Mission 3/2014
Blick aufs Jubiläum: 190 Jahre Berliner Mission
Blick aufs Jubiläum: 190 Jahre Berliner Mission
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MISSIONSWERK<br />
Auch vor zwanzig Jahren schon<br />
mittendrin: Hanns Thomä (4. von li.)<br />
beim „Tag des Flüchtlings“ 1993.<br />
die Landessynode diese Initiative ideell und materiell mit ihrem<br />
Beschluss vom 15. November unterstützt. Dafür soll ein<br />
Konzept entwickelt werden, das ist eine gute Initiative für eine<br />
erste Anlaufstelle. Hier könnten Menschen in Hilfsangebote<br />
vermittelt werden.<br />
Ist es ein Problem, dass jemand der mit Flüchtlingen arbeitet,<br />
Experte für ganz verschiedene Fälle sein muss? Für einen Bürgerkriegsflüchtling<br />
aus Syrien, für eine Roma-Familie, die aus<br />
Mazedonien kam oder für einen Jugendlichen, der ganz alleine<br />
aus dem Senegal flüchtete?<br />
Hanns Thomä: Das ist ein großes Problem; alleine schon die<br />
nötige sprachliche Kompetenz. Viele Flüchtlinge können selbst<br />
in ihrer Muttersprache kaum über ihre Traumata sprechen.<br />
Aber diese Erlebnisse und Erfahrungen sind Grundlage für die<br />
Entscheidung über die Gewährung von Asyl. Menschen mit<br />
psychischen Problemen scheitern häufig in Asylverfahren, weil<br />
man ihnen ihre Not nicht ansieht. Ein Beispiel: Kirchenasyle im<br />
Bereich der EKBO sind geschätzt zu 90 Prozent erfolgreich. Die<br />
Entscheidungen haben Behörden und Gerichte getroffen. Intensive<br />
Betreuung führt zu einem Aufenthaltsstatus, der zuvor<br />
verweigert worden war. Ein anderes Beispiel sind die Flüchtlinge,<br />
die 2013 vor dem Brandenburger Tor ihren Hunger- und<br />
Durststreik machten: Von 25 Fällen sind mittlerweile 23 positiv<br />
entschieden.<br />
Hat sich das gesellschaftliche Klima geändert?<br />
Hanns Thomä: Das Klima hat sich geändert: Es hat sich positiv<br />
verändert, verglichen mit den 90er Jahren. Die Menschen sind<br />
eindeutig offener für Flüchtlinge, sind viel eher bereit, sich zu<br />
engagieren. Es gibt natürlich Menschen, die verunsichert sind.<br />
Aber viele engagieren sich zivilgesellschaftlich, unter reger Be-<br />
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