Ein Werkzeug aus Licht - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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„Kleiner, schneller, leistungsfähiger“ lauten<br />
zunehmend die Anforderungskriterien<br />
für heutige und zukünftige technische<br />
Produkte. Damit wird das 21. Jahrhundert<br />
zur Ära der Nanotechnologie, der Technologie<br />
der kleinsten denkbaren B<strong>aus</strong>teine.<br />
Gegenstand der Nanotechnologie<br />
ist die Herstellung, Untersuchung und Anwendung<br />
von Strukturen, Materialien und<br />
Apparaten mit Dimensionen von einigen<br />
10 Nanometern (1 Nanometer nm = 1<br />
Millionstel Millimeter) bis hinunter zu<br />
molekularen und atomaren Abmessungen.<br />
Visionen der Nanotechnologieforschung<br />
sind schnellschaltende Logiken,<br />
Halbleiter- und Speicherelemente in<br />
der Größe von Molekülen, Nanometerminiaturisierte<br />
Instrumente und <strong>Werkzeug</strong>e,<br />
Energiespeichersysteme, Nanomaterialien<br />
und -werkstoffe. Produkte<br />
dieser Art werden die Grundlagen für zukünftige<br />
Elektronik, Kommunikationssysteme,<br />
technische Anwendungen und<br />
Automation darstellen.<br />
Besonders vielversprechende Nanometerobjekte<br />
mit völlig neuartigen Eigenschaften<br />
sind die Kohlenstoffnanoröhren<br />
(carbon nanotubes, CNTs). Der japanische<br />
Physiker Sumio Iijima beobachtete 1991<br />
Faszination Technik<br />
a b c d e<br />
Abb. 1: a) Computermodellierte Darstellung einer MWCNT vor dem Hintergrund einer Elektronenmikroskop-Aufnahme;<br />
b) Arm chair-Form einer SWCNT; c) helikale Form und d) Zickzack-Formen von SWCNTs; e) ein Bündel von SWCNTs.<br />
Abbildungen: Lehrstuhl für Organische Chemie<br />
Andreas Hirsch/Otto Vostrowsky/Lothar Ley/Ralf Graupner<br />
Die denkbar kleinsten Röhren<br />
Kohlenstoffnanoröhren – B<strong>aus</strong>teine mit einzigartigen Eigenschaften<br />
bei der Verdampfung von Kohlenstoff im<br />
elektrischen <strong>Licht</strong>bogen die Entstehung<br />
von kleinsten Röhrchen. Aufgebaut <strong>aus</strong><br />
zylinderförmig zusammengerollten Graphitschichten<br />
mit einem Sechseck-<br />
Waben-Muster besitzen sie Durchmesser<br />
von einem bis zu mehreren hundert Mikrometer<br />
und Längen bis zu wenigen Mikrometern.<br />
Neben Diamant, Graphit und den<br />
fußballförmigen Fullerenmolekülen sind<br />
diese Nanotubes die vierte geordnete<br />
Modifikation des Kohlenstoffs.<br />
Die zuerst entdeckten Kohlenstoffröhren<br />
bestanden <strong>aus</strong> mehreren ineinander<br />
geschachtelten, mehrwandigen<br />
Röhren (multiwalled carbon nanotubes<br />
MWCNTs, Abb. 1a). Inzwischen gelang<br />
auch die Herstellung einwandiger Kohlenstoffröhren<br />
(singlewalled carbon nanotubes,<br />
SWCNTs). Je nachdem, wie das<br />
Graphitgitter aufgerollt ist, entstehen „arm<br />
chair“-Formen (Abb. 1b), helikale (Abb.<br />
1c) und „Zickzack“-Formen (Abb. 1d). Bei<br />
den helikalen Röhren unterscheidet man<br />
links- und rechtsgedrehte Formen, die<br />
sich wie Bild und Spiegelbild unterscheiden.<br />
<strong>Ein</strong>wandige Kohlenstoffnanoröhren<br />
aggregieren bevorzugt zu parallel<br />
<strong>aus</strong>gerichteten Bündeln (Abb. 1e).<br />
Abb. 2: a) Zickzack-Röhre (metallisch) und b) helikale spiralige SWCNT (Halbleiter). Die rot und grün verstärkten Bindungen bzw.<br />
Pfeile markieren die Aufrollrichtung des Kohlenstoffgitters.<br />
12 uni.kurier.magzin 105/juni 2004<br />
Hundertmal stärker als Stahl<br />
Die entscheidende Bedeutung für zukünftige<br />
Technologien erlangen die Nanotubes<br />
durch ihre einmaligen mechanischen,<br />
physikalischen, chemischen und<br />
elektronischen Eigenschaften. Nanotubes<br />
haben einen Elastizitätsmodul in der<br />
Größenordnung von Terapascal (10 12 Pa),<br />
ihre Zugfestigkeit ist damit hundertmal so<br />
groß wie die von hochfestem Stahl – und<br />
das bei nur einem Sechstel von dessen<br />
Gewicht. Die mechanische Festigkeit in<br />
Verbindung mit der geringen Dichte<br />
machen die winzigen Röhren zu idealen<br />
Komponenten für Verbundwerkstoffe. Je<br />
nachdem, wie sie aufgerollt sind, haben<br />
Nanotubes halbleitende oder metallischleitende<br />
elektronische Eigenschaften<br />
(Abb. 2).<br />
Wegen ihrer elektronischen Eigenschaften<br />
lassen sich <strong>aus</strong> Kohlenstoffnanoröhren<br />
aktive elektronische Bauelemente<br />
mit Abmessungen im nm-Bereich<br />
aufbauen. <strong>Ein</strong>fache elektronische<br />
Bauelemente wie Dioden, Feldeffekttransistoren<br />
und insbesondere Feldemissionsdisplays<br />
wurden bereits realisiert<br />
und zu Schaltkreisen kombiniert.