60mm-System compact, 3-polig

8
Typisch Spanien
¡Olé!¡Olé!
¡Olé!
Die hohe Schule des Stierkampfs
Stierkampf und Andalusien sind quasi Synonyme.
Dazu hätte es gar nicht erst des Urteilsvermögens von
Schriftsteller Ernest Hemingway bedurft. Zwar trifft
das blutige Treiben auch in seinem Ursprungsland
längst nicht mehr nur auf Zustimmung, aber Anhänger
hat das Duell zwischen dem Matador und dem
Toro, dem Stier, noch jede Menge. Eine der Hochburgen
des Stierkampfs ist die im bergigen Hinterland
von Marbella gelegene Stadt Ronda, heute ein beliebtes
Ausflugsziel für Touristen, in dem Hemingway
tatsächlich auch eine Zeit seines Lebens verbrachte.
Die Wurzeln des Stierkampfs liegen in alten Riten ver -
borgen, und wenn heute behauptet wird, dass Francisco
Romero im 18. Jahrhundert in Ronda den Stierkampf
erfunden habe, so entspricht dies nicht ganz der Wahr-
heit. Richtigerweise müsste man sagen, dass Romero
ein Revolutionär war und den Stierkampf neu erfun den
hat, so, wie wir ihn heute kennen. War dieser blut -
rünstige Zeitvertreib zuvor ausschließlich dem spanischen
Adel vorbehalten, so stellte Romero den Stier-
kampf regelrecht vom hohen Ross auf die Füße: Statt
dem kraftstrotzenden Tier ausschließlich mit Reitern
zu begegnen, setzte Romero einen Mann mit rotem
Tuch in ein Eins-zu-eins-Duell mit dem Stier. Der pure
Stil, der von Romero erdacht und von seinen Nach-
wöhnervision
fahren gepflegt wurde, ist als klassischer Stil der Schule
von Ronda in die Annalen eingegangen. Ihn zeichnet –
im Gegensatz zur verspielten Variante aus Andalusiens
Hauptstadt Sevilla – eine Nüchternheit und Klarheit
in Kleidung, Abfolge des Duells und Positionen des
Toreros aus.
Noch heute kann man sich in Ronda zum Torero ausbilden
lassen. Die bereits 1785 eingeweihte, im neoklassizistischen
Stil errichtete Stierkampfarena ist die
älteste Spaniens und die erste, die komplett aus Stein
erbaut wurde. In ihr kämpfte der Enkel von Francisco
Romero, Pedro, gegen mehr als 5.000 Stiere.
Ganz in der Nähe befindet sich auch das Grab eines
großen amerikanischen Künstlers. Es war der ausdrückliche
Wunsch des Regisseurs und Schauspielers
Orson Welles, der im jungen Alter von 18 Jahren
einen Sommer in Ronda verbracht hatte, nahe der
berühmten Stierkampfarena seine letzte Ruhestätte
zu finden.