NIERENSTARK-Magazin 1/2020 – Sonderausgabe: „CKD und Corona“
Hilfreiche Informationen und Tipps für einen neuen Alltag * Hochrisikogruppe: Nierenpatienten * Fakten zu Covid-19 * Hygiene- und Verhaltenstipps * Keine Angst vor Corona! * Wann impfen – und warum?
Hilfreiche Informationen und Tipps für einen neuen Alltag * Hochrisikogruppe: Nierenpatienten * Fakten zu Covid-19 * Hygiene- und Verhaltenstipps * Keine Angst vor Corona! * Wann impfen – und warum?
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Ausgabe 1/2020 – Online-Ausgabe
www.nierenstiftung.de
nieren stark©
magazin
+++ Sonderausgabe +++ Sonderausgabe ++++
© Shutterstock/Maliutina
Anna und DigitalMammoth
CKD und Corona
Hilfreiche Informationen und Tipps
für einen neuen Alltag
2
Editorial
Aufklärung 3
Liebe Freunde und Förderer,
mit der Corona-Epidemie steht das
Thema Gesundheit mit einem Schlag
im öffentlichen Fokus. Nichts Neues für
Menschen mit einer Nierenerkrankung –
denn das Beachten zahlreicher medizinischer
Anordnungen zum Schutz
und zur Aufrechterhaltung der eigenen
Gesundheit gehören für sie zum Alltag.
Die Medien berichten, dass Nierenpatienten
zur Hochrisikogruppe gehören.
Das ist richtig und für die betroffenen
Personen ist es angebracht, eine besondere
Sorgfalt walten zu lassen. In
dieser Sonderausgabe unseres Magazins
möchten wir Ihnen die wichtigsten
Fakten rund um Corona und wissenschaftlich
fundierte Handlungsempfehlungen
mit auf den Weg geben.
Aber auch, wenn für Sie als Betroffene
mit einer Nierenerkrankung ein erhöhtes
Risiko gilt: Es gibt keinen Anlass zur
Panik. Wenn Sie eine starke Angst vor
einer Infektion mit dem Coronavirus
verspüren und nach einer Möglichkeit
suchen, wie Sie mit diesem Gefühl umgehen
können, lesen Sie das Interview
mit der Darmstädter Psychotherapeutin
Carla Buchbinder auf den Seiten
6 und 7. Sie helfen sich in dieser Zeit
am besten, wenn Sie rational und der
Situation angemessen handeln!
Wir erleben rund um die gesellschaftlichen
Herausforderungen durch SARS-
CoV-2 eine rasante Beschleunigung hin
zur Digitalisierung. Die Deutsche Nierenstiftung
pflegt – vor allem aus Gründen
der Ortsunabhängigkeit und der schnellen
Verfügbarkeit hilfreicher Informationen
rund um eine Nierenerkrankung –
bereits seit einigen Jahren den kontinuierlichen
Ausbau des Online-Angebots.
Besuchen Sie unsere Online-Kanäle
www.nierenstiftung.de und www.
facebook/deutsche.nierenstiftung,
um immer aktuelle Informationen rund
um die Nierengesundheit zu erhalten –
während der Coronakrise und darüber
hinaus.
Ihr
Prof. Dr. Werner Riegel
Prof. Dr. Werner Riegel
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Nierenstiftung
Hochrisikogruppe:
Nierenpatienten
Menschen mit einer Vorerkrankung an der Niere zählen laut
Angaben des Robert Koch-Instituts zum Personenkreis,
für die ein besonders hohes Risiko eines schweren Verlaufs von
Covid-19 gilt. Auch besteht für diese Gruppe ein höheres Risiko,
an den Folgen der Infektion zu versterben.
Grundsätzlich gilt: Wer an einer Nierenerkrankung leidet, sollte
auch ungeachtet einer möglichen Covid-19-Ansteckung in
besonderem Maße auf seine oder ihre Gesundheit achten.
Praktisch gibt es einige wenige zusätzliche Punkte zu beachten,
die sich kaum von den Maßnahmen unterscheiden, die als
Handlungsempfehlung für die breite Bevölkerung ausgegeben
werden. Auf den nächsten Seiten haben wir Ihnen diese Tipps
zusammengestellt.
Fakten zu Covid-19
Wesentliche Parameter zu COVID-19
im Überblick
Parameter
Hauptübertragungswert
Deutsche Fälle (Stand 08.04.2020)
Altersmedian
Wert
Tröpfcheninfektion
50 Jahre
Informationen aus internationalen Studien
Risikogruppen
Inkubationszeit (Mittel, Spannweite)
Dauere des Krankenhausaufenthaltes
(China)
Anteil der Hospitalisierten mit
Beatmung
Ältere, Vorerkrankte
5-6 Tage (1-14 Tage)
im Mittel mindestens
10 Tage
2-25%
SARS-CoV-2 kann sich
nicht mehr verstecken
Die Datenbasis zum Coronavirus wächst täglich –
seit dem ersten Auftreten in der ostchinesischen
Stadt Wuhan im Dezember 2019 breitet sich der
SARS-CoV-2-Erreger auf der ganzen Welt aus. Mit
jeder Neuinfektion und jedem neuen Krankheitsverlauf
werden die weltweiten Gesundheitssysteme
mehr belastet. Aber gleichzeitig lernt die
Wissenschaft das Virus kennen und verbessert die
Strategien zur Eindämmung der Pandemie.
Auftreten der häufigsten Symptome
bei COVI-19-Fällen in China
(n = 55.924 laborbestätigte Fälle: Stand: 20.02.2020)
Fieber
Husten
Kurzatmigkeit
Muskel-/Gelenkschmerzen
Halsschmerzen
Kopfschmerzen
Übelkeit/Erbrechen
verstopfte Nase
Durchfall
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Impfung: spezifische Medikation
nicht verfügbar
© Shutterstock/Maridav
Ausgabe 1/2020 – Online-Ausgabe
Quelle: Robert Koch-Institut (www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html – Stand: 23.4.2020)
www.nierenstiftung.de
Covid-19 vorbeugen:
Hygiene- und Verhaltenstipps
Die Auswirkungen des Coronavirus prägen unseren Alltag. Aber wir sind der Epidemie
nicht schutzlos ausgeliefert. Die vom Robert Koch-Institut ausgegebenen Handlungsempfehlungen
versetzen Menschen mit und ohne Nierenerkrankung in die Lage, eine
Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu verhindern. Je mehr Menschen sich an die folgenden
Maßnahmen halten, desto stärker ist ihre Wirkung!
TIPP 1
TIPP 2 TIPP 3 TIPP 4
TIPP 5
© Shutterstock/Maridav
© Shutterstock/fizkes
© Shutterstock/Desbarbado
© Shutterstock/Billion Photos
© Shutterstock/Tibor Duris
Handhygiene
Kontaktverbot achten
Abstand halten
Nies- und Hustenetikette
Medikation nicht verändern
Waschen Sie sich regelmäßig gründlich
mit Wasser und Seife die Hände.
Vermeiden Sie es, sich ins Gesicht zu
fassen. Bitte beachten Sie, dass das
Tragen von Handschuhen jeglicher Art
Sie nicht vor einer Infektion schützt!
Wenn Sie sich dadurch wohler fühlen,
können Sie Handschuhe tragen. Das
ersetzt aber das regelmäßige Händewaschen
nicht.
Bitte machen Sie sich bewusst, dass
Sie es den Menschen nicht ansehen
können, ob sie das Coronavirus tragen
oder nicht. Manche Infektionen laufen
mit leichten oder sogar ohne jegliche
sichtbare Symptomen ab. Und solange
Sie nicht aufgrund von Symptomen
getestet wurden, können Sie nicht mit
Sicherheit sagen, dass Sie keine Viren
tragen. Verhalten Sie sich deshalb
solidarisch – schützen Sie sich selbst
und andere!
Wenn Sie einmal rausgehen, begegnen
Sie wahrscheinlich anderen Menschen –
zum Glück! Es tut in diesen Zeiten gut,
andere Gesichter zu sehen. Schenken
Sie Passanten ruhig ein Lächeln. Aber
bitte achten Sie darauf, dass Sie einen
Abstand von eineinhalb bis zwei
Metern zu Ihrem Gegenüber einhalten,
um einer Tröpfcheninfektion vorzubeugen.
Vermeiden Sie nach Möglichkeit
jeden Körperkontakt.
Husten oder niesen Sie in ein Taschentuch,
das Sie unmittelbar danach entsorgen.
Waschen Sie sich die Hände! Wenn
Sie kein Taschentuch zur Hand haben,
niesen oder husten Sie bitte in Ihre Armbeuge.
Nutzen Sie eine Stoffatemschutzmaske
auch außerhalb der Pflichtzonen,
wenn es Ihnen ein besseres Gefühl gibt.
Sie reduzieren damit vor allem womöglich
die Ansteckungsgefahr für andere
Menschen für den Fall, dass Sie unbemerkt
oder symptomfrei infiziert sein sollten.
Bitte ändern Sie keinesfalls eigenmächtig
Ihre ärztlich verordnete
Medikation. Dies bestätigt auch die
brandneue wissenschaftliche Literatur.
Halten Sie in jedem Fall telefonisch
Rücksprache mit Ihrer Nephrologin
oder Ihrem Nephrologen, wenn Sie
sich unsicher sind.
„Die Auswirkungen des Coronavirus prägen unseren Alltag. Aber wir sind der
Epidemie nicht schutzlos ausgeliefert. Die vom Robert Koch-Institut ausgegebenen
Handlungsempfehlungen versetzen Menschen mit und ohne Nierenerkrankung
in die Lage, eine Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu verhindern. Je
mehr Menschen sich an die obigen Maßnahmen halten, desto stärker ist ihre
Wirkung! Es hilft, sich in Erinnerung zu rufen, dass in vielen Bereichen bereits
vor dem Auftreten des Coronavirus Standards etabliert waren, die bestmöglich
vor einer Übertragung schützen. Das bisher eingeübte Hygieneverhalten
kann durchaus verlässlich vor einer Ansteckung schützen.“
Prof. Dr. Werner Riegel,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Nierenstiftung und Leiter der
Nephrologischen Klinik am Klinikum Darmstadt
6
NIERENschlau
„3-2-1“-Übung – Achtsame Selbsthilfe gegen Angst
7
Keine Angst vor Corona!
In diesen Tagen wird viel über Hygiene gesprochen – vor allem über die Handhygiene.
Mit dem Andauern des Kontaktverbots sollte aber auch der Psychohygiene ausreichend
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Menschen, die häufig allein sind, haben
selten Gelegenheit, über ihre Ängste vor einer Covid-19-Ansteckung zu sprechen.
Aber wie geht man am besten mit Angstgefühlen um, wenn sie nun einmal da sind?
Wir haben mit einer Expertin gesprochen.
• Schauen Sie nacheinander drei Dinge in Ihrer Umgebung an und benennen Sie sie für sich. Zum
Beispiel: „Das Foto vom vergangenen Sylturlaub. Die gelbe Orchidee. Unser Sofakissen aus Thailand.“
• Konzentrieren Sie sich auf Ihr Gehör und benennen Sie drei Geräusche, die Sie wahrnehmen.
Etwa: „Das Ticken der Wanduhr. Die Heizung rauscht. Der hustende Nachbar.“
• Lenken Sie Ihre Wahrnehmung auf Ihren Körper und finden und benennen Sie drei Dinge, die
spürbar in Kontakt mit Ihrem Körper stehen. Zum Beispiel: „Das Armband meiner Uhr. Meine
Fußsohlen auf dem Boden. Mein Rücken an der Stuhllehne.“
• Nun kehren Sie zum ersten Teil der Übung zurück und benennen zwei Dinge, die Sie sehen – es
können durchaus andere Gegenstände sein als in der ersten Runde. Beachten und benennen Sie
dann zwei Geräusche und zwei haptische Wahrnehmungen.
• In der letzten Runde fokussieren Sie jeweils eine Sache optisch, akustisch sowie haptisch.
Frau Buchbinder, haben Sie persönlich Angst vor
Corona?
Ja, ich habe Angst, aber sie ist ein sehr sinnvolles und
hilfreiches Gefühl. Sie weist mich darauf hin, worauf ich
achtgeben sollte und wo Gefahren liegen – sie zu erkennen,
ihnen zu entkommen und vorzubeugen. Angst
gibt es aber in verschiedenen Abstufungen: Die mildeste
Form ist eine Besorgnis, die am stärksten ausgeprägte
Form nennen wir Panik. Ich bin durchaus besorgt wegen
Corona, aber von Panik weit entfernt. Dabei hilft es mir,
wenn ich mich auf die Fakten konzentriere, die ich heute
kenne und darauf, was ich selbst unmittelbar beeinflussen
kann. Ich bleibe bewusst in der Gegenwart und lasse
meine Gedanken nicht in eine Zukunft schweifen, die ich
nicht kontrollieren kann.
Zur Person
Wie äußern sich Angstgefühle – und
wann werden sie zum Problem?
© privat
Carla Buchbinder ist Diplom-
Psychologin, Psychologische
Psychotherapeutin (Schwerpunkt
Verhaltenstherapie) und zertifizierte
Supervisorin. Sie arbeitet
u.a. in der Darmstädter Arbeitsgruppe
Achtsamkeit mit und leitet
Übungsgruppen. Die Expertin für
Depression und Borderline-
Persönlichkeitsstörungen praktiziert
in einer Praxengemeinschaft
in Darmstadt-Bessungen.
Angstgefühle äußern sich spürbar
körperlich: Das Herz schlägt
schneller, die Atmung wird flacher,
die großen Muskeln werden stärker
durchblutet und wir schwitzen
verstärkt. Oft bekommen wir auch
einen trockenen
Mund, denn
die Verdauung
fährt herunter
und damit wird
weniger Speichel
produziert.
Der Körper stellt
sich auf eine
Flucht oder
einen Kampf
ein. Wenn diese
Veränderungen
zu Hause auf dem Sofa auftreten, fällt es uns schwer,
sie einzuordnen und damit umzugehen. Unser
Denken ist dann auf Gefahren und Gefahrenreduktion
eingeschränkt und wir neigen zum Tunnelblick auf
alles, was zum Gefühl passt. Gefühle suchen nach Bestätigung.
Deswegen ist es sehr wichtig, den Blick wieder zu
erweitern. Das Angstgefühl ist keine Zukunftsvorhersage:
Nur, weil ich Angst vor einer Corona-Infektion habe, ist es
nicht wahrscheinlicher, dass ich mich anstecke. Körperliche
Angstreaktionen werden zum Problem, wenn ich denke,
dass ich körperlich krank bin, weil meine Herzfrequenz
ansteigt. Problematisch sind auch dauerhafte Angstreaktionen,
bei denen ich mich nicht mehr beruhigen und entspannen
kann. Wichtig zu wissen ist, dass Angst meinem
Körper nicht schaden kann. Angst ist unangenehm, aber
ungefährlich...
Was kann aus Ihrer Erfahrung im Umgang mit starker
Angst helfen?
Der erste und wichtigste Schritt ist es, Angst zu erkennen
und zu benennen: ‚Ah, das ist Angst. Ein Gefühl.‘ Ich
akzeptiere das Gefühl, ordne es ein und verschwende
keine Energie, mich dagegen zu wehren. Dann tue ich am
besten kurzfristig etwas für meine Entspannung, gerade,
wenn das Ausmaß der Angst in der Situation nicht angemessen
ist. Hier helfen Entspannungsverfahren wie die
Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training.
Diese Verfahren sollte man aber zuvor in nicht-akuten
Situationen eingeübt haben. Ich persönliche finde die
Haltung der Achtsamkeit sehr hilfreich: eine bewusste,
annehmende, offene Haltung zum gegenwärtigen Augenblick.
Ich versuche, im Hier und Jetzt zu sein und meine
Gedanken nicht – wie bei der Angst typisch – in zukünftige
Horrorszenarien abgleiten zu lassen. Stattdessen verankere
ich mich mit Hilfe meiner Sinne in der Gegenwart,
etwa mit einer Atemübung. Wann immer möglich hilft
auch Bewegung, um die Stresshormone wieder abzubauen.
© Shutterstock/Numstocker
Sie müssen dabei nicht besonders kreativ oder sorgfältig sein. Es geht einzig darum, dass Sie Ihre
Wahrnehmung sanft aber gezielt in die Gegenwart lenken!
Wann impfen – und warum?
Noch gibt es keinen Impfstoff zum
Schutz vor Covid-19. Experten
gehen davon aus, dass ein effektiver
Schutz bis 2021 ausreichend klinisch
getestet sein wird. Laut WHO werden
aktuell knapp 80 sehr unterschiedliche
Präparate getestet, sechs davon befinden
sich in der klinischen Testphase
(Stand: 24. April 2020).
Fraglich bleibt, wie stark das Coronavirus
mutiert. Mutation bedeutet, dass
sich die Viren im Laufe der Reproduktion
verändern – das Immunsystem
muss immer neue Antikörper bilden,
um sie zu neutralisieren. Das ist auch
der Grund, warum eine Grippeimpfung,
insbesondere auch für Nierenkranke,
regelmäßig erneuert werden muss.
Sollte SARS-CoV-2 mutationsträge sein,
könnte das bedeuten, dass ein Impfstoff
die Bevölkerung eine lange Zeit
vor Covid-19 schützen kann.
Die Deutsche Nierenstiftung steht
im engen Austausch mit der nephrologischen
Fachgesellschaft (DGfN) und
leistet zuverlässig den Forschungstransfer:
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Weg alle relevanten Neuigkeiten aus
der Wissenschaft. Sobald es einen Impfstoff
gegen das Coronavirus gibt, der
für Menschen mit einer Nierenerkrankung
infrage kommt, informieren wir
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tragen wir mit Stolz. Im Unterschied zu Unternehmen bekommen
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die während der Coronakrise entstehen.
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