Im Blick Nr. 137
Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinden Lippstadt und Benninghausen
Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinden Lippstadt und Benninghausen
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… im Blick
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Gemeindebrief Nr. 137 Juli bis September 2020
17
4 8 19
3
Ein Schiff, das sich
Gemeinde nennt
Andacht
4
Faszination und
Ehrfurcht
Ein biblischer Blick aufs Meer
7
Meer
Gedicht von Erich Fried
8
Kopf aus. Meer an.
Urlaubsimpressionen
9
Lippstadt und seine
Lippe
Naturschutz in Lippstadt und
seine Wirkung aufs Meer
12
Sonne, Strand und Meer
Urlaubsimpressionen
13 /16
Adressen
14
Gottesdienste
in Lippstadt
16
Hanya Yanagihara:
Ein ewig Leben
Vorgelesen
17
Von Anfang an begleitet
Begegnung mit jungen Eltern
18
Aus dem Presbyterium
19
Neue Klänge
Ein neuer Flügel für die
Johanneskirche
20
Heinz-Hugo Rubart
Nachruf
22
Interview
2
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Andacht von Pfarrerin Dr. Ivonne Buthke
Draußen strahlt die Sonne. Ich öffne die Tür. Angenehme Kühle empfängt mich im gedämpften
Licht. Ich gehe durch das Kirchenschiff, suche mir meinen Platz und lasse die
Atmosphäre auf mich wirken.
Kirchenschiff – schon seit dem Mittelalter
ist dies die gängige Bezeichnung für
den zentralen Raum, in dem Christinnen
und Christen zu Gebet und Gottesdienst
zusammenkommen. Für mich ist es ein
schöner Begriff – hat doch das Schiff
oder das Boot in der Bibel immer schon
eine ganz besondere Rolle gespielt bei
der Begegnung mit Gott.
Als Gott einen kompletten Neuanfang
machen wollte, da rettete er Noah mit
seiner Familie und von allen Tieren ein
Paar durch die Arche – ein riesengroßes
Schiff. Die ersten Jünger, die Jesus folgten,
waren Fischer und tagtäglich mit
ihren Booten auf dem See Genezareth
unterwegs, um sich ihren Lebensunterhalt
zu verdienen. Nun sollten sie Menschenfischer
werden. Manchmal drängten
sich so viele Menschen um Jesus
herum, dass er in ein Boot stieg und ein
kleines Stück hinausfuhr, damit ihn alle
verstehen konnten. Überhaupt, wenn
Jesus nicht zu Fuß unterwegs war, dann
fuhr er mit seinen Jüngern in einem kleinen
Boot von einem Dorf quer über den
See zum anderen. Dabei ereignete sich
so manch wunderbare Geschichte: Jesus,
der während eines Sturms seelenruhig
im Heck des Bootes schläft und die Jünger,
die sich vor Angst nicht anders zu
helfen wissen als ihn zu wecken. Petrus,
der voller Vertrauen aus dem Boot aussteigt
und auf Jesus zugeht, als er sieht,
wie dieser über das Wasser wandelt.
Doch als ihn Zweifel überfallen, sinkt er
und wird von Jesu helfender Hand gerettet.
Und erst die vielen langen Reisen
des Paulus kreuz und quer durch den
ganzen Mittelmeerraum, um das Evangelium
auch zu den sogenannten Heiden
zu bringen – ohne Schiff gar nicht
denkbar.
Ist es da ein Wunder, dass schon um 200
n. Chr. der christliche Kirchenschriftsteller
Tertullian in seinem Werk über die
Taufe das Schiff als Sinnbild der Kirche
versteht?
In den 1960er Jahren schrieb Martin
Gotthard Schneider das Lied „Ein Schiff,
das sich Gemeinde nennt“. Es erzählt
von den Herausforderungen und Bedrohungen
auf dem Meer der Zeit und von
dem, was Hoffnung und Kraft gibt. Vor
allem aber ist es ein Gebet: „Bleibe bei
uns, Herr!“
Ich schaue mich noch einmal im Kirchenschiff
um, atme den Geist dieses
Ortes und nehme ihn in mich auf. Ich
reihe mich ein in die lange Kette derer,
die Jesus vertrauen, die ihn suchen, die
um Glauben ringen.
Und ich spüre: Bei allen Unterschieden
zwischen damals und heute: Wir sitzen
alle in einem Boot – und Gott ist mitten
unter uns.
Amen
3
Titelthema
• • • • • • • • •
Lilo Peters
Das Meer tut der Seele gut. Am Strand zu sitzen, zählt für viele Menschen zu den Lieblingsbeschäftigungen
im Urlaub. Auch ich kann stundenlang am Wasser verweilen, auf
das Rauschen der Wellen hören und beobachten, wie sie den Strand überfluten und dann
wieder zurückweichen. Manche Alltagssorge schwindet angesichts dieser Naturgewalt.
Wir sind eingewoben in etwas Großes und Ewiges, das bestehen bleibt, was auch geschieht.
4
In der Bibel ist das Meer Symbol für die
Größe und Kraft Gottes. Alle biblischen
Geschichten von Meer und Wasser erzählen
bildhaft die Geschichte des Menschen
mit Gott. Das Meer ist dabei
schöpferisch und zerstörerisch, zugleich
Quelle des Lebens und des Todes.
Das Leben beginnt im Wasser. „Der
Geist Gottes schwebte auf dem Wasser“
– so heißt es am Anfang der Schöpfungsgeschichte
im Buch Genesis (1,2). Wenig
später folgt im 6. Kapitel die Überlieferung
von der Sintflut. Hier kommt in ein
und derselben Geschichte das Wasser in
seiner doppelten Symbolik zum Tragen.
Die Flut rafft alles Leben auf der Erde
dahin. Mit der Arche gewährt Gott
Noah gleichzeitig einen Schutzraum und
führt seine Familie hinüber in die neue
Zeit, in ein Leben unter dem schützenden
Zeichen des Regenbogens. Von Vernichtung
und Rettung zugleich erzählt
auch der Durchzug der Israeliten durch
das Schilfmeer (Exodus 14). Während
die feindliche Macht in Gestalt der
Ägypter in den Fluten versinkt, führt
Gott sein Volk auf dem Weg ins gelobte
Land hindurch. Dieser zentrale Text der
Bibel ist nicht nur ein Herzstück der
Geschichte Israels. Er steht für den Weg
des Menschen durch die irdischen Anfechtungen
hindurch zu Gottes himmlischer
Verheißung.
Symbol für Abgründe und Rettung
zugleich
In der Bibel ist mit „Meer“ das Mittelmeer
oder ein großes Gewässer, sehr
häufig der See Genezareth, gemeint. So
beruft Jesus in den Evangelien die ersten
Jünger am „Galiläischen
Meer“ (Matthäus 4, 18). In der biblischorientalischen
Umwelt ist das Meer ein
Gegenbild zur bewohnten Kulturwelt.
Es ist ein chaotisches, gefährliches Element,
das gebändigt werden muss. „Das
Meer wütete und von seinem Ungestüm
fielen die Berge um“ heißt es in Psalm
46, 4. Gott aber ist der Herr über Himmel,
Land und auch das Meer. „Du Gott
herrschst über das ungestüme Meer, du
stillst seine Wellen, wenn sie sich erheben“
(Psalm 89, 10). So rettet er auch
Jona aus den Tiefen der Fluten. Im Buch
Jona wird einmal mehr deutlich, dass
das Meer auch für die Abgründe der
menschlichen Seele steht. Aus diesen
Tiefen kann nur Gott retten. Dorthin
kann er aber auch verbannen, was uns
belastet und drückt. „Er wird alle unsere
Sünden in die Tiefen des Meeres werfen“
prophezeit Micha (7, 19). Wir finden
diese Verheißung in einem berühmten
Lied von Paul Gerhard wieder: „Gott
gebe uns ein fröhlich‘ Herz, erfrische
Geist und Sinn und werf‘ all‘ Angst,
Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres
Tiefe hin“ (eg 322,5).
Weil das Meer für den biblischen Menschen
eben das Gegenteil von Geborgenheit
und Frieden ist, wird die Vision des
Propheten Johannes am Ende der Bibel
verständlich. Dort heißt es im Buch der
Offenbarung im Hinblick auf die neue
Schöpfung am Ende der Zeiten: „Und
das Meer ist nicht mehr“(Offenbarung
21, 1). Bis dahin aber gilt die Verheißung
„Wenn du durchs Wasser gehst, will ich
bei dir sein“ (Jesaja 43, 2). Wenn wir uns
dieses „durchs Wasser gehen“ vorstellen,
erschließt sich uns auch der Ritus
der Taufe.
Die christliche Taufe ist ein „Bad der
Wiedergeburt“(Titusbrief 3,5). Sie reinigt
im tieferen Sinne, nämlich auch von
5
Sünden: Der alte Adam wird ersäuft,
aus der Taufe tritt der im Heiligen Geist
erneuerte Mensch. Diese Tauftheologie
hat Paulus im 6. Kapitel des Römerbriefes
entfaltet. So kommt in der Taufe die
doppelte Symbolik des Wassers zum
Tragen: Wasser ist gefährlich. Der
gottesferne Mensch kann untergehen.
Und Wasser reinigt, erfrischt und trägt.
Wir werden mit Wasser getauft und
können neu anfangen. So trägt uns die
Taufe durchs Leben zu Gott.
Taufe bedeutet „Untertauchen“
Taufe kommt von „Untertauchen“. Besonders
leibhaftig erfuhren die ersten
Christen das bei der Taufe im See oder
Meer. Der Jordan, der See Genezareth,
das Tote Meer und das Mittelmeer prägten
den Lebensraum der biblischen
Menschen. Wesentliche Überlieferungen
von Jesus und seinen Jüngern ereignen
sich am See: die Berufung der Jünger
(Markus 1, 14ff.), die Stillung des Sturmes
(Matthäus 9, 23ff.) oder der sinkende
Petrus (14, 22 ff.). Wer diese Geschichten
liest, weiß sofort: Die Reise der
Jünger mit Jesus auf dem See steht auch
für unsere Lebensreise mit Gott, für unsere
Ängste und Zweifel, Bewahrung
und Vertrauen.
Vergessen wir nicht die Bedeutung des
Meeres für die Ausbreitung des christlichen
Glaubens. Das Neue Testament
berichtet von zahlreichen Seereisen und
ohne die Seefahrt wäre das Christentum
nicht so schnell in Europa angekommen.
Welchen Gefahren er ausgesetzt war
und welche Rettungen er erlebt hat, beschreibt
besonders eindrücklich der
Apostel Paulus (s. 2. Korinther 11, 25ff.):
„Dreimal habe ich Schiffbruch erlitten,
einen Tag und eine Nacht trieb ich auf
offenem Meer.“ Am Ende jeder Bibel
findet sich eine Landkarte mit den Reiserouten
des Paulus, die uns aus heutiger
Sicht nur staunen lassen. Er hat insgesamt
über 32 000 km zurückgelegt!
„Hinterm Horizont geht’s weiter…“
Das Meer ist also mehr als der Sehnsuchtsort,
an dem ich die Seele baumeln
lasse. „Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer, so
würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.“ Das
beliebte Wort aus Psalm 139 eignet sich
wohl als Vers auf einer Bildkarte, auf
der die Sonne am Horizont im Meer
versinkt. Aber es geht dabei um eine
Sehnsucht, die weiter reicht als jede
Romantik und Schwärmerei. Aus den
Psalmgebeten spricht die Hoffnung des
Glaubens, dass Himmel und Erde sich
berühren und ineinander übergehen. Es
ist eine Sehnsucht, die sich erfüllt hat in
Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der
Mensch geworden ist.
Ein afrikanisches Sprichwort lautet:
„Glauben heißt: Durch den Horizont
blicken.“ So erzählt uns das Meer von
Gott, von seiner ungeheuren Energie
und umfassenden Größe. Der Blick zum
Horizont erinnert uns daran, dass Gott
mehr vermag, als wir im Augenblick
begreifen können.
6
Meer
Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen
Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer
(Erich Fried)
7
Kopf aus. Meer an.
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Petra und Hermann Haselhorst
Unser diesjähriger Urlaubsort heißt „Baltrum“. Eine kleine autofreie Insel, hier verbringen
wir schon seit fünf Jahren regelmäßig unseren Urlaub. Sobald wir die Insel betreten,
lautet unser Urlaubsmotto: „Kopf aus. Meer an.“
Hier tickt die Zeit anders. Kein Auto.
Wenig Fahrräder. Viele wandernde Urlauber
am Meer und in den Dünen. Die
arbeitenden Dienste auf der Insel werden
größtenteils mit Pferdefuhrwerken
oder Fahrrädern abgeleistet. Dazu gehören:
Müllabfuhr, Paketdienst, Maurer,
Zimmerleute, Post und Polizei. Hier
können wir uns gut und schnell erholen.
Atembeschwerden und Alltagsstress
sind innerhalb weniger Tage vergessen.
Seit Anfang des Jahres gingen unsere
Gedanken immer mal wieder in Richtung
Norden, denn der dreiwöchige
Jahresurlaub war für Mai fest gebucht.
Corona sollte uns jedoch einige Hindernisse
bescheren. Ob überhaupt und
wenn, mit welchen Einschränkungen,
das war seit Anfang Mai eine spannende
Frage.
Die erste Urlaubswoche wurde gestrichen.
Dann ein Lichtblick. Evtl. waren
zwei Wochen Urlaub in der gebuchten
Ferienwohnung möglich. Jedoch gibt es
zwei Ferienwohnungen, die Belegung
nur einer Wohnung war erlaubt. Diese
wurde ausgelost. Wir hatten Glück und
durften anreisen. Eine tolle entspannte
Urlaubszeit begann. Wir erlebten noch
8
einsamere Wanderwege, Strände und
Dünen als bisher. Hotels und Pensionen
waren noch geschlossen. Geöffnet war,
Gott sei Dank, das Gotteshaus. Wir machten
uns sonntags auf in die Kirche. Was
dem Körper gut tat, tat nun umso mehr
der Seele gut. Denn bei uns in Lippstadt
waren die Gottesdienste ja noch verboten.
So erholten sich auf Baltrum Körper und
Seele. Leider mussten wir uns vom Meer
und dem rauen Nordseewind verabschieden.
Ruhe und Abstand gibt es jetzt in
der Corona-Zeit allerdings auch in
Lippstadt.
Lippstadt und seine Lippe
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Ulrich Detering, Bezirksregierung Arnsberg
Es gibt kaum eine Stadt, die so eng mit einem Fluss verbunden ist, wie Lippstadt mit der
Lippe. Sie ist attraktiver Bestandteil des Stadtbildes, die Auen reichen bis an die Innenstadt.
Die Lippe wurde immer wieder den
menschlichen Bedürfnissen angepasst.
Der Schiffbarmachung und dem Hochwasserschutz
folgten umfangreiche Veränderungen
zur Verbesserung der landwirtschaftlichen
Produktionsbedingungen.
Die Lippe wurde begradigt, die Ufer
wurden mit Steinen befestigt, als Lebensraum
wurde die Lippe aber immer unattraktiver.
Seit 1996 wird die Lippe mit ihrer Aue
umfassend renaturiert. Zwischen der
Lippstädter Innenstadt (Westtangente)
und Eickelborn entwickeln sich naturna-
9
he Gewässerlandschaften auf einer
Länge von 14 Flusskilometern.
Klostermersch, Hellinghäuser
Mersch und Westernmersch heißen
die rückgebauten Auenbereiche.
Fluss und Aue bilden dort
wieder eine Einheit. Jährlich langanhaltende
Überflutungen
schaffen die für Auen typischen
Standortbedingungen zwischen
Überfluten und Trockenfallen und
bilden gleichzeitig einen ökologischen
Hochwasserschutz. Die wassergebundene
Pflanzen- und Tierwelt
profitiert von den nasseren
Zuständen. Im Fluss selbst
herrscht wieder der reichhaltige
Formenschatz natürlicher Flüsse.
Flache Sand- und Kiesbänke, tiefe
Kolke, ein Urwald aus Wasserpflanzen,
hineingefallene Baumstämme
und Substrate, die von der
Strömung immer wieder umgelagert
werden, bieten den Flussbewohnern
einen reichhaltigen Lebensraum.
Ein Fluss im Wandel
Seltene Arten haben sich in dieser
Landschaft wieder angesiedelt. Für
die Menschen sichtbar war die
Rückkehr der Weißstörche. Unsichtbar
verändern seit zehn Jahren
die Biber die Landschaft. Aber
es gibt auch weniger symbolträchtige
Arten. Der Steinbeißer, ein
etwa bleistiftlanger Fisch, der vor
dem Rückbau nur in Einzelexemplaren
vorkam, besiedelt wieder zu
Tausenden den sandigen Flussgrund.
Die in Nordrhein-
Westfalen stark gefährdeten Quappen,
die wegen ihrer komplizierten
10
Laichbiologie ganz besonders auf die
enge Vernetzung mit Auen angewiesen
sind, haben sich in Lippstadt so stark
vermehrt, dass sie hier sogar wieder
geangelt werden dürfen.
Die Auenlandschaft entwickelt sich dabei
ganz unterschiedlich. Neben den
durch Menschen geprägten, ökologisch
hochwertigen Kulturlandschaften mit
Wiesen und Hecken können sich andere
Bereiche zu einer neuen Wildnis entwickeln.
Stellvertretend für die großen
Pflanzenfresser der Naturlandschaft
ziehen Rinder, die den Auerochsen
schon sehr ähnlich sehen, und Wildpferde
in einer kleinen Herde durch die
Landschaft und schaffen ein Mosaik aus
waldigen und offenen Bereichen.
Mehrwert auch für Menschen
Dieser Mehrwert für die Natur hilft
auch den Menschen. Bei Hochwasser
werden die Auen überflutet und nicht
mehr einzelne Baugebiete.
Auch für die Freizeitnutzung ist die Lippe
attraktiver geworden. Unzählige
Bootsfahrer genießen die harmonische
Landschaft. Dort, wo aus Naturschutzgründen
die Landschaft nicht begangen
werden darf, sorgen Aussichtshügel für
gute Beobachtungsmöglichkeiten. Sie
sind attraktive Besuchspunkte an dem
überregionalen Radweg Römer-Lippe-
Route. In die hochwertigen Teile der
Naturschutzgebiete führen Exkursionen
der Naturschutzgruppe ABU oder der
Bezirksregierung. Der sanfte Tourismus
hat enorm an Bedeutung gewonnen. An
einigen neu entstandenen Lippestränden
wird sogar gebadet.
Es gibt aber auch einen „Meer“wert, also
einen Vorteil für das Meer, denn bei
jedem Hochwasser fließt nährstoffreiches
Lippewasser in die Auen. Ein Teil
dieser Nährstoffe wird in den Auen festgehalten
und eingelagert. Die Auen sind
Nährstofffallen und wirken ein wenig,
wie eine große Kläranlage. Für das ständig
in der Lippe fließende Wasser ist die
Reinigungsleistung der Kläranlage von
entscheidender Bedeutung, für den gesamten
Nährstoffeintrag der Flüsse in
die Meere spielt die Reinigungsleistung
der Flussauen eine große Rolle.
Die Lippe entwickelt sich nach und nach
zu einem grünen Band quer durch
Nordrhein-Westfalen. Auch östlich von
Lippstadt laufen Planungen, die Lippe,
zumindest in begrenztem Umfang wieder
zu einem naturnahen Fluss zu entwickeln.
Dies geschieht in enger Abstimmung
mit den Menschen vor Ort.
Weitere Informationen sind auf der
Internetseite der Bezirksregierung Arnsberg
zu finden.
https://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/
themen/n/naturnahe_fluesse/index.php
Dort gibt es zwölf kleine Filme zur Renaturierung
der Lippe.
https://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/
themen/n/naturnahe_fluesse/
alles_im_fluss/index.php
Exkursionsangebote mit der ABU findet
man hier:
https://www.abu-naturschutz.de
11
Sonne, Strand und Meer
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Lina Strych, 9 Jahre
Im Sommerurlaub fahre ich mit meiner Familie besonders gerne ans Meer. Am Strand
kann ich prima mit Sand Sandburgen bauen und Wasserkanäle graben. Leider halten
die Sandburgen nur bis die Flut kommt. Außerdem kann ich viele Muscheln sammeln
und Strandspiele spielen. Am liebsten spiele ich Ballspiele, Frisbee oder lasse einen Drachen
steigen.
Im Meer tauche und schwimme ich viel
und springe gerne über Wellen. Oft habe
ich eine Schwimmbrille auf, weil das
Salzwasser in den Augen brennt. Ich
achte darauf, dass ich nur bei grünen
Flaggen im Meer schwimmen gehe, weil
es sonst zu gefährlich ist. Bei gelben
Flaggen gehe ich nur mit den Füßen ins
Wasser. Wenn rote Flaggen gezeigt werden,
bleibe ich an Land und schaue mir
die Wellen an.
Bei Kutterfahrten kann ich gut die Meerestiere
beobachten. Ich kann Krebse,
Seesterne, Quallen, Fische, Robben und
Möwen sehen.
Das Reizklima am Meer tut dem Körper
gut. Das Salz im Wasser und in der Luft
macht den Körper fit. Man muss sich
aber auch gut mit Sonnencreme eincremen,
da man sich schnell einen Sonnenbrand
holen kann.
Wenn das Wetter nicht so gut ist, kann
man am Meer trotzdem Muscheln oder
schöne Steine suchen. Die nehme ich mit
nach Hause, wenn der Urlaub zu Ende
ist.
12
Adressen
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Diakonie
Brüderstraße 13 • 59555 Lippstadt
Bildung und Erziehung
Heike Klapper
0 29 41 | 9 78 55-23
Betreuungsverein
Angelo Franke
Beate Heck
Ursula Hellmig
Corinna Otte
Peter Umard
Miriam Vollmer
0 29 41 | 9 78 55-13
Freizeit und Erholung/Kuren
Doris Damerow
0 29 41 | 9 78 55 -24
Suchtberatung
Dagmar Albers, Franz Krane,
Martin Weddeling, Beate Wolf-Ort
0 29 41 | 55 03
Migrantenberatung
Cappelstraße 50-52 • 59555 Lippstadt
Ekaterini Kalaitzidou
0 29 41 | 43 55
Diakonie
Wiesenstraße 15 • 59494 Soest
Behindertenberatung
0 29 21 | 36 20 - 200
Evangelische Beratungsstelle für Ehe-,
Familien- und Lebensfragen
Leitung: Annette Drebusch
0 29 21 | 36 20 - 140
Schwangerschaftskonfliktberatung
Leitung: Annette Drebusch
0 29 21 | 36 20 - 150
Jugendarbeit
Haus der offenen Tür Shalom
Brüderstraße 17 • 59555 Lippstadt
Leitung: Christine Darabi
0 29 41 | 7 73 71
Jugendkirche Lippstadt-Hellweg
Rixbecker Str. 107 • 59555 Lippstadt
Michael Aue, Thomas Jäger
0 29 41 | 76 09 50-1
Ev. Krankenhaus
Wiedenbrücker Straße 33
59555 Lippstadt
Geschäftsführung: Jochen Brink
0 29 41 | 67-0
Diakoniestation
Barbarossastraße 134-138
59555 Lippstadt
Leitung: Bernd Kamppeter
0 29 41 | 98 89 30
Evangelisches Seniorenzentrum
von Bodelschwingh
Ringstraße 14-16 • 59558 Lippstadt
Leitung: Reinhold Winkelhorst
0 29 41 | 8 83-0
Evangelisches Gymnasium
Beckumer Straße 61 • 59555 Lippstadt
Leitung:
0 29 41 | 70 15
Stift Cappel-Berufskolleg
für Sozial- und Gesundheitswesen
Cappeler Stiftsallee 6 • 59556 Lippstadt
Leitung: Martina Schaub
0 29 41 | 92 43 99-0
13
Gottesdienste in Lippstadt
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Freitag, 3. Juli
Friedenskirche L. Peters 19 Uhr
Samstag, 4. Juli
Lukas-Kirche L. Peters 18 Uhr
Sonntag, 5. Juli (4. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Tschirschke 11 Uhr
Marienkirche L. Peters 10 Uhr
Johanneskirche C. Peters 11 Uhr
Christophoruskirche Andacht
11 Uhr
Benninghausen C. Peters 9.30 Uhr
Sonntag, 12. Juli (5. So. n. Trinitatis)
Marienkirche Haselhorst 10 Uhr
Samstag, 18. Juli
Lukas-Kirche Dieker 18 Uhr
Benninghausen Haselhorst 18 Uhr
Sonntag, 19. Juli (6. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Dieker 9.30 Uhr
Marienkirche Haselhorst 10 Uhr
Johanneskirche Haselhorst 11 Uhr
Christophoruskirche Dieker
11 Uhr
Freitag, 24. Juli
Friedenskirche Buthke 19 Uhr
Sonntag, 26. Juli (7. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Andacht 9.30 Uhr
Marienkirche Buthke 10 Uhr
Christophoruskirche Andacht
11 Uhr
Freitag, 31. Juli
Friedenskirche Hosselmann 19 Uhr
Samstag, 1. August
Lukas-Kirche Hosselmann 18 Uhr
Sonntag, 2. August (8. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Hosselmann 11 Uhr
Marienkirche Tschirschke 10 Uhr
Johanneskirche Haselhorst 11 Uhr
Christophoruskirche Andacht
11 Uhr
Benninghausen Hartmann 9.30 Uhr
Freitag, 7. August
Kurpark Buthke 20 Uhr
Taizé-Andacht
Sonntag, 9. August (9. So. n. Trinitatis)
Marienkirche Hosselmann 10 Uhr
Christophoruskirche Andacht
11 Uhr
Samstag, 15. August
Lukas-Kirche Buthke 18 Uhr
Benninghausen Hartmann 18 Uhr
Für Zuhause und Unterwegs
gibt es in dieser Sommerzeit
täglich „Lust auf Meer“, als
Sprachnachricht aufs Handy,
und jeden Sonntag die Video-
Kurzandacht „Urlaub mit Gott“.
14
Hören und schauen Sie doch
mal rein!
www.evangelisch-in-lippstadt.de
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Sonntag, 16. August (10. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Dieker 9.30 Uhr
Marienkirche Hartmann 10 Uhr
Johanneskirche C. Peters 11 Uhr
Christophoruskirche Dieker
11 Uhr
Sonntag, 23. August (11. So. n. Trinitatis)
Kurpark L. Peters 10 Uhr
Freitag, 28. August
Friedenskirche C. Peters 19 Uhr
Samstag, 29. August
Benninghausen Hartmann 18 Uhr
Sonntag, 30. August (12. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Hosselmann 10 Uhr
Marienkirche Hartmann 10 Uhr
Johanneskirche Haselhorst 11 Uhr
Christophoruskirche Hosselmann 11 Uhr
Lukas-Kirche C. Peters 9.30 Uhr
Freitag, 4. September
Friedenskirche Buthke 19 Uhr
Samstag, 5. September
Lukas-Kirche L. Peters 18 Uhr
Sonntag, 6. September (13. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Hosselmann/Dieker A
Konfirmation 10 Uhr
Marienkirche Buthke 10 Uhr
Johanneskirche L. Peters 11 Uhr
Christophoruskirche Tschirschke 11 Uhr
Benninghausen Hartmann 9.30 Uhr
Sonntag, 13. September (14. So. n. Trinitatis)
Marienkirche
Buthke/Hartmann 10 Uhr
Samstag, 19. September
Lukas-Kirche C. Peters 18 Uhr
Sonntag, 20. September (15. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Dieker 9.30 Uhr
Marienkirche Hartmann A 10 Uhr
Konfirmation
Johanneskirche C. Peters 11 Uhr
Christophoruskirche Tschirschke 11 Uhr
Lukas-Kirche L.Peters/Fortmeier 11 Uhr
Tauferinnerung
Freitag, 25. September
Friedenskirche C. Peters 19 Uhr
Samstag, 26. September
Lukas-Kirche L. Peters A 14 Uhr
Konfirmation
Sonntag, 27. September (16. So. n. Trinitatis)
Stiftskirche Andacht 9.30 Uhr
Marienkirche Hartmann 10 Uhr
Johanneskirche C. Peters 11 Uhr
Christophoruskirche Hosselmann/Dieker A
Konfirmation 10 Uhr
Benninghausen C. Peters 9.30 Uhr
Redaktion
Lilo Peters (V.i.S.d.P.)
Martina Finkeldei
Angelika Premke
Alexander Tschense
Anschrift der Redaktion
Brüderstraße 15
59555 Lippstadt
ImBlick@EvKircheLippstadt.de
Herausgeberinnen
Evangelische Kirchengemeinden
Lippstadt und Benninghausen
Brüderstraße 15
59555 Lippstadt
Auflage
9630 Stück
Erscheinungsweise
„Im Blick“ erscheint 5-mal im
Jahr und wird durch Freiwillige
an die evangelischen Haushalte
verteilt.
Redaktionsschluss für die
nächste Ausgabe:
28. August 2020
Impressum
15
Vorgelesen
Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Martina Finkeldei
Dieser Roman ist radikal – in jeder Hinsicht. Zunächst ist es der Umfang von fast 1000
Seiten, der erstmal abschreckt. Aber nachdem ich Yanagiharas Roman „Das Volk der
Bäume“ gelesen hatte, war ich einfach neugierig auf ihr erstes Werk und habe mich darauf
eingelassen. Wenn man angefangen hat zu lesen, kann man nicht mehr aufhören.
Es fängt im ersten Kapitel recht harmlos
an. Willem, JB, Malcolm und Jude sind
Freunde, die im College das Zimmer
teilen und sich anfreunden. Jetzt leben
sie zusammen in New York und versuchen,
sich etwas aufzubauen. Jeder für
sich hat eine Geschichte: Willem möchte
Schauspieler werden, jobbt aber nun als
Kellner. JB hält sich für einen großen
Künstler, arbeitet aber in einer Agentur
am Empfang. Malcolm hat reiche Eltern,
versucht aber als Architekt auf eigenen
Beinen zu stehen. Und Jude arbeitet als
Anwalt, wird aber von seinem Professor
Harold für Höheres angesehen.
Ansonsten haben sie die typischen Probleme
junger Leute in der Großstadt, sind
aber voller Zuversicht, es in dieser Welt
zu schaffen.
Dann schleicht sich das Grauen ein, vor
allem in der Gestalt von Jude. Er ist der
Verschlossenste von ihnen. Nach und
nach wird klar, dass er ein schlimmes
Schicksal hinter sich hat. Als Baby ausgesetzt
neben einer Mülltonne wird er
von Mönchen in einem Kloster aufgenommen.
Dort wird er geschlagen, missbraucht,
gedemütigt. Nur der Bruder
Luke ist sein Halt. Irgendwann fliehen
sie gemeinsam, aber dadurch wird sein
Leben nicht besser.
Das, was dieser Junge ertragen muss, ist
unvorstellbar. Und es wir immer schlimmer.
Das Leid ist apokalyptisch.
Parallel dazu wird sein erwachsenes
Leben erzählt. Er wird ein erfolgreicher
Staranwalt, bewohnt ein luxuriöses Loft,
führt nach außen ein perfektes Leben.
Auch seine Freunde werden reich und
berühmt, und doch greift das Schicksal
von Jude immer wieder in das scheinbar
perfekte Leben aller ein.
Die Freunde halten zusammen, helfen
sich, lieben sich, Willem und Jude werden
sogar ein Paar. Harold, Judes Professor,
adoptiert ihn, sodass er auch ein
Gefühl für Familie kennenlernt. Aber
immer, wenn man meint, jetzt wird alles
gut, geschieht wieder etwas Furchtbares.
Am Ende lernen wir, wie wichtig
Freundschaft und Liebe sind, und dass
aller Erfolg und alles Geld am Ende
nichts zählt. Und dass man seinem
Schicksal nicht entkommen kann.
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Lesetipp
Hanya Yanaginara
Ein wenig Leben
Piper Verlag
ISBN 978-3446263895
960 Seiten | Preis: 16 €
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Von Anfang an begleitet
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Dr. Ivonne Buthke und Alexander Tschense
Im August startet die Kirchengemeinde ein neues Projekt. Mit „Vorne anfangen“ soll
Kirche und Segen dort erlebbar werden, wo neues Leben beginnt: Bei der Geburt. Für
dieses Projekt hat die Kirchengemeinde eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die zusammen
mit Pfarrerin Dr. Ivonne Buthke jungen Eltern begegnen und sie begleiten wird.
Wenn ein Kind unterwegs ist, gibt es
einiges anzuschaffen, zu bedenken, zu
organisieren und zu entscheiden: Welcher
Namen Wiege oder Beistellbett,
Schnuller ja oder nein, Stillkissen, Babyschale,
Kinderwagen, Erstausstattung,
welcher Kinderarzt, welche Hebamme,
Krankenhaus oder Hausgeburt, Pekipgruppe.
Aber fehlt da nicht noch etwas? Sicherlich,
denn wenn das Kind erst einmal
geboren ist, denken viele Familien über
die Taufe nach, im letzten Jahr waren es
rund 100 Kinder, denen wir Gottes Segen
für ihren Lebensweg zugesprochen
haben.
Von dieser Erfahrung ausgehend werden
wir jetzt noch früher für Familien da
sein, noch bevor ein neues Leben das
Licht der Welt erblickt. In dieser Lebensphase
stellen sich viele Herausforderungen,
Fragen, es gibt Freude und Zweifel,
Glück, Überraschung und an Grenzen
stoßen. Das ganze Leben wird auf den
Kopf gestellt. Und Gott ist mittendrin.
Unsichtbar. Und gerade darum möchten
wir als Kirche ebenfalls da sein- sichtbar.
Im Mittelpunkt steht für uns der Segen,
das Versprechen Gottes: Ich bin da! Ich
bin bei dir! Diesen Segen möchten wir
Ihnen zusprechen, denen, die darauf
warten, dass ein Kind das Licht der Welt
erblickt, dem Baby selbst und denen, die
zu diesem Kind gehören und sich nun
der Aufgabe stellen, es auf seinem
Lebensweg zu begleiten.
Neben dem Segen bieten wir Ihnen die
Möglichkeit zum Gespräch, zum Austausch
mit anderen Eltern, Impulse für
eine christliche Erziehung, Gottesdienste
für Krabbelkinder, aber auch Vermittlung
von Hilfen und Unterstützung in
herausfordernden Situationen.
Wir sind ein ganzes Team: Neben den
beiden Krankenhausseelsorgern und mir
in Zusammenarbeit mit meinen Kolle-
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ginnen und Kollegen aus Pfarramt und
Kirchenmusik in der Gemeinde wird
eine Pädagogin ab dem 1. August das
Team ergänzen. Dafür haben wir uns
bewusst entschieden. Denn die existenziellen
Fragen beziehen sich immer auf
Gott und die Welt und beides gehört
zusammen. Darum möchten wir sie
auch in beiden Bereichen kompetent
begleiten. Rückhalt findet das Team in
der Vernetzung mit den Angeboten der
Diakonie sowie den evangelischen Kindergärten.
Gemeinsam mit meinen Kolleginnen
und Kollegen aus Pfarramt
und Kirchenmusik bauen wir auf Vorhandenem
auf und wagen Neues. Das
Büro des Projekts befindet sich im Gemeindehaus
in Kombination mit den
Mitarbeitern des Jugendtreffs Shalom.
Wenn wir vorne anfangen, dann werden
wir natürlich nicht mittendrin stehen
bleiben: Es geht weiter. So wird das Projekt
in den nächsten Monaten mit den
gemachten Erfahrungen weitergedacht.
Hier werden wir uns besonders den
Schulkindern und Konfirmandinnen
und Konfirmanden widmen. Darüber
berichten wir dann demnächst.
Wir freuen uns auf viele gute Begegnungen
und segensreiche Momente!
Aus dem Presbyterium
Gemeinsame Wege
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Alexander Tschense
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Ende Mai traf sich das neue Presbyterium
zu seiner ersten Sitzung. Wie überall
in diesen Tagen wurde viel Wert darauf
gelegt, den Abstand zu wahren und
natürlich war auch Corona Thema der
Sitzung.
Doch zunächst ging es um Wahlen und
so wurden Simone Urbanke als Finanzkirchmeisterin,
Johannes Althoff als
Baukirchmeister, Roland Hosselmann
als stellvertretender Vorsitzender und
Alexander Tschense als Präses Presbyterii
in ihren Ämtern bestätigt.
Während das Thema Abstand spür– und
sichtbar war, ging es in der Sache genau
um das Gegenteil: Um gemeinsame Wege.
Nachdem in der Evangelischen Kirchengemeinde
Benninghausen mangels
Bewerbern kein neues Presbyterium
gewählt werden konnte, hat der Bevollmächtigtenausschuss
nun einen weiteren
Schritt hin zu einer gemeinsamen
Kirchengemeinde gemacht. Schon seit
vielen Jahren teilen sich die beiden Gemeinden
einen Pfarrer, den Gemeindebrief
und besuchen Presbyterinnen und
Presbyter gegenseitig die jeweiligen
Sitzungen.
In den nächsten Wochen werden die
beiden Leitungsgremien Gespräche über
den weiteren Weg führen. Daran wird
auch der neue Superintendent Dr. Manuel
Schilling teilnehmen.
Voraussichtlich im Spätsommer soll zu
einer Gemeindeversammlung eingeladen
werden, in der ausführlich über das
Vorhaben informiert werden wird.
Neue Klänge in der Johanneskirche
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Kantor Roger Bretthauer
Die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt darf sich über einen neuen alten Flügel
für die Johanneskirche freuen. Nach langer Suche konnte ein Yamaha-Flügel Baujahr
1983 im Bestzustand erworben werden.
Das Modell C5 ist eher selten anzutreffen,
passt aber in Größe und Klangcharakteristik
sehr gut zur Johanneskirche.
Die Auswahl wurde von Kantor
Roger Bretthauer und Klavierbauer Martin
Rembeck beratend begleitet. Der
Flügel dient in den Gottesdiensten vor
allem der Begleitung moderner Kirchenlieder
und Chormusik unserer Zeit und
stellt damit eine wichtige klangliche
Ergänzung zur Kleuker-Orgel in der
Johanneskirche dar.
Beeindruckend ist das Engagement des
Fördervereins Johanneskirche, der in
nicht einmal zwei Jahren die stattliche
Summe von 18.500 Euro gesammelt hat.
Damit konnten nicht nur der Flügel
selbst finanziert werden, sondern auch
das gesamte Zubehör: Der Flügel wurde
mit hochwertigen Rollen ausgestattet,
die sowohl das Instrument als auch den
Kirchenboden schonen. Eine höhenverstellbare
Klavierbank ermöglicht den
Musizierenden eine gute Sitzposition.
Eine maßgeschneiderte und gepolsterte
Decke schützt das Instrument, wenn es
gerade nicht gespielt wird.
Nach einigen Wochen, nachdem sich
das Instrument an die klimatischen Bedingungen
in der Johanneskirche gewöhnt
hat, wird es noch einmal klanglich
an den Raum im Detail angepasst
und nachgestimmt. Der Flügel wird ab
sofort bereits gespielt und in einem feierlichen
Gottesdienst am 16. August
offiziell vorgestellt. Der Yamaha-Flügel
ersetzt einen über 100 Jahre alten Ibach-
Flügel, der mit einem für die Kirchengemeinde
vertretbaren finanziellen Aufwand
nicht mehr herzurichten war. Der
Altflügel ist in Liebhaber-Hände gekommen.
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Nachruf
Heinz-Hugo Rubart, Pfarrer i. R.
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Dr. Roland Hosselmann
Es ist ein Stück Lippstädter Kirchengeschichte,
von dem wir uns
bei dem Trauergottesdienst am 2.
Juni in der Marienkirche zu verabschieden
hatten. Zwischen der
Geburt von Heinz-Hugo Rubart
am 6. Januar 1936 in Westerholt
und seinem ersten Auftritt in
unserer Gemeinde lag die dunkle
Erfahrung des Nationalsozialismus,
ein – Gott sei Dank – verloren
gegangener Krieg, die Härte
der Nachkriegszeit und das Studium
der Theologie an den Universitäten
Bethel, Münster und
Basel, wo er den Vater der Bekennenden
Kirche, Karl Barth, erleben
konnte.
Seinen Weg in unserer Gemeinde begann er als Vikar im Mai 1962, setzte ihn 34 Jahre
lang als ordentlicher Pfarrer mit dem Schwerpunkt Marienkirche bis zu seiner Verabschiedung
am 1. Advent 2000 fort und blieb auch im Ruhestand „Pfarrer im Ruhestand“.
Pfarrer Rubart erlebte aktiv Aufstieg, Höhepunkt, aber auch das Ende einer Ära, in der
die Gemeinde mit einer Vielzahl von neuen Kirchen, Gemeindehäusern und Pfarrwohnungen
wuchs und wuchs, als Träger praktisch aller evangelischen Einrichtungen zwischenzeitlich
über 400 Mitarbeiter verfügte und von Persönlichkeiten geprägt wurde,
deren Namen heute kaum einer mehr kennt.
Wieviel Hunderte von Menschen mag Pfarrer Rubart im Laufe seiner Amtszeit im Vertrauen
auf das Wort Gottes beerdigt, getauft, konfirmiert, verheiratet und beerdigt haben?
In seinen Predigten, die sich in dem Zeitraum vom 4. Advent bis Silvester auf die
Zahl 10 summieren konnten, hat es, so Superintendent Selle in seiner Abschiedsrede,
„nicht etwa gehaltloses Toastbrot, sondern Schwarzbrot“ gegeben.
Die ihn kennen, rühmen seine Fähigkeit, mit Finanzen umzugehen. Es heißt: Wenn er
eine Finanzierung zusagte, dann konnte man sich darauf verlassen wie auf die Bank in
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England. „Ihn im Rücken zu haben, das gab schon
immer ein beruhigendes Gefühl.“ So noch einmal
wörtlich Superintendent Selle.
Und dann war da die Diakonie als gelebte Zuwendung
zum Menschen, die ihm ein tiefes Herzensbedürfnis
war. Er hatte die so seltene Gabe, den Menschen,
und zwar allen Menschen, auf Augenhöhe zu
begegnen und ein offenes Ohr für sie zu haben.
Samstag Vormittags sah man ihn oder seine Frau
oder alle beide in unschlagbarer Regelmäßigkeit auf
dem Markt. Der Grund: Er wollte sich unters Volk
mischen, wissen, was los ist, herausfinden, wo vielleicht
irgendwo der Schuh drückt. Wer ihn um Geld
für Essen anging, konnte auch schon einmal direkt in
den Kochlöffel auf der Langen Straße eingeladen
werden.
Wenigsten ein Ort muss genannt werden: das Ferienhaus
in Renesse. Hier wurde gebetet und auf Gottes
Wort gehört. Hier wurde aber auch gespielt, gefeiert
und gelacht. Beim Skatspiel zog er den Talar aus und
es wackelten die Wände. Hier sind Freundschaften
und Liebschaften entstanden. Hier, so eine gute
Freundin, habe sie die schönsten Ferien ihres ganzen Lebens verbracht.
Gibt es so etwas wie ein Vermächtnis dieses Mannes, der „ein Pfarrer mit Leib und Seele“,
so seine Tochter Birgit, gewesen ist, aber auch Rotarier und vor allem als Ehemann,
Vater und Großvater ein leidenschaftlicher „Familienmensch“? In einem Bericht, den er
aus dem Ruhestand heraus über seine Zeit in Lippstadt angefertigt hat, können wir die
folgenden Sätze lesen: „Wenn ich heute gefragt werde: Was ist das Wichtigste an der
Arbeit eines Pfarrers?, dann sage ich: Zwei Dinge müssen wir im Augen behalten: Gott
und den Menschen. Von jeder Arbeit, die den Anspruch erhebt, kirchliche Arbeit zu
sein, gilt: Sie muss mit dem Gottesdienst anfangen. Und sie muss im Gottesdienst münden.
Das ist das Standbein. Das Spielbein ist: auf Menschen zugehen, für Menschen Zeit
haben, Menschen lieb haben. Vor allem in Grenzsituationen. Dann muss man alles andere
liegen lassen.“ Mit diesen Worten endet sein Bericht.
Ich betrachte sie als sein Vermächtnis an mich.
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„...im Blick“ fragte
Lina Luers, Schülerin, 16 Jahre
Was war deine erste Begegnung mit der Kirche?
Das war meine Taufe, dann der katholische Kindergarten, da meine
Familie mehr katholisch geprägt ist. In der Grundschule hatte ich
evangelische Reli. Wichtig war meine Konfirmation.
Welches ist dein Lieblingswort aus der Bibel?
Das ist mein Konfirmationsspruch: Wer Gott liebt, der wird sein
Wort halten und mein Vater wird ihn lieben. Wir werden zu ihm
kommen und Wohnung bei ihm nehmen (Johannes 14,23).
Was ärgert dich an der Kirche?
Mich ärgert, dass der Jugendgottesdienst „Punkt fünf“ nur einmal
im Monat angeboten wird.
Was schätzt du an der Kirche?
Ich schätze die Bemühungen der Kirche. Sie denkt darüber nach, wie
sie Menschen in die Kirche einbinden kann.
Was wünschen Sie der Kirche?
Ich wünsche ihr, dass sie mehr Jüngere erreicht und das mehr Jugendliche
zur Konfirmation gehen.
Ich wünsche ihr, dass sie in der Corona-Zeit positive Erfahrungen
macht und sich gut erholen kann.
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