, wie ich abends wieder ins Hotel gelange,<br />

sollte ich nochmals ausgehen wollen, und schließt<br />

danach die Rezeption ab. Für eine Nacht gehört mir das<br />

an einen Stadtpalast erinnernde Haus mit einem Pool auf<br />

dem Dach ganz alleine.<br />

Dies dachte ich jedenfalls, denn am nächsten Morgen<br />

sitzt der Hausherr persönlich an der Rezeption und erzählt<br />

mir, dass seine Familie ebenfalls eine Wohnung im Haus<br />

bewohnt. Gestern Abend war er nur nicht anwesend, da<br />

sich seine Enkelin auf die Abiturprüfungen am nächsten<br />

Tag vorbereitete und er und seine Frau sie dabei unterstützen<br />

wollten. Wir kommen ein wenig ins Gespräch und so<br />

erfahre ich, dass es sich bei dem Gebäude um ein Haus<br />

handelt, in dem früher wichtige Köpfe der « baskischen<br />

Sache », womit er das Streben nach baskischer Unabhängigkeit<br />

meint, trafen. Vor einigen Jahren wandelte er das<br />

Haus zusammen mit seiner Frau in ein Boutique-Hotel<br />

um, das letzten Herbst eigentlich für immer geschlossen<br />

wurde. Schließlich wollten er und seine Frau noch ein<br />

bisschen das Leben genießen.<br />

Doch dann wütete im Grand Hôtel des Ortes, das<br />

sich am gleichen Boulevard befindet, ein Feuer und die<br />

örtliche Tourismuszentrale bat ihn, sein Hotel wenigstens<br />

für eine weitere Saison wiederzueröffnen. Er traute<br />

sich nicht, sich diesem Wunsch zu verwehren und hatte<br />

deshalb wenige Tage vor meiner Ankunft das Hotel wieder<br />

für Gäste hergerichtet. So verstehe ich auch, warum<br />

ich in der letzten Nacht der einzige Gast war. Doch<br />

selbst wenn das Hotel noch ein wenig weiterbesteht, sollen<br />

mittelfristig seine Söhne das Gebäude übernehmen,<br />

die es vermutlich wieder in ein Wohnhaus umwandeln<br />

werden.<br />

Wo der Sonnenkönig heiratete<br />

Nach diesem angenehmen morgendlichen Plausch<br />

begebe ich mich auf Stadterkundungstour. Mit seinen<br />

13.000 Einwohnern ist Saint-Jean-de-Luz ein überschaubares<br />

Städtchen, selbst wenn in der Hochsaison Touristen<br />

die Einwohnerzahl anschwellen lassen. Außerdem wirkt<br />

es sehr viel bodenständiger, aber nicht weniger charmant<br />

als das benachbarte mondäne Biarritz. Ich laufe durch<br />

die Rue Gambetta, die Hauptfußgängerzone des Ortes,<br />

in Richtung Hafen. Am Ende der Straße liegt die Place<br />

Louis XIV.<br />

Der Platz trägt nicht ohne Grund den Namen des<br />

Sonnenkönigs. Hier im Südwesten an der Grenze zu Spanien<br />

ehelichte Ludwig XIV. die spanische Infantin Maria-<br />

Theresia im Juni 1660. Die Trauung fand in der Eglise<br />

Saint-Jean-Baptiste statt, die an der Rue Gambetta nur einige<br />

Schritte von der Place Louis XIV entfernt liegt. Die<br />

Zeremonie wurde vom Bischof von Bayonne geleitet. Anschließend<br />

begab sich die Hochzeitsgesellschaft ins Haus<br />

Lohobiague, in dem der König bereits einen Monat lang<br />

logiert hatte, um sich auf seine Hochzeit vorzubereiten.<br />

Dort durften die frisch Vermählten auch ihre Hochzeitsnacht<br />

feiern. Heute trägt das Gebäude direkt am Platz den<br />

Namen « Maison Louis XIV ».<br />

Hafenatmosphäre mit Blick auf Villen<br />

Nach diesem « Ausflug » in Frankreichs Geschichte<br />

stehe ich am Rande des Hafenbeckens von Saint-Jeande-Luz.<br />

Die ganz großen Zeiten als Hafenstadt sind vorbei.<br />

Die Nachfahren der Seeräuber von einst sind längst<br />

staatstreue Bürger geworden. Auch der Walfischfang ist<br />

nur noch eine blasse Erinnerung an frühere Zeiten. Fischerboote<br />

liegen aber bis heute im malerischen Hafen<br />

von Saint-Jean-de-Luz. Der Ort ist unverändert ein wichtiger<br />

Hafen für den Fang von Thunfisch, Sardinen und<br />

Sardellen.<br />

Ich genieße den Blick auf die bunten Fischerboote,<br />

die vor mir im Hafenbecken schaukeln. Ein paar Fischer<br />

sortieren ihre Netze am Kai. Die Häuser auf der anderen<br />

Seite des Hafens gehören bereits zu Ciboure, das kleiner<br />

und weniger bekannt ist als Saint-Jean-de-Luz, sich architektonisch<br />

aber kaum unterscheidet. Am nördlichen Hafenrand<br />

fällt mir ein Haus auf, das sich durch seine Steinund<br />

Ziegelfassade von den anderen Häusern abhebt. Es<br />

handelt sich um die Maison de l’Infante. In diesem Haus<br />

eines wohlhabenden Reeders bereitete sich Maria-Theresia<br />

auf ihre Ehejahre in Versailles vor.<br />

Eine Promenade zum Flanieren<br />

Spätestens hier am Hafen habe ich mich in Saint-Jeande-Luz<br />

verliebt. Ein Gefühl, das noch stärker wird, als ich<br />

von dort aus in Richtung Meer gehe. Der breite, feinsandige<br />

Strand an der Baie de Saint-Jean-de-Luz et Ciboure,<br />

wie die durch Deiche geschützte Bucht vor dem Ort<br />

offiziell heißt, ist der perfekte Tummelplatz für Sonnenanbeterinnen<br />

und Strandcowboys. Eine erhöht angelegte<br />

Promenade lädt zum Schlendern ein. Die Villen auf den<br />

Hügeln von Ciboure im Hintergrund bilden die passende<br />

Kulisse.<br />

Ich gehe auf der Promenade in östliche Richtung,<br />

bis ich schließlich vor dem Grand Hotel stehe. Das<br />

Erdgeschoss ist noch verschlossen, aber die Handwerker<br />

sind weit vorangeschritten, aus dem durch das Feuer im<br />

Dachstuhl beschädigten Hotel wieder eine ehrwürdige<br />

Unterkunft zu machen. Für den 1. Juni <strong>2015</strong> ist die Wiedereröffnung<br />

geplant. Dann haben betuchte Gäste aus<br />

der ganzen Welt ihr Refugium im Art-Déco-Stil wieder<br />

zurück. Sicherlich werden sie dann erneut tolle Urlaubstage<br />

in Saint-Jean-de-Luz verleben können. Für mich ist<br />

jedoch der Moment gekommen, Abschied zu nehmen und<br />

meine Reise fortzusetzen.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Oben: Die Maison de l’Infante, in der sich Maria-Theresia auf ihre Ehe vorbereitete. Unten: In der Innenstadt von Saint-Jeande-Luz.<br />

S. 24/25: Blick über den Hafen von Saint-Jean-de-Luz nach Ciboure, das ein Ortsunkundiger kaum als eigenständige<br />

Kommune wahrnehmen würde. S. 22/23: Der Strand von Saint-Jean-de-Luz. In der Ferne erneut Ciboure mit seinen Villen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Oben: Ciboure. Rechts: Die Steilküste zwischen Saint-Jean-de-<br />

Luz und Hendaye entlang der Corniche Basque. Unten: Das<br />

Fort Socoa in der Bucht von Saint-Jean-de-Luz und Ciboure.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Ciboure, die kleine Schwester<br />

von Saint-Jean-de-Luz<br />

Über den Pont Charles de Gaulle verlasse ich Saint-<br />

Jean-de-Luz und befinde mich sogleich in Ciboure. Der<br />

Blick von hier zurück über das Hafenbecken ist nicht weniger<br />

betörend als vorhin in die andere Richtung. Ansonsten<br />

wirkt der Ort eher verschlafen. Es ist offensichtlich,<br />

dass sich das Leben meist auf der anderen Uferseite der<br />

hier ins Meer mündenden Nivelle abspielt. Dafür gibt<br />

es in Ciboure einige herrschaftliche Villen sowie schöne<br />

Fachwerkhäuser. Mit einer königlichen Hochzeit kann<br />

sich der Ort nicht brüsten, dafür erblickte Maurice Ravel,<br />

der Komponist des berühmten Boleros, in diesem Ort das<br />

Licht der Welt.<br />

Auf dem Gebiet der Kommune liegt zudem das Fort<br />

Socoa. Recht malerisch bewacht es die Bucht von Saint-<br />

Jean-de-Luz und Ciboure. Errichtet wurde es einst unter<br />

Heinrich IV. Wie bei vielen Festungen im Land legte<br />

später auch hier Vauban Hand an. Für viele Urlaubsgäste<br />

ist das Fort ein beliebtes Ausflugsziel. Auch ich lege einen<br />

kurzen Stopp ein. Von der Festung aus ergibt sich ein<br />

schöner Blick auf den Küstenverlauf.<br />

Corniche Basque, grandiose<br />

Steilküste und viel Natur<br />

Danach geht es weiter auf einer Straße, die nicht nur<br />

einen verlockenden Namen trägt, sondern ohne Übertreibung<br />

entlang eines der schönsten Küstenabschnitte<br />

Frankreichs führt: die Corniche Basque. Immer dem<br />

Küstenverlauf folgend, schlängelt sich die Straße mit ge-<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Blick auf Hendaye-Plage, der Ableger von Hendaye direkt am Meer, beliebt bei <strong>Sommer</strong>urlaubern.<br />

bührendem Abstand zum Meer von Ciboure im Osten bis<br />

nach Hendaye an der spanischen Grenze im Westen. Es<br />

sind nur rund ein Dutzend Kilometer von einem Ort zum<br />

nächsten. Aber ein Dutzend Kilometer voller großartiger<br />

Natur.<br />

Unterwegs halte ich diverse Mal an, um das einzigartige<br />

Panorama zu genießen. Jedes Mal verliebe ich mich ein<br />

bisschen mehr in die Umgebung. Die Steilküste sieht aus<br />

wie große Schieferplatten, die schräg aus dem Meer ragen.<br />

Ich kann mich nicht erinnern, eine solche Steilküste<br />

schon einmal woanders gesehen zu haben. Strände gibt es<br />

hier nicht, dafür aber ein türkisfarbenes Meer. Trotz des<br />

Verkehrs höre ich das Rauschen des Ozeans. Die Wellen<br />

klatschen ohne Unterlass an die Felsen viele Meter unter<br />

mir. Es ist ein Anblick wie aus dem Bilderbuch. Dieses<br />

Naturerlebnis bietet einen wohltuenden Kontrast zum<br />

Trubel in Saint-Jean-de-Luz. Ich setze mich auf einen<br />

Felsen und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Der Wind<br />

wirbelt um meinen Kopf und nimmt alle negativen Energien<br />

mit auf seine Reise.<br />

Hendaye, Grenzstadt und<br />

Rangierbahnhof<br />

Als ich danach wieder hinter dem Steuer sitze, sind es<br />

nur noch wenige Minuten bis Hendaye. Die Grenzstadt<br />

zu Spanien besteht aus zwei Ortsteilen. Direkt am Meer<br />

liegt Hendaye-Plage. Ein typischer Ferienort mit Sandstrand<br />

und modernen Appartementhäusern. In den <strong>Sommer</strong>monaten<br />

herrscht hier viel Trubel. Im Winter versinkt<br />

dieser Ortsteil dagegen in einen langen Winterschlaf.<br />

Etwas weiter im Inland, an der Bidassoa, die hier so breit<br />

wie ein See wird, liegt das eigentliche Hendaye, das ganzjährig<br />

einen recht provinziellen Charme besitzt.<br />

Eine große Fläche des Ortes nimmt der Grenzbahnhof<br />

zu Spanien ein. In Zeiten eines vereinigten Europas<br />

haben die ehemaligen Zollabfertigungsanlagen längst ihre<br />

Bedeutung verloren. Die Größe des Bahnhofs erklärt sich<br />

aber nicht nur durch die ehemalige Grenzfunktion, sondern<br />

auch durch die Tatsache, dass die Züge in Spanien<br />

eine andere Spurbreite besitzen. Hendaye ist deshalb ein<br />

wichtiger Rangierbahnhof im internationalen Güterverkehr.<br />

Ansonsten kann Hendaye nicht mit dem gleichen<br />

Charme wie Saint-Jean-de-Luz aufwarten. Zwar gibt es<br />

auch hier ein paar sehenswerte Gebäude und ist weiß die<br />

dominante Farbe der Fassaden. Doch der Ort ist – abgesehen<br />

von seinem Ableger direkt am Meer – kein klassischer<br />

Ferienort wie Saint-Jean-de-Luz. Die Einheimischen<br />

bleiben meist unter sich und gehen ihrem Alltag nach.<br />

Schön ist dagegen der Blick auf die breite Bidassoa. Über<br />

zahlreiche ankernde Segelboote hinweg schaut man auf<br />

Hondarribia an der anderen Uferseite, das bereits im spanischen<br />

Baskenland liegt.<br />

Eine Insel als<br />

Konferenzort für Könige<br />

Wenn man dem Fluss landeinwärts folgt, gelangt man<br />

zu einer kleinen Insel, die früher von strategischer Bedeutung<br />

war und heute nicht mehr viel mehr als ein Stück<br />

bewaldetes Land ist: die Ile des Faisans (dt. Fasaneninsel),<br />

die wegen ihrer Historie auch Ile de la Conférence (dt.<br />

Konferenzinsel) genannt wird.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


N24<br />

Seit dem 16. Jahrhundert trafen sich auf dem Eiland<br />

spanische und französische Könige für Verhandlungen.<br />

Anfang des 17. Jahrhunderts übergaben zum Beispiel<br />

Ludwig XIII. und der spanische Thronanwärter jeweils<br />

ihre Schwestern dem anderen als Braut. 1659 wurde auf<br />

der Insel der Pyrenäenvertrag geschlossen, der den Französisch-Spanischen<br />

Krieg beendete und die Pyrenäen<br />

als Grenze zwischen Spanien und Frankreich festlegte.<br />

Eine Folge des Vertrages war die Hochzeit von Ludwig<br />

XIV. mit Maria Theresia in Saint-Jean-de-Luz. Heute<br />

mag man die politische Bedeutung der Insel nicht mehr<br />

so recht glauben, wirkt sie doch wie ein unscheinbares<br />

Eiland.<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

Quiberon<br />

A<br />

A11/E60<br />

Für mich geht damit ein La Baule langer Tag zu Ende. Mit<br />

vielen Eindrücken im Kopf nehme St. ich Nazaire die Autobahn von<br />

Nantes<br />

Hendaye zurück in Richtung Norden. Ich schalte das A87<br />

Autoradio ein und stoße auf einen baskischen Sender. Clisson Die<br />

Cholet<br />

Sprache gilt als eine der schwersten Sprachen in Europa<br />

A83<br />

überhaupt, deren Ursprünge bis heute nicht endgültig<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Kasus und für<br />

bestimmt werden konnten. Es gibt zwölf<br />

das Konjugieren der Verben braucht man einen Doktortitel.<br />

Für mich passen die unverständlichen Sätze jedoch A83<br />

perfekt zu meinem Tag. Irgendwie war ich in Frankreich,<br />

wie ich es kenne, und irgendwie war ich aber auch ganz<br />

woanders. Das französische Baskenland hat mich verzaubert.<br />

N11/E601<br />

Saint-Sigismo<br />

Nio<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

<br />

Das französische Baskenland erreicht<br />

man aus Norddeutschland über die<br />

Achse Belgien, Paris, Tours, Bordeaux<br />

bzw. aus Süddeutschland, Österreich<br />

und der Schweiz über die Verbindung<br />

Mulhouse, Beaune, Clermont-Ferrand,<br />

Bordeaux. Saint-Jean-de-Luz<br />

liegt dir ekt an der Auto bahn A63 von<br />

Biar ritz an die spanische Grenze. Die<br />

D912 von Ciboure nach Hen daye bildet<br />

die Corniche Basque.<br />

Direkte Zugverbindungen aus<br />

dem deutschsprachigen Raum ins<br />

französische Baskenland bestehen<br />

nicht. Sowohl Saint-Jean-de-Luz als<br />

auch Hendaye sind ans französische<br />

TGV-Netz angeschlossen.<br />

www.terreetcotebasques.com<br />

www.saint-jean-de-luz.com<br />

www.ciboure.fr<br />

www.hendaye-tourisme.fr<br />

64500 Ciboure<br />

Telefon: +33 (0)5 59 47 64 56<br />

Hendaye Tourisme Montalivet<br />

67bis, boulevard de la Mer<br />

64700 Hendaye<br />

Telefon: +33 (0)5 59 20 00 34<br />

Bordeaux<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

A<br />

Saint-Jean-de-Luz …<br />

… Berlin 1.838 km … Hamburg 1.682 km<br />

… Köln 1.280 km … München 1.489 km<br />

… Wien 1.938 km … Zürich 1.186 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Biarritz.<br />

Direkte Flugverbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum nach Biarritz<br />

bestehen nicht. Air France bietet<br />

aber von zahlreichen Flughäfen in<br />

Deutsch land, Österreich und der<br />

Schweiz Umsteigeverbindungen über<br />

Paris nach Biarritz an.<br />

Terre et Côte Basque<br />

20, boulevard Victor Hugo<br />

64500 Saint-Jean-de-Luz<br />

Telefon: +33 (0)5 59 24 33 50<br />

Office de Tourisme de Saint-Jeande-Luz<br />

20, boulevard Victor Hugo<br />

64500 Saint-Jean-de-Luz<br />

Telefon: +33 (0)5 59 26 03 16<br />

Office de Tourisme de Ciboure<br />

5, place Camille Julian<br />

Hendaye<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Hossegor<br />

Biarritz<br />

Bayonne<br />

Ciboure<br />

Spanien<br />

E5-E70/A63<br />

Saint-Jeande-Luz<br />

France<br />

A64/E80<br />

Pau<br />

A65<br />

Pamplona<br />

LESETIPP FÜR EINEN AUSFLUG IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Saint-Jean-Pied-de-Port: Ein baskisches Schmuckstück<br />

Früher war die Lage von Saint-Jean-Pied-de-Port im Herzen des Baskenlandes, keine sieben Kilometer von der spanischen<br />

Grenze entfernt, von strategischer Bedeutung. Heute dösen die Schafe im Schatten der Stadtmauer und die Zitadelle hat<br />

ihre militärische Wichtigkeit längst verloren. Für den Tourismus ist das Dorf aber unverändert attraktiv. Besucher kommen<br />

gerne zu den traditionellen Festen. Außerdem gibt es einen ständigen Strom von Pilgern auf dem Weg nach Santiago<br />

de Compostela, denn in Saint-Jean-Pied-de-Port vereinen sich die verschiedenen Varianten des Jakobsweges auf<br />

französischem Gebiet, bevor es über die Pyrenäen geht.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

Sénanque<br />

Klösterliche Besinnung in der Provence<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Die Zisterzienserabtei Sénanque ist eine<br />

der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der<br />

Provence. Menschen aus der ganzen<br />

Welt reisen hierher, um dieses Kleinod zu<br />

besichtigen und Bilder von Lavendelfeldern<br />

vor klösterlicher Kulisse zu machen. Einige<br />

wenige reisen aber nicht nur für ein paar<br />

Stunden nach Sénanque, sondern gleich<br />

für ein paar Tage. Denn im Kloster gibt es<br />

auch Zimmer für Besucher, die innerhalb<br />

der alten Steinmauern nach Ruhe und<br />

Besinnung suchen. Ein Selbstversuch. Fünf<br />

Tage bei den Mönchen von Sénanque.<br />

Die Nacht war kurz. Ursprünglich hatte ich meinen<br />

Wecker auf 4.00 Uhr gestellt, um an der Vigil um<br />

4.30 Uhr in der Kapelle teilzunehmen. Unter Vigil<br />

verstehen die Katholiken ein nächtliches Gebet. Für die<br />

Mönche von Sénanque beginnt damit ihr Tag. Ein liturgischer<br />

Tag, der durch sieben Gebete bzw. Messen seinen<br />

ganz eigenen Rhythmus bekommt. Doch um 4.00 Uhr war<br />

ich einfach noch zu müde. Die Anreise in die Provence tags<br />

zuvor war lang und ich spürte noch den Stress meines alltäglichen<br />

Lebens. Also machte ich den Wecker aus und<br />

stellte ihn erneut, diesmal auf 7.00 Uhr. Denn um 7.45 Uhr<br />

finden sich die Mönchen erneut in der Kapelle ein, um die<br />

morgendlichen Lobgesänge vorzunehmen, Laudes genannt.<br />

So stehe ich schließlich inmitten von einem Dutzend<br />

Mönchen und etwa genauso vielen Gästen wie mich, die<br />

in Sénanque versuchen, für ein paar Tage dem Alltag zu<br />

entfliehen. Obwohl 7.45 Uhr keine wirklich frühe Zeit<br />

mehr ist, merke ich, dass meine Augen trotzdem noch<br />

schwer sind. Dabei stehe ich zu Hause normalerweise<br />

nicht später auf. Aber es fühlt sich an, als ob bereits ein<br />

paar Stunden in diesen klösterlichen Mauern ausgereicht<br />

hätten, um die Schwere des üblichen Alltags zu spüren<br />

und festzustellen, wie ausgelaugt mein Körper ist.<br />

Voller Neugierde verfolge ich das Geschehen der<br />

Mönche. Der Klosterbruder, der mich gestern empfangen<br />

hat, steht nicht weit von mir entfernt und nickt mir<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

wohlwollend zu. Er hat mir gestern gleich als eines der<br />

ersten Dinge erklärt, dass die Teilnahme an den verschiedenen<br />

Gebeten für die Besucher freiwillig ist. Niemand<br />

ist verpflichtet, allen sieben Gebeten bzw. Messen beizuwohnen.<br />

« Fangen Sie am ersten Tag nicht gleich zu<br />

früh an. Niemand verlangt das von Ihnen. Im Laufe Ihres<br />

Aufenthaltes werden Sie von ganz alleine merken, was<br />

Ihnen gut tut und was nicht »,<br />

hat er mich sogar vorgewarnt.<br />

Dickköpfig hatte ich meinen<br />

Wecker trotzdem auf 4.00<br />

Uhr gestellt. Das Resultat ist<br />

bekannt.<br />

Die Laudes werden in<br />

Klöstern immer bei Tagesanbruch<br />

gehalten. Die aufgehende<br />

Sonne ist bei den Katholiken<br />

ein Symbol für Christus.<br />

Mit den Laudes soll ihm Lob<br />

dargebracht werden. Der<br />

Ablauf dieser morgendlichen<br />

Zeremonie ist fest geregelt. Es<br />

gibt eine Eröffnung, Psalmen,<br />

Lesungen aus der Bibel, Fürbitten,<br />

Gebete und am Ende<br />

den Segen für den Tag. Doch<br />

besonders die Lobgesänge<br />

der Mönche beeindrucken<br />

mich. Sie durchdringen die<br />

Stille in diesen alten Mauern.<br />

Ich bekomme Gänsehaut und<br />

merke, wie diese Gesänge<br />

mein tiefstes Inneres berühren.<br />

Wie anders wirkt in diesem<br />

Moment das Kloster von<br />

Sénanque. Völlig einsam und<br />

ruhig liegt es im Morgenlicht im schmalen Sénacole-Tal<br />

in den Monts de Vaucluse nördlich von Gordes.<br />

In ein, zwei Stunden wird die Situation eine völlig<br />

andere sein. Das Kloster Sénanque ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten<br />

der Provence. Die malerischen Lavendelfelder<br />

vor der Abtei finden sich in jedem Bildband über<br />

diese Region und schmücken unzählige Postkarten. Tausende<br />

von Touristen strömen jedes Jahr nach Sénanque.<br />

Sie kommen aus Europa, Amerika, Afrika, Asien und<br />

Australien. Sogar Brautpaare reisen bisweilen an, um ein<br />

paar schöne Hochzeitsfotos vor der Kulisse des Klosters<br />

inmitten der Lavendelfelder zu schießen. Natürlich war<br />

auch ich früher schon einmal hier. Allerdings nur im Außenbereich<br />

des Klosters. Ich hätte mir nie ausgemalt, wie<br />

ruhig es im Inneren zugehen kann, wenn die Tagestouristen<br />

noch nicht oder nicht mehr da sind und Sénanque ein<br />

Kloster wie jedes andere wird.<br />

Nach der Laudes gehe ich zum Frühstück. Die Stimmung<br />

ist besonnen, aber nicht vollkommen geräuschlos.<br />

Eine südafrikanische Freundin geht jedes Jahr für eine<br />

Oben: Das Sénacole-Tal mit dem Kloster. Rechte Seite:<br />

Der Kreuzgang der Abtei. S. 32/33: Im <strong>Sommer</strong>, wenn<br />

der Lavendel blüht, ist das Kloster besonders fotogen.<br />

Woche in ein buddhistisches Kloster. Dort wird dann<br />

sieben Tage lang nur meditiert und geschwiegen. Das<br />

Sprechen ist untersagt. Sie hat mir oft begeistert davon<br />

berichtet. Sie liebt es, nicht sprechen und zuhören zu müssen.<br />

Auf mich hat das dagegen immer etwas abschreckend<br />

gewirkt. Es ist nicht so, dass ich ständig reden muss. Aber<br />

ganze Tage ohne jegliche verbale Kommunikation zu verbringen,<br />

ist nicht mein Ding.<br />

Von daher mag ich diese Mischung<br />

aus Besinnung und<br />

« normalem Leben » hier im<br />

Kloster. Man achtet auf Stille,<br />

aber es gibt auch Platz zum<br />

Reden.<br />

Ich komme ein wenig mit<br />

einem anderen Gast ins Gespräch.<br />

Für ihn ist es der letzte<br />

Tag im Kloster. Morgen wird<br />

er abreisen und wieder in sein<br />

normales Leben zurückkehren.<br />

Er gibt mir ein paar Tipps für<br />

meine Tage hier in Sénanque.<br />

Dann gehe ich wieder auf mein<br />

Zimmer. Es ist spartanisch,<br />

aber nicht ohne Komfort.<br />

Es passt eben zum Rest, den<br />

kargen Mauern der Abtei und<br />

dem klösterlichen Leben der<br />

Enthaltsamkeit. Die Sonne<br />

scheint durchs Fenster und ich<br />

bekomme Lust, diesen ersten<br />

Tag mit einer kleinen Wanderung<br />

durchs Tal zu beginnen.<br />

Die Terz um 10.00 Uhr und<br />

die Messe um 11.45 Uhr werde<br />

ich an diesem Tag auslassen<br />

und dafür rechtzeitig zur Non um 14.30 Uhr zurück sein.<br />

Als ich kurz vor 14.00 Uhr zurückkehre, bin ich fast<br />

froh, dem Trubel vor dem Kloster entrinnen zu können.<br />

Die dicken Steinmauern von Sénanque wirken wie eine<br />

Schutzhülle vor dem Alltag. Musste ich mich eben noch<br />

durch Busgruppen und Massen von Individualtouristen<br />

quälen, die alle hektisch versuchten, sich vor der Kulisse<br />

des Klosters abzulichten, bin ich in meinem Zimmer<br />

wieder von absoluter Ruhe umgeben. Bevor es gleich in<br />

die Klosterkirche geht, checke ich noch einmal mein Mobiltelefon.<br />

Es ist nichts zu machen, hier im Tal ist einfach<br />

kein Empfang zu bekommen. Ich fühle mich von der Außenwelt<br />

abgeschnitten und merke, wie ich dieses früher<br />

gefürchtete Gefühl auf einmal mag.<br />

Die Non gehört zu den Gebeten, mit denen die Arbeit<br />

des Tages unterbrochen wird. Sie ist Teil der sogenannten<br />

kleinen Horen. Sie findet zu einer Uhrzeit statt, zu der<br />

Jesus gestorben sein soll. Ich verfolge das Verhalten der<br />

Mönche erneut mit großer Neugierde und begebe mich<br />

danach für eine Siesta auf mein Zimmer.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


17.50 Uhr: Ich bin tatsächlich auf meinem Bett eingeschlafen.<br />

Normalerweise lege ich mich tagsüber ungern<br />

hin, doch hier in Sénanque ist plötzlich alles anders. Ich<br />

genieße es, wie sich mein Leben verlangsamt. Ich schaue<br />

aus dem Fenster. Das Licht ist sehr warm. Die Abendsonne<br />

sorgt für schöne Farben. Wenn ich mich beeile,<br />

schaffe ich es noch zur Vesper, die um 18.00 Uhr beginnt.<br />

Schließlich will ich vom klösterlichen Leben soviel wie<br />

möglich mitbekommen. Also beeile ich mich.<br />

Die Vesper erinnert mich an die Laudes am Morgen.<br />

Erneut beginnt die Zeremonie mit einer Eröffnung, auf<br />

die die Gesänge der Mönche folgen. Wie am Morgen<br />

durchdringen mich ihre Stimmen. Es folgen Psalmen,<br />

Fürbitten, Lesungen aus der Bibel, Gebete und am Ende<br />

der Segen. Mit der Vesper endet der Arbeitstag. Entspannt<br />

gehe ich aus der Kapelle. Dabei komme ich mit Bruder<br />

Jean-Marie ins Gespräch. Er fragt mich, wie mein erster<br />

Tag bisher verlaufen sei. Ich erzähle ihm, was ich gemacht<br />

habe und wie wohltuend ich bereits die Stille und Ruhe<br />

hier im Kloster empfinde. Er freut sich und wünscht mir<br />

einen schönen Abend. Außerdem<br />

sagt er mir, dass ich ihn<br />

oder seine Mitbrüder jederzeit<br />

ansprechen könnte, wenn ich<br />

Fragen oder Redebedarf hätte.<br />

Ich spüre, dass dies ernst gemeint<br />

und keine Floskel ist.<br />

Es folgen das Abendbrot,<br />

ein kleiner Rundgang durch<br />

den Kreuzgang und die Komplet<br />

um 20.15 Uhr, das Nachtgebet,<br />

womit der Tag beendet<br />

und die Nachtruhe eingeläutet<br />

wird. Ich ziehe mich danach<br />

auf mein Zimmer zurück, lese<br />

noch ein wenig und schlafe<br />

ein.<br />

Am nächsten Tag klingelt<br />

mein Wecker wieder um 4.00<br />

Uhr. Dieses Mal schaffe ich<br />

es, meine Augen zu öffnen<br />

und aufzustehen. Schließlich<br />

will ich die Vigil nicht ein<br />

zweites Mal verpassen. Als ich<br />

in die Kapelle komme, bin ich<br />

mit den Mönchen fast alleine.<br />

Obwohl rund zwei Dutzend<br />

Gäste wie ich im Kloster<br />

anwesend sind, scheint das<br />

nächtliche Gebet für die meisten einfach zu früh zu sein.<br />

Ich lausche wieder gebannt den sonoren Stimmen der<br />

Mönche. Egal, ob sie gerade singen, vorlesen oder beten,<br />

ich fühle mich fast in einen Trancezustand versetzt. Ich<br />

folge der Zeremonie und merke, wie meine Gedanken auf<br />

Wanderschaft gehen. Es ist ein schönes Gefühl. Ein Gefühl,<br />

zu sich selbst zu finden.<br />

Diesen zweiten Tag will ich komplett im Kloster<br />

verbringen. Ich nehme an den gemeinsamen Mahlzeiten<br />

teil, besuche alle Gebete und Messen und ziehe mich<br />

dazwischen entweder mit einem Buch zurück oder lasse<br />

einfach meinen Gedanken freien Lauf. Obwohl ich gerade<br />

einmal 48 Stunden im Kloster verbracht habe, spüre ich,<br />

wie die letzten Tage in weite Ferne rücken. Meine Anreise<br />

ist fast nur noch eine blasse Erinnerung. Ich weiß zwar<br />

noch, wie ich mein Flugzeug in Berlin beinahe verpasste,<br />

wie man meine Mietwagenreservierung am Flughafen<br />

von Marseille erst nicht im System fand, wie ich über eine<br />

volle Autobahn in Richtung Norden fuhr und wie landschaftlich<br />

spektakulär die letzten Kilometer von Gordes<br />

nach Sénanque waren, doch all das scheint weit weg. Das<br />

Kloster lag wie ein kleines Versprechen auf eine geruhsame<br />

Zeit im Tal. Zeitlos hübsch, architektonisch eigentlich<br />

wenig spektakulär und trotzdem einmalig schön.<br />

Natürlich erinnere ich mich auch an meinen Alltag: an<br />

das Hetzen von einem geschäftlichen Termin zum nächsten,<br />

das ständige Gefühl, mich besser ernähren und mehr<br />

Sport machen zu müssen, an<br />

Freunde, die sich beklagen,<br />

dass ich zu wenig Zeit für sie<br />

habe, an Freunde, die nach<br />

meiner Meinung zu wenig<br />

Zeit für mich haben, an meine<br />

Eltern, die mich gerne öfter<br />

sehen würden, und an meinen<br />

Bruder, der gerade sein Leben<br />

auf den Kopf gestellt hat und<br />

eine neue Existenz auf dem<br />

platten Land beginnt. An all<br />

das erinnere ich mich natürlich,<br />

trotzdem scheint es hier<br />

in den kargen Mauern von<br />

Sénanque keine Rolle mehr zu<br />

spielen. Ich vermisse auch gar<br />

nicht mehr mein Mobiltelefon,<br />

das auf dem kleinen Tisch<br />

in meinem Zimmer liegt und<br />

hier ohnehin keinen Empfang<br />

hat. Mit Gedanken über<br />

den Sinn des Lebens und den<br />

Irrsinn unserer heutigen Zeit<br />

schlafe ich ein.<br />

Am dritten Tag ist es für<br />

mich bereits eine Selbstverständlichkeit<br />

geworden, um<br />

4.00 Uhr morgens aufzustehen<br />

und am Leben der Klosterbrüder teilzunehmen. Ich<br />

kenne inzwischen ihre Gesichter und weiß es zu schätzen,<br />

wenn sie mir zunicken oder zulächeln. Auch die Abläufe<br />

der einzelnen Zeremonien sind mir schon vertraut. Ich<br />

käme gar nicht mehr auf den Gedanken, eines der Gebete<br />

zu verpassen. Sie geben meinem Tag einen Rahmen.<br />

Einen Rahmen, der mir gut tut und der verhindert, mich<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

zu sehr in meinen Gedanken zu verlieren. Wenn die Vigil<br />

vorbei ist, freue ich mich schon auf die Laudes. Wenn die<br />

Laudes vorbei ist, auf die Terz. Wenn die Terz vorbei ist,<br />

auf die Messe usw.<br />

Es ist nicht so, dass mich meine Tage hier im Kloster<br />

zu einem religiösen Menschen machen. Nein, ich bleibe<br />

ein überzeugter Atheist. Wenn ich versuche, die ganzen<br />

Vorgänge hier im Kloster von außen zu betrachten, kann<br />

ich mir ein Gefühl der Absurdität auch nicht ganz verkneifen.<br />

Ich weiß, dass viele Kriege auf der Welt in einem<br />

Zusammenhang mit Religionen stehen, dass Menschen<br />

sich erdreisten, im Namen Gottes anderen Menschen das<br />

Leben zur Hölle zu machen. All das weiß ich und trotzdem<br />

spielt es – so wie mein Alltag – im Moment keine<br />

Rolle. Einer der Klosterbrüder hatte mir ganz am Anfang<br />

gesagt, dass niemand hier erwarten würde, dass ich als<br />

Atheist ins Kloster komme und es als Katholik wieder<br />

verlasse. Ich selbst bin Herr über das, was hier mit mir<br />

passieren soll.<br />

Nach der Vesper komme ich an diesem Tag mit einem<br />

Mönch ins Gespräch, der mir ein wenig von der Vergangenheit<br />

des Klosters von Sénanque erzählt. Er kennt sich<br />

gut mit der Geschichte aus. Gegründet wurde die Abtei<br />

1148 durch Zisterziensermönche aus Marzan im Departement<br />

Ardèche. 1178 wurde die Klosterkirche vom damaligen<br />

Bischof, der seinen Sitz in Cavaillon hat, geweiht.<br />

Den Hintergrund bildete die religiöse Reformbewegung<br />

der Zisterzienser, die ihren Ursprung in Burgund hatte<br />

und durch den Heiligen Bernhard von Clairvaux (1090-<br />

1153) geprägt wurde. In diesem Orden geht es ums Beten<br />

und Arbeiten. Ein Leben in Armut und Bescheidenheit ist<br />

das erklärte Ideal.<br />

Meist wurden die Zisterzienserklöster an abgeschiedenen<br />

Orten gegründet. So auch in Sénanque. Die Sénancole<br />

im Tal ist ein kleiner Rinnsal, der kaum Wasser führt.<br />

Trotzdem reichte er aus, um Reservoirs anzulegen und die<br />

Böden fruchtbar zu machen. Die Umgebung bestand ansonsten<br />

nur aus dem Gewuchere der Garrigue. Doch die<br />

Mönche ließen sich davon nicht abschrecken. Mit ihrer<br />

asketischen Zurückgezogenheit und fleißigem Arbeiten<br />

machten sie Gegenden urbar, die zuvor von den Menschen<br />

links liegen gelassen wurden. Am Ende des Mittelalters<br />

existierten rund 700 Klöster des Ordens in ganz Europa.<br />

Seine Blütezeit erlebte das Kloster von Sénanque im<br />

13. und 14. Jahrhundert. Damals besaß es zahlreiche Ländereien<br />

in der Provence. Außerdem gehörten vier Mühlen<br />

und sieben Höfe zum Kloster. Ab 1509 verlor die Abtei<br />

aber schrittweise an Bedeutung. In den Religionskriegen<br />

im 16. Jahrhundert wurden die Gebäude teilweise zerstört.<br />

Während der Französischen Revolution wurde das<br />

Kloster verkauft.<br />

1854 kam es dann zu einer Neugründung klösterlichen<br />

Lebens in Sénanque, doch am Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

wurden die Mönche erneut vertrieben. 1926 kehrten<br />

sie zwar zurück, aber nur für 43 Jahre. 1969 zogen sie<br />

dann allesamt ins Kloster Lérins an der Côte d’Azur. Für<br />

Bruder<br />

Jean-<br />

Marie<br />

Mönch in der<br />

Zisterzienserabtei<br />

Sénanque<br />

Bruder Jean-Marie, welche Bedeutung besitzt heute der<br />

« Hotelbetrieb » der Abtei?<br />

Die Beherbergung von Gästen ist natürlich nicht die<br />

Hauptaufgabe unserer Abtei. Die Aufnahme von Fremden<br />

ist allerdings eine benediktinische Tradition. In diesem<br />

Sinne ist auch der Hotelbetrieb ein essentieller Bestandteil<br />

in Sénanque. Wir öffnen unsere Türen deshalb gerne allen,<br />

die in unserer Gemeinschaft nach Besinnung suchen.<br />

Die meisten, die zu uns kommen, finden hier neue Gedanken,<br />

neue Ansätze für ihr Leben und machen oft eine<br />

spirituelle Erfahrung.<br />

Wie viele Menschen haben Platz in der Abtei?<br />

Übers Jahr leben ein Dutzend Mönche hier. Für unsere<br />

Gäste stehen 23 Zimmer zur Verfügung. Außerdem gibt<br />

es einen ehemaligen Stall, in dem wir Jugendgruppen<br />

empfangen können. Wir haben also nichts mit einem<br />

Sofitel mit 500 Zimmern gemeinsam. Die Verhältnisse<br />

sind bescheiden.<br />

Sie sprechen von Zimmern, nicht von Klosterzellen...<br />

Ja, das stimmt, das haben Sie gut bemerkt. Traditionell<br />

müsste man von Klosterzellen sprechen. Doch ehrlich<br />

gesagt sind unsere Zimmer weit davon entfernt, Zellen zu<br />

sein. Das Bild vom Leben in einer Klosterzelle, die feucht<br />

und kalt ist und in der nur eine Kerze die Dunkelheit erhellt,<br />

hat nichts mehr mit der heutigen Realität zu tun.<br />

Das ist ein Klischee, dessen sich vielleicht noch das Kino<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Sénanque folgten knapp<br />

20 Jahre, in denen das<br />

Kloster als Kulturzentrum<br />

genutzt wurde.<br />

Erst 1988 lebten im<br />

Kloster Lérins wieder<br />

ausreichend viele Mönche,<br />

um das Klosterleben<br />

in Sénanque neu<br />

zu beleben. Ein paar<br />

Ordensbrüder zogen<br />

um und begründeten<br />

die klösterliche Tradition<br />

im Sénacole-Tal<br />

neu. Die Tradition als<br />

Zisterzienserkloster war<br />

erfolgreich wiederbelebt<br />

– bis heute.<br />

Die Augen des Mönches<br />

leuchten, als er mir<br />

dies erzählt. Ich sehe, wie stolz er auf diese jüngere Vergangenheit<br />

ist. Es schwingt auch ein wenig Genugtuung mit,<br />

dass Sénanque dank dieser letzten Wiederbelebung mehr<br />

als nur eine museale Sehenswürdigkeit ist. Die Ordensbrüder<br />

tragen mit ihrer Arbeit auch zu einem erheblichen<br />

Teil zum Erhalt dieses Kulturdenkmals bei. Sie arbeiten<br />

nämlich nicht nur landwirtschaftlich, wobei sie sich um<br />

Lavendelfelder, Oliven- und Obstbäume und Bienenstöcke<br />

Blick auf Gordes, das dem Kloster am nächsten liegt und meist<br />

gemeinsam mit Sénanque besucht wird.<br />

kümmern, sondern auch handwerklich. Ich verabschiede<br />

mich nach diesem Exkurs in die Vergangenheit und gehe<br />

dieses Mal ohne den Besuch der Komplet ins Bett.<br />

An meinem vierten Tag im Kloster ist alles ein bisschen<br />

anders, denn es ist Sonntag. Die Vigil beginnt bereits<br />

um 4.15 Uhr anstatt um 4.30 Uhr. Mein Wecker klingelt<br />

deshalb bereits um 3.50 Uhr. Auch die Laudes startet<br />

15 Minuten früher. Ich lasse sie aber aus, um mich noch<br />

bedient. Wir empfangen unsere Gäste in richtigen Zimmern,<br />

die geheizt und mit allem Notwendigen ausgestattet<br />

sind. Ein bequemes Bett gehört genauso dazu wie ein<br />

Tisch und ein Stuhl.<br />

Natürlich weisen unsere Zimmer nicht den Komfort<br />

der Luxushotels auf, die man hier im Umkreis von<br />

Sénanque vielfach findet. Wir wollen den Hotels ja auch<br />

keine Konkurrenz machen. Darum geht es uns nicht.<br />

Die Menschen, die zu uns kommen, suchen nicht nach<br />

Komfort, sondern nach Besinnung. Um dieses Ziel zu ermöglichen,<br />

muss man einen gewissen Standard bieten. Es<br />

bedarf aber keines Luxus dafür. Das ist wie mit Blumen.<br />

Eine Knospe, die Sie in den Kühlschrank legen, wird nicht<br />

aufgehen. Wollen Sie, dass eine Blume erblüht, müssen Sie<br />

diese in die Sonne stellen. So braucht auch der Mensch einen<br />

gewissen Komfort wie ein beheiztes Zimmer und gutes<br />

Essen. Dann schaffen Sie damit die Voraussetzungen,<br />

dass dieser Mensch über sein Leben nachdenken kann.<br />

Wie läuft der Tag für die Gäste ab?<br />

Unser Prinzip ist, dass jeder frei ist. Natürlich gibt<br />

es – wie in jeder Gemeinschaft – ein paar Regeln zu beachten.<br />

So sind Ruhe und Besinnung wichtige Stützen<br />

unseres Zusammenlebens. Trotzdem soll auch ein Austausch<br />

stattfinden. Der für die Gästebetreuung zuständige<br />

Mönch steht stets für alle Fragen zur Verfügung. Auch<br />

dürfen die Gäste untereinander reden. Wenn es mal zu<br />

laut wird, weisen wir sie freundlich darauf hin.<br />

Wir stellen fest, dass die Gäste in den ersten Tagen<br />

meist eher still sind und sich zurückziehen. Nach zwei,<br />

drei Tagen kommen dann aber die Fragen und sie suchen<br />

das Gespräch. Die meisten bleiben vier bis fünf Tage.<br />

Während des Tages sind die Gäste eingeladen, an<br />

unseren Messen und Gebeten teilzunehmen. Dies ist aber<br />

keine Pflicht. Die Gebete und Messen finden entweder in<br />

unserer Kapelle oder in unserer Klosterkirche statt. Für<br />

einige beginnt unser Tag sehr früh bzw. zu früh. Aber wie<br />

gesagt, niemand wird gezwungen, an jedem Gebet teilzunehmen.<br />

Zwischen den Gebeten und Messen können<br />

die Gäste ihre Zeit frei gestalten. Manche lesen, andere<br />

erkunden die Umgebung.<br />

Wie funktioniert das Zusammenleben zwischen Mönchen und<br />

Besuchern?<br />

Wir hatten diesbezüglich noch nie irgendwelche Probleme.<br />

Das ergibt sich auf ganz natürliche Art und Weise.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

einmal ein bisschen hinzulegen. Anstelle der Terz um<br />

10.00 Uhr gibt es um diese Uhrzeit die klassische Messe,<br />

an der ich wieder teilnehme. Da Sonntag ist, wird sie auch<br />

von einigen Menschen von auswärts besucht. Es ist in der<br />

Klosterkirche sehr viel voller als sonst. Um 12.15 Uhr gibt<br />

es an diesem Tag die Sext, eine der kleinen Horen wie die<br />

Terz und die Non, nur dass sie wochentags in Sénanque<br />

nicht gefeiert wird.<br />

Die Non folgt um 14.30 Uhr, doch ich merke, dass<br />

ich an diesem Tag erst einmal genug Gottesdienste hatte.<br />

Deshalb unternehme ich erneut eine schöne Wanderung<br />

in die Umgebung des Klosters. Es ist ein sonniger Sonntag.<br />

Ich genieße den Duft von Lavendel und die wärmende<br />

Kraft der Sonne.<br />

Bevor ich am Abend wieder die Vesper besuche, erkunde<br />

ich den Chauffoir. Es handelt sich um den einzigen<br />

Raum, der früher im Kloster beheizt war. Die Mönche<br />

durften sich damals in diesem Raum aufhalten, wenn sie<br />

sich zum Beispiel nach einem starken Regenguss trocknen<br />

mussten oder wenn sie medizinische Behandlungen<br />

brauchten. Der Chauffoir diente auch als Schreibstube.<br />

Ich kann mir ausmalen, wie entbehrlich das klösterliche<br />

Leben damals gewesen sein muss und mache innerlich<br />

drei Kreuze, im 21. Jahrhundert leben zu dürfen.<br />

Am nächsten Tag, meinem fünften, folgt das Leben<br />

im Kloster erneut einem anderen Rhythmus, bevor ab<br />

Dienstag wieder die üblichen Rituale gepflegt werden.<br />

Der Montag ist in gewisser Weise der Tag zum « Ausschlafen<br />

», denn die Vigil beginnt erst um 5.30 Uhr,<br />

also eine Stunde später als sonst. Mir kommt diese eine<br />

Stunde mehr Schlaf fast wie ein göttliches Geschenk<br />

vor. Auch die Laudes beginnt eine Viertelstunde später<br />

als gewohnt.<br />

Ich will an diesem, meinem letzten Tag noch einmal<br />

das ganze Programm mitmachen. An diesem Tag werden<br />

auch keine neuen Gesichter zu uns stoßen, denn eine Anreise<br />

ist an jedem Tag in der Woche, außer am Montag<br />

möglich. So bleiben wir anwesenden Gäste unter uns.<br />

Am Nachmittag suche ich noch einmal das Gespräch<br />

mit dem Mönch, der mich am ersten Tag empfangen hat.<br />

Wir reden ein wenig über sein Leben im Kloster, über<br />

den Glauben und die katholische Kirche. Er hat ein paar<br />

interessante Ansichten. Meinen grundsätzlichen Zweifel<br />

gegenüber Religionen beseitigt er aber nicht. Doch dies<br />

ist unerheblich geworden. Für mich ist der Aufenthalt in<br />

Sénanque längst zu einer Reise zu meinem eigenen Ich<br />

geworden, in einem Umfeld, das ich als abendländliches<br />

historisches Erbe empfinde.<br />

Inzwischen fällt es mir auch gar nicht mehr schwer,<br />

meinen Tag mit Nichtstun zu verbringen. So geht die Sonne<br />

schneller unter als gedacht. Ich höre ein letztes Mal die<br />

Gesänge der Mönche in der Kapelle und lege mich schlafen.<br />

Da ich am nächsten Morgen einen anstrengenden<br />

Reisetag vor mir habe, verzichte ich auf den Besuch der<br />

Vigil und schlafe etwas länger. Anschließend frühstücke<br />

ich, packe meinen Koffer und checke aus. Der für den<br />

« Hotelbetrieb » zuständige Mönch verabschiedet mich.<br />

Ich gehe zum Parkplatz des Klosters, wo mein Mietwagen<br />

seit Tagen unbewegt steht. Die ersten Touristen machen<br />

bereits Fotos vom Kloster. Frühmorgens werden die Lavendelfelder<br />

und das Kloster am besten von der Sonne<br />

angestrahlt. Die Leute ahnen vermutlich nicht, dass die<br />

Mönche hinter den Mauern schon seit Stunden auf den<br />

Beinen sind.<br />

Ich mache mich auf den Weg zurück in meinen Alltag.<br />

Nach fünf Tagen klösterlichen Lebens freue ich mich darauf,<br />

wieder ein weltliches Dasein zu führen. Die vergangenen<br />

Tage werden aber trotzdem eine bleibende Erfahrung<br />

bleiben, die ich nicht missen möchte. Eine Rückkehr<br />

nach Sénanque ist nicht ausgeschlossen.<br />

Man respektiert sich gegenseitig. Die Neuankömmlinge<br />

brauchen meist eine kurze Phase der Eingewöhnung,<br />

gerade bezüglich des neuen Tagesrhythmus. Das ist aber<br />

ganz normal. Wir sind alle derart von unserem Alltag eingenommen,<br />

dass es etwas Zeit braucht, sich zu besinnen.<br />

Für uns ist es dabei ein Geschenk Gottes, dass die<br />

Mobiltelefone hier im Tal keinen Empfang haben. Die<br />

Gäste sind gezwungen, ihre Handys zur Seite zu legen.<br />

Ein Segen für uns. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch:<br />

Ich habe nichts gegen die moderne Technik. Ich bin der<br />

Erste, der anerkennt, welchen Nutzen wir aus diesen<br />

Technologien ziehen. So kommen beispielsweise 90 Prozent<br />

unserer Buchungen über unsere Internetseite. Doch<br />

von Zeit uns Zeit ist es wichtig, dass sich die Menschen<br />

klarmachen, dass es Wichtigeres auf der Welt gibt und<br />

dass sie ihre Abhängigkeit von den neuen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

erkennen.<br />

Sie vermitteln den Eindruck, dass es eine große Transparenz<br />

und Offenheit im Kloster gibt. Stimmt das?<br />

Ja, das ist richtig. Unsere Türen stehen alle weit offen.<br />

Wir haben nichts zu verheimlichen. Für uns ist es wichtig,<br />

dass unsere Gäste unseren Alltag sehen können, auch die<br />

Herausforderungen und seien es nur bauliche Herausforderungen.<br />

So ist die Abtei an manchen Stellen auch eine<br />

Baustelle. Die Besucher dürfen das ruhig sehen. Unsere<br />

finanziellen Möglichkeiten sind sehr begrenzt. Neulich<br />

habe ich dem Dachdecker gesagt, dass er seine Arbeit gut<br />

machen soll. Das nächste Mal werde er in zwei oder drei<br />

Jahrhunderten wiederkommen. Zeit hat eine andere Bedeutung<br />

in einem Kloster. Wir arbeiten mit und für die<br />

Ewigkeit.<br />

Bruder Jean-Marie, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Angoulême<br />

Limoges<br />

A89/E70<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Puy de Dôme<br />

A72/E70<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

A43/E70<br />

Chambéry<br />

rdeaux<br />

63<br />

France<br />

64/E80<br />

en<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

Périgueux<br />

Tulle<br />

<br />

Aus Deutschland und der Schweiz Brive-la-Gaillarde aus Deutsch land, Österreich und der<br />

erreicht man A89/E70Sénanque über die<br />

Schweiz entweder direkt oder mit Umstei<br />

gen erreicht, ist Marseille.<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

Rhône-Tal-Autobahn, die man an<br />

Aurillac<br />

der Abfahrt 24 verlässt. Aus Sarlat-le-Canéda<br />

Österreich<br />

ist eine Anreise entweder ebenfalls<br />

durch das Rhône-Tal oder via<br />

Norditalien und entlang der Côte<br />

d’Azur möglich. Von der Auto bahnaus<br />

fahrt an nimmt man die D900 in<br />

Richt ung Apt. In Coustellet biegt man<br />

auf die D2 nach Gordes ab. Von Gordes<br />

aus führt anschließend die D177<br />

ins Tal zum Kloster.<br />

Sénanque …<br />

Toulouse<br />

… Berlin 1.493 km … Hamburg 1.442 km<br />

… Köln 994 km … München 999 km<br />

… Wien 1.420 km<br />

… Zürich 697 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Avignon.<br />

Er wird aus dem deutschsprachigen<br />

Raum allerdings nicht angeflogen.<br />

Auch Air France hat die Stadt in zwischen<br />

aus ihrem Flugplan gestrichen.<br />

Der nächste Flughafen, den man<br />

Andorra<br />

Der neue TGV von Frankfurt a.M. über<br />

Mann heim, Karlsruhe und Ba den-Baden<br />

nach Marseille hält in Avig non.<br />

Sénanque selbst ist nicht ans französische<br />

Bahnnetz an ge schlos sen.<br />

www.abbayedesenanque.com<br />

A75/E11<br />

Abbaye Notre-Dame de Sénanque<br />

84220 Gordes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste<br />

Wo die Durance in die Rhône mündet und<br />

sich drei Departements treffen, liegt<br />

Avignon. Der monumentale Palast<br />

der Päpste erinnert an die glorreiche<br />

Vergangenheit der Stadt, die bis heute<br />

für viele ein Sehnsuchtsziel geblieben<br />

ist. Ein Rundgang durch die Altstadt<br />

einer lebendigen provenzalischen Stadt.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Mit dem Mountainbike durch die Dentelles de<br />

Montmirail<br />

In der Provence zieht nicht nur der<br />

Mont Ventoux Mountainbikefahrer<br />

an, auch die Dentelles de Montmirail,<br />

ein Höhenzug im Norden des<br />

Departements Vaucluse, unweit des<br />

legendären Berges, sind ein beliebtes<br />

Ziel für leidenschaftliche Zweiradfans. Ein schweißtreibender<br />

Selbstversuch.<br />

Telefon: +33 (0)4 90 72 17 92 Lodève<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Die Länge des Aufenthalts ist in dividuell<br />

steuerbar. Eine Ankunft Bézier am<br />

Mon tag ist Narbonne jedoch nicht möglich.<br />

A81/E80<br />

Wer<br />

Limoux<br />

nicht in der Abtei wohnen, sondern<br />

nur einen ersten A9/E15 Eindruck ge winnen<br />

möchte,<br />

France<br />

kann an geführten Besicht<br />

igungen teilnehmen. Im <strong>Sommer</strong><br />

Perpignan<br />

wird empfohlen, eine Besichtigung<br />

Collioure<br />

Céret<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE<br />

AP7/E15<br />

IN DIE UMGEBUNG<br />

Spanien<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

Avignon<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Orange<br />

A49/E713<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A<strong>55</strong><br />

Sénanque<br />

Gordes<br />

Apt<br />

Marseille<br />

A52<br />

A50<br />

rechtzeitig zu reservieren. Online ist<br />

dies bis zu 48 Stunden vorher möglich.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Orange: Eine Stadt spielt Theater<br />

Das südfranzösische Orange ist mit seinen 30.000<br />

Einwohnern nicht besonders groß, macht aber<br />

dennoch viel von sich reden. Zuallererst wegen<br />

des beeindruckenden architektonischen Erbes:<br />

Ein antikes Amphitheater und ein restaurierter<br />

Triumphbogen lohnen definitiv einen Besuch.<br />

Dieser lohnt sich auch wegen des kulturellen<br />

Angebots: Jedes Jahr findet mit den « Chorégies d‘Orange » eines der<br />

wichtigsten französischen Festivals der Oper und der klassischen Musik<br />

statt.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52<br />

Roussillon: Das Colorado Frankreichs<br />

Was würden Sie tun, wenn Sie einen Tag in der Provence zur<br />

freien Verfügung hätten? Vielleicht touristische Höhepunkte<br />

wie Avignon oder den Mont Ventoux besichtigen?<br />

Warum nicht? Eine gute Idee wäre aber auch, einen<br />

Tag in Roussillon zu verbringen und dort neben<br />

den klassischen Sehenswürdigkeiten Restaurants,<br />

Kunstgalerien und Weingüter zu erkunden.<br />

Genießen Sie mit uns einen Tag in Roussillon!<br />

Grenoble<br />

Gap<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

Toulon<br />

A57<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Ärmelkanal<br />

Le Touquet-Paris-Plage<br />

Ein Strand für die Hauptstadt<br />

Das Seebad Le Touquet-Paris-<br />

Plage ist einer der sehenswertesten<br />

Orte entlang der nordfranzösischen<br />

Côte d’Opale. Wo früher die<br />

Schönen und Reichen dem Müßiggang<br />

frönten, machen heute meist<br />

gut situierte Familien aus der näheren<br />

Umgebung Urlaub bzw. verbringen<br />

hier ihre Wochenenden.<br />

Le Touquet-Paris-Plage bietet dabei<br />

aber nicht nur eine charmante<br />

Kulisse aus der Belle Epoche, sondern<br />

zeigt sich auch als ungewöhnlich<br />

vielfältig im Erscheinungsbild.<br />

Eine Reise an den Ärmelkanal.<br />

Bei den beiden Wörtern « Paris » und « Plage » (dt.<br />

Strand) denken die meisten Hauptstädter heute an<br />

ein in jedem <strong>Sommer</strong> wiederkehrendes Ereignis, bei<br />

dem die Uferstraßen an der Seine rund vier Wochen lang<br />

für den Autoverkehr gesperrt und in einen Tummelplatz für<br />

Fußgänger, Radfahrer, Freizeitsportler und Sonnenanbeter<br />

verwandelt werden. Mir geht das nicht anders. Dabei gibt es<br />

ein « Paris-Plage » schon sehr viel länger als dieses am Anfang<br />

des neuen Jahrtausends vom ersten sozialistischen<br />

Bürgermeister von Paris eingeführte Event. Das « andere »<br />

Paris-Plage befindet sich jedoch nicht innerhalb der Pariser<br />

Stadtgrenzen, sondern rund 200 Kilometer Luftlinie nördlich<br />

der Metropole an den Ufern des Ärmelkanals.<br />

Denn seit dem 19. Jahrhundert schmückt sich der Ferienort<br />

Le Touquet mit dem Namenszusatz « Paris-Plage ».<br />

Zwar mag ein Ortsname wie Le Touquet-Paris-Plage auf<br />

den ersten Blick ziemlich sperrig wirken. Beim zweiten<br />

Hinschauen entpuppt er sich aber als genialer Marketingtrick.<br />

Er bringt außerdem zum Ausdruck, welche Ambitionen<br />

man einst an der Küste des Departements Pas-de-<br />

Calais hatte.<br />

An der Stelle, an der der Notar Alphonse Jean-Baptiste<br />

Daloz 1837 die aus Dünen bestehende Domaine du<br />

Touquet an der Mündung der Canche erwarb, entwickelte<br />

sich bis zu den Goldenen 1920er-Jahren eines der<br />

mondänsten Seebäder des Landes, das nicht weniger sein<br />

wollte, als die Badewanne der Pariser Elite. Allerdings<br />

gehören heute die meisten Villen im Ort gar nicht reichen<br />

Parisern, sondern wohlhabenden Franzosen aus der näheren<br />

Umgebung, die meist ganzjährig ihre Wochenenden<br />

hier verbringen und dafür sorgen, dass Le Touquet-Paris-<br />

Plage auch im Winter keine Geisterstadt wird.<br />

Den werbewirksamen Namenszusatz « Paris-Plage »<br />

dachte sich damals gar nicht der Eigentümer selbst aus,<br />

wie man vermuten könnte. Es war der Direktor der Tageszeitung<br />

Le Figaro, Hypolite de Villemessant, der diesen<br />

genialen Einfall hatte und ihn mit dem befreundeten<br />

Notar teilte. Richtig groß gemacht wurde das Seebad<br />

schließlich aber weder von diesen beiden Herren noch<br />

überhaupt von einem Franzosen. Es war ein Brite, Sir<br />

John Whitley, der sich zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />

in die Dünen- und Pinienlandschaft von Le Touquet-<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Ärmelkanal<br />

Paris-Plage verliebte und die Touquet Syndicate Limited<br />

gründete, die um die Jahrhundertwende den Ort zu einem<br />

Seebad von internationalem Renommee ausbaute.<br />

Es ist deshalb nicht Zufall, dass Le Touquet-Paris-<br />

Plage bis heute einen gewissen britischen Charme besitzt,<br />

was mir bei meiner Fahrt in den Ort auf den ersten Blick<br />

auffällt. Auch viele Besucher auf den Straßen sprechen<br />

Englisch, schließlich liegt Großbritannien gleich auf der<br />

anderen Seite des Ärmelkanals, weshalb schon wegen der<br />

geografischen Nähe viele Briten hierher kommen.<br />

Doch das ist nur eine Sache, die ich sofort bemerke.<br />

Die andere ist, dass Le Touquet-Paris-Plage mehr an eine<br />

Gartenstadt als an ein klassisches Seebad erinnert. Natürlich<br />

hat auch dieser Ferienort sein altes, ehrwürdiges<br />

Grand Hôtel, durch dessen Gänge bis heute der Geist<br />

einer vergangenen Epoche weht. Ebenso gibt es ein Kasino,<br />

das einen Hauch von Monaco an den Ärmelkanal<br />

bringt, eine Pferderennbahn, deren hübsche Tribünen<br />

unter Denkmalschutz stehen, eine Avenue mit edlen Boutiquen,<br />

eine Meeresfront mit breitem Strand sowie schicke<br />

Restaurants. Ist man erst einmal ins Herz der Kommune<br />

vorgedrungen, findet man also die typischen Ingredienzien<br />

eines mondänen Seebades.<br />

Doch dieses Zentrum macht nur einen kleinen Teil der<br />

Fläche von Le Touquet-Paris-Plage aus. Viel dominanter<br />

sind dagegen die sich darum gruppierenden Viertel, in<br />

denen sich herrschaftliche Villen und adrette Bungalows<br />

unter alten Bäumen verteilen. Eine solch grüne, ruhige<br />

und gediegene Atmosphäre kenne ich aus den anderen<br />

mondänen Seebädern des Landes wie Deauville, Cannes<br />

oder Biarritz nicht. Steht dort meist das Sehen und Gesehenwerden<br />

im Mittelpunkt, ist Le Touquet-Paris-Plage<br />

fast wie in ein großer Park, wo man sich der Diskretion<br />

verpflichtet fühlt. Nur das ebenfalls etwas mondäne Arcachon<br />

am Atlantik weist gewisse Ähnlichkeiten auf.<br />

Wahrscheinlich wurde der Ort auch deshalb in Werbekampagnen<br />

zwischen den beiden Weltkriegen als das<br />

« Arcachon des Nordens » angepriesen.<br />

Auffallend ist zudem, dass die großzügig bemessenen<br />

Grundstücke fast nie von Zäunen umgeben sind. Wie<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


anders sind doch die Verhältnisse an der kriminalitätsgeplagten<br />

Côte d’Azur, wo keine große Villa mehr ohne<br />

Alarmanlage, Videoüberwachung und hohe Mauern bzw.<br />

Zäune auskommt. Hier habe ich dagegen fast das Gefühl,<br />

ich könnte an die Wohnzimmerscheibe klopfen und man<br />

würde mich sogar noch als Gast empfangen. Teilweise<br />

fehlen die Grundstückseinfassungen, weil sie aus denkmalpflegerischen<br />

Gründen untersagt sind, teilweise aber<br />

auch schlicht, weil diese Offenheit zum Lebensgefühl im<br />

Ort gehört.<br />

Zu einem gewissen Teil verdankt der Ort diese Atmosphäre<br />

der Gediegenheit, Ruhe und Sicherheit den klimatischen<br />

Bedingungen. Spielte zum Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

das Wetter bei Urlaubern noch keine so große<br />

Rolle bei der Wahl ihres Ferienortes, hat sich dies bis zum<br />

Anfang des 21. Jahrhunderts grundlegend geändert. Der<br />

internationale Jetset möchte sich inzwischen stets unter<br />

blauem Himmel bei sommerlichen Temperaturen vergnügen.<br />

Die moderne Luftfahrt lässt Distanzen schmelzen.<br />

So ist das wirklich große Geld heute nicht mehr in Le<br />

Touquet-Paris-Plage, sondern in anderen Seebädern zu<br />

Hause. Für Gauner und Ganoven gibt es also spannendere<br />

Ecken im Land.<br />

Am Ärmelkanal ist niemand darüber traurig. Zwar<br />

legt man unverändert Wert darauf, kein Seebad wie jedes<br />

anders zu sein. Eine Pferderennbahn, ein Kasino, ein<br />

Golfplatz sowie ein Flugplatz sorgen für eine gewisse<br />

Exklusivität. Davon abgesehen verzichtet man aber gerne<br />

auf die Sperenzien mancher Stars und fühlt sich mit dem<br />

leicht morbiden Charme vergangener Größe recht wohl.<br />

Nachdem ich diverse Straßen durch die Wohnviertel<br />

abgefahren bin und zahlreiche Anwesen bewundert<br />

habe, stelle ich mein Fahrzeug schließlich in unmittelbarer<br />

Nähe der örtlichen Touristeninformation ab. Place<br />

de l’Hermitage hießt der breite platzartige Boulevard,<br />

an dem sich zugleich das Epizentrum des mondänen Le<br />

Touqet-Paris-Plage befindet. Die Architektur der umliegenden<br />

Gebäude verströmt die Eleganz der Belle-Epoque.<br />

An dieser Stelle erinnert das Seebad in der Tat an Seebäder<br />

wie Deauville oder Biarritz.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Ärmelkanal<br />

Eine Fischsuppe als kulinarischer Botschafter<br />

Le Touquet-Paris-Plage ist nicht nur für sein hübsches<br />

Ortsbild und seinen schönen Strand bekannt, auch kulinarisch<br />

kann das Seebad mit einer Spezialität aufwarten:<br />

der Pérard-Fischsuppe. Manche kommen nur deshalb in<br />

den Ort, um sich mit diesem Produkt einzudecken. Verkauft<br />

wird die Suppe in einem Glas, dessen Design sich<br />

seit der Erfindung derselben in den 1960er-Jahren quasi<br />

nicht verändert hat. Heute ist diese Suppe sogar in vielen<br />

Supermärkten landesweit in den Regalen zu finden.<br />

Das Rezept für die Suppe wird von Generation zu<br />

Generation weitergegeben. Die Fischsuppe ist zudem die<br />

einzige Suppe im Land, die sich mit dem « Label Rouge »<br />

schmücken darf. Das « Label Rouge » ist ein französisches<br />

Gütesiegel für hochwertige Lebensmittel. Es wird im Auftrag<br />

des französischen Landwirtschaftsministeriums vergeben.<br />

Die Pérard-Fischsuppe besteht zu mindestens 40 Prozent<br />

aus Fisch, wobei mindestens fünf verschiedene Sorten<br />

aus dem Nordatlantik verarbeitet werden. Außerdem wird<br />

mit Safran gewürzt. Konservierungsstoffe, künstliche Aromen<br />

oder Farbstoffe kommen dagegen nicht in die Suppe.<br />

Seit 1994 steht Lionel Sawicki an der Spitze des Unternehmens,<br />

das diese Suppe herstellt. Er ist der Schwiegersohn<br />

von Serge Pérard, der die Firma einst gründete.<br />

Heute arbeitet ein Dutzend Angestellter in dem Familienbetrieb.<br />

Monsieur Sawicki, Aix-en-Provence hat seine Calissons, Le<br />

Mans seine Rillettes, Cambrais seine Bêtises und Le Touquet-<br />

Paris-Plage seine Fischsuppe, kann man das so sagen?<br />

Ja, das ist richtig, und schon seit langer Zeit so. Der<br />

Grundstein dazu wurde im Zweiten Weltkrieg gelegt. Für<br />

meinen Schwiegervater Serge Pérard – wie für viele andere<br />

Bewohner von Le Touquet-Paris-Plage – war es in den<br />

Kriegsjahren schwer, genug Nahrungsmittel zu bekommen.<br />

Eines Morgens beobachtete er auf dem Fischmarkt<br />

von Boulogne-sur-Mer, wie eine Fischerin ihren Fang<br />

gegen Rationierungsmarken eintauschte, zuvor jedoch<br />

die Köpfe der Fische abschnitt und diese wegwarf. Dies<br />

veranlasste ihn dazu, die Fischhändlerin davon zu überzeugen,<br />

ihm einige dieser Köpfe zu verkaufen.<br />

Er fuhr nach Hause und kochte die Fischköpfe in<br />

heißem Wasser. Als Beilage wählte er Kartoffeln. Seit<br />

langem konnte er sich endlich einmal wieder satt essen.<br />

Für den Abend hob er den Sud auf und verfeinerte ihn mit<br />

Zwiebeln, Thymian, Lorbeer, ein bisschen Knoblauch,<br />

Salz und Pfeffer. Das Rezept für seine Fischsuppe war<br />

geboren.<br />

Rund 20 Jahre später wagte es Serge Pérard, ein Restaurant<br />

in Le Touquet-Paris-Plage zu eröffnen, in dem<br />

nur Fischgerichte gereicht wurden. Die anderen Gastronomen<br />

im Ort hielten das für ein kaum überlebensfähiges<br />

Konzept. Mein Schwiegervater ließ sich davon aber nicht<br />

beirren. Der Star auf der Speisekarte war seine legendäre<br />

Fischsuppe. Immer mehr Kunden fragten ihn, ob man<br />

diese auch mit nach Hause nehmen könnte. So entschied<br />

sich Serge Pérard, die Suppe auch abgefüllt in Gläsern für<br />

den Verkauf anzubieten.<br />

Von Anfang an war es Serge Pérard dabei wichtig,<br />

dass der Ortsname seiner Heimat auf die Gläser geschrieben<br />

wurde. So kam es, dass die Menschen die Fischsuppe<br />

immer mehr mit Le Touquet-Paris-Plage in Verbindung<br />

brachten. Heute ist das Produkt ein Teil der DNA des<br />

Seebades.<br />

Le Touquet-Paris-Plage hat Ihrem Schwiegervater also einiges<br />

zu verdanken...<br />

Ja, und nicht nur das. Serge Pérard gehörte auch zu<br />

den wenigen Familien, die an ein wichtiges Projekt des<br />

ehemaligen Bürgermeisters Léonce Deprez (von 1969<br />

bis 1995 im Amt, Anmerkung der Redaktion) glaubten.<br />

In den 1960er-Jahren war Le Touquet-Paris-Plage in den<br />

Wintermonaten ein ausgestorbenes Nest. Léonce Deprez<br />

hatte die Vision von einem Seebad, das ganzjährig<br />

Besucher anzog. Er sprach deshalb einige Gastronomen,<br />

Einzelhändler und Hoteliers an und bat sie, ihr Geschäft<br />

ganzjährig zu betreiben. Unter den Angesprochenen war<br />

auch mein Schwiegervater.<br />

Viele hielten die Vision des Bürgermeisters für eine<br />

Schnapsidee. Um mit seiner Idee trotzdem eine Kehrtwende<br />

einzuleiten, subventionierte die Stadtverwaltung<br />

sogar die Heizkosten, wenn Hoteliers ihre Herbergen<br />

über Winter geöffnet ließen. Die ersten Winter brachte<br />

dies nicht wirklich mehr Besucher in den Ort. Doch dann<br />

sprach es sich herum, dass man in Le Touquet-Paris-Plage<br />

auch im Winter eine Unterkunft oder ein Restaurant<br />

finden konnte. Das Seebad entwickelte sich auch in der<br />

Nebensaison zu einem beliebten Ziel. Serge Pérard nahm<br />

mit seinem Restaurant an dieser Entwicklung teil.<br />

Ihre Firma ist damit insgesamt zu einem Markenzeichen des<br />

Ortes geworden...<br />

So könnte man das sehen. Außerdem nehmen die<br />

Menschen, wenn sie eine unserer Suppen kaufen, ein<br />

Stück Urlaub mit nach Hause. Sie essen sie zu Hause vielleicht<br />

mit Freunden oder anderen Familienangehörigen.<br />

So entsteht ein Schneeballsystem, von dem Le Touquet-<br />

Paris-Plage profitiert.<br />

Monsieur Sawicki, wir bedanken uns für das Gespräch.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Impressionen aus der Innenstadt von Le Touquet-<br />

Paris-Plage. S. 42/43: Das Mündungsgebiet<br />

der Canche. S. 41: Das Westminster, das<br />

beste Hotel am Platz. S. 40: Edle Boutiquen<br />

im mondänen Epizentrum des Seebades.<br />

Ich mache mich von dort zu Fuß auf den Weg in Richtung<br />

Meer. Vorbei an edlen Boutiquen erreiche ich schon<br />

wenige Minuten später das herrschaftliche Gebäude des<br />

Westminster. Das 4-Sterne-Hotel wurde 1924 im Art-<br />

Déco-Stil erbaut und definiert sich als das erste Haus am<br />

Platz. Die rote Klinkerfassade lässt mich unweigerlich an<br />

England denken. Zu gut kann ich mir vorstellen, wie sich<br />

feine englische Damen in der Lobby zum Tee treffen, um<br />

über ihre Urlaubserlebnisse zu sprechen und über die letzten<br />

Neuigkeiten aus dem Ort zu tratschen.<br />

Vielleicht komme ich am Nachmittag nochmal zurück,<br />

um selbst einen Tee oder Kaffee zu genießen. Jetzt<br />

will ich aber erst weiter zum Meer. Der Boulevard hat<br />

längst seinen Namen gewechselt und heißt inzwischen<br />

Rue Saint-Paul. Aber nicht nur der Straßenname ist neu:<br />

Erneut bin ich erstaunt, wie oft Le Touquet-Paris-Plage<br />

sein Gesicht ändert. Befand ich mich zuerst in einer großzügigen<br />

Gartenstadt, dann in einem klassischen Seebad<br />

der Belle Epoche, laufe ich nun durch eine lebendige<br />

verkehrsberuhigte Einkaufsstraße mit Häusern, die mich<br />

stark an eine typisch normannische Kleinstadt erinnert.<br />

Gerade an den Wochenenden mit schönem Wetter<br />

geht es sehr geschäftig in der Straße und ihren Seitenstraßen<br />

zu. Schließlich strömen dann auch viele Tagesausflügler<br />

für ein paar Stunden in den Ort. An solchen Tagen<br />

ist es kaum möglich, einen freien Tisch in den Restaurants<br />

und Bistros zu finden. Aber selbst dann wird Le Touquet-<br />

Paris-Plage nie so hektisch wie die großen Ferienorte an<br />

der Côte d’Azur oder am Atlantik. Am Ärmelkanal bewahrt<br />

man sich stets eine gewisse Gelassenheit. Schließlich<br />

sind die ganz großen ruhmreichen Zeiten vorbei.<br />

Als ich schließlich am Meer angekommen bin, ist die<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Ärmelkanal<br />

Oben: Der Strand<br />

von Le Touquet-<br />

Paris-Plage ist breit<br />

und feinsandig. In<br />

einer Strandbar<br />

kann man chillen.<br />

Links: Schmucklose<br />

Apartmenthäuser<br />

verschandeln<br />

die Uferfront des<br />

Seebades. Rechts:<br />

Rund um die Place<br />

de l’Hermitage<br />

versprühen die<br />

Gebäude den<br />

Charme der<br />

Belle Epoque.<br />

Enttäuschung groß. Die Apartmenthäuser, die am Strand<br />

stehen, sind nicht gerade eine Augenweide. Ein gesichtsloser<br />

Kasten reiht sich an den nächsten. Die Balkone sind<br />

außerhalb der beiden <strong>Sommer</strong>monate Juli und August<br />

meist verwaist und die Jalousien vor den Fenstern heruntergelassen.<br />

Wie schade, dass das Westminster und die<br />

anderen herrschaftlichen Gebäude in seiner Umgebung<br />

nicht einst hier am Meer errichtet wurden. Am besten<br />

man dreht sich deshalb gar nicht erst um, sondern genießt<br />

schlicht den grandiosen breiten Sandstrand. Der perfekte<br />

Ort für mich, in einer Strandbar etwas auszuruhen und<br />

ein Getränk zu bestellen.<br />

Nach dieser Pause möchte ich aber unbedingt noch an<br />

die Mündung der Canche, die den Ort in Richtung Norden<br />

begrenzt. Dafür braucht es einen kleinen Spaziergang<br />

auf einem zur Promenade ausgebauten Weg. Nach rund 15<br />

bis 20 Minuten gelange ich schließlich zu meinem Ziel.<br />

Erneut bin ich erstaunt, wie anders Le Touquet-Paris-<br />

Plage hier wirkt. Die Canche wird auf ihren letzten Metern<br />

zum Meer erstaunlich breit, so dass sie fast wie ein See<br />

wirkt. Sanddünen und Gräser prägen die Ufer. Der Wind<br />

rüttelt an meinem Körper. Hier wirkt das eben noch mondäne<br />

und lebendige Seebad wie ein wildes Naturparadies<br />

weit ab jeglicher Zivilisation.<br />

Ein Naturparadies, das zum Glück geschützt ist.<br />

Seit den 1980er-Jahren ist es ein Naturpark. Viele Vögel<br />

kommen ins Mündungsgebiet zum Nisten. Auch Wildschweine<br />

und Füchse fühlen sich hier wohl. Ich ergötze<br />

mich vor allem an dem Anblick der vielen Kiter. Es ist<br />

ein fantastischer Anblick, wie sie mit ihren Brettern und<br />

den bunten Segeln an der Leine über die Canche jagen.<br />

Wäre ich etwas sportlicher, hätte ich Lust, mich zu ihnen<br />

zu gesellen.<br />

Ich verweile noch eine gute Weile und schlendere<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


dann langsam zu meinem Auto zurück. Wenn ich ehrlich<br />

bin, dann hat Le Touquet den Namenszusatz « Paris-<br />

Plage » nicht mehr oder minder verdient als andere Orte<br />

am Ärmelkanal, die sich leicht von der Hauptstadt aus erreichen<br />

lassen. Einen echten Bezug zu Paris gibt es nicht<br />

und die meisten regelmäßigen Besucher kommen eher aus<br />

den Regionen Nord-Pas-de-Calais und Picardie. Daher<br />

ist es auch nicht zu bedauern, dass die meisten Pariser bei<br />

« Paris-Plage » inzwischen an ihre Seine-Ufer im <strong>Sommer</strong><br />

denken. Sehenswert ist das Seebad dagegen definitiv.<br />

Vielleicht sollte ich vor meiner Rückfahrt in die Hauptstadt<br />

doch noch an ein Wohnzimmerfenster klopfen. Ich<br />

würde gerne jemanden in dieser grünen Oase am Ärmelkanal<br />

kennen.<br />

Calais Dunker<br />

Ile de Sein<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

<br />

Aus Norddeutschland erreicht man<br />

Le Touquet-Paris-Plage über Belgien<br />

und die Autobahn entlang des<br />

Ärmelkanals. Aus Süddeutschland,<br />

Österreich und der Schweiz ist die<br />

Anreise über den Osten Frankreichs<br />

günstiger.<br />

Le Touquet-Paris-Plage …<br />

… Berlin 995 km … Hamburg 823 km<br />

… Köln 483 km … München 975 km<br />

… Wien 1.392 km<br />

… Zürich 826 km<br />

Le Touquet-Paris-Plage besitzt einen<br />

eigenen Flughafen, der sich sogar<br />

international nennt, aber Linienflüge<br />

gibt es quasi keine. Der nächste<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

nonstop angeflogene Flughafen<br />

Lannion<br />

ist in Paris. Eine Alternative ist der<br />

N12/E50<br />

Flughafen von Brüssel.<br />

Brest<br />

Saint-Brieuc<br />

N12/E50<br />

N164<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Quimper<br />

Dieppe: Die Stadt und D768das Meer<br />

Direkte Zugverbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum existieren<br />

nicht. Der nächste Bahnhof mit<br />

regionalen Verbindungen befindet<br />

sich in Etaples auf der anderen<br />

Uferseite der Canche.<br />

www.letouquet.com<br />

Calais, ein Stadtname, den fast jeder kennt und A83<br />

den jeder grob auf einer Landkarte Les verorten Sablesd’Olonne<br />

kann. Welche andere Stadt mit gerade<br />

Office Cherbourg- de Tourisme<br />

Octeville<br />

Palais des Congrès<br />

Place de l’Hermitage<br />

62520 Le Touquet-Paris-Plage<br />

Telefon: +33 (0)3 21 06 72 00<br />

N13<br />

Soupes Pérard<br />

Atelier Régals du Touquet<br />

Avenue Georges Besse A84/E401<br />

62520 Le Touquet-Paris-Plage<br />

DinardSaint-Malo<br />

Avranches<br />

www.soupesmarines.com<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Rennes<br />

A84<br />

Saint-Lô<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A28/E402<br />

A11/E50<br />

England. Calais ist keine Stadt, die auf den ersten Blick begeistert.<br />

Trotzdem lohnt sie einen Abstecher, gerade auch wegen A10/E5 eines<br />

In den N165/E60 Reiseführern über die Normandie N24 wird Dieppe sehenswerten Museums, das die Vergangenheit der Gegend als<br />

Le Mans<br />

Orléans<br />

neben den anderen Badeorten an der Hochburg der Spitzenfertigung thematisiert.<br />

Lorient<br />

A11/E501<br />

Côte d‘Albâtre<br />

Vannes<br />

meist in die Kategorie « ganz<br />

A28/E502<br />

interessant » eingeordnet. N165/E60 Ein Ausflugsziel, das<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54<br />

Blois<br />

Quiberon man vielleicht einmal anfahren kann, wenn<br />

Lille: Die unterschätzte Metropole<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

man gerade in der Nähe ist. Dabei verdient A11/E60 Anders als Marseille, Bordeaux oder Lyon fehlt Cheverny bei vielen<br />

La Baule<br />

Dieppe mehr als nur einen kurzen Abstecher.<br />

Frankreichreisenden A86/E60<br />

Tours Lille Chenonceau auf der Wunschliste A71/E9<br />

St. Nazaire<br />

A85<br />

Nantes<br />

der sehenswerten französischen Großstädte.<br />

A87<br />

Monts<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Dabei lohnt Frankreichs A10/E5 nördlichste Metropole Bourges<br />

Clisson<br />

Calais: Eine Stadt mit Spitze<br />

Cholet<br />

ebenso einen Besuch wie die beliebteren<br />

A13/E46<br />

Rivalen weiter südlich. Es locken eine Altstadt<br />

A20/E9<br />

mit flämischer Atmosphäre, eine stärkere<br />

Offenheit gegenüber nordeuropäischem<br />

einmal 75.000 Einwohnern kann das von sich Design, malerische Gassen und Plätze sowie herzliche und<br />

A83<br />

Poitiers<br />

behaupten? Doch die Stadt verdankt ihre freundliche Menschen. Außerdem ist Lille für viele Besucher aus<br />

Bekanntheit weniger ihrer eigenen Anmut als dem Saint-Sigismond deutschsprachigen Raum nur einen Katzensprung entfernt.<br />

vielmehr ihrem berühmten Fährhafen nach N11/E601 Impressionen Niort aus einer dynamischen Metropole.<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Caen<br />

Alençon<br />

A131<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Chartres<br />

Boulogne-sur-Mer<br />

Le Touquet-<br />

Paris-Plage<br />

Amiens<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

A6/E15<br />

A71/E11<br />

Montluçon<br />

E602/A837<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 47<br />

A


UNTERWEGS IN FRANKREICH Loire-Tal<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Das Loire-Tal ist berühmt für seine majestätischen<br />

Schlösser, mundenden Weine, sehenswerten Orte<br />

und liebliche Landschaft. Die Kleinstadt Saumur<br />

auf halbem Wege zwischen Tours und Angers<br />

erfüllt perfekt die Vorstellungen, die Besucher<br />

von dieser Region haben. Zu ihren Attraktionen<br />

gehören aber nicht nur bauliche Meisterwerke,<br />

sondern auch Pferde. Ein Besuch in der Stadt<br />

des Cadre Noir.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Loire-Tal<br />

Wenn man sich vom Westen her dem Zentrum der<br />

knapp 30.000 Einwohner zählenden Kleinstadt<br />

an der Loire nähert, liegt nicht selten der Duft<br />

von Pferdemist in der Luft. Die olfaktorische Annährung<br />

an die Stadt mit einem der am schönsten gelegenen<br />

Schlösser entlang der Loire ist also<br />

durchaus gewöhnungsbedürftig. Der<br />

animalische Geruch hat aber eine Ursache,<br />

für die man sich in Saumur nicht<br />

schämt. Ganz im Gegenteil, man ist sogar<br />

stolz darauf: Denn er stammt aus<br />

den Ställen und von den Pferden des<br />

Cadre Noir, der berühmtesten Reitschule<br />

Frankreichs.<br />

Was die Patrouille de France, die<br />

offizielle Kunstflugstaffel der französischen<br />

Luftwaffe, die man vor allem von<br />

den spektakulären Überflüge der Pariser<br />

Champs-Elysées am französischen<br />

Nationalfeiertag kennt, für die Lüfte<br />

ist, stellt der Cadre Noir für die Reiterei<br />

dar. Die Reitschule aus Saumur ist<br />

nicht nur die berühmteste des Landes,<br />

sie ist auch eine der renommiertesten<br />

französischen Institutionen überhaupt.<br />

Eine Institution, die sich der Tradition<br />

verpflichtet fühlt und von einigen<br />

manchmal als vieille France, also als<br />

altmodisch, belächelt wird, wovon man<br />

sich in Saumur aber noch nie beirren<br />

ließ.<br />

Die Einwohner von Saumur sind<br />

nicht ohne Grund stolz auf den Cadre<br />

Noir. Zunächst einmal wegen der langen<br />

Geschichte der Reitschule. Während<br />

der Napoleonischen Feldzüge<br />

spielte die französische Kavallerie eine<br />

wichtige Rolle. Es zeigte sich damals<br />

jedoch, dass die reiterlichen Fähigkeiten<br />

der Soldaten zum Teil unzureichend<br />

waren, weswegen die Kavallerie<br />

hohe Verluste hinnehmen musste. Seit<br />

1825 wurde in Saumur deshalb eine<br />

Reitschule ins Leben gerufen, die den<br />

Einsatz von Pferden in der Armee verbessern<br />

sollte.<br />

Als Lehrmeister engagierte man die<br />

renommiertesten Reitlehrer der damaligen<br />

Epoche. Es waren Zivilisten und keine Militärangehörigen,<br />

die die neuen Offiziere der Kavallerie ausbilden<br />

sollten. Ihre Fähigkeiten basierten auf der Tradition<br />

der französischen Reitkunst, die sich zuvor seit der Zeit<br />

der Renaissance durch aus Italien kommende Moden in<br />

Frankreich entwickelt hatte. Der Name dieses Elite- und<br />

Ausbildungskorps leitete sich von der schwarzen Farbe der<br />

Uniformen ab.<br />

Doch selbst wenn heute der Cadre Noir Weltruhm<br />

genießt und niemand mehr auf die Idee käme, diese ehrwürdige<br />

Institution abzuschaffen, gab es auch schwierige<br />

Phasen in der Vergangenheit. Insbesondere am Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts, als Kriege nicht mehr mit Pferden,<br />

sondern zunehmend mit Fahrzeugen,<br />

Panzern und Flugzeugen geführt wurden.<br />

Die militärische Bedeutung der<br />

Vierbeiner ging dramatisch zurück.<br />

Deshalb stellte sich die Frage nach dem<br />

Sinn einer Reitschule innerhalb der<br />

Armee. Die damalige Regierung konnte<br />

sich – aus heutiger Sicht zum Glück<br />

– jedoch nicht dazu durchringen, den<br />

Cadre Noir abzuschaffen, schließlich<br />

galt die Reitschule längst als ein Teil<br />

des kulturellen Erbes des Landes.<br />

In der neueren Vergangenheit kam<br />

der Einrichtung außerdem zugute,<br />

dass sich der Reitsport als Freizeitbeschäftigung<br />

und Leistungssport immer<br />

mehr entwickelt hat. Gerade in den<br />

1970er-Jahren entstanden überall in<br />

Frankreich zahlreiche neue Reitzentren.<br />

Man bemühte sich deshalb um die<br />

Gründung einer nationalen Reitschule<br />

zur Ausbildung von Reitlehrern und<br />

Pferdeprofis auf hohem Niveau. 1972<br />

schuf der damals amtierende Sportminister<br />

auf der Basis des Cadre Noir<br />

die Ecole Nationale d’Equitation. Die<br />

Institution verlor damit ihren militärischen<br />

Status und wurde zu einer zivilen<br />

Einrichtung.<br />

Die Menschen in Saumur sind<br />

aber nicht nur wegen dieser langen<br />

Geschichte stolz auf den Cadre Noir.<br />

Die Reitschule wird auch wegen ihres<br />

hohen Anspruchs geschätzt. Es geht<br />

um Spitzenleistungen und Exzellenz<br />

im Reitsport. Der Cadre Noir ist eine<br />

Eliteeinrichtung. Seit 2011 gehört die<br />

französische Reitkunst zudem zum<br />

immateriellen Weltkulturerbe der<br />

UNESCO. Eine Auszeichnung, die<br />

erst durch den Cadre Noir ermöglicht<br />

wurde.<br />

Hinzu kommt, dass die Expertise<br />

des Cadre Noir weltweit geschätzt wird. So unterschrieb<br />

man kürzlich einen Vertrag mit China, der den Kauf von<br />

3.000 französischen Pferden vorsieht und die Reitschule<br />

beauftragt, sich um eine ähnliche Institution südöstlich<br />

von Peking zu kümmern. Ähnliche Verträge verhandelt<br />

man gerade mit Ungarn und Katar.<br />

In Anbetracht dieser Fakten nimmt man ein paar Geruchsbelästigungen,<br />

die Pferdeliebhaber ohnehin nicht als<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Die Reiter des Cadre Noir gehören zur Elite des Pferdesports. Der Name der Reitschule leitet sich von der schwarzen Farbe ihrer<br />

Uniformen ab. S. 48/49: Durch seine erhöhte Lage und wehrhafte Architektur erinnert das Schloss von Saumur an eine Burg.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Loire-Tal<br />

Links: In der Innenstadt<br />

von Saumur. Unten:<br />

Blick über die Dächer<br />

der Innenstadt mit dem<br />

Kirchturm der Eglise<br />

Saint-Pierre. Rechte Seite:<br />

Blick vom Pont Cessart<br />

auf die Innenstadt und<br />

das Schloss von Saumur.<br />

solche bezeichnen würden, gerne in Kauf. Außerdem lässt<br />

sich der Cadre Noir besichtigen, so dass er heute neben<br />

dem Schloss und der Altstadt eine der Hauptsehenswürdigkeiten<br />

von Saumur geworden ist, die zahlreiche Touristen<br />

anzieht und den Ruf der Stadt in die Welt trägt.<br />

Während eines Besuchs der Institution erfährt man<br />

nicht nur alles über die Geschichte des Cadre Noir, man<br />

kommt auch ganz nah an die Pferde heran. Außerdem<br />

sieht man die Grand Manège des Ecuyers, eine große<br />

Halle, in der regelmäßig Wettbewerbe durchgeführt und<br />

Vorführungen gezeigt werden. Es gibt sogar ein Musical<br />

mit Pferden. Mit einer Länge von 83 Metern, einer Breite<br />

von 32 Metern und 1.500 Sitzplätzen ist sie die angeblich<br />

größte Reithalle Europas. Wenn man ein bisschen Glück<br />

hat, kann man bei einer Besichtigung zudem den Reitlehrern<br />

bei ihrer Arbeit zusehen – ein nicht nur für Pferdeliebhaber<br />

spannendes Erlebnis.<br />

Wer nicht wegen der Pferde den Weg nach Saumur<br />

findet, der kommt meist wegen einer anderen wichtigen<br />

Sehenswürdigkeit in die Stadt: das Schloss. Nun ist das<br />

ganze Loire-Tal westlich und östlich von Saumur nur so<br />

mit Schlössern gesegnet und in der Gegend gibt es zweifelsfrei<br />

spektakulärere und größere Schlösser wie etwa die<br />

von Chambord, Chennonceau oder Amboise, um nur ein<br />

paar Beispiele zu nennen. Das Schloss von Saumur bietet<br />

seinen besonderen Reiz aber auch weniger wegen seiner<br />

Architektur oder Größe, sondern vielmehr aufgrund der<br />

Lage.<br />

Malerisch ist es auf einer Anhöhe direkt an der Loire<br />

gelegen und überragt damit die Dächer der schmucken<br />

Altstadt sowie das flache Flusstal. Die Stadtsilhouette<br />

von Saumur ist schlichtweg betörend. Besonders schön<br />

lässt sich dieser Anblick vom rechten Ufer der Loire aus<br />

bewundern. Hier versteht man sofort, warum Saumur und<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


sein Schloss zu den Höhepunkten einer Reise entlang der<br />

Loire gehören. Es ist nicht ein « architektonischer Leuchtturm<br />

», der die Kleinstadt so besonders macht, sondern das<br />

Ensemble aus Stadt, Schloss und Fluss.<br />

Eigentlich gibt es bezüglich der Stadtsilhouette nur<br />

einen kleinen Wehmutstropfen: Da sich die Stadt am<br />

südlichen Ufer der Loire ausbreitet, die Uferfassaden sowie<br />

das Schloss also nach Norden ausgerichtet sind, wird<br />

man beides nie perfekt von der Sonne angeleuchtet sehen.<br />

Gerade Fotografen verzweifeln immer wieder daran, denn<br />

der Blick auf die Stadt ist ansonsten ein Postkartenmotiv<br />

par excellence. So bleibt beleuchtungsmäßig immer ein<br />

bisschen Imperfektion.<br />

Als im Jahre 962 zum ersten Mal eine Festung in<br />

Saumur errichtet wurde, hat man sich darüber sicherlich<br />

keine Gedanken gemacht. Fotoapparate wurden erst viele<br />

Jahrhunderte später erfunden. Die erste Burg entstand im<br />

Zusammenhang mit einer Benediktinerabtei. Rund ein<br />

halbes Jahrhundert später wütete ein Feuer. Anschließend<br />

sowie in den darauffolgenden drei Jahrhunderten gab es<br />

diverse Um- und Ausbauten.<br />

1368 beschloss Ludwig I. schließlich den Umbau der<br />

Burg in ein Schloss. Umfangreiche Bauarbeiten, bei denen<br />

unter anderem die Türme erhöht wurden, begannen<br />

und wurden unter Ludwig II., Ludwig III. sowie René<br />

d’Anjou fortgesetzt. Als zum Ende des 16. Jahrhunderts<br />

Saumur zu einem wichtigen Schutzplatz für Frankreichs<br />

Hugenotten wurde, ließ Philippe Duplessis-Mornay die<br />

Befestigungsanlagen ausbauen.<br />

Napoleon Bonaparte richtete im Schloss von Saumur<br />

am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Staatsgefängnis ein.<br />

Dies hatte massive Eingriffe in die ursprüngliche Architektur<br />

zur Folge. Fenster und Treppen wurden zugemauert,<br />

um den Häftlingen keine Fluchtmöglichkeiten zu<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Loire-Tal<br />

Links: Das Schloss von Saumur, das zurzeit saniert wird. Rechts: Einer der Plätze in der Innenstadt von Saumur.<br />

geben. Außerdem zog man ein Zwischengeschoss ein, um<br />

möglichst viele Zellen unterbringen zu können.<br />

Danach diente das Gebäude als Waffen- und Munitionslager.<br />

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann<br />

schließlich die zivile Nutzung des Schlosses. 1906 kaufte<br />

die Stadt das Anwesen vom französischen Staat und eröffnete<br />

in dessen Mauern 1912 ein Museum. Heute wird<br />

die Sehenswürdigkeit seit Jahren umfangreich restauriert,<br />

damit sich auch zukünftige Generationen noch an der<br />

Pracht des Gebäudes erfreuen können. Außerdem war<br />

2001 eine Mauer eingestürzt. Dies bedeutet, dass einige<br />

Bereiche nicht zugänglich sind und dass Gerüste teilweise<br />

die Fassaden verdecken.<br />

Auch wenn das Schloss von heute nicht mehr die<br />

befestigte Burg von einst ist, so ist architektonisch im<br />

Vergleich zu vielen anderen Loire-Schlössern ein sehr<br />

wehrhafter Charakter erhalten geblieben. Auch die erhöhte<br />

Lage auf einem Plateau oberhalb der Loire erinnert an<br />

Burgen. Dieser Rundblick ist heute einer der Höhepunkte<br />

einer Schlossbesichtigung. Die in unmittelbarer Umgebung<br />

wachsenden Weinstöcke bilden außerdem einen sehr<br />

idyllischen Rahmen und lassen die wehrhafte Architektur<br />

dadurch weniger monumental wirken. Wer möchte, kann<br />

sich im Inneren des Schlosses umsehen. Der Schlosshof<br />

mit temporären Tribünen dient im <strong>Sommer</strong> zudem als<br />

Veranstaltungsort.<br />

Mit der Reitschule Cadre Noir und dem Schloss sind<br />

aber erst zwei Trümpfe von Saumur beschrieben. Ein dritter<br />

ist die Stadt selbst. Nicht nur ihre Lage an der sanft<br />

dahinfließenden Loire ist bezaubernd, auch die Gassen<br />

der Innenstadt lohnen einen Besuch. Dort spürt man noch<br />

die unaufgeregte Atmosphäre einer typischen Kleinstadt,<br />

in der – außer in der Hochsaison, wenn viele Touristen<br />

die Straßen bevölkern – die Einwohner geruhsam ihrem<br />

Alltag nachgehen.<br />

Ein Blickfang der Innenstadt ist das Stadttheater.<br />

Zusammen mit dem Schloss prägt es am stärksten die<br />

Silhouette der Stadt. Es liegt direkt an der wichtigsten<br />

Brücke von Saumur, dem Pont Cessart, und fungiert ein<br />

wenig als Entree in die Altstadt. Die letzten sechs Jahre<br />

lang hob sich in dem historischen Gebäude kein Theatervorhang.<br />

Umfangreiche Sanierungsarbeiten wurden<br />

durchgeführt. Doch seit letztem Dezember erstrahlt das<br />

Haus wieder im alten Glanz. Die Bewohner und Besucher<br />

von Saumur können wieder Theaterstücken in diesen ehrwürdigen<br />

Mauern beiwohnen.<br />

Außerdem lohnen einige Kirchen den Besuch. Zum<br />

Beispiel Notre-Dame-de-Nantilly, eine Kirche im romanischen<br />

Stil, deren Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert<br />

reichen. Die Eglise Saint-Pierre verzaubert dagegen mit<br />

ihrer gotischen Architektur. Sie beherbergt einen Tapisseriezyklus<br />

aus dem 16. Jahrhundert. Ebenfalls hübsch ist<br />

das Rathaus von Saumur, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zum Stadttheater befindet.<br />

Wenn man dann irgendwann seinen Besuch in Saumur<br />

beendet, sollte man zum Abschluss auf die nördliche Uferseite<br />

zurückkehren. Der einzigartige Blick auf die Stadt<br />

sollte das Bild sein, das man als letztes von Saumur in Erinnerung<br />

behält. Vielleicht neigt sich in dem Moment ein<br />

ereignisreicher Tag bereits dem Ende zu und man hofft<br />

für einen Moment, dass die Schlossfassade doch noch im<br />

hellen Sonnenlicht der untergehenden Sonne erstrahlen<br />

möge. Ein Wunsch, der unerfüllt bleiben wird. Dies ist<br />

angesichts der Pracht auf der anderen Uferseite aber auch<br />

nicht wirklich schlimm. Den Geruch nach Pferdemist hat<br />

man ohnehin schon lange vergessen.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Lannion<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

Avranches<br />

A28/E402<br />

Brest<br />

Ile de Sein<br />

<br />

Aus Norddeutschland erreicht man<br />

Pointe<br />

Saumur über Nordfrankreich du Raz und<br />

Paris, aus Süddeutschland, Österreich<br />

und der Schweiz über den<br />

Osten Frankreichs. Die Stadt liegt<br />

süd lich der Autobahn A85 von Tours<br />

nach Angers, die man an der Abfahrt<br />

<strong>Nr</strong>. 3 verlässt.<br />

Saumur …<br />

… Berlin 1.371 km … Hamburg 1.215 km<br />

… Köln 813 km … München 1.154 km<br />

… Wien 1.571 km … Zürich 853 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Tours,<br />

wohin es aus dem deutsch sprachigen<br />

Raum allerdings keine direkten<br />

Flug ver bindungen gibt. Auch Air<br />

France bietet keine Flüge nach Tours<br />

an. Der nächste aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz an ge flogene<br />

Flughafen ist in Paris.<br />

Es gibt aus dem deutschsprachigen<br />

Raum keine direkten Zugverbin dun-<br />

Quimper gen ins Loire-Tal. Von Paris verkehrt<br />

D768<br />

der TGV nach Tours und Angers. N24 Von<br />

N165/E60<br />

beiden Städten fahren Nah verkehrszüge<br />

nach Saumur. Lorient<br />

Vannes<br />

www.ot-saumur.fr<br />

Quiberon<br />

Office de Tourisme du<br />

La<br />

Saumurois<br />

Baule<br />

8bis, quai Carnot<br />

49400 Saumur<br />

Telefon: +33 (0)2 41 40 20 60<br />

Ecole Nationale d’Equitation<br />

Avenue de l’Ecole nationale<br />

d’Equitation<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

49400 Saint-Hilaire-Saint-Florent<br />

Telefon: +33 (0)2 41 53 50 60<br />

www.cadrenoir.fr<br />

Besichtigung von Februar bis<br />

Oktober möglich.<br />

Château de Saumur<br />

49400 Saumur<br />

N165/E60<br />

Telefon: +33 (0)2 41 40 24 40<br />

www.chateau-saumur.com<br />

N12/E50<br />

St. Nazaire<br />

N176/E401<br />

Mont-Saint-Michel<br />

Rennes<br />

A84<br />

Nantes<br />

A83<br />

A83<br />

Öffnungszeiten E602/A837 variieren je nach<br />

Jahreszeit.<br />

A11/E60<br />

N11/E601<br />

A87<br />

Cholet<br />

La Rochelle<br />

A11/E501<br />

Angers<br />

Niort<br />

Alençon<br />

A86/E60<br />

Saumur<br />

E5/A10<br />

Besichtigung von April bis Oktober<br />

Angoulême<br />

möglich.<br />

Le Mans<br />

Poitiers<br />

A28/E502<br />

Tours<br />

A10/E5<br />

Montalivet<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

E5/A10<br />

A89/E70<br />

Pé<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen<br />

Auf einem kleinen Hügel über der Loire liegt idyllisch<br />

die Stadt Blois. Dabei birgt sie furchtbare<br />

Geheimnisse. Hier wirkt alles, als wäre die<br />

Zeit immer genauso ruhig dahingezogen<br />

wie der Fluss vor den Stadttoren. Doch oben<br />

über der Stadt hat das Schloss Intrigen,<br />

Verschwörungen und Skandale gesehen,<br />

die dramatisch und nur selten amüsant waren. Ein Besuch in<br />

der ehemaligen Residenz der französischen Könige ist eine<br />

gute Gelegenheit, einige besondere Seiten des französischen<br />

Geschichtsbuchs aufzuschlagen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Mit dem Ballon übers Loire-Tal<br />

Eine Ballonfahrt ist für viele ein alter Kindheitstraum. Ihn<br />

über dem Loire-Tal mit seinen weltberühmten<br />

Schlössern zu verwirklichen, ist ein ganz<br />

besonderes Erlebnis. Keiner wird sich dabei<br />

der Magie einer solchen Reise in luftiger Höhe<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

entziehen können. Das geräuschlose Le Porge Schweben, die Ungewissheit,<br />

Bordeaux<br />

wo genau man landen wird, die bezaubernde Schönheit der<br />

Loire-Schlösser aus der Cap-Ferret Vogelperspektive, alles A52/E72 trägt dazu bei. Am<br />

besten man macht es wie der kleine Prinz von Saint-Exupéry: Man<br />

öffnet weit seine Augen und lässt sich überraschen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. Mimizan 43<br />

Cheverny: Das Schloss von Tim und Struppi<br />

E5-E70/A63<br />

Chenonceau, Chambord, Azay-le-Rideau, die<br />

großen Namen im Loire-Tal lassen manchmal<br />

vergessen, dass auch weniger bekannte<br />

Hossegor Schlösser in der Nachbarschaft France einen Umweg<br />

lohnen. Ein solches befindet sich südöstlich<br />

Biarritz Bayonne<br />

Hendaye von Blois in Cheverny. A64/E80 Zwar hat hier niemals<br />

ein SareKönig gewohnt, dafür ist das Schloss<br />

Donostiaden<br />

meisten Pau<br />

S. Sebastian Kindern und Erwachsenen wegen einer Comic-<br />

Serie bekannt: Tim und Struppi. Cheverny war das Vorbild für das<br />

berühmte Schloss Mühlenhof von Kapitän Haddock. Darüber<br />

hinaus erzählt Pamplona es von einer großen Familiendynastie und ist eines<br />

der heute noch am prunkvollsten eingerichteten Schlösser entlang<br />

der Loire.<br />

Spanien<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · <strong>55</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Ferienwohnungen<br />

urrenane<br />

Ferienwohnungen mit Charakter<br />

Sylvette, die uns zu unserer Ferienwohnung begleitet,<br />

geht auf der Treppe, die zum Apartment « Le Santeuil<br />

» führt, welches wir für ein Wochenende in<br />

Nantes gemietet haben, voran. Vor der Eingangstür dreht<br />

sie sich allerdings zu uns um und reicht uns den Schlüssel:<br />

« Ich lasse Sie die Tür öffnen, Sie werden staunen ». Recht<br />

hat sie. Wir betreten nicht nur eine Wohnung, wir tauchen<br />

in ein unerwartetes Universum ein. Wir fühlen uns in ein<br />

adliges Anwesen aus dem 17. oder 18. Jahrhundert versetzt.<br />

Die Räume sind äußerst großzügig geschnitten. Die<br />

Wohnung misst 120 Quadratmeter und besteht aus einem<br />

Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern, einer Küche, einem<br />

Badezimmer sowie einem Flur. Die Decken sind über vier<br />

Meter hoch. Die Holzdielen unter unseren Füßen knacken.<br />

Wir haben Angst, die Herrschaften auf den gemalten<br />

Porträts an den Wänden zu erschrecken. Sie scheinen<br />

unsere Ankunft aber unbeeindruckt zu verfolgen. Wir<br />

fragen uns, ob es einen Zusammenhang zwischen diesen<br />

Gemälden und der Geschichte des Apartments gibt.<br />

Die Wohnung wirkt mit ihren Kronleuchtern, Wandbespannungen<br />

und Vorhängen wie eine Inszenierung, fast<br />

wie eine Theaterkulisse. Sie könnte auch das Zuhause einer<br />

reichen Erbtante sein, die gerade verreist ist. Überall<br />

steht Nippes als Dekoration. Die Sachen wirken wie Souvenirs,<br />

deren Geschichte man gerne kennen würde.<br />

In Wahrheit ist das Apartment aber keine Theaterkulisse<br />

und gehört es auch keiner reichen Erbtante, sondern<br />

Hervé Niquet. Der in den 1950er-Jahren geborene Mann<br />

ist ein international bekannter französischer Dirigent, der<br />

sich vor allem mit Barockmusik auskennt. Dies zeigen<br />

auch die CDs, die neben der Hifi-Anlage in einem der<br />

Schlafzimmer liegen. Meist ist Hervé Niquet unterwegs,<br />

um an den großen Opernhäusern der Welt zu dirigieren.<br />

Mehrmals im Jahr kommt er aber für ein paar Tage nach<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Nantes und bewohnt dann diese Wohnung. Der Nippes<br />

sind seine Mitbringsel. Wenn Hervé Niquet aber nicht in<br />

Nantes ist, kann man sein Apartment mieten. Als Tourist<br />

hat man damit nicht nur eine<br />

komfortable Unterkunft, sondern<br />

taucht auch ein bisschen in die<br />

Welt dieses großen Dirigenten der<br />

barocken Musik ein.<br />

Für alle, die diesen Einrichtungsstil<br />

als zu überladen und<br />

barock empfinden, gibt es aber<br />

Alternativen: Die Agentur Surprenantes<br />

(ein Wortspiel aus Nantes<br />

und surprenant, dt. erstaunlich)<br />

vermietet noch neun andere möblierte<br />

Wohnungen für zwei bis<br />

zehn Personen, die sich alle im<br />

Zentrum der Hauptstadt der Paysde-la-Loire<br />

befinden. Man will<br />

damit – übrigens mit dem Segen<br />

Surprenantes<br />

86, quai de la Fosse<br />

44100 Nantes<br />

Telefon: +33 (0)6 38 44 49 98<br />

www.surprenantes.com<br />

Ab 99 Euro für 2 Personen<br />

10 Apartments für 2-10 Personen,<br />

WLAN<br />

der Stadt – eine Alternative zu den klassischen Hotels<br />

schaffen, um das Übernachtungsangebot für Touristen<br />

noch vielfältiger zu gestalten. Jede Ferienwohnung erzählt<br />

dabei eine eigene Geschichte und hat einen ganz individuellen<br />

Stil.<br />

So kann man zum Beispiel auf einem Hausboot in<br />

modernem Design auf einem Kanal im Zentrum (Apartment<br />

« Le D’Ô »), im fantasievollen Dekor als Hommage<br />

an den berühmten Sohn der Stadt,<br />

Jules Vernes, (Apartments « De<br />

la terre à la lune », « Le voyage<br />

extraordinaire », « La cabane du<br />

capitaine Némo », « La nuit »,<br />

« Nuit surprenante en ballon »)<br />

oder in einer Wohnung voller<br />

Natur (Apartment « Sur un arbre<br />

perché ») nächtigen. Egal, mit<br />

welcher Ferienwohnung man beginnt,<br />

man wird danach die Lust<br />

verspüren, erneut nach Nantes zu<br />

reisen, um ein anderes Apartment<br />

auszuprobieren.<br />

Nantes hat mit diesem Angebot<br />

deshalb einmal mehr bewiesen,<br />

dass es im touristischen Bereich<br />

eine der dynamischsten und innovativsten Städte des<br />

Landes ist. Derartige Themen-Ferienwohnungen findet<br />

man in Frankreich bisher nur in der Hauptstadt der Paysde-la-Loire.<br />

Wir genießen jedenfalls unser Wochenende<br />

zu Gast bei einem weltberühmten Dirigenten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Wenn Steine zu<br />

sprechen beginnen<br />

Die Menhire von Filitosa<br />

Menhire, Rundbauten, Felsdächer: Filitosa<br />

uf Korsika gehört zu den faszinierendsten<br />

archäologischen Fundstätten des Mittelmeerraums<br />

und zieht jeden Besucher sofort<br />

in seinen Bann. Die steinernen Zeugnisse<br />

vergangener Kulturen stammen aus<br />

ver schiedenen Jahrhunderten, von der<br />

Jungsteinzeit über die Megalithkultur bis<br />

zur torreanischen und römischen Epoche.<br />

Ein Spaziergang über das Gelände ist eine<br />

Entdeckungsreise der besonderen Art.<br />

Filitosa war einst ein bedeutungsloser Ort im Tavaro-<br />

Tal nördlich von Propriano. Das änderte sich erst<br />

1946, als ein Mann namens Jean Cesari entdeckte,<br />

welche merkwürdigen Steine und verfallenen Bauten sich<br />

auf seinem Grundstück befanden. Die Kunde von dieser<br />

geheimnisvollen Fundstätte machte die Runde und erreichte<br />

den bekannten französischen Archäologen Roger<br />

Grosjean. Dieser begann 1954 die wissenschaftliche Erforschung<br />

der Örtlichkeit. Dabei stellte sich bald heraus, dass<br />

Filitosa eine außergewöhnliche archäologische Fundstätte<br />

war. Grosjean setzte sich später als Leiter des Centre de<br />

Préhistoire Corse intensiv mit der Vor- und Frühgeschichte<br />

Korsikas auseinander.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Die Hinkelsteine von Filitosa befinden sich in einer idyllischen<br />

Umgebung. Manche Menhire haben anthropomorphe<br />

Züge. S. 59: Die im Halbkreis stehenden Menhire sehen aus<br />

wie Wächter. S. 58: Je nach der eigenen Fantasie kann man<br />

Gesichter oder gar Menschen in den Steinen erkennen.<br />

Die Anlage von Filitosa mit ihren vielen verstreut liegenden<br />

Steinen, Bauten und Felsformationen befindet sich<br />

inmitten eines alten Olivenhains auf einer kleinen Anhöhe.<br />

Diese strategisch günstige Position wurde nachweislich<br />

bereits vor 8.000 Jahren von Hirten und Bauern besiedelt.<br />

Ab 3500 v. Chr. wurden die Megalithiker sesshaft,<br />

ab 1600 v. Chr. tauchten die sogenannten Torreaner auf,<br />

ein fremdes Seevolk, das in der Bronzezeit die Bewohner<br />

Korsikas bedrängte und turmförmige Festungsbauten<br />

(torre) errichtete.<br />

Filitosa ist für Fachleute, aber auch für die Besucher<br />

der Anlage unter anderem deshalb so interessant, weil nirgendwo<br />

sonst im Mittelmeerraum megalithische Menhire<br />

und Turmbauten der Torreaner am selben Ort gefunden<br />

wurden. Das bedeutet, dass vor ca. 4.000 Jahren megalithische<br />

und torreanische Stämme aufeinandergetroffen<br />

waren, wobei letztere die Oberhand gewannen und die<br />

megalithischen Zeitgenossen in die Schranken wiesen.<br />

Roger Grosjean ging davon aus, dass die beiden Kulturen<br />

einander feindlich gesinnt waren. Denn megalithische<br />

Menhire wurden von den Torreanern « zweckentfremdet »<br />

und als Baumaterial in deren typische Rundbauten integriert.<br />

Entstanden sind Kastelle und Wehrtürme, heute nur<br />

noch als Ruinen erkennbar.<br />

Als Menhir bezeichnet man übrigens aufgerichtete,<br />

mehr oder minder große Monolithen. Der Begriff kommt<br />

ursprünglich aus dem Bretonischen und bezeichnete einen<br />

langen Stein (maen = Stein, hir = lang). Diese Bezeichnung<br />

fand bereits Ende des 18. Jahrhunderts Eingang in die<br />

archäologische Fachliteratur Frankreichs und Kontinentaleuropas.<br />

Menhire werden auch Hinkelsteine genannt<br />

– Asterix und Obelix lassen grüßen. Falls die Steinsäulen<br />

anthropomorphe Formen, zumindest aber Kopfumrisse,<br />

Augenpaare oder Gesichter aufweisen, nennt man sie<br />

Menhir-Statuen. Die Menhire von Filitosa stellen zudem<br />

teilweise Krieger mit Schwertern dar.<br />

Filitosa ist parkähnlich erschlossen und von einer<br />

großen Ringmauer umgeben. Die Anlage ist in mehrere<br />

Bereiche gegliedert: Man kann ein Ost- und Westmonument,<br />

ein zentrales Kultmonument, eine Siedlung mit<br />

torreanischen Bauten und mehrere Steinformationen<br />

besichtigen. Es lässt sich für den Laien manchmal kaum<br />

erkennen, was die Natur bereits im Ursprung geliefert hat<br />

oder was Menschen später herausgemeißelt haben.<br />

Den Rundgang durch den Freiluftpark beginnen die<br />

meisten Besucher am Koloss « Filitosa V ». Mit den wenig<br />

poetischen Bezeichnungen der Steine muss man sich<br />

abfinden, die Namensgebung entspricht archäologischen<br />

Gepflogenheiten. Sie ist darauf ausgelegt, die Katalogisierung<br />

praktisch und nachvollziehbar zu machen. « Filitosa<br />

V » ist demnach der fünfte in der Anlage gefundene Menhir.<br />

Die Statue lässt Waffen und angedeutete Kleidung erkennen.<br />

Mit zweieinhalb Metern Höhe gehört sie zu den<br />

größten auf Korsika gefundenen Menhir-Statuen. Der<br />

Kopfteil ist jedoch verloren gegangen.<br />

Umgekehrt verhält es sich bei anderen Menhiren, die<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Mehr von<br />

Frankreich erleben!<br />

Mit Radreise-Tipps vom RADtouren-Magazin:<br />

Das große Frankreich-Spezial – ab<br />

25. Juni an Ihrem Kiosk oder online<br />

unter radtouren-magazin.com/abo.<br />

Radfahrern zeigt sich Frankreich von seiner schönsten Seite.<br />

Wo die Tour de France vorbeirauscht, genießen Radreisende<br />

das Leben. Auf kleinen Straßen in ursprünglichen Landschaften,<br />

mit Muße der Kultur des Weinbaus folgend oder auf<br />

autofreien Wegen ab Paris. Die schönsten Touren<br />

durch Frankreich im RADtouren-Magazin.<br />

JETZT ABO<br />

BESTELLEN<br />

Besuchen Sie uns auch auf radtouren-magazin.com und facebook.com/radtouren<br />

Foto: Shutterstock<br />

Direkt unter radtouren-magazin.com/abo oder per Post/Fax an:<br />

Maenken Kommunikation GmbH, RADtouren Aboservice<br />

Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln<br />

Fax: (02203) 35 84-185<br />

Rechnungsadresse<br />

Herr Frau<br />

Vor- und Nachname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort, Land<br />

E-Mail<br />

Ich wünsche den kostenlosen Newsletter von radtouren-magazin.com.<br />

Jahres-Abo PLUS Edition im März<br />

Sie erhalten 6 Ausgaben pro Jahr und das Sonderheft „Wunderbar radelbar“<br />

für nur 32,50 Euro* portofrei nach Hause geliefert.<br />

Geschenk-Abo<br />

Ja, ich möchte ein RADtouren-Abo verschenken und erhalte als Prämie<br />

Publicpress-Gutschein 15 Euro Zéfal Pumpe<br />

Zéfal Schutzblech Zéfal Z-Console.<br />

Der Beschenkte erhält 6 Ausgaben pro Jahr und das Sonderheft „Wunderbar<br />

radelbar“. Ich bezahle 32,50 Euro* inklusive Versandkosten. Die Prämie wird<br />

nach Zahlungseingang versandt. Nur solange der Vorrat reicht.<br />

Der Beschenkte ist:<br />

Herr Frau<br />

Vor- und Nachname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort, Land<br />

* Gültig nur in Deutschland, Ausland zzgl. Versandkosten. Nach Ablauf von<br />

einem Jahr Laufzeit können Sie das Abonnement jederzeit zum nächsten Heft<br />

kündigen.<br />

Ich bezahle<br />

per Bankeinzug<br />

per Rechnung<br />

Kontoinhaber (Vor- und Nachname)<br />

Kontonummer / IBAN<br />

Bankleitzahl / BIC<br />

Kreditinstitut<br />

Ich ermächtige die Maenken Kommunikation GmbH Zahlungen von meinem<br />

Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an,<br />

die Lastschriften einzulösen. Es gelten die Bedingungen meines Kreditinstitutes.<br />

Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum,<br />

die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

Diese Bestellung kann ich binnen einer Frist von 14 Tagen schriftlich<br />

beim RADtouren Aboservice wider rufen. Zur Wahrung der Frist genügt die<br />

rechtzeitige Absendung (Datum des Poststempels).<br />

#FRA15


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Oben: Die einzelnen Menhire sind<br />

durchnummeriert. Hier « Filitosa IX ».<br />

Links: Eingangsbereich. Rechte Seite: Die<br />

archäologische Stätte von Cauria. Neben<br />

den Menhiren ist der Dolmen von Fontaccia<br />

(unten links) der Höhepunkt der Anlage.<br />

ausschließlich oder zum größten Teil nur noch aus einem<br />

Kopfteil bestehen. Am eindrucksvollsten präsentieren sich<br />

beispielsweise die Statuen « Filitosa VI » und « Filitosa<br />

IX » mit ihren klar hervortretenden Gesichtszügen. Hier<br />

waren echte Künstler am Werke, die schon in der Steinzeit<br />

ihr Handwerk beherrschten.<br />

Besonders eindrucksvoll sind auch die fünf Menhir-<br />

Statuen unweit des Baches, der sich durch das Tal des<br />

Geländes schlängelt. Sie sehen aus wie Wächter, die die<br />

torreanische Siedlung auf dem Hügel der Anlage fest im<br />

Visier haben. Die Überreste dieser Siedlung bestehen aus<br />

überdachten Gängen, Kammern, Verschlägen und einem<br />

Brunnen. Man kann auf den alten Grundmauern der<br />

Siedlung entlanglaufen und -klettern, und sich plastisch<br />

ein Bild von der damaligen Wohnsituation machen.<br />

Das mittlere Monument der Anlage vereint Megalith-<br />

Kultur und Torre-Kultur. Zu sehen sind ein senkrechter<br />

Polierstein mit Doppelmulde, eine Opferstelle sowie<br />

Bruchstücke von 32 Menhiren, die als Bausteine in die<br />

Ringmauer rund um den Torre eingefügt worden sind.<br />

Sämtliche Funde, die man heute sieht, dienten den Torreanern<br />

seinerzeit als Baumaterial. Ohne Rücksicht auf<br />

historische Verluste verwendeten sie die vorgefundenen<br />

Hinkelsteine für ihre Wohnbauten und Kultmonumente.<br />

Archäologen mussten die Menhire später äußerst behutsam<br />

aus dem Gemäuer befreien.<br />

Kaum ein Besucher kann sich der mystischen Atmosphäre<br />

dieser uralten Kultstätte entziehen. Die « Tonspur »<br />

trägt das Ihre zur magischen Wahrnehmung bei: Zikaden<br />

lärmen in der lähmenden Mittagshitze und aus der Ferne<br />

dringt das Geläut von Ziegenglöckchen herüber. An einzelnen<br />

Besichtigungspunkten erklingt sphärische Musik aus<br />

dezent platzierten Lautsprechern. Der eigene Geist beginnt<br />

zu schweben und auf einmal haben nicht nur Menhire Gesichter,<br />

sondern auch einzelne Felsen. Ist das noch ein natürlicher<br />

Steinbrocken oder schon eine Figur? Wollten die<br />

Götter uns etwas mitteilen, als sie diese riesigen Steinsaurier<br />

in die Landschaft platzierten? Den Menschen, die hier vor<br />

tausenden von Jahren siedelten, muss es ähnlich ergangen<br />

sein. Die Natur sprach zu ihnen und war voller Geheimnisse.<br />

Neben dem Eingang der Ausgrabungsstätte wird<br />

derzeit ein neues Museum errichtet, in dem in Zukunft<br />

die Ausgrabungsfunde aus unterschiedlichen Phasen präsentiert<br />

werden. Eigentlich sollte es schon im April 2014<br />

eröffnet werden. Doch es kam zu Verzögerungen. Nun ist<br />

die Eröffnung für April 2016 geplant. Derzeit befinden<br />

sich im Eingangsbereich nur einige Schaukästen und Tafeln<br />

mit Erklärungen, die man sich durchaus auch bis zum<br />

Schluss aufheben kann. Wer Filitosa besucht, muss vorher<br />

kein dickes archäologisches Buch lesen. An den Stationen<br />

gibt es gut aufbereitete Audio-Erläuterungen aus dem<br />

Lautsprecher, die ebenfalls auf Deutsch abrufbar sind.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Lust auf eine Extra–Portion Menhire?<br />

Neben dem berühmten Filitosa gibt es auf Korsika<br />

weitere, extrem spannende Fundorte mit Menhiren.<br />

Einige liegen in der Nähe von Filitosa, so dass man das<br />

komplette « Menhir-Geschichtsprogramm » an einem Tag<br />

erledigen kann. Erwähnt und empfohlen seien an dieser<br />

Stelle Cauria und Palaggio.<br />

Die prähistorischen Funde von Cauria und Palaggio<br />

lassen sich am besten von der Stadt Sartène aus erreichen.<br />

In der örtlichen Touristeninformation gibt es Faltblätter<br />

mit den wichtigsten Informationen, inklusive Wegbeschreibung.<br />

Die eigentlichen Fundstellen unter freiem<br />

Himmel müssen ohne Museumswächter auskommen, sie<br />

sind dafür aber auch jederzeit und kostenlos zugänglich.<br />

Cauria – Dolmen in<br />

faszinierender Landschaft<br />

Die Anlage von Cauria erläuft man sich in einem etwa<br />

einstündigen Spaziergang. Dabei kommt man zudem in<br />

den Genuss einer äußerst faszinierenden Landschaft. Im<br />

Hintergrund erheben sich gewaltige Berge, den direkten<br />

Weg säumen Felsformationen, verwunschene Wäldchen<br />

und die allgegenwärtige Maccia. Bereits nach zehn Minuten<br />

erreicht man die ersten spektakulären Zeugnisse der<br />

Vergangenheit, die Steinalleen von Stantari. Sie umfassen<br />

etwa 15 gut erhaltene Menhire unterschiedlicher Größen<br />

und Formen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Korsika<br />

Anders als in Filitosa<br />

und Cauria stehen<br />

die Menhire von<br />

Palaggio inmitten<br />

oft unwegsamen<br />

Gebüschs. Die<br />

meisten Hinkelsteine<br />

liegen chaotisch<br />

in der Landschaft<br />

herum.<br />

Weiter geht es zur Steinallee von Renaggiu. Zwar setzt<br />

nun ein leichter Gewöhnungseffekt ein, besonders wenn<br />

man schon Filitosa besichtigt hat, dennoch ist der Anblick<br />

dieser merkwürdigen Steine, die so souverän in der Landschaft<br />

stehen, immer wieder aufs Neue spannend. Hier<br />

waren Menschen vor Tausenden von Jahren tätig. Und<br />

heute ist hier weit und breit nichts los.<br />

Zweifelsfrei als Höhepunkt in Cauria gilt der Dolmen<br />

von Fontaccia. Dieser schon von weitem sichtbare Steintisch<br />

besteht aus riesigen Steinplatten. Sie umgeben einen<br />

natürlich längst geplünderten Grabraum. Die Deckplatte<br />

ist 3,4 mal 2,9 Meter groß und wiegt unglaubliche drei<br />

Tonnen. Wie diese Platte vor ca. 4.000 Jahren hochgehievt<br />

wurde, bleibt den Forschern ein Rätsel. Bereits 1840<br />

wurde der Dolmen vermessen. Zu dieser Zeit sprachen die<br />

Bauern der Umgebung noch ehrfürchtig von der Stazzona<br />

d’u Diavuli, der Teufelsschmiede. Sie nutzten den Bau<br />

eher respektlos als Unterstand bei Regen.<br />

Palaggio – Steine in der Wildnis<br />

Nur wenige Kilometer landeinwärts vom kleinen Hafenort<br />

Tizzano aus befindet sich auf einem Privatgelände<br />

der kaum erforschte Menhir-Standort Palaggio. Man<br />

kann das Areal ungehindert betreten, hat aber nicht das<br />

Gefühl, willkommen zu sein. Ein altes Blechschild ist<br />

der einzige Hinweis auf die Anlage. Diese zu erreichen<br />

bedeutet, einen circa 30 Minuten langen Gang ins Gelände<br />

zu absolvieren. Wer den schmalen Pfad, vorbei an<br />

einem verfallen Gutshaus und über die Hügel, schließlich<br />

bewältigt hat, kommt sich am Ziel wie ein Erstentdecker<br />

vor.<br />

Bis auf wenige Menhire, die zu einer Reihe aufgestellt<br />

wurden, liegen die Steine chaotisch in der Gegend herum.<br />

Die meisten sind bereits stark verwittert, von Gesichtern<br />

oder sonstigen Konturen ist nichts mehr zu erkennen.<br />

Kaum zu glauben: Es sind alles unwiederbringliche Origi-<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Valence<br />

Briançon<br />

Crest<br />

Die<br />

arbonne<br />

80<br />

ce<br />

pignan<br />

ien<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Marseille<br />

<br />

Wer mit dem Auto nach Korsika reisen<br />

will, ist auf eine Fähre angewiesen.<br />

Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

führt der schnellste Weg über Italien<br />

und die Fährhäfen Savona und<br />

Livorno. Wer lieber über das fran-<br />

Collioure zösische Festland anreist, kann eine<br />

Fähre ab Marseille, Toulon oder Nizza<br />

nehmen. Zielhäfen sind vor allem<br />

Ajaccio, Bastia und Calvi. Ajaccio<br />

liegt dabei Filitosa am nächsten. Die<br />

archäologische Stätte liegt an der<br />

D57 von Sollacaro ans Meer.<br />

Filitosa …<br />

… Berlin 1.643 km … Hamburg 1.726 km<br />

… Köln 1.442 km … München 1.0<strong>55</strong> km<br />

… Wien 1.256 km<br />

A7/E15<br />

… Zürich 893 km<br />

Korsika verfügt über vier Flughäfen.<br />

Die Filitosa am nächsten gelegenen<br />

sind in Ajaccio und Figari. Air France<br />

fliegt aus Deutschland, Öster reich<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A<strong>55</strong><br />

Saillans<br />

A52<br />

Gap<br />

nale, die da dem Verfall preisgegeben sind – ohne archäologische<br />

Untersuchung und Aufarbeitung, überwuchert<br />

von Gestrüpp.<br />

Orange<br />

A51/E712<br />

erschöpfen sich damit auch A9/E15 schnell, denn Dornen und<br />

A75/E11<br />

stachelige Blätter halten vom Anfassen Avignon Apt oder Freilegen<br />

Porto-<br />

Vecchio<br />

Sartène<br />

der Saint-Guilhemle-Désert<br />

A54/E805<br />

Menhire ab. Damit Nîmes sind sie aber auch ganz gut vor<br />

menschlichen Zerstörungsakten geschützt. Und vielleicht<br />

Lodève<br />

Bézier<br />

Die Entdeckungsmöglichkeiten für den Besucher<br />

Arles<br />

A8/E80<br />

igen Raum nach Bas tia und mit<br />

airberlin von Düssel dorf nach Calvi.<br />

Eine Anreise mit dem Zug ist ein<br />

mühsames Unterfangen. Man<br />

muss einen der italienischen oder<br />

französischen Fährhäfen ansteuern<br />

und von dort mit der Fähre nach<br />

Korsika übersetzen.<br />

www.filitosa.fr<br />

A57<br />

Station Préhistorique de Filitosa<br />

20140 Petreto-Bicchisano<br />

Telefon: +33 (0)4 95 74 00 91<br />

Filitosa ist täglich ab Ostern<br />

bis Ende Oktober geöffnet.<br />

steht in Zukunft doch noch Geld bereit, um die Funde<br />

hier wissenschaftlich aufzuarbeiten. Wenn es um die<br />

Qualität der Hinkelsteine geht, kann Palaggio nicht mit<br />

France Filitosa und Cauria mithalten. Hinsichtlich Abenteuer<br />

und wilder Romantik lohnt die Anlage aber allemal. Auch<br />

rundet eine Erkundung dieser unsortierten Steinsammlungen<br />

den Gesamteindruck in Sachen korsische Menhire<br />

wunderbar ab.<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

Nice<br />

Die Öffnungszeiten beginnen<br />

um 8.00 Uhr und dauern bis<br />

Sonnenuntergang. Für die<br />

Besichtigung sollte man mindestens<br />

eine Stunde einplanen.<br />

Calvi<br />

L‘Ile-Rousse<br />

Ajaccio<br />

A50<br />

und Toulon der Schweiz beide Orte via<br />

Paris an. Alternativ bestehen Rayol- in den<br />

Canadelsur-Mer<br />

wings<br />

<strong>Sommer</strong> mon aten mit Ger man<br />

Direktflüge aus dem deutsch sprach-<br />

Bonifacio<br />

Bastia<br />

Corte<br />

Filitosa<br />

LESETIPPS FÜR KORSIKA<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />

Cap Corse: Türme, Kühe und Kanonen, unterwegs auf<br />

dem Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />

Das Cap Corse, die nördlichste Spitze Korsikas,<br />

ist bei Touristen beliebt, denn hier lässt sich<br />

jede Menge sehen und erleben. Wer im Urlaub<br />

Natur, Kultur und etwas sportliche Betätigung<br />

kompakt miteinander kombinieren will,<br />

dem sei eine Wanderung auf dem Sentier<br />

des Douaniers empfohlen: Ein schmaler Pfad führt entlang von<br />

Klippen und schönen Stränden durch eine beeindruckende<br />

Küstenlandschaft. Besonders faszinieren halb verfallene Türme aus<br />

der Zeit der genuesischen Herrschaft.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />

Bonifacio: Korsikas geschichtsträchtiger Höhepunkt<br />

An der Südspitze Korsikas, auf weithin sichtbaren<br />

Kreidefelsen, thront das Städtchen Bonifacio<br />

ehrwürdig und majestätisch. Eine massive<br />

Festungsmauer umgibt die Stadt. Viele Häuser<br />

balancieren verwegen über dem Abgrund.<br />

Am Fuße der Felsen hat das Meer tiefe<br />

Grotten in die Sandsteinküste gewaschen.<br />

Aufgrund seiner spektakulären Lage ist Bonifacio vor allem in den<br />

<strong>Sommer</strong>monaten ein Magnet für viele Besucher und ohne Frage<br />

ein Höhepunkt eines jeden Urlaubs auf Korsika. Hier wurde(n)<br />

Geschichte(n) geschrieben, die man auf Schritt und Tritt spürt.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Eine Handbreit<br />

Wasser unterm Kiel<br />

Ein Familienlogbuch aus der Bretagne<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Zehn Autominuten von<br />

Plouguerneau entfernt, liegt der<br />

Hafen von L’Aber-Wrac’h, der<br />

jedes Wassersportlerherz höher<br />

schlagen lässt. Da ich stets mit<br />

meiner Familie reise, dachte ich<br />

bisher, dass ein Aktivurlaub auf<br />

dem Wasser für Jahre auf Eis<br />

gelegt sei, zumindest bis die Kinder<br />

ins Teenageralter gelangt sind.<br />

Dies war ein Irrtum, wie ich nun<br />

glücklicherweise feststellen konnte.<br />

Ein Erlebnisbericht über eine<br />

traumhaft schöne und aufregende<br />

Woche in der Bretagne mit zwei<br />

glücklichen Kindern und<br />

ebensolchen Eltern.<br />

Jedes Jahr verbringen wir einige Zeit unserer Ferien in unserem<br />

Ferienhaus an der Nordwestspitze der Bretagne im Ort Plouguerneau<br />

im Departement Finistère. Dieses Mal wollen wir uns aber<br />

nicht nur mit Strand, Dünen und Menhiren begnügen, sondern auch<br />

einmal aufs Wasser. Unsere Kinder, die neunjährige Elise und der vierjährige<br />

Luke, müssen in dieser Zeit jedoch betreut werden – kein leichtes<br />

Unterfangen, so weit weg von der Heimat und den Großeltern. Doch<br />

wir haben eine Lösung für dieses Problem gefunden.<br />

Sie ist im Hafen von L’Aber-Wrac’h zu finden. Wasseraktivitäten<br />

jeglicher Art werden dort angeboten, vom Kajakpaddeln übers Segeln<br />

bis hin zum Surfen. Die Preise sind durchaus akzeptabel und man kann,<br />

wenn man frühzeitig bucht, Rabatte aushandeln. Es gibt ein ganzjähriges<br />

Kursangebot, welches während der französischen Ferien am umfangreichsten<br />

ist. Zur Auswahl stehen Vor- und Nachmittagskurse, die<br />

jeweils drei Stunden dauern. Das Besondere ist zudem, dass auch für den<br />

Nachwuchs gesorgt ist.<br />

Für Elise haben wir schon von zu Hause einen Wochenkurs in der<br />

« Optimistenklasse » (kleines leichtes Segelboot für Kinder, zu zweit zu<br />

fahren) gebucht. Mein Mann und ich wollen uns zum ersten Mal in unserem<br />

Leben auf einen Katamaran wagen. Vorkenntnisse durchs Segeln<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Oben und S. 66/67: Die Gegend rund um den Hafen von L’Aber-Wrac’h bietet ein Stück Bretagne wie im Bilderbuch. S. 69:<br />

Egal ob mit oder ohne Vorerfahrungen, in der Segelschule kann jeder erlernen, wie man einen Katamaran segelt.<br />

und Surfen sind vorhanden, was aber nicht zwingend notwendig<br />

ist, um einen Kurs dieser Art zu belegen. Luke wird<br />

ebenfalls optimal versorgt: Er darf mit der Gruppe « Jardin<br />

de Mer » mit liebevollen Betreuern und einer Horde anderer<br />

Kleinkinder die Inseln und Strände der Bucht mit einem<br />

Boot anfahren. So sind alle Familienmitglieder zeitgleich in<br />

ihren Kursen untergebracht und es kann losgehen.<br />

Tag 1<br />

Pünktlich um 9.30 Uhr morgens finden die Gruppeneinteilung<br />

und die Ausgabe der Neoprenanzüge sowie der<br />

Schwimmwesten statt. Sämtliches Equipment kann man für<br />

wenig Geld ausleihen. Ratsam ist es, die Anzüge schon ein<br />

bis zwei Tage vorher dort abzuholen und gründlich durchzuwaschen.<br />

Größen sind allesamt reichlich vorhanden, aber<br />

auch hier ist es empfehlenswert, eventuell einer der Ersten<br />

zu sein, um das beste und passendste Material zu erhalten.<br />

Die Gruppen sind je nach Sportart mit bis zu zwölf<br />

Personen besetzt und werden von ein bis zwei Lehrern<br />

betreut. Gleich zu Beginn wartet jedoch die erste Überraschung<br />

auf uns: Der Betreuer begrüßt uns auf Bretonisch<br />

und fährt auch in dieser Sprache eine kleine Weile lang<br />

fort, bis er auf Französisch umschwenkt – ein erster Gag<br />

der Crew, um die « Frischlinge » zu irritieren. Erleichtert<br />

stellen wir fest, dass alle Leiter ein sehr gut verständliches<br />

Französisch und auch ein paar Brocken Englisch sprechen.<br />

Die komplette Belegschaft, von der Sekretärin in<br />

der Anmeldung bis zu den Animateuren, ist durchweg gut<br />

gelaunt und sehr freundlich.<br />

Anschließend geht es nach einer blitzschnellen Einweisung,<br />

bei der uns gezeigt wird, welche Segel wie zu<br />

spannen sind, mit einem Motorboot aufs Wasser. Wir<br />

werden an den fertig aufgeriggten Katamaranen in Zweier-<br />

bzw. Dreiergruppen abgesetzt und nach einer weiteren<br />

kurzen Erklärung, wie der Parcours aussehen soll, losgeschickt.<br />

Bald haben wir Wind und Segel unter Kontrolle<br />

und können so richtig Gas geben. Es ist ein Riesenspaß.<br />

Nach drei Stunden treffen wir uns alle im Hafen wieder.<br />

Die Heimfahrt zum Ferienhaus ist recht ruhig, da die<br />

Kinder schon nach zwei Minuten in ihren Sitzen zufrieden<br />

einschlafen. An diesem Tag ist ihnen über ihren Kurs<br />

nicht wirklich viel zu entlocken, die Eindrücke waren zu<br />

vielfältig. Aber sie brennen schon auf den nächsten Tag.<br />

Tag 2<br />

Da heute der Wind eine Pause macht, lernt Elise in ihrem<br />

Optimistenkurs mit dem Papillon-Segel umzugehen.<br />

Geübt werden zudem « Mann über Bord »-Manöver. Die<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Kinder müssen dabei ins Wasser springen und versuchen,<br />

alleine wieder auf das Boot zu klettern. Bei dem einen oder<br />

anderen Kursteilnehmer muss der Lehrer allerdings nachhelfen.<br />

Die Kinder sollen lernen, die Launen der Natur<br />

niemals zu unterschätzen. Bei allem Spaß und Spiel stehen<br />

das Training und die Sicherheit stets an erster Stelle.<br />

Auch für unsere Gruppe heißt es heute: baden gehen.<br />

Das Wetter – nämlich wenig Wind und kaum Wellengang<br />

– ist ideal, um Kentermanöver zu üben. Wir legen<br />

unseren Katamaran mit einigen Tricks auf die Seite, bis<br />

dieser kentert und müssen ihn anschließend wieder aufrichten.<br />

Kein leichtes Unterfangen. Wir sind sehr froh<br />

über diese kontrollierte Trainingseinheit, bevor es später<br />

einmal hart auf hart kommt.<br />

Etwas durchgefroren, aber sehr zufrieden kommen wir<br />

mittags wieder im Hafen an. Dort erwartet uns ein sehr<br />

stolzer Luke. Er hat mit seiner Jardin-de-Mer-Gruppe<br />

sechs Krebse gefangen, die uns in Eimerchen präsentiert<br />

werden. Picknick an einem der unzähligen Strände und<br />

die Exkursionen auf die kleinen Inseln bilden einen festen<br />

Programmpunkt für die Kleinen. Oft hören wir die<br />

Freudenschreie der Kinder über die ganze Bucht, wenn<br />

ihr Boot auf dem Weg zur nächsten Pirateninsel bei einer<br />

höheren Welle ein wenig abhebt.<br />

Tag 3<br />

Beim Heraustreten aus unserer Ferienwohnung verheißen<br />

Sonnenschein und Wind einen idealen Segeltag.<br />

Als wir am Hafen ankommen, haben wir Gewissheit:<br />

Die Fahnen stehen gut im Wind, es kann losgehen!<br />

Die Katamarangruppe bekommt heute noch ein Trapez<br />

umgeschnallt, was mein Herz ein wenig zum Pochen<br />

bringt. Angekettet an ein Boot über das Meer rasen, ob<br />

das wirklich mein Wunsch ist? In meinem Kopf geistern<br />

merkwürdige Bilder herum. Elises Optimistengruppe ist<br />

schon verschwunden und ich sehe gerade noch, wie sich<br />

die Jardin-de Mer-Gruppe in kleine Neoprenshortys pellt.<br />

Heute wird es also ernst.<br />

Kaum an den Katamaranen abgeliefert, werden die<br />

Segel angebracht und los geht es mit reichlich Fahrt.<br />

Teilweise liegt nur noch eine Kufe des Katamarans im<br />

Wasser und ich muss mich mit dem kompletten Körper<br />

herauslehnen, um das Boot am Kippen zu hindern. Das<br />

Trapez einzuhängen, traue ich mich heute noch nicht, da<br />

mir auch ein wenig die Einweisung fehlt. In diesem Kurs<br />

lautet die Devise: learning by doing. Die Betreuer sind zwar<br />

ständig in Sichtweite, aber halten sich zurück, wenn sie<br />

den Eindruck haben, dass man zurechtkommt. Morgen<br />

probiere ich das Trapez aber bestimmt aus.<br />

Beliebter Gag bei den Betreuern: Wer noch nicht<br />

durch unfreiwilliges Kentern nass ist, wird mit dem Außenbootmotor<br />

des Schlauchbootes geduscht. Niemand<br />

darf trocken im Hafen einlaufen!<br />

Elise hat heute neben etlichen Segelmanövern gelernt,<br />

ein Boot vom Strand aus anzuschieben und an Bord zu<br />

springen. Ich zähle jeden Tag heimlich bei der Ankunft<br />

der Gruppe durch, ob auch wieder alle Kinder glücklich<br />

im Hafen angekommen sind. Bis jetzt stimmt es jedes<br />

Mal. Luke war auf einer weiteren Pirateninsel und hat<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 69


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Höhlen besichtigt. Die Eimer mit den Krebsen sind leer,<br />

ich wage nicht nachzufragen, wo die Tiere gelandet sind.<br />

Luke ist sich sicher, dass die Krebse wieder ausgesetzt<br />

wurden. Dies würde mich allerdings wundern.<br />

Tag 4<br />

Langsam stellt sich die Routine ein. Diesmal sind<br />

wir allesamt eine Viertelstunde vor Kursbeginn fertig am<br />

Hafen angelangt. So früh haben wir es vorher noch nie<br />

geschafft. Plötzlich guckt mein Mann an sich herunter<br />

und ruft: « Ich muss noch mal heim, ich habe meinen<br />

Neoprenanzug vergessen! ». Ohne Anzug drei Stunden<br />

lang dem 18 Grad kalten Atlantikwasser ausgesetzt zu<br />

sein, ist unmöglich. Man sitzt zwar meist über Wasser<br />

im Trampolin oder auf den Kufen, aber ständig schwappt<br />

Wasser oder Gischt hoch. Also wieder zurück zum Haus,<br />

Anzug aus dem Wäscheraum geholt und wieder zurück<br />

zur Gruppe. Punktlandung, alles hat geklappt!<br />

Wir starten bei bedecktem Wetter und mäßigem<br />

Wind. Ich nutze die Chance und probiere das Trapez aus.<br />

Ein Heidenspaß! Nie wieder möchte ich anders Katamaran<br />

segeln! Damit wir nicht zu übermütig werden, sorgen<br />

unsere Animateure von ihrem Schlauchboot aus für Abkühlung<br />

– diesmal mit riesigen Wasserspritzpistolen. Das<br />

Besondere heute ist, dass wir bei Ebbe aufs Wasser gehen<br />

und bei einsetzender Flut zurückkehren, wobei hier an der<br />

bretonischen Küste zwischen den Gezeiten ein Höhenunterschied<br />

von mehreren Metern überwunden werden<br />

muss. Die Kräfte, die am Boot zerren, sind immens. Ein<br />

merkwürdiges Gefühl, da die Wasseroberfläche ansonsten<br />

ganz ruhig aussieht.<br />

Elise hat fleißig ihre Manöver mit ihrer Optimistengruppe<br />

geübt. Es ist schon eine kleine eingeschworene<br />

Gemeinschaft und erste Freundschaften wurden geschlossen.<br />

So ist bereits abgemacht, dass Elise und ihre Bootspartnerin<br />

Lucy auch nach der Segelwoche in Kontakt<br />

bleiben werden.<br />

Luke ist auf dem Heimweg in den Hafen im Boot<br />

unter einer Plane eingekuschelt eingeschlafen und musste<br />

am Steg erst einmal geweckt werden. Die Jardin-de-Mer-<br />

Gruppe hat heute Krabbenkäfige ausgesetzt und nun wartet<br />

alles gespannt auf morgen, wenn es ans Einholen der<br />

Körbe geht. Wir belohnen uns noch mit einem Besuch in<br />

einer Crêperie, die es hier in fast jedem Ort gibt. Wir sind<br />

alle ein bisschen sentimental, dass morgen schon der letzte<br />

Tag ist.<br />

Tag 5<br />

Nachdem wir uns wieder in unsere engen Neoprenanzüge<br />

gezwängt haben, mittlerweile schon ein gewohntes<br />

Gefühl, ähnlich wie das Anziehen von Kompressionsstrümpfen,<br />

nur über den ganzen Körper, und unsere<br />

Schwimmwesten und Trapeze ausgesucht haben, gehen<br />

wir zu unserer Katamarangruppe. Wir dürfen heute den<br />

etwas schnelleren, aber instabileren Hobycat 18 ausprobieren.<br />

Den Grund erfahren wir auf dem Wasser: Alle<br />

Kursteilnehmer, auch die der anderen Klassen, treffen sich<br />

in der Bucht von Aber Wrac’h zu einem Wettrennen.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Oben: Das Kursangebot der Segelschule ist vielfältig. Diverse Bootstypen<br />

stehen zur Auswahl. Darunter: Elise und Luke. Rechts: Das Tragen der<br />

Schwimmweste ist obligatorisch. Linke Seite: Auch der Nachwuchs<br />

wird gut betreut. S. 72: Die Zertifikate für bestandene Kurse.<br />

Nachdem uns die Rennstrecke zugerufen wird, geht es<br />

mit einem Kanonenstart los. Einmal durch die Bucht und<br />

um das schwarze Schlauchboot herum. Bei nur mäßigem<br />

Wind kein leichter Auftrag, denn man muss zwischen<br />

kürzester Strecke und bestem Wind ständig abwägen und<br />

die Verfolger mit ihren Manövern im Auge behalten. Wir<br />

kreuzen günstig und liegen bald in Führung. Dann aber<br />

ein Missgeschick: Durch die einsetzende Ebbe ist das<br />

Gebiet, in dem wir gerade segeln, nicht mehr in allen Bereichen<br />

befahrbar. Schon haben wir auf Grund aufgesetzt.<br />

Glücklicherweise gelangen wir mit einer Windböe<br />

wieder ein paar Meter weiter nach draußen und die Verfolgung<br />

unserer Mitstreiter kann aufgenommen werden.<br />

Wir haben günstigen Wind und gewinnen schnell wieder<br />

an Metern. Mit deutlichem Vorsprung können wir das<br />

Rennen schließlich für uns entscheiden – ein Riesenerfolg,<br />

wenn man bedenkt, dass dies unsere erste Woche auf<br />

einem Katamaran ist.<br />

Anschließend geht es noch auf eine Insel, auf der wir<br />

auch Elise mit ihrer Optimistenklasse und Luke mit der<br />

Jardin-de-Mer-Gruppe treffen. Nach einem kleinen Picknick<br />

geht es danach wieder zurück in Richtung Hafen.<br />

Einen kurzen Abstecher erlaubt sich unsere Gruppe aber<br />

noch zum krönenden Abschluss: Wir fahren eine große<br />

Rettungsboje an und dürfen aus vier Metern Höhe ins<br />

Wasser springen. Ein lustiger Spaß, bei dem ich allerdings<br />

Zuschauerin bleibe. Auch nach fünf Tagen auf dem Meer<br />

habe ich mich nicht an die ungemütlichen Wassertemperaturen<br />

gewöhnt und verweile lieber auf dem halbwegs<br />

trockenen Boot.<br />

Im Hafen werden wir traditionsgemäß mit frisch zubereiteten<br />

Crêpes verwöhnt und nehmen unsere Zertifikate<br />

über den jeweils bestandenen Kurs in Empfang. Neben<br />

einer persönlichen Bewertung, die der Lehrer abgibt,<br />

kann man auch die diversen Stufen abgestempelt bekommen,<br />

die man schon absolviert hat. Es fängt bei Niveau<br />

eins (« premier bords », d.h. man findet sich an seiner Position<br />

im Boot zurecht und kann Anweisungen umsetzen)<br />

an und reicht bis zu Niveau fünf (« maîtrise », d.h. man navigiert<br />

eigenständig ohne jegliche fremde Anweisung). Es<br />

handelt sich um das offizielle Dokument der französischen<br />

Segelschulen und wird bei jedem Kurs weitergeführt.<br />

Als Fazit über die ganze Woche können ich und die<br />

gesamte Familie feststellen: Dieser Urlaub war so interessant<br />

und kurzweilig, wie man es sich nur wünschen<br />

kann. Das Wetter ist fast schon Nebensache. Ob es ein-<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 71


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

mal bedeckt ist oder die Sonne scheint,<br />

ist auf dem Wasser bei dieser Aktivität<br />

nicht relevant. Dennoch sollte man<br />

stets einen geeigneten Sonnenschutz<br />

auftragen. Das Gesicht mehrere<br />

Nuancen dunkler, die Haare dafür<br />

deutlich heller geworden, sehen<br />

wir nach unseren paar Tagen auf<br />

dem Wasser wie echte Seebären<br />

aus.<br />

Außerdem stellen wir<br />

fest, dass wir noch nie eine so<br />

erholsame Urlaubswoche verbracht<br />

haben. Dies liegt wohl auch<br />

daran, dass unsere Kinder während unseres<br />

Kurses sicher und gut untergebracht waren<br />

und mindestens genauso viel Spaß<br />

hatten wie wir! Fest steht für uns<br />

alle schon heute: In den nächsten<br />

Ferien buchen wir wieder. Ich<br />

möchte dann einen Lazer segeln.<br />

Das ist ein leichtes schnelles Segelboot<br />

für eine Person. Mein<br />

Mann will sich im Kiten ausprobieren.<br />

Elise macht weiter mit<br />

ihrem Segelkurs, diesmal eine<br />

Bootsgröße größer (zu fahren<br />

ab zehn Jahren). Luke wird in<br />

den « Club des Moussaillons »<br />

gehen. Da fangen sie auch<br />

schon ein wenig mit Kajak<br />

und Booten an.<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ile de Bréhat: Die Insel ruft<br />

Wenn man Ruhe und Erholung sucht, sehnt man<br />

sich schnell nach einer einsamen Insel. Die Ile de<br />

Bréhat an der bretonischen Nordküste ist<br />

ein solches Sehnsuchtsziel. Dieses kleine<br />

Eiland von gerade einmal 3,5 Kilometern<br />

Länge und 1,5 Kilometern Breite bietet eine<br />

unglaubliche Vielfalt. Es ist ein Königreich<br />

für Wanderer und Radfahrer mit einer dank<br />

des Golfstroms fast mediterranen Vegetation. Auf Bréhat fühlt<br />

man sich sofort wohl, vielleicht auch weil der Rest der Welt so weit<br />

entfernt scheint.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Pointe du Raz: Das Ende der Welt<br />

Die Bretonen nennen den westlichsten Punkt<br />

Frankreichs « Penn ar Bed », was « Ende der<br />

Welt » bedeutet. Keine Frage, ein solcher Ort<br />

flößt Respekt ein. An der Pointe du Raz im<br />

Departement Finistère fällt das französische<br />

Festland über eine bis zu 72 Meter hohe<br />

Steilküste in den Ozean. Wo die Wellen<br />

unaufhörlich an die Felsen klatschen, lockt<br />

ein majestätisches Kap, das jeden in seinen Bann zieht.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der<br />

Heilpflanzen<br />

Die Abtei von Daoulas rund 20 Kilometer südöstlich<br />

von Brest kann mit einem Kreuzgang aus<br />

dem 12. Jahrhundert im romanischen Stil,<br />

einem Oratorium aus dem 16. Jahrhundert,<br />

einem Brunnen mit magischen Kräften,<br />

einem der schönsten Heilpflanzengärten des Kontinents und mit<br />

Schafen, die zu den kleinsten der Welt gehören, aufwarten. Das<br />

religiöse Erbe und die kulturelle Nutzung von heute bilden dabei<br />

eine reizvolle Symbiose. Alles Gründe, bei der nächsten Reise in die<br />

Bretagne einen Abstecher zu dieser Abtei einzuplanen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Brest: Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt<br />

Für viele liegt Brest in einer Sackgasse ganz weit<br />

weg im Westen der Bretagne, jedenfalls irgendwo,<br />

wohin man sich nicht so schnell verirrt.<br />

Die letzte französische Großstadt vor den<br />

Weiten des Atlantischen Ozeans litt lange<br />

Zeit unter ihrer isolierten Lage. Doch Brest<br />

ist heute alles andere als ein verschlafenes<br />

Provinznest. Trotz einer sehr bewegten und<br />

oft tragischen Geschichte hat die Hafenstadt ihr ganz eigenes<br />

Lebensgefühl gefunden. Brest überrascht und lohnt definitiv die<br />

weite Anreise.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Ploumanac‘h: Die Magie der bretonischen Nordküste<br />

Die Bretagne ist reich an Sehens wür dig keiten.<br />

Eine ganz besondere Perle ist der kleine Hafenort<br />

Ploumanac‘h und sein bekannter Zöllnerpfad<br />

an der Côte de Granit Rose. Auf nur<br />

wenigen Kilometern erlebt man hier die<br />

Bretagne wie aus dem Bilderbuch. Ein Ort<br />

mit Suchtpotential.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER<br />

AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


La Bau<br />

Unterkünfte<br />

Sonstiges<br />

MARKTPLATZ<br />

Ferienapartments<br />

In ganz Deutschland gibt<br />

es über 140 Deutsch-<br />

Französische Gesellschaften.<br />

In Bayreuth gibt es uns<br />

seit 50 Jahren.<br />

Werden Sie Mitglied und<br />

entdecken Sie mit uns<br />

gemeinsam Frankreich.<br />

www.provence-living.fr<br />

www.chateau-berard.com<br />

www.dfg-bayreuth.de<br />

Telefon (0921) 30 430<br />

info@dfg-bayreuth.de<br />

Ferienhaus mit Garten<br />

IN FINISTÈRE, BRETAGNE<br />

8-Personen-Ferienhaus (3 Etagen, 2 Bäder, 3 Schlaf zimmer)<br />

mit Garten, offenem Kamin, Wohn küche von privat zu<br />

vermieten. Nähe zum Strand: 3 km. Ideal für Familienurlaub<br />

mit Kindern (Hunde erlaubt). Diverse Freizeitmöglichkeiten<br />

Preis pro Woche: 400 – 850 Euro (abhängig von Saison und<br />

Personenzahl).<br />

Kontakt: sachaz@web.de<br />

oder + 49 (0) 171 3363366<br />

Balcon du Ventoux!<br />

Ferienhaus mit Charme<br />

und provenzalischem Flair<br />

www.balcon-du-ventoux.de<br />

Wenn Sie Ihre eigene Anzeige<br />

auf unserem Marktplatz<br />

veröffentlichen möchten,<br />

wenden Sie sich bitte an:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

<br />

L’Aber-Wrac’h an der bretonischen<br />

Nordküste nördlich von Brest erreicht<br />

man aus Norddeutschland über die<br />

Autobahn bzw. die Schnellstraße<br />

entlang des Ärmelkanals via Amiens,<br />

Le Havre, Caen und Saint-Brieuc<br />

bzw. aus Süddeutschland, Österreich<br />

und der Schweiz über den Osten<br />

Frankreichs, Paris, Le Mans, Rennes<br />

und Saint-Brieuc. Von Brest aus geht<br />

es über die D13 bis nach Lannilis und<br />

von dort über die D128 weiter nach<br />

L’Aber-Wrac’h.<br />

L’Aber-Wrac’h …<br />

… Berlin 1.608 km … Hamburg 1.452 km<br />

… Köln 1.050 km … München 1.439 km<br />

… Wien 1.856 km … Zürich 1.227 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Brest.<br />

Air France bietet aus dem deutschsprach<br />

igen Raum Verbin dun gen<br />

nach Brest mit Umsteigen in Paris an.<br />

Non stop-Verbindungen aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz in<br />

die Bretagne existieren nicht.<br />

Es gibt keine direkten Zugverbin dungen<br />

aus dem deutschsprachigen<br />

Raum in die Bretagne. Der nächste<br />

TGV-Bahnhof ist in Brest.<br />

www.abers-tourisme.com<br />

Office de Tourisme du Pays des Abers<br />

1, place de la Gare<br />

29870 Lannilis<br />

Telefon: +33 (0)2 98 04 05 43<br />

CVL Centre de voile de L’Aber Wrac‘h<br />

29870 Landéda<br />

Telefon: +33 (0)2 98 04 90 64<br />

www.cvl-aberwrach.fr<br />

Crêperie/Restaurant « La Route du<br />

Phare » mit herrlicher Sonnenterrasse<br />

und Blick auf die Bucht von Lilia.<br />

Nicht zu verfehlen, direkt am Strand<br />

gelegen. Innen gibt es ein tolles<br />

Kinderspielzimmer mit Rutsche. Die<br />

Crêperie bietet leckere Gerichte aus<br />

regionalen Zutaten und auch eine<br />

Speisekarte für Kinder an.<br />

L’Aber-Wrac’h<br />

Brest<br />

N165/E60<br />

N164<br />

Quimper<br />

N165/E60<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

Lorient<br />

Quiberon<br />

D768<br />

Vannes<br />

N24<br />

N165/E60<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Regionen<br />

Neugliederung<br />

der Regionen<br />

Teil 2: Auf der Suche nach<br />

neuen Hauptstädten<br />

Rennes<br />

Caen<br />

(Präfektur)<br />

Nantes<br />

Rouen<br />

(Conseil<br />

Régional)<br />

Paris<br />

Orléans<br />

Lille<br />

Amiens<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

Dijon<br />

Metz<br />

Strasbourg<br />

Besançon<br />

Nachdem in der letzten Ausgabe der Frage<br />

nachgegangen wurde, welche Namen die<br />

neuen französischen Regionen tragen<br />

könnten, geht es dieses Mal um die zukünftigen<br />

Hauptstädte der Regionen. Eine Frage,<br />

die durchaus politische Sprengkraft besitzt,<br />

gibt es doch zahlreiche lokale Animositäten.<br />

Kaum eine der aktuell 22 Hauptstädte wird<br />

ihren Hauptstadttitel gerne abgeben. Doch<br />

dies ist unweigerlich notwendig, denn in<br />

Zukunft gibt es nur noch 13 Regionen – und<br />

damit auch nur noch 13 regionale Hauptstädte.<br />

Offiziell sollen die neuen Hauptstädte<br />

nach einem ausführlichen Reflexionsprozess<br />

im Juli 2016 ernannt werden. Doch Tendenzen<br />

lassen sich schon heute ausmachen.<br />

In sechs Regionen wird sich ohnehin nichts<br />

ändern, da diese von der Fusionswelle verschont<br />

blieben. In vier der sieben neuen<br />

Regionen scheint der Name der neuen<br />

Hauptstadt auch bereits inoffiziell festzustehen.<br />

Bleiben vor allem drei neue Regionen,<br />

in denen es mehr oder weniger spannend<br />

werden könnte.<br />

Amiens capitale! C’est capital! » (dt. etwa Hauptstadt<br />

Amiens! Das ist von größter Wichtigkeit!), ein<br />

« Wortspiel, das aktuell auf vielen Schildern in der<br />

derzeitigen Hauptstadt der noch eigenständigen Region<br />

Picardie zu lesen ist. So auch am 22. April dieses Jahres, als<br />

der Ministerrat im nicht zu fernen Paris die Weichen für<br />

eine vermutlich weniger bedeutende Zukunft der Stadt<br />

stellte, zumindest im politischen und verwaltungstechnischen<br />

Sinne. Denn mit dem Gesetz zur Neugliederung<br />

des Landes vom 16. Januar <strong>2015</strong> wurde festgelegt, dass die<br />

Region Picardie mit der Region Nord-Pas-de-Calais verschmelzen<br />

wird. Das Pech von Amiens ist dabei, dass die<br />

aktuelle Hauptstadt der Region Nord-Pas-de-Calais, Lille,<br />

Poitiers<br />

Limoges<br />

Bordeaux<br />

Toulouse<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

Montpellier<br />

Lyon<br />

Marseille<br />

Wahrscheinliche Hauptstadt der neuen Region<br />

Derzeitige Hauptstadt, die diesen Status vermutlich verlieren wird<br />

Hauptstadt, die von der Reform nicht betroffen ist<br />

Ajaccio<br />

sehr viel größer und wichtiger ist als Amiens. Es ist deshalb<br />

recht wahrscheinlich, dass Lille die Hauptstadt der neuen<br />

Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie werden wird.<br />

Viele Bewohner von Amiens finden diese Perspektive<br />

jedoch wenig prickelnd. So etwa Julie, Jurastudentin und<br />

gebürtig aus Amiens stammend. « Ja, ich bin für die Reform<br />

der Regionen, aber Amiens soll Hauptstadt bleiben »,<br />

sagt sie. Eines ihrer Argumente: « Lille ist doch ohnehin<br />

schon die wichtigere Stadt in der neuen Region. Dann<br />

können wir doch als Ausgleich den Hauptstadtstatus<br />

behalten. Stellen Sie sich vor, Bayern und Baden-Württemberg<br />

müssten fusionieren. Was würden die Menschen<br />

in Stuttgart wohl sagen, wenn sie zukünftig aus München<br />

regiert werden sollten? » Diese wie viele ähnliche Stimmen<br />

zeigen, wie lokalpatriotisch aufgeladen die Diskussion ist.<br />

Sicherlich gibt es in Lille eine andere Julie, die mit gleicher<br />

Inbrunst für Lille als Hauptstadt argumentieren würde.<br />

Der Innenminister machte in der Ministerrunde am<br />

22. April aber erneut unmissverständlich klar, dass die<br />

territoriale Neugliederung des Landes eines der wichtigsten<br />

Reformprojekte der Regierung sei. Um mit diesem<br />

Vorhaben einen weiteren Schritt voranzukommen, wurden<br />

an diesem Tag die Präfekten der neuen Regionen ernannt.<br />

Die Präfekten sind in den Regionen die Statthalter des<br />

Staates. Um sie herum gruppieren sich weitere administrative<br />

Einheiten. Ihr Sitz definiert damit auch faktisch die<br />

Hauptstadt einer Region. Ernannt werden die Präfekten<br />

vom Staatspräsidenten auf Vorschlag des Premierministers<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


im Rahmen der Ministerrunde.<br />

Theoretisch hätte am 22. April also eine Liste mit den<br />

13 neuen Präfekten und den Orten, in denen sie sitzen<br />

sollen, veröffentlich werden können. Der Premierminister<br />

hätte dazu die notwendige Macht, der Staatspräsident<br />

müsste dies absegnen. Ein derart zentralistischer Ansatz<br />

hätte in den einzelnen Regionen aber sicherlich für sehr<br />

viel böses Blut gesorgt. Deshalb hat sich die Regierung<br />

am 22. April für ein behutsameres Vorgehen entschieden:<br />

Man veröffentlichte lediglich die Namen der Präfekten für<br />

die neuen Regionen. Teil ihrer Aufgabe soll es nun sein,<br />

in den Regionen zu schauen, wie die Administrationen in<br />

den fusionierten Regionen verteilt und welches die neuen<br />

Hauptstädte werden sollen.<br />

Damit will die Regierung deutlich machen, dass bezüglich<br />

der neuen Hauptstädte noch nichts entschieden<br />

ist. Dies soll gerade die Menschen wie Julie in den Hauptstädten,<br />

die vermutlich ihren Hauptstadtstatus verlieren<br />

werden, beruhigen. Man verspricht einen ausführlichen<br />

Abstimmungsprozess in den betroffenen Regionen. Die<br />

neuen Hauptstädte sollen erst im Juli 2016 endgültig feststehen.<br />

Auch die neuen Conseils Régionaux, die am 6.<br />

und 13. Dezember <strong>2015</strong> gewählt werden, sollen noch die<br />

Möglichkeit der Mitsprache erhalten.<br />

Doch trotz dieser Beteuerungen aus Paris haben viele<br />

Menschen wie Julie Zweifel daran, dass die Würfel noch<br />

nicht gefallen sind. Eine wichtige Vorentscheidung kann<br />

zum Beispiel darin gesehen werden, dass am 22. April für<br />

alle sieben neuen Regionen jeweils die Präfekten der jetzigen<br />

Teilregionen für den neuen Posten nominiert wurden,<br />

in denen die vermutlich neuen Hauptstädte liegen. Für die<br />

neue Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie ist dies beispielsweise<br />

der derzeitige Präfekt von Nord-Pas-de-Calais.<br />

Man muss nicht viel Fantasie haben, um zu unterstellen,<br />

dass sein Herz eher für Lille als für Amiens schlagen wird,<br />

auch wenn er offiziell neutral zu agieren hat.<br />

So zeichnen sich schon jetzt die neuen regionalen<br />

Hauptstädte ab. In den sechs von der Fusionswelle nicht<br />

erfassten Regionen ist die Sache ohnehin klar: Rennes<br />

wird die Hauptstadt der Bretagne bleiben, Nantes die der<br />

Pays-de-la-Loire, Orléans die der Region Centre, Paris<br />

die der Ile-de-France, Marseille die der Region Provence-<br />

Alpes-Côte d’Azur (PACA) und Ajaccio die der Insel<br />

Korsika.<br />

Aber auch in den sieben neuen Regionen sind nicht<br />

alle Hauptstädte vollkommen strittig. Teilweise ist die<br />

Dominanz einer Stadt in den neuen Superregionen schon<br />

heute so groß, dass ihre Ernennung als neue Hauptstadt<br />

kaum große Diskussionen auslöst, auch nicht bei den Bewohnern<br />

der unterlegenen Stadt.<br />

So gilt es als sehr wahrscheinlich, dass Straßburg die<br />

neue Hauptstadt der drei fusionierten Regionen Elsass,<br />

Lothringen und Champagne-Ardenne wird. Die Stadt, in<br />

der auch das Europäische Parlament seinen Sitz hat, ist<br />

bedeutend wichtiger und größer als Metz und Châlonsen-Champagne.<br />

In der zusammengelegten Region Burgund<br />

und Franche-Comté scheint man sich ähnlich einig<br />

zu sein, dass Dijon die neue Hauptstadt wird. Der Ort ist<br />

nicht nur wichtiger, sondern liegt auch zentraler als Besançon.<br />

Etwas weiter südlich wird voraussichtlich die Metropole<br />

Lyon zur Hauptstadt der zusammengelegten Regionen<br />

Rhône-Alpes und Auvergne. Clermont-Ferrand kann<br />

es mit der Strahlkraft der Rhône-Metropole nicht aufnehmen.<br />

Außerdem liegt Lyon ebenfalls zentraler. Ähnlich<br />

sicher ist, dass sich Bordeaux über den Hauptstadttitel für<br />

die Superregion aus Aquitanien, Poitou-Charentes und<br />

Limousin freuen wird. Weder Limoges noch Poitiers werden<br />

dies verhindern können.<br />

Spannender sieht es dagegen bei der Fusion von<br />

Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées aus. Zwar ist<br />

Toulouse größer und wirtschaftlich stärker als Montpellier,<br />

aber Montpellier gilt von jeher als eine sehr ehrgeizige<br />

Stadt, die stark wächst, viele junge Leute anzieht<br />

und nach Höherem strebt. Dies ist einer der drei Fälle,<br />

die noch nicht ganz vorentschieden sind, auch wenn die<br />

Medien immer mehr davon ausgehen, dass Toulouse am<br />

Ende doch das Rennen machen wird.<br />

Bleiben noch zwei weitere strittige Fälle. Einer der<br />

kompliziertesten dürfte die neue Normandie werden.<br />

Denn sowohl die Hauptstadt der alten Basse-Normandie,<br />

Caen, als auch der alten Haute-Normandie, Rouen, würden<br />

gerne die zukünftige Hauptstadt der vereinigten Normandie<br />

werden. Beide Städte unterscheiden sich zudem<br />

nicht so sehr stark hinsichtlich ihrer Größe und Bedeutung.<br />

Am Ende könnte es hier sogar zu einem Kompromiss<br />

kommen, bei dem beide Städte einen Teil des Kuchens<br />

abbekommen. Caen könnte die offizielle Hauptstadt werden,<br />

Rouen aber den Sitz des Conseil Régional erhalten.<br />

Caen wäre dann die administrative Hauptstadt, Rouen<br />

die politische. Dieser Kompromiss könnte auch deshalb<br />

herauskommen, da beide Städte wichtige Fürsprecher in<br />

der aktuellen Regierung haben. Der französische Außenminister<br />

Laurent Fabius ist der ehemalige Präsident der<br />

Agglomeration von Rouen. Der Innenminister Bernard<br />

Cazeneuve wurde dagegen als Abgeordneter in der<br />

Basse-Normandie gewählt. Ob dies am Ende wirklich so<br />

eintreten wird oder ob es eher Hirngespinste politischer<br />

Kommentatoren sind, wird sich im Juli 2016 zeigen.<br />

Allerdings hat dieser Ansatz auch die Verantwortlichen<br />

im zweiten strittigen Fall im Norden des Landes<br />

auf ähnliche Ideen gebracht. Zwar scheinen alle neutralen<br />

Fakten eher für Lille als für Amiens zu sprechen. Doch<br />

in der Picardie, wo man anfänglich ohnehin gegen eine<br />

Fusion mit einer anderen Region war und unbedingt die<br />

Eigenständigkeit verteidigen wollte, ist man kampfeslustig.<br />

Die Bürgermeisterin von Amiens, Brigitte Fouré, hat<br />

jedenfalls bereits klargemacht, dass es für sie nicht notwendig<br />

sei, dass der Conseil Régional und die Präfektur<br />

in der gleichen Stadt ihren Sitz hätten. Man könne das ja<br />

auch gut zwischen Lille und Amiens aufteilen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Das Comeback<br />

der Innenstädte<br />

Ein attraktives Stadtzentrum stellen sich die meisten Franzosen – wie<br />

die meisten anderen Europäer auch – als einen Ort vor, an dem man<br />

öffentliche Einrichtungen wie Kirchen und Rathäuser, aber auch zahlreiche<br />

Geschäfte und Märkte findet. Diese Wunschvorstellung entsprach in den<br />

letzten Jahrzehnten aber in immer weniger Orten der Realität. Durch eine<br />

Amerikanisierung der Gewohnheiten und eine auf das Auto ausgerichtete<br />

Gesellschaft entstanden immer mehr Einkaufszentren auf der grünen Wiese,<br />

die den etablierten Geschäften in der Innenstadt die Lebensgrundlage<br />

entzogen. Ganze Stadtzentren verödeten. Seit einiger Zeit lässt sich allerdings<br />

eine Trendwende beobachten. Die Innenstädte kommen wieder in Mode.<br />

Saint-Vincent-du-Lorouër ist eine kleine Kommune<br />

wie viele andere in Frankreich. Der Ort liegt an einer<br />

größeren Landstraße im Departement Sarthe in der<br />

Region Pays-de-la-Loire. Knapp 1.000 Menschen nennen<br />

die Gemeinde ihr Zuhause. Es gibt ein Rathaus, eine<br />

Schule, eine Kirche und einen zentralen Platz. Doch eine<br />

Sache, die früher jede Kommune dieser Größe auszeichnete,<br />

war immer weniger vorhanden: Geschäfte.<br />

Am Beispiel von Saint-Vincent-du-Lorouër lässt sich<br />

gut erkennen, wie sich die Zentren von Frankreichs Dörfern<br />

und Städten in den letzten Jahrzehnten verändert<br />

haben: Vor 30 Jahren existierten in Saint-Vincent-du-Lorouër<br />

noch zwei Restaurants, zwei Lebensmittelhändler,<br />

zwei Bäckereien, zwei Autowerkstätten, eine Metzgerei<br />

und eine Postfiliale. Es gab ein richtiges Geschäftsleben,<br />

sogar mit konkurrierenden Händlern.<br />

Doch dann schlossen die Geschäfte nach und nach.<br />

Wenn jemand im Ort sagte, er würde zum Bäcker gehen,<br />

war es plötzlich nicht mehr notwendig zu fragen, zu welchem.<br />

Von zwei Bäckereien, zwei Lebensmittelhändlern,<br />

zwei Autowerkstätten und zwei Restaurants blieb jeweils<br />

nur ein Betrieb übrig. Doch auch damit war das Händlersterben<br />

noch nicht zu Ende. Auch die verbliebenen Geschäfte<br />

gaben nach und nach auf, so dass irgendwann nur<br />

noch der Metzger, eine Autowerkstatt und eine Post filiale,<br />

die allerdings nur noch ein paar Stunden pro Woche<br />

geöffnet hat, existierten. Das Geschäftsleben von Saint-<br />

Vincent-du-Lorouër war quasi zum Erliegen gekommen.<br />

Im Rathaus sah man das natürlich nicht gerne. Die<br />

diversen Bürgermeister der letzten 30 Jahren gingen<br />

unterschiedlich mit dieser Herausforderung um. Einige<br />

versuchten sogar, wieder Geschäfte in den Ort zu locken,<br />

indem sie frisch renovierte Ladenräume kostenlos zur<br />

Verfügung stellten. Doch all dies veränderte die Lage<br />

nicht wirklich und die Menschen von Saint-Vincent-du-<br />

Lorouër gewöhnten sich daran.<br />

Nun könnte man denken, dass diese Entwicklung im<br />

Zusammenhang mit einer an Einwohnern verlierenden<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Landgemeinde steht. Doch im Falle von Saint-Vincentdu-Lorouër<br />

stimmt dies nicht. Jedes Jahr ziehen neue<br />

Menschen in den kleinen Ort. Oft Pariser, die – durch<br />

günstige Immobilienpreise und die Nähe zur französischen<br />

Hauptstadt angezogen – in Saint-Vincent-du-Lorouër<br />

ein neues Leben auf dem Land beginnen.<br />

Die Menschen gewöhnten sich aber daran, ihre Einkäufe<br />

nicht um die Ecke im Ort zu erledigen, sondern<br />

mit dem Auto in die nächste Stadt zu fahren, um in den<br />

dortigen großen Supermärkten auf der grünen Wiese<br />

einzukaufen. Diese neuen vermeintlichen Shoppingparadiese<br />

sind aus den USA herübergeschwappt. Es gibt<br />

kostenlose Parkplätze en masse und das Warenangebot ist<br />

enorm. Außerdem findet man dort nicht nur Regale voller<br />

Lebensmittel, sondern auch frischen Fisch und frisches<br />

Fleisch sowie Dienstleistungen wie etwa die Post.<br />

Viele empfanden diese neuen Einkaufsmöglichkeiten<br />

als Fortschritt. Es wurde zur Normalität, dass man einige<br />

Kilometer mit dem Auto fuhr, selbst wenn man nur ein<br />

frisches Baguette erwerben wollte. Nur Einwohner ohne<br />

Autos und ältere Menschen, die nicht mehr Auto fahren<br />

mochten oder konnten, bekamen ein Problem mit der eigenen<br />

Versorgung.<br />

Was in den letzten 30 Jahren in Saint-Vincent-du-<br />

Lorouër passierte, geschah in ähnlicher Weise überall<br />

im Land. Trotz diverser Versuche der jeweils politisch<br />

Verantwortlichen, dem Trend entgegenzusteuern, leerten<br />

sich die Zentren der französischen Kommunen, während<br />

die Shoppinggebiete im Umkreis größerer Orte wuchsen.<br />

Laut einer Untersuchung von Observatoire Procos ist der<br />

Leerstand von Ladenflächen in Innenstädten landesweit<br />

von 2001 bis 2013 von 5,8 auf 7,2 Prozent angestiegen.<br />

Nur die ganz großen Städte konnten sich dem Trend<br />

widersetzen. In Orten wie Paris, Marseille, Lyon, Bordeaux,<br />

Toulouse oder Lille ist die innerstädtische Bevölkerung<br />

groß genug, so dass die auch dort neu entstandenen<br />

Shoppingcenter am Ortsrand kein Händlersterben<br />

im Zentrum auslösten. Anders sieht es dagegen in mittelgroßen<br />

Kommunen aus. Städte wie Dijon, Alençon, Châteauroux,<br />

Béziers, Tours oder Vannes mussten ebenfalls<br />

erleben, wie ihre Innenstädte ein Stück weit ausstarben.<br />

Manchmal waren solche Entwicklungen selbst verschuldet,<br />

wenn ein Bürgermeister beispielsweise ein neues<br />

Shoppingcenter genehmigte, um neue Arbeitsplätze zu<br />

schaffen, weil zuvor vielleicht eine Fabrik im Ort schließen<br />

musste und Arbeitslosigkeit drohte. Teilweise folgte<br />

diese Entwicklung aber auch schlicht dem Zeitgeist.<br />

In jüngerer Zeit scheint es jedoch eine Trendwende zu<br />

geben. In immer mehr Kommunen im Land kann man sehen,<br />

wie die Innenstädte einen zweiten Frühling erleben.<br />

Menschen wissen es wieder zu schätzen, zentral zu wohnen<br />

und auch vor Ort ihre Einkäufe erledigen zu können.<br />

Wenn Bürgermeister Shoppingcenter auf der grünen Wiese<br />

oft nicht verbieten können, so haben sie gelernt, wie sie<br />

die Innenstädte trotzdem stärken können. Die Vereinigung<br />

der französischen Bürgermeister hat mit Hilfe des<br />

Staates sogar einen Leitfaden dazu herausgebracht. Auf<br />

100 Seiten werden den Bürgermeistern Tipps gegeben,<br />

wie sie mit der Herausforderung der sterbenden Zentren<br />

umgehen sollten, um eine Kehrtwende einzuleiten.<br />

Unterstützt wird die politische Arbeit in vielen Orten<br />

durch lokale Initiativen. So hat man sich in Noyon im Departement<br />

Oise einen sehr originellen Ansatz ausgedacht:<br />

Im Ort gibt es eine Art « Laden auf Probe ». Menschen,<br />

die darüber nachdenken, ein Geschäft zu eröffnen, können<br />

für vier Monate dieses Ladenlokal anmieten, um ihr<br />

Konzept auszuprobieren und sich der Realität zu stellen.<br />

Erweist sich das Konzept während dieser Zeit als erfolgversprechend,<br />

hilft man ihnen anschließend, einen dauerhaften<br />

Laden in der Stadt zu finden.<br />

In Orléans haben sich 120 Händler zusammengeschlossen,<br />

um ihren Kunden eine gemeinsame Kundenkarte<br />

anzubieten. Damit wird den Kunden angeboten, den<br />

öffentlichen Nahverkehr kostenlos für eine Shoppingtour<br />

zu nutzen oder kostenlos in der Innenstadt zu parken.<br />

In Sceaux im Pariser Großraum haben die Händler<br />

gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein System eingerichtet,<br />

wodurch die Kunden Waren der einzelnen Geschäfte<br />

per Computer oder Smartphone rund um die Uhr<br />

bestellen können, um sie anschließend gesammelt in einer<br />

der teilnehmenden Boutiquen oder an der Packstation im<br />

Ort abzuholen. So erspart sich der Kunde das mühsame<br />

Aufsuchen der einzelnen Läden, unterstützt aber trotzdem<br />

den lokalen Handel.<br />

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt man in einem anderen<br />

Pariser Vorort, in Montrouge. Dort lassen sich die<br />

Produkte von 30 lokalen Geschäften ebenfalls per Internet<br />

einkaufen, um sie anschließend an einer zentralen Stelle<br />

am U-Bahnhof, der von vielen Einheimischen täglich frequentiert<br />

wird, abzuholen.<br />

In Saint-Etienne im Süden setzt man dagegen auf<br />

Design. Die Stadt war 2010 von der UNESCO zur Stadt<br />

des Designs erklärt worden. Dieser Logik folgend rief die<br />

Stadtverwaltung ein Programm ins Leben, womit den<br />

Händlern vor Ort geholfen wird, ihre Verkaufsräume attraktiver<br />

zu gestalten. Es gibt dafür Schulungen und sogar<br />

finanzielle und kommunikative Unterstützung.<br />

Das Ziel all dieser Beispiele ist jeweils das gleiche:<br />

Man möchte die Menschen zurück in die Innenstädte<br />

locken und damit den Handel vor Ort stützen bzw. neu<br />

beleben. Es scheint zu funktionieren. In einigen Städten<br />

zeigt sich inzwischen sogar, dass große Handelsketten<br />

in die Zentren zurückkehren, die sie einst zugunsten der<br />

Peripherie verlassen hatten. So etwa in Bordeaux mit der<br />

Schuhkette « La Halle aux Chaussures », die kürzlich im<br />

Zentrum eine große Filiale eröffnete.<br />

Schön ist zudem, dass dieser neue Trend « Zurück in<br />

die Innenstadt » nicht nur die mittelgroßen Städte betrifft.<br />

Auch in den kleinen Kommunen tut sich etwas. So haben<br />

in Saint-Vincent-du-Lorouër kürzlich ein Friseur und<br />

eine Bäckerei eröffnet. Bisher scheint ihr Angebot von den<br />

Einheimischen freudig angenommen zu werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Großevents<br />

Paris: Oympische Spiele<br />

oder Weltausstellung?<br />

Nachdem sich Paris in den letzten Jahren<br />

schon einige Male um die Olympischen<br />

<strong>Sommer</strong>spiele beworben hat und jeweils im<br />

Auswahlprozess unterlag (1992 gegenüber<br />

Barcelona, 2008 gegenüber Peking und 2012<br />

gegenüber London), soll es für 2024 nun<br />

endlich klappen. Die Stadt will sich gegen<br />

Städte wie Rom, Hamburg und Boston als<br />

Austragungsort durchsetzen. Doch das ist<br />

nicht das einzige Großprojekt, das die französische<br />

Hauptstadt fest im Visier hat. Neben<br />

den Olympischen Spielen denkt man auch<br />

darüber nach, sich um die Weltausstellung<br />

2025 zu bemühen. Für manche eine ideale<br />

Ergänzung. Für andere steht dagegen fest,<br />

dass am Ende nur eines der beiden Ereignisse<br />

organisiert werden sollte.<br />

Wie viele Franzosen verfolgte auch Anne Hidalgo,<br />

die Bürgermeisterin von Paris, am 6. November<br />

letzten Jahres die Fernsehansprache von François<br />

Hollande, die er, aus Anlass der Halbzeit seiner Amtszeit,<br />

ans Volk hielt. Anne Hidalgo kennt den französischen<br />

Präsidenten gut. Als dieser noch Generalsekretär der Sozialistischen<br />

Partei und noch nicht Staatsoberhaupt Frankreichs<br />

war, arbeitete sie ebenfalls im Führungsgremium der<br />

Partei. Umso überraschter war sie deshalb über das, was sie<br />

während der Fernsehansprache zwischen diversen politischen<br />

Reflexionen ohne Vorwarnung hören musste. François<br />

Hollande erklärte: « Ich bin dafür, dass sich Paris, wenn<br />

die Stadt es will, für die Austragung der Olympischen<br />

<strong>Sommer</strong>spiele bewirbt. Eine solche Bewerbung ist sehr<br />

wichtig, denn die Spiele werden einen Moment der Leidenschaft<br />

kreieren, die Infrastruktur verbessern, die Wirtschaft<br />

ankurbeln und Jobs schaffen. »<br />

Die Bürgermeisterin war perplex. Niemand hatte sie<br />

zuvor über diese Ankündigung, die immerhin ihre Stadt<br />

betraf, unterrichtet, geschweige denn, ihre Meinung dazu<br />

eingeholt. Als langjährige Politikerin wusste sie zwar, dass<br />

derartige nicht abgestimmte Entscheidungen des Präsidenten<br />

für französische Verhältnisse durchaus normal,<br />

wenn nicht gar Tradition sind. Trotzdem war sie nicht<br />

bereit, diese Ankündigung unkommentiert zu lassen.<br />

Als gewählte Vertreterin der Pariser gab sie danach<br />

rasch zu verstehen, dass die Stadt die Möglichkeit einer<br />

Bewerbung in Betracht ziehen, dass man sich aber die dafür<br />

nötige Zeit nehmen würde und dass die Dinge noch<br />

nicht endgültig entschieden seien. « Eine Bewerbung für<br />

Olympische Spiele war nicht Teil meines Wahlkampfes.<br />

Die Pariser erwarten von mir zuallererst, dass wir Probleme<br />

wie die Wohnungsnot, infrastrukturelle Engpässe und<br />

soziale Ungleichheiten lösen. », erklärte sie. Außerdem:<br />

« Niemand wird meinen Zeitplan und meine Methode ändern<br />

können. Ich weiß, was es bedeutet, wenn Träume an<br />

der Realität zerbrechen. »<br />

Obwohl die Medien nach der Ankündigung von<br />

François Hollande vor allem die positiven Aspekte einer<br />

Bewerbung in den Vordergrund stellten, gerade auch im<br />

Hinblick darauf, die Menschen in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten hinter einem Zukunftsprojekt zu vereinen,<br />

präzisierte Anne Hidalgo ihre Forderungen: « Es steht außer<br />

Frage, dass die Pariser Steuerzahler ein solches Vorhaben<br />

alleine schultern. Ich will finanzielle Garantien vom<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Staat, sollten wir uns bewerben ». Außerdem machte sie<br />

unmissverständlich klar, dass das letzte Wort das Pariser<br />

Stadtparlament haben sollte.<br />

Ab Februar landeten dann diverse Studien und Zusagen<br />

auf ihrem Schreibtisch im Rathaus. Darunter eine<br />

offizielle Machbarkeitsstudie, die zu dem Ergebnis kam,<br />

dass Paris von den Spielen profitieren würde. Allerdings<br />

stammte diese vom Comité Français du Sport International,<br />

dem französischen Sportverband, der natürlich ein<br />

großes Interesse an der Ausrichtung der Olympischen<br />

Spiele auf französischem Boden hat. Ein Detail, das Anne<br />

Hidalgo und ihr Team natürlich misstrauisch machte.<br />

Was die Studie aber zur Freude der Bürgermeisterin<br />

belegte: In der französischen Hauptstadt wären bescheidene,<br />

kostengünstige Spiele möglich, denn viele Einrichtungen<br />

für die Austragung der Wettkämpfe existieren<br />

bereits. So etwa ein großes Stadion (Stade de France,<br />

gebaut einst für die Fußballweltmeisterschaft 1998) für<br />

die Eröffnungs- und Schlusszeremonie und diverse<br />

Wettkämpfe. Mit dem Stade du Parc des Princes und<br />

dem Palais Omnisports de Bercy stehen darüber hinaus<br />

zwei weitere große Sporteinrichtungen zur Verfügung.<br />

Das Tennisstadion von Roland Garros wäre<br />

perfekt für die Tenniswettkämpfe.<br />

Für Sportarten, die keine festen Einrichtungen<br />

benötigen, gebe es in der Stadt zudem diverse Standorte,<br />

die schöne Bilder der französischen Hauptstadt<br />

medienwirksam um die Welt senden würden.<br />

So könnten auf den Champs de Mars am Eiffelturm die<br />

Beachvolleyballer gegeneinander antreten. Die Wiesen<br />

vor dem Hôtel des Invalides böten sich für die Bogenschützen<br />

an. Im Grand Palais könnte gefochten werden.<br />

Für den Start- und Endpunkt des Marathons plant man<br />

den Trocadéro ein. Die Radfahrer könnten ihre Runden<br />

in Versailles drehen.<br />

Unterm Strich würde also nur Weniges fehlen: ein<br />

Olympiadorf für die Athleten, ein für Wettkämpfe geeignetes<br />

Schwimmbad sowie ein Pressezentrum. Was dagegen<br />

den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs anginge, so<br />

würde die Bewerbung lediglich Investitionen in Höhe von<br />

32 Milliarden Euro beschleunigen, die im Rahmen des<br />

Projektes der Schaffung eines Groß-Paris ohnehin investiert<br />

werden sollen.<br />

Die Experten gehen deshalb davon aus, dass Olympische<br />

Spiele in Paris « nur » fünf bis sechs Milliarden Euro<br />

kosten würden. Dies ist im Vergleich zu den letzten Spielen<br />

eine eher bescheidene Größenordnung. Die bisher<br />

teuersten Olympischen Spiele fanden in Sotchi 2014<br />

statt. Und obwohl es sich « nur » um die Winterausgabe<br />

des Wettbewerbs handelte, schlugen sie mit 36 Milliarden<br />

Euro zu Buche – also mit einem Vielfachen<br />

von dem, was in Paris für die größeren <strong>Sommer</strong>spiele<br />

ausgegeben werden müsste.<br />

Bezüglich der erwarteten fünf bis sechs Milliarden<br />

Euro hat das Internationale Olympische Komi-<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Großevents<br />

tee (IOC) angekündigt, rund 1,8 Milliarden Euro selbst<br />

beizusteuern. Eine weitere Milliarde Euro ist aus dem<br />

Ticketverkauf und Sponsoring zu erwarten. Bleiben also<br />

rund drei Milliarden Euro, die die französischen Steuerzahler<br />

bzw. die Privatwirtschaft aufbringen müssten.<br />

Eine Summe, die beherrschbar erscheint.<br />

Gleichzeitig weiß man aber, dass derartige Großevents<br />

am Ende oft teurer werden als anfänglich geplant. Allerdings<br />

hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Kostensteigerungen<br />

meist im Bereich des Ausbaus der Infrastruktur<br />

anfallen, so etwa in Sotchi beim Bau der Skistationen oder<br />

in Athen bei der Konstruktion eines neuen Flughafens.<br />

Im Fall von Paris ist die Infrastruktur aber weitestgehend<br />

vorhanden. Die Chancen sind also nicht schlecht, dass der<br />

Kostenrahmen eingehalten werden könnte. Außerdem<br />

ist die Hälfte des Budgets für den Bau des Olympischen<br />

Dorfes vorgesehen. Es würden Wohnungen entstehen, in<br />

die nach den Spielen die Pariser selbst einziehen könnten,<br />

was sich positiv auf den angespannten Wohnungsmarkt in<br />

der französischen Hauptstadt auswirken würde.<br />

Obwohl die offizielle Machbarkeitsstudie von einem<br />

Sportverband kam, hat sie Anne Hidalgo und ihr Team<br />

überzeugt. Die Bürgermeisterin erklärte inzwischen, dass<br />

die Stadt ihren Hut in den Ring beim IOC werfen wolle.<br />

Am 13. April gab außerdem das Stadtparlament seine<br />

Zustimmung für eine Bewerbung. Der offizielle Bewerbungsprozess<br />

beim IOC kann in Gang gesetzt werden.<br />

Olympische Spiele 2024 in Paris wären zudem ein schönes<br />

Jubiläum. Denn das letzte Mal trafen sich die Olympioniken<br />

1924 an der Seine, also genau 100 Jahre vorher. Ob<br />

es aber wirklich dazu kommen wird, ist noch vollkommen<br />

offen. Der Wettbewerb um die Spiele ist hart.<br />

Aber nicht nur die anderen Bewerberstädte um die<br />

Olympischen Spiele 2024 wie Hamburg, Rom oder<br />

Boston könnten dem französischen olympischen Traum<br />

entgegenstehen. Es gibt auch noch eine hausgemachte<br />

Konkurrenz. Es mehren sich nämlich Stimmen, die wollen,<br />

dass Paris im Jahre 2025 Austragungsort der Weltausstellung<br />

wird. Käme die Stadt zum Zuge, würde zum<br />

siebten Mal eine Expo in der Seine-Metropole stattfinden.<br />

Allerdings ist die letzte schon eine Ewigkeit her: Sie fand<br />

1937, zwei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges,<br />

statt. Am berühmtesten war vermutlich die Weltausstellung<br />

von 1900, der Paris emblematische Bauwerke wie den<br />

Eiffelturm, das Grand Palais, das Petit Palais oder den<br />

Bahnhof « Gare de Lyon » zu verdanken hat.<br />

In einem Jahr könnte Frankreich seine Bewerbung für<br />

die Expo 2025 beim Weltausstellungsbüro, das sich interessanterweise<br />

ebenfalls in Paris befindet, einreichen. Sogar<br />

einen Slogan gibt es bereits: Au cœur des territoires s’ouvre<br />

celui des hommes (dt. etwa Im Herzen der Regionen öffnen<br />

sich die Herzen der Menschen). Die Weltausstellung würde<br />

sechs Monate dauern. Man geht von 80 Millionen Besuchern<br />

aus. Die Expo wäre damit ein sehr viel größerer Publikumsmagnet<br />

als die Olympischen <strong>Sommer</strong>spiele, die lediglich<br />

wenige Millionen Live-Besucher anziehen würden.<br />

Anders als bei der Weltausstellung von 1900 will man<br />

dieses Mal kein neues Wahrzeichen wie den Eiffelturm<br />

errichten. Herzstück der Expo soll ein 200.000 Quadratmeter<br />

großes « digitales Expo-Dorf » irgendwo im Pariser<br />

Großraum sein. Daneben soll es zwölf weitere « Antennen<br />

» geben, die sich über die ganze Stadt, aber auch über<br />

andere Orte im Land verteilen könnten. Die Weltausstellung<br />

würde damit näher an die Menschen heranrücken<br />

und symbolträchtige Orte wie Bahnhöfe, besondere Plätze<br />

oder kulturelle Einrichtungen erobern. Die genauen<br />

Details sind noch offen.<br />

Auf der Kostenseite geht man momentan von drei<br />

Milliarden Euro aus. Außerdem würde eine Weltausstellung<br />

genau wie Olympische Spiele diverse Infrastrukturmaßnahmen<br />

beschleunigen. Die Befürworter der Expo-<br />

Bewerbung nennen als Beispiel gerne eine schnellere<br />

Schienenanbindung der beiden Pariser Flughäfen Charles<br />

de Gaulle und Orly an die Innenstadt, die nach bisherigen<br />

Planungen bis 2030 realisiert werden soll, dann aber<br />

schon 2025 fertig sein könnte.<br />

Aber welcher Bewerbung soll man nun den Vorrang<br />

einräumen? Oder sollten trotz der zeitlichen Nähe beide<br />

Events gleichzeitig angestrebt werden? Für Anne Hidalgo<br />

ist die Sache klar: « Bleiben wir vernünftig. Entweder<br />

Olympische Spiele oder Weltausstellung. Beide Ereignisse<br />

können erfolgreich sein. Aber beide zusammen sind nicht<br />

verantwortungsvoll. Ab einem gewissen Moment muss<br />

man sich für ein Projekt entscheiden. »<br />

Anders sehen das die Politiker auf nationaler Ebene.<br />

Sowohl François Hollande als auch Premierminister Manuel<br />

Valls sehen keinen Grund für ein « Entweder-Oder ».<br />

Letzterer erklärte Mitte April vor einer Versammlung der<br />

Bürgermeister der Kommunen des Pariser Großraumes:<br />

« Beide internationalen Ereignisse haben eine Chance. Paris<br />

ist groß genug, beides auszurichten. » Trotzdem hegen<br />

viele Menschen Zweifel, ob Frankreich in der derzeitig<br />

wirtschaftlich schwierigen Lage des Landes beide Großereignisse<br />

wirklich stemmen kann.<br />

Zurzeit werden dennoch erst einmal beide Bewerbungen<br />

vorangetrieben. Für das Weltausstellungsprojekt hat<br />

man Pascal Lamy, den ehemaligen Kopf der Welthandelsorganisation,<br />

als Chef gewinnen können. Die Bewerbung<br />

um die Olympischen Spiele soll von einem großen Mann<br />

aus der Sportwelt angetrieben werden: Bernard Lepasset,<br />

der Präsident des Comité Français du Sport International.<br />

Die Diskussion um die beiden Projekte wird also auch ein<br />

Wettstreit zwischen diesen beiden Männern werden.<br />

Es bleibt offen, ob Paris sich am Ende um beide Events<br />

bemüht oder eine Vorauswahl trifft. Die Menschen im<br />

Land scheinen gespalten zu sein. In Umfragen sprechen<br />

sich knapp zwei Drittel der Franzosen für Olympische<br />

Spiele in Paris aus. Gleichzeitig sagt eine Mehrheit, dass sie<br />

die Weltausstellung bevorzugen würde, sollte es nur eines<br />

der beiden Events geben. Zu hoffen ist nur, dass sich die<br />

Stadt mit zwei derartigen Großereignissen nicht verzettelt<br />

und am Ende vielleicht vollkommen leer ausgeht.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Frankreich digital erleben!<br />

Ab sofort können Sie das aktuelle Heft sowie ältere Ausgaben von<br />

Frankreich erleben auch in digitalisierter Form lesen. Erhältlich ist das<br />

Angebot über den Kiosk von Apple (für iPad), bei Google Play oder im<br />

Internet unter der Adresse http://frankreicherleben.digitalpublishing.io


ART DE VIVRE Lebensart<br />

Auf der Terrasse eines<br />

französischen Cafés...<br />

Eine der angenehmsten kleinen Freuden des<br />

<strong>Sommer</strong>s ist es, sich auf der Terrasse eines Cafés<br />

niederzulassen und bei einem Getränk ausgiebig<br />

seine Lieblings zeitung zu studieren oder einfach nur<br />

die vorbei laufenden Passanten zu beobachten.<br />

Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Frühlingsluft<br />

erwärmen, wird dies zu einem französischen Nationalsport.<br />

Das französische Kino hat die Cafékultur und<br />

das Treiben auf deren Terrassen ebenso verewigt wie<br />

es zahlreiche literarische Werke tun. Aber was trinken<br />

die Franzosen eigentlich typischerweise auf den<br />

Terrassen ihrer so heißgeliebten Cafés? Und was sollte<br />

man möglichst beim Kellner bestellen, um nicht als<br />

Tourist aufzufallen?<br />

Sobald Sie auf der Terrasse eines Cafés<br />

Platz genommen haben, können Sie<br />

das immergleiche Schauspiel beobachten.<br />

Die Franzosen um Sie herum bestellen<br />

entweder « un café » oder « un expresso », was<br />

jedoch nur zwei unterschiedliche Begriffe für<br />

dasselbe Getränke sind, nämlich ein starker<br />

Kaffee in einer sehr kleinen Tasse, die aber<br />

zumeist randvoll ist. Den Franzosen gelingt es<br />

im Allgemeinen spielend, sich stundenlang an<br />

der winzigen Tasse festzuhalten und nur in<br />

kleinsten Schlucken am Kaffee zu nippen.<br />

Am Ende der Zeitungslektüre ist der Kaffee<br />

selbstredend kalt, aber das stört niemanden<br />

auch nur im Geringsten.<br />

Im Endeffekt geht es schließlich gar nicht<br />

um den Kaffee, sondern darum, bestmöglich<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


den Moment zu genießen. Und was gibt es Schöneres, als<br />

entspannt in einer Zeitung zu schmökern und die Umgebung<br />

zu beobachten. Allerdings gibt es durchaus Kellner –<br />

gerade in Paris –, die ihre Träumer gerne auffordern, noch<br />

ein weiteres Getränk zu bestellen, schließlich nehmen sie<br />

anderen potentiellen Kunden den Platz weg, wenn sie nur<br />

lesen und nicht viel konsumieren.<br />

Neben Tee und Kaffee gibt es ein weiteres Getränk,<br />

welches bei den Franzosen beliebt ist und 1954 in Bordeaux<br />

erfunden wurde: « le cacolac ». Hierbei handelt<br />

es sich um einen Kakao, der in fast allen Cafés in einer<br />

nostalgisch anmutenden Flasche serviert wird. Wenn Sie<br />

diesen bestellen, werden Sie in den Augen des Kellners<br />

unweigerlich in den Rang eines wahren Kenners der französischen<br />

Lebensart erhoben.<br />

Gerade im <strong>Sommer</strong> möchten viele Franzosen jedoch<br />

lieber etwas Erfrischendes trinken und bestellen daher<br />

« un citron pressé » oder « une orange pressée », um damit<br />

zugleich in den Genuss gesunder Vitamine zu kommen.<br />

Gleichzeitig ist diese Getränkeauswahl sehr günstig, da<br />

Sie nicht nur ein Glas mit dem ausgepressten Saft bekommen,<br />

sondern auch noch eine Karaffe mit Leitungswasser,<br />

die üblicherweise so viel Flüssigkeit enthält, dass Sie mehrere<br />

Stunden mit Ihrem Getränk verbringen können.<br />

Allerdings sollten Sie nicht versuchen, eine Saftschorle<br />

zu bestellen, sei es auf Basis von Apfelsaft oder jeglicher<br />

anderer Fruchtsorten. Damit wird man Sie sofort als Tourist<br />

identifizieren, da eine Saftschorle gänzlich unbekannt<br />

ist. Franzosen können sich darunter schlicht nichts vorstellen.<br />

Wenn Sie auf gar keinen Fall auf Ihre Saftschorle<br />

verzichten wollen, müssen Sie einen Saft und ein Mineralwasser<br />

getrennt bestellen. Der Kellner wird aber nicht<br />

verstehen, was Sie damit vorhaben.<br />

Am nächsten kommt einer Schorle vielleicht noch<br />

eine Orangina, wenn diese auch weniger mit einer Orangensaftschorle<br />

zu vergleichen ist, sondern eher mit einer<br />

Orangenlimonade. Kohlensäurehaltige Getränke gibt es<br />

dagegen natürlich viele. Es sind die gleichen großen Marken<br />

wie überall auf der Welt, etwa Coca-Cola, Pepsi oder<br />

Schweppes. Wenn man eine Cola bestellen will, sagt man<br />

übrigens « un coca s.v.p. » und nicht « un cola s.v.p. ».<br />

Wenn es um alkoholische Getränke geht, sind Franzosen<br />

üblicherweise sehr traditionell. Einen einzelnen<br />

Mann vor seinem Bierglas sitzen zu sehen, ist nichts Ungewöhnliches,<br />

eine oder mehrere Frauen dagegen schon.<br />

Während in nordeuropäischen Ländern in diesem Punkt<br />

Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herrscht<br />

und der Genuss von Bier eher eine Geschmacksfrage ist,<br />

so wird es in Frankreich immer noch als wenig schicklich<br />

angesehen, wenn Frauen Bier trinken.<br />

Ähnlich verhält es sich mit dem Pastis oder Ricard.<br />

Diese anishaltigen Getränke, welche an Marseille und<br />

die Provence erinnern, werden ebenfalls vorwiegend von<br />

Männern getrunken. Hin und wieder wird ein Pastis mit<br />

etwas Minzsirup bestellt, wobei dann beim Kellner nach<br />

einem « Perroquet » gefragt wird, weil die grüne Minzfarbe<br />

an einen Papagei erinnert. Gerade in Südfrankreich<br />

können Sie sicher sein, mit dem Bestellen eines « Perroquet<br />

» ein äußerst typisches <strong>Sommer</strong>getränk zu genießen.<br />

Auch beim Wein halten sich Klischees und Gebräuche<br />

hartnäckig. Während Frauen üblicherweise ein Glas<br />

Weißwein bestellen, greifen Männer eher zu Rotwein.<br />

Doch ganz langsam ändern sich hier die Verhaltensweisen.<br />

Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat der Roséwein,<br />

der üblicherweise als « der » klassische <strong>Sommer</strong>wein<br />

angesehen wird. Die Franzosen sind sogar Weltmeister,<br />

wenn es um Roséweine geht: 37 Prozent der weltweiten<br />

Produktion dieser Weine werden in Frankreich getrunken.<br />

Die US-Amerikaner konsumieren nur zwölf Prozent<br />

der Weltproduktion und die Deutschen sogar nur neun<br />

Prozent. Interessanterweise wird in Frankreich jedoch<br />

nicht der meiste Rosé im Süden, sondern im Loire-Tal getrunken,<br />

wie 2014 eine offizielle Studie des INPES, dem<br />

nationalen Institut der Suchtvorbeugung und Gesundheitsausbildung,<br />

herausgefunden hat. Diese Region liegt<br />

mit 43,5 Prozent an der Spitze im Land.<br />

Frankreich ist jedoch nicht nur der größte Konsument<br />

von Roséwein, sondern auch der größte Produzent – vor<br />

Italien und Spanien. Allerdings ist der Konsum so hoch,<br />

dass Frankreich trotzdem Roséweine importieren muss.<br />

Viele Franzosen sehen einen Rosé als « das » klassische<br />

Getränk an, welches in größerer Runde auf der Terrasse<br />

eines Cafés getrunken wird. Für sie gehören Sonne, Urlaub,<br />

gutes Essen und ein Glas Rosé einfach zusammen.<br />

Wenn Sie sich von den vielen Rosétrinkern um sich<br />

herum abheben möchten, sollten Sie nicht einfach nur einen<br />

großen Eiskübel mit einer Roséweinflasche bestellen,<br />

sondern einen « rosé pamplemousse ». Diese auf den ersten<br />

Blick merkwürdige Mixtur aus Roséwein und Pampelmusenaroma<br />

wird von einigen Franzosen sehr geschätzt, da<br />

der oftmals gar nicht so leichte Rosé damit eine frischere<br />

Note erhält.<br />

Wenn Sie jedoch ein geübter Biertrinker sind, dann<br />

wird Ihnen Frankreich wie die Diaspora vorkommen,<br />

da der Bierausschank mitnichten mit Bierkulturen wie<br />

in Belgien oder Deutschland zu vergleichen ist. Wer ein<br />

großes frisch gezapftes Pils liebt, der wird sich über das<br />

25cl-Glas wundern, in dem normalerweise belgisches oder<br />

holländisches Bier großer Konzerne ausgeschenkt wird.<br />

Manchmal bestellen die bierliebenden Franzosen auch ein<br />

« Monaco », ein Bier mit Granatapfelsirup, welches vielen<br />

Puristen sicher nie auf den Tisch kommen würde.<br />

Vor allem der Preis lässt viele Biertrinker davor zurückschrecken,<br />

in Frankreich Bier in rauen Mengen zu<br />

konsumieren, da beispielsweise in Paris das 25cl-Glas oft<br />

bereits fünf Euro oder mehr kostet. Außerdem ist es in<br />

Frankreich relativ untypisch, ein Bier zu bestellen, so dass<br />

Sie mit einem Pastis oder Rosé nicht nur besser aufgehoben<br />

sind, sondern sich auch vortrefflich an die französische<br />

Kultur und einheimischen Gebräuche anpassen. Und<br />

am schönsten ist ohnehin, was man sich in Frankreich<br />

beim Anstoßen wünscht: « Santé! » (dt. Gesundheit).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 83


«<br />

Passend<br />

ART DE VIVRE Rezept<br />

zum <strong>Sommer</strong> will ich Ihnen dieses Mal nicht<br />

ein, sondern gleich fünf Rezepte präsentieren, die sich<br />

gut für eine Mahlzeit an heißen Tagen eignen. Es geht<br />

um Quiches, die trotz ihrer Einfachheit zum Renommee<br />

der französischen Küche beitragen. Nachdem ich Ihnen<br />

in der Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33 die bekannteste aller Quiches, die<br />

Quiche Lorraine, vorgestellt habe, geht es dieses Mal um<br />

fünf weitere Varianten. Die Basis ist jeweils die gleiche.<br />

Als Grundlage dient ein Blätterteig, der die Quiche leichter<br />

macht als der alternativ mögliche Mürbeteig. Auch die<br />

Füllmasse ist identisch. Doch durch die dann hinzugefügten<br />

Zutaten kommen am Ende geschmacklich ganz<br />

unterschiedliche Gerichte dabei heraus. Bon appétit!»<br />

Spezial: Quiches<br />

Jeweils für 4 Personen • Vorbereitungszeit: 20-30 min, je nach Quiche<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


TEIG (FÜR ALLE QUICHES)<br />

Zutaten<br />

Zubereitung<br />

1 Blätterteig (selbst zubereitet<br />

oder fertig gekauft)<br />

• Quicheform gut einfetten und<br />

den Blätterteig gleichmäßig<br />

darin ausbreiten, so dass auch die<br />

Ränder mit Teig bedeckt sind.<br />

• Damit die Füllmasse den Teig später<br />

nicht aufweicht, sollte er zuvor<br />

im Backofen angebacken werden.<br />

Damit er dabei nicht zu braun wird,<br />

den Teig vorher mit Backpapier belegen<br />

und dieses mit Keramikkugeln<br />

(oder getrockneten weißen Bohnen<br />

bzw. Linsen) beschweren. Zehn Minuten<br />

im Backofen bei 200 Grad backen<br />

lassen. Danach die Quicheform<br />

herausnehmen und das Backpapier<br />

sowie die Keramikkugeln entfernen.<br />

Der Teig ist bereit für die Füllung.<br />

FÜLLMASSE<br />

(FÜR ALLE QUICHES)<br />

Zutaten<br />

200 ml Schlagsahne<br />

200 ml Crème fraîche<br />

3 Eier<br />

geriebene Muskatnuss<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

• Schlagsahne, Crème fraîche<br />

und Eier in einer Schüssel gut<br />

verrühren. Mit Salz und Pfeffer<br />

(wenn später Speck als Zutat<br />

genommen wird, nur wenig davon)<br />

und Muskatnuss abschmecken.<br />

TIPPS<br />

(FÜR ALLE QUICHES)<br />

• Wenn die Quiche besonders goldbraun<br />

werden soll, kurz vor Ende der<br />

Backzeit ein wenig geriebenen Gruyère-Käse<br />

über die Quiche streuen<br />

und die Grillfunktion des Ofens<br />

aktivieren. Achtung: Die Quiche<br />

kann nun schnell verbrennen, deshalb<br />

den Vorgang gut überwachen.<br />

• Je nach Vorliebe kann die<br />

Füllmasse jeweils zusätzlich<br />

mit Currypulver, Safran oder<br />

Paprika gewürzt werden.<br />

• Die Quiches sollten jeweils<br />

mit einem frischen grünen<br />

Salat serviert werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 85


ART DE VIVRE Rezept<br />

QUICHE AUX<br />

<br />

OIGNONS<br />

ET AU JAMBON<br />

Zutaten<br />

QUICHE À LA<br />

MOUTARDE, AU THON<br />

ET AUX TOMATES<br />

Zutaten<br />

3 Zwiebeln<br />

4 Scheiben gekochter Schinken<br />

Butter<br />

Olivenöl<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

• Zwiebeln schälen und in kleine<br />

Scheiben scheiden. Ebenso<br />

den gekochten Schinken in<br />

kleine Rechtecke schneiden.<br />

Butter und einen Schuss Olivenöl<br />

in einer Pfanne erhitzen und<br />

anschließend die Zwiebelringe<br />

darin andünsten, bis diese goldbraun<br />

werden. Die Pfanne von der<br />

Hitze nehmen und den gekochten<br />

Schinken hinzugeben. Beides<br />

gut miteinander vermischen.<br />

• <br />

• <br />

Die Zwiebeln und den gekochten<br />

Schinken gleichmäßig auf den<br />

Teig verteilen. Danach die Füllmasse<br />

darüber gießen, bis diese<br />

ebenfalls gleichmäßig verteilt ist.<br />

• <br />

20 bis 25 Minuten bei 200 Grad<br />

im Backofen backen lassen.<br />

4 EL Dijon-Senf (stark)<br />

250 g Thunfisch<br />

aus der Dose<br />

3 Tomaten<br />

150 geriebener Gruyère-Käse<br />

Zubereitung<br />

• Den Teig gleichmäßig<br />

mit Senf bestreichen.<br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

• <br />

Anschließend den Thunfisch<br />

auf dem mit Senf bestrichenen<br />

Teig verteilen.<br />

Tomaten in Scheiben schneiden<br />

und auf den Thunfisch legen.<br />

Danach die Füllmasse darüber<br />

gießen, bis diese<br />

gleichmäßig verteilt ist.<br />

Alles mit dem Gruyère-<br />

Käse bestreuen.<br />

Rund 30 Minuten bei 200 Grad<br />

im Backofen backen lassen.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


QUICHE AUX POIREAUX,<br />

<br />

AUX LARDONS ET AU<br />

FROMAGE DE CHÈVRE<br />

Zutaten<br />

QUICHE AUX<br />

<br />

POIREAUX ET AU<br />

SAUMON FUMÉ<br />

Zutaten<br />

QUICHE AU POULET,<br />

<br />

AUX CHAMPIGNONS<br />

ET AU GRUYÈRE<br />

Zutaten<br />

4 Lauchstangen<br />

100 g geräucherter Speck<br />

(gestückelt)<br />

1 Ziegenkäse (z.B. Cabécou,<br />

Crottin de Chavignol,<br />

Rocamadour, Valençay)<br />

Butter<br />

Zubereitung<br />

• Die Lauchstangen in dünne<br />

Streifen schneiden.<br />

• <br />

In einer Pfanne Butter erhitzen<br />

und die Speckstücke darin anbraten.<br />

Dann die Lauchstreifen<br />

hinzugeben. Rund 15 Minuten<br />

dünsten lassen. Die Lauchstreifen<br />

werden sich dabei nach und nach<br />

voneinander lösen. Anschließend<br />

alles auf dem Teig verteilen.<br />

• <br />

• <br />

• <br />

Danach die Füllmasse darüber<br />

gießen, bis diese gleichmäßig<br />

verteilt ist.<br />

Ziegenkäse in Scheiben schneiden<br />

und anschließend gleichmäßig<br />

verteilt auf die Füllmasse legen.<br />

20 bis 25 Minuten bei 200 Grad<br />

im Backofen backen lassen.<br />

4 Lauchstangen<br />

100 g geräucherter Speck<br />

(gestückelt)<br />

4 Scheiben geräucherter<br />

Lachs<br />

Butter<br />

Zubereitung<br />

• Die Lauchstangen in dünne<br />

Streifen schneiden.<br />

• <br />

In einer Pfanne Butter erhitzen<br />

und die Speckstücke darin anbraten.<br />

Dann die Lauchstreifen<br />

hinzugeben. Rund 15 Minuten<br />

dünsten lassen. Die Lauchstreifen<br />

werden sich dabei nach und nach<br />

voneinander lösen. Anschließend<br />

alles auf dem Teig verteilen.<br />

• <br />

Danach die Füllmasse darüber<br />

gießen, bis diese gleichmäßig<br />

verteilt ist.<br />

Die vier Lachsscheiben auf die<br />

Füllmasse legen, so dass die gesamte<br />

Oberfläche bedeckt wird. Alternativ<br />

können die Lachsscheiben auch<br />

in kleine Rechtecke geschnitten<br />

werden und zuvor unter den angedünsteten<br />

Lauch gemischt werden.<br />

• <br />

• <br />

20 bis 25 Minuten bei 200 Grad<br />

im Backofen backen lassen.<br />

200 g Hähnchenbrust<br />

4 große Champignons<br />

100 g Gruyère-Käse<br />

Butter<br />

Currypulver<br />

Zubereitung<br />

• Champignons in Scheiben<br />

schneiden und in Butter in<br />

einer Pfanne andünsten.<br />

Füllmasse zu den Champignons<br />

geben. Gruyère-Käse hinzugeben<br />

und alles gut vermischen. Mit<br />

Currypulver abschmecken.<br />

• <br />

• <br />

Hähnchenfleisch in kleine Stücke<br />

schneiden und in einer Pfanne<br />

in Butter braten. Anschließend<br />

auf dem Teigboden gleichmäßig<br />

verteilen. Darüber die Füllmasse<br />

mit den Champignons geben.<br />

• <br />

30 bis 35 Minuten bei 200 Grad<br />

im Backofen backen lassen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 87


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (5)<br />

Messer<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />

befinden oder die für viele Franzosen<br />

kleine Nationalheiligtümer sind, auch<br />

wenn sie – vom Ausland aus betrachtet<br />

– vielleicht nicht immer als typisch französisch<br />

wahrgenommen werden. Zu diesen<br />

Produkten zählen auch Messer, die meist<br />

mit einer Stadt oder einer Region in Verbindung<br />

gebracht werden und deren Vielfalt<br />

kaum jemand außerhalb Frankreichs<br />

erahnt. Es gibt Taschenmesser und klassische<br />

Messer. Messer, die teilweise noch<br />

aufwendig in Handarbeit produziert werden,<br />

und Messer, die durch ihre besondere<br />

Form auffallen. Gerade die einklappbaren<br />

Messer sind Utensilien, die viele<br />

Franzosen in ihrer Jugend geschenkt bekommen<br />

und die sie dann das ganze Leben<br />

lang begleiten. Im Folgenden werden<br />

die vier wichtigsten Messer dieser Art kurz<br />

vorgestellt.<br />

Thiers-Messer<br />

Messer aus der Messerhauptstadt<br />

noire » – 20 Jahre bevor das berühmte Buch « Germinal<br />

» von Emile Zola herauskam, das sich mit einer<br />

ähnlichen sozialen Thematik, allerdings an einem anderen<br />

Ort und mit einer anderen Branche beschäftigte.<br />

Bis heute ist diese industrielle Vergangenheit in der<br />

Stadt sichtbar. Im « Tal der Fabriken » entlang der Durolle<br />

findet man viele bauliche Zeugnisse aus vergangenen<br />

Zeiten. Die Fabrikanten nutzten den Fluss, um<br />

damit ihre Schmiedehämmer anzutreiben. Noch heute<br />

sind hier 75 Betriebe angesiedelt, die in Handarbeit<br />

Messer herstellen. Rund zwei Drittel der in Frankreich<br />

in traditioneller Weise hergestellten Messer stammen<br />

aus Thiers. Knapp ein Drittel der Produktion ist für<br />

den Export bestimmt.<br />

In Thiers werden heute auch Messer gefertigt, die<br />

einst für andere Regionen bekannt waren. Doch der Star<br />

aus der Stadt ist das Messer, das den Ortsnamen im Namen<br />

trägt: Le Thiers®. Erfunden wurde es 1994 gemeinsam<br />

von mehreren Messermanufakturen im Ort. Ziel<br />

war es, dem Kunden ein Messer anzubieten, das nicht<br />

nur qualitativ hochwertig ist, sondern auch hundertprozentig<br />

aus lokaler Produktion stammt. Es gibt feste Vorgaben<br />

für die Herstellung, auf deren Basis es dann aber<br />

von verschiedenen Fabrikanten produziert wird. Man<br />

erkennt das Messer leicht an seiner speziellen Form. Das<br />

Messer hat einen Patentschutz, damit Produzenten aus<br />

China nicht auf die Idee kommen, es zu klonen.<br />

Das Thiers®-Messer kostet um die 70 Euro. In Thiers treffen sich<br />

jedes Jahr Messerhersteller aus vielen Ländern während der<br />

Messe « Coutellia », die immer im Mai stattfindet.<br />

Laguiole-Messer<br />

Das Messer mit der Biene oder Fliege<br />

Die kleine Stadt Thiers östlich von Clermont-<br />

Ferrand im Departement Puy-de-Dôme gilt seit dem<br />

16. Jahrhundert als die Messerhauptstadt Frankreichs.<br />

Messerschmieden prägten über Jahrhunderte das<br />

Stadtbild und sorgten für Wohlstand, aber auch für<br />

eine Arbeiterschaft, die unter schwierigen Bedingungen<br />

leben musste. Die französische Schriftstellerin<br />

George Sand veranschaulichte die Zustände in der<br />

Stadt in ihrem 1859 erschienenen Werk « La ville<br />

Im Länderdreieck von Auvergne, Languedoc-<br />

Roussillon und Midi-Pyrénées liegt das Pays d’Aubrac.<br />

Die Gegend ist bekannt für das Laguiole-Messer aus<br />

dem gleichnamigen Ort. Ein Messer, das aber längst<br />

nicht mehr nur in dem kleinen Dorf Laguiole hergestellt<br />

wird, sondern beispielsweise auch in Thiers.<br />

Besonderes Kennzeichen des Messers: Ein Logo,<br />

das ein Insekt zeigt, wobei nicht klar ist, ob dies eine<br />

Fliege oder eine Biene darstellen soll. Für die Bienen-<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


dem Ort an. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich daraus<br />

ein prosperierender Wirtschaftszweig, an dem einige<br />

einflussreiche Familien aus Nontron beteiligt waren.<br />

Die Herstellung der Messer erfolgt bis heute per Hand,<br />

so dass jedes Messer ein Unikat ist. Der Herstellungsprozess<br />

wird dabei von Anfang bis Ende von der gleichen<br />

Person durchgeführt. Der Griff der Messer ist aus Ebenholz,<br />

Wacholder oder Buchsbaum. Bei der Verwendung<br />

von Buchsbaumholz wurde dieses zuvor vier Jahre an der<br />

frischen Luft zum Austrocknen gelagert.<br />

Als Markenzeichen prangt seit dem 19. Jahrhundert<br />

auf dem Griff eines Nontron-Messers ein « V », das von<br />

drei kleinen Punkten umgeben wird. Die Bedeutung des<br />

Symbols ist nicht ganz geklärt. Es verweist vermutlich auf<br />

das Victory-Zeichen.<br />

these spricht die Legende, wonach Napoleon Bonaparte<br />

dem Ort Laguiole angeblich erlaubt haben soll, wegen<br />

des Mutes der Bewohner eine Biene im Wappen zu tragen.<br />

Zweifel daran sind jedoch berechtigt, denn eigentlich<br />

waren die Männer aus dem Ort für ihre Tendenz zur Fahnenflucht<br />

bekannt. Für die Fliege ist dagegen anzuführen,<br />

dass das kleine Dreieck, mit der man die Klinge aus<br />

der Verankerung löst, im Französischen ebenfalls Fliege<br />

heißt. Ein starkes Argument dafür, dass eher eine Fliege<br />

abgebildet ist. Da Fliege aber weniger nobel klingt als<br />

Biene, ist vielleicht die Legende mit der Biene entstanden.<br />

Genau geklärt ist diese Frage aber nicht.<br />

Anders als in Thiers haben die Messerhersteller in Laguiole<br />

ihr Produkt nicht patentrechtlich schützen lassen.<br />

So kam es, dass sich 1993 ein Mann aus dem Pariser Großraum<br />

die Rechte an dem Namen gesichert hatte und unter<br />

der Marke « Laguiole » nicht nur Messer, sondern auch<br />

Kleidung, Möbel und Spiele vermarktete, meist hergestellt<br />

in China oder Pakistan. Erst 2014 rettete der Europäische<br />

Gerichtshof die Tradition aus dem Pays d’Aubrac und<br />

annullierte dessen Namensrechte. Trotzdem kommt ein<br />

Laguiole-Messer nicht automatisch aus Laguiole.<br />

Ein traditionelles Laguiole-Taschenmesser kostet um die 70 Euro.<br />

Nontron-Messer<br />

Ein Messer als Unikat<br />

In Nontron östlich von Angoulême kann die Messerherstellung<br />

auf eine lange Vergangenheit zurückblicken.<br />

Die erste Messermanufaktur siedelte sich bereits 1653 in<br />

Modell mit Buchsbaumgriff um die 50 Euro, Modell mit Ebenholz<br />

um die 60 Euro. In Nontron findet jedes Jahr ein Messerfest (Fête<br />

du couteau) statt, das nächste Mal am Wochenende vom 8. und<br />

9. August <strong>2015</strong>.<br />

Opinel-Messer<br />

Ein Massenprodukt, aber mit Seele<br />

1890 von Joseph Opinel erfunden, gehören Opinel-<br />

Messer heute zu den beliebtesten Messern der Franzosen.<br />

Gerade Outdoorfans und Wanderer wissen die Klappmesser<br />

zu schätzen. Rund 3,5 Millionen Stück verlassen<br />

jedes Jahr die Fabrik in Savoyen. Im Unterschied zu den<br />

drei anderen vorgestellten Messern ist bei diesem Messer<br />

von Handfertigung keine Rede mehr. Jeder Arbeitsschritt<br />

wurde im Laufe der Zeit automatisiert. Trotzdem fühlt<br />

sich die Marke ihrer Heimat und der eigenen Tradition<br />

sehr verbunden. Obwohl die Herstellung heute mit Hilfe<br />

von Maschinen erfolgt, wurde der aufwendige Produktionsprozess<br />

beibehalten. 50 Arbeitsschritte sind notwendig,<br />

damit aus einem Messer ein Opinel-Messer wird. Seit<br />

1989 erscheint der Name der Marke sogar im Larousse-<br />

Wörterbuch, dem Äquivalent des Dudens.<br />

Das klassische Modell kostet um die 10 Euro.<br />

In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />

Hollywood- und Malabar-Kaugummis (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51),<br />

Petit Suisse (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52), Orangina (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53),<br />

Duralex-Gläser (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54)<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 89


Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

11<br />

Landesweite Themen<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Küsten – Frankreichs schönste Küsten 51<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Camping – Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 45<br />

(Teil 2: Westfrankreich)<br />

Camping – Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze 44<br />

(Teil 1: Ostfrankreich)<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen... – ...für Ferien am Meer 40<br />

Kathedralen – Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Inseln – Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Gärten – Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Stadtentwicklung – Die ambitionierten Projekte der neuen 51<br />

Bürgermeisterin<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines neuen 48<br />

Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten in 38<br />

Paris<br />

Les Arènes de Lutèce – Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido – Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Musée Rodin – Der Charme eines Künstleranwesens mit 35<br />

einzigartigem Garten<br />

Haussmann und die Impressionisten – Wie Haussmann 34<br />

Paris neu erfand<br />

Pantheon – Großes Gebäude für die Großen Frankreichs 32<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gärten in Paris – Oasen der Ruhe 29<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 29<br />

Hauptstadt (4) – Weinbars<br />

Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Stadtentwicklung – Seine-Ufer: Neugestaltung der Ufer der 28<br />

Seine<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />

Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />

Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der<br />

23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Hotels<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen... für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Belfriede – Symbole der Freiheit 29<br />

Hotels<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Grosbliederstroff & Kleinblittersdorf – Ein Grenzfall: Zwei 49<br />

zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller – Ein Fahrstuhl für 45<br />

Schiffe<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen... für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon – Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Mont Sainte-Odile – Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />

Städtevergleich – Metz versus Nancy 34<br />

Route des Crêtes – Höhenrausch in den Vogesen 29<br />

Hotels<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

Museumotel L’Utopie – Râon-l’Etape 29<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Saône – Mit dem Hausboot auf der Saône unterwegs 44<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Roche de Solutré & Roche de Vergisson – Zwei Felsen, ein 35<br />

Wanderparadies<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine – Das Erwachen einer verschlafenen 34<br />

Provinzstadt<br />

Château de Saint-Fargeau – Wo der Blick hinter die Kulissen 32<br />

erlaubt ist<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Wein – Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Rouen – Die normannische Hauptstadt 51<br />

Cabour, Deauville, Trouville-sur-Mer, Honfleur – Die Stars 49<br />

der Côte Fleurie<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Impressionismus – Normandie, Heimat des Impressionismus 45<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen... für die Normandie 37<br />

Dieppe – Die Stadt und das Meer 34<br />

Livarot – Das Brot der armen Leute 32<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Ile de Tatihou – Eine fantastische Reise 28<br />

Jumièges – Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Hotels<br />

Hotel de Bourgtheroulde – Rouen 51<br />

Hôtel les bains de Cabourg – Cabourg 49<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Côte d’Emeraude – Vom Cap Fréhel zur Pointe du Grouin 52<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Golfe du Morbihan – Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Ile de Bréhat – Die Insel ruft 29<br />

Hotels<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Angoulême – Provinznest und Hauptstadt 52<br />

Rochefort – Die Stadt, die ihre Träume lebt 49<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard – 46<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Loire-Mündung – Kunst am Fluss 45<br />

Nantes – Im Westen viel Neues 44<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38


Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Wein – Château Bardins 37<br />

Futuroscope – Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Stadtentwicklung – Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Genuss – Gâteau basque 34<br />

Clisson – Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />

Saint-Jean-Pied-de-Port – Ein baskisches Schmuckstück 32<br />

Bassin d’Arcachon – Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Hotels<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

Logis Saint-Martin – Saint-Maixent-l’Ecole 37<br />

L’Avant-Scène – Bordeaux 34<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Cevennen – Im Land einsamer Hochebenen und tiefer 52<br />

Schluchten<br />

Vichy – Ein Kurbad mit schicksalhafter Vergangenheit 49<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Trüffel in Sarlat-la-Canéda – Schwarze Diamanten 44<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />

den Pyrenäen<br />

Hotels<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Saint-Jean-Pied-de-Port – Ein baskisches Schmuckstück 32<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

Wein – Les Grés de Montpellier 44<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

23<br />

Lebensfreude<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern und 46<br />

morgen<br />

Lyon & Umgebung – Eine Reise zu den städtebaulichen 44<br />

Utopien des 20. Jahrhunderts<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem verlorenen 39<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Genuss – Nougat aus Montélimar 35<br />

Ardèche – Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Cour des Loges – Lyon 44<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

Helvie – Vals-les-Bains 23<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Lac d’Annecy – Einmal um den Lac d’Annecy 51<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Route Napoleon – Einmal quer durch die Alpen 49<br />

Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />

Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes – Gefiederte Freunde 28<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

Avenue Lodge Hotel – Val d’Isère 28<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Roussillon – Das Colorado Frankreichs 52<br />

Marseille – Die Renaissance einer Metropole!? 49<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Les Baux-de-Provence – Die unerwarteten Reize eines viel 44<br />

besuchten Dorfes<br />

Genuss – Die AOC von Provence-Alpes-Côte d’Azur 44<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen... für die Provence 39<br />

Dentelles de Montmirail – Mit dem Mountainbike durch das 34<br />

kleine Gebirge<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Wanderung – Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Parks & Gärten – Exotische Gärten und grüne Oasen an der 51<br />

Côte d’Azur<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Grasse – Der Duft einer Hauptstadt 45<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Eze – Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Hotels<br />

Mas du Grand Vallon – Mougins 45<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Bonifacio – Korsikas geschichtsträchtiger Höhepunkt 51<br />

Cap Corse – Türme, Kühe und Kanonen: Unterwegs auf dem 49<br />

Zöllnerpfad vom Cap Corse<br />

Gesellschaft – Korsika, die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

Guadeloupe – Mehr als eine Insel, ein ganzes Archipel 52<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

La Toubana Hôtel & Spa – Guadeloupe 52<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Suppen<br />

La soupe aux champignons de Paris 52<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Salade au crottin de chèvre chaud 34<br />

Quiches & Tartes<br />

Quiche sans pâte 44<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Gratin dauphinois 35<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Steak tartare 51<br />

Coq au vin 43<br />

Meeresfrüchtegerichte<br />

Huitres chaudes à la fondue de poireaux et son sabayon 32<br />

Moules à la crème 29<br />

Desserts<br />

Ile flottante 49<br />

Fondant au chocolat au coeur de framboises 45<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Soupe de fraises 28<br />

Gebäck<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Baba au rhum 23<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum<br />

52<br />

Welterbetitel: Les Climats de Bourgogne (Teil 1)<br />

Muscadet – Ein Wein voller Überraschungen 51<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Aperitif – Die Kunst des Aperitifs 49<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Karaffieren und Dekantieren – Die Kunst des Karaffierens 45<br />

und Dekantierens<br />

Les Grés de Montpellier – Ein Weinanbaugebiet auf dem 44<br />

Sprung in die nächste Liga<br />

Picon – «Un Picon-Bière, s’il vous plaît» 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das «mediterranste» Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins – Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />

Léognan<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

Saint-Véran – Erschwinglicher Spitzenwein aus Burgund 35<br />

Vinexpo – Die Welt des Weins zu Gast in Frankreich 35<br />

Chinon – Ein Wein für alle Fälle 34<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Crème de Cassis – Ein Getränk, das kein großes Brimborium 32<br />

um sich macht<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Saint-Pourçain – Wein von der Tafel der Mächtigen 29<br />

Alpillen – Das Weingebiet Les Baux-de-Provence 28<br />

Rum – Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Produkte – Petit Suisse 52<br />

Produkte – Hollywood- und Malabar-Kaugummis 51<br />

<strong>Nr</strong>.


Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Pays de la Loire – Gut essen im Pays-de-la-Loire 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Pays de la Loire 45<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Provence-Alpes-Côte 44<br />

d’Azur<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes – Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Nougat – Süßigkeit aus Montélimar 35<br />

Gâteau basque – Traditionelles Gebäck aus dem Baskenland 34<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Livarot – Das Brot der armen Leute 32<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Guide Michelin – Eine Deutsche an der Spitze der<br />

29<br />

französischen Gastronomiebibel<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

Regionen – Neugliederung der Regionen 52<br />

SNCM – Ist die Fährgesellschaft noch zu retten? 51<br />

Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

François Hollande – Es ist nicht einfach, Präsident zu sein 49<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Deutsch-Französische Freundschaft – Wenn eine<br />

44<br />

Freundschaft zum Ritual wird<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande – Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Präsidentschaftswahl 2012 – Die Kultur als<br />

35<br />

Wahlkampfthema<br />

Laizität – Ein Thema von immerwährender Aktualität 34<br />

TGV – Wieviel Hochgeschwindigkeit kann sich Frankreich 34<br />

leisten?<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Marine Le Pen – Das «neue» Gesicht des französischen 32<br />

Rechtsextremismus<br />

Austernkrise – Sterben Frankreichs Austern aus? 32<br />

Staatsbankette – Wenn die Politik durch den Magen geht 29<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Frédéric Mitterrand – Der neue französische Kulturminister 23<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Vergangenheitsbewältigung – Die geklauten Kinder von La 51<br />

Réunion<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Wandern – Die Franzosen entdecken das Wandern 49<br />

Deutsch-Französische Freundschaft – Ein Grenzfall: Zwei 49<br />

zwangsverbrüderte Orte stellen sich vor<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

Franzosen und Gesellschaftsspiele – Ein Markt mit<br />

45<br />

Steigerungspotential<br />

Verkehr – Neuer Trend: Der Bahnhof wird zum Flughafen 44<br />

Gewalt auf Korsika – Die Revolution der Frauen geht weiter 44<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die<br />

42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Lido – Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Spendenbereitschaft – Wie großzügig sind die Franzosen? 35<br />

Ladenöffnungszeiten – Wird der Sonntag zum Werktag 34<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Frauen – Madame Glückspilz? Die Situation der französischen 32<br />

Frauen<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Elite-Hochschulen – Es lebe die Elite!: Frankreichs Grandes 29<br />

Ecoles<br />

Fußball – Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 28<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Versailles – Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Kunst & Kultur<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Patricia Kaas – Französische Chansonsängerin mit deutschen 45<br />

Wurzeln<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Musée Rodin – Der Charme eines Künstleranwesens mit 35<br />

einzigartigem Garten<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität<br />

31<br />

eingeholt wird<br />

Jean Cocteau an der Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen 28<br />

Nizza und Menton<br />

Lebensart<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 54<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen,<br />

also auch der ausverkauften Ausgaben,<br />

finden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Werbecode: <strong>55</strong>/15<br />

ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben für 4,90 € pro<br />

Heft (bis Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33) bzw. 5,90 € pro Heft (ab Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34) zzgl.<br />

Ver sand kos ten pauschale. Diese beträgt innerhalb Deutschlands 1,00 € pro<br />

Heft, maximal jedoch 7,00 € pro Bestellung. Andere europäische Länder:<br />

2,00 € pro Heft, maximal 14,00 € pro Bestellung. Außereuropäische Länder: 3,00 € pro Heft,<br />

maximal 21,00 € pro Bestellung. Das Angebot gilt nur, solange der Vorrat einer Ausgabe reicht.<br />

DEN BESTELLPREIS<br />

<br />

belasten Sie bitte meiner Kreditkarte:<br />

<br />

Visa<br />

<br />

MasterCard<br />

Kartennummer Gültig Monat/Jahr Prüfziffer<br />

<br />

ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 45<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54<br />

Vorname / Name<br />

Straße / Hausnummer<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Land<br />

Telefonnummer für Rückfragen<br />

IBAN<br />

BIC<br />

Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin,<br />

Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 den Bestellpreis<br />

von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir gesondert mitgeteilt.<br />

Datum, Unterschrift<br />

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />

schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.


KULTURSCHOCK<br />

Immer, wenn unsere französischen Freunde nach<br />

Deutschland kommen, gibt es das gleiche Spielchen.<br />

Wir sind in irgendeinem Restaurant oder Geschäft.<br />

Unsere Freunde wollen bezahlen und zücken ihre Kreditkarte.<br />

Die Servicekraft oder Verkäuferin quittiert das mit<br />

einem abschätzigen « Wir nehmen nur EC-Karte oder<br />

Bargeld ». Es folgen minutenlange Lästereien unserer<br />

Freunde uns gegenüber, dass man hier ja wohl noch im<br />

Mittelalter leben würde. Na ja, im Grunde haben sie recht.<br />

Beim Thema bargeldloses Zahlen ist Deutschland im internationalen<br />

Vergleich in der Tat eher Entwicklungsland.<br />

Und EC-Karten hat kaum ein ausländischer Gast. Also<br />

lassen wir die Lästereien über uns ergehen.<br />

Doch der Moment der « Revanche » kommt... Ich muss<br />

eine Rechnung in Frankreich bezahlen und will dafür eine<br />

Überweisung von unserem französischen Konto auf ein<br />

anderes französisches Konto vornehmen. Frohen Mutes<br />

wähle ich mich online in das Konto ein. Es gibt auch einen<br />

Link « Überweisung » im Menü. Routiniert klicke ich<br />

darauf und erwarte ein Formular mit Feldern wie Kontoinhaber,<br />

IBAN usw. Doch zu meiner Überraschung ist auf<br />

dem Bildschirm davon nichts zu sehen. Vielmehr soll ich<br />

aus einer Liste mein Empfängerkonto auswählen, auf das<br />

das Geld gehen soll.<br />

Da ich bisher noch nie eine Überweisung von diesem<br />

Konto aus getätigt habe, ist diese Liste natürlich leer. Ich<br />

muss also erst das Konto aufwendig registrieren. Dafür<br />

muss ich aber zunächst meine Telefonnummer hinterlegen,<br />

um für die Registrierung eines Empfängerkontos von<br />

der Bank einen Code per automatischem Anruf zu erhalten.<br />

Es beginnt ein aufwendiger Registrierungsprozess,<br />

erst für die Telefonnummer, dann für das Empfängerkonto.<br />

Als dann endlich der Moment gekommen ist, in dem<br />

das Telefon klingelt, um per Bandansage meinen Code<br />

für die endgültige Freischaltung des Empfängerkontos<br />

zu erhalten, tritt die nächste Hürde auf: Die automatische<br />

Bandansage ist von der Qualität her so miserabel, dass<br />

ich – trotz wirklich guter Französischkenntnisse – große<br />

Mühe habe, den Code, der sowohl aus Buchstaben als<br />

auch aus Zahlen besteht, richtig zu verstehen. Zwischen<br />

« Z » und « 7 » oder « E » und « 2 » kann ich normalerweise<br />

gut unterscheiden. Doch die Stimme vom Band spricht<br />

die einzelnen Bestandteile des Codes so undeutlich aus,<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


dass ich mehrere Anläufe brauche, bis der Code endlich<br />

akzeptiert wird und das Empfängerkonto damit in meiner<br />

Liste erscheint.<br />

Danach geht die Überweisung unproblematisch über<br />

die Bühne. Ich wähle das gerade registrierte Empfängerkonto<br />

aus meiner Liste, gebe den gewünschten Überweisungsbetrag<br />

sowie einen Verwendungszweck ein und das<br />

Geld verschwindet in Richtung Empfänger. Allerdings<br />

haben diese diversen Schritte ein Vielfaches mehr an Zeit<br />

gekostet, als ich es sonst von einer deutschen Bank gewöhnt<br />

bin. Außerdem muss bei jedem neuen Empfänger<br />

der Registrierungsprozess des Kontos wiederholt werden.<br />

Damit bläht sich mit jeder Registrierung meine Empfängerliste<br />

mehr und mehr auf. Dies mag für Überweisungen,<br />

die regelmäßig anfallen, sinnvoll sein. Aber mir<br />

erschließt sich der Nutzen nicht für Empfängerkonten,<br />

die ich nur einmal in meinem Leben benutzen will. Innerlich<br />

schüttelte ich den Kopf und freue mich schon auf<br />

das nächste Treffen mit unseren französischen Freunden.<br />

Endlich weiß ich eine gute Antwort, wenn sie mal wieder<br />

über unsere mangelnde Kreditkartenakzeptanz lästern.<br />

« Wir können dafür Überweisungen in Sekundenschnelle<br />

überall hin tätigen », werde ich Ihnen dann entgegenhalten.<br />

Was ich in dem Moment noch nicht weiß, es kann<br />

noch schlimmer kommen. Denn einige Zeit später will<br />

ich eine Überweisung von unserem französischen Konto<br />

auf ein ausländisches tätigen. Wohl gemerkt, ein ausländisches<br />

Konto innerhalb des harmonisierten europäischen<br />

Zahlungsraums SEPA. Von meinem deutschen Konto ist<br />

dies genauso kinderleicht wie eine nationale Überweisung.<br />

IBAN und BIC genügen und der Überweisung steht<br />

nichts im Wege.<br />

Natürlich weiß ich aber bereits, dass ich bei meinem<br />

französischen Konto das ausländische erst als Empfängerkonto<br />

registrieren muss. Routiniert mache ich mich an<br />

den Vorgang. Inzwischen habe ich damit Übung. Doch<br />

dann kommt die große Überraschung: Anstatt wie üblich<br />

alle Kontoangaben einzutippen und dann auf einen<br />

automatischen Anruf von der Bank zu warten, um den<br />

Freischaltungscode zu erhalten, soll ich eine Seite mit der<br />

Kontoverbindung ausdrucken, diese unterschreiben und<br />

per Post (!) an meine Filiale in Frankreich schicken. Erst<br />

wenn die Filiale dieses Dokument erhalten hat, wird das<br />

Konto in die Empfängerliste aufgenommen.<br />

Im ersten Moment glaube ich, dass es sich um einen<br />

Scherz handeln muss. Kann es im Jahre <strong>2015</strong> sein, dass<br />

digitales Banking wieder ganz analog wird? Aber ich habe<br />

mich nicht vertan. Auch beim zweiten Versuch komme ich<br />

zum gleichen Ergebnis. Es nützt nichts: Ich muss den Drucker<br />

anmachen, eine Briefmarke für Frankreich suchen,<br />

zum Briefkasten gehen und tagelang warten, bis ich endlich<br />

meine innereuropäische Überweisung vornehmen kann.<br />

Ich bin so schockiert, dass ich gleich unsere französischen<br />

Freunde anrufe. Ich muss einfach sofort lästern<br />

und kann nicht auf den nächsten Besuch warten. Unsere<br />

Freunde versuchen sich erst mit Antworten wie « das<br />

französische Bankensystem ist eines der sichersten und<br />

effizientesten der Welt » herauszureden. Doch da haben<br />

sie nicht mit meiner Vehemenz gerechnet. Mit iTan- oder<br />

smsTan-Verfahren räume ich alle Argumente aus dem<br />

Weg, bis wir alle nur noch herzhaft am Telefon lachen.<br />

Allerdings können sie mich in einem Punkt beruhigen:<br />

Der manuelle Ansatz für innereuropäische Überweisungen<br />

ist wohl meiner Bank geschuldet. Sie ist zwar eine<br />

der größten französischen Banken überhaupt, zeigt sich<br />

diesbezüglich aber etwas der Zeit hinterherhinkend. Bei<br />

anderen französischen Banken lassen sich ausländische<br />

Konten zum Teil genauso registrieren wie inländische.<br />

Nur der komplizierte Ansatz der Kontenregistrierung ist<br />

überall Standard. « Aber gut, Ihr zahlt ja auch noch mit<br />

Schecks », gebe ich unseren Freunden als letzte ironische<br />

Spitze mit auf dem Weg, bevor unser Gespräch wieder um<br />

andere Themen kreist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

Guéwen a testé …<br />

... Wohnmobil in Frankreich<br />

Wohnmobile vermitteln mir seit jeher das Gefühl von Freiheit.<br />

Allerdings ist diese in Frankreich genauso wenig grenzenlos wie in<br />

anderen europäischen Ländern, zum Beispiel wenn es darum geht,<br />

wo man sein Nachtlager aufschlägt. Ich habe für Sie geschaut, was<br />

man wissen sollte, wenn man in Frankreich mit einem Wohnmobil<br />

unterwegs ist.<br />

Braucht man einen speziellen Führerschein?<br />

Nein, grundsätzlich kann man Wohnmobile bis zu 3,5<br />

Tonnen mit dem normalen Autoführerschein durch Frankreich<br />

steuern. Für größere Wohnmobile ist dagegen ein<br />

gesonderter Führerschein notwendig.<br />

Gibt es spezielle Geschwindigkeitsbegrenzungen?<br />

Ebenfalls nein, sofern es sich um Wohnmobile bis zu 3,5<br />

Tonnen handelt. Diese Fahrzeuge dürfen genauso schnell<br />

fahren wie alle anderen Autos. Entscheidend ist also die<br />

für eine Straße zulässige Höchstgeschwindigkeit. Anders<br />

sieht es für größere Wohnmobile aus, die über 3,5 Tonnen<br />

wiegen. Für sie gelten Sonderregelungen wie für Lkws und<br />

Busse.<br />

Was müssen die Passagiere beachten?<br />

Die Passagiere in der Fahrerkabine müssen beim Fahren<br />

angeschnallt sein. Ebenso alle Passagiere, die « die Sicht<br />

des Fahrers einschränken können. » Theoretisch wäre es<br />

damit erlaubt, beim Fahren im hinteren Bereich des Fahrzeuges<br />

zu schlafen, wenn man dadurch nicht den Fahrer in<br />

seiner Sicht einschränkt. Man sollte aber nicht vergessen,<br />

dass dies mit einem großen Verletzungs- und Tötungsrisiko<br />

im Falle eines Unfalls verbunden ist, so dass jeder Passagier<br />

schon aus eigenem Interesse angeschnallt sein sollte.<br />

Gelten höhere Autobahngebühren?<br />

Ja, außer wenn das Wohnmobil nicht höher als zwei<br />

Meter ist und das Gewicht nicht 3,5 Tonnen überschreitet.<br />

Wohnmobile, die höher als zwei Meter, aber niedriger als<br />

drei Meter sind und deren Gewicht 3,5 Tonnen nicht überschreitet,<br />

fallen in die Kategorie 2 der französischen Autobahngesellschaften.<br />

Die Autobahngebühren sind damit<br />

rund 50 Prozent teurer als für normale Autos (Kategorie<br />

1). So kostet die Strecke Paris-Marseille 90,60 Euro anstatt<br />

57,80 Euro. Noch größere Wohnmobile oder Wohnmobile<br />

mit Aufbauten, die höher als drei Meter sind, fallen sogar<br />

in die noch teurere Kategorie 3. An den Mautstellen ist zu<br />

beachten, dass die Spuren für das Bezahlen mit Kreditkarte<br />

auf Fahrzeuge mit einer maximalen Höhe von zwei Metern<br />

beschränkt sind. Im Zweifelsfalle sollte man diese Spuren<br />

meiden.<br />

Wo darf man parken?<br />

Eine Frage, die leider komplexer ist, als es auf den ersten<br />

Blick scheint. Grundsätzlich gelten in Frankreich keine<br />

besonderen Parkregeln für Wohnmobile. Wenn das Parken<br />

allgemein erlaubt ist, dürfen grundsätzlich auch Wohnmobile<br />

abgestellt werden, wenn sie den Verkehr nicht stören.<br />

Allerdings dürfen die Bürgermeister und Präfekten für ihr<br />

Gebiet Sonderregeln festlegen, wovon sie in touristisch<br />

begehrten Gegenden regen Gebrauch machen. So kann es<br />

beispielsweise verboten sein, über Nacht mit einem Wohnmobil<br />

auf einem Parkplatz zu parken. Man sollte also sehr<br />

sorgfältig die Rechtslage vor Ort checken.<br />

Außerdem sieht die französische Straßenverkehrsordnung<br />

einen Unterschied zwischen Parken und Campen vor.<br />

Wenn man Tische, Stühle oder Sonnenschirme vor seinem<br />

Wohnmobil aufbaut, wird aus Parken Campen, was meist<br />

untersagt ist. Für das Campen haben die Kommunen in<br />

touristischen Gegenden oft gesonderte Plätze ausgewiesen,<br />

die zudem die notwendige Infrastruktur dafür aufweisen,<br />

wie etwa die Möglichkeit, Abwasser abzulassen, Chemietoiletten<br />

zu säubern etc. Darüber hinaus ist es grundsätzlich<br />

untersagt, direkt an der Küste, in Naturschutzgebieten oder<br />

in der Nähe von unter Denkmalschutz stehenden Sehenswürdigkeiten<br />

zu campen. In Zweifelsfällen sollte man sich<br />

bei der örtlichen Touristeninformation über die Regeln vor<br />

Ort erkundigen. Auf Privatgrundstücken darf man dagegen<br />

bis zu drei Monate campen, wenn der Eigentümer sein Einverständnis<br />

dazu gegeben hat.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />

Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und<br />

alle anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei.<br />

Daher sind keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels<br />

hervorgehoben, sondern findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178148 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Florence Boyer, Guéwen Brown, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr.<br />

Jan Grasshoff, Olivier Huonnic, Ute Jessel, Alain Lardière, Dr. Petra<br />

Morich, Ina Muñoz, Winfried Ressler, Gérard Rival, Serge Robin,<br />

Susanne Ziegler<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 13/2014<br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 620138<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit<br />

Sorgfalt zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tigkeit<br />

und Vollständigkeit kann jedoch nicht über nom men wer den.<br />

Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte Ein sen dungen.<br />

Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags.<br />

Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf<br />

foto mecha nischen und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da tenträgern<br />

bedürfen der schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut<br />

sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per Abonnement<br />

erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 € (D), 6,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 7,00 € (F/L/B/NL), 7,00 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 € (D), 21,90 € (A),<br />

33,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2015</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: LianeM, Fotolia • S.3: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.4: Maurice Albert, Ajc Presse; Dr Jan Grasshoff,<br />

Globus Medien; Pierre Torset, Comité Régional du Tourisme de<br />

Bretagne; LianeM, Fotolia; Winfried Ressler, Globus Medien<br />

• S.6: Bernard Biget, CroisiEurope; Centre Commercial<br />

Beaugrenelle Paris, DR; Aéroport Toulouse-Blagnac, DR • S.7:<br />

Antonio Mesa, Archives FFF, DR; S.8: DR; David Bordes, Centre<br />

des monuments nationaux • S.10: Serge Robin, Ajc Presse;<br />

Goody’s, DR • S.11: Agence S+Arck, DR • 12-13: DR • S.14-<br />

15: DR • S.16: DR • S.18: DR • S.19: Arte, DR • S.20: DR •<br />

S.22-30: Dr Jan Grasshoff, Globus Medien • S.32-33: LianeM,<br />

Fotolia • S.34-37: Serge Robin, Ajc Presse • S.40-47: Dr Jan<br />

Grasshoff, Globus Medien • S.48-49: Dr Jan Grasshoff, Globus<br />

Medien • S.50-51: Alain Laurioux, Cadre Noir IFCE • S.52-54:<br />

Dr Jan Grasshoff, Globus Medien • S.56-57: Suprenantes, DR<br />

• S.58-65: Winfried Ressler, Globus Medien • S.66-68: Sacha<br />

Ziegler, Globus Medien • S.69: Ronan Gladu, Comité Régional<br />

du Tourisme de Bretagne • S.70: Sacha Ziegler, Globus<br />

Medien • S.71: Pierre Torset, Comité Régional du Tourisme de<br />

Bretagne, Sacha Ziegler, Globus Medien• S.72: Sacha Ziegler,<br />

Globus Medien • S.76: Serge Robin, Ajc Presse • S.79: Amélie<br />

Dupont, Office de Tourisme de Paris • S.82: Dr Jan Grasshoff,<br />

Globus Medien • S.84-87: Maurice Albert, Ajc Presse • S.88-<br />

89: DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.94: Chantal Cobac für<br />

Frankreich erleben • S.96: Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Dr<br />

Jan Grasshoff, Globus Medien.<br />

Leserbriefe<br />

Über das Arte-Magazin bin ich<br />

zu Frankreich erleben gekommen.<br />

Das erste Magazin <strong>Nr</strong>. 48 hat mich<br />

sehr beeindruckt und die Erwartung<br />

auf das nächste war sehr groß. Die<br />

Themenvielfalt gefällt mir, ebenso<br />

die schönen Fotos, meist in sehr<br />

guter Qualität. Vier vorangegangene<br />

Magazine wurden mir als<br />

Weihnachtsgeschenk nachgekauft.<br />

Frankreich hat viele große Traditionen.<br />

Eine davon ist die Messerherstellung<br />

in Laguiole und später<br />

in Thiers. Ich würde mich sehr<br />

freuen, wenn in einer der folgenden<br />

Magazine dies mal zum Thema gemacht<br />

werden könnte. Ich bin fester<br />

Überzeugung, dass es den geneigten<br />

Leser auch interessieren würde. Ich<br />

wünsche Ihnen weitere gute Ideen,<br />

Freude und Erfolg bei Arbeit.<br />

Michael Erler, Dresden<br />

Redaktion: Wie Sie sehen können, ist Ihr<br />

Wunsch bereits in Erfüllung gegangen.<br />

Neben neuen Anregungen freue<br />

ich mich auch immer über ein<br />

Wiedersehen mit Reisezielen, die<br />

wir erst kürzlich besucht haben, so<br />

diesmal gleich zwei Städte: Antibes,<br />

das wir im letzten <strong>Sommer</strong>urlaub an<br />

der Côte d‘Azur besucht haben, und<br />

Lille, wohin wir vor zwei Jahren für<br />

eine Städtetour gefahren sind! Vielen<br />

Dank dafür. Zu Lille möchte ich<br />

noch einen Tipp geben, nämlich den<br />

Besuch im Museé d‘Art Moderne<br />

in Villeneuve-d‘Ascq. Es beheimatet<br />

Werke bekannter Künstler des<br />

20. Jahrhunderts, eine Ausstellung<br />

sogenannter « Art Brut » und einen<br />

Skulpturenpark, durch den man<br />

flanieren kann. Das Museum ist von<br />

Lille mit Metro und Bus gut zu erreichen.<br />

Rainer Hartung, Köln<br />

Ich bin Leser seit der <strong>Nr</strong>. 1, auch<br />

ohne Abo habe ich alle Hefte. Leserbriefe<br />

schreibe ich so gut wie nie,<br />

heute muss es aber sein. Der Artikel<br />

über Antibes hat mir eigentlich sehr<br />

gut gefallen, aber: Über Antibes<br />

schreiben und Juan-les-Pins mit<br />

seinem Jazzfestival erwähnen, aber<br />

in diesem Zusammenhang nicht<br />

einen der ganz Großen des Jazz,<br />

dessen Büste in Antibes steht und<br />

an Sidney Bechet erinnert, der seine<br />

letzten Jahre dort verbrachte, das<br />

geht nicht. Ansonsten aber, machen<br />

Sie so weiter. Eine tolle Zeitschrift.<br />

Wolfgang Walther, Ronnenberg<br />

Gratulation zu Ihrem Artikel<br />

über Antibes, der mehr als treffend<br />

zum Ausdruck bringt, warum dieser<br />

Ort anders ist als viele an der Côte<br />

d’Azur. Besonders ist er auch für<br />

meine Frau und mich persönlich. In<br />

der Chapelle de la Garoupe machte<br />

ich meiner Frau einen Heiratsantrag<br />

und ein Jahr später heirateten wir in<br />

der Kathedrale von Antibes. Seither<br />

kehren wie stets an unserem Hochzeitstag<br />

an den Ort des Geschehens<br />

zurück. Der Artikel und die Bilder<br />

weckten somit schon die Sehnsucht<br />

auf unseren nächsten Hochzeitstag.<br />

Danke dafür!<br />

Dr. Roman Hirner, Augsburg<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />

Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong> · 97


VORSCHAU<br />

Loire<br />

Unterwegs im südlichen Loiret<br />

Jura<br />

Kunst und Natur im Loue-Tal<br />

Bretagne<br />

Wilde Crozon-Halbinsel<br />

Die schönsten Gärten des<br />

Périgord<br />

Perpignan<br />

Wo Frankreich katalanisch ist<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 56 – Herbst <strong>2015</strong> erscheint am 25. August <strong>2015</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2015</strong>


Erleben Sie die Provence<br />

mit Frankreich erleben!<br />

Orange<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Dentelles de<br />

Montmirail<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Avignon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Roussillon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 52<br />

Arles<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53<br />

Avignon<br />

10 Ideen für<br />

die Provence<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Marseille<br />

Toulon<br />

Les Baux-de-<br />

Provence<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 44<br />

Wanderung durch<br />

die Provence<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Marseille<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />

Bestellen Sie jetzt mit dem Coupon auf Seite 93!


Provenzalischer Stil trifft auf modernes Design, so lautet das<br />

Motto dieser Traumvilla im Herzen des Lubéron. Das 2012<br />

komplett sanierte und 2014 neu möblierte Haus bendet sich<br />

direkt in Roussillon, einem der begehrtesten und schönsten<br />

Dörfer der Provence.<br />

Von der Villa gleitet der Blick über das weite Tal nach Gordes,<br />

auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />

atemberaubende Panoramablick wird dafür sorgen, dass<br />

Sie nie mehr abreisen wollen.<br />

Die 250 qm große Villa verfügt über zwei Einheiten, jeweils<br />

mit eigener Küche und eigenem Wohnbereich ausgestattet,<br />

die gemeinsam oder getrennt gemietet werden können. Insgesamt<br />

stehen sechs Schlafzimmer und fünf Badezimmer zur<br />

Verfügung, so dass bis zu 12 Personen bequem Platz nden.<br />

Die moderne und hochwertige Einrichtung bildet einen geglückten<br />

Kontrapunkt zu dem traditionellen Baustil der Villa.<br />

Im 2.500 qm großen Garten können Sie sich in einem 5 x<br />

10 m großen Innity-Pool abkühlen oder sich in bequemen<br />

Liegestühlen sonnen. Sie sind dabei vor neugierigen Blicken<br />

aus der Nachbarschaft geschützt, können durch das terrassierte<br />

Gelände aber jederzeit den 270°-Traumblick über die<br />

Provence genießen.<br />

provence living, die ultimative Adresse für Ihren nächsten<br />

Urlaub in der Provence!<br />

www.provence-living.fr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!