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Landlbote Juli August September 2020

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Geistliches Wort

Seht ihr den Mond dort stehen…

Eben hat sie noch die Wäsche abgehängt.

Sandra lässt sich erschöpft in den Sessel

fallen und seufzt: „Ich kann nicht mehr.

Was für ein Tag.“ Dabei ist sie seit heute

morgen unter Strom. Erst die Kinder beim

Homeschooling betreuen, dann die notwendigsten

Anfragen von ihrem Chef am

PC bearbeiten. Dann schnell einkaufen,

kochen, Wäsche waschen. Oh weh, sie hat

ganz vergessen ihre Mutter zurückzurufen,

die ist zunehmend dement und leidet darunter,

dass sie die Enkel nicht sehen kann.

Sandra will nicht jammern. Sie hat sich

nach jedem ihrer drei Kinder bewusst für

dieses Leben entschieden: „Ich liebe meine

Kinder und doch, mein Beruf macht mir so

viel Spaß. Ich will wieder arbeiten. Mein

Mann unterstützt mich im Haushalt und

mit den Kindern, wenn er zuhause ist.“ Aber

nach diesen langen Wochen ohne Schule

und Kindergarten für die Kinder fühlt sie

sich ausgezehrt. Da gibt es Augenblicke wie

diesen, wo sie ins Zweifeln kommt: „Halte

ich diesen Stress durch? Es ist schon lange

her, dass ich ausgiebig in einem Buch

geschmökert habe. Und die Kinder, kommen

die nicht doch zu kurz, weil alles

immer fix gehen muss?“

Paul Gerhardt, ein Mann, der selbst viele

Kinder hatte, schrieb ein Lied, das Sandra

jetzt in den Sinn kommt: „Seht ihr den

Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen

und ist doch rund und schön. So sind wohl

manche Sachen, die wir getrost verlachen,

weil unsere Augen sie nicht sehen.“

Vielleicht können wir manchmal den Segen

Gottes eben nicht in seiner Fülle sehen,

weil wir nur auf die dunkle, die unvollkommene

Seite unseres Lebens blicken.

An Gottes Segen ist alles gelegen – auch in

dieser Ausnahmezeit von Corona vertrauen

wir darauf, dass Gott auch unsere Fehler

und unsere Unvollkommenheit segenreich

sein lassen kann.

In diesem Sinne herzliche Grüße an Sie alle.

Behüt‘ Sie Gott und seien Sie mit sich und

Anderen in dieser Zeit besonders gnädig.

Gott ist es auch.

Ihre Dekanin Christiane Murner

Das Leben zwischen Beruf und Kindern ist

anstrengend, bringt Mütter und Väter dieser

Tage an die Grenze ihrer Belastbarkeit.

Und manchmal bleiben wir dabei auch hinter

unseren eigenen Ansprüchen zurück:

der Rückruf wird vergessen, die Kinder sitzen

länger als man will vor dem Fernseher,

…. Unser Leben ist eben nicht vollkommen.

Und doch glaube ich, dass auf beiden Bereichen

Beruf und Familie Gottes Segen liegt.

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