28.04.2020 Aufrufe

NIERENSTARK-Magazin 1/2020 – Sonderausgabe: „CKD und Corona“

Hilfreiche Informationen und Tipps für einen neuen Alltag * Hochrisikogruppe: Nierenpatienten * Fakten zu Covid-19 * Hygiene- und Verhaltenstipps * Keine Angst vor Corona! * Wann impfen – und warum?

Hilfreiche Informationen und Tipps für einen neuen Alltag * Hochrisikogruppe: Nierenpatienten * Fakten zu Covid-19 * Hygiene- und Verhaltenstipps * Keine Angst vor Corona! * Wann impfen – und warum?

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NIERENschlau

„3-2-1“-Übung – Achtsame Selbsthilfe gegen Angst

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Keine Angst vor Corona!

In diesen Tagen wird viel über Hygiene gesprochen – vor allem über die Handhygiene.

Mit dem Andauern des Kontaktverbots sollte aber auch der Psychohygiene ausreichend

Aufmerksamkeit geschenkt werden. Menschen, die häufig allein sind, haben

selten Gelegenheit, über ihre Ängste vor einer Covid-19-Ansteckung zu sprechen.

Aber wie geht man am besten mit Angstgefühlen um, wenn sie nun einmal da sind?

Wir haben mit einer Expertin gesprochen.

• Schauen Sie nacheinander drei Dinge in Ihrer Umgebung an und benennen Sie sie für sich. Zum

Beispiel: „Das Foto vom vergangenen Sylturlaub. Die gelbe Orchidee. Unser Sofakissen aus Thailand.“

• Konzentrieren Sie sich auf Ihr Gehör und benennen Sie drei Geräusche, die Sie wahrnehmen.

Etwa: „Das Ticken der Wanduhr. Die Heizung rauscht. Der hustende Nachbar.“

• Lenken Sie Ihre Wahrnehmung auf Ihren Körper und finden und benennen Sie drei Dinge, die

spürbar in Kontakt mit Ihrem Körper stehen. Zum Beispiel: „Das Armband meiner Uhr. Meine

Fußsohlen auf dem Boden. Mein Rücken an der Stuhllehne.“

• Nun kehren Sie zum ersten Teil der Übung zurück und benennen zwei Dinge, die Sie sehen – es

können durchaus andere Gegenstände sein als in der ersten Runde. Beachten und benennen Sie

dann zwei Geräusche und zwei haptische Wahrnehmungen.

• In der letzten Runde fokussieren Sie jeweils eine Sache optisch, akustisch sowie haptisch.

Frau Buchbinder, haben Sie persönlich Angst vor

Corona?

Ja, ich habe Angst, aber sie ist ein sehr sinnvolles und

hilfreiches Gefühl. Sie weist mich darauf hin, worauf ich

achtgeben sollte und wo Gefahren liegen – sie zu erkennen,

ihnen zu entkommen und vorzubeugen. Angst

gibt es aber in verschiedenen Abstufungen: Die mildeste

Form ist eine Besorgnis, die am stärksten ausgeprägte

Form nennen wir Panik. Ich bin durchaus besorgt wegen

Corona, aber von Panik weit entfernt. Dabei hilft es mir,

wenn ich mich auf die Fakten konzentriere, die ich heute

kenne und darauf, was ich selbst unmittelbar beeinflussen

kann. Ich bleibe bewusst in der Gegenwart und lasse

meine Gedanken nicht in eine Zukunft schweifen, die ich

nicht kontrollieren kann.

Zur Person

Wie äußern sich Angstgefühle – und

wann werden sie zum Problem?

© privat

Carla Buchbinder ist Diplom-

Psychologin, Psychologische

Psychotherapeutin (Schwerpunkt

Verhaltenstherapie) und zertifizierte

Supervisorin. Sie arbeitet

u.a. in der Darmstädter Arbeitsgruppe

Achtsamkeit mit und leitet

Übungsgruppen. Die Expertin für

Depression und Borderline-

Persönlichkeitsstörungen praktiziert

in einer Praxengemeinschaft

in Darmstadt-Bessungen.

Angstgefühle äußern sich spürbar

körperlich: Das Herz schlägt

schneller, die Atmung wird flacher,

die großen Muskeln werden stärker

durchblutet und wir schwitzen

verstärkt. Oft bekommen wir auch

einen trockenen

Mund, denn

die Verdauung

fährt herunter

und damit wird

weniger Speichel

produziert.

Der Körper stellt

sich auf eine

Flucht oder

einen Kampf

ein. Wenn diese

Veränderungen

zu Hause auf dem Sofa auftreten, fällt es uns schwer,

sie einzuordnen und damit umzugehen. Unser

Denken ist dann auf Gefahren und Gefahrenreduktion

eingeschränkt und wir neigen zum Tunnelblick auf

alles, was zum Gefühl passt. Gefühle suchen nach Bestätigung.

Deswegen ist es sehr wichtig, den Blick wieder zu

erweitern. Das Angstgefühl ist keine Zukunftsvorhersage:

Nur, weil ich Angst vor einer Corona-Infektion habe, ist es

nicht wahrscheinlicher, dass ich mich anstecke. Körperliche

Angstreaktionen werden zum Problem, wenn ich denke,

dass ich körperlich krank bin, weil meine Herzfrequenz

ansteigt. Problematisch sind auch dauerhafte Angstreaktionen,

bei denen ich mich nicht mehr beruhigen und entspannen

kann. Wichtig zu wissen ist, dass Angst meinem

Körper nicht schaden kann. Angst ist unangenehm, aber

ungefährlich...

Was kann aus Ihrer Erfahrung im Umgang mit starker

Angst helfen?

Der erste und wichtigste Schritt ist es, Angst zu erkennen

und zu benennen: ‚Ah, das ist Angst. Ein Gefühl.‘ Ich

akzeptiere das Gefühl, ordne es ein und verschwende

keine Energie, mich dagegen zu wehren. Dann tue ich am

besten kurzfristig etwas für meine Entspannung, gerade,

wenn das Ausmaß der Angst in der Situation nicht angemessen

ist. Hier helfen Entspannungsverfahren wie die

Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training.

Diese Verfahren sollte man aber zuvor in nicht-akuten

Situationen eingeübt haben. Ich persönliche finde die

Haltung der Achtsamkeit sehr hilfreich: eine bewusste,

annehmende, offene Haltung zum gegenwärtigen Augenblick.

Ich versuche, im Hier und Jetzt zu sein und meine

Gedanken nicht – wie bei der Angst typisch – in zukünftige

Horrorszenarien abgleiten zu lassen. Stattdessen verankere

ich mich mit Hilfe meiner Sinne in der Gegenwart,

etwa mit einer Atemübung. Wann immer möglich hilft

auch Bewegung, um die Stresshormone wieder abzubauen.

© Shutterstock/Numstocker

Sie müssen dabei nicht besonders kreativ oder sorgfältig sein. Es geht einzig darum, dass Sie Ihre

Wahrnehmung sanft aber gezielt in die Gegenwart lenken!

Wann impfen – und warum?

Noch gibt es keinen Impfstoff zum

Schutz vor Covid-19. Experten

gehen davon aus, dass ein effektiver

Schutz bis 2021 ausreichend klinisch

getestet sein wird. Laut WHO werden

aktuell knapp 80 sehr unterschiedliche

Präparate getestet, sechs davon befinden

sich in der klinischen Testphase

(Stand: 24. April 2020).

Fraglich bleibt, wie stark das Coronavirus

mutiert. Mutation bedeutet, dass

sich die Viren im Laufe der Reproduktion

verändern – das Immunsystem

muss immer neue Antikörper bilden,

um sie zu neutralisieren. Das ist auch

der Grund, warum eine Grippeimpfung,

insbesondere auch für Nierenkranke,

regelmäßig erneuert werden muss.

Sollte SARS-CoV-2 mutationsträge sein,

könnte das bedeuten, dass ein Impfstoff

die Bevölkerung eine lange Zeit

vor Covid-19 schützen kann.

Die Deutsche Nierenstiftung steht

im engen Austausch mit der nephrologischen

Fachgesellschaft (DGfN) und

leistet zuverlässig den Forschungstransfer:

So erhalten Sie auf kürzestem

Weg alle relevanten Neuigkeiten aus

der Wissenschaft. Sobald es einen Impfstoff

gegen das Coronavirus gibt, der

für Menschen mit einer Nierenerkrankung

infrage kommt, informieren wir

Sie umgehend auf unseren Online-

Kanälen:

Sie möchten in Zukunft

das Nierenstark-Magazin

nur noch online erhalten?

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Ausgabe 1/2020 – Online-Ausgabe

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