NIERENSTARK-Magazin 1/2020 – Sonderausgabe: „CKD und Corona“
Hilfreiche Informationen und Tipps für einen neuen Alltag * Hochrisikogruppe: Nierenpatienten * Fakten zu Covid-19 * Hygiene- und Verhaltenstipps * Keine Angst vor Corona! * Wann impfen – und warum?
Hilfreiche Informationen und Tipps für einen neuen Alltag * Hochrisikogruppe: Nierenpatienten * Fakten zu Covid-19 * Hygiene- und Verhaltenstipps * Keine Angst vor Corona! * Wann impfen – und warum?
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NIERENschlau
„3-2-1“-Übung – Achtsame Selbsthilfe gegen Angst
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Keine Angst vor Corona!
In diesen Tagen wird viel über Hygiene gesprochen – vor allem über die Handhygiene.
Mit dem Andauern des Kontaktverbots sollte aber auch der Psychohygiene ausreichend
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Menschen, die häufig allein sind, haben
selten Gelegenheit, über ihre Ängste vor einer Covid-19-Ansteckung zu sprechen.
Aber wie geht man am besten mit Angstgefühlen um, wenn sie nun einmal da sind?
Wir haben mit einer Expertin gesprochen.
• Schauen Sie nacheinander drei Dinge in Ihrer Umgebung an und benennen Sie sie für sich. Zum
Beispiel: „Das Foto vom vergangenen Sylturlaub. Die gelbe Orchidee. Unser Sofakissen aus Thailand.“
• Konzentrieren Sie sich auf Ihr Gehör und benennen Sie drei Geräusche, die Sie wahrnehmen.
Etwa: „Das Ticken der Wanduhr. Die Heizung rauscht. Der hustende Nachbar.“
• Lenken Sie Ihre Wahrnehmung auf Ihren Körper und finden und benennen Sie drei Dinge, die
spürbar in Kontakt mit Ihrem Körper stehen. Zum Beispiel: „Das Armband meiner Uhr. Meine
Fußsohlen auf dem Boden. Mein Rücken an der Stuhllehne.“
• Nun kehren Sie zum ersten Teil der Übung zurück und benennen zwei Dinge, die Sie sehen – es
können durchaus andere Gegenstände sein als in der ersten Runde. Beachten und benennen Sie
dann zwei Geräusche und zwei haptische Wahrnehmungen.
• In der letzten Runde fokussieren Sie jeweils eine Sache optisch, akustisch sowie haptisch.
Frau Buchbinder, haben Sie persönlich Angst vor
Corona?
Ja, ich habe Angst, aber sie ist ein sehr sinnvolles und
hilfreiches Gefühl. Sie weist mich darauf hin, worauf ich
achtgeben sollte und wo Gefahren liegen – sie zu erkennen,
ihnen zu entkommen und vorzubeugen. Angst
gibt es aber in verschiedenen Abstufungen: Die mildeste
Form ist eine Besorgnis, die am stärksten ausgeprägte
Form nennen wir Panik. Ich bin durchaus besorgt wegen
Corona, aber von Panik weit entfernt. Dabei hilft es mir,
wenn ich mich auf die Fakten konzentriere, die ich heute
kenne und darauf, was ich selbst unmittelbar beeinflussen
kann. Ich bleibe bewusst in der Gegenwart und lasse
meine Gedanken nicht in eine Zukunft schweifen, die ich
nicht kontrollieren kann.
Zur Person
Wie äußern sich Angstgefühle – und
wann werden sie zum Problem?
© privat
Carla Buchbinder ist Diplom-
Psychologin, Psychologische
Psychotherapeutin (Schwerpunkt
Verhaltenstherapie) und zertifizierte
Supervisorin. Sie arbeitet
u.a. in der Darmstädter Arbeitsgruppe
Achtsamkeit mit und leitet
Übungsgruppen. Die Expertin für
Depression und Borderline-
Persönlichkeitsstörungen praktiziert
in einer Praxengemeinschaft
in Darmstadt-Bessungen.
Angstgefühle äußern sich spürbar
körperlich: Das Herz schlägt
schneller, die Atmung wird flacher,
die großen Muskeln werden stärker
durchblutet und wir schwitzen
verstärkt. Oft bekommen wir auch
einen trockenen
Mund, denn
die Verdauung
fährt herunter
und damit wird
weniger Speichel
produziert.
Der Körper stellt
sich auf eine
Flucht oder
einen Kampf
ein. Wenn diese
Veränderungen
zu Hause auf dem Sofa auftreten, fällt es uns schwer,
sie einzuordnen und damit umzugehen. Unser
Denken ist dann auf Gefahren und Gefahrenreduktion
eingeschränkt und wir neigen zum Tunnelblick auf
alles, was zum Gefühl passt. Gefühle suchen nach Bestätigung.
Deswegen ist es sehr wichtig, den Blick wieder zu
erweitern. Das Angstgefühl ist keine Zukunftsvorhersage:
Nur, weil ich Angst vor einer Corona-Infektion habe, ist es
nicht wahrscheinlicher, dass ich mich anstecke. Körperliche
Angstreaktionen werden zum Problem, wenn ich denke,
dass ich körperlich krank bin, weil meine Herzfrequenz
ansteigt. Problematisch sind auch dauerhafte Angstreaktionen,
bei denen ich mich nicht mehr beruhigen und entspannen
kann. Wichtig zu wissen ist, dass Angst meinem
Körper nicht schaden kann. Angst ist unangenehm, aber
ungefährlich...
Was kann aus Ihrer Erfahrung im Umgang mit starker
Angst helfen?
Der erste und wichtigste Schritt ist es, Angst zu erkennen
und zu benennen: ‚Ah, das ist Angst. Ein Gefühl.‘ Ich
akzeptiere das Gefühl, ordne es ein und verschwende
keine Energie, mich dagegen zu wehren. Dann tue ich am
besten kurzfristig etwas für meine Entspannung, gerade,
wenn das Ausmaß der Angst in der Situation nicht angemessen
ist. Hier helfen Entspannungsverfahren wie die
Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training.
Diese Verfahren sollte man aber zuvor in nicht-akuten
Situationen eingeübt haben. Ich persönliche finde die
Haltung der Achtsamkeit sehr hilfreich: eine bewusste,
annehmende, offene Haltung zum gegenwärtigen Augenblick.
Ich versuche, im Hier und Jetzt zu sein und meine
Gedanken nicht – wie bei der Angst typisch – in zukünftige
Horrorszenarien abgleiten zu lassen. Stattdessen verankere
ich mich mit Hilfe meiner Sinne in der Gegenwart,
etwa mit einer Atemübung. Wann immer möglich hilft
auch Bewegung, um die Stresshormone wieder abzubauen.
© Shutterstock/Numstocker
Sie müssen dabei nicht besonders kreativ oder sorgfältig sein. Es geht einzig darum, dass Sie Ihre
Wahrnehmung sanft aber gezielt in die Gegenwart lenken!
Wann impfen – und warum?
Noch gibt es keinen Impfstoff zum
Schutz vor Covid-19. Experten
gehen davon aus, dass ein effektiver
Schutz bis 2021 ausreichend klinisch
getestet sein wird. Laut WHO werden
aktuell knapp 80 sehr unterschiedliche
Präparate getestet, sechs davon befinden
sich in der klinischen Testphase
(Stand: 24. April 2020).
Fraglich bleibt, wie stark das Coronavirus
mutiert. Mutation bedeutet, dass
sich die Viren im Laufe der Reproduktion
verändern – das Immunsystem
muss immer neue Antikörper bilden,
um sie zu neutralisieren. Das ist auch
der Grund, warum eine Grippeimpfung,
insbesondere auch für Nierenkranke,
regelmäßig erneuert werden muss.
Sollte SARS-CoV-2 mutationsträge sein,
könnte das bedeuten, dass ein Impfstoff
die Bevölkerung eine lange Zeit
vor Covid-19 schützen kann.
Die Deutsche Nierenstiftung steht
im engen Austausch mit der nephrologischen
Fachgesellschaft (DGfN) und
leistet zuverlässig den Forschungstransfer:
So erhalten Sie auf kürzestem
Weg alle relevanten Neuigkeiten aus
der Wissenschaft. Sobald es einen Impfstoff
gegen das Coronavirus gibt, der
für Menschen mit einer Nierenerkrankung
infrage kommt, informieren wir
Sie umgehend auf unseren Online-
Kanälen:
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Ausgabe 1/2020 – Online-Ausgabe
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