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Liebe Leser des <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong>s,<br />
Kreuzfahrtfreunde und Schiffsliebhaber,<br />
willkommen an Bord! Diesen Satz<br />
würden <strong>Sie</strong> vielleicht noch lieber über<br />
Lautsprecher hören und dazu das sonore<br />
Tuten des Nebelhorns, gefolgt von der<br />
Antwort des Hafenschleppers – aber ich<br />
bin sicher, mit der ersten <strong>Ausgabe</strong> des<br />
neuen <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong>s können<br />
wir Ihnen auch dann eine Prise Salz-<br />
wassergeruch ins Wohnzimmer oder an<br />
den Schreibtisch bringen, wenn <strong>Sie</strong><br />
gerade nicht selbst unterwegs sein<br />
können.<br />
In der Kreuzfahrtwelt hat sich viel<br />
verändert: Der Mainstream, wie man <strong>die</strong><br />
Vorlieben der breiten Masse heute nennt,<br />
sucht nach dem, was ein Veranstalter mit<br />
„Freestyle-Cruising“ beschreibt und<br />
meint, dass sich in den Urlaubswochen<br />
jeder selbst aussuchen will und darf, wie<br />
er seinen Tag gestalten möchte. Lektorat<br />
oder Mußestunde am Pool?<br />
Sechs-Gang-Menü oder der schnelle<br />
Hamburger vom Büffet? Großer<br />
Bahnhof mit Galashow und Glitzerkleid,<br />
oder Jeansrock bei Schlagermusik vor<br />
der Lidobar? Chacun à son goût – jeder<br />
nach seinem Geschmack, würde man auf<br />
Französisch sagen.<br />
Diese Philosophie habe ich mit dem<br />
Redaktionsteam des<br />
<strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong>s, in dem <strong>Sie</strong> viele<br />
bekannte Namen wiederfinden, auf ein<br />
modernes Internet-<strong>Magazin</strong> übertragen.<br />
Dass man ein solches <strong>Magazin</strong> an jedem<br />
Ort der Welt lesen kann, ohne auf <strong>die</strong><br />
Lieferung warten zu müssen, ist nichts<br />
Neues. Was aber tun <strong>Sie</strong>, wenn <strong>Sie</strong> (wie<br />
ich selbst übrigens auch) ungern lange<br />
Texte am Bildschirm lesen? <strong>Sie</strong><br />
benötigen eine komfortable<br />
Druck-Funktion, damit <strong>Sie</strong> sich den<br />
gewünschten Artikel oder das ganze<br />
<strong>Magazin</strong> aus Ihrem Drucker holen<br />
können. In schwarz-weiß oder Farbe,<br />
wie <strong>Sie</strong> möchten. Und je nach dem, wie<br />
viel <strong>Sie</strong> ausgeben möchten. Diese<br />
Funktion finden <strong>Sie</strong> bei uns. Mit einem<br />
Mausklick können <strong>Sie</strong> sich Ihren<br />
Lieblingsartikel mitnehmen in den<br />
Ohrensessel, <strong>die</strong> Badewanne, in <strong>die</strong><br />
Bahn oder ins Flugzeug.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> nun aber gar nicht so gern<br />
lange Texte lesen? Oder wenig Zeit<br />
haben und beim Bügeln oder beim<br />
Workout auf dem Stepper <strong>die</strong> schönsten<br />
Reisegeschichten hören möchten? Wir<br />
haben uns entschlossen, Ihnen auch <strong>die</strong>se<br />
Funktion anzubieten: In einer<br />
Hörbuchversion des <strong>Magazin</strong>s. Diese<br />
Funktionen fügen wir in den nächsten<br />
Tagen noch hinzu.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> uns auf der Menü-Seite Ihre<br />
e-Mail-Adresse verraten, informieren wir<br />
<strong>Sie</strong> sogar darüber, wenn eine neue<br />
Edition des <strong>Magazin</strong>s bereit steht (am<br />
01.09. ist es schon wieder so weit), wenn<br />
es brandaktuelle Neuigkeiten von den<br />
sieben Meeren gibt oder wir etwas ganz<br />
Besonderes für <strong>Sie</strong> haben – z<strong>um</strong><br />
Beispiel, ebenfalls am 1. September, <strong>die</strong><br />
erste Edition unseres <strong>Schiffsreisen</strong>-TV,<br />
einer Fernseh-Sendung, <strong>die</strong> eigentlich<br />
eine Fernweh-Sendung ist, mit<br />
Filmreportagen und Beiträgen von den<br />
Schiffen <strong>die</strong>ser Welt. Seien <strong>Sie</strong> bitte<br />
gewiss, dass Ihre e-Mail-Adresse<br />
niemandem außer unserer eigenen<br />
Administration zugänglich gemacht<br />
wird. Dafür verbürge ich mich.<br />
Aber nun möchte ich <strong>Sie</strong> einladen, mit<br />
uns so auf Kreuzfahrt zu gehen, wie <strong>Sie</strong><br />
es am liebsten möchten: Lesend, hörend<br />
oder auch mit einem Klick auf <strong>die</strong><br />
Funktion „Artikel an einen Freund<br />
versenden“, denn wenn <strong>Sie</strong> jemandem<br />
<strong>die</strong> Geschichte mailen, <strong>die</strong> ihn persönlich<br />
interessiert, machen <strong>Sie</strong> ihm eine größere<br />
Freude <strong>als</strong> mit jedem Reisemitbringsel.<br />
Und es kostet nichts...<br />
Neben den klassischen Reisegeschichten,<br />
<strong>die</strong> jedes <strong>Magazin</strong> <strong>die</strong>ser Art bietet,<br />
haben wir besonders darauf geachtet,<br />
Ihnen Informationen mit hohem<br />
praktischem Nutzen zu geben. In der<br />
Rubrik „Vor und nach der Kreuzfahrt“<br />
tragen wir dem Trend zu immer kürzeren<br />
<strong>Schiffsreisen</strong> Rechnung, <strong>die</strong> man gern<br />
durch einen angeschlossenen<br />
Landaufenthalt ein wenig ausdehnt.<br />
Unser „Entweder – Oder“ sollte all jenen<br />
nützen, <strong>die</strong> sich ganz konkret zwischen<br />
zwei Schiffen entscheiden müssen. Hier<br />
bitten wir herzlich <strong>um</strong> Ihre Anregungen,<br />
welche Schiffe <strong>Sie</strong> im direkten Vergleich<br />
sehen möchten! Hinzu kommen<br />
Fototipps, Landausflüge auf eigene Faust<br />
und Geschichten, <strong>die</strong> das (Schiffs-)<br />
Leben schreibt. Unser erweitertes<br />
Impress<strong>um</strong> gibt Ihnen übrigens eine<br />
kurze Information über jede Autorin und<br />
jeden Autor, deren Geschichten <strong>Sie</strong> in<br />
der aktuellen Edition lesen.<br />
Aber was ist <strong>die</strong> schönste Reise, solange<br />
sie nur im Katalog angepriesen wird?<br />
Deswegen möchte ich <strong>Sie</strong> jetzt<br />
mitnehmen auf Ihre Lieblingsreise. Mit<br />
einem Klick kommen <strong>Sie</strong> zurück z<strong>um</strong><br />
Menü, und dort können <strong>Sie</strong> sich <strong>die</strong><br />
besten Stories aussuchen, <strong>um</strong> sich<br />
inspirieren zu lassen. Für einen Urlaub<br />
auf dem Meer.<br />
Allzeit gute Fahrt dazu wünschen Ihnen<br />
Ihre Redakteure, Fotografen und das<br />
ganze Team vom <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
sowie
Deilmann Flussschifffahrt insolvent<br />
Die Peter Deilmann Reederei hat per<br />
24.06.2009 für ihren Geschäftsbereich<br />
Flussschifffahrt Insolvenz angemeldet.<br />
Die in einzelne Betreibergesellschaften<br />
aufgeteilte Flussschiffflotte ist damit<br />
vom verbleibenden Hochseegeschäft<br />
abgetrennt, das von der Insolvenz nicht<br />
betroffen ist. Die DEUTSCHLAND geht<br />
in eine neu gegründete Reederei Peter<br />
Deilmann GmbH über. Die<br />
ausgeschrieben Reisen bis Saisonende<br />
2009 sollen, wie <strong>die</strong> Reederei versichert,<br />
in vollem Umfang durchgeführt werden.<br />
Ob danach <strong>die</strong> Flussflotte komplett an<br />
einen anderen Veranstalter übergeben<br />
werden kann oder <strong>die</strong> Schiffe einzeln<br />
veräußert werden, ist noch nicht bekannt.<br />
Das Ausbleiben vieler Passagiere aus<br />
dem US-Markt hat mehreren<br />
Flussreisen-Veranstaltern erheblich<br />
geschadet. Bei Deilmann war <strong>die</strong><br />
Insolvenz kurzfristig un<strong>um</strong>gänglich<br />
geworden, weil fällig gestellte Darlehen<br />
für den Betrieb des Flussgeschäftes nicht<br />
be<strong>die</strong>nt werden konnten. Die „Lübecker<br />
Nachrichten“ melden, dass <strong>die</strong><br />
Reederinnen Deilmann zudem ihre<br />
Entnahmen aus dem Geschäftsbetrieb<br />
nicht offengelegt hätten, wie <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />
Banken verlangten. Nicht nur<br />
Mitarbeiter der Reederei, <strong>die</strong> sich nach<br />
Abwicklung des Flussreisen-Segmentes<br />
deutlich verkleinern dürfte, waren von<br />
der Entwicklung überrascht. Erst am<br />
Abend vor der Insolvenz war eine<br />
viertägige Pressereise auf der<br />
HEIDELBERG zu Ende gegangen, bei<br />
der man den mitreisenden Journalisten<br />
<strong>die</strong> Schönheiten der Fahrtgebiete<br />
Holland und Belgien gezeigt hatte. Der<br />
geplante Besuch der DEUTSCHLAND<br />
im Heimathafen Neustadt mit geladenen<br />
Gästen konnte hingegen noch abgesagt<br />
werden.<br />
Emsüberführung geglückt<br />
In der Nacht vom 19. z<strong>um</strong> 20. Juni 2009<br />
ist der jüngste Spross der<br />
Celebrity-Flotte, <strong>die</strong> bei der<br />
Meyer-Werft in Papenburg gebaute<br />
CELEBRITY EQUINOX, über <strong>die</strong> Ems<br />
ins salzige Element überführt worden.<br />
Master Apostolos Bouzakis bezeichnete<br />
<strong>die</strong> Navigation auf dem engen, eigens<br />
aufgestauten Fluss <strong>als</strong> Herausforderung
für den Kapitän. Die Passage ist nur bei<br />
hoher Tide, geringem Wind und guten<br />
Wetterbedingungen möglich. Hierzu<br />
mussten <strong>die</strong> Friesenbrücke in Weener<br />
und <strong>die</strong> Berghaus-Brücke in Leer<br />
demontiert werden. Die CELEBRITY<br />
EQUINOX ist das bisher größte Schiff,<br />
das durch <strong>die</strong>sen 41 Kilometer langen<br />
„Geburtskanal für Mega-Liner“ rutschte.<br />
„Ein großer Vorteil der Überführung ist<br />
jedoch, dass sie Gelegenheit bietet, <strong>die</strong><br />
Manövrierfähigkeit des Schiffes bei<br />
langsamer Fahrt zu testen. Die<br />
Emsüberführung ist vergleichbar mit<br />
einer Testfahrt in einem neuen<br />
Sportwagen auf kurvigen Landstraßen:<br />
Es ist aufregend, jedoch mit einer<br />
Portion Nervenkitzel“, kommentierte der<br />
Kapitän <strong>die</strong> gelungene Passage. Die<br />
Umweltschützer sahen das weniger<br />
entspannt. Noch nie habe <strong>die</strong> Ems so<br />
hoch aufgestaut werden müssen, merkten<br />
sie an und wiesen gleichzeitig auf<br />
Brutplätze hin, <strong>die</strong> durch das Aufstauen<br />
überflutet würden. Die Meyer-Werft<br />
sagte zu, Brutzeiten der an der Ems<br />
lebenden Vögel künftig zu<br />
berücksichtigen. Die Tierschützer<br />
bekräftigten hingegen ihren Wunsch<br />
nach einem Parallelkanal zur Ems, wenn<br />
der Standort Papenburg und <strong>die</strong><br />
Arbeitsplätze dort erhalten werden<br />
sollten.<br />
Erfolgreiche Taufen in Hamburg<br />
„Ich düpp di op denn Nomen MEIN<br />
SCHIFF!“ Mit <strong>die</strong>sen Worten schickte<br />
<strong>die</strong> Sängerin und Kabarettistin Ina<br />
Müller das erste Schiff von TUI-Cruises<br />
am Abend des 15. Mai auf seine<br />
Tauffahrt. Vorangegangen war <strong>die</strong><br />
Frage, was denn passiere, wenn sie jetzt<br />
einen ganz anderen Namen nenne <strong>als</strong><br />
MEIN SCHIFF, womit Ina Müller ihrem<br />
Ruf <strong>als</strong> charmante Kodderschnauze<br />
gerecht wurde. Schlagfertigkeit durfte<br />
auch TUI-Cruises-Geschäftsführer<br />
Richard Vogel für sich in Anspruch<br />
nehmen: „VOGEL wäre doch auch ein<br />
schöner Name!“ Auch den Entschluss,<br />
den Taufspruch auf Plattdeutsch zu<br />
formulieren, hatte <strong>die</strong> Patin erst am<br />
Tauftag gefasst und Richard Vogels<br />
Segen dafür bekommen.<br />
Sowohl <strong>die</strong> Gäste und Zuschauer am<br />
Hamburger Fischmarkt wie auch Ina<br />
Müller selbst und <strong>die</strong> offiziellen<br />
Taufgäste an Bord konnten das<br />
eigentliche Spektakel und <strong>die</strong><br />
zerplatzende Champagnerflasche nur auf<br />
der Großbildleinwand sehen. An Bord<br />
t<strong>um</strong>melte sich ein „Who-is-who“ der<br />
Kreuzfahrtbranche: Geschäftsführer von<br />
Werften und Mitbewerbern, Journalisten<br />
und Vertreter führender Reisebüros<br />
waren zu Gast. Dazu Altrocker Udo<br />
Lindenberg, der mit Jan Delay den<br />
Laden in Schwung brachte, und<br />
Opernsängerin Anna Netrebko, <strong>die</strong> der<br />
Hymne an <strong>die</strong> MEIN SCHIFF ihre<br />
Stimme leihen wollte, aber Opfer einer<br />
Pollenallergie wurde.<br />
Über das Schiff selbst hörte man<br />
positive Stimmen: Die A’rosaBLU sei<br />
erwachsen geworden, das Konzept<br />
stimmig und auf hohem Niveau, und <strong>die</strong><br />
Verpflegung in den Restaurants konnte<br />
ebenso überzeugen wie <strong>die</strong> Snack-Bar<br />
während des Tauf-Aktes – Liebe z<strong>um</strong><br />
Detail bereits am ersten Abend. In der<br />
Rekord-Umbauzeit von 38 Tagen,<br />
realisiert durch <strong>die</strong> Lloyd-Werft in<br />
Bremerhaven, wurden alle schrillen<br />
amerikanischen Farben der GALAXY<br />
gegen geschmackvollen,<br />
zurückhaltenden Designerlook<br />
ausgetauscht. Nur bei einem Blick in <strong>die</strong><br />
Türfalz oder auf den Fön in der Kabine<br />
ahnt man das „alte“ Schiff. Über 50<br />
Millionen Euro, <strong>die</strong> investiert wurden,<br />
haben eine völlig neue Schiffslady auf<br />
vorhandener Hardware wachsen lassen.<br />
... und in Genua<br />
Costa hat am 5. Juni plangemäß in<br />
Genua seine beiden Neubauten COSTA<br />
PACIFICA und COSTA LUMINOSA<br />
getauft. Dabei wurde per Urkunde der<br />
Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde<br />
bestätigt, denn eine Doppeltaufe zweier<br />
Hochseeschiffe in <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />
hatte es zuvor noch nicht gegeben.<br />
Taufpatinnen waren <strong>die</strong> israelische<br />
Sängerin Noa für <strong>die</strong> COSTA<br />
PACIFICA und <strong>die</strong> italienische<br />
Fecht-Olympiasiegerin Valentina<br />
Vezzali für <strong>die</strong> LUMINOSA.<br />
Die anschließende Show „An Italian<br />
Portrait in Music and Light” orientierte<br />
sich an den Themen, <strong>die</strong> das Design- und<br />
Software-Konzept der beiden Schiffe<br />
bestimmen: Musik (auf der PACIFICA)<br />
und Licht (auf der LUMINOSA).<br />
Während <strong>die</strong> PACIFICA (114.500 BRZ)<br />
demselben Schiffstyp angehört wie<br />
schon <strong>die</strong> Vorgängerinnen COSTA<br />
CONCORDIA (2006) und SERENA<br />
(2007), begründet <strong>die</strong> LUMINOSA<br />
einen neuen, etwas kleineren Typ<br />
(92.700 BRZ). Etwas edler, etwas<br />
stilvoller, etwas hochwertiger habe man<br />
sein wollen mit <strong>die</strong>sem Neubau, erklären<br />
Costa-Präsident Giovanni Onorato und<br />
Innenarchitekt Jo Farcus.<br />
Neubau-Aufträge trotz Gegenwind<br />
Die Münchener Fondsgesellschaft<br />
Premicon AG hat trotz wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten drei neue<br />
Twin-Cruiser bestellt. Drei weitere<br />
Schiffe wurden in Option genommen.<br />
Damit setzt Premicon ein Zeichen gegen<br />
den Wirtschaftstrend und gibt<br />
gleichzeitig einer strukturschwachen<br />
Region wirtschaftlichen Aufwind: Der<br />
Bauauftrag ging an <strong>die</strong> Volkswerft in<br />
Str<strong>als</strong>und. Mit einem Gesamtvol<strong>um</strong>en<br />
von 120 Millionen Euro (20 Millionen<br />
pro Schiff) soll somit <strong>die</strong> Zahl der unter<br />
Premicon-Eignerschaft fahrenden Twin-
Cruiser bis 2012 von jetzt sechs auf dann<br />
12 Einheiten verdoppelt werden. Der<br />
Twin-Cruiser ist ein 2005 eingeführtes,<br />
neues Flussschiff-Konzept, bei dem<br />
ähnlich eines Schubverbandes <strong>die</strong><br />
Antriebseinheit und der davor liegende<br />
Passagiertrakt nicht fest verbunden,<br />
sondern schwingungsarm aneinander<br />
gekoppelt sind. Dadurch garantiert ein<br />
Twin-Cruiser für <strong>die</strong> Passagiere größte<br />
Laufruhe und somit mehr Komfort. Vor<br />
Jahresfrist hatte Premicon einen<br />
Twin-Cruiser auf Fünf-Sterne-Niveau<br />
unter eigener Leitung in Fahrt gebracht.<br />
Auf der PREMICON QUEEN wurde<br />
erstm<strong>als</strong> das Restaurant aus dem unteren<br />
Deck auf <strong>die</strong> Antriebseinheit verlegt und<br />
ein für <strong>die</strong> Passagiere begehbarer<br />
Übergang geschaffen. Den Erfolg <strong>die</strong>ses<br />
neuen Ra<strong>um</strong>aufteilungskonzepts nimmt<br />
Premicon mit auf <strong>die</strong> Neubauten, <strong>die</strong><br />
aber weniger luxuriös ausfallen werden.<br />
Die ersten drei, bereits fest bestellten<br />
Einheiten werden ab Sommer 2009 in<br />
einem gemeinsamen Fonds den Anlegern<br />
zur Beteiligung angeboten. Premicon<br />
stellt eine jährliche Ausschüttung von<br />
13% in Aussicht und weist auf <strong>die</strong><br />
bisherige Stabilität des von der<br />
Gesellschaft erfolgreich be<strong>die</strong>nten<br />
Wachst<strong>um</strong>smarktes hin. Verchartert ist<br />
von den geplanten Neubauten bisher<br />
aber noch keiner.<br />
Werften-Pleite an der Ostsee<br />
Von der krisenbedingten Insolvenz sind<br />
auch <strong>die</strong> Werften in Wismar und<br />
Rostock-Warnemünde betroffen. Die<br />
traditionellen Schiffbaustandorte<br />
Warnow-Werft und<br />
Mathias-Thesen-Werft hatten längere<br />
Zeit z<strong>um</strong> norwegischen<br />
Aker-Kværner-Konzern gehört, bevor<br />
russische Investoren <strong>die</strong> Mehrheit der<br />
Anteile hielten. Nunmehr haben beide<br />
Betriebe des russischen<br />
Wadan-Konzerns Insolvenzanträge<br />
gestellt. Für eine Rettung seien<br />
zusätzlich zu bereits gewährten<br />
Staathilfen von 200 Millionen Euro<br />
weitere 75 Millionen Euro notwendig,<br />
sagte der russische Eigner und<br />
Aufsichtsratschef Andrej Burlakow. Dies<br />
lehnte das Wirtschaftsministeri<strong>um</strong><br />
Mecklenburg-Vorpommerns jedoch ab.<br />
Die Geschäftsführung erklärte weiter,<br />
„ungeklärte Fragen“ mit den<br />
Gesellschaftern verhinderten kurzfristig<br />
<strong>die</strong> Auszahlung zugesagter Gelder.<br />
Allein am Standort Wismar sind davon<br />
bis zu 2345 Arbeitsplätze betroffen. Auf<br />
der Mathias-Thesen-Werft war schon zu<br />
DDR-Zeiten das berühmte russische<br />
„Dichter-Quintett“ entstanden, jene<br />
Mitte der sechziger Jahre gebaute<br />
Passagierschiff-Flotte, von der heute nur<br />
noch <strong>die</strong> MARCO POLO, ex<br />
ALEKSANDR PUSHKIN, übrig ist. In<br />
den 90er Jahren ließ Hapag-Lloyd <strong>die</strong><br />
COLUMBUS <strong>hier</strong> entstehen, 2002/2003<br />
wurden <strong>die</strong> AIDAvita und AIDAaura<br />
fertiggestellt. Nun stehen <strong>die</strong><br />
Wirtschaftsminister Jürgen Seidel<br />
erklärte gegenüber dem NDR: „Es ist<br />
schwierig, <strong>hier</strong> immer noch das<br />
Vertrauen aufzubringen, dass <strong>die</strong><br />
jetzigen Eigentümer es schaffen können,<br />
<strong>die</strong> Werften in eine gute Zukunft zu<br />
führen.“ Ob und wie Wadan den Kampf<br />
gegen den Untergang gewinnt, ist noch<br />
unklar. Insbesondere <strong>die</strong> 150<br />
Auszubildenden hoffen auf eine<br />
Fortsetzung ihrer Lehre. „Es ist<br />
enttäuschend und macht mich wütend,<br />
wie <strong>die</strong> Eigner <strong>die</strong> Werften im Stich<br />
gelassen haben“, kommentierte<br />
Ministerpräsident Erwin Sellering. Nach<br />
der einstweiligen Sanierung der maroden<br />
DDR-Werften Anfang der 90er Jahre mit<br />
sieben Milliarden D-Mark (rund 3,5<br />
Milliarden Euro) hatte der Bund bereits<br />
Mitte der 90er eine weitere Milliarde<br />
Mark zur Verfügung stellen müssen, <strong>um</strong><br />
den von Eignerwechseln gebeutelten<br />
Werftbetrieb zu sichern.<br />
Passagiere contra Piraten<br />
Mit Hilfe couragierter Passagiere konnte<br />
ein Piraten-Angriff auf das<br />
MSC-Kreuzfahrtschiff MELODY<br />
abgewehrt werden. Obgleich an Bord ein<br />
Sicherheitstrupp mitfuhr, hatten<br />
Passagiere das herannahende<br />
Schnellboot zuerst bemerkt. Als Piraten<br />
versuchten, aufzuentern, bewarfen<br />
beherzte Passagiere <strong>die</strong> Freibeuter mit<br />
Liegestühlen. Daraufhin eröffneten <strong>die</strong><br />
Piraten von ihrem Boot aus das Feuer, so<br />
dass <strong>die</strong> abwehrbereiten Passagiere<br />
aufpassen mussten, nicht in den<br />
Kugelhagel zu geraten. Als <strong>die</strong><br />
Sicherheitsleute schließlich am Heck<br />
eintrafen und <strong>die</strong> Brücke einen in der<br />
Abwehr recht effizienten Zickzackkurs<br />
steuerte, konnten <strong>die</strong> Piraten endgültig in<br />
<strong>die</strong> Flucht geschlagen werden.<br />
Neuer Flussreisen-Anbieter<br />
In Seeshaupt, dem früheren Sitz der<br />
Firma Vivamare, hat sich mit der Firma<br />
ES Select Flussreisen ein neuer<br />
Flusskreuzfahrten-Veranstalter etabliert.<br />
Das jüngst gegründete Unternehmen<br />
gehört zur renommierten holländischen<br />
Reederei EuroShipping Voyages und<br />
startet ab November mit drei<br />
Flusskreuzfahrtschiffen auf Rhein,<br />
Donau und Mosel. Mit seinem<br />
Programm 2009 will der Spezialist ein<br />
Angebot jenseits von Mainstream und<br />
Massentourismus präsentieren. Zudem<br />
passt sich der Neuling dem Trend zu<br />
neuartigen Landausflugsthemen an, <strong>um</strong><br />
bewährte Ziele an den Flussläufen<br />
wieder attraktiv zu machen: An Land<br />
erwartet den Passagier ein innovatives<br />
Programm, bei dem er beispielsweise bei<br />
einem Stopp in Wien seinen eigenen<br />
Walzer komponieren und <strong>die</strong> Wiener<br />
Philharmoniker virtuell dirigieren kann.<br />
Auf weiteren musikalischen Mottoreisen<br />
gibt es „Jazz and the Cities“ und<br />
„BeatleMania“. Wenn das Programm am<br />
2. November startet, sind Chris Andrews<br />
und Graham Bonney mit dabei. Andere<br />
Themenreisen befassen sich mit Jazz und<br />
Rock’n Roll, aber auch mit Themen wie<br />
Kino, Literatur und Wein.<br />
Neuzugang bei Transocean<br />
Ab Mai 2010 wird <strong>die</strong> Flussflotte von<br />
Transocean Tours in Bremen durch <strong>die</strong><br />
ANASTASIA verstärkt. Bisher ist das<br />
Schiff deutschem Publik<strong>um</strong> <strong>als</strong><br />
NIKOLAY BAUMANN (derzeit bei<br />
plantours & Partner) bekannt. Auf<br />
Wolga, Newa und Swir wird Transocean<br />
Fahrten mit einer Reiselänge zwischen<br />
acht und elf Tagen anbieten. Insgesamt<br />
stehen 16 Termine ab Moskau bzw. St.<br />
Petersburg auf dem Fahrplan. Eine
erfahrene, deutschsprachige Reiseleitung<br />
ist während sämtlicher Flussreisen der<br />
ANASTASIA durchgängig an Bord. Im<br />
Reisepreis sind neben den meisten<br />
Landausflügen auch <strong>die</strong> Flüge ab und bis<br />
Deutschland bereits eingeschlossen.<br />
Transocean Tours fliegt seine Passagiere<br />
mit der Lufthansa.<br />
Jette Joop tauft AIDAblu<br />
Prominente Taufpatin der AIDAblu, <strong>die</strong><br />
im kommenden Frühjahr in Hamburg<br />
ihren Namen erhält, wird <strong>die</strong> Designerin<br />
Jette Joop sein. Mit ihr übernimmt eine<br />
erfolgreiche deutsche Unternehmerin <strong>die</strong><br />
Patenschaft für das siebte AIDA-Schiff.<br />
Diese besondere Verbindung z<strong>um</strong><br />
Täufling wird erst auf den zweiten Blick<br />
sichtbar. In einer Kooperation mit AIDA<br />
entwirft Joop für <strong>die</strong> Kapitäne und<br />
Offiziere der bestehenden AIDA Flotte<br />
neue Uniformen. Außerdem wird <strong>die</strong><br />
glamouröse Schmuckkollektion von Jette<br />
Joop künftig im Bordshop auf den<br />
Clubschiffen präsentiert. Die AIDAblu<br />
ist das vierte von insgesamt sechs neuen<br />
Schiffen der AIDA-Flotte, <strong>die</strong> bei der<br />
Meyer-Werft in Papenburg gebaut<br />
werden.<br />
Unbedingt MEIN SCHIFF<br />
Wer nach <strong>die</strong>sem Motto buchen will,<br />
dem bietet TUI Cruises kurzfristig für<br />
Abfahrten am 7. ,18. und 29. Juli den<br />
Spezialtarif "Unbedingt MEIN SCHIFF"<br />
für 999 Euro pro Person in einer<br />
Innenkabine an. Dabei legen sich <strong>die</strong><br />
Passagiere auf den Reisezeitra<strong>um</strong> fest.<br />
Die genaue Route und den exakten<br />
Reisetermin, entweder vom 7. bis 18.<br />
Juli, vom 18. bis 29. Juli oder vom 29.<br />
Juli bis 8. August erhalten <strong>die</strong> Kunden<br />
zwei Tage nach ihrer Buchung im<br />
Reisebüro. Auf der Reise vom 7. bis 18.<br />
Juli erleben <strong>die</strong> Passagiere "Baltische<br />
Impressionen" und halten unter anderem<br />
in den Häfen Stockholm, Helsinki, St.<br />
Petersburg und auch Tallinn. Vom 18.<br />
bis 29. Juli ist <strong>die</strong> MEIN SCHIFF<br />
entlang des Nordlands bis z<strong>um</strong> Nordkap<br />
unterwegs. Die Fjorde sowie <strong>die</strong> beiden<br />
norwegischen Städte Oslo und Bergen<br />
erfahren <strong>die</strong> Gäste vom 29. Juli bis 8.<br />
August. Der Tarif "Unbedingt MEIN<br />
SCHIFF" ist im Reisebüro buchbar.<br />
Böllerschüsse für SEA CLOUD II<br />
Sea Cloud Cruises hat den ersten Besuch<br />
der SEA CLOUD II im Hamburger<br />
Hafen im Jahr 2009 mit einer<br />
Präsentation des Schiffes für<br />
Reisebüro-Mitarbeiter, Journalisten und<br />
geladene Gäste begangen. Am Abend<br />
wurde der Großsegler beim Auslaufen<br />
von der Terrasse des edlen Hotels Louis<br />
C. Jacob an der Elbchaussee mit<br />
Kanonenschüssen verabschiedet.<br />
Normalerweise wird <strong>die</strong> Kanone nur<br />
einmal jährlich zur Windjammerparade<br />
gezündet. Die Geschäftsleitung von Sea<br />
Cloud Cruises nutzte <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />
<strong>um</strong> Informationen über <strong>die</strong> Zukunft der<br />
SEA CLOUD zu geben. Der<br />
Traditionssegler, so Konstantin Bissias,<br />
Geschäftsführer von Sea Cloud Cruises,<br />
sei das Original der Flotte – „ohne SEA<br />
CLOUD keine SEA CLOUD II“, wie<br />
Bissias es formulierte. Deswegen hat das<br />
Unternehmen sich zu einer Millionen<br />
schweren Investition entschlossen, <strong>um</strong><br />
den 1931 in Dienst gestellten Viermaster<br />
auf SOLAS-2010-Niveau zu bringen. Im<br />
Gespräch ist ein achtmonatiger Besuch<br />
in der Werft in Vigo, wo gegenwärtig <strong>die</strong><br />
neue SEA CLOUD HUSSAR entsteht.<br />
„Besonders im Crew-Bereich muss vom<br />
Interieur vieles ausgetauscht werden“,<br />
resümiert Bissias <strong>die</strong> Pläne, während<br />
man den Passagierbereich mit<br />
Samthandschuhen anfassen könne, so<br />
dass den Stammgästen <strong>die</strong> Umbauten<br />
nicht auffallen werden. Zur<br />
Sommersaison 2011 soll <strong>die</strong> legendäre<br />
SEA CLOUD dann ihren Dienst wieder<br />
aufnehmen.<br />
EUROPA kulinarisch<br />
Wie jedes Jahr versammeln sich auch am<br />
14. Juni 2009 wieder mehr <strong>als</strong> 30 der<br />
renommiertesten Köche, Winzer,<br />
Chocolatiers, Pâtissiers und Fromagers<br />
an Bord der EUROPA und feierten ein<br />
Gourmetevent der Spitzenklasse. Das<br />
inzwischen traditionelle Sommer-Event<br />
fand <strong>die</strong>ses Mal in Antwerpen statt.<br />
Hinter den einzelnen Kochstationen auf<br />
dem Lido-Deck zauberten <strong>die</strong><br />
preisgekrönten Spitzenköche<br />
kulinarische Leckerbissen, während<br />
herausragende Winzer ihre besten<br />
Tropfen vorstellten. Als Zutaten wurden<br />
unter anderem 160 H<strong>um</strong>mer, 20<br />
Kilogramm Taschenkrebsfleisch, 370<br />
Gambas und 30 Kilogramm Steinpilze<br />
verarbeitet. Seitens der mit<br />
Michelin-Sternen dekorierten Köche<br />
waren unter anderem dabei: Johannes<br />
King vom Söl'ring Hof auf Sylt,<br />
Christian Lohse, Küchenchef im Berliner<br />
Restaurant Fischers Fritz, André Jaeger<br />
vom Schweizer Restaurant Fischerzunft<br />
und Dieter Koschina aus dem Restaurant<br />
Vila Joya, Portugal. Der "Käsepapst" aus<br />
Frankreich, Bernard Antony, präsentierte<br />
z<strong>um</strong> Dessert eine Auswahl seiner<br />
aromatischen Schätze. Süßes bot <strong>die</strong><br />
Confiserie Coppeneur und kreiert feinste<br />
Pralinen. Die Spitzenwinzer aus<br />
Frankreich, Spanien, Italien,
und Österreich präsentieren den Gästen<br />
passend zu den Gerichten ausgewählte<br />
Weine und Champagner. Der nächste<br />
Gourmetevent "EUROPAs Beste" findet<br />
am 13.06.2010 wieder im Hafen von<br />
Antwerpen an Bord von MS EUROPA<br />
statt.<br />
Umwelt-Award für RCCL<br />
Royal Caribbean Cruises Ltd. wurde mit<br />
dem „Clean Sea Award“ ausgezeichnet,<br />
der im Juni 2009 erstm<strong>als</strong> verliehen<br />
wurde. In Kooperation mit der Stiftung<br />
Det Norske Veritas wurde <strong>die</strong><br />
Auszeichnung bei der Veranstaltung<br />
„Clean Shipping Awards“ verliehen, <strong>die</strong><br />
im Rahmen der „Nor-Shipping<br />
Conference“ in Oslo (9. bis 12. Juni<br />
2009) stattfand. Insgesamt wurden 60<br />
Unternehmen für verschiedene Awards<br />
vorgeschlagen. Die Gewinner wurden<br />
von einer unabhängigen Jury<br />
ausgewählt. Royal Caribbean hat den<br />
Preis aufgrund der hervorragenden<br />
Leistungen bei der Beschränkung von<br />
Abfallentsorgung vom Schiff ins Meer<br />
bekommen. Im Jahr 1992 hat Royal<br />
Caribbean das Umweltprogramm „Save<br />
The Waves“ ins Leben gerufen. Dabei<br />
geht es unter anderem dar<strong>um</strong>, dass<br />
sowohl Crew <strong>als</strong> auch Passagiere ein<br />
Bewusstsein für das Thema<br />
Umwelt-Schutz entwickeln und bei der<br />
Vermeidung von Abfall und beim<br />
Recycling mithelfen.<br />
Die erstmalige Vergabe der „Clean<br />
Shipping Awards“ steht in direktem<br />
Zusammenhang mit dem Thema der<br />
<strong>die</strong>sjährigen<br />
„Nor-Shipping“-Eröffnungs-Konferenz<br />
mit dem Titel „From Crisis to<br />
Opportunity: Shipping’s Role in the<br />
Fight against Climate Change“. Bei der<br />
Konferenz diskutierten Reedereien,<br />
Cargo-Unternehmen und Vertreter von<br />
Behörden gemeinsam über den<br />
Klimawandel. Während der<br />
Eröffnungsveranstaltung sprach Richard<br />
D. Fain, Vorstandsvorsitzender und CEO<br />
von Royal Caribbean Cruises Ltd.,<br />
darüber, wie wichtig es ist, dass<br />
Regierungen, Kreuzfahrtkunden und <strong>die</strong><br />
Industrie darüber informiert werden,<br />
dass <strong>die</strong> Schiffsindustrie sich mit dem<br />
Klimawandel auseinandersetzt und ihren<br />
Teil dazu beiträgt, <strong>die</strong> Emissionen der<br />
Schiffe zu minimieren.<br />
Zuwachs bei Swan Hellenic<br />
Die HEBRIDEAN PRINCESS wird<br />
zukünftig über <strong>die</strong> britische Firma Swan<br />
Hellenic vermarktet, <strong>die</strong> seit zwei Jahren<br />
in der Hand von Lord Sterling geführt<br />
wird. Sterling war bei P&O<br />
ausgeschieden, <strong>als</strong> das Unternehmen von<br />
Carnival übernommen wurde. Nachdem<br />
der Luxusanbieter Hebridean Island<br />
Cruises ins Straucheln geriet und sich<br />
von seinem größeren Schiff<br />
HEBRIDEAN SPIRIT (einer ehemaligen<br />
Renaissance-Yacht) trennen musste,<br />
fährt <strong>die</strong> 2300 BRZ und 50 Betten kleine<br />
HEBRIDEAN PRINCESS nun in der<br />
Swan-Hellenic-Flotte weiter.
Die AMADEUS DIAMOND nimmt bei<br />
den Flusskreuzfahrtschiffen eine<br />
Sonderstellung ein. <strong>Sie</strong> ist durch ihre<br />
ideale Größe mit 110 Meter Länge in der<br />
Lage, auch in weniger bekannten<br />
Fahrtgebieten unterwegs zu sein und<br />
weit tiefer in idyllische Flussregionen<br />
vorzudringen <strong>als</strong> <strong>die</strong> große Mehrheit der<br />
anderen Flusskreuzer.<br />
Ende März 2009 lieferte <strong>die</strong> in<br />
Lobith-Tolkamer beheimatete<br />
Scheepswerf de Hoop ein neues 5-Sterne<br />
Luxus-Kreuzfahrtschiff an <strong>die</strong><br />
Lüftner-Gruppe, Innsbruck, ab. Damit<br />
verfügt Lüftner Cruises jetzt über sieben<br />
Flusskreuzfahrtschiffe der<br />
Premi<strong>um</strong>-Klasse. Mit <strong>die</strong>sen<br />
Erlebnisschiffen werden <strong>die</strong> <strong>gesamte</strong>n<br />
europäischen Wasserwege, von der<br />
Nordsee bis an das Schwarze Meer,<br />
befahren.<br />
Bereits beim Betreten des neuen<br />
Flussschiffes kommt<br />
Wohlfühl-Atmosphäre auf. Die<br />
Einrichtung im Empfangsbereich auf<br />
dem Strauss-Deck ist stilvoll-elegant.<br />
Eine junge, multinationale, 39-köpfige<br />
Service-Crew möchte den Passagieren<br />
bereits jetzt <strong>die</strong> Wünsche von den Augen<br />
ablesen. Mit viel Erfahrung und Können<br />
regiert <strong>hier</strong> <strong>die</strong> <strong>um</strong>sichtige Hotelchefin.<br />
Auch in der Küche herrscht gehobene<br />
Gastronomie. Bodenständigkeit und<br />
erlesene Gerichte erfreuen den<br />
Geschmacksnerv der Gäste. Auf dem<br />
Strauss-Deck, im vorderen Bereich des<br />
Schiffes, liegt das elegante Restaurant.<br />
Nicht nur <strong>hier</strong> sieht man deutlich das<br />
Bemühen, den Passagieren etwas<br />
Besonderes zu bieten.<br />
Luxus-Atmosphäre <strong>um</strong>gibt den Gast; der<br />
Service ist spürbar, aber nie aufdringlich.<br />
Kapitän Fabien Stein gibt sich<br />
französisch-charmant und<br />
gastfreundlich. Stets erreichbar, ist er<br />
auch bei schwierigeren Flusspassagen<br />
bereit, <strong>die</strong> Passagiere per Lautsprecher<br />
über Sehenswürdigkeiten zu informieren.<br />
Die Panorama-Bar auf dem Mozart-Deck<br />
des Schiffes bietet neben gemütlichen<br />
Sitzgelegenheiten auch Sofa-Gruppen,<br />
fast wie zu Hause. Die gerä<strong>um</strong>ige Bar<br />
verfügt über reichlich Barhocker. Und<br />
wer sich gern informieren möchte, hat<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, im Amadeus Club mit<br />
Internetcafé Kommunikation zu<br />
betreiben. Drei weitere Hotspots<br />
versetzen den Passagier mit eigenem<br />
Laptop in <strong>die</strong> Lage, im Internet zu<br />
surfen. Alle Kabinen auf den drei<br />
Musiker-Decks, Haydn, Strauss und<br />
Mozart, sind großzügig dimensionierte<br />
Außenkabinen:<br />
Genügend Barhocker warten am Tresen auf Durstige Panorama-Blick<br />
62 Standardkabinen (15 qm) und 12<br />
Amadeus-Suiten (22 qm). 80% der<br />
Kabinen besitzen einen so genannten<br />
Französichen Balkon mit vollverglaster<br />
Fensterfront, <strong>die</strong> sich über <strong>die</strong> <strong>gesamte</strong><br />
Breite erstreckt. Jede Kabine verfügt<br />
über ein Doppelbett, zwei Sessel,<br />
Duschbad und eine individuell regelbare<br />
Klimaanlage. Zur weiteren Einrichtung<br />
gehört ein Infotainment-System, ein<br />
HD-Flachbildschirm und eine integrierte<br />
Musikanlage. Unterhalb des
Restaurants, auf dem Haydn-Deck,<br />
befindet sich der Fitnessbereich mit<br />
Massagera<strong>um</strong> und Friseur.<br />
Im vorderen Schiffsbereich auf dem<br />
Sonnendeck ist das versenkbare<br />
Stulpsteuerhaus angebracht. Im<br />
Steuerstand sind das Einmann-<br />
Steuerpult, <strong>die</strong> beiden Flussradargeräte,<br />
<strong>die</strong> Funkanalge sowie alle Steuer- und<br />
Kontrollelemente angeordnet. Der Wind-<br />
schutz im vorderen Decksbereich sowie<br />
<strong>die</strong> Reling lassen sich bei<br />
Brückenfahrten <strong>um</strong>klappen. Auf dem<br />
hinteren Teil des Decks befinden sich<br />
Freizeit- und Spielmöglichkeiten wie<br />
Putting-Green, Shuffleboard,<br />
Schachbrett und ein Whirlpool.<br />
Für alle, <strong>die</strong> das Besondere suchen und<br />
dabei komfortabel durch idyllische<br />
Flusslandschaften fahren möchten, <strong>die</strong><br />
größeren Schiffen (meist aufgrund der<br />
Schleusenabmessungen) verborgen<br />
bleiben müssen, ist <strong>die</strong> AMADEUS<br />
DIAMOND ein Geheimtipp.<br />
Wer sich für <strong>die</strong> Bordtechnik interessiert,<br />
findet in dem Maschinisten Aposto<br />
Stratulat aus Braila, R<strong>um</strong>änien, einen<br />
freundlichen und auskunftsbereiten<br />
Gesprächspartner, der den Passagier<br />
auch gern mal in sein Reich blicken<br />
lässt.<br />
Die AMADEUS DIAMOND wird von<br />
zwei 12-Zylinder-Caterpillar-Motoren in<br />
V-Konfiguration des Typs C32 mit je<br />
einer Leistung von 746 kW bei einer<br />
maximalen Drehzahl von 1.800/min<br />
angetrieben. Die Motoren verfügen über<br />
das Caterpillar-eigene ACERT-System<br />
(Advanced Combustion Emission<br />
Reduction Technology) und erfüllen<br />
damit <strong>die</strong> Abgasemissionsgrenzwerte der<br />
ZKR II. ACERT beinhaltet auch ein<br />
Selbstdiagnose- und Überwachungs-<br />
System, wozu auch <strong>die</strong> Steuerung des<br />
Stilvolle Außenkabine Gutes aus der Bar Restaurant mit Platz für alle Passagiere<br />
Caterpillar-Einspritzsystems gehört. Als<br />
Propulsionsanlagen <strong>die</strong>nen zwei<br />
vierflügelige, gegenrotierende<br />
Ruder-Propeller des Fabrikats Veth vom<br />
Typ VZ-800-CR. Bei <strong>die</strong>sem System<br />
werden zwei Propeller auf einem<br />
Unterwassergetriebe montiert. Die zwei<br />
Propeller drehen in entgegengesetzter<br />
Richtung. Der zweite Propeller<br />
eliminiert <strong>die</strong> drehende Bewegung vom<br />
Wasser, verursacht vom ersten Propeller.<br />
Hiermit wird eine wichtige<br />
Leistungs-Verbesserung erzielt. Ein<br />
weiterer Vorteil <strong>die</strong>ses Systems ist <strong>die</strong><br />
höhere Laufruhe. Z<strong>um</strong> Manövrieren ist<br />
im vorderen Maschinenra<strong>um</strong> ein<br />
Dreikanal-VETH-Jet eingebaut. Der<br />
Antrieb des Jets erfolgt über einen<br />
6-Zylinder Reihenmotor von Scania, Typ<br />
DI-12 59M, der eine Leistung von 331<br />
kW bei 1.800/min erzeugt.<br />
www.Lueftner-Cruises.at
„Bienvenidos a Buenos Aires!“ heißt ein<br />
überdimensionales Schild, dessen roter<br />
Schriftzug schon leicht verblichen ist,<br />
<strong>die</strong> ankommenden Touristenströme an<br />
den Kaianlagen in Argentiniens<br />
Hauptstadt willkommen. Direkt neben<br />
dem Hafengebäude weht in der<br />
vormittäglichen Meeresbrise stolz <strong>die</strong><br />
blau-weiße Nationalflagge, und <strong>die</strong><br />
traditionelle Inka-Sonne, das Symbol der<br />
geschichtsträchtigen Vergangenheit des<br />
Kontinents, scheint vom wolkenlosen<br />
Himmel. Mit ihr <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wette strahlt <strong>die</strong><br />
NORWEGIAN SUN, <strong>die</strong> in den frühen<br />
Morgenstunden <strong>hier</strong> eingelaufen ist, <strong>um</strong><br />
ihre rund 2200 Gäste nach einer<br />
zweiwöchigen Reise rund <strong>um</strong><br />
Südamerika wieder auf den Heimweg zu<br />
bringen. Z<strong>um</strong> Abschied ein letzter Blick<br />
auf den leuchtend orange-roten Feuerball<br />
am R<strong>um</strong>pf des Schiffs, und tausend<br />
Erinnerungen an eine aufregende<br />
Kreuzfahrt werden in den Köpfen der<br />
Passagiere wieder lebendig.<br />
„Es scheint schon eine Ewigkeit her,<br />
dass wir in Santiago an Bord gegangen<br />
sind“, seufzt eine etwas schwermütig<br />
dreinblickende Amerikanerin in einem<br />
auffallend pinken Trainingsanzug,<br />
während sie sich am Arm ihres<br />
wohlgenährten Mannes aufmacht, im<br />
letzten Abschnitt ihrer Reise den<br />
„Wasserkopf“ des Landes, wie <strong>die</strong> Stadt<br />
liebevoll von ihren Einwohnern genannt<br />
wird, zu erkunden. Und wirklich scheint<br />
sich <strong>hier</strong> das geballte Leben, das so<br />
mancher in den menschenleeren und<br />
einsamen Landschaften Patagoniens<br />
vermisst hat, zu konzentrieren: Riesige<br />
Musicaltheater, geordnetes<br />
Verkehrschaos und auffällig deutsche<br />
Krombacher-Plakatwerbung vermischen<br />
sich mit heißem Straßen-Tango,<br />
Kochkünstlern unter freiem Himmel und<br />
einer maritimen salzhaltigen Luft zu<br />
einem atemberaubenden Flair von<br />
Weltstadt. Laut, bunt und fast sinnes-<br />
Heißer Straßentango in La Boca "Wasserkopf" oder Hauptstadt? Künstler- und Tangoviertel von Buenos Aires: Das bunte La Boca in Hafennähe
etäubend nah. Die moderne Metropole<br />
bildet einen starken Kontrast zu den<br />
doch recht besinnlichen Seetagen an<br />
Bord des vermeintlich norwegischen<br />
Ozeanriesen.<br />
Tatsächlich t<strong>um</strong>melt sich das farbenfrohe<br />
Schiff jedoch bevorzugt in wärmeren<br />
Gefilden, <strong>als</strong> es sein nordischer Name<br />
vermuten lässt: Sonnige Reisen entlang<br />
der Küste Mittelamerikas, zu den<br />
karibischen Inseln und vor allem<br />
Rundreisen <strong>um</strong> Südamerika gehören zu<br />
den bevorzugten Einsatzgebieten des mit<br />
acht Jahren noch recht jugendlichen<br />
Flottenmitglieds. Dass es dabei schon so<br />
manch stürmische Kap-Hoorn-Passage<br />
mit bis zu sechs Meter hohen Wellen<br />
hinter sich und alle Passagiere leicht<br />
grünlich im Gesicht, aber wohlbehalten<br />
wieder in den sicheren Hafen gebracht<br />
hat, sieht man ihm nicht an. Während<br />
seine Bordwände in dem beinahe<br />
schlichten Weiß eines traditionellen<br />
Kreuzfahrtschiffs glänzen, entschädigt<br />
<strong>die</strong> wohl gewählte, doch für den<br />
deutschen Geschmack etwas zu<br />
farbenfrohe Innenausstattung das<br />
überwiegend nordamerikanische<br />
Publik<strong>um</strong> mit einer Vielzahl von<br />
aufwändigen Dekorationen, animierten<br />
Aus der Observation-Lounge der NORWEGIAN SUN lässt sich <strong>die</strong> großartige Natur auch bei rauem Wetter beobachten - Seegang inbegriffen<br />
Die Balkonkabinen sind farbenfroh, aber<br />
funktionell ausgestattet - Wohn- und<br />
Schlaf-Bereich lassen sich per Vorhang<br />
trennen<br />
Schön bunt auch von außen: <strong>die</strong> NORWEGIAN SUN, an der nicht mehr viel Norwegisches ist<br />
Lichtern, modernen Kunstwerken und<br />
Unterhaltungsshows aus aller Welt.<br />
Besonders einer hat es das sonnige<br />
Gemüt des Riesen angetan: Die in<br />
grellem Pink gekleidete Südstaatlerin ist<br />
seit der Einschiffung in Santiago de<br />
Chile hellauf begeistert nicht nur vom<br />
Interieur des Schiffes, sondern<br />
mindestens genauso vom hinreißenden<br />
Kabinensteward Ricardo aus Peru, der<br />
gleich am ersten Abend ihr Badetuch in<br />
ein exotisches Tier verwandelt hat.<br />
Dabei scheint sie <strong>die</strong> nervenaufreibende<br />
Anfahrt durch den offensichtlich<br />
willkürlich geregelten Verkehrs der<br />
zweiten europäisierten Hauptstadt<br />
Südamerikas völlig verdrängt zu haben.<br />
Hier gilt nämlich nur ein Gesetz: Wer<br />
hupt hat Vorfahrt. In Santiago nehmen<br />
<strong>die</strong> meisten Touristen <strong>als</strong> auch <strong>die</strong><br />
Einwohner deshalb lieber den Fußweg<br />
durch <strong>die</strong> schmalen Gassen mit den<br />
wenigen noch verbliebenen historischen<br />
Bauten aus der spanischen Kolonialzeit.<br />
Abseits des Autolärms in einer gemüt-<br />
lichen „boliche“, einer einheimischen<br />
Bar, schaut man dann den chilenischen<br />
Männern beim allabendlichen<br />
Volkssport - einer Partie Schach - zu<br />
oder lässt bei einem „Pisco Sour“ aus<br />
Traubenschnaps, Limettensaft und Eiklar<br />
den Tag ausklingen.<br />
Mit den ersten Sonnenstrahlen schiebt<br />
sich der bauchige R<strong>um</strong>pf der<br />
NORWEGIAN SUN durch <strong>die</strong><br />
Miniatur-Eisenbahn-Landschaft der<br />
chilenischen Fjorde. Nach einer<br />
durchfahrenen Nacht steuert sie nun ihr<br />
erstes Ziel, <strong>die</strong> noch recht verschlafene<br />
Einfahrt in <strong>die</strong> chilenische Fjordwelt
Hafenstadt Puerto Montt, an. Verlassen<br />
liegen <strong>die</strong> staubigen Straßen gesä<strong>um</strong>t<br />
von bunt getünchten Häusern aus Holz<br />
inmitten einer grünen Hügellandschaft –<br />
ein harmonisch-idyllischer Anblick. Erst<br />
gegen zehn Uhr, nach typisch<br />
südamerikanischem Zeitgefühl, erwacht<br />
<strong>die</strong> Stadt z<strong>um</strong> Leben: Einladende kleine<br />
Cafés, winzige Lebensmittelläden, ein<br />
traditioneller Handwerkermarkt für<br />
Souvenirs und auffallend viele deutsch<br />
anmutende Bezeichnungen an den leicht<br />
verwitterten Fassaden schaffen eine<br />
verblüffend familiäre Atmosphäre.<br />
Pinguine auf dem Weg z<strong>um</strong> Wasser - <strong>hier</strong> finden sie Nahrung und verbringen den größten Teil ihres Lebens - sie sind ausgezeichnete Schwimmer!<br />
Kein Wunder, denn Puerto Montt ist eine<br />
von deutschen Einwanderern gegründete<br />
<strong>Sie</strong>dlung aus dem 19. Jahrhundert. Die<br />
antike Feuerwache, eine alte<br />
protestantische Kirche sowie das<br />
ortsbekannte Restaurant „Molino de<br />
Agua“ (Wassermühle) zeugen noch von<br />
den prägenden Einflüssen der<br />
Vergangenheit, und sogar ein kleiner<br />
Teil der Bevölkerung weiß sich noch in<br />
der Sprache seiner Vorfahren zu<br />
verständigen.<br />
Die aufkeimenden Heimatgefühle der<br />
deutschen Passagiere verschwinden<br />
jedoch so plötzlich, wie sie gekommen<br />
sind. Zurück an Bord der NORWEGIAN<br />
SUN, <strong>die</strong> sich langsam ihren Weg durch<br />
<strong>die</strong> skandinavisch wirkende Szenerie aus<br />
Flussarmen, steilen Talwänden und<br />
abrupten Biegungen auf <strong>die</strong> offene See<br />
bahnt, werden alle wieder vom<br />
Kreuzfahrer-Fieber der Entdeckertour<br />
erfasst. Wenn das tiefblaue, endlose<br />
Meer des Pazifiks am Horizont hinter<br />
einer imaginären Kante ins Nirgendwo<br />
fällt, scheint <strong>die</strong> Vorstellung, <strong>die</strong> Erde<br />
sei eine Scheibe, gar nicht mehr so weit<br />
entfernt. Bei aller<br />
Der erste Eisberg ist immer der schönste - und<br />
für <strong>die</strong> Passagiere der NORWEGIAN SUN<br />
natürlich der meistfotografierte...<br />
Wassersport großgeschrieben - Wasser gibt's bei 4000 Kilometern Küstenlinie genug! Wild zerklüftete Landschaften à la Norwegen - <strong>die</strong> Schönheit Chiles
Gewaltige Gletscher sä<strong>um</strong>en <strong>die</strong> schmalen Durchfahrten Direkt hinter Ushuaia erhebt sich ein beeindruckendes Anden-Panorama<br />
Magellan blickt in <strong>die</strong> Magellanstraße<br />
Ushuaia - das "Tor zur Antarktis"<br />
Seefahrtsromantik folgt <strong>die</strong><br />
NORWEGIAN SUN jedoch gerade den<br />
Spuren des englischen Kapitäns und<br />
Freibeuters Sir Francis Drake, der mit<br />
seiner Welt<strong>um</strong>seglung den<br />
un<strong>um</strong>stößlichen Beweis lieferte, dass <strong>die</strong><br />
Erde entgegen aller Annahmen eine<br />
Kugel ist. Bevor sich das Schiff der nach<br />
ihm benannten, zeitweise recht<br />
stürmischen Passage nähert, steht den<br />
Reisenden allerdings noch ein<br />
Naturschauspiel der besonderen Art<br />
bevor: Die atemberaubende Fahrt durch<br />
<strong>die</strong> patagonischen Kanäle mit ihrer<br />
berühmtem Gletscherallee. Für ein<br />
derartiges Erlebnis schafft man es sogar,<br />
schon vor 6.00 Uhr morgens <strong>die</strong> äußerst<br />
komfortable und gemütliche Koje der<br />
eigenen Kabine zu verlassen. „Und dort<br />
drüben sehen wir nun Spanien gleich<br />
neben Holland,“ tönt <strong>die</strong> enthusiastische<br />
Stimme des norwegischen Kapitäns<br />
Rune Myre über das Gemurmel der<br />
aufgeregten Passagiere hinweg. Das<br />
großflächige Oberdeck ist gefüllt von in<br />
dicke Winterjacken verpackten<br />
Menschen, <strong>die</strong> zwar noch verschlafen,<br />
jedoch amüsiert über den<br />
offensichtlichen geographischen Fauxpas<br />
ihres Schiffsführers lächeln. Doch leidet<br />
<strong>die</strong>ser nicht etwa unter plötzlicher<br />
Orientierungslosigkeit, sondern führt<br />
lediglich <strong>die</strong> außergewöhnlichen Namen<br />
der nach europäischen Ländern<br />
benannten, an der Reling<br />
vorbeiziehenden Gletscher auf. Jetzt ist<br />
<strong>die</strong> Südspitze des Kontinents fast<br />
erreicht, und <strong>die</strong> sagen<strong>um</strong>wobene<br />
Antarktis ist für <strong>die</strong> Abenteurer unter den<br />
Passagieren nur noch einen<br />
vierstündigen Flug und ein paar hundert<br />
Dollar entfernt, eine wahrhaft einmaliges<br />
Erfahrung, <strong>die</strong> leider nur Wenigen<br />
vorbehalten bleibt.<br />
Der Großteil der Kreuzfahrtgäste<br />
hingegen begnügt sich mit einem kurzen<br />
Abstecher in <strong>die</strong> Hafenstadt Punta<br />
Arenas an der Magellanstraße, <strong>die</strong> sich<br />
mit anderen Orten <strong>um</strong> <strong>die</strong> Ehre, <strong>die</strong><br />
südlichste Stadt der Welt zu sein, streitet.<br />
Doch obwohl sie <strong>als</strong> <strong>die</strong> südlichste<br />
Großstadt der Erde gilt, ist das<br />
argentinische Ushuaia mit nur 60.000<br />
Einwohnern dem „Ende der Welt“ noch<br />
<strong>um</strong> einige Breitengrade näher. Genau<br />
dorthin führt auch der nächste<br />
Reiseabschnitt <strong>die</strong> NORWEGIAN SUN:<br />
Albatros, Maskottchen der Kap-Hoorniers In den "Roaring Forties" kann <strong>die</strong> See ungemütlich werden
Wer Glück hat, wird Zeuge, wenn ein Eisberg<br />
auseinanderbricht<br />
Ein Beweisfoto vor der bekannten, schon<br />
etwas maroden Holztafel „Fin del<br />
Mundo“ an der Grenze der Zivilisation<br />
des Nationalparks Feuerland gehört<br />
natürlich z<strong>um</strong> Pflichtprogramm eines<br />
jeden Passagiers. Der lokale Reiseführer<br />
Gerd Pagels, einer der besagten<br />
deutschen Auswanderer, ist <strong>die</strong>se typisch<br />
touristische Prozedur schon lange<br />
gewöhnt. „Seit beinahe 50 Jahren bin ich<br />
schon für <strong>die</strong> Begleitung der Besucher in<br />
<strong>die</strong>ser abgelegen Region zuständig,“ gibt<br />
der aktive 79-Jährige mit einem leichten<br />
Anflug von Stolz zu und scheint weder<br />
<strong>die</strong> ungeduldigen Fragen noch <strong>die</strong><br />
gelangweilten Blicke der Reisenden nach<br />
einer mehrstündigen unbequemen<br />
Bustour über <strong>die</strong> holprigen, ungeteerten<br />
Fahrwege Patagoniens je leid zu sein.<br />
In der kommenden Nacht steht den<br />
Passagieren allerdings eine noch<br />
wesentlich unangenehmere Fahrt bevor:<br />
Die lang erwartete Umrundung Kap<br />
Hoorns – für <strong>die</strong> einen das absolute<br />
Highlight, für <strong>die</strong> anderen <strong>die</strong><br />
gefürchtete Herausforderung <strong>die</strong>ser<br />
Kreuzfahrt. In den frühen<br />
Morgenstunden kämpft sich<br />
das mit 78.000 Tonnen eigentlich recht<br />
standhafte Schiff durch das aufgewühlte<br />
Wellenmeer des Atlantiks. Von dem<br />
berühmten Mon<strong>um</strong>ent des fliegenden<br />
Albatros’ auf dem nahe liegenden<br />
Inselplateau ist bei der stürmischen<br />
Wetterlage indes nichts zu sehen, <strong>als</strong><br />
einige wagemutige Passagiere sich mit<br />
leicht grünlicher Gesichtsfarbe an Deck<br />
trauen. Der Mythos besagt nämlich, dass<br />
<strong>die</strong> Seelen der <strong>hier</strong> verunglückten<br />
Matrosen in den riesigen Seevögeln<br />
weiterleben und auf den antarktischen<br />
Winden in <strong>die</strong> Ewigkeit fliegen. Dieses<br />
mystische Ereignis wird traditionell<br />
während der Kap-Hoorn-Zeremonie mit<br />
einer feuchtfröhlichen Seetaufe an Bord<br />
zelebriert: Wer möchte, kann sich vom<br />
Kapitän mit einer Kelle arktischem<br />
Meerwasser über den Kopf offiziell<br />
weihen lassen, während <strong>die</strong> ganz<br />
Mutigen, wie der korpulente Gatte der<br />
amerikanischen Lady, das kühle Nass bei<br />
einer Ganzkörperdusche genießen.<br />
Dieses zweifelhafte Vergnügen bleibt<br />
jedoch nicht ohne Nebenwirkungen,<br />
sodass Mrs. Pink, wie sie mittlerweile<br />
von ihren Mitreisenden genannt wird,<br />
Gut "bewachter" Briefkasten im<br />
Feuerland-Nationalpark - am Ende der Welt...<br />
Blick zurück auf Ushuaia; das Schiff geht auf Nordkus Pinguine auf dem Weg z<strong>um</strong> "World's End" - an einer Hauswand in Ushuaia
am Folgetag allein <strong>die</strong> Pinguine von Port<br />
Stanley auf den Falkland-Inseln<br />
besuchen muss, während ihr kranker<br />
Mann das Bett hütet. „Typisch, in den<br />
letzten Tagen unserer Reise musste so<br />
etwas ja passieren,“ schimpft sie leise<br />
vor sich hin und bemerkt ka<strong>um</strong> das<br />
moderne Hafengebäude mit der<br />
merkwürdigen Mitteilung „Kreuzfahrt-<br />
Schiffe müssen draußen bleiben“ am<br />
Kai. Dieses Verbot erinnert allerdings<br />
eher an ein Haustier <strong>als</strong> an einen<br />
Schiffskoloss und bezieht sich auf den zu<br />
großen Tiefgang der meisten<br />
Kreuzfahrtschiffe von über acht Metern.<br />
Die Passagiere und Besatzungen<br />
hingegen sind stets willkommen in dem<br />
nunmehr britischen Überseegebiet. Auch<br />
wenn sie für ein paar Stunden <strong>die</strong><br />
Einwohnerzahl von knapp 3000<br />
verdoppeln, bekommt man auf den weit<br />
vom Festland entfernten Inseln zwar<br />
Einsamkeit im Feuerland-Nationalpark Das Regierungsgebäude in Port Stanley (Falkland-Inseln)<br />
Ushuaia - zwischen Bergen und Meer Wahrzeichen von Port Stanley<br />
Die bunten Häuser von Punta Arenas<br />
sehr selten, aber dennoch gern Besuch.<br />
Viel Zeit bleibt den Reisenden jedoch<br />
nicht, denn der Tag und auch <strong>die</strong><br />
Kreuzfahrt neigen sich dem Ende. Wie<br />
eine viel zu plötzliche Rückkehr in <strong>die</strong><br />
Realität scheint es den Kreuzfahrern bei<br />
der Ankunft in Buenos Aires nach zwei<br />
tra<strong>um</strong>haften Wochen Südamerika auf der<br />
NORWEGIAN SUN, <strong>die</strong> im<br />
argentinischen Sonnenuntergang schon<br />
wieder zu ihrer nächsten Fahrt aufbricht.<br />
Inseltypische Bebauung auf den Falklands Kirche in Port Stanley
Es ist früher Vormittag, <strong>als</strong> wir <strong>die</strong><br />
Treppen hinauf zu einer der Terrassen<br />
steigen und unsere Blicke über <strong>die</strong><br />
Ruinenstadt vor uns schweifen lassen.<br />
Machu Picchu, <strong>die</strong> Stadt der Inkas. Über<br />
den mit Gras bewachsenen Ebenen der<br />
Terrassen und zwischen den rauen<br />
Gemäuern der Bauten liegen noch <strong>die</strong><br />
letzten Nebelschwaden des Morgens. Da<br />
hatte es noch geregnet. Doch jetzt ist es<br />
trocken, und <strong>die</strong> ersten Besucher<br />
wandern wie rote, gelbe und grüne<br />
Punkte in ihren Ponchos auf den vielen<br />
unebenen Wegen durch <strong>die</strong> Stadt. Das<br />
Bild, das vor uns liegt, erinnert an das<br />
typische Postkartenmotiv von Machu<br />
Picchu, dem beliebtesten Reiseziel in<br />
Der "Anden-Rasenmäher" hat <strong>die</strong>nstfrei<br />
Peru. Nur <strong>die</strong> bekannte Form des<br />
Zuckerhuts, in der sich der Berg Huayna<br />
Picchu hinter der Stadt erhebt, ist nicht<br />
zu erkennen. Er ist noch im Nebel<br />
versteckt.<br />
Umso mystischer wirkt <strong>die</strong> Festung. Es<br />
wird schnell verständlich, dass Machu<br />
Picchu zur Zeit der Inkas <strong>die</strong> geheime<br />
Stadt war, deren Lage nur Eingeweihte<br />
kannten. Die verborgene Lage inmitten<br />
des peruanischen Hochlandes hielt<br />
Feinde und Angreifer fern. Wochenlang<br />
wanderten <strong>die</strong> Untertanen aus den<br />
Gebieten des Reiches durch <strong>die</strong> Anden<br />
und legten unzählige Treppenstufen auf<br />
den Inkapfaden zurück, <strong>um</strong> das<br />
kulturelle Zentr<strong>um</strong> zu erreichen.<br />
Verständlich, dass sich das Oberhaupt<br />
der Inkas, der Sapa Inka, auf einer Sänfte<br />
durch sein Reich tragen ließ.
Erst bei einer Wanderung durch <strong>die</strong> Stadt fallen <strong>die</strong> vielen erhaltenen Details auf<br />
Nach einem frühen Start in Cusco sind<br />
wir mit dem Machu Picchu Express bis<br />
nach Agua Caliente gefahren, der Stadt<br />
am Fuße von Machu Picchu. Von <strong>hier</strong><br />
aus führt eine steile Serpentinstraße <strong>die</strong><br />
letzten acht Kilometer hinauf zur<br />
Heiligen Stadt: Mit dem Bus ist man<br />
bequem in etwa zwanzig Minuten dort.<br />
Bewegung werden wir an <strong>die</strong>sem Tag<br />
ohnehin noch genug bekommen: Über<br />
3000 Stufen sind noch erhalten und<br />
laden ein, zwischen den Mauern der<br />
Häuser zu spazieren und <strong>die</strong> Stadt aus<br />
immer neuen Perspektiven zu erleben.<br />
Nun liegen vor uns <strong>die</strong> Terrassen, <strong>die</strong><br />
den Aufbau Machu Picchus so<br />
unvergleichbar machen. Auf den<br />
Flächen, <strong>die</strong> von Steinmauern <strong>um</strong>fasst<br />
und mit Gras bewachsen sind, wurden<br />
vor etwa 600 Jahren Nahrungsmittel<br />
angebaut. Zwanzig verschiedene<br />
Maissorten und 240 Arten von<br />
Kartoffeln gab es. Außerdem Papayas,<br />
Avocados, Kakaobohnen, Cashewnüsse<br />
und vieles mehr.<br />
Als Machu Picchu vor fast einhundert<br />
Jahren wiederentdeckt wurde, war <strong>die</strong><br />
komplette Stadt von Büschen und<br />
Ranken so überwuchert, dass sie mit<br />
bloßem Auge nicht zu erkennen war.<br />
Seit ihrer Freilegung werden <strong>die</strong> Ruinen<br />
ständig restauriert, und Historiker<br />
versuchen noch immer <strong>die</strong> Lebensweisen<br />
des geheimnisvollen Inkavolks zu<br />
entschlüsseln. Wir beginnen unsere<br />
eigene Entdeckungsreise und lassen uns<br />
treiben, während wir auf den schmalen<br />
Pfaden Stufen auf- und absteigen.<br />
Allmählich brechen <strong>die</strong> ersten<br />
Sonnenstrahlen durch, und der Dunst löst<br />
sich auf. Auch Huayna Picchu ragt nun<br />
wie ein Gigant mit schroffen Felsen und<br />
grün bewachsenen Flächen über uns<br />
empor. Schnell ist <strong>die</strong> Fleecejacke gegen<br />
Sonnenbrille und Kappe eingetauscht. In<br />
den Anden sollte man für einen kühlen<br />
Tagesbeginn und Abend ausgerüstet<br />
sein. Doch häufig scheint <strong>die</strong> Sonne ab<br />
mittags mit voller Kraft auf <strong>die</strong> Besucher<br />
herab, und entsprechender Sonnenschutz<br />
ist notwendig.<br />
Neugierig wandern wir durch enge<br />
Gassen in <strong>die</strong> ehemaligen Wohnrä<strong>um</strong>e<br />
der Inkas. Wir setzen uns auf <strong>die</strong><br />
steinerne Mauer vor einem „Reihen-<br />
haus“ im ehemaligen Handwerkerviertel<br />
und lassen unseren Gedanken freien<br />
Lauf. Wie war es wohl vor ein paar<br />
hundert Jahren in einer so organisierten<br />
Gesellschaft zu leben? Hoch entwickelt<br />
waren <strong>die</strong> Inkas. Und religiös: Ein<br />
Drittel der Zeit opferte jeder Bewohner<br />
dem Kult <strong>um</strong> den Sonnengott Inti und<br />
<strong>die</strong> Erdgöttin Pachamama. Davon zeugt<br />
auch <strong>die</strong> Opferstätte, an <strong>die</strong> wir später<br />
gelangen.<br />
Nachdem wir uns im Café, inmitten der<br />
Ruinen, an langen Tischen mit Kaffee<br />
gestärkt und dabei freche Spatzen mit<br />
Krümeln unserer Sandwiches gefüttert<br />
haben, gelangen wir an ein Tempelhaus.<br />
Etwa so groß wie <strong>die</strong> anderen Gebäude<br />
Die sagenhafte Inka-Stadt war viele Jahrhunderte so verschüttet und zugerankt, dass kein menschliches Auge sie sah Manche Ruinen sind gut erhalten
Zu den vielen Terassen führen etwa 3000 erhaltene Treppenstufen<br />
in der Umgebung, sticht es im<br />
Gesamtbild der Stadt nicht hervor. Doch<br />
von Nahem wird <strong>die</strong> außerordentliche<br />
Bedeutung des Ortes deutlich. Vom<br />
Boden ragt rauer, anthrazitfarbener<br />
Stein. In zwei Metern Höhe verändert<br />
sich <strong>die</strong> Oberfläche des Gebäudes dann<br />
in quadratische Bausteine. Das Material<br />
ist jedoch das Gleiche. Das Fenster ist<br />
doppelt so groß wie <strong>die</strong> Luken der<br />
Wohn- und Lagerhäuser. Doch wirklich<br />
ungewöhnlich sind <strong>die</strong> Strukturen auf<br />
unserer Augenhöhe. Das Untergeschoss<br />
ist von einer schrägen Spalte<br />
durchzogen, <strong>die</strong> sich von der Mitte nach<br />
rechts zieht. <strong>Sie</strong> ist groß genug, dass sich<br />
ein erwachsener Mann durchzwängen<br />
könnte. Die Kombination der so<br />
unterschiedlichen Strukturen und<br />
Formen erinnert an moderne Skulpturen<br />
unserer Zeit.<br />
Die obere Kante der Öffnung ist eben,<br />
ihre Beschaffenheit wie Fels. Unterhalb<br />
ist der Stein heller und in eine<br />
Stufenform gearbeitet. Die Linien sind<br />
gerade, <strong>die</strong> Flächen glatt. Im Inneren<br />
können wir steinerne Stufen erkennen,<br />
<strong>die</strong> zu einem höher gelegenen Felsblock<br />
führen: dem Opferaltar.<br />
Da <strong>hier</strong> der Sonnenkult das Leben<br />
bestimmte, wurde Init zu Ehren eine<br />
riesige Sonnenuhr aus Stein geschlagen.<br />
Ihre Formen sind präzise gearbeitet und<br />
vermitteln einen Eindruck, wie<br />
aufwändig und arbeitsreich ihre<br />
Gestaltung für <strong>die</strong> Handwerker gewesen<br />
sein muss.<br />
Die fünf Alpakas, <strong>die</strong> uns immer wieder<br />
über den Weg laufen, sind heute <strong>die</strong><br />
einzigen Bewohner der heiligen Stadt.<br />
Ihre Aufgabe ist es, den Rasen auf den<br />
Terrassen kurz zu halten.<br />
Wie war das Leben in Machu Picchu?<br />
Tempel für den Sonnenkult Ehemalige Lagerhäuser
Die braunen und weißen Wolltiere<br />
scheinen sich der Bedeutung ihrer<br />
„Wiesen“ jedoch nicht bewusst zu sein.<br />
Unbeeindruckt grasen sie Halm für Halm<br />
<strong>die</strong> Grünflächen ab. Dabei ba<strong>um</strong>elt ihr<br />
Schmuck aus roter, gelber und blauer<br />
Wolle an den Ohren. Eines von ihnen<br />
sehen wir unter einem der Bä<strong>um</strong>e liegen,<br />
<strong>die</strong> vereinzelt zwischen den Bauten<br />
stehen. Es ruht sich wohl von seiner<br />
Arbeit aus.<br />
Bevor wir uns auf den „Heimweg“ z<strong>um</strong><br />
Hafen in Guayaquil machen, wo das<br />
Schiff auf uns wartet, wollen wir aber<br />
auf jeden Fall unsere Reisepässe<br />
stempeln lassen. In einem kleinen Büro<br />
wird auf Wunsch eine Seite des Passes<br />
mit dem Stempel versehen. Das Motiv<br />
zeigt <strong>die</strong> Stadt mit ihrem felsigen<br />
Wächter. Am Ende des Ausflugs<br />
verlassen wir Machu Picchu mit dem<br />
Gefühl, eine Reise in eine andere Welt<br />
gemacht zu haben.<br />
Die Ruinenstadt liegt inmitten der peruanischen Anden<br />
Bereits 1983 wurde Machu Picchu in<br />
seiner Gesamtheit von der Unesco in <strong>die</strong><br />
Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />
Inzwischen fordert <strong>die</strong> Unesco, <strong>die</strong> Zahl<br />
von täglich 2000 touristischen Besuchern<br />
auf nur noch 800 zu reduzieren. Prof.<br />
David Ugarte von der Universität in<br />
Cusco sagt: „Die Leute müssen endlich<br />
begreifen, dass Machu Picchu kein<br />
Disneyland in den Anden ist." Auch<br />
durch Witterung und Erdrutsche nehmen<br />
Stadt und Zufahrtswege immer wieder<br />
Schaden.<br />
2007 wurde Machu Picchu im Rahmen<br />
einer Privatinitiative nach Angaben der<br />
Veranstalter von weltweit 70 Millionen<br />
Menschen zu einem der „neuen sieben<br />
Weltwunder“ gewählt. Die Unesco<br />
erkennt <strong>die</strong>se Wahl nicht an, weil sie<br />
ohne wissenschaftlichen Hintergrund<br />
stattfand.<br />
Auch ein Alpaka kann offenbar fotoscheu sein<br />
Erbaut im 15. Jahrhundert <strong>als</strong> Inka-Stadt<br />
vom Herrscher Pachacútec Yupanqui<br />
Lt. dem peruanischen Historiker Carlos<br />
Carcelénbereits 1867 von dem<br />
Deutschen Augusto Berns entdeckt<br />
Offiziell entdeckt 1911 von dem<br />
US-Archäologen Hiram Bingham, der<br />
1915 ein erstes Buch über seine<br />
Entdeckung herausbrachte<br />
216 Stein-Gebäude<br />
3000 Stufen<br />
50 Grabstätten mit über 100 Skeletten<br />
Einst bis zu 1000 Einwohner<br />
Das Areal <strong>um</strong>fasst 32.592 Hektar<br />
Machu Picchu liegt auf einer Höhe von<br />
2430 Meter über dem Meeresspiegel
Bereits im Vorschulalter bekommen<br />
Amazonas-Kinder ihr erstes Boot<br />
Sein Name ist Legende und klingt so<br />
exotisch wie der Mythos, der ihn<br />
<strong>um</strong>rankt: der Rio Amazonas. Er ist der<br />
zweitlängste und wasserreichste Fluss<br />
der Erde, derjenige mit den meisten<br />
Nebenflüssen, dem stärksten<br />
Wasserabfluss, dem größten<br />
Einzugsgebiet und gewaltigsten Delta. In<br />
Abertausenden von Mäandern fließt er<br />
majestätisch durch den facettenreichsten<br />
und opulentesten Regenwald der Erde,<br />
nährt, tränkt und erhält eine<br />
unermessliche Vielfalt von Fauna und<br />
Flora und ist <strong>die</strong> Lebensader von<br />
Millionen von Menschen. Die<br />
Expeditionsreise mit Wissenschaftlern<br />
auf dem Expeditions-Kreuzfahrtschiff<br />
MS Bremen in der grünsten Lunge der<br />
Welt ist ein Seereise-Abenteuer, das<br />
seinesgleichen sucht.<br />
Der spanische Konquistador Francisco<br />
de Orellana war sein erster Botschafter,<br />
<strong>als</strong> er der westlichen Welt nach seinem<br />
Vorstoß in <strong>die</strong> „grüne Hölle“ <strong>um</strong> 1542<br />
vom größten Flusssystem erzählte; der<br />
deutsche Forscher Alexander von<br />
H<strong>um</strong>boldt war sein aufregendster<br />
Berichterstatter, und Cineasten erinnern<br />
sich bestimmt an <strong>die</strong> phantastischen<br />
Impressionen des Films „Fitzcarraldo“<br />
mit Klaus Kinski in der Hauptrolle des<br />
verrückten und angefressenen Opern-<br />
Die Expeditionsschlauchboote, "Zodiacs", bringen <strong>die</strong> Passagiere der BREMEN auch in unwegsamstem Gelände sicher zu ihren Ausflugszielen<br />
fans. Der Rio do Mar – der Fluss, der<br />
sich z<strong>um</strong> Meer wandelt –, der von den<br />
Indios „Maranao“ genannt wird, der,<br />
„den nur Gott allein enträtseln kann“, ist<br />
ein bizarres Geflecht von über 1100<br />
Flüssen, davon allein 20 länger <strong>als</strong> der<br />
Rhein.<br />
Doch erst nach dem „encuentro de dos<br />
aguas“, dem Zusammenfluss des Rio<br />
Negro und des Rio Branco bei Manaus,<br />
wird der Fluss Amazonas genannt. Mit<br />
seinem Einzugsgebiet, das mehr <strong>als</strong>
Der Horizont ist weit<br />
Kontakt mit der Bevölkerung<br />
Bis 60 Meter messen <strong>die</strong> Urwaldriesen<br />
Der Fluss: Verkehrsweg und Lebensader<br />
sieben Millionen Quadratkilometer<br />
<strong>um</strong>fasst, und seiner täglichen<br />
Ablagerung von drei Millionen Tonnen<br />
Sedi-menten im Delta läuft der<br />
Amazonas allen anderen Strömen den<br />
Rang ab. Der König der Flüsse trägt ein<br />
Fünftel zur <strong>gesamte</strong>n Menge des<br />
Süßwassers bei, das in <strong>die</strong> Weltmeere<br />
eingespeist wird. Über 30 000<br />
Pflanzenarten, <strong>die</strong> auf drei Etagen<br />
übereinander gedeihen, und mehr <strong>als</strong><br />
2000 Fisch- und Vogelarten leben in<br />
seinem Einzugsgebiet.<br />
Eine Expedition in den Amazonas-<br />
Urwald ist sowohl eine Reise in eine<br />
exotische Welt voll überwältigender<br />
Flora <strong>als</strong> auch eine Begegnung mit einer<br />
artenreichen Fauna von Riesenschlangen<br />
wie der Anakonda, mit Ameisenbären,<br />
Faultieren, Brüllaffen, Piranhas, scheuen<br />
Flussdelphinen, bunten Papageien oder<br />
prächtigen Tukanen und flinken<br />
Kolibris. Einer der bequemsten und<br />
zugleich aufregendsten Wege, <strong>die</strong>ses<br />
Naturwunder und ausgeklügelte<br />
Ökosystem zu erkunden, ist eine<br />
Schiffsreise, wie man sie mit der MS<br />
BREMEN, dem luxuriös ausgestatteten<br />
Expeditionsschiff von Hapag-Lloyd,<br />
unternehmen kann. Dieses fährt zunächst<br />
von der peruanischen Urwaldmetropole<br />
Iquitos aus – einem<br />
400000-Seelen-Provinznest, das zwar<br />
ärmlich ist, aber unzählige Casinos mit<br />
Geldspielautomaten und Spieltischen hat<br />
– gut 1700 Kilometer über Pevas bis<br />
nach Leticia ins Dreiländereck Brasilien,<br />
Peru und Kol<strong>um</strong>bien hinunter. In der<br />
oberen Amazonasregion am Río Negro<br />
und Río Tabajos werden <strong>die</strong><br />
MS BREMEN: Über 400 Flusskilometer durch Brasilien<br />
Expeditionsgäste komfortabel und sicher<br />
mit Schlauchbooten in <strong>die</strong> <strong>um</strong>liegenden<br />
Wasseradern des größten Flussgebietes<br />
der Welt geführt. Dank lehrreichen<br />
Vorträgen von renommierten<br />
Wissenschaftlern, Amazonasforschern<br />
und Umweltschützern von Greenpeace<br />
erhalten <strong>die</strong> Passagiere an Bord der<br />
BREMEN fun<strong>die</strong>rte Hintergrund-<br />
Informationen über <strong>die</strong> faszinierende und<br />
einzigartige Biodiversität des Amazonas-<br />
Regenwaldes.<br />
In den täglichen „Recaps“ fassen <strong>die</strong><br />
Referenten <strong>die</strong> Eindrücke zusammen und<br />
geben weitere Geheimnisse des<br />
Urwaldes preis. So vergeht <strong>die</strong> Zeit an<br />
Bord der BREMEN sehr schnell, und<br />
nach fünf begeisternden Flussfahrttagen<br />
ist bereits <strong>die</strong> Oper von Manaus in<br />
Sichtweite gerückt.
Stärke der BREMEN: Die Zodiacs Wohnen direkt am Wasser Die "Hochzeit der Wasser" Einer der ungezählten Seitenarme<br />
Das berühmte Teatro do Amazonas mit<br />
seiner glitzernden Kuppel ist das<br />
krönende Kulturerbe des hiesigen<br />
Kautschukbooms, der das Urwaldnest<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts über Nacht in<br />
<strong>die</strong> reichste Stadt Brasiliens und der<br />
Welt verwandelte. Der Prachtbau im<br />
Urwald ist Zeuge des ungeheuren<br />
Reicht<strong>um</strong>s der G<strong>um</strong>mibarone, <strong>die</strong> zu<br />
jener Zeit den höchsten Verbrauch an<br />
Diamanten und Edelsteinen hatten, ihre<br />
Hemden z<strong>um</strong> Stärken nach Lissabon<br />
schickten und <strong>die</strong><br />
Fin-de-Siècle-Markthalle bei Gustave<br />
Eiffel in Auftrag gaben. Fünfzig Jahre<br />
lang dauerte <strong>die</strong> Goldgräberstimmung<br />
der eitlen und mächtigen G<strong>um</strong>mibarone,<br />
bis ein Engländer <strong>die</strong> wertvollen<br />
Kautschuksamen in einem ausgestopften<br />
Krokodil außer Landes nach England<br />
schmuggelte. In London konnten<br />
daraufhin ein Dutzend Samen der „hevea<br />
brasiliensis“ kultiviert und bald darauf in<br />
Malaysia in großem Stil angepflanzt<br />
werden. Schon 1912 hatten <strong>die</strong> britischen<br />
Plantagen in Asien Manaus vom<br />
Weltmarkt verdrängt. Zwei Millionen<br />
G<strong>um</strong>mizapfer im<br />
Amazonasgebiet wurden innert Kürze<br />
arbeitslos.<br />
Heute ba<strong>um</strong>eln in den Markthallen von<br />
Manaus nebst Fleisch- und Fischstücken<br />
zwischen Frucht- und Gemüseständen<br />
auch allerlei Indianerfetische. Auch<br />
breitet sich ein würziges Sammelsuri<strong>um</strong><br />
von Pulvern und Salben, Pasten und<br />
Wurzeln aus. Eine der Mixturen nennt<br />
sich "viagra regional" und findet reißen-<br />
reißenden Absatz. Kondome hingegen<br />
sind bei mehr <strong>als</strong> der Hälfte der<br />
Bevölkerung verpönt. Der<br />
Kinderreicht<strong>um</strong> ist entsprechend hoch.<br />
Gleich nach Manaus kommt es zur<br />
Vereinigung der beiden großen<br />
Urwaldströme Rio Negro und Rio<br />
Solimões. Erst nach der Vereinigung der<br />
beiden Flüsse, dem „encuentro de dos<br />
aguas“, erlaubt der Atlas <strong>die</strong> offizielle<br />
Bezeichnung Rio Amazonas. Die beiden<br />
Flussmäander <strong>um</strong>schlingen sich wie<br />
zwei Riesenanakondas, bevor sie sich<br />
gemeinsam weit über tausend Kilometer<br />
durch <strong>die</strong> grüne Lunge Brasiliens<br />
winden.<br />
<strong>Sie</strong> hinterlassen links und rechts der<br />
Die "wässrige Riesen-Anakonda" schlängelt sich über 4000 Kilometer durch <strong>die</strong> grüne Lunge Brasiliens
Hauptschlagader zahlreiche Seitenarme,<br />
Tümpel und Biotope. In <strong>die</strong>sen Refugien<br />
steigen Wolken von bunten Papageien<br />
auf, schießen <strong>die</strong> Eisvögel flink übers<br />
Wasser, und <strong>die</strong> Brüllaffen turnen im<br />
Geäst der tennisplatzgroßen<br />
Ba<strong>um</strong>kronen <strong>um</strong> <strong>die</strong> Wette. Denn <strong>die</strong><br />
Urwaldriesen wie <strong>die</strong> Parakautschuk-,<br />
Woll-, Paranuss- oder Kapokbä<strong>um</strong>e<br />
werden 40 bis 60 Meter hoch und<br />
beanspruchen das meiste Sonnenlicht für<br />
sich und für <strong>die</strong> Fotosynthese, <strong>die</strong> der<br />
Welt ihren Atem einhaucht. In den<br />
darunter liegenden schattigen Etagen<br />
gedeihen Palmen, Myrten, Lorbeer,<br />
Zedrelen und <strong>die</strong> begehrten<br />
Mahagonibä<strong>um</strong>e. Diese bieten ihrerseits<br />
anderen Pflanzen Lebensra<strong>um</strong>,<br />
insbesondere allen Arten von Epiphyten,<br />
<strong>die</strong> ohne Wurzeln im Boden <strong>als</strong><br />
Schmarotzer in den Rinden vegetieren.<br />
Der nächste Halt der BREMEN ist in<br />
Paritins. Jeweils Ende Juni verwandelt<br />
sich <strong>die</strong> Stadt auf der Flussinsel für drei<br />
Tage in einen brodelnden Hexenkessel.<br />
Dann beginnt <strong>die</strong> größte<br />
Amazonas-Party – ein Spektakel, das<br />
dem Karneval ähnelt. Fast haushohe,<br />
phantastische Kostümkreationen<br />
para<strong>die</strong>ren durch <strong>die</strong> Straßen: Delphine<br />
in Schiffsgröße, Riesen-Wildschweine,<br />
Schlangen, Federvieh und Fabelwesen<br />
gibt es z<strong>um</strong> tänzerischen und<br />
musikalischen Spektakel zu bewundern.<br />
Dazu drehen und winden sich<br />
federn<strong>um</strong>wölkte Primaballerinas und<br />
spärlich bekleidete Flussnymphen im<br />
Schein der bunten Lichter. Auch <strong>die</strong><br />
Sänger, Musikanten und das Publik<strong>um</strong><br />
lassen ihre kräftigen, halbnackten Körper<br />
ekstatisch zu den Trommelwirbeln und<br />
Klängen der Sertaneja-Musik rhythmisch<br />
zucken. Natürlich fließt auch <strong>die</strong><br />
Caipirinha (Limetten-Cocktail mit<br />
Zuckerrohrschnaps) in Strömen, und<br />
Wolken von Marihuana liegen in der<br />
Luft. Bis zu 250 000 Besucher aus allen<br />
Teilen des Amazonasgebietes strömen<br />
auf Einbä<strong>um</strong>en, Yachten und<br />
Amazonasschiffen durch <strong>die</strong> zahlreichen<br />
Flussläufe nach Paritins.<br />
Der Höhepunkt findet im B<strong>um</strong>bodromo,<br />
dem eigens für <strong>die</strong> Show eingerichteten<br />
Amphitheater am Flussufer, statt. Rund<br />
35 000 Menschen reiben sich dann<br />
schwitzend bis z<strong>um</strong> orgiastischen<br />
Deliri<strong>um</strong> aneinander. Nach <strong>die</strong>sem<br />
Einblick in <strong>die</strong> brasilianische<br />
Kulturszene geht <strong>die</strong> Schiffsreise weiter<br />
über Santarém z<strong>um</strong> brasilianischen<br />
Badeferienort Alter do Chão am Rio<br />
Auszeit im Pool an Bord Tropenfrüchte gibt's im Überfluss
Amazonas-Karneval<br />
Tapajos, wo <strong>die</strong> Gäste in den Genuss<br />
eines wunderschönen Badeausflugs auf<br />
der Landzunge zwischen den beiden<br />
Flussarmen kommen. Wenn <strong>die</strong><br />
BREMEN bei Sonnenuntergang von <strong>hier</strong><br />
ablegt, bricht mit der Nacht auch der<br />
letzte Teil der Flussreise an. Der Rio<br />
Amazonas hat das Delta erreicht.<br />
Nun begibt sich das Schiff auf hohe See<br />
mit dem Ziel Französisch-Guayana, wo<br />
Europa in der grünen Hölle des<br />
Amazonas ausufert und <strong>die</strong> exotischsten<br />
Europäer leben.<br />
Kinder in Almerim Auf dem Fischmarkt in Manaus<br />
Der Regenwald im Amazonasbecken<br />
verbraucht für <strong>die</strong> Fotosynthese mehr<br />
Kohlendioxyd <strong>als</strong> irgendein anderes<br />
Gebiet auf der Welt. Durch <strong>die</strong> Bindung<br />
von Feuchtigkeit bilden tropische<br />
Regenwälder <strong>die</strong> größte<br />
Süßwasserreserve der Welt. Existieren<br />
sie nicht mehr, verstärken sich <strong>die</strong><br />
Verdunstungseffekte, und <strong>die</strong><br />
Niederschläge gelangen direkt ins offene Meer, was Trockenheit und Dürre zur<br />
Folge hat. Durch <strong>die</strong> Verringerung des<br />
Waldbestandes steigt der Gehalt an<br />
Kohlendioxyd in der Atmosphäre, was<br />
wieder<strong>um</strong> den Treibhauseffekt anheizt.<br />
Auch <strong>als</strong> Sauerstoffproduzent dürfen <strong>die</strong><br />
Regenwälder nicht unterschätzt werden.<br />
Nach dem Phytoplankton im Meer<br />
produzieren sie am meisten Sauerstoff.<br />
Andererseits binden sie durch <strong>die</strong><br />
Fotosynthese große Mengen an CO2.<br />
Durch <strong>die</strong> Verbrennung fossiler<br />
Brennstoffe und Brandrodung verschärft<br />
sich das Problem außerordentlich. Laut<br />
Wissenschaftlern sind bereits 20% des<br />
Amazonas-Regenwaldes durch Rodung<br />
verloren gegangen. Und ein Ende des<br />
Raubbaus ist nicht in Sicht. Dabei<br />
enthält ein Hektar Wald in der<br />
Amazonasregion 60 bis 200<br />
verschiedene Ba<strong>um</strong>arten. In unseren<br />
Breitengraden sind es nur etwa zehn im<br />
Schnitt. Die Gesamtzahl der<br />
Pflanzenarten wird auf über 30 000<br />
geschätzt, davon über 4000 Ba<strong>um</strong>- und<br />
Fahrt durch <strong>die</strong> Breveskanäle im Mündungsdelta<br />
Weit weg von einer oberflächlichen<br />
Urlaubsreise können <strong>die</strong> Passagiere an<br />
Bord der MS BREMEN von<br />
hochkarätigen Fachreferenten viel über<br />
Land und Leben der Region erfahren,<br />
durch <strong>die</strong> sie mit ihrem Schiff lautlos<br />
gleiten. Auf <strong>die</strong>ser Reise sind:<br />
Dr. John H. Harwood, neotropikaler<br />
Amazonas- und Biomassenexperte,<br />
jahrelang für das Nationale Amazonas-<br />
Forschungsinstitut (INPA) tätig<br />
Claudia Roedel, Expertin für Biologie<br />
und tropische Ökologie<br />
Prof. Dr. Lothar Staeck von der TU in<br />
Berlin, Experte für Biologie und<br />
Artenvielfalt<br />
Dr. Hartmut Roder, Historiker,<br />
Buchautor und Muse<strong>um</strong>swissenschaftler<br />
Dr. Thomas Henningsen, Experte für<br />
Meeresbiologie und Flussdelphine und<br />
Kampagnenleiter bei Greenpeace.
Vor der Abfahrt ist das Harfenkonzert noch<br />
ein Hafenkonzert<br />
Die Skyline von Southampton hat sich<br />
verändert. Das heißt, sie verändert sich<br />
alle zwölf Tage. Dann nämlich schiebt<br />
sich ein schwarzes Gebäude, mächtiger<br />
<strong>als</strong> jedes andere in der Stadt, von der<br />
Wasserseite an <strong>die</strong> Hafenanlagen und<br />
krönt <strong>die</strong> Dächer der alten Hafenstadt<br />
mit einem unübersehbaren, roten<br />
Schornstein. Dann weiß jeder: Die<br />
QUEEN MARY 2 liegt für einen Tag<br />
<strong>hier</strong>, gibt zweieinhalbtausend Passagiere<br />
aus der Neuen Welt an Land, <strong>um</strong> dann<br />
Briten, Franzosen, Deutsche und noch<br />
ein Dutzend Nationalitäten an Bord zu<br />
vereinen zu einer Gruppe, <strong>die</strong> auch heute<br />
noch den alten Tra<strong>um</strong> trä<strong>um</strong>t: Einmal <strong>die</strong><br />
Freiheitsstatue aus dem Morgennebel<br />
auftauchen zu sehen.<br />
Alte Southamptoner erinnern sich etwas<br />
wehmütig an den Klang, der das<br />
königliche Schiff begleitet: Das tiefe,<br />
sonore Typhon, das <strong>die</strong> Scheiben der<br />
Hafengebäude klirren lässt. Zuletzt hatte<br />
man es <strong>hier</strong> 1967 gehört, denn <strong>die</strong><br />
An der Küste Südenglands entlang, bis kein Land mehr zu sehen ist - Kurs: West<br />
QUEEN MARY 2 hat ihre Stimme, ihr<br />
Nebelhorn, von ihrer berühmten<br />
Vorgängerin geerbt. Über 35 Jahre war<br />
es st<strong>um</strong>m.<br />
2240 Passagiere beobachten das<br />
Ablegemanöver von Bord aus, aber viele<br />
davon sieht man nicht. Denn <strong>die</strong><br />
Mehrheit verweilt in ihren<br />
Balkonkabinen. Zu der lustigen Party mit<br />
Live-Musik auf dem Achterdeck, das <strong>die</strong><br />
QUEEN MARY 2 zu einem klassischen<br />
Liner macht, kommen nur <strong>die</strong><br />
Passagiere, <strong>die</strong> eine Kabine ohne Balkon<br />
bewohnen. Selbst für erfahrene<br />
Kreuzfahrer ist es gewöhnungsbedürftig,<br />
dass man von der einen Seite des<br />
Achterdecks <strong>die</strong> Personen an der<br />
gegenüber liegenden Reling nicht mehr<br />
erkennen kann. Die QUEEN MARY 2<br />
ist eben nicht nur das größte und längste,<br />
sondern auch das breiteste je gebaute<br />
Linienschiff. Majestätisch bewegt sie<br />
sich langsam vorwärts, erhaben den<br />
Gruß der Menschen am Ufer und der<br />
Am Schornstein: Das berühmte Nebelhorn der<br />
alten QUEEN MARY<br />
Boote entgegen nehmend. Ein bisschen<br />
würde der Eindruck vielleicht<br />
entzaubert, sähe man den Captain jetzt<br />
auf der Brücke, der <strong>die</strong><br />
Schiffsbewegungen mit einem Joystick<br />
koordiniert. Zu gerne stellte man sich<br />
den weißhaarigen Gentleman jetzt vor,<br />
wie er mit ruhiger Stimme „halbe Kraft<br />
voraus!“ anordnet, der Chief Mate den<br />
Befehl wiederholt, bevor der blank<br />
geputzte Maschinentelegraf ihn in <strong>die</strong><br />
Hölle hinunterrasselt. Aber so etwas gibt<br />
es <strong>hier</strong> nicht mehr.<br />
Die Passagiere stört das wenig, denn<br />
dafür gibt’s Champagner. Als einzige<br />
schwimmende Dependance der<br />
Nobelmarke Veuve Clicquot schenkt <strong>die</strong>
QUEEN MARY-Crew ihn auf dem<br />
Achterdeck aus. Doch Vorsicht, das<br />
Bordkonto wächst mit: 12 Dollar sind für<br />
ein 200ml-Fläschchen fällig. Für <strong>die</strong><br />
Passagiere einer großen deutschen<br />
Gruppe, <strong>die</strong> mehrheitlich das günstige<br />
Angebot zu rund 2000,-- Euro tief im<br />
Bauch des Schiffes wahrgenommen<br />
haben, muss das Bad in Champagner<br />
ausfallen. Aber <strong>die</strong> Beobachtung, wie<br />
unter den leicht zitternden Planken der<br />
Union Jack seinen letzten Gruß nach Old<br />
Britain zurück sendet, hat auch etwas<br />
Betörendes.<br />
Der Zauber verfliegt schnell, wenn sich<br />
der kleine Hunger einstellt. Nicht, dass<br />
der auf der QUEEN MARY 2 nicht zu<br />
stillen wäre, und das Angebot der<br />
Selbstbe<strong>die</strong>nungs-Restaurants, von<br />
Sir Samuel Cunard sagt "Willkommen"<br />
QUEEN MARY 2: Einziges Schiff mit<br />
Planetari<strong>um</strong> an Bord<br />
denen eines stets Bereitschaft für akut<br />
Hungergeplagte hat, ist ebenso<br />
überwältigend wie das über drei Decks<br />
reichende Britannia-Restaurant mit<br />
seinem riesigen Wandteppich und der<br />
Freitreppe z<strong>um</strong> Einschweben. Nur bleibt<br />
das Persönliche ein wenig auf der<br />
Strecke. Wo nicht nur hunderte von<br />
Stewards Dienst tun, sondern von<br />
immerhin Dutzenden schwarz befrackter<br />
Maîtres beaufsichtigt werden, braucht<br />
man nicht auf persönliche Kontakte zu<br />
hoffen. Die gibt es freilich auch – ein<br />
paar Decks höher. Dafür ist <strong>die</strong><br />
Grill-Class mit ihren extra Restaurants<br />
da. Und <strong>um</strong> jene Peinlichkeiten von<br />
vornherein zu vermeiden, <strong>die</strong> entstehen,<br />
wenn <strong>die</strong> Reichen mit den ganz Reichen<br />
verwechselt werden, gibt es dort einen<br />
Queen’s Grill und einen Princess Grill…<br />
Königlich geht es zu auf der QUEEN,<br />
und deshalb heißt auch <strong>die</strong> Buffetmeile<br />
„King’s Court“. Der ist eine<br />
architektonische Meisterleistung.<br />
Niemand, der an den vielen lauschigen<br />
Fensterecken, <strong>die</strong> auf das<br />
Promenadendeck hinausblicken,<br />
vorbeigeht, käme darauf, dass <strong>hier</strong> jeden<br />
Mittag anderthalb tausend Menschen an<br />
vier Stationen ihr Lunch zusammen-<br />
stellen. Da gibt es Gegrilltes,<br />
Chinesisches und Italienisches, dazu ein<br />
nicht enden wollendes Salat-, Dessertund<br />
Tortenbuffet. Und wer sich in <strong>die</strong><br />
Nische mit der Chef’s Galley drängelt,<br />
kann dem Küchenchef direkt in den Topf<br />
gucken. Der kocht dann nach<br />
Anweisung.<br />
Bevor der Abend hereinbricht und im<br />
King’s Court kleine Teelichte auf <strong>die</strong><br />
Tische gestellt werden, <strong>um</strong> das<br />
Zwischending aus Restaurant und<br />
Kantine endgültig in einen romantischen<br />
Gourmet-Tempel zu verwandeln, senkt<br />
sich <strong>die</strong> Sonne vor der Nase der QUEEN<br />
MARY 2 im Westen auf den Atlantik<br />
herab und berührt ihn irgendwo dort, wo<br />
New York liegen muss. Diese halbe<br />
Stunde gehört an Bord dem Vordeck, auf<br />
das der Rundgang über <strong>die</strong> breiten,<br />
holzbelegten Promenaden mündet. Hier<br />
stehen, gut verschraubt, <strong>die</strong><br />
Ersatzschraubenflügel. Ein Luxus, den<br />
Passagiere ka<strong>um</strong> zu schätzen wissen:<br />
Schiffsschrauben sind beinahe<br />
unbezahlbar teuer; ein Schaden an der<br />
Schraube ist zwar selten, aber wegen der<br />
Individualanfertigung bedeutet er<br />
mehrwöchigen Ausfall des Schiffes. Nur<br />
Old England liegt hinterm Horizont<br />
nehmen fast alle Schiffe, <strong>die</strong> mit Ersatz<br />
ausgestattet sind, ihre dritte und vierte<br />
Schraube an ihrem Lebensende<br />
unbenutzt mit z<strong>um</strong> Abwracker. Daran<br />
denkt natürlich niemand, der <strong>hier</strong><br />
flaniert. Paare verstecken sich spielerisch<br />
zwischen den übermannshohen<br />
Schraubenflügeln, bewundern <strong>die</strong> Dicke<br />
des Materi<strong>als</strong> und <strong>die</strong> Präzision, mit der<br />
es bearbeitet wurde. Wenn sich <strong>die</strong><br />
letzten, glutroten Sonnenstrahlen in der<br />
wabenförmig geschliffenen Oberfläche<br />
spiegeln, schauen alle nur noch st<strong>um</strong>m<br />
und staunend zu. Wie schön, auf einem<br />
„richtigen“ Schiff zu sein, auf dem<br />
maritime Details einen Wert haben, und<br />
nicht auf einem Spaßdampfer!<br />
Am zweiten Tag gerät <strong>die</strong> QUEEN MARY 2 mittenmang: Hurrikan-Ausläufer!
Den Wert desselben wissen schließlich<br />
alle Passagiere zu schätzen – spätestens<br />
am nächsten Morgen! Ein<br />
Hurrikan-Ausläufer streift den Kurs der<br />
QUEEN MARY 2. Ein Kreuzfahrtschiff<br />
würde ausweichen, notfalls einen Hafen<br />
streichen. Ein Linienschiff fährt durch,<br />
denn dafür ich es gebaut. Mit einem<br />
langen Burg, genau berechnet für <strong>die</strong><br />
Wellen des Atlantiks, mit Bullaugen, <strong>die</strong><br />
mit vierfachem Panzerglas das<br />
Salzwasser draußen halten, und einer<br />
Maschine, <strong>die</strong> auch bei schwerer See das<br />
Schiff sicher vorantreibt.<br />
Aber soll das wirklich ein Sturm sein?<br />
Das sind doch Wellen, über <strong>die</strong> jedes<br />
Schlauchboot lacht, <strong>die</strong> man da von<br />
Deck neun aus sieht?! Eine Reise mit<br />
dem Aufzug auf Deck zwei ergibt ein<br />
anderes Bild. Ein aufgewühlter<br />
Nordatlantik gischtet <strong>um</strong> den schwarzen<br />
R<strong>um</strong>pf der QUEEN.<br />
Durch <strong>die</strong> riesigen Bullaugen sieht man<br />
keine Wasseroberfläche, sondern<br />
ungestüme Wassermassen, zwischen<br />
denen sich gähnende Löcher auftun, und<br />
wenn <strong>die</strong> mächtige Bugwelle den von<br />
hinten heranrollenden Brechern<br />
entgegenläuft, türmen sie sich zu einer<br />
Wand aus Wasser auf, meterhoch, grau<br />
und abweisend, mit einem zackigen,<br />
weißen Scha<strong>um</strong>kamm obenauf, <strong>als</strong> habe<br />
eine Titanenfaust das Wasser<br />
auseinandergerissen. Bricht das Gebilde<br />
in sich zusammen, kracht jedesmal<br />
dröhnend eine Dusche gegen das<br />
Panzerglas, so dass <strong>die</strong> Zuschauer <strong>die</strong>ses<br />
unwirklichen Szenarios<br />
zurückschrecken. Keine Frage, <strong>die</strong><br />
Meldung von der Brücke stimmt, zwölf<br />
bis fünfzehn Meter hoch sind <strong>die</strong><br />
Wellen. Das sanfte Schaukeln, das das<br />
Riesenschiff an seinem Dreh- und<br />
Angelpunkt vermittelt, ist in der<br />
Bibliothek vorn oben <strong>als</strong> auf- und<br />
niedersausender Fahrstuhl zu spüren. Bei<br />
der Aufwärtsbewegung scheint man<br />
dreißig Kilo zuzunehmen, und abwärts<br />
kitzelt der Magen sanft das Zwerchfell.<br />
Manch einer fragt sich, war<strong>um</strong> er das<br />
Frühstück nicht gleich in Papiertüten<br />
gestopft hat… Aber <strong>die</strong> meisten<br />
Passagiere sind doch erstaunlich seefest.<br />
Eintrag ins Gruppen-Logbuch: Keine<br />
Ausfälle. Nur Staunen. Das ist der<br />
richtige Moment, <strong>um</strong> z<strong>um</strong> Interview mit<br />
Senior-Commodore Ronald Warwick ins<br />
Theater zu gehen. Dort sitzt der alte<br />
Seebär, dessen Vater schon Kapitän der<br />
QUEEN ELIZABETH 2 war, und der<br />
<strong>die</strong> 160jährige Firmengeschichte<br />
verkörpert wie sonst nur Firmengründer<br />
Sir Samuel Cunard. Der Captain, der vor<br />
fünf Jahren selbst noch nicht glauben<br />
wollte, dass es noch jem<strong>als</strong> einen neu<br />
gebauten Ocean-Liner geben könnte,<br />
Die Ersatz-Schraubenflügel sind beliebte Fotomotive<br />
Pianoklänge am Abend<br />
plaudert locker mit dem<br />
Kreuzfahrt-Direktor und dem Publik<strong>um</strong>.<br />
Zwischenfragen sind herzlich<br />
willkommen. Ob der Kapitän seine hoch<br />
gelobten Verbindungen zur<br />
französischen Bauwerft in St. Nazaire<br />
gehalten habe, wird er gefragt. Nein, das<br />
sei ihm durch seinen Job leider nur in<br />
wenigen Einzelfällen gelungen. Ob es<br />
stimmt, fragt ein anderer, dass der
Spaziergang auf dem Promenadendeck - klassisches "Transatlantik-Vergnügen"<br />
Commodore das Wrack der TITANIC<br />
besucht habe. Ja, das sei richtig, erzählt<br />
der Brite und kommt dabei langsam in<br />
Fahrt. Er habe eine Tauchfahrt z<strong>um</strong><br />
Wrack mitgemacht. Welches, lautet <strong>die</strong><br />
schwierigste Frage, denn für ihn das<br />
schönste Schiff sei? „Was soll ich da<br />
sagen“, lächelt der alte Gentleman,<br />
„würden <strong>Sie</strong> mit einer Frau ausgehen<br />
und unterwegs sagen, dass Ihnen eine<br />
andere besser gefällt…?“<br />
Die Aufmerksamkeit des nächsten Tages<br />
gehört den „Ill<strong>um</strong>inations“, jenem Saal<br />
an Bord, dessen Sitzreihen einem<br />
Amphitheater gleich ansteigen, und<br />
dessen riesige, absenkbare Kuppel man<br />
im diffusen Halbdunkel erst auf den<br />
zweiten Blick wahrnimmt: Der Welt<br />
einziges schwimmendes Planetari<strong>um</strong>.<br />
Für <strong>die</strong> 370 Deutschen an Bord werden<br />
heute drei deutschsprachige Shows<br />
eingespielt. Allerdings geht es dabei<br />
weniger <strong>um</strong> Sternkunde, und nicht <strong>um</strong><br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, den Sternenhimmel in<br />
<strong>die</strong> 180°-Kuppel zu projizieren.<br />
Vielmehr läuft ein Film, der auf<br />
Grundschulniveau über <strong>die</strong> Astronomie<br />
und den Stand der Weltra<strong>um</strong>forschung<br />
informiert, und der mit seinem Gewirr an<br />
schnell wechselnden Bildern, Linien und<br />
Leitsprüchen den Chancen, <strong>die</strong> ein<br />
180°-Kino bietet, nicht gerecht wird.<br />
Also: Gleich sitzen bleiben zur<br />
Koch-Show. Die Kuppel hebt sich, damit<br />
zwei weiß gewandete Köche, nach alter<br />
Väter Sitte mit hohen, steifen Mützen<br />
das Podi<strong>um</strong> besteigen und auf einer flugs<br />
improvisierten Kochstelle <strong>die</strong><br />
Zubereitung ihrer Lieblingsspeisen<br />
demonstrieren können. Freilich sieht<br />
man davon in dem Riesentheater nicht<br />
viel – nur auf der Großleinwand darüber<br />
erkennt man alle Details. So hat man<br />
denn eine TV-Kochshow gesehen, deren<br />
Protagonisten wie Heinzelmännchen<br />
unter der Leinwand her<strong>um</strong>hüpfen.<br />
Wohin heute abend? Natürlich läuft im<br />
Theater stets eine großartige<br />
Broadway-Show wie auf den<br />
Ferien-Cruisern auch. Ihr Fehlen würde<br />
das amerikanische Publik<strong>um</strong> nicht<br />
entschuldigen. Aber <strong>die</strong> QUEEN MARY<br />
2 ist das Schiff der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten, denn statt weniger<br />
protzig-pompöser Rä<strong>um</strong>e verteilt sich ihr<br />
reichliches Platzangebot auf eine<br />
Vielzahl von Lounges, Cafés und Pubs,<br />
stets großzügig in ihren Abmessungen,<br />
niem<strong>als</strong> aber angeberisch. Sondern<br />
britisch. Das Interieur des „Chart Room“<br />
mit feinem Holz, Weltkarte, Klavier,<br />
Sofas,<br />
Pompös: der Gang z<strong>um</strong> Restaurant, wenn auch <strong>die</strong> Wandverkleidungen Imitate sind - Brandschutzvorschriften machen's nötig
Fensterplätzen und Barhockern könnte in<br />
den 30er ebenso wie in den 60er Jahren<br />
kreiert worden sein: Zeitlos elegant.<br />
Vielleicht steht es einst im Muse<strong>um</strong> Of<br />
Modern Art, wer weiß? In der<br />
gemütlichen Weinbar „Sir Samuel’s“<br />
blickt der Firmengründer, dessen erstes<br />
Schiff BRITANNIA sich in den 1840er<br />
Jahren mühsam durch <strong>die</strong> atlantischen<br />
Stürme kämpfte, aus einem Glasrelief<br />
auf seine heutigen Gäste. Streng? Oder<br />
gütig? Mitleidig? Oder neidvoll? Sir<br />
Samuel schweigt, und auch sein Gesicht<br />
zeigt keine Regung. Im Pub ein Deck<br />
tiefer geht es derweil lustig zu: Es<br />
könnte <strong>die</strong> dritte Klasse der<br />
MAURETANIA sein, <strong>die</strong> <strong>hier</strong> zu<br />
Liedern aus der guten, alten Zeit, zu<br />
Country-Musik und Ragtime singt und<br />
tanzt, bevor das Ganze gegen 23.00 Uhr<br />
in eine Karaoke-Show mündet, <strong>die</strong> es<br />
eigentlich vorher schon war.<br />
Zeitlose Eleganz im Chart Room, den es schon auf der alten QUEEN MARY gab<br />
Ganz vorn ganz oben liegt der noble Commodore Club. Bei Seegang mit Fahrstuhl-Feeling...<br />
Der letzte Seetag. Unglaublich, wo sind<br />
<strong>die</strong> anderen vier geblieben? Und endlich<br />
lacht <strong>die</strong> Sonne vom wolkenlosen<br />
Himmel, gibt einen Vorgeschmack auf<br />
<strong>die</strong> angekündigten 30° in New York.<br />
Ruhig zieht <strong>die</strong> QUEEN ihre Bahn, <strong>als</strong><br />
sei es ihr egal, ob ihr schlanker Steven<br />
königsblaues oder navy-graues<br />
Atlantikwasser teilt. Rasch füllen sich<br />
<strong>die</strong> Achterdecks. Der Blick vom obersten<br />
Sonnendeck, auf der sich das<br />
Volleyballfeld ausnimmt wie ein<br />
Schachspiel in einer Turnhalle, ist<br />
überwältigend: Die Stufen des<br />
Achterdecks s<strong>um</strong>mieren sich zu einer<br />
Fläche von der Größe eines<br />
Fußballplatzes. Jetzt endlich werden<br />
auch <strong>die</strong> Swimming-Pools und Jacuzzis<br />
benutzt. Von den fünf Pools der QUEEN<br />
MARY 2 ist einer nur knöcheltief, ein<br />
zweiter nur gegen eine<br />
Gebühr von 29 Dollar in Verbindung mit<br />
dem Spa zu nutzen. Von den tatsächlich<br />
zur Verfügung stehenden drei<br />
Swimming-Pools liegen zwei auf den<br />
offenen Achterdecks, und nur einer ist<br />
überdacht und auch bei schlechtem<br />
Wetter zu nutzen. Keine überzeugende<br />
Bilanz für 2600 Passagiere auf der<br />
unwirtlichen Nordatlantik-Route.<br />
Wer nicht schwimmt, sonnt und relaxt,<br />
schaut dem Kapitän über <strong>die</strong> Schulter.<br />
Das Problem der nicht enden wollenden<br />
Anfragen für Brückenbesuche hat man<br />
auf der QUEEN MARY 2 geschickt<br />
gelöst: Aus einem Ra<strong>um</strong> hinter der<br />
Kommando-Zentrale des Schiffes kann<br />
das Geschehen durch große<br />
Glasscheiben genau beobachtet werden.<br />
Die Aussicht ist freilich im<br />
Commodore’s Club mit Fenstern in<br />
Fahrtrichtung besser. Am Nachmittag
führt der Weg z<strong>um</strong> letzten Mal in den<br />
Queen’s Room, <strong>die</strong> vielleicht stilvollste<br />
Lounge an Bord, <strong>die</strong> das größte auf See<br />
zu findende Tanzparkett der Welt<br />
beherbergt. Jetzt sitzt dort <strong>die</strong> bordeigene<br />
Harfenistin, <strong>um</strong> <strong>die</strong> „High-Tea“-Stunde<br />
musikalisch zu begleiten. Fein livrierte<br />
Stewards mit weißen Handschuhen<br />
servieren Brötchen, Sandwichs und<br />
Kuchen.<br />
Very British. Seinen wahren Zauber<br />
entfaltet am Abend das<br />
Britannia-Restaurant: Eine Armada von<br />
fünfzig, sechzig Stewards, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
brennenden Eisbombe „Baked Alaska“<br />
über <strong>die</strong> große Treppe ins Restaurant<br />
tragen, ist doch etwas anderes <strong>als</strong> auf<br />
kleinen Schiffen ein Dutzend Stewards<br />
bei 2,15 Meter Deckenhöhe…<br />
Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.<br />
Schließlich will jeder <strong>die</strong> Zitterpartie<br />
miterleben: Hat <strong>die</strong> Nautik-Crew auf der<br />
Brücke Recht? Sind da wirklich noch<br />
drei Meter zwischen der schwarzen<br />
Schornsteinspitze und der<br />
Verrazano-Narrows-Bridge? Ja, es passt,<br />
<strong>um</strong> kurz nach fünf gleitet der Riese sanft<br />
auf <strong>die</strong> Freiheitsstatue zu, eskortiert von<br />
einem Hubschrauber.<br />
Safety first. Wenn <strong>die</strong> Riesenh<strong>um</strong>mel am<br />
Nachthimmel vor der grünen Dame mit<br />
der Fackel hindurchschnurrt, klicken <strong>die</strong><br />
Kameras und produzieren tausende von<br />
unbrauchbaren Bildern. Jede<br />
handelsübliche Kamera belichtet <strong>hier</strong> mit<br />
vier Sekunden. Vom fahrenden Schiff ist<br />
ein unverwackeltes Bild wie ein Sechser<br />
im Lotto. Als <strong>die</strong> Skyline von Manhattan<br />
langsam größer wird und hinter ihr der<br />
erste Streifen morgendlicher Röte den<br />
Himmel einfärbt, <strong>als</strong> schäme sich <strong>die</strong><br />
Stadt, der QUEEN ihre Wunde im<br />
Südwesten zu zeigen, sind <strong>die</strong> meisten<br />
Kameras verst<strong>um</strong>mt. Dieses Schauspiel<br />
muss man mit den Augen wahrnehmen –<br />
und mit dem Herzen. Zwei Giganten<br />
haben sich gesucht und gefunden:<br />
Manhattan und <strong>die</strong> QUEEN MARY 2.<br />
Gegen halb sieben schwenkt der riesige,<br />
schwarze Schiffskörper vorsichtig in <strong>die</strong><br />
„Parklücke“ an Pier 92. Festgemacht.<br />
Die QUEEN hat ihre Aufgabe erfüllt.<br />
Die QM2 macht an Pier 92 fest Majestätisch: <strong>die</strong> Silhouette der QM2 in der Dunkelheit des frühen Morgens Pflege am riesigen R<strong>um</strong>pf
Meer ist soviel mehr <strong>als</strong> der Wille,<br />
Wellen wagen zu wollen. Das Meer ist<br />
<strong>die</strong> Straße der Einsicht und der<br />
Einsichtigen, der Verkehrsweg der<br />
Weitsichtigen, weil <strong>die</strong> Kurzsichtigen in<br />
langen Schlangen auf überfüllten<br />
Autobahnen ihre Zeit, ihren Sprit und<br />
ihre Geduld vergeuden. Das Meer hat<br />
Platz, <strong>die</strong> Straßen haben keinen. Ich habe<br />
gleiche Ziele auf Autobahnen und über<br />
See sehr unterschiedlich angesteuert.<br />
Das Ergebnis: <strong>als</strong> Seereisender habe ich<br />
viel mehr gesehen, viel mehr von<br />
Landschaft, von Menschen, von<br />
Sehenswürdigkeiten in mich aufnehmen<br />
können <strong>als</strong> jem<strong>als</strong> am Steuer. Als<br />
Autofahrer war ich häufig<br />
abgelenkt, habe Parkplätze, Hotels und<br />
Straßen gesucht. Als Kreuzfahrer habe<br />
ich auf das Leben geachtet und nicht auf<br />
Verkehrsschilder und Navi-Kommandos.<br />
Wer mit dem Schiff reist, hat sein Hotel<br />
immer dabei. Ausgeruht und neugierig<br />
läuft er meist morgens in den Hafen ein.<br />
Als Autofahrer erreicht man sein Ziel<br />
meist erst am Abend. Müde,<br />
abgeschlafft, genervt. Der Kreuzfahrer?<br />
Am Abend, wenn er von Land<br />
zurückkommt an Bord, dann warten <strong>die</strong><br />
Dusche, das Essen, das frischgemachte<br />
Bett. Mit dem Auto sucht man dann oft<br />
noch ungewisse Unterkünfte,<br />
Restaurants und Zufahrtsstraßen.<br />
Jugend musiziert - in Sevilla<br />
Den Vergleich der Reise-Arten hat nach<br />
meiner mehrfach gemachten Erfahrung<br />
<strong>die</strong> Kreuzfahrt mit hoher Überlegenheit<br />
gewonnen.<br />
Besonders aufgefallen ist mir <strong>die</strong>s bei<br />
Reisen nach Süditalien und in den Süden<br />
Spaniens, auch nach Portugal oder<br />
Kroatien. Beispiel Sevilla: <strong>die</strong> ganze<br />
Stadt war auf den Beinen. Osterfeiern,<br />
Prozessionen, Musik auf allen Plätzen.<br />
Glockengeläut und festliche Stimmung<br />
über der ganzen Stadt. Die malerische<br />
Innenstadt war abgesperrt. Autofahrer<br />
mussten weitab parken. Unser Schiff, <strong>die</strong><br />
VISTAMAR, lief mitten hinein ins<br />
andalusische Getümmel. Mitten hinein<br />
ins volle Menschenleben. Der<br />
Guadalquivir fließt mitten durch <strong>die</strong><br />
Altstadt. Das Schiff macht direkt im<br />
Zentr<strong>um</strong> fest. Von der Gangway in <strong>die</strong><br />
Rambla, von Deck 3 mit 300 Schritten in<br />
<strong>die</strong> mächtige Kathedrale. Mitten drinner<br />
geht nicht. In Barcelona ist das übrigens<br />
ganz ähnlich. Nur Madrid geht schlecht<br />
mit dem Schiff…<br />
Per aspera ad astra<br />
Mit meinem Freund Tino bin ich mal in<br />
drei Tagen von Altona nach Algeciras<br />
genagelt. Und <strong>als</strong> wir dann sogar bis<br />
nach Sevilla kamen, Mann, was war das<br />
im Vergleich zur jetzigen Schiffsreise<br />
für eine Nervenschlacht! Wieviel habe<br />
ich dam<strong>als</strong> verpasst an Eindrücken und<br />
Sehenswertem, allein durch elendes<br />
Parkplatz-Suchen, Tanken, Wanken,<br />
Schwanken nach all den Kilometern<br />
spanischer Autobahn. Dann am Abend<br />
oft noch <strong>die</strong> Angst, das Auto würde
abgeschleppt oder aufgebrochen. Das<br />
Hotelzimmer - mehr unheimlich <strong>als</strong><br />
heimelig. Und dann der Hunger! Ein<br />
Kreuzfahrer kennt keinen Hunger. Ein<br />
Autofahrer hat fast immer Hunger.<br />
Während der Kreuzfahrer Austern<br />
schlürft, frisst der Autofahrer Kilometer.<br />
Der Kreuzfahrer isst übrigens mehr<br />
Gänge <strong>als</strong> das beste Auto hat. Das ist<br />
vielleicht nicht immer von Vorteil. Aber<br />
es macht nicht nur satt, sondern auch<br />
gelassener <strong>als</strong> es der nervöse Autofahrer<br />
während seiner ganzen Reise werden<br />
kann. Und noch etwas Wichtiges: der<br />
<strong>Schiffsreisen</strong>de hat viel<br />
mehr Spaß und Muße für <strong>die</strong> Liebe <strong>als</strong><br />
Mister Stress mit seinen 120<br />
Pferdestärken, <strong>die</strong> ihm, von langer<br />
Strecke abgeschlafft, oft in der fremden<br />
Nacht so gar nichts nützen.<br />
Ich frage <strong>Sie</strong>: Was glauben <strong>Sie</strong>, wer<br />
mehr von Landschaft, Land und Leuten<br />
sieht – z<strong>um</strong> Beispiel auf der Fahrt von<br />
Sevilla an <strong>die</strong> Küste von Cadiz? Der<br />
Mann, <strong>die</strong> Frau am Steuer auf der<br />
Autobahn? Oder <strong>die</strong> Reisenden an der<br />
Reling der VISTAMAR, während ihr<br />
Schiff den malerischen Guadalquivir<br />
hinuntergleitet? Vorbei an der berühmten<br />
andalusischen Aalfangflotte, mitten<br />
hindurch meandernd durch Weinberge<br />
und Olivenhaine, <strong>die</strong> enge Schleuse<br />
Coria del Rio mit gekonntem Manöver<br />
meisternd, durch das vogel- und<br />
artenreiche Delta bei Sanlucar de<br />
Barrameda hinein in den Atlantik, dort<br />
wo er sich Golfo de Cadiz nennt, rund<br />
200 Seemeilen nordwestlich von<br />
Gibraltar?<br />
Na? Wer hat in <strong>die</strong>sen drei, vier Stunden<br />
mehr gesehen? Der Steuermann oder der<br />
steuernde Mann? OK, der Autofahrer hat<br />
vielleicht mehr Zapfsäulenheilige<br />
gesehen, mehr Tankstellenmarken, auch<br />
mehr Ampeln und grüne oder blaue<br />
Richtungsschilder und<br />
Kilometerangaben, all das ist ja immer<br />
wieder hochinteressant. Und vor allem<br />
so abwechslungsreich…<br />
Oder nehmen wir Süditalien z<strong>um</strong><br />
Vergleich. Abwechselnd mit Geduld und<br />
Zorn habe ich mal meinen Audi A 4 mit<br />
103 PS über den Brenner und dann<br />
immer weiter Richtung Süden getreten<br />
<strong>als</strong> wären wir auf der Flucht vor der<br />
Vernunft. Das arme Auto konnte ja gar<br />
nichts zu dem irren Fahr-Plan des irren<br />
Fahrers, es schlug sich wacker, aber der<br />
kilometergeile Formel-Scheiß-Fahrer<br />
schwankte zwischen gefährlicher<br />
Steuermüdigkeit und geilem<br />
An-<strong>die</strong>-eigene-Grenze-Gehen.<br />
Schließlich hatte er es geschafft, Verona<br />
– Neapel in was weiß ich wie wenig<br />
Stunden, tolle Leistung, ein Hauch von<br />
Le Mans und Monza, von Nürburgring<br />
und Maranello, aber mit Urlaub hatte das<br />
Ganze so wenig zu tun, wie<br />
Erholungsheim mit Hockenheim.<br />
Kakteengesä<strong>um</strong>te Amalfi-Küste Naxos und der Aetna - vor <strong>die</strong>ser Kulisse liegt <strong>die</strong> VISTAMAR auf Reede<br />
Stachelige Reiseerfahrungen
Na klar ist <strong>die</strong> Amalfi-Küste ein Tra<strong>um</strong>,<br />
aber nicht auf der ach so malerischen<br />
Stop-and-go-Küstenstraße, sondern von<br />
See her mit Blick auf <strong>die</strong> grandiose<br />
Szenerie mit ihren Palästen und Villen<br />
und Gärten. Die einen nageln mit dem<br />
Golf nach Neapel, <strong>die</strong> anderen gleiten an<br />
Deck in den Golf von Neapel. Die einen<br />
tanken Caprisonne aus der<br />
Einwegflasche auf dem Rastplatz, <strong>die</strong><br />
anderen genießen <strong>die</strong> Caprisonne beim<br />
Auslaufen in <strong>die</strong> orangeglühende Weite,<br />
„wenn bei Capri <strong>die</strong> rote Sonne im Meer<br />
versinkt“. La differenca …<br />
Oh, werden manche sagen, Kreuzfahren<br />
ist aber teuer, das kann oder will ich mir<br />
nicht leisten. F<strong>als</strong>ch gerechnet. Wer<br />
Sprit, Verpflegung, Hotels und allerlei<br />
Risiken mit einbezieht in seine Kalkula-<br />
tion, der kommt z<strong>um</strong> Schluss, dass das<br />
Salzwasser <strong>als</strong> Transportweg sogar<br />
preisgünstiger ist <strong>als</strong> Asphalt- und<br />
Betonpisten. Von den gesundheitlichen<br />
Vorteilen ganz zu schweigen. Im übrigen<br />
gibt es ja unterschiedliche Luxusklassen.<br />
Wenn <strong>die</strong> EUROPA <strong>die</strong> Ess-Klasse ist,<br />
<strong>die</strong> DEUTSCHLAND vielleicht der<br />
Fünfer-BMW, dann ist <strong>die</strong> VISTAMAR<br />
der Golf, <strong>als</strong> Innenkabine vielleicht auch<br />
nur der CORSA, aber lässt es sich nicht<br />
auch mit weniger PS und Luxus<br />
wunderbar seereisen?<br />
Es ist <strong>die</strong> Art des Reisens, <strong>die</strong> beglückt,<br />
nicht der sechste oder siebte Gang auf<br />
der Dinnerkarte. Und das Personal kann<br />
gar nicht freundlicher und<br />
liebenswürdiger sein <strong>als</strong> Orlando auf der<br />
VISTAMAR, Olena auf der ALBA-<br />
Helm auf z<strong>um</strong> Gebet!<br />
TROS oder Inna auf der DELPHIN.<br />
Auch ein Milliardär hat nur seine 70, 80<br />
Jahre auf unserer Erde, selbst der böseste<br />
Boni-Banker kann nur gut essen und<br />
trinken und lieben (manchmal auch<br />
nicht), <strong>als</strong>o gönnen wir ihm seine Yacht<br />
oder Suite oder junge Erbjägerin und<br />
stützen uns mit den Ellbogen auf <strong>die</strong><br />
Reling und schauen mitleidig hinüber<br />
z<strong>um</strong> kilometerlangen Stau zwischen<br />
Positano und Amalfi. Wasser ist ein<br />
Element, Teer ist es nicht.<br />
Aber eigentlich braucht <strong>die</strong> Schiffsreise<br />
gar keine Fürsprecher. <strong>Sie</strong> spricht für<br />
sich. Einmal Schiff, immer Schiff.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> mich lieber über<br />
Glücksgänge sprechen. Landgänge<br />
können ja Glücksgänge sein. Solch ein<br />
Glücksgang hat mich über <strong>die</strong> Vulkan-<br />
Kante von Santorin geführt. Wir hatten<br />
mit der VISTAMAR an der Mooring von<br />
Athinios festgemacht, quer zur Küste<br />
(siehe Foto hinunter vom Gipfel). Etliche<br />
Leute quälten sich auf dem Esel,<br />
originell aber unbequem (vor allem für<br />
<strong>die</strong> Esel), <strong>die</strong> gewundene Treppe hinauf<br />
z<strong>um</strong> halbrunden Kamm des erloschenen<br />
Vulkans. Daher wohl stammt der<br />
Ausdruck vom „Ritt auf dem Vulkan“.<br />
Die Esel ver<strong>die</strong>nen sich mit <strong>die</strong>ser<br />
Tor-Tour ihren Hafer, <strong>die</strong> Touristen<br />
massieren so ihre Hämorrhoiden,<br />
jedenfalls irgendwann kommen alle<br />
irgendwie oben an, auch ich mit der<br />
Seilbahn, faul aber zeitsparend, und<br />
dann, da oben, haut es einen <strong>um</strong>. Was für<br />
ein Ausblick!<br />
Besuch auf dem Straßenmarkt in Palermo Die VISTAMAR vor Santorin
Die schneeweißen Häuser an den<br />
rotbraunen, halbrunden Steilhang aus<br />
gehärteter Asche geklebt. Dazwischen<br />
gestreut griechisch-orthodoxe Kirchen<br />
mit blauen Kuppeln. Hosen- und<br />
schwindelfreie Mädchen lassen ihre<br />
nackten Beine über ein schmales<br />
Mäuerchen 300 Meter über dem<br />
Abgrund ba<strong>um</strong>eln, nur vom Hinsehen<br />
wird einem ganz schw<strong>um</strong>merig; auf<br />
kleinen Terrassen sitzt man wie in einem<br />
offenen Segelflugzeug und schaut in <strong>die</strong><br />
braune, zerklüftete Tiefe und in <strong>die</strong><br />
blauweiße Ferne, erkennt am Horizont<br />
andere Kykladen-Inselchen, ganz da<br />
unten liegt unser Schiff, Sirtakiklänge<br />
hinter dem Klöppelvorhang, nebliger<br />
Ouzo im Glas, ansonsten klare Sicht<br />
nach überall, auch auf kleine violette<br />
Bl<strong>um</strong>enmeere aus Bougainville, und<br />
dann – ein eigenartiges Motiv:<br />
Irgendjemand hat ein Ruderboot, ein<br />
Homeric Poems: Griechische Wirklichkeit, <strong>die</strong> wie eine Fotomontage aussieht<br />
uraltes, zerfallendes Holzboot, auf eine<br />
weiße Mauer gehievt. Ich fotografiere<br />
das merkwürdige Motiv, und ahne nicht,<br />
dass es z<strong>um</strong> Streitfall wird. Das fertige<br />
Foto wirkt nämlich wie eine Installation.<br />
Wirkt unwirklich faszinierend. Wie eine<br />
Foto-Montage. Und ist doch absolut real.<br />
Sogar ein Hamburger<br />
Muse<strong>um</strong>s-Professor meinte: „Das haben<br />
<strong>Sie</strong> aber gut gemacht. Das sieht ja<br />
täuschend echt aus!“ Der einzige, der<br />
sich dabei täuschte, war er selbst, der<br />
weitgereiste Kulturbagger, der namhafte<br />
Archäologe. Mein Boot ist echt und<br />
ungeschönt und nicht manipuliert. Sehen<br />
<strong>Sie</strong> sich das Foto an!<br />
Ach, ich will noch über eine weitere<br />
Station der VISTAMAR berichten:<br />
Mykonos. Insel der Glückseligen, der<br />
Ästheten, der Genießer, der nicht immer<br />
gleich Geschlechtlichen. Das Gewirr der<br />
Gassen und Gässchen zwischen weißen<br />
kubistischen Häusern hat trotz seines<br />
Magnetismus auf Touristen viel von<br />
seinem Zauber bewahren können.<br />
Gewiss, es gibt Postkarten- und andere<br />
Ständer, es gibt Kitschklitschen und<br />
Rehagel-Shirts, aber <strong>die</strong> Windmühlen<br />
sind noch intakt, teilweise jedenfalls, der<br />
griechische Wein bleibt „wie das Blut<br />
der Erde“ (Udo Jürgens), und „schenk<br />
noch mal ein!“ meinte auch Thomas<br />
Fritsch, den wir zufällig an einem<br />
Holztisch gegenüber den Fischerbooten<br />
trafen.<br />
Allerdings trank der vor Jahren in<br />
Deutschland sehr prominente<br />
Schauspieler Bier aus deutschem Malz<br />
und Hopfen. Er war mal so bekannt wie<br />
heute vielleicht Till Schweiger. Da war<br />
er noch glattrasierter Darling in so vielen<br />
Enge Gassen von Mykonos<br />
Filmen. Ein hübscher Junge! Heute ist er<br />
graubärtig und vergnügt. Und trotz<br />
seiner mehr <strong>als</strong> 60 Jahre gut<br />
wiederzuerkennen. Zu uns war er<br />
ausgesprochen freundlich, danke<br />
Thomas, ließ sich fotografieren
Schauspieler Thomas Fritsch ließ sich am<br />
Hafen bereitwillig fotografieren<br />
und plauderte mit uns über sein<br />
Inselleben. Er hat nichts mit Frauen, aber<br />
er kann gut mit ihnen. <strong>Sie</strong> haben ihn<br />
immer vergöttert. Man bewundert ja<br />
auch ein goldenes Geschmeide im<br />
Schaufenster eines Juweliers, das man<br />
selbst nie tragen wird.<br />
Thomas Fritsch, der so eine<br />
wunderschöne Stimme hat, der würde<br />
wohl auch gerne mal kreuzfahrend<br />
Lesungen halten, aber es hat ihn noch<br />
keine Reederei eingeladen, an Bord zu<br />
kommen. Er wäre jedenfalls eine<br />
Attraktion. Als wir dann später<br />
zurücktuckerten zu unserem Schiff (vor<br />
Mykonos liegt man auf Reede!), da sang<br />
und s<strong>um</strong>mte so mancher Katja Ebsteins<br />
Lied in <strong>die</strong> untergehende Sonne: „Das<br />
war der Stern von Mykonos“ – <strong>die</strong>se<br />
tragische Ballade vom verschollenen<br />
Fischer, der nach dem Sturm nicht<br />
wiederkam.<br />
Siggi, der Sympathie-Träger an Bord,<br />
der virtuose Alleinunterhalter im<br />
Nightclub der VISTAMAR, nahm sie<br />
dann auf in der Nacht, <strong>die</strong>se Melo<strong>die</strong>,<br />
und er sang den Text weißhaarig und rau<br />
wie ein alter Seemannsvater, dessen<br />
Sohn nicht wiederkam, und da klang<br />
er dann noch viel anrührender, noch<br />
mehr zu Herzen gehend. Dann spielte er<br />
„<strong>die</strong> Beine von Dolores“ und meinte<br />
damit augenzwinkernd <strong>die</strong> von Ina, der<br />
fotogenen Fotografin auf der Tanzfläche,<br />
deren attraktive Deckstuhlbeine <strong>die</strong><br />
Calamares alla Greco dekorativ auf Santorini<br />
Titelseite (zu deutsch: das Cover) meines<br />
neuen Buches zieren. Es heißt<br />
„Geständnisse an der Reling“, erscheint<br />
im September und enthält auch einige<br />
Geständnisse, <strong>die</strong> mir der Wind auf der<br />
VISTAMAR ins Ohr geflüstert hat.<br />
Zauberhaftes Santorini Kinder am Hafen von Mykonos<br />
Kali Mera, Griechenland!
Die Sonne geht auf. Ihr Licht spiegelt<br />
sich auf dem glatten Wasser wider, und<br />
<strong>die</strong> stürmische Nacht auf dem Atlantik,<br />
<strong>die</strong> mich ka<strong>um</strong> hat schlafen lassen, ist<br />
vergessen. Ich stehe an der Reling und<br />
habe nach sc<strong>hier</strong> endlosen Tagen z<strong>um</strong><br />
ersten Mal wieder Land in Sicht. Mir<br />
bietet sich ein fantastisches Panorama:<br />
Mon<strong>um</strong>ent vor dem Auditori<strong>um</strong><br />
Ein strahlend blauer Himmel über den<br />
bizarren Bergketten Teneriffas. Mir<br />
direkt zu Füßen liegt <strong>die</strong> Hauptstadt<br />
Santa Cruz de Tenerife. Einen ganzen<br />
Tag habe ich heute Zeit, <strong>die</strong>se rund 230<br />
000 Einwohner zählende Hauptstadt zu<br />
erkunden.<br />
Santa Cruz ist ein wichtiger<br />
Handelshafen, in dem <strong>die</strong> Versorgung<br />
mit Erdöl, Rohstoffen etc. abgewickelt<br />
wird. Auch <strong>als</strong> Kreuzfahrthafen gewinnt<br />
Santa Cruz immer mehr an Bedeutung.<br />
Von <strong>hier</strong> aus gibt es direkte<br />
Fährverbindungen zu einigen anderen<br />
Kanareninseln, wie etwa nach Gran<br />
Canaria oder z<strong>um</strong> spanischen Festland<br />
nach Cadiz.<br />
Endlich liegt das Schiff fest vertäut an<br />
der Pier. Ich stelle fest, dass mein<br />
Spaziergang bereits im Hafen beginnt.<br />
Der letzte Pierplatz bedeutet, dass ich<br />
einen langen Weg am Hafenbecken<br />
zurücklegen muss, bis ich z<strong>um</strong> Ausgang<br />
gelange. Hin und wieder sehe ich<br />
allerdings auch einen Shuttlebus, der<br />
ohne festes timing im Hafengebiet<br />
pendelt. In 15 Minuten erreiche ich <strong>die</strong><br />
„Plaza de Espana“. Hier befindet sich ein<br />
gut ausgestattetes Informationsbüro. Ich<br />
gehe hinein, <strong>um</strong> mich zu erkundigen,<br />
was es an besonderen<br />
Sehenswürdigkeiten und Highlights in<br />
der Stadt gibt. Die Dame hinter dem<br />
Tresen spricht mit mir in fließendem<br />
Deutsch. Ich werde sehr freundlich,<br />
geduldig und kompetent beraten. Nun<br />
heißt es, sich zu entscheiden, denn es<br />
gibt unzählige Möglichkeiten für Besich-<br />
tigungen und Unternehmungen in und<br />
<strong>um</strong> Santa Cruz.<br />
Ich bleibe in der Nähe und gehe von der<br />
„Plaza de Espana“ über <strong>die</strong> „Plaza<br />
Candelaria“ <strong>die</strong> „Calle Rothencourt<br />
Alfonso“ hinauf, <strong>um</strong> z<strong>um</strong> Kunstmuse<strong>um</strong><br />
(Museo de Bellas Arte) zu gelangen.<br />
Hier muss ich lachen, denn auf dem<br />
großen Schild unten in der Halle lese ich,<br />
dass am Montag geschlossen ist, „<strong>um</strong><br />
das Personal ausruhen zu lassen“.<br />
Im ersten Stock befindet sich eine<br />
wechselnde Fotoausstellung, im zweiten<br />
eine große Sammlung von Ölgemälden<br />
verschiedener spanischer Künstler.<br />
Leider sind alle Exponate nur in<br />
Spanisch beschriftet. (Öffnungszeiten:<br />
Di – Fr 10.00 – 20.00 Uhr, Sa +So 10.00<br />
– 15.00 Uhr).<br />
Die Klosterkirche "Iglesia de San<br />
Francisco“ stammt aus dem 17.<br />
Jahrhundert und ist ganz in der Nähe.<br />
Sehenswert sind <strong>hier</strong> <strong>die</strong> bemalten<br />
Holzdecken. Bekannt ist <strong>die</strong> Kirche auch<br />
für ihre perfekte Akustik. Ein<br />
Geheimtipp; <strong>die</strong> vielen Konzerte sind<br />
vornehmlich von Einheimischen besucht.<br />
Nach einer ausführlichen Besichtigung<br />
beider Sehenswürdigkeiten gehe ich<br />
weiter <strong>die</strong> Straße hinauf und gelange an<br />
<strong>die</strong> „Plaza Principe de Asturias“, eine<br />
schöne kleine Grünanlage mit einem<br />
alten Pavillon. Zwei Eisenpavillons<br />
daneben <strong>die</strong>nen <strong>als</strong> Café und kleine<br />
Tapas-Bar. Dieser Platz lädt einfach z<strong>um</strong><br />
Verweilen ein; Zeit für eine erste kurze<br />
Pause. Die kunterbunte Mischung der<br />
Menschen, der Nationalitäten und<br />
Sprachen fasziniert mich. Während ich<br />
noch staunend beobachte, werde ich
Kellner gefragt, was ich möchte. Einen<br />
Kaffee! Ja, aber was denn für einen?<br />
Nun stelle ich fest, dass das<br />
Kaffeebestellen auf Teneriffa gar nicht<br />
so einfach ist, denn es gibt wahnsinnig<br />
viele Variationen. Ich schaue auf <strong>die</strong><br />
Nebentische und zeige dem Kellner, was<br />
ich meine. Somit habe ich <strong>als</strong>o einen<br />
„Cortado leche leche“ bestellt – eine<br />
Besonderheit Teneriffas, wie mir mein<br />
Tischnachbar netterweise erklärt:<br />
Cortado – Espresso<br />
Cortado leche leche – Espresso mit<br />
Milch und süßer Milch (eine Art<br />
Kondensmilch)<br />
Café con leche – Kaffee mit Milch<br />
Café Americano - großer schwarzer<br />
Kaffee<br />
Baraquito - Espresso mit Milch, süßer<br />
Milch, einem Schuss Likör 43, einer<br />
Zitronenscheibe + Zimt<br />
Nach <strong>die</strong>ser Stärkung und dem<br />
aufschlussreichen Gespräch mit dem<br />
Herrn aus Lüdenscheid mache ich mich<br />
wieder auf den Weg. Schließlich habe<br />
ich noch ein Programm zu absolvieren!<br />
Die Calle El Pillar führt mich direkt in<br />
den wunderschönen „Parque Garcia<br />
Sanabra“. Diesen Park mit seiner<br />
Sonnenuhr am Eingang, den blühenden<br />
Bl<strong>um</strong>en und den vielen Pflanzen und<br />
Palmen empfinde ich wie eine Oase in<br />
der geschäftigen, lebendigen Stadt. Ich<br />
sehe eine Gruppe beim Yoga, drei alte<br />
Männer, auf ihre Stöcke gestützt, auf<br />
einer Parkbank sitzen und über das<br />
Leben sinnieren. Ein kleines Mädchen<br />
mit seinem Fahrrad versucht z<strong>um</strong> ersten<br />
Teneriffa und das geschäftige Santa Cruz erwachen, wenn das Kreuzfahrtschiff im Hafen ankommt<br />
Mal, ohne Stützräder zu fahren. Ich<br />
genieße <strong>die</strong> Sonne, <strong>die</strong> Ruhe und würde<br />
am liebsten schon wieder eine Rast<br />
einlegen, aber <strong>die</strong> Neugier ist dann doch<br />
zu groß Ich b<strong>um</strong>mle weiter. Die Ruhe<br />
endet jäh, <strong>als</strong> ich <strong>die</strong> Avenida 25 de<br />
Julio, eine stark befahrene Hauptstraße,<br />
erreiche. Ich laufe ein Stück zurück und<br />
überquere eine Brücke: Die „Puente<br />
General Serrador“ verbindet <strong>die</strong> beiden<br />
durch einen Barranco getrennten Teile<br />
der Altstadt.<br />
Hier besuche ich den „Mercado Nuestra<br />
Senora de Africa“. Durch ein<br />
einladendes, großes Tor betrete ich einen<br />
Innenhof, <strong>um</strong>rahmt von vielen<br />
Marktständen und kleinen Geschäften, in<br />
denen man zwischen 7.00 und 14.00 Uhr<br />
neben Gemüse, Fisch und Obst auch<br />
Kleintiere kaufen kann. Eine Apotheke<br />
offeriert allerlei Naturheilmittel, und in<br />
der Mitte des Hofes kann man Bl<strong>um</strong>en<br />
und Grünpflanzen erstehen. Hier<br />
herrscht am Vormittag ein buntes<br />
Santa Cruz' Hafen ist wichtig für den Erdöl<strong>um</strong>schlag und <strong>die</strong> Fährverbindungen Die Waterfront von Santa Cruz: Erster Eindruck für Kreuzfahrtpassagiere
Treiben von Einheimischen und<br />
Touristen.<br />
Nur ein kleines Stück <strong>die</strong> „Calle de San<br />
Sebastian“ herunter, erreiche ich mein<br />
nächstes Ziel: Das „Muse<strong>um</strong> der Natur<br />
und des Menschen“ (Museo de la<br />
Naturaleza y el Hombre) zeigt <strong>die</strong><br />
Teneriffas "Hausvulkan", der Teide, thront über der Insel - zu sehen ist er nur bei gutem Wetter<br />
Forschungs- und Konservierungs-<br />
Arbeiten, <strong>die</strong> über Jahrzehnte von dem<br />
Muse<strong>um</strong> für Naturwissenschaften und<br />
dem Archäologischen Muse<strong>um</strong> von<br />
Teneriffa geleistet wurden. Auf der einen<br />
Seite lernt man <strong>hier</strong> den Naturreicht<strong>um</strong><br />
der Kanarischen Inseln<br />
kennen, auf der anderen Seite befindet<br />
sich <strong>die</strong> bedeutendste Sammlung über<br />
<strong>die</strong> Kultur der Guanchen – dem Volk der<br />
ursprünglichen Inselbewohner, das bis<br />
zur Ankunft der ersten europäischen<br />
Konquistadoren Teneriffa bewohnte<br />
(Calle Fuente Morales s/n, Sta. Cruz,<br />
Tel. 9225316, Öffnungszeiten: Di – So<br />
9.00 – 19.00 Uhr).<br />
Jetzt könnte ich eigentlich meinen<br />
Rundgang beenden und wieder z<strong>um</strong><br />
Hafen zurückgehen, aber ich habe<br />
Hunger und schon so viel von der<br />
leckeren spanischen Küche gehört. Ich<br />
frage nach einer guten Möglichkeit,<br />
etwas zu essen, und bekomme den Tipp,<br />
in <strong>die</strong> „Calle Antonio D. Alfonso“ zu<br />
gehen, <strong>die</strong> sich praktischerweise ganz in<br />
der Nähe des Marktes und wieder auf der<br />
anderen Seite der Brücke „General<br />
Serrador“ befindet. Die Restaurants und<br />
Tascas sind in alten, restaurierten<br />
kanarischen Häusern untergebracht. Die<br />
gastronomischen Betriebe in Santa Cruz<br />
sind überwiegend fest in spanischen<br />
Händen. Auch deshalb ist Santa Cruz<br />
eine Stadt, in der man <strong>die</strong> echte, <strong>die</strong><br />
wahre spanische und kanarische Küche<br />
genießen kann. Die Tapas-Bars und<br />
Restaurants sind <strong>hier</strong> sehr gut besucht<br />
Teneriffa kennt zu allen Tageszeiten wunderbare, typische Stimmungen Bleibt das Schiff lange genug im Hafen, gibt's noch eine Portion Nachtleben
Großstadt oder Touristen-Eldorado? Santa Cruz ist beides<br />
und bieten allerlei verschiedene<br />
Spezialitäten, wie kleine verschr<strong>um</strong>pelte<br />
Kartoffeln, <strong>die</strong> sogenannten „Papas<br />
Arrugadas“ mit ihrer leckeren Salzkruste<br />
und vieles mehr.<br />
Zur „Iglesia de la Concepción“ schaffe<br />
ich es nun ka<strong>um</strong> noch, obwohl es nur<br />
wenige Meter zu gehen sind. Die<br />
Kathedrale ist gerade geschlossen, aber<br />
allein von außen ist sie etwas ganz<br />
Besonderes. Im Koloni<strong>als</strong>til gebaut, sieht<br />
man an der Fassade wunderschöne<br />
Holzbalkone. Eine ganz inseltypische<br />
Architektur. Um 1500 wurde Santa<br />
Cruz´ älteste Kirche errichtet und zeigt<br />
stolz ihren schlanken Glockenturm <strong>als</strong><br />
das frühere Wahrzeichen der Stadt.<br />
Das Auditori<strong>um</strong> von Santa Cruz<br />
Bevor es nun endgültig zur <strong>Sie</strong>sta z<strong>um</strong><br />
Hafen zurückgeht, möchte ich mir doch<br />
noch ein weiteres letztes Highlight der<br />
Stadt anschauen: das berühmte<br />
Auditori<strong>um</strong> von Santa Cruz! Das<br />
Auditori<strong>um</strong>, das Werk des spanischen<br />
Architekten Santiago Calatrava, kann<br />
klassifiziert werden <strong>als</strong> spät-moderne<br />
Architektur des 20. Jahrhunderts und gilt<br />
heute <strong>als</strong> Wahrzeichen der Stadt.<br />
Eröffnet wurde es 2003 und war von<br />
Beginn an <strong>als</strong> Konzert- und<br />
Kongresshalle gedacht. Es beheimatet<br />
das Orquesta Sinfónica de Tenerife,<br />
eines der besten spanischen<br />
Sinfonieorchester. Von außen erinnert es<br />
mich an das Opernhaus in Sydney, in der<br />
Literatur wird es allerdings häufig mit<br />
einer Welle oder einem Segelboot in<br />
Verbindung gebracht.<br />
Bei einem Gläschen Rotwein an Bord<br />
lasse ich den Tag Revue passieren. Viele<br />
Erlebnisse und bleibende Eindrücke<br />
nehme ich mit auf meine Weiterreise.<br />
Hasta luego, Santa Cruz!<br />
Das auffällige Auditori<strong>um</strong> beherrscht Küstenstraße und Waterfront<br />
Info Teneriffa / Santa Cruz<br />
Teneriffa, <strong>die</strong> „Insel des ewigen<br />
Frühlings“, ist <strong>die</strong> größte der<br />
Kanarischen Inseln. <strong>Sie</strong> liegt ca. 300 km<br />
westlich der Küste Westafrikas und hat<br />
rund 1.000.000 Einwohner. Gekrönt<br />
wird das geografisch zu Afrika<br />
gehörende Eiland im Atlantik vom Pico<br />
del Teide, Spaniens höchstem Gipfel. Er<br />
wird selbst<br />
auf dem spanischen Festland nicht an<br />
Höhe übertroffen.<br />
Für <strong>die</strong> Inselhauptstadt Santa Cruz de<br />
Tenerife gewinnt der<br />
Kreuzfahrt-Tourismus immer mehr<br />
Bedeutung: Allein im November´08 gab<br />
es <strong>hier</strong> im Hafen 38 Anläufe.<br />
Tenerife für alle Sinne<br />
Auf dem Weg z<strong>um</strong> Teide fällt der Blick hinunter auf Santa Cruz
Gloria charmant bei der Arbeit
Auf den Tag genau drei Jahre ist es<br />
her, dass Dr. Dirk Claus <strong>die</strong><br />
Verantwortung für den Kieler Hafen<br />
übernahm. Damit ist weit mehr<br />
verbunden <strong>als</strong> <strong>die</strong> Organisation der<br />
Passagierabfertigung. Wir sprachen<br />
mit ihm über seine Aufgaben, <strong>die</strong><br />
Positionierung des Seehafens Kiel im<br />
Ostseemarkt und Zukunfts-Chancen.<br />
SM: Seit drei Jahren sind <strong>Sie</strong> Hafenchef<br />
in Kiel. Wohin hat sich der Hafen unter<br />
Ihrer Hand entwickelt?<br />
Dr. Claus: Nach dem Ausbau der<br />
Liegeplätze am Ostseekai haben wir <strong>die</strong><br />
Anlage pünktlich in Betrieb genommen.<br />
Ich habe <strong>die</strong> Pläne konsequent<br />
<strong>um</strong>gesetzt. Allerdings haben wir ein<br />
neues Konzept für das Terminal verfolgt<br />
und ersetzen auch den alten<br />
Schweden-Terminal durch ein neues<br />
Gebäude. Das ist natürlich eine<br />
Teamleistung, auf <strong>die</strong> wir stolz sind.<br />
Was wir erreichen wollen, sind gute<br />
Voraussetzungen für das<br />
Turn-Around-Geschäft der Reedereien<br />
ohne halbherzige Lösungen.<br />
SM: Gerade <strong>hier</strong> warf man den Plänen ja<br />
Halbherzigkeit vor, weil <strong>Sie</strong> einen<br />
Versatz in der Kaikante zugelassen<br />
haben. In der Diskussion war dam<strong>als</strong> ein<br />
möglicher Besuch der QUEEN MARY<br />
2, der so nicht möglich wäre.<br />
Dr. Claus: Bei der QUEEN MARY 2,<br />
wenn sie denn kommen wollte, wäre<br />
nicht <strong>die</strong> Kailänge das Problem, sondern<br />
der Tiefgang. Da fehlen uns eventuell 50<br />
Zentimeter. In der Länge würde sie<br />
genau an unseren Liegelatz von 360<br />
Metern passen. Aber wenn sie sich denn<br />
ansagte, würden wir auch <strong>die</strong> Tiefe<br />
nochmal ganz genau ausloten...<br />
SM: Sonst hat sich das Terminal<br />
bewährt?<br />
Dr. Claus: Es hat sich in <strong>die</strong>sem Sommer<br />
bei Besuchen der MSC ORCHESTRA<br />
und der COSTA MAGICA gezeigt, dass<br />
sich unser Terminal auf zwei Ebenen<br />
sehr bewährt hat. Gerade morgens in<br />
unserer „Rush-Hour“, wenn <strong>die</strong> Leute<br />
von Bord wollen und auf ihr Gepäck<br />
warten, sind <strong>die</strong> Abläufe erstaunlich<br />
reibungslos. Noch größere Schiffe<br />
erwarten wir zunächst nicht; eine OASIS<br />
OF THE SEAS ist z<strong>um</strong> Beispiel ein<br />
Schiff, das nur ab und bis Fort<br />
Lauderdale fahren wird und eigentlich<br />
keinen weiteren Hafen braucht.<br />
SM: Das hat man vor 30 Jahren über <strong>die</strong><br />
NORWAY auch gesagt.<br />
Dr. Claus: Natürlich würden wir uns<br />
über Anläufe <strong>die</strong>ser neuen Klasse von<br />
Kreuzfahrtschiffen sehr freuen und sind<br />
mit unserem Ostseekai in der Lage,<br />
<strong>die</strong>se Schiffe abzunehmen. Ich denke,<br />
unser Spektr<strong>um</strong> ist breit genug. Was wir<br />
auch wissen, ist, dass wir einen weiteren<br />
Liegeplatz von 300 Metern Länge in<br />
Stadtnähe brauchen. Hier suchen wir<br />
nach Lösungen.<br />
SM: <strong>Sie</strong> wollen <strong>die</strong> Color-Line<br />
vertreiben?<br />
Dr. Claus: Nein, das nun ganz bestimmt<br />
nicht. Aber am Norwegenkai gäbe es<br />
schon zwei Liegeplätze, von denen man<br />
einen verlängern könnte. Außerdem<br />
brauchen wir <strong>die</strong>sen dritten Liegeplatz<br />
nicht ständig.<br />
SM: Mit „breites Spektr<strong>um</strong>“ haben <strong>Sie</strong><br />
eben ein gutes Stichwort gegeben. Im<br />
Hafen Kiel sind ja noch viele andere<br />
Wirtschaftszweige vertreten: Marine,<br />
Werften, Fährverbindungen,<br />
Frachtgeschäft. Und auch <strong>die</strong> Nähe z<strong>um</strong><br />
Nord-Ostsee-Kanal spielt eine Rolle.<br />
Welchen Anteil macht das<br />
Kreuzfahrtgeschäft aus?<br />
Dr. Claus: In Ihrem Überblick über <strong>die</strong><br />
wirtschaftliche Situation will ich das mal<br />
am Umsatz festmachen. Wir haben zwar<br />
<strong>als</strong> Gag auch schon mal für <strong>die</strong><br />
Jahrespressekonferenz das Gewicht der<br />
„<strong>um</strong>geschlagenen“ Passagiere zu den<br />
Tonnen Fracht hinzugerechnet, <strong>die</strong> <strong>hier</strong><br />
durchlaufen, <strong>um</strong> wieder auf <strong>die</strong><br />
Vorjahreszahl zu kommen, inklusive<br />
Koffern und Proviant. Seriös gerechnet<br />
macht das Kreuzfahrtgeschäft etwa 20%<br />
unseres Unternehmens aus. Kreuzfahrten<br />
sind in der Ostsee immer noch ein<br />
Saison-Geschäft, das zudem für den<br />
Reisewechsel auf Freitag, Samstag und<br />
Sonntag fokussiert ist.<br />
Dr. Dirk Claus<br />
SM: Entwickelt sich das Saison-Geschäft<br />
möglicherweise hin z<strong>um</strong><br />
Wintergeschäft? Saison-Verlängerungen<br />
bis weit in den September hinein haben<br />
wir ja schon.<br />
Dr. Claus: Ich habe kürzlich gelernt, dass<br />
<strong>die</strong> Einschränkung der Saison nichts mit<br />
den Temperaturen zu tun hat. Für<br />
winterliche Temperaturen gäbe es
durchaus eine Klientel, siehe<br />
Nordland-Kreuzfahrten im Sommer. Das<br />
Licht ist eher das Problem, <strong>um</strong> in der<br />
düsteren Jahreszeit von Oktober bis<br />
April mit ihren kurzen Tagen auf längere<br />
Kreuzfahrten zu gehen. Wer <strong>die</strong> Wärme<br />
sucht, fährt so oder so in südliche<br />
Gefilde. Aber für<br />
Weihnachtskreuzfahrten mit echter<br />
Heiligabend-Stimmung zu den<br />
Weihnachtsmärkten rund <strong>um</strong> <strong>die</strong> Ostsee<br />
wäre es vielleicht eine Option.<br />
SM: Was sind <strong>die</strong> Ziele für<br />
Stop-Over-Kreuzfahrer? Fahren <strong>die</strong> nach<br />
Hamburg oder Berlin oder bleiben sie in<br />
der Region?<br />
Dr. Claus: Ein Teil der Gäste<br />
unternimmt gut organisierte Ausflüge in<br />
<strong>die</strong>se Metropolen. Beliebt ist auch das<br />
gelegene Lübeck. Viele Reisende nutzen<br />
aber auch gern <strong>die</strong> Gelegenheit, Kiel zu<br />
erkunden. Das liegt an der einmalig<br />
günstigen Lage des Termin<strong>als</strong> <strong>hier</strong> in<br />
Kiel. <strong>Sie</strong> sind zu Fuß in fünf Minuten in<br />
der Stadt.<br />
SM: Was wird für <strong>die</strong> Nahziele in der<br />
Umgebung getan?<br />
Dr. Claus: Da werden von den<br />
Tour-Agencies zahlreiche interessante<br />
Ausflüge angeboten, etwa in <strong>die</strong><br />
Holsteinische Schweiz, zu den<br />
Gutshäusern, dem Freilichtmuse<strong>um</strong><br />
Molfsee oder auch nach Laboe. Wir<br />
haben <strong>hier</strong> nicht ein bestimmtes großes<br />
Highlight, das jeder gesehen haben<br />
muss, das macht das Programm<br />
gleichzeitig vielseitiger. Gern buchen <strong>die</strong><br />
Passagiere Halbtagestouren, essen an<br />
Mittag und gehen dann auf eigene Faust<br />
in <strong>die</strong> Stadt.<br />
SM: Mit welchen Arg<strong>um</strong>enten bewerben<br />
<strong>Sie</strong> den Hafen gegenüber den<br />
Reedereien?<br />
Dr. Claus: Dort müssen wir natürlich <strong>die</strong><br />
Verkaufbarkeit von Ausflügen in den<br />
Vordergrund stellen, denn das ist das<br />
Geschäft der Reedereien, wenn sie<br />
Landgänge anbieten. Aber wir<br />
positionieren Kiel auch ganz klar <strong>als</strong><br />
„Ostseehafen von Hamburg“. Wer in der<br />
Ostsee unterwegs ist, für den ist <strong>die</strong><br />
Fahrt durch den Kanal und über <strong>die</strong> Elbe<br />
zeitlich indiskutabel. So bekommt<br />
Hamburg noch etliche Gäste von den<br />
Ostseetouren. Da gehen Hamburg und<br />
Kiel auch fair miteinander <strong>um</strong>. Auf der<br />
Messe in Miami haben sogar alle<br />
deutschen Kreuzfahrt-Häfen einen<br />
gemeinsamen Stand. Unser<br />
Hauptwettbewerber für das<br />
Turn-Around-Geschäft ist Kopenhagen<br />
mit seinem internationalen Flughafen,<br />
den Hotelangeboten etc. Durch <strong>die</strong><br />
Awards, <strong>die</strong> wir in Miami für unsere<br />
Ausstattung bekommen haben, hat sich<br />
<strong>die</strong> internationale Wahrnehmung Kiels<br />
nochm<strong>als</strong> vergrößert.<br />
SM: Was wird denn im Umfeld getan,<br />
<strong>um</strong> Kiel attraktiver z<strong>um</strong> machen?<br />
Dr. Claus: Einen internationalen<br />
Flughafen haben wir mit Hamburg in<br />
erreichbarer Nähe. Wenn der Passagier<br />
einmal im Bus sitzt, spielt es keine<br />
entscheidende Rolle, ob er 60 Minuten<br />
fährt oder in 25 Minuten am Schiff ist.<br />
Das Problem ist <strong>die</strong> Hotel-Kapazität.<br />
Vier-Sterne-Hotels in der<br />
Größenordnung haben wir noch nicht<br />
genügend. <strong>Sie</strong> kennen <strong>die</strong><br />
Passagierzahlen – da benötigt man<br />
wenigstens drei oder vier hochwertige<br />
Hotels mit je 200 Zimmern. Ein weiteres<br />
Vier-Sterne-Hotel wird in Kiel gerade<br />
gebaut.<br />
SM: Wer bringt der Stadt Kiel eigentlich<br />
mehr? Der Turn-Around- oder der<br />
Stop-Over-Passagier?<br />
Dr. Claus: Da machen wir aktuell eine<br />
Befragung, weil wir das auch nicht<br />
genau wissen. Der eine reist einen Tag<br />
vorher an und übernachtet, der andere<br />
geht in <strong>die</strong> Stadt, kauft ein, besucht<br />
Museen. Wir haben alle Passagiere<br />
gleich gern. Der Stop-Over-Passagier<br />
benötigt natürlich keine so großen<br />
Terminal-Kapazitäten, weil er keine<br />
Das Verwaltungsgebäude an der Förde
Gepäckausschiffung und weniger<br />
Formalitäten braucht.<br />
Wir möchten am Ende unserer<br />
Befragung gern wissen, was der<br />
Passagier will, wo er in der Stadt hingeht<br />
und was er ausgibt und wie wir <strong>die</strong><br />
Qualität verbessern können. Was wir<br />
bereits wissen, ist, dass <strong>die</strong> Wirtschaft in<br />
Kiel über <strong>die</strong> rund 250 000<br />
Kreuzfahrtgäste und Crewmitglieder –<br />
letztere nicht zu vergessen! - etwa 8<br />
Millionen zusätzliche Einnahmen<br />
generiert.<br />
SM: Haben <strong>Sie</strong> eigentlich schon mal eine<br />
Kreuzfahrt gemacht?<br />
Dr. Claus: Mini-Kreuzfahrten, ja. Und ab<br />
und zu verbringe ich eine Nacht auf<br />
einem Kreuzfahrt-Schiff, <strong>um</strong> das<br />
Produkt noch näher kennen zu lernen.<br />
Die Atmosphäre bei den<br />
unterschiedlichen Reedereien kenne ich<br />
wohl ganz gut. Bei mir ist das aber<br />
hauptsächlich ein Zeitproblem. Ich<br />
würde sehr gerne mal privat eine<br />
Kreuzfahrt machen.<br />
SM: Und wohin würden <strong>Sie</strong> dann gerne<br />
reisen?<br />
Dr. Claus: In <strong>die</strong> Ostsee. Was soll ich<br />
anderes sagen...? Ich würde wirklich<br />
gern <strong>hier</strong> abfahren. Sonst kämen<br />
vielleicht auch andere Ziele in Frage.<br />
SM: Das gab’s beim FDGB: Aus der<br />
Ostsee in <strong>die</strong> Karibik und retour.<br />
Dr. Claus: (lacht) Auch nicht schlecht.<br />
Für uns. Ich buche das dann <strong>als</strong><br />
Geschäftsreise... Aber im Ernst: Mich<br />
würden <strong>die</strong> Destinationen rund <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />
Ostsee wirklich sehr interessieren.<br />
Außerdem will ich ja auch sehen: Wie<br />
machen’s <strong>die</strong> anderen Häfen? Unter<br />
<strong>die</strong>sem Aspekt fände ich übrigens auch<br />
das Mittelmeer interessant. Was<br />
akzeptiert der Kunde z.B. in Italien, was<br />
er bei uns nicht akzeptiert? Wie ist dort<br />
<strong>die</strong> Atmosphäre und <strong>die</strong> Abwicklung?<br />
SM: Wo halten <strong>Sie</strong> sich an Bord am<br />
liebsten auf?<br />
Dr. Claus: Da bevorzuge ich <strong>die</strong><br />
Laufstrecke auf dem Promenadendeck.<br />
SM: Wie akzeptieren denn <strong>die</strong> Kieler<br />
ihren Kreuzfahrt-Hafen? Die Hamburger<br />
lieben ja „ihre“ dicken Pötte.<br />
Dr. Claus: Wenn etwa das TUI-Schiff<br />
z<strong>um</strong> ersten Mal einläuft, dann stehen<br />
auch <strong>hier</strong> ein paar tausend Menschen an<br />
der Kaikante und fotografieren. Denken<br />
<strong>Sie</strong> an <strong>die</strong> Eröffnung des Termin<strong>als</strong> 2006<br />
oder <strong>die</strong> Taufe der COLOR MAGIC im<br />
September 2007. Da waren’s rund 100<br />
000 Menschen, <strong>die</strong> auf den Beinen<br />
waren. Die Kieler sind schon<br />
schiffsbegeistert.<br />
SM: Viele große Passagierschiffe passen<br />
nicht mehr durch den<br />
Nord-Ostsee-Kanal. Werden <strong>die</strong><br />
zurückgehenden Passagen dem Kieler<br />
Hafen Anläufe wegnehmen?<br />
Dr. Claus: Der Kanal ist nur für wenige<br />
Schiffe eine Attraktion, mit der sie<br />
werben oder <strong>die</strong> eine Entscheidung<br />
beeinflusst. Das wird für den Hafen nicht<br />
zu spüren sein.<br />
SM: Was haben <strong>Sie</strong> persönlich in Kiel<br />
verändert oder was möchten <strong>Sie</strong><br />
verändern?<br />
Hafenchef Dr. Dirk Claus im Gespräch mit Oliver Schmidt<br />
Dr. Claus: Mir ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
wichtig, das gute Einvernehmen mit<br />
allen Partnern. Reedereien, Agenturen,<br />
Dienstleister, wir alle haben dasselbe<br />
Ziel: den Standort Kiel zu vermarkten.<br />
Diese gute Atmosphäre ist eine Stärke<br />
des Standortes.<br />
SM: Für <strong>die</strong>sen offenen Dialog<br />
wünschen wir Ihnen allzeit guten Erfolg.<br />
Auch wir danken für das Gespräch.<br />
Dr. Claus: Z<strong>um</strong> Schluss noch <strong>die</strong><br />
Anmerkung, dass wir uns durchaus mehr<br />
Feedback von den Gästen wünschen<br />
würden. Gerade von Ihren Lesern. Eine<br />
kurze e-Mail, was gefallen hat und was<br />
nicht, hilft uns viel.<br />
Möchten <strong>Sie</strong> dem Seehafen Kiel<br />
schreiben?<br />
Hier ist <strong>die</strong> Adresse für Ihre e-Mail:<br />
presse@seehafen-kiel.de
Tun <strong>Sie</strong> einmal Folgendes: Schließen <strong>Sie</strong><br />
<strong>die</strong> Augen und denken <strong>Sie</strong> „England“.<br />
Was sehen <strong>Sie</strong>? Molochartige<br />
Metropolen, Verkehrschaos und<br />
Industrieschornsteine? Oder das satte<br />
Grün hügeliger Landschaften, von<br />
kurvigen Straßen durchzogen, an denen<br />
rote Backsteinhäuser mit weißen<br />
Sprossenfenstern idyllisch vor sich hin<br />
zu trä<strong>um</strong>en scheinen?<br />
Molochartige Metropolen,<br />
Verkehrs-Chaos und<br />
Industrie-Schornsteine findet man<br />
überall auf der Welt. Wer aber das Glück<br />
hat, mit dem Schiff an Englands<br />
Südküste, sprich, in Southampton<br />
anzulanden, sollte <strong>die</strong> Gelegenheit<br />
nutzen, das kennen zu lernen, was den<br />
Begriff „England“ geprägt hat: eine<br />
wunderschöne, charakterstarke<br />
Landschaft, in der noch heute all jenen<br />
Gepflogenheiten nachgegangen wird, <strong>die</strong><br />
uns nicht zuletzt über Agatha Christies<br />
Romane so vertraut sind – vom<br />
Fünfuhrtee über das Crocketspiel bis hin<br />
z<strong>um</strong> Tontaubenschießen.<br />
Hierfür verlassen wir <strong>die</strong> Hafenstadt und<br />
fahren Richtung Norden. In<br />
Dogmersfield, einem winzigen Spot in<br />
der Grafschaft Hampshire, hat <strong>die</strong><br />
Four-Seasons-Gruppe 2005 einen<br />
Gebäudekomplex bezogen, der bereits<br />
im 12. Jahrhundert z<strong>um</strong> königlichen<br />
Besitz gehörte und während 50 Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts <strong>als</strong> Kloster<br />
<strong>die</strong>nte. Heute verspricht das<br />
Fünf-Sterne-Hotel jedem, der es sich<br />
leisten kann, Teil zu haben am feudalen<br />
Leben des britischen Landadels.<br />
Die hoteleigene, schwarze<br />
Mercedes-Limousine braucht rund 50<br />
Minuten, <strong>um</strong> den Gast ans Ziel zu<br />
bringen. 50 Minuten – in denen zunächst<br />
der Autobahnverkehr, dann das robuste<br />
Grün mit seinen Kühen und Schafen,<br />
ländlicher Architektur und am<br />
Straßenrand schlurfender alter Männer in<br />
G<strong>um</strong>mistiefeln <strong>die</strong> zur Gewohnheit<br />
gegen <strong>die</strong> Bodenständigkeit des<br />
Ländlichen austauschen.<br />
Schon <strong>die</strong> Auffahrt z<strong>um</strong> Hotel löst alle<br />
Phantasien vom gehobenen, britischen<br />
Dasein ein: Von der Straße kommend<br />
rollt der Wagen zwischen weitläufigem<br />
Grün an den hauseigenen Stallungen<br />
vorbei, eine leichte Anhöhe hinauf, auf<br />
der weithin leuchtend das herrschaftliche<br />
Backsteingebäude thront. Begleitet wird<br />
<strong>die</strong> Ankunft vom standesgemäßen<br />
Knirschen des Kies.<br />
111 Gästezimmer und 22 Suiten, im<br />
georgianischen Stil gehalten, bietet das<br />
Hotel, das zu keinem Zeitpunkt etwas<br />
anderes zu sein versucht, <strong>als</strong> das, was es<br />
ist: ein Landhotel, das mit Historie und<br />
Gemütlichkeit punktet. Dunkles, altes<br />
Holz kennzeichnet den Bereich der<br />
Rezeption und erinnert in seiner<br />
schweren, warmen Atmosphäre an <strong>die</strong><br />
englischen Herrenclubs; Mahagoni-<br />
Tische und dunkelbraune Ledermöbel in<br />
Kombination mit hellen Beigetönen und<br />
Very british... Hier geht's z<strong>um</strong> Fairmount Hotel Hampshire
Grün bestimmen den Salon. Auch <strong>die</strong><br />
Zimmer sind in gedeckten, erdigen<br />
Tönen und dem gleichen<br />
unaufdringlichen-eleganten Stil gehalten.<br />
Auf dem Rasen vor dem Haus stehen<br />
Auf dem Weg z<strong>um</strong> Four Seasons Hotel<br />
Selbst der Pool wirkt "hochherrschaftlich"<br />
Großzügige Zimmer und Bäder<br />
zwei Helikopter; auch der<br />
PKW-Parkplatz ist gut besetzt – es ist<br />
Mittagszeit. London ist nicht weit und<br />
das Essen von Cytille Pannier beliebt.<br />
Auf eine moderne<br />
französisch-europäische Küche aus<br />
regionalen Zutaten setzt der Chefkoch<br />
und be<strong>die</strong>nt damit das, was <strong>die</strong><br />
Sushi-müden Großstädter sich von ihrer<br />
Landpartie erwarten: Bodenständigkeit<br />
und <strong>die</strong> zeitgemäße Umsetzung von<br />
Tradition.<br />
Wer es leichter mag, ist im Café Santé<br />
richtig. Gleich neben dem Spa-Bereich<br />
gelegen, bietet das Café leichte,<br />
wellness-orientierte und asiatisch<br />
inspirierte warme Speisen, sowie frisch<br />
gepresste Säfte, homemade Müsli-Kekse<br />
und fruchtig-frische Naschereien.<br />
Nun wäre es ein Leichtes, sich<br />
wohlgenährt und rund<strong>um</strong> zufrieden auf<br />
eine der nur wenige Schritte entfernten<br />
Spa-Liegen pl<strong>um</strong>psen zu lassen und sich<br />
eine wunderbare Behandlung zu gönnen<br />
oder am großen Innenpool ein wenig zu<br />
dösen. Da man aber auf dem Schiff<br />
ka<strong>um</strong> etwas anderes tut, sollte man<br />
<strong>die</strong>ses Vergnügen den passionierten<br />
Landratten überlassen und <strong>die</strong> Dinge tun,<br />
<strong>die</strong> auf See so wenig möglich sind. Oder<br />
weder in Singapur noch den<br />
norwegischen Fjorden auf der<br />
Tagesordnung stehen. Schloss Windsor<br />
besuchen z<strong>um</strong> Beispiel, das Haus von<br />
Jane Austen oder <strong>die</strong> beeindruckende, im<br />
siebten Jahrhundert erbaute Winchester<br />
Cathedral. Wer hingegen endlich mal an<br />
einem Ort bleiben und dennoch auf <strong>die</strong><br />
Annehmlichkeiten englischer Lebensart<br />
nicht verzichten möchte, der lässt sich<br />
einen Picknickkorb packen und radelt ins<br />
Grüne hinaus, geht Joggen,<br />
Fliegenfischen oder Tontaubenschießen<br />
oder lässt sich eines der hauseigenen<br />
Eine (Eng)landschaftsfahrt lohnt sich immer - in der hoteleigenen Limousine<br />
Pferde satteln. Selbstverständlich<br />
gehören auch ein Crocketfeld sowie ein<br />
Tennisplatz z<strong>um</strong> Angebot. Und sogar ein<br />
Hausschwein nennt <strong>die</strong><br />
Four-Seasons-Crew ihr Eigen – Sally<br />
freut sich über jegliches Bauchkraulen<br />
und ist vor allem bei Kindern überaus<br />
beliebt.<br />
Und weil ein Grillabend am Teich zwar<br />
schön, bei längerem Aufenthalt aber<br />
auch etwas eintönig ist, hat sich<br />
Hoteldirektor Michael Voigt für <strong>die</strong><br />
Sommermonate etwas ganz Besonderes<br />
ausgedacht und ein Boot bauen lassen.<br />
Das liegt seit <strong>die</strong>sem Frühjahr auf dem<br />
Kanal, der das Grundstück abschließt<br />
und wartet auf seinen Einsatz für Feiern<br />
an lauen Sommerabenden. Viel mehr<br />
aber <strong>als</strong> <strong>die</strong> Idee, Geburtstage,<br />
Hochzeiten oder Firmenfeste auf dem<br />
bestens ausgestatteten Schiffchen<br />
abzuhalten, begeistert den Deutschen <strong>die</strong><br />
Idee des „Pub-Hobbing“ – am<br />
Wochenende mit dem Boot von Pub zu<br />
Tradition des Freiluftbieres zu frönen.<br />
Ganz passend liegen einige Gasthäuser<br />
an der idyllischen Wasserstraße. Ob man<br />
mit <strong>die</strong>ser Idee allerdings einen<br />
Kreuzfahrer aus einem der schönen<br />
Zimmer locken kann, ist fraglich.<br />
Schließlich dürfte eine Bootsfahrt ja nun<br />
keine so große Verlockung darstellen…<br />
Four Seansons Hotel<br />
Dogmersfield Park, Chalky Lane<br />
Hampshire, England RG27 8TD<br />
Tel. 44 (1252) 853000<br />
Fax. 44 (1252) 853010<br />
Four Seasons Hotel Hampshire<br />
Wellness großgeschrieben
Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht,<br />
dass es das geben würde? Kletterwand,<br />
Eislaufbahn, Wellenreiten im Pool und<br />
ein Aqua-Theater am Heck, dazu<br />
Bowlingbahnen und riesige, dreistöckige<br />
Theater an Bord. Nach oben scheinen<br />
keine Grenzen gesetzt zu sein. Auf der<br />
MONA LISA aber hat<br />
Sprünge werden bei rauer See gefährlich<br />
Kreuzfahrtdirektor Andrej Belinskiy in<br />
<strong>die</strong>sem Sommer den Beweis angetreten,<br />
dass man auch auf einem echten Ol<strong>die</strong><br />
mit einer klassischen Show-Lounge<br />
durch eigene Phantasie und genügend<br />
Manpower geradezu Unglaubliches vor<br />
<strong>die</strong> Augen der staunenden Gäste zaubern<br />
kann. „Circus At Sea“ heißt das Motto,<br />
unter dem Belinskiy, selbst ehemaliger<br />
Zirkusdirektor, seine einmaligen<br />
Beziehungen zur Glitzerwelt der Manege<br />
spielen ließ. Fehlt nur noch ein<br />
weiß-rotes Kuppelzelt, denn seine<br />
Manege auf See fand der Choreograph<br />
und kreative Kopf, der im vergangenen<br />
Sommer mit zweistündigen<br />
Musical-Shows schon Aufsehen erregte,<br />
an Bord bereits vor: Die Bühne der<br />
MONA LISA, halbrund und leicht<br />
erhöht, ist genau das Richtige für<br />
Artisten, <strong>die</strong> es gewohnt sind, mitten drin<br />
im Publik<strong>um</strong> ihre N<strong>um</strong>mern zu spielen.<br />
Da Belinskiy für sein Circus-Festival à la<br />
Monte Carlo auch einige Artisten mit<br />
riskanten Darbietungen engagiert hat,<br />
zeigt er sein neues Showjuwel bevorzugt<br />
an Abenden, an denen das Schiff sicher<br />
an der Pier liegt. Das ermöglicht<br />
wagh<strong>als</strong>ige Rollschuh- und<br />
Luftakrobatik ebenso wie<br />
Fahrradpyramiden auf dem offenen<br />
Deck. Die ebenfalls begeisterten<br />
Künstler geben sich sozusagen an der<br />
Gangway <strong>die</strong> Klinke in <strong>die</strong> Hand.<br />
Frank Rossi, ver<strong>die</strong>ntermaßen „Künstler<br />
des Jahres 2008“, und ein tiefsinniger<br />
Bauchredner, der genau den Gefühlsnerv<br />
der sensiblen Zuschauer trifft. Viele<br />
Artisten aus dem Team blicken auf<br />
Engagements in namhaften Varietés wie<br />
dem GOP oder am Zirkus Roncalli<br />
zurück.<br />
Artisten-Galas für Erdbebenopfer in Peru<br />
und arbeitete mit den legendären „Rios“<br />
aus Paris, bevor er an einem Showabend<br />
im Lido de Paris seinen ersten Vertrag<br />
für einen Einsatz auf See unterschrieb.<br />
Seit zehn Jahren ist er nun mit einer<br />
eigenen Agentur selbständig und bietet<br />
sowohl Künstlervermittlung wie auch <strong>die</strong><br />
Organisation von kompletten<br />
Show-Programmen an.<br />
Bisher haben Kreuzfahrtgesellschaften<br />
und deren Entertainment-Manager<br />
allenfalls einzelne Artisten mit<br />
Zirkusvergangenheit engagiert oder aus<br />
großen Varieté-Shows <strong>die</strong> Musik oder<br />
einzelne Ballettn<strong>um</strong>mern extra<strong>hier</strong>t. Eine<br />
Zirkus-Show aber hat es bisher auf<br />
keinem Kreuzfahrtschiff gegeben. Ihr<br />
Erfinder Andrej Belinskiy stand einst<br />
selbst <strong>als</strong> Artist und Tänzer auf der<br />
Bühne. Er eröffnete das GOP-Varieté in<br />
Essen, initiierte mit Marlene Charell Zirkus-Glamour in der Show-Lounge
Wenn Belinskiy von seinen Erfolgen mit<br />
dem „Circus At Sea“-Programm erzählt,<br />
glänzen seine Augen ebenso wie in der<br />
Rückblende zu seiner einstigen Arbeit<br />
für <strong>die</strong> „Zauberwald“-Show beim<br />
berühmten Zirkus Althoff. Der Erfolg,<br />
das ist sein Publik<strong>um</strong>, sind seine<br />
Passagiere und ihre Begeisterung. Die<br />
ta<strong>um</strong>eln noch etwas benommen aus der<br />
Show-Lounge, denn sie haben mit<br />
gefiebert, <strong>als</strong> <strong>die</strong> gefährliche<br />
Rollschuh-Akrobatik über <strong>die</strong> Bühne<br />
tobte. Ein Raunen, das durch den Saal<br />
ging, wurde gefolgt vom erleichterten<br />
und donnernden Applaus, trampelnden<br />
Füßen, Bravo-Rufen und schließlich<br />
stehenden Ovationen. Das Schöne für<br />
Belinskiy und seine wechselnde<br />
Künstlertruppe: Die Gäste gehen nicht<br />
durch den Zeltausgang nach Hause,<br />
sondern man sieht sie wenig später in der<br />
Caribe-Bar wieder, <strong>die</strong> kurzfristig z<strong>um</strong><br />
„Café des Artists“ wurde. Hier treffen<br />
<strong>die</strong> Passagiere auf „ihre“ Künstler und<br />
erleben sie hautnah, bitten <strong>um</strong><br />
Autogramme und überbrücken<br />
schließlich <strong>die</strong> vermeintliche Kluft.<br />
Spätestens dann, wenn <strong>die</strong> Künstler<br />
irgendwo bei der Gratwanderung<br />
Charmanter Ol<strong>die</strong> MONA LISA - in ihren letzten beiden Sommer-Saisons zittern ihre Planken und den Füßen renommierter Zirkus-Artisten<br />
zwischen Job und Entspannung beim<br />
Landgang <strong>die</strong> Betreuung der Ausflüge<br />
übernehmen und selbst an Bord der<br />
Busse noch für Entertainment sorgen.<br />
Gefragt, wen er denn alles engagiert<br />
habe, bekommt Andrej Belinskiy wieder<br />
<strong>die</strong>sen Glanz in den Augen, jene<br />
Mischung aus Stolz und Nicht-Glauben-<br />
Können, was auf „seiner“ MONA LISA<br />
alles los ist. Wenn er in der Caribe-Bar<br />
von den bisherigen Shows erzählt, fallen<br />
<strong>die</strong> Passagiere, <strong>die</strong> schon seit mehreren<br />
Reisen an Bord sind, mit ein, damit er<br />
nur ja ihren Lieblingskünstler nicht<br />
vergisst. Da waren Carolin Hammer, <strong>die</strong><br />
Reifen-Artistin und Festival-<br />
Preisträgerin, und Igor Boutorine, der<br />
Russe, der mit seinen Reifen-N<strong>um</strong>mern<br />
im Friedrichstadtpalast zu Gast war.<br />
Ausnahme-Artist Oliver Groszer, von<br />
dem Max Raabe sagt, dass zeitgemäßes<br />
Varieté ohne ihn heute undenkbar wäre.<br />
Jens Schmitt, Weltmeister im<br />
Kunstradfahren, ist direkt aus dem<br />
Apollo-Varieté in Düsseldorf auf <strong>die</strong><br />
MONA LISA gekommen. Sanjay und<br />
Svenja, das indisch-deutsche<br />
Comedy-Duo aus Berlin, feierte<br />
Kreuzfahrt-Premiere und mit Lady<br />
Amila, der einzigen deutschen<br />
Mentalistin. Die junge Artistin wurde<br />
bekannt durch ihren Auftritt mit dem<br />
Wassertank in der Pro-7-Show „The<br />
Next Uri Geller“. Ebenfalls bekannt aus<br />
dem Zirkus Roncalli sind Marina &<br />
Svetlana mit<br />
Das ganze Ensemble auf der MONA-Bühne<br />
Belinskiy moderiert seine Shows selbst
Caroline Hammer und ihre Reifen<br />
Artistik at its best auf der MONA LISA<br />
ihren fliegenden Teppich-Antipoden.<br />
Klangvolle Namen wie Lara Cabello,<br />
Elina Do<strong>um</strong>brava, Duo Minasov und<br />
„The flying keep on rolling”, Robin<br />
Mehnert und Vitor Garcia, fliegen durch<br />
den Ra<strong>um</strong>, <strong>als</strong> <strong>die</strong> Passagiere endlich<br />
ihrer Begeisterung freien Lauf lassen<br />
können. Und schließlich erinnert noch<br />
einer daran, dass an den Türen der<br />
Show-Lounge <strong>die</strong> Artistik noch lange<br />
nicht zu Ende ist, gastierten doch <strong>die</strong><br />
Farellos, Teilnehmer des internationalen<br />
Circus-Festiv<strong>als</strong> von Monte Carlo, mit<br />
ihren Einrad-Pyramiden auf dem offenen<br />
Lido-Deck.<br />
Die Herausforderungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Schiffsbühne stellt, werden erst klar,<br />
wenn man spätnachts, wenn im<br />
Treppenhaus <strong>die</strong> Staubsauger jaulen und<br />
auch der letzte Nachtschwärmer zu Bett<br />
gegangen ist, den Proben beiwohnt. Die<br />
Deckenhöhe beschränkt den<br />
Aktionsra<strong>um</strong> der Artisten, und bei<br />
unerwarteten Bewegungen des Schiffes<br />
können hundertmal geprobte N<strong>um</strong>mern<br />
plötzlich lebensgefährlich werden.<br />
Ganz große Zirkus-N<strong>um</strong>mern in der "Manege" der MONA LISA<br />
Auch <strong>die</strong> Dankbarkeit der Künstler für<br />
<strong>die</strong> neue Verbindung zwischen Zirkus<br />
und Kreuzfahrtschiff gibt Andrej<br />
Belinskiy Recht. Auf <strong>die</strong> Frage, ob er<br />
sich eine solche Show auch für andere<br />
Schiffe vorstellen kann, weist er darauf<br />
hin, dass <strong>die</strong> Angebote seiner Agentur<br />
mit seinem Geschäftspartner Rainer<br />
Koch jedem Veranstalter offenstehen.<br />
Allerdings geht er im Frühjahr 2010<br />
wieder für <strong>die</strong> Sommersaison auf <strong>die</strong><br />
MONA LISA – <strong>die</strong> Planungen und<br />
Vorbereitungen für den nächsten<br />
Show-Marathon auf Schiffsplanken<br />
laufen bereits.<br />
Und was macht der Showmaster, wenn<br />
<strong>die</strong> MONA LISA ihre Saison im<br />
deutschen Markt beendet? Urlaub?<br />
„Sozusagen“, lacht Belinskiy, „ich biete<br />
Rhetorik-Seminare an, führe für<br />
verschiedene Veranstalter und<br />
Großreisebüros Verkaufsschulungen<br />
durch und übernehme <strong>die</strong> Leitung von<br />
Reisegruppen auf Kreuzfahrten und<br />
Fernreisen.“ Und dass er in seinen<br />
eigenen Verkaufsschulungen was<br />
gelernt hat, merkt man spätestens, wenn<br />
er noch einmal darauf hinweist, dass all<br />
<strong>die</strong>se Leistungen noch buchbar seien –<br />
bei „Entertainment & Travel Design“,<br />
seiner Agentur.
Kapitän Georg Ebert<br />
Es ist kurz vor 15 Uhr, <strong>als</strong> <strong>die</strong> letzten<br />
beiden Passagiere kommen. Kapitän<br />
Georg Ebert geht ihnen entgegen,<br />
<strong>um</strong>armt sie zur Begrüßung und nimmt<br />
ihnen <strong>die</strong> Koffer ab. Die anderen Gäste<br />
sind schon im Laufe des Vormittags<br />
eingetroffen. Jetzt sind alle an Bord. Es<br />
ist 15:10 Uhr, das Schiff legt ab.<br />
Das Schiff, auf dem <strong>die</strong> Einschiffung<br />
ohne Formalitäten, dafür mit Umarmung<br />
stattfindet, heißt SERENITÉ und ist<br />
eines der kleinsten Flussschiffe unter<br />
deutscher Flagge. Aber groß genug für<br />
fünf Crewmitglieder und zwölf<br />
Passagiere.<br />
Paare, Einzelreisende, Freunde, Fremde.<br />
Geht das gut? Ja. Die SERENITÉ hat<br />
Glück mit ihren Passagieren, <strong>die</strong> aus<br />
Hamburg, München, Köln oder Berlin,<br />
aus der Schweiz oder den USA kommen.<br />
Viele weit jenseits der 60, einige<br />
Jüngere, <strong>die</strong> erst an Bord das Abschalten<br />
lernen. Die Lust, eine Reise mit Natur<br />
und Kultur statt mit Remmidemmi zu<br />
erleben, vereint sie.<br />
Das Geheimnis <strong>die</strong>ser Harmonie liegt<br />
vor allem darin, dass sich jeder wie auf<br />
seinem eigenen Schiff fühlt. Es gibt<br />
nichts zu meckern. Kein Zoffstoff wie<br />
auf den Großen: Die sechs Kabinen der<br />
SERENITÉ sind alle gleich, jeder hat<br />
denselben (hohen) Preis bezahlt, <strong>die</strong><br />
Küche ist exzellent, Weine und<br />
Bargetränke sind im Reisepreis<br />
enthalten, der Service ist unaufdringlich<br />
präsent. Man schaut in <strong>die</strong> vor oder<br />
hinter einem liegenden Flussland-<br />
Bordeleganz vor Aschaffenburg<br />
schaften, liest viel, genießt <strong>die</strong> Stille oder<br />
gerät, wenn man will, in ein lebhaftes<br />
Gespräch. Ungestörte Nachtruhe ist<br />
garantiert, denn das Schiff liegt fest an<br />
einem ruhigen Ufer und donnert nicht<br />
dem nächsten Hafen entgegen. Kurz:<br />
Auf der SERENITÉ findet Genuss auf<br />
hohem Niveau statt. Wer einmal an Bord<br />
ist, bucht während der Fahrt gleich<br />
wieder, was den Einstieg für „Neulinge“<br />
nicht einfach macht. Immer beliebter<br />
wird <strong>die</strong> Charterfahrt im Familien- oder<br />
Freundeskreis.<br />
Der erste Sehgenuss kommt gleich nach<br />
dem Ablegen von Aschaffenburg. Das<br />
Hochufer des Mains steht in voller Blüte,<br />
eine Pracht aus Rosa und Weiß, Schloss<br />
Johannisberg glänzt purpurn in der<br />
Nachmittagssonne. Gleich danach<br />
kommt das auf einem kleinen Weinberg<br />
thronende Pompejan<strong>um</strong> in Sicht.<br />
In dem Nachbau einer pompejanischen<br />
Villa aus dem Jahr 1848 lässt sich das<br />
römische Leben nachempfinden. Die<br />
Passagiere nippen am perlenden<br />
Cremant, während sie langsam an dem<br />
Emre kocht sich durch <strong>die</strong> Welt
Good-bye, Aschaffenburg! Good-bye, Schloss Johannisberg!<br />
herrlichen Panorama vorbeigleiten – das<br />
geht nur per Schiff!<br />
Als <strong>die</strong> SERENITÉ Frankfurt<br />
durchquert, dämmert es bereits, und <strong>als</strong><br />
der erste Liegeplatz der Reise an der<br />
Schlossmauer von Hoechst erreicht ist,<br />
gehen <strong>die</strong> Lichter an. Die Gäste machen<br />
sich gerade über ein Mousse von der<br />
Passionsfrucht her, den 4. Gang eines<br />
Menüs, das Lust auf <strong>die</strong> nächsten<br />
Abende macht. Etwas später verlasst der<br />
Koch das Schiff: „Isch geh ham“. Emre<br />
Erkan babbelt fließend Hessisch und<br />
geht tatsächlich nach Hause. Als Baby<br />
kam er mit seiner Familie aus der Türkei<br />
nach Hoechst. Emre kocht sich durch <strong>die</strong><br />
Welt, mal in Arizona, mal auf einer<br />
Luxusyacht. Für <strong>die</strong> Saison 2009 ist er<br />
glücklicherweise auf der SERENITÉ<br />
gelandet. Jetzt, mit 34<br />
Der majestätische Mainzer Dom<br />
Schloss Eltville über trutzigen Mauern<br />
Jahren und der geplanten Ausbildung<br />
z<strong>um</strong> Diätkoch, soll der Ernst des Lebens<br />
beginnen.<br />
In Mainz ist Flusswechsel. Nach einem<br />
B<strong>um</strong>mel über den farbenfrohen<br />
Samstagsmarkt am Fuße des Mainzer<br />
Doms geht <strong>die</strong> Fahrt weiter auf dem<br />
Rhein, der in Konstanz bei KM 0 beginnt<br />
und beim Halt in Eltville KM 511 zählt.<br />
Ein Ausflug führt hoch z<strong>um</strong> Kloster<br />
Eberbach, wo eine Führung mit<br />
Weinprobe arrangiert ist. Wer dorthin<br />
kommt, soll zu seinem eigenen Vorteil<br />
nach Elise Fink-Weydert fragen. Ihre<br />
Führung paart meisterlich Wissen mit<br />
trockenem H<strong>um</strong>or. Abends am ruhigen<br />
Liegeplatz in Rüdesheim wird erleichtert<br />
festgestellt, dass es für <strong>die</strong> Drosselgasse<br />
zu spät ist.<br />
War<strong>um</strong> ist es am Rhein so schön? Ach,<br />
weil er durch reinste Romantik fließt.<br />
Wohin soll der Mensch gucken? Am<br />
besten hat er beide Ufer im Blick.
"Wenn am Meenzer Dom der Markt ist und mein Ständchen voll gepackt ist..." sang einst Margit Sponheimer<br />
Dabei muss er aber <strong>die</strong> langen<br />
Camping-Kolonien übersehen. Blick <strong>als</strong>o<br />
nur nach oben: Die Burgen Reichenstein<br />
und Rheinstein links, Burg Stahleck<br />
rechts, Burg Katz links, <strong>die</strong> Marksburg<br />
rechts. Man kann nicht mehr. Jedenfalls<br />
muss man nicht auch noch fotografieren,<br />
<strong>die</strong> Strecke liegt romantisch im Dunst.<br />
Bei St. Goar legt sich der Rhein in eine<br />
enge Kurve, darüber wölbt sich der Welt<br />
berühmtester Felsbuckel. In 125 m Höhe<br />
wehen ein paar Flaggen. Hier hat sie<br />
gesessen, <strong>die</strong> Loreley, <strong>die</strong> ihren<br />
Die SERENITÉ steuert auf Boppard zu<br />
Blondschopf mit güldenem Kamm<br />
kämmte und so sang, dass <strong>die</strong> Kapitäne<br />
nicht an <strong>die</strong> Gefahren von Strömung und<br />
Untiefe dachten und mit ihren Schiffen<br />
am Fels zerschellten: „...und das hat mit<br />
ihrem Singen <strong>die</strong> Loreley getan“. Welch’<br />
eine Legende! Vor allem Heinrich Heine<br />
sorgt mit seinem schaurig-schönen<br />
Gedicht für Ewigkeit.<br />
Georg Ebert hingegen lässt sich nicht<br />
ablenken. Als Kapitän großer<br />
Flussschiffe hat er den Rhein in- und<br />
auswendig kennengelernt, bevor er und<br />
seine Lebensgefährtin Rita Medoev sich<br />
ihren Tra<strong>um</strong> erfüllten und <strong>die</strong><br />
SERENITÉ bauen ließen. Entsprechend<br />
<strong>um</strong>sichtig und respektvoll führt er das<br />
gemeinsame „Tra<strong>um</strong>schiff“ über den<br />
großen Strom. Überhaupt, Rita und<br />
Georg. Jetzt, in Linz bei KM 630, ist ein<br />
Toast auf <strong>die</strong> beiden fällig. Auf das Paar,<br />
das sich so wohltuend ergänzt! Er ist für<br />
den Fahrplan und alles Nautisch-<br />
Technische verantwortlich, sie mit ihren<br />
langjährigen Erfahrungen <strong>als</strong> Hotel-<br />
Managerin auf luxuriösen Kreuzfahrt-<br />
Kreuzfahrtschiffen für das „Produkt<br />
SERENITÉ“, d.h. Rita sorgt für ein<br />
volles Schiff und das Ambiente, in dem<br />
sich <strong>die</strong> Gäste wohlfühlen.<br />
Alle Passagiere sind wieder an Deck,<br />
nachdem sie durch <strong>die</strong> traditionsreichen<br />
Weinstädtchen Boppard und Linz<br />
geb<strong>um</strong>melt sind. Die Bä<strong>um</strong>e blühen, <strong>die</strong><br />
Sonne scheint, <strong>die</strong> Gläser sind gefüllt.<br />
Der Touri ist los. Finanzkrise? Wat es<br />
dat dann? Die SERENITÉ ist in Köln<br />
angekommen, und Georg hat sie wieder<br />
an einem der Anleger seiner Freunde von<br />
Viking festgemacht. Auch bei der KD<br />
darf er das. Eine Reisegefährtin aus Köln<br />
geht kurz nach Haus, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Bl<strong>um</strong>en zu<br />
gießen. Die anderen sind im Dom oder<br />
im Römisch-Germanischen Muse<strong>um</strong> zu<br />
finden. Sogar für den Antikmarkt bleibt<br />
noch Zeit.<br />
Bei einer langen Tagesetappe sitzt Georg<br />
schon morgens <strong>um</strong> 7 Uhr am Steuer.<br />
Wenn z<strong>um</strong> Anlassen des Motors noch<br />
ein Schleusenmanöver kommt, werden<br />
auch <strong>die</strong> Gäste putzmunter und<br />
erscheinen schon kurz vor 8 Uhr am<br />
Frühstückstisch. Endlos lange Erz- und<br />
Kohlefrachter rauschen vorbei. Bei KM<br />
824 sind an Backbord <strong>die</strong><br />
Kirchturmspitzen von Xanten zu sehen.<br />
Hier wird nur noch Freizeitspaß ausgebrütet: Der "Schnelle Brüter" bei Kalkar
Pferde grasen an hellgrünen Ufern. Und<br />
dann, kurz vor der imaginären<br />
holländischen Grenze, kommt ein<br />
Kurios<strong>um</strong> in Sicht: der Schnelle Brüter<br />
von Kalkar, der nie ans Netz ging. Jetzt<br />
ist er himmelblau bemalt. Ein pfiffiger<br />
Holländer hat den ganzen Komplex in<br />
einen Vergnügungspark verwandelt.<br />
High noon. Bei KM 852 ist Emmerich<br />
erreicht, noch Deutschland, Lobith ist<br />
schon Holland. Der Rhein macht sich<br />
<strong>hier</strong> sehr breit.<br />
Im Garten von Kloster Eberbach hoch über dem Rhein bei Eltville<br />
Kröller-Müller-Muse<strong>um</strong>: Skulpturenpark<br />
Marktplatzleben in Linz am Rhein: Von Krise keine Spur<br />
Ein verwaistes Zollhaus erinnert an noch<br />
gar nicht so alte Grenzzeiten,<br />
Kirschblüte, rote Dächer hinterm Deich.<br />
Der Fluss hat nun zwei Arme. Der linke<br />
heißt Waal und führt nach Rotterdam,<br />
der rechte Nederrijn, den nimmt <strong>die</strong><br />
SERENITÉ. Eine gewisse Unruhe<br />
erfasst <strong>die</strong> Passagiere. Es ist 12:30 Uhr<br />
und noch kein Ruf z<strong>um</strong> Lunch? Seit fünf<br />
Tagen wird <strong>um</strong> halbeins das Glöckchen<br />
geläutet, das Gewohnheitstier Mensch<br />
nimmt der Form halber Platz, <strong>um</strong> gleich<br />
wieder aufzustehen und das Buffet zu<br />
plündern: fünf, sechs, sieben<br />
verschiedene Salate, ein Hauptgericht<br />
mit Fisch oder Fleisch. Gestern zartester<br />
Tafelspitz – und heute? Nach zehn<br />
Warteminuten Klingeling. Emre trägt<br />
kross gebratenen Zander auf. Na, da hat<br />
er ja nochmal Glück gehabt...<br />
Um 14 Uhr legt <strong>die</strong> SERENITÉ in<br />
Arnheim an. Ein Großra<strong>um</strong>taxi fährt vor<br />
und entführt <strong>die</strong> Passagiere eine halbe<br />
Stunde nach Nordwesten ins<br />
Kröller-Müller-Muse<strong>um</strong>, das seine<br />
eigene Geschichte hat.<br />
Tulpenallee in Keukenhof<br />
Tage könnte man dort verbringen, schon<br />
wegen des weitläufigen Skulpturenparks.<br />
Man schnappt sich ein Rad und radelt<br />
von einem Kunstwerk z<strong>um</strong> nächsten.<br />
Berühmt ist das Muse<strong>um</strong> wegen seiner<br />
van-Gogh-Sammlung von etwa 90<br />
Originalen. Nur im van-Gogh-Muse<strong>um</strong><br />
in Amsterdam sind noch mehr zu<br />
bewundern.
Es blüht <strong>um</strong> <strong>die</strong> Mühle von Keukenhof Ohne Fahrrad geht nichts in Amsterdam<br />
Gegen Abend werden <strong>die</strong> Gäste wieder<br />
abgeholt und auf Wunsch in Arnheim<br />
abgesetzt. Nach den gnadenlosen<br />
Bemühungen des 2. Weltkriegs <strong>die</strong> Stadt<br />
auszulöschen, ist es eine große Freude,<br />
durch das quirlige Zentr<strong>um</strong> mit<br />
wunderschön restaurierten Gebäuden<br />
und zahllosen kleinen Kneipen voller<br />
junger Leute zu gehen.<br />
Z<strong>um</strong> Schiff sind es nur wenige Schritte,<br />
und <strong>als</strong> alle wieder an Bord sind, werden<br />
<strong>die</strong> Leinen losgemacht. Während der<br />
beschaulichen Fahrt an Gartenkolonien<br />
und Hausbooten entlang bringen Oana<br />
Die "Walter Suskindbrug", eine schöne alte Ziehbrücke in Amsterdam<br />
und Julia kleine Snacks und Wein. Am<br />
Fuße der Backsteinkirche von Rhenen<br />
wird für <strong>die</strong> Nacht festgemacht; ein<br />
später Landgang mit Neugierblick in <strong>die</strong><br />
„durchsichtigen“ Häuser ohne Gardinen.<br />
An Bord Gespräche bis Mitternacht.
Die SERENITÉ ist in den schönsten Wasserlandschaften zu Hause Vom elegant gedeckten Restauranttisch in <strong>die</strong> Landschaft schauen<br />
Der Tag „des letzten M<strong>als</strong>“ beginnt <strong>um</strong> 7<br />
Uhr. Die letzte Schleuse, das letzte<br />
Schild auf dem Nederrijn, das KM 927<br />
anzeigt. Das letzte Mittagessen. Georg<br />
hat <strong>die</strong> SERENITÉ inzwischen auf den<br />
schnurgeraden Amsterdam-Rhein-Kanal<br />
gelenkt. Bei Utrecht <strong>die</strong> letzte Brücke,<br />
<strong>die</strong> tatsächlich Vlentensespoorbrug heißt.<br />
Gegen 14 Uhr langsame Einfahrt ins<br />
Zentr<strong>um</strong> von Amsterdam bis z<strong>um</strong><br />
Liegeplatz nahe der ewigen Baustelle<br />
Hauptbahnhof, wo auch <strong>die</strong> großen<br />
Flussdampfer festmachen. Am<br />
Nachmittag wird durch <strong>die</strong> Stadt<br />
gestromert, über <strong>die</strong> Blauwbrug, den<br />
Dam Plein, durchs Gewirr der Fahrräder.<br />
Abends trifft man sich z<strong>um</strong> letzten<br />
Dinner an Bord, das aus sieben Gängen<br />
besteht und bei Kerzenlicht genossen<br />
wird. Am achten Tag der Reise sitzt man<br />
z<strong>um</strong> letzten Frühstück zusammen. Die<br />
Koffer sind gepackt, <strong>die</strong><br />
meisten Passagiere bleiben noch in<br />
Amsterdam. Auch <strong>die</strong> Bl<strong>um</strong>enpracht in<br />
Keukenhof steht auf dem Programm. Der<br />
Abschied von der SERENITÉ, von Rita<br />
und Georg, von Oana, Julia und Emre<br />
fällt nur deshalb nicht schwer, weil das<br />
Wiedersehen schon gebucht ist.<br />
6 Kabinen mit Dusche/WC (je 12 qm)<br />
für 12 Passagiere. Die Kabine hat 2, das<br />
Bad 1 Bullauge, <strong>die</strong> man öffnen kann.<br />
Ein Deck höher: Brücke bzw. Fahrstand,<br />
Salon mit Bar, Restaurant, das durch<br />
eine Glastür mit dem Achterdeck<br />
verbunden ist. Unter einer<br />
Teilüberdachung ein großer Tisch mit<br />
Stühlen für alle Passagier sowie weitere<br />
Sitzplätze und Whirlpool. Darüber das<br />
Sonnendeck mit Liegestühlen und<br />
Sonnenschutz, der bei niedrigen Brücken<br />
abgebaut wird. Leihen von Fahrrädern,<br />
Büchern, Videos kostenlos. Frühstück<br />
und Mittagessen in Buffetform,<br />
Nachmittagskaffee mit frisch<br />
gebackenem Kuchen, fünfgängiges<br />
Abendessen. Alle Getränke, vom Wasser<br />
über Kaffee und Tee bis z<strong>um</strong> Cocktail,<br />
im Preis enthalten. Bei den Mahlzeiten<br />
dominieren deutsche und französische<br />
Weine. Landausflüge werden an Bord<br />
empfohlen und z<strong>um</strong> Selbstkostenpreis<br />
organisiert.<br />
Die SERENITÉ kreuzt seit 2001 durch<br />
<strong>die</strong> schönsten Flusslandschaften<br />
Deutschlands, Hollands, Belgiens und<br />
Frankreichs. Die sieben- bis elftägigen<br />
Reisen kosten zwischen 1.490 und 2.150<br />
Euro pro Person von/bis Hafen. Für 2009<br />
sind noch wenige Kabinen im<br />
September durch Südfrankreich frei.<br />
2010 ist <strong>die</strong> Auswahl noch etwas größer,<br />
so im August durch Burgund und ab<br />
September mit Schwerpunkt<br />
Main-Donaukanal. Anfragen unter<br />
Mobiltel.: 0172-6524378.<br />
Zur Homepage der SERENITÉ<br />
Kabine an Bord der SERENITÉ
Da Tanger im Norden Marokkos schon<br />
lange nicht mehr auf den regelmäßigen<br />
Flugplänen der Reiseveranstalter steht,<br />
bietet sich eine interessante<br />
Reisealternative an: Mit dem Flugzeug<br />
bis nach Malaga in Andalusien, und<br />
weiter mit der Schnellfähre der Reederei<br />
FRS Iberia von der Südspitze Spaniens<br />
direkt nach Nordafrika.<br />
Nach rund drei Stunden Flugzeit setzt<br />
der Flieger nach einem Flug über <strong>die</strong><br />
z<strong>um</strong> Teil noch schneebedeckten Berge<br />
der <strong>Sie</strong>rra Nevada z<strong>um</strong> Landeanflug auf<br />
den Aeroporto in Malaga an. Rund<br />
eineinhalb Stunden dauert <strong>die</strong> Fahrt im<br />
Mietwagen bis nach Algeciras, wo<br />
mitten in der Stadt mit Blick auf den<br />
Hafen und den Felsen von Gibraltar ein<br />
altes viktorianisches Hotel bezogen wird.<br />
Schon weit vor Algeciras machen große<br />
rote Werbeplakate auf den<br />
Afrika-Fähr<strong>die</strong>nst der Reederei FRS<br />
zwischen Tarifa und Tanger<br />
aufmerksam. Unzählige<br />
Ticketverkaufsbüros entlang der<br />
Hauptstraßen bieten bis in den späten<br />
Abend Tickets für alle verkehrenden<br />
Fähren von Spanien nach Marokko und<br />
Der moderne Hafen von Algeciras direkt<br />
gegenüber vom britischen „Affenfelsen“<br />
Gibraltar ist einer der am stärksten<br />
frequentierten der Welt. Ein Großteil des<br />
Schiffsverkehrs mit Nordafrika wird von<br />
<strong>hier</strong> aus abgewickelt. Mit der Stadt<br />
Tanger in Marokko und der spanischen<br />
Enklave Ceuta besteht ein dauerhafter<br />
Fährverkehr, aktuell sind dort acht<br />
spanische und marokkanische<br />
Fährunternehmen aktiv. Vor allem im<br />
Sommer sind <strong>die</strong> Stadt und <strong>die</strong><br />
Einfallstraßen voll von marokkanischen<br />
Immigranten, <strong>die</strong> dann in ihren<br />
vollgepackten Autos mit den<br />
Fährschiffen z<strong>um</strong> Urlaub zurück zu ihren<br />
Familien nach Marokko reisen.<br />
Rund 25 Minuten dauert <strong>die</strong> Fahrt auf<br />
der kurvenreichen Straße durch den<br />
gebirgigen Küstenstreifen nach Tarifa.<br />
Eine andere Welt erwartet uns <strong>hier</strong>,<br />
keine großen Hotelburgen mehr wie<br />
Tickets gibt's fast an jeder Ecke<br />
im übrigen Küstengebiet der Costa de<br />
Sol, sondern vorbei an Landgasthöfen<br />
und kleineren Restaurants führt der Weg,<br />
sowie an scheinbar naturbelassenen<br />
Sandstränden. An den Südhängen der<br />
Berge stehen unzählige<br />
Windkraftanlagen und versorgen <strong>die</strong><br />
Region mit Öko-Strom. Die Berge sind<br />
aber auch mit großen militärischen<br />
Radaranlagen in Richtung Afrika<br />
gespickt. Diese <strong>die</strong>nen unter anderem zur<br />
Grenzüberwachung, denn seit dem<br />
Beitritt Spaniens zur Europäischen<br />
Union ist <strong>die</strong> Region <strong>um</strong> Tarifa nicht nur<br />
<strong>die</strong> südlichste Stadt Festlandseuropas<br />
sondern auch Außengrenze der EU nach<br />
Afrika, das bei gutem Wetter klar zu<br />
erkennen ist. Aufgrund der Nähe zur<br />
marokkanischen Küste ist <strong>die</strong>se Region<br />
nun verstärkt z<strong>um</strong> Ziel von Afrikanern<br />
Schlauch- oder Rettungsbooten illegal<br />
nach Europa zu gelangen.<br />
Tarifa war lange Zeit in den vorherigen<br />
Jahrhunderten ein bedeutender Hafen<br />
beispielsweise für <strong>die</strong> amerikanischen<br />
Kolonien. Später verlor der<br />
Handelshafen an Bedeutung, und nur<br />
noch der Fischfang <strong>die</strong>nte der<br />
geworden, <strong>die</strong> versuchen mit kleinen Kite-Surfer in Aktion
Bevölkerung <strong>als</strong> Einnahmequelle. Vor<br />
rund 25 Jahren änderte sich das Bild in<br />
Tarifa beachtlich, denn der immer dort<br />
vorherrschende Wind sorgt nicht nur im<br />
Sommer für ein erträgliches Klima,<br />
sondern auch dafür, dass <strong>die</strong> Windsurfer<br />
ein ideales Gebiet in Europa für ihren<br />
Sport gefunden haben.<br />
Seit rund zehn Jahren verfügt Tarifa über<br />
einen Schnellfähr<strong>die</strong>nst mit dem<br />
Passagierkatamaran HANSE JET nach<br />
Tanger. Die inzwischen sehr erfolgreiche<br />
Ära der Hochgeschwindigkeitsfähren der<br />
Reederei FRS wurde bei dem<br />
Tochterunternehmen der Weißen Flotte<br />
Ostsee GmbH mit dem HANSE JET am<br />
25. Juni 1996 eröffnet. Die 40 Meter<br />
lange, 10,1 Meter breite und nur 1,69<br />
Meter tiefgehende HANSE JET verfügt<br />
über eine Kapazität von 342 Passagieren.<br />
An drei Tagen in der Woche wurden vor<br />
13 Jahren mit der HANSE JET Fahrten<br />
von Warnemünde nach Travemünde,<br />
Fehmarn oder in das dänische Gedser<br />
durchgeführt. Im April 2000 wurde dann<br />
ein neuer Passagierlinien<strong>die</strong>nst zwischen<br />
Tarifa in Südspanien mit dem nur 16<br />
Kilometer<br />
Beladung des Auto-Decks<br />
entfernt liegenden marokkanischen<br />
Hafen Tanger eröffnet, <strong>um</strong> mit<br />
modernsten High-Speed-Fähren neue<br />
Maßstäbe hinsichtlich Geschwindigkeit,<br />
Pünktlichkeit, Sicherheit und Service zu<br />
setzen. „Dieses Konzept ist<br />
aufgegangen“, kann Geschäftsführer<br />
Götz Becker heute sichtlich erfreut<br />
berichten.<br />
Heute verkehren in der Nebensaison<br />
zwei Schnellfähren, <strong>die</strong> auch PKW<br />
befördern können. Neben dem in<br />
Norwegen erbauten Katamaran<br />
TANGER JET wird von FRS auch der<br />
bis zu 42 Knoten schnelle Katamaran<br />
TARIFA JET mit Platz für 800<br />
Passagiere und 175 PKW eingesetzt. Im<br />
Jahr 2005 wurde von der<br />
Hafengesellschaft ein neues<br />
Abfertigungsgebäude in Tarifa errichtet,<br />
so dass dort auch <strong>die</strong><br />
Grenzabfertigungen für EU-Bürger nach<br />
dem Schengen-Abkommen erfolgen<br />
können. Das heißt, EU-Bürger können<br />
normalerweise mit einem gültigen<br />
Personalausweis nach Marokko<br />
einreisen. Ein Reisepass ist aber doch<br />
hilfreich, wie wir später feststellen. Wir<br />
bekommen zwei Formulare<br />
Die TARIFA JET kurz vor der Abfahrt<br />
Moderne Flugzeugsessel für <strong>die</strong> 35minütige Überfahrt<br />
in <strong>die</strong> Hand gedrückt, für den Hin- und<br />
Rückweg. Hier fällt auf, dass der<br />
Bürokratismus nicht unbedingt eine<br />
typische Erscheinung in Deutschland ist.<br />
Die Ticket- und Passkontrollen am<br />
Ausgang des Termin<strong>als</strong> gehen zügig<br />
über <strong>die</strong> Bühne.<br />
Die Beladung mit den PKW ist <strong>um</strong> 10.45<br />
Uhr fast abgeschlossen. Auch <strong>die</strong><br />
Passagiere betreten das Fährschiff über<br />
<strong>die</strong> herabgelassene Heckklappe. Über<br />
eine an der Steuerbordseite befindliche,<br />
steile Treppe geht es in das<br />
Passagierdeck. Unzählige Reihen mit<br />
„Flugzeugsesseln“ stehen für <strong>die</strong><br />
Passagiere bereit. Ein kleiner Shop<br />
verkauft während der Überfahrt zollfreie<br />
Ware, in einem Bistrocafe werden<br />
Softdrinks, Kaffee und kleine Snacks<br />
angeboten. Die Atmosphäre ist entspannt<br />
und ruhig, es macht den Anschein dass<br />
viele regelmäßige Pendler mitfahren, für<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Fährpassage eher den Anspruch<br />
einer Busfahrt in einer Großstadt hat.
Die Grenze zwischen Atlantik und Mittelmeer<br />
Auf der Brücke werden wir von dem<br />
marokkanischen Kapitän mit seiner<br />
Crew erwartet, der inzwischen<br />
mitbekommen hat, dass sich ein<br />
deutscher Gast an Bord für <strong>die</strong> Fährlinie<br />
interessiert. Youssef Boukacheni ist<br />
Mitte vierzig und fährt schon viele Jahre<br />
zur See. Deutschland ist für ihn nicht<br />
unbekannt, schmunzelt Boukacheni,<br />
durchquerte er doch mehrfach den<br />
Nord-Ostsee-Kanal. Er erläutert <strong>die</strong><br />
Brücke und auf der elektronischen<br />
Seekarte <strong>die</strong> Route über <strong>die</strong> Straße von<br />
Gibraltar. Er hat schon mehrfach von<br />
den Tunnelplänen auf <strong>die</strong>ser Trasse<br />
gehört, macht sich aber aufgrund der<br />
geologischen Gegebenheiten keine<br />
Sorgen, dass <strong>die</strong>ses Projekt eines Tages<br />
seinen Arbeitsplatz gefährden würde.<br />
Dafür ist das Meer <strong>hier</strong> viel zu tief und<br />
<strong>die</strong> Erdplatten zwischen Afrika und<br />
Marokko voraus! Der Fährhafen von Tanger<br />
Europa sind ständig in Bewegung,<br />
Erdbeben sind in <strong>die</strong>ser Region keine<br />
Seltenheit.<br />
Vielmehr machen dem Kapitän <strong>die</strong><br />
vermehrten starken Wind in den letzten<br />
Monaten zu schaffen. <strong>Sie</strong>ben mal von<br />
Oktober bis Februar mussten schon<br />
Fährüberfahrten zwischen Tarifa und<br />
Tanger abgesagt werden. Dabei ist aber<br />
nicht <strong>die</strong> Windstärke das entscheidende<br />
Kriteri<strong>um</strong>, sondern <strong>die</strong> Wellenhöhe, <strong>die</strong><br />
nicht mehr <strong>als</strong> 3 Meter betragen darf.<br />
Angetrieben von einer 14.588 PS-starken<br />
Maschinenanlage, erreicht der<br />
Katamaran eine Geschwindigkeit von<br />
rund 33 Knoten. Souverän steuert der<br />
Nautiker <strong>die</strong> 59 Meter lange TANGER<br />
JET über <strong>die</strong> Straße von Gibraltar, <strong>die</strong><br />
mit rund 200 Schiffen täglich eine der<br />
meistbefahrenen Wasserstraßen weltweit<br />
ist.
35 Minuten dauert <strong>die</strong> Überfahrt. Vor<br />
der Einfahrt in den Hafen lässt der Wind<br />
nach, es wird merklich wärmer, <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />
25 Grad, <strong>die</strong> vereinzelten Wolken sind<br />
fast verschwunden. In dem engen Hafen,<br />
der von einer großen Hafenmole<br />
eingerahmt wird, auf der Soldaten<br />
patrouillieren, liegen bereits einige<br />
Fährschiffe aus anderen spanischen<br />
Häfen. Scheinbar auf dem Fleck dreht<br />
der Kapitän das Schiff durch eine<br />
Änderung des Winkels der<br />
Wasserstrahldüsen und fährt behutsam<br />
rückwärts an den Anleger heran.<br />
Tanger<br />
Das Tor z<strong>um</strong> Orient<br />
Tanja ist ein Begriff aus der<br />
Berbersprache und bedeutet: neues Land.<br />
Für <strong>die</strong> Griechen leitet sich <strong>die</strong><br />
Gründung Tangers von der Tochter<br />
Tingi des Riesen Antäus ab. Für <strong>die</strong><br />
Schreiber des alten Griechenlands war<br />
Tanger „<strong>die</strong> schönste Stadt der<br />
bekannten Welt - eine Region der Götter,<br />
in der <strong>die</strong> größten und schönsten Männer<br />
lebten". Die Geschichte Tangers ist<br />
durch <strong>die</strong> Jahrhunderte geprägt von<br />
Invasoren und vielfältigen kulturellen<br />
Einflüssen. Durch seine geographische<br />
Lage ist Tanger<br />
einerseits eine begehrte, strategisch<br />
günstige Stadt, anderseits bildet sie das<br />
natürliche Tor z<strong>um</strong> Afrikanischen<br />
Kontinent. Die Stadt ist an einen<br />
Berghang gebaut und zieht sich bis z<strong>um</strong><br />
Meer und dem weißen Strand hinunter.<br />
Ein gut 30 Jahre alter Mercedes mit sage<br />
und schreibe über 560.000 Kilometern<br />
auf dem Tacho holt uns ab. Die Autos<br />
aus <strong>die</strong>ser Zeit kannten <strong>die</strong><br />
Ausstattungsmerkmale „Klimaanlage<br />
und Sicherheitsgurt“ wohl noch nicht.<br />
Die Route führt entlang der kurvigen<br />
Buntes Treiben in Tanger<br />
Küstenstraße. Tanger mit seinen rund<br />
650.000 Einwohnern <strong>als</strong> zweitgrößte<br />
Stadt des Landes ist zwar das Tor nach<br />
Marokko, aber es ist nicht das<br />
authentische Marokko. 1956, im Jahr der<br />
Unabhängigkeit Marokkos, hatte Tanger<br />
rund 150 000 Einwohner, davon waren<br />
aber etwa 42 000 Ausländer!<br />
Tanger war und ist auch heute noch eine<br />
kosmopolitische Stadt. Religiöse<br />
Toleranz ist eines ihrer Merkmale. Die<br />
christlichen und jüdischen Gemeinden<br />
konnten wie <strong>die</strong> moslemischen ihren<br />
Die TANGER JET im Hafen Großzügiges Interieur an Bord Orientalischer Schuhladen Altstadtgassen
Orientalischer Früchtemarkt<br />
Glauben stets frei praktizieren. Freiheit<br />
war das Zauberwort auch für <strong>die</strong><br />
Millionäre, Geschäftemacher, Künstler<br />
wie Tr<strong>um</strong>an Capote und Paul Bowles<br />
sowie <strong>die</strong> Sinnsuchenden, <strong>die</strong> sich <strong>hier</strong><br />
niederließen und der Stadt den<br />
legendären, etwas anrüchigen Ruf<br />
verschafften. Zwar strömen heute noch<br />
Schickis, Hippies und Abenteurer in das<br />
ehemalige Schmugglernest und <strong>die</strong><br />
dunklen Altstadtgassen, doch der<br />
Tourismus, der noch in den siebziger<br />
Jahren in Tanger boomte, hat sich längst<br />
an <strong>die</strong> Badeorte am Atlantik verlagert.<br />
Der Putz bröckelt von den Hotels, <strong>die</strong><br />
Übernachtungskosten sind mittlerweile<br />
recht günstig geworden. Unbehelligt<br />
kann man <strong>als</strong> Tourist durch <strong>die</strong> Stadt<br />
b<strong>um</strong>meln, man trifft keine<br />
Touristenscharen. Dies passiert<br />
höchstens in den Sommermonaten, wenn<br />
<strong>die</strong> Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen.<br />
Tanger ist ein Gassengewirr, das von der<br />
Medina in <strong>die</strong> Kasbah und z<strong>um</strong> früheren<br />
Sultanspalast führt, in dem heute ein<br />
Muse<strong>um</strong> untergebracht ist. Es hat einen<br />
tra<strong>um</strong>haften Terrassenblick über <strong>die</strong><br />
Bucht von Tanger bis zur Südspitze<br />
Europas. Verschleierte Frauen und<br />
Männer in langen Kaftanen eilen durch<br />
<strong>die</strong> verwinkelten, steilstufigen Gassen<br />
des malerischen Viertels. In den<br />
Geschäften werden Lebensmittel,<br />
Gemüse, Teppiche und vor allem auch<br />
viel Kuchen und Süßgebäck verkauft.<br />
Selbst aus dem Filmgeschäft ist <strong>die</strong><br />
Altstadt von Tanger nicht wegzudenken:<br />
Unzählige James-Bond-Filme wurde <strong>hier</strong><br />
gedreht.<br />
Ganz in der Nähe steht <strong>die</strong> Große<br />
Moschee, zwischenzeitlich Kirche und<br />
seit 1684 erneut Moschee. Am<br />
Grand-Socco-Platz (großer Markt)<br />
feilschen Händler und Käufer <strong>um</strong><br />
Schnäppchenpreise für Gemüse,<br />
Gewürze und Fleisch. Gaukler und<br />
Märchenerzähler sorgen für<br />
Unterhaltung, <strong>die</strong> vielen Teestuben<br />
dr<strong>um</strong>her<strong>um</strong> für Entspannung. Dort sieht<br />
man Frauen aus dem Rifgebirge mit dem<br />
Fouta, einem Hut mit bunten Bommeln,<br />
<strong>als</strong> Kopfbedeckung. Das europäische<br />
Tanger bekommen wir nicht zu sehen,<br />
dafür reicht <strong>die</strong> Zeit einfach nicht. Dieser<br />
Teil ist das Refugi<strong>um</strong> aller Künstler. Ein<br />
1870 erbautes Hotel unterhalb der<br />
Medina am Hafen war zu seiner Zeit<br />
ebenfalls Hort der Creme des Jetsets.<br />
Der erlebnisreiche Ausflug endet gegen<br />
19 Uhr wieder am Hafen. Wer gern eine<br />
geführte Tour durch Tanger<br />
unternehmen möchte, dem sei <strong>die</strong>ses<br />
Angebot von FRS empfohlen: Für einen<br />
Preis von 60 Euro erhält man den<br />
Schnellfährentransfer von Tarifa nach<br />
Tanger, besichtigt mit einem Führer <strong>die</strong><br />
Kasbah und <strong>die</strong> Altstadt und hat auch<br />
noch Zeit z<strong>um</strong> Einkaufen. Im Preis<br />
inbegriffen ist sogar ein gemeinsames,<br />
typisch marokkanisches Mittagessen.<br />
Tunnelprojekt<br />
Spanien - Marokko<br />
Immer wieder gab es in den vergangen<br />
Jahren Pläne für einen Eisenbahntunnel<br />
zwischen Europa und Afrika, doch<br />
<strong>die</strong>ses Giga-Projekt wird wohl nie z<strong>um</strong><br />
Der "Jet" wartet an der Pier auf seine Passagiere<br />
Bau kommen. Das Grundkonzept mit<br />
zwei eingleisigen Haupttunneln und<br />
einem Servicetunnel dazwischen wäre<br />
ungefähr 38,7 Kilometer lang, davon<br />
27,7 Kilometer unter dem Wasser. Bis zu<br />
500 Meter unter dem Meeresspiegel -<br />
unter 300 Meter Wasser und 200 Meter<br />
Boden – sollte <strong>die</strong>ser Tunnel verlaufen.<br />
Z<strong>um</strong> Vergleich: Die Züge im Eurotunnel<br />
zwischen Dover und Calais fahren<br />
maximal 70 Meter unter dem<br />
Meeresspiegel. Vier große<br />
Ingenieurbüros aus Spanien, Marokko,<br />
Italien und der Schweiz haben bereits an<br />
dem Projekt gearbeitet. Zwar gab es<br />
seitens der spanischen Regierung und<br />
König Mohammed VI. von Marokko<br />
eine Absichtserklärung, aber für <strong>die</strong><br />
Finanzierung des einige Milliarden Euro<br />
teuren Tunnels gibt es bislang kein<br />
tragfähiges Konzept.
Copyright: Daniela Rall<br />
Moin Moin!<br />
Ich bin <strong>die</strong> Molly. Die Molly vom<br />
Hamburger Fischmarkt. Ich tu' fast alle<br />
Schiffe kennen, und wenn Ihr an Bord<br />
mal so'ne frische Kutterscholle esst oder<br />
mal'n Hering, dann kann es gut sein, dat<br />
ich den am Sonntag früh von der<br />
Fischauktionshalle an Bord gebracht<br />
hab. Da guck ich mich natürlich auch<br />
<strong>um</strong>. Und was ich da seh, das erzähl ich<br />
Euch. Denn Ihr guckt ja nicht immer so<br />
hinter <strong>die</strong> Kulissen. Mein Tommy, der ist<br />
jetzt acht, der tut mir schon mal tüchtig<br />
helfen. Auch beim Beobachten. Denn<br />
so'n Jung, der sieht manchmal Sachen,<br />
<strong>die</strong> unsereinem gar nicht mehr auffallen.<br />
Also, ich tu' jetzt mal anfangen zu<br />
erzählen. Wenn's Euch nicht gefällt,<br />
müsst Ihr's ja nicht lesen. Und wenn<br />
Euch mein Fisch nicht schmeckt, dann<br />
gibt's immer noch Fischstäbchen (igitt!).<br />
* * * * *<br />
Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Ich<br />
hab’ ja einen neuen Kunden. Und das ist<br />
Mein Schiff. Nee, jetzt spinnt sie aber,<br />
denkt Ihr vielleicht. Ist aber nicht: Das<br />
ist nicht mein Schiff, es heißt MEIN<br />
SCHIFF. Von TUI. Habt Ihr sicher<br />
schon gehört. Und das ganze Innendings,<br />
<strong>als</strong>o, Design, ist ja doch ziemlich<br />
stylisch. Aber <strong>als</strong> ich am Morgen nach<br />
der Taufe an Bord kam, da hab ich Leute<br />
gesehen... Also, sowas gibt’s nicht. Mit<br />
orangenen Haaren. Aliens, dachte ich<br />
zuerst. Oder ein technisches Problem<br />
beim Bordfriseur. Aber das Malheur war<br />
in der Kabine passiert, genauer<br />
gesagt, nach dem Duschen. Denn <strong>die</strong><br />
hatten da neue Handtücher. Brandneu.<br />
Und brandorange. Die hatten noch nie<br />
eine Waschmaschine gesehen. Und<br />
fusselten tierisch. All <strong>die</strong> merkwürdigen<br />
Gestalten, <strong>die</strong> ich sah, hatten entweder<br />
nach der durchzechten Nacht <strong>die</strong> Augen<br />
noch nicht richtig auf, oder der Spiegel<br />
war ganz einfach beschlagen. Jedenfalls<br />
sind sie ahnungslos mit dem Fusselpelz<br />
aus der Kabine getapst. Eine weißhaarige<br />
Dame, oh Gott, ich trau’s mich gar nicht<br />
zu sagen – <strong>die</strong> sah aus wie so ’ne<br />
verschimmelte Apfelsine. Also, der Herr<br />
Vogel, der hat ja ’ne nette Frau. Aber er<br />
sollte ihr doch mal ’ne Waschmaschine<br />
kaufen. Da kann sie sich nützlich<br />
machen. Denn sonst bekommen doch <strong>die</strong><br />
Kabinenstewards arg viel zu tun, wenn<br />
nämlich <strong>die</strong> Passagiere nach jedem<br />
Duschbad nach ihrem <strong>die</strong>nstbaren Geist<br />
nebst Staubsauger klingen: Einmal<br />
absaugen, bitte!<br />
* * * * *<br />
Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Aus<br />
dem Roten Meer kommen ja in letzter<br />
Zeit selten mal gute Nachrichten. Und<br />
ein bisschen kann ich se sogar verstehen,<br />
<strong>die</strong> Fischer. Denn es sind ja Fischer<br />
(gewesen), <strong>die</strong> jetzt ihre Angeln nach<br />
dicken Fischen auswerfen. Aber<br />
eigentlich wollten sie das gar nicht. Die<br />
wirtschaftlichen Umstände... Also, ich<br />
bin sicher, <strong>die</strong> Jungs da unten kennen das<br />
Brecht-Wort nicht: Erst das Fressen,<br />
dann <strong>die</strong> Moral (könnte auch ein<br />
Kreuzfahrt-Passagier geschrieben<br />
haben...). Aber sie handeln danach. Nun<br />
ja, jedenfalls hab ich auf der MSC<br />
MELODY gehört, dass man da an Bord<br />
jetzt z<strong>um</strong> ersten Mal einen plausiblen
Anlass für <strong>die</strong><br />
Liegestuhl-Reservierungs-Seuche hatte.<br />
Denn <strong>die</strong>se ansteckende Krankheit<br />
konnte da, klingt bisschen verdreht,<br />
Leben retten. Da haben doch tatsächlich<br />
<strong>die</strong> Passagiere sich gegen <strong>die</strong> Piraten<br />
beim Angriff mit Wurfgeschossen in<br />
Form von Liegestühlen gewehrt. Ganz<br />
schön doll... Ob sie <strong>die</strong><br />
Reservierungs-Handtücher vorher<br />
runtergenommen haben, konnte mir<br />
keiner sagen. Jedenfalls hatten sie<br />
Erfolg. Vielleicht sollte jedes Schiff<br />
noch einen Stapel ausrangierte<br />
Liegestühle parat haben. Die werden bei<br />
der Rettungsübung gleich jedem<br />
Passagier zugeteilt. Papp, Handtuch<br />
drauf, Kabine 424. Wer will, nimmt den<br />
Stuhl mit auf Kabine und eröffnet das<br />
Feuer vom Balkon. Oh, oh, da ließen<br />
sich aber noch viele<br />
Deilmann <strong>die</strong> jüngst ad acta gelegten<br />
Themen-Kreuzfahrten für<br />
Flinten-Schützen wieder aufleben ließe?<br />
Da lässt sich das Gewaltpotenzial, egal,<br />
ob vom letzten Krieg übrig geblieben<br />
oder z<strong>um</strong> Moorhuhn-Halali auf<br />
schottischen Hochebenen blasend, doch<br />
mal sinnvoll einsetzen. Im Roten Meer.<br />
Angefeuert von den anderen<br />
Passagieren. Bei der Treue, <strong>die</strong> ich von<br />
Deilmann-Kunden immer wieder höre,<br />
hat man dann den besten<br />
Security-Service überhaupt. Z<strong>um</strong><br />
Beispiel, wenn nach der jüngst<br />
vermeldeten Pleite der<br />
Gerichtsvollzieher an Bord will. Der<br />
kommt ja mit ähnlichen Absichten wie<br />
<strong>die</strong> Piraten. Da werden unsere<br />
Flintenweiber aus dem Alten Fitz dem<br />
aber auf <strong>die</strong> Finger klopfen! Unter uns<br />
gesagt, ich vertrau der Reederei ja noch<br />
Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Was<br />
man alles macht, damit Kreuzfahrern <strong>die</strong><br />
letzten Hemmungen genommen werden.<br />
Beim Buchen ja schon sowieso. Da<br />
gibt’s Vorträge an Bord (hab ich gehört!)<br />
über Erbrecht. Wer das alles mitgekriegt<br />
hat, wie viel Steuern das kostet und so,<br />
der vererbt doch lieber nix. Sondern<br />
verreist eher. Und genau das will <strong>die</strong><br />
Reederei. Die Erben und das Finanzamt<br />
bezahlen zusammen <strong>die</strong> Kreuzfahrt.<br />
Aber jetzt mal was anderes. Z<strong>um</strong><br />
Beispiel bei Costa. Gerade da, wo viele<br />
Amerikaner mitfahren, <strong>die</strong> ja noch ’n<br />
bischn eher z<strong>um</strong> Übergewicht neigen.<br />
Und da haben sie jetzt auf der COSTA<br />
LUMINOSA ein Anschauungs-Objekt<br />
hingelegt. Eine dicke, 900 Kilo schwere<br />
Bronze-Plastik lümmelt sich – nein,<br />
nicht im Liegestuhl, im Foyer! Mit<br />
blankem Po, was durchaus wörtlich zu<br />
nehmen ist, denn so oft, wie der von<br />
neugierigen Männerhänden angefasst<br />
wird, wird er wohl nie irgendwelchen<br />
Grünspan ansetzen. Jedenfalls schließen<br />
<strong>die</strong> Passagiere nach ersten<br />
misstrauischen Blicken sehr schnell<br />
ihren Frieden mit der Dame. Und wollen<br />
ein Foto! Und das ist der Trick. Nicht<br />
nur für <strong>die</strong> Kasse des Bordfotografen.<br />
Denn wer mit 900 Kilo Lebendgewicht<br />
so eine Model-Karriere macht, der<br />
erstickt letzte Hemmungen auf dem Weg<br />
z<strong>um</strong> Buffet...<br />
* * * * *<br />
Also, Ihr werdet’s nicht glauben. Schon<br />
wieder Costa. Ich war vor dem großen<br />
R<strong>um</strong>mel an Bord, vor der Taufe, musste<br />
mich mal mit dem Küchenchef<br />
unterhalten. Über mein’ Fisch und so.<br />
Das war, wie grad <strong>die</strong> ersten Reisen zu<br />
Ende waren – mit Presse und<br />
Reisebüroleuten und Schnick und<br />
Schnack. Ist ja auch wichtig. Aber wär<br />
auch wichtig, dass <strong>die</strong> verstehen, <strong>um</strong> was<br />
es eigentlich geht. Das hat aber nicht<br />
hingehauen. Denn <strong>die</strong><br />
Informations-Show im Theater war auf<br />
Italienisch. Von vorn bis hinten. Aus<br />
aller Welt waren sie angereist. Und<br />
verstanden nur Bahnhof. Oder Hafen?<br />
Weiß ich nicht. Will sagen: Verstanden<br />
nix. Und reisten so schlau wieder ab, wie<br />
sie gekommen waren. Ganz schön stolz<br />
z<strong>um</strong> Auftakt, <strong>die</strong> Herren Italiener, oder?<br />
Ob das so weitergeht?<br />
* * * * *<br />
Zu guter Letzt...<br />
hab ich doch im Radio gehört, dass <strong>die</strong><br />
Ortschaft Meinkot ein Problem hat. Es<br />
werden dauernd <strong>die</strong> Ortsschilder geklaut.<br />
Der Bürgermeister is’ schon am<br />
Verzweifeln, denn so’n Schild kostet<br />
über tausend Euro. So’n Scheiß, denkt<br />
der bestimmt. Aber ich kenn’ einen, der<br />
kann’s brauchen: Richard Vogel. Wenn<br />
ich mal wieder auf MEIN SCHIFF bin,<br />
zähl ich mal <strong>die</strong> öffentlichen Toiletten<br />
durch. Und exakt so oft wird das Schild<br />
geklaut werden. Wette ich. Bis <strong>die</strong> für<br />
jede Klotür eins haben...
Am 23. September ist es so weit. Dann<br />
wird Herbert Frickes neues Buch<br />
„Geständnisse an der Reling" in<br />
maritimem Rahmen in Hamburg<br />
vorgestellt: An Bord der CAP SAN<br />
DIEGO. „Gespräche an der Reling"<br />
ist beim Verlag Delius-Klasing bereits<br />
ein Bestseller.<br />
Noch schwingt der Autor <strong>die</strong> Feder;<br />
<strong>die</strong> letzten Kapitel entstehen gerade.<br />
Wir haben ihm dabei über <strong>die</strong><br />
Schulter geschaut und einen Auszug<br />
zur Vorab-Veröffentlichung<br />
bekommen.<br />
Auf See hatte ich einen großen Saal<br />
voller Passagiere auf ihren nächsten<br />
Landgang vorbereitet. Als Bordlektor<br />
und Reiseleiter. Über <strong>die</strong> Krim<br />
gesprochen und den Krimkrieg, über<br />
Katharina und Potemkin, über Zar<br />
Nikolaus und Stalin. Über <strong>die</strong> Rote<br />
Flotte und Sewastopol. Über Anton<br />
Tschechow und seine „Dame mit dem<br />
Hündchen“. Nach meinem Vortrag<br />
kamen zwei ältere, sehr charmante<br />
Amerikanerinnen zu mir und fragten, ob<br />
ich sie am nächsten Tag begleiten könne<br />
auf ihrem privaten Landausflug. Ich<br />
zögerte, weil ich eigentlich mal wieder<br />
schwimmen gehen wollte, auch wenn es<br />
schon ziemlich kalt sein würde, <strong>hier</strong> im<br />
Oktober an der Schwarzmeerküste.<br />
„Salary no problem“, hörte ich<br />
irgendwann zwischen den Sätzen. „No<br />
salary, La<strong>die</strong>s“, sagte ich und bedauerte<br />
im gleichen Moment meine verpasste<br />
Chance auf eine ganz kleine, aber<br />
gerechte Umverteilung ihres<br />
Dollarvermögens. Aber in solchen<br />
Situationen siegt leider immer wieder<br />
mein kleiner d<strong>um</strong>mer Spießerstolz.<br />
„Yes“, sagte ich, „let´s meet at two p.m.<br />
at the gangway.”<br />
<strong>Sie</strong> wollten gleich ab Gangway eins der<br />
Taxis nehmen, aber ich sagte: „Nope!<br />
May be later, la<strong>die</strong>s.“ So schlenderten<br />
wir ins Herz von Jalta, und ich wunderte<br />
mich, wie gut <strong>die</strong> beiden Damen zu Fuß<br />
waren. Der autofreie Jalta-Kai, <strong>die</strong>se<br />
pompöse Uferstraße, begeisterte sie. Die<br />
Buden, <strong>die</strong> Straßenmusikanten, <strong>die</strong><br />
kleinen Schauspieltruppen. Das<br />
mediterrane Flair der neuen alten<br />
Ukraine nach der Wende. Mit der<br />
Seilbahn fuhren wir auf den<br />
Aussichtshügel Darsan, und ich fragte<br />
sie, ob sie mein Germanen-Englisch<br />
denn verstünden, und sie entgegneten<br />
unisono: „Yes, darling, we understand<br />
your words and even your sophisticated<br />
soul.“ - „Huijujui“, dachte ich.<br />
Und dann steuerten sie auf <strong>die</strong> Kutsche<br />
zu. Ein offener Zweispänner mit vier<br />
Plätzen und hinten zusammengerolltem<br />
Verdeck. Mit dem Kutscher verhandelte<br />
gerade, ich erkannte sie schon von<br />
weitem, unsere Zahlmeisterin Monica.<br />
My ever slipless girlfriend Monica.<br />
Meine Vertraute. Fast alles vertraute sie<br />
mir an aus ihrem dam<strong>als</strong> 25 Jahre jungen<br />
Leben. Auch, dass sie fast nie einen Slip<br />
zu tragen pflege, hatte sie mir anvertraut.<br />
Weil der sich so abzeichne unter den<br />
engen weißen Uniformhose. Und unter<br />
Kleidern und Röcken schon gar nicht,<br />
betonte sie ihre textilsparende Eigenart.<br />
<strong>Sie</strong> war heute nicht in Uniform, so wie<br />
wir sie kannten, sondern trug auf ihrem<br />
Landgang eine weiße Bluse, einen<br />
wunderschönen halblangen<br />
Trachtenrock, bunt bestickt mit<br />
Ornamenten, und ihre roten Stiefel, <strong>die</strong><br />
ihr Horst, der Zweite Ingenieur, neulich<br />
im türkischen Bazar im Hafen von<br />
Samsun gekauft hatte. An ihrer Seite ein<br />
junger, sehr gut aussehender Mann.<br />
Dunkle Haare, Anderthalb-Tage-Bart,<br />
mehr Physikstudent <strong>als</strong> Raupenfahrer,<br />
jedenfalls unübersehbar einheimisch. <strong>Sie</strong><br />
radebrechten deutsch und englisch und
ussisch miteinander.<br />
„Monica, wo hast Du den denn her?“ -<br />
„Ist der nicht süß?“ fragte sie zurück.<br />
„Den hab´ ich da hinten im Gagarin-Park<br />
aufgegabelt. Sag´ bloß, du findest den<br />
nicht auch echt süß?“ - „Ja“, sagte ich,<br />
„total süß der Knabe. Aber was ist mit<br />
der Kutsche? Die wollten wir gern<br />
nehmen.“ - „Wir auch“, sagte Monica,<br />
„aber <strong>die</strong> ist doch groß genug, können<br />
wir doch zusammen hoppa-hoppa<br />
machen?“ Ich übersetzte für <strong>die</strong> La<strong>die</strong>s,<br />
nicht ohne auf den erklecklichen Preis<br />
von 50,-- Euro pro Stunde aufmerksam<br />
zu machen. „Oh darling“, rief Helen, <strong>die</strong><br />
etwas Rundere von beiden, „that´s really<br />
not a problem. Let´s go!“ und drückte<br />
dem Kutscher schon vor Abfahrt einen<br />
Hundertdollarschein in <strong>die</strong> rissige Hand.<br />
Helen setzte sich hinten links in<br />
Fahrtrichtung in <strong>die</strong> Kutsche, ihre<br />
Freundin Dorothee, mit „ti äitsch“, ihr<br />
gegenüber. Ich setzte mich neben Helen,<br />
so dass der junge Krimtartar mir<br />
gegenüber Platz nehmen musste, mit<br />
dem Rücken z<strong>um</strong> Kutscher. Als letzte<br />
stieg Monica ein und setzte sich ganz<br />
unbekümmert auf den fremden Schoß.<br />
Ich konnte sein Gesicht nun nicht mehr<br />
sehen, weil Monica auf ihm thronte, der<br />
edle Trachtenrock drapierte ihre<br />
eigentlich sehr sehenswerten Beine, und<br />
dann klapperten <strong>die</strong> Kaltblüter los.<br />
Am Anfang gab ich mich noch<br />
kulturbeflissen, erklärte <strong>die</strong>s und das und<br />
<strong>die</strong> armenische Kirche <strong>hier</strong>, das<br />
Tschechow-Theater dort und <strong>die</strong><br />
Künstlergalerie da hinten, aber bald<br />
verst<strong>um</strong>mte ich, weil <strong>die</strong> Hufe so laut<br />
dazwischenklapperten, weil ich mein<br />
kulturelles Pulver nicht sinnlos<br />
verschießen wollte, vor allem aber, weil<br />
Monica halb aufgestanden war, ein paar<br />
Sekunden in der Hocke stehen blieb und<br />
dann wieder setzte.<br />
„Are you comfortable?“ fragte Helen<br />
besorgt, und Monica sagte, ein bisschen<br />
außer Atem: „Y..yes, yes, Madam, I feel<br />
fine.“ Dann sah sie mich fragend an, und<br />
ich nickte. Hätte ich den Kopf<br />
geschüttelt, wäre sie abgestiegen. Ihre<br />
Augen waren groß und schön, aber<br />
schon bald auch ziemlich glasig. <strong>Sie</strong><br />
atmete nicht mehr durch <strong>die</strong> Nase,<br />
sondern durch den Mund. Immer<br />
schneller, so wie ein Jogger auf<br />
ansteigender Strecke. Ihr Gesicht leicht<br />
gerötet wie nach dem ersten Saunagang.<br />
Ich sah den feinen Schweißfilm auf ihrer<br />
Stirn. Beugte mich vor und tupfte ihn ab,<br />
mit einem frischen Papiertaschentuch,<br />
weil Monica selbst gerade keine Hand<br />
frei hatte. <strong>Sie</strong> lächelte dankbar und<br />
stützte sich mit beiden Händen auf <strong>die</strong><br />
Schenkel ihres Untermannes. Es sah aus,<br />
<strong>als</strong> wolle sie ihn immer mal kurz<br />
entlasten von ihrem Gewicht. Das andere<br />
besorgte <strong>die</strong> r<strong>um</strong>pelnde Kutsche.<br />
Dann lehnte sich Monica weit zurück<br />
gegen <strong>die</strong> ukrainische Brust und ihren<br />
Kopf ganz weit zurück auf seine<br />
Schulter. „My god“, sagte Dorothee,<br />
„she´s sick perhaps?“ „You mean some<br />
kind of sea-sick, Dorothee?“ fragte ich<br />
<strong>die</strong> Mitreisende einfühlsam. Denn sie<br />
machte sich wirklich Sorgen und fragte,<br />
ob wir anhalten sollten. Nicht, dass<br />
Monica ihr gleich auf ihren new dress<br />
kotzen würde! Auf ihr schönes neues<br />
blassrosa Herbstkostüm. <strong>Sie</strong> sagte<br />
„vomiting“, aber meinte Kotzen.<br />
Vielleicht würde ja auch dem Herrn <strong>die</strong><br />
Last auf <strong>die</strong> Dauer zu schwer?<br />
„Russen sind viel belastbarer <strong>als</strong> Ihr<br />
Amerikaner“, sagte ich deutsch, weil sie<br />
mich sowieso nicht verstanden hätte. Der<br />
ukrainische Russe hinter Monicas<br />
Rücken, lag der etwa schon im Sterben?<br />
Findet viele seiner Geschichten bei Unterhaltungen an der Reling:<br />
Autor Herbert Fricke<br />
Er hatte <strong>die</strong> Augen geschlossen und<br />
röchelte: „Aah“, und Dorothee deutete<br />
<strong>die</strong>s <strong>als</strong> Schmerz, den er unter der Last<br />
auf seinem Schoß zu leiden hätte. „Don´t<br />
worry, Madam!“ beruhigte ich sie. Es<br />
passte gut, dass jetzt Monica ein ka<strong>um</strong><br />
unterdrücktes „Aah“ in <strong>die</strong> Kutsche<br />
stöhnte. „Should we call a doctor?“ „No<br />
Madam“, sagte ich und machte Dorothee<br />
<strong>um</strong>gehend auf <strong>die</strong> schöne Newski-Kirche<br />
aufmerksam, und der Kutscher drehte<br />
sich <strong>um</strong> zu uns und fragte russisch von<br />
seinem Bock herunter, wohin er denn<br />
nun fahren solle. Der krimmige Russe<br />
unter Monica sagte etwas auf Russisch<br />
z<strong>um</strong> Kutscher. Ich vermute, es hieß<br />
„Scheißegal, fahr weiter!“<br />
Er fuhr weiter. Er nahm den Weg nach<br />
Liwadija. Z<strong>um</strong> Weißen Palast des letzten<br />
Zaren. Z<strong>um</strong> Refugi<strong>um</strong> <strong>die</strong>ses letzten<br />
Romanov, der <strong>als</strong> Alexander der Zweite<br />
den Bolschewisten unter Lenin<br />
weichen musste. Monica ging das Ende<br />
der Dynastie der Romanows jetzt total<br />
am Arsch vorbei. Denn den bekam sie<br />
nicht mehr hoch. Was sie angefangen<br />
hatte, ließ sich offenbar nicht so leicht<br />
beenden. Je näher der Weiße Palast<br />
rückte, desto schwärzer sah sie ihre<br />
Lage. <strong>Sie</strong> schaute mich hilfesuchend an<br />
und zuckte mit den Schultern. <strong>Sie</strong> war<br />
aufgespießt und kam nicht ´runter. Vom<br />
Stehrohr ihres U-Bootkommandanten. Es<br />
schien, <strong>als</strong> habe ihr Krimtartar jetzt echte<br />
Schmerzen. Er stöhnte anders <strong>als</strong> vorhin.<br />
Sein (russ.= pupsy) war eingeklemmt.<br />
Ein Orgasmus zu wenig, ein Schlagloch<br />
zu viel?<br />
Dann <strong>die</strong> Vorfahrt am Palast. Die beiden<br />
Damen stiegen aus, klopften sich den<br />
Staub von den Klamotten und riefen:<br />
„Herby, come on. Mr. Churchill and Mr.<br />
Roosevelt are waiting for you.” - „I just<br />
wait for Mister Stalin and his<br />
red-fleet-submarin”, rief ich ihnen ein
unangebrachtes Scherzchen zu. „Lass<br />
mich jetzt nicht im Stich”, flehte mich<br />
Monica leise an. „Please go on, I´ll come<br />
very soon, la<strong>die</strong>s!“ rief ich den<br />
Amerikanerinnen zu. Und zu Monica:<br />
„Mach´ <strong>die</strong> Augen zu und bleib´ ganz<br />
ruhig!” Ihrem Untermann gab ich mit der<br />
flachen Hand nach unten das Zeichen,<br />
Ruhe zu bewahren. Dann kramte ich,<br />
ohne dass <strong>die</strong> beiden es sehen konnten,<br />
eine Sicherheitsnadel hervor. Reiner<br />
Zufall, dass ich mir damit eine gerissene<br />
Gürtelschlaufe befestigt hatte.<br />
Ich schob Monicas pittoresken<br />
Trachtenrock zur Seite. Legte ihre<br />
makellosen Beine frei. „Versuch mal,<br />
aufzustehen!“. <strong>Sie</strong> versuchte es und<br />
schrie leise auf. Ihr leidender<br />
Spießgeselle stöhnte russisch. Es schien<br />
tatsächlich nicht zu gehen. <strong>Sie</strong> biss <strong>die</strong><br />
Lippen aufeinander und begann zu<br />
weinen. Ein bisschen Schmerz, ein<br />
bisschen Scham und ganz viel Es-nichtfassen-können.<br />
Ich zeigte hinüber zur<br />
anderen Seite und sagte: „Schau mal,<br />
was <strong>die</strong> da machen!“ <strong>Sie</strong> drehte den<br />
Kopf zur Seite. Im gleichen Moment<br />
rammte ich ihr <strong>die</strong> Nadel in <strong>die</strong> Pobacke,<br />
blitzschnell und mit voller Wucht riss sie<br />
gleichzeitig mit dem anderen Arm nach<br />
oben. Es machte leise „plopp“, beide<br />
schrien auf, aber waren auseinander.<br />
Getrennt für immer, denn der junge<br />
Mann verpackte sich schnell, sprang aus<br />
der Kutsche und war verschwunden. Er<br />
machte <strong>die</strong> Düse, wie man so sagt. Erst<br />
Drüsenjäger, dann Düsenjäger, dachte<br />
ich. Monica stieg mit mir aus, ta<strong>um</strong>elte<br />
ein bisschen und weinte in meinen Arm.<br />
Nach ein paar Minuten fragte sie mich:<br />
„Mensch Du, was war denn das? Hab´<br />
ich ja noch nie erlebt. So´n Scheiß.<br />
Mensch, was war das?“<br />
„Scheidenkrampf“, sagte ich. „kommt<br />
vor.“ Wir gingen aus der<br />
Menschenmasse vor dem Eingang des<br />
Palastes ein bisschen abseits in den Park.<br />
„Beruhige Dich. Leg´ Dich da hinten auf<br />
<strong>die</strong> Bank. Ruh´ Dich aus. Ich zeig´ den<br />
Amis den Saal der Jalta-Konferenz. In<br />
zwanzig Minuten bin ich wieder da.“<br />
Gab dem Kutscher noch mal 50 Euro,<br />
ging in den Palast, traf <strong>die</strong> bei-<br />
Blick voraus beim Relinggespräch<br />
den, und später fuhren wir zu viert mit<br />
dem Taxi zurück z<strong>um</strong> Schiff. Während<br />
der ganzen Fahrt presste Monica beide<br />
Hände zwischen ihre Beine.<br />
Soweit <strong>die</strong> Retrospektive „Letztes Jahr<br />
in Jalta“, der Film über Monicas private<br />
Oktoberrevolution. Nach dem vaginalen<br />
Zwischenphall brachte uns mein Freund<br />
Vladimir zurück z<strong>um</strong> Hafen...<br />
ca. 160 Seiten, Format 12 x 18 cm<br />
gebunden mit Schutz<strong>um</strong>schlag<br />
Erscheinungstermin: 24.08.2009<br />
ISBN-Nr. 978-3-7688-2632-7<br />
EUR: 12,90; sFr: 23,50<br />
Hier geht's direkt z<strong>um</strong> Buch:<br />
Delius-Klasing-Verlag
Der professionelle Fotograf mit einem<br />
entsprechenden Budget in der Tasche<br />
wird immer mit viel Zeit zu seinem Ziel<br />
reisen, sich dort erst einmal <strong>um</strong>sehen<br />
und einleben und dann so lange bleiben,<br />
bis er alle gewünschten Aufnahmen hat.<br />
Der Fotoamateur – und das werden <strong>die</strong><br />
meisten Leser sein – wird an einer<br />
organisierten Reise mit festem<br />
Programm teilnehmen oder z<strong>um</strong>indest<br />
viel weniger Zeit für einen Ort haben,<br />
denn in den kostbaren, immer zu kurzen<br />
Urlaubswochen möchte er möglichst viel<br />
sehen, erleben und fotografieren.<br />
Also gilt es, unterwegs systematisch und<br />
rationell zu „arbeiten“, <strong>um</strong> in kürzester<br />
Zeit eine möglichst optimale<br />
Fotoausbeute zu erzielen. Dazu will ich<br />
an Hand von konkreten Beispielen<br />
Anregungen geben, <strong>die</strong> weltweit in fast<br />
jede Stadt und an fast jeden Ort<br />
übertragbar sind. Ich sage „fast“, denn<br />
sozialistische Länder und Diktaturen<br />
sind <strong>hier</strong> <strong>die</strong> Ausnahme.<br />
Ich habe <strong>die</strong> Erfahrung gemacht, dass<br />
Fragen nach den besten<br />
Foto-Standpunkten und –zeiten an<br />
Parkaufseher, Taxifahrer,<br />
Hotel-Rezeptionen und sogar an örtliche<br />
Reiseführer wenig sinnvoll sind und<br />
unbefriedigend beantwortet werden. Die<br />
genannten Ansprechpartner kennen zwar<br />
ihr Land und ihre Stadt, aber sie sind<br />
keine Fotografen und kennen weder<br />
<strong>die</strong> Spielregeln von Licht, Farbe und<br />
Stimmung noch <strong>die</strong> Notwendigkeit eines<br />
guten Vordergrundes oder einer idealen<br />
Übersicht.<br />
So landete ich eines Tages bei<br />
strahlendem Wetter auf dem Flugplatz<br />
von Buenos Aires und fragte eine<br />
professionelle Stadtführerin vom<br />
staatlichen Fremdenverkehrsamt nach<br />
den besten Lichtverhältnissen in La<br />
Boca. Das ist ein kleiner Teil der<br />
Altstadt in der Hafengegend, den der<br />
Maler Benito Quinquela Martin so bunt<br />
gestaltet hat, dass es für einen<br />
Farbfotografen ka<strong>um</strong> noch eine<br />
Steigerung geben kann. Meine<br />
Stadtführerin lachte mich an, überlegte<br />
und sagte schließlich, dass sie zwar fast<br />
täglich Touristengruppen nach La Boca<br />
begleite, dass sie aber beim besten<br />
Willen nicht wisse, wann dort warmes<br />
Morgen- oder Abendlicht <strong>die</strong> ganz<br />
besonders fotogene Straße Caminito<br />
durchflute. Nach unserem gemeinsamen<br />
Besuch wusste sie es; zwei Stunden vor<br />
Sonnenuntergang ist in La Boca <strong>die</strong><br />
ideale Zeit für Fotografen.<br />
Am weltberühmten Bryce Canyon in<br />
Utah wird der Besucher auf <strong>die</strong> Frage<br />
nach dem schönsten<br />
Sonnenaufgangs-Punkt den so genannten<br />
Sunrise-Point genannt bekommen. Von<br />
ihm sieht man zwar sehr schön <strong>die</strong><br />
Sonne aufgehen, aber der gewünschte<br />
Blick in den tra<strong>um</strong>haft roten Canyon ist<br />
vom Sunrise-Point uninteressant! Da<br />
kann man getrost <strong>die</strong> Kamera in der<br />
Tasche lassen.<br />
Nach solchen in aller Welt gesammelten<br />
Erfahrungen bin ich zu dem Schluss<br />
gekommen, dass ein Fotograf vor Ort<br />
schnell und systematisch selber<br />
recherc<strong>hier</strong>en muss. Ist das<br />
Besuchsprogramm vom Reiseleiter<br />
genau und unflexibel festgelegt, sollte<br />
sich der ernsthafte Fotograf von Fall zu<br />
Fall sogar von <strong>die</strong>sem Programm und<br />
damit von der Gruppe trennen und auf<br />
eigene Faust seine Motive suchen. Das<br />
ist verhältnismäßig einfach, wenn man<br />
sich vor Ort bereits auskennt und weiß,<br />
was man wo zu welcher Zeit<br />
fotografieren möchte. Möglich und<br />
besonders reizvoll ist <strong>die</strong> Sache aber<br />
auch an Orten, denen der Fremde z<strong>um</strong><br />
ersten Mal begegnet.<br />
Nehmen wir <strong>als</strong> Beispiel San Francisco.<br />
Ich landete mit einer Fotogruppe, <strong>die</strong> ich<br />
dort zu betreuen hatte. San Francisco ist<br />
vielleicht <strong>die</strong> fotogenste Großstadt der<br />
USA. Ich war noch nie vorher dort<br />
gewesen.<br />
Jeder Reisende wird sich vor der<br />
Ankunft wenigstens grob mit seinem
Reiseziel beschäftigen. Das<br />
Hauptinteresse wird allerdings nach<br />
meiner Erfahrung immer erst während<br />
eines Aufenthaltes geweckt. Deshalb<br />
liest und stu<strong>die</strong>rt man während und vor<br />
allem nach einer Tour deren Thematik<br />
viel intensiver <strong>als</strong> vorher. Das scheint<br />
mir auch kein Fehler zu sein, denn nach<br />
einer Reise liest man mit ganz anderen<br />
Augen und sieht Zusammenhänge –<br />
politischer, historischer, geologischer<br />
oder gesellschaftlicher Art – viel<br />
logischer und anschaulicher.<br />
Als Fotograf sollte man für seine<br />
Aufgabe – in <strong>die</strong>sem Fall eine<br />
Bilddok<strong>um</strong>entation über <strong>die</strong> Stadt San<br />
Francisco – Prioritäten setzen. Für <strong>die</strong>se<br />
Stadt sind das für mich: <strong>die</strong> berühmte,<br />
typisch amerikanische Skyline, <strong>die</strong><br />
angeblich schönste Brücke der Welt –<br />
<strong>die</strong> Golden Gate Bridge –, <strong>die</strong><br />
wellenartig steigenden und fallenden<br />
Straßen in Downtown, das größte<br />
Chinesenviertel außerhalb Chinas, <strong>die</strong><br />
bunte Boots- und Hafenatmosphäre von<br />
Fisherman’s Wharf und natürlich das<br />
Leben und Treiben der international<br />
vermischten Bevölkerung. Diese<br />
genannten Punkte, mosaikartig<br />
zusammengesetzt, ergeben ein fast<br />
abgerundetes Bild der kalifornischen<br />
Metropole.<br />
Soviel zur Vorbereitung. Jetzt aber zur<br />
Praxis, denn das Flugzeug ist gelandet.<br />
Wichtig erscheint mir zunächst <strong>die</strong><br />
genaue Standortbestimmung; anhand<br />
eines Stadtplans überprüfe ich <strong>die</strong> Lage<br />
zur Himmelsrichtung meiner wichtigsten<br />
Motive. Vorsicht, nicht alle Stadtpläne<br />
zeigen oben nach Norden und unten nach<br />
Süden! Jeder Fotograf weiß, dass nur<br />
Morgenlicht und Abendlicht zu besten<br />
Bildergebnissen verhelfen. Die Golden<br />
Gate Bridge liegt im Nordosten von San<br />
Francisco, das Stadtzentr<strong>um</strong> einige<br />
Meilen südwärts von ihr. So erkenne ich<br />
bei <strong>die</strong>sem Planspiel, dass ein gutes Bild<br />
mit der Brücke im Vordergrund und der<br />
Stadt dahinter nur am späten Nachmittag<br />
von einem Punkt nordwestlich der<br />
Brücke möglich ist.<br />
Noch am Abend, ungeachtet der<br />
Beleuchtung, fahre ich zur Brücke und<br />
finde „meinen“ Standpunkt für den<br />
nächsten Tag. Die Skyline der Stadt ist<br />
von der Brücke aus etwa vier Meilen<br />
entfernt (auch das sagt mir der<br />
Stadtplan), kann <strong>als</strong>o nur Hintergrund<br />
und nicht Hauptmotiv sein.<br />
Nicht auf dem Stadtplan, sondern durch<br />
Umschauen vor Ort erkenne ich, dass<br />
sich <strong>die</strong> Hauptskyline von San Francisco<br />
im östlichen Stadtteil kurz vor den<br />
Docks in Nordsüdrichtung hinzieht. Die<br />
Geary Street und ihre Parallelstraßen<br />
führen genau auf <strong>die</strong>se Skyline zu. Kurz<br />
vor Sonnenuntergang leuchten <strong>die</strong><br />
Hochhäuser <strong>die</strong>ser Skyline am schönsten<br />
und farbigsten. Also halte ich nach<br />
einem Fotostandpunkt Ausschau. Ideal<br />
ist <strong>die</strong> Bar im 32. Stockwerk des<br />
St.-Francis-Hotels direkt neben dem<br />
Union Square. Der Stadtplan verrät mir<br />
weiter, dass ich <strong>die</strong> Skyline bei<br />
Sonnenaufgang im Auflicht oder <strong>als</strong><br />
Silhouette gegen einen roten<br />
Abendhimmel und <strong>die</strong> untergehende<br />
Sonne von Osten her fotografieren kann.<br />
Der ideale Standpunkt müsste <strong>die</strong> Insel<br />
Yerba Buena sein, zu der <strong>die</strong> Bay Bridge<br />
führt. Eine rasche Fahrt dorthin bestätigt<br />
meine Vermutung. Meine restlichen<br />
Motive – Chinatown, Stadtleben,<br />
Menschen in Parks und Straßen –<br />
vertragen auch Mittagslicht. So kann ich<br />
nach <strong>die</strong>ser ersten Standortbestimmung<br />
meinen Fotoplan aufstellen:<br />
1. Tag: Früh am Morgen Skyline von<br />
San Francisco von Yerba Buena Island<br />
aus. Danach China Town mit Details<br />
(chinesische Straßenschilder,<br />
Restaurants, pagodenartige Dächer<br />
usw.).<br />
In anderen Weltstädten mit<br />
Wolkenkratzern und Hochhäusern muss<br />
man seine Kamera aus den engen und<br />
tief liegenden Straßenschluchten oft so<br />
in <strong>die</strong> Höhe heben, dass senkrechte<br />
Nur das frühe Aufstehen sicherte das<br />
Las-Vegas-Motiv ohne Wasserspiele - und<br />
damit <strong>die</strong> Spiegelung
Hauskanten im Sucher ka<strong>um</strong> mehr<br />
möglich sind. In San Francisco ist das<br />
anders. Die Straßen führen in<br />
großartigen Wellenbewegungen bergauf<br />
und bergab, so dass ich mir in der<br />
Innenstadt fast überall den idealen<br />
Standpunkt suchen kann, <strong>um</strong> stürzende<br />
Linien zu vermeiden.<br />
Nach einem Stadtb<strong>um</strong>mel geht es zur<br />
Brücke. Meine Vermutung war richtig.<br />
Am Nachmittag leuchtet sie herrlich<br />
rostrot in der wilden Berglandschaft, und<br />
San Francisco zeigt sich eindrucksvoll<br />
<strong>als</strong> Hintergrund.<br />
2. Tag: In der Frühe wieder zur Brücke,<br />
denn <strong>die</strong> Morgennebel an der Golden<br />
Gate Bridge sind bekannt und ergeben<br />
für den Fotografen besonders reizvolle<br />
Effekte. Oft schauen nur <strong>die</strong> roten<br />
Brückenpfeiler aus dem Nebel in den<br />
azurblauen Himmel; weiß-rot-blau!<br />
Morgenstimmungen sind von beiden<br />
Seiten der Brücke lohnend, im Auflicht<br />
wie im Gegenlicht.<br />
Mittags stehen wieder Innenstadt-Motive<br />
auf dem Programm, und am späten<br />
Nachmittag geht es per Lift hinauf z<strong>um</strong><br />
32. Stock in <strong>die</strong> Bar des<br />
St.-Francis-Hotels. Atemberaubend und<br />
z<strong>um</strong> Greifen nahe liegt <strong>die</strong> Skyline vor<br />
mir. Die späten Sonnenstrahlen sorgen<br />
für warme, angenehme Farben. Dann<br />
geht es wieder runter von dem<br />
Wolkenkratzer und weiter über <strong>die</strong> Bay<br />
Bridge zur Insel. Der ideale<br />
Fotostandpunkt liegt links von der<br />
Brücke, <strong>als</strong>o im Nordwesten von Yerba<br />
Buena Island, direkt im kleinen<br />
Yachthafen.<br />
Nach einem solchen Schema lassen sich<br />
überall in der Welt Städte und Orte<br />
fotografisch ideal erfassen. Natürlich<br />
kann <strong>die</strong> Bildausbeute <strong>die</strong>ser beiden<br />
Tage nicht für einen Bildband über San<br />
Die Stadt Sanaa braucht das warme Morgen- oder Abendlicht<br />
Francisco ausreichen, aber für einen<br />
zweitägigen Aufenthalt stellt sie ein<br />
Maxim<strong>um</strong> an Machbarem dar.<br />
Blättert der fotohungrige Reisende<br />
allerdings so ein faszinierend<br />
fotografiertes Buch wie „New York“ von<br />
Thomas Höpker durch, dann wird er<br />
rasch erkennen, dass so etwas nicht auf<br />
der Durchreise zu machen ist. Man tröste<br />
sich, Thomas Höpker hat viele Jahre in<br />
New York gelebt und ist einer der besten<br />
Fotografen schlechthin.<br />
Die Vorteile meines Arbeitsschemas in<br />
San Francisco gegenüber einer geführten<br />
Tour liegen auf der Hand; ich habe mit<br />
Sicherheit nicht alle Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt abgehakt, aber dafür <strong>die</strong><br />
wesentlichen und typischen Motive<br />
jeweils zur besten Zeit und im besten<br />
Licht fotografiert. Das bedeutet weniger<br />
Bilder in höherer Qualität – und genau<br />
das erscheint mir bei der Reisefotografie<br />
wichtig!<br />
Neben Stadtplan und Ortsbestimmung<br />
gibt es ein weiteres sehr wichtiges und<br />
effektives Fotohilfsmittel für <strong>die</strong> fremde<br />
Stadt. San Francisco und ganz speziell<br />
<strong>die</strong> Brücke wurden von vielen<br />
berühmten Fotografen aufgenommen,<br />
<strong>die</strong> alle länger <strong>als</strong> zwei Tage zur<br />
Verfügung hatten. <strong>Sie</strong> haben ihre<br />
Standpunkte sehr genau ausgesucht und<br />
<strong>die</strong> Tageszeiten abgestimmt. Nach<br />
solchen Fotos suche ich vor der Reise<br />
(oder unterwegs in Buchgeschäften) in<br />
Bildbänden, Kalendern, auf Plakaten der<br />
Fluggesellschaften und in anderen<br />
Drucksachen. Weniger auf Postkarten,<br />
denn <strong>die</strong> zeigen leider nur selten <strong>die</strong><br />
wirklich besten Ansichten. War<strong>um</strong> soll<br />
der leider so eilige Amateur nicht vom<br />
Profi ein wenig abschauen?<br />
Ich glaube, Fotoamateure profitieren viel<br />
zu wenig von professionellen, guten<br />
Fotografen. Ihre Bildbände und Arbeiten<br />
sind <strong>die</strong> besten Lehrmeister!<br />
Ich möchte damit nicht sagen, dass der<br />
Fotoamateur Fotos von Profis einfach<br />
kopieren soll. Das ist auch ka<strong>um</strong><br />
möglich. So kann es geschehen, dass<br />
man den Standpunkt für das Brückenbild<br />
sehr rasch findet, <strong>die</strong> Brücke selbst aber<br />
zwei Wochen lang hartnäckig im Nebel<br />
von Golden Gate bleibt. Aber <strong>die</strong><br />
Erfahrungen aus den Schilderungen kann<br />
der Leser auf jede andere Stadt, auf<br />
jeden Ort und in jede noch so fremde<br />
Landschaft übertragen.<br />
"Hohe Schule der Reisefotografie" von<br />
Helfried Weyer erschien in den 80er<br />
Jahren und ist heute so aktuell wie<br />
dam<strong>als</strong>.<br />
<strong>Sie</strong> finden das Buch noch in<br />
Antiquariaten wie Abebooks oder<br />
Amazon.<br />
Alle Fotorechte <strong>die</strong>ses Artikels bei Helfried<br />
Weyer.<br />
Wir bedanken uns für <strong>die</strong> Genehmigung, einen<br />
aktualisierten Auszug des Buches<br />
wiederzugeben.
Die GALAXY wird in Bremerhaven gesichtet<br />
Ende März sind nur ein paar vereinzelte<br />
„Zaungäste“ an der Bremerhavener<br />
Nordschleuse, es ist kalt, windig und es<br />
regnet ständig. An <strong>die</strong>sem Morgen trifft<br />
das neue Kreuzfahrtschiff von TUI<br />
Cruises noch unter dem alten Namen<br />
GALAXY in Bremerhaven z<strong>um</strong><br />
38-tägigen, rund 50 Millionen Euro<br />
teuren Groß<strong>um</strong>bau bei der Lloyd-Werft<br />
GmbH ein. Erst Mitte März hatte TUI<br />
Cruises das Schiff von Celebrity Cruises<br />
in San Juan übernommen und mit rund<br />
200 Mitarbeitern der Lloyd-Werft auf<br />
direktem Wege an <strong>die</strong> Unterweser<br />
geschickt, <strong>um</strong> das 1996 auf der<br />
Papenburger Meyer Werft <strong>als</strong> GALAXY<br />
erbaute Schiff auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der<br />
künftigen deutschsprachigen Passagiere<br />
von TUI Cruises anzupassen.<br />
Die GALAXY wurde 1996 bei der Meyer<br />
Werft in Papenburg gebaut<br />
Während der Überführungsfahrt quer<br />
über den Atlantik nach Bremerhaven<br />
wurde von den Handwerkern all das<br />
entfernt, was auf dem zeitlichen engen<br />
Umbauplan stand. So wurden in den 200<br />
Außenkabinen, <strong>die</strong> zukünftig statt einem<br />
Fenster einen Balkon haben sollen, <strong>die</strong><br />
Wandverkleidungen so weit entfernt,<br />
dass gleich nach der Ankunft für den<br />
Einbau der Balkontür <strong>die</strong> Außenwand<br />
aufgeschnitten werden kann. Nur einer<br />
von unzähligen Arbeitsschritten auf der<br />
zukünftigen MEIN SCHIFF. Die Zeit ist<br />
knapp, denn am 15. Mai wird Ina Müller<br />
das erste Kreuzfahrtschiff von TUI<br />
Cruises, einem Joint Venture der TUI<br />
AG und RCCL, in Hamburg taufen. TUI<br />
Cruises hatte das Schiff für einen nicht<br />
genannten Preis von Celebrity Cruises<br />
übernommen.<br />
Insgesamt haben sich fünf internationale<br />
Werften <strong>um</strong> den Umbauauftrag<br />
beworben, darunter auch <strong>die</strong> Werft<br />
Blohm + Voss in Hamburg. Die<br />
Entscheidung für <strong>die</strong> Lloyd-Werft fiel<br />
nach Angaben von TUI Cruises nicht nur<br />
aufgrund des Vertrauens in <strong>die</strong><br />
Umsetzung der baulichen<br />
Aus alt... ... mach neu<br />
Anforderungen in der vorgegebenen<br />
knappen Zeitspanne, in <strong>die</strong> Flexibilität<br />
und <strong>die</strong> Erfahrung des Unternehmens,<br />
sondern schlussendlich auch aufgrund<br />
des Preises, wie Richard J. Vogel im<br />
Rahmen der Auftragsvergabe erläuterte.<br />
Die Lloyd-Werft hat in der<br />
Vergangenheit immer wieder bei spekta-
kulären Umbauten und Schiffs-<br />
Verlängerungen ihre Leistungsfähigkeit<br />
unter Beweis gestellt. Damit der Umbau<br />
reibungslos und vor allem termingerecht<br />
ausgeführt werden konnte, setzte sich<br />
schon im Winter ein Projektteam von der<br />
Lloyd-Werft mit dem Newbuild Team<br />
der Royal Caribbean Cruise Line und<br />
den beteiligten Partnerfirmen zusammen.<br />
Unter der Projektleitung von Sven May,<br />
Schiffbauingenieur der Lloyd-Werft,<br />
wurden alle Arbeitsschritte genau<br />
festgelegt. Doch meist ändert sich immer<br />
noch das eine oder andere Detail<br />
während des laufenden Umbaus, das sind<br />
<strong>die</strong> Arbeiter der Lloyd-Werft schon<br />
gewöhnt. „Wir arbeiten in zwei<br />
Schichten“, sagt Sven May. Zeit und<br />
Koordination seien natürlich eine große<br />
Herausforderung. „Aber wir werden<br />
pünktlich fertig sein“, verspricht er<br />
Die MEIN SCHIFF im Trockendock II der Bremerhavener Lloyd-Werft<br />
ganz selbstbewusst schon nach der<br />
Hälfte der Umbauzeit.<br />
Kurze Zeit nach der Ankunft der<br />
GALAXY im Trockendock II der Werft<br />
machen sich <strong>die</strong> ersten Schiffbauer an<br />
<strong>die</strong> Arbeit und brennen für <strong>die</strong><br />
Verstrebungen der neuen Balkone<br />
Löcher in <strong>die</strong> Außenhaut. Eine lettische<br />
Firma ist mit der Arbeit beauftragt<br />
worden, zwischen Deck 8 und 10 nicht<br />
nur 200 neue, knapp vier Quadratmeter<br />
große Balkone an <strong>die</strong> Kabinen zu beiden<br />
Seiten anzubauen, sondern auch noch<br />
202 bereits bestehende Balkone zu<br />
verlängern und in Veranden<br />
<strong>um</strong>zuwandeln. Nach Abschluss der<br />
Werftarbeiten verfügt das Schiff über<br />
insgesamt 962 Kabinen; davon ist knapp<br />
<strong>die</strong> Hälfte mit einer Veranda oder einem<br />
Balkon ausgestattet. Durch den Anbau<br />
der zusätzlichen Balkone vergrößert sich<br />
aber auch das Gewicht des Schiffes.<br />
Daher muss ein Gewichtausgleich am<br />
Heck geschaffen werden. Ein ca. 380<br />
Tonnen schwerer so genannter<br />
„Ducktail“ oder auch „Entenbürzel“ wird<br />
am Schiff angebracht, vergrößert<br />
dadurch <strong>die</strong> Verdrängungsfläche und<br />
schafft mehr Auftrieb. Auch müssen auf<br />
den vorderen Außenkabinen auf Deck 5<br />
und 6 aufgrund neuester<br />
Sicherheitsbestimmungen andere<br />
Außenscheiben eingesetzt werden.<br />
Damit der Kapitän aber auch zukünftig<br />
von seinem Arbeitsplatz auf Deck 10 bei<br />
den Anlegemanövern an den neu<br />
angesetzten Balkonen vorbeischauen<br />
kann, muss zu beiden Seiten auch <strong>die</strong><br />
Brückennock <strong>um</strong> rund 2 Meter<br />
verbreitert werden.<br />
T-Shirts für <strong>die</strong> Mannschaft Vorbereitung für den Balkon-Anbau Richard Vogel und "sein Schiff"
Insgesamt 32.666 Liter Außenfarbe und<br />
2.152 Quadratmeter Spezialfolie für <strong>die</strong><br />
Schriftzüge wurden im Laufe des<br />
Umbaus für das einzigartige<br />
Außendesign der MEIN SCHIFF<br />
benötigt und in tagelanger Arbeit am<br />
Schiffsr<strong>um</strong>pf angebracht.<br />
Mehr <strong>als</strong> 40.500 Quadratmeter<br />
Teppichboden wurden verlegt und 5.000<br />
Möbelstücke neu an Bord gebracht. Alle<br />
Kabinen wurden durch neue Deko-<br />
Elemente und moderne Technik wie<br />
beispielsweise Flatscreens aufgewertet<br />
und an den zeitgemäßen Anspruch der<br />
Gäste angepasst. Zusätzlich wurde jede<br />
Kabine mit einer<br />
Nespresso-Kaffeemaschine für den<br />
privaten Start in<br />
den Morgen ausgestattet. Weiterhin<br />
stehen Gratis-Wasserstationen auf allen<br />
Kabinendecks neben den Fahrstühlen zur<br />
Verfügung. Und auch in den Nasszellen<br />
wurde Hand angelegt; so wurden neue<br />
Sanitäreinrichtungen eingebaut und der<br />
bisherige Dusch-Vorhang gegen gläserne<br />
orange-farbene Duschwände<br />
ausgetauscht.<br />
Bis zu 2.000 Handwerker aus ganz<br />
Europa arbeiteten zeitweise gleichzeitig<br />
am Umbau der MEIN SCHIFF. Und<br />
auch ein Großteil der aus 720 Personen<br />
bestehenden Crew unterstützt tatkräftig<br />
mit Reinigungsarbeiten oder auch<br />
Brandwachen während der<br />
Schweißarbeiten <strong>die</strong> Umbauten auf der<br />
Stimmungsvoller Dock-Eindruck Neue, breitere Brückennock<br />
So wird das fertige Schiff aussehen - 38 Tage nach Umbaubeginn<br />
Werft. Damit auch alle Mitarbeiter<br />
wissen, wie viel Zeit sie noch bis zur<br />
Ablieferung haben, wurde über der<br />
Gangway der Tageszähler aufgehängt –<br />
mit den aktuellen Tageszahlen „Days to<br />
go“.<br />
Für einen Großteil der Neugestaltung der<br />
Innenrä<strong>um</strong>e zeichnet der Hamburger<br />
Innenarchitekt Ralf Claussen<br />
verantwortlich, der während des Umbaus<br />
in einer der Kabinen Quartier bezogen<br />
hat. Z<strong>um</strong> Beispiel für <strong>die</strong> „Blaue Welt<br />
Bar“, <strong>die</strong> sich im hinteren Bereich des<br />
Schiffes auf drei Decks verteilt, oder<br />
auch <strong>die</strong> weiße TUI-Bar, <strong>die</strong> alle 15<br />
Minuten in neue Lichttöne getaucht<br />
wird. Auch <strong>die</strong> Konzeption des<br />
1700 Quadratmeter großen<br />
Spa-Bereiches ist eine Idee von<br />
Claussen. Dieser wurde komplett neu auf<br />
Deck 11 errichtet, einem Ort, den es <strong>hier</strong><br />
vorher gar nicht gegeben hat. Die nach<br />
Angaben von TUI Cruises größte<br />
finnische Sauna auf See bietet<br />
gleichzeitig bis zu 54 Personen Platz<br />
z<strong>um</strong> Schwitzen. Die Blaue Welt Bar ist<br />
sicherlich eines der<br />
innenarchitektonischen Highlights auf<br />
dem Schiff. <strong>Sie</strong> erstreckt sich über drei<br />
Decks. Hier finden <strong>die</strong> Gäste unter<br />
anderem auch <strong>die</strong> Sushi Bar. Auf einer<br />
Flatscreen-Wand können <strong>die</strong> sie <strong>die</strong><br />
farbige Unterwasserwelt erleben und<br />
vielleicht den einen oder anderen Fisch<br />
entdecken, der gerade <strong>die</strong> Grundlage für<br />
<strong>die</strong> Portion Sushi auf dem Teller bietet.<br />
Weiterhin wurde das Menürestaurant<br />
„Atlantik“ <strong>um</strong>gestaltet; es bekam neue<br />
Teppiche, Stühle und moderne<br />
Skulpturen.<br />
Das Fisch-Restaurant „Gosch“ und <strong>die</strong><br />
loungeartige Bar „Tapas y Mas“ teilen<br />
sich mit dem Italia-Bistro eine große<br />
Freiluftterrasse am Heck des Schiffes.<br />
Dort war vorher der überdachte Pool<br />
untergebracht. Das ausfahrbare Dach
wurde während des Umbaus nicht<br />
entfernt und lässt sich noch heute bei<br />
gutem Wetter öffnen. Zusammen mit der<br />
Tapas y Mas Bar und der<br />
Sundowner/Aussichtsbar stehen den<br />
Gästen nun rund 300 Sitzplätze für <strong>die</strong><br />
Restauration im Außenbereich zur<br />
Verfügung. Dazu wurde der Decksboden<br />
erneuert. Im rund 2.200 Quadratmeter<br />
großen Poolbereich wurde der bisherige<br />
Holzboden gegen einen modernen<br />
Kunststoffboden im Teak-Look<br />
ausgetauscht.<br />
Auch in <strong>die</strong> Technik des Schiffes wurde<br />
investiert: So wurden <strong>die</strong><br />
Maschinen-Anlage, <strong>die</strong> Wellenanlage<br />
und <strong>die</strong> Bugstrahlruder überholt.<br />
Weiterhin ver-<br />
Neue Teakdecks für <strong>die</strong> MEIN SCHIFF<br />
schwand am Schornstein auch noch das<br />
bisherige Reedereilogo von Celebrity<br />
Cruises, das große „X“. Es wurde durch<br />
ein rund vier Tonnen schweres, rotes<br />
TUI-Logo zu beiden Seiten<br />
ausgetauscht.<br />
Alles in allem konnten <strong>die</strong><br />
Umbauarbeiten fristgerecht von der<br />
Werft fertig gestellt werden, wobei<br />
natürlich noch Restarbeiten im Laufe des<br />
Schiffsbetriebes erledigt werden müssen.<br />
So wurden auch kleinere Maler- und<br />
Reparaturarbeiten am Tage der Taufe<br />
durchgeführt, während Udo Lindenberg<br />
auf dem Sonnendeck schon <strong>die</strong> Gäste<br />
unterhielt bzw. <strong>die</strong> Geschäftsführung der<br />
Lloyd-Werft im Theater das<br />
Taufgeschenk an <strong>die</strong> Taufpatin Ina<br />
Müller übergab.<br />
Die Flotte von TUI Cruises soll in den<br />
nächsten Jahren noch weiter expan<strong>die</strong>ren<br />
und im Jahre 2012 über insgesamt drei<br />
Schiffe verfügen. Details zu den neuen<br />
Schiffen, ob es sich <strong>um</strong> Neubauten oder<br />
wieder Umbauten, beispielsweise <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />
Schwesterschiffe der ehemaligen<br />
GALAXY handeln wird, wurden von<br />
TUI Cruises bislang noch nicht<br />
mitgeteilt. Sollte es zu weiteren<br />
Umbauten kommen, könnten sich <strong>die</strong><br />
Männer <strong>um</strong> Projektleiter Sven May von<br />
der Lloyd-Werft Hoffnung auf <strong>die</strong><br />
Aufträge aufgrund des erfolgreich<br />
verlaufenen Umbaus der MEIN SCHIFF<br />
machen.
Die TITANIC bekommt in Deutschland<br />
wieder einen festen Platz. Der<br />
berühmteste aller Ozean-Liner<br />
marsc<strong>hier</strong>t nicht nur stramm auf sein<br />
hundertjähriges Jubilä<strong>um</strong> (2012) zu,<br />
sondern erfährt auch Aufmerksamkeit<br />
durch ein neues Buch aus der Feder<br />
eines deutschen Autors. Andreas<br />
Pfeffers Wiederentdeckung: Die Orgel, <strong>die</strong> in<br />
Deutschland für <strong>die</strong> TITANIC gebaut, aber<br />
nicht rechtzeitig fertig wurde<br />
Original-Geschirr im TITANIC-Muse<strong>um</strong><br />
Pfeffer, Historiker und Journalist, hat auf<br />
der Grundlage des englischen<br />
Untersuchungsberichts sowohl über<br />
einige Stücke der Ladung, <strong>die</strong> an<br />
Großbanken in den USA adressiert<br />
waren, Interessantes recherc<strong>hier</strong>t, wie<br />
auch über <strong>die</strong> genaue Untergangsstelle<br />
und den tatsächlichen Zeitpunkt, an dem<br />
das Wrack erstm<strong>als</strong> geortet wurde. Dabei<br />
beschränkt sich der Autor auf vorsichtige<br />
Fragen („Verlor <strong>die</strong> TITANIC ein<br />
Schraubenblatt?” – „Wer ver<strong>die</strong>nt noch<br />
heute Geld mit der TITANIC?”), deren<br />
mögliche Antworten den Leser<br />
allerdings z<strong>um</strong> Atemanhalten zwingen<br />
können. Pfeffer wurde mit seiner<br />
TITANIC-Leidenschaft schon vor Jahren<br />
in Deutschland bekannt, <strong>als</strong> er <strong>die</strong><br />
zeitlich längste TITANIC-Ausstellung<br />
auf deutschem Boden leitete (seinerzeit<br />
in Castrop-Rauxel). Die Ausstellung soll<br />
noch in <strong>die</strong>sem Jahr eine neue Heimat im<br />
Westen Deutschlands bekommen.<br />
Hier geht's z<strong>um</strong><br />
TITANIC Muse<strong>um</strong> Germany<br />
Das <strong>Schiffsreisen</strong>magazin führte <strong>als</strong><br />
erstes ein Interview mit dem Autor und<br />
befragte ihn nach den brisanten<br />
Enthüllungen.<br />
SM: Noch nie versuchte sich jemand so<br />
intensiv mit der Ladung der TITANIC<br />
auseinander zu setzen. Was war der<br />
ausschlaggebende Punkt für <strong>Sie</strong>?<br />
Pfeffer: Mir fiel auf, dass es vielerlei<br />
Waren an Bord gab, <strong>die</strong> von Europa nach<br />
Amerika gingen. Interessant fand<br />
Andreas Pfeffers neues TITANIC-Buch steht schon in den Regalen des Buchhandels<br />
ich dabei, dass außergewöhnlich viele<br />
Walnüsse verschifft wurden. So war<br />
dann doch interessant, wer <strong>die</strong><br />
Empfänger waren. Ich stellte mir <strong>die</strong><br />
Frage, welches Land eigentlich der<br />
Welthauptlieferant von Walnüssen ist.<br />
SM: Ihre Antwort darauf…<br />
Pfeffer: Die USA! Und alle Adressaten<br />
waren Banken bzw. Finanz<strong>die</strong>nstleister<br />
oder Privatbanken. Es war daher <strong>die</strong><br />
Frage, was <strong>die</strong> National Bank of
Anlässlich eines Club-Abends im Muse<strong>um</strong> im Juni ´09: Präsident Howard Nelson (r.) vom<br />
TITANIC Heritage Trust überreicht Muse<strong>um</strong>sdirektor Andreas Pfeffer eine Erinnerung an <strong>die</strong><br />
kürzlich verstorbene Millvina Dean (letzte TITANIC-Überlebende). ( © T-M-G)<br />
Chicago mit 300 Kisten Walnüssen<br />
anfängt.<br />
SM: Haben <strong>Sie</strong> da eine Vermutung?<br />
Pfeffer: Man muss sich bewusst machen,<br />
dass <strong>die</strong> TITANIC zu einer Zeit<br />
unterwegs war, <strong>die</strong> politisch unruhig zu<br />
werden begann. Wir befinden uns <strong>hier</strong><br />
anderthalb Jahre vor dem Ersten<br />
Weltkrieg, und diverse Staaten brachten<br />
bei Krisen üblicherweise einige ihrer<br />
Staatsreserven, <strong>die</strong> aus Geld bzw. Gold<br />
bestanden, in Sicherheit. Amerika war<br />
schon immer <strong>als</strong> Finanzplatz in der Welt<br />
bekannt!<br />
SM: Demnach schl<strong>um</strong>mern größere<br />
Mengen an Gold in den Laderä<strong>um</strong>en?<br />
Pfeffer: Walnüsse in solchen Mengen<br />
werden jedenfalls nicht an Menschen<br />
verschickt, <strong>die</strong> sich hauptsächlich mit<br />
Geld beschäftigen. Die Dinge sind<br />
eigentlich offensichtlich und ergeben nur<br />
eine sinnvolle Schlussfolgerung. Wie<br />
gesagt, alle Adressaten waren<br />
Finanzinstitute, und <strong>die</strong> jeweilige<br />
Liefermenge lag bei 100 bis 300 Kisten!<br />
SM: Das haben <strong>Sie</strong> ja auch in ihrem<br />
Buch ausführlich beschrieben. Es scheint<br />
ein Beleg dafür zu sein, war<strong>um</strong>
Die TITANIC vor ihrer verhängnisvoller Jungfernfahrt in Southampton am Haken der<br />
Hafenschlepper ( © T-M-G)<br />
sich so viele Menschen für das Wrack<br />
interessierten. Auch interessant ist der<br />
Aspekt, dass <strong>die</strong> TITANIC offenbar ein<br />
Schraubenblatt verlor.<br />
Pfeffer: Ja, <strong>die</strong>se Schlussfolgerung ergibt<br />
sich aus zwei Tatsachen. Erstens sieht<br />
man am Wrack, dass der<br />
Steuerbordschraube ein Propellerblatt<br />
fehlt, und zweitens erzählte <strong>die</strong>s der<br />
Offizier Charles Herbert Lightoller<br />
gegenüber der Kommission des<br />
englischen Untersuchungsausschusses.<br />
Er sagte dam<strong>als</strong>, dass das Schiff so weit<br />
achtern übersteuerte und eine zweite<br />
Kollision am Heck hatte. Und wenn man<br />
dann durch <strong>die</strong> Heckberührung ein<br />
Propellerblatt verliert, dann läuft eine<br />
Schraube logischerweise unrund. Diesen<br />
Effekt konnte Lightoller sehr genau<br />
beschreiben.<br />
SM: Kann man sich das so vorstellen, <strong>als</strong><br />
wenn ein Autorad nicht richtig<br />
ausgewuchtet ist? War<strong>um</strong> hat man <strong>die</strong>ser<br />
Aussage nicht <strong>die</strong> nötige<br />
Aufmerksamkeit geschenkt?<br />
Pfeffer: In den meisten Publikationen<br />
wird der amerikanische<br />
Untersuchungsbericht zitiert. Das ist<br />
auch logisch, da <strong>die</strong> meisten Bücher<br />
ohnehin aus den USA stammen und man<br />
sich dort auf den eigenen Bericht beruft.<br />
Hingegen darf man den psychologischen<br />
Aspekt bei der Menschheit nicht außer<br />
acht lassen. Die US-Anhörung fand<br />
wenige Tage nach der Ankunft der<br />
Überlebenden in New York statt. Der<br />
englische Untersuchungsausschuss trat<br />
erst Wochen später zusammen und. So<br />
hatten auch <strong>die</strong> Menschen Gelegenheit,<br />
das Unglück zu verarbeiten.<br />
Interessanterweise kommen dadurch zu<br />
mitunter ähnlichen Fragen andere<br />
Antworten zutage. Es ist dabei vor allem<br />
Lightollers Verhalten von Bedeutung!<br />
Z<strong>um</strong>indest wird im englischen<br />
Untersuchungsprotokoll erstm<strong>als</strong> darüber<br />
berichtet, dass nach seiner Aussage <strong>die</strong><br />
TITANIC an Steuerbord ein<br />
Schraubenblatt verlor.<br />
Im TITANIC-Muse<strong>um</strong> Germany steht das größte TITANIC-Modell, das auf Knopfdruck<br />
untergehen kann<br />
SM: Handelt es sich folglich <strong>um</strong> das<br />
Schraubenblatt, das der texanische<br />
Ölmilliardär Jack Grimm fand? War er<br />
<strong>als</strong>o somit der Entdecker des Wracks?<br />
Oder leitete <strong>die</strong>se Position <strong>die</strong> Suche<br />
nach dem Wrack ein und setzte Robert<br />
Ballard auf <strong>die</strong> Spur?<br />
Pfeffer: Nun, eigentlich fand Grimm<br />
<strong>die</strong>ses so genannte Schraubenblatt bei<br />
der Rückfahrt seiner zweiten Expedition<br />
im Sommer 1981. Ballard hingegen<br />
behauptet ja, das Wrack im Jahre 1985<br />
entdeckt zu haben, mit Hilfe der<br />
US-Navy. Es gibt aber deutliche<br />
Hinweise und Indizien, dass das Wrack<br />
bereits im Jahre 1976 entdeckt worden<br />
ist. Auch Ballards französischer<br />
Teamkollege Nargeolet erinnerte Ballard<br />
in einem öffentlichen Brief daran, wer<br />
das Wrack wirklich fand!<br />
SM: Das klingt spannend. Aber was hat<br />
<strong>die</strong> Navy damit zu tun?<br />
Pfeffer: Im Jahre 1976 hatte <strong>die</strong> US-<br />
Navy relativ wenig damit zu tun, wohl<br />
aber <strong>die</strong> Royal Navy der Briten!<br />
SM: Ich merke schon, <strong>Sie</strong> wollen da jetzt<br />
nicht zuviel verraten. Im Buch legen <strong>Sie</strong><br />
ja auch <strong>die</strong> Fakten auf den Tisch, so dass<br />
man schon erstaunt ist, was sich da alles<br />
im Hintergrund <strong>die</strong>ser bekanntesten<br />
Schiffskatastrophe bewegt. War<strong>um</strong><br />
haben dann aber <strong>die</strong> Amerikaner <strong>die</strong><br />
Bergungsrechte?<br />
Pfeffer: Das ist eine lange Geschichte,<br />
reiht sich aber schön in <strong>die</strong> Historie ein.<br />
Die Laderä<strong>um</strong>e sind nicht uninteressant,<br />
und inzwischen gibt man ja sogar<br />
öffentlich zu, nach der Diamantenladung<br />
zu suchen, <strong>die</strong> Jahrzehnte lang<br />
verleugnet wurde, obwohl sogar im Jahre<br />
1912 diverse Zeitungen darüber<br />
berichteten, dass dort Diamanten an<br />
Bord seien. Doch wer weiß, vielleicht<br />
sind <strong>die</strong> inzwischen sogar geborgen<br />
worden, war<strong>um</strong> sollte sonst ein solcher<br />
Rechtsstreit entstanden sein, der aktuell<br />
von einem US-Gericht geklärt werden
Zeitgenössische Postkarte vom Schwesterschiff OLYMPIC ( © T-M-G)<br />
soll. Es geht <strong>um</strong> <strong>die</strong> weiteren<br />
Bergungsrechte!<br />
SM: Stimmt, von jenen Diamanten an<br />
Bord sprechen <strong>Sie</strong> ja auch in Ihrem<br />
Buch. Das Buch scheint ohnehin eine<br />
Ansammlung von Enthüllungen zu sein,<br />
denn auch den Versicherungspapieren<br />
haben <strong>Sie</strong> sich zugewandt. Stößt man bei<br />
solchen Recherchen nicht unwillkürlich<br />
auf Widerstand? <strong>Sie</strong> wurden doch auch<br />
bedroht!<br />
Pfeffer: Nun, man macht sich nicht<br />
überall Freunde, soviel ist klar. Und man<br />
muss bereit sein, auch unbequeme<br />
Fragen zu stellen. Wenn man damit eine<br />
Diskussion anregt, kann <strong>die</strong>s im<br />
Wirrwarr der Legenden- und<br />
Mythenbildung nur sinnvoll sein.<br />
Denken <strong>Sie</strong> nur mal an das Buch mit<br />
dem gigantischen Versicherungsbetrug,<br />
wo man den Fall konstruierte, dass <strong>die</strong><br />
OLYMPIC anstelle der TITANIC<br />
versenkt worden sei – nur <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />
Versicherungs-Prämie zu kassieren.<br />
Unabhängig von dem, was man glauben<br />
will, kann man über eines sicher sein:<br />
Nur Dinge, <strong>die</strong> sich aus<br />
zusammengetragenen Daten ergeben,<br />
lassen <strong>die</strong> Möglichkeit zu, mit<br />
Spekulationen weiteres zu erfahren. Und<br />
ich möchte an <strong>die</strong>ser Stelle den<br />
verstorbenen Bestsellerautor Walter<br />
Lord zitieren, der sagte, dass man schon<br />
ein sehr besonnener Mann sein muss,<br />
wenn man behaupten wolle, alles zu<br />
wissen über <strong>die</strong> Hintergründe jener<br />
schrecklichen Nacht, <strong>als</strong> <strong>die</strong> TITANIC<br />
versank. Niemand wird das ernsthaft von<br />
sich behaupten können. Ich schließe<br />
mich da nicht aus. Dennoch bleiben<br />
Fragen, <strong>die</strong> einer Antwort bedürfen.<br />
SM: Ein schönes Schlusswort. Da <strong>Sie</strong><br />
sich seit 1976 mit dem Thema beschäf-<br />
beschäftigen, konnten <strong>Sie</strong> viele Indizien<br />
in Ihrem Buch beschreiben und damit<br />
viele Fakten belegen. Muss <strong>die</strong><br />
landläufig bekannte Geschichte der<br />
TITANIC nun <strong>um</strong>geschrieben werden?<br />
Pfeffer: In einigen Punkten sicherlich.<br />
Z<strong>um</strong>indest wird der Leser für sich seine<br />
eigenen Rückschlüsse ziehen können.<br />
Und damit werden wir wieder ein<br />
Stückchen näher an der Wahrheit sein.<br />
Vor allem, wenn man erkennt, dass man<br />
nicht allen Meldungen der Me<strong>die</strong>n<br />
glauben kann. Auch da ist schon viel<br />
Propaganda im Spiel. Es geht eben <strong>um</strong><br />
Fakten, <strong>die</strong> man so nicht in der<br />
Öffentlichkeit sehen möchte. Der Leser<br />
wird seine Antwort finden!<br />
SM: Wir danken Ihnen für das<br />
interessante Gespräch.<br />
Das Interview führte Oliver Schmidt.<br />
Das Buch „TITANIC – Einblicke in den<br />
englischen Untersuchungsbericht“ ist<br />
über den Buchhandel unter der der<br />
ISBN-Nr. 978-3-920614-03-8 erhältlich.<br />
bekam für das Muse<strong>um</strong> im Jahre 2001<br />
den „Kreativpreis für Lebenswerk“ und<br />
erhielt weitere Ehrungen für sein<br />
historisches Engagement. Sein Wunsch<br />
ist es, dass das TITANIC-MUSEUM-<br />
GERMANY mit seinem <strong>um</strong>fangreichen<br />
Archiv einen endgültigen Platz<br />
bekommt. Unterstützung bekommt er<br />
dazu aus England. Schon bald soll das<br />
Muse<strong>um</strong> wieder für <strong>die</strong> Besucher<br />
zugänglich sein und mit neuen<br />
historischen Exponaten <strong>die</strong> Menschen<br />
z<strong>um</strong> Denken anregen. Auch sollen dann<br />
lichte Dok<strong>um</strong>ente zu sehen sein, <strong>die</strong> dem<br />
Muse<strong>um</strong> in den letzten Monaten<br />
zugingen.<br />
Veranstaltungen wie das opulente<br />
11-Gänge-Menü der ersten Klasse oder<br />
das Dritte-Klasse-Menü mit<br />
anschließender irischer Bordparty finden<br />
mit einer Präsentation eines kleinen Teils<br />
der Ausstellung in diversen Hotels statt.<br />
Das Kapitäns-Dinner sollte man<br />
ebenfalls nicht versä<strong>um</strong>en! Es findet<br />
wieder im November 2009 statt. Es<br />
empfiehlt sich, rechtzeitig zu buchen.<br />
Insbesondere das 11-Gänge-Menü,<br />
welches immer nur in der historischen<br />
Gedenknacht im April stattfindet, sollte<br />
frühzeitig gebucht werden (ist auch ein<br />
schönes Weihnachtsgeschenk).<br />
TITANIC Muse<strong>um</strong> Germany<br />
Andreas Pfeffer forscht weiter
Kreuzfahrer, <strong>die</strong> nach vierzehn Tagen<br />
von Bord gehen und sich beklagen, dass<br />
Seeluft <strong>die</strong> Kleider eng macht, könnten<br />
sie für einen schlechten Scherz halten,<br />
<strong>die</strong> beleibte Dame, <strong>die</strong> lässig im Foyer<br />
der neuen COSTA LUMINOSA liegt.<br />
900 Kilogramm wiegt sie, stammt aus<br />
der Schmiede des kol<strong>um</strong>bianischen<br />
Künstlers Fernando Botero und ist der<br />
jüngste Einfall von Costas Hausarchitekt<br />
Jo Farcus, misstrauisch beäugt von den<br />
Passagieren. Dabei hat sich der<br />
mexikanischstämmige Barde<br />
farbenfrohen Innendesigns auf der<br />
LUMINOSA auffallend zurückgehalten.<br />
Auch <strong>die</strong> LUMINOSA ist auf den ersten<br />
Blick ein „dicker Brocken“: Auf 294<br />
Metern Länge bringt sie 2826 Passagiere<br />
unter. Damit ist sie jedoch rund 20 000<br />
Tonnen kleiner <strong>als</strong> das Vorgängermodell<br />
bei Italiens Traditionsreederei, <strong>die</strong> vom<br />
US-Mutterkonzern Carnival gesteuert<br />
wird: Etwas edler, etwas stilvoller, etwas<br />
hochwertiger habe man sein wollen mit<br />
<strong>die</strong>sem Neubau, erklären Costa-Präsident<br />
Giovanni Onorato und Jo Farcus<br />
einmütig. Letzterer hat sich zu einer<br />
Hommage an den Schiffsnamen<br />
entschlossen und spielt mit Licht.<br />
Verspiegelte Glühlampen in blau und<br />
grün, Designer-Leuchten aus den<br />
Sechzigern und indirekt an der Wand<br />
herunter rieselnder Glimmer tauchen das<br />
Mobiliar in glanzvollen Schein. Und<br />
Farcus wäre nicht er selbst, wären <strong>die</strong><br />
Tischlampen in der Caffè-Bar nicht<br />
überschä<strong>um</strong>enden Kaffeebechern<br />
nachempfunden.<br />
Nicht allein <strong>die</strong> Größe zählt. Trotz<br />
Schr<strong>um</strong>pf-R<strong>um</strong>pf vereint <strong>die</strong> COSTA<br />
LUMINOSA alle Reederei-spezifischen<br />
Spielereien der bisherigen<br />
Gelbschornsteiner in ihrem Bauch: Das<br />
über zwei Decks reichende Samsara-Spa<br />
ganz vorn, so dass beim Saunen und<br />
Massieren der Blick in Fahrtrichtung<br />
Die beleibte Dame im Foyer... Minigolf-Anlage an Deck<br />
Markenzeichen: gelber Schornstein
Lichtspielerei in der Disco<br />
nach draußen fällt, den<br />
Formel-1-Rennsimulator für eine<br />
Viertelstunde Sch<strong>um</strong>i-Feeling, das<br />
4-D-Kino, einen Scating-Parcours, <strong>die</strong><br />
Welt der Playstation und den Golf-Club,<br />
der<br />
Farbenfrohes Para<strong>die</strong>s für<br />
Nachwuchs-Passagiere<br />
allerdings mit der im Katalog<br />
abgebildeten großzügigen Landschaft<br />
nicht viel gemein hat.<br />
Bei der Verpflegung zeigt sich, was das<br />
Edlere am neuen Konzept ausmacht. Da<br />
gibt es à-la-Carte Club-Restaurants<br />
ebenso wie eine Pizzeria und<br />
Koch-Vorführungen, damit der Passagier<br />
<strong>die</strong> mediterranen Leckereien auch zu<br />
Hause zubereiten kann. Gespart wird<br />
weder beim Gala-Dinner noch in den<br />
Sonderrestaurants. Durchaus aber am<br />
alltäglichen Mittagsbüffet. An<br />
verschiedenen Stationen gut präsentiert<br />
Die Schornsteine aus den 60ern leben weiterhin<br />
<strong>als</strong> Türgriffe<br />
und über <strong>die</strong> halbe Schiffslänge verteilt,<br />
wiederholen sich <strong>die</strong> Speisen nicht nur<br />
nach ein paar Metern, sondern auch Tag<br />
für Tag. Dabei darf man <strong>hier</strong> bei<br />
Kreuzfahrtpreisen, <strong>die</strong> einem<br />
Wochenaufenthalt in einer<br />
Frühstücks-Pension im Harz noch<br />
Konkurrenz machen, keine Wunder<br />
erwarten. Der Orangensaft-Automat ist<br />
abgeschaltet? „Perdone“, lächelt man<br />
bedauernd, „Orangensaft nur z<strong>um</strong><br />
Frühstück!“<br />
Andernorts ist man mit Preisen nicht<br />
zimperlich. Z<strong>um</strong> Beispiel im<br />
Samsara-Spa. Da kostet der Eintritt –<br />
egal, ob zu<br />
Balkonkabine mit Doppelbett, Sitzecke und<br />
Schreibtisch<br />
einem Wellness-Tag oder nur einem<br />
kurzen Sauna-Besuch – locker 38 Euro.<br />
Die meisten Behandlungen schlagen mit<br />
dreistelligen S<strong>um</strong>men zu Buche, und <strong>die</strong><br />
Entspannung der Massage und der<br />
anschließenden Tee-Zeremonie (im Preis<br />
enthalten) wird unterbrochen von einem<br />
wenig entspannenden Verkaufsgespräch<br />
für Pflegeprodukte.<br />
Costa setzt auf Tradition. Obgleich der<br />
„Global Player“ im fernen Amerika <strong>die</strong><br />
Finger im Spiel hat, wird das Produkt,<br />
für Italiener gemacht und von Deutschen<br />
geliebt, in Italien gestaltet. Die Herr-<br />
LUMINOSA - etwas klassischer <strong>als</strong> andere Schiffe: mit Achterdeck Im Theater läuft abends eine professionelle Production-Show
schaft über sämtliche Kombüsen an Bord<br />
hat Ettore Bocchia, ein Maestro der<br />
Gourmet-Küche, dessen Restaurant am<br />
Comer See sich über einen<br />
Michelin-Stern freuen darf. Aber auch<br />
kleine Accessoires zeigen, dass man <strong>die</strong><br />
60jährige Firmentradition nicht<br />
vergessen hat: Türgriffe sind in der Form<br />
alter Costa-Schornsteine aus den Golden<br />
Fifties gestaltet, und dass jeder Passagier<br />
von jedem Besatzungsmitglied, egal,<br />
welcher Herkunft, mit einem stets<br />
freundlichen „Bon Giorno“ begrüßt<br />
wird, macht <strong>die</strong> Urlaubsatmosphäre à la<br />
Napoli perfekt. Im Hauptrestaurant bittet<br />
man klassisch zweimal am Abend zu<br />
Tisch. Bei festen Essenszeiten mit<br />
Platzreservierung. Das führt bei<br />
lockerem Dolce Vita und überwiegend<br />
italienischem Publik<strong>um</strong> bisweilen zu<br />
Problemen, denn zwei Essens-Sitzungen<br />
funktionieren nur, wenn <strong>die</strong> Gäste der<br />
ersten Tischzeit pünktlich sind.<br />
Nach dem Dinner geht man ins Theater,<br />
wo jeden Abend eine professionelle<br />
Production-Show gespielt wird, z<strong>um</strong><br />
Zocken ins Casino oder z<strong>um</strong> Abtanzen in<br />
<strong>die</strong> Disco. Letztere natürlich „l<strong>um</strong>inos“<br />
verspielt, mit riesigen Bildschirmen an<br />
der Wand und von unten beleuchteter<br />
Tanzfläche. „Der neue Diamant der<br />
Flotte“, wie ein Werbeblatt verspricht,<br />
teilt funkelnde Juwelen gern mit den<br />
Passagieren, wenn’s der Geldbeutel<br />
hergibt. In der Ladenstraße halten<br />
Brilli-Shop und Mini-Supermarkt mit<br />
Logo-Artikeln alles bereit, was man zur<br />
Erinnerung an unbeschwerte Costa-Tage<br />
mit heimnehmen mag.<br />
Viel Licht im Hauptrestaurant<br />
Zur italienischen Tradition gehört<br />
Familienfreundlichkeit. Ein riesiger<br />
Poolbereich mit aufschiebbarem<br />
Glasdach für Schlechtwetter-Routen,<br />
windgeschützt vor dem Schornstein und<br />
nicht weit vom Buffet entfernt, wo’s<br />
auch Soft-Eis und andere Naschereien<br />
gibt, erfreut <strong>die</strong> Bambini ebenso wie den<br />
deutschen Nachwuchs. Weiter vorn<br />
erwartet ein Kinderspielpara<strong>die</strong>s all jene<br />
kleinen Kreuzfahrer, <strong>die</strong> sich mal nicht<br />
mit der Pflege der Eltern abmühen<br />
mögen. Z<strong>um</strong> Mittagessen geht man<br />
gemeinsam, denn <strong>die</strong><br />
Holzhäuschen-Dekoration an den<br />
Wänden erinnert doch sehr an eine<br />
Astrid-Lindgren-Kulisse.<br />
Alle Wege auf der COSTA LUMINOSA<br />
führen irgendwann wieder ins sieben<br />
Decks hohe Atri<strong>um</strong>. Mit<br />
seinen geräuschlos auf- und<br />
niedersausenden Glasaufzügen, einem<br />
Flügel, Sitzmöbeln im Retro-Design<br />
zwischen schick und skurril und der blau<br />
leuchtenden Bar, <strong>die</strong> sich im Rosengranit<br />
des Bodens widerspiegelt, ist sie ein<br />
Hingucker. Und eine Alternative für alle,<br />
<strong>die</strong> abends einfach nur Pianomusik hören<br />
und Leute schauen möchten. Die<br />
Passagiere haben derweil ihren Frieden<br />
mit der Skulptur in der Mitte<br />
geschlossen. Keiner, der nicht am<br />
zweiten Tag ein Foto im Arm der<br />
üppigen Dame wünscht, <strong>die</strong> übrigens<br />
Donna Sdraiata heißt. <strong>Sie</strong> hat etwas<br />
Beruhigendes für Kreuzfahrer. Wer mit<br />
900 Kilo Lebendgewicht so eine<br />
Model-Karriere macht, animiert zu<br />
weiteren Kreuzfahrten. Und<br />
Büffet-Besuchen ohne Reue.<br />
Die Bar im Foyer Leckeres z<strong>um</strong> Lunch am Pool
Katalog der Fachbuchhandlung WEDE<br />
WEDE-Katalog<br />
Schifffahrts-Freunde, <strong>die</strong> Hamburg<br />
regelmäßig besuchen, haben's gut: <strong>Sie</strong><br />
sind regelmäßig im Hanse-Viertel<br />
(Große Bleichen 36) zu Gast, denn <strong>hier</strong><br />
gibt es nicht nur im Schaufenster der<br />
Buchhandlung WEDE regelmäßig alle<br />
Neuerscheinungen aus der maritimen<br />
Szene, sondern in den Regalen auch eine<br />
Vielzahl interessanter (auch<br />
fremdsprachiger) Bücher über <strong>die</strong><br />
Seefahrt und <strong>die</strong> große Zeit der<br />
Ozean-Liner. Der Katalog verrät alles<br />
Neue aus der maritimen Bücherwelt.<br />
Wer den Weg nach Hamburg scheut, der<br />
kann bei WEDE auch bestellen. Die<br />
Bücher, <strong>die</strong> wir Ihnen auf der nächsten<br />
Seite vorstellen, erhalten <strong>Sie</strong> bei WEDE.<br />
www.WEDE-Buch.de<br />
QUEENS - Das neue Kundenmagazin der<br />
Reederei Cunard<br />
Cunards<br />
Kunden-<strong>Magazin</strong><br />
Er hat bisher seinen Beruf verfehlt - so<br />
jedenfalls sieht es aus der Sicht des<br />
Journalisten aus: Shahram Sadatel, der<br />
Marketing-Chef der Reederei Cunard,<br />
der nun auch z<strong>um</strong> Chefredakteur des<br />
Kunden-<strong>Magazin</strong>s "The Queens" wurde.<br />
Und wenn jemand sehen möchte, wie<br />
man ein gutes Kunden-<strong>Magazin</strong> macht,<br />
dann lohnt ein Blick in <strong>die</strong> 50 reich<br />
bebilderten Seiten mit Schrift in Schwarz<br />
und Gold: Sadatel und sein Team stellen<br />
Destinationen wie Dubrovnik ebenso vor<br />
wie <strong>die</strong> rasante Entwicklung der<br />
Hamburger Speicherstadt oder einen<br />
Hamburger Hafenfischer. Eingebettet in<br />
das charmante Dr<strong>um</strong>her<strong>um</strong> kommen<br />
auch Cunard-Themen nicht zu kurz: Die<br />
erste QUUEN MARY, News aus dem<br />
Hause Cunard, People-Geschichten von<br />
Bord. Mit <strong>die</strong>sem <strong>Magazin</strong> ist Cunard im<br />
deutschen Markt so präsent wie nie<br />
zuvor.
CRUISING IN STYLE<br />
von Michael Benis<br />
Erschienen im Verlag Te Neues GmbH<br />
& Co. KG, Kempen, ISBN-Nr.<br />
978-3-8327-9310-4. 220 Seiten mit 250<br />
Farbfotos. Format: 26 x 32,5 cm,<br />
Hardcover mit Schutz<strong>um</strong>schlag. Preis:<br />
49,90 €.<br />
Es spricht hauptsächlich in Bildern, das<br />
Buch über <strong>die</strong> Kreuzfahrtlinie MSC -<br />
und was für Bildern! Perfekt<br />
ausgeleuchtet präsentieren sich Design<br />
und Interieur alla Italiana. Die kurzen<br />
Texte sind fünfsprachig, darunter auch<br />
Deutsch. Natürlich dürfen auch <strong>die</strong><br />
MSC-eigene Taufpatin Sofia Loren, eine<br />
Hafenausfahrt aus Venedig und ein paar<br />
stylische Salzwasserbilder nicht fehlen.<br />
„Was fernern vorkömmt,<br />
werde ich prompt<br />
berichten"<br />
Texte von Heinrich Wieting,<br />
herausgegeben von Jörn Buller<strong>die</strong>k und<br />
Daniel Tilgner.<br />
Erschienen in der Edition Temmen,<br />
Bremen, ISBN-Nr. 978-3-86108-885-1.<br />
304 Seiten mit 182 Abbildungen, Karten<br />
und Stichen. Format: 21,5 x 26,5 cm.<br />
Preis: 24,90 €.<br />
In unzähligen Briefen löste<br />
Auswanderer-Kapitän Heinrich Wieting<br />
sein Versprechen ein, im Nebenberuf ein<br />
früher Reisereporter werden zu wollen.<br />
So berichtet er von seinen Fahrten aus<br />
Großbritannien, aus Charleston und New<br />
Orleans von seinen Problemen und<br />
sozialkritischen Beobachtungen, von<br />
manchem Ärger mit der Fracht oder den<br />
Einheimischen. Historische Bilder<br />
machen <strong>die</strong> Reisen nacherlebbar.<br />
DIE WELTMEERE<br />
von Philip Plisson und Christian Buchet.<br />
Erschienen im Knesebeck-Verlag,<br />
Berlin, ISBN-Nr. 978-3-89660-398-2.<br />
416 Seiten mit 220 farbigen<br />
Abbildungen. Format: 28,5 x 36,5 cm,<br />
gebunden mit Schutz<strong>um</strong>schlag. Preis:<br />
58,-- € (D), 59,70 € (A), 98,-- sfr (CH).<br />
Dieses Buch überrascht, sieht es doch<br />
auf den ersten Blick aus wie ein<br />
Meeresatlas. Ist es aber nicht. Und auch,<br />
wer einen Bildband vermutete, sieht sich<br />
getäuscht; zu gut und zu wichtig sind <strong>die</strong><br />
erstklassigen Texte, <strong>die</strong> keineswegs<br />
nackte Fakten wiedergeben, sondern<br />
vielmehr Geschichten erzählen - und mit<br />
ihnen <strong>die</strong> Geschichte von der<br />
Erforschung der Ozeane. Deren Funktion<br />
für <strong>die</strong> Evolution, <strong>die</strong> Kultur der<br />
Kontinente, <strong>als</strong> Verkehrswege,<br />
Freizeitfaktor und Zukunfts-Chance<br />
erkennt der Leser Stück für Stück.
Auf den ersten Blick könnte man<br />
glauben, allzu große Unterschiede könne<br />
es nicht geben. RIVER CLOUD und<br />
PREMICON QUEEN – beide sind<br />
Flusskreuzfahrtschiffe, und beide<br />
punkten mit Fünf-Sterne-Luxus. Da<br />
muss doch alles vorhanden sein, was<br />
man sich wünschen kann?! Aber ein<br />
Flusskreuzer verfügt nur über begrenzten<br />
Ra<strong>um</strong>. Und außerdem über ein<br />
wohldurchdachtes Konzept: Was ist<br />
wichtig? Was will unsere Klientel?<br />
Außerdem heißt es doch: „Stil ist das<br />
Weglassen des Unwesentlichen.“ Und<br />
was nicht wesentlich ist, davon hat jeder<br />
seine eigene Vorstellung. Ein Blick auf<br />
das moderne Flusskreuzfahrtschiff von<br />
2008 – <strong>die</strong> PREMICON QUEEN – und<br />
<strong>die</strong> klassische Flussyacht RIVER<br />
CLOUD fördert interessante<br />
Unterschiede zutage.<br />
Was sind zwölf Jahre in der<br />
Passagierschifffahrt? In der Philosophie<br />
ein Nichts, in der Hardware eine<br />
Generation. Dabei geht es nicht einmal<br />
so sehr dar<strong>um</strong>, dass <strong>die</strong> PREMICON<br />
QUEEN ein Twin-Cruiser ist, und zwar<br />
der mit Abstand modernste und von<br />
Kinderkrankheiten am effizientesten<br />
befreite von allen, <strong>die</strong> Premicon bislang<br />
hervorbrachte. Interessanterweise hat sie<br />
damit eine Gemeinsamkeit mit der<br />
RIVER CLOUD: Bei beiden liegt <strong>die</strong><br />
Lounge vorn im Schiff, das Restaurant<br />
achtern, und beide haben somit gute<br />
Aussicht. Das war bei früheren<br />
Twin-Cruisern nicht möglich, weil man<br />
den achteren Maschinenteil noch nicht<br />
<strong>als</strong> Herberge für Passagiereinrichtungen<br />
entdeckt hatte.<br />
Food-Design auf der QUEEN... ... und auf der CLOUD<br />
Und <strong>hier</strong>, im Restaurant-Bereich, gibt es<br />
gleich noch eine Gemeinsamkeit,<br />
besonders aus der Sicht des<br />
Otto-Normalverbrauchers, der sonst auf<br />
Drei- und Vier-Sterne-Schiffen fährt.<br />
Denn <strong>die</strong> Speisen sind gewiss sehr<br />
erlesen, stets auf den Punkt zubereitet<br />
und halten der Prüfung jedes Gourmets<br />
Stand, während sich der schon zitierte<br />
Normal-Passagier wundert: Auf der<br />
RIVER CLOUD über Fisch mit<br />
Sauerkraut, auf der PREMICON<br />
QUEEN über Röstkartoffeln im<br />
Schnapsglas – und, <strong>als</strong> sei das noch nicht<br />
genug – dazu Vanillesoße. Wer gern<br />
gutbürgerlich speist und einen Ausflug<br />
in <strong>die</strong> Haute<br />
Cuisine eher misstrauisch beäugt, mag<br />
sich genau überlegen, was er bucht – auf<br />
der RIVER CLOUD hat das Ganze noch<br />
einen besonderen Haken, denn es steht<br />
täglich auf der Karte nur ein einziges<br />
Menü – ohne Wahlmöglichkeit. Wer<br />
keinen Fisch mag, ist vermeintlich schon<br />
auf der Verliererseite. Freilich wird jeder<br />
ermuntert, solche Abneigungen<br />
kundzutun und <strong>um</strong> eine<br />
„Sonderanfertigung“ beim Hauptgang zu<br />
bitten, <strong>die</strong> er diskret erhält. Gleichwohl<br />
sind solche Extrawürste nicht<br />
jedermanns Sache – wieder ist es der<br />
klassische Vier-Sterne-Passagier, der<br />
ungern den Maître d’ zu sich bittet, <strong>um</strong><br />
Neues Design, der Chic unserer Tage: Die PREMICON QUEEN Ein Klassiker, wie er im Buche steht: Die Flussyacht RIVER CLOUD
Bessere Außenkabine (RIVER CLOUD) ... und im "Keller"<br />
ein Extra anzufordern. Womöglich z<strong>um</strong><br />
wiederholten Mal. Da fällt <strong>die</strong> königliche<br />
Auswahl deutlich reichhaltiger aus; <strong>die</strong><br />
RIVER CLOUD wirkt, dem Namen<br />
gemäß, ein bisschen wolkig.<br />
In Sachen Wellness sind <strong>die</strong> Rollen klar<br />
verteilt. Die RIVER CLOUD führt ein<br />
kleines, aber feines Wellness-Center mit.<br />
Wer aber genau hinschaut, sieht: <strong>Sie</strong> tut<br />
<strong>die</strong>s nur aus Prestige-Gründen. Zur<br />
Benutzung ist es nicht gedacht. „<strong>Sie</strong> ist<br />
ja auch über zehn Jahre älter <strong>als</strong> ihre<br />
neue Mitbewerberin“, mag man sie nun<br />
verteidigen, und im Hinblick auf<br />
Whirlpool und Flussblick durch große<br />
Panorama-Scheiben, allgemein auf <strong>die</strong><br />
Rä<strong>um</strong>lichkeiten, stimmt das auch. In<br />
einem Punkte aber ist sie allzu sparsam.<br />
Während auf der PREMICON QUEEN<br />
das <strong>gesamte</strong> Wellness-Center jederzeit<br />
zu Diensten ist (im Rahmen der<br />
Öffnungszeiten), muss man auf der<br />
RIVER CLOUD vorher dar<strong>um</strong> bitten,<br />
dass <strong>die</strong> Sauna angeheizt werde. Der<br />
durchgefrorene Passagier, der<br />
überraschend früh von einem<br />
verregneten Landgang zurückkommt und<br />
noch eine Stunde Zeit bis z<strong>um</strong> Dinner<br />
hat, wird das weder lustig noch bequem<br />
finden. Und weit weg vom verspro-<br />
versprochenen Fünf-Sterne-Standard.<br />
„Wellness at its best“ gibt es nur auf der<br />
PREMICON QUEEN.<br />
Die wieder<strong>um</strong> spricht, wenn es <strong>um</strong><br />
Kabinen geht, gern von „Suiten“. Dieser<br />
weit verbreitete Fauxpas wird nicht<br />
besser dadurch, dass man ihn<br />
unermüdlich wiederholt, von<br />
Hapag-Lloyd über andere<br />
Luxusreedereien bis in den<br />
Flussschiffbereich. Eine Suite ist und<br />
bleibt eine Mini-Wohnung mit Wohnund<br />
Schlafbereich, <strong>die</strong> eine Wand mit<br />
Tür voneinander trennt. Davon ist <strong>die</strong><br />
QUEEN ebenso weit entfernt wie <strong>die</strong><br />
CLOUD, nur auf letzterer kokettiert man<br />
nicht damit, sondern weiß und<br />
akzeptiert, dass man an Bord auch kleine<br />
Außenkabinen hat. Insbesondere der<br />
hohe Anspruch der PREMICON<br />
QUEEN hätte es übrigens verlangt, dass<br />
zu all jenen Kabinen, <strong>die</strong> eben keine<br />
Suiten sind, wenigstens ein Gang führt,<br />
in dem man einem Mitpassagier<br />
begegnen kann, ohne sich an <strong>die</strong> Wand<br />
quetschen zu müssen. Das aber ist bei<br />
der rä<strong>um</strong>lichen Planung gründlich schief<br />
gegangen.<br />
Wenn <strong>hier</strong> der Eindruck entsteht, dass<br />
<strong>die</strong> PREMICON QUEEN ein wenig<br />
Schlafecke der Luxuskabine... ... und Wohnbereich (PREMICON QUEEN)<br />
härter angefasst wird <strong>als</strong> <strong>die</strong> Elder<br />
Stateslady RIVER CLOUD, einst getauft<br />
durch Hannelore Kohl, dann ist das<br />
durchaus richtig, denn <strong>die</strong> Flussyacht ist<br />
de facto dreizehn Jahre alt, übt sich aber<br />
in hanseatischer Zurückhaltung, während<br />
<strong>die</strong> QUEEN – gar nicht monarchenhaft –<br />
ziemlich laut verkündet hat, nunmehr an<br />
der Spitze der deutschen Flussflotte<br />
segeln zu wollen.<br />
Salon an Bord der RIVER CLOUD<br />
In puncto Abendunterhaltung ist das<br />
allerdings unangefochtene Wahrheit.<br />
Und <strong>die</strong> beginnt schon beim<br />
Nachmittagskaffee. Wenn bei einem<br />
Extra-Stopp ein mehrköpfiges<br />
Salonorchester an Bord kommt, <strong>um</strong> beste<br />
Kaffeehausmusik zu zelebrieren, und<br />
während des Dinners klammheimlich<br />
gegen eine neue<br />
Showtruppe für den Abend ausgetauscht<br />
wird, dann darf man getrost von nie<br />
dagewesenem Entertainment-Luxus auf<br />
Flusskreuzfahrten sprechen.<br />
Salon-Orchester im Theatron (PQ)<br />
Der Alleinunterhalter auf der RIVER<br />
CLOUD wird geliebt und geschätzt; er<br />
erfreut den ganzen Abend über mit<br />
gepflegter Bar-Musik und erfüllt jeden<br />
Wunsch. Einen solchen Wow-Effekt wie<br />
auf der QUEEN aber kann er beim<br />
besten Willen nicht erzielen.<br />
Den sucht <strong>die</strong> RIVER CLOUD<br />
außerhalb ihrer elitären Bordwände. Und<br />
gerade bei Donau-Reisen findet sie ihn<br />
mühelos: Da wird mal rasch das Wiener<br />
Palais „Daun-Kinsky“ für ein<br />
Privatkonzert reserviert oder in<br />
Bratislava ein solches in den<br />
Stadtrundgang eingeflochten. Nicht
Das Foyer auf der RIVER CLOUD: Klassisch<br />
mit Stuck und dunklem Holz<br />
selten sind <strong>die</strong>se Highlights im<br />
Kreuzfahrtpreis bereits enthalten. Die<br />
PREMICON QUEEN hingegen bietet<br />
derlei Extra-Touren (durchaus opulenter<br />
Machart – Landausflüge mit adligem<br />
Privatbesuch, mit Rennwagen-Probefahrt<br />
oder Rundflug überm Rheintal lassen<br />
den Passagier spüren, war<strong>um</strong> er weder<br />
Nicko noch Viking gebucht hat) stets an<br />
– jedoch zu saftigen Preisen. Weswegen<br />
sie das Angebot nach deutlichem<br />
Desinteresse<br />
Im Restaurant der PREMICON QUEEN ist<br />
reichlich Platz für guten Service<br />
bei den Passagieren drastisch<br />
zusammenstreichen musste – <strong>die</strong><br />
Erfahrung, dass das Schiff mit dem<br />
erhofften, hyper-elitären Publik<strong>um</strong> nicht<br />
zu füllen ist, hinterlässt ihre Spuren.<br />
Feine Unterschiede gibt es viele. Die<br />
QUEEN verfügt über zwei Extra-Salons<br />
im Achterschiff. In Sachen Service hat<br />
sie viel dazugelernt. Dennoch kommen<br />
ihre fünf Sterne nicht so leichtfüßig<br />
Trägt <strong>die</strong> Flagge auf dem Bug einer<br />
historischen Yacht: <strong>die</strong> RIVER CLOUD<br />
daher wie <strong>die</strong> der RIVER CLOUD. Das<br />
etwas dunklere Holzinterieur mit seinem<br />
30er-Jahre-Touch wirkt stimmiger <strong>als</strong><br />
der eher farblose Twin-Cruiser, der<br />
beispielsweise im Foyer doch am Ende<br />
an Transoceans BELLEVUE erinnert.<br />
Auf der RIVER CLOUD sitzt jeder<br />
Handgriff und jedes Lächeln, und das<br />
liegt mehr an der Philosophie <strong>als</strong> an der<br />
Erfahrung. Die kommt mit der Zeit, wird<br />
aber über <strong>die</strong> Unterschiede nicht<br />
hinwegtäuschen.<br />
Erst solch ein Sonnendeck macht <strong>die</strong> Berechtigung des Namens "Flussyacht" rund Wellness at its best: PREMICON QUEEN<br />
Eingang z<strong>um</strong> Wellness: PREMICON QUEEN
Ende Oktober. Nun liegt <strong>die</strong> AMADEA<br />
in La Guaira, dem großen Hafen, in dem<br />
unsere Reise rund <strong>um</strong> Südamerika<br />
beginnen soll. 25 km vor der Hauptstadt<br />
von Venezuela, Caracas, mit ihren<br />
sieben Millionen Einwohnern.<br />
Wenig später erkunde ich <strong>die</strong>se<br />
„Moloch-Stadt“ mit eigenen Augen.<br />
Die Behörden lassen sich Zeit, bis <strong>die</strong><br />
Busse endlich abfahren dürfen, <strong>die</strong><br />
Kontrollen sind gründlich und genau.<br />
Aber dann fahren wir mit 30 Minuten<br />
Verspätung aus dem Hafen.<br />
Im Bus Nr. 2 begrüße ich 47 Gäste.<br />
Adriana, <strong>die</strong> Reiseführerin, <strong>die</strong><br />
hervorragend Deutsch spricht, stammt<br />
von deutschen Großeltern ab, wie sie<br />
sagt, und mit einem Mexikaner sei sie<br />
verheiratet, erfahren wir. Das macht<br />
natürlich Spaß; keine Schwierigkeiten<br />
bei der Verständigung.<br />
Runde Aufkleber beppe ich den<br />
Mitfahrern an <strong>die</strong> T-Shirts, und lustig<br />
geht es zu, wenn ich den Herren <strong>die</strong><br />
MS AMADEA - das Flaggschiff von Phoenix-Reisen - ist Erikas Albrechts neue Wirkungsstätte<br />
Kontrollmarke fest ans Herz drücke...<br />
Dann geht es gleich los mit den<br />
Informationen, während unser Fahrer<br />
Cambio über eine Schnellstraße eine<br />
Stunde lang in dichtem Verkehr bis zur<br />
Hauptstadt Caracas braucht. Adriana<br />
berichtet sehr mutig über ihr Land.<br />
Vehement lässt sie ihre Meinung über<br />
<strong>die</strong> korrupte politische Führung des<br />
Präsidenten einfließen. Ich verstehe gut,<br />
dass ihr Unmut über <strong>die</strong> bittere Armut<br />
im Volk Widerstand weckt, wo doch<br />
große Ölvorkommen und Erdgas<br />
Venezuela zu Wohlstand führen<br />
könnten.<br />
Wir können <strong>die</strong> Unterschiede der<br />
sozialen Schichten deutlich erkennen.<br />
Die Sl<strong>um</strong>s an den Hängen der<br />
Gebirgskette hoch über der Stadt wirken<br />
wie Vogelkäfige, dicht aneinander<br />
geklebte Hütten aus Blech,<br />
Steinschuppen, Behausungen, wo<br />
Historischer Blick auf den geschäftigen Hafen von La Guaira Marktbesuch in Caracas Blick in den Schulhof
Die Elendsviertel zwischen La Guaira und Caracas<br />
Menschen ihr dürftiges Dasein fristen,<br />
vom Leben verachtet, wie Sklaven<br />
gehalten.<br />
Und das im 21. Jahrhundert!<br />
Die Luxus-Wohnanlagen allerdings auf<br />
der Gegenseite der Armutshügel, <strong>die</strong><br />
sc<strong>hier</strong> unerschwinglichen Appartements,<br />
sind aufwändig gebaut, und vermitteln<br />
eindrucksvoll den Reicht<strong>um</strong> der<br />
Oberschicht. Auf grünen Höhen mit<br />
herrlichen Aussichtsplätzen leben <strong>die</strong>,<br />
<strong>die</strong> ein gesichertes Einkommen haben,<br />
von Elend und Schmutz, von Armut und<br />
Not nichts ahnend und verschont.<br />
Hier blickt kein Leid aus leeren<br />
Fensterhöhlen!<br />
Auf <strong>die</strong>sen herrlichen Höhen des Pico<br />
Avila, dem Hausberg von Caracas, 2100<br />
m hoch, dem Himmel nahe, vergisst man<br />
vieles, was das Herz beschwert.<br />
Und doch scheint das üppige Grün in der<br />
<strong>gesamte</strong>n Stadt <strong>die</strong> großen Kontraste zu<br />
dämpfen. Nur der unglaubliche Ver-<br />
kehr kann durch nichts gedämpft<br />
werden. Autoschlangen in alle<br />
Richtungen einwärts und auswärts.<br />
Unwillkürlich kommen <strong>die</strong> Erinnerungen<br />
an Städte wie Kairo, Casablanca, an<br />
Athen und Rom, Metropolen in der<br />
ganzen mir bekannten Welt, nur <strong>die</strong>se<br />
krasse Armut sah ich dort nicht.<br />
Unser Ausflug zeigt uns aber auch<br />
besondere Sehenswürdigkeiten.<br />
Das „Pantheon National“, das<br />
Mausole<strong>um</strong> der Nationalhelden und <strong>die</strong><br />
Ruhestätte des Befreiers Simon Bolivar.<br />
Wir steigen über 50 Stufen zu einem<br />
ehemaligen Plantagenhaus hinauf.<br />
Dieses Anwesen liegt mitten in der Stadt<br />
in einem dichten grünen Park, wie eine<br />
Oase. Heute ist das Muse<strong>um</strong> der<br />
Kolonialen Künste in den Rä<strong>um</strong>en des<br />
„Quinta Anauro“ zu besichtigen.<br />
Danach stehen wir am Los Proceres,<br />
dem Denkmal zu Ehren der<br />
Unabhängigkeitskämpfer, das vor<br />
Brunnen und riesenhohen Skulpturen in<br />
schönen Parkanlagen steht.<br />
Es ist Mittag geworden, <strong>die</strong> Hitze wird<br />
fast unerträglich auf der Rückfahrt durch<br />
<strong>die</strong> Vororte von Caracas z<strong>um</strong> Schiff.<br />
Inzwischen ist es November. Wir liegen<br />
vor der „Islas los Roques“, <strong>die</strong> noch zu<br />
Venezuela gehört. Ein urtümliches<br />
Eiland, das den Großstädten Caracas und<br />
La Guaira <strong>als</strong> Wochenendasyl herrliche<br />
Strände bietet und heute auch unsere<br />
Gäste mit ersten warmen Meereswellen<br />
z<strong>um</strong> Baden vertraut macht.<br />
Fast alle fahren mit den Tenderbooten<br />
hinüber.<br />
Ein Landausflug ist nicht geplant.<br />
Manche wandern sogar zu dem weithin<br />
sichtbaren Leuchtturm hinauf.<br />
Eintritt zur Besichtigung wird erhoben,<br />
der nicht gering ist, wie alles andere<br />
auch auf <strong>die</strong>ser Insel, deren Infrastruktur<br />
nicht anspruchsvoll erscheint.<br />
Ein erster Eindruck!<br />
Den begüterten Venezolanern tut das<br />
nicht weh, wie wir gelernt haben.<br />
Die AMADEA verlässt <strong>die</strong> größte Insel<br />
des Archipels, das aus 42 Inseln und<br />
etwa 200 Sandbänken besteht, von<br />
Korallenriffen <strong>um</strong>geben ist und 1972<br />
z<strong>um</strong> Nationalpark erklärt wurde.<br />
Ein ehemaliges Versteck für Seeräuber,<br />
heute ein Para<strong>die</strong>s für Schnorchler und<br />
Menschen, <strong>die</strong> eine unberührte Natur<br />
schätzen.<br />
Am Morgen sehen wir vor uns <strong>die</strong><br />
Inselgruppe der Grenadinen, <strong>die</strong> sich von<br />
St. Vincent im Norden bis nach Grenada<br />
im Süden erstreckt, rund dreißig Inseln,<br />
von denen nur neun bewohnt sind. Nach<br />
der Hauptinsel St. Vincent ist <strong>die</strong> größte<br />
Insel Bequia, bekannt <strong>als</strong><br />
Taucherpara<strong>die</strong>s, sie faszinierte mich<br />
schon vor einigen Jahren durch ihre<br />
tiefblauen Tauchgründe.<br />
Alle <strong>die</strong> vielen kleinen und größeren<br />
Inseln gehören z<strong>um</strong> Britischen<br />
Commonwealth.<br />
Im Büro werden <strong>die</strong> Tickets für <strong>die</strong><br />
Ausflüge in St. Vincent gebucht und<br />
eingetütet, sortiert nach<br />
Kabinen-N<strong>um</strong>mern.<br />
Auch in den Städten werden Lasten oft noch<br />
auf dem Kopf getragen
Nach dem Informationsvortrag von<br />
Linus am Vormittag herrschte reger<br />
Betrieb am Schalter. Keine Zeit für<br />
warme Meereswellen in der Karibischen<br />
See!<br />
Früh, im Dunst des schon sehr warmen<br />
jungen Morgens, taucht vor uns <strong>die</strong> Insel<br />
St. Vincent aus dem Meer auf. Ich<br />
merke, wie <strong>die</strong> Fahrt sich verlangsamt<br />
und mein morgendlicher Rundlauf mir<br />
einen besonderen Anblick beschert.<br />
Wie der Kopf eines smaragdgrünen<br />
Drachens liegt unser heutiges Ziel vor<br />
Ankunft auf den Grenadinen<br />
mir, St. Vincent. Die Insel, <strong>die</strong><br />
Kol<strong>um</strong>bus am 22. Januar 1498, am<br />
Namenstag des Hl. Vincenz von<br />
Valencia, entdeckte. Hairou nannten <strong>die</strong><br />
Ureinwohner, <strong>die</strong> Ciboney, <strong>die</strong> Arawak<br />
und <strong>die</strong> Kariben ihre Insel vor der<br />
Ankunft der Europäer. Wie auf allen<br />
Inseln kämpften Spanier gegen<br />
Engländer, Franzosen gegen Engländer<br />
und Ureinwohner. Afrikanische Sklaven<br />
kamen dazu, <strong>die</strong> von einem gekenterten<br />
Schiff vor der Küste sich <strong>hier</strong>her<br />
retteten. <strong>Sie</strong> alle nahmen Besitz von dem<br />
fruchtbaren Eiland über dem es<br />
irgendwo immer zu<br />
regnen scheint.<br />
Der Soufrière, einer der aktivsten<br />
Vulkane in der Karibik, stößt von Zeit zu<br />
Zeit eine Wolke aus, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong><br />
r<strong>um</strong>orende rote Erde niedersenkt.<br />
Wir liegen seit 8 Uhr an der Pier in<br />
Kingstown, der Hauptstadt, <strong>um</strong>geben<br />
von bewaldeten Höhen, <strong>die</strong> teilweise<br />
steil aufsteigen und vom Sonnenlicht<br />
herrlich grün leuchten. Die Pier führt<br />
direkt in <strong>die</strong> belebte Stadt, <strong>die</strong> einen<br />
typischen karibischen Charakter zeigt.<br />
Geschäfte, Restaurants, offene<br />
Getränkestände, laute Musik,<br />
unablässiger Autoverkehr und über allem<br />
<strong>die</strong> feuchtwarme Hitze schon am<br />
Vormittag.<br />
Unsere Boys erquicken sich nach<br />
Herzenslust im Hafenbecken, das<br />
blaugrüne Wasser verführt z<strong>um</strong><br />
Schwimmen und Hineinspringen,<br />
unterzutauchen und <strong>die</strong> Last der Arbeit<br />
für Momente zu vergessen.<br />
Über 200 Passagiere sind mit den<br />
Minibussen auf den unterschiedlichsten<br />
Ausflügen unterwegs, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Stadt und<br />
<strong>die</strong> Umgebung kennen zu lernen oder auf<br />
einer Jeep-Safari kleine Dörfer,<br />
wechselnde Landschaften und enge<br />
Tropische Blüten überall<br />
Schluchten zu erkunden, Bananen- und<br />
tropische Obstplantagen, Muskatnussund<br />
Kakaofelder zu sehen.<br />
Den berühmten Botanischen Garten, der<br />
sich nach Westen erstreckt, der älteste<br />
seiner Art in der <strong>gesamte</strong>n Hemisphäre,<br />
besuchte ich schon vor vielen Jahren und<br />
bestaunte <strong>die</strong> seltensten tropischen<br />
Nutzpflanzen.<br />
Er wird mit den Londoner „Kew<br />
Gardens“ verglichen. Der ganze Stolz<br />
von Kingstown.<br />
Die Sonne ist <strong>um</strong> 17 Uhr 30 hinter dem<br />
Horizont im Meer versunken. Es wird<br />
früh sehr schnell dunkel. Aber an Deck<br />
sitzen <strong>die</strong> Gäste in der warmen
Abendluft, das kühle Bier, der Wein und<br />
<strong>die</strong> Cocktails, <strong>die</strong> heute aus Wodka,<br />
Martini Blanco, Sprite, Blue Curacao<br />
Tropische Cocktails versüßen den Abend an Bord<br />
und Limejuice gemischt sind, lassen <strong>die</strong><br />
Stimmung steigen, unterstützt von der<br />
heiteren Musik aus Patricks Musikbox.<br />
Bridgetown / Barbados. Sonnenaufgang:<br />
05.54 Uhr, so steht es im<br />
Tagesprogramm. Genau pünktlich, <strong>um</strong> 8<br />
Uhr, liegen wir an der Pier des Cruise<br />
Terminal. Barbados, <strong>die</strong> reichste Insel<br />
der Karibik, englisch geprägt, eine<br />
Korallen- und Vulkaninsel mit flachem<br />
Land, Zuckerrohrfeldern, deren höchste<br />
Erhebung nur 345 m misst. 280.000<br />
Menschen bewohnen eine Fläche von 23<br />
km Breite und 34 km Länge. Die<br />
sonnenüberfluteten, glitzernden Strände<br />
brachten der Insel den Beinamen „Juwel<br />
der Karibik“ ein, aber auch <strong>als</strong> <strong>die</strong><br />
„Einzelgängerin“ wird sie bezeichnet<br />
wegen ihrer Lage 160 km östlich abseits<br />
der karibischen Inselkette. Barbados hat<br />
das höchste Pro-Kopf-Einkommen der<br />
Karibik, und seine Regierung kann auf<br />
eine lange demokratische Tradition<br />
zurückblicken.<br />
Fast alle Häuser verfügen über<br />
fließendes Wasser und elektrischen<br />
Strom.<br />
Trotzdem ist es ein Land der Kontraste.<br />
Altes und Neues ist überall gegenwärtig.<br />
Weltweit operierende<br />
Finanzunternehmen haben ihren Sitz<br />
neben baufälligen R<strong>um</strong>fabriken, und<br />
schwarzbäuchige Schafherden trotten<br />
durch den Verkehr von Bridgetown.<br />
Barbados, Juwel der Karibik<br />
Dass <strong>hier</strong> immer nur eine Kolonialmacht<br />
herrschte, macht den großen Gegensatz<br />
zu den übrigen Karibikinseln aus.<br />
„Englischer <strong>als</strong> England“ soll es auf der<br />
Insel zugehen, sagt man, und <strong>die</strong>se enge<br />
Bindung an das alte Mutterland zeigt<br />
sich überdeutlich. Noch immer gibt es<br />
Linksverkehr. Ich habe Busfahrer erlebt,<br />
<strong>die</strong> einfach über rote Ampeln fuhren,<br />
auch das gehört zu den Gegensätzen!<br />
Die ersten britischen <strong>Sie</strong>dler wurden<br />
1627 auf der unbewohnten Insel nur von<br />
einer Horde wilder Schweine begrüßt.<br />
Doch es sollten sich bald englische<br />
Kultur und Sitten im tropischen Stil<br />
verbreiten neben afrikanischem Erbe der<br />
vielen Sklaven, <strong>die</strong> zur Arbeit auf den<br />
Zuckerrohrfeldern geholt wurden. Ab<br />
1966 erhielt Barbados <strong>die</strong><br />
Unabhängigkeit im Commonwealth.<br />
Kunsthandwerk der Karibik
Hier fahren wir nun durch <strong>die</strong> kleine,<br />
aber lebhafte Stadt Bridgetown, <strong>die</strong> ihren<br />
unverwechselbaren Lebensrhythmus<br />
spüren lässt, eine karibische Hauptstadt.<br />
Es geht durch eine schöne Landschaft<br />
hinaus zu einem 300 Jahre alten<br />
traditionsreichen Anwesen. Das<br />
„Sunbury Plantation House“, heute ein<br />
wohl restauriertes Muse<strong>um</strong> mit antiken<br />
Möbeln und kolonialen Werkzeugen. Im<br />
Keller sehen wir <strong>die</strong> größte<br />
Kutschensammlung der Karibik.<br />
Anette, unsere deutsche Reiseführerin,<br />
<strong>die</strong> schon 13 Jahre <strong>hier</strong> lebt, macht auf<br />
viele Dinge aufmerksam, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem<br />
wunderschönen Landhaus gar nicht so<br />
schnell erfasst werden können. Ich bin<br />
ganz bezaubert von der unglaublich<br />
anheimelnden Atmosphäre. Die<br />
ansprechende, großzügige und elegante<br />
Einrichtung mit Mahagonimöbeln<br />
vermittelt stilvolle Wohlhabenheit.<br />
Bezaubernde Bl<strong>um</strong>enarrangements<br />
überall lassen glauben, man sei mitten<br />
im täglichen Plantagenleben und würde<br />
eine persönliche Einladung bekommen<br />
haben. Die köstliche Erfrischung auf der<br />
überdachten Terrasse beflügelt zu<br />
beinahe unwirklichen Phantasien. Man<br />
könnte trä<strong>um</strong>en, so schön ist es <strong>hier</strong>.<br />
Blüten, <strong>die</strong> wir nur aus dem Bl<strong>um</strong>entopf<br />
kennen<br />
Wildwuchs oder tropischer Garten?<br />
Der Orchideengarten verspricht 30.000<br />
der bunten Tropenblütenpflanzen in<br />
Gewächshäusern inmitten von<br />
Felsgärten, Wasserfällen und einer<br />
Grotte.<br />
Wir bewundern <strong>die</strong> Blüten in den<br />
schönsten Farben, von weiß, gelb, rosa,<br />
rot, violett, sogar braune und fast<br />
schwarze mit hellen Punkten und<br />
Streifen gibt es. Nur <strong>die</strong> Namen kann ich<br />
mir nicht merken.<br />
Die Aussicht auf Zuckerrohrfelder haben<br />
wir auf der Fahrt zu unserem letzten<br />
Stopp, der auf einer Klippe erbauten St.<br />
John’s Church, <strong>die</strong> schon etliche Male<br />
durch Hurrikans zerstört wurde.<br />
Interessant ist der Rundgang <strong>um</strong> das<br />
Gotteshaus, wo Grabsteine und<br />
Steinsarkophage unter Schatten<br />
spendenden hohen Bä<strong>um</strong>en zu<br />
betrachten sind. Der letzte byzantinische<br />
Kaiser soll <strong>hier</strong> beigesetzt sein.<br />
Nach dem atemberaubenden Blick auf<br />
<strong>die</strong> Atlantikküste nehmen wir <strong>die</strong><br />
Erinnerung an <strong>die</strong>sen eindrucksvollen<br />
Vormittag mit aufs Schiff zurück.<br />
Ein bisschen mehr über tropische Bä<strong>um</strong>e<br />
habe ich wieder gelernt.<br />
Anette zeigte mir <strong>die</strong> braunen holzigen<br />
Früchte des „Mail Tree“ und des<br />
„Sandkastenba<strong>um</strong>es“, <strong>die</strong> sie unter den<br />
hohen schlanken Nadelbä<strong>um</strong>en vor der<br />
Kirche aufsammelte. Hübsche<br />
Schmuckstücke fertigen <strong>die</strong> Frauen<br />
daraus an, <strong>die</strong> ich an den Ständen <strong>hier</strong><br />
sah.<br />
Aber vorerst haben wir an Bord eine<br />
nennenswerte Abend-Show, <strong>die</strong> nicht<br />
unerwähnt bleiben sollte. Juri Erlenbach,<br />
der Teufelsgeiger aus <strong>Sie</strong>benbürgen,<br />
spielt sich in <strong>die</strong> Herzen der Gäste voll<br />
ungebremstem Temperament und<br />
H<strong>um</strong>or, <strong>als</strong> wäre er mit seiner Geige<br />
geboren. Die Zugaben hören nicht auf,<br />
der Applaus nicht und der Teufel scheint<br />
ihm wirklich im Blut zu stecken.<br />
Eine tolle Leistung!<br />
Die Insel Grenada zählt zu den Kleinen<br />
Antillen, zu den Inseln über dem Wind,<br />
Ankunft auf Grenada<br />
ist <strong>die</strong> südlichste der Windward-Inseln<br />
mit 305 qkm.<br />
<strong>Sie</strong> ist eine Vulkaninsel mit einer<br />
atemberaubenden Landschaft aus<br />
Regenwäldern, tiefsten Schluchten,<br />
untätigen Vulkanen und Stränden, <strong>die</strong> zu<br />
den schönsten der Welt zählen. Und auf<br />
<strong>die</strong>ser Insel hat heute <strong>die</strong> AMADEA am<br />
neuen Kai in St. George’s angelegt.<br />
Karibische Badefreuden auf den "Inseln über dem Wind"<br />
Weltbekannt ist <strong>die</strong> „Gewürzinsel“, <strong>die</strong><br />
uns mit tropischen, feucht-heißen<br />
Temperaturen <strong>um</strong> 8 Uhr empfängt. Der<br />
Kleinbus steht bereit mit dem sehr<br />
schwarzen Fahrer Brian. Und <strong>die</strong><br />
Reiseführerin Uschi nimmt mich bei der<br />
Begrüßung gleich in den Arm.
Die Freude ist unverkennbar, wir fuhren<br />
schon auf früheren Ausflügen zusammen<br />
und hatten jedes Mal viel Spaß. So lustig<br />
geht es auch gleich los.<br />
Uschi hat eine besondere Art mit den<br />
Gästen <strong>um</strong>zugehen.<br />
Ein bisschen burschikos und ohne<br />
Hemmungen werden wir schnell zu einer<br />
fröhlichen Bus-Gesellschaft.<br />
Die großen Brotfruchtbä<strong>um</strong>e, Mangound<br />
Papayabä<strong>um</strong>e mit den weit<br />
ausladenden Blätterkronen wechseln sich<br />
ab mit Flamboyan, afrikanischen<br />
Tulpenbä<strong>um</strong>en, deren Blüten weithin<br />
leuchten und <strong>die</strong> Farbenpracht hat kein<br />
Ende. Und immer wieder sind es<br />
Aussichten auf Buchten und Meer, <strong>die</strong><br />
man mit Worten ka<strong>um</strong> beschreiben kann.<br />
Auf serpentinenreicher Strecke fahren<br />
wir z<strong>um</strong> Nationalpark „Grand Estang“,<br />
600 m hoch liegt der Kratersee des<br />
erloschenen Vulkans.<br />
Gewürze in Körbchen mit Muscheln<br />
verziert, Gewürze zu Ketten verarbeitet,<br />
vielerlei Souvenirs werden angeboten.<br />
Durch Zuckerrohrfelder gelangen wir zur<br />
ältesten R<strong>um</strong>fabrik an der Ostküste, <strong>die</strong><br />
wir besichtigen. Recht altmodische<br />
Fabrikationstechniken sehen wir <strong>hier</strong>,<br />
steigen über Steintreppen, schauen in<br />
Riesenbottiche, in denen der<br />
ausgepresste Zuckerrohrsaft durch Rohre<br />
von einem Tank z<strong>um</strong> nächsten fließt und<br />
schließlich zu R<strong>um</strong> wird.<br />
Ganz benebelt betreten wir den<br />
Verkaufsra<strong>um</strong>, <strong>um</strong> eine Probe zu kosten,<br />
danach könnte bestimmt keiner mehr am<br />
Seine britische Vergangenheit versteckt Grenada nicht<br />
Lenkrad sitzen. Ein Glück, dass wir bald<br />
in einem Plantagenhaus auf einer<br />
luftigen Terrasse mit schmackhaften<br />
einheimischen Spezialitäten verwöhnt<br />
werden.<br />
Wir sind in einer Muskatnuss-Fabrik<br />
angemeldet.<br />
Wie hart <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen für <strong>die</strong><br />
Arbeiterinnen sind, kann man ka<strong>um</strong><br />
glauben. Unglaublich primitiv werden<br />
<strong>die</strong> Muskatnüsse von Hand gewaschen,<br />
getrocknet, von Schalen getrennt, sortiert<br />
und in Säcke gefüllt.<br />
Handarbeit von Anfang bis Ende zu<br />
erbärmlichsten Bedingungen für <strong>die</strong><br />
jungen schwarzen Mädchen, deren Lohn<br />
10 Euro am Tag betragen soll.<br />
Erfrischung während des Ausflugs<br />
Die beiden Kreuzfahrthäfen von Grenada<br />
Üppige Blüten auf der Gewürzinsel
Gewürzherstellung charmant erklärt<br />
<strong>Sie</strong> arbeiten von früh bis spät, auch<br />
sonntags, ohne Handschuhe, ohne<br />
Schutzmasken gegen den giftigen Staub!<br />
Ist das auch „very british“?<br />
Staatsoberhaupt ist auf Grenada<br />
immerhin <strong>die</strong> britische Monarchin,<br />
vertreten durch einen<br />
General-Gouverneur.<br />
Während der Rückfahrt erzählt Uschi<br />
noch einiges über ihre Wahlheimat, das<br />
ich noch nicht wusste:<br />
Die Taino-Indianer sollen <strong>die</strong><br />
Hängematte erfunden haben und das<br />
Grillen.<br />
Das Holz vom Ba<strong>um</strong> des Lebens soll so<br />
hart sein, dass es im Wasser untergeht.<br />
Der Broku-Ba<strong>um</strong> wird Lippenstiftba<strong>um</strong><br />
genannt wegen seiner knallroten Blüten.<br />
Den Kapokba<strong>um</strong> findet man <strong>hier</strong> mit<br />
seinen rosa Blüten sowie den<br />
Teakholzba<strong>um</strong>, der weiß blüht.<br />
Das hohe Gras an Böschungen und<br />
Hängen wird Elefantengras genannt.<br />
Phoenix-Logo am AMADEA-Schornstein<br />
Die Abendshow, eine lustige<br />
Verwechslungskomö<strong>die</strong>, war gut<br />
besucht.<br />
Dann geht es nach oben zur<br />
„Beachparty“ für Petra und Beate, <strong>die</strong> ab<br />
Mitternacht ihre<br />
Geburtstagsglückwünsche bekommt. Ein<br />
reichhaltiges Büffet, kalte Getränke und<br />
viel Musik halten alle bei Laune.<br />
Indessen zieht <strong>die</strong> AMADEA durch <strong>die</strong><br />
dunkle Nacht bei glatter See dem Ende<br />
der Reise entgegen.<br />
Leckereien z<strong>um</strong> Reiseabschluss<br />
Viel Betrieb im Yacht- und Kreuzfahrthafen auf Grenada<br />
Dieser Inselbewohner spricht nur Englisch... ... und <strong>die</strong>ser noch gar nicht Good-bye, Karibik - neue Ziele warten schon!
Erika Albrecht Silke Burmester Kay Janet Pönninghaus<br />
Auf der AMADEA tourt sie <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />
Die echte Hamburger<br />
Die stu<strong>die</strong>rte Touristikerin und<br />
Welt: Lesungen, Kreativ-Kurse und<br />
Barkassen-Führer-Tochter ist freie<br />
TV-Moderatorin aus Passion hat nach<br />
Gästebetreuung sind <strong>die</strong> Aufgaben der<br />
Journalistin. <strong>Sie</strong> schreibt u.a. über<br />
mehreren Bordeinsätzen auf der<br />
passionierten Chronistin. Dabei zeigt<br />
Reise, Me<strong>die</strong>n und gesellschaftliche<br />
MONA LISA und der NORWEGIAN<br />
sie, dass man auch <strong>als</strong> Crew-Mitglied<br />
Rand-Erscheinungen. Aus ihrer Feder:<br />
SUN Salzwasser im Blut. Ihr<br />
mit über 80 nicht "out" ist.<br />
"Das geheime Tagebuch der Carla<br />
Lieblingskontinent: Südamerika.<br />
Gudrun Schlüter<br />
Bruni".<br />
Simone Wieting Carina Wolfram<br />
<strong>Sie</strong> hat <strong>als</strong> Presse-Referentin von<br />
Reiseleitung an Bord, Betreuung von<br />
Eigentlich sind Boote ihre Passion.<br />
Kreuzfahrt-Reedereien Jahrzehnte lang<br />
Kreuzfahrt-Schiffen über eine<br />
Und dort ist sie auch zu Hause: in der<br />
<strong>die</strong> Welt bereist - u.a. 50mal<br />
Incoming-Agentur, Wohnsitz auf<br />
Redaktion von "boote" (Verlag<br />
transatlantik mit der QE2. Nunmehr<br />
Teneriffa - Simone Wieting gibt ihr<br />
Delius-Klasing). Aber getreu Albert<br />
erfüllt sie sich persönliche<br />
Debüt <strong>als</strong> Autorin mit einem Beitrag<br />
Ballins Motto "Mein Feld ist <strong>die</strong> Welt"<br />
Reise-Wünsche und schreibt über<br />
über ihre Wahlheimat Santa Cruz.<br />
probiert sie jetzt auch größere Schiffe<br />
Erlebtes.<br />
Christian Eckardt<br />
Herbert Fricke<br />
aus.<br />
Gerd Müller<br />
Der Bremerhavener Schifffahrtsautor<br />
Seemann, Journalist, ein halbes Leben<br />
Der Zürcher Fotojournalist ist seit<br />
fand seinen Einstieg beim Groß<strong>um</strong>bau<br />
beim NDR, Buchautor maritimer<br />
zwanzig Jahren für Reise-, Lifestyle-<br />
der NORWAY 1979/80. Schwerpunkt<br />
Themen. Wer könnte besser ein<br />
und Luxusthemen unterwegs. Dabei<br />
seiner 30jährigen Tätigkeit für<br />
Salzwasser-Plädoyer halten <strong>als</strong> Herbert<br />
lässt er auch h<strong>um</strong>anitäre Einsätze und<br />
Tageszeitungen und <strong>Magazin</strong>e sind <strong>die</strong><br />
Fricke, Moderator der Welt ältester<br />
Expeditionen in <strong>die</strong> entlegensten<br />
Fähr- und Kreuzschifffahrt.<br />
Radiosendung 'Gruß an Bord'?<br />
Einsatzgebiete nicht aus.<br />
Andreas Pfeffer<br />
Den Historiker und Journalisten packte<br />
seine Leidenschaft schon in der<br />
Kindheit: TITANIC. Da lag der Liner<br />
schon über 50 Jahre auf dem<br />
Meeresgrund. 2001 bekam Pfeffer den<br />
„Kreativpreis für Lebenswerk“.<br />
Peter Pospiech Helfried Weyer<br />
Beliebtester T<strong>um</strong>melplatz des<br />
Diplom-Ingenieurs ist <strong>die</strong><br />
Schiffs-Technik. Und er wird kein<br />
Schiff vorstellen, ohne einen Blick in<br />
<strong>die</strong> Maschine zu werfen. Aber auch ihn<br />
hat <strong>die</strong> Genuss-Seite der<br />
Kreuzfahrtschiffe gepackt.<br />
Der Fotojournalist perfektionierte <strong>die</strong><br />
Mittelformat-Projektion in seiner<br />
"Terravision", einer Dia-Schau auf<br />
6x18 Metern Leinwand. Schon vor<br />
zwanzig Jahren schrieb er "Hohe<br />
Schule der Reisefotografie".
Das<br />
ist eine Internet-Publikation und<br />
erscheint 6x jährlich jeweils am<br />
15. Januar<br />
15. März<br />
15. Mai<br />
15. Juli<br />
15. September und<br />
15. November<br />
im Media-Maritim-Verlag e.K.<br />
Kaiserstraße 210, 45699 Herten.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Redaktion <strong>Schiffsreisen</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Postfach 110 276<br />
42530 Velbert<br />
Tel.: +49 2053 998 118<br />
Herausgeber und Chefredakteur:<br />
Oliver Schmidt (V.i.S.d.P.)<br />
Reiger Weg 38<br />
42553 Velbert<br />
Tel.: +49 2053 - 998 118<br />
Mobil: +49 172 - 635 60 58<br />
e-Mail:<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Erika Albrecht, Jennifer Bligh, Annette<br />
Bopp, Brunhild Erley, Miriam von<br />
Fritschen, Margit Kremeyer, Jenny May,<br />
Kay Janet Pönninghaus, Gudrun<br />
Schlüter, Sigrid Schmidt, Jutta Schobel,<br />
Snežana Šimičić, Jutta<br />
Spiessbach, Simone Wieting, Carina<br />
Wolfram, Horst K. Benk, Christian<br />
Eckardt, Herbert Fricke, Fred Friedrich,<br />
Dr. Dr. Dr. Gottfried Mai, Hagen<br />
Mesters, Gerd Müller, Andreas Pfeffer,<br />
Peter Pospiech, Ton Valk, Helfried<br />
Weyer<br />
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Startseite: OS, Titanic-Muse<strong>um</strong>-<br />
Germany (Andreas Pfeffer), Gudrun<br />
Schlüter<br />
Editorial: OS<br />
Nachrichten-1: Deilmann, RCCL<br />
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Historie-Titanic-1: Andreas Pfeffer, OS<br />
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Pfeffer)<br />
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Schneider, Gudrun Schlüter, Christian<br />
Eckardt, Gerd Müller, Andreas Pfeffer,<br />
Helfried Weyer, OS<br />
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Abenteuer-Amazonas-3: G. Müller, OS<br />
Abenteuer-Amazonas-3: G. Müller, OS<br />
Abenteuer-Amazonas-4: Gerd Müller<br />
Abenteuer-Amazonas-5: G. Müller, OS<br />
Queen-Mary-1 bis 6: OS<br />
Vistamar-1 bis 5: Ina Kurz, Herbert<br />
Fricke<br />
Mit Erika Albrecht unterwegs 1-7: OS<br />
Guten-Morgen-Santa-Cruz-1: OS<br />
Guten-Morgen-Santa-Cruz-2: Turismo<br />
de Tenerife<br />
Guten-Morgen-Santa-Cruz-3+4:<br />
Turismo de Tenerife, OS<br />
RIVER CLOUD und PREMICON<br />
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Hotel-bei-Southampton-1 + 2: Four<br />
Seasons Hotels, OS<br />
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Zirkuskreuzfahrt-2: Andrej Belinskiy,<br />
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Schlüter<br />
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Eckardt