August 2020 - Büchenbacher Anzeiger
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Lokales<br />
19<br />
Widerstand gegen Stromtrassen und Planungssicherstellungsgesetz<br />
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Büchenbach und den<br />
Nachbargemeinden nahmen beim bundesweiten Protest-Aktionstag<br />
teil, um gegen überdimensionierten Netzausbau und das Planungssicherstellungsgesetz<br />
und für die dezentrale Energiewende<br />
zu demonstrieren. In Büchenbach, Schwanstetten, Oberreichenbach<br />
und in Roth kamen sie zusammen, um vor dem geplanten Ersatzneubau,<br />
dem Hochrüsten auf 380 kV und den damit verbundenen<br />
enormen Steigerungen der Stromkosten zu warnen. Auch die<br />
immense Zerstörung der Natur kann nicht mit Geld aufgewogen<br />
werden.<br />
Mit rotgelben Andreaskreuzen, Warnwesten und Bannern protestierten<br />
an verschiedenen Plätzen entlang der geplanten Trasse<br />
gegen die Maßnahmen. Leider musste aufgrund der Corona-Pandemie<br />
die Teilnehmerzahl begrenzt werden. Dadurch mussten Viele<br />
abgewiesen werden und konnten ihren Protest nicht öffentlich<br />
bekunden. Insgesamt zeigten bundesweit rund 60 Bürgerinitiativen<br />
entlang den geplanten Trassen den Politikern deutlich ihre Unzufriedenheit<br />
mit der Energiepolitik.<br />
Der Sprecher der <strong>Büchenbacher</strong> Bürgerinitiative, Wolfgang Schmid,<br />
freute sich, dass in Büchenbach an den Versammlungen auch die<br />
Gemeinderäte Irene Schinkel, Susanne Vöckler, Roland Gräfensteiner<br />
und Robert Schuster und Kreisrat Cornelius Voigt teilnahmen.<br />
Roland Gräfensteiner arbeitet im Organisationsteam der Bürgerinitiative<br />
mit und machte mit seinem Sohn Andy Drohnenaufnahmen<br />
des Trassengeländes. Büchenbachs Bürgermeister Helmut Bauz<br />
war leider verhindert, Gemeinderätin und 3. Bürgermeisterin Irene<br />
Schinkel vertrat ihn.<br />
Aktueller Hauptgrund der Proteste ist das erst vor kurzem von Bundestag<br />
und Bundesrat im Eiltempo beschlossene Planungssicherstellungsgesetz<br />
(PlanSiG). Der Sprecher der <strong>Büchenbacher</strong> Bürgerinitiative<br />
kritisierte besonders, dass zwingend durchzuführende<br />
Erörterungstermine, Antragskonferenzen und mündliche Verhandlungen<br />
nur noch online stattfinden dürfen. Das betreffe zahlreiche<br />
Gesetze wie das Netzausbaubeschleunigungsgesetz, Energiewirtschaftsgesetz,<br />
Wasserhaushaltsgesetz, das Bundesnaturschutzgesetz<br />
und das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung. „Eine<br />
richtige, rechtsstaatlich einwandfreie Beteiligung der Bürger und<br />
der Umweltverbände wird so unmöglich. Während CDU/CSU und<br />
SPD aus vielen rechtsstaatlichen und demokratischen Gründen Online-Gerichtsverhandlungen<br />
ablehnten, stimmten die Große Koalition<br />
und die FDP im Bereich von 22 Gesetzen trotz ähnlicher rechtsstaatlicher<br />
Probleme diesem Planungssicherstellungsgesetz zu.“<br />
Großprojekte wie die Jura-Stromleitung sollten offenbar schnell<br />
und ohne große Beteiligung der Öffentlichkeit durchgedrückt werden,<br />
der Stromkunde müsste dann die durch den Bau stark gestiegenen<br />
Netzgebühren über seine Stromrechnung bezahlen. Rund<br />
2000 € pro Stromkunde müssten für die mindestens 85 Milliarden<br />
Euro (Tendenz steigend) Trassenkosten bezahlt werden.<br />
Die Demonstranten versammelten sich zunächst in Tennenlohe bei<br />
der bestehenden 110-kV-Leitung. Sie lehnten die daneben geplante<br />
Höchstspannungstrasse der Juraleitung ebenso ab wie solche an<br />
anderen Orten, sei es im Landkreis Roth oder in Schwabach oder an<br />
anderen Orten. Die Gefährdung der Menschen und die Zerstörung<br />
der Natur sei nirgends akzeptabel. Daher könne man sich auch<br />
nicht mit den 400-m-Abstand zu den Stromleitungen zufriedengeben.<br />
Sie dienten nicht der Versorgungssicherheit der Bürger mit<br />
Strom, sondern dem internationalem Stromhandel.<br />
Fachleute wie die Professoren Jarass und Kemfert, der Verband der<br />
Elektroingenieure und der Vorstandsvorsitzende der N-Ergie hätten<br />
bestätigt, dass bereits jetzt eine Stromversorgung mit regionalen<br />
erneuerbaren Energien möglich ist, und dass statt dem Ausbau<br />
der Trassen es sinnvoller sei, regionale erneuerbare Energien wie<br />
insbesondere die Photovoltaik und Elektrospeicher auszubauen.<br />
Hermann Lorenz vom Energiebündel Roth-Schwabach e.V. verneinte<br />
ebenfalls die Notwendigkeit der Höchstspannungstrassen. Dem<br />
Verein gehören alle Gemeinden des Landkreises Roth und die Stadt<br />
Schwabach an. Er setzt sich seit Jahren für den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien in unserer Region ein. Hermann Lorenz: „Je mehr<br />
die Bürger, die Unternehmen und die Gemeinden im Landkreis<br />
in erneuerbare Energien und Speicher investieren, desto weniger<br />
werden diese Trassen notwendig. Planer, Architekten, Bauherren<br />
und Unternehmen sollten erkennen, dass zum Beispiel Photovoltaikanlagen<br />
kaum die Baukosten erhöhen, sondern eine sehr gute<br />
Investition sind. Daher könnten Kommunen bereits heute im Rahmen<br />
ihrer Bebauungspläne eine „solare Baupflicht“ zum Nutzen<br />
ihrer Bürger vorschreiben und so die CO2- freie Eigenenergieversorgung<br />
vorantreiben.“<br />
Am Dillnenweg, dem Feldweg von der Staatsstraße 2224 nach Kühedorf,<br />
würde die Juraleitung einen Schwenk in den Norden von<br />
Büchenbach machen und über Rednitzhembach, Schwanstetten<br />
nach Wendelstein führen. Richard Fettinger vom Organisationsteam<br />
der <strong>Büchenbacher</strong> Bürgerinitiative, zeigte an diesem Beispiel,<br />
wie viel Hektar Wald und Natur durch die Trassen zerstört würden.<br />
Fettinger: „Allein durch die 28-km-lange Südtrasse würden rund<br />
170 Hektar Natur beschädigt werden; rund 80.000 bis 200.000<br />
Bäume müssten gefällt werden. Richtiger Wald kann hier nie mehr<br />
richtig wachsen, weil die Bäume nur eine bestimmte Höhe unter<br />
den Leitungen haben dürfen. Angesichts der Veränderung des Klimas<br />
ist dies eine katastrophale Maßnahme, die verhindert werden<br />
muss, weil ein riesiger Sauerstoffspender und CO2-Speicher vernichtet<br />
werden würde!“<br />
Auch in Schwanstetten demonstrierten Bürgerinnen und Bürger<br />
gegen die geplante Trasse und traten für regionale, erneuerbare<br />
Energien ein. Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann unterstützte<br />
sie mit seiner Anwesenheit.<br />
Am Rother Marktplatz fand schließlich die Abschlusskundgebung<br />
in großer Runde statt. Hier stießen auch noch Mitglieder der Oberreichenbacher<br />
Bürgerinitiative dazu.<br />
Wolfgang Schmid, Sprecher BI Büchenbach