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Liebe Leser des <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong>s,<br />

Kreuzfahrtfreunde und Schiffsliebhaber,<br />

willkommen an Bord! Diesen Satz<br />

würden <strong>Sie</strong> vielleicht noch lieber über<br />

Lautsprecher hören und dazu das sonore<br />

Tuten des Nebelhorns, gefolgt von der<br />

Antwort des Hafenschleppers – aber ich<br />

bin sicher, mit der ersten <strong>Ausgabe</strong> des<br />

neuen <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong>s können<br />

wir Ihnen auch dann eine Prise Salz-<br />

wassergeruch ins Wohnzimmer oder an<br />

den Schreibtisch bringen, wenn <strong>Sie</strong><br />

gerade nicht selbst unterwegs sein<br />

können.<br />

In der Kreuzfahrtwelt hat sich viel<br />

verändert: Der Mainstream, wie man <strong>die</strong><br />

Vorlieben der breiten Masse heute nennt,<br />

sucht nach dem, was ein Veranstalter mit<br />

„Freestyle-Cruising“ beschreibt und<br />

meint, dass sich in den Urlaubswochen<br />

jeder selbst aussuchen will und darf, wie<br />

er seinen Tag gestalten möchte. Lektorat<br />

oder Mußestunde am Pool?<br />

Sechs-Gang-Menü oder der schnelle<br />

Hamburger vom Büffet? Großer<br />

Bahnhof mit Galashow und Glitzerkleid,<br />

oder Jeansrock bei Schlagermusik vor<br />

der Lidobar? Chacun à son goût – jeder<br />

nach seinem Geschmack, würde man auf<br />

Französisch sagen.<br />

Diese Philosophie habe ich mit dem<br />

Redaktionsteam des<br />

<strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong>s, in dem <strong>Sie</strong> viele<br />

bekannte Namen wiederfinden, auf ein<br />

modernes Internet-<strong>Magazin</strong> übertragen.<br />

Dass man ein solches <strong>Magazin</strong> an jedem<br />

Ort der Welt lesen kann, ohne auf <strong>die</strong><br />

Lieferung warten zu müssen, ist nichts<br />

Neues. Was aber tun <strong>Sie</strong>, wenn <strong>Sie</strong> (wie<br />

ich selbst übrigens auch) ungern lange<br />

Texte am Bildschirm lesen? <strong>Sie</strong><br />

benötigen eine komfortable<br />

Druck-Funktion, damit <strong>Sie</strong> sich den<br />

gewünschten Artikel oder das ganze<br />

<strong>Magazin</strong> aus Ihrem Drucker holen<br />

können. In schwarz-weiß oder Farbe,<br />

wie <strong>Sie</strong> möchten. Und je nach dem, wie<br />

viel <strong>Sie</strong> ausgeben möchten. Diese<br />

Funktion finden <strong>Sie</strong> bei uns. Mit einem<br />

Mausklick können <strong>Sie</strong> sich Ihren<br />

Lieblingsartikel mitnehmen in den<br />

Ohrensessel, <strong>die</strong> Badewanne, in <strong>die</strong><br />

Bahn oder ins Flugzeug.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> nun aber gar nicht so gern<br />

lange Texte lesen? Oder wenig Zeit<br />

haben und beim Bügeln oder beim<br />

Workout auf dem Stepper <strong>die</strong> schönsten<br />

Reisegeschichten hören möchten? Wir<br />

haben uns entschlossen, Ihnen auch <strong>die</strong>se<br />

Funktion anzubieten: In einer<br />

Hörbuchversion des <strong>Magazin</strong>s. Diese<br />

Funktionen fügen wir in den nächsten<br />

Tagen noch hinzu.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> uns auf der Menü-Seite Ihre<br />

e-Mail-Adresse verraten, informieren wir<br />

<strong>Sie</strong> sogar darüber, wenn eine neue<br />

Edition des <strong>Magazin</strong>s bereit steht (am<br />

01.09. ist es schon wieder so weit), wenn<br />

es brandaktuelle Neuigkeiten von den<br />

sieben Meeren gibt oder wir etwas ganz<br />

Besonderes für <strong>Sie</strong> haben – z<strong>um</strong><br />

Beispiel, ebenfalls am 1. September, <strong>die</strong><br />

erste Edition unseres <strong>Schiffsreisen</strong>-TV,<br />

einer Fernseh-Sendung, <strong>die</strong> eigentlich<br />

eine Fernweh-Sendung ist, mit<br />

Filmreportagen und Beiträgen von den<br />

Schiffen <strong>die</strong>ser Welt. Seien <strong>Sie</strong> bitte<br />

gewiss, dass Ihre e-Mail-Adresse<br />

niemandem außer unserer eigenen<br />

Administration zugänglich gemacht<br />

wird. Dafür verbürge ich mich.<br />

Aber nun möchte ich <strong>Sie</strong> einladen, mit<br />

uns so auf Kreuzfahrt zu gehen, wie <strong>Sie</strong><br />

es am liebsten möchten: Lesend, hörend<br />

oder auch mit einem Klick auf <strong>die</strong><br />

Funktion „Artikel an einen Freund<br />

versenden“, denn wenn <strong>Sie</strong> jemandem<br />

<strong>die</strong> Geschichte mailen, <strong>die</strong> ihn persönlich<br />

interessiert, machen <strong>Sie</strong> ihm eine größere<br />

Freude <strong>als</strong> mit jedem Reisemitbringsel.<br />

Und es kostet nichts...<br />

Neben den klassischen Reisegeschichten,<br />

<strong>die</strong> jedes <strong>Magazin</strong> <strong>die</strong>ser Art bietet,<br />

haben wir besonders darauf geachtet,<br />

Ihnen Informationen mit hohem<br />

praktischem Nutzen zu geben. In der<br />

Rubrik „Vor und nach der Kreuzfahrt“<br />

tragen wir dem Trend zu immer kürzeren<br />

<strong>Schiffsreisen</strong> Rechnung, <strong>die</strong> man gern<br />

durch einen angeschlossenen<br />

Landaufenthalt ein wenig ausdehnt.<br />

Unser „Entweder – Oder“ sollte all jenen<br />

nützen, <strong>die</strong> sich ganz konkret zwischen<br />

zwei Schiffen entscheiden müssen. Hier<br />

bitten wir herzlich <strong>um</strong> Ihre Anregungen,<br />

welche Schiffe <strong>Sie</strong> im direkten Vergleich<br />

sehen möchten! Hinzu kommen<br />

Fototipps, Landausflüge auf eigene Faust<br />

und Geschichten, <strong>die</strong> das (Schiffs-)<br />

Leben schreibt. Unser erweitertes<br />

Impress<strong>um</strong> gibt Ihnen übrigens eine<br />

kurze Information über jede Autorin und<br />

jeden Autor, deren Geschichten <strong>Sie</strong> in<br />

der aktuellen Edition lesen.<br />

Aber was ist <strong>die</strong> schönste Reise, solange<br />

sie nur im Katalog angepriesen wird?<br />

Deswegen möchte ich <strong>Sie</strong> jetzt<br />

mitnehmen auf Ihre Lieblingsreise. Mit<br />

einem Klick kommen <strong>Sie</strong> zurück z<strong>um</strong><br />

Menü, und dort können <strong>Sie</strong> sich <strong>die</strong><br />

besten Stories aussuchen, <strong>um</strong> sich<br />

inspirieren zu lassen. Für einen Urlaub<br />

auf dem Meer.<br />

Allzeit gute Fahrt dazu wünschen Ihnen<br />

Ihre Redakteure, Fotografen und das<br />

ganze Team vom <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sowie


Deilmann Flussschifffahrt insolvent<br />

Die Peter Deilmann Reederei hat per<br />

24.06.2009 für ihren Geschäftsbereich<br />

Flussschifffahrt Insolvenz angemeldet.<br />

Die in einzelne Betreibergesellschaften<br />

aufgeteilte Flussschiffflotte ist damit<br />

vom verbleibenden Hochseegeschäft<br />

abgetrennt, das von der Insolvenz nicht<br />

betroffen ist. Die DEUTSCHLAND geht<br />

in eine neu gegründete Reederei Peter<br />

Deilmann GmbH über. Die<br />

ausgeschrieben Reisen bis Saisonende<br />

2009 sollen, wie <strong>die</strong> Reederei versichert,<br />

in vollem Umfang durchgeführt werden.<br />

Ob danach <strong>die</strong> Flussflotte komplett an<br />

einen anderen Veranstalter übergeben<br />

werden kann oder <strong>die</strong> Schiffe einzeln<br />

veräußert werden, ist noch nicht bekannt.<br />

Das Ausbleiben vieler Passagiere aus<br />

dem US-Markt hat mehreren<br />

Flussreisen-Veranstaltern erheblich<br />

geschadet. Bei Deilmann war <strong>die</strong><br />

Insolvenz kurzfristig un<strong>um</strong>gänglich<br />

geworden, weil fällig gestellte Darlehen<br />

für den Betrieb des Flussgeschäftes nicht<br />

be<strong>die</strong>nt werden konnten. Die „Lübecker<br />

Nachrichten“ melden, dass <strong>die</strong><br />

Reederinnen Deilmann zudem ihre<br />

Entnahmen aus dem Geschäftsbetrieb<br />

nicht offengelegt hätten, wie <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />

Banken verlangten. Nicht nur<br />

Mitarbeiter der Reederei, <strong>die</strong> sich nach<br />

Abwicklung des Flussreisen-Segmentes<br />

deutlich verkleinern dürfte, waren von<br />

der Entwicklung überrascht. Erst am<br />

Abend vor der Insolvenz war eine<br />

viertägige Pressereise auf der<br />

HEIDELBERG zu Ende gegangen, bei<br />

der man den mitreisenden Journalisten<br />

<strong>die</strong> Schönheiten der Fahrtgebiete<br />

Holland und Belgien gezeigt hatte. Der<br />

geplante Besuch der DEUTSCHLAND<br />

im Heimathafen Neustadt mit geladenen<br />

Gästen konnte hingegen noch abgesagt<br />

werden.<br />

Emsüberführung geglückt<br />

In der Nacht vom 19. z<strong>um</strong> 20. Juni 2009<br />

ist der jüngste Spross der<br />

Celebrity-Flotte, <strong>die</strong> bei der<br />

Meyer-Werft in Papenburg gebaute<br />

CELEBRITY EQUINOX, über <strong>die</strong> Ems<br />

ins salzige Element überführt worden.<br />

Master Apostolos Bouzakis bezeichnete<br />

<strong>die</strong> Navigation auf dem engen, eigens<br />

aufgestauten Fluss <strong>als</strong> Herausforderung


für den Kapitän. Die Passage ist nur bei<br />

hoher Tide, geringem Wind und guten<br />

Wetterbedingungen möglich. Hierzu<br />

mussten <strong>die</strong> Friesenbrücke in Weener<br />

und <strong>die</strong> Berghaus-Brücke in Leer<br />

demontiert werden. Die CELEBRITY<br />

EQUINOX ist das bisher größte Schiff,<br />

das durch <strong>die</strong>sen 41 Kilometer langen<br />

„Geburtskanal für Mega-Liner“ rutschte.<br />

„Ein großer Vorteil der Überführung ist<br />

jedoch, dass sie Gelegenheit bietet, <strong>die</strong><br />

Manövrierfähigkeit des Schiffes bei<br />

langsamer Fahrt zu testen. Die<br />

Emsüberführung ist vergleichbar mit<br />

einer Testfahrt in einem neuen<br />

Sportwagen auf kurvigen Landstraßen:<br />

Es ist aufregend, jedoch mit einer<br />

Portion Nervenkitzel“, kommentierte der<br />

Kapitän <strong>die</strong> gelungene Passage. Die<br />

Umweltschützer sahen das weniger<br />

entspannt. Noch nie habe <strong>die</strong> Ems so<br />

hoch aufgestaut werden müssen, merkten<br />

sie an und wiesen gleichzeitig auf<br />

Brutplätze hin, <strong>die</strong> durch das Aufstauen<br />

überflutet würden. Die Meyer-Werft<br />

sagte zu, Brutzeiten der an der Ems<br />

lebenden Vögel künftig zu<br />

berücksichtigen. Die Tierschützer<br />

bekräftigten hingegen ihren Wunsch<br />

nach einem Parallelkanal zur Ems, wenn<br />

der Standort Papenburg und <strong>die</strong><br />

Arbeitsplätze dort erhalten werden<br />

sollten.<br />

Erfolgreiche Taufen in Hamburg<br />

„Ich düpp di op denn Nomen MEIN<br />

SCHIFF!“ Mit <strong>die</strong>sen Worten schickte<br />

<strong>die</strong> Sängerin und Kabarettistin Ina<br />

Müller das erste Schiff von TUI-Cruises<br />

am Abend des 15. Mai auf seine<br />

Tauffahrt. Vorangegangen war <strong>die</strong><br />

Frage, was denn passiere, wenn sie jetzt<br />

einen ganz anderen Namen nenne <strong>als</strong><br />

MEIN SCHIFF, womit Ina Müller ihrem<br />

Ruf <strong>als</strong> charmante Kodderschnauze<br />

gerecht wurde. Schlagfertigkeit durfte<br />

auch TUI-Cruises-Geschäftsführer<br />

Richard Vogel für sich in Anspruch<br />

nehmen: „VOGEL wäre doch auch ein<br />

schöner Name!“ Auch den Entschluss,<br />

den Taufspruch auf Plattdeutsch zu<br />

formulieren, hatte <strong>die</strong> Patin erst am<br />

Tauftag gefasst und Richard Vogels<br />

Segen dafür bekommen.<br />

Sowohl <strong>die</strong> Gäste und Zuschauer am<br />

Hamburger Fischmarkt wie auch Ina<br />

Müller selbst und <strong>die</strong> offiziellen<br />

Taufgäste an Bord konnten das<br />

eigentliche Spektakel und <strong>die</strong><br />

zerplatzende Champagnerflasche nur auf<br />

der Großbildleinwand sehen. An Bord<br />

t<strong>um</strong>melte sich ein „Who-is-who“ der<br />

Kreuzfahrtbranche: Geschäftsführer von<br />

Werften und Mitbewerbern, Journalisten<br />

und Vertreter führender Reisebüros<br />

waren zu Gast. Dazu Altrocker Udo<br />

Lindenberg, der mit Jan Delay den<br />

Laden in Schwung brachte, und<br />

Opernsängerin Anna Netrebko, <strong>die</strong> der<br />

Hymne an <strong>die</strong> MEIN SCHIFF ihre<br />

Stimme leihen wollte, aber Opfer einer<br />

Pollenallergie wurde.<br />

Über das Schiff selbst hörte man<br />

positive Stimmen: Die A’rosaBLU sei<br />

erwachsen geworden, das Konzept<br />

stimmig und auf hohem Niveau, und <strong>die</strong><br />

Verpflegung in den Restaurants konnte<br />

ebenso überzeugen wie <strong>die</strong> Snack-Bar<br />

während des Tauf-Aktes – Liebe z<strong>um</strong><br />

Detail bereits am ersten Abend. In der<br />

Rekord-Umbauzeit von 38 Tagen,<br />

realisiert durch <strong>die</strong> Lloyd-Werft in<br />

Bremerhaven, wurden alle schrillen<br />

amerikanischen Farben der GALAXY<br />

gegen geschmackvollen,<br />

zurückhaltenden Designerlook<br />

ausgetauscht. Nur bei einem Blick in <strong>die</strong><br />

Türfalz oder auf den Fön in der Kabine<br />

ahnt man das „alte“ Schiff. Über 50<br />

Millionen Euro, <strong>die</strong> investiert wurden,<br />

haben eine völlig neue Schiffslady auf<br />

vorhandener Hardware wachsen lassen.<br />

... und in Genua<br />

Costa hat am 5. Juni plangemäß in<br />

Genua seine beiden Neubauten COSTA<br />

PACIFICA und COSTA LUMINOSA<br />

getauft. Dabei wurde per Urkunde der<br />

Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde<br />

bestätigt, denn eine Doppeltaufe zweier<br />

Hochseeschiffe in <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />

hatte es zuvor noch nicht gegeben.<br />

Taufpatinnen waren <strong>die</strong> israelische<br />

Sängerin Noa für <strong>die</strong> COSTA<br />

PACIFICA und <strong>die</strong> italienische<br />

Fecht-Olympiasiegerin Valentina<br />

Vezzali für <strong>die</strong> LUMINOSA.<br />

Die anschließende Show „An Italian<br />

Portrait in Music and Light” orientierte<br />

sich an den Themen, <strong>die</strong> das Design- und<br />

Software-Konzept der beiden Schiffe<br />

bestimmen: Musik (auf der PACIFICA)<br />

und Licht (auf der LUMINOSA).<br />

Während <strong>die</strong> PACIFICA (114.500 BRZ)<br />

demselben Schiffstyp angehört wie<br />

schon <strong>die</strong> Vorgängerinnen COSTA<br />

CONCORDIA (2006) und SERENA<br />

(2007), begründet <strong>die</strong> LUMINOSA<br />

einen neuen, etwas kleineren Typ<br />

(92.700 BRZ). Etwas edler, etwas<br />

stilvoller, etwas hochwertiger habe man<br />

sein wollen mit <strong>die</strong>sem Neubau, erklären<br />

Costa-Präsident Giovanni Onorato und<br />

Innenarchitekt Jo Farcus.<br />

Neubau-Aufträge trotz Gegenwind<br />

Die Münchener Fondsgesellschaft<br />

Premicon AG hat trotz wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten drei neue<br />

Twin-Cruiser bestellt. Drei weitere<br />

Schiffe wurden in Option genommen.<br />

Damit setzt Premicon ein Zeichen gegen<br />

den Wirtschaftstrend und gibt<br />

gleichzeitig einer strukturschwachen<br />

Region wirtschaftlichen Aufwind: Der<br />

Bauauftrag ging an <strong>die</strong> Volkswerft in<br />

Str<strong>als</strong>und. Mit einem Gesamtvol<strong>um</strong>en<br />

von 120 Millionen Euro (20 Millionen<br />

pro Schiff) soll somit <strong>die</strong> Zahl der unter<br />

Premicon-Eignerschaft fahrenden Twin-


Cruiser bis 2012 von jetzt sechs auf dann<br />

12 Einheiten verdoppelt werden. Der<br />

Twin-Cruiser ist ein 2005 eingeführtes,<br />

neues Flussschiff-Konzept, bei dem<br />

ähnlich eines Schubverbandes <strong>die</strong><br />

Antriebseinheit und der davor liegende<br />

Passagiertrakt nicht fest verbunden,<br />

sondern schwingungsarm aneinander<br />

gekoppelt sind. Dadurch garantiert ein<br />

Twin-Cruiser für <strong>die</strong> Passagiere größte<br />

Laufruhe und somit mehr Komfort. Vor<br />

Jahresfrist hatte Premicon einen<br />

Twin-Cruiser auf Fünf-Sterne-Niveau<br />

unter eigener Leitung in Fahrt gebracht.<br />

Auf der PREMICON QUEEN wurde<br />

erstm<strong>als</strong> das Restaurant aus dem unteren<br />

Deck auf <strong>die</strong> Antriebseinheit verlegt und<br />

ein für <strong>die</strong> Passagiere begehbarer<br />

Übergang geschaffen. Den Erfolg <strong>die</strong>ses<br />

neuen Ra<strong>um</strong>aufteilungskonzepts nimmt<br />

Premicon mit auf <strong>die</strong> Neubauten, <strong>die</strong><br />

aber weniger luxuriös ausfallen werden.<br />

Die ersten drei, bereits fest bestellten<br />

Einheiten werden ab Sommer 2009 in<br />

einem gemeinsamen Fonds den Anlegern<br />

zur Beteiligung angeboten. Premicon<br />

stellt eine jährliche Ausschüttung von<br />

13% in Aussicht und weist auf <strong>die</strong><br />

bisherige Stabilität des von der<br />

Gesellschaft erfolgreich be<strong>die</strong>nten<br />

Wachst<strong>um</strong>smarktes hin. Verchartert ist<br />

von den geplanten Neubauten bisher<br />

aber noch keiner.<br />

Werften-Pleite an der Ostsee<br />

Von der krisenbedingten Insolvenz sind<br />

auch <strong>die</strong> Werften in Wismar und<br />

Rostock-Warnemünde betroffen. Die<br />

traditionellen Schiffbaustandorte<br />

Warnow-Werft und<br />

Mathias-Thesen-Werft hatten längere<br />

Zeit z<strong>um</strong> norwegischen<br />

Aker-Kværner-Konzern gehört, bevor<br />

russische Investoren <strong>die</strong> Mehrheit der<br />

Anteile hielten. Nunmehr haben beide<br />

Betriebe des russischen<br />

Wadan-Konzerns Insolvenzanträge<br />

gestellt. Für eine Rettung seien<br />

zusätzlich zu bereits gewährten<br />

Staathilfen von 200 Millionen Euro<br />

weitere 75 Millionen Euro notwendig,<br />

sagte der russische Eigner und<br />

Aufsichtsratschef Andrej Burlakow. Dies<br />

lehnte das Wirtschaftsministeri<strong>um</strong><br />

Mecklenburg-Vorpommerns jedoch ab.<br />

Die Geschäftsführung erklärte weiter,<br />

„ungeklärte Fragen“ mit den<br />

Gesellschaftern verhinderten kurzfristig<br />

<strong>die</strong> Auszahlung zugesagter Gelder.<br />

Allein am Standort Wismar sind davon<br />

bis zu 2345 Arbeitsplätze betroffen. Auf<br />

der Mathias-Thesen-Werft war schon zu<br />

DDR-Zeiten das berühmte russische<br />

„Dichter-Quintett“ entstanden, jene<br />

Mitte der sechziger Jahre gebaute<br />

Passagierschiff-Flotte, von der heute nur<br />

noch <strong>die</strong> MARCO POLO, ex<br />

ALEKSANDR PUSHKIN, übrig ist. In<br />

den 90er Jahren ließ Hapag-Lloyd <strong>die</strong><br />

COLUMBUS <strong>hier</strong> entstehen, 2002/2003<br />

wurden <strong>die</strong> AIDAvita und AIDAaura<br />

fertiggestellt. Nun stehen <strong>die</strong><br />

Wirtschaftsminister Jürgen Seidel<br />

erklärte gegenüber dem NDR: „Es ist<br />

schwierig, <strong>hier</strong> immer noch das<br />

Vertrauen aufzubringen, dass <strong>die</strong><br />

jetzigen Eigentümer es schaffen können,<br />

<strong>die</strong> Werften in eine gute Zukunft zu<br />

führen.“ Ob und wie Wadan den Kampf<br />

gegen den Untergang gewinnt, ist noch<br />

unklar. Insbesondere <strong>die</strong> 150<br />

Auszubildenden hoffen auf eine<br />

Fortsetzung ihrer Lehre. „Es ist<br />

enttäuschend und macht mich wütend,<br />

wie <strong>die</strong> Eigner <strong>die</strong> Werften im Stich<br />

gelassen haben“, kommentierte<br />

Ministerpräsident Erwin Sellering. Nach<br />

der einstweiligen Sanierung der maroden<br />

DDR-Werften Anfang der 90er Jahre mit<br />

sieben Milliarden D-Mark (rund 3,5<br />

Milliarden Euro) hatte der Bund bereits<br />

Mitte der 90er eine weitere Milliarde<br />

Mark zur Verfügung stellen müssen, <strong>um</strong><br />

den von Eignerwechseln gebeutelten<br />

Werftbetrieb zu sichern.<br />

Passagiere contra Piraten<br />

Mit Hilfe couragierter Passagiere konnte<br />

ein Piraten-Angriff auf das<br />

MSC-Kreuzfahrtschiff MELODY<br />

abgewehrt werden. Obgleich an Bord ein<br />

Sicherheitstrupp mitfuhr, hatten<br />

Passagiere das herannahende<br />

Schnellboot zuerst bemerkt. Als Piraten<br />

versuchten, aufzuentern, bewarfen<br />

beherzte Passagiere <strong>die</strong> Freibeuter mit<br />

Liegestühlen. Daraufhin eröffneten <strong>die</strong><br />

Piraten von ihrem Boot aus das Feuer, so<br />

dass <strong>die</strong> abwehrbereiten Passagiere<br />

aufpassen mussten, nicht in den<br />

Kugelhagel zu geraten. Als <strong>die</strong><br />

Sicherheitsleute schließlich am Heck<br />

eintrafen und <strong>die</strong> Brücke einen in der<br />

Abwehr recht effizienten Zickzackkurs<br />

steuerte, konnten <strong>die</strong> Piraten endgültig in<br />

<strong>die</strong> Flucht geschlagen werden.<br />

Neuer Flussreisen-Anbieter<br />

In Seeshaupt, dem früheren Sitz der<br />

Firma Vivamare, hat sich mit der Firma<br />

ES Select Flussreisen ein neuer<br />

Flusskreuzfahrten-Veranstalter etabliert.<br />

Das jüngst gegründete Unternehmen<br />

gehört zur renommierten holländischen<br />

Reederei EuroShipping Voyages und<br />

startet ab November mit drei<br />

Flusskreuzfahrtschiffen auf Rhein,<br />

Donau und Mosel. Mit seinem<br />

Programm 2009 will der Spezialist ein<br />

Angebot jenseits von Mainstream und<br />

Massentourismus präsentieren. Zudem<br />

passt sich der Neuling dem Trend zu<br />

neuartigen Landausflugsthemen an, <strong>um</strong><br />

bewährte Ziele an den Flussläufen<br />

wieder attraktiv zu machen: An Land<br />

erwartet den Passagier ein innovatives<br />

Programm, bei dem er beispielsweise bei<br />

einem Stopp in Wien seinen eigenen<br />

Walzer komponieren und <strong>die</strong> Wiener<br />

Philharmoniker virtuell dirigieren kann.<br />

Auf weiteren musikalischen Mottoreisen<br />

gibt es „Jazz and the Cities“ und<br />

„BeatleMania“. Wenn das Programm am<br />

2. November startet, sind Chris Andrews<br />

und Graham Bonney mit dabei. Andere<br />

Themenreisen befassen sich mit Jazz und<br />

Rock’n Roll, aber auch mit Themen wie<br />

Kino, Literatur und Wein.<br />

Neuzugang bei Transocean<br />

Ab Mai 2010 wird <strong>die</strong> Flussflotte von<br />

Transocean Tours in Bremen durch <strong>die</strong><br />

ANASTASIA verstärkt. Bisher ist das<br />

Schiff deutschem Publik<strong>um</strong> <strong>als</strong><br />

NIKOLAY BAUMANN (derzeit bei<br />

plantours & Partner) bekannt. Auf<br />

Wolga, Newa und Swir wird Transocean<br />

Fahrten mit einer Reiselänge zwischen<br />

acht und elf Tagen anbieten. Insgesamt<br />

stehen 16 Termine ab Moskau bzw. St.<br />

Petersburg auf dem Fahrplan. Eine


erfahrene, deutschsprachige Reiseleitung<br />

ist während sämtlicher Flussreisen der<br />

ANASTASIA durchgängig an Bord. Im<br />

Reisepreis sind neben den meisten<br />

Landausflügen auch <strong>die</strong> Flüge ab und bis<br />

Deutschland bereits eingeschlossen.<br />

Transocean Tours fliegt seine Passagiere<br />

mit der Lufthansa.<br />

Jette Joop tauft AIDAblu<br />

Prominente Taufpatin der AIDAblu, <strong>die</strong><br />

im kommenden Frühjahr in Hamburg<br />

ihren Namen erhält, wird <strong>die</strong> Designerin<br />

Jette Joop sein. Mit ihr übernimmt eine<br />

erfolgreiche deutsche Unternehmerin <strong>die</strong><br />

Patenschaft für das siebte AIDA-Schiff.<br />

Diese besondere Verbindung z<strong>um</strong><br />

Täufling wird erst auf den zweiten Blick<br />

sichtbar. In einer Kooperation mit AIDA<br />

entwirft Joop für <strong>die</strong> Kapitäne und<br />

Offiziere der bestehenden AIDA Flotte<br />

neue Uniformen. Außerdem wird <strong>die</strong><br />

glamouröse Schmuckkollektion von Jette<br />

Joop künftig im Bordshop auf den<br />

Clubschiffen präsentiert. Die AIDAblu<br />

ist das vierte von insgesamt sechs neuen<br />

Schiffen der AIDA-Flotte, <strong>die</strong> bei der<br />

Meyer-Werft in Papenburg gebaut<br />

werden.<br />

Unbedingt MEIN SCHIFF<br />

Wer nach <strong>die</strong>sem Motto buchen will,<br />

dem bietet TUI Cruises kurzfristig für<br />

Abfahrten am 7. ,18. und 29. Juli den<br />

Spezialtarif "Unbedingt MEIN SCHIFF"<br />

für 999 Euro pro Person in einer<br />

Innenkabine an. Dabei legen sich <strong>die</strong><br />

Passagiere auf den Reisezeitra<strong>um</strong> fest.<br />

Die genaue Route und den exakten<br />

Reisetermin, entweder vom 7. bis 18.<br />

Juli, vom 18. bis 29. Juli oder vom 29.<br />

Juli bis 8. August erhalten <strong>die</strong> Kunden<br />

zwei Tage nach ihrer Buchung im<br />

Reisebüro. Auf der Reise vom 7. bis 18.<br />

Juli erleben <strong>die</strong> Passagiere "Baltische<br />

Impressionen" und halten unter anderem<br />

in den Häfen Stockholm, Helsinki, St.<br />

Petersburg und auch Tallinn. Vom 18.<br />

bis 29. Juli ist <strong>die</strong> MEIN SCHIFF<br />

entlang des Nordlands bis z<strong>um</strong> Nordkap<br />

unterwegs. Die Fjorde sowie <strong>die</strong> beiden<br />

norwegischen Städte Oslo und Bergen<br />

erfahren <strong>die</strong> Gäste vom 29. Juli bis 8.<br />

August. Der Tarif "Unbedingt MEIN<br />

SCHIFF" ist im Reisebüro buchbar.<br />

Böllerschüsse für SEA CLOUD II<br />

Sea Cloud Cruises hat den ersten Besuch<br />

der SEA CLOUD II im Hamburger<br />

Hafen im Jahr 2009 mit einer<br />

Präsentation des Schiffes für<br />

Reisebüro-Mitarbeiter, Journalisten und<br />

geladene Gäste begangen. Am Abend<br />

wurde der Großsegler beim Auslaufen<br />

von der Terrasse des edlen Hotels Louis<br />

C. Jacob an der Elbchaussee mit<br />

Kanonenschüssen verabschiedet.<br />

Normalerweise wird <strong>die</strong> Kanone nur<br />

einmal jährlich zur Windjammerparade<br />

gezündet. Die Geschäftsleitung von Sea<br />

Cloud Cruises nutzte <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />

<strong>um</strong> Informationen über <strong>die</strong> Zukunft der<br />

SEA CLOUD zu geben. Der<br />

Traditionssegler, so Konstantin Bissias,<br />

Geschäftsführer von Sea Cloud Cruises,<br />

sei das Original der Flotte – „ohne SEA<br />

CLOUD keine SEA CLOUD II“, wie<br />

Bissias es formulierte. Deswegen hat das<br />

Unternehmen sich zu einer Millionen<br />

schweren Investition entschlossen, <strong>um</strong><br />

den 1931 in Dienst gestellten Viermaster<br />

auf SOLAS-2010-Niveau zu bringen. Im<br />

Gespräch ist ein achtmonatiger Besuch<br />

in der Werft in Vigo, wo gegenwärtig <strong>die</strong><br />

neue SEA CLOUD HUSSAR entsteht.<br />

„Besonders im Crew-Bereich muss vom<br />

Interieur vieles ausgetauscht werden“,<br />

resümiert Bissias <strong>die</strong> Pläne, während<br />

man den Passagierbereich mit<br />

Samthandschuhen anfassen könne, so<br />

dass den Stammgästen <strong>die</strong> Umbauten<br />

nicht auffallen werden. Zur<br />

Sommersaison 2011 soll <strong>die</strong> legendäre<br />

SEA CLOUD dann ihren Dienst wieder<br />

aufnehmen.<br />

EUROPA kulinarisch<br />

Wie jedes Jahr versammeln sich auch am<br />

14. Juni 2009 wieder mehr <strong>als</strong> 30 der<br />

renommiertesten Köche, Winzer,<br />

Chocolatiers, Pâtissiers und Fromagers<br />

an Bord der EUROPA und feierten ein<br />

Gourmetevent der Spitzenklasse. Das<br />

inzwischen traditionelle Sommer-Event<br />

fand <strong>die</strong>ses Mal in Antwerpen statt.<br />

Hinter den einzelnen Kochstationen auf<br />

dem Lido-Deck zauberten <strong>die</strong><br />

preisgekrönten Spitzenköche<br />

kulinarische Leckerbissen, während<br />

herausragende Winzer ihre besten<br />

Tropfen vorstellten. Als Zutaten wurden<br />

unter anderem 160 H<strong>um</strong>mer, 20<br />

Kilogramm Taschenkrebsfleisch, 370<br />

Gambas und 30 Kilogramm Steinpilze<br />

verarbeitet. Seitens der mit<br />

Michelin-Sternen dekorierten Köche<br />

waren unter anderem dabei: Johannes<br />

King vom Söl'ring Hof auf Sylt,<br />

Christian Lohse, Küchenchef im Berliner<br />

Restaurant Fischers Fritz, André Jaeger<br />

vom Schweizer Restaurant Fischerzunft<br />

und Dieter Koschina aus dem Restaurant<br />

Vila Joya, Portugal. Der "Käsepapst" aus<br />

Frankreich, Bernard Antony, präsentierte<br />

z<strong>um</strong> Dessert eine Auswahl seiner<br />

aromatischen Schätze. Süßes bot <strong>die</strong><br />

Confiserie Coppeneur und kreiert feinste<br />

Pralinen. Die Spitzenwinzer aus<br />

Frankreich, Spanien, Italien,


und Österreich präsentieren den Gästen<br />

passend zu den Gerichten ausgewählte<br />

Weine und Champagner. Der nächste<br />

Gourmetevent "EUROPAs Beste" findet<br />

am 13.06.2010 wieder im Hafen von<br />

Antwerpen an Bord von MS EUROPA<br />

statt.<br />

Umwelt-Award für RCCL<br />

Royal Caribbean Cruises Ltd. wurde mit<br />

dem „Clean Sea Award“ ausgezeichnet,<br />

der im Juni 2009 erstm<strong>als</strong> verliehen<br />

wurde. In Kooperation mit der Stiftung<br />

Det Norske Veritas wurde <strong>die</strong><br />

Auszeichnung bei der Veranstaltung<br />

„Clean Shipping Awards“ verliehen, <strong>die</strong><br />

im Rahmen der „Nor-Shipping<br />

Conference“ in Oslo (9. bis 12. Juni<br />

2009) stattfand. Insgesamt wurden 60<br />

Unternehmen für verschiedene Awards<br />

vorgeschlagen. Die Gewinner wurden<br />

von einer unabhängigen Jury<br />

ausgewählt. Royal Caribbean hat den<br />

Preis aufgrund der hervorragenden<br />

Leistungen bei der Beschränkung von<br />

Abfallentsorgung vom Schiff ins Meer<br />

bekommen. Im Jahr 1992 hat Royal<br />

Caribbean das Umweltprogramm „Save<br />

The Waves“ ins Leben gerufen. Dabei<br />

geht es unter anderem dar<strong>um</strong>, dass<br />

sowohl Crew <strong>als</strong> auch Passagiere ein<br />

Bewusstsein für das Thema<br />

Umwelt-Schutz entwickeln und bei der<br />

Vermeidung von Abfall und beim<br />

Recycling mithelfen.<br />

Die erstmalige Vergabe der „Clean<br />

Shipping Awards“ steht in direktem<br />

Zusammenhang mit dem Thema der<br />

<strong>die</strong>sjährigen<br />

„Nor-Shipping“-Eröffnungs-Konferenz<br />

mit dem Titel „From Crisis to<br />

Opportunity: Shipping’s Role in the<br />

Fight against Climate Change“. Bei der<br />

Konferenz diskutierten Reedereien,<br />

Cargo-Unternehmen und Vertreter von<br />

Behörden gemeinsam über den<br />

Klimawandel. Während der<br />

Eröffnungsveranstaltung sprach Richard<br />

D. Fain, Vorstandsvorsitzender und CEO<br />

von Royal Caribbean Cruises Ltd.,<br />

darüber, wie wichtig es ist, dass<br />

Regierungen, Kreuzfahrtkunden und <strong>die</strong><br />

Industrie darüber informiert werden,<br />

dass <strong>die</strong> Schiffsindustrie sich mit dem<br />

Klimawandel auseinandersetzt und ihren<br />

Teil dazu beiträgt, <strong>die</strong> Emissionen der<br />

Schiffe zu minimieren.<br />

Zuwachs bei Swan Hellenic<br />

Die HEBRIDEAN PRINCESS wird<br />

zukünftig über <strong>die</strong> britische Firma Swan<br />

Hellenic vermarktet, <strong>die</strong> seit zwei Jahren<br />

in der Hand von Lord Sterling geführt<br />

wird. Sterling war bei P&O<br />

ausgeschieden, <strong>als</strong> das Unternehmen von<br />

Carnival übernommen wurde. Nachdem<br />

der Luxusanbieter Hebridean Island<br />

Cruises ins Straucheln geriet und sich<br />

von seinem größeren Schiff<br />

HEBRIDEAN SPIRIT (einer ehemaligen<br />

Renaissance-Yacht) trennen musste,<br />

fährt <strong>die</strong> 2300 BRZ und 50 Betten kleine<br />

HEBRIDEAN PRINCESS nun in der<br />

Swan-Hellenic-Flotte weiter.


Die AMADEUS DIAMOND nimmt bei<br />

den Flusskreuzfahrtschiffen eine<br />

Sonderstellung ein. <strong>Sie</strong> ist durch ihre<br />

ideale Größe mit 110 Meter Länge in der<br />

Lage, auch in weniger bekannten<br />

Fahrtgebieten unterwegs zu sein und<br />

weit tiefer in idyllische Flussregionen<br />

vorzudringen <strong>als</strong> <strong>die</strong> große Mehrheit der<br />

anderen Flusskreuzer.<br />

Ende März 2009 lieferte <strong>die</strong> in<br />

Lobith-Tolkamer beheimatete<br />

Scheepswerf de Hoop ein neues 5-Sterne<br />

Luxus-Kreuzfahrtschiff an <strong>die</strong><br />

Lüftner-Gruppe, Innsbruck, ab. Damit<br />

verfügt Lüftner Cruises jetzt über sieben<br />

Flusskreuzfahrtschiffe der<br />

Premi<strong>um</strong>-Klasse. Mit <strong>die</strong>sen<br />

Erlebnisschiffen werden <strong>die</strong> <strong>gesamte</strong>n<br />

europäischen Wasserwege, von der<br />

Nordsee bis an das Schwarze Meer,<br />

befahren.<br />

Bereits beim Betreten des neuen<br />

Flussschiffes kommt<br />

Wohlfühl-Atmosphäre auf. Die<br />

Einrichtung im Empfangsbereich auf<br />

dem Strauss-Deck ist stilvoll-elegant.<br />

Eine junge, multinationale, 39-köpfige<br />

Service-Crew möchte den Passagieren<br />

bereits jetzt <strong>die</strong> Wünsche von den Augen<br />

ablesen. Mit viel Erfahrung und Können<br />

regiert <strong>hier</strong> <strong>die</strong> <strong>um</strong>sichtige Hotelchefin.<br />

Auch in der Küche herrscht gehobene<br />

Gastronomie. Bodenständigkeit und<br />

erlesene Gerichte erfreuen den<br />

Geschmacksnerv der Gäste. Auf dem<br />

Strauss-Deck, im vorderen Bereich des<br />

Schiffes, liegt das elegante Restaurant.<br />

Nicht nur <strong>hier</strong> sieht man deutlich das<br />

Bemühen, den Passagieren etwas<br />

Besonderes zu bieten.<br />

Luxus-Atmosphäre <strong>um</strong>gibt den Gast; der<br />

Service ist spürbar, aber nie aufdringlich.<br />

Kapitän Fabien Stein gibt sich<br />

französisch-charmant und<br />

gastfreundlich. Stets erreichbar, ist er<br />

auch bei schwierigeren Flusspassagen<br />

bereit, <strong>die</strong> Passagiere per Lautsprecher<br />

über Sehenswürdigkeiten zu informieren.<br />

Die Panorama-Bar auf dem Mozart-Deck<br />

des Schiffes bietet neben gemütlichen<br />

Sitzgelegenheiten auch Sofa-Gruppen,<br />

fast wie zu Hause. Die gerä<strong>um</strong>ige Bar<br />

verfügt über reichlich Barhocker. Und<br />

wer sich gern informieren möchte, hat<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, im Amadeus Club mit<br />

Internetcafé Kommunikation zu<br />

betreiben. Drei weitere Hotspots<br />

versetzen den Passagier mit eigenem<br />

Laptop in <strong>die</strong> Lage, im Internet zu<br />

surfen. Alle Kabinen auf den drei<br />

Musiker-Decks, Haydn, Strauss und<br />

Mozart, sind großzügig dimensionierte<br />

Außenkabinen:<br />

Genügend Barhocker warten am Tresen auf Durstige Panorama-Blick<br />

62 Standardkabinen (15 qm) und 12<br />

Amadeus-Suiten (22 qm). 80% der<br />

Kabinen besitzen einen so genannten<br />

Französichen Balkon mit vollverglaster<br />

Fensterfront, <strong>die</strong> sich über <strong>die</strong> <strong>gesamte</strong><br />

Breite erstreckt. Jede Kabine verfügt<br />

über ein Doppelbett, zwei Sessel,<br />

Duschbad und eine individuell regelbare<br />

Klimaanlage. Zur weiteren Einrichtung<br />

gehört ein Infotainment-System, ein<br />

HD-Flachbildschirm und eine integrierte<br />

Musikanlage. Unterhalb des


Restaurants, auf dem Haydn-Deck,<br />

befindet sich der Fitnessbereich mit<br />

Massagera<strong>um</strong> und Friseur.<br />

Im vorderen Schiffsbereich auf dem<br />

Sonnendeck ist das versenkbare<br />

Stulpsteuerhaus angebracht. Im<br />

Steuerstand sind das Einmann-<br />

Steuerpult, <strong>die</strong> beiden Flussradargeräte,<br />

<strong>die</strong> Funkanalge sowie alle Steuer- und<br />

Kontrollelemente angeordnet. Der Wind-<br />

schutz im vorderen Decksbereich sowie<br />

<strong>die</strong> Reling lassen sich bei<br />

Brückenfahrten <strong>um</strong>klappen. Auf dem<br />

hinteren Teil des Decks befinden sich<br />

Freizeit- und Spielmöglichkeiten wie<br />

Putting-Green, Shuffleboard,<br />

Schachbrett und ein Whirlpool.<br />

Für alle, <strong>die</strong> das Besondere suchen und<br />

dabei komfortabel durch idyllische<br />

Flusslandschaften fahren möchten, <strong>die</strong><br />

größeren Schiffen (meist aufgrund der<br />

Schleusenabmessungen) verborgen<br />

bleiben müssen, ist <strong>die</strong> AMADEUS<br />

DIAMOND ein Geheimtipp.<br />

Wer sich für <strong>die</strong> Bordtechnik interessiert,<br />

findet in dem Maschinisten Aposto<br />

Stratulat aus Braila, R<strong>um</strong>änien, einen<br />

freundlichen und auskunftsbereiten<br />

Gesprächspartner, der den Passagier<br />

auch gern mal in sein Reich blicken<br />

lässt.<br />

Die AMADEUS DIAMOND wird von<br />

zwei 12-Zylinder-Caterpillar-Motoren in<br />

V-Konfiguration des Typs C32 mit je<br />

einer Leistung von 746 kW bei einer<br />

maximalen Drehzahl von 1.800/min<br />

angetrieben. Die Motoren verfügen über<br />

das Caterpillar-eigene ACERT-System<br />

(Advanced Combustion Emission<br />

Reduction Technology) und erfüllen<br />

damit <strong>die</strong> Abgasemissionsgrenzwerte der<br />

ZKR II. ACERT beinhaltet auch ein<br />

Selbstdiagnose- und Überwachungs-<br />

System, wozu auch <strong>die</strong> Steuerung des<br />

Stilvolle Außenkabine Gutes aus der Bar Restaurant mit Platz für alle Passagiere<br />

Caterpillar-Einspritzsystems gehört. Als<br />

Propulsionsanlagen <strong>die</strong>nen zwei<br />

vierflügelige, gegenrotierende<br />

Ruder-Propeller des Fabrikats Veth vom<br />

Typ VZ-800-CR. Bei <strong>die</strong>sem System<br />

werden zwei Propeller auf einem<br />

Unterwassergetriebe montiert. Die zwei<br />

Propeller drehen in entgegengesetzter<br />

Richtung. Der zweite Propeller<br />

eliminiert <strong>die</strong> drehende Bewegung vom<br />

Wasser, verursacht vom ersten Propeller.<br />

Hiermit wird eine wichtige<br />

Leistungs-Verbesserung erzielt. Ein<br />

weiterer Vorteil <strong>die</strong>ses Systems ist <strong>die</strong><br />

höhere Laufruhe. Z<strong>um</strong> Manövrieren ist<br />

im vorderen Maschinenra<strong>um</strong> ein<br />

Dreikanal-VETH-Jet eingebaut. Der<br />

Antrieb des Jets erfolgt über einen<br />

6-Zylinder Reihenmotor von Scania, Typ<br />

DI-12 59M, der eine Leistung von 331<br />

kW bei 1.800/min erzeugt.<br />

www.Lueftner-Cruises.at


„Bienvenidos a Buenos Aires!“ heißt ein<br />

überdimensionales Schild, dessen roter<br />

Schriftzug schon leicht verblichen ist,<br />

<strong>die</strong> ankommenden Touristenströme an<br />

den Kaianlagen in Argentiniens<br />

Hauptstadt willkommen. Direkt neben<br />

dem Hafengebäude weht in der<br />

vormittäglichen Meeresbrise stolz <strong>die</strong><br />

blau-weiße Nationalflagge, und <strong>die</strong><br />

traditionelle Inka-Sonne, das Symbol der<br />

geschichtsträchtigen Vergangenheit des<br />

Kontinents, scheint vom wolkenlosen<br />

Himmel. Mit ihr <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wette strahlt <strong>die</strong><br />

NORWEGIAN SUN, <strong>die</strong> in den frühen<br />

Morgenstunden <strong>hier</strong> eingelaufen ist, <strong>um</strong><br />

ihre rund 2200 Gäste nach einer<br />

zweiwöchigen Reise rund <strong>um</strong><br />

Südamerika wieder auf den Heimweg zu<br />

bringen. Z<strong>um</strong> Abschied ein letzter Blick<br />

auf den leuchtend orange-roten Feuerball<br />

am R<strong>um</strong>pf des Schiffs, und tausend<br />

Erinnerungen an eine aufregende<br />

Kreuzfahrt werden in den Köpfen der<br />

Passagiere wieder lebendig.<br />

„Es scheint schon eine Ewigkeit her,<br />

dass wir in Santiago an Bord gegangen<br />

sind“, seufzt eine etwas schwermütig<br />

dreinblickende Amerikanerin in einem<br />

auffallend pinken Trainingsanzug,<br />

während sie sich am Arm ihres<br />

wohlgenährten Mannes aufmacht, im<br />

letzten Abschnitt ihrer Reise den<br />

„Wasserkopf“ des Landes, wie <strong>die</strong> Stadt<br />

liebevoll von ihren Einwohnern genannt<br />

wird, zu erkunden. Und wirklich scheint<br />

sich <strong>hier</strong> das geballte Leben, das so<br />

mancher in den menschenleeren und<br />

einsamen Landschaften Patagoniens<br />

vermisst hat, zu konzentrieren: Riesige<br />

Musicaltheater, geordnetes<br />

Verkehrschaos und auffällig deutsche<br />

Krombacher-Plakatwerbung vermischen<br />

sich mit heißem Straßen-Tango,<br />

Kochkünstlern unter freiem Himmel und<br />

einer maritimen salzhaltigen Luft zu<br />

einem atemberaubenden Flair von<br />

Weltstadt. Laut, bunt und fast sinnes-<br />

Heißer Straßentango in La Boca "Wasserkopf" oder Hauptstadt? Künstler- und Tangoviertel von Buenos Aires: Das bunte La Boca in Hafennähe


etäubend nah. Die moderne Metropole<br />

bildet einen starken Kontrast zu den<br />

doch recht besinnlichen Seetagen an<br />

Bord des vermeintlich norwegischen<br />

Ozeanriesen.<br />

Tatsächlich t<strong>um</strong>melt sich das farbenfrohe<br />

Schiff jedoch bevorzugt in wärmeren<br />

Gefilden, <strong>als</strong> es sein nordischer Name<br />

vermuten lässt: Sonnige Reisen entlang<br />

der Küste Mittelamerikas, zu den<br />

karibischen Inseln und vor allem<br />

Rundreisen <strong>um</strong> Südamerika gehören zu<br />

den bevorzugten Einsatzgebieten des mit<br />

acht Jahren noch recht jugendlichen<br />

Flottenmitglieds. Dass es dabei schon so<br />

manch stürmische Kap-Hoorn-Passage<br />

mit bis zu sechs Meter hohen Wellen<br />

hinter sich und alle Passagiere leicht<br />

grünlich im Gesicht, aber wohlbehalten<br />

wieder in den sicheren Hafen gebracht<br />

hat, sieht man ihm nicht an. Während<br />

seine Bordwände in dem beinahe<br />

schlichten Weiß eines traditionellen<br />

Kreuzfahrtschiffs glänzen, entschädigt<br />

<strong>die</strong> wohl gewählte, doch für den<br />

deutschen Geschmack etwas zu<br />

farbenfrohe Innenausstattung das<br />

überwiegend nordamerikanische<br />

Publik<strong>um</strong> mit einer Vielzahl von<br />

aufwändigen Dekorationen, animierten<br />

Aus der Observation-Lounge der NORWEGIAN SUN lässt sich <strong>die</strong> großartige Natur auch bei rauem Wetter beobachten - Seegang inbegriffen<br />

Die Balkonkabinen sind farbenfroh, aber<br />

funktionell ausgestattet - Wohn- und<br />

Schlaf-Bereich lassen sich per Vorhang<br />

trennen<br />

Schön bunt auch von außen: <strong>die</strong> NORWEGIAN SUN, an der nicht mehr viel Norwegisches ist<br />

Lichtern, modernen Kunstwerken und<br />

Unterhaltungsshows aus aller Welt.<br />

Besonders einer hat es das sonnige<br />

Gemüt des Riesen angetan: Die in<br />

grellem Pink gekleidete Südstaatlerin ist<br />

seit der Einschiffung in Santiago de<br />

Chile hellauf begeistert nicht nur vom<br />

Interieur des Schiffes, sondern<br />

mindestens genauso vom hinreißenden<br />

Kabinensteward Ricardo aus Peru, der<br />

gleich am ersten Abend ihr Badetuch in<br />

ein exotisches Tier verwandelt hat.<br />

Dabei scheint sie <strong>die</strong> nervenaufreibende<br />

Anfahrt durch den offensichtlich<br />

willkürlich geregelten Verkehrs der<br />

zweiten europäisierten Hauptstadt<br />

Südamerikas völlig verdrängt zu haben.<br />

Hier gilt nämlich nur ein Gesetz: Wer<br />

hupt hat Vorfahrt. In Santiago nehmen<br />

<strong>die</strong> meisten Touristen <strong>als</strong> auch <strong>die</strong><br />

Einwohner deshalb lieber den Fußweg<br />

durch <strong>die</strong> schmalen Gassen mit den<br />

wenigen noch verbliebenen historischen<br />

Bauten aus der spanischen Kolonialzeit.<br />

Abseits des Autolärms in einer gemüt-<br />

lichen „boliche“, einer einheimischen<br />

Bar, schaut man dann den chilenischen<br />

Männern beim allabendlichen<br />

Volkssport - einer Partie Schach - zu<br />

oder lässt bei einem „Pisco Sour“ aus<br />

Traubenschnaps, Limettensaft und Eiklar<br />

den Tag ausklingen.<br />

Mit den ersten Sonnenstrahlen schiebt<br />

sich der bauchige R<strong>um</strong>pf der<br />

NORWEGIAN SUN durch <strong>die</strong><br />

Miniatur-Eisenbahn-Landschaft der<br />

chilenischen Fjorde. Nach einer<br />

durchfahrenen Nacht steuert sie nun ihr<br />

erstes Ziel, <strong>die</strong> noch recht verschlafene<br />

Einfahrt in <strong>die</strong> chilenische Fjordwelt


Hafenstadt Puerto Montt, an. Verlassen<br />

liegen <strong>die</strong> staubigen Straßen gesä<strong>um</strong>t<br />

von bunt getünchten Häusern aus Holz<br />

inmitten einer grünen Hügellandschaft –<br />

ein harmonisch-idyllischer Anblick. Erst<br />

gegen zehn Uhr, nach typisch<br />

südamerikanischem Zeitgefühl, erwacht<br />

<strong>die</strong> Stadt z<strong>um</strong> Leben: Einladende kleine<br />

Cafés, winzige Lebensmittelläden, ein<br />

traditioneller Handwerkermarkt für<br />

Souvenirs und auffallend viele deutsch<br />

anmutende Bezeichnungen an den leicht<br />

verwitterten Fassaden schaffen eine<br />

verblüffend familiäre Atmosphäre.<br />

Pinguine auf dem Weg z<strong>um</strong> Wasser - <strong>hier</strong> finden sie Nahrung und verbringen den größten Teil ihres Lebens - sie sind ausgezeichnete Schwimmer!<br />

Kein Wunder, denn Puerto Montt ist eine<br />

von deutschen Einwanderern gegründete<br />

<strong>Sie</strong>dlung aus dem 19. Jahrhundert. Die<br />

antike Feuerwache, eine alte<br />

protestantische Kirche sowie das<br />

ortsbekannte Restaurant „Molino de<br />

Agua“ (Wassermühle) zeugen noch von<br />

den prägenden Einflüssen der<br />

Vergangenheit, und sogar ein kleiner<br />

Teil der Bevölkerung weiß sich noch in<br />

der Sprache seiner Vorfahren zu<br />

verständigen.<br />

Die aufkeimenden Heimatgefühle der<br />

deutschen Passagiere verschwinden<br />

jedoch so plötzlich, wie sie gekommen<br />

sind. Zurück an Bord der NORWEGIAN<br />

SUN, <strong>die</strong> sich langsam ihren Weg durch<br />

<strong>die</strong> skandinavisch wirkende Szenerie aus<br />

Flussarmen, steilen Talwänden und<br />

abrupten Biegungen auf <strong>die</strong> offene See<br />

bahnt, werden alle wieder vom<br />

Kreuzfahrer-Fieber der Entdeckertour<br />

erfasst. Wenn das tiefblaue, endlose<br />

Meer des Pazifiks am Horizont hinter<br />

einer imaginären Kante ins Nirgendwo<br />

fällt, scheint <strong>die</strong> Vorstellung, <strong>die</strong> Erde<br />

sei eine Scheibe, gar nicht mehr so weit<br />

entfernt. Bei aller<br />

Der erste Eisberg ist immer der schönste - und<br />

für <strong>die</strong> Passagiere der NORWEGIAN SUN<br />

natürlich der meistfotografierte...<br />

Wassersport großgeschrieben - Wasser gibt's bei 4000 Kilometern Küstenlinie genug! Wild zerklüftete Landschaften à la Norwegen - <strong>die</strong> Schönheit Chiles


Gewaltige Gletscher sä<strong>um</strong>en <strong>die</strong> schmalen Durchfahrten Direkt hinter Ushuaia erhebt sich ein beeindruckendes Anden-Panorama<br />

Magellan blickt in <strong>die</strong> Magellanstraße<br />

Ushuaia - das "Tor zur Antarktis"<br />

Seefahrtsromantik folgt <strong>die</strong><br />

NORWEGIAN SUN jedoch gerade den<br />

Spuren des englischen Kapitäns und<br />

Freibeuters Sir Francis Drake, der mit<br />

seiner Welt<strong>um</strong>seglung den<br />

un<strong>um</strong>stößlichen Beweis lieferte, dass <strong>die</strong><br />

Erde entgegen aller Annahmen eine<br />

Kugel ist. Bevor sich das Schiff der nach<br />

ihm benannten, zeitweise recht<br />

stürmischen Passage nähert, steht den<br />

Reisenden allerdings noch ein<br />

Naturschauspiel der besonderen Art<br />

bevor: Die atemberaubende Fahrt durch<br />

<strong>die</strong> patagonischen Kanäle mit ihrer<br />

berühmtem Gletscherallee. Für ein<br />

derartiges Erlebnis schafft man es sogar,<br />

schon vor 6.00 Uhr morgens <strong>die</strong> äußerst<br />

komfortable und gemütliche Koje der<br />

eigenen Kabine zu verlassen. „Und dort<br />

drüben sehen wir nun Spanien gleich<br />

neben Holland,“ tönt <strong>die</strong> enthusiastische<br />

Stimme des norwegischen Kapitäns<br />

Rune Myre über das Gemurmel der<br />

aufgeregten Passagiere hinweg. Das<br />

großflächige Oberdeck ist gefüllt von in<br />

dicke Winterjacken verpackten<br />

Menschen, <strong>die</strong> zwar noch verschlafen,<br />

jedoch amüsiert über den<br />

offensichtlichen geographischen Fauxpas<br />

ihres Schiffsführers lächeln. Doch leidet<br />

<strong>die</strong>ser nicht etwa unter plötzlicher<br />

Orientierungslosigkeit, sondern führt<br />

lediglich <strong>die</strong> außergewöhnlichen Namen<br />

der nach europäischen Ländern<br />

benannten, an der Reling<br />

vorbeiziehenden Gletscher auf. Jetzt ist<br />

<strong>die</strong> Südspitze des Kontinents fast<br />

erreicht, und <strong>die</strong> sagen<strong>um</strong>wobene<br />

Antarktis ist für <strong>die</strong> Abenteurer unter den<br />

Passagieren nur noch einen<br />

vierstündigen Flug und ein paar hundert<br />

Dollar entfernt, eine wahrhaft einmaliges<br />

Erfahrung, <strong>die</strong> leider nur Wenigen<br />

vorbehalten bleibt.<br />

Der Großteil der Kreuzfahrtgäste<br />

hingegen begnügt sich mit einem kurzen<br />

Abstecher in <strong>die</strong> Hafenstadt Punta<br />

Arenas an der Magellanstraße, <strong>die</strong> sich<br />

mit anderen Orten <strong>um</strong> <strong>die</strong> Ehre, <strong>die</strong><br />

südlichste Stadt der Welt zu sein, streitet.<br />

Doch obwohl sie <strong>als</strong> <strong>die</strong> südlichste<br />

Großstadt der Erde gilt, ist das<br />

argentinische Ushuaia mit nur 60.000<br />

Einwohnern dem „Ende der Welt“ noch<br />

<strong>um</strong> einige Breitengrade näher. Genau<br />

dorthin führt auch der nächste<br />

Reiseabschnitt <strong>die</strong> NORWEGIAN SUN:<br />

Albatros, Maskottchen der Kap-Hoorniers In den "Roaring Forties" kann <strong>die</strong> See ungemütlich werden


Wer Glück hat, wird Zeuge, wenn ein Eisberg<br />

auseinanderbricht<br />

Ein Beweisfoto vor der bekannten, schon<br />

etwas maroden Holztafel „Fin del<br />

Mundo“ an der Grenze der Zivilisation<br />

des Nationalparks Feuerland gehört<br />

natürlich z<strong>um</strong> Pflichtprogramm eines<br />

jeden Passagiers. Der lokale Reiseführer<br />

Gerd Pagels, einer der besagten<br />

deutschen Auswanderer, ist <strong>die</strong>se typisch<br />

touristische Prozedur schon lange<br />

gewöhnt. „Seit beinahe 50 Jahren bin ich<br />

schon für <strong>die</strong> Begleitung der Besucher in<br />

<strong>die</strong>ser abgelegen Region zuständig,“ gibt<br />

der aktive 79-Jährige mit einem leichten<br />

Anflug von Stolz zu und scheint weder<br />

<strong>die</strong> ungeduldigen Fragen noch <strong>die</strong><br />

gelangweilten Blicke der Reisenden nach<br />

einer mehrstündigen unbequemen<br />

Bustour über <strong>die</strong> holprigen, ungeteerten<br />

Fahrwege Patagoniens je leid zu sein.<br />

In der kommenden Nacht steht den<br />

Passagieren allerdings eine noch<br />

wesentlich unangenehmere Fahrt bevor:<br />

Die lang erwartete Umrundung Kap<br />

Hoorns – für <strong>die</strong> einen das absolute<br />

Highlight, für <strong>die</strong> anderen <strong>die</strong><br />

gefürchtete Herausforderung <strong>die</strong>ser<br />

Kreuzfahrt. In den frühen<br />

Morgenstunden kämpft sich<br />

das mit 78.000 Tonnen eigentlich recht<br />

standhafte Schiff durch das aufgewühlte<br />

Wellenmeer des Atlantiks. Von dem<br />

berühmten Mon<strong>um</strong>ent des fliegenden<br />

Albatros’ auf dem nahe liegenden<br />

Inselplateau ist bei der stürmischen<br />

Wetterlage indes nichts zu sehen, <strong>als</strong><br />

einige wagemutige Passagiere sich mit<br />

leicht grünlicher Gesichtsfarbe an Deck<br />

trauen. Der Mythos besagt nämlich, dass<br />

<strong>die</strong> Seelen der <strong>hier</strong> verunglückten<br />

Matrosen in den riesigen Seevögeln<br />

weiterleben und auf den antarktischen<br />

Winden in <strong>die</strong> Ewigkeit fliegen. Dieses<br />

mystische Ereignis wird traditionell<br />

während der Kap-Hoorn-Zeremonie mit<br />

einer feuchtfröhlichen Seetaufe an Bord<br />

zelebriert: Wer möchte, kann sich vom<br />

Kapitän mit einer Kelle arktischem<br />

Meerwasser über den Kopf offiziell<br />

weihen lassen, während <strong>die</strong> ganz<br />

Mutigen, wie der korpulente Gatte der<br />

amerikanischen Lady, das kühle Nass bei<br />

einer Ganzkörperdusche genießen.<br />

Dieses zweifelhafte Vergnügen bleibt<br />

jedoch nicht ohne Nebenwirkungen,<br />

sodass Mrs. Pink, wie sie mittlerweile<br />

von ihren Mitreisenden genannt wird,<br />

Gut "bewachter" Briefkasten im<br />

Feuerland-Nationalpark - am Ende der Welt...<br />

Blick zurück auf Ushuaia; das Schiff geht auf Nordkus Pinguine auf dem Weg z<strong>um</strong> "World's End" - an einer Hauswand in Ushuaia


am Folgetag allein <strong>die</strong> Pinguine von Port<br />

Stanley auf den Falkland-Inseln<br />

besuchen muss, während ihr kranker<br />

Mann das Bett hütet. „Typisch, in den<br />

letzten Tagen unserer Reise musste so<br />

etwas ja passieren,“ schimpft sie leise<br />

vor sich hin und bemerkt ka<strong>um</strong> das<br />

moderne Hafengebäude mit der<br />

merkwürdigen Mitteilung „Kreuzfahrt-<br />

Schiffe müssen draußen bleiben“ am<br />

Kai. Dieses Verbot erinnert allerdings<br />

eher an ein Haustier <strong>als</strong> an einen<br />

Schiffskoloss und bezieht sich auf den zu<br />

großen Tiefgang der meisten<br />

Kreuzfahrtschiffe von über acht Metern.<br />

Die Passagiere und Besatzungen<br />

hingegen sind stets willkommen in dem<br />

nunmehr britischen Überseegebiet. Auch<br />

wenn sie für ein paar Stunden <strong>die</strong><br />

Einwohnerzahl von knapp 3000<br />

verdoppeln, bekommt man auf den weit<br />

vom Festland entfernten Inseln zwar<br />

Einsamkeit im Feuerland-Nationalpark Das Regierungsgebäude in Port Stanley (Falkland-Inseln)<br />

Ushuaia - zwischen Bergen und Meer Wahrzeichen von Port Stanley<br />

Die bunten Häuser von Punta Arenas<br />

sehr selten, aber dennoch gern Besuch.<br />

Viel Zeit bleibt den Reisenden jedoch<br />

nicht, denn der Tag und auch <strong>die</strong><br />

Kreuzfahrt neigen sich dem Ende. Wie<br />

eine viel zu plötzliche Rückkehr in <strong>die</strong><br />

Realität scheint es den Kreuzfahrern bei<br />

der Ankunft in Buenos Aires nach zwei<br />

tra<strong>um</strong>haften Wochen Südamerika auf der<br />

NORWEGIAN SUN, <strong>die</strong> im<br />

argentinischen Sonnenuntergang schon<br />

wieder zu ihrer nächsten Fahrt aufbricht.<br />

Inseltypische Bebauung auf den Falklands Kirche in Port Stanley


Es ist früher Vormittag, <strong>als</strong> wir <strong>die</strong><br />

Treppen hinauf zu einer der Terrassen<br />

steigen und unsere Blicke über <strong>die</strong><br />

Ruinenstadt vor uns schweifen lassen.<br />

Machu Picchu, <strong>die</strong> Stadt der Inkas. Über<br />

den mit Gras bewachsenen Ebenen der<br />

Terrassen und zwischen den rauen<br />

Gemäuern der Bauten liegen noch <strong>die</strong><br />

letzten Nebelschwaden des Morgens. Da<br />

hatte es noch geregnet. Doch jetzt ist es<br />

trocken, und <strong>die</strong> ersten Besucher<br />

wandern wie rote, gelbe und grüne<br />

Punkte in ihren Ponchos auf den vielen<br />

unebenen Wegen durch <strong>die</strong> Stadt. Das<br />

Bild, das vor uns liegt, erinnert an das<br />

typische Postkartenmotiv von Machu<br />

Picchu, dem beliebtesten Reiseziel in<br />

Der "Anden-Rasenmäher" hat <strong>die</strong>nstfrei<br />

Peru. Nur <strong>die</strong> bekannte Form des<br />

Zuckerhuts, in der sich der Berg Huayna<br />

Picchu hinter der Stadt erhebt, ist nicht<br />

zu erkennen. Er ist noch im Nebel<br />

versteckt.<br />

Umso mystischer wirkt <strong>die</strong> Festung. Es<br />

wird schnell verständlich, dass Machu<br />

Picchu zur Zeit der Inkas <strong>die</strong> geheime<br />

Stadt war, deren Lage nur Eingeweihte<br />

kannten. Die verborgene Lage inmitten<br />

des peruanischen Hochlandes hielt<br />

Feinde und Angreifer fern. Wochenlang<br />

wanderten <strong>die</strong> Untertanen aus den<br />

Gebieten des Reiches durch <strong>die</strong> Anden<br />

und legten unzählige Treppenstufen auf<br />

den Inkapfaden zurück, <strong>um</strong> das<br />

kulturelle Zentr<strong>um</strong> zu erreichen.<br />

Verständlich, dass sich das Oberhaupt<br />

der Inkas, der Sapa Inka, auf einer Sänfte<br />

durch sein Reich tragen ließ.


Erst bei einer Wanderung durch <strong>die</strong> Stadt fallen <strong>die</strong> vielen erhaltenen Details auf<br />

Nach einem frühen Start in Cusco sind<br />

wir mit dem Machu Picchu Express bis<br />

nach Agua Caliente gefahren, der Stadt<br />

am Fuße von Machu Picchu. Von <strong>hier</strong><br />

aus führt eine steile Serpentinstraße <strong>die</strong><br />

letzten acht Kilometer hinauf zur<br />

Heiligen Stadt: Mit dem Bus ist man<br />

bequem in etwa zwanzig Minuten dort.<br />

Bewegung werden wir an <strong>die</strong>sem Tag<br />

ohnehin noch genug bekommen: Über<br />

3000 Stufen sind noch erhalten und<br />

laden ein, zwischen den Mauern der<br />

Häuser zu spazieren und <strong>die</strong> Stadt aus<br />

immer neuen Perspektiven zu erleben.<br />

Nun liegen vor uns <strong>die</strong> Terrassen, <strong>die</strong><br />

den Aufbau Machu Picchus so<br />

unvergleichbar machen. Auf den<br />

Flächen, <strong>die</strong> von Steinmauern <strong>um</strong>fasst<br />

und mit Gras bewachsen sind, wurden<br />

vor etwa 600 Jahren Nahrungsmittel<br />

angebaut. Zwanzig verschiedene<br />

Maissorten und 240 Arten von<br />

Kartoffeln gab es. Außerdem Papayas,<br />

Avocados, Kakaobohnen, Cashewnüsse<br />

und vieles mehr.<br />

Als Machu Picchu vor fast einhundert<br />

Jahren wiederentdeckt wurde, war <strong>die</strong><br />

komplette Stadt von Büschen und<br />

Ranken so überwuchert, dass sie mit<br />

bloßem Auge nicht zu erkennen war.<br />

Seit ihrer Freilegung werden <strong>die</strong> Ruinen<br />

ständig restauriert, und Historiker<br />

versuchen noch immer <strong>die</strong> Lebensweisen<br />

des geheimnisvollen Inkavolks zu<br />

entschlüsseln. Wir beginnen unsere<br />

eigene Entdeckungsreise und lassen uns<br />

treiben, während wir auf den schmalen<br />

Pfaden Stufen auf- und absteigen.<br />

Allmählich brechen <strong>die</strong> ersten<br />

Sonnenstrahlen durch, und der Dunst löst<br />

sich auf. Auch Huayna Picchu ragt nun<br />

wie ein Gigant mit schroffen Felsen und<br />

grün bewachsenen Flächen über uns<br />

empor. Schnell ist <strong>die</strong> Fleecejacke gegen<br />

Sonnenbrille und Kappe eingetauscht. In<br />

den Anden sollte man für einen kühlen<br />

Tagesbeginn und Abend ausgerüstet<br />

sein. Doch häufig scheint <strong>die</strong> Sonne ab<br />

mittags mit voller Kraft auf <strong>die</strong> Besucher<br />

herab, und entsprechender Sonnenschutz<br />

ist notwendig.<br />

Neugierig wandern wir durch enge<br />

Gassen in <strong>die</strong> ehemaligen Wohnrä<strong>um</strong>e<br />

der Inkas. Wir setzen uns auf <strong>die</strong><br />

steinerne Mauer vor einem „Reihen-<br />

haus“ im ehemaligen Handwerkerviertel<br />

und lassen unseren Gedanken freien<br />

Lauf. Wie war es wohl vor ein paar<br />

hundert Jahren in einer so organisierten<br />

Gesellschaft zu leben? Hoch entwickelt<br />

waren <strong>die</strong> Inkas. Und religiös: Ein<br />

Drittel der Zeit opferte jeder Bewohner<br />

dem Kult <strong>um</strong> den Sonnengott Inti und<br />

<strong>die</strong> Erdgöttin Pachamama. Davon zeugt<br />

auch <strong>die</strong> Opferstätte, an <strong>die</strong> wir später<br />

gelangen.<br />

Nachdem wir uns im Café, inmitten der<br />

Ruinen, an langen Tischen mit Kaffee<br />

gestärkt und dabei freche Spatzen mit<br />

Krümeln unserer Sandwiches gefüttert<br />

haben, gelangen wir an ein Tempelhaus.<br />

Etwa so groß wie <strong>die</strong> anderen Gebäude<br />

Die sagenhafte Inka-Stadt war viele Jahrhunderte so verschüttet und zugerankt, dass kein menschliches Auge sie sah Manche Ruinen sind gut erhalten


Zu den vielen Terassen führen etwa 3000 erhaltene Treppenstufen<br />

in der Umgebung, sticht es im<br />

Gesamtbild der Stadt nicht hervor. Doch<br />

von Nahem wird <strong>die</strong> außerordentliche<br />

Bedeutung des Ortes deutlich. Vom<br />

Boden ragt rauer, anthrazitfarbener<br />

Stein. In zwei Metern Höhe verändert<br />

sich <strong>die</strong> Oberfläche des Gebäudes dann<br />

in quadratische Bausteine. Das Material<br />

ist jedoch das Gleiche. Das Fenster ist<br />

doppelt so groß wie <strong>die</strong> Luken der<br />

Wohn- und Lagerhäuser. Doch wirklich<br />

ungewöhnlich sind <strong>die</strong> Strukturen auf<br />

unserer Augenhöhe. Das Untergeschoss<br />

ist von einer schrägen Spalte<br />

durchzogen, <strong>die</strong> sich von der Mitte nach<br />

rechts zieht. <strong>Sie</strong> ist groß genug, dass sich<br />

ein erwachsener Mann durchzwängen<br />

könnte. Die Kombination der so<br />

unterschiedlichen Strukturen und<br />

Formen erinnert an moderne Skulpturen<br />

unserer Zeit.<br />

Die obere Kante der Öffnung ist eben,<br />

ihre Beschaffenheit wie Fels. Unterhalb<br />

ist der Stein heller und in eine<br />

Stufenform gearbeitet. Die Linien sind<br />

gerade, <strong>die</strong> Flächen glatt. Im Inneren<br />

können wir steinerne Stufen erkennen,<br />

<strong>die</strong> zu einem höher gelegenen Felsblock<br />

führen: dem Opferaltar.<br />

Da <strong>hier</strong> der Sonnenkult das Leben<br />

bestimmte, wurde Init zu Ehren eine<br />

riesige Sonnenuhr aus Stein geschlagen.<br />

Ihre Formen sind präzise gearbeitet und<br />

vermitteln einen Eindruck, wie<br />

aufwändig und arbeitsreich ihre<br />

Gestaltung für <strong>die</strong> Handwerker gewesen<br />

sein muss.<br />

Die fünf Alpakas, <strong>die</strong> uns immer wieder<br />

über den Weg laufen, sind heute <strong>die</strong><br />

einzigen Bewohner der heiligen Stadt.<br />

Ihre Aufgabe ist es, den Rasen auf den<br />

Terrassen kurz zu halten.<br />

Wie war das Leben in Machu Picchu?<br />

Tempel für den Sonnenkult Ehemalige Lagerhäuser


Die braunen und weißen Wolltiere<br />

scheinen sich der Bedeutung ihrer<br />

„Wiesen“ jedoch nicht bewusst zu sein.<br />

Unbeeindruckt grasen sie Halm für Halm<br />

<strong>die</strong> Grünflächen ab. Dabei ba<strong>um</strong>elt ihr<br />

Schmuck aus roter, gelber und blauer<br />

Wolle an den Ohren. Eines von ihnen<br />

sehen wir unter einem der Bä<strong>um</strong>e liegen,<br />

<strong>die</strong> vereinzelt zwischen den Bauten<br />

stehen. Es ruht sich wohl von seiner<br />

Arbeit aus.<br />

Bevor wir uns auf den „Heimweg“ z<strong>um</strong><br />

Hafen in Guayaquil machen, wo das<br />

Schiff auf uns wartet, wollen wir aber<br />

auf jeden Fall unsere Reisepässe<br />

stempeln lassen. In einem kleinen Büro<br />

wird auf Wunsch eine Seite des Passes<br />

mit dem Stempel versehen. Das Motiv<br />

zeigt <strong>die</strong> Stadt mit ihrem felsigen<br />

Wächter. Am Ende des Ausflugs<br />

verlassen wir Machu Picchu mit dem<br />

Gefühl, eine Reise in eine andere Welt<br />

gemacht zu haben.<br />

Die Ruinenstadt liegt inmitten der peruanischen Anden<br />

Bereits 1983 wurde Machu Picchu in<br />

seiner Gesamtheit von der Unesco in <strong>die</strong><br />

Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />

Inzwischen fordert <strong>die</strong> Unesco, <strong>die</strong> Zahl<br />

von täglich 2000 touristischen Besuchern<br />

auf nur noch 800 zu reduzieren. Prof.<br />

David Ugarte von der Universität in<br />

Cusco sagt: „Die Leute müssen endlich<br />

begreifen, dass Machu Picchu kein<br />

Disneyland in den Anden ist." Auch<br />

durch Witterung und Erdrutsche nehmen<br />

Stadt und Zufahrtswege immer wieder<br />

Schaden.<br />

2007 wurde Machu Picchu im Rahmen<br />

einer Privatinitiative nach Angaben der<br />

Veranstalter von weltweit 70 Millionen<br />

Menschen zu einem der „neuen sieben<br />

Weltwunder“ gewählt. Die Unesco<br />

erkennt <strong>die</strong>se Wahl nicht an, weil sie<br />

ohne wissenschaftlichen Hintergrund<br />

stattfand.<br />

Auch ein Alpaka kann offenbar fotoscheu sein<br />

Erbaut im 15. Jahrhundert <strong>als</strong> Inka-Stadt<br />

vom Herrscher Pachacútec Yupanqui<br />

Lt. dem peruanischen Historiker Carlos<br />

Carcelénbereits 1867 von dem<br />

Deutschen Augusto Berns entdeckt<br />

Offiziell entdeckt 1911 von dem<br />

US-Archäologen Hiram Bingham, der<br />

1915 ein erstes Buch über seine<br />

Entdeckung herausbrachte<br />

216 Stein-Gebäude<br />

3000 Stufen<br />

50 Grabstätten mit über 100 Skeletten<br />

Einst bis zu 1000 Einwohner<br />

Das Areal <strong>um</strong>fasst 32.592 Hektar<br />

Machu Picchu liegt auf einer Höhe von<br />

2430 Meter über dem Meeresspiegel


Bereits im Vorschulalter bekommen<br />

Amazonas-Kinder ihr erstes Boot<br />

Sein Name ist Legende und klingt so<br />

exotisch wie der Mythos, der ihn<br />

<strong>um</strong>rankt: der Rio Amazonas. Er ist der<br />

zweitlängste und wasserreichste Fluss<br />

der Erde, derjenige mit den meisten<br />

Nebenflüssen, dem stärksten<br />

Wasserabfluss, dem größten<br />

Einzugsgebiet und gewaltigsten Delta. In<br />

Abertausenden von Mäandern fließt er<br />

majestätisch durch den facettenreichsten<br />

und opulentesten Regenwald der Erde,<br />

nährt, tränkt und erhält eine<br />

unermessliche Vielfalt von Fauna und<br />

Flora und ist <strong>die</strong> Lebensader von<br />

Millionen von Menschen. Die<br />

Expeditionsreise mit Wissenschaftlern<br />

auf dem Expeditions-Kreuzfahrtschiff<br />

MS Bremen in der grünsten Lunge der<br />

Welt ist ein Seereise-Abenteuer, das<br />

seinesgleichen sucht.<br />

Der spanische Konquistador Francisco<br />

de Orellana war sein erster Botschafter,<br />

<strong>als</strong> er der westlichen Welt nach seinem<br />

Vorstoß in <strong>die</strong> „grüne Hölle“ <strong>um</strong> 1542<br />

vom größten Flusssystem erzählte; der<br />

deutsche Forscher Alexander von<br />

H<strong>um</strong>boldt war sein aufregendster<br />

Berichterstatter, und Cineasten erinnern<br />

sich bestimmt an <strong>die</strong> phantastischen<br />

Impressionen des Films „Fitzcarraldo“<br />

mit Klaus Kinski in der Hauptrolle des<br />

verrückten und angefressenen Opern-<br />

Die Expeditionsschlauchboote, "Zodiacs", bringen <strong>die</strong> Passagiere der BREMEN auch in unwegsamstem Gelände sicher zu ihren Ausflugszielen<br />

fans. Der Rio do Mar – der Fluss, der<br />

sich z<strong>um</strong> Meer wandelt –, der von den<br />

Indios „Maranao“ genannt wird, der,<br />

„den nur Gott allein enträtseln kann“, ist<br />

ein bizarres Geflecht von über 1100<br />

Flüssen, davon allein 20 länger <strong>als</strong> der<br />

Rhein.<br />

Doch erst nach dem „encuentro de dos<br />

aguas“, dem Zusammenfluss des Rio<br />

Negro und des Rio Branco bei Manaus,<br />

wird der Fluss Amazonas genannt. Mit<br />

seinem Einzugsgebiet, das mehr <strong>als</strong>


Der Horizont ist weit<br />

Kontakt mit der Bevölkerung<br />

Bis 60 Meter messen <strong>die</strong> Urwaldriesen<br />

Der Fluss: Verkehrsweg und Lebensader<br />

sieben Millionen Quadratkilometer<br />

<strong>um</strong>fasst, und seiner täglichen<br />

Ablagerung von drei Millionen Tonnen<br />

Sedi-menten im Delta läuft der<br />

Amazonas allen anderen Strömen den<br />

Rang ab. Der König der Flüsse trägt ein<br />

Fünftel zur <strong>gesamte</strong>n Menge des<br />

Süßwassers bei, das in <strong>die</strong> Weltmeere<br />

eingespeist wird. Über 30 000<br />

Pflanzenarten, <strong>die</strong> auf drei Etagen<br />

übereinander gedeihen, und mehr <strong>als</strong><br />

2000 Fisch- und Vogelarten leben in<br />

seinem Einzugsgebiet.<br />

Eine Expedition in den Amazonas-<br />

Urwald ist sowohl eine Reise in eine<br />

exotische Welt voll überwältigender<br />

Flora <strong>als</strong> auch eine Begegnung mit einer<br />

artenreichen Fauna von Riesenschlangen<br />

wie der Anakonda, mit Ameisenbären,<br />

Faultieren, Brüllaffen, Piranhas, scheuen<br />

Flussdelphinen, bunten Papageien oder<br />

prächtigen Tukanen und flinken<br />

Kolibris. Einer der bequemsten und<br />

zugleich aufregendsten Wege, <strong>die</strong>ses<br />

Naturwunder und ausgeklügelte<br />

Ökosystem zu erkunden, ist eine<br />

Schiffsreise, wie man sie mit der MS<br />

BREMEN, dem luxuriös ausgestatteten<br />

Expeditionsschiff von Hapag-Lloyd,<br />

unternehmen kann. Dieses fährt zunächst<br />

von der peruanischen Urwaldmetropole<br />

Iquitos aus – einem<br />

400000-Seelen-Provinznest, das zwar<br />

ärmlich ist, aber unzählige Casinos mit<br />

Geldspielautomaten und Spieltischen hat<br />

– gut 1700 Kilometer über Pevas bis<br />

nach Leticia ins Dreiländereck Brasilien,<br />

Peru und Kol<strong>um</strong>bien hinunter. In der<br />

oberen Amazonasregion am Río Negro<br />

und Río Tabajos werden <strong>die</strong><br />

MS BREMEN: Über 400 Flusskilometer durch Brasilien<br />

Expeditionsgäste komfortabel und sicher<br />

mit Schlauchbooten in <strong>die</strong> <strong>um</strong>liegenden<br />

Wasseradern des größten Flussgebietes<br />

der Welt geführt. Dank lehrreichen<br />

Vorträgen von renommierten<br />

Wissenschaftlern, Amazonasforschern<br />

und Umweltschützern von Greenpeace<br />

erhalten <strong>die</strong> Passagiere an Bord der<br />

BREMEN fun<strong>die</strong>rte Hintergrund-<br />

Informationen über <strong>die</strong> faszinierende und<br />

einzigartige Biodiversität des Amazonas-<br />

Regenwaldes.<br />

In den täglichen „Recaps“ fassen <strong>die</strong><br />

Referenten <strong>die</strong> Eindrücke zusammen und<br />

geben weitere Geheimnisse des<br />

Urwaldes preis. So vergeht <strong>die</strong> Zeit an<br />

Bord der BREMEN sehr schnell, und<br />

nach fünf begeisternden Flussfahrttagen<br />

ist bereits <strong>die</strong> Oper von Manaus in<br />

Sichtweite gerückt.


Stärke der BREMEN: Die Zodiacs Wohnen direkt am Wasser Die "Hochzeit der Wasser" Einer der ungezählten Seitenarme<br />

Das berühmte Teatro do Amazonas mit<br />

seiner glitzernden Kuppel ist das<br />

krönende Kulturerbe des hiesigen<br />

Kautschukbooms, der das Urwaldnest<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts über Nacht in<br />

<strong>die</strong> reichste Stadt Brasiliens und der<br />

Welt verwandelte. Der Prachtbau im<br />

Urwald ist Zeuge des ungeheuren<br />

Reicht<strong>um</strong>s der G<strong>um</strong>mibarone, <strong>die</strong> zu<br />

jener Zeit den höchsten Verbrauch an<br />

Diamanten und Edelsteinen hatten, ihre<br />

Hemden z<strong>um</strong> Stärken nach Lissabon<br />

schickten und <strong>die</strong><br />

Fin-de-Siècle-Markthalle bei Gustave<br />

Eiffel in Auftrag gaben. Fünfzig Jahre<br />

lang dauerte <strong>die</strong> Goldgräberstimmung<br />

der eitlen und mächtigen G<strong>um</strong>mibarone,<br />

bis ein Engländer <strong>die</strong> wertvollen<br />

Kautschuksamen in einem ausgestopften<br />

Krokodil außer Landes nach England<br />

schmuggelte. In London konnten<br />

daraufhin ein Dutzend Samen der „hevea<br />

brasiliensis“ kultiviert und bald darauf in<br />

Malaysia in großem Stil angepflanzt<br />

werden. Schon 1912 hatten <strong>die</strong> britischen<br />

Plantagen in Asien Manaus vom<br />

Weltmarkt verdrängt. Zwei Millionen<br />

G<strong>um</strong>mizapfer im<br />

Amazonasgebiet wurden innert Kürze<br />

arbeitslos.<br />

Heute ba<strong>um</strong>eln in den Markthallen von<br />

Manaus nebst Fleisch- und Fischstücken<br />

zwischen Frucht- und Gemüseständen<br />

auch allerlei Indianerfetische. Auch<br />

breitet sich ein würziges Sammelsuri<strong>um</strong><br />

von Pulvern und Salben, Pasten und<br />

Wurzeln aus. Eine der Mixturen nennt<br />

sich "viagra regional" und findet reißen-<br />

reißenden Absatz. Kondome hingegen<br />

sind bei mehr <strong>als</strong> der Hälfte der<br />

Bevölkerung verpönt. Der<br />

Kinderreicht<strong>um</strong> ist entsprechend hoch.<br />

Gleich nach Manaus kommt es zur<br />

Vereinigung der beiden großen<br />

Urwaldströme Rio Negro und Rio<br />

Solimões. Erst nach der Vereinigung der<br />

beiden Flüsse, dem „encuentro de dos<br />

aguas“, erlaubt der Atlas <strong>die</strong> offizielle<br />

Bezeichnung Rio Amazonas. Die beiden<br />

Flussmäander <strong>um</strong>schlingen sich wie<br />

zwei Riesenanakondas, bevor sie sich<br />

gemeinsam weit über tausend Kilometer<br />

durch <strong>die</strong> grüne Lunge Brasiliens<br />

winden.<br />

<strong>Sie</strong> hinterlassen links und rechts der<br />

Die "wässrige Riesen-Anakonda" schlängelt sich über 4000 Kilometer durch <strong>die</strong> grüne Lunge Brasiliens


Hauptschlagader zahlreiche Seitenarme,<br />

Tümpel und Biotope. In <strong>die</strong>sen Refugien<br />

steigen Wolken von bunten Papageien<br />

auf, schießen <strong>die</strong> Eisvögel flink übers<br />

Wasser, und <strong>die</strong> Brüllaffen turnen im<br />

Geäst der tennisplatzgroßen<br />

Ba<strong>um</strong>kronen <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wette. Denn <strong>die</strong><br />

Urwaldriesen wie <strong>die</strong> Parakautschuk-,<br />

Woll-, Paranuss- oder Kapokbä<strong>um</strong>e<br />

werden 40 bis 60 Meter hoch und<br />

beanspruchen das meiste Sonnenlicht für<br />

sich und für <strong>die</strong> Fotosynthese, <strong>die</strong> der<br />

Welt ihren Atem einhaucht. In den<br />

darunter liegenden schattigen Etagen<br />

gedeihen Palmen, Myrten, Lorbeer,<br />

Zedrelen und <strong>die</strong> begehrten<br />

Mahagonibä<strong>um</strong>e. Diese bieten ihrerseits<br />

anderen Pflanzen Lebensra<strong>um</strong>,<br />

insbesondere allen Arten von Epiphyten,<br />

<strong>die</strong> ohne Wurzeln im Boden <strong>als</strong><br />

Schmarotzer in den Rinden vegetieren.<br />

Der nächste Halt der BREMEN ist in<br />

Paritins. Jeweils Ende Juni verwandelt<br />

sich <strong>die</strong> Stadt auf der Flussinsel für drei<br />

Tage in einen brodelnden Hexenkessel.<br />

Dann beginnt <strong>die</strong> größte<br />

Amazonas-Party – ein Spektakel, das<br />

dem Karneval ähnelt. Fast haushohe,<br />

phantastische Kostümkreationen<br />

para<strong>die</strong>ren durch <strong>die</strong> Straßen: Delphine<br />

in Schiffsgröße, Riesen-Wildschweine,<br />

Schlangen, Federvieh und Fabelwesen<br />

gibt es z<strong>um</strong> tänzerischen und<br />

musikalischen Spektakel zu bewundern.<br />

Dazu drehen und winden sich<br />

federn<strong>um</strong>wölkte Primaballerinas und<br />

spärlich bekleidete Flussnymphen im<br />

Schein der bunten Lichter. Auch <strong>die</strong><br />

Sänger, Musikanten und das Publik<strong>um</strong><br />

lassen ihre kräftigen, halbnackten Körper<br />

ekstatisch zu den Trommelwirbeln und<br />

Klängen der Sertaneja-Musik rhythmisch<br />

zucken. Natürlich fließt auch <strong>die</strong><br />

Caipirinha (Limetten-Cocktail mit<br />

Zuckerrohrschnaps) in Strömen, und<br />

Wolken von Marihuana liegen in der<br />

Luft. Bis zu 250 000 Besucher aus allen<br />

Teilen des Amazonasgebietes strömen<br />

auf Einbä<strong>um</strong>en, Yachten und<br />

Amazonasschiffen durch <strong>die</strong> zahlreichen<br />

Flussläufe nach Paritins.<br />

Der Höhepunkt findet im B<strong>um</strong>bodromo,<br />

dem eigens für <strong>die</strong> Show eingerichteten<br />

Amphitheater am Flussufer, statt. Rund<br />

35 000 Menschen reiben sich dann<br />

schwitzend bis z<strong>um</strong> orgiastischen<br />

Deliri<strong>um</strong> aneinander. Nach <strong>die</strong>sem<br />

Einblick in <strong>die</strong> brasilianische<br />

Kulturszene geht <strong>die</strong> Schiffsreise weiter<br />

über Santarém z<strong>um</strong> brasilianischen<br />

Badeferienort Alter do Chão am Rio<br />

Auszeit im Pool an Bord Tropenfrüchte gibt's im Überfluss


Amazonas-Karneval<br />

Tapajos, wo <strong>die</strong> Gäste in den Genuss<br />

eines wunderschönen Badeausflugs auf<br />

der Landzunge zwischen den beiden<br />

Flussarmen kommen. Wenn <strong>die</strong><br />

BREMEN bei Sonnenuntergang von <strong>hier</strong><br />

ablegt, bricht mit der Nacht auch der<br />

letzte Teil der Flussreise an. Der Rio<br />

Amazonas hat das Delta erreicht.<br />

Nun begibt sich das Schiff auf hohe See<br />

mit dem Ziel Französisch-Guayana, wo<br />

Europa in der grünen Hölle des<br />

Amazonas ausufert und <strong>die</strong> exotischsten<br />

Europäer leben.<br />

Kinder in Almerim Auf dem Fischmarkt in Manaus<br />

Der Regenwald im Amazonasbecken<br />

verbraucht für <strong>die</strong> Fotosynthese mehr<br />

Kohlendioxyd <strong>als</strong> irgendein anderes<br />

Gebiet auf der Welt. Durch <strong>die</strong> Bindung<br />

von Feuchtigkeit bilden tropische<br />

Regenwälder <strong>die</strong> größte<br />

Süßwasserreserve der Welt. Existieren<br />

sie nicht mehr, verstärken sich <strong>die</strong><br />

Verdunstungseffekte, und <strong>die</strong><br />

Niederschläge gelangen direkt ins offene Meer, was Trockenheit und Dürre zur<br />

Folge hat. Durch <strong>die</strong> Verringerung des<br />

Waldbestandes steigt der Gehalt an<br />

Kohlendioxyd in der Atmosphäre, was<br />

wieder<strong>um</strong> den Treibhauseffekt anheizt.<br />

Auch <strong>als</strong> Sauerstoffproduzent dürfen <strong>die</strong><br />

Regenwälder nicht unterschätzt werden.<br />

Nach dem Phytoplankton im Meer<br />

produzieren sie am meisten Sauerstoff.<br />

Andererseits binden sie durch <strong>die</strong><br />

Fotosynthese große Mengen an CO2.<br />

Durch <strong>die</strong> Verbrennung fossiler<br />

Brennstoffe und Brandrodung verschärft<br />

sich das Problem außerordentlich. Laut<br />

Wissenschaftlern sind bereits 20% des<br />

Amazonas-Regenwaldes durch Rodung<br />

verloren gegangen. Und ein Ende des<br />

Raubbaus ist nicht in Sicht. Dabei<br />

enthält ein Hektar Wald in der<br />

Amazonasregion 60 bis 200<br />

verschiedene Ba<strong>um</strong>arten. In unseren<br />

Breitengraden sind es nur etwa zehn im<br />

Schnitt. Die Gesamtzahl der<br />

Pflanzenarten wird auf über 30 000<br />

geschätzt, davon über 4000 Ba<strong>um</strong>- und<br />

Fahrt durch <strong>die</strong> Breveskanäle im Mündungsdelta<br />

Weit weg von einer oberflächlichen<br />

Urlaubsreise können <strong>die</strong> Passagiere an<br />

Bord der MS BREMEN von<br />

hochkarätigen Fachreferenten viel über<br />

Land und Leben der Region erfahren,<br />

durch <strong>die</strong> sie mit ihrem Schiff lautlos<br />

gleiten. Auf <strong>die</strong>ser Reise sind:<br />

Dr. John H. Harwood, neotropikaler<br />

Amazonas- und Biomassenexperte,<br />

jahrelang für das Nationale Amazonas-<br />

Forschungsinstitut (INPA) tätig<br />

Claudia Roedel, Expertin für Biologie<br />

und tropische Ökologie<br />

Prof. Dr. Lothar Staeck von der TU in<br />

Berlin, Experte für Biologie und<br />

Artenvielfalt<br />

Dr. Hartmut Roder, Historiker,<br />

Buchautor und Muse<strong>um</strong>swissenschaftler<br />

Dr. Thomas Henningsen, Experte für<br />

Meeresbiologie und Flussdelphine und<br />

Kampagnenleiter bei Greenpeace.


Vor der Abfahrt ist das Harfenkonzert noch<br />

ein Hafenkonzert<br />

Die Skyline von Southampton hat sich<br />

verändert. Das heißt, sie verändert sich<br />

alle zwölf Tage. Dann nämlich schiebt<br />

sich ein schwarzes Gebäude, mächtiger<br />

<strong>als</strong> jedes andere in der Stadt, von der<br />

Wasserseite an <strong>die</strong> Hafenanlagen und<br />

krönt <strong>die</strong> Dächer der alten Hafenstadt<br />

mit einem unübersehbaren, roten<br />

Schornstein. Dann weiß jeder: Die<br />

QUEEN MARY 2 liegt für einen Tag<br />

<strong>hier</strong>, gibt zweieinhalbtausend Passagiere<br />

aus der Neuen Welt an Land, <strong>um</strong> dann<br />

Briten, Franzosen, Deutsche und noch<br />

ein Dutzend Nationalitäten an Bord zu<br />

vereinen zu einer Gruppe, <strong>die</strong> auch heute<br />

noch den alten Tra<strong>um</strong> trä<strong>um</strong>t: Einmal <strong>die</strong><br />

Freiheitsstatue aus dem Morgennebel<br />

auftauchen zu sehen.<br />

Alte Southamptoner erinnern sich etwas<br />

wehmütig an den Klang, der das<br />

königliche Schiff begleitet: Das tiefe,<br />

sonore Typhon, das <strong>die</strong> Scheiben der<br />

Hafengebäude klirren lässt. Zuletzt hatte<br />

man es <strong>hier</strong> 1967 gehört, denn <strong>die</strong><br />

An der Küste Südenglands entlang, bis kein Land mehr zu sehen ist - Kurs: West<br />

QUEEN MARY 2 hat ihre Stimme, ihr<br />

Nebelhorn, von ihrer berühmten<br />

Vorgängerin geerbt. Über 35 Jahre war<br />

es st<strong>um</strong>m.<br />

2240 Passagiere beobachten das<br />

Ablegemanöver von Bord aus, aber viele<br />

davon sieht man nicht. Denn <strong>die</strong><br />

Mehrheit verweilt in ihren<br />

Balkonkabinen. Zu der lustigen Party mit<br />

Live-Musik auf dem Achterdeck, das <strong>die</strong><br />

QUEEN MARY 2 zu einem klassischen<br />

Liner macht, kommen nur <strong>die</strong><br />

Passagiere, <strong>die</strong> eine Kabine ohne Balkon<br />

bewohnen. Selbst für erfahrene<br />

Kreuzfahrer ist es gewöhnungsbedürftig,<br />

dass man von der einen Seite des<br />

Achterdecks <strong>die</strong> Personen an der<br />

gegenüber liegenden Reling nicht mehr<br />

erkennen kann. Die QUEEN MARY 2<br />

ist eben nicht nur das größte und längste,<br />

sondern auch das breiteste je gebaute<br />

Linienschiff. Majestätisch bewegt sie<br />

sich langsam vorwärts, erhaben den<br />

Gruß der Menschen am Ufer und der<br />

Am Schornstein: Das berühmte Nebelhorn der<br />

alten QUEEN MARY<br />

Boote entgegen nehmend. Ein bisschen<br />

würde der Eindruck vielleicht<br />

entzaubert, sähe man den Captain jetzt<br />

auf der Brücke, der <strong>die</strong><br />

Schiffsbewegungen mit einem Joystick<br />

koordiniert. Zu gerne stellte man sich<br />

den weißhaarigen Gentleman jetzt vor,<br />

wie er mit ruhiger Stimme „halbe Kraft<br />

voraus!“ anordnet, der Chief Mate den<br />

Befehl wiederholt, bevor der blank<br />

geputzte Maschinentelegraf ihn in <strong>die</strong><br />

Hölle hinunterrasselt. Aber so etwas gibt<br />

es <strong>hier</strong> nicht mehr.<br />

Die Passagiere stört das wenig, denn<br />

dafür gibt’s Champagner. Als einzige<br />

schwimmende Dependance der<br />

Nobelmarke Veuve Clicquot schenkt <strong>die</strong>


QUEEN MARY-Crew ihn auf dem<br />

Achterdeck aus. Doch Vorsicht, das<br />

Bordkonto wächst mit: 12 Dollar sind für<br />

ein 200ml-Fläschchen fällig. Für <strong>die</strong><br />

Passagiere einer großen deutschen<br />

Gruppe, <strong>die</strong> mehrheitlich das günstige<br />

Angebot zu rund 2000,-- Euro tief im<br />

Bauch des Schiffes wahrgenommen<br />

haben, muss das Bad in Champagner<br />

ausfallen. Aber <strong>die</strong> Beobachtung, wie<br />

unter den leicht zitternden Planken der<br />

Union Jack seinen letzten Gruß nach Old<br />

Britain zurück sendet, hat auch etwas<br />

Betörendes.<br />

Der Zauber verfliegt schnell, wenn sich<br />

der kleine Hunger einstellt. Nicht, dass<br />

der auf der QUEEN MARY 2 nicht zu<br />

stillen wäre, und das Angebot der<br />

Selbstbe<strong>die</strong>nungs-Restaurants, von<br />

Sir Samuel Cunard sagt "Willkommen"<br />

QUEEN MARY 2: Einziges Schiff mit<br />

Planetari<strong>um</strong> an Bord<br />

denen eines stets Bereitschaft für akut<br />

Hungergeplagte hat, ist ebenso<br />

überwältigend wie das über drei Decks<br />

reichende Britannia-Restaurant mit<br />

seinem riesigen Wandteppich und der<br />

Freitreppe z<strong>um</strong> Einschweben. Nur bleibt<br />

das Persönliche ein wenig auf der<br />

Strecke. Wo nicht nur hunderte von<br />

Stewards Dienst tun, sondern von<br />

immerhin Dutzenden schwarz befrackter<br />

Maîtres beaufsichtigt werden, braucht<br />

man nicht auf persönliche Kontakte zu<br />

hoffen. Die gibt es freilich auch – ein<br />

paar Decks höher. Dafür ist <strong>die</strong><br />

Grill-Class mit ihren extra Restaurants<br />

da. Und <strong>um</strong> jene Peinlichkeiten von<br />

vornherein zu vermeiden, <strong>die</strong> entstehen,<br />

wenn <strong>die</strong> Reichen mit den ganz Reichen<br />

verwechselt werden, gibt es dort einen<br />

Queen’s Grill und einen Princess Grill…<br />

Königlich geht es zu auf der QUEEN,<br />

und deshalb heißt auch <strong>die</strong> Buffetmeile<br />

„King’s Court“. Der ist eine<br />

architektonische Meisterleistung.<br />

Niemand, der an den vielen lauschigen<br />

Fensterecken, <strong>die</strong> auf das<br />

Promenadendeck hinausblicken,<br />

vorbeigeht, käme darauf, dass <strong>hier</strong> jeden<br />

Mittag anderthalb tausend Menschen an<br />

vier Stationen ihr Lunch zusammen-<br />

stellen. Da gibt es Gegrilltes,<br />

Chinesisches und Italienisches, dazu ein<br />

nicht enden wollendes Salat-, Dessertund<br />

Tortenbuffet. Und wer sich in <strong>die</strong><br />

Nische mit der Chef’s Galley drängelt,<br />

kann dem Küchenchef direkt in den Topf<br />

gucken. Der kocht dann nach<br />

Anweisung.<br />

Bevor der Abend hereinbricht und im<br />

King’s Court kleine Teelichte auf <strong>die</strong><br />

Tische gestellt werden, <strong>um</strong> das<br />

Zwischending aus Restaurant und<br />

Kantine endgültig in einen romantischen<br />

Gourmet-Tempel zu verwandeln, senkt<br />

sich <strong>die</strong> Sonne vor der Nase der QUEEN<br />

MARY 2 im Westen auf den Atlantik<br />

herab und berührt ihn irgendwo dort, wo<br />

New York liegen muss. Diese halbe<br />

Stunde gehört an Bord dem Vordeck, auf<br />

das der Rundgang über <strong>die</strong> breiten,<br />

holzbelegten Promenaden mündet. Hier<br />

stehen, gut verschraubt, <strong>die</strong><br />

Ersatzschraubenflügel. Ein Luxus, den<br />

Passagiere ka<strong>um</strong> zu schätzen wissen:<br />

Schiffsschrauben sind beinahe<br />

unbezahlbar teuer; ein Schaden an der<br />

Schraube ist zwar selten, aber wegen der<br />

Individualanfertigung bedeutet er<br />

mehrwöchigen Ausfall des Schiffes. Nur<br />

Old England liegt hinterm Horizont<br />

nehmen fast alle Schiffe, <strong>die</strong> mit Ersatz<br />

ausgestattet sind, ihre dritte und vierte<br />

Schraube an ihrem Lebensende<br />

unbenutzt mit z<strong>um</strong> Abwracker. Daran<br />

denkt natürlich niemand, der <strong>hier</strong><br />

flaniert. Paare verstecken sich spielerisch<br />

zwischen den übermannshohen<br />

Schraubenflügeln, bewundern <strong>die</strong> Dicke<br />

des Materi<strong>als</strong> und <strong>die</strong> Präzision, mit der<br />

es bearbeitet wurde. Wenn sich <strong>die</strong><br />

letzten, glutroten Sonnenstrahlen in der<br />

wabenförmig geschliffenen Oberfläche<br />

spiegeln, schauen alle nur noch st<strong>um</strong>m<br />

und staunend zu. Wie schön, auf einem<br />

„richtigen“ Schiff zu sein, auf dem<br />

maritime Details einen Wert haben, und<br />

nicht auf einem Spaßdampfer!<br />

Am zweiten Tag gerät <strong>die</strong> QUEEN MARY 2 mittenmang: Hurrikan-Ausläufer!


Den Wert desselben wissen schließlich<br />

alle Passagiere zu schätzen – spätestens<br />

am nächsten Morgen! Ein<br />

Hurrikan-Ausläufer streift den Kurs der<br />

QUEEN MARY 2. Ein Kreuzfahrtschiff<br />

würde ausweichen, notfalls einen Hafen<br />

streichen. Ein Linienschiff fährt durch,<br />

denn dafür ich es gebaut. Mit einem<br />

langen Burg, genau berechnet für <strong>die</strong><br />

Wellen des Atlantiks, mit Bullaugen, <strong>die</strong><br />

mit vierfachem Panzerglas das<br />

Salzwasser draußen halten, und einer<br />

Maschine, <strong>die</strong> auch bei schwerer See das<br />

Schiff sicher vorantreibt.<br />

Aber soll das wirklich ein Sturm sein?<br />

Das sind doch Wellen, über <strong>die</strong> jedes<br />

Schlauchboot lacht, <strong>die</strong> man da von<br />

Deck neun aus sieht?! Eine Reise mit<br />

dem Aufzug auf Deck zwei ergibt ein<br />

anderes Bild. Ein aufgewühlter<br />

Nordatlantik gischtet <strong>um</strong> den schwarzen<br />

R<strong>um</strong>pf der QUEEN.<br />

Durch <strong>die</strong> riesigen Bullaugen sieht man<br />

keine Wasseroberfläche, sondern<br />

ungestüme Wassermassen, zwischen<br />

denen sich gähnende Löcher auftun, und<br />

wenn <strong>die</strong> mächtige Bugwelle den von<br />

hinten heranrollenden Brechern<br />

entgegenläuft, türmen sie sich zu einer<br />

Wand aus Wasser auf, meterhoch, grau<br />

und abweisend, mit einem zackigen,<br />

weißen Scha<strong>um</strong>kamm obenauf, <strong>als</strong> habe<br />

eine Titanenfaust das Wasser<br />

auseinandergerissen. Bricht das Gebilde<br />

in sich zusammen, kracht jedesmal<br />

dröhnend eine Dusche gegen das<br />

Panzerglas, so dass <strong>die</strong> Zuschauer <strong>die</strong>ses<br />

unwirklichen Szenarios<br />

zurückschrecken. Keine Frage, <strong>die</strong><br />

Meldung von der Brücke stimmt, zwölf<br />

bis fünfzehn Meter hoch sind <strong>die</strong><br />

Wellen. Das sanfte Schaukeln, das das<br />

Riesenschiff an seinem Dreh- und<br />

Angelpunkt vermittelt, ist in der<br />

Bibliothek vorn oben <strong>als</strong> auf- und<br />

niedersausender Fahrstuhl zu spüren. Bei<br />

der Aufwärtsbewegung scheint man<br />

dreißig Kilo zuzunehmen, und abwärts<br />

kitzelt der Magen sanft das Zwerchfell.<br />

Manch einer fragt sich, war<strong>um</strong> er das<br />

Frühstück nicht gleich in Papiertüten<br />

gestopft hat… Aber <strong>die</strong> meisten<br />

Passagiere sind doch erstaunlich seefest.<br />

Eintrag ins Gruppen-Logbuch: Keine<br />

Ausfälle. Nur Staunen. Das ist der<br />

richtige Moment, <strong>um</strong> z<strong>um</strong> Interview mit<br />

Senior-Commodore Ronald Warwick ins<br />

Theater zu gehen. Dort sitzt der alte<br />

Seebär, dessen Vater schon Kapitän der<br />

QUEEN ELIZABETH 2 war, und der<br />

<strong>die</strong> 160jährige Firmengeschichte<br />

verkörpert wie sonst nur Firmengründer<br />

Sir Samuel Cunard. Der Captain, der vor<br />

fünf Jahren selbst noch nicht glauben<br />

wollte, dass es noch jem<strong>als</strong> einen neu<br />

gebauten Ocean-Liner geben könnte,<br />

Die Ersatz-Schraubenflügel sind beliebte Fotomotive<br />

Pianoklänge am Abend<br />

plaudert locker mit dem<br />

Kreuzfahrt-Direktor und dem Publik<strong>um</strong>.<br />

Zwischenfragen sind herzlich<br />

willkommen. Ob der Kapitän seine hoch<br />

gelobten Verbindungen zur<br />

französischen Bauwerft in St. Nazaire<br />

gehalten habe, wird er gefragt. Nein, das<br />

sei ihm durch seinen Job leider nur in<br />

wenigen Einzelfällen gelungen. Ob es<br />

stimmt, fragt ein anderer, dass der


Spaziergang auf dem Promenadendeck - klassisches "Transatlantik-Vergnügen"<br />

Commodore das Wrack der TITANIC<br />

besucht habe. Ja, das sei richtig, erzählt<br />

der Brite und kommt dabei langsam in<br />

Fahrt. Er habe eine Tauchfahrt z<strong>um</strong><br />

Wrack mitgemacht. Welches, lautet <strong>die</strong><br />

schwierigste Frage, denn für ihn das<br />

schönste Schiff sei? „Was soll ich da<br />

sagen“, lächelt der alte Gentleman,<br />

„würden <strong>Sie</strong> mit einer Frau ausgehen<br />

und unterwegs sagen, dass Ihnen eine<br />

andere besser gefällt…?“<br />

Die Aufmerksamkeit des nächsten Tages<br />

gehört den „Ill<strong>um</strong>inations“, jenem Saal<br />

an Bord, dessen Sitzreihen einem<br />

Amphitheater gleich ansteigen, und<br />

dessen riesige, absenkbare Kuppel man<br />

im diffusen Halbdunkel erst auf den<br />

zweiten Blick wahrnimmt: Der Welt<br />

einziges schwimmendes Planetari<strong>um</strong>.<br />

Für <strong>die</strong> 370 Deutschen an Bord werden<br />

heute drei deutschsprachige Shows<br />

eingespielt. Allerdings geht es dabei<br />

weniger <strong>um</strong> Sternkunde, und nicht <strong>um</strong><br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, den Sternenhimmel in<br />

<strong>die</strong> 180°-Kuppel zu projizieren.<br />

Vielmehr läuft ein Film, der auf<br />

Grundschulniveau über <strong>die</strong> Astronomie<br />

und den Stand der Weltra<strong>um</strong>forschung<br />

informiert, und der mit seinem Gewirr an<br />

schnell wechselnden Bildern, Linien und<br />

Leitsprüchen den Chancen, <strong>die</strong> ein<br />

180°-Kino bietet, nicht gerecht wird.<br />

Also: Gleich sitzen bleiben zur<br />

Koch-Show. Die Kuppel hebt sich, damit<br />

zwei weiß gewandete Köche, nach alter<br />

Väter Sitte mit hohen, steifen Mützen<br />

das Podi<strong>um</strong> besteigen und auf einer flugs<br />

improvisierten Kochstelle <strong>die</strong><br />

Zubereitung ihrer Lieblingsspeisen<br />

demonstrieren können. Freilich sieht<br />

man davon in dem Riesentheater nicht<br />

viel – nur auf der Großleinwand darüber<br />

erkennt man alle Details. So hat man<br />

denn eine TV-Kochshow gesehen, deren<br />

Protagonisten wie Heinzelmännchen<br />

unter der Leinwand her<strong>um</strong>hüpfen.<br />

Wohin heute abend? Natürlich läuft im<br />

Theater stets eine großartige<br />

Broadway-Show wie auf den<br />

Ferien-Cruisern auch. Ihr Fehlen würde<br />

das amerikanische Publik<strong>um</strong> nicht<br />

entschuldigen. Aber <strong>die</strong> QUEEN MARY<br />

2 ist das Schiff der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten, denn statt weniger<br />

protzig-pompöser Rä<strong>um</strong>e verteilt sich ihr<br />

reichliches Platzangebot auf eine<br />

Vielzahl von Lounges, Cafés und Pubs,<br />

stets großzügig in ihren Abmessungen,<br />

niem<strong>als</strong> aber angeberisch. Sondern<br />

britisch. Das Interieur des „Chart Room“<br />

mit feinem Holz, Weltkarte, Klavier,<br />

Sofas,<br />

Pompös: der Gang z<strong>um</strong> Restaurant, wenn auch <strong>die</strong> Wandverkleidungen Imitate sind - Brandschutzvorschriften machen's nötig


Fensterplätzen und Barhockern könnte in<br />

den 30er ebenso wie in den 60er Jahren<br />

kreiert worden sein: Zeitlos elegant.<br />

Vielleicht steht es einst im Muse<strong>um</strong> Of<br />

Modern Art, wer weiß? In der<br />

gemütlichen Weinbar „Sir Samuel’s“<br />

blickt der Firmengründer, dessen erstes<br />

Schiff BRITANNIA sich in den 1840er<br />

Jahren mühsam durch <strong>die</strong> atlantischen<br />

Stürme kämpfte, aus einem Glasrelief<br />

auf seine heutigen Gäste. Streng? Oder<br />

gütig? Mitleidig? Oder neidvoll? Sir<br />

Samuel schweigt, und auch sein Gesicht<br />

zeigt keine Regung. Im Pub ein Deck<br />

tiefer geht es derweil lustig zu: Es<br />

könnte <strong>die</strong> dritte Klasse der<br />

MAURETANIA sein, <strong>die</strong> <strong>hier</strong> zu<br />

Liedern aus der guten, alten Zeit, zu<br />

Country-Musik und Ragtime singt und<br />

tanzt, bevor das Ganze gegen 23.00 Uhr<br />

in eine Karaoke-Show mündet, <strong>die</strong> es<br />

eigentlich vorher schon war.<br />

Zeitlose Eleganz im Chart Room, den es schon auf der alten QUEEN MARY gab<br />

Ganz vorn ganz oben liegt der noble Commodore Club. Bei Seegang mit Fahrstuhl-Feeling...<br />

Der letzte Seetag. Unglaublich, wo sind<br />

<strong>die</strong> anderen vier geblieben? Und endlich<br />

lacht <strong>die</strong> Sonne vom wolkenlosen<br />

Himmel, gibt einen Vorgeschmack auf<br />

<strong>die</strong> angekündigten 30° in New York.<br />

Ruhig zieht <strong>die</strong> QUEEN ihre Bahn, <strong>als</strong><br />

sei es ihr egal, ob ihr schlanker Steven<br />

königsblaues oder navy-graues<br />

Atlantikwasser teilt. Rasch füllen sich<br />

<strong>die</strong> Achterdecks. Der Blick vom obersten<br />

Sonnendeck, auf der sich das<br />

Volleyballfeld ausnimmt wie ein<br />

Schachspiel in einer Turnhalle, ist<br />

überwältigend: Die Stufen des<br />

Achterdecks s<strong>um</strong>mieren sich zu einer<br />

Fläche von der Größe eines<br />

Fußballplatzes. Jetzt endlich werden<br />

auch <strong>die</strong> Swimming-Pools und Jacuzzis<br />

benutzt. Von den fünf Pools der QUEEN<br />

MARY 2 ist einer nur knöcheltief, ein<br />

zweiter nur gegen eine<br />

Gebühr von 29 Dollar in Verbindung mit<br />

dem Spa zu nutzen. Von den tatsächlich<br />

zur Verfügung stehenden drei<br />

Swimming-Pools liegen zwei auf den<br />

offenen Achterdecks, und nur einer ist<br />

überdacht und auch bei schlechtem<br />

Wetter zu nutzen. Keine überzeugende<br />

Bilanz für 2600 Passagiere auf der<br />

unwirtlichen Nordatlantik-Route.<br />

Wer nicht schwimmt, sonnt und relaxt,<br />

schaut dem Kapitän über <strong>die</strong> Schulter.<br />

Das Problem der nicht enden wollenden<br />

Anfragen für Brückenbesuche hat man<br />

auf der QUEEN MARY 2 geschickt<br />

gelöst: Aus einem Ra<strong>um</strong> hinter der<br />

Kommando-Zentrale des Schiffes kann<br />

das Geschehen durch große<br />

Glasscheiben genau beobachtet werden.<br />

Die Aussicht ist freilich im<br />

Commodore’s Club mit Fenstern in<br />

Fahrtrichtung besser. Am Nachmittag


führt der Weg z<strong>um</strong> letzten Mal in den<br />

Queen’s Room, <strong>die</strong> vielleicht stilvollste<br />

Lounge an Bord, <strong>die</strong> das größte auf See<br />

zu findende Tanzparkett der Welt<br />

beherbergt. Jetzt sitzt dort <strong>die</strong> bordeigene<br />

Harfenistin, <strong>um</strong> <strong>die</strong> „High-Tea“-Stunde<br />

musikalisch zu begleiten. Fein livrierte<br />

Stewards mit weißen Handschuhen<br />

servieren Brötchen, Sandwichs und<br />

Kuchen.<br />

Very British. Seinen wahren Zauber<br />

entfaltet am Abend das<br />

Britannia-Restaurant: Eine Armada von<br />

fünfzig, sechzig Stewards, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

brennenden Eisbombe „Baked Alaska“<br />

über <strong>die</strong> große Treppe ins Restaurant<br />

tragen, ist doch etwas anderes <strong>als</strong> auf<br />

kleinen Schiffen ein Dutzend Stewards<br />

bei 2,15 Meter Deckenhöhe…<br />

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.<br />

Schließlich will jeder <strong>die</strong> Zitterpartie<br />

miterleben: Hat <strong>die</strong> Nautik-Crew auf der<br />

Brücke Recht? Sind da wirklich noch<br />

drei Meter zwischen der schwarzen<br />

Schornsteinspitze und der<br />

Verrazano-Narrows-Bridge? Ja, es passt,<br />

<strong>um</strong> kurz nach fünf gleitet der Riese sanft<br />

auf <strong>die</strong> Freiheitsstatue zu, eskortiert von<br />

einem Hubschrauber.<br />

Safety first. Wenn <strong>die</strong> Riesenh<strong>um</strong>mel am<br />

Nachthimmel vor der grünen Dame mit<br />

der Fackel hindurchschnurrt, klicken <strong>die</strong><br />

Kameras und produzieren tausende von<br />

unbrauchbaren Bildern. Jede<br />

handelsübliche Kamera belichtet <strong>hier</strong> mit<br />

vier Sekunden. Vom fahrenden Schiff ist<br />

ein unverwackeltes Bild wie ein Sechser<br />

im Lotto. Als <strong>die</strong> Skyline von Manhattan<br />

langsam größer wird und hinter ihr der<br />

erste Streifen morgendlicher Röte den<br />

Himmel einfärbt, <strong>als</strong> schäme sich <strong>die</strong><br />

Stadt, der QUEEN ihre Wunde im<br />

Südwesten zu zeigen, sind <strong>die</strong> meisten<br />

Kameras verst<strong>um</strong>mt. Dieses Schauspiel<br />

muss man mit den Augen wahrnehmen –<br />

und mit dem Herzen. Zwei Giganten<br />

haben sich gesucht und gefunden:<br />

Manhattan und <strong>die</strong> QUEEN MARY 2.<br />

Gegen halb sieben schwenkt der riesige,<br />

schwarze Schiffskörper vorsichtig in <strong>die</strong><br />

„Parklücke“ an Pier 92. Festgemacht.<br />

Die QUEEN hat ihre Aufgabe erfüllt.<br />

Die QM2 macht an Pier 92 fest Majestätisch: <strong>die</strong> Silhouette der QM2 in der Dunkelheit des frühen Morgens Pflege am riesigen R<strong>um</strong>pf


Meer ist soviel mehr <strong>als</strong> der Wille,<br />

Wellen wagen zu wollen. Das Meer ist<br />

<strong>die</strong> Straße der Einsicht und der<br />

Einsichtigen, der Verkehrsweg der<br />

Weitsichtigen, weil <strong>die</strong> Kurzsichtigen in<br />

langen Schlangen auf überfüllten<br />

Autobahnen ihre Zeit, ihren Sprit und<br />

ihre Geduld vergeuden. Das Meer hat<br />

Platz, <strong>die</strong> Straßen haben keinen. Ich habe<br />

gleiche Ziele auf Autobahnen und über<br />

See sehr unterschiedlich angesteuert.<br />

Das Ergebnis: <strong>als</strong> Seereisender habe ich<br />

viel mehr gesehen, viel mehr von<br />

Landschaft, von Menschen, von<br />

Sehenswürdigkeiten in mich aufnehmen<br />

können <strong>als</strong> jem<strong>als</strong> am Steuer. Als<br />

Autofahrer war ich häufig<br />

abgelenkt, habe Parkplätze, Hotels und<br />

Straßen gesucht. Als Kreuzfahrer habe<br />

ich auf das Leben geachtet und nicht auf<br />

Verkehrsschilder und Navi-Kommandos.<br />

Wer mit dem Schiff reist, hat sein Hotel<br />

immer dabei. Ausgeruht und neugierig<br />

läuft er meist morgens in den Hafen ein.<br />

Als Autofahrer erreicht man sein Ziel<br />

meist erst am Abend. Müde,<br />

abgeschlafft, genervt. Der Kreuzfahrer?<br />

Am Abend, wenn er von Land<br />

zurückkommt an Bord, dann warten <strong>die</strong><br />

Dusche, das Essen, das frischgemachte<br />

Bett. Mit dem Auto sucht man dann oft<br />

noch ungewisse Unterkünfte,<br />

Restaurants und Zufahrtsstraßen.<br />

Jugend musiziert - in Sevilla<br />

Den Vergleich der Reise-Arten hat nach<br />

meiner mehrfach gemachten Erfahrung<br />

<strong>die</strong> Kreuzfahrt mit hoher Überlegenheit<br />

gewonnen.<br />

Besonders aufgefallen ist mir <strong>die</strong>s bei<br />

Reisen nach Süditalien und in den Süden<br />

Spaniens, auch nach Portugal oder<br />

Kroatien. Beispiel Sevilla: <strong>die</strong> ganze<br />

Stadt war auf den Beinen. Osterfeiern,<br />

Prozessionen, Musik auf allen Plätzen.<br />

Glockengeläut und festliche Stimmung<br />

über der ganzen Stadt. Die malerische<br />

Innenstadt war abgesperrt. Autofahrer<br />

mussten weitab parken. Unser Schiff, <strong>die</strong><br />

VISTAMAR, lief mitten hinein ins<br />

andalusische Getümmel. Mitten hinein<br />

ins volle Menschenleben. Der<br />

Guadalquivir fließt mitten durch <strong>die</strong><br />

Altstadt. Das Schiff macht direkt im<br />

Zentr<strong>um</strong> fest. Von der Gangway in <strong>die</strong><br />

Rambla, von Deck 3 mit 300 Schritten in<br />

<strong>die</strong> mächtige Kathedrale. Mitten drinner<br />

geht nicht. In Barcelona ist das übrigens<br />

ganz ähnlich. Nur Madrid geht schlecht<br />

mit dem Schiff…<br />

Per aspera ad astra<br />

Mit meinem Freund Tino bin ich mal in<br />

drei Tagen von Altona nach Algeciras<br />

genagelt. Und <strong>als</strong> wir dann sogar bis<br />

nach Sevilla kamen, Mann, was war das<br />

im Vergleich zur jetzigen Schiffsreise<br />

für eine Nervenschlacht! Wieviel habe<br />

ich dam<strong>als</strong> verpasst an Eindrücken und<br />

Sehenswertem, allein durch elendes<br />

Parkplatz-Suchen, Tanken, Wanken,<br />

Schwanken nach all den Kilometern<br />

spanischer Autobahn. Dann am Abend<br />

oft noch <strong>die</strong> Angst, das Auto würde


abgeschleppt oder aufgebrochen. Das<br />

Hotelzimmer - mehr unheimlich <strong>als</strong><br />

heimelig. Und dann der Hunger! Ein<br />

Kreuzfahrer kennt keinen Hunger. Ein<br />

Autofahrer hat fast immer Hunger.<br />

Während der Kreuzfahrer Austern<br />

schlürft, frisst der Autofahrer Kilometer.<br />

Der Kreuzfahrer isst übrigens mehr<br />

Gänge <strong>als</strong> das beste Auto hat. Das ist<br />

vielleicht nicht immer von Vorteil. Aber<br />

es macht nicht nur satt, sondern auch<br />

gelassener <strong>als</strong> es der nervöse Autofahrer<br />

während seiner ganzen Reise werden<br />

kann. Und noch etwas Wichtiges: der<br />

<strong>Schiffsreisen</strong>de hat viel<br />

mehr Spaß und Muße für <strong>die</strong> Liebe <strong>als</strong><br />

Mister Stress mit seinen 120<br />

Pferdestärken, <strong>die</strong> ihm, von langer<br />

Strecke abgeschlafft, oft in der fremden<br />

Nacht so gar nichts nützen.<br />

Ich frage <strong>Sie</strong>: Was glauben <strong>Sie</strong>, wer<br />

mehr von Landschaft, Land und Leuten<br />

sieht – z<strong>um</strong> Beispiel auf der Fahrt von<br />

Sevilla an <strong>die</strong> Küste von Cadiz? Der<br />

Mann, <strong>die</strong> Frau am Steuer auf der<br />

Autobahn? Oder <strong>die</strong> Reisenden an der<br />

Reling der VISTAMAR, während ihr<br />

Schiff den malerischen Guadalquivir<br />

hinuntergleitet? Vorbei an der berühmten<br />

andalusischen Aalfangflotte, mitten<br />

hindurch meandernd durch Weinberge<br />

und Olivenhaine, <strong>die</strong> enge Schleuse<br />

Coria del Rio mit gekonntem Manöver<br />

meisternd, durch das vogel- und<br />

artenreiche Delta bei Sanlucar de<br />

Barrameda hinein in den Atlantik, dort<br />

wo er sich Golfo de Cadiz nennt, rund<br />

200 Seemeilen nordwestlich von<br />

Gibraltar?<br />

Na? Wer hat in <strong>die</strong>sen drei, vier Stunden<br />

mehr gesehen? Der Steuermann oder der<br />

steuernde Mann? OK, der Autofahrer hat<br />

vielleicht mehr Zapfsäulenheilige<br />

gesehen, mehr Tankstellenmarken, auch<br />

mehr Ampeln und grüne oder blaue<br />

Richtungsschilder und<br />

Kilometerangaben, all das ist ja immer<br />

wieder hochinteressant. Und vor allem<br />

so abwechslungsreich…<br />

Oder nehmen wir Süditalien z<strong>um</strong><br />

Vergleich. Abwechselnd mit Geduld und<br />

Zorn habe ich mal meinen Audi A 4 mit<br />

103 PS über den Brenner und dann<br />

immer weiter Richtung Süden getreten<br />

<strong>als</strong> wären wir auf der Flucht vor der<br />

Vernunft. Das arme Auto konnte ja gar<br />

nichts zu dem irren Fahr-Plan des irren<br />

Fahrers, es schlug sich wacker, aber der<br />

kilometergeile Formel-Scheiß-Fahrer<br />

schwankte zwischen gefährlicher<br />

Steuermüdigkeit und geilem<br />

An-<strong>die</strong>-eigene-Grenze-Gehen.<br />

Schließlich hatte er es geschafft, Verona<br />

– Neapel in was weiß ich wie wenig<br />

Stunden, tolle Leistung, ein Hauch von<br />

Le Mans und Monza, von Nürburgring<br />

und Maranello, aber mit Urlaub hatte das<br />

Ganze so wenig zu tun, wie<br />

Erholungsheim mit Hockenheim.<br />

Kakteengesä<strong>um</strong>te Amalfi-Küste Naxos und der Aetna - vor <strong>die</strong>ser Kulisse liegt <strong>die</strong> VISTAMAR auf Reede<br />

Stachelige Reiseerfahrungen


Na klar ist <strong>die</strong> Amalfi-Küste ein Tra<strong>um</strong>,<br />

aber nicht auf der ach so malerischen<br />

Stop-and-go-Küstenstraße, sondern von<br />

See her mit Blick auf <strong>die</strong> grandiose<br />

Szenerie mit ihren Palästen und Villen<br />

und Gärten. Die einen nageln mit dem<br />

Golf nach Neapel, <strong>die</strong> anderen gleiten an<br />

Deck in den Golf von Neapel. Die einen<br />

tanken Caprisonne aus der<br />

Einwegflasche auf dem Rastplatz, <strong>die</strong><br />

anderen genießen <strong>die</strong> Caprisonne beim<br />

Auslaufen in <strong>die</strong> orangeglühende Weite,<br />

„wenn bei Capri <strong>die</strong> rote Sonne im Meer<br />

versinkt“. La differenca …<br />

Oh, werden manche sagen, Kreuzfahren<br />

ist aber teuer, das kann oder will ich mir<br />

nicht leisten. F<strong>als</strong>ch gerechnet. Wer<br />

Sprit, Verpflegung, Hotels und allerlei<br />

Risiken mit einbezieht in seine Kalkula-<br />

tion, der kommt z<strong>um</strong> Schluss, dass das<br />

Salzwasser <strong>als</strong> Transportweg sogar<br />

preisgünstiger ist <strong>als</strong> Asphalt- und<br />

Betonpisten. Von den gesundheitlichen<br />

Vorteilen ganz zu schweigen. Im übrigen<br />

gibt es ja unterschiedliche Luxusklassen.<br />

Wenn <strong>die</strong> EUROPA <strong>die</strong> Ess-Klasse ist,<br />

<strong>die</strong> DEUTSCHLAND vielleicht der<br />

Fünfer-BMW, dann ist <strong>die</strong> VISTAMAR<br />

der Golf, <strong>als</strong> Innenkabine vielleicht auch<br />

nur der CORSA, aber lässt es sich nicht<br />

auch mit weniger PS und Luxus<br />

wunderbar seereisen?<br />

Es ist <strong>die</strong> Art des Reisens, <strong>die</strong> beglückt,<br />

nicht der sechste oder siebte Gang auf<br />

der Dinnerkarte. Und das Personal kann<br />

gar nicht freundlicher und<br />

liebenswürdiger sein <strong>als</strong> Orlando auf der<br />

VISTAMAR, Olena auf der ALBA-<br />

Helm auf z<strong>um</strong> Gebet!<br />

TROS oder Inna auf der DELPHIN.<br />

Auch ein Milliardär hat nur seine 70, 80<br />

Jahre auf unserer Erde, selbst der böseste<br />

Boni-Banker kann nur gut essen und<br />

trinken und lieben (manchmal auch<br />

nicht), <strong>als</strong>o gönnen wir ihm seine Yacht<br />

oder Suite oder junge Erbjägerin und<br />

stützen uns mit den Ellbogen auf <strong>die</strong><br />

Reling und schauen mitleidig hinüber<br />

z<strong>um</strong> kilometerlangen Stau zwischen<br />

Positano und Amalfi. Wasser ist ein<br />

Element, Teer ist es nicht.<br />

Aber eigentlich braucht <strong>die</strong> Schiffsreise<br />

gar keine Fürsprecher. <strong>Sie</strong> spricht für<br />

sich. Einmal Schiff, immer Schiff.<br />

Lassen <strong>Sie</strong> mich lieber über<br />

Glücksgänge sprechen. Landgänge<br />

können ja Glücksgänge sein. Solch ein<br />

Glücksgang hat mich über <strong>die</strong> Vulkan-<br />

Kante von Santorin geführt. Wir hatten<br />

mit der VISTAMAR an der Mooring von<br />

Athinios festgemacht, quer zur Küste<br />

(siehe Foto hinunter vom Gipfel). Etliche<br />

Leute quälten sich auf dem Esel,<br />

originell aber unbequem (vor allem für<br />

<strong>die</strong> Esel), <strong>die</strong> gewundene Treppe hinauf<br />

z<strong>um</strong> halbrunden Kamm des erloschenen<br />

Vulkans. Daher wohl stammt der<br />

Ausdruck vom „Ritt auf dem Vulkan“.<br />

Die Esel ver<strong>die</strong>nen sich mit <strong>die</strong>ser<br />

Tor-Tour ihren Hafer, <strong>die</strong> Touristen<br />

massieren so ihre Hämorrhoiden,<br />

jedenfalls irgendwann kommen alle<br />

irgendwie oben an, auch ich mit der<br />

Seilbahn, faul aber zeitsparend, und<br />

dann, da oben, haut es einen <strong>um</strong>. Was für<br />

ein Ausblick!<br />

Besuch auf dem Straßenmarkt in Palermo Die VISTAMAR vor Santorin


Die schneeweißen Häuser an den<br />

rotbraunen, halbrunden Steilhang aus<br />

gehärteter Asche geklebt. Dazwischen<br />

gestreut griechisch-orthodoxe Kirchen<br />

mit blauen Kuppeln. Hosen- und<br />

schwindelfreie Mädchen lassen ihre<br />

nackten Beine über ein schmales<br />

Mäuerchen 300 Meter über dem<br />

Abgrund ba<strong>um</strong>eln, nur vom Hinsehen<br />

wird einem ganz schw<strong>um</strong>merig; auf<br />

kleinen Terrassen sitzt man wie in einem<br />

offenen Segelflugzeug und schaut in <strong>die</strong><br />

braune, zerklüftete Tiefe und in <strong>die</strong><br />

blauweiße Ferne, erkennt am Horizont<br />

andere Kykladen-Inselchen, ganz da<br />

unten liegt unser Schiff, Sirtakiklänge<br />

hinter dem Klöppelvorhang, nebliger<br />

Ouzo im Glas, ansonsten klare Sicht<br />

nach überall, auch auf kleine violette<br />

Bl<strong>um</strong>enmeere aus Bougainville, und<br />

dann – ein eigenartiges Motiv:<br />

Irgendjemand hat ein Ruderboot, ein<br />

Homeric Poems: Griechische Wirklichkeit, <strong>die</strong> wie eine Fotomontage aussieht<br />

uraltes, zerfallendes Holzboot, auf eine<br />

weiße Mauer gehievt. Ich fotografiere<br />

das merkwürdige Motiv, und ahne nicht,<br />

dass es z<strong>um</strong> Streitfall wird. Das fertige<br />

Foto wirkt nämlich wie eine Installation.<br />

Wirkt unwirklich faszinierend. Wie eine<br />

Foto-Montage. Und ist doch absolut real.<br />

Sogar ein Hamburger<br />

Muse<strong>um</strong>s-Professor meinte: „Das haben<br />

<strong>Sie</strong> aber gut gemacht. Das sieht ja<br />

täuschend echt aus!“ Der einzige, der<br />

sich dabei täuschte, war er selbst, der<br />

weitgereiste Kulturbagger, der namhafte<br />

Archäologe. Mein Boot ist echt und<br />

ungeschönt und nicht manipuliert. Sehen<br />

<strong>Sie</strong> sich das Foto an!<br />

Ach, ich will noch über eine weitere<br />

Station der VISTAMAR berichten:<br />

Mykonos. Insel der Glückseligen, der<br />

Ästheten, der Genießer, der nicht immer<br />

gleich Geschlechtlichen. Das Gewirr der<br />

Gassen und Gässchen zwischen weißen<br />

kubistischen Häusern hat trotz seines<br />

Magnetismus auf Touristen viel von<br />

seinem Zauber bewahren können.<br />

Gewiss, es gibt Postkarten- und andere<br />

Ständer, es gibt Kitschklitschen und<br />

Rehagel-Shirts, aber <strong>die</strong> Windmühlen<br />

sind noch intakt, teilweise jedenfalls, der<br />

griechische Wein bleibt „wie das Blut<br />

der Erde“ (Udo Jürgens), und „schenk<br />

noch mal ein!“ meinte auch Thomas<br />

Fritsch, den wir zufällig an einem<br />

Holztisch gegenüber den Fischerbooten<br />

trafen.<br />

Allerdings trank der vor Jahren in<br />

Deutschland sehr prominente<br />

Schauspieler Bier aus deutschem Malz<br />

und Hopfen. Er war mal so bekannt wie<br />

heute vielleicht Till Schweiger. Da war<br />

er noch glattrasierter Darling in so vielen<br />

Enge Gassen von Mykonos<br />

Filmen. Ein hübscher Junge! Heute ist er<br />

graubärtig und vergnügt. Und trotz<br />

seiner mehr <strong>als</strong> 60 Jahre gut<br />

wiederzuerkennen. Zu uns war er<br />

ausgesprochen freundlich, danke<br />

Thomas, ließ sich fotografieren


Schauspieler Thomas Fritsch ließ sich am<br />

Hafen bereitwillig fotografieren<br />

und plauderte mit uns über sein<br />

Inselleben. Er hat nichts mit Frauen, aber<br />

er kann gut mit ihnen. <strong>Sie</strong> haben ihn<br />

immer vergöttert. Man bewundert ja<br />

auch ein goldenes Geschmeide im<br />

Schaufenster eines Juweliers, das man<br />

selbst nie tragen wird.<br />

Thomas Fritsch, der so eine<br />

wunderschöne Stimme hat, der würde<br />

wohl auch gerne mal kreuzfahrend<br />

Lesungen halten, aber es hat ihn noch<br />

keine Reederei eingeladen, an Bord zu<br />

kommen. Er wäre jedenfalls eine<br />

Attraktion. Als wir dann später<br />

zurücktuckerten zu unserem Schiff (vor<br />

Mykonos liegt man auf Reede!), da sang<br />

und s<strong>um</strong>mte so mancher Katja Ebsteins<br />

Lied in <strong>die</strong> untergehende Sonne: „Das<br />

war der Stern von Mykonos“ – <strong>die</strong>se<br />

tragische Ballade vom verschollenen<br />

Fischer, der nach dem Sturm nicht<br />

wiederkam.<br />

Siggi, der Sympathie-Träger an Bord,<br />

der virtuose Alleinunterhalter im<br />

Nightclub der VISTAMAR, nahm sie<br />

dann auf in der Nacht, <strong>die</strong>se Melo<strong>die</strong>,<br />

und er sang den Text weißhaarig und rau<br />

wie ein alter Seemannsvater, dessen<br />

Sohn nicht wiederkam, und da klang<br />

er dann noch viel anrührender, noch<br />

mehr zu Herzen gehend. Dann spielte er<br />

„<strong>die</strong> Beine von Dolores“ und meinte<br />

damit augenzwinkernd <strong>die</strong> von Ina, der<br />

fotogenen Fotografin auf der Tanzfläche,<br />

deren attraktive Deckstuhlbeine <strong>die</strong><br />

Calamares alla Greco dekorativ auf Santorini<br />

Titelseite (zu deutsch: das Cover) meines<br />

neuen Buches zieren. Es heißt<br />

„Geständnisse an der Reling“, erscheint<br />

im September und enthält auch einige<br />

Geständnisse, <strong>die</strong> mir der Wind auf der<br />

VISTAMAR ins Ohr geflüstert hat.<br />

Zauberhaftes Santorini Kinder am Hafen von Mykonos<br />

Kali Mera, Griechenland!


Die Sonne geht auf. Ihr Licht spiegelt<br />

sich auf dem glatten Wasser wider, und<br />

<strong>die</strong> stürmische Nacht auf dem Atlantik,<br />

<strong>die</strong> mich ka<strong>um</strong> hat schlafen lassen, ist<br />

vergessen. Ich stehe an der Reling und<br />

habe nach sc<strong>hier</strong> endlosen Tagen z<strong>um</strong><br />

ersten Mal wieder Land in Sicht. Mir<br />

bietet sich ein fantastisches Panorama:<br />

Mon<strong>um</strong>ent vor dem Auditori<strong>um</strong><br />

Ein strahlend blauer Himmel über den<br />

bizarren Bergketten Teneriffas. Mir<br />

direkt zu Füßen liegt <strong>die</strong> Hauptstadt<br />

Santa Cruz de Tenerife. Einen ganzen<br />

Tag habe ich heute Zeit, <strong>die</strong>se rund 230<br />

000 Einwohner zählende Hauptstadt zu<br />

erkunden.<br />

Santa Cruz ist ein wichtiger<br />

Handelshafen, in dem <strong>die</strong> Versorgung<br />

mit Erdöl, Rohstoffen etc. abgewickelt<br />

wird. Auch <strong>als</strong> Kreuzfahrthafen gewinnt<br />

Santa Cruz immer mehr an Bedeutung.<br />

Von <strong>hier</strong> aus gibt es direkte<br />

Fährverbindungen zu einigen anderen<br />

Kanareninseln, wie etwa nach Gran<br />

Canaria oder z<strong>um</strong> spanischen Festland<br />

nach Cadiz.<br />

Endlich liegt das Schiff fest vertäut an<br />

der Pier. Ich stelle fest, dass mein<br />

Spaziergang bereits im Hafen beginnt.<br />

Der letzte Pierplatz bedeutet, dass ich<br />

einen langen Weg am Hafenbecken<br />

zurücklegen muss, bis ich z<strong>um</strong> Ausgang<br />

gelange. Hin und wieder sehe ich<br />

allerdings auch einen Shuttlebus, der<br />

ohne festes timing im Hafengebiet<br />

pendelt. In 15 Minuten erreiche ich <strong>die</strong><br />

„Plaza de Espana“. Hier befindet sich ein<br />

gut ausgestattetes Informationsbüro. Ich<br />

gehe hinein, <strong>um</strong> mich zu erkundigen,<br />

was es an besonderen<br />

Sehenswürdigkeiten und Highlights in<br />

der Stadt gibt. Die Dame hinter dem<br />

Tresen spricht mit mir in fließendem<br />

Deutsch. Ich werde sehr freundlich,<br />

geduldig und kompetent beraten. Nun<br />

heißt es, sich zu entscheiden, denn es<br />

gibt unzählige Möglichkeiten für Besich-<br />

tigungen und Unternehmungen in und<br />

<strong>um</strong> Santa Cruz.<br />

Ich bleibe in der Nähe und gehe von der<br />

„Plaza de Espana“ über <strong>die</strong> „Plaza<br />

Candelaria“ <strong>die</strong> „Calle Rothencourt<br />

Alfonso“ hinauf, <strong>um</strong> z<strong>um</strong> Kunstmuse<strong>um</strong><br />

(Museo de Bellas Arte) zu gelangen.<br />

Hier muss ich lachen, denn auf dem<br />

großen Schild unten in der Halle lese ich,<br />

dass am Montag geschlossen ist, „<strong>um</strong><br />

das Personal ausruhen zu lassen“.<br />

Im ersten Stock befindet sich eine<br />

wechselnde Fotoausstellung, im zweiten<br />

eine große Sammlung von Ölgemälden<br />

verschiedener spanischer Künstler.<br />

Leider sind alle Exponate nur in<br />

Spanisch beschriftet. (Öffnungszeiten:<br />

Di – Fr 10.00 – 20.00 Uhr, Sa +So 10.00<br />

– 15.00 Uhr).<br />

Die Klosterkirche "Iglesia de San<br />

Francisco“ stammt aus dem 17.<br />

Jahrhundert und ist ganz in der Nähe.<br />

Sehenswert sind <strong>hier</strong> <strong>die</strong> bemalten<br />

Holzdecken. Bekannt ist <strong>die</strong> Kirche auch<br />

für ihre perfekte Akustik. Ein<br />

Geheimtipp; <strong>die</strong> vielen Konzerte sind<br />

vornehmlich von Einheimischen besucht.<br />

Nach einer ausführlichen Besichtigung<br />

beider Sehenswürdigkeiten gehe ich<br />

weiter <strong>die</strong> Straße hinauf und gelange an<br />

<strong>die</strong> „Plaza Principe de Asturias“, eine<br />

schöne kleine Grünanlage mit einem<br />

alten Pavillon. Zwei Eisenpavillons<br />

daneben <strong>die</strong>nen <strong>als</strong> Café und kleine<br />

Tapas-Bar. Dieser Platz lädt einfach z<strong>um</strong><br />

Verweilen ein; Zeit für eine erste kurze<br />

Pause. Die kunterbunte Mischung der<br />

Menschen, der Nationalitäten und<br />

Sprachen fasziniert mich. Während ich<br />

noch staunend beobachte, werde ich


Kellner gefragt, was ich möchte. Einen<br />

Kaffee! Ja, aber was denn für einen?<br />

Nun stelle ich fest, dass das<br />

Kaffeebestellen auf Teneriffa gar nicht<br />

so einfach ist, denn es gibt wahnsinnig<br />

viele Variationen. Ich schaue auf <strong>die</strong><br />

Nebentische und zeige dem Kellner, was<br />

ich meine. Somit habe ich <strong>als</strong>o einen<br />

„Cortado leche leche“ bestellt – eine<br />

Besonderheit Teneriffas, wie mir mein<br />

Tischnachbar netterweise erklärt:<br />

Cortado – Espresso<br />

Cortado leche leche – Espresso mit<br />

Milch und süßer Milch (eine Art<br />

Kondensmilch)<br />

Café con leche – Kaffee mit Milch<br />

Café Americano - großer schwarzer<br />

Kaffee<br />

Baraquito - Espresso mit Milch, süßer<br />

Milch, einem Schuss Likör 43, einer<br />

Zitronenscheibe + Zimt<br />

Nach <strong>die</strong>ser Stärkung und dem<br />

aufschlussreichen Gespräch mit dem<br />

Herrn aus Lüdenscheid mache ich mich<br />

wieder auf den Weg. Schließlich habe<br />

ich noch ein Programm zu absolvieren!<br />

Die Calle El Pillar führt mich direkt in<br />

den wunderschönen „Parque Garcia<br />

Sanabra“. Diesen Park mit seiner<br />

Sonnenuhr am Eingang, den blühenden<br />

Bl<strong>um</strong>en und den vielen Pflanzen und<br />

Palmen empfinde ich wie eine Oase in<br />

der geschäftigen, lebendigen Stadt. Ich<br />

sehe eine Gruppe beim Yoga, drei alte<br />

Männer, auf ihre Stöcke gestützt, auf<br />

einer Parkbank sitzen und über das<br />

Leben sinnieren. Ein kleines Mädchen<br />

mit seinem Fahrrad versucht z<strong>um</strong> ersten<br />

Teneriffa und das geschäftige Santa Cruz erwachen, wenn das Kreuzfahrtschiff im Hafen ankommt<br />

Mal, ohne Stützräder zu fahren. Ich<br />

genieße <strong>die</strong> Sonne, <strong>die</strong> Ruhe und würde<br />

am liebsten schon wieder eine Rast<br />

einlegen, aber <strong>die</strong> Neugier ist dann doch<br />

zu groß Ich b<strong>um</strong>mle weiter. Die Ruhe<br />

endet jäh, <strong>als</strong> ich <strong>die</strong> Avenida 25 de<br />

Julio, eine stark befahrene Hauptstraße,<br />

erreiche. Ich laufe ein Stück zurück und<br />

überquere eine Brücke: Die „Puente<br />

General Serrador“ verbindet <strong>die</strong> beiden<br />

durch einen Barranco getrennten Teile<br />

der Altstadt.<br />

Hier besuche ich den „Mercado Nuestra<br />

Senora de Africa“. Durch ein<br />

einladendes, großes Tor betrete ich einen<br />

Innenhof, <strong>um</strong>rahmt von vielen<br />

Marktständen und kleinen Geschäften, in<br />

denen man zwischen 7.00 und 14.00 Uhr<br />

neben Gemüse, Fisch und Obst auch<br />

Kleintiere kaufen kann. Eine Apotheke<br />

offeriert allerlei Naturheilmittel, und in<br />

der Mitte des Hofes kann man Bl<strong>um</strong>en<br />

und Grünpflanzen erstehen. Hier<br />

herrscht am Vormittag ein buntes<br />

Santa Cruz' Hafen ist wichtig für den Erdöl<strong>um</strong>schlag und <strong>die</strong> Fährverbindungen Die Waterfront von Santa Cruz: Erster Eindruck für Kreuzfahrtpassagiere


Treiben von Einheimischen und<br />

Touristen.<br />

Nur ein kleines Stück <strong>die</strong> „Calle de San<br />

Sebastian“ herunter, erreiche ich mein<br />

nächstes Ziel: Das „Muse<strong>um</strong> der Natur<br />

und des Menschen“ (Museo de la<br />

Naturaleza y el Hombre) zeigt <strong>die</strong><br />

Teneriffas "Hausvulkan", der Teide, thront über der Insel - zu sehen ist er nur bei gutem Wetter<br />

Forschungs- und Konservierungs-<br />

Arbeiten, <strong>die</strong> über Jahrzehnte von dem<br />

Muse<strong>um</strong> für Naturwissenschaften und<br />

dem Archäologischen Muse<strong>um</strong> von<br />

Teneriffa geleistet wurden. Auf der einen<br />

Seite lernt man <strong>hier</strong> den Naturreicht<strong>um</strong><br />

der Kanarischen Inseln<br />

kennen, auf der anderen Seite befindet<br />

sich <strong>die</strong> bedeutendste Sammlung über<br />

<strong>die</strong> Kultur der Guanchen – dem Volk der<br />

ursprünglichen Inselbewohner, das bis<br />

zur Ankunft der ersten europäischen<br />

Konquistadoren Teneriffa bewohnte<br />

(Calle Fuente Morales s/n, Sta. Cruz,<br />

Tel. 9225316, Öffnungszeiten: Di – So<br />

9.00 – 19.00 Uhr).<br />

Jetzt könnte ich eigentlich meinen<br />

Rundgang beenden und wieder z<strong>um</strong><br />

Hafen zurückgehen, aber ich habe<br />

Hunger und schon so viel von der<br />

leckeren spanischen Küche gehört. Ich<br />

frage nach einer guten Möglichkeit,<br />

etwas zu essen, und bekomme den Tipp,<br />

in <strong>die</strong> „Calle Antonio D. Alfonso“ zu<br />

gehen, <strong>die</strong> sich praktischerweise ganz in<br />

der Nähe des Marktes und wieder auf der<br />

anderen Seite der Brücke „General<br />

Serrador“ befindet. Die Restaurants und<br />

Tascas sind in alten, restaurierten<br />

kanarischen Häusern untergebracht. Die<br />

gastronomischen Betriebe in Santa Cruz<br />

sind überwiegend fest in spanischen<br />

Händen. Auch deshalb ist Santa Cruz<br />

eine Stadt, in der man <strong>die</strong> echte, <strong>die</strong><br />

wahre spanische und kanarische Küche<br />

genießen kann. Die Tapas-Bars und<br />

Restaurants sind <strong>hier</strong> sehr gut besucht<br />

Teneriffa kennt zu allen Tageszeiten wunderbare, typische Stimmungen Bleibt das Schiff lange genug im Hafen, gibt's noch eine Portion Nachtleben


Großstadt oder Touristen-Eldorado? Santa Cruz ist beides<br />

und bieten allerlei verschiedene<br />

Spezialitäten, wie kleine verschr<strong>um</strong>pelte<br />

Kartoffeln, <strong>die</strong> sogenannten „Papas<br />

Arrugadas“ mit ihrer leckeren Salzkruste<br />

und vieles mehr.<br />

Zur „Iglesia de la Concepción“ schaffe<br />

ich es nun ka<strong>um</strong> noch, obwohl es nur<br />

wenige Meter zu gehen sind. Die<br />

Kathedrale ist gerade geschlossen, aber<br />

allein von außen ist sie etwas ganz<br />

Besonderes. Im Koloni<strong>als</strong>til gebaut, sieht<br />

man an der Fassade wunderschöne<br />

Holzbalkone. Eine ganz inseltypische<br />

Architektur. Um 1500 wurde Santa<br />

Cruz´ älteste Kirche errichtet und zeigt<br />

stolz ihren schlanken Glockenturm <strong>als</strong><br />

das frühere Wahrzeichen der Stadt.<br />

Das Auditori<strong>um</strong> von Santa Cruz<br />

Bevor es nun endgültig zur <strong>Sie</strong>sta z<strong>um</strong><br />

Hafen zurückgeht, möchte ich mir doch<br />

noch ein weiteres letztes Highlight der<br />

Stadt anschauen: das berühmte<br />

Auditori<strong>um</strong> von Santa Cruz! Das<br />

Auditori<strong>um</strong>, das Werk des spanischen<br />

Architekten Santiago Calatrava, kann<br />

klassifiziert werden <strong>als</strong> spät-moderne<br />

Architektur des 20. Jahrhunderts und gilt<br />

heute <strong>als</strong> Wahrzeichen der Stadt.<br />

Eröffnet wurde es 2003 und war von<br />

Beginn an <strong>als</strong> Konzert- und<br />

Kongresshalle gedacht. Es beheimatet<br />

das Orquesta Sinfónica de Tenerife,<br />

eines der besten spanischen<br />

Sinfonieorchester. Von außen erinnert es<br />

mich an das Opernhaus in Sydney, in der<br />

Literatur wird es allerdings häufig mit<br />

einer Welle oder einem Segelboot in<br />

Verbindung gebracht.<br />

Bei einem Gläschen Rotwein an Bord<br />

lasse ich den Tag Revue passieren. Viele<br />

Erlebnisse und bleibende Eindrücke<br />

nehme ich mit auf meine Weiterreise.<br />

Hasta luego, Santa Cruz!<br />

Das auffällige Auditori<strong>um</strong> beherrscht Küstenstraße und Waterfront<br />

Info Teneriffa / Santa Cruz<br />

Teneriffa, <strong>die</strong> „Insel des ewigen<br />

Frühlings“, ist <strong>die</strong> größte der<br />

Kanarischen Inseln. <strong>Sie</strong> liegt ca. 300 km<br />

westlich der Küste Westafrikas und hat<br />

rund 1.000.000 Einwohner. Gekrönt<br />

wird das geografisch zu Afrika<br />

gehörende Eiland im Atlantik vom Pico<br />

del Teide, Spaniens höchstem Gipfel. Er<br />

wird selbst<br />

auf dem spanischen Festland nicht an<br />

Höhe übertroffen.<br />

Für <strong>die</strong> Inselhauptstadt Santa Cruz de<br />

Tenerife gewinnt der<br />

Kreuzfahrt-Tourismus immer mehr<br />

Bedeutung: Allein im November´08 gab<br />

es <strong>hier</strong> im Hafen 38 Anläufe.<br />

Tenerife für alle Sinne<br />

Auf dem Weg z<strong>um</strong> Teide fällt der Blick hinunter auf Santa Cruz


Gloria charmant bei der Arbeit


Auf den Tag genau drei Jahre ist es<br />

her, dass Dr. Dirk Claus <strong>die</strong><br />

Verantwortung für den Kieler Hafen<br />

übernahm. Damit ist weit mehr<br />

verbunden <strong>als</strong> <strong>die</strong> Organisation der<br />

Passagierabfertigung. Wir sprachen<br />

mit ihm über seine Aufgaben, <strong>die</strong><br />

Positionierung des Seehafens Kiel im<br />

Ostseemarkt und Zukunfts-Chancen.<br />

SM: Seit drei Jahren sind <strong>Sie</strong> Hafenchef<br />

in Kiel. Wohin hat sich der Hafen unter<br />

Ihrer Hand entwickelt?<br />

Dr. Claus: Nach dem Ausbau der<br />

Liegeplätze am Ostseekai haben wir <strong>die</strong><br />

Anlage pünktlich in Betrieb genommen.<br />

Ich habe <strong>die</strong> Pläne konsequent<br />

<strong>um</strong>gesetzt. Allerdings haben wir ein<br />

neues Konzept für das Terminal verfolgt<br />

und ersetzen auch den alten<br />

Schweden-Terminal durch ein neues<br />

Gebäude. Das ist natürlich eine<br />

Teamleistung, auf <strong>die</strong> wir stolz sind.<br />

Was wir erreichen wollen, sind gute<br />

Voraussetzungen für das<br />

Turn-Around-Geschäft der Reedereien<br />

ohne halbherzige Lösungen.<br />

SM: Gerade <strong>hier</strong> warf man den Plänen ja<br />

Halbherzigkeit vor, weil <strong>Sie</strong> einen<br />

Versatz in der Kaikante zugelassen<br />

haben. In der Diskussion war dam<strong>als</strong> ein<br />

möglicher Besuch der QUEEN MARY<br />

2, der so nicht möglich wäre.<br />

Dr. Claus: Bei der QUEEN MARY 2,<br />

wenn sie denn kommen wollte, wäre<br />

nicht <strong>die</strong> Kailänge das Problem, sondern<br />

der Tiefgang. Da fehlen uns eventuell 50<br />

Zentimeter. In der Länge würde sie<br />

genau an unseren Liegelatz von 360<br />

Metern passen. Aber wenn sie sich denn<br />

ansagte, würden wir auch <strong>die</strong> Tiefe<br />

nochmal ganz genau ausloten...<br />

SM: Sonst hat sich das Terminal<br />

bewährt?<br />

Dr. Claus: Es hat sich in <strong>die</strong>sem Sommer<br />

bei Besuchen der MSC ORCHESTRA<br />

und der COSTA MAGICA gezeigt, dass<br />

sich unser Terminal auf zwei Ebenen<br />

sehr bewährt hat. Gerade morgens in<br />

unserer „Rush-Hour“, wenn <strong>die</strong> Leute<br />

von Bord wollen und auf ihr Gepäck<br />

warten, sind <strong>die</strong> Abläufe erstaunlich<br />

reibungslos. Noch größere Schiffe<br />

erwarten wir zunächst nicht; eine OASIS<br />

OF THE SEAS ist z<strong>um</strong> Beispiel ein<br />

Schiff, das nur ab und bis Fort<br />

Lauderdale fahren wird und eigentlich<br />

keinen weiteren Hafen braucht.<br />

SM: Das hat man vor 30 Jahren über <strong>die</strong><br />

NORWAY auch gesagt.<br />

Dr. Claus: Natürlich würden wir uns<br />

über Anläufe <strong>die</strong>ser neuen Klasse von<br />

Kreuzfahrtschiffen sehr freuen und sind<br />

mit unserem Ostseekai in der Lage,<br />

<strong>die</strong>se Schiffe abzunehmen. Ich denke,<br />

unser Spektr<strong>um</strong> ist breit genug. Was wir<br />

auch wissen, ist, dass wir einen weiteren<br />

Liegeplatz von 300 Metern Länge in<br />

Stadtnähe brauchen. Hier suchen wir<br />

nach Lösungen.<br />

SM: <strong>Sie</strong> wollen <strong>die</strong> Color-Line<br />

vertreiben?<br />

Dr. Claus: Nein, das nun ganz bestimmt<br />

nicht. Aber am Norwegenkai gäbe es<br />

schon zwei Liegeplätze, von denen man<br />

einen verlängern könnte. Außerdem<br />

brauchen wir <strong>die</strong>sen dritten Liegeplatz<br />

nicht ständig.<br />

SM: Mit „breites Spektr<strong>um</strong>“ haben <strong>Sie</strong><br />

eben ein gutes Stichwort gegeben. Im<br />

Hafen Kiel sind ja noch viele andere<br />

Wirtschaftszweige vertreten: Marine,<br />

Werften, Fährverbindungen,<br />

Frachtgeschäft. Und auch <strong>die</strong> Nähe z<strong>um</strong><br />

Nord-Ostsee-Kanal spielt eine Rolle.<br />

Welchen Anteil macht das<br />

Kreuzfahrtgeschäft aus?<br />

Dr. Claus: In Ihrem Überblick über <strong>die</strong><br />

wirtschaftliche Situation will ich das mal<br />

am Umsatz festmachen. Wir haben zwar<br />

<strong>als</strong> Gag auch schon mal für <strong>die</strong><br />

Jahrespressekonferenz das Gewicht der<br />

„<strong>um</strong>geschlagenen“ Passagiere zu den<br />

Tonnen Fracht hinzugerechnet, <strong>die</strong> <strong>hier</strong><br />

durchlaufen, <strong>um</strong> wieder auf <strong>die</strong><br />

Vorjahreszahl zu kommen, inklusive<br />

Koffern und Proviant. Seriös gerechnet<br />

macht das Kreuzfahrtgeschäft etwa 20%<br />

unseres Unternehmens aus. Kreuzfahrten<br />

sind in der Ostsee immer noch ein<br />

Saison-Geschäft, das zudem für den<br />

Reisewechsel auf Freitag, Samstag und<br />

Sonntag fokussiert ist.<br />

Dr. Dirk Claus<br />

SM: Entwickelt sich das Saison-Geschäft<br />

möglicherweise hin z<strong>um</strong><br />

Wintergeschäft? Saison-Verlängerungen<br />

bis weit in den September hinein haben<br />

wir ja schon.<br />

Dr. Claus: Ich habe kürzlich gelernt, dass<br />

<strong>die</strong> Einschränkung der Saison nichts mit<br />

den Temperaturen zu tun hat. Für<br />

winterliche Temperaturen gäbe es


durchaus eine Klientel, siehe<br />

Nordland-Kreuzfahrten im Sommer. Das<br />

Licht ist eher das Problem, <strong>um</strong> in der<br />

düsteren Jahreszeit von Oktober bis<br />

April mit ihren kurzen Tagen auf längere<br />

Kreuzfahrten zu gehen. Wer <strong>die</strong> Wärme<br />

sucht, fährt so oder so in südliche<br />

Gefilde. Aber für<br />

Weihnachtskreuzfahrten mit echter<br />

Heiligabend-Stimmung zu den<br />

Weihnachtsmärkten rund <strong>um</strong> <strong>die</strong> Ostsee<br />

wäre es vielleicht eine Option.<br />

SM: Was sind <strong>die</strong> Ziele für<br />

Stop-Over-Kreuzfahrer? Fahren <strong>die</strong> nach<br />

Hamburg oder Berlin oder bleiben sie in<br />

der Region?<br />

Dr. Claus: Ein Teil der Gäste<br />

unternimmt gut organisierte Ausflüge in<br />

<strong>die</strong>se Metropolen. Beliebt ist auch das<br />

gelegene Lübeck. Viele Reisende nutzen<br />

aber auch gern <strong>die</strong> Gelegenheit, Kiel zu<br />

erkunden. Das liegt an der einmalig<br />

günstigen Lage des Termin<strong>als</strong> <strong>hier</strong> in<br />

Kiel. <strong>Sie</strong> sind zu Fuß in fünf Minuten in<br />

der Stadt.<br />

SM: Was wird für <strong>die</strong> Nahziele in der<br />

Umgebung getan?<br />

Dr. Claus: Da werden von den<br />

Tour-Agencies zahlreiche interessante<br />

Ausflüge angeboten, etwa in <strong>die</strong><br />

Holsteinische Schweiz, zu den<br />

Gutshäusern, dem Freilichtmuse<strong>um</strong><br />

Molfsee oder auch nach Laboe. Wir<br />

haben <strong>hier</strong> nicht ein bestimmtes großes<br />

Highlight, das jeder gesehen haben<br />

muss, das macht das Programm<br />

gleichzeitig vielseitiger. Gern buchen <strong>die</strong><br />

Passagiere Halbtagestouren, essen an<br />

Mittag und gehen dann auf eigene Faust<br />

in <strong>die</strong> Stadt.<br />

SM: Mit welchen Arg<strong>um</strong>enten bewerben<br />

<strong>Sie</strong> den Hafen gegenüber den<br />

Reedereien?<br />

Dr. Claus: Dort müssen wir natürlich <strong>die</strong><br />

Verkaufbarkeit von Ausflügen in den<br />

Vordergrund stellen, denn das ist das<br />

Geschäft der Reedereien, wenn sie<br />

Landgänge anbieten. Aber wir<br />

positionieren Kiel auch ganz klar <strong>als</strong><br />

„Ostseehafen von Hamburg“. Wer in der<br />

Ostsee unterwegs ist, für den ist <strong>die</strong><br />

Fahrt durch den Kanal und über <strong>die</strong> Elbe<br />

zeitlich indiskutabel. So bekommt<br />

Hamburg noch etliche Gäste von den<br />

Ostseetouren. Da gehen Hamburg und<br />

Kiel auch fair miteinander <strong>um</strong>. Auf der<br />

Messe in Miami haben sogar alle<br />

deutschen Kreuzfahrt-Häfen einen<br />

gemeinsamen Stand. Unser<br />

Hauptwettbewerber für das<br />

Turn-Around-Geschäft ist Kopenhagen<br />

mit seinem internationalen Flughafen,<br />

den Hotelangeboten etc. Durch <strong>die</strong><br />

Awards, <strong>die</strong> wir in Miami für unsere<br />

Ausstattung bekommen haben, hat sich<br />

<strong>die</strong> internationale Wahrnehmung Kiels<br />

nochm<strong>als</strong> vergrößert.<br />

SM: Was wird denn im Umfeld getan,<br />

<strong>um</strong> Kiel attraktiver z<strong>um</strong> machen?<br />

Dr. Claus: Einen internationalen<br />

Flughafen haben wir mit Hamburg in<br />

erreichbarer Nähe. Wenn der Passagier<br />

einmal im Bus sitzt, spielt es keine<br />

entscheidende Rolle, ob er 60 Minuten<br />

fährt oder in 25 Minuten am Schiff ist.<br />

Das Problem ist <strong>die</strong> Hotel-Kapazität.<br />

Vier-Sterne-Hotels in der<br />

Größenordnung haben wir noch nicht<br />

genügend. <strong>Sie</strong> kennen <strong>die</strong><br />

Passagierzahlen – da benötigt man<br />

wenigstens drei oder vier hochwertige<br />

Hotels mit je 200 Zimmern. Ein weiteres<br />

Vier-Sterne-Hotel wird in Kiel gerade<br />

gebaut.<br />

SM: Wer bringt der Stadt Kiel eigentlich<br />

mehr? Der Turn-Around- oder der<br />

Stop-Over-Passagier?<br />

Dr. Claus: Da machen wir aktuell eine<br />

Befragung, weil wir das auch nicht<br />

genau wissen. Der eine reist einen Tag<br />

vorher an und übernachtet, der andere<br />

geht in <strong>die</strong> Stadt, kauft ein, besucht<br />

Museen. Wir haben alle Passagiere<br />

gleich gern. Der Stop-Over-Passagier<br />

benötigt natürlich keine so großen<br />

Terminal-Kapazitäten, weil er keine<br />

Das Verwaltungsgebäude an der Förde


Gepäckausschiffung und weniger<br />

Formalitäten braucht.<br />

Wir möchten am Ende unserer<br />

Befragung gern wissen, was der<br />

Passagier will, wo er in der Stadt hingeht<br />

und was er ausgibt und wie wir <strong>die</strong><br />

Qualität verbessern können. Was wir<br />

bereits wissen, ist, dass <strong>die</strong> Wirtschaft in<br />

Kiel über <strong>die</strong> rund 250 000<br />

Kreuzfahrtgäste und Crewmitglieder –<br />

letztere nicht zu vergessen! - etwa 8<br />

Millionen zusätzliche Einnahmen<br />

generiert.<br />

SM: Haben <strong>Sie</strong> eigentlich schon mal eine<br />

Kreuzfahrt gemacht?<br />

Dr. Claus: Mini-Kreuzfahrten, ja. Und ab<br />

und zu verbringe ich eine Nacht auf<br />

einem Kreuzfahrt-Schiff, <strong>um</strong> das<br />

Produkt noch näher kennen zu lernen.<br />

Die Atmosphäre bei den<br />

unterschiedlichen Reedereien kenne ich<br />

wohl ganz gut. Bei mir ist das aber<br />

hauptsächlich ein Zeitproblem. Ich<br />

würde sehr gerne mal privat eine<br />

Kreuzfahrt machen.<br />

SM: Und wohin würden <strong>Sie</strong> dann gerne<br />

reisen?<br />

Dr. Claus: In <strong>die</strong> Ostsee. Was soll ich<br />

anderes sagen...? Ich würde wirklich<br />

gern <strong>hier</strong> abfahren. Sonst kämen<br />

vielleicht auch andere Ziele in Frage.<br />

SM: Das gab’s beim FDGB: Aus der<br />

Ostsee in <strong>die</strong> Karibik und retour.<br />

Dr. Claus: (lacht) Auch nicht schlecht.<br />

Für uns. Ich buche das dann <strong>als</strong><br />

Geschäftsreise... Aber im Ernst: Mich<br />

würden <strong>die</strong> Destinationen rund <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />

Ostsee wirklich sehr interessieren.<br />

Außerdem will ich ja auch sehen: Wie<br />

machen’s <strong>die</strong> anderen Häfen? Unter<br />

<strong>die</strong>sem Aspekt fände ich übrigens auch<br />

das Mittelmeer interessant. Was<br />

akzeptiert der Kunde z.B. in Italien, was<br />

er bei uns nicht akzeptiert? Wie ist dort<br />

<strong>die</strong> Atmosphäre und <strong>die</strong> Abwicklung?<br />

SM: Wo halten <strong>Sie</strong> sich an Bord am<br />

liebsten auf?<br />

Dr. Claus: Da bevorzuge ich <strong>die</strong><br />

Laufstrecke auf dem Promenadendeck.<br />

SM: Wie akzeptieren denn <strong>die</strong> Kieler<br />

ihren Kreuzfahrt-Hafen? Die Hamburger<br />

lieben ja „ihre“ dicken Pötte.<br />

Dr. Claus: Wenn etwa das TUI-Schiff<br />

z<strong>um</strong> ersten Mal einläuft, dann stehen<br />

auch <strong>hier</strong> ein paar tausend Menschen an<br />

der Kaikante und fotografieren. Denken<br />

<strong>Sie</strong> an <strong>die</strong> Eröffnung des Termin<strong>als</strong> 2006<br />

oder <strong>die</strong> Taufe der COLOR MAGIC im<br />

September 2007. Da waren’s rund 100<br />

000 Menschen, <strong>die</strong> auf den Beinen<br />

waren. Die Kieler sind schon<br />

schiffsbegeistert.<br />

SM: Viele große Passagierschiffe passen<br />

nicht mehr durch den<br />

Nord-Ostsee-Kanal. Werden <strong>die</strong><br />

zurückgehenden Passagen dem Kieler<br />

Hafen Anläufe wegnehmen?<br />

Dr. Claus: Der Kanal ist nur für wenige<br />

Schiffe eine Attraktion, mit der sie<br />

werben oder <strong>die</strong> eine Entscheidung<br />

beeinflusst. Das wird für den Hafen nicht<br />

zu spüren sein.<br />

SM: Was haben <strong>Sie</strong> persönlich in Kiel<br />

verändert oder was möchten <strong>Sie</strong><br />

verändern?<br />

Hafenchef Dr. Dirk Claus im Gespräch mit Oliver Schmidt<br />

Dr. Claus: Mir ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />

wichtig, das gute Einvernehmen mit<br />

allen Partnern. Reedereien, Agenturen,<br />

Dienstleister, wir alle haben dasselbe<br />

Ziel: den Standort Kiel zu vermarkten.<br />

Diese gute Atmosphäre ist eine Stärke<br />

des Standortes.<br />

SM: Für <strong>die</strong>sen offenen Dialog<br />

wünschen wir Ihnen allzeit guten Erfolg.<br />

Auch wir danken für das Gespräch.<br />

Dr. Claus: Z<strong>um</strong> Schluss noch <strong>die</strong><br />

Anmerkung, dass wir uns durchaus mehr<br />

Feedback von den Gästen wünschen<br />

würden. Gerade von Ihren Lesern. Eine<br />

kurze e-Mail, was gefallen hat und was<br />

nicht, hilft uns viel.<br />

Möchten <strong>Sie</strong> dem Seehafen Kiel<br />

schreiben?<br />

Hier ist <strong>die</strong> Adresse für Ihre e-Mail:<br />

presse@seehafen-kiel.de


Tun <strong>Sie</strong> einmal Folgendes: Schließen <strong>Sie</strong><br />

<strong>die</strong> Augen und denken <strong>Sie</strong> „England“.<br />

Was sehen <strong>Sie</strong>? Molochartige<br />

Metropolen, Verkehrschaos und<br />

Industrieschornsteine? Oder das satte<br />

Grün hügeliger Landschaften, von<br />

kurvigen Straßen durchzogen, an denen<br />

rote Backsteinhäuser mit weißen<br />

Sprossenfenstern idyllisch vor sich hin<br />

zu trä<strong>um</strong>en scheinen?<br />

Molochartige Metropolen,<br />

Verkehrs-Chaos und<br />

Industrie-Schornsteine findet man<br />

überall auf der Welt. Wer aber das Glück<br />

hat, mit dem Schiff an Englands<br />

Südküste, sprich, in Southampton<br />

anzulanden, sollte <strong>die</strong> Gelegenheit<br />

nutzen, das kennen zu lernen, was den<br />

Begriff „England“ geprägt hat: eine<br />

wunderschöne, charakterstarke<br />

Landschaft, in der noch heute all jenen<br />

Gepflogenheiten nachgegangen wird, <strong>die</strong><br />

uns nicht zuletzt über Agatha Christies<br />

Romane so vertraut sind – vom<br />

Fünfuhrtee über das Crocketspiel bis hin<br />

z<strong>um</strong> Tontaubenschießen.<br />

Hierfür verlassen wir <strong>die</strong> Hafenstadt und<br />

fahren Richtung Norden. In<br />

Dogmersfield, einem winzigen Spot in<br />

der Grafschaft Hampshire, hat <strong>die</strong><br />

Four-Seasons-Gruppe 2005 einen<br />

Gebäudekomplex bezogen, der bereits<br />

im 12. Jahrhundert z<strong>um</strong> königlichen<br />

Besitz gehörte und während 50 Jahren<br />

des letzten Jahrhunderts <strong>als</strong> Kloster<br />

<strong>die</strong>nte. Heute verspricht das<br />

Fünf-Sterne-Hotel jedem, der es sich<br />

leisten kann, Teil zu haben am feudalen<br />

Leben des britischen Landadels.<br />

Die hoteleigene, schwarze<br />

Mercedes-Limousine braucht rund 50<br />

Minuten, <strong>um</strong> den Gast ans Ziel zu<br />

bringen. 50 Minuten – in denen zunächst<br />

der Autobahnverkehr, dann das robuste<br />

Grün mit seinen Kühen und Schafen,<br />

ländlicher Architektur und am<br />

Straßenrand schlurfender alter Männer in<br />

G<strong>um</strong>mistiefeln <strong>die</strong> zur Gewohnheit<br />

gegen <strong>die</strong> Bodenständigkeit des<br />

Ländlichen austauschen.<br />

Schon <strong>die</strong> Auffahrt z<strong>um</strong> Hotel löst alle<br />

Phantasien vom gehobenen, britischen<br />

Dasein ein: Von der Straße kommend<br />

rollt der Wagen zwischen weitläufigem<br />

Grün an den hauseigenen Stallungen<br />

vorbei, eine leichte Anhöhe hinauf, auf<br />

der weithin leuchtend das herrschaftliche<br />

Backsteingebäude thront. Begleitet wird<br />

<strong>die</strong> Ankunft vom standesgemäßen<br />

Knirschen des Kies.<br />

111 Gästezimmer und 22 Suiten, im<br />

georgianischen Stil gehalten, bietet das<br />

Hotel, das zu keinem Zeitpunkt etwas<br />

anderes zu sein versucht, <strong>als</strong> das, was es<br />

ist: ein Landhotel, das mit Historie und<br />

Gemütlichkeit punktet. Dunkles, altes<br />

Holz kennzeichnet den Bereich der<br />

Rezeption und erinnert in seiner<br />

schweren, warmen Atmosphäre an <strong>die</strong><br />

englischen Herrenclubs; Mahagoni-<br />

Tische und dunkelbraune Ledermöbel in<br />

Kombination mit hellen Beigetönen und<br />

Very british... Hier geht's z<strong>um</strong> Fairmount Hotel Hampshire


Grün bestimmen den Salon. Auch <strong>die</strong><br />

Zimmer sind in gedeckten, erdigen<br />

Tönen und dem gleichen<br />

unaufdringlichen-eleganten Stil gehalten.<br />

Auf dem Rasen vor dem Haus stehen<br />

Auf dem Weg z<strong>um</strong> Four Seasons Hotel<br />

Selbst der Pool wirkt "hochherrschaftlich"<br />

Großzügige Zimmer und Bäder<br />

zwei Helikopter; auch der<br />

PKW-Parkplatz ist gut besetzt – es ist<br />

Mittagszeit. London ist nicht weit und<br />

das Essen von Cytille Pannier beliebt.<br />

Auf eine moderne<br />

französisch-europäische Küche aus<br />

regionalen Zutaten setzt der Chefkoch<br />

und be<strong>die</strong>nt damit das, was <strong>die</strong><br />

Sushi-müden Großstädter sich von ihrer<br />

Landpartie erwarten: Bodenständigkeit<br />

und <strong>die</strong> zeitgemäße Umsetzung von<br />

Tradition.<br />

Wer es leichter mag, ist im Café Santé<br />

richtig. Gleich neben dem Spa-Bereich<br />

gelegen, bietet das Café leichte,<br />

wellness-orientierte und asiatisch<br />

inspirierte warme Speisen, sowie frisch<br />

gepresste Säfte, homemade Müsli-Kekse<br />

und fruchtig-frische Naschereien.<br />

Nun wäre es ein Leichtes, sich<br />

wohlgenährt und rund<strong>um</strong> zufrieden auf<br />

eine der nur wenige Schritte entfernten<br />

Spa-Liegen pl<strong>um</strong>psen zu lassen und sich<br />

eine wunderbare Behandlung zu gönnen<br />

oder am großen Innenpool ein wenig zu<br />

dösen. Da man aber auf dem Schiff<br />

ka<strong>um</strong> etwas anderes tut, sollte man<br />

<strong>die</strong>ses Vergnügen den passionierten<br />

Landratten überlassen und <strong>die</strong> Dinge tun,<br />

<strong>die</strong> auf See so wenig möglich sind. Oder<br />

weder in Singapur noch den<br />

norwegischen Fjorden auf der<br />

Tagesordnung stehen. Schloss Windsor<br />

besuchen z<strong>um</strong> Beispiel, das Haus von<br />

Jane Austen oder <strong>die</strong> beeindruckende, im<br />

siebten Jahrhundert erbaute Winchester<br />

Cathedral. Wer hingegen endlich mal an<br />

einem Ort bleiben und dennoch auf <strong>die</strong><br />

Annehmlichkeiten englischer Lebensart<br />

nicht verzichten möchte, der lässt sich<br />

einen Picknickkorb packen und radelt ins<br />

Grüne hinaus, geht Joggen,<br />

Fliegenfischen oder Tontaubenschießen<br />

oder lässt sich eines der hauseigenen<br />

Eine (Eng)landschaftsfahrt lohnt sich immer - in der hoteleigenen Limousine<br />

Pferde satteln. Selbstverständlich<br />

gehören auch ein Crocketfeld sowie ein<br />

Tennisplatz z<strong>um</strong> Angebot. Und sogar ein<br />

Hausschwein nennt <strong>die</strong><br />

Four-Seasons-Crew ihr Eigen – Sally<br />

freut sich über jegliches Bauchkraulen<br />

und ist vor allem bei Kindern überaus<br />

beliebt.<br />

Und weil ein Grillabend am Teich zwar<br />

schön, bei längerem Aufenthalt aber<br />

auch etwas eintönig ist, hat sich<br />

Hoteldirektor Michael Voigt für <strong>die</strong><br />

Sommermonate etwas ganz Besonderes<br />

ausgedacht und ein Boot bauen lassen.<br />

Das liegt seit <strong>die</strong>sem Frühjahr auf dem<br />

Kanal, der das Grundstück abschließt<br />

und wartet auf seinen Einsatz für Feiern<br />

an lauen Sommerabenden. Viel mehr<br />

aber <strong>als</strong> <strong>die</strong> Idee, Geburtstage,<br />

Hochzeiten oder Firmenfeste auf dem<br />

bestens ausgestatteten Schiffchen<br />

abzuhalten, begeistert den Deutschen <strong>die</strong><br />

Idee des „Pub-Hobbing“ – am<br />

Wochenende mit dem Boot von Pub zu<br />

Tradition des Freiluftbieres zu frönen.<br />

Ganz passend liegen einige Gasthäuser<br />

an der idyllischen Wasserstraße. Ob man<br />

mit <strong>die</strong>ser Idee allerdings einen<br />

Kreuzfahrer aus einem der schönen<br />

Zimmer locken kann, ist fraglich.<br />

Schließlich dürfte eine Bootsfahrt ja nun<br />

keine so große Verlockung darstellen…<br />

Four Seansons Hotel<br />

Dogmersfield Park, Chalky Lane<br />

Hampshire, England RG27 8TD<br />

Tel. 44 (1252) 853000<br />

Fax. 44 (1252) 853010<br />

Four Seasons Hotel Hampshire<br />

Wellness großgeschrieben


Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht,<br />

dass es das geben würde? Kletterwand,<br />

Eislaufbahn, Wellenreiten im Pool und<br />

ein Aqua-Theater am Heck, dazu<br />

Bowlingbahnen und riesige, dreistöckige<br />

Theater an Bord. Nach oben scheinen<br />

keine Grenzen gesetzt zu sein. Auf der<br />

MONA LISA aber hat<br />

Sprünge werden bei rauer See gefährlich<br />

Kreuzfahrtdirektor Andrej Belinskiy in<br />

<strong>die</strong>sem Sommer den Beweis angetreten,<br />

dass man auch auf einem echten Ol<strong>die</strong><br />

mit einer klassischen Show-Lounge<br />

durch eigene Phantasie und genügend<br />

Manpower geradezu Unglaubliches vor<br />

<strong>die</strong> Augen der staunenden Gäste zaubern<br />

kann. „Circus At Sea“ heißt das Motto,<br />

unter dem Belinskiy, selbst ehemaliger<br />

Zirkusdirektor, seine einmaligen<br />

Beziehungen zur Glitzerwelt der Manege<br />

spielen ließ. Fehlt nur noch ein<br />

weiß-rotes Kuppelzelt, denn seine<br />

Manege auf See fand der Choreograph<br />

und kreative Kopf, der im vergangenen<br />

Sommer mit zweistündigen<br />

Musical-Shows schon Aufsehen erregte,<br />

an Bord bereits vor: Die Bühne der<br />

MONA LISA, halbrund und leicht<br />

erhöht, ist genau das Richtige für<br />

Artisten, <strong>die</strong> es gewohnt sind, mitten drin<br />

im Publik<strong>um</strong> ihre N<strong>um</strong>mern zu spielen.<br />

Da Belinskiy für sein Circus-Festival à la<br />

Monte Carlo auch einige Artisten mit<br />

riskanten Darbietungen engagiert hat,<br />

zeigt er sein neues Showjuwel bevorzugt<br />

an Abenden, an denen das Schiff sicher<br />

an der Pier liegt. Das ermöglicht<br />

wagh<strong>als</strong>ige Rollschuh- und<br />

Luftakrobatik ebenso wie<br />

Fahrradpyramiden auf dem offenen<br />

Deck. Die ebenfalls begeisterten<br />

Künstler geben sich sozusagen an der<br />

Gangway <strong>die</strong> Klinke in <strong>die</strong> Hand.<br />

Frank Rossi, ver<strong>die</strong>ntermaßen „Künstler<br />

des Jahres 2008“, und ein tiefsinniger<br />

Bauchredner, der genau den Gefühlsnerv<br />

der sensiblen Zuschauer trifft. Viele<br />

Artisten aus dem Team blicken auf<br />

Engagements in namhaften Varietés wie<br />

dem GOP oder am Zirkus Roncalli<br />

zurück.<br />

Artisten-Galas für Erdbebenopfer in Peru<br />

und arbeitete mit den legendären „Rios“<br />

aus Paris, bevor er an einem Showabend<br />

im Lido de Paris seinen ersten Vertrag<br />

für einen Einsatz auf See unterschrieb.<br />

Seit zehn Jahren ist er nun mit einer<br />

eigenen Agentur selbständig und bietet<br />

sowohl Künstlervermittlung wie auch <strong>die</strong><br />

Organisation von kompletten<br />

Show-Programmen an.<br />

Bisher haben Kreuzfahrtgesellschaften<br />

und deren Entertainment-Manager<br />

allenfalls einzelne Artisten mit<br />

Zirkusvergangenheit engagiert oder aus<br />

großen Varieté-Shows <strong>die</strong> Musik oder<br />

einzelne Ballettn<strong>um</strong>mern extra<strong>hier</strong>t. Eine<br />

Zirkus-Show aber hat es bisher auf<br />

keinem Kreuzfahrtschiff gegeben. Ihr<br />

Erfinder Andrej Belinskiy stand einst<br />

selbst <strong>als</strong> Artist und Tänzer auf der<br />

Bühne. Er eröffnete das GOP-Varieté in<br />

Essen, initiierte mit Marlene Charell Zirkus-Glamour in der Show-Lounge


Wenn Belinskiy von seinen Erfolgen mit<br />

dem „Circus At Sea“-Programm erzählt,<br />

glänzen seine Augen ebenso wie in der<br />

Rückblende zu seiner einstigen Arbeit<br />

für <strong>die</strong> „Zauberwald“-Show beim<br />

berühmten Zirkus Althoff. Der Erfolg,<br />

das ist sein Publik<strong>um</strong>, sind seine<br />

Passagiere und ihre Begeisterung. Die<br />

ta<strong>um</strong>eln noch etwas benommen aus der<br />

Show-Lounge, denn sie haben mit<br />

gefiebert, <strong>als</strong> <strong>die</strong> gefährliche<br />

Rollschuh-Akrobatik über <strong>die</strong> Bühne<br />

tobte. Ein Raunen, das durch den Saal<br />

ging, wurde gefolgt vom erleichterten<br />

und donnernden Applaus, trampelnden<br />

Füßen, Bravo-Rufen und schließlich<br />

stehenden Ovationen. Das Schöne für<br />

Belinskiy und seine wechselnde<br />

Künstlertruppe: Die Gäste gehen nicht<br />

durch den Zeltausgang nach Hause,<br />

sondern man sieht sie wenig später in der<br />

Caribe-Bar wieder, <strong>die</strong> kurzfristig z<strong>um</strong><br />

„Café des Artists“ wurde. Hier treffen<br />

<strong>die</strong> Passagiere auf „ihre“ Künstler und<br />

erleben sie hautnah, bitten <strong>um</strong><br />

Autogramme und überbrücken<br />

schließlich <strong>die</strong> vermeintliche Kluft.<br />

Spätestens dann, wenn <strong>die</strong> Künstler<br />

irgendwo bei der Gratwanderung<br />

Charmanter Ol<strong>die</strong> MONA LISA - in ihren letzten beiden Sommer-Saisons zittern ihre Planken und den Füßen renommierter Zirkus-Artisten<br />

zwischen Job und Entspannung beim<br />

Landgang <strong>die</strong> Betreuung der Ausflüge<br />

übernehmen und selbst an Bord der<br />

Busse noch für Entertainment sorgen.<br />

Gefragt, wen er denn alles engagiert<br />

habe, bekommt Andrej Belinskiy wieder<br />

<strong>die</strong>sen Glanz in den Augen, jene<br />

Mischung aus Stolz und Nicht-Glauben-<br />

Können, was auf „seiner“ MONA LISA<br />

alles los ist. Wenn er in der Caribe-Bar<br />

von den bisherigen Shows erzählt, fallen<br />

<strong>die</strong> Passagiere, <strong>die</strong> schon seit mehreren<br />

Reisen an Bord sind, mit ein, damit er<br />

nur ja ihren Lieblingskünstler nicht<br />

vergisst. Da waren Carolin Hammer, <strong>die</strong><br />

Reifen-Artistin und Festival-<br />

Preisträgerin, und Igor Boutorine, der<br />

Russe, der mit seinen Reifen-N<strong>um</strong>mern<br />

im Friedrichstadtpalast zu Gast war.<br />

Ausnahme-Artist Oliver Groszer, von<br />

dem Max Raabe sagt, dass zeitgemäßes<br />

Varieté ohne ihn heute undenkbar wäre.<br />

Jens Schmitt, Weltmeister im<br />

Kunstradfahren, ist direkt aus dem<br />

Apollo-Varieté in Düsseldorf auf <strong>die</strong><br />

MONA LISA gekommen. Sanjay und<br />

Svenja, das indisch-deutsche<br />

Comedy-Duo aus Berlin, feierte<br />

Kreuzfahrt-Premiere und mit Lady<br />

Amila, der einzigen deutschen<br />

Mentalistin. Die junge Artistin wurde<br />

bekannt durch ihren Auftritt mit dem<br />

Wassertank in der Pro-7-Show „The<br />

Next Uri Geller“. Ebenfalls bekannt aus<br />

dem Zirkus Roncalli sind Marina &<br />

Svetlana mit<br />

Das ganze Ensemble auf der MONA-Bühne<br />

Belinskiy moderiert seine Shows selbst


Caroline Hammer und ihre Reifen<br />

Artistik at its best auf der MONA LISA<br />

ihren fliegenden Teppich-Antipoden.<br />

Klangvolle Namen wie Lara Cabello,<br />

Elina Do<strong>um</strong>brava, Duo Minasov und<br />

„The flying keep on rolling”, Robin<br />

Mehnert und Vitor Garcia, fliegen durch<br />

den Ra<strong>um</strong>, <strong>als</strong> <strong>die</strong> Passagiere endlich<br />

ihrer Begeisterung freien Lauf lassen<br />

können. Und schließlich erinnert noch<br />

einer daran, dass an den Türen der<br />

Show-Lounge <strong>die</strong> Artistik noch lange<br />

nicht zu Ende ist, gastierten doch <strong>die</strong><br />

Farellos, Teilnehmer des internationalen<br />

Circus-Festiv<strong>als</strong> von Monte Carlo, mit<br />

ihren Einrad-Pyramiden auf dem offenen<br />

Lido-Deck.<br />

Die Herausforderungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Schiffsbühne stellt, werden erst klar,<br />

wenn man spätnachts, wenn im<br />

Treppenhaus <strong>die</strong> Staubsauger jaulen und<br />

auch der letzte Nachtschwärmer zu Bett<br />

gegangen ist, den Proben beiwohnt. Die<br />

Deckenhöhe beschränkt den<br />

Aktionsra<strong>um</strong> der Artisten, und bei<br />

unerwarteten Bewegungen des Schiffes<br />

können hundertmal geprobte N<strong>um</strong>mern<br />

plötzlich lebensgefährlich werden.<br />

Ganz große Zirkus-N<strong>um</strong>mern in der "Manege" der MONA LISA<br />

Auch <strong>die</strong> Dankbarkeit der Künstler für<br />

<strong>die</strong> neue Verbindung zwischen Zirkus<br />

und Kreuzfahrtschiff gibt Andrej<br />

Belinskiy Recht. Auf <strong>die</strong> Frage, ob er<br />

sich eine solche Show auch für andere<br />

Schiffe vorstellen kann, weist er darauf<br />

hin, dass <strong>die</strong> Angebote seiner Agentur<br />

mit seinem Geschäftspartner Rainer<br />

Koch jedem Veranstalter offenstehen.<br />

Allerdings geht er im Frühjahr 2010<br />

wieder für <strong>die</strong> Sommersaison auf <strong>die</strong><br />

MONA LISA – <strong>die</strong> Planungen und<br />

Vorbereitungen für den nächsten<br />

Show-Marathon auf Schiffsplanken<br />

laufen bereits.<br />

Und was macht der Showmaster, wenn<br />

<strong>die</strong> MONA LISA ihre Saison im<br />

deutschen Markt beendet? Urlaub?<br />

„Sozusagen“, lacht Belinskiy, „ich biete<br />

Rhetorik-Seminare an, führe für<br />

verschiedene Veranstalter und<br />

Großreisebüros Verkaufsschulungen<br />

durch und übernehme <strong>die</strong> Leitung von<br />

Reisegruppen auf Kreuzfahrten und<br />

Fernreisen.“ Und dass er in seinen<br />

eigenen Verkaufsschulungen was<br />

gelernt hat, merkt man spätestens, wenn<br />

er noch einmal darauf hinweist, dass all<br />

<strong>die</strong>se Leistungen noch buchbar seien –<br />

bei „Entertainment & Travel Design“,<br />

seiner Agentur.


Kapitän Georg Ebert<br />

Es ist kurz vor 15 Uhr, <strong>als</strong> <strong>die</strong> letzten<br />

beiden Passagiere kommen. Kapitän<br />

Georg Ebert geht ihnen entgegen,<br />

<strong>um</strong>armt sie zur Begrüßung und nimmt<br />

ihnen <strong>die</strong> Koffer ab. Die anderen Gäste<br />

sind schon im Laufe des Vormittags<br />

eingetroffen. Jetzt sind alle an Bord. Es<br />

ist 15:10 Uhr, das Schiff legt ab.<br />

Das Schiff, auf dem <strong>die</strong> Einschiffung<br />

ohne Formalitäten, dafür mit Umarmung<br />

stattfindet, heißt SERENITÉ und ist<br />

eines der kleinsten Flussschiffe unter<br />

deutscher Flagge. Aber groß genug für<br />

fünf Crewmitglieder und zwölf<br />

Passagiere.<br />

Paare, Einzelreisende, Freunde, Fremde.<br />

Geht das gut? Ja. Die SERENITÉ hat<br />

Glück mit ihren Passagieren, <strong>die</strong> aus<br />

Hamburg, München, Köln oder Berlin,<br />

aus der Schweiz oder den USA kommen.<br />

Viele weit jenseits der 60, einige<br />

Jüngere, <strong>die</strong> erst an Bord das Abschalten<br />

lernen. Die Lust, eine Reise mit Natur<br />

und Kultur statt mit Remmidemmi zu<br />

erleben, vereint sie.<br />

Das Geheimnis <strong>die</strong>ser Harmonie liegt<br />

vor allem darin, dass sich jeder wie auf<br />

seinem eigenen Schiff fühlt. Es gibt<br />

nichts zu meckern. Kein Zoffstoff wie<br />

auf den Großen: Die sechs Kabinen der<br />

SERENITÉ sind alle gleich, jeder hat<br />

denselben (hohen) Preis bezahlt, <strong>die</strong><br />

Küche ist exzellent, Weine und<br />

Bargetränke sind im Reisepreis<br />

enthalten, der Service ist unaufdringlich<br />

präsent. Man schaut in <strong>die</strong> vor oder<br />

hinter einem liegenden Flussland-<br />

Bordeleganz vor Aschaffenburg<br />

schaften, liest viel, genießt <strong>die</strong> Stille oder<br />

gerät, wenn man will, in ein lebhaftes<br />

Gespräch. Ungestörte Nachtruhe ist<br />

garantiert, denn das Schiff liegt fest an<br />

einem ruhigen Ufer und donnert nicht<br />

dem nächsten Hafen entgegen. Kurz:<br />

Auf der SERENITÉ findet Genuss auf<br />

hohem Niveau statt. Wer einmal an Bord<br />

ist, bucht während der Fahrt gleich<br />

wieder, was den Einstieg für „Neulinge“<br />

nicht einfach macht. Immer beliebter<br />

wird <strong>die</strong> Charterfahrt im Familien- oder<br />

Freundeskreis.<br />

Der erste Sehgenuss kommt gleich nach<br />

dem Ablegen von Aschaffenburg. Das<br />

Hochufer des Mains steht in voller Blüte,<br />

eine Pracht aus Rosa und Weiß, Schloss<br />

Johannisberg glänzt purpurn in der<br />

Nachmittagssonne. Gleich danach<br />

kommt das auf einem kleinen Weinberg<br />

thronende Pompejan<strong>um</strong> in Sicht.<br />

In dem Nachbau einer pompejanischen<br />

Villa aus dem Jahr 1848 lässt sich das<br />

römische Leben nachempfinden. Die<br />

Passagiere nippen am perlenden<br />

Cremant, während sie langsam an dem<br />

Emre kocht sich durch <strong>die</strong> Welt


Good-bye, Aschaffenburg! Good-bye, Schloss Johannisberg!<br />

herrlichen Panorama vorbeigleiten – das<br />

geht nur per Schiff!<br />

Als <strong>die</strong> SERENITÉ Frankfurt<br />

durchquert, dämmert es bereits, und <strong>als</strong><br />

der erste Liegeplatz der Reise an der<br />

Schlossmauer von Hoechst erreicht ist,<br />

gehen <strong>die</strong> Lichter an. Die Gäste machen<br />

sich gerade über ein Mousse von der<br />

Passionsfrucht her, den 4. Gang eines<br />

Menüs, das Lust auf <strong>die</strong> nächsten<br />

Abende macht. Etwas später verlasst der<br />

Koch das Schiff: „Isch geh ham“. Emre<br />

Erkan babbelt fließend Hessisch und<br />

geht tatsächlich nach Hause. Als Baby<br />

kam er mit seiner Familie aus der Türkei<br />

nach Hoechst. Emre kocht sich durch <strong>die</strong><br />

Welt, mal in Arizona, mal auf einer<br />

Luxusyacht. Für <strong>die</strong> Saison 2009 ist er<br />

glücklicherweise auf der SERENITÉ<br />

gelandet. Jetzt, mit 34<br />

Der majestätische Mainzer Dom<br />

Schloss Eltville über trutzigen Mauern<br />

Jahren und der geplanten Ausbildung<br />

z<strong>um</strong> Diätkoch, soll der Ernst des Lebens<br />

beginnen.<br />

In Mainz ist Flusswechsel. Nach einem<br />

B<strong>um</strong>mel über den farbenfrohen<br />

Samstagsmarkt am Fuße des Mainzer<br />

Doms geht <strong>die</strong> Fahrt weiter auf dem<br />

Rhein, der in Konstanz bei KM 0 beginnt<br />

und beim Halt in Eltville KM 511 zählt.<br />

Ein Ausflug führt hoch z<strong>um</strong> Kloster<br />

Eberbach, wo eine Führung mit<br />

Weinprobe arrangiert ist. Wer dorthin<br />

kommt, soll zu seinem eigenen Vorteil<br />

nach Elise Fink-Weydert fragen. Ihre<br />

Führung paart meisterlich Wissen mit<br />

trockenem H<strong>um</strong>or. Abends am ruhigen<br />

Liegeplatz in Rüdesheim wird erleichtert<br />

festgestellt, dass es für <strong>die</strong> Drosselgasse<br />

zu spät ist.<br />

War<strong>um</strong> ist es am Rhein so schön? Ach,<br />

weil er durch reinste Romantik fließt.<br />

Wohin soll der Mensch gucken? Am<br />

besten hat er beide Ufer im Blick.


"Wenn am Meenzer Dom der Markt ist und mein Ständchen voll gepackt ist..." sang einst Margit Sponheimer<br />

Dabei muss er aber <strong>die</strong> langen<br />

Camping-Kolonien übersehen. Blick <strong>als</strong>o<br />

nur nach oben: Die Burgen Reichenstein<br />

und Rheinstein links, Burg Stahleck<br />

rechts, Burg Katz links, <strong>die</strong> Marksburg<br />

rechts. Man kann nicht mehr. Jedenfalls<br />

muss man nicht auch noch fotografieren,<br />

<strong>die</strong> Strecke liegt romantisch im Dunst.<br />

Bei St. Goar legt sich der Rhein in eine<br />

enge Kurve, darüber wölbt sich der Welt<br />

berühmtester Felsbuckel. In 125 m Höhe<br />

wehen ein paar Flaggen. Hier hat sie<br />

gesessen, <strong>die</strong> Loreley, <strong>die</strong> ihren<br />

Die SERENITÉ steuert auf Boppard zu<br />

Blondschopf mit güldenem Kamm<br />

kämmte und so sang, dass <strong>die</strong> Kapitäne<br />

nicht an <strong>die</strong> Gefahren von Strömung und<br />

Untiefe dachten und mit ihren Schiffen<br />

am Fels zerschellten: „...und das hat mit<br />

ihrem Singen <strong>die</strong> Loreley getan“. Welch’<br />

eine Legende! Vor allem Heinrich Heine<br />

sorgt mit seinem schaurig-schönen<br />

Gedicht für Ewigkeit.<br />

Georg Ebert hingegen lässt sich nicht<br />

ablenken. Als Kapitän großer<br />

Flussschiffe hat er den Rhein in- und<br />

auswendig kennengelernt, bevor er und<br />

seine Lebensgefährtin Rita Medoev sich<br />

ihren Tra<strong>um</strong> erfüllten und <strong>die</strong><br />

SERENITÉ bauen ließen. Entsprechend<br />

<strong>um</strong>sichtig und respektvoll führt er das<br />

gemeinsame „Tra<strong>um</strong>schiff“ über den<br />

großen Strom. Überhaupt, Rita und<br />

Georg. Jetzt, in Linz bei KM 630, ist ein<br />

Toast auf <strong>die</strong> beiden fällig. Auf das Paar,<br />

das sich so wohltuend ergänzt! Er ist für<br />

den Fahrplan und alles Nautisch-<br />

Technische verantwortlich, sie mit ihren<br />

langjährigen Erfahrungen <strong>als</strong> Hotel-<br />

Managerin auf luxuriösen Kreuzfahrt-<br />

Kreuzfahrtschiffen für das „Produkt<br />

SERENITÉ“, d.h. Rita sorgt für ein<br />

volles Schiff und das Ambiente, in dem<br />

sich <strong>die</strong> Gäste wohlfühlen.<br />

Alle Passagiere sind wieder an Deck,<br />

nachdem sie durch <strong>die</strong> traditionsreichen<br />

Weinstädtchen Boppard und Linz<br />

geb<strong>um</strong>melt sind. Die Bä<strong>um</strong>e blühen, <strong>die</strong><br />

Sonne scheint, <strong>die</strong> Gläser sind gefüllt.<br />

Der Touri ist los. Finanzkrise? Wat es<br />

dat dann? Die SERENITÉ ist in Köln<br />

angekommen, und Georg hat sie wieder<br />

an einem der Anleger seiner Freunde von<br />

Viking festgemacht. Auch bei der KD<br />

darf er das. Eine Reisegefährtin aus Köln<br />

geht kurz nach Haus, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Bl<strong>um</strong>en zu<br />

gießen. Die anderen sind im Dom oder<br />

im Römisch-Germanischen Muse<strong>um</strong> zu<br />

finden. Sogar für den Antikmarkt bleibt<br />

noch Zeit.<br />

Bei einer langen Tagesetappe sitzt Georg<br />

schon morgens <strong>um</strong> 7 Uhr am Steuer.<br />

Wenn z<strong>um</strong> Anlassen des Motors noch<br />

ein Schleusenmanöver kommt, werden<br />

auch <strong>die</strong> Gäste putzmunter und<br />

erscheinen schon kurz vor 8 Uhr am<br />

Frühstückstisch. Endlos lange Erz- und<br />

Kohlefrachter rauschen vorbei. Bei KM<br />

824 sind an Backbord <strong>die</strong><br />

Kirchturmspitzen von Xanten zu sehen.<br />

Hier wird nur noch Freizeitspaß ausgebrütet: Der "Schnelle Brüter" bei Kalkar


Pferde grasen an hellgrünen Ufern. Und<br />

dann, kurz vor der imaginären<br />

holländischen Grenze, kommt ein<br />

Kurios<strong>um</strong> in Sicht: der Schnelle Brüter<br />

von Kalkar, der nie ans Netz ging. Jetzt<br />

ist er himmelblau bemalt. Ein pfiffiger<br />

Holländer hat den ganzen Komplex in<br />

einen Vergnügungspark verwandelt.<br />

High noon. Bei KM 852 ist Emmerich<br />

erreicht, noch Deutschland, Lobith ist<br />

schon Holland. Der Rhein macht sich<br />

<strong>hier</strong> sehr breit.<br />

Im Garten von Kloster Eberbach hoch über dem Rhein bei Eltville<br />

Kröller-Müller-Muse<strong>um</strong>: Skulpturenpark<br />

Marktplatzleben in Linz am Rhein: Von Krise keine Spur<br />

Ein verwaistes Zollhaus erinnert an noch<br />

gar nicht so alte Grenzzeiten,<br />

Kirschblüte, rote Dächer hinterm Deich.<br />

Der Fluss hat nun zwei Arme. Der linke<br />

heißt Waal und führt nach Rotterdam,<br />

der rechte Nederrijn, den nimmt <strong>die</strong><br />

SERENITÉ. Eine gewisse Unruhe<br />

erfasst <strong>die</strong> Passagiere. Es ist 12:30 Uhr<br />

und noch kein Ruf z<strong>um</strong> Lunch? Seit fünf<br />

Tagen wird <strong>um</strong> halbeins das Glöckchen<br />

geläutet, das Gewohnheitstier Mensch<br />

nimmt der Form halber Platz, <strong>um</strong> gleich<br />

wieder aufzustehen und das Buffet zu<br />

plündern: fünf, sechs, sieben<br />

verschiedene Salate, ein Hauptgericht<br />

mit Fisch oder Fleisch. Gestern zartester<br />

Tafelspitz – und heute? Nach zehn<br />

Warteminuten Klingeling. Emre trägt<br />

kross gebratenen Zander auf. Na, da hat<br />

er ja nochmal Glück gehabt...<br />

Um 14 Uhr legt <strong>die</strong> SERENITÉ in<br />

Arnheim an. Ein Großra<strong>um</strong>taxi fährt vor<br />

und entführt <strong>die</strong> Passagiere eine halbe<br />

Stunde nach Nordwesten ins<br />

Kröller-Müller-Muse<strong>um</strong>, das seine<br />

eigene Geschichte hat.<br />

Tulpenallee in Keukenhof<br />

Tage könnte man dort verbringen, schon<br />

wegen des weitläufigen Skulpturenparks.<br />

Man schnappt sich ein Rad und radelt<br />

von einem Kunstwerk z<strong>um</strong> nächsten.<br />

Berühmt ist das Muse<strong>um</strong> wegen seiner<br />

van-Gogh-Sammlung von etwa 90<br />

Originalen. Nur im van-Gogh-Muse<strong>um</strong><br />

in Amsterdam sind noch mehr zu<br />

bewundern.


Es blüht <strong>um</strong> <strong>die</strong> Mühle von Keukenhof Ohne Fahrrad geht nichts in Amsterdam<br />

Gegen Abend werden <strong>die</strong> Gäste wieder<br />

abgeholt und auf Wunsch in Arnheim<br />

abgesetzt. Nach den gnadenlosen<br />

Bemühungen des 2. Weltkriegs <strong>die</strong> Stadt<br />

auszulöschen, ist es eine große Freude,<br />

durch das quirlige Zentr<strong>um</strong> mit<br />

wunderschön restaurierten Gebäuden<br />

und zahllosen kleinen Kneipen voller<br />

junger Leute zu gehen.<br />

Z<strong>um</strong> Schiff sind es nur wenige Schritte,<br />

und <strong>als</strong> alle wieder an Bord sind, werden<br />

<strong>die</strong> Leinen losgemacht. Während der<br />

beschaulichen Fahrt an Gartenkolonien<br />

und Hausbooten entlang bringen Oana<br />

Die "Walter Suskindbrug", eine schöne alte Ziehbrücke in Amsterdam<br />

und Julia kleine Snacks und Wein. Am<br />

Fuße der Backsteinkirche von Rhenen<br />

wird für <strong>die</strong> Nacht festgemacht; ein<br />

später Landgang mit Neugierblick in <strong>die</strong><br />

„durchsichtigen“ Häuser ohne Gardinen.<br />

An Bord Gespräche bis Mitternacht.


Die SERENITÉ ist in den schönsten Wasserlandschaften zu Hause Vom elegant gedeckten Restauranttisch in <strong>die</strong> Landschaft schauen<br />

Der Tag „des letzten M<strong>als</strong>“ beginnt <strong>um</strong> 7<br />

Uhr. Die letzte Schleuse, das letzte<br />

Schild auf dem Nederrijn, das KM 927<br />

anzeigt. Das letzte Mittagessen. Georg<br />

hat <strong>die</strong> SERENITÉ inzwischen auf den<br />

schnurgeraden Amsterdam-Rhein-Kanal<br />

gelenkt. Bei Utrecht <strong>die</strong> letzte Brücke,<br />

<strong>die</strong> tatsächlich Vlentensespoorbrug heißt.<br />

Gegen 14 Uhr langsame Einfahrt ins<br />

Zentr<strong>um</strong> von Amsterdam bis z<strong>um</strong><br />

Liegeplatz nahe der ewigen Baustelle<br />

Hauptbahnhof, wo auch <strong>die</strong> großen<br />

Flussdampfer festmachen. Am<br />

Nachmittag wird durch <strong>die</strong> Stadt<br />

gestromert, über <strong>die</strong> Blauwbrug, den<br />

Dam Plein, durchs Gewirr der Fahrräder.<br />

Abends trifft man sich z<strong>um</strong> letzten<br />

Dinner an Bord, das aus sieben Gängen<br />

besteht und bei Kerzenlicht genossen<br />

wird. Am achten Tag der Reise sitzt man<br />

z<strong>um</strong> letzten Frühstück zusammen. Die<br />

Koffer sind gepackt, <strong>die</strong><br />

meisten Passagiere bleiben noch in<br />

Amsterdam. Auch <strong>die</strong> Bl<strong>um</strong>enpracht in<br />

Keukenhof steht auf dem Programm. Der<br />

Abschied von der SERENITÉ, von Rita<br />

und Georg, von Oana, Julia und Emre<br />

fällt nur deshalb nicht schwer, weil das<br />

Wiedersehen schon gebucht ist.<br />

6 Kabinen mit Dusche/WC (je 12 qm)<br />

für 12 Passagiere. Die Kabine hat 2, das<br />

Bad 1 Bullauge, <strong>die</strong> man öffnen kann.<br />

Ein Deck höher: Brücke bzw. Fahrstand,<br />

Salon mit Bar, Restaurant, das durch<br />

eine Glastür mit dem Achterdeck<br />

verbunden ist. Unter einer<br />

Teilüberdachung ein großer Tisch mit<br />

Stühlen für alle Passagier sowie weitere<br />

Sitzplätze und Whirlpool. Darüber das<br />

Sonnendeck mit Liegestühlen und<br />

Sonnenschutz, der bei niedrigen Brücken<br />

abgebaut wird. Leihen von Fahrrädern,<br />

Büchern, Videos kostenlos. Frühstück<br />

und Mittagessen in Buffetform,<br />

Nachmittagskaffee mit frisch<br />

gebackenem Kuchen, fünfgängiges<br />

Abendessen. Alle Getränke, vom Wasser<br />

über Kaffee und Tee bis z<strong>um</strong> Cocktail,<br />

im Preis enthalten. Bei den Mahlzeiten<br />

dominieren deutsche und französische<br />

Weine. Landausflüge werden an Bord<br />

empfohlen und z<strong>um</strong> Selbstkostenpreis<br />

organisiert.<br />

Die SERENITÉ kreuzt seit 2001 durch<br />

<strong>die</strong> schönsten Flusslandschaften<br />

Deutschlands, Hollands, Belgiens und<br />

Frankreichs. Die sieben- bis elftägigen<br />

Reisen kosten zwischen 1.490 und 2.150<br />

Euro pro Person von/bis Hafen. Für 2009<br />

sind noch wenige Kabinen im<br />

September durch Südfrankreich frei.<br />

2010 ist <strong>die</strong> Auswahl noch etwas größer,<br />

so im August durch Burgund und ab<br />

September mit Schwerpunkt<br />

Main-Donaukanal. Anfragen unter<br />

Mobiltel.: 0172-6524378.<br />

Zur Homepage der SERENITÉ<br />

Kabine an Bord der SERENITÉ


Da Tanger im Norden Marokkos schon<br />

lange nicht mehr auf den regelmäßigen<br />

Flugplänen der Reiseveranstalter steht,<br />

bietet sich eine interessante<br />

Reisealternative an: Mit dem Flugzeug<br />

bis nach Malaga in Andalusien, und<br />

weiter mit der Schnellfähre der Reederei<br />

FRS Iberia von der Südspitze Spaniens<br />

direkt nach Nordafrika.<br />

Nach rund drei Stunden Flugzeit setzt<br />

der Flieger nach einem Flug über <strong>die</strong><br />

z<strong>um</strong> Teil noch schneebedeckten Berge<br />

der <strong>Sie</strong>rra Nevada z<strong>um</strong> Landeanflug auf<br />

den Aeroporto in Malaga an. Rund<br />

eineinhalb Stunden dauert <strong>die</strong> Fahrt im<br />

Mietwagen bis nach Algeciras, wo<br />

mitten in der Stadt mit Blick auf den<br />

Hafen und den Felsen von Gibraltar ein<br />

altes viktorianisches Hotel bezogen wird.<br />

Schon weit vor Algeciras machen große<br />

rote Werbeplakate auf den<br />

Afrika-Fähr<strong>die</strong>nst der Reederei FRS<br />

zwischen Tarifa und Tanger<br />

aufmerksam. Unzählige<br />

Ticketverkaufsbüros entlang der<br />

Hauptstraßen bieten bis in den späten<br />

Abend Tickets für alle verkehrenden<br />

Fähren von Spanien nach Marokko und<br />

Der moderne Hafen von Algeciras direkt<br />

gegenüber vom britischen „Affenfelsen“<br />

Gibraltar ist einer der am stärksten<br />

frequentierten der Welt. Ein Großteil des<br />

Schiffsverkehrs mit Nordafrika wird von<br />

<strong>hier</strong> aus abgewickelt. Mit der Stadt<br />

Tanger in Marokko und der spanischen<br />

Enklave Ceuta besteht ein dauerhafter<br />

Fährverkehr, aktuell sind dort acht<br />

spanische und marokkanische<br />

Fährunternehmen aktiv. Vor allem im<br />

Sommer sind <strong>die</strong> Stadt und <strong>die</strong><br />

Einfallstraßen voll von marokkanischen<br />

Immigranten, <strong>die</strong> dann in ihren<br />

vollgepackten Autos mit den<br />

Fährschiffen z<strong>um</strong> Urlaub zurück zu ihren<br />

Familien nach Marokko reisen.<br />

Rund 25 Minuten dauert <strong>die</strong> Fahrt auf<br />

der kurvenreichen Straße durch den<br />

gebirgigen Küstenstreifen nach Tarifa.<br />

Eine andere Welt erwartet uns <strong>hier</strong>,<br />

keine großen Hotelburgen mehr wie<br />

Tickets gibt's fast an jeder Ecke<br />

im übrigen Küstengebiet der Costa de<br />

Sol, sondern vorbei an Landgasthöfen<br />

und kleineren Restaurants führt der Weg,<br />

sowie an scheinbar naturbelassenen<br />

Sandstränden. An den Südhängen der<br />

Berge stehen unzählige<br />

Windkraftanlagen und versorgen <strong>die</strong><br />

Region mit Öko-Strom. Die Berge sind<br />

aber auch mit großen militärischen<br />

Radaranlagen in Richtung Afrika<br />

gespickt. Diese <strong>die</strong>nen unter anderem zur<br />

Grenzüberwachung, denn seit dem<br />

Beitritt Spaniens zur Europäischen<br />

Union ist <strong>die</strong> Region <strong>um</strong> Tarifa nicht nur<br />

<strong>die</strong> südlichste Stadt Festlandseuropas<br />

sondern auch Außengrenze der EU nach<br />

Afrika, das bei gutem Wetter klar zu<br />

erkennen ist. Aufgrund der Nähe zur<br />

marokkanischen Küste ist <strong>die</strong>se Region<br />

nun verstärkt z<strong>um</strong> Ziel von Afrikanern<br />

Schlauch- oder Rettungsbooten illegal<br />

nach Europa zu gelangen.<br />

Tarifa war lange Zeit in den vorherigen<br />

Jahrhunderten ein bedeutender Hafen<br />

beispielsweise für <strong>die</strong> amerikanischen<br />

Kolonien. Später verlor der<br />

Handelshafen an Bedeutung, und nur<br />

noch der Fischfang <strong>die</strong>nte der<br />

geworden, <strong>die</strong> versuchen mit kleinen Kite-Surfer in Aktion


Bevölkerung <strong>als</strong> Einnahmequelle. Vor<br />

rund 25 Jahren änderte sich das Bild in<br />

Tarifa beachtlich, denn der immer dort<br />

vorherrschende Wind sorgt nicht nur im<br />

Sommer für ein erträgliches Klima,<br />

sondern auch dafür, dass <strong>die</strong> Windsurfer<br />

ein ideales Gebiet in Europa für ihren<br />

Sport gefunden haben.<br />

Seit rund zehn Jahren verfügt Tarifa über<br />

einen Schnellfähr<strong>die</strong>nst mit dem<br />

Passagierkatamaran HANSE JET nach<br />

Tanger. Die inzwischen sehr erfolgreiche<br />

Ära der Hochgeschwindigkeitsfähren der<br />

Reederei FRS wurde bei dem<br />

Tochterunternehmen der Weißen Flotte<br />

Ostsee GmbH mit dem HANSE JET am<br />

25. Juni 1996 eröffnet. Die 40 Meter<br />

lange, 10,1 Meter breite und nur 1,69<br />

Meter tiefgehende HANSE JET verfügt<br />

über eine Kapazität von 342 Passagieren.<br />

An drei Tagen in der Woche wurden vor<br />

13 Jahren mit der HANSE JET Fahrten<br />

von Warnemünde nach Travemünde,<br />

Fehmarn oder in das dänische Gedser<br />

durchgeführt. Im April 2000 wurde dann<br />

ein neuer Passagierlinien<strong>die</strong>nst zwischen<br />

Tarifa in Südspanien mit dem nur 16<br />

Kilometer<br />

Beladung des Auto-Decks<br />

entfernt liegenden marokkanischen<br />

Hafen Tanger eröffnet, <strong>um</strong> mit<br />

modernsten High-Speed-Fähren neue<br />

Maßstäbe hinsichtlich Geschwindigkeit,<br />

Pünktlichkeit, Sicherheit und Service zu<br />

setzen. „Dieses Konzept ist<br />

aufgegangen“, kann Geschäftsführer<br />

Götz Becker heute sichtlich erfreut<br />

berichten.<br />

Heute verkehren in der Nebensaison<br />

zwei Schnellfähren, <strong>die</strong> auch PKW<br />

befördern können. Neben dem in<br />

Norwegen erbauten Katamaran<br />

TANGER JET wird von FRS auch der<br />

bis zu 42 Knoten schnelle Katamaran<br />

TARIFA JET mit Platz für 800<br />

Passagiere und 175 PKW eingesetzt. Im<br />

Jahr 2005 wurde von der<br />

Hafengesellschaft ein neues<br />

Abfertigungsgebäude in Tarifa errichtet,<br />

so dass dort auch <strong>die</strong><br />

Grenzabfertigungen für EU-Bürger nach<br />

dem Schengen-Abkommen erfolgen<br />

können. Das heißt, EU-Bürger können<br />

normalerweise mit einem gültigen<br />

Personalausweis nach Marokko<br />

einreisen. Ein Reisepass ist aber doch<br />

hilfreich, wie wir später feststellen. Wir<br />

bekommen zwei Formulare<br />

Die TARIFA JET kurz vor der Abfahrt<br />

Moderne Flugzeugsessel für <strong>die</strong> 35minütige Überfahrt<br />

in <strong>die</strong> Hand gedrückt, für den Hin- und<br />

Rückweg. Hier fällt auf, dass der<br />

Bürokratismus nicht unbedingt eine<br />

typische Erscheinung in Deutschland ist.<br />

Die Ticket- und Passkontrollen am<br />

Ausgang des Termin<strong>als</strong> gehen zügig<br />

über <strong>die</strong> Bühne.<br />

Die Beladung mit den PKW ist <strong>um</strong> 10.45<br />

Uhr fast abgeschlossen. Auch <strong>die</strong><br />

Passagiere betreten das Fährschiff über<br />

<strong>die</strong> herabgelassene Heckklappe. Über<br />

eine an der Steuerbordseite befindliche,<br />

steile Treppe geht es in das<br />

Passagierdeck. Unzählige Reihen mit<br />

„Flugzeugsesseln“ stehen für <strong>die</strong><br />

Passagiere bereit. Ein kleiner Shop<br />

verkauft während der Überfahrt zollfreie<br />

Ware, in einem Bistrocafe werden<br />

Softdrinks, Kaffee und kleine Snacks<br />

angeboten. Die Atmosphäre ist entspannt<br />

und ruhig, es macht den Anschein dass<br />

viele regelmäßige Pendler mitfahren, für<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Fährpassage eher den Anspruch<br />

einer Busfahrt in einer Großstadt hat.


Die Grenze zwischen Atlantik und Mittelmeer<br />

Auf der Brücke werden wir von dem<br />

marokkanischen Kapitän mit seiner<br />

Crew erwartet, der inzwischen<br />

mitbekommen hat, dass sich ein<br />

deutscher Gast an Bord für <strong>die</strong> Fährlinie<br />

interessiert. Youssef Boukacheni ist<br />

Mitte vierzig und fährt schon viele Jahre<br />

zur See. Deutschland ist für ihn nicht<br />

unbekannt, schmunzelt Boukacheni,<br />

durchquerte er doch mehrfach den<br />

Nord-Ostsee-Kanal. Er erläutert <strong>die</strong><br />

Brücke und auf der elektronischen<br />

Seekarte <strong>die</strong> Route über <strong>die</strong> Straße von<br />

Gibraltar. Er hat schon mehrfach von<br />

den Tunnelplänen auf <strong>die</strong>ser Trasse<br />

gehört, macht sich aber aufgrund der<br />

geologischen Gegebenheiten keine<br />

Sorgen, dass <strong>die</strong>ses Projekt eines Tages<br />

seinen Arbeitsplatz gefährden würde.<br />

Dafür ist das Meer <strong>hier</strong> viel zu tief und<br />

<strong>die</strong> Erdplatten zwischen Afrika und<br />

Marokko voraus! Der Fährhafen von Tanger<br />

Europa sind ständig in Bewegung,<br />

Erdbeben sind in <strong>die</strong>ser Region keine<br />

Seltenheit.<br />

Vielmehr machen dem Kapitän <strong>die</strong><br />

vermehrten starken Wind in den letzten<br />

Monaten zu schaffen. <strong>Sie</strong>ben mal von<br />

Oktober bis Februar mussten schon<br />

Fährüberfahrten zwischen Tarifa und<br />

Tanger abgesagt werden. Dabei ist aber<br />

nicht <strong>die</strong> Windstärke das entscheidende<br />

Kriteri<strong>um</strong>, sondern <strong>die</strong> Wellenhöhe, <strong>die</strong><br />

nicht mehr <strong>als</strong> 3 Meter betragen darf.<br />

Angetrieben von einer 14.588 PS-starken<br />

Maschinenanlage, erreicht der<br />

Katamaran eine Geschwindigkeit von<br />

rund 33 Knoten. Souverän steuert der<br />

Nautiker <strong>die</strong> 59 Meter lange TANGER<br />

JET über <strong>die</strong> Straße von Gibraltar, <strong>die</strong><br />

mit rund 200 Schiffen täglich eine der<br />

meistbefahrenen Wasserstraßen weltweit<br />

ist.


35 Minuten dauert <strong>die</strong> Überfahrt. Vor<br />

der Einfahrt in den Hafen lässt der Wind<br />

nach, es wird merklich wärmer, <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />

25 Grad, <strong>die</strong> vereinzelten Wolken sind<br />

fast verschwunden. In dem engen Hafen,<br />

der von einer großen Hafenmole<br />

eingerahmt wird, auf der Soldaten<br />

patrouillieren, liegen bereits einige<br />

Fährschiffe aus anderen spanischen<br />

Häfen. Scheinbar auf dem Fleck dreht<br />

der Kapitän das Schiff durch eine<br />

Änderung des Winkels der<br />

Wasserstrahldüsen und fährt behutsam<br />

rückwärts an den Anleger heran.<br />

Tanger<br />

Das Tor z<strong>um</strong> Orient<br />

Tanja ist ein Begriff aus der<br />

Berbersprache und bedeutet: neues Land.<br />

Für <strong>die</strong> Griechen leitet sich <strong>die</strong><br />

Gründung Tangers von der Tochter<br />

Tingi des Riesen Antäus ab. Für <strong>die</strong><br />

Schreiber des alten Griechenlands war<br />

Tanger „<strong>die</strong> schönste Stadt der<br />

bekannten Welt - eine Region der Götter,<br />

in der <strong>die</strong> größten und schönsten Männer<br />

lebten". Die Geschichte Tangers ist<br />

durch <strong>die</strong> Jahrhunderte geprägt von<br />

Invasoren und vielfältigen kulturellen<br />

Einflüssen. Durch seine geographische<br />

Lage ist Tanger<br />

einerseits eine begehrte, strategisch<br />

günstige Stadt, anderseits bildet sie das<br />

natürliche Tor z<strong>um</strong> Afrikanischen<br />

Kontinent. Die Stadt ist an einen<br />

Berghang gebaut und zieht sich bis z<strong>um</strong><br />

Meer und dem weißen Strand hinunter.<br />

Ein gut 30 Jahre alter Mercedes mit sage<br />

und schreibe über 560.000 Kilometern<br />

auf dem Tacho holt uns ab. Die Autos<br />

aus <strong>die</strong>ser Zeit kannten <strong>die</strong><br />

Ausstattungsmerkmale „Klimaanlage<br />

und Sicherheitsgurt“ wohl noch nicht.<br />

Die Route führt entlang der kurvigen<br />

Buntes Treiben in Tanger<br />

Küstenstraße. Tanger mit seinen rund<br />

650.000 Einwohnern <strong>als</strong> zweitgrößte<br />

Stadt des Landes ist zwar das Tor nach<br />

Marokko, aber es ist nicht das<br />

authentische Marokko. 1956, im Jahr der<br />

Unabhängigkeit Marokkos, hatte Tanger<br />

rund 150 000 Einwohner, davon waren<br />

aber etwa 42 000 Ausländer!<br />

Tanger war und ist auch heute noch eine<br />

kosmopolitische Stadt. Religiöse<br />

Toleranz ist eines ihrer Merkmale. Die<br />

christlichen und jüdischen Gemeinden<br />

konnten wie <strong>die</strong> moslemischen ihren<br />

Die TANGER JET im Hafen Großzügiges Interieur an Bord Orientalischer Schuhladen Altstadtgassen


Orientalischer Früchtemarkt<br />

Glauben stets frei praktizieren. Freiheit<br />

war das Zauberwort auch für <strong>die</strong><br />

Millionäre, Geschäftemacher, Künstler<br />

wie Tr<strong>um</strong>an Capote und Paul Bowles<br />

sowie <strong>die</strong> Sinnsuchenden, <strong>die</strong> sich <strong>hier</strong><br />

niederließen und der Stadt den<br />

legendären, etwas anrüchigen Ruf<br />

verschafften. Zwar strömen heute noch<br />

Schickis, Hippies und Abenteurer in das<br />

ehemalige Schmugglernest und <strong>die</strong><br />

dunklen Altstadtgassen, doch der<br />

Tourismus, der noch in den siebziger<br />

Jahren in Tanger boomte, hat sich längst<br />

an <strong>die</strong> Badeorte am Atlantik verlagert.<br />

Der Putz bröckelt von den Hotels, <strong>die</strong><br />

Übernachtungskosten sind mittlerweile<br />

recht günstig geworden. Unbehelligt<br />

kann man <strong>als</strong> Tourist durch <strong>die</strong> Stadt<br />

b<strong>um</strong>meln, man trifft keine<br />

Touristenscharen. Dies passiert<br />

höchstens in den Sommermonaten, wenn<br />

<strong>die</strong> Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen.<br />

Tanger ist ein Gassengewirr, das von der<br />

Medina in <strong>die</strong> Kasbah und z<strong>um</strong> früheren<br />

Sultanspalast führt, in dem heute ein<br />

Muse<strong>um</strong> untergebracht ist. Es hat einen<br />

tra<strong>um</strong>haften Terrassenblick über <strong>die</strong><br />

Bucht von Tanger bis zur Südspitze<br />

Europas. Verschleierte Frauen und<br />

Männer in langen Kaftanen eilen durch<br />

<strong>die</strong> verwinkelten, steilstufigen Gassen<br />

des malerischen Viertels. In den<br />

Geschäften werden Lebensmittel,<br />

Gemüse, Teppiche und vor allem auch<br />

viel Kuchen und Süßgebäck verkauft.<br />

Selbst aus dem Filmgeschäft ist <strong>die</strong><br />

Altstadt von Tanger nicht wegzudenken:<br />

Unzählige James-Bond-Filme wurde <strong>hier</strong><br />

gedreht.<br />

Ganz in der Nähe steht <strong>die</strong> Große<br />

Moschee, zwischenzeitlich Kirche und<br />

seit 1684 erneut Moschee. Am<br />

Grand-Socco-Platz (großer Markt)<br />

feilschen Händler und Käufer <strong>um</strong><br />

Schnäppchenpreise für Gemüse,<br />

Gewürze und Fleisch. Gaukler und<br />

Märchenerzähler sorgen für<br />

Unterhaltung, <strong>die</strong> vielen Teestuben<br />

dr<strong>um</strong>her<strong>um</strong> für Entspannung. Dort sieht<br />

man Frauen aus dem Rifgebirge mit dem<br />

Fouta, einem Hut mit bunten Bommeln,<br />

<strong>als</strong> Kopfbedeckung. Das europäische<br />

Tanger bekommen wir nicht zu sehen,<br />

dafür reicht <strong>die</strong> Zeit einfach nicht. Dieser<br />

Teil ist das Refugi<strong>um</strong> aller Künstler. Ein<br />

1870 erbautes Hotel unterhalb der<br />

Medina am Hafen war zu seiner Zeit<br />

ebenfalls Hort der Creme des Jetsets.<br />

Der erlebnisreiche Ausflug endet gegen<br />

19 Uhr wieder am Hafen. Wer gern eine<br />

geführte Tour durch Tanger<br />

unternehmen möchte, dem sei <strong>die</strong>ses<br />

Angebot von FRS empfohlen: Für einen<br />

Preis von 60 Euro erhält man den<br />

Schnellfährentransfer von Tarifa nach<br />

Tanger, besichtigt mit einem Führer <strong>die</strong><br />

Kasbah und <strong>die</strong> Altstadt und hat auch<br />

noch Zeit z<strong>um</strong> Einkaufen. Im Preis<br />

inbegriffen ist sogar ein gemeinsames,<br />

typisch marokkanisches Mittagessen.<br />

Tunnelprojekt<br />

Spanien - Marokko<br />

Immer wieder gab es in den vergangen<br />

Jahren Pläne für einen Eisenbahntunnel<br />

zwischen Europa und Afrika, doch<br />

<strong>die</strong>ses Giga-Projekt wird wohl nie z<strong>um</strong><br />

Der "Jet" wartet an der Pier auf seine Passagiere<br />

Bau kommen. Das Grundkonzept mit<br />

zwei eingleisigen Haupttunneln und<br />

einem Servicetunnel dazwischen wäre<br />

ungefähr 38,7 Kilometer lang, davon<br />

27,7 Kilometer unter dem Wasser. Bis zu<br />

500 Meter unter dem Meeresspiegel -<br />

unter 300 Meter Wasser und 200 Meter<br />

Boden – sollte <strong>die</strong>ser Tunnel verlaufen.<br />

Z<strong>um</strong> Vergleich: Die Züge im Eurotunnel<br />

zwischen Dover und Calais fahren<br />

maximal 70 Meter unter dem<br />

Meeresspiegel. Vier große<br />

Ingenieurbüros aus Spanien, Marokko,<br />

Italien und der Schweiz haben bereits an<br />

dem Projekt gearbeitet. Zwar gab es<br />

seitens der spanischen Regierung und<br />

König Mohammed VI. von Marokko<br />

eine Absichtserklärung, aber für <strong>die</strong><br />

Finanzierung des einige Milliarden Euro<br />

teuren Tunnels gibt es bislang kein<br />

tragfähiges Konzept.


Copyright: Daniela Rall<br />

Moin Moin!<br />

Ich bin <strong>die</strong> Molly. Die Molly vom<br />

Hamburger Fischmarkt. Ich tu' fast alle<br />

Schiffe kennen, und wenn Ihr an Bord<br />

mal so'ne frische Kutterscholle esst oder<br />

mal'n Hering, dann kann es gut sein, dat<br />

ich den am Sonntag früh von der<br />

Fischauktionshalle an Bord gebracht<br />

hab. Da guck ich mich natürlich auch<br />

<strong>um</strong>. Und was ich da seh, das erzähl ich<br />

Euch. Denn Ihr guckt ja nicht immer so<br />

hinter <strong>die</strong> Kulissen. Mein Tommy, der ist<br />

jetzt acht, der tut mir schon mal tüchtig<br />

helfen. Auch beim Beobachten. Denn<br />

so'n Jung, der sieht manchmal Sachen,<br />

<strong>die</strong> unsereinem gar nicht mehr auffallen.<br />

Also, ich tu' jetzt mal anfangen zu<br />

erzählen. Wenn's Euch nicht gefällt,<br />

müsst Ihr's ja nicht lesen. Und wenn<br />

Euch mein Fisch nicht schmeckt, dann<br />

gibt's immer noch Fischstäbchen (igitt!).<br />

* * * * *<br />

Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Ich<br />

hab’ ja einen neuen Kunden. Und das ist<br />

Mein Schiff. Nee, jetzt spinnt sie aber,<br />

denkt Ihr vielleicht. Ist aber nicht: Das<br />

ist nicht mein Schiff, es heißt MEIN<br />

SCHIFF. Von TUI. Habt Ihr sicher<br />

schon gehört. Und das ganze Innendings,<br />

<strong>als</strong>o, Design, ist ja doch ziemlich<br />

stylisch. Aber <strong>als</strong> ich am Morgen nach<br />

der Taufe an Bord kam, da hab ich Leute<br />

gesehen... Also, sowas gibt’s nicht. Mit<br />

orangenen Haaren. Aliens, dachte ich<br />

zuerst. Oder ein technisches Problem<br />

beim Bordfriseur. Aber das Malheur war<br />

in der Kabine passiert, genauer<br />

gesagt, nach dem Duschen. Denn <strong>die</strong><br />

hatten da neue Handtücher. Brandneu.<br />

Und brandorange. Die hatten noch nie<br />

eine Waschmaschine gesehen. Und<br />

fusselten tierisch. All <strong>die</strong> merkwürdigen<br />

Gestalten, <strong>die</strong> ich sah, hatten entweder<br />

nach der durchzechten Nacht <strong>die</strong> Augen<br />

noch nicht richtig auf, oder der Spiegel<br />

war ganz einfach beschlagen. Jedenfalls<br />

sind sie ahnungslos mit dem Fusselpelz<br />

aus der Kabine getapst. Eine weißhaarige<br />

Dame, oh Gott, ich trau’s mich gar nicht<br />

zu sagen – <strong>die</strong> sah aus wie so ’ne<br />

verschimmelte Apfelsine. Also, der Herr<br />

Vogel, der hat ja ’ne nette Frau. Aber er<br />

sollte ihr doch mal ’ne Waschmaschine<br />

kaufen. Da kann sie sich nützlich<br />

machen. Denn sonst bekommen doch <strong>die</strong><br />

Kabinenstewards arg viel zu tun, wenn<br />

nämlich <strong>die</strong> Passagiere nach jedem<br />

Duschbad nach ihrem <strong>die</strong>nstbaren Geist<br />

nebst Staubsauger klingen: Einmal<br />

absaugen, bitte!<br />

* * * * *<br />

Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Aus<br />

dem Roten Meer kommen ja in letzter<br />

Zeit selten mal gute Nachrichten. Und<br />

ein bisschen kann ich se sogar verstehen,<br />

<strong>die</strong> Fischer. Denn es sind ja Fischer<br />

(gewesen), <strong>die</strong> jetzt ihre Angeln nach<br />

dicken Fischen auswerfen. Aber<br />

eigentlich wollten sie das gar nicht. Die<br />

wirtschaftlichen Umstände... Also, ich<br />

bin sicher, <strong>die</strong> Jungs da unten kennen das<br />

Brecht-Wort nicht: Erst das Fressen,<br />

dann <strong>die</strong> Moral (könnte auch ein<br />

Kreuzfahrt-Passagier geschrieben<br />

haben...). Aber sie handeln danach. Nun<br />

ja, jedenfalls hab ich auf der MSC<br />

MELODY gehört, dass man da an Bord<br />

jetzt z<strong>um</strong> ersten Mal einen plausiblen


Anlass für <strong>die</strong><br />

Liegestuhl-Reservierungs-Seuche hatte.<br />

Denn <strong>die</strong>se ansteckende Krankheit<br />

konnte da, klingt bisschen verdreht,<br />

Leben retten. Da haben doch tatsächlich<br />

<strong>die</strong> Passagiere sich gegen <strong>die</strong> Piraten<br />

beim Angriff mit Wurfgeschossen in<br />

Form von Liegestühlen gewehrt. Ganz<br />

schön doll... Ob sie <strong>die</strong><br />

Reservierungs-Handtücher vorher<br />

runtergenommen haben, konnte mir<br />

keiner sagen. Jedenfalls hatten sie<br />

Erfolg. Vielleicht sollte jedes Schiff<br />

noch einen Stapel ausrangierte<br />

Liegestühle parat haben. Die werden bei<br />

der Rettungsübung gleich jedem<br />

Passagier zugeteilt. Papp, Handtuch<br />

drauf, Kabine 424. Wer will, nimmt den<br />

Stuhl mit auf Kabine und eröffnet das<br />

Feuer vom Balkon. Oh, oh, da ließen<br />

sich aber noch viele<br />

Deilmann <strong>die</strong> jüngst ad acta gelegten<br />

Themen-Kreuzfahrten für<br />

Flinten-Schützen wieder aufleben ließe?<br />

Da lässt sich das Gewaltpotenzial, egal,<br />

ob vom letzten Krieg übrig geblieben<br />

oder z<strong>um</strong> Moorhuhn-Halali auf<br />

schottischen Hochebenen blasend, doch<br />

mal sinnvoll einsetzen. Im Roten Meer.<br />

Angefeuert von den anderen<br />

Passagieren. Bei der Treue, <strong>die</strong> ich von<br />

Deilmann-Kunden immer wieder höre,<br />

hat man dann den besten<br />

Security-Service überhaupt. Z<strong>um</strong><br />

Beispiel, wenn nach der jüngst<br />

vermeldeten Pleite der<br />

Gerichtsvollzieher an Bord will. Der<br />

kommt ja mit ähnlichen Absichten wie<br />

<strong>die</strong> Piraten. Da werden unsere<br />

Flintenweiber aus dem Alten Fitz dem<br />

aber auf <strong>die</strong> Finger klopfen! Unter uns<br />

gesagt, ich vertrau der Reederei ja noch<br />

Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Was<br />

man alles macht, damit Kreuzfahrern <strong>die</strong><br />

letzten Hemmungen genommen werden.<br />

Beim Buchen ja schon sowieso. Da<br />

gibt’s Vorträge an Bord (hab ich gehört!)<br />

über Erbrecht. Wer das alles mitgekriegt<br />

hat, wie viel Steuern das kostet und so,<br />

der vererbt doch lieber nix. Sondern<br />

verreist eher. Und genau das will <strong>die</strong><br />

Reederei. Die Erben und das Finanzamt<br />

bezahlen zusammen <strong>die</strong> Kreuzfahrt.<br />

Aber jetzt mal was anderes. Z<strong>um</strong><br />

Beispiel bei Costa. Gerade da, wo viele<br />

Amerikaner mitfahren, <strong>die</strong> ja noch ’n<br />

bischn eher z<strong>um</strong> Übergewicht neigen.<br />

Und da haben sie jetzt auf der COSTA<br />

LUMINOSA ein Anschauungs-Objekt<br />

hingelegt. Eine dicke, 900 Kilo schwere<br />

Bronze-Plastik lümmelt sich – nein,<br />

nicht im Liegestuhl, im Foyer! Mit<br />

blankem Po, was durchaus wörtlich zu<br />

nehmen ist, denn so oft, wie der von<br />

neugierigen Männerhänden angefasst<br />

wird, wird er wohl nie irgendwelchen<br />

Grünspan ansetzen. Jedenfalls schließen<br />

<strong>die</strong> Passagiere nach ersten<br />

misstrauischen Blicken sehr schnell<br />

ihren Frieden mit der Dame. Und wollen<br />

ein Foto! Und das ist der Trick. Nicht<br />

nur für <strong>die</strong> Kasse des Bordfotografen.<br />

Denn wer mit 900 Kilo Lebendgewicht<br />

so eine Model-Karriere macht, der<br />

erstickt letzte Hemmungen auf dem Weg<br />

z<strong>um</strong> Buffet...<br />

* * * * *<br />

Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Schon<br />

wieder Costa. Ich war vor dem großen<br />

R<strong>um</strong>mel an Bord, vor der Taufe, musste<br />

mich mal mit dem Küchenchef<br />

unterhalten. Über mein’ Fisch und so.<br />

Das war, wie grad <strong>die</strong> ersten Reisen zu<br />

Ende waren – mit Presse und<br />

Reisebüroleuten und Schnick und<br />

Schnack. Ist ja auch wichtig. Aber wär<br />

auch wichtig, dass <strong>die</strong> verstehen, <strong>um</strong> was<br />

es eigentlich geht. Das hat aber nicht<br />

hingehauen. Denn <strong>die</strong><br />

Informations-Show im Theater war auf<br />

Italienisch. Von vorn bis hinten. Aus<br />

aller Welt waren sie angereist. Und<br />

verstanden nur Bahnhof. Oder Hafen?<br />

Weiß ich nicht. Will sagen: Verstanden<br />

nix. Und reisten so schlau wieder ab, wie<br />

sie gekommen waren. Ganz schön stolz<br />

z<strong>um</strong> Auftakt, <strong>die</strong> Herren Italiener, oder?<br />

Ob das so weitergeht?<br />

* * * * *<br />

Zu guter Letzt...<br />

hab ich doch im Radio gehört, dass <strong>die</strong><br />

Ortschaft Meinkot ein Problem hat. Es<br />

werden dauernd <strong>die</strong> Ortsschilder geklaut.<br />

Der Bürgermeister is’ schon am<br />

Verzweifeln, denn so’n Schild kostet<br />

über tausend Euro. So’n Scheiß, denkt<br />

der bestimmt. Aber ich kenn’ einen, der<br />

kann’s brauchen: Richard Vogel. Wenn<br />

ich mal wieder auf MEIN SCHIFF bin,<br />

zähl ich mal <strong>die</strong> öffentlichen Toiletten<br />

durch. Und exakt so oft wird das Schild<br />

geklaut werden. Wette ich. Bis <strong>die</strong> für<br />

jede Klotür eins haben...


Am 23. September ist es so weit. Dann<br />

wird Herbert Frickes neues Buch<br />

„Geständnisse an der Reling" in<br />

maritimem Rahmen in Hamburg<br />

vorgestellt: An Bord der CAP SAN<br />

DIEGO. „Gespräche an der Reling"<br />

ist beim Verlag Delius-Klasing bereits<br />

ein Bestseller.<br />

Noch schwingt der Autor <strong>die</strong> Feder;<br />

<strong>die</strong> letzten Kapitel entstehen gerade.<br />

Wir haben ihm dabei über <strong>die</strong><br />

Schulter geschaut und einen Auszug<br />

zur Vorab-Veröffentlichung<br />

bekommen.<br />

Auf See hatte ich einen großen Saal<br />

voller Passagiere auf ihren nächsten<br />

Landgang vorbereitet. Als Bordlektor<br />

und Reiseleiter. Über <strong>die</strong> Krim<br />

gesprochen und den Krimkrieg, über<br />

Katharina und Potemkin, über Zar<br />

Nikolaus und Stalin. Über <strong>die</strong> Rote<br />

Flotte und Sewastopol. Über Anton<br />

Tschechow und seine „Dame mit dem<br />

Hündchen“. Nach meinem Vortrag<br />

kamen zwei ältere, sehr charmante<br />

Amerikanerinnen zu mir und fragten, ob<br />

ich sie am nächsten Tag begleiten könne<br />

auf ihrem privaten Landausflug. Ich<br />

zögerte, weil ich eigentlich mal wieder<br />

schwimmen gehen wollte, auch wenn es<br />

schon ziemlich kalt sein würde, <strong>hier</strong> im<br />

Oktober an der Schwarzmeerküste.<br />

„Salary no problem“, hörte ich<br />

irgendwann zwischen den Sätzen. „No<br />

salary, La<strong>die</strong>s“, sagte ich und bedauerte<br />

im gleichen Moment meine verpasste<br />

Chance auf eine ganz kleine, aber<br />

gerechte Umverteilung ihres<br />

Dollarvermögens. Aber in solchen<br />

Situationen siegt leider immer wieder<br />

mein kleiner d<strong>um</strong>mer Spießerstolz.<br />

„Yes“, sagte ich, „let´s meet at two p.m.<br />

at the gangway.”<br />

<strong>Sie</strong> wollten gleich ab Gangway eins der<br />

Taxis nehmen, aber ich sagte: „Nope!<br />

May be later, la<strong>die</strong>s.“ So schlenderten<br />

wir ins Herz von Jalta, und ich wunderte<br />

mich, wie gut <strong>die</strong> beiden Damen zu Fuß<br />

waren. Der autofreie Jalta-Kai, <strong>die</strong>se<br />

pompöse Uferstraße, begeisterte sie. Die<br />

Buden, <strong>die</strong> Straßenmusikanten, <strong>die</strong><br />

kleinen Schauspieltruppen. Das<br />

mediterrane Flair der neuen alten<br />

Ukraine nach der Wende. Mit der<br />

Seilbahn fuhren wir auf den<br />

Aussichtshügel Darsan, und ich fragte<br />

sie, ob sie mein Germanen-Englisch<br />

denn verstünden, und sie entgegneten<br />

unisono: „Yes, darling, we understand<br />

your words and even your sophisticated<br />

soul.“ - „Huijujui“, dachte ich.<br />

Und dann steuerten sie auf <strong>die</strong> Kutsche<br />

zu. Ein offener Zweispänner mit vier<br />

Plätzen und hinten zusammengerolltem<br />

Verdeck. Mit dem Kutscher verhandelte<br />

gerade, ich erkannte sie schon von<br />

weitem, unsere Zahlmeisterin Monica.<br />

My ever slipless girlfriend Monica.<br />

Meine Vertraute. Fast alles vertraute sie<br />

mir an aus ihrem dam<strong>als</strong> 25 Jahre jungen<br />

Leben. Auch, dass sie fast nie einen Slip<br />

zu tragen pflege, hatte sie mir anvertraut.<br />

Weil der sich so abzeichne unter den<br />

engen weißen Uniformhose. Und unter<br />

Kleidern und Röcken schon gar nicht,<br />

betonte sie ihre textilsparende Eigenart.<br />

<strong>Sie</strong> war heute nicht in Uniform, so wie<br />

wir sie kannten, sondern trug auf ihrem<br />

Landgang eine weiße Bluse, einen<br />

wunderschönen halblangen<br />

Trachtenrock, bunt bestickt mit<br />

Ornamenten, und ihre roten Stiefel, <strong>die</strong><br />

ihr Horst, der Zweite Ingenieur, neulich<br />

im türkischen Bazar im Hafen von<br />

Samsun gekauft hatte. An ihrer Seite ein<br />

junger, sehr gut aussehender Mann.<br />

Dunkle Haare, Anderthalb-Tage-Bart,<br />

mehr Physikstudent <strong>als</strong> Raupenfahrer,<br />

jedenfalls unübersehbar einheimisch. <strong>Sie</strong><br />

radebrechten deutsch und englisch und


ussisch miteinander.<br />

„Monica, wo hast Du den denn her?“ -<br />

„Ist der nicht süß?“ fragte sie zurück.<br />

„Den hab´ ich da hinten im Gagarin-Park<br />

aufgegabelt. Sag´ bloß, du findest den<br />

nicht auch echt süß?“ - „Ja“, sagte ich,<br />

„total süß der Knabe. Aber was ist mit<br />

der Kutsche? Die wollten wir gern<br />

nehmen.“ - „Wir auch“, sagte Monica,<br />

„aber <strong>die</strong> ist doch groß genug, können<br />

wir doch zusammen hoppa-hoppa<br />

machen?“ Ich übersetzte für <strong>die</strong> La<strong>die</strong>s,<br />

nicht ohne auf den erklecklichen Preis<br />

von 50,-- Euro pro Stunde aufmerksam<br />

zu machen. „Oh darling“, rief Helen, <strong>die</strong><br />

etwas Rundere von beiden, „that´s really<br />

not a problem. Let´s go!“ und drückte<br />

dem Kutscher schon vor Abfahrt einen<br />

Hundertdollarschein in <strong>die</strong> rissige Hand.<br />

Helen setzte sich hinten links in<br />

Fahrtrichtung in <strong>die</strong> Kutsche, ihre<br />

Freundin Dorothee, mit „ti äitsch“, ihr<br />

gegenüber. Ich setzte mich neben Helen,<br />

so dass der junge Krimtartar mir<br />

gegenüber Platz nehmen musste, mit<br />

dem Rücken z<strong>um</strong> Kutscher. Als letzte<br />

stieg Monica ein und setzte sich ganz<br />

unbekümmert auf den fremden Schoß.<br />

Ich konnte sein Gesicht nun nicht mehr<br />

sehen, weil Monica auf ihm thronte, der<br />

edle Trachtenrock drapierte ihre<br />

eigentlich sehr sehenswerten Beine, und<br />

dann klapperten <strong>die</strong> Kaltblüter los.<br />

Am Anfang gab ich mich noch<br />

kulturbeflissen, erklärte <strong>die</strong>s und das und<br />

<strong>die</strong> armenische Kirche <strong>hier</strong>, das<br />

Tschechow-Theater dort und <strong>die</strong><br />

Künstlergalerie da hinten, aber bald<br />

verst<strong>um</strong>mte ich, weil <strong>die</strong> Hufe so laut<br />

dazwischenklapperten, weil ich mein<br />

kulturelles Pulver nicht sinnlos<br />

verschießen wollte, vor allem aber, weil<br />

Monica halb aufgestanden war, ein paar<br />

Sekunden in der Hocke stehen blieb und<br />

dann wieder setzte.<br />

„Are you comfortable?“ fragte Helen<br />

besorgt, und Monica sagte, ein bisschen<br />

außer Atem: „Y..yes, yes, Madam, I feel<br />

fine.“ Dann sah sie mich fragend an, und<br />

ich nickte. Hätte ich den Kopf<br />

geschüttelt, wäre sie abgestiegen. Ihre<br />

Augen waren groß und schön, aber<br />

schon bald auch ziemlich glasig. <strong>Sie</strong><br />

atmete nicht mehr durch <strong>die</strong> Nase,<br />

sondern durch den Mund. Immer<br />

schneller, so wie ein Jogger auf<br />

ansteigender Strecke. Ihr Gesicht leicht<br />

gerötet wie nach dem ersten Saunagang.<br />

Ich sah den feinen Schweißfilm auf ihrer<br />

Stirn. Beugte mich vor und tupfte ihn ab,<br />

mit einem frischen Papiertaschentuch,<br />

weil Monica selbst gerade keine Hand<br />

frei hatte. <strong>Sie</strong> lächelte dankbar und<br />

stützte sich mit beiden Händen auf <strong>die</strong><br />

Schenkel ihres Untermannes. Es sah aus,<br />

<strong>als</strong> wolle sie ihn immer mal kurz<br />

entlasten von ihrem Gewicht. Das andere<br />

besorgte <strong>die</strong> r<strong>um</strong>pelnde Kutsche.<br />

Dann lehnte sich Monica weit zurück<br />

gegen <strong>die</strong> ukrainische Brust und ihren<br />

Kopf ganz weit zurück auf seine<br />

Schulter. „My god“, sagte Dorothee,<br />

„she´s sick perhaps?“ „You mean some<br />

kind of sea-sick, Dorothee?“ fragte ich<br />

<strong>die</strong> Mitreisende einfühlsam. Denn sie<br />

machte sich wirklich Sorgen und fragte,<br />

ob wir anhalten sollten. Nicht, dass<br />

Monica ihr gleich auf ihren new dress<br />

kotzen würde! Auf ihr schönes neues<br />

blassrosa Herbstkostüm. <strong>Sie</strong> sagte<br />

„vomiting“, aber meinte Kotzen.<br />

Vielleicht würde ja auch dem Herrn <strong>die</strong><br />

Last auf <strong>die</strong> Dauer zu schwer?<br />

„Russen sind viel belastbarer <strong>als</strong> Ihr<br />

Amerikaner“, sagte ich deutsch, weil sie<br />

mich sowieso nicht verstanden hätte. Der<br />

ukrainische Russe hinter Monicas<br />

Rücken, lag der etwa schon im Sterben?<br />

Findet viele seiner Geschichten bei Unterhaltungen an der Reling:<br />

Autor Herbert Fricke<br />

Er hatte <strong>die</strong> Augen geschlossen und<br />

röchelte: „Aah“, und Dorothee deutete<br />

<strong>die</strong>s <strong>als</strong> Schmerz, den er unter der Last<br />

auf seinem Schoß zu leiden hätte. „Don´t<br />

worry, Madam!“ beruhigte ich sie. Es<br />

passte gut, dass jetzt Monica ein ka<strong>um</strong><br />

unterdrücktes „Aah“ in <strong>die</strong> Kutsche<br />

stöhnte. „Should we call a doctor?“ „No<br />

Madam“, sagte ich und machte Dorothee<br />

<strong>um</strong>gehend auf <strong>die</strong> schöne Newski-Kirche<br />

aufmerksam, und der Kutscher drehte<br />

sich <strong>um</strong> zu uns und fragte russisch von<br />

seinem Bock herunter, wohin er denn<br />

nun fahren solle. Der krimmige Russe<br />

unter Monica sagte etwas auf Russisch<br />

z<strong>um</strong> Kutscher. Ich vermute, es hieß<br />

„Scheißegal, fahr weiter!“<br />

Er fuhr weiter. Er nahm den Weg nach<br />

Liwadija. Z<strong>um</strong> Weißen Palast des letzten<br />

Zaren. Z<strong>um</strong> Refugi<strong>um</strong> <strong>die</strong>ses letzten<br />

Romanov, der <strong>als</strong> Alexander der Zweite<br />

den Bolschewisten unter Lenin<br />

weichen musste. Monica ging das Ende<br />

der Dynastie der Romanows jetzt total<br />

am Arsch vorbei. Denn den bekam sie<br />

nicht mehr hoch. Was sie angefangen<br />

hatte, ließ sich offenbar nicht so leicht<br />

beenden. Je näher der Weiße Palast<br />

rückte, desto schwärzer sah sie ihre<br />

Lage. <strong>Sie</strong> schaute mich hilfesuchend an<br />

und zuckte mit den Schultern. <strong>Sie</strong> war<br />

aufgespießt und kam nicht ´runter. Vom<br />

Stehrohr ihres U-Bootkommandanten. Es<br />

schien, <strong>als</strong> habe ihr Krimtartar jetzt echte<br />

Schmerzen. Er stöhnte anders <strong>als</strong> vorhin.<br />

Sein (russ.= pupsy) war eingeklemmt.<br />

Ein Orgasmus zu wenig, ein Schlagloch<br />

zu viel?<br />

Dann <strong>die</strong> Vorfahrt am Palast. Die beiden<br />

Damen stiegen aus, klopften sich den<br />

Staub von den Klamotten und riefen:<br />

„Herby, come on. Mr. Churchill and Mr.<br />

Roosevelt are waiting for you.” - „I just<br />

wait for Mister Stalin and his<br />

red-fleet-submarin”, rief ich ihnen ein


unangebrachtes Scherzchen zu. „Lass<br />

mich jetzt nicht im Stich”, flehte mich<br />

Monica leise an. „Please go on, I´ll come<br />

very soon, la<strong>die</strong>s!“ rief ich den<br />

Amerikanerinnen zu. Und zu Monica:<br />

„Mach´ <strong>die</strong> Augen zu und bleib´ ganz<br />

ruhig!” Ihrem Untermann gab ich mit der<br />

flachen Hand nach unten das Zeichen,<br />

Ruhe zu bewahren. Dann kramte ich,<br />

ohne dass <strong>die</strong> beiden es sehen konnten,<br />

eine Sicherheitsnadel hervor. Reiner<br />

Zufall, dass ich mir damit eine gerissene<br />

Gürtelschlaufe befestigt hatte.<br />

Ich schob Monicas pittoresken<br />

Trachtenrock zur Seite. Legte ihre<br />

makellosen Beine frei. „Versuch mal,<br />

aufzustehen!“. <strong>Sie</strong> versuchte es und<br />

schrie leise auf. Ihr leidender<br />

Spießgeselle stöhnte russisch. Es schien<br />

tatsächlich nicht zu gehen. <strong>Sie</strong> biss <strong>die</strong><br />

Lippen aufeinander und begann zu<br />

weinen. Ein bisschen Schmerz, ein<br />

bisschen Scham und ganz viel Es-nichtfassen-können.<br />

Ich zeigte hinüber zur<br />

anderen Seite und sagte: „Schau mal,<br />

was <strong>die</strong> da machen!“ <strong>Sie</strong> drehte den<br />

Kopf zur Seite. Im gleichen Moment<br />

rammte ich ihr <strong>die</strong> Nadel in <strong>die</strong> Pobacke,<br />

blitzschnell und mit voller Wucht riss sie<br />

gleichzeitig mit dem anderen Arm nach<br />

oben. Es machte leise „plopp“, beide<br />

schrien auf, aber waren auseinander.<br />

Getrennt für immer, denn der junge<br />

Mann verpackte sich schnell, sprang aus<br />

der Kutsche und war verschwunden. Er<br />

machte <strong>die</strong> Düse, wie man so sagt. Erst<br />

Drüsenjäger, dann Düsenjäger, dachte<br />

ich. Monica stieg mit mir aus, ta<strong>um</strong>elte<br />

ein bisschen und weinte in meinen Arm.<br />

Nach ein paar Minuten fragte sie mich:<br />

„Mensch Du, was war denn das? Hab´<br />

ich ja noch nie erlebt. So´n Scheiß.<br />

Mensch, was war das?“<br />

„Scheidenkrampf“, sagte ich. „kommt<br />

vor.“ Wir gingen aus der<br />

Menschenmasse vor dem Eingang des<br />

Palastes ein bisschen abseits in den Park.<br />

„Beruhige Dich. Leg´ Dich da hinten auf<br />

<strong>die</strong> Bank. Ruh´ Dich aus. Ich zeig´ den<br />

Amis den Saal der Jalta-Konferenz. In<br />

zwanzig Minuten bin ich wieder da.“<br />

Gab dem Kutscher noch mal 50 Euro,<br />

ging in den Palast, traf <strong>die</strong> bei-<br />

Blick voraus beim Relinggespräch<br />

den, und später fuhren wir zu viert mit<br />

dem Taxi zurück z<strong>um</strong> Schiff. Während<br />

der ganzen Fahrt presste Monica beide<br />

Hände zwischen ihre Beine.<br />

Soweit <strong>die</strong> Retrospektive „Letztes Jahr<br />

in Jalta“, der Film über Monicas private<br />

Oktoberrevolution. Nach dem vaginalen<br />

Zwischenphall brachte uns mein Freund<br />

Vladimir zurück z<strong>um</strong> Hafen...<br />

ca. 160 Seiten, Format 12 x 18 cm<br />

gebunden mit Schutz<strong>um</strong>schlag<br />

Erscheinungstermin: 24.08.2009<br />

ISBN-Nr. 978-3-7688-2632-7<br />

EUR: 12,90; sFr: 23,50<br />

Hier geht's direkt z<strong>um</strong> Buch:<br />

Delius-Klasing-Verlag


Der professionelle Fotograf mit einem<br />

entsprechenden Budget in der Tasche<br />

wird immer mit viel Zeit zu seinem Ziel<br />

reisen, sich dort erst einmal <strong>um</strong>sehen<br />

und einleben und dann so lange bleiben,<br />

bis er alle gewünschten Aufnahmen hat.<br />

Der Fotoamateur – und das werden <strong>die</strong><br />

meisten Leser sein – wird an einer<br />

organisierten Reise mit festem<br />

Programm teilnehmen oder z<strong>um</strong>indest<br />

viel weniger Zeit für einen Ort haben,<br />

denn in den kostbaren, immer zu kurzen<br />

Urlaubswochen möchte er möglichst viel<br />

sehen, erleben und fotografieren.<br />

Also gilt es, unterwegs systematisch und<br />

rationell zu „arbeiten“, <strong>um</strong> in kürzester<br />

Zeit eine möglichst optimale<br />

Fotoausbeute zu erzielen. Dazu will ich<br />

an Hand von konkreten Beispielen<br />

Anregungen geben, <strong>die</strong> weltweit in fast<br />

jede Stadt und an fast jeden Ort<br />

übertragbar sind. Ich sage „fast“, denn<br />

sozialistische Länder und Diktaturen<br />

sind <strong>hier</strong> <strong>die</strong> Ausnahme.<br />

Ich habe <strong>die</strong> Erfahrung gemacht, dass<br />

Fragen nach den besten<br />

Foto-Standpunkten und –zeiten an<br />

Parkaufseher, Taxifahrer,<br />

Hotel-Rezeptionen und sogar an örtliche<br />

Reiseführer wenig sinnvoll sind und<br />

unbefriedigend beantwortet werden. Die<br />

genannten Ansprechpartner kennen zwar<br />

ihr Land und ihre Stadt, aber sie sind<br />

keine Fotografen und kennen weder<br />

<strong>die</strong> Spielregeln von Licht, Farbe und<br />

Stimmung noch <strong>die</strong> Notwendigkeit eines<br />

guten Vordergrundes oder einer idealen<br />

Übersicht.<br />

So landete ich eines Tages bei<br />

strahlendem Wetter auf dem Flugplatz<br />

von Buenos Aires und fragte eine<br />

professionelle Stadtführerin vom<br />

staatlichen Fremdenverkehrsamt nach<br />

den besten Lichtverhältnissen in La<br />

Boca. Das ist ein kleiner Teil der<br />

Altstadt in der Hafengegend, den der<br />

Maler Benito Quinquela Martin so bunt<br />

gestaltet hat, dass es für einen<br />

Farbfotografen ka<strong>um</strong> noch eine<br />

Steigerung geben kann. Meine<br />

Stadtführerin lachte mich an, überlegte<br />

und sagte schließlich, dass sie zwar fast<br />

täglich Touristengruppen nach La Boca<br />

begleite, dass sie aber beim besten<br />

Willen nicht wisse, wann dort warmes<br />

Morgen- oder Abendlicht <strong>die</strong> ganz<br />

besonders fotogene Straße Caminito<br />

durchflute. Nach unserem gemeinsamen<br />

Besuch wusste sie es; zwei Stunden vor<br />

Sonnenuntergang ist in La Boca <strong>die</strong><br />

ideale Zeit für Fotografen.<br />

Am weltberühmten Bryce Canyon in<br />

Utah wird der Besucher auf <strong>die</strong> Frage<br />

nach dem schönsten<br />

Sonnenaufgangs-Punkt den so genannten<br />

Sunrise-Point genannt bekommen. Von<br />

ihm sieht man zwar sehr schön <strong>die</strong><br />

Sonne aufgehen, aber der gewünschte<br />

Blick in den tra<strong>um</strong>haft roten Canyon ist<br />

vom Sunrise-Point uninteressant! Da<br />

kann man getrost <strong>die</strong> Kamera in der<br />

Tasche lassen.<br />

Nach solchen in aller Welt gesammelten<br />

Erfahrungen bin ich zu dem Schluss<br />

gekommen, dass ein Fotograf vor Ort<br />

schnell und systematisch selber<br />

recherc<strong>hier</strong>en muss. Ist das<br />

Besuchsprogramm vom Reiseleiter<br />

genau und unflexibel festgelegt, sollte<br />

sich der ernsthafte Fotograf von Fall zu<br />

Fall sogar von <strong>die</strong>sem Programm und<br />

damit von der Gruppe trennen und auf<br />

eigene Faust seine Motive suchen. Das<br />

ist verhältnismäßig einfach, wenn man<br />

sich vor Ort bereits auskennt und weiß,<br />

was man wo zu welcher Zeit<br />

fotografieren möchte. Möglich und<br />

besonders reizvoll ist <strong>die</strong> Sache aber<br />

auch an Orten, denen der Fremde z<strong>um</strong><br />

ersten Mal begegnet.<br />

Nehmen wir <strong>als</strong> Beispiel San Francisco.<br />

Ich landete mit einer Fotogruppe, <strong>die</strong> ich<br />

dort zu betreuen hatte. San Francisco ist<br />

vielleicht <strong>die</strong> fotogenste Großstadt der<br />

USA. Ich war noch nie vorher dort<br />

gewesen.<br />

Jeder Reisende wird sich vor der<br />

Ankunft wenigstens grob mit seinem


Reiseziel beschäftigen. Das<br />

Hauptinteresse wird allerdings nach<br />

meiner Erfahrung immer erst während<br />

eines Aufenthaltes geweckt. Deshalb<br />

liest und stu<strong>die</strong>rt man während und vor<br />

allem nach einer Tour deren Thematik<br />

viel intensiver <strong>als</strong> vorher. Das scheint<br />

mir auch kein Fehler zu sein, denn nach<br />

einer Reise liest man mit ganz anderen<br />

Augen und sieht Zusammenhänge –<br />

politischer, historischer, geologischer<br />

oder gesellschaftlicher Art – viel<br />

logischer und anschaulicher.<br />

Als Fotograf sollte man für seine<br />

Aufgabe – in <strong>die</strong>sem Fall eine<br />

Bilddok<strong>um</strong>entation über <strong>die</strong> Stadt San<br />

Francisco – Prioritäten setzen. Für <strong>die</strong>se<br />

Stadt sind das für mich: <strong>die</strong> berühmte,<br />

typisch amerikanische Skyline, <strong>die</strong><br />

angeblich schönste Brücke der Welt –<br />

<strong>die</strong> Golden Gate Bridge –, <strong>die</strong><br />

wellenartig steigenden und fallenden<br />

Straßen in Downtown, das größte<br />

Chinesenviertel außerhalb Chinas, <strong>die</strong><br />

bunte Boots- und Hafenatmosphäre von<br />

Fisherman’s Wharf und natürlich das<br />

Leben und Treiben der international<br />

vermischten Bevölkerung. Diese<br />

genannten Punkte, mosaikartig<br />

zusammengesetzt, ergeben ein fast<br />

abgerundetes Bild der kalifornischen<br />

Metropole.<br />

Soviel zur Vorbereitung. Jetzt aber zur<br />

Praxis, denn das Flugzeug ist gelandet.<br />

Wichtig erscheint mir zunächst <strong>die</strong><br />

genaue Standortbestimmung; anhand<br />

eines Stadtplans überprüfe ich <strong>die</strong> Lage<br />

zur Himmelsrichtung meiner wichtigsten<br />

Motive. Vorsicht, nicht alle Stadtpläne<br />

zeigen oben nach Norden und unten nach<br />

Süden! Jeder Fotograf weiß, dass nur<br />

Morgenlicht und Abendlicht zu besten<br />

Bildergebnissen verhelfen. Die Golden<br />

Gate Bridge liegt im Nordosten von San<br />

Francisco, das Stadtzentr<strong>um</strong> einige<br />

Meilen südwärts von ihr. So erkenne ich<br />

bei <strong>die</strong>sem Planspiel, dass ein gutes Bild<br />

mit der Brücke im Vordergrund und der<br />

Stadt dahinter nur am späten Nachmittag<br />

von einem Punkt nordwestlich der<br />

Brücke möglich ist.<br />

Noch am Abend, ungeachtet der<br />

Beleuchtung, fahre ich zur Brücke und<br />

finde „meinen“ Standpunkt für den<br />

nächsten Tag. Die Skyline der Stadt ist<br />

von der Brücke aus etwa vier Meilen<br />

entfernt (auch das sagt mir der<br />

Stadtplan), kann <strong>als</strong>o nur Hintergrund<br />

und nicht Hauptmotiv sein.<br />

Nicht auf dem Stadtplan, sondern durch<br />

Umschauen vor Ort erkenne ich, dass<br />

sich <strong>die</strong> Hauptskyline von San Francisco<br />

im östlichen Stadtteil kurz vor den<br />

Docks in Nordsüdrichtung hinzieht. Die<br />

Geary Street und ihre Parallelstraßen<br />

führen genau auf <strong>die</strong>se Skyline zu. Kurz<br />

vor Sonnenuntergang leuchten <strong>die</strong><br />

Hochhäuser <strong>die</strong>ser Skyline am schönsten<br />

und farbigsten. Also halte ich nach<br />

einem Fotostandpunkt Ausschau. Ideal<br />

ist <strong>die</strong> Bar im 32. Stockwerk des<br />

St.-Francis-Hotels direkt neben dem<br />

Union Square. Der Stadtplan verrät mir<br />

weiter, dass ich <strong>die</strong> Skyline bei<br />

Sonnenaufgang im Auflicht oder <strong>als</strong><br />

Silhouette gegen einen roten<br />

Abendhimmel und <strong>die</strong> untergehende<br />

Sonne von Osten her fotografieren kann.<br />

Der ideale Standpunkt müsste <strong>die</strong> Insel<br />

Yerba Buena sein, zu der <strong>die</strong> Bay Bridge<br />

führt. Eine rasche Fahrt dorthin bestätigt<br />

meine Vermutung. Meine restlichen<br />

Motive – Chinatown, Stadtleben,<br />

Menschen in Parks und Straßen –<br />

vertragen auch Mittagslicht. So kann ich<br />

nach <strong>die</strong>ser ersten Standortbestimmung<br />

meinen Fotoplan aufstellen:<br />

1. Tag: Früh am Morgen Skyline von<br />

San Francisco von Yerba Buena Island<br />

aus. Danach China Town mit Details<br />

(chinesische Straßenschilder,<br />

Restaurants, pagodenartige Dächer<br />

usw.).<br />

In anderen Weltstädten mit<br />

Wolkenkratzern und Hochhäusern muss<br />

man seine Kamera aus den engen und<br />

tief liegenden Straßenschluchten oft so<br />

in <strong>die</strong> Höhe heben, dass senkrechte<br />

Nur das frühe Aufstehen sicherte das<br />

Las-Vegas-Motiv ohne Wasserspiele - und<br />

damit <strong>die</strong> Spiegelung


Hauskanten im Sucher ka<strong>um</strong> mehr<br />

möglich sind. In San Francisco ist das<br />

anders. Die Straßen führen in<br />

großartigen Wellenbewegungen bergauf<br />

und bergab, so dass ich mir in der<br />

Innenstadt fast überall den idealen<br />

Standpunkt suchen kann, <strong>um</strong> stürzende<br />

Linien zu vermeiden.<br />

Nach einem Stadtb<strong>um</strong>mel geht es zur<br />

Brücke. Meine Vermutung war richtig.<br />

Am Nachmittag leuchtet sie herrlich<br />

rostrot in der wilden Berglandschaft, und<br />

San Francisco zeigt sich eindrucksvoll<br />

<strong>als</strong> Hintergrund.<br />

2. Tag: In der Frühe wieder zur Brücke,<br />

denn <strong>die</strong> Morgennebel an der Golden<br />

Gate Bridge sind bekannt und ergeben<br />

für den Fotografen besonders reizvolle<br />

Effekte. Oft schauen nur <strong>die</strong> roten<br />

Brückenpfeiler aus dem Nebel in den<br />

azurblauen Himmel; weiß-rot-blau!<br />

Morgenstimmungen sind von beiden<br />

Seiten der Brücke lohnend, im Auflicht<br />

wie im Gegenlicht.<br />

Mittags stehen wieder Innenstadt-Motive<br />

auf dem Programm, und am späten<br />

Nachmittag geht es per Lift hinauf z<strong>um</strong><br />

32. Stock in <strong>die</strong> Bar des<br />

St.-Francis-Hotels. Atemberaubend und<br />

z<strong>um</strong> Greifen nahe liegt <strong>die</strong> Skyline vor<br />

mir. Die späten Sonnenstrahlen sorgen<br />

für warme, angenehme Farben. Dann<br />

geht es wieder runter von dem<br />

Wolkenkratzer und weiter über <strong>die</strong> Bay<br />

Bridge zur Insel. Der ideale<br />

Fotostandpunkt liegt links von der<br />

Brücke, <strong>als</strong>o im Nordwesten von Yerba<br />

Buena Island, direkt im kleinen<br />

Yachthafen.<br />

Nach einem solchen Schema lassen sich<br />

überall in der Welt Städte und Orte<br />

fotografisch ideal erfassen. Natürlich<br />

kann <strong>die</strong> Bildausbeute <strong>die</strong>ser beiden<br />

Tage nicht für einen Bildband über San<br />

Die Stadt Sanaa braucht das warme Morgen- oder Abendlicht<br />

Francisco ausreichen, aber für einen<br />

zweitägigen Aufenthalt stellt sie ein<br />

Maxim<strong>um</strong> an Machbarem dar.<br />

Blättert der fotohungrige Reisende<br />

allerdings so ein faszinierend<br />

fotografiertes Buch wie „New York“ von<br />

Thomas Höpker durch, dann wird er<br />

rasch erkennen, dass so etwas nicht auf<br />

der Durchreise zu machen ist. Man tröste<br />

sich, Thomas Höpker hat viele Jahre in<br />

New York gelebt und ist einer der besten<br />

Fotografen schlechthin.<br />

Die Vorteile meines Arbeitsschemas in<br />

San Francisco gegenüber einer geführten<br />

Tour liegen auf der Hand; ich habe mit<br />

Sicherheit nicht alle Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt abgehakt, aber dafür <strong>die</strong><br />

wesentlichen und typischen Motive<br />

jeweils zur besten Zeit und im besten<br />

Licht fotografiert. Das bedeutet weniger<br />

Bilder in höherer Qualität – und genau<br />

das erscheint mir bei der Reisefotografie<br />

wichtig!<br />

Neben Stadtplan und Ortsbestimmung<br />

gibt es ein weiteres sehr wichtiges und<br />

effektives Fotohilfsmittel für <strong>die</strong> fremde<br />

Stadt. San Francisco und ganz speziell<br />

<strong>die</strong> Brücke wurden von vielen<br />

berühmten Fotografen aufgenommen,<br />

<strong>die</strong> alle länger <strong>als</strong> zwei Tage zur<br />

Verfügung hatten. <strong>Sie</strong> haben ihre<br />

Standpunkte sehr genau ausgesucht und<br />

<strong>die</strong> Tageszeiten abgestimmt. Nach<br />

solchen Fotos suche ich vor der Reise<br />

(oder unterwegs in Buchgeschäften) in<br />

Bildbänden, Kalendern, auf Plakaten der<br />

Fluggesellschaften und in anderen<br />

Drucksachen. Weniger auf Postkarten,<br />

denn <strong>die</strong> zeigen leider nur selten <strong>die</strong><br />

wirklich besten Ansichten. War<strong>um</strong> soll<br />

der leider so eilige Amateur nicht vom<br />

Profi ein wenig abschauen?<br />

Ich glaube, Fotoamateure profitieren viel<br />

zu wenig von professionellen, guten<br />

Fotografen. Ihre Bildbände und Arbeiten<br />

sind <strong>die</strong> besten Lehrmeister!<br />

Ich möchte damit nicht sagen, dass der<br />

Fotoamateur Fotos von Profis einfach<br />

kopieren soll. Das ist auch ka<strong>um</strong><br />

möglich. So kann es geschehen, dass<br />

man den Standpunkt für das Brückenbild<br />

sehr rasch findet, <strong>die</strong> Brücke selbst aber<br />

zwei Wochen lang hartnäckig im Nebel<br />

von Golden Gate bleibt. Aber <strong>die</strong><br />

Erfahrungen aus den Schilderungen kann<br />

der Leser auf jede andere Stadt, auf<br />

jeden Ort und in jede noch so fremde<br />

Landschaft übertragen.<br />

"Hohe Schule der Reisefotografie" von<br />

Helfried Weyer erschien in den 80er<br />

Jahren und ist heute so aktuell wie<br />

dam<strong>als</strong>.<br />

<strong>Sie</strong> finden das Buch noch in<br />

Antiquariaten wie Abebooks oder<br />

Amazon.<br />

Alle Fotorechte <strong>die</strong>ses Artikels bei Helfried<br />

Weyer.<br />

Wir bedanken uns für <strong>die</strong> Genehmigung, einen<br />

aktualisierten Auszug des Buches<br />

wiederzugeben.


Die GALAXY wird in Bremerhaven gesichtet<br />

Ende März sind nur ein paar vereinzelte<br />

„Zaungäste“ an der Bremerhavener<br />

Nordschleuse, es ist kalt, windig und es<br />

regnet ständig. An <strong>die</strong>sem Morgen trifft<br />

das neue Kreuzfahrtschiff von TUI<br />

Cruises noch unter dem alten Namen<br />

GALAXY in Bremerhaven z<strong>um</strong><br />

38-tägigen, rund 50 Millionen Euro<br />

teuren Groß<strong>um</strong>bau bei der Lloyd-Werft<br />

GmbH ein. Erst Mitte März hatte TUI<br />

Cruises das Schiff von Celebrity Cruises<br />

in San Juan übernommen und mit rund<br />

200 Mitarbeitern der Lloyd-Werft auf<br />

direktem Wege an <strong>die</strong> Unterweser<br />

geschickt, <strong>um</strong> das 1996 auf der<br />

Papenburger Meyer Werft <strong>als</strong> GALAXY<br />

erbaute Schiff auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der<br />

künftigen deutschsprachigen Passagiere<br />

von TUI Cruises anzupassen.<br />

Die GALAXY wurde 1996 bei der Meyer<br />

Werft in Papenburg gebaut<br />

Während der Überführungsfahrt quer<br />

über den Atlantik nach Bremerhaven<br />

wurde von den Handwerkern all das<br />

entfernt, was auf dem zeitlichen engen<br />

Umbauplan stand. So wurden in den 200<br />

Außenkabinen, <strong>die</strong> zukünftig statt einem<br />

Fenster einen Balkon haben sollen, <strong>die</strong><br />

Wandverkleidungen so weit entfernt,<br />

dass gleich nach der Ankunft für den<br />

Einbau der Balkontür <strong>die</strong> Außenwand<br />

aufgeschnitten werden kann. Nur einer<br />

von unzähligen Arbeitsschritten auf der<br />

zukünftigen MEIN SCHIFF. Die Zeit ist<br />

knapp, denn am 15. Mai wird Ina Müller<br />

das erste Kreuzfahrtschiff von TUI<br />

Cruises, einem Joint Venture der TUI<br />

AG und RCCL, in Hamburg taufen. TUI<br />

Cruises hatte das Schiff für einen nicht<br />

genannten Preis von Celebrity Cruises<br />

übernommen.<br />

Insgesamt haben sich fünf internationale<br />

Werften <strong>um</strong> den Umbauauftrag<br />

beworben, darunter auch <strong>die</strong> Werft<br />

Blohm + Voss in Hamburg. Die<br />

Entscheidung für <strong>die</strong> Lloyd-Werft fiel<br />

nach Angaben von TUI Cruises nicht nur<br />

aufgrund des Vertrauens in <strong>die</strong><br />

Umsetzung der baulichen<br />

Aus alt... ... mach neu<br />

Anforderungen in der vorgegebenen<br />

knappen Zeitspanne, in <strong>die</strong> Flexibilität<br />

und <strong>die</strong> Erfahrung des Unternehmens,<br />

sondern schlussendlich auch aufgrund<br />

des Preises, wie Richard J. Vogel im<br />

Rahmen der Auftragsvergabe erläuterte.<br />

Die Lloyd-Werft hat in der<br />

Vergangenheit immer wieder bei spekta-


kulären Umbauten und Schiffs-<br />

Verlängerungen ihre Leistungsfähigkeit<br />

unter Beweis gestellt. Damit der Umbau<br />

reibungslos und vor allem termingerecht<br />

ausgeführt werden konnte, setzte sich<br />

schon im Winter ein Projektteam von der<br />

Lloyd-Werft mit dem Newbuild Team<br />

der Royal Caribbean Cruise Line und<br />

den beteiligten Partnerfirmen zusammen.<br />

Unter der Projektleitung von Sven May,<br />

Schiffbauingenieur der Lloyd-Werft,<br />

wurden alle Arbeitsschritte genau<br />

festgelegt. Doch meist ändert sich immer<br />

noch das eine oder andere Detail<br />

während des laufenden Umbaus, das sind<br />

<strong>die</strong> Arbeiter der Lloyd-Werft schon<br />

gewöhnt. „Wir arbeiten in zwei<br />

Schichten“, sagt Sven May. Zeit und<br />

Koordination seien natürlich eine große<br />

Herausforderung. „Aber wir werden<br />

pünktlich fertig sein“, verspricht er<br />

Die MEIN SCHIFF im Trockendock II der Bremerhavener Lloyd-Werft<br />

ganz selbstbewusst schon nach der<br />

Hälfte der Umbauzeit.<br />

Kurze Zeit nach der Ankunft der<br />

GALAXY im Trockendock II der Werft<br />

machen sich <strong>die</strong> ersten Schiffbauer an<br />

<strong>die</strong> Arbeit und brennen für <strong>die</strong><br />

Verstrebungen der neuen Balkone<br />

Löcher in <strong>die</strong> Außenhaut. Eine lettische<br />

Firma ist mit der Arbeit beauftragt<br />

worden, zwischen Deck 8 und 10 nicht<br />

nur 200 neue, knapp vier Quadratmeter<br />

große Balkone an <strong>die</strong> Kabinen zu beiden<br />

Seiten anzubauen, sondern auch noch<br />

202 bereits bestehende Balkone zu<br />

verlängern und in Veranden<br />

<strong>um</strong>zuwandeln. Nach Abschluss der<br />

Werftarbeiten verfügt das Schiff über<br />

insgesamt 962 Kabinen; davon ist knapp<br />

<strong>die</strong> Hälfte mit einer Veranda oder einem<br />

Balkon ausgestattet. Durch den Anbau<br />

der zusätzlichen Balkone vergrößert sich<br />

aber auch das Gewicht des Schiffes.<br />

Daher muss ein Gewichtausgleich am<br />

Heck geschaffen werden. Ein ca. 380<br />

Tonnen schwerer so genannter<br />

„Ducktail“ oder auch „Entenbürzel“ wird<br />

am Schiff angebracht, vergrößert<br />

dadurch <strong>die</strong> Verdrängungsfläche und<br />

schafft mehr Auftrieb. Auch müssen auf<br />

den vorderen Außenkabinen auf Deck 5<br />

und 6 aufgrund neuester<br />

Sicherheitsbestimmungen andere<br />

Außenscheiben eingesetzt werden.<br />

Damit der Kapitän aber auch zukünftig<br />

von seinem Arbeitsplatz auf Deck 10 bei<br />

den Anlegemanövern an den neu<br />

angesetzten Balkonen vorbeischauen<br />

kann, muss zu beiden Seiten auch <strong>die</strong><br />

Brückennock <strong>um</strong> rund 2 Meter<br />

verbreitert werden.<br />

T-Shirts für <strong>die</strong> Mannschaft Vorbereitung für den Balkon-Anbau Richard Vogel und "sein Schiff"


Insgesamt 32.666 Liter Außenfarbe und<br />

2.152 Quadratmeter Spezialfolie für <strong>die</strong><br />

Schriftzüge wurden im Laufe des<br />

Umbaus für das einzigartige<br />

Außendesign der MEIN SCHIFF<br />

benötigt und in tagelanger Arbeit am<br />

Schiffsr<strong>um</strong>pf angebracht.<br />

Mehr <strong>als</strong> 40.500 Quadratmeter<br />

Teppichboden wurden verlegt und 5.000<br />

Möbelstücke neu an Bord gebracht. Alle<br />

Kabinen wurden durch neue Deko-<br />

Elemente und moderne Technik wie<br />

beispielsweise Flatscreens aufgewertet<br />

und an den zeitgemäßen Anspruch der<br />

Gäste angepasst. Zusätzlich wurde jede<br />

Kabine mit einer<br />

Nespresso-Kaffeemaschine für den<br />

privaten Start in<br />

den Morgen ausgestattet. Weiterhin<br />

stehen Gratis-Wasserstationen auf allen<br />

Kabinendecks neben den Fahrstühlen zur<br />

Verfügung. Und auch in den Nasszellen<br />

wurde Hand angelegt; so wurden neue<br />

Sanitäreinrichtungen eingebaut und der<br />

bisherige Dusch-Vorhang gegen gläserne<br />

orange-farbene Duschwände<br />

ausgetauscht.<br />

Bis zu 2.000 Handwerker aus ganz<br />

Europa arbeiteten zeitweise gleichzeitig<br />

am Umbau der MEIN SCHIFF. Und<br />

auch ein Großteil der aus 720 Personen<br />

bestehenden Crew unterstützt tatkräftig<br />

mit Reinigungsarbeiten oder auch<br />

Brandwachen während der<br />

Schweißarbeiten <strong>die</strong> Umbauten auf der<br />

Stimmungsvoller Dock-Eindruck Neue, breitere Brückennock<br />

So wird das fertige Schiff aussehen - 38 Tage nach Umbaubeginn<br />

Werft. Damit auch alle Mitarbeiter<br />

wissen, wie viel Zeit sie noch bis zur<br />

Ablieferung haben, wurde über der<br />

Gangway der Tageszähler aufgehängt –<br />

mit den aktuellen Tageszahlen „Days to<br />

go“.<br />

Für einen Großteil der Neugestaltung der<br />

Innenrä<strong>um</strong>e zeichnet der Hamburger<br />

Innenarchitekt Ralf Claussen<br />

verantwortlich, der während des Umbaus<br />

in einer der Kabinen Quartier bezogen<br />

hat. Z<strong>um</strong> Beispiel für <strong>die</strong> „Blaue Welt<br />

Bar“, <strong>die</strong> sich im hinteren Bereich des<br />

Schiffes auf drei Decks verteilt, oder<br />

auch <strong>die</strong> weiße TUI-Bar, <strong>die</strong> alle 15<br />

Minuten in neue Lichttöne getaucht<br />

wird. Auch <strong>die</strong> Konzeption des<br />

1700 Quadratmeter großen<br />

Spa-Bereiches ist eine Idee von<br />

Claussen. Dieser wurde komplett neu auf<br />

Deck 11 errichtet, einem Ort, den es <strong>hier</strong><br />

vorher gar nicht gegeben hat. Die nach<br />

Angaben von TUI Cruises größte<br />

finnische Sauna auf See bietet<br />

gleichzeitig bis zu 54 Personen Platz<br />

z<strong>um</strong> Schwitzen. Die Blaue Welt Bar ist<br />

sicherlich eines der<br />

innenarchitektonischen Highlights auf<br />

dem Schiff. <strong>Sie</strong> erstreckt sich über drei<br />

Decks. Hier finden <strong>die</strong> Gäste unter<br />

anderem auch <strong>die</strong> Sushi Bar. Auf einer<br />

Flatscreen-Wand können <strong>die</strong> sie <strong>die</strong><br />

farbige Unterwasserwelt erleben und<br />

vielleicht den einen oder anderen Fisch<br />

entdecken, der gerade <strong>die</strong> Grundlage für<br />

<strong>die</strong> Portion Sushi auf dem Teller bietet.<br />

Weiterhin wurde das Menürestaurant<br />

„Atlantik“ <strong>um</strong>gestaltet; es bekam neue<br />

Teppiche, Stühle und moderne<br />

Skulpturen.<br />

Das Fisch-Restaurant „Gosch“ und <strong>die</strong><br />

loungeartige Bar „Tapas y Mas“ teilen<br />

sich mit dem Italia-Bistro eine große<br />

Freiluftterrasse am Heck des Schiffes.<br />

Dort war vorher der überdachte Pool<br />

untergebracht. Das ausfahrbare Dach


wurde während des Umbaus nicht<br />

entfernt und lässt sich noch heute bei<br />

gutem Wetter öffnen. Zusammen mit der<br />

Tapas y Mas Bar und der<br />

Sundowner/Aussichtsbar stehen den<br />

Gästen nun rund 300 Sitzplätze für <strong>die</strong><br />

Restauration im Außenbereich zur<br />

Verfügung. Dazu wurde der Decksboden<br />

erneuert. Im rund 2.200 Quadratmeter<br />

großen Poolbereich wurde der bisherige<br />

Holzboden gegen einen modernen<br />

Kunststoffboden im Teak-Look<br />

ausgetauscht.<br />

Auch in <strong>die</strong> Technik des Schiffes wurde<br />

investiert: So wurden <strong>die</strong><br />

Maschinen-Anlage, <strong>die</strong> Wellenanlage<br />

und <strong>die</strong> Bugstrahlruder überholt.<br />

Weiterhin ver-<br />

Neue Teakdecks für <strong>die</strong> MEIN SCHIFF<br />

schwand am Schornstein auch noch das<br />

bisherige Reedereilogo von Celebrity<br />

Cruises, das große „X“. Es wurde durch<br />

ein rund vier Tonnen schweres, rotes<br />

TUI-Logo zu beiden Seiten<br />

ausgetauscht.<br />

Alles in allem konnten <strong>die</strong><br />

Umbauarbeiten fristgerecht von der<br />

Werft fertig gestellt werden, wobei<br />

natürlich noch Restarbeiten im Laufe des<br />

Schiffsbetriebes erledigt werden müssen.<br />

So wurden auch kleinere Maler- und<br />

Reparaturarbeiten am Tage der Taufe<br />

durchgeführt, während Udo Lindenberg<br />

auf dem Sonnendeck schon <strong>die</strong> Gäste<br />

unterhielt bzw. <strong>die</strong> Geschäftsführung der<br />

Lloyd-Werft im Theater das<br />

Taufgeschenk an <strong>die</strong> Taufpatin Ina<br />

Müller übergab.<br />

Die Flotte von TUI Cruises soll in den<br />

nächsten Jahren noch weiter expan<strong>die</strong>ren<br />

und im Jahre 2012 über insgesamt drei<br />

Schiffe verfügen. Details zu den neuen<br />

Schiffen, ob es sich <strong>um</strong> Neubauten oder<br />

wieder Umbauten, beispielsweise <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />

Schwesterschiffe der ehemaligen<br />

GALAXY handeln wird, wurden von<br />

TUI Cruises bislang noch nicht<br />

mitgeteilt. Sollte es zu weiteren<br />

Umbauten kommen, könnten sich <strong>die</strong><br />

Männer <strong>um</strong> Projektleiter Sven May von<br />

der Lloyd-Werft Hoffnung auf <strong>die</strong><br />

Aufträge aufgrund des erfolgreich<br />

verlaufenen Umbaus der MEIN SCHIFF<br />

machen.


Die TITANIC bekommt in Deutschland<br />

wieder einen festen Platz. Der<br />

berühmteste aller Ozean-Liner<br />

marsc<strong>hier</strong>t nicht nur stramm auf sein<br />

hundertjähriges Jubilä<strong>um</strong> (2012) zu,<br />

sondern erfährt auch Aufmerksamkeit<br />

durch ein neues Buch aus der Feder<br />

eines deutschen Autors. Andreas<br />

Pfeffers Wiederentdeckung: Die Orgel, <strong>die</strong> in<br />

Deutschland für <strong>die</strong> TITANIC gebaut, aber<br />

nicht rechtzeitig fertig wurde<br />

Original-Geschirr im TITANIC-Muse<strong>um</strong><br />

Pfeffer, Historiker und Journalist, hat auf<br />

der Grundlage des englischen<br />

Untersuchungsberichts sowohl über<br />

einige Stücke der Ladung, <strong>die</strong> an<br />

Großbanken in den USA adressiert<br />

waren, Interessantes recherc<strong>hier</strong>t, wie<br />

auch über <strong>die</strong> genaue Untergangsstelle<br />

und den tatsächlichen Zeitpunkt, an dem<br />

das Wrack erstm<strong>als</strong> geortet wurde. Dabei<br />

beschränkt sich der Autor auf vorsichtige<br />

Fragen („Verlor <strong>die</strong> TITANIC ein<br />

Schraubenblatt?” – „Wer ver<strong>die</strong>nt noch<br />

heute Geld mit der TITANIC?”), deren<br />

mögliche Antworten den Leser<br />

allerdings z<strong>um</strong> Atemanhalten zwingen<br />

können. Pfeffer wurde mit seiner<br />

TITANIC-Leidenschaft schon vor Jahren<br />

in Deutschland bekannt, <strong>als</strong> er <strong>die</strong><br />

zeitlich längste TITANIC-Ausstellung<br />

auf deutschem Boden leitete (seinerzeit<br />

in Castrop-Rauxel). Die Ausstellung soll<br />

noch in <strong>die</strong>sem Jahr eine neue Heimat im<br />

Westen Deutschlands bekommen.<br />

Hier geht's z<strong>um</strong><br />

TITANIC Muse<strong>um</strong> Germany<br />

Das <strong>Schiffsreisen</strong>magazin führte <strong>als</strong><br />

erstes ein Interview mit dem Autor und<br />

befragte ihn nach den brisanten<br />

Enthüllungen.<br />

SM: Noch nie versuchte sich jemand so<br />

intensiv mit der Ladung der TITANIC<br />

auseinander zu setzen. Was war der<br />

ausschlaggebende Punkt für <strong>Sie</strong>?<br />

Pfeffer: Mir fiel auf, dass es vielerlei<br />

Waren an Bord gab, <strong>die</strong> von Europa nach<br />

Amerika gingen. Interessant fand<br />

Andreas Pfeffers neues TITANIC-Buch steht schon in den Regalen des Buchhandels<br />

ich dabei, dass außergewöhnlich viele<br />

Walnüsse verschifft wurden. So war<br />

dann doch interessant, wer <strong>die</strong><br />

Empfänger waren. Ich stellte mir <strong>die</strong><br />

Frage, welches Land eigentlich der<br />

Welthauptlieferant von Walnüssen ist.<br />

SM: Ihre Antwort darauf…<br />

Pfeffer: Die USA! Und alle Adressaten<br />

waren Banken bzw. Finanz<strong>die</strong>nstleister<br />

oder Privatbanken. Es war daher <strong>die</strong><br />

Frage, was <strong>die</strong> National Bank of


Anlässlich eines Club-Abends im Muse<strong>um</strong> im Juni ´09: Präsident Howard Nelson (r.) vom<br />

TITANIC Heritage Trust überreicht Muse<strong>um</strong>sdirektor Andreas Pfeffer eine Erinnerung an <strong>die</strong><br />

kürzlich verstorbene Millvina Dean (letzte TITANIC-Überlebende). ( © T-M-G)<br />

Chicago mit 300 Kisten Walnüssen<br />

anfängt.<br />

SM: Haben <strong>Sie</strong> da eine Vermutung?<br />

Pfeffer: Man muss sich bewusst machen,<br />

dass <strong>die</strong> TITANIC zu einer Zeit<br />

unterwegs war, <strong>die</strong> politisch unruhig zu<br />

werden begann. Wir befinden uns <strong>hier</strong><br />

anderthalb Jahre vor dem Ersten<br />

Weltkrieg, und diverse Staaten brachten<br />

bei Krisen üblicherweise einige ihrer<br />

Staatsreserven, <strong>die</strong> aus Geld bzw. Gold<br />

bestanden, in Sicherheit. Amerika war<br />

schon immer <strong>als</strong> Finanzplatz in der Welt<br />

bekannt!<br />

SM: Demnach schl<strong>um</strong>mern größere<br />

Mengen an Gold in den Laderä<strong>um</strong>en?<br />

Pfeffer: Walnüsse in solchen Mengen<br />

werden jedenfalls nicht an Menschen<br />

verschickt, <strong>die</strong> sich hauptsächlich mit<br />

Geld beschäftigen. Die Dinge sind<br />

eigentlich offensichtlich und ergeben nur<br />

eine sinnvolle Schlussfolgerung. Wie<br />

gesagt, alle Adressaten waren<br />

Finanzinstitute, und <strong>die</strong> jeweilige<br />

Liefermenge lag bei 100 bis 300 Kisten!<br />

SM: Das haben <strong>Sie</strong> ja auch in ihrem<br />

Buch ausführlich beschrieben. Es scheint<br />

ein Beleg dafür zu sein, war<strong>um</strong>


Die TITANIC vor ihrer verhängnisvoller Jungfernfahrt in Southampton am Haken der<br />

Hafenschlepper ( © T-M-G)<br />

sich so viele Menschen für das Wrack<br />

interessierten. Auch interessant ist der<br />

Aspekt, dass <strong>die</strong> TITANIC offenbar ein<br />

Schraubenblatt verlor.<br />

Pfeffer: Ja, <strong>die</strong>se Schlussfolgerung ergibt<br />

sich aus zwei Tatsachen. Erstens sieht<br />

man am Wrack, dass der<br />

Steuerbordschraube ein Propellerblatt<br />

fehlt, und zweitens erzählte <strong>die</strong>s der<br />

Offizier Charles Herbert Lightoller<br />

gegenüber der Kommission des<br />

englischen Untersuchungsausschusses.<br />

Er sagte dam<strong>als</strong>, dass das Schiff so weit<br />

achtern übersteuerte und eine zweite<br />

Kollision am Heck hatte. Und wenn man<br />

dann durch <strong>die</strong> Heckberührung ein<br />

Propellerblatt verliert, dann läuft eine<br />

Schraube logischerweise unrund. Diesen<br />

Effekt konnte Lightoller sehr genau<br />

beschreiben.<br />

SM: Kann man sich das so vorstellen, <strong>als</strong><br />

wenn ein Autorad nicht richtig<br />

ausgewuchtet ist? War<strong>um</strong> hat man <strong>die</strong>ser<br />

Aussage nicht <strong>die</strong> nötige<br />

Aufmerksamkeit geschenkt?<br />

Pfeffer: In den meisten Publikationen<br />

wird der amerikanische<br />

Untersuchungsbericht zitiert. Das ist<br />

auch logisch, da <strong>die</strong> meisten Bücher<br />

ohnehin aus den USA stammen und man<br />

sich dort auf den eigenen Bericht beruft.<br />

Hingegen darf man den psychologischen<br />

Aspekt bei der Menschheit nicht außer<br />

acht lassen. Die US-Anhörung fand<br />

wenige Tage nach der Ankunft der<br />

Überlebenden in New York statt. Der<br />

englische Untersuchungsausschuss trat<br />

erst Wochen später zusammen und. So<br />

hatten auch <strong>die</strong> Menschen Gelegenheit,<br />

das Unglück zu verarbeiten.<br />

Interessanterweise kommen dadurch zu<br />

mitunter ähnlichen Fragen andere<br />

Antworten zutage. Es ist dabei vor allem<br />

Lightollers Verhalten von Bedeutung!<br />

Z<strong>um</strong>indest wird im englischen<br />

Untersuchungsprotokoll erstm<strong>als</strong> darüber<br />

berichtet, dass nach seiner Aussage <strong>die</strong><br />

TITANIC an Steuerbord ein<br />

Schraubenblatt verlor.<br />

Im TITANIC-Muse<strong>um</strong> Germany steht das größte TITANIC-Modell, das auf Knopfdruck<br />

untergehen kann<br />

SM: Handelt es sich folglich <strong>um</strong> das<br />

Schraubenblatt, das der texanische<br />

Ölmilliardär Jack Grimm fand? War er<br />

<strong>als</strong>o somit der Entdecker des Wracks?<br />

Oder leitete <strong>die</strong>se Position <strong>die</strong> Suche<br />

nach dem Wrack ein und setzte Robert<br />

Ballard auf <strong>die</strong> Spur?<br />

Pfeffer: Nun, eigentlich fand Grimm<br />

<strong>die</strong>ses so genannte Schraubenblatt bei<br />

der Rückfahrt seiner zweiten Expedition<br />

im Sommer 1981. Ballard hingegen<br />

behauptet ja, das Wrack im Jahre 1985<br />

entdeckt zu haben, mit Hilfe der<br />

US-Navy. Es gibt aber deutliche<br />

Hinweise und Indizien, dass das Wrack<br />

bereits im Jahre 1976 entdeckt worden<br />

ist. Auch Ballards französischer<br />

Teamkollege Nargeolet erinnerte Ballard<br />

in einem öffentlichen Brief daran, wer<br />

das Wrack wirklich fand!<br />

SM: Das klingt spannend. Aber was hat<br />

<strong>die</strong> Navy damit zu tun?<br />

Pfeffer: Im Jahre 1976 hatte <strong>die</strong> US-<br />

Navy relativ wenig damit zu tun, wohl<br />

aber <strong>die</strong> Royal Navy der Briten!<br />

SM: Ich merke schon, <strong>Sie</strong> wollen da jetzt<br />

nicht zuviel verraten. Im Buch legen <strong>Sie</strong><br />

ja auch <strong>die</strong> Fakten auf den Tisch, so dass<br />

man schon erstaunt ist, was sich da alles<br />

im Hintergrund <strong>die</strong>ser bekanntesten<br />

Schiffskatastrophe bewegt. War<strong>um</strong><br />

haben dann aber <strong>die</strong> Amerikaner <strong>die</strong><br />

Bergungsrechte?<br />

Pfeffer: Das ist eine lange Geschichte,<br />

reiht sich aber schön in <strong>die</strong> Historie ein.<br />

Die Laderä<strong>um</strong>e sind nicht uninteressant,<br />

und inzwischen gibt man ja sogar<br />

öffentlich zu, nach der Diamantenladung<br />

zu suchen, <strong>die</strong> Jahrzehnte lang<br />

verleugnet wurde, obwohl sogar im Jahre<br />

1912 diverse Zeitungen darüber<br />

berichteten, dass dort Diamanten an<br />

Bord seien. Doch wer weiß, vielleicht<br />

sind <strong>die</strong> inzwischen sogar geborgen<br />

worden, war<strong>um</strong> sollte sonst ein solcher<br />

Rechtsstreit entstanden sein, der aktuell<br />

von einem US-Gericht geklärt werden


Zeitgenössische Postkarte vom Schwesterschiff OLYMPIC ( © T-M-G)<br />

soll. Es geht <strong>um</strong> <strong>die</strong> weiteren<br />

Bergungsrechte!<br />

SM: Stimmt, von jenen Diamanten an<br />

Bord sprechen <strong>Sie</strong> ja auch in Ihrem<br />

Buch. Das Buch scheint ohnehin eine<br />

Ansammlung von Enthüllungen zu sein,<br />

denn auch den Versicherungspapieren<br />

haben <strong>Sie</strong> sich zugewandt. Stößt man bei<br />

solchen Recherchen nicht unwillkürlich<br />

auf Widerstand? <strong>Sie</strong> wurden doch auch<br />

bedroht!<br />

Pfeffer: Nun, man macht sich nicht<br />

überall Freunde, soviel ist klar. Und man<br />

muss bereit sein, auch unbequeme<br />

Fragen zu stellen. Wenn man damit eine<br />

Diskussion anregt, kann <strong>die</strong>s im<br />

Wirrwarr der Legenden- und<br />

Mythenbildung nur sinnvoll sein.<br />

Denken <strong>Sie</strong> nur mal an das Buch mit<br />

dem gigantischen Versicherungsbetrug,<br />

wo man den Fall konstruierte, dass <strong>die</strong><br />

OLYMPIC anstelle der TITANIC<br />

versenkt worden sei – nur <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />

Versicherungs-Prämie zu kassieren.<br />

Unabhängig von dem, was man glauben<br />

will, kann man über eines sicher sein:<br />

Nur Dinge, <strong>die</strong> sich aus<br />

zusammengetragenen Daten ergeben,<br />

lassen <strong>die</strong> Möglichkeit zu, mit<br />

Spekulationen weiteres zu erfahren. Und<br />

ich möchte an <strong>die</strong>ser Stelle den<br />

verstorbenen Bestsellerautor Walter<br />

Lord zitieren, der sagte, dass man schon<br />

ein sehr besonnener Mann sein muss,<br />

wenn man behaupten wolle, alles zu<br />

wissen über <strong>die</strong> Hintergründe jener<br />

schrecklichen Nacht, <strong>als</strong> <strong>die</strong> TITANIC<br />

versank. Niemand wird das ernsthaft von<br />

sich behaupten können. Ich schließe<br />

mich da nicht aus. Dennoch bleiben<br />

Fragen, <strong>die</strong> einer Antwort bedürfen.<br />

SM: Ein schönes Schlusswort. Da <strong>Sie</strong><br />

sich seit 1976 mit dem Thema beschäf-<br />

beschäftigen, konnten <strong>Sie</strong> viele Indizien<br />

in Ihrem Buch beschreiben und damit<br />

viele Fakten belegen. Muss <strong>die</strong><br />

landläufig bekannte Geschichte der<br />

TITANIC nun <strong>um</strong>geschrieben werden?<br />

Pfeffer: In einigen Punkten sicherlich.<br />

Z<strong>um</strong>indest wird der Leser für sich seine<br />

eigenen Rückschlüsse ziehen können.<br />

Und damit werden wir wieder ein<br />

Stückchen näher an der Wahrheit sein.<br />

Vor allem, wenn man erkennt, dass man<br />

nicht allen Meldungen der Me<strong>die</strong>n<br />

glauben kann. Auch da ist schon viel<br />

Propaganda im Spiel. Es geht eben <strong>um</strong><br />

Fakten, <strong>die</strong> man so nicht in der<br />

Öffentlichkeit sehen möchte. Der Leser<br />

wird seine Antwort finden!<br />

SM: Wir danken Ihnen für das<br />

interessante Gespräch.<br />

Das Interview führte Oliver Schmidt.<br />

Das Buch „TITANIC – Einblicke in den<br />

englischen Untersuchungsbericht“ ist<br />

über den Buchhandel unter der der<br />

ISBN-Nr. 978-3-920614-03-8 erhältlich.<br />

bekam für das Muse<strong>um</strong> im Jahre 2001<br />

den „Kreativpreis für Lebenswerk“ und<br />

erhielt weitere Ehrungen für sein<br />

historisches Engagement. Sein Wunsch<br />

ist es, dass das TITANIC-MUSEUM-<br />

GERMANY mit seinem <strong>um</strong>fangreichen<br />

Archiv einen endgültigen Platz<br />

bekommt. Unterstützung bekommt er<br />

dazu aus England. Schon bald soll das<br />

Muse<strong>um</strong> wieder für <strong>die</strong> Besucher<br />

zugänglich sein und mit neuen<br />

historischen Exponaten <strong>die</strong> Menschen<br />

z<strong>um</strong> Denken anregen. Auch sollen dann<br />

lichte Dok<strong>um</strong>ente zu sehen sein, <strong>die</strong> dem<br />

Muse<strong>um</strong> in den letzten Monaten<br />

zugingen.<br />

Veranstaltungen wie das opulente<br />

11-Gänge-Menü der ersten Klasse oder<br />

das Dritte-Klasse-Menü mit<br />

anschließender irischer Bordparty finden<br />

mit einer Präsentation eines kleinen Teils<br />

der Ausstellung in diversen Hotels statt.<br />

Das Kapitäns-Dinner sollte man<br />

ebenfalls nicht versä<strong>um</strong>en! Es findet<br />

wieder im November 2009 statt. Es<br />

empfiehlt sich, rechtzeitig zu buchen.<br />

Insbesondere das 11-Gänge-Menü,<br />

welches immer nur in der historischen<br />

Gedenknacht im April stattfindet, sollte<br />

frühzeitig gebucht werden (ist auch ein<br />

schönes Weihnachtsgeschenk).<br />

TITANIC Muse<strong>um</strong> Germany<br />

Andreas Pfeffer forscht weiter


Kreuzfahrer, <strong>die</strong> nach vierzehn Tagen<br />

von Bord gehen und sich beklagen, dass<br />

Seeluft <strong>die</strong> Kleider eng macht, könnten<br />

sie für einen schlechten Scherz halten,<br />

<strong>die</strong> beleibte Dame, <strong>die</strong> lässig im Foyer<br />

der neuen COSTA LUMINOSA liegt.<br />

900 Kilogramm wiegt sie, stammt aus<br />

der Schmiede des kol<strong>um</strong>bianischen<br />

Künstlers Fernando Botero und ist der<br />

jüngste Einfall von Costas Hausarchitekt<br />

Jo Farcus, misstrauisch beäugt von den<br />

Passagieren. Dabei hat sich der<br />

mexikanischstämmige Barde<br />

farbenfrohen Innendesigns auf der<br />

LUMINOSA auffallend zurückgehalten.<br />

Auch <strong>die</strong> LUMINOSA ist auf den ersten<br />

Blick ein „dicker Brocken“: Auf 294<br />

Metern Länge bringt sie 2826 Passagiere<br />

unter. Damit ist sie jedoch rund 20 000<br />

Tonnen kleiner <strong>als</strong> das Vorgängermodell<br />

bei Italiens Traditionsreederei, <strong>die</strong> vom<br />

US-Mutterkonzern Carnival gesteuert<br />

wird: Etwas edler, etwas stilvoller, etwas<br />

hochwertiger habe man sein wollen mit<br />

<strong>die</strong>sem Neubau, erklären Costa-Präsident<br />

Giovanni Onorato und Jo Farcus<br />

einmütig. Letzterer hat sich zu einer<br />

Hommage an den Schiffsnamen<br />

entschlossen und spielt mit Licht.<br />

Verspiegelte Glühlampen in blau und<br />

grün, Designer-Leuchten aus den<br />

Sechzigern und indirekt an der Wand<br />

herunter rieselnder Glimmer tauchen das<br />

Mobiliar in glanzvollen Schein. Und<br />

Farcus wäre nicht er selbst, wären <strong>die</strong><br />

Tischlampen in der Caffè-Bar nicht<br />

überschä<strong>um</strong>enden Kaffeebechern<br />

nachempfunden.<br />

Nicht allein <strong>die</strong> Größe zählt. Trotz<br />

Schr<strong>um</strong>pf-R<strong>um</strong>pf vereint <strong>die</strong> COSTA<br />

LUMINOSA alle Reederei-spezifischen<br />

Spielereien der bisherigen<br />

Gelbschornsteiner in ihrem Bauch: Das<br />

über zwei Decks reichende Samsara-Spa<br />

ganz vorn, so dass beim Saunen und<br />

Massieren der Blick in Fahrtrichtung<br />

Die beleibte Dame im Foyer... Minigolf-Anlage an Deck<br />

Markenzeichen: gelber Schornstein


Lichtspielerei in der Disco<br />

nach draußen fällt, den<br />

Formel-1-Rennsimulator für eine<br />

Viertelstunde Sch<strong>um</strong>i-Feeling, das<br />

4-D-Kino, einen Scating-Parcours, <strong>die</strong><br />

Welt der Playstation und den Golf-Club,<br />

der<br />

Farbenfrohes Para<strong>die</strong>s für<br />

Nachwuchs-Passagiere<br />

allerdings mit der im Katalog<br />

abgebildeten großzügigen Landschaft<br />

nicht viel gemein hat.<br />

Bei der Verpflegung zeigt sich, was das<br />

Edlere am neuen Konzept ausmacht. Da<br />

gibt es à-la-Carte Club-Restaurants<br />

ebenso wie eine Pizzeria und<br />

Koch-Vorführungen, damit der Passagier<br />

<strong>die</strong> mediterranen Leckereien auch zu<br />

Hause zubereiten kann. Gespart wird<br />

weder beim Gala-Dinner noch in den<br />

Sonderrestaurants. Durchaus aber am<br />

alltäglichen Mittagsbüffet. An<br />

verschiedenen Stationen gut präsentiert<br />

Die Schornsteine aus den 60ern leben weiterhin<br />

<strong>als</strong> Türgriffe<br />

und über <strong>die</strong> halbe Schiffslänge verteilt,<br />

wiederholen sich <strong>die</strong> Speisen nicht nur<br />

nach ein paar Metern, sondern auch Tag<br />

für Tag. Dabei darf man <strong>hier</strong> bei<br />

Kreuzfahrtpreisen, <strong>die</strong> einem<br />

Wochenaufenthalt in einer<br />

Frühstücks-Pension im Harz noch<br />

Konkurrenz machen, keine Wunder<br />

erwarten. Der Orangensaft-Automat ist<br />

abgeschaltet? „Perdone“, lächelt man<br />

bedauernd, „Orangensaft nur z<strong>um</strong><br />

Frühstück!“<br />

Andernorts ist man mit Preisen nicht<br />

zimperlich. Z<strong>um</strong> Beispiel im<br />

Samsara-Spa. Da kostet der Eintritt –<br />

egal, ob zu<br />

Balkonkabine mit Doppelbett, Sitzecke und<br />

Schreibtisch<br />

einem Wellness-Tag oder nur einem<br />

kurzen Sauna-Besuch – locker 38 Euro.<br />

Die meisten Behandlungen schlagen mit<br />

dreistelligen S<strong>um</strong>men zu Buche, und <strong>die</strong><br />

Entspannung der Massage und der<br />

anschließenden Tee-Zeremonie (im Preis<br />

enthalten) wird unterbrochen von einem<br />

wenig entspannenden Verkaufsgespräch<br />

für Pflegeprodukte.<br />

Costa setzt auf Tradition. Obgleich der<br />

„Global Player“ im fernen Amerika <strong>die</strong><br />

Finger im Spiel hat, wird das Produkt,<br />

für Italiener gemacht und von Deutschen<br />

geliebt, in Italien gestaltet. Die Herr-<br />

LUMINOSA - etwas klassischer <strong>als</strong> andere Schiffe: mit Achterdeck Im Theater läuft abends eine professionelle Production-Show


schaft über sämtliche Kombüsen an Bord<br />

hat Ettore Bocchia, ein Maestro der<br />

Gourmet-Küche, dessen Restaurant am<br />

Comer See sich über einen<br />

Michelin-Stern freuen darf. Aber auch<br />

kleine Accessoires zeigen, dass man <strong>die</strong><br />

60jährige Firmentradition nicht<br />

vergessen hat: Türgriffe sind in der Form<br />

alter Costa-Schornsteine aus den Golden<br />

Fifties gestaltet, und dass jeder Passagier<br />

von jedem Besatzungsmitglied, egal,<br />

welcher Herkunft, mit einem stets<br />

freundlichen „Bon Giorno“ begrüßt<br />

wird, macht <strong>die</strong> Urlaubsatmosphäre à la<br />

Napoli perfekt. Im Hauptrestaurant bittet<br />

man klassisch zweimal am Abend zu<br />

Tisch. Bei festen Essenszeiten mit<br />

Platzreservierung. Das führt bei<br />

lockerem Dolce Vita und überwiegend<br />

italienischem Publik<strong>um</strong> bisweilen zu<br />

Problemen, denn zwei Essens-Sitzungen<br />

funktionieren nur, wenn <strong>die</strong> Gäste der<br />

ersten Tischzeit pünktlich sind.<br />

Nach dem Dinner geht man ins Theater,<br />

wo jeden Abend eine professionelle<br />

Production-Show gespielt wird, z<strong>um</strong><br />

Zocken ins Casino oder z<strong>um</strong> Abtanzen in<br />

<strong>die</strong> Disco. Letztere natürlich „l<strong>um</strong>inos“<br />

verspielt, mit riesigen Bildschirmen an<br />

der Wand und von unten beleuchteter<br />

Tanzfläche. „Der neue Diamant der<br />

Flotte“, wie ein Werbeblatt verspricht,<br />

teilt funkelnde Juwelen gern mit den<br />

Passagieren, wenn’s der Geldbeutel<br />

hergibt. In der Ladenstraße halten<br />

Brilli-Shop und Mini-Supermarkt mit<br />

Logo-Artikeln alles bereit, was man zur<br />

Erinnerung an unbeschwerte Costa-Tage<br />

mit heimnehmen mag.<br />

Viel Licht im Hauptrestaurant<br />

Zur italienischen Tradition gehört<br />

Familienfreundlichkeit. Ein riesiger<br />

Poolbereich mit aufschiebbarem<br />

Glasdach für Schlechtwetter-Routen,<br />

windgeschützt vor dem Schornstein und<br />

nicht weit vom Buffet entfernt, wo’s<br />

auch Soft-Eis und andere Naschereien<br />

gibt, erfreut <strong>die</strong> Bambini ebenso wie den<br />

deutschen Nachwuchs. Weiter vorn<br />

erwartet ein Kinderspielpara<strong>die</strong>s all jene<br />

kleinen Kreuzfahrer, <strong>die</strong> sich mal nicht<br />

mit der Pflege der Eltern abmühen<br />

mögen. Z<strong>um</strong> Mittagessen geht man<br />

gemeinsam, denn <strong>die</strong><br />

Holzhäuschen-Dekoration an den<br />

Wänden erinnert doch sehr an eine<br />

Astrid-Lindgren-Kulisse.<br />

Alle Wege auf der COSTA LUMINOSA<br />

führen irgendwann wieder ins sieben<br />

Decks hohe Atri<strong>um</strong>. Mit<br />

seinen geräuschlos auf- und<br />

niedersausenden Glasaufzügen, einem<br />

Flügel, Sitzmöbeln im Retro-Design<br />

zwischen schick und skurril und der blau<br />

leuchtenden Bar, <strong>die</strong> sich im Rosengranit<br />

des Bodens widerspiegelt, ist sie ein<br />

Hingucker. Und eine Alternative für alle,<br />

<strong>die</strong> abends einfach nur Pianomusik hören<br />

und Leute schauen möchten. Die<br />

Passagiere haben derweil ihren Frieden<br />

mit der Skulptur in der Mitte<br />

geschlossen. Keiner, der nicht am<br />

zweiten Tag ein Foto im Arm der<br />

üppigen Dame wünscht, <strong>die</strong> übrigens<br />

Donna Sdraiata heißt. <strong>Sie</strong> hat etwas<br />

Beruhigendes für Kreuzfahrer. Wer mit<br />

900 Kilo Lebendgewicht so eine<br />

Model-Karriere macht, animiert zu<br />

weiteren Kreuzfahrten. Und<br />

Büffet-Besuchen ohne Reue.<br />

Die Bar im Foyer Leckeres z<strong>um</strong> Lunch am Pool


Katalog der Fachbuchhandlung WEDE<br />

WEDE-Katalog<br />

Schifffahrts-Freunde, <strong>die</strong> Hamburg<br />

regelmäßig besuchen, haben's gut: <strong>Sie</strong><br />

sind regelmäßig im Hanse-Viertel<br />

(Große Bleichen 36) zu Gast, denn <strong>hier</strong><br />

gibt es nicht nur im Schaufenster der<br />

Buchhandlung WEDE regelmäßig alle<br />

Neuerscheinungen aus der maritimen<br />

Szene, sondern in den Regalen auch eine<br />

Vielzahl interessanter (auch<br />

fremdsprachiger) Bücher über <strong>die</strong><br />

Seefahrt und <strong>die</strong> große Zeit der<br />

Ozean-Liner. Der Katalog verrät alles<br />

Neue aus der maritimen Bücherwelt.<br />

Wer den Weg nach Hamburg scheut, der<br />

kann bei WEDE auch bestellen. Die<br />

Bücher, <strong>die</strong> wir Ihnen auf der nächsten<br />

Seite vorstellen, erhalten <strong>Sie</strong> bei WEDE.<br />

www.WEDE-Buch.de<br />

QUEENS - Das neue Kundenmagazin der<br />

Reederei Cunard<br />

Cunards<br />

Kunden-<strong>Magazin</strong><br />

Er hat bisher seinen Beruf verfehlt - so<br />

jedenfalls sieht es aus der Sicht des<br />

Journalisten aus: Shahram Sadatel, der<br />

Marketing-Chef der Reederei Cunard,<br />

der nun auch z<strong>um</strong> Chefredakteur des<br />

Kunden-<strong>Magazin</strong>s "The Queens" wurde.<br />

Und wenn jemand sehen möchte, wie<br />

man ein gutes Kunden-<strong>Magazin</strong> macht,<br />

dann lohnt ein Blick in <strong>die</strong> 50 reich<br />

bebilderten Seiten mit Schrift in Schwarz<br />

und Gold: Sadatel und sein Team stellen<br />

Destinationen wie Dubrovnik ebenso vor<br />

wie <strong>die</strong> rasante Entwicklung der<br />

Hamburger Speicherstadt oder einen<br />

Hamburger Hafenfischer. Eingebettet in<br />

das charmante Dr<strong>um</strong>her<strong>um</strong> kommen<br />

auch Cunard-Themen nicht zu kurz: Die<br />

erste QUUEN MARY, News aus dem<br />

Hause Cunard, People-Geschichten von<br />

Bord. Mit <strong>die</strong>sem <strong>Magazin</strong> ist Cunard im<br />

deutschen Markt so präsent wie nie<br />

zuvor.


CRUISING IN STYLE<br />

von Michael Benis<br />

Erschienen im Verlag Te Neues GmbH<br />

& Co. KG, Kempen, ISBN-Nr.<br />

978-3-8327-9310-4. 220 Seiten mit 250<br />

Farbfotos. Format: 26 x 32,5 cm,<br />

Hardcover mit Schutz<strong>um</strong>schlag. Preis:<br />

49,90 €.<br />

Es spricht hauptsächlich in Bildern, das<br />

Buch über <strong>die</strong> Kreuzfahrtlinie MSC -<br />

und was für Bildern! Perfekt<br />

ausgeleuchtet präsentieren sich Design<br />

und Interieur alla Italiana. Die kurzen<br />

Texte sind fünfsprachig, darunter auch<br />

Deutsch. Natürlich dürfen auch <strong>die</strong><br />

MSC-eigene Taufpatin Sofia Loren, eine<br />

Hafenausfahrt aus Venedig und ein paar<br />

stylische Salzwasserbilder nicht fehlen.<br />

„Was fernern vorkömmt,<br />

werde ich prompt<br />

berichten"<br />

Texte von Heinrich Wieting,<br />

herausgegeben von Jörn Buller<strong>die</strong>k und<br />

Daniel Tilgner.<br />

Erschienen in der Edition Temmen,<br />

Bremen, ISBN-Nr. 978-3-86108-885-1.<br />

304 Seiten mit 182 Abbildungen, Karten<br />

und Stichen. Format: 21,5 x 26,5 cm.<br />

Preis: 24,90 €.<br />

In unzähligen Briefen löste<br />

Auswanderer-Kapitän Heinrich Wieting<br />

sein Versprechen ein, im Nebenberuf ein<br />

früher Reisereporter werden zu wollen.<br />

So berichtet er von seinen Fahrten aus<br />

Großbritannien, aus Charleston und New<br />

Orleans von seinen Problemen und<br />

sozialkritischen Beobachtungen, von<br />

manchem Ärger mit der Fracht oder den<br />

Einheimischen. Historische Bilder<br />

machen <strong>die</strong> Reisen nacherlebbar.<br />

DIE WELTMEERE<br />

von Philip Plisson und Christian Buchet.<br />

Erschienen im Knesebeck-Verlag,<br />

Berlin, ISBN-Nr. 978-3-89660-398-2.<br />

416 Seiten mit 220 farbigen<br />

Abbildungen. Format: 28,5 x 36,5 cm,<br />

gebunden mit Schutz<strong>um</strong>schlag. Preis:<br />

58,-- € (D), 59,70 € (A), 98,-- sfr (CH).<br />

Dieses Buch überrascht, sieht es doch<br />

auf den ersten Blick aus wie ein<br />

Meeresatlas. Ist es aber nicht. Und auch,<br />

wer einen Bildband vermutete, sieht sich<br />

getäuscht; zu gut und zu wichtig sind <strong>die</strong><br />

erstklassigen Texte, <strong>die</strong> keineswegs<br />

nackte Fakten wiedergeben, sondern<br />

vielmehr Geschichten erzählen - und mit<br />

ihnen <strong>die</strong> Geschichte von der<br />

Erforschung der Ozeane. Deren Funktion<br />

für <strong>die</strong> Evolution, <strong>die</strong> Kultur der<br />

Kontinente, <strong>als</strong> Verkehrswege,<br />

Freizeitfaktor und Zukunfts-Chance<br />

erkennt der Leser Stück für Stück.


Auf den ersten Blick könnte man<br />

glauben, allzu große Unterschiede könne<br />

es nicht geben. RIVER CLOUD und<br />

PREMICON QUEEN – beide sind<br />

Flusskreuzfahrtschiffe, und beide<br />

punkten mit Fünf-Sterne-Luxus. Da<br />

muss doch alles vorhanden sein, was<br />

man sich wünschen kann?! Aber ein<br />

Flusskreuzer verfügt nur über begrenzten<br />

Ra<strong>um</strong>. Und außerdem über ein<br />

wohldurchdachtes Konzept: Was ist<br />

wichtig? Was will unsere Klientel?<br />

Außerdem heißt es doch: „Stil ist das<br />

Weglassen des Unwesentlichen.“ Und<br />

was nicht wesentlich ist, davon hat jeder<br />

seine eigene Vorstellung. Ein Blick auf<br />

das moderne Flusskreuzfahrtschiff von<br />

2008 – <strong>die</strong> PREMICON QUEEN – und<br />

<strong>die</strong> klassische Flussyacht RIVER<br />

CLOUD fördert interessante<br />

Unterschiede zutage.<br />

Was sind zwölf Jahre in der<br />

Passagierschifffahrt? In der Philosophie<br />

ein Nichts, in der Hardware eine<br />

Generation. Dabei geht es nicht einmal<br />

so sehr dar<strong>um</strong>, dass <strong>die</strong> PREMICON<br />

QUEEN ein Twin-Cruiser ist, und zwar<br />

der mit Abstand modernste und von<br />

Kinderkrankheiten am effizientesten<br />

befreite von allen, <strong>die</strong> Premicon bislang<br />

hervorbrachte. Interessanterweise hat sie<br />

damit eine Gemeinsamkeit mit der<br />

RIVER CLOUD: Bei beiden liegt <strong>die</strong><br />

Lounge vorn im Schiff, das Restaurant<br />

achtern, und beide haben somit gute<br />

Aussicht. Das war bei früheren<br />

Twin-Cruisern nicht möglich, weil man<br />

den achteren Maschinenteil noch nicht<br />

<strong>als</strong> Herberge für Passagiereinrichtungen<br />

entdeckt hatte.<br />

Food-Design auf der QUEEN... ... und auf der CLOUD<br />

Und <strong>hier</strong>, im Restaurant-Bereich, gibt es<br />

gleich noch eine Gemeinsamkeit,<br />

besonders aus der Sicht des<br />

Otto-Normalverbrauchers, der sonst auf<br />

Drei- und Vier-Sterne-Schiffen fährt.<br />

Denn <strong>die</strong> Speisen sind gewiss sehr<br />

erlesen, stets auf den Punkt zubereitet<br />

und halten der Prüfung jedes Gourmets<br />

Stand, während sich der schon zitierte<br />

Normal-Passagier wundert: Auf der<br />

RIVER CLOUD über Fisch mit<br />

Sauerkraut, auf der PREMICON<br />

QUEEN über Röstkartoffeln im<br />

Schnapsglas – und, <strong>als</strong> sei das noch nicht<br />

genug – dazu Vanillesoße. Wer gern<br />

gutbürgerlich speist und einen Ausflug<br />

in <strong>die</strong> Haute<br />

Cuisine eher misstrauisch beäugt, mag<br />

sich genau überlegen, was er bucht – auf<br />

der RIVER CLOUD hat das Ganze noch<br />

einen besonderen Haken, denn es steht<br />

täglich auf der Karte nur ein einziges<br />

Menü – ohne Wahlmöglichkeit. Wer<br />

keinen Fisch mag, ist vermeintlich schon<br />

auf der Verliererseite. Freilich wird jeder<br />

ermuntert, solche Abneigungen<br />

kundzutun und <strong>um</strong> eine<br />

„Sonderanfertigung“ beim Hauptgang zu<br />

bitten, <strong>die</strong> er diskret erhält. Gleichwohl<br />

sind solche Extrawürste nicht<br />

jedermanns Sache – wieder ist es der<br />

klassische Vier-Sterne-Passagier, der<br />

ungern den Maître d’ zu sich bittet, <strong>um</strong><br />

Neues Design, der Chic unserer Tage: Die PREMICON QUEEN Ein Klassiker, wie er im Buche steht: Die Flussyacht RIVER CLOUD


Bessere Außenkabine (RIVER CLOUD) ... und im "Keller"<br />

ein Extra anzufordern. Womöglich z<strong>um</strong><br />

wiederholten Mal. Da fällt <strong>die</strong> königliche<br />

Auswahl deutlich reichhaltiger aus; <strong>die</strong><br />

RIVER CLOUD wirkt, dem Namen<br />

gemäß, ein bisschen wolkig.<br />

In Sachen Wellness sind <strong>die</strong> Rollen klar<br />

verteilt. Die RIVER CLOUD führt ein<br />

kleines, aber feines Wellness-Center mit.<br />

Wer aber genau hinschaut, sieht: <strong>Sie</strong> tut<br />

<strong>die</strong>s nur aus Prestige-Gründen. Zur<br />

Benutzung ist es nicht gedacht. „<strong>Sie</strong> ist<br />

ja auch über zehn Jahre älter <strong>als</strong> ihre<br />

neue Mitbewerberin“, mag man sie nun<br />

verteidigen, und im Hinblick auf<br />

Whirlpool und Flussblick durch große<br />

Panorama-Scheiben, allgemein auf <strong>die</strong><br />

Rä<strong>um</strong>lichkeiten, stimmt das auch. In<br />

einem Punkte aber ist sie allzu sparsam.<br />

Während auf der PREMICON QUEEN<br />

das <strong>gesamte</strong> Wellness-Center jederzeit<br />

zu Diensten ist (im Rahmen der<br />

Öffnungszeiten), muss man auf der<br />

RIVER CLOUD vorher dar<strong>um</strong> bitten,<br />

dass <strong>die</strong> Sauna angeheizt werde. Der<br />

durchgefrorene Passagier, der<br />

überraschend früh von einem<br />

verregneten Landgang zurückkommt und<br />

noch eine Stunde Zeit bis z<strong>um</strong> Dinner<br />

hat, wird das weder lustig noch bequem<br />

finden. Und weit weg vom verspro-<br />

versprochenen Fünf-Sterne-Standard.<br />

„Wellness at its best“ gibt es nur auf der<br />

PREMICON QUEEN.<br />

Die wieder<strong>um</strong> spricht, wenn es <strong>um</strong><br />

Kabinen geht, gern von „Suiten“. Dieser<br />

weit verbreitete Fauxpas wird nicht<br />

besser dadurch, dass man ihn<br />

unermüdlich wiederholt, von<br />

Hapag-Lloyd über andere<br />

Luxusreedereien bis in den<br />

Flussschiffbereich. Eine Suite ist und<br />

bleibt eine Mini-Wohnung mit Wohnund<br />

Schlafbereich, <strong>die</strong> eine Wand mit<br />

Tür voneinander trennt. Davon ist <strong>die</strong><br />

QUEEN ebenso weit entfernt wie <strong>die</strong><br />

CLOUD, nur auf letzterer kokettiert man<br />

nicht damit, sondern weiß und<br />

akzeptiert, dass man an Bord auch kleine<br />

Außenkabinen hat. Insbesondere der<br />

hohe Anspruch der PREMICON<br />

QUEEN hätte es übrigens verlangt, dass<br />

zu all jenen Kabinen, <strong>die</strong> eben keine<br />

Suiten sind, wenigstens ein Gang führt,<br />

in dem man einem Mitpassagier<br />

begegnen kann, ohne sich an <strong>die</strong> Wand<br />

quetschen zu müssen. Das aber ist bei<br />

der rä<strong>um</strong>lichen Planung gründlich schief<br />

gegangen.<br />

Wenn <strong>hier</strong> der Eindruck entsteht, dass<br />

<strong>die</strong> PREMICON QUEEN ein wenig<br />

Schlafecke der Luxuskabine... ... und Wohnbereich (PREMICON QUEEN)<br />

härter angefasst wird <strong>als</strong> <strong>die</strong> Elder<br />

Stateslady RIVER CLOUD, einst getauft<br />

durch Hannelore Kohl, dann ist das<br />

durchaus richtig, denn <strong>die</strong> Flussyacht ist<br />

de facto dreizehn Jahre alt, übt sich aber<br />

in hanseatischer Zurückhaltung, während<br />

<strong>die</strong> QUEEN – gar nicht monarchenhaft –<br />

ziemlich laut verkündet hat, nunmehr an<br />

der Spitze der deutschen Flussflotte<br />

segeln zu wollen.<br />

Salon an Bord der RIVER CLOUD<br />

In puncto Abendunterhaltung ist das<br />

allerdings unangefochtene Wahrheit.<br />

Und <strong>die</strong> beginnt schon beim<br />

Nachmittagskaffee. Wenn bei einem<br />

Extra-Stopp ein mehrköpfiges<br />

Salonorchester an Bord kommt, <strong>um</strong> beste<br />

Kaffeehausmusik zu zelebrieren, und<br />

während des Dinners klammheimlich<br />

gegen eine neue<br />

Showtruppe für den Abend ausgetauscht<br />

wird, dann darf man getrost von nie<br />

dagewesenem Entertainment-Luxus auf<br />

Flusskreuzfahrten sprechen.<br />

Salon-Orchester im Theatron (PQ)<br />

Der Alleinunterhalter auf der RIVER<br />

CLOUD wird geliebt und geschätzt; er<br />

erfreut den ganzen Abend über mit<br />

gepflegter Bar-Musik und erfüllt jeden<br />

Wunsch. Einen solchen Wow-Effekt wie<br />

auf der QUEEN aber kann er beim<br />

besten Willen nicht erzielen.<br />

Den sucht <strong>die</strong> RIVER CLOUD<br />

außerhalb ihrer elitären Bordwände. Und<br />

gerade bei Donau-Reisen findet sie ihn<br />

mühelos: Da wird mal rasch das Wiener<br />

Palais „Daun-Kinsky“ für ein<br />

Privatkonzert reserviert oder in<br />

Bratislava ein solches in den<br />

Stadtrundgang eingeflochten. Nicht


Das Foyer auf der RIVER CLOUD: Klassisch<br />

mit Stuck und dunklem Holz<br />

selten sind <strong>die</strong>se Highlights im<br />

Kreuzfahrtpreis bereits enthalten. Die<br />

PREMICON QUEEN hingegen bietet<br />

derlei Extra-Touren (durchaus opulenter<br />

Machart – Landausflüge mit adligem<br />

Privatbesuch, mit Rennwagen-Probefahrt<br />

oder Rundflug überm Rheintal lassen<br />

den Passagier spüren, war<strong>um</strong> er weder<br />

Nicko noch Viking gebucht hat) stets an<br />

– jedoch zu saftigen Preisen. Weswegen<br />

sie das Angebot nach deutlichem<br />

Desinteresse<br />

Im Restaurant der PREMICON QUEEN ist<br />

reichlich Platz für guten Service<br />

bei den Passagieren drastisch<br />

zusammenstreichen musste – <strong>die</strong><br />

Erfahrung, dass das Schiff mit dem<br />

erhofften, hyper-elitären Publik<strong>um</strong> nicht<br />

zu füllen ist, hinterlässt ihre Spuren.<br />

Feine Unterschiede gibt es viele. Die<br />

QUEEN verfügt über zwei Extra-Salons<br />

im Achterschiff. In Sachen Service hat<br />

sie viel dazugelernt. Dennoch kommen<br />

ihre fünf Sterne nicht so leichtfüßig<br />

Trägt <strong>die</strong> Flagge auf dem Bug einer<br />

historischen Yacht: <strong>die</strong> RIVER CLOUD<br />

daher wie <strong>die</strong> der RIVER CLOUD. Das<br />

etwas dunklere Holzinterieur mit seinem<br />

30er-Jahre-Touch wirkt stimmiger <strong>als</strong><br />

der eher farblose Twin-Cruiser, der<br />

beispielsweise im Foyer doch am Ende<br />

an Transoceans BELLEVUE erinnert.<br />

Auf der RIVER CLOUD sitzt jeder<br />

Handgriff und jedes Lächeln, und das<br />

liegt mehr an der Philosophie <strong>als</strong> an der<br />

Erfahrung. Die kommt mit der Zeit, wird<br />

aber über <strong>die</strong> Unterschiede nicht<br />

hinwegtäuschen.<br />

Erst solch ein Sonnendeck macht <strong>die</strong> Berechtigung des Namens "Flussyacht" rund Wellness at its best: PREMICON QUEEN<br />

Eingang z<strong>um</strong> Wellness: PREMICON QUEEN


Ende Oktober. Nun liegt <strong>die</strong> AMADEA<br />

in La Guaira, dem großen Hafen, in dem<br />

unsere Reise rund <strong>um</strong> Südamerika<br />

beginnen soll. 25 km vor der Hauptstadt<br />

von Venezuela, Caracas, mit ihren<br />

sieben Millionen Einwohnern.<br />

Wenig später erkunde ich <strong>die</strong>se<br />

„Moloch-Stadt“ mit eigenen Augen.<br />

Die Behörden lassen sich Zeit, bis <strong>die</strong><br />

Busse endlich abfahren dürfen, <strong>die</strong><br />

Kontrollen sind gründlich und genau.<br />

Aber dann fahren wir mit 30 Minuten<br />

Verspätung aus dem Hafen.<br />

Im Bus Nr. 2 begrüße ich 47 Gäste.<br />

Adriana, <strong>die</strong> Reiseführerin, <strong>die</strong><br />

hervorragend Deutsch spricht, stammt<br />

von deutschen Großeltern ab, wie sie<br />

sagt, und mit einem Mexikaner sei sie<br />

verheiratet, erfahren wir. Das macht<br />

natürlich Spaß; keine Schwierigkeiten<br />

bei der Verständigung.<br />

Runde Aufkleber beppe ich den<br />

Mitfahrern an <strong>die</strong> T-Shirts, und lustig<br />

geht es zu, wenn ich den Herren <strong>die</strong><br />

MS AMADEA - das Flaggschiff von Phoenix-Reisen - ist Erikas Albrechts neue Wirkungsstätte<br />

Kontrollmarke fest ans Herz drücke...<br />

Dann geht es gleich los mit den<br />

Informationen, während unser Fahrer<br />

Cambio über eine Schnellstraße eine<br />

Stunde lang in dichtem Verkehr bis zur<br />

Hauptstadt Caracas braucht. Adriana<br />

berichtet sehr mutig über ihr Land.<br />

Vehement lässt sie ihre Meinung über<br />

<strong>die</strong> korrupte politische Führung des<br />

Präsidenten einfließen. Ich verstehe gut,<br />

dass ihr Unmut über <strong>die</strong> bittere Armut<br />

im Volk Widerstand weckt, wo doch<br />

große Ölvorkommen und Erdgas<br />

Venezuela zu Wohlstand führen<br />

könnten.<br />

Wir können <strong>die</strong> Unterschiede der<br />

sozialen Schichten deutlich erkennen.<br />

Die Sl<strong>um</strong>s an den Hängen der<br />

Gebirgskette hoch über der Stadt wirken<br />

wie Vogelkäfige, dicht aneinander<br />

geklebte Hütten aus Blech,<br />

Steinschuppen, Behausungen, wo<br />

Historischer Blick auf den geschäftigen Hafen von La Guaira Marktbesuch in Caracas Blick in den Schulhof


Die Elendsviertel zwischen La Guaira und Caracas<br />

Menschen ihr dürftiges Dasein fristen,<br />

vom Leben verachtet, wie Sklaven<br />

gehalten.<br />

Und das im 21. Jahrhundert!<br />

Die Luxus-Wohnanlagen allerdings auf<br />

der Gegenseite der Armutshügel, <strong>die</strong><br />

sc<strong>hier</strong> unerschwinglichen Appartements,<br />

sind aufwändig gebaut, und vermitteln<br />

eindrucksvoll den Reicht<strong>um</strong> der<br />

Oberschicht. Auf grünen Höhen mit<br />

herrlichen Aussichtsplätzen leben <strong>die</strong>,<br />

<strong>die</strong> ein gesichertes Einkommen haben,<br />

von Elend und Schmutz, von Armut und<br />

Not nichts ahnend und verschont.<br />

Hier blickt kein Leid aus leeren<br />

Fensterhöhlen!<br />

Auf <strong>die</strong>sen herrlichen Höhen des Pico<br />

Avila, dem Hausberg von Caracas, 2100<br />

m hoch, dem Himmel nahe, vergisst man<br />

vieles, was das Herz beschwert.<br />

Und doch scheint das üppige Grün in der<br />

<strong>gesamte</strong>n Stadt <strong>die</strong> großen Kontraste zu<br />

dämpfen. Nur der unglaubliche Ver-<br />

kehr kann durch nichts gedämpft<br />

werden. Autoschlangen in alle<br />

Richtungen einwärts und auswärts.<br />

Unwillkürlich kommen <strong>die</strong> Erinnerungen<br />

an Städte wie Kairo, Casablanca, an<br />

Athen und Rom, Metropolen in der<br />

ganzen mir bekannten Welt, nur <strong>die</strong>se<br />

krasse Armut sah ich dort nicht.<br />

Unser Ausflug zeigt uns aber auch<br />

besondere Sehenswürdigkeiten.<br />

Das „Pantheon National“, das<br />

Mausole<strong>um</strong> der Nationalhelden und <strong>die</strong><br />

Ruhestätte des Befreiers Simon Bolivar.<br />

Wir steigen über 50 Stufen zu einem<br />

ehemaligen Plantagenhaus hinauf.<br />

Dieses Anwesen liegt mitten in der Stadt<br />

in einem dichten grünen Park, wie eine<br />

Oase. Heute ist das Muse<strong>um</strong> der<br />

Kolonialen Künste in den Rä<strong>um</strong>en des<br />

„Quinta Anauro“ zu besichtigen.<br />

Danach stehen wir am Los Proceres,<br />

dem Denkmal zu Ehren der<br />

Unabhängigkeitskämpfer, das vor<br />

Brunnen und riesenhohen Skulpturen in<br />

schönen Parkanlagen steht.<br />

Es ist Mittag geworden, <strong>die</strong> Hitze wird<br />

fast unerträglich auf der Rückfahrt durch<br />

<strong>die</strong> Vororte von Caracas z<strong>um</strong> Schiff.<br />

Inzwischen ist es November. Wir liegen<br />

vor der „Islas los Roques“, <strong>die</strong> noch zu<br />

Venezuela gehört. Ein urtümliches<br />

Eiland, das den Großstädten Caracas und<br />

La Guaira <strong>als</strong> Wochenendasyl herrliche<br />

Strände bietet und heute auch unsere<br />

Gäste mit ersten warmen Meereswellen<br />

z<strong>um</strong> Baden vertraut macht.<br />

Fast alle fahren mit den Tenderbooten<br />

hinüber.<br />

Ein Landausflug ist nicht geplant.<br />

Manche wandern sogar zu dem weithin<br />

sichtbaren Leuchtturm hinauf.<br />

Eintritt zur Besichtigung wird erhoben,<br />

der nicht gering ist, wie alles andere<br />

auch auf <strong>die</strong>ser Insel, deren Infrastruktur<br />

nicht anspruchsvoll erscheint.<br />

Ein erster Eindruck!<br />

Den begüterten Venezolanern tut das<br />

nicht weh, wie wir gelernt haben.<br />

Die AMADEA verlässt <strong>die</strong> größte Insel<br />

des Archipels, das aus 42 Inseln und<br />

etwa 200 Sandbänken besteht, von<br />

Korallenriffen <strong>um</strong>geben ist und 1972<br />

z<strong>um</strong> Nationalpark erklärt wurde.<br />

Ein ehemaliges Versteck für Seeräuber,<br />

heute ein Para<strong>die</strong>s für Schnorchler und<br />

Menschen, <strong>die</strong> eine unberührte Natur<br />

schätzen.<br />

Am Morgen sehen wir vor uns <strong>die</strong><br />

Inselgruppe der Grenadinen, <strong>die</strong> sich von<br />

St. Vincent im Norden bis nach Grenada<br />

im Süden erstreckt, rund dreißig Inseln,<br />

von denen nur neun bewohnt sind. Nach<br />

der Hauptinsel St. Vincent ist <strong>die</strong> größte<br />

Insel Bequia, bekannt <strong>als</strong><br />

Taucherpara<strong>die</strong>s, sie faszinierte mich<br />

schon vor einigen Jahren durch ihre<br />

tiefblauen Tauchgründe.<br />

Alle <strong>die</strong> vielen kleinen und größeren<br />

Inseln gehören z<strong>um</strong> Britischen<br />

Commonwealth.<br />

Im Büro werden <strong>die</strong> Tickets für <strong>die</strong><br />

Ausflüge in St. Vincent gebucht und<br />

eingetütet, sortiert nach<br />

Kabinen-N<strong>um</strong>mern.<br />

Auch in den Städten werden Lasten oft noch<br />

auf dem Kopf getragen


Nach dem Informationsvortrag von<br />

Linus am Vormittag herrschte reger<br />

Betrieb am Schalter. Keine Zeit für<br />

warme Meereswellen in der Karibischen<br />

See!<br />

Früh, im Dunst des schon sehr warmen<br />

jungen Morgens, taucht vor uns <strong>die</strong> Insel<br />

St. Vincent aus dem Meer auf. Ich<br />

merke, wie <strong>die</strong> Fahrt sich verlangsamt<br />

und mein morgendlicher Rundlauf mir<br />

einen besonderen Anblick beschert.<br />

Wie der Kopf eines smaragdgrünen<br />

Drachens liegt unser heutiges Ziel vor<br />

Ankunft auf den Grenadinen<br />

mir, St. Vincent. Die Insel, <strong>die</strong><br />

Kol<strong>um</strong>bus am 22. Januar 1498, am<br />

Namenstag des Hl. Vincenz von<br />

Valencia, entdeckte. Hairou nannten <strong>die</strong><br />

Ureinwohner, <strong>die</strong> Ciboney, <strong>die</strong> Arawak<br />

und <strong>die</strong> Kariben ihre Insel vor der<br />

Ankunft der Europäer. Wie auf allen<br />

Inseln kämpften Spanier gegen<br />

Engländer, Franzosen gegen Engländer<br />

und Ureinwohner. Afrikanische Sklaven<br />

kamen dazu, <strong>die</strong> von einem gekenterten<br />

Schiff vor der Küste sich <strong>hier</strong>her<br />

retteten. <strong>Sie</strong> alle nahmen Besitz von dem<br />

fruchtbaren Eiland über dem es<br />

irgendwo immer zu<br />

regnen scheint.<br />

Der Soufrière, einer der aktivsten<br />

Vulkane in der Karibik, stößt von Zeit zu<br />

Zeit eine Wolke aus, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong><br />

r<strong>um</strong>orende rote Erde niedersenkt.<br />

Wir liegen seit 8 Uhr an der Pier in<br />

Kingstown, der Hauptstadt, <strong>um</strong>geben<br />

von bewaldeten Höhen, <strong>die</strong> teilweise<br />

steil aufsteigen und vom Sonnenlicht<br />

herrlich grün leuchten. Die Pier führt<br />

direkt in <strong>die</strong> belebte Stadt, <strong>die</strong> einen<br />

typischen karibischen Charakter zeigt.<br />

Geschäfte, Restaurants, offene<br />

Getränkestände, laute Musik,<br />

unablässiger Autoverkehr und über allem<br />

<strong>die</strong> feuchtwarme Hitze schon am<br />

Vormittag.<br />

Unsere Boys erquicken sich nach<br />

Herzenslust im Hafenbecken, das<br />

blaugrüne Wasser verführt z<strong>um</strong><br />

Schwimmen und Hineinspringen,<br />

unterzutauchen und <strong>die</strong> Last der Arbeit<br />

für Momente zu vergessen.<br />

Über 200 Passagiere sind mit den<br />

Minibussen auf den unterschiedlichsten<br />

Ausflügen unterwegs, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Stadt und<br />

<strong>die</strong> Umgebung kennen zu lernen oder auf<br />

einer Jeep-Safari kleine Dörfer,<br />

wechselnde Landschaften und enge<br />

Tropische Blüten überall<br />

Schluchten zu erkunden, Bananen- und<br />

tropische Obstplantagen, Muskatnussund<br />

Kakaofelder zu sehen.<br />

Den berühmten Botanischen Garten, der<br />

sich nach Westen erstreckt, der älteste<br />

seiner Art in der <strong>gesamte</strong>n Hemisphäre,<br />

besuchte ich schon vor vielen Jahren und<br />

bestaunte <strong>die</strong> seltensten tropischen<br />

Nutzpflanzen.<br />

Er wird mit den Londoner „Kew<br />

Gardens“ verglichen. Der ganze Stolz<br />

von Kingstown.<br />

Die Sonne ist <strong>um</strong> 17 Uhr 30 hinter dem<br />

Horizont im Meer versunken. Es wird<br />

früh sehr schnell dunkel. Aber an Deck<br />

sitzen <strong>die</strong> Gäste in der warmen


Abendluft, das kühle Bier, der Wein und<br />

<strong>die</strong> Cocktails, <strong>die</strong> heute aus Wodka,<br />

Martini Blanco, Sprite, Blue Curacao<br />

Tropische Cocktails versüßen den Abend an Bord<br />

und Limejuice gemischt sind, lassen <strong>die</strong><br />

Stimmung steigen, unterstützt von der<br />

heiteren Musik aus Patricks Musikbox.<br />

Bridgetown / Barbados. Sonnenaufgang:<br />

05.54 Uhr, so steht es im<br />

Tagesprogramm. Genau pünktlich, <strong>um</strong> 8<br />

Uhr, liegen wir an der Pier des Cruise<br />

Terminal. Barbados, <strong>die</strong> reichste Insel<br />

der Karibik, englisch geprägt, eine<br />

Korallen- und Vulkaninsel mit flachem<br />

Land, Zuckerrohrfeldern, deren höchste<br />

Erhebung nur 345 m misst. 280.000<br />

Menschen bewohnen eine Fläche von 23<br />

km Breite und 34 km Länge. Die<br />

sonnenüberfluteten, glitzernden Strände<br />

brachten der Insel den Beinamen „Juwel<br />

der Karibik“ ein, aber auch <strong>als</strong> <strong>die</strong><br />

„Einzelgängerin“ wird sie bezeichnet<br />

wegen ihrer Lage 160 km östlich abseits<br />

der karibischen Inselkette. Barbados hat<br />

das höchste Pro-Kopf-Einkommen der<br />

Karibik, und seine Regierung kann auf<br />

eine lange demokratische Tradition<br />

zurückblicken.<br />

Fast alle Häuser verfügen über<br />

fließendes Wasser und elektrischen<br />

Strom.<br />

Trotzdem ist es ein Land der Kontraste.<br />

Altes und Neues ist überall gegenwärtig.<br />

Weltweit operierende<br />

Finanzunternehmen haben ihren Sitz<br />

neben baufälligen R<strong>um</strong>fabriken, und<br />

schwarzbäuchige Schafherden trotten<br />

durch den Verkehr von Bridgetown.<br />

Barbados, Juwel der Karibik<br />

Dass <strong>hier</strong> immer nur eine Kolonialmacht<br />

herrschte, macht den großen Gegensatz<br />

zu den übrigen Karibikinseln aus.<br />

„Englischer <strong>als</strong> England“ soll es auf der<br />

Insel zugehen, sagt man, und <strong>die</strong>se enge<br />

Bindung an das alte Mutterland zeigt<br />

sich überdeutlich. Noch immer gibt es<br />

Linksverkehr. Ich habe Busfahrer erlebt,<br />

<strong>die</strong> einfach über rote Ampeln fuhren,<br />

auch das gehört zu den Gegensätzen!<br />

Die ersten britischen <strong>Sie</strong>dler wurden<br />

1627 auf der unbewohnten Insel nur von<br />

einer Horde wilder Schweine begrüßt.<br />

Doch es sollten sich bald englische<br />

Kultur und Sitten im tropischen Stil<br />

verbreiten neben afrikanischem Erbe der<br />

vielen Sklaven, <strong>die</strong> zur Arbeit auf den<br />

Zuckerrohrfeldern geholt wurden. Ab<br />

1966 erhielt Barbados <strong>die</strong><br />

Unabhängigkeit im Commonwealth.<br />

Kunsthandwerk der Karibik


Hier fahren wir nun durch <strong>die</strong> kleine,<br />

aber lebhafte Stadt Bridgetown, <strong>die</strong> ihren<br />

unverwechselbaren Lebensrhythmus<br />

spüren lässt, eine karibische Hauptstadt.<br />

Es geht durch eine schöne Landschaft<br />

hinaus zu einem 300 Jahre alten<br />

traditionsreichen Anwesen. Das<br />

„Sunbury Plantation House“, heute ein<br />

wohl restauriertes Muse<strong>um</strong> mit antiken<br />

Möbeln und kolonialen Werkzeugen. Im<br />

Keller sehen wir <strong>die</strong> größte<br />

Kutschensammlung der Karibik.<br />

Anette, unsere deutsche Reiseführerin,<br />

<strong>die</strong> schon 13 Jahre <strong>hier</strong> lebt, macht auf<br />

viele Dinge aufmerksam, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem<br />

wunderschönen Landhaus gar nicht so<br />

schnell erfasst werden können. Ich bin<br />

ganz bezaubert von der unglaublich<br />

anheimelnden Atmosphäre. Die<br />

ansprechende, großzügige und elegante<br />

Einrichtung mit Mahagonimöbeln<br />

vermittelt stilvolle Wohlhabenheit.<br />

Bezaubernde Bl<strong>um</strong>enarrangements<br />

überall lassen glauben, man sei mitten<br />

im täglichen Plantagenleben und würde<br />

eine persönliche Einladung bekommen<br />

haben. Die köstliche Erfrischung auf der<br />

überdachten Terrasse beflügelt zu<br />

beinahe unwirklichen Phantasien. Man<br />

könnte trä<strong>um</strong>en, so schön ist es <strong>hier</strong>.<br />

Blüten, <strong>die</strong> wir nur aus dem Bl<strong>um</strong>entopf<br />

kennen<br />

Wildwuchs oder tropischer Garten?<br />

Der Orchideengarten verspricht 30.000<br />

der bunten Tropenblütenpflanzen in<br />

Gewächshäusern inmitten von<br />

Felsgärten, Wasserfällen und einer<br />

Grotte.<br />

Wir bewundern <strong>die</strong> Blüten in den<br />

schönsten Farben, von weiß, gelb, rosa,<br />

rot, violett, sogar braune und fast<br />

schwarze mit hellen Punkten und<br />

Streifen gibt es. Nur <strong>die</strong> Namen kann ich<br />

mir nicht merken.<br />

Die Aussicht auf Zuckerrohrfelder haben<br />

wir auf der Fahrt zu unserem letzten<br />

Stopp, der auf einer Klippe erbauten St.<br />

John’s Church, <strong>die</strong> schon etliche Male<br />

durch Hurrikans zerstört wurde.<br />

Interessant ist der Rundgang <strong>um</strong> das<br />

Gotteshaus, wo Grabsteine und<br />

Steinsarkophage unter Schatten<br />

spendenden hohen Bä<strong>um</strong>en zu<br />

betrachten sind. Der letzte byzantinische<br />

Kaiser soll <strong>hier</strong> beigesetzt sein.<br />

Nach dem atemberaubenden Blick auf<br />

<strong>die</strong> Atlantikküste nehmen wir <strong>die</strong><br />

Erinnerung an <strong>die</strong>sen eindrucksvollen<br />

Vormittag mit aufs Schiff zurück.<br />

Ein bisschen mehr über tropische Bä<strong>um</strong>e<br />

habe ich wieder gelernt.<br />

Anette zeigte mir <strong>die</strong> braunen holzigen<br />

Früchte des „Mail Tree“ und des<br />

„Sandkastenba<strong>um</strong>es“, <strong>die</strong> sie unter den<br />

hohen schlanken Nadelbä<strong>um</strong>en vor der<br />

Kirche aufsammelte. Hübsche<br />

Schmuckstücke fertigen <strong>die</strong> Frauen<br />

daraus an, <strong>die</strong> ich an den Ständen <strong>hier</strong><br />

sah.<br />

Aber vorerst haben wir an Bord eine<br />

nennenswerte Abend-Show, <strong>die</strong> nicht<br />

unerwähnt bleiben sollte. Juri Erlenbach,<br />

der Teufelsgeiger aus <strong>Sie</strong>benbürgen,<br />

spielt sich in <strong>die</strong> Herzen der Gäste voll<br />

ungebremstem Temperament und<br />

H<strong>um</strong>or, <strong>als</strong> wäre er mit seiner Geige<br />

geboren. Die Zugaben hören nicht auf,<br />

der Applaus nicht und der Teufel scheint<br />

ihm wirklich im Blut zu stecken.<br />

Eine tolle Leistung!<br />

Die Insel Grenada zählt zu den Kleinen<br />

Antillen, zu den Inseln über dem Wind,<br />

Ankunft auf Grenada<br />

ist <strong>die</strong> südlichste der Windward-Inseln<br />

mit 305 qkm.<br />

<strong>Sie</strong> ist eine Vulkaninsel mit einer<br />

atemberaubenden Landschaft aus<br />

Regenwäldern, tiefsten Schluchten,<br />

untätigen Vulkanen und Stränden, <strong>die</strong> zu<br />

den schönsten der Welt zählen. Und auf<br />

<strong>die</strong>ser Insel hat heute <strong>die</strong> AMADEA am<br />

neuen Kai in St. George’s angelegt.<br />

Karibische Badefreuden auf den "Inseln über dem Wind"<br />

Weltbekannt ist <strong>die</strong> „Gewürzinsel“, <strong>die</strong><br />

uns mit tropischen, feucht-heißen<br />

Temperaturen <strong>um</strong> 8 Uhr empfängt. Der<br />

Kleinbus steht bereit mit dem sehr<br />

schwarzen Fahrer Brian. Und <strong>die</strong><br />

Reiseführerin Uschi nimmt mich bei der<br />

Begrüßung gleich in den Arm.


Die Freude ist unverkennbar, wir fuhren<br />

schon auf früheren Ausflügen zusammen<br />

und hatten jedes Mal viel Spaß. So lustig<br />

geht es auch gleich los.<br />

Uschi hat eine besondere Art mit den<br />

Gästen <strong>um</strong>zugehen.<br />

Ein bisschen burschikos und ohne<br />

Hemmungen werden wir schnell zu einer<br />

fröhlichen Bus-Gesellschaft.<br />

Die großen Brotfruchtbä<strong>um</strong>e, Mangound<br />

Papayabä<strong>um</strong>e mit den weit<br />

ausladenden Blätterkronen wechseln sich<br />

ab mit Flamboyan, afrikanischen<br />

Tulpenbä<strong>um</strong>en, deren Blüten weithin<br />

leuchten und <strong>die</strong> Farbenpracht hat kein<br />

Ende. Und immer wieder sind es<br />

Aussichten auf Buchten und Meer, <strong>die</strong><br />

man mit Worten ka<strong>um</strong> beschreiben kann.<br />

Auf serpentinenreicher Strecke fahren<br />

wir z<strong>um</strong> Nationalpark „Grand Estang“,<br />

600 m hoch liegt der Kratersee des<br />

erloschenen Vulkans.<br />

Gewürze in Körbchen mit Muscheln<br />

verziert, Gewürze zu Ketten verarbeitet,<br />

vielerlei Souvenirs werden angeboten.<br />

Durch Zuckerrohrfelder gelangen wir zur<br />

ältesten R<strong>um</strong>fabrik an der Ostküste, <strong>die</strong><br />

wir besichtigen. Recht altmodische<br />

Fabrikationstechniken sehen wir <strong>hier</strong>,<br />

steigen über Steintreppen, schauen in<br />

Riesenbottiche, in denen der<br />

ausgepresste Zuckerrohrsaft durch Rohre<br />

von einem Tank z<strong>um</strong> nächsten fließt und<br />

schließlich zu R<strong>um</strong> wird.<br />

Ganz benebelt betreten wir den<br />

Verkaufsra<strong>um</strong>, <strong>um</strong> eine Probe zu kosten,<br />

danach könnte bestimmt keiner mehr am<br />

Seine britische Vergangenheit versteckt Grenada nicht<br />

Lenkrad sitzen. Ein Glück, dass wir bald<br />

in einem Plantagenhaus auf einer<br />

luftigen Terrasse mit schmackhaften<br />

einheimischen Spezialitäten verwöhnt<br />

werden.<br />

Wir sind in einer Muskatnuss-Fabrik<br />

angemeldet.<br />

Wie hart <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen für <strong>die</strong><br />

Arbeiterinnen sind, kann man ka<strong>um</strong><br />

glauben. Unglaublich primitiv werden<br />

<strong>die</strong> Muskatnüsse von Hand gewaschen,<br />

getrocknet, von Schalen getrennt, sortiert<br />

und in Säcke gefüllt.<br />

Handarbeit von Anfang bis Ende zu<br />

erbärmlichsten Bedingungen für <strong>die</strong><br />

jungen schwarzen Mädchen, deren Lohn<br />

10 Euro am Tag betragen soll.<br />

Erfrischung während des Ausflugs<br />

Die beiden Kreuzfahrthäfen von Grenada<br />

Üppige Blüten auf der Gewürzinsel


Gewürzherstellung charmant erklärt<br />

<strong>Sie</strong> arbeiten von früh bis spät, auch<br />

sonntags, ohne Handschuhe, ohne<br />

Schutzmasken gegen den giftigen Staub!<br />

Ist das auch „very british“?<br />

Staatsoberhaupt ist auf Grenada<br />

immerhin <strong>die</strong> britische Monarchin,<br />

vertreten durch einen<br />

General-Gouverneur.<br />

Während der Rückfahrt erzählt Uschi<br />

noch einiges über ihre Wahlheimat, das<br />

ich noch nicht wusste:<br />

Die Taino-Indianer sollen <strong>die</strong><br />

Hängematte erfunden haben und das<br />

Grillen.<br />

Das Holz vom Ba<strong>um</strong> des Lebens soll so<br />

hart sein, dass es im Wasser untergeht.<br />

Der Broku-Ba<strong>um</strong> wird Lippenstiftba<strong>um</strong><br />

genannt wegen seiner knallroten Blüten.<br />

Den Kapokba<strong>um</strong> findet man <strong>hier</strong> mit<br />

seinen rosa Blüten sowie den<br />

Teakholzba<strong>um</strong>, der weiß blüht.<br />

Das hohe Gras an Böschungen und<br />

Hängen wird Elefantengras genannt.<br />

Phoenix-Logo am AMADEA-Schornstein<br />

Die Abendshow, eine lustige<br />

Verwechslungskomö<strong>die</strong>, war gut<br />

besucht.<br />

Dann geht es nach oben zur<br />

„Beachparty“ für Petra und Beate, <strong>die</strong> ab<br />

Mitternacht ihre<br />

Geburtstagsglückwünsche bekommt. Ein<br />

reichhaltiges Büffet, kalte Getränke und<br />

viel Musik halten alle bei Laune.<br />

Indessen zieht <strong>die</strong> AMADEA durch <strong>die</strong><br />

dunkle Nacht bei glatter See dem Ende<br />

der Reise entgegen.<br />

Leckereien z<strong>um</strong> Reiseabschluss<br />

Viel Betrieb im Yacht- und Kreuzfahrthafen auf Grenada<br />

Dieser Inselbewohner spricht nur Englisch... ... und <strong>die</strong>ser noch gar nicht Good-bye, Karibik - neue Ziele warten schon!


Erika Albrecht Silke Burmester Kay Janet Pönninghaus<br />

Auf der AMADEA tourt sie <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />

Die echte Hamburger<br />

Die stu<strong>die</strong>rte Touristikerin und<br />

Welt: Lesungen, Kreativ-Kurse und<br />

Barkassen-Führer-Tochter ist freie<br />

TV-Moderatorin aus Passion hat nach<br />

Gästebetreuung sind <strong>die</strong> Aufgaben der<br />

Journalistin. <strong>Sie</strong> schreibt u.a. über<br />

mehreren Bordeinsätzen auf der<br />

passionierten Chronistin. Dabei zeigt<br />

Reise, Me<strong>die</strong>n und gesellschaftliche<br />

MONA LISA und der NORWEGIAN<br />

sie, dass man auch <strong>als</strong> Crew-Mitglied<br />

Rand-Erscheinungen. Aus ihrer Feder:<br />

SUN Salzwasser im Blut. Ihr<br />

mit über 80 nicht "out" ist.<br />

"Das geheime Tagebuch der Carla<br />

Lieblingskontinent: Südamerika.<br />

Gudrun Schlüter<br />

Bruni".<br />

Simone Wieting Carina Wolfram<br />

<strong>Sie</strong> hat <strong>als</strong> Presse-Referentin von<br />

Reiseleitung an Bord, Betreuung von<br />

Eigentlich sind Boote ihre Passion.<br />

Kreuzfahrt-Reedereien Jahrzehnte lang<br />

Kreuzfahrt-Schiffen über eine<br />

Und dort ist sie auch zu Hause: in der<br />

<strong>die</strong> Welt bereist - u.a. 50mal<br />

Incoming-Agentur, Wohnsitz auf<br />

Redaktion von "boote" (Verlag<br />

transatlantik mit der QE2. Nunmehr<br />

Teneriffa - Simone Wieting gibt ihr<br />

Delius-Klasing). Aber getreu Albert<br />

erfüllt sie sich persönliche<br />

Debüt <strong>als</strong> Autorin mit einem Beitrag<br />

Ballins Motto "Mein Feld ist <strong>die</strong> Welt"<br />

Reise-Wünsche und schreibt über<br />

über ihre Wahlheimat Santa Cruz.<br />

probiert sie jetzt auch größere Schiffe<br />

Erlebtes.<br />

Christian Eckardt<br />

Herbert Fricke<br />

aus.<br />

Gerd Müller<br />

Der Bremerhavener Schifffahrtsautor<br />

Seemann, Journalist, ein halbes Leben<br />

Der Zürcher Fotojournalist ist seit<br />

fand seinen Einstieg beim Groß<strong>um</strong>bau<br />

beim NDR, Buchautor maritimer<br />

zwanzig Jahren für Reise-, Lifestyle-<br />

der NORWAY 1979/80. Schwerpunkt<br />

Themen. Wer könnte besser ein<br />

und Luxusthemen unterwegs. Dabei<br />

seiner 30jährigen Tätigkeit für<br />

Salzwasser-Plädoyer halten <strong>als</strong> Herbert<br />

lässt er auch h<strong>um</strong>anitäre Einsätze und<br />

Tageszeitungen und <strong>Magazin</strong>e sind <strong>die</strong><br />

Fricke, Moderator der Welt ältester<br />

Expeditionen in <strong>die</strong> entlegensten<br />

Fähr- und Kreuzschifffahrt.<br />

Radiosendung 'Gruß an Bord'?<br />

Einsatzgebiete nicht aus.<br />

Andreas Pfeffer<br />

Den Historiker und Journalisten packte<br />

seine Leidenschaft schon in der<br />

Kindheit: TITANIC. Da lag der Liner<br />

schon über 50 Jahre auf dem<br />

Meeresgrund. 2001 bekam Pfeffer den<br />

„Kreativpreis für Lebenswerk“.<br />

Peter Pospiech Helfried Weyer<br />

Beliebtester T<strong>um</strong>melplatz des<br />

Diplom-Ingenieurs ist <strong>die</strong><br />

Schiffs-Technik. Und er wird kein<br />

Schiff vorstellen, ohne einen Blick in<br />

<strong>die</strong> Maschine zu werfen. Aber auch ihn<br />

hat <strong>die</strong> Genuss-Seite der<br />

Kreuzfahrtschiffe gepackt.<br />

Der Fotojournalist perfektionierte <strong>die</strong><br />

Mittelformat-Projektion in seiner<br />

"Terravision", einer Dia-Schau auf<br />

6x18 Metern Leinwand. Schon vor<br />

zwanzig Jahren schrieb er "Hohe<br />

Schule der Reisefotografie".


Das<br />

ist eine Internet-Publikation und<br />

erscheint 6x jährlich jeweils am<br />

15. Januar<br />

15. März<br />

15. Mai<br />

15. Juli<br />

15. September und<br />

15. November<br />

im Media-Maritim-Verlag e.K.<br />

Kaiserstraße 210, 45699 Herten.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Redaktion <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

Postfach 110 276<br />

42530 Velbert<br />

Tel.: +49 2053 998 118<br />

Herausgeber und Chefredakteur:<br />

Oliver Schmidt (V.i.S.d.P.)<br />

Reiger Weg 38<br />

42553 Velbert<br />

Tel.: +49 2053 - 998 118<br />

Mobil: +49 172 - 635 60 58<br />

e-Mail:<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Erika Albrecht, Jennifer Bligh, Annette<br />

Bopp, Brunhild Erley, Miriam von<br />

Fritschen, Margit Kremeyer, Jenny May,<br />

Kay Janet Pönninghaus, Gudrun<br />

Schlüter, Sigrid Schmidt, Jutta Schobel,<br />

Snežana Šimi&#269;i&#263;, Jutta<br />

Spiessbach, Simone Wieting, Carina<br />

Wolfram, Horst K. Benk, Christian<br />

Eckardt, Herbert Fricke, Fred Friedrich,<br />

Dr. Dr. Dr. Gottfried Mai, Hagen<br />

Mesters, Gerd Müller, Andreas Pfeffer,<br />

Peter Pospiech, Ton Valk, Helfried<br />

Weyer<br />

Redaktion und Verlag übernehmen keine<br />

Haftung für unverlangt eingesandtes<br />

Text- und Bildmaterial.<br />

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<strong>die</strong> Inhalte von Links zu externen<br />

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Es gilt <strong>die</strong> Anzeigen-Preisliste No. 1<br />

vom 15.06.2009.<br />

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Konto-Nr. 254 84 69 03<br />

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Startseite: OS, Titanic-Muse<strong>um</strong>-<br />

Germany (Andreas Pfeffer), Gudrun<br />

Schlüter<br />

Editorial: OS<br />

Nachrichten-1: Deilmann, RCCL<br />

Nachrichten-2: Costa, OS<br />

Nachrichten-3: OS<br />

Nachrichten-4: Transocean, AIDA,<br />

Hapag-Lloyd, OS<br />

Nachrichten-5: RCCL<br />

Taufe-Main-Schiff-1 bis 5: OS<br />

Costa-L<strong>um</strong>inosa-1 bis 3: OS<br />

Amadeus-Diamond-1+2: Peter Pospiech<br />

Molly-1+2: Daniela Rall<br />

Foto-Tipps-1 bis3: Helfried Weyer<br />

Me<strong>die</strong>nseite-1: WEDE, Cunard<br />

Me<strong>die</strong>nseite-2: Daniela Rall, Verlag Te<br />

Neues GmbH, Edition Temmen,<br />

Knesebeck-Verlag<br />

Historie-Titanic-1: Andreas Pfeffer, OS<br />

Historie-Titanic-2+3:<br />

Titanic-Muse<strong>um</strong>-Germany (Andreas<br />

Pfeffer)<br />

Autoren: Silke Burmester, Dieter<br />

Schneider, Gudrun Schlüter, Christian<br />

Eckardt, Gerd Müller, Andreas Pfeffer,<br />

Helfried Weyer, OS<br />

Kap-Hoorn-Patagonien-1+2: NCL; OS<br />

Kap-Hoorn-Patagonien-3: Welcome<br />

Chile, OS<br />

Kap-Hoorn-Patagonien-4: OS<br />

Kap-Hoorn-Patagonien-5+6: OS<br />

Machu-Picchu-1 bis 4: Carina Wolfram<br />

Abenteuer-Amazonas-1+2: G. Müller<br />

Abenteuer-Amazonas-3: G. Müller, OS<br />

Abenteuer-Amazonas-3: G. Müller, OS<br />

Abenteuer-Amazonas-4: Gerd Müller<br />

Abenteuer-Amazonas-5: G. Müller, OS<br />

Queen-Mary-1 bis 6: OS<br />

Vistamar-1 bis 5: Ina Kurz, Herbert<br />

Fricke<br />

Mit Erika Albrecht unterwegs 1-7: OS<br />

Guten-Morgen-Santa-Cruz-1: OS<br />

Guten-Morgen-Santa-Cruz-2: Turismo<br />

de Tenerife<br />

Guten-Morgen-Santa-Cruz-3+4:<br />

Turismo de Tenerife, OS<br />

RIVER CLOUD und PREMICON<br />

QUEEN im Vergleich 1-3: OS<br />

Wahrsagerin-1: OS<br />

Interview-Dirk-Claus-1 bis 3: OS<br />

Hotel-bei-Southampton-1 + 2: Four<br />

Seasons Hotels, OS<br />

Zirkuskreuzfahrt-1: Andrej Belinskiy<br />

Zirkuskreuzfahrt-2: Andrej Belinskiy,<br />

OS<br />

Zirkuskreuzfahrt-3: Andrej Belinskiy,<br />

OS<br />

Main-Rhein-Wein-1 bis 6: Gudrun<br />

Schlüter<br />

Fähre-Marokko-1 bis 4: Christian<br />

Eckardt

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