Oktober 2010 - schnitt-mainz.de
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sich befreien<strong>de</strong>n Jugend. Die Väter dieser Generation<br />
waren Befehlsempfänger die ihr Leben im Krieg<br />
riskierten. Jetzt zählen aber die Lei<strong>de</strong>nschaft, das Individuelle,<br />
die Sicherheitsrisiken die man aus eigenen<br />
Stücken eingeht. Diese Anerkennung kennt ein Jochen<br />
Rindt schon, als er die Strecke zwischen Graz und<br />
Bruck als Schnellster rast, ohne Helm, ohne Gurt und<br />
gelegentlich mit einer polizeilichen Anzeige. Er fährt so<br />
virtuos grenzwertig, ganz egal wie viel PS unter seinem<br />
Hintern röhren. Er ist nicht irgendwie talentiert, er ist<br />
das Wun<strong>de</strong>rkind unter <strong>de</strong>n Rennfahrern.<br />
„Entwe<strong>de</strong>r ich wer<strong>de</strong> Erster<br />
o<strong>de</strong>r ich fliege raus“<br />
So schnell wie er fährt, fängt er auch an, seinen Traum<br />
zu verwirklichen. Vom Nürburgring zurück lässt er<br />
seinen Simca frisieren und mel<strong>de</strong>t sich für die „Steirische<br />
Berglandfahrt” (6. Platz) an. 1962 siegt er<br />
in einem untermotorisierten Alfa Romeo Giulia im Tourenwagenrennen<br />
in Wien-Aspern. 1963 sitzt er bereits<br />
in einem Cooper Formel Junior und 1964 gewinnt<br />
1966: Rindt im Fort GT40<br />
er in Crystal Palace gegen die gesamte Weltelite. In<br />
ihrem Sportsgeist feiern die Englän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Un<strong>de</strong>rdog,<br />
die Zeitungen titeln „Unbekannter Australier schlug<br />
Hill“. Das war in <strong>de</strong>r Formel 2, die damals äußerst<br />
populär ist und in <strong>de</strong>r sich viele Formel 1 Fahrer ihr<br />
Zubrot verdienen. „Entwe<strong>de</strong>r ich wer<strong>de</strong> Erster o<strong>de</strong>r ich<br />
fliege raus“, so Rindts Devise, mit <strong>de</strong>r er <strong>de</strong>m geschlagenen<br />
Weltmeister Graham Hill einen Haufen Respekt<br />
abnötigt.<br />
Rindt investiert zu Beginn seiner Karriere fünfzigtausend<br />
Mark, eine or<strong>de</strong>ntliche Summe. Die aber holt er<br />
bald wie<strong>de</strong>r rein. Am 23. August 1964, drei Monate<br />
nach seinem Sensationssieg in Crystal Palace, fährt er<br />
seinen ersten Grand Prix, zuhause in Österreich, in<br />
Zeltweg (später Österreichring und A1-Ring).<br />
Für 1965 erhält er einen Formel 1-Vertrag im Cooper<br />
Car-Team. Lei<strong>de</strong>r sind die Cooper nicht wirklich konkurrenzfähig<br />
in <strong>de</strong>r Königsklasse, seine Siege sammelt<br />
er an<strong>de</strong>rnorts ein, unter an<strong>de</strong>rem als Sieger <strong>de</strong>r<br />
1970: Dicke Kumpels: Udo Jürgens, Jochen Rindt und Gunter<br />
Philipp beim smalltalk.<br />
Sieg in Zandvoort 1970 auf einem Lotus 72 mit<br />
Ford-Cosworth Motor.<br />
24 Stun<strong>de</strong>n von Le Mans, <strong>de</strong>m prestigeträchtigsten<br />
Rennen jener Zeit. Dieser Erfolg katapultiert ihn ins<br />
Bewusstsein <strong>de</strong>s europäischen Festlan<strong>de</strong>s.<br />
Ein Liebling <strong>de</strong>r Massen<br />
Bis dahin ist er Held <strong>de</strong>r Motorsportfreaks auf <strong>de</strong>m<br />
Globus, nun aber kommt eine große Popularität, er<br />
wird ein Volksheld und Frauentyp. Er wird Mo<strong>de</strong>rator<br />
<strong>de</strong>r Fernseh-Auto-Show „Motorama“ und organisierte<br />
die „Jochen-Rindt-Show“ mit heißen Schlitten zum Anfassen<br />
fürs breite Volk und ausreichend Glamour. Rindt<br />
ist Anfang zwanzig und ein großer Vermarkter seiner<br />
selbst. Stress scheint es ihm nicht zu bereiten, <strong>de</strong>nn letztlich<br />
regelt er immer alles unverblümt mit klaren Statements<br />
und schnoddrigem näseln<strong>de</strong>m Ton. 1966 heiratet<br />
er seine Freundin Nina, ein finnisches Fotomo<strong>de</strong>ll.<br />
Rindt 1966 beim GP von<br />
Deutschland.<br />
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