Pferd+Sport 05/2020 - Im Fokus: Das bewegt uns in Zeiten der Corona-Pandemie
Pferd+Sport 05/2020 - Im Fokus: Das bewegt uns in Zeiten der Corona-Pandemie
Pferd+Sport 05/2020 - Im Fokus: Das bewegt uns in Zeiten der Corona-Pandemie
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<strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong><br />
Wir zusammen!<br />
<strong>Das</strong> <strong>bewegt</strong><br />
Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong> und<br />
Hamburg <strong>in</strong><br />
<strong>Zeiten</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Corona</strong>-<strong>Pandemie</strong><br />
wenig wie Sichtungen o<strong>der</strong> Qualifikationen für bestimmte Zielveranstaltungen<br />
und F<strong>in</strong>als. Dementsprechend stehen auch Handel<br />
und Ausbildung weitestgehend still. Die Deutsche Reiterliche<br />
Vere<strong>in</strong>igung (FN) hat sich auf politischer Bundesebene ebenso<br />
wie <strong>der</strong> PSH auf Landesebene dafür e<strong>in</strong>gesetzt, dass es trotz des<br />
strengen Kontaktverbotes Son<strong>der</strong>reglungen für Vere<strong>in</strong>e und Betriebe<br />
gibt, die sicherstellen, dass die Pferde und Ponys versorgt,<br />
betreut und <strong>bewegt</strong> werden können. Sollte es dort Än<strong>der</strong>ungen<br />
geben, f<strong>in</strong>den Sie diese auf <strong>uns</strong>erer Website. Ich bitte alle Reiter<br />
und Pferdebesitzer um Rücksichtnahmen und um das E<strong>in</strong>halten<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Vorgaben. Wir versuchen, optimistisch <strong>in</strong> die<br />
Zukunft zu blicken und hoffen, dass <strong>uns</strong>er aller Aktivitäten im Land<br />
<strong>in</strong> Kürze wie<strong>der</strong> sukzessive <strong>in</strong> Schwung kommen werden.<br />
Foto und Montage: Stefan Stuhr<br />
10<br />
<strong>Pferd+Sport</strong> <strong>05</strong> | 20 <strong>Pferd+Sport</strong> <strong>05</strong> | 20<br />
Foto: Stefan Stuhr<br />
Covid-19 hat <strong>uns</strong> alle fest im Griff. Die<br />
E<strong>in</strong>schränkungen im persönlichen,<br />
aber auch im öffentlichen Leben s<strong>in</strong>d<br />
immens. D<strong>in</strong>ge, die für <strong>uns</strong> alle selbstverständlich<br />
waren, wie zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> regelmäßige Gang <strong>in</strong> den Stall zum<br />
Pferd o<strong>der</strong> Pony, gibt es gar nicht mehr<br />
o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d mit Anordnungen belegt,<br />
denen strikt Folge zu leisten ist. Zum<br />
Schutz <strong>der</strong> Risikogruppen, wie alten<br />
und kranken Menschen, und um <strong>uns</strong>er<br />
Gesundheitssystem <strong>in</strong>takt zu halten,<br />
müssen wir die Regierungsanweisungen<br />
e<strong>in</strong>halten. Es ist schwierig, aber<br />
sicher ist auch: Wir schaffen es nur<br />
zusammen. Wir wollten wissen, was<br />
die neue Situation für den Sport, die<br />
Zucht und die Menschen bedeutet, die<br />
von o<strong>der</strong> eben für Pferde leben. <strong>Das</strong><br />
s<strong>in</strong>d ihre Stimmen:<br />
MATTHIAS KARSTENS<br />
Geschäftsführer des Pferdesportverbandes<br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong> (PSH)<br />
Wie <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en Verbänden und Betrieben<br />
haben auch wir die Anzahl <strong>der</strong> Personen im PSH-Büro<br />
seit dem 23. März reduziert. Es gibt Präsenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Geschäftsstelle, an<strong>der</strong>e Mitarbeiter bef<strong>in</strong>den sich im Home Office.<br />
Der Ansturm <strong>der</strong> telefonischen und schriftlichen Anfragen war zu<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Corona</strong>-<strong>Pandemie</strong> wahns<strong>in</strong>nig groß. Mittlerweile ist<br />
dieser deutlich abgeebbt. Die Menschen sche<strong>in</strong>en die Situation<br />
akzeptiert zu haben. Was <strong>uns</strong> allen am meisten Kopfzerbrechen<br />
bereitet, ist die Frage, wie lange diese Situation noch anhält,<br />
beziehungsweise, wann wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Modus zurückkehren können,<br />
<strong>der</strong> ansatzweise dem normalen entspricht. Der Pferdesport <strong>in</strong><br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Bundesrepublik wird<br />
ausgebremst, sportliche Wettbewerbe f<strong>in</strong>den nicht statt, ebenso<br />
Foto: Stefan Stuhr<br />
KAI HAASE<br />
Geschäftsführer des Landesverbandes<br />
<strong>der</strong> Reit- und Fahrvere<strong>in</strong>e Hamburg<br />
Wir alle stehen vor e<strong>in</strong>er Situation, die wir so noch nie erlebt<br />
haben und wir <strong>uns</strong> e<strong>in</strong>e solche auch nicht hätten vorstellen<br />
können. Insofern gibt es auch ke<strong>in</strong>erlei Erfahrungswerte. Wir<br />
wissen nicht, wie lange alles still stehen wird. Die notfallmäßige<br />
Versorgung <strong>uns</strong>erer Pferde ist sichergestellt. Ich hoffe, dass sich<br />
die Reiter dieses Privilegs bewusst s<strong>in</strong>d und es nicht leichts<strong>in</strong>nig<br />
verspielen. <strong>Im</strong> Moment ist <strong>der</strong> Sport zum Erliegen gekommen und<br />
<strong>uns</strong> s<strong>in</strong>d die Hände gebunden. Aber sobald wir wie<strong>der</strong> freier s<strong>in</strong>d,<br />
werden wir erneut durchstarten. Wie auch immer die „Hamburger<br />
Situation“ ist, die Geschäftsstelle ist und bleibt geöffnet und steht<br />
den Mitglie<strong>der</strong>n zur Verfügung.<br />
DIETER FEDDERSEN<br />
Holste<strong>in</strong>er Züchter aus Joldelund<br />
l<strong>in</strong>ks |<br />
Matthias<br />
Karstens<br />
Unser Zucht- und Sportstall Pulverturm mit zurzeit 15 Pferden<br />
läuft weiter, als gäbe es ke<strong>in</strong>e <strong>Corona</strong>-Krise: Die tägliche Arbeit<br />
im Stall, auf dem Hof und den Wiesen lässt kaum Zeit, ständig<br />
über mögliche Auswirkungen zu spekulieren. Während wir hier<br />
vom Fohlen bis zum gehobenen Freizeitpartner die Pferde<br />
schonend ausbilden, s<strong>in</strong>d die momentanen Turnierausfälle<br />
nicht so schwerwiegend, wie zum Beispiel für <strong>uns</strong>ere langjährigen<br />
Freunde <strong>in</strong> Westfalen, die Familie Gripshöver aus Werne, bei<br />
denen wir <strong>uns</strong>ere Hoffnungsträger für den großen Sport weiter<br />
för<strong>der</strong>n und vermarkten lassen. Die fehlenden Präsentationsmöglichkeiten<br />
und die wirtschaftlichen Folgen weltweit werden<br />
<strong>uns</strong>ere Pferde nicht gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> verkaufen lassen.<br />
▲<br />
rechts |<br />
Kai Haase<br />
11<br />
Foto: Stefan Stuhr
<strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong> <strong>Das</strong> <strong>bewegt</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> und Hamburg <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Corona</strong>-<strong>Pandemie</strong><br />
Foto: www.sportfotos-lafrentz.de<br />
unten | H<strong>in</strong>rich<br />
Köhlbrandt<br />
12<br />
Foto: Janne Bugtrup<br />
Als Körbezirksvorsitzen<strong>der</strong> denke ich auch an die Auswirkungen<br />
für die Züchter, die schon viel zu lange schwere <strong>Zeiten</strong> durchmachen.<br />
Die Wirtschaftlichkeit darf bei allem Idealismus nicht außer<br />
Acht gelassen werden, <strong>der</strong> ohneh<strong>in</strong> schwierige Markt ist durch<br />
<strong>Corona</strong> noch problematischer geworden. E<strong>in</strong>e gewisse Zeit können<br />
f<strong>in</strong>anzielle Engpässe ausgeglichen werden, aber auch <strong>uns</strong>ere<br />
Unternehmen s<strong>in</strong>d durch Auflagen und Umsatzrückgänge bereits<br />
jetzt betroffen und ke<strong>in</strong>er weiß, wie lange die Krise noch andauert.<br />
Und wenn auch das Fohlenkieken mit <strong>uns</strong>eren Züchterfreunden<br />
ausfallen muss, so nutzen wir stattdessen die neuen Medien und<br />
holen dieses gewiss zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt nach. Passen<br />
Sie alle auf sich auf, wir sehen <strong>uns</strong> sicher auf den nächstmöglichen<br />
Veranstaltungen wie<strong>der</strong>!<br />
HORST-KLAUS HELEINE<br />
Holste<strong>in</strong>er Züchter aus Ober-Ramstadt<br />
Wir bekommen die E<strong>in</strong>schnitte schmerzlich zu spüren: Der<br />
Handel leidet darunter, es f<strong>in</strong>den ke<strong>in</strong>e Turniere statt, wo wir<br />
<strong>uns</strong>ere (verkäuflichen) Pferde präsentieren können und für <strong>uns</strong>ere<br />
E<strong>in</strong>steller haben wir e<strong>in</strong>en strengen Plan ausgearbeitet, wer, wann<br />
und wie lange auf die Reitanlage kommen darf. Unsere eigenen<br />
Pferde werden nun ganz früh am Tag gearbeitet, damit wir ihr notwendiges<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g abgeschlossen haben, bevor <strong>uns</strong>ere E<strong>in</strong>staller<br />
auf den Hof kommen. Die Ungewissheit, wie lange dieser Zustand<br />
noch anhalten wird, empf<strong>in</strong>den wir als e<strong>in</strong>e emotionale Belastung,<br />
die wirtschaftlich e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung für die gesamte<br />
Branche darstellt.<br />
HINRICH KÖHLBRANDT<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Holste<strong>in</strong>er Verbandes<br />
aus Burg auf Fehmarn<br />
l<strong>in</strong>ks |<br />
Horst-<br />
Klaus<br />
Hele<strong>in</strong>e<br />
Die Geschäftsführer und <strong>der</strong> Vorstand des Holste<strong>in</strong>er Verbandes<br />
stehen zurzeit ständig <strong>in</strong> telefonischem Kontakt. Wir<br />
haben Sparmaßnahmen <strong>in</strong> allen Bereichen geschaffen,<br />
um zu vermeiden, dass e<strong>in</strong> Kredit aufgenommen werden<br />
muss. Der f<strong>in</strong>anzielle Druck ist sehr groß. Norbert Boley<br />
rechnet mit erheblichen E<strong>in</strong>bußen bei den Deckgel<strong>der</strong>n<br />
und die Veranstaltungen <strong>der</strong> Vermarktung müssen onl<strong>in</strong>e<br />
stattf<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> schlimmstenfalls abgesagt werden.<br />
Dennoch hoffen wir, <strong>in</strong> den kommenden Monaten die<br />
Liquidität aufrechterhalten zu können. Wir stellen<br />
<strong>uns</strong> die große Frage, von <strong>der</strong> viel abhängt: Br<strong>in</strong>gen<br />
die Züchter ihre Stuten auch <strong>in</strong> diesem Jahr zu<br />
Foto: Stefan Stuhr<br />
Holste<strong>in</strong>er Hengsten? Deshalb möchte ich Sie, liebe Züchter, aus<br />
Solidarität zum Holste<strong>in</strong>er Pferd dazu aufrufen, trotz <strong>der</strong> Krise an die<br />
Zukunft zu denken und ihre Stuten zu e<strong>in</strong>em Holste<strong>in</strong>er Hengst zu<br />
br<strong>in</strong>gen und sie bei <strong>uns</strong>erem Verband registrieren zu lassen. Denn<br />
nur, wenn wir jetzt alle zusammenhalten, haben wir e<strong>in</strong>e Chance,<br />
diese Krise zu überstehen.<br />
RAIMON JOESTEN<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Pferdestammbuchs und<br />
des Reitervere<strong>in</strong>s Dithmarsia <strong>in</strong> Heide<br />
l<strong>in</strong>ks |<br />
Raimon<br />
Joesten<br />
<strong>Im</strong> Vere<strong>in</strong> führen wir dieselben Hygienemaßnahmen durch und halten<br />
halten <strong>uns</strong> mit Belegplänen und vielem mehr an die Vorgaben<br />
<strong>der</strong> Behörden. Unsere Turniere im März wurden abgesagt, an <strong>der</strong><br />
Turnierveranstaltung im Juli halten wir fest, da laufen die Planungen<br />
ganz normal weiter. Auch für <strong>uns</strong>eren Zuchtverband mussten wir<br />
die Körung <strong>in</strong> Heide absagen, aber zum Glück stehen <strong>in</strong> den nächsten<br />
Wochen noch nicht so viele Term<strong>in</strong>e an. Fohlenregistrierungen<br />
und Stutene<strong>in</strong>tragung s<strong>in</strong>d erst später im Jahr und die könnte man<br />
notfalls auch über Hofterm<strong>in</strong>e lösen. Ansonsten laufen Vorstandsabsprachen<br />
und die Kommunikation mit <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>in</strong> Kiel<br />
über E-Mails und Telefon, aber auch das funktioniert gut.<br />
MARCO HALBEDL<br />
Hufbeschlagschmied aus Rumohr<br />
Me<strong>in</strong> Mitarbeiter und ich arbeiten <strong>der</strong>zeit getrennt, damit wir <strong>uns</strong><br />
im Fall <strong>der</strong> Fälle nicht gegenseitig anstecken. Außerdem s<strong>in</strong>d<br />
wir mit Mundschutz und Handschuhen ausgestattet und haben<br />
<strong>uns</strong>ere Kunden per WhatsApp über e<strong>in</strong>ige Maßnahmen <strong>in</strong>formiert:<br />
Wir legen großen Wert darauf, dass <strong>der</strong> M<strong>in</strong>dest abstand<br />
von zwei Metern e<strong>in</strong>gehalten wird o<strong>der</strong> die Pferdebesitzer<br />
beim Term<strong>in</strong> möglichst gar nicht dabei s<strong>in</strong>d. Wenn die Pferde<br />
festgehalten werden müssen und nicht alle<strong>in</strong>e anzub<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d,<br />
habe ich sogar Term<strong>in</strong>e abgesagt. Die Akzeptanz, den Abstand<br />
zu wahren und sich an die von <strong>uns</strong> aufgestellten Regeln zu<br />
halten, ist bisher sehr hoch. Ich empf<strong>in</strong>de es so, dass e<strong>in</strong>e klare<br />
und offene Kommunikation mit den Kunden für größeres Verständnis<br />
sorgt. Auch <strong>der</strong> Stallbesitzer muss mit e<strong>in</strong>gebunden<br />
werden, damit wir idealerweise vor Ort isoliert arbeiten können.<br />
Ich for<strong>der</strong>e auch die Anwesenden immer wie<strong>der</strong> freundlich auf,<br />
den Abstand e<strong>in</strong>zuhalten. Für die Maßnahmen habe ich bisher<br />
durchweg positives Feedback erhalten.<br />
DR. GUNDA HEFFE<br />
Tierärzt<strong>in</strong> Pferdepraxis Seedorf<br />
aus Borgdorf-Seedorf<br />
<strong>Pferd+Sport</strong> <strong>05</strong> | 20 <strong>Pferd+Sport</strong> <strong>05</strong> | 20<br />
Foto: Stefan Stuhr<br />
Wir s<strong>in</strong>d als mobile Geme<strong>in</strong>schaftspraxis mit sechs Tierärzten immer<br />
<strong>in</strong> Kontakt mit vielen Menschen, weshalb wir jetzt beson<strong>der</strong>s<br />
darauf achten, <strong>uns</strong> und an<strong>der</strong>e zu schützen. Die Praxisräume <strong>in</strong><br />
Seedorf darf niemand von außerhalb mehr betreten und auch wir<br />
halten <strong>uns</strong> dort nicht mehr geme<strong>in</strong>sam auf, fahren alle getrennt<br />
zu den Ställen. Wir haben <strong>uns</strong>ere Kunden <strong>in</strong> den sozialen Medien<br />
über <strong>uns</strong>ere Vorgehensweise <strong>in</strong>formiert und s<strong>in</strong>d auf großes<br />
Verständnis gestoßen. Wir haben sie ermahnt, nur zu Term<strong>in</strong>en<br />
zu ersche<strong>in</strong>en, wenn sie sich wirklich gesund fühlen. Nur noch<br />
e<strong>in</strong>e Person darf das Pferd beim Term<strong>in</strong> begleiten. E<strong>in</strong>ige Besitzer<br />
vergessen an <strong>der</strong> frischen Luft und bei dem guten Wetter, dass<br />
sie den Sicherheitsabstand e<strong>in</strong>halten müssen. Aber es me<strong>in</strong>t<br />
niemand böse, wir er<strong>in</strong>nern daran und bisher hat das je<strong>der</strong><br />
akzeptiert. Mit etwas Sorge schauen wir <strong>in</strong> die Zukunft, denn auch<br />
viele Pferdebesitzer leiden unter den wirtschaftlichen Folgen <strong>der</strong><br />
Situation und können sich das Luxushobby Pferd vielleicht künftig<br />
nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form leisten.<br />
KEN-CHRISTIAN HORST<br />
Vertriebsmitarbeiter im RathmannVerlag<br />
und Bereiter und Reitlehrer auf<br />
Kle<strong>in</strong>gewerbe-Basis aus Kiel<br />
Ich habe mehrere Berittpferde und gebe circa 20 Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Woche Unterricht. Zunächst f<strong>in</strong>g es mit dem Erlass des Kreises<br />
an, dass ke<strong>in</strong> Gruppenunterricht mehr möglich sei, nur 24 Stunden<br />
später folgte das nächste Anschreiben, dass auch E<strong>in</strong>zelunterricht<br />
verboten wurde. <strong>Das</strong> heißt, dass ich im Moment ke<strong>in</strong>erlei<br />
Unterricht gebe und me<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>nahmen e<strong>in</strong>gebrochen s<strong>in</strong>d. Ich b<strong>in</strong><br />
mit vielen me<strong>in</strong>er Schüler <strong>in</strong> telefonischem Kontakt und versuche,<br />
D<strong>in</strong>ge so zu lösen. Da auch e<strong>in</strong>ige me<strong>in</strong>er Schüler <strong>in</strong> dem Stall<br />
stehen, <strong>in</strong> dem auch me<strong>in</strong>e Berittpferde s<strong>in</strong>d, haben wir <strong>uns</strong><br />
darauf gee<strong>in</strong>igt, dass ich ihre Pferde e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche übernehme,<br />
sodass sie im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bleiben und ich vom Sattel<br />
aus Korrekturen vornehmen kann. Dann mache ich sie<br />
aber alle<strong>in</strong>e fertig und habe ke<strong>in</strong>en Kontakt zu den Pferdebesitzern.<br />
Wir haben im Stall e<strong>in</strong>en Belegplan, sodass<br />
sich nur wenige Personen gleichzeitig auf <strong>der</strong> Anlage<br />
aufhalten und Hygiene- und Abstandsregeln werden<br />
e<strong>in</strong>gehalten. E<strong>in</strong> paar Wochen werde ich diesen Zustand<br />
überbrücken können. Aber nicht auf Dauer. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus möchte ich an alle Reiter appellieren:<br />
Da wir <strong>uns</strong> auch jetzt <strong>in</strong> dieser schwierigen<br />
Situation um <strong>uns</strong>ere Pferde und Ponys<br />
kümmern müssen, genießen wir aktuell<br />
mehr Freiheiten als an<strong>der</strong>e Menschen<br />
<strong>in</strong> <strong>uns</strong>erer Gesellschaft. Dafür sollten<br />
wir dankbar se<strong>in</strong> und <strong>uns</strong> streng an die<br />
Regeln halten. Fotos o<strong>der</strong> Videos von<br />
e<strong>in</strong>em schönen Ausritt zu posten, s<strong>in</strong>d<br />
im Moment nicht angebracht. Ich habe<br />
schon vermehrt Kontrollen <strong>in</strong> den Ställen<br />
erlebt. Je<strong>der</strong> ist also dazu aufgerufen,<br />
se<strong>in</strong> Verhalten täglich zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />
Ken-Christian<br />
Horst<br />
STEFAN LAFRENTZ<br />
Selbstständiger Reitsportfotograf<br />
aus Plön<br />
<strong>Das</strong> letzte Turnier, bei dem ich vor Ort<br />
war und fotografiert habe, war <strong>der</strong> Signal<br />
Iduna Cup <strong>in</strong> Dortmund. Die Szenerie<br />
ohne Zuschauer war gespenstisch.<br />
Spätestens als am Sonntagmorgen das<br />
Turnier mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prüfung abgebrochen<br />
wurde, war <strong>uns</strong> allen das Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Krise bewusst, wenngleich ke<strong>in</strong>e<br />
unmittelbare Gefahr bestand. <strong>Das</strong>s die<br />
ganze Situation so surreal und nicht<br />
greifbar war, war für me<strong>in</strong>e Kollegen und<br />
mich sehr beklemmend. Die zahlreichen<br />
Turnierabsagen treffen mich hart. Die<br />
Flüge und Hotels zum Weltcup-F<strong>in</strong>ale <strong>in</strong><br />
Las Vegas und zu den Olympischen Spielen waren schon gebucht<br />
und zum Teil bezahlt. <strong>Im</strong> Moment habe ich noch E<strong>in</strong>nahmen aus<br />
me<strong>in</strong>em Bildarchiv auf me<strong>in</strong>er Homepage. Wenige Monate kann<br />
ich diesen Zustand überbrücken und ich habe die Hoffnung, dass<br />
spätestens im Juli die kle<strong>in</strong>eren Turniere wie<strong>der</strong> anlaufen.<br />
JANNE FRIEDERIKE<br />
MEYER-ZIMMERMANN<br />
Spr<strong>in</strong>greiter<strong>in</strong> und Pferdehändler<strong>in</strong><br />
aus Schenfeld<br />
Wir mussten wegen <strong>der</strong> <strong>Corona</strong>-Krise <strong>uns</strong>eren Turnieraufenthalt<br />
<strong>in</strong> Oliva, Spanien, frühzeitig beenden. Unser Stall ist für die<br />
Öffentlichkeit komplett geschlossen. Wir halten <strong>uns</strong> an<br />
die Vorgaben des Landes und <strong>der</strong> FN, haben Listen<br />
mit Arbeits- und Reitzeiten für die Mitarbeiter erstellt<br />
und <strong>in</strong> allen Stallgassen Hygiene- und Verhaltensregeln<br />
ausgehängt. Unsere Kunden und<br />
Schüler im Stall haben die Maßnahmen<br />
zum Glück verständnisvoll akzeptiert.<br />
Die Kunden aus Amerika können im<br />
Moment nicht e<strong>in</strong>reisen – Pferde<br />
verkaufen wir zurzeit ausschließlich<br />
über Video. Wir befürchten, dass im<br />
Gesamtmarkt nur wenige Pferde <strong>in</strong> den<br />
nächsten Wochen verkauft werden.<br />
Viele leiden unter den<br />
massiven wirtschaftlichen<br />
Folgen o<strong>der</strong> üben sich <strong>in</strong><br />
Kaufzurückhaltung, weil<br />
nicht absehbar ist, wann<br />
sie wie<strong>der</strong> Turnier reiten<br />
können.<br />
Foto: www.sportfotos-lafrentz.de<br />
oben | Stefan<br />
Lafrentz<br />
unten | Janne<br />
Frie<strong>der</strong>ike Meyer-<br />
Zimmermann<br />
13<br />
Foto: www.sportfotos-lafrentz.de