HGB_03-2020
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80 Ratgeber<br />
Rechtsfragen aus dem Alltag<br />
von Rechtsanwalt Sebastian Baur<br />
Geld zurück? Reisen<br />
und Veranstaltungen in<br />
Zeiten von Corona<br />
Eine Unmenge an Reisen und<br />
Veranstaltungen sind in den<br />
letzten Wochen aufgrund der<br />
Corona-Pandemie ausgefallen.<br />
Weil Kunden derartiger Dienstleistungen<br />
nahezu ausnahmslos<br />
in Vorleistung mit ihrer Zahlung<br />
gegangen sind, stellt sich<br />
vielen jetzt die Frage: Wie und<br />
wann bekomme ich mein Geld<br />
zurück?<br />
Abgesagte Reisen<br />
Hier ist die Rechtslage jedenfalls<br />
auf dem Papier eindeutig:<br />
Reiseveranstalter (und nicht<br />
etwa das Reisebüro) sind verpflichtet,<br />
bei einer Stornierung<br />
der Reise binnen 14 Tagen den<br />
Reisepreis vollständig zu erstatten.<br />
Allerdings: Recht haben<br />
und Recht bekommen ist leider<br />
oft nicht dasselbe. Auch wenn<br />
viele Reiseveranstalter sich<br />
bemühen, erhaltene Gelder zurückzuzahlen,<br />
gibt es zahlreiche<br />
andere, die dies in der Masse<br />
entweder nicht können oder<br />
die schlicht auf Zeit spielen. So<br />
wurde in der Vergangenheit von<br />
vielen Veranstaltern abgewartet,<br />
ob nicht vielleicht die sogenannte<br />
Gutscheinlösung, die<br />
von der Bundesregierung zur<br />
Entlastung der Veranstalter geplant<br />
war, eingeführt würde. Die<br />
Veranstalter hätten Ihre Kunden<br />
dann auf Gutscheine verweisen<br />
und eine Rückzahlung vorerst<br />
verweigern können.<br />
Nunmehr ist klar: Die Gutscheinlösung<br />
wird wohl nicht<br />
kommen. Es gilt also das oben<br />
Gesagte: Anzahlungen sind binnen<br />
14 Tagen zurückzuzahlen.<br />
Nötigenfalls lässt sich dieser<br />
Anspruch gerichtlich durchsetzen.<br />
Ob man dies in der aktuellen<br />
Situation tut oder ob man<br />
dem jeweiligen Veranstalter<br />
mit einer freiwilligen Stundung<br />
entgegenkommt, also zunächst<br />
einmal abwartet oder einen<br />
angebotenen Gutschein entgegennimmt,<br />
muss jeder für sich<br />
selbst entscheiden.<br />
Veranstaltungen<br />
Gleiches wie oben galt bis kurz<br />
vor Redaktionsschluss auch<br />
für Veranstaltungen in der Kultur-<br />
und Freizeitbranche. Auch<br />
hier waren Vorauszahlungen in<br />
aller Regel zu erstatten. Allerdings:<br />
Am 15. Mai <strong>2020</strong> wurde<br />
für Veranstaltungen, anders als<br />
für Reisen, die Gutscheinlösung<br />
vom Bundesrat abgenickt. Jetzt<br />
gilt: Nach deutschem Recht<br />
müssen Verbraucher einen Gutschein<br />
als Erstattung akzeptieren,<br />
wenn eine Veranstaltung<br />
aufgrund des Corona-Pandemie<br />
nicht stattfinden konnte oder<br />
kann.<br />
Betroffen sind Event-Tickets,<br />
die vor dem 8. März gekauft<br />
wurden. Die Gutscheine können<br />
entweder für eine Nachholveranstaltung<br />
oder für ein anderes<br />
Angebot des Veranstalters eingelöst<br />
werden. Nicht eingelöste<br />
Gutscheine werden spätestens<br />
Ende 2021 ausgezahlt. Laut<br />
Bundesratsbeschluss kann<br />
man in Ausnahmefällen auch<br />
schon jetzt verlangen, dass der<br />
Ticketbetrag ausgezahlt wird.<br />
Das gilt aber nur dann, wenn<br />
wegen persönlicher Lebensumstände<br />
ein Gutschein unzumutbar<br />
ist.<br />
Von Rechtsanwalt Sebastian<br />
Baur (Kanzlei BRINK & PART-<br />
NER, Flensburg), Fachanwalt<br />
für Verkehrsrecht, Strafverteidiger,<br />
Lehrbeauftragter<br />
Universität Flensburg<br />
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brink-partner.de. Fragen<br />
oder Anregungen zu dieser<br />
Kolumne gerne per E-Mail an<br />
Sebastian Baur:<br />
baur@brink-partner.de n