14.08.2020 Aufrufe

August 2020 - Büchenbacher Anzeiger

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Lokales<br />

19<br />

Widerstand gegen Stromtrassen und Planungssicherstellungsgesetz<br />

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Büchenbach und den<br />

Nachbargemeinden nahmen beim bundesweiten Protest-Aktionstag<br />

teil, um gegen überdimensionierten Netzausbau und das Planungssicherstellungsgesetz<br />

und für die dezentrale Energiewende<br />

zu demonstrieren. In Büchenbach, Schwanstetten, Oberreichenbach<br />

und in Roth kamen sie zusammen, um vor dem geplanten Ersatzneubau,<br />

dem Hochrüsten auf 380 kV und den damit verbundenen<br />

enormen Steigerungen der Stromkosten zu warnen. Auch die<br />

immense Zerstörung der Natur kann nicht mit Geld aufgewogen<br />

werden.<br />

Mit rotgelben Andreaskreuzen, Warnwesten und Bannern protestierten<br />

an verschiedenen Plätzen entlang der geplanten Trasse<br />

gegen die Maßnahmen. Leider musste aufgrund der Corona-Pandemie<br />

die Teilnehmerzahl begrenzt werden. Dadurch mussten Viele<br />

abgewiesen werden und konnten ihren Protest nicht öffentlich<br />

bekunden. Insgesamt zeigten bundesweit rund 60 Bürgerinitiativen<br />

entlang den geplanten Trassen den Politikern deutlich ihre Unzufriedenheit<br />

mit der Energiepolitik.<br />

Der Sprecher der <strong>Büchenbacher</strong> Bürgerinitiative, Wolfgang Schmid,<br />

freute sich, dass in Büchenbach an den Versammlungen auch die<br />

Gemeinderäte Irene Schinkel, Susanne Vöckler, Roland Gräfensteiner<br />

und Robert Schuster und Kreisrat Cornelius Voigt teilnahmen.<br />

Roland Gräfensteiner arbeitet im Organisationsteam der Bürgerinitiative<br />

mit und machte mit seinem Sohn Andy Drohnenaufnahmen<br />

des Trassengeländes. Büchenbachs Bürgermeister Helmut Bauz<br />

war leider verhindert, Gemeinderätin und 3. Bürgermeisterin Irene<br />

Schinkel vertrat ihn.<br />

Aktueller Hauptgrund der Proteste ist das erst vor kurzem von Bundestag<br />

und Bundesrat im Eiltempo beschlossene Planungssicherstellungsgesetz<br />

(PlanSiG). Der Sprecher der <strong>Büchenbacher</strong> Bürgerinitiative<br />

kritisierte besonders, dass zwingend durchzuführende<br />

Erörterungstermine, Antragskonferenzen und mündliche Verhandlungen<br />

nur noch online stattfinden dürfen. Das betreffe zahlreiche<br />

Gesetze wie das Netzausbaubeschleunigungsgesetz, Energiewirtschaftsgesetz,<br />

Wasserhaushaltsgesetz, das Bundesnaturschutzgesetz<br />

und das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung. „Eine<br />

richtige, rechtsstaatlich einwandfreie Beteiligung der Bürger und<br />

der Umweltverbände wird so unmöglich. Während CDU/CSU und<br />

SPD aus vielen rechtsstaatlichen und demokratischen Gründen Online-Gerichtsverhandlungen<br />

ablehnten, stimmten die Große Koalition<br />

und die FDP im Bereich von 22 Gesetzen trotz ähnlicher rechtsstaatlicher<br />

Probleme diesem Planungssicherstellungsgesetz zu.“<br />

Großprojekte wie die Jura-Stromleitung sollten offenbar schnell<br />

und ohne große Beteiligung der Öffentlichkeit durchgedrückt werden,<br />

der Stromkunde müsste dann die durch den Bau stark gestiegenen<br />

Netzgebühren über seine Stromrechnung bezahlen. Rund<br />

2000 € pro Stromkunde müssten für die mindestens 85 Milliarden<br />

Euro (Tendenz steigend) Trassenkosten bezahlt werden.<br />

Die Demonstranten versammelten sich zunächst in Tennenlohe bei<br />

der bestehenden 110-kV-Leitung. Sie lehnten die daneben geplante<br />

Höchstspannungstrasse der Juraleitung ebenso ab wie solche an<br />

anderen Orten, sei es im Landkreis Roth oder in Schwabach oder an<br />

anderen Orten. Die Gefährdung der Menschen und die Zerstörung<br />

der Natur sei nirgends akzeptabel. Daher könne man sich auch<br />

nicht mit den 400-m-Abstand zu den Stromleitungen zufriedengeben.<br />

Sie dienten nicht der Versorgungssicherheit der Bürger mit<br />

Strom, sondern dem internationalem Stromhandel.<br />

Fachleute wie die Professoren Jarass und Kemfert, der Verband der<br />

Elektroingenieure und der Vorstandsvorsitzende der N-Ergie hätten<br />

bestätigt, dass bereits jetzt eine Stromversorgung mit regionalen<br />

erneuerbaren Energien möglich ist, und dass statt dem Ausbau<br />

der Trassen es sinnvoller sei, regionale erneuerbare Energien wie<br />

insbesondere die Photovoltaik und Elektrospeicher auszubauen.<br />

Hermann Lorenz vom Energiebündel Roth-Schwabach e.V. verneinte<br />

ebenfalls die Notwendigkeit der Höchstspannungstrassen. Dem<br />

Verein gehören alle Gemeinden des Landkreises Roth und die Stadt<br />

Schwabach an. Er setzt sich seit Jahren für den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien in unserer Region ein. Hermann Lorenz: „Je mehr<br />

die Bürger, die Unternehmen und die Gemeinden im Landkreis<br />

in erneuerbare Energien und Speicher investieren, desto weniger<br />

werden diese Trassen notwendig. Planer, Architekten, Bauherren<br />

und Unternehmen sollten erkennen, dass zum Beispiel Photovoltaikanlagen<br />

kaum die Baukosten erhöhen, sondern eine sehr gute<br />

Investition sind. Daher könnten Kommunen bereits heute im Rahmen<br />

ihrer Bebauungspläne eine „solare Baupflicht“ zum Nutzen<br />

ihrer Bürger vorschreiben und so die CO2- freie Eigenenergieversorgung<br />

vorantreiben.“<br />

Am Dillnenweg, dem Feldweg von der Staatsstraße 2224 nach Kühedorf,<br />

würde die Juraleitung einen Schwenk in den Norden von<br />

Büchenbach machen und über Rednitzhembach, Schwanstetten<br />

nach Wendelstein führen. Richard Fettinger vom Organisationsteam<br />

der <strong>Büchenbacher</strong> Bürgerinitiative, zeigte an diesem Beispiel,<br />

wie viel Hektar Wald und Natur durch die Trassen zerstört würden.<br />

Fettinger: „Allein durch die 28-km-lange Südtrasse würden rund<br />

170 Hektar Natur beschädigt werden; rund 80.000 bis 200.000<br />

Bäume müssten gefällt werden. Richtiger Wald kann hier nie mehr<br />

richtig wachsen, weil die Bäume nur eine bestimmte Höhe unter<br />

den Leitungen haben dürfen. Angesichts der Veränderung des Klimas<br />

ist dies eine katastrophale Maßnahme, die verhindert werden<br />

muss, weil ein riesiger Sauerstoffspender und CO2-Speicher vernichtet<br />

werden würde!“<br />

Auch in Schwanstetten demonstrierten Bürgerinnen und Bürger<br />

gegen die geplante Trasse und traten für regionale, erneuerbare<br />

Energien ein. Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann unterstützte<br />

sie mit seiner Anwesenheit.<br />

Am Rother Marktplatz fand schließlich die Abschlusskundgebung<br />

in großer Runde statt. Hier stießen auch noch Mitglieder der Oberreichenbacher<br />

Bürgerinitiative dazu.<br />

Wolfgang Schmid, Sprecher BI Büchenbach

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!