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Quelle: David Klotz<br />
Ein anderer Weg<br />
LISA MARIA KAGER UND IHRE FAMILIE SETZEN AUF EINE NEUE ART DES PFLANZENANBAUS. IN ST. PAULS HABEN SIE<br />
IHREN TRADITIONELLEN APFELBETRIEB IN EINEN HOF MIT REGENERATIVER LANDWIRTSCHAFT VERWANDELT.<br />
Dort der Himmel, hier die Erde, da<br />
drüben der Duftgarten. <strong>Die</strong> Schilder,<br />
welche die Besucher am „Hof des Wandels“<br />
willkommen heißen, weisen darauf<br />
hin, dass es hier nicht nur um nachhaltige<br />
Landwirtschaft geht. An diesem Ort sollen<br />
auch Geist und Seele Energien tanken. Der<br />
intensive Geruch von Lavendel und Rosmarin<br />
umgibt die kleine Naturidylle inmitten<br />
von Wohnhäusern zwischen St. Pauls<br />
und Michael in Eppan. Auf einem knappen<br />
Hektar Land, das meiste davon ein steiles<br />
Feld, liegen Gemüsebeete, Pflanzen,<br />
Sträucher und Bäume dicht aneinander,<br />
dazwischen bunte Blumen und Kräuter.<br />
Hier hat Familie Kager eine alternative<br />
Form der Landwirtschaft gewagt und auf<br />
kleinem Raum einen artenreichen Permakulturhof<br />
geschaffen.<br />
GESETZ DER NATUR<br />
Unsere Natur nutzen, anstatt sie zu zerstören,<br />
lautet die Überzeugung von Lisa<br />
Maria Kager. Das bedeutet den Verzicht<br />
von Pestiziden, Herbiziden oder Dünger,<br />
dafür ständiger Humusaufbau durch Kompost<br />
und vor allem Sorge um den Boden,<br />
auf dem unsere Nahrung wächst. „Der<br />
Humus ist der Schlüssel zum Glück!“, lächelt<br />
die 27-jährige Lisa mit leuchtenden<br />
Augen. <strong>Die</strong> sonst so aufgeweckte Frau<br />
wird dann ernst: „Das wichtigste bei dieser<br />
Art der Landwirtschaft ist der Aufbau<br />
der Bodenfruchtbarkeit. Dafür nutzt man<br />
DIE NATUR IST EIN UNENDLICH<br />
TIEFES FASS. SIE KANN UNS SO<br />
VIEL LEHREN UND GEBEN.<br />
die Permakultur und andere ökologische<br />
Praktiken. Außerdem wird der Boden nur<br />
minimal mit kleinen Maschinen und vorwiegend<br />
durch Handarbeit bearbeitet.“<br />
Das sei zwar aufwendig, aber die richtige<br />
Art der Bodenbewirtschaftung, ist Lisa<br />
überzeugt. „Wir glauben an die Gesetze<br />
der Natur“, erklärt ihr Partner Jakob. „Wir<br />
sind nicht hier, um den Boden zu bewirtschaften.<br />
Was wir ernten, sollte nur ein<br />
Nebenprodukt sein.“ Von der Monokultur,<br />
wie es in Südtirol praktiziert wird, hält<br />
Lisa nicht viel: „<strong>Die</strong> Monokultur baut den<br />
Humus, den die Natur uns bietet, stetig ab.<br />
Langfristig wird der Boden dünner, die<br />
Erde kaputt. Irgendwann werden wir für<br />
diese Anbauweise büßen.“ Dennoch hat<br />
sie Verständnis, dass man sich schwertut,<br />
festen Systemen, die einem andere vormachen,<br />
zu entkommen. Sie selbst praktiziere<br />
bei ihrem Flächenanbau auch nicht reine<br />
Natur. „Doch man kann Kultur so gestalten,<br />
dass die Natur nicht zerstört wird.“<br />
VON MONO- ZU PERMAKULTUR<br />
Eben diese Vielfalt, die heute auf seinem<br />
Hof herrscht, ist es, die Hanspeter Kager<br />
schätzt. „<strong>Die</strong> Vielfalt der Natur kann nicht<br />
mit vorher verglichen werden.“ Er machte<br />
vor sieben Jahren den Anfang. Als Landwirt<br />
hat er den Apfelbetrieb von seinem Vater<br />
übernommen, doch seine Leidenschaft<br />
waren die Äpfel nie. Irgendwann hat er sich<br />
ein Buch über die Destillation von Kräu-<br />
44 // JUNI <strong>2020</strong>