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Professional Safety 1/2020

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PROFESSIONAL SAFETY<br />

PRODUKTION<br />

Einfach<br />

machen<br />

Nobel maskiert: Die Maskenproduktion<br />

bei Lamborghini.<br />

Bild: Lamborghini<br />

D<br />

ie Idee entstand aus der eigenen Not. Und<br />

sie erreichte binnen weniger Wochen die<br />

Reife für Massenproduktion. „Wir haben zu<br />

Beginn dieser Krise interne Maßnahmen gesetzt“,<br />

erzählt Carl Fruth. „Wir haben Spender für Desinfektionsmittel<br />

aufgestellt und Abstandsregeln erarbeitet.<br />

Und dann haben wir festgestellt, dass uns selbst<br />

die Mund-Nasen-Masken ausgingen.“<br />

Carl Fruth ist Gründer der oberpfälzischen FIT AG,<br />

das Unternehmen ist auf additive Fertigung spezialisiert<br />

und stellt hoch spezialisierte Bauteile für unterschiedliche<br />

Branchen her. Die Lösung des Problems<br />

lag also direkt vor seinen Augen: Fruth ersann einen<br />

Filterträger, bestehend aus zwei Körbchen aus Polyethylen,<br />

zwischen die jedes Material eingespannt<br />

werden kann, das zum Filter taugt – Papiertaschentücher,<br />

Baumwollstoffe, professionelle Vliese. Ein<br />

dritter Weg gewissermaßen zwischen der Mangelware<br />

Einweg-Maske und der meist viel zu selten gereinigten<br />

Stoffmaske. Und einer von unzähligen Wegen,<br />

die derzeit beschritten werden.<br />

Während die Corona-Pandemie ihre medizinische,<br />

ökonomische und soziale Schneise der Verwüstung<br />

zieht, generiert sie gleichzeitig erstaunliche Ideen,<br />

dem Mangel an medizinischen und Arbeitsschutz-<br />

Mitteln zu begegnen. Weltweit arbeiten Konzerne,<br />

KMU, Forschungseinrichtungen und Privatpersonen<br />

an neuen Konzepten und Produkten. Dabei werden<br />

Konkurrenten zu Partnern, Forscher zu Entwicklern,<br />

Einzelkämpfer zu Team Playern – und Aktiengesellschaften<br />

zu Philanthropen.<br />

Nehmen, was man kriegen kann<br />

„Wir gingen von der Überlegung aus, Materialien<br />

einzusetzen, die allgemein verfügbar sind. Nur so<br />

kann man den Menschen wirklich helfen“, sagt<br />

Christian Ramsauer, Professor an der TU Graz. Die<br />

Steirer entwarfen den Prototypen eines Gesichts-<br />

Schutzschilds. Der Träger wurde mittels FDM-3D-<br />

Drucks aus PLA-Kunststoff hergestellt. Gedruckt<br />

wurde in der Drucker-Farm des FabLab und des Makerspace,<br />

zweier Einrichtungen, in denen den Studierenden<br />

der TU Kreativbereiche und Produktionsmaschinen<br />

zur Verfügung stehen. Über das Rektorat<br />

erging zudem ein Aufruf an alle Mitarbeiter des<br />

Instituts, ihre privaten 3D-Drucker zur Verfügung zu<br />

stellen, und auch die HochschülerInnenschaft trug<br />

zum Netzwerk bei. „Der Schild selbst besteht aus<br />

handelsüblicher Overheadfolie, in die wir mit einem<br />

ganz normalen Vierfachlocher die geeigneten Löcher<br />

stanzen“, erzählt Christian Ramsauer, „und zur<br />

Befestigung verwenden wir ein längenverstellbares<br />

Gummiband. Die fertigen Schutzschilde sind wiederverwendbar<br />

und können einfach gereinigt und<br />

desinfiziert werden.“<br />

Auf den rund 540 Druckern sind bis dato um die<br />

5.000 Schilde gefertigt und an die Steiermärki-<br />

Tüftler in tempore belli:<br />

FIT-Chef Carl Fruth mit<br />

selbst entworfener Schutzausrüstung.<br />

Bild: FIT AG/Lisa Kirk<br />

Verschlussclips für Masken von Ölz, Gesichtsschilde von Bugatti: Die Corona-Krise<br />

führt weltweit zu neuen Konzepten, neuen Produkten und neuen Kooperationen. Wie<br />

ganze Industriezweige ihre Produktion auf Arbeitsschutz-Mittel und Medizintechnik<br />

umgestellt haben. <br />

Von Bernhard Fragner und Hanna Hochedlinger<br />

Bild: TU Graz/Helmut Lunghammer<br />

Gesichtsschilde, made in<br />

Styria (v. li.): Philipp Metnitz<br />

(MedUni Graz), Hans Peter<br />

Schnöll (TU Graz) und<br />

Christian Ramsauer (TU<br />

Graz).<br />

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