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Naturpark Magazin Juni 2020

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Neobiota<br />

Auf den Spuren neuer Spezies<br />

Die Forscher*innen begaben sich auf die Suche<br />

und wurden vielerorts, sogar an den entlegensten<br />

Stellen, fündig. Ihr Interesse galt ganz<br />

besonderen Arten.<br />

Manche Arten sind an bestimmten Plätzen leicht<br />

auffindbar, manche jedoch gut verborgen in<br />

Felsnischen oder versteckt unter Steinen. Einige<br />

sind mehr oder weniger an ein bestimmtes Habitat<br />

gebunden, für andere hingegen lässt sich<br />

kaum ein charakteristischer Aufenthaltsbereich<br />

vorhersagen. Haben sie einmal einen Lebensraum<br />

besiedelt, vermehren sie sich dort meist<br />

prächtig. Das Vorkommen so mancher Art und<br />

die vorgefundene Vielfalt der Arten sorgten für<br />

Verblüffung unter den Forscher*innen.<br />

Die Forschungsergebnisse werden nun der<br />

Öffentlichkeit präsentiert. Es sind die Ergebnisse<br />

von zwei Jahren Müll-Forschung in den<br />

Bergen Südtirols – dargestellt in einer Wanderausstellung<br />

des Alpenvereins Südtirol<br />

mit dem Titel „Neobiota. Artenvielfalt von<br />

Menschenhand“.<br />

Neobiota. Artenvielfalt<br />

von Menschenhand<br />

Neobiota – dieser Begriff setzt sich aus den<br />

Worten „néos“ („neu“) und „bíos“ („Leben“)<br />

zusammen. Er bezeichnet gebietsfremde Arten,<br />

die nach der Entdeckung Amerikas durch den<br />

Menschen in ein neues Gebiet eingeführt wurden.<br />

Ein Beispiel hierzulande ist das Drüsige<br />

Springkraut, eine sich schnell ausbreitende<br />

Pflanzenart, die besonders für die heimische<br />

Artenvielfalt eine Bedrohung darstellt.<br />

Für das Projekt „Müll.Berge“ des Alpenvereins<br />

Südtirol erhielt der Begriff „Neobiota“ eine<br />

etwas abgewandelte Interpretation der originellen<br />

Art. Er bezeichnet die vom Menschen<br />

in die Bergwelt eingeschleppten und achtlos<br />

weggeworfenen Müll-Arten. Ihre Auswirkungen<br />

auf Menschen, Tiere und Pflanzen sowie<br />

Gewässer und Böden sind oft schwerwiegend!<br />

Die Vielfalt der Arten ist groß und reicht von<br />

Papiertaschentüchern und Zigarettenstummeln<br />

bis hin zu Kuriositäten wie einem Traktorreifen<br />

und einer Unterhose. Entsprechend der<br />

wissenschaftlichen Benennung von Lebewesen<br />

erfolgte die Benennung der Müll-Arten nach<br />

der binären Nomenklatur: Ein großgeschriebener<br />

Gattungsname und ein kleingeschriebener<br />

Artname bilden gemeinsam die Bezeichnung<br />

einer Art.<br />

Fusulus nicotianus – eine<br />

häufige Art mit weiter Verbreitung<br />

Hinter dieser Bezeichnung<br />

verbirgt sich die Filterzigarette.<br />

Weltweit werden jährlich 5,6<br />

Billionen Zigaretten geraucht.<br />

Deren Reste werden oft achtlos<br />

weggeworfen – unglaubliche<br />

4,5 Billionen Zigarettenstummel<br />

weltweit pro Jahr! Dabei senken<br />

wohl bereits am Boden liegende<br />

Stummel die Hemmschwelle,<br />

weitere Kippen dazu zu werfen.<br />

Der Zigarettenfilter selbst besteht<br />

aus dem Kunststoff Celluloseacetat.<br />

Durch seine Zersetzung<br />

entsteht sekundäres Mikroplastik. Dieses findet<br />

sich früher oder später auch in Muscheln,<br />

Fischen oder Meersalz wieder und gelangt so<br />

über Lebensmittel zu uns zurück.<br />

Außerdem enthält ein Zigarettenfilter<br />

Unmengen an schädlichen<br />

Stoffen, darunter Nikotin,<br />

Teer, Arsen, Blei, Blausäure und<br />

Dioxin. Diese Schadstoffe können<br />

unser Trinkwasser verunreinigen<br />

und im Wasser lebende Tiere<br />

vergiften. Für Fische ist bereits<br />

eine Zigarette pro Liter Wasser<br />

tödlich. Das Verschlucken von<br />

Zigarettenstummeln kann bei<br />

Kleinkindern zu Durchfall und<br />

Erbrechen führen, bei Hunden<br />

oder Vögeln sogar zum Tod.<br />

Im Einsatz für den<br />

Natur- und Umweltschutz<br />

• Österreichische Umwelt- und Abfalltaucher:<br />

Der Verein setzt sich in ganz Österreich<br />

für saubere Seen ein. Auch im Bezirk Reutte<br />

sammelten und bargen die Taucher*innen<br />

insgesamt fast 8 m³ Müll.<br />

• Österreichischer Alpenverein: Er zählt alpenweit<br />

zu den bedeutendsten Organisationen<br />

im Bereich des Natur- und Umweltschutzes.<br />

Mit der Aktion „Saubere Berge“ setzt er viele<br />

Maßnahmen. Die Sektion Reutte beispielsweise<br />

vergibt Taschenaschenbecher kostenlos an<br />

alle Mitglieder.<br />

• Und viele Weitere…<br />

Sei auch du ein Teil davon!<br />

Taschenaschenbecher für Zigarettenstummel.<br />

Foto: Christian Winklmair<br />

Foto: Neobiota<br />

© Alpenverein Südtirol<br />

AUSSTELLUNG<br />

„NEOBIOTA“<br />

Auf unterhaltsame und amüsante<br />

Weise – mit Kurzfilmen,<br />

einem Müll-Memory oder<br />

einer „Neobiota“-Tastbox –<br />

präsentiert sie Wissenswertes<br />

und Kurioses rund um den<br />

Gebirgsmüll.<br />

Die Ausstellung soll in<br />

Tannheim gastieren<br />

www.naturpark-tiroler-lech.at<br />

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