Deutscher Naturstein-Preis Dokumentation* 2020
Der Deutsche Naturstein-Preis stellt Naturstein als Baustoff in den Vordergrund. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen der Architektur und des Städtebaus, deren Qualität von den gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten des Baustoffs Naturstein geprägt sind. Mehr hierzu finden Sie unter https://www.natursteinverband.de/naturstein-preis.html
Der Deutsche Naturstein-Preis stellt Naturstein als Baustoff in den Vordergrund. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen der Architektur und des Städtebaus, deren Qualität von den gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten des Baustoffs Naturstein geprägt sind. Mehr hierzu finden Sie unter https://www.natursteinverband.de/naturstein-preis.html
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In der Jury des Deutschen Naturstein
Preises haben wir intensiv über die
Kategorien Bauen im Bestand, Weiterbauen,
Denkmalpflege und schließlich
auch Rekonstruktion diskutiert. Das war
vielleicht nicht ganz zufällig, denn ein
Material wie der Naturstein lädt aufgrund
seiner Eigenschaften und seiner Bearbeitungsfähigkeit
geradezu dazu ein,
Gebäude und Fassaden mit einer feinen
Detaillierung zu gestalten, die an die
Fügungskunst der Altvorderen erinnert.
Somit können alle vier Preisträger im
weiteren Sinne den genannten Kategorien
zugeordnet werden.
Dem Wohn- und Geschäftshaus in München
von Meili, Peter Architekten gelingt
eine räumliche Stadtreparatur in einer
zwar urbanen, aber auch heterogenen
städtebaulichen Situation. Eine fein differenzierte,
in die Tiefe gedachte Natursteinfassade
bedient sich der Rationalität
eines Giuseppe Terragni, ohne in Monumentalität
abzugleiten.
Die politische Entscheidung zur Rekonstruktion
der Fassaden des Berliner
Schlosses nach einem Entwurf des italienischen
Architekten Franco Stella muss
man nicht teilen, um dennoch anzuerkennen,
dass der Werkstoff Naturstein
hier nicht nur handwerklich sauber, sondern
auch planerisch angemessen eingesetzt
wurde, um eine tatsächlich tektonisch
gefügte, dauerhafte – also nachhaltige
– Fassade zu erzielen.
Dagegen ist die Fassadenneugestaltung
der Deutschen Botschaft in Paris des
Architekturbüros Prof. D. G. Baumewerd
eine überzeugende Neuschöpfung. Ihr
gelingt mit hoher architektonischer Kreativität
und mit originellen gestalterischen
Mitteln eine Interpretation der bisherigen
Sechziger-Jahre-Fassade, ohne dabei in
einen unangemessenen Historismus zu
verfallen. Die Fassade ist neu, sie ist
wahrscheinlich auch besser als die alte,
aber sie verleugnet den Duktus des
Vorgängers nicht, kurz: Sie schreibt die
Geschichte nicht um.
Schließlich ging es auch beim Anwesen
auf dem Lande im Odenwald nach dem
Entwurf der freien Landschaftsarchitekten
Backhaus & Barnett um den Umgang mit
dem Bestand: Ein heterogenes Ensemble
wurde mit den Mitteln der Landschaftsarchitektur
neugeordnet und zusammengebunden.
Als immer wiederkehrendes
Element der Vereinheitlichung dient hier
der Muschelkalkstein, der dem Anwesen
eine gewisse Noblesse verleiht.
Vier ganz unterschiedliche Wege also,
sich mit dem Überkommenen auseinanderzusetzen.
In ihrer Gesamtschau stehen
sie für die weite Palette der Möglichkeiten
des spezifischen Materials.
Der Bund Deutscher Architekten BDA
unterstützt diesen und andere materialbezogene
Architekturpreise gerne auch
weiterhin, weil wir uns für die Qualität
des Planens und Bauens in Verantwortung
für Gesellschaft und Umwelt einsetzen.
Und da sind in Zeiten der Corona-
und vor allem der Klimakrise nachhaltige
und wiederverwendbare Baustoffe
ein angemessenes Zeichen der
Zeit. Wenn die Ergebnisse dann auch
noch hohen architektonischen Qualitätskriterien
standhalten, dann hat dieser
Preis sein Ziel erreicht.
Susanne Wartzeck
Präsidentin des Bundes
Deutscher Architekten BDA
und Vorsitzende der Jury
Deutscher Naturstein-Preis 2020