EPS SES EPS SES - Software and Systems Engineering - TUM
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Abschlußbericht der Vordringlichen Aktion des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
Entwicklung, Produktion und Service<br />
von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme<br />
in der Produktion<br />
Arbeitsgruppe Prof. Gausemeier<br />
Heinz Nixdorf Institut<br />
Universität Paderborn<br />
Lehrstuhl Prof. Färber<br />
Fakultät für Elektro- und<br />
Informationstechnik<br />
TU München<br />
Lehrstuhl Prof. Broy<br />
Fakultät für Informatik<br />
TU München<br />
<strong>EPS</strong><br />
<strong>SES</strong><br />
Entwicklung, Produktion und Service von<br />
<strong>Software</strong> für eingebettete Systeme in der<br />
Produktion"<br />
Abteilung Prof. Pfeifer<br />
Institut für<br />
Produktionstechnologie<br />
Frauenhofer Gesellschaft<br />
Aachen<br />
Arbeitsgruppe Prof. Schäfer<br />
Fachbereich<br />
Mathematik/Informatik<br />
Universität Paderborn<br />
Lehrstuhl Prof. Bender<br />
Institut für<br />
Informationstechnik im<br />
Maschinenwesen<br />
TU München<br />
Bernhard Schätz, Michael Fahrmair, Michael von der Beeck,<br />
Peter Jack, Hans Kespohl, Ali Koç, Benito Liccardi, S<strong>and</strong>ra<br />
Scheermesser, Albert Zündorf
Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Rahmenkonzepts „Produktion 2000“ gefördert<br />
und vom Projektträger Produktion und Fertigungstechnologien, Forschungszentrum Karlsruhe<br />
betreut.<br />
Das vorliegende Dokument wurde im Rahmen der Vordringlichen Aktion „Entwicklung, Produktion<br />
und Service von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme in der Produktion“ erstellt. Die<br />
Durchführung der Arbeiten erfolgte durch die Projektpartner<br />
• Lehrstuhl Prof. Dr. Manfred Broy, Fakultät für Informatik, Technische Universität München,<br />
Projektleitung<br />
• Lehrstuhl Prof. Dr. Klaus Bender, Institut für Informationstechnik im Maschinenwesen,<br />
Technische Universität München<br />
• Lehrstuhl Prof. Dr.-Ing. Georg Färber, Fakultät für Elektro- und Informationstechnik, Technische<br />
Universität München<br />
• Arbeitsgruppe Prof. Dr. Jürgen Gausemeier, Heinz Nixdorf Institut, Universität Paderborn<br />
• Forschungsabteilung Prof. Dr.-Ing, Dr. h.c. Tilo Pfeifer, Institut für Produktionstechnologie,<br />
Frauenhofer Gesellschaft Aachen<br />
• Arbeitsgruppe Prof. Dr. Wilhelm Schäfer, Fachbereich für Mathematik und Informatik, Universität<br />
Gesamthochschule Paderborn<br />
Die Durchführung der Arbeit wurde durch einen Steuerkreis überwacht. Mitglieder des Steuerkreises<br />
sind<br />
• Dipl.-Ing. Knut Balzer, Robert Bosch GmbH, Zentralbereich Forschung und Vorausentwicklung,<br />
Abteilung Produktionsinformatik und Logistik, Steuerkreissprecher<br />
• Dr.-Ing. Lothar Borrmann, Siemens AG, Zentralabteilung Technik, Fachzentrum für <strong>Software</strong>-<br />
und Systemarchitekturen<br />
• Dr.-Ing. Robert Grob, DaimlerChrysler AG, Zentralbereich Qualitätsmanagement<br />
• Dipl.-Ing. Erik Mertens, Projektträgerschaft Produktion und Fertigungstechnologien PFT,<br />
Forschungszentrum Karlsruhe<br />
• Dipl.-Ing. Claus Oetter, Fachgemeinschaft <strong>Software</strong>, VDMA Verein Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau e.V.<br />
• Dr.-Ing. Rainer Stetter, <strong>Software</strong>Factory, Industriekreissprecher<br />
Die Ergebnisse der Arbeit wurden durch die Mitglieder eines Industriekreises überwacht. Die<br />
teilnehmenden Unternehmen sind im Anhang dieses Dokuments aufgeführt.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 iii
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 iv
0 Kurzfassung<br />
Dieser Abschnitt enthält auszugsweise die im Hauptteil ausführlich beschriebenen Ergebnisse<br />
der VA. Da aus den Ergebnissen einer Umfragen jedoch nur bereits existierende oder kurzfristige<br />
zukünftige Probleme ermitteltet werden können, werden in einem weiteren Punkt die<br />
Ergebnisse der ebenfalls angew<strong>and</strong>ten Szenariotechnik zusammengefasst. Mit Hilfe dieser<br />
Technik ist es möglich, aus vorh<strong>and</strong>endem Expertenwissen methodisch mögliche zukünftige<br />
Entwicklungen darzustellen und in leicht verständlicher Form zu bündeln. Die Szenarios zeigen<br />
mögliche Entwicklungstendenzen der nächsten acht Jahre auf und geben dadurch Mittel an<br />
die H<strong>and</strong>, vom gegenwärtigen (durch die Umfrage ermittelten) Ist-Zust<strong>and</strong> auf mittel bis langfristige<br />
Probleme, Risiken und Verbesserungspotentiale hinzuweisen. Im letzten Punkt werden<br />
die entwickelten Einzellösungsschritte zu Themenfeldern gebündelt, in denen durchgeführte<br />
Aktionen den größtmöglichen Nutzen für eine breite Zielgruppe erreichen können (Aktionsfelder).<br />
0.1 Executive Summary<br />
Infolge der zunehmenden Bedeutung der Informationstechnologie in der Produktion als Wertschöpfungsfaktor,<br />
sowohl im Produktionsprozeß als auch im Produkt selbst, ist die ingenieurmäßige<br />
<strong>Software</strong>entwicklung gerade für die KMUs der Zukunft als dritte Kernkompetenz<br />
zusätzlich zu Maschinenbau und Elektrotechnik von entscheidender Bedeutung. Die Informationstechnologie<br />
erlaubt nicht nur schnellere und effizientere Realisierung von Produkten sondern<br />
auch die Umsetzung neuer Funktionalitäten und sichert so die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit der KMUs.<br />
Vordringlichstes Ziel ist daher die Integration der beteiligten Fachrichtungen Maschinenbau,<br />
Elektro- und Informationstechnik und Informatik. Dies bedeutet insbesondere das Zusammenführen<br />
ihrer Ansätze und Werkzeuge in eine anwendungsorientierte Vorgehensweise zur Entwicklung<br />
eingebetteter Systeme. Folgende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
erscheinen in dieser Hinsicht besonders vordringlich:<br />
• Adaption und Transfer<br />
Aufgrund der Eigenarten eingebetteter Systeme sind im Bereich <strong>Software</strong>-<strong>Engineering</strong> entwickelte<br />
Ansätze und Verfahren nicht immer unmittelbar einsetzbar. Benötigt wird daher die<br />
Anpassung vorh<strong>and</strong>ener Vorgehensmodelle (inkl. Kostenmodelle) und Richtlinien an die<br />
Bedürfnisse der KMUs, einschließlich der Einführung von Konfigurationsmanagement mit<br />
Berücksichtigung der Variantenvielfalt und von auf die Anwendung für eingebettete<br />
Systeme zugeschnittenen Qualitätssicherung. Ebenso benötigt werden darauf aufbauend<br />
Maßnahmen zur Vermittlung der ingenieurmäßigen <strong>Software</strong>entwicklung sowie allgemein<br />
aktueller Entwicklungen und Lösungsansätze im Bereich der Informationstechnologie.<br />
• Beherrschung der Komplexität<br />
Die Bedeutung der Einzelfertigung im Anlagenbau einerseits sowie das Zusammenspiel von<br />
unterschiedlichen Fachgruppen im Bereich Produktionstechnik <strong>and</strong>ererseits machen die<br />
Beherrschung der Komplexität im Entwicklungsprozeß zu einer wesentlichen Aufgabe.<br />
Themen von besonderer Dringlichkeit sind hier Definition und Einsatz von Bausteinen und<br />
St<strong>and</strong>ardarchitekturen und St<strong>and</strong>ardplattformen bestehend aus Hardware und <strong>Software</strong> und<br />
die Rückverfolgung und Sicherung der Abhängigkeiten im Entwicklungsprozeß über Produktversions-<br />
und Fachrichtungsgrenzen.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 v
• IT-Werkzeuge für die Produktion<br />
Wesentliche Reibungsverluste entstehen durch die fehlende Integration der Werkzeuge der<br />
Fachrichtungen. Benötigt wird daher eine anwendungsorientierte durchgängige und fachrichtungsübergreifende<br />
Werkzeugunterstützung für die gesamte Systementwicklung. Unterthemen<br />
reichen hier vom einheitlichen Produktdatenmanagement über<br />
Konsistenzsicherung, bausteinorientiertes Arbeiten bis hin zur Generierung von Testfällen,<br />
Steuerungscode, Benutzeroberflächen oder Dokumentation.<br />
• Integriertes Vorgehensmodell für die Produktion<br />
Infolge der Kombination verschiedener Fachrichtungen und Aktivitäten zur Realisierung<br />
eines Produkts kommt dem Einsatz eines übergreifenden Vorgehensmodell für die ingenieurmäßige<br />
Entwicklung eine Schlüsselrolle zu. Hier zu beh<strong>and</strong>elnde Unterthemen sind<br />
vor allem die fachrichtungs-, unternehmens- und phasenübergreifende Entwicklung,<br />
Systeminteroperabilität, ein aktives, entwicklungsbegleitendes Qualitätsmanagement,<br />
Kosten- und Risikomanagement sowie die Schaffung von St<strong>and</strong>ards für Dokumente und<br />
Beschreibungstechniken.<br />
Da die hier beschriebenen Themenfelder im Regelfall nicht unabhängig zu beh<strong>and</strong>eln sind, sollen<br />
insbesondere solche Projekte berücksichtigt werden, die Aufgabenstellung aus unterschiedlichen<br />
Themenfelder kombiniert beh<strong>and</strong>eln.<br />
0.2 Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
Bei der Erstellung und Planung von Systemen mit eingebetteter <strong>Software</strong> ist die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Disziplinen notwendig.<br />
In kleinen Projektteams können nach einer Anfangsphase, die bei der Klärung unterschiedlicher<br />
Begrifflichkeiten behilflich ist, die der Herstellung eines einheitlichen Projektverständnisses<br />
im Wege stehenden Kommunikations- und Verständnisprobleme durch gegenseitiges<br />
Vonein<strong>and</strong>erlernen schnell behoben werden. Die unterschiedliche Sichtweise der beteiligten<br />
Ingenieurdisziplinen führt gerade in den frühen Entwicklungsphasen zu einer ganzheitlicheren<br />
Betrachtung und hilft in der Analysephase, wichtige Systemaspekte nicht zu vergessen.<br />
In größeren Projekten ist die Zusammenarbeit zwischen <strong>Software</strong>entwicklern und Systementwicklern<br />
auf kurze Absprachen beschränkt. Hier ist auch eine hierarchische Abstufung zwischen<br />
den Entwicklungsdomänen zu beobachten. Während die Entwicklung des<br />
Gesamtsystems das Projekt dominiert und dabei Projektphasen, Meilensteine, Anforderungen<br />
und R<strong>and</strong>bedingungen bestimmt, wird die <strong>Software</strong> als der flexibelste Part verst<strong>and</strong>en, der sich<br />
den Gegebenheiten im Gesamtprojekt uneingeschränkt anpassen muss. Hier fehlt auf beiden<br />
Seiten das Verständnis für die Bedürfnisse der verschiedenen Entwicklungsprojektbest<strong>and</strong>teile.<br />
Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist jedoch zu berücksichtigen, daß nur in wenigen Unternehmen<br />
Informatiker an der System- und <strong>Software</strong>entwicklung beteiligt sind; im Regelfall<br />
sind die „traditionellen“ Disziplinen Maschinenbau und Elektrotechnik an der Entwicklung<br />
beteiligt.<br />
Die Analyse der Schnittstellen, die der softwareentwicklende Unternehmensbest<strong>and</strong>teil mit<br />
<strong>and</strong>eren Bereichen hat, zeigt, daß eine Zusammenarbeit mit Vertrieb, Marketing und Produktplanung<br />
in den meisten Unternehmen vorkommt. Aus Einzelaussagen lässt sich entnehmen,<br />
daß gerade die Kommunikation mit dem Vertrieb und den betriebswirtschaftlichen Bereichen<br />
schwierig und unzureichend ist. Ursache ist mangelndes Wissen über die Eigenschaften von<br />
<strong>Software</strong> und überholte Vorstellungen in denen beispielsweise Anlagen noch immer nur aus<br />
Hardware bestehen und die <strong>Software</strong> lediglich ein Zubehör, aber kein integraler Best<strong>and</strong>teil ist.<br />
vi Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Aus diesem Grunde ist vielfach die Kommunikation der Komplexität nicht möglich, besonders<br />
in den frühen Phasen der Anforderung und ganz besonders, wenn es sich um neue Aufgabenstellungen<br />
h<strong>and</strong>elt.<br />
In der <strong>Software</strong>entwicklung sind überdies starke Nachwuchsprobleme zu verspüren. Aufgrund<br />
mangelnder Erfahrungen wird zudem ein Defizit im Bereich Projektmanagement deutlich.<br />
Gerade im universitären Bereich werden den zukünftigen Entwicklern kaum organisatorische<br />
Fähigkeiten und Methoden vermittelt. Insgesamt vermissen die Unternehmen bei den Berufsanfängern<br />
Wissen über organisatorische Zusammenhänge in einem Unternehmen und Erfahrungen<br />
in Teamarbeit.<br />
Lösungsansätze:<br />
Eine Lösung der beschriebenen Probleme kann durch folgende Ansätze angestrebt werden:<br />
• Bereitstellung und Pflege von domänenübergreifenden Terminologiedatenbanken<br />
Damit über die Disziplinen hinweg ein fruchtbarer Gedankenaustausch stattfinden kann, ist<br />
es wichtig mit Hilfe von Terminologiedatenbanken zum einen Begriffe mit mehreren<br />
Bedeutungen beziehungsweise einer Bedeutung, die durch mehrere disziplinspezifische<br />
Ausdrücke beschrieben wird, zu identifizieren und zum ändern in einer Art Glossarfunktion<br />
wirklich domänenspezifische Begriffe zu erklären.<br />
• Integrierte und praxisorientierte Ausbildung/Studiengänge<br />
Abgesehen davon, daß ein Studiengang geschaffen werden könnte, der die besonderen<br />
Anforderungen an Projektingenieure, Entwicklungsleiter und Produktverantwortliche in<br />
Unternehmen, die eingebettete Systeme erstellen, vermittelt, sollten vorh<strong>and</strong>ene Studienund<br />
Ausbildungsgänge so angepasst werden, daß die entscheidenden Fähigkeiten vermittelt<br />
werden, welche die Entwicklung und Innovation solcher Systeme problemlos ermöglichen.<br />
Dazu gehört unter <strong>and</strong>erem die Förderung einiger sogenannter „soft-skills“, wie Kommunikations-<br />
und Teamfähigkeit. Weiterhin müssen Methoden gelehrt werden, wie Informationen<br />
schnell beschafft und für die jeweilige Situation so aufgearbeitet und präsentiert werden<br />
können, daß sie von <strong>and</strong>eren Teammitgliedern problemlos aufgenommen werden können.<br />
Die Integration von Praxissemestern oder die Einbindung von Studenten in industrielle Projekte<br />
muss tiefer in den Studiengängen verankert werden<br />
• Integrierte Projektmanagementmethoden<br />
In jeder Disziplin gibt es spezifische Vorgehensweisen bei der organisatorischen Planung<br />
und Durchführung von Entwicklungsprozessen. Diese Projektmanagementmethoden sind<br />
um solche Ansätze zu erweitern oder zu ergänzen, die eine ideale Zusammenarbeit verschiedener<br />
Entwicklungsteams unterschiedlicher Disziplinen ermöglichen und verbessern.<br />
Mit der zu entwickelnden Art von Projektmanagementmethodik sollte vor allem der<br />
momentan schwer planbare Zeitbedarf für die Entwicklung von <strong>Software</strong> optimiert werden.<br />
Hier gilt es Frühwarnsysteme zu integrieren, die Alarm schlagen, sobald ein Projekt zeitlich<br />
oder bezüglich der erwarteten Ergebnisse nicht der Zielplanung entspricht.<br />
0.3 Vorgehensweise<br />
Bei den meisten Unternehmen (ca. 75%) findet sich ein phasenorientiertes Vorgehen, das aus<br />
den Hauptphasen<br />
• Anforderungsanalyse mit Erstellung der Anforderungsdokumente (Lastenheft, Pflichtenheft),<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 vii
• Design mit Erstellung der Systemarchitektur und der Systemkomponenten oder des funktionalen<br />
Aufbaus des <strong>Systems</strong>, teilweise unterschieden in Grob- und Feindesign,<br />
• Implementierung oder Umsetzung des <strong>Systems</strong> in Form von Hardware und <strong>Software</strong> (C-,<br />
C++-, SPS-Code etc.),<br />
• Test (Modultest, Integrationstest, Inbetriebnahmetest, Systemabnahmetest) und<br />
• Systembetrieb mit Service und Wartung (Fehlerbehebung, Einspielen neuer SW-Versionen)<br />
besteht. Dabei sind nicht immer alle Phasen vorh<strong>and</strong>en; insbesondere die Designphase existiert<br />
nicht in allen Unternehmen in Form einer eigenständige Phase. Auch sind die einzelnen Phasen<br />
und damit das gesamte Vorgehensmodell unterschiedlich stark ausgeprägt. Dabei liegt das<br />
Gewicht inbesondere auf den späten Entwicklungsphasen, vor allem der Implementierung<br />
sowie der Qualitätssicherung in Form von Tests. Nur in wenigen Unternehmen wird ein st<strong>and</strong>ardisiertes<br />
Vorgehensmodell wie das V-Modell mit den damit verbundenen Dokumenten eingesetzt.<br />
Allgemein ist bei jedem Unternehmen, unabhängig davon ob ein definiertes Vorgehensmodell<br />
vorh<strong>and</strong>en ist oder nicht, eine Analysephase in der praktischen Projektdurchführung vorgesehen;<br />
generell ist die Bedeutung dieser Phase anerkannt und damit ein entsprechendes Vorgehen<br />
definiert. Bei über 80% der befragten Unternehmen ist die Erstellung eines Pflichtenhefts vorgesehen<br />
sowie die Vorgaben für die Durchführung der Analyse oder die Erstellung des Pflichtenhefts<br />
vorh<strong>and</strong>en. Dabei unterscheiden sich jedoch die in der Analysephase<br />
vorgeschriebenen Aktionen wesentlich. Nur bei ca. 50% liegen genaue Vorgaben zur Durchführung<br />
der Analyse vor, einschließlich der Einplanung von Reviews.<br />
Die Erstellung eines Lastenhefts ist nicht in allen Fällen vorgesehen (und auch nicht in allen<br />
Fällen vollständig möglich, beispielsweise bei innovationsgetriebenen Prozessen). Auch in den<br />
Fällen, in denen ein Lastenheft als Vertragsgrundlage eingesetzt wird, erfolgt die Erstellung<br />
des Lastenhefts im Regelfall noch nicht systematisch. Auch in den Fällen, in denen ein Lastenheft<br />
oder vergleichbares Dokument vorgesehen ist, wird das Pflichtenheft nur in Ausnahmefällen<br />
systematisch daraus abgeleitet. Eine Möglichkeit der Rückverfolgung von Anforderungen<br />
aus dem Pflichtenheft zu Anforderungen aus dem Lastenheft ist generell nicht gegeben.<br />
Ähnlich wie im Fall der Analysephase - mit mehr oder weniger ausgeprägten Vorgaben einschließlich<br />
eines Pflichtenhefts - existiert prinzipiell auch eine eigenständige Designphase.<br />
Diese ist aber im Regelfall noch etwas schwächer ausprägt als die Analysephase: nur ca. 60%<br />
der Befragten legen im Design den Systemaufbau einschließlich funktionaler Anforderungen<br />
an die Systemkomponenten - mehr oder weniger vollständig - in Form des Feindesigns fest.<br />
Wie auch bei den bisher beschriebenen Entwicklungsdokumenten wird in den Designdokumenten<br />
der softwaretechnische Anteil im allgemeinen nur unvollständig, unpräzise abstrakt<br />
(d.h. ohne Implementierungsinformation) beschrieben. Eine genaue Beschreibung der Funktionalität<br />
(des Verhaltens) der <strong>Software</strong>komponenten wird nur in Ausnahmefällen erstellt.<br />
Die Implementierungsphase spiegelt die Vorgehensweise der <strong>Software</strong>entwicklung wie keine<br />
<strong>and</strong>ere Phase wider. Für die Mehrheit der Unternehmen findet <strong>Software</strong>entwicklung ausschließlich<br />
in der Implementierungsphase statt, wohingegen für einzelne Ausnahmen diese<br />
Phase lediglich zur Konvertierung des erarbeiteten Design in eine physikalische Abbildung ist.<br />
Die Ist-Situation stellt sich gerade in dieser Phase aufgrund der jahrzehntelangen gereiften<br />
Implementierungstechnik nicht in allen Punkten so schlecht dar. Alle Unternehmen setzen<br />
St<strong>and</strong>ardentwicklungsumgebungen ein, die in ihrer Anwendung gut verst<strong>and</strong>en sind, jedoch al<br />
„st<strong>and</strong> alone“ Produkte noch weitgehend nicht mit Werkzeugen <strong>and</strong>erer Phasen verknüpft sind.<br />
viii Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Es kommen Implementierungsrichtlinien zum Einsatz, deren Einhaltung in vielen Fällen fraglich<br />
beziehungsweise nicht nachvollziehbar ist.<br />
Eine phasenübergreifende vollständige und durch ein Vorgehensmodell abgedeckte Wiederverwendung<br />
wird entweder überhaupt nicht oder nur vereinzelt betrieben. Dabei findet eine Wiederverwendung<br />
nur auf Basis von Klassenbibliotheken, GUI Bausteinen und SPS Code<br />
Modulen statt.<br />
Betrachtet man die oben angesprochene automatische Generierung der ausführbaren Codestücke,<br />
so lässt sich feststellen, daß fast kein Unternehmen diese Technik ernsthaft einsetzt. Der<br />
generierte Code ist oft zu groß, zu langsam oder schlichtweg nicht generierbar, da die vorhergehende<br />
Designphase fehlt.<br />
Harte als auch weiche Echtzeitbedingungen, die eine zentrale Rolle in der Entwicklung für<br />
<strong>Software</strong> für eingebettete Systeme spielen, werden zwar als wichtig angesehen aber an keiner<br />
Stelle formal erfasst beziehungsweise implementierungsspezifisch berücksichtigt.<br />
Auch die Verwaltung von Hardwareressourcen und die Verlagerung der Komplexität in eine<br />
Modulare Struktur durch ein Realzeitbetriebssystem wird von wenigen eingesetzt. Auch hier<br />
ist die Akzeptanz durch Kostenüberlegungen oder aus Perfomanzgründen gedämpft.<br />
Service und Wartung wird von den befragten Unternehmen sehr unterschiedlich beh<strong>and</strong>elt.<br />
Komplett ausgereifte Formen nimmt die Wartung bei Systemen an, die über Ferndiagnosemöglichkeiten<br />
verfügen und über Datenleitung steuerbar, inst<strong>and</strong>setzbar und wartbar sind. Systeme,<br />
die Telemonitoring, Teleservice und Prozessaufzeichnung ermöglichen, haben High-<br />
Tech-St<strong>and</strong>ard und nutzen sämtliche Möglichkeiten der Kommunikationstechnologie. Eine<br />
weitere Abstufung bilden die Produkte der Unternehmen, die Logbuchfunktionalitäten enthalten<br />
oder Diagnoseergebnisse und Daten erfassen und speichern, die bei Fehlfunktionen analysiert<br />
werden können. Jedoch nicht bei allen Unternehmen, deren Systeme dies ermöglichen,<br />
werden die Diagnoseergebnisse systematisch analysiert und genutzt. Die letzte Stufe bilden die<br />
Systeme, die bei Fehlfunktionen oder Ausfall komplett ausgetauscht werden, ohne daß eine<br />
Ursachenanalyse stattfindet.<br />
Die organisatorische Zusammenarbeit der Entwickler mit den Servicemitarbeitern sehr unterschiedlich<br />
gestaltet. Sie reicht von keinerlei Kommunikation bis dahin, daß die Entwickler in<br />
der Produkteinführungsphase und auch noch später selbst am Service beteiligt sind. Im zweiten<br />
Fall stellt sich die Frage nach einer ausreichenden Qualifikation der Servicemitarbeiter<br />
nicht, während es im <strong>and</strong>eren Fall zum Teil bemängelt wurde.<br />
Lösungsansätze:<br />
Eine Lösung der beschriebenen Probleme kann durch folgende Ansätze angestrebt werden:<br />
• Definition st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungen für den <strong>Software</strong>anteil eingebetteter Systeme als<br />
Grundlage für Lasten- und Pflichtenhefte<br />
Während für den Hardwareanteil eingebetteter Systeme st<strong>and</strong>ardisierte Beschreibungsformen<br />
vorliegen, gilt vergleichbares für den <strong>Software</strong>anteil nicht. Die bisher bei der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
allgemein eingesetzten Beschreibungsformen sind eher im Bereich der<br />
datenintensiven Systeme angesiedelt (z.B. E/R-Diagramme, Klassendiagramme). Die für<br />
die Aspekte eingebetteter Systeme geeigneten Beschreibungsformen unterscheiden sich je<br />
nach Ansatz und Werkzeughersteller (z.B. State Charts, State Flow Diagrams, ROOM State<br />
Diagrams, etc.). Die Definition geeigneter Beschreibungsformen bietet den Unternehmen<br />
die Möglichkeit, die Anforderungen an den <strong>Software</strong>anteil umfassend, präzise und trotzdem<br />
ausreichend abstrakt und kompakt zu beschreiben.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 ix
• Definition st<strong>and</strong>ardisierter, produktbereichspezifischer St<strong>and</strong>ardarchitekturen und „hoher“<br />
Schnittstellen für den modularen Aufbau von Systemen aus HW/SW-Bausteinen<br />
Obwohl gerade in vielen Bereichen der Entwicklung eingebetteter Systeme die Verwendung<br />
von Bausteinen und St<strong>and</strong>ardarchitekturen in der ingenieurmäßigen Tradition der Systementwicklung<br />
liegt, finden sich st<strong>and</strong>ardisierte Schnittstellen eher im Bereich der Hardware<br />
oder der <strong>Software</strong>, weniger jedoch bei deren Kombination. Die Verwendung einheitlicher<br />
hoher Schnittstellen (z.B. einheitliche Fehlerbeh<strong>and</strong>lung, einheitliche Steuerung) für ganze<br />
Baugruppen erlaubt eine bausteinorientierte Entwicklung des <strong>Systems</strong> durch Zusammenstellen<br />
solcher Komponenten. Der Einsatz einheitlicher Architekturen und Schnittstellen ist<br />
besonders für die Kombination von Komponenten verschiedener Hersteller von Bedeutung.<br />
Die Verwendung hoher Schnittstellen erlaubt eine einfachere Integration von verschiedenen<br />
Elementen und Versionen vergleichbarer Baugruppen.<br />
• Definition eines integrierten Vorgehensmodells einschließlich geeigneter Beschreibungen<br />
und Werkzeugunterstützung<br />
Für den Einsatz bei der Entwicklung eingebetteter Systeme wird ein Vorgehensmodell<br />
benötigt, das die Besonderheiten solcher Entwicklungen (z.B. stark unterschiedlicher Projektumfang,<br />
intensiver Einsatz von Bausteinen und St<strong>and</strong>ardarchitekturen, interdisziplinäre<br />
Entwicklung, Berücksichtigung von strengen Anforderungen wie Echtzeitkriterien) berücksichtigt.<br />
Wesentliche Ziele des integrierten Vorgehensmodells sind die Konsistenzüberprüfung<br />
beschriebener Systeme und Komponenten, der Einsatz von Simulation, die<br />
Möglichkeit der Generierung von ausführbarem Code, von Testfällen sowie von Dokumentation<br />
sein. Dabei darf sich die Werkzeugunterstützung wie bisher nicht nur auf die Beh<strong>and</strong>lung<br />
der späteren Phasen (ab Design) beschränken, sondern muss bereits ab der<br />
Anforderungsanalyse ansetzen und inbesondere die Möglichkeit der Dokumentation von<br />
Entwurfsentscheidungen sowie der Rückverfolgung von Anforderungen berücksichtigen.<br />
Ein solches Vorgehensmodell muss möglichst übergreifend für den Bereich der eingebetteten<br />
Systeme definiert werden. Dies ist vor allem für eine unternehmensübergreifende Entwicklung<br />
von Systemen von Bedeutung, bei der einzelne Arbeitspakete von<br />
unterschiedlichen Unternehmen entwickelt werden.<br />
• Verbesserung der Vorgehensweise in der Implementierung<br />
Die Punkte Entwicklungsumgebung, Programmierrichtlinien und Wiederverwendung werden<br />
im Abschnitt 5.1.2 II „Definition eines integrierten Vorgehensmodells einschließlich<br />
geeigneter Beschreibungen und Werkzeugunterstützung“ beh<strong>and</strong>elt. Eine Bearbeitung dieser<br />
Thematik kann nur in einem phasenübergreifenden Kontext bearbeitet werden und wird<br />
hier nicht näher aufgeführt.<br />
Die Einhaltung von Echtzeitbedingungen verlangt zum einen nach einer formalen Spezifikation<br />
dieser R<strong>and</strong>bedingungen und zum <strong>and</strong>eren nach einer „Messbarkeit“ dieser Kennwerte.<br />
Daher werden Vorgehensweisen (Benchmarking Methoden) benötigt, die<br />
Leistungskennwerte von <strong>Software</strong> (und in Zukunft auch <strong>Software</strong>bausteine) transparent<br />
darlegen.<br />
• Optimierung automatischer Codegenerierung<br />
Ein zweiter zentraler Lösungsansatz ist die Verbesserung der „Last Mile“ Phase, d.h. die<br />
Optimierung der automatischen Codegenerierung. In diesem Fall sind die existierenden<br />
Lösungen nicht auf den Spezialfall der eingebetteten Systeme abgestimmt. Für eine mittelbis<br />
langfristige Lösung müsste eine Beschreibung der verwendeten Hardwarearchitektur<br />
existieren, die eine automatische Generierung von Compilern für diese Architektur erlaubt.<br />
x Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Automatisiertes Design - Intelligente Bausteine, selbstorganisierende adaptive dynamische<br />
Systeme und Middleware für eingebettete Systeme<br />
Einige Zukunftsprojektionen haben gezeigt, dass bereits innerhalb der nächste acht Jahre<br />
autonome, dezentral vernetzte intelligente mechatronische Systeme eine zunehmend stärkere<br />
Rolle spielen könnten, weshalb es angeraten erscheint, sich bereits jetzt durch die<br />
Beschäftigung mit den dafür notwendigen technischen und methodischen Grundlagen einen<br />
Vorsprung zu verschaffen.<br />
Neben dem Aufbau einer adäquaten Vetriebsstruktur für Bausteine (auffinden, zertifizieren<br />
von Echtzeit und Sicherheitseigenschaften, automatische Lizensierung usw.) kommt der<br />
Middlware, d.h. der softwaretechnologischen Infrastruktur für den Betrieb dieser Art von<br />
Systemen und Bausteinen eine gesteigerte Bedeutung zu. Bestehende Ansätze wie SUNs<br />
Jini oder Microsofts UPNP müssen auf ihre Tauglichkeit untersucht und auf die Bedürfnisse<br />
von eingebetteten Systemen angepasst beziehungsweise in diese Richtung erweitert werden.<br />
0.4 Qualitätssicherung<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben der Unternehmen liegt in der Sicherung der Produktqualität.<br />
Vor dem Hintergrund, dass heute - und in Zukunft verstärkt - die <strong>Software</strong> eine Kernkomponente<br />
von innovativen Produkten darstellt, hat die SW-Qualität einen hohen Einfluss auf die<br />
Qualität des Gesamtprodukts. Die Herausforderung an die Qualitätssicherung liegt darin, eine<br />
hinreichreichende Fehlerfreiheit der <strong>Software</strong> bei akzeptablem Zeit- und Kostenaufw<strong>and</strong> zu<br />
garantieren. Wobei die Komplexität der Qualitätssicherung von eingebetteten <strong>Software</strong> höher<br />
ist als bei herkömmlicher <strong>Software</strong>, da das eingebettete System wesentliche Unterschiede aufweißt,<br />
wie z B. die Echtzeitfähigkeit und die enge Verzahnung von <strong>Software</strong>, Hardware und<br />
Gerätemechanik.<br />
Fast alle Unternehmen besitzen ein definiertes bzw. st<strong>and</strong>ardisiertes Qualitätsmanagementsystem,<br />
jedoch wird dabei die <strong>Software</strong>entwicklung meist außer Acht gelassen bzw. nur sehr grob<br />
beschrieben. Auch fehlt es oft an einer kompetenten Organisationseinheit für die SW-Qualitätssicherung.<br />
Daher verwundert es nicht, dass die SW-Qualitätssicherung oft wenig geplant<br />
und unsystematisch vorgenommen wird.<br />
Obwohl alle Unternehmen sich prinzipiell bewusst sind, dass Fehler möglichst frühzeitig entdeckt<br />
werden sollten, wird der meiste Aufw<strong>and</strong> dennoch erst am Ende der Entwicklung in den<br />
Testphasen (Modultest, Integrationstest, Systemtest) betrieben, was dazu führt, dass Projektverzögerungen<br />
sich unmittelbar auf die Testzeit auswirken. In den frühen Phasen (Analyse,<br />
Design) werden bestenfalls Reviews angewendet, und diese meist auch sehr unsystematisch<br />
und ohne eine explizite Planung<br />
Das Testen erfolgt meist unsystematisch durch den Entwickler selbst und ist dabei zusätzlich<br />
erfahrungsabhängig. Erschwerend kommt hinzu, dass das Ermitteln von Testfällen nicht<br />
methodisch erfolgt und ein geeignetes und einheitliches Beschreibungsmittel für Testfälle<br />
fehlt. Auch ein Werkzeugeinsatz für die einzelnen Testaktivitäten findet nur in geringem Maße<br />
statt. Dies lässt sich aber hauptsächlich dadurch begründen, dass die meisten kommerziell verfügbaren<br />
Werkzeuge zum Testen die besonderen Anforderungen von eingebetteten Systemen<br />
nur unzureichend erfüllen.<br />
Lösungsansätze:<br />
Die Besonderheiten eingebetteter <strong>Software</strong> unterscheiden sich grundsätzlich von denen der<br />
gewöhnlichen <strong>Software</strong>systeme. Die dadurch bedingte zusätzliche Komplexität bedarf im<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 xi
Bereich der Qualitätssicherung neuer Ansätze und Lösungen, die im folgenden kurz beschrieben<br />
werden:<br />
• Evaluierung von Werkzeugen und Methoden für die Qualitätssicherung<br />
Da der Markt der verfügbaren Werkzeuge und Methoden sehr unübersichtlich ist und<br />
KMUs gewöhnlich nicht die Kapazitäten haben um deren Tauglichkeit im Bereich der Entwicklung<br />
Eingebetteter Systeme zu evaluiert, sollte diese Evaluierung innerhalb eines Projektes<br />
bearbeitet werden.<br />
• Bewertung von QS-Maßnahmen<br />
Die Qualität und Effektivität von QS-Maßnahmen sind oftmals schwer zu bewerten, bzw. es<br />
gibt wenig Aussagen darüber, was eine bestimmte Maßnahme an Nutzen bringt und unter<br />
welchen Rahmenbedingungen man diese einsetzen sollte. Daher wäre es sinnvoll, Maßzahlen<br />
für QS-Methoden zu ermitteln.<br />
• Leitfaden für Unternehmen zur Auswahl und Einführung von QS-Maßnahmen<br />
Welche QS-Maßnamen für ein Unternehmen sinnvoll sind, kann man nicht pauschal definieren,<br />
d.h. nachdem man Bewertungskriterien für QS-Maßnahmen gefunden hat, müssen<br />
diese an den Gegebenheiten und unterschiedlichen Anforderungen in den Unternehmen<br />
gespiegelt werden. Ein Leitfaden sollte erarbeitet werden, welcher den Aufw<strong>and</strong> für die<br />
Unternehmen bei der Auswahl und Einführung entscheidend minimieren würde.<br />
• QS-Modell für Eingebettete Systeme<br />
Ausgehend von vorh<strong>and</strong>enen Vorgehensmodellen (für St<strong>and</strong>ardsoftware) sollte ein an die<br />
Anforderungen von Eingebetteten Systemen angepasstes QS-Modell entwickelt werden,<br />
welches an die Projektanforderungen adaptierbar ist.<br />
• Methoden für die entwicklungsbegleitende QS<br />
Der größte Aufw<strong>and</strong> der Qualitätssicherung liegt heute am Ende des Entwicklungsprozesses,<br />
nämlich beim Integrations- und Systemtest. Dies liegt aber im kritischen Projektpfad<br />
und stellt somit hohe QS-Risiken, daher bedarf es den Einsatz neuer Technologien um in<br />
den frühen Entwicklungsphasen effektivere Prüfungen durchführen zu können.<br />
• Systematische Ableitung und Beschreibung von Testfällen<br />
Das Ermitteln und Beschreiben von Testfällen für Eingebettete Systeme stellt eine große<br />
Herausforderung dar, welche es noch zu bewältigen gilt. Ein sinnvoller Ansatz dazu wäre,<br />
eine geeignete Beschreibungstechnik zu entwickeln, welche die Besonderheiten von Eingebetteten<br />
Systemen berücksichtigt und hinreichend einfach anwendbar ist.<br />
• Testautomatisierung und Wiederverwendung<br />
Die Eigenschaften eingebetteter Systeme und die Anforderung nach einer hohen Qualität<br />
ziehen umfangreiche Tests und komplexe Testbetts nach sich. Um die praktische Anwendbarkeit<br />
zu gewährleisten, muss ein besonderer Augenmerk auf die Wiederverwendung und<br />
Automatisierung gelegt werden.<br />
0.5 Konfigurationsmanagement<br />
Die durchgeführten Interviews haben ergeben, daß etwa 25% der befragten Unternehmen gar<br />
kein Konfigurationsmanagementsystem einsetzen, etwa 50% der Unternehmen setzen einfach<br />
Konfigurationsmanagementsysteme, wie PVCS, CVS, SourceSafe, etc., ein und weitere 25%<br />
sehr moderne Systeme wie ClearCase.<br />
xii Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Konfigurationsmanagementsysteme sind in der <strong>Software</strong>entwicklung als ein unentbehrliches<br />
Hilfsmittel zur Koordination von Entwicklerteams sind einigen Jahren weitgehend etabliert.<br />
Sie haben sich insbesondere zur Verwaltung von Quelltexten sehr bewährt. Durch den Einsatz<br />
von Konfigurationsmanagementverfahren, wie der Verwaltung von Zugriffssperren, der Verwendung<br />
von optimistischen Sperrverfahren und Entwicklungs-S<strong>and</strong>boxes, oder gar einer einfachen<br />
Work-Flow-Unterstützung, können viele Reibungsverluste bei der<br />
<strong>Software</strong>entwicklung vermieden werden, die Produktivität der Entwickler kann entscheidend<br />
verbessert werden und auch große Projekte mit mehr als 20 Entwicklern und mehreren 100000<br />
Quelltextzeilen werden beherrschbar.<br />
Für den Bereich der eingebetteten Systeme sind diese Ergebnisse aber leider nur eingeschränkt<br />
übertragbar. Weitergehende Konfigurationsmanagementtechniken, wie optimistische Sperrund<br />
Mischverfahren, stehen im allgemeinen nur für rein textuelle Dokumente zur Verfügung.<br />
Desweiteren basieren diese Verfahren auf einer weitgehenden automatischen Konsistenzprüfung<br />
wie sie bei der <strong>Software</strong>entwicklung vom Compiler vorgenommen wird. Dabei wird mit<br />
hoher Sicherheit festgestellt, ob parallel zu ein<strong>and</strong>er durchgeführte Änderungen verschiedener<br />
Entwickler an unterschiedlichen (oder sogar an den selben) Dateien sich widersprechen oder<br />
ob diese nebenläufigen Änderungen Konflikte erzeugen, die der manuellen Überprüfung<br />
bedürfen.<br />
Im Bereich der eingebetteten Systeme stellen Quelltexte nur einen (kleinen) Teil der gesamten<br />
Entwicklungsdokumente dar. Ebenso wichtig für die gesamte Funktionalität sind CAD-Zeichnungen,<br />
Funktionsskizzen, Schaltpläne für die Elektronik, Bauteilspezifikationen, Anschlusspläne,<br />
Platinenlayouts und Bestückungspläne. Die Mehrzahl dieser Dokumente liegt in<br />
werkzeug- oder domänenspezifischen Dateiformaten vor, die sich einer zentralen Konfigurationsverwaltung<br />
und zentralen Mischverfahren entziehen. Schlimmer noch, eine übergreifende<br />
automatische projektweite Konsistenzsicherung fehlt im Bereich der eingebetteten Systeme<br />
aufgrund der vielen proprietären Dateiformate bisher vollständig. Das bedeutet, wenn ein Entwickler<br />
A eine mechanische Komponente modifiziert dann müssen die Auswirkungen dieser<br />
Änderung auf Verdrahtungs- und Schaltpläne und die daraus entstehenden Auswirkungen auf<br />
<strong>Software</strong>komponenten manuell an die jeweils zuständigen Entwickler weitergeleitet und von<br />
denen manuell nachgezogen werden. Dabei kommt es oft vor, dass Änderungsvorschläge von<br />
davon betroffenen Entwicklern aus <strong>and</strong>eren Bereichen später abgelehnt oder modifiziert und<br />
zurückgegeben werden. In einem großen Projekt mit vielen Entwicklern werden täglich dutzende<br />
solcher Änderungsprozesse in Gang gesetzt (teilweise widerrufen und neu initiiert).<br />
Dies führt schnell zu sich überholenden und widersprüchlichen Änderungsvorgängen und nach<br />
kurzer Zeit weiß niem<strong>and</strong> mehr, welcher Änderungsst<strong>and</strong> von welchem Dokument welche<br />
Änderungen schon enthält und mit welchem St<strong>and</strong> der <strong>and</strong>eren Dokumente zusammen passt.<br />
Dies verursacht hohe Reibungsverluste.<br />
Lösungsansätze:<br />
Zur Lösung der Probleme im Bereich Konfigurationsmanagement für eingebettete Systeme<br />
sollte man kurz- bis mittelfristige Schritte und mittel- bis langfristige Ansätze betrachten:<br />
• Adaption und Ausweitung des Konfigurationsmanagements<br />
Kurz- bis mittelfristig sollten die bestehenden Möglichkeiten und Techniken des Konfigurationsmanagements<br />
und die Erfahrungen aus dem Bereich der reinen <strong>Software</strong>entwicklung<br />
so weit wie möglich auf das Gebiet der eingebetteten Systeme übertragen werden. Hierzu<br />
gehört die flächendeckende Einführung von Konfigurationsmanagementsystemen, die Ausdehnung<br />
des Konfigurationsmanagements von der Quelltext verwaltung auf die Verwaltung<br />
aller möglichen Projektdokumente und vor allem der vermehrte Einsatz von optimistischen<br />
Sperrverfahren und S<strong>and</strong>box-Techniken. In diesem Bereich ist aber auch die Schulung der<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 xiii
Mitarbeiter von zentraler Bedeutung. Konfigurationsmanagementsysteme greifen direkt<br />
oder indirekt in die Organisation und Arbeitsweise von Projekten und ihren Mitarbeitern<br />
ein. Dies führt zur Umstellung von gewohnten Arbeitsabläufen und erfordert eine umfangreiche<br />
Vorbereitung der einzelnen Mitarbeiter vor und bei der Einführung neuer Konfigurationsmangementverfahren.<br />
• Interdisziplinäre Konsistenzprüfungen<br />
Mittel- bis langfristig müssen die zentralen Probleme des Konfigurationsmanagments im<br />
Bereich der eingebetteten Systeme angegangen werden. Dies sind die projektweite automatische<br />
Konsistenzprüfung (wie sie im Bereich der <strong>Software</strong>entwicklung durch den Compiler<br />
weitgehend sicher gestellt wird). Eine solche projektweite Konsistenzprüfung muss insbesondere<br />
disziplin- und dokumenttypübergreifend funktionieren, damit auch die Arbeit von<br />
Maschinenbauern, Elektrotechnikern und Informatikern gezielt koordiniert werden kann.<br />
Hierzu ist es erforderlich, dass die verschiedenen Hersteller von Entwicklungswerkzeugen<br />
dazu bewegt werden, ihre Dateiformate offen zu legen beziehungsweise St<strong>and</strong>arddateiformate<br />
zu verwenden. Basierend auf solchen Industriest<strong>and</strong>ards für die verschiedenen Dokumentarten<br />
im Bereich der eingebetteten Systeme können dann allgemeine,<br />
domänenübergreifende Konsistenzprüfungswerkzeugen entwickelt werden. Die Entwicklung<br />
von domänenübergreifenden Konsistenzprüfungswerkzeugen kann aber auch so schon<br />
für einige verbreitete Werkzeuge und Dokumentarten in Angriff genommen werden. Mit der<br />
projektweiten Konsistenzprüfung einher sollte eine verbesserte Anbindung der verwendeten<br />
Entwicklungswerkzeuge an die Konfigurationsmanagementsysteme erreicht werden. Dies<br />
kann in einfachen Fällen durch geeignete Benachrichtigungs-Mechanismen geschehen,<br />
wodurch das Konfigurationsmanagementsystem Kenntnis darüber erhält, wer mit welchem<br />
Werkzeug auf welche Dokumente zugreift und möglicherweise entsprechende Zugriffssperren<br />
vergeben kann. Zur Unterstützung von optimistischen Sperrverfahren und S<strong>and</strong>box-<br />
Techniken ist aber auch die Bereitstellung von geeigneten Mergeverfahren für die verschiedenen<br />
Dokumentarten wünschenswert.<br />
0.6 Beschreibungstechniken und Werkzeuge<br />
Über alle Klassifikationen hinweg werden nur isolierte Werkzeuge und isolierte Beschreibungstechniken<br />
verwendet, hauptsächlich zur Veranschaulichung beziehungsweise einfacheren<br />
Darstellung bestimmter Sachverhalte sowohl in der Kommunikation der Entwickler unterein<strong>and</strong>er,<br />
als auch bei der Erstellung von Dokumentationen.<br />
Die eingesetzten Maßnahmen sind unzureichend, da es den Entwicklern meist völlig freisteht,<br />
welche Beschreibungsmittel und welche Werkzeuge sie einsetzen und wenn doch Vorschriften<br />
existieren, dann ist meist der Grad, bis zu dem sie angewendet werden müssen nicht festgelegt.<br />
Die Verwendung von Beschreibungstechniken für über Dokumentation und Kommunikation<br />
hinaus gehende Zwecke, wie beispielsweise phasenübergreifende Generierung, hängt stark mit<br />
der Verfügbarkeit und Anwendbarkeit entsprechender Werkzeuge zusammen. Die Mehrzahl<br />
der Interviewten setzen jenseits von Textverarbeitung und Entwicklungsumgebung keine weitergehenden<br />
Werkzeuge ein. Weitere Ergebnisse waren:<br />
• Einsatz von Beschreibungstechniken hautsächlich in der Analyse und im Grobdesign<br />
• Favorisierte Beschreibungstechniken sind Automaten, Architekturdarstellungen und Klassendiagramme<br />
(nur zusammen mit Werkzeug), Einsatz von UML nur bei Struktur (1/3),<br />
nicht bei Verhaltensbeschreibung.<br />
xiv Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Eine Modularisierung der Systementwicklung findet wenn überhaupt nur informell statt<br />
(nicht durch besondere BT oder Werkzeuge unterstützt)<br />
• Kein effektiver Einsatz von Codegenerierung<br />
• Echtzeitanforderungen spielen eine wichtige Rolle, werden aber oft nicht methodisch<br />
erfasst<br />
Ursachen sind einerseits fehlende Kenntnis der Möglichkeiten, oder Ablehnung moderner<br />
Techniken, <strong>and</strong>ererseits die fehlende Durchgängigkeit der Werkzeuge, deren schlechte Qualität,<br />
unwirtschaftlichkeit und mangelnde Berücksichtigung der Anforderungen von eingebetteten<br />
Systemen.<br />
Der Systementwurf insgesamt findet also weitesgehend informell und wenig detailliert statt.<br />
Viele Entwurfsentscheidung sind schlecht oder gar nicht dokumentiert, weshalb es auch wenig<br />
verwunderlich erscheint, daß Wiederverwendung, oder bausteinorientierte Entwicklung so gut<br />
wie keine Rolle spielt. Weitere ermittelte Ursachen waren:<br />
• Unterschiedliche Endkundenanforderungen<br />
• Wenig Werkzeuge für Analyse und Test<br />
• Keine phasenübergreifende Vorwärts- und Rückwärtsverfolgbarkeit<br />
• Übergewicht Feindesign/ Implementierung<br />
Abschließend ist festzustellen, daß nur etwa 30% der Befragten alle wesentlichen Eigenschaften<br />
des <strong>Systems</strong> beschreiben. Nur etwa 5% der Befragten lieferen eine vollständige nicht informelle<br />
Beschreibung ab, etwa die gleiche Anzahl Befragter gab an, sich komplett auf informelle<br />
Beschreibung zu stützen, oder überhaupt nichts zu dokumentieren.<br />
Eine vollständige integrierte und durchgängige Beschreibung etwa für automatische Überprüfung<br />
der Stimmigkeit findet sich nirgends<br />
Lösungsansätze:<br />
Für die Lösung der vorherrschenden Probleme im Bereich des Werkzeugeinsatzes und der<br />
Beschreibungstechniken bieten sich folgende Ansätze an:<br />
• Bestehende Vorurteile und Widerstände abbauen - Wirksamkeit beweisen<br />
Die Realisierung eines gewünschten Vorgehens steht und fällt mit der Akzeptanz der einzusetzenden<br />
Mittel und genau hier liegt eines der grundlegendsten ermittelten Probleme.<br />
Eine mittelfristige Lösungsmöglichkeit besteht daher darin, die Wirksamkeit und möglicherweise<br />
erst zukünftige Bedeutung zu beweisen. Hier ist auch die Wissenschaft in der<br />
Pflicht, nicht nur Grundlagen in Form von Beschreibungstechniken und Methoden zu erforschen,<br />
sondern auch deren Wirksamkeit im realen Einsatz zu erproben. Möglicherweise<br />
müssen auch erst noch Techniken erfunden oder verbessert werden, die diese Art von Wirksamkeitsbeweisen<br />
methodisch ermöglichen.<br />
• Bestehende Nischen- und Speziallösungen nutzen<br />
Einige Firmen haben für ganz spezifische Anforderungen bereits eigene Methoden oder<br />
Werkzeuge entwickelt. Es fehlen jedoch die Mittel, diese improvisierten und aus pragmatischen<br />
Ansätzen entst<strong>and</strong>ene Produkte kurzfristig so weit zu verbessern, daß sie auch von<br />
<strong>and</strong>eren genutzt werden könnten, die ähnliche Anforderungen haben.<br />
• Erfahrungsaustausch und Evaluierung bestehender Methoden und Werkzeuge<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 xv
Ein großes kurzfristiges Verbesserungspotential liegt in der Ausnutzung von Synergieeffekten<br />
bei jeweils firmeninternen Evaluierungen bestehender Methoden und Werkzeuge.<br />
Momentan werden jeweils eigene beschränkte Mittel nur dafür eingesetzt, einen kleinen<br />
Ausschnitt der vorh<strong>and</strong>enen Möglichkeiten für zu begutachten. Gesammelt und allen<br />
zugänglich gemacht, ergeben die vielen Einzelerfahrungen einen guten Überblick über den<br />
gesamten Markt der Möglichkeiten.<br />
• Multidisziplinäre Werkzeug & Methodenintegration durch mehr Abstraktion<br />
Langfristig erscheint der Einsatz von Forschungsmitteln für die bessere Berücksichtigung<br />
von domänenspezifischer Besonderheiten in Beschreibungstechniken oder in Werkzeugen<br />
wenig sinnvoll, da der volkswirtschaftliche Nutzen im Vergleich zu den eingesetzten Mitteln<br />
nur sehr gering sein wird. Eine rein technische Integration und die Beschränkung auf<br />
die Berücksichtigung domänenspezifischer Besonderheiten würde beim augenblicklichen<br />
Zersplitterungsgrad der Domänenanforderungen unweigerlich zu noch umfangreicheren<br />
und teureren Werkzeugen führen, und damit nicht ausreichend zur Steigerung der Produktivität<br />
der Anwender führen, da die Komplexität der Werkzeuge überproportional gegenüber<br />
der Steigerung möglicher Anwender wachsen würde.<br />
Zunächst sollte statt dessen versucht werden, den Entwicklungsprozess für <strong>Software</strong> auf das<br />
gleiche ingenieurmäßige Niveau zu heben, wie es in <strong>and</strong>eren Disziplinen z.B. bei der Hardwareentwicklung<br />
zu finden ist. Sind die Grundlagen geschaffen, die eine Entwicklung<br />
bedarfsgerechter integrierter Werkzeuge mit vertretbarem Aufw<strong>and</strong> und für einen größeren<br />
Markt erlauben, reicht der bereits existierende Bedarf bei weitem aus, um durch die Kräfte<br />
des Marktes zu qualitativ hochwertigen und günstigen Werkzeugen zu kommen.<br />
In einem zweiten Schritt sollte versucht werden, das Abstraktionsniveau noch weiter anzuheben<br />
und die verschiedenen Disziplinen, die von der <strong>Software</strong>entwicklung für ES berührt<br />
werden unter einem gemeinsamen Vorgehensmodell zu vereinen, beispielsweise einem digitalen<br />
Produktmodell, das alle Aspekte eines Produktlebenszyklus in sich vereint und die<br />
verschiedenen Einzelvorgehensmodelle mitein<strong>and</strong>er integriert.<br />
0.7 Strategische Szenarien - die Anforderungen von morgen<br />
Von strategisch hoher Bedeutung ist das Ermitteln der Anforderungen von morgen für die Entwicklung,<br />
Produktion und den Service von <strong>Software</strong> in eingebetteten Systemen sowie die<br />
Erschließung zukünftiger Erfolgspotenziale. Die Betrachtung und Lösung der heute offenstehenden<br />
Probleme reicht angesichts der sehr dynamischen technologischen Entwicklung mit<br />
Sicherheit nicht aus, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Im Rahmen der VA<br />
wurden daher Zukunftsszenarien entwickelt, um heute wahrnehmbare Entwicklungen zu antizipieren<br />
und zu schlüssigen Zukunftsbildern (Szenarien) zu verknüpfen. Wichtig ist in diesem<br />
Zusammenhang, eine größere Anzahl von Einflussfaktoren aus den Bereichen Technologie -<br />
insbesondere <strong>Software</strong>technologie und Kommunikationtechnologie -, Branchen und Märkte<br />
und deren Vernetzung zu berücksichtigen sowie mehrere Entwicklungen eines Einflussfaktors<br />
ins Kalkül zu ziehen. Als Betrachtungszeitraum für diese Entwicklungen liegt den Szenarien<br />
das Jahr 2008 zugrunde. Für die einzelnen Anwendungsdomänen wurden Schlüsselfaktoren<br />
bestimmt, die besonder stark eingebunden sind in die Vernetzung der Einflussfaktoren. Für<br />
diese Schlüsselfaktoren wurden anschließend Zukunftsprojektionen für das Jahr 2008 im Rahmen<br />
von Workshops ermittelt. Die anschließende Konsistenzanalyse führt zu den einzelnen<br />
Szenarien. Die wesentlichen Stoßrichtungen der Szenarien ergeben sich aus dem Vergleich der<br />
Unterschiede der Szenarien einer Anwendungsdomäne.<br />
xvi Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Anlagen- und Maschinenbau:<br />
Die Szenarien für den Anlagen- und Maschinenbau verdeutlichen unterschiedliche Zukünfte.<br />
Neben der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie hängt der Erfolg<br />
zukünftiger Anlagen und Maschinen im wesentlichem an effizienten Methoden und Werkzeugen<br />
des <strong>Software</strong>engineerings, der Modularisierung der Produkte sowie dem Vorh<strong>and</strong>ensein<br />
und Einhalten von weitreichenden St<strong>and</strong>ards. Differenzierungen sind vor allem hinsichtlich<br />
betroffener Komponenten und Anwendungen zu erkennen. Sicherheitsrelevante Funktionsgruppen<br />
mit Echtzeitanforderungen können z.B. erst langsam aufgrund der notwendigen<br />
Zuverlässigkeit IT-mäßig vernetzt werden. Kostspielige IT-Anwendungen für den Sondermaschinebau<br />
sind eher denkbar bei vergleichsweisen hohen Entwicklungskosten der <strong>Software</strong>funktionalität.<br />
Neben den Produkten selbst sind aber auch die Umfeldentwicklungen wie Verfügbarkeit von<br />
effizienter <strong>Software</strong>entwicklungsumgebungen oder wirksame Einhaltung des Patentrechts zu<br />
betrachten. Sie stellen entscheidende Weichen hinsichtlich der Konsistenz der möglichen<br />
Zukunftsbilder. Darüber hinaus muss es der Branche gelingen, ingenieurmäßiges St<strong>and</strong>esdenken<br />
der Disziplinen durch Offenheit, breitere Bildung sowie Verknüpfung von Informatik und<br />
Maschinebau entgegen zu treten. Letztendlich aber entscheiden die Kunden mit ihren Qualitätsanforderungen<br />
über den Maßstab der Entwicklungsanstrengungen.<br />
Automatisierungs- und Produktionstechnik:<br />
Die Szenarien für die Automatisierungs- und Produktionstechnik verdeutlichen unterschiedliche<br />
Zukünfte. Die konsistenten Entwicklungen der Schlüsselfaktoren zeigen ein gespaltenes<br />
Bild, in dem vor allem die Spannungsdreiecke „Qualität-Produktkomplexität-Preis“ und<br />
„Beherrschung von <strong>Software</strong>-Zuverlässigkeit-Anbieter“ die entscheidenden Rollen spielen.<br />
Insbesondere die Beherrschung von <strong>Software</strong> gepaart mit den rasanten Entwicklung auf dem<br />
Gebiet der Sensorik und der Kommunikationstechnik erscheinen als Notwendigkeit für die<br />
Verbreitung von autonomen mechatronischen vernetzten Systemen und damit zu einer Modularisierung<br />
sowie auch St<strong>and</strong>ardisierung von Lösungselementen. Ihre Durchdringung in den<br />
Bereich der echzeitfähigen Systeme hängt dabei im wesentlichen von der zuverlässigen und<br />
wirtschaftlichen technischen Machbarkeit ab. Dahingegen kann eine <strong>Software</strong>-Krise im<br />
Bereich der eingebetteten Systeme viele wirtschaftlich notwendige Innovationen behindern<br />
bzw. verzögern. Aus wettbewerblicher Sicht hätte dies starke Konzentrationsbemühungen der<br />
Anbieter zu Folge. Gar könnten die Kunden im Business-to-Business bewusst auf weniger<br />
Informationstechnologie setzen, um ihre Produkte noch an Endkunden vertreiben zu können.<br />
Verkehrstechnik:<br />
Die Szenarien für die Verkehrstechnik verdeutlichen im wesentlichen drei unterschiedliche<br />
Zukünfte. Sie sind bestimmt durch das Spannungsfeld Hi-Tech-Einsatz, Sicherheitsstreben und<br />
Akzeptanz gegenüber technischen Systemen. Je nach Dominanz dieser Faktoren werden die<br />
Zukunftsbilder maßgeblich beeinflusst. Eine starke Stellung des Hi-Tech-Einsatzes führt zu<br />
einer Fortbewegung, die ständig durch alle Möglichkeiten der mobilen Informationsversorgung<br />
und Kommunikationstechnik begleitet wird. Deren Verbreitung setzt aber die sichere<br />
Beherrschung von IuK-Technologien sowie der <strong>Software</strong>-Entwicklung voraus. Überwiegt das<br />
Sicherheitsstreben der Gesellschaft werden Innovationen gebremst, st<strong>and</strong>ort-immanente Nachteile<br />
Deutschl<strong>and</strong>s gestärkt und folgerichtig internationale Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.<br />
Als dritte Variante kann die Akzeptanz technischer Systeme die Zukunft der Verkehrstechnik<br />
entscheidend bestimmen. Gelingt der Umgang mit der Komplexität der Systeme und der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
nicht zuverlässig, so kann dies zu einem Grundmißtrauen in der Gesellschaft<br />
führen. In Fragestellung des Verkehrsaufkommen und Forderung nach Transparenz können<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 xvii
konsistente Folgen darstellen. In den beiden letzten Fällen kann die Verkehrstechnik aber nur<br />
schwer als Motor für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dienen. Ihre Vorreiter Rolle wäre<br />
in Frage gestellt.<br />
Fazit:<br />
Bei dem Übergang von den Ergebnissen der Szenario-Untersuchung zur Strategieentwicklung<br />
sind grundsätzlich zwei Sichtweisen möglich. Einerseits kann eine Strategie zukunftsrobust<br />
angelegt werden. In einem solchem Falle wären alle Maßnahmen gleichermaßen gut für eine<br />
der alternativen Zukünfte geeignet. Andererseits kann eine Strategie fokussiert angelegt werden,<br />
nämlich dann, wenn auf bestimmt notwendige Voraussetzung für eine oder mehrere<br />
Zukünfte abgehoben wird. Dies birgt selbstredend die Gefahr der Fehlentscheidung in sich.<br />
Bei den hier betrachteten eingebetteten Systemen besteht der Fortschritt auf der technischen<br />
und wirtschaftlichen Machbarkeit. Ihm entgegen treten aber Kundenanforderungen, die aus<br />
vielen unterschiedlichen Faktoren bestimmt werden. Diese können sich progressiv oder<br />
degressiv auf den Fortschritt auswirken. Vor diesem Hintergrund erscheint eine zukunftsrobuste<br />
Strategie nicht wirkungsvoll. Vielmehr sind internationale Faktoren ebenfalls ins Kalkül<br />
mit einzubeziehen. Daher wird hier eine Technologie-orientierte, fokussierte Strategie empfohlen.<br />
Zusammenführend lässt sich feststellen, dass die <strong>Software</strong>-Technologie eine Schlüsselrolle<br />
hinsichtlich der Konsistzenzfähigkeit der Szenarien einnimmt. Ihre Beherrschung in puncto<br />
Effizienz, Qualität, Ausbildung, Methoden und Werkzeuge sind unabdingbare Voraussetzung<br />
für die Erschließung der Erfolgspotenziale von morgen. Dabei spielen selbstredend bei eingebetteten<br />
Systemen aufgrund ihrer „Hardware-Nähe“ zu benachbarten Forschungsgebieten wie<br />
Mechatronik, Sensorik oder Kommunikationstechnik enge Verknüpfungen von denen die eingebetteten<br />
Systeme profitieren wie auch entsprechend gehemmt werden können.<br />
Ohne <strong>Software</strong>-Technologie sind allerdings die Erfolgspotenziale, die sich durch die rasch entwickelnde<br />
Informations- und Kommuninaktionstechnik für den Maschinenbau und artverw<strong>and</strong>ten<br />
Branchen ergeben nicht erschließbar.<br />
0.8 Aktionsfelder<br />
Im folgenden werden sechs mögliche Vorschläge für Aktionsfelder aufgeführt, die sich aus den<br />
Lösungsansätzen und Szenarien, die im Rahmen der Vordringlichen Aktion ermittelt wurden,<br />
ableiten lassen. Die in Abschnitt erarbeiteten Lösungsansätze stellen technische Lösungen für<br />
die identifizierten Problemfelder dar, benötigen aber zu ihrer Realisierung Umsetzungsmaßnahmen.<br />
Die im folgenden beschriebenen Aktionsfelder stellen jeweils Umsetzungsmechanismen<br />
für ganze Bündel solcher Lösungsansätze da:<br />
• Adaption und Transfer: Aufgabe ist die Einführung eines nach dem heutigen St<strong>and</strong> der<br />
Technik und Wissenschaft möglichen Entwicklungsprozesses in kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen. Dabei soll diese Einführung in Form von geförderten Projekten mit<br />
repräsentativen Pilotunternehmen durchgeführt werden. Hauptaufgaben bei der Einführung<br />
eines Entwicklungsprozesses sind die Anpassung vorh<strong>and</strong>ener Vorgehensmodell an die<br />
Bedürfnisse der Unternhemenszielgruppe der Vordringlichen Aktion, die Einführung von<br />
Konfigurationsmanagement und die Definition eines Qualitätssicherungsleitfaden für eingebettete<br />
Systeme.<br />
• Kompetenzzentrum: Ziel dieses Aktionsfelds ist der Aufbau einer Einrichtung zur Koordination<br />
von Aus- und Weiterbildung der <strong>Software</strong>entwicklung für die Anwendungsbereiche<br />
eingebetteter Systeme. Wesentliche Funktion eines solchen Kompetenzzentrum ist es, als<br />
xviii Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
zentrale Anlaufstelle, besonders für klein - und mittelständische Unternehmen, in softwaretechnologischen<br />
Fragen zu dienen. Die Aufgabenstellung eines solchen Kompetenzzentrums<br />
umfasst insbesonder die Vermittlung der ingenieurmäßigen <strong>Software</strong>entwicklung, die<br />
Funktion einer Anlaufstelle für Transfer aktueller Entwicklung im Bereich <strong>Software</strong>entwicklung<br />
für eingebettete Systeme, einer Innovationsdrehscheibe für Diskussion aktueller<br />
Trends und Herausforderungen sowie eines Beratungsgremiums zur Unterstützung von Studiengangreformen.<br />
• Koordination Werkzeugentwicklung: Aufgabe dieses Aktionsfeldes ist es, eine Kontaktplattform<br />
für Werkzeughersteller und KMUs zu schaffen. Diese Kontaktplattform soll als<br />
vermittelnde und moderierende Schnittstelle zwischen den ansonsten gegenüber Werkzeugherstellern<br />
nicht ausreichend repräsentierten kleinen und mittleren Unternehmen dienen.<br />
Die Anpassung an spezifische Bedürfnisse kann beispielsweise in Form von geförderten<br />
Pilotprojekten mit KMUs des Anwendungsbereichs erfolgen.<br />
• Unternehmensübergreifende St<strong>and</strong>ardformen: Schwerpunkt dieses Aktionsfeldes ist die<br />
Schaffung und Bewertung von St<strong>and</strong>ards im Bereich eingebetteter <strong>Software</strong>. Hierbei steht<br />
nicht die Schaffung von Normen, sondern die Erstellung von direkt umsetzbaren Vorlagen<br />
und Grundkonzepten für die Unternehmen im Vordergrund. Wesentliche Teilaufgaben sind<br />
hierbei die Erfassung von Best-Practice-Ansätzen, die Definition von St<strong>and</strong>ards für Dokumenten-<br />
und Beschreibungsformen (z.B. Lasten- und Pflichtenheft, Prüfpläne), von St<strong>and</strong>ardsystemarchitekturen<br />
und St<strong>and</strong>ardsystembausteine (z.B. Kommunikationsstruktur,<br />
Fehlerbeh<strong>and</strong>lung) und von St<strong>and</strong>ards für Plattformen (z.B. Echtzeitbetriebssysteme) und<br />
St<strong>and</strong>ardrealisierungsarchitekturen (HW und SW).<br />
• Integriertes Vorgehensmodell: Ziel ist hier die Definition eines fach- und unternehmensübergreifenden<br />
Vorgehensmodells. Dieses langfristig angelegte Aktionsfeld stellt daher<br />
einerseits Bündelung der Ergebnisse der vorausgehenden Aktionsfelder dar sowie <strong>and</strong>ererseits<br />
die Integration der Ergebnisse und die Erweiterung um phasen-, fach- und unternehmensübergreifende<br />
Aspekte. Dabei fallen folgende Einzelaufgabenstellungen an:<br />
Phasenübergreifende Entwicklung (Generierung, Rückverfolgung), Unternehmensübergreifende<br />
Entwicklung, Domänenübergreifende Entwicklung (Informatik, E-Technik, Maschinenbau),<br />
Konfiguration und Konsistenzsicherung, Kostenmanagement,<br />
entwicklungsbegleitende Qualitätssicherung, Bausteine und St<strong>and</strong>ardarchitekturen, eine<br />
durchgängige Werkzeugkette sowie der Rückfluss in den Prozess (Wartung).<br />
Ziel dieses Aktionsfelds ist die Bereitstellung neuer Technologien der Informationsverarbeitung<br />
für die Anwendung im Maschinen/Anlagenbau, der Produktions/Automatisierungs/<br />
Verkehrstechnik, z.B. Netzwerktechnologien (inkl. Internet, Jini, etc.), intelligente Bausteine<br />
und adaptive Systeme, OO-Technologien (inkl. CORBA etc.), Virtuelle Produktentwicklung.Verbunden<br />
mit diesen Themenstellungen ist naturgemäß deren Integration in die<br />
<strong>and</strong>eren Aktionsfelder, insbesondere - wegen des langfristigen Charakters - in das integrierte<br />
Vorgehensmodell. Damit gehen jeweils spezifische Fragestellungen einher, beispielsweise<br />
deren Übernahme in St<strong>and</strong>ardarchitekturen oder Bausteine, Beschreibungsformen<br />
und Werkzeuge, Fragen der Qualitätssicherung oder Konfiguration.<br />
Die vorgestellten Aktionsfelder stellen jedoch keine Projektdefinitionen dar. Es lassen sich<br />
je nach Aufw<strong>and</strong> und Ressourcen unterschiedliche Schnitte durch diese Themenfelder<br />
legen, um entsprechende Realisierungsprojekte zu definieren. Ein Beispiel für einen Schnitt<br />
ist das Projekt „Einführung eines bausteinorientiertes Vorgehensmodell im Bereich Anlagenbau“,<br />
mit den betroffenen Aktionsfeldern Integriertes Vorgehensmodell mit Schwerpunkt<br />
Bausteinorientierung, Unternehmensübergreifende St<strong>and</strong>ardformen mit Schwerpunkt<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 xix
St<strong>and</strong>ard-SW-Architektur für den Anlagenbau, Adaption und Transfer unter Verwendung<br />
des entwickelten Vorgehensmodells sowie die Überführung in ein Kompetenzzentrum nach<br />
Erprobung des entwickelten Vorgehensmodells mit Pilotunternehmen.<br />
xx Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Inhalt<br />
1 Einleitung...................................................................................................................... 1<br />
2 Gegenst<strong>and</strong> der Vordringlichen Aktion........................................................................ 3<br />
2.1 Inhalte, Ziele und Aufbau des Abschlußberichts ................................................4<br />
2.2 Angrenzende Projekte .........................................................................................5<br />
2.2.1 FORSOFT-Befragung „St<strong>and</strong> der <strong>Software</strong>-Entwicklung” .......................5<br />
2.2.2 Befragung SoftBed .....................................................................................6<br />
2.2.3 Untersuchung: "St<strong>and</strong> des Qualitätsmanagements in der <strong>Software</strong>entwicklung"<br />
...........................................................................................................7<br />
2.2.4 Umfrage: “Prüfen und Testen von <strong>Software</strong> in Deutschl<strong>and</strong>” ...................7<br />
3 Befragung der Unternehmen......................................................................................... 9<br />
3.1 Ziel der Befragung ...............................................................................................9<br />
3.2 Klassifikation der Unternehmen ..........................................................................9<br />
3.3 Ergebnisse der Befragung ..................................................................................10<br />
3.3.1 Interdisziplinäre Zusammenarbeit ............................................................11<br />
3.3.2 Vorgehensmodell .....................................................................................14<br />
3.3.3 Anforderungsanalyse ...............................................................................18<br />
3.3.4 Design ......................................................................................................21<br />
3.3.5 Implementierung ......................................................................................24<br />
3.3.6 Service und Wartung ................................................................................29<br />
3.3.7 Qualitätssicherung ....................................................................................31<br />
3.3.8 Konfigurationsmanagement .....................................................................38<br />
3.3.9 Beschreibungstechniken und Werkzeuge ................................................42<br />
4 Zukunftsszenarien - Ergebnisse einer Szenario-Analyse............................................ 51<br />
4.1 Einordnung der Zukunftsszenarien in die VA ...................................................52<br />
4.2 Szenarien der Vordringlichen Aktion ................................................................53<br />
4.2.1 Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus ...........................................53<br />
4.2.2 Szenarien der Automatisierungs- und Produktionstechnik ......................58<br />
4.2.3 Szenarien der Verkehrstechnik ................................................................63
5 Lösungsansätze ........................................................................................................... 67<br />
5.1 Interdisziplinäre Zusammenarbeit .....................................................................67<br />
5.1.1 Kurz- bis mittelfristige Lösungsansätze ...................................................67<br />
5.1.2 Langfristige Lösungsansätze ....................................................................68<br />
5.1.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze .........................................69<br />
5.2 Prozeßmanagement und Vorgehensmodell .......................................................70<br />
5.2.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze ...............................................................70<br />
5.2.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf ............................................71<br />
5.2.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze .........................................75<br />
5.3 Qualitätssicherung .............................................................................................76<br />
5.3.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze ...............................................................77<br />
5.3.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf ............................................78<br />
5.3.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze .........................................79<br />
5.4 Konfigurationsmanagement ..............................................................................79<br />
5.4.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze ...............................................................79<br />
5.4.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf ............................................81<br />
5.4.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze .........................................83<br />
5.5 Werkzeuge und Beschreibungstechniken ..........................................................83<br />
5.5.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze ...............................................................84<br />
5.5.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf ...........................................86<br />
5.5.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze .........................................88<br />
6 Aktionsfelder............................................................................................................... 89<br />
6.1 Adaption und Transfer .......................................................................................89<br />
6.2 Kompetenzzentrum ............................................................................................90<br />
6.3 Koordination Werkzeugentwicklung .................................................................91<br />
6.4 Unternehmensübergreifende St<strong>and</strong>ardformen ...................................................92<br />
6.5 Integriertes Vorgehensmodell ...........................................................................93<br />
6.6 Neue Ansätze in der Informationsverarbeitung .................................................95<br />
6.7 Projekte ..............................................................................................................96<br />
7 Fragebögen.................................................................................................................. 97<br />
7.1 Vorabfragebogen ...............................................................................................97<br />
7.2 Interviewleitfaden ............................................................................................101<br />
8 Szenario-Management .............................................................................................. 113<br />
8.1 Grundlagen des Szenario-Managements .........................................................113<br />
8.1.1 Vernetztes Denken .................................................................................113<br />
8.1.2 Multiple Zukunft ....................................................................................114<br />
8.1.3 Phasen des Szenario-Projektes ...............................................................114<br />
8.2 Szenariofeld-Analyse ......................................................................................117<br />
8.2.1 Bildung von Einflußbereichen ...............................................................117<br />
8.2.2 Ermittlung von Einflußfaktoren .............................................................118<br />
8.2.3 Ermittlung von Schlüsselfaktoren ..........................................................121<br />
8.2.4 Zuordnung der Schlüsselfaktoren zu den Anwendungsdomänen ..........125<br />
8.3 Szenario-Prognostik ........................................................................................125<br />
xxii Version vom 3.Februar 00 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
8.3.1 Vorgehen ................................................................................................125<br />
8.4 Szenario-Bildung .............................................................................................140<br />
8.4.1 Vorgehen ................................................................................................140<br />
9 Liste der beteiligten Unternehmen............................................................................ 145<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3.Februar 00 xxiii
xxiv Version vom 3.Februar 00 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
1 Einleitung<br />
Die <strong>Software</strong>technik hat sich in vielen Anwendungsgebieten zu einer Schlüsseltechnologie<br />
entwickelt. Dies gilt insbesondere für den Maschinen- und Anlagenbau, die Automatisierungsund<br />
Produktionstechnik und die Verkehrstechnik. Hier werden sogenannte “eingebettete Systeme”<br />
für komplexe und vielfältige Aufgaben eingesetzt, mit den verschiedensten Realisierungsformen,<br />
von der SPS bis hin zur Firmware in Aktoren und Sensoren.<br />
Ein eingebettetes System ist eine <strong>Software</strong>-/Hardware-Einheit, die über Sensoren und Aktuatoren<br />
mit einem Gesamtsystem verbunden ist und in diesem Überwachungs-, Steuerungs- oder<br />
Regelungsaufgaben wahrnimmt. In der Regel h<strong>and</strong>elt es sich um reaktive, häufig auch um verteilte<br />
Systeme mit gemischt analog/digitalen Anteilen und Echtzeitanforderungen. Typischerweise<br />
bleiben solche Systeme dem menschlichen Benutzer verborgen, er interagiert mit ihnen,<br />
ohne sich der Mitwirkung eines eingebetteten <strong>Systems</strong> bewußt zu sein. Eingebettete Systeme<br />
verfügen meist über keine st<strong>and</strong>ardisierte Peripherie. Aufgrund ihrer vielfältigen Anwendungsbereiche<br />
stellen sie ein Paradebeispiel für ein interdisziplinäres Forschungs- und Entwicklungsgebiet<br />
dar.<br />
<strong>Software</strong> bestimmt in vielen Bereichen zunehmend den Kundennutzen und macht einen erheb-<br />
Abbildung 1. Entwicklung der Produktanteile<br />
lichen Teil der Wertschöpfung aus. In den Produkten hat sich der Anteil der Kosten von den<br />
traditionellen Elementen Mechanik und Elektrik stark in Richtung der neuen Technologien<br />
Mikroelektronik und <strong>Software</strong> verlagert (siehe Abbildung 1). Beispielsweise liegt der Anteil<br />
der Elektronik in der Automobilindustrie heute schon zwischen 25% und 30% – mit steigender<br />
Tendenz. Es gibt Aussagen, wonach der Mehrwert am Automobil zukünftig ausschließlich<br />
durch <strong>Software</strong> und Elektronik zu St<strong>and</strong>e kommt. Eine noch stärkere Verlagerung in Richtung<br />
<strong>Software</strong> ist im Bereich der Kleinserie und der Unikate zu erkennen, wo in erster Linie die Entwicklungskosten<br />
dominieren. Von den Entwicklungsaufwendungen für neue Produkte im<br />
Bereich des Maschinenbaus entfallen bis zu 50 % auf die darin enthaltene <strong>Software</strong>. In einigen<br />
technischen Produkten des Maschinen- und Anlagenbaus erreicht die <strong>Software</strong> sogar Anteile<br />
von 75% bis 80% der Herstellungskosten1 .<br />
Darüber hinaus bilden Erzeugnisse mit einem hohen <strong>Software</strong>anteil auch eine gute Plattform<br />
für die Ausweitung der Geschäftstätigkeit in Richtung Dienstleistungen. Viele Unternehmen<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 1
haben unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten bereits heute <strong>Software</strong> als Kernkompetenz<br />
identifiziert.<br />
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft jedoch eine erhebliche Lücke. Trotz jahrzehntelanger<br />
Tradition in der <strong>Software</strong>entwicklung hat sich bis auf wenige Ausnahmen an der wenig<br />
professionellen Art der <strong>Software</strong>entwicklung und -wartung in den Unternehmen nichts maßgebliches<br />
geändert. Von einer systematischen <strong>Software</strong>-Entwicklung sind die meisten Unternehmen<br />
noch weit entfernt. Die Folge sind erhebliche Kosten und Risiken im Zusammenhang<br />
mit der Entwicklung und dem Service von <strong>Software</strong>. Kleinere Unternehmen konzentrieren sich<br />
auf die Herstellung der maschinenbaulichen Komponenten und überlassen die Entwicklung<br />
der Steuerung auf der Basis von LON (Local Operating Network) Dritten.<br />
Aus der rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie ergeben<br />
sich für den Maschinenbau und artverw<strong>and</strong>te Branchen erhebliche Chancen, aber auch Risken.<br />
Diese Potentiale gehen häufig über den aktuellen Erfahrungshorizont hinaus. Was wäre beispielsweise<br />
möglich, wenn leistungsfähige, voll kommunikationsfähige Mikroprozessoren und<br />
Sensoren zum Preis einer Schraube erhältlich wären? Der Umgang mit den sich abzeichnenden<br />
Lösungsprinzipien und Lösungselementen der Zukunft wird erhebliche Verfahrensinnovationen<br />
(aber auch Verhaltensinnovationen) in den Produktentwicklungsprozessen erfordern. Die<br />
Entwicklung und Wartung von eingebetteter <strong>Software</strong> wird dabei eine Schlüsselstellung einnehmen.<br />
Zusammenfassend läßt sich feststellen:<br />
Die Entwicklung und der Service eingebetteter Systeme führt auf große Probleme und Herausforderungen<br />
- dies gilt vornehmlich für den <strong>Software</strong>anteil dieser Systeme. Jedoch stecken in<br />
den Anwendungsmöglichkeiten eingebetteter Systeme prinzipiell erhebliche Erfolgspotentiale<br />
für die Industrie. Diese sind um so größer, je besser diese Probleme gelöst werden.<br />
Im Rahmen der Vordringlichen Aktion (VA) “Entwicklung, Produktion und Service von <strong>Software</strong><br />
für eingebettete Systeme in der Produktion” werden diese Probleme und Erfolgspotentiale<br />
herausgearbeitet.<br />
1. <strong>Software</strong> und Services: Markt- und Technologietrends in der <strong>Software</strong>szene, Presse Information zur Swiss<br />
Automation Week S. A. W. ’96, PRESSLine, 1996.<br />
2 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
2 Gegenst<strong>and</strong> der Vordringlichen Aktion<br />
Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem Rahmenkonzept "Produktion 2000" und der Empfehlung<br />
des Gesprächskreises "Strategien für die Produktion im 21. Jahrhundert" startete das<br />
BMBF Anfang 1997 eine Untersuchung "Produktion 2000plus". Sie hatte zum Ziel, st<strong>and</strong>ortbestimmende<br />
Faktoren für produzierende Unternehmen in Deutschl<strong>and</strong> zu ermitteln und H<strong>and</strong>lungsempfehlungen<br />
zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit abzuleiten. Repräsentanten aus<br />
Industrie und Forschung, Vertreter der Tarifvertragspartner und der Fachverbände haben über<br />
aktuelle Trends und Lösungsvorschläge diskutiert und Empfehlungen für den daraus resultierenden<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf ausgesprochen.<br />
Das Gremium hat während der Untersuchung "Produktion 2000plus" Themen identifiziert, die<br />
von wesentlicher Bedeutung für eine wettbewerbsfähige Produktion sind. Es sind übergreifende<br />
Fragestellungen mit<br />
• einer hohen volkswirtschaftlichen Relevanz,<br />
• die in der Breite wirksam werden,<br />
• die eine Stärkung des Mittelst<strong>and</strong>es bewirken können,<br />
• die sich durch einen hohen Neuheitsgrad auszeichnen und rasch aufgegriffen werden sollen.<br />
Diese Themen wurden als "Vordringliche Aktionen" gestartet. Sie dienen als Vorprojekte und<br />
Impulsgeber zur Spezifikation und Konkretisierung weiterer H<strong>and</strong>lungsfelder.<br />
Die Vordringliche Aktion „Entwicklung, Produktion und Service von <strong>Software</strong> für eingebettete<br />
Systeme in der Produktion” beschäftigt sich mit dem Themenfeld der Entwicklung und dem<br />
Service von <strong>Software</strong> für bestimmte Klassen eingebetteter Systeme. Unter besonderer Berücksichtigung<br />
der <strong>Software</strong>technik ergeben sich die folgenden Teilziele:<br />
Es werden<br />
• der konkrete - aber unternehmensübergreifende - Bedarf der Industrie zu diesem Themenfeld<br />
festgestellt,<br />
• aktuelle und zukünftige Probleme innerhalb dieses Themenfeldes erkannt, bewertet und<br />
verglichen,<br />
• existierende Lösungsansätze dargestellt und bewertet sowie<br />
• Aktionsfelder abgeleitet werden, deren zukünftige Durchführung zur Lösung der obigen<br />
Probleme und dadurch zur Erschließung der Erfolgspotentiale beim Einsatz eingebetteter<br />
Systeme beitragen könnten.<br />
Insbesondere das erste Teilziel wurde in enger Interaktion mit einer repräsentativen Auswahl<br />
an Industriefirmen durchgeführt. Dazu wurde eine detaillierte Befragung in der Industrie vorgenommen,<br />
um ein Vorgehen sicherzustellen, das an konkreten industriellen Belangen mit<br />
hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung orientiert ist.<br />
Der im letzten Teilziel erwähnte Begriff „Aktionsfelder” umfaßt erfolgversprechende gezielte<br />
Maßnahmen zum Technologietransfer (z.B. Etablierung von Industriearbeitskreisen oder<br />
Workshops), zur Aus- und Weiterbildung (z.B. Definition der Rahmenbedingungen eines<br />
neuen Studienganges) sowie zur Gewinnung neuer Forschungsergebnisse (z.B. Charakterisierung<br />
zukünftiger, evtl. internationaler Forschungsprojekte).<br />
Das Thema „eingebettete Systeme” dieser VA ist unter <strong>and</strong>erem durch den Sachverhalt motiviert,<br />
daß derartige Systeme viele Bereiche mehr und mehr durchdringen - wichtige Beispiele<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 3
hierfür sind: Anlagen- und Maschinenbau, Automatisierungs- und Produktionstechnik, Automobiltechnik,<br />
Avionik, Bahntechnik, Telekommunikation, Konsumelektronik (Unterhaltungsund<br />
Haushaltsgerätebereich) und Medizintechnik.<br />
Die besondere Berücksichtigung software-technischer Belange in dieser VA trägt der Tatsache<br />
Rechnung, daß die Verbreitung eingebetteter Regelsystem und auch ihr <strong>Software</strong>-Anteil in eingebetteten<br />
Systemen sprunghaft angestiegen ist und zukünftig noch weiter wachsen wird.<br />
Dabei bereitet aber gerade die Entwicklung des <strong>Software</strong>-Anteils zunehmend Schwierigkeiten.<br />
2.1 Inhalte, Ziele und Aufbau des Abschlußberichts<br />
Ziel des Abschlußbericht ist es, den Ist-St<strong>and</strong> des <strong>Software</strong>entwicklungsprozesses im Bereich<br />
der eingebetteten Systeme in der Produktion ausgehend von den im Industriekreis durchgeführten<br />
Interviews zu dokumentieren, die identifizierten Problemfelder zu erfassen, sowie den<br />
von den Unternehmen selbst festgestellten H<strong>and</strong>lungsbedarf zu erheben. Die Zielgruppe dieser<br />
Erhebung, und die damit im Industriekreis vertretenen Firmen sind kleine- und mittelständische<br />
Unternehmen sowie einige Großfirmen aus den Bereichen<br />
• Maschinen- und Anlagenbau<br />
• Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
• Verkehrstechnik<br />
Die Schwerpunkte der Erhebung liegen dabei auf den Themenfeldern<br />
• <strong>Software</strong>-Qualität<br />
• St<strong>and</strong>ardarchitekturen/komponentenbasierte Entwicklung<br />
• Konfigurations-/Versionsmanagement<br />
wobei unter dem Stichwort <strong>Software</strong>-Qualität die Themenblöcke<br />
• Qualitätsmanagement<br />
• integriertes, werkzeuggestütztes Vorgehensmodell<br />
• Qualitätssicherung<br />
zusammengefaßt sind.<br />
Im Anschluss an die Kurzbeschreibung einiger im Umfeld der Vordringlichen Aktion angesiedelten<br />
Untersuchungen (siehe Abschnitt 2.2) werden die Ergebnisse der Erhebung in Abschnitt<br />
3 beschrieben. Die Darstellung der Ergebnisse orientiert sich dabei an dem für die Erhebung<br />
verwendeten Vorabfragebogen sowie Interviewleitfaden (siehe Abschnitt 7). Ziel der Befragung<br />
war es dabei nicht, einen statistische Aussage über die Unternehmen der oben genannten<br />
Felder zu machen, sondern vielmehr den Bedarf dieser Unternehmen zu charakterisieren.<br />
Daher werden in der Beschreibung der Ergebnisse in erster Linie qualitative anstatt quantitative<br />
Aussagen getroffen.<br />
Für die nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ist jedoch eine Entwicklung ausschließlich<br />
aufgrund von aktuellen Defiziten nicht ausreichend. Für die Identifizierung langfristiger<br />
Aufgabenstellungen ist darüber hinaus eine sorgfältige Analyse möglicher<br />
Entwicklungen in der Branche, im Branchenumfeld, im technologischen Umfeld sowie innerhalb<br />
der Gesellschaft notwendig. Daher wurden im Rahmen der Vordringlichen Aktion mögliche<br />
mittelfristige Zukunftszenarien für die Bereiche Maschinen- und Anlagenbau,<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik sowie Verkehrstechnik mit einem Zeithorizont von<br />
acht Jahren (ca. 2008) entwickelt, um vorausgreifende Maßnahmen rechtzeitig etablieren zu<br />
4 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
können. Die Ergebnisse der Szenarienerstellung sind in Abschnitt 4 zusammengefaßt. Aufgrund<br />
des langfristigen Charakters der Szenarien können die dabei gewonnenen Erkenntnisse<br />
nicht umfassend in Zeitrahmen der Vordringlichen Aktion umgesetzt werden. Trotzdem wurde<br />
der ausführlichen Beh<strong>and</strong>lung der Szenarien in diesem Abschnitt bewußt ein entsprechender<br />
Anteil eingeräumt, da diese den begonnenen und in Zukunft sich verschärfenden W<strong>and</strong>el im<br />
Themengebiet der Vordringlichen Aktion über die bereits sichtbaren Anzeichen hinaus deutlich<br />
macht. Die Vorbereitung auf diesen W<strong>and</strong>el über die den Rahmen der Vordringlichen<br />
Aktion übersteigenden Möglichkeiten ist für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit großer<br />
wie kleiner und mittelständischer Unternehmen von wesentlicher Bedeutung.<br />
Ausgehend von den in der Erhebung gewonnenen Informationen über die identifizierten Problemstellungen<br />
und dem genannten H<strong>and</strong>lungsbedarf werden, teilweise zusammen mit den<br />
Erkenntnissen aus den Zukunftszenarien, konkrete Aufgabenstellungen abgeleitet und mögliche<br />
kurz-, mittel- und langfristigen Lösungsansätze sowie die sich daraus ergebenden Vorteile<br />
für die Unternehmen der Zielgruppe beschrieben. Die Lösungsansätze werden in Abschnitt 5<br />
beschrieben.<br />
Die in Abschnitt 3.3 beschriebenen Probleme und Verbesserungspotentiale spiegeln den konzentrierten<br />
Bedarf der Industrie unter Berücksichtigung des aktuellen St<strong>and</strong>es von Technik und<br />
Wissenschaft wider. In Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Zielgruppe der Vordringlichen<br />
Aktion wurden durch Gruppierung dieser Verbesserungspotentiale Aktionsfelder für die<br />
Sicherung des St<strong>and</strong>orts Deutschl<strong>and</strong> in der Produktion definiert. Aus diesen, in Abschnitt 6<br />
beschriebenen Aktionsfeldern lassen sich unterschiedliche Projektkonfigurationen ableiten,<br />
von denen eine Projektdefinition beispielhaft vorgestellt werden.<br />
2.2 Angrenzende Projekte<br />
Im thematischen Umfeld der Vordringlichen Aktion wurden bereits Arbeiten geleistet, deren<br />
Ergebnisse für die Ziele der VA von Bedeutung sind. Im folgenden wird daher auf diese Projekte<br />
und die dabei erzielten Ergebnisse kurz eingegangen, soweit sie für die VA von Belang<br />
sind.<br />
2.2.1 FORSOFT-Befragung „St<strong>and</strong> der <strong>Software</strong>-Entwicklung”<br />
Im Rahmen des “Bayerischen Forschungsverbunds <strong>Software</strong>-<strong>Engineering</strong>” (FORSOFT) wurde<br />
bei 14 Unternehmen eine Befragung zur Erhebung des St<strong>and</strong>es der <strong>Software</strong>-Entwicklung<br />
durchgeführt. 1 Insbesondere wurden in dieser Befragung auch die für die VA wesentlichen<br />
Punkte Prozeßmodell, Qualitätssicherung, Beschreibungstechniken und Werkzeuge untersucht.<br />
Bei der Gestaltung des VA-Fragebogens konnte daher auf die entsprechenden Themenfelder<br />
des FORSOFT-Fragebogens zurückgegriffen werden. Da die FORSOFT-Befragung<br />
jedoch allgemein den St<strong>and</strong> der <strong>Software</strong>entwicklung untersucht und nicht speziell die Gegebenheiten<br />
klein- und mittelständischer Unternehmen im Bereich eingebetteter Systeme berücksichtigt,<br />
sind die Ergebnisse nur bedingt im Rahmen der VA anwendbar.<br />
Die Befragungen haben gezeigt, daß die grundsätzliche Situation der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
sich in den verschiedenen Anwendungsbereichen kaum unterscheidet. So werden beispielsweise<br />
allgemein kaum abstraktere Systembeschreibungsformen in der Entwicklung verwendet<br />
oder phasenübergreifend geeignete Werkzeuge eingesetzt. Die besonderen Gegebenheiten in<br />
1. Siehe Deifel, B. et al. Die Praxis der <strong>Software</strong>entwicklung: Eine Erhebung. Informatik-Spektrum 22(1). Springer,<br />
1999.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 5
Bereichen der VA wie der Automatisierungstechnik stellen jedoch spezifische Anforderungen,<br />
beispielsweise die Beh<strong>and</strong>lung von Echtzeitanforderungen, ermöglichen aber auch spezifische<br />
Lösungen, beispielsweise die intensive Verwendung von Systembausteinen mit HW- und SW-<br />
Anteilen zur effizienten Variantenbildung.<br />
2.2.2 Befragung SoftBed<br />
Gegenst<strong>and</strong> des Forschungsvorhabens SOFTBED war es, Antworten auf die folgenden Fragen<br />
zu geben und diese in H<strong>and</strong>lungsempfehlungen an das BMBF umzusetzen:<br />
• Inwieweit ist der Prozeß der Entwicklung eingebetteter Systeme - beginnend bei der Funktionsdefinition<br />
bis hin zum Serienprodukt - in seinen wissenschaftlichen Grundlagen und der<br />
industriellen Praxis beherrscht?<br />
• Besteht Potential und Bedarf zur zielgerichteten, öffentlichen Förderung von Forschung<br />
und Entwicklung im Bereich eingebetteter Systeme in der Automobiltechnik?<br />
Ein wesentlicher Teil der Arbeit im Projekt SOFTBED best<strong>and</strong> in der Erstellung einer Ist-Analyse<br />
des St<strong>and</strong>es Deutschl<strong>and</strong>s bei Entwicklung und Einsatz eingebetteter Systeme in der<br />
Automobiltechnik. Um die Analyse auf eine möglichst breite Basis von Meinungen zu stellen,<br />
wurde eine Befragung von Expertinnen und Experten aus Industrie und akademischer Forschung<br />
verwendet.<br />
Als Ergebnis der Studie wurden die Beh<strong>and</strong>lung der folgenden Themengebiete als H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
identifiziert:<br />
• Phasenübergreifendes Prozeßmodell<br />
• Modellierungs- und Beschreibungstechniken:<br />
+ Integration von diskreter und kontinuierlicher Information<br />
+ Modularisierung mit geeigneten Schnittstellen<br />
+ Ausführbarkeit von Spezifikationen<br />
+ generische Beschreibungen auf allen Abstraktionsebenen<br />
+ semantisches Verfolgbarkeitsmodell zwischen den Beschreibungen in den verschiedenen<br />
Phasen<br />
• Erstellung eines integrierten Qualitätssicherungskonzepts unter Einbeziehung von Rapid-<br />
Prototyping<br />
• Beh<strong>and</strong>lung der Zeitaspekte eingebetteter Systeme<br />
• <strong>Software</strong>bausteine:<br />
+ Beschreibungstechniken<br />
+ Kompositionskonzepte<br />
+ angepaßte Verifikationstechniken<br />
+ generische Bausteinbibliotheken<br />
• Globale Vernetzung<br />
• Hardware-Constraints und HW/SW-Codesign<br />
+ Targeting-Problematik<br />
+ DSSA<br />
+ Verifikation und Validation<br />
6 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Verteilung<br />
+ Beschreibungstechniken,<br />
+ Simulation,<br />
+ Verifikation und Validation<br />
+ Systemintegration<br />
• Kostenoptimierung<br />
+ Metriken zur Kostenermittlung<br />
+ Optimierungsverfahren<br />
Grundsätzlich stimmen die dort definierten Themengebiete, zumindest im groben Ansatz, mit<br />
den hier festgestellten Verbesserungspotentialen überein, bedingt durch die teilweise vergleichbaren<br />
R<strong>and</strong>bedingungen der befragten Unternehmen. Da im Zuge der Vordringlichen<br />
Aktion jedoch - wie in Abschnitt 3.2 beschrieben - unterschiedliche Klassen von Unternehmen<br />
berücksichtigt wurden, unterscheiden sich die hier vorgeschlagenen Lösungsansätze vor<br />
allem hinsichtlich der kurz- bis mittelfristigen Vorschläge, die stark von der Anwendungsdomäne<br />
sowie von der Größe der Unternehmen (KMU) geprägt sind.<br />
2.2.3 Untersuchung: "St<strong>and</strong> des Qualitätsmanagements in der <strong>Software</strong>entwicklung"<br />
In einer 1997 durchgeführten schriftlichen Befragung wurde der St<strong>and</strong> des Qualitätsmanagements<br />
und der kontinuierlichen Verbesserung in den <strong>Software</strong>unternehmen in Deutschl<strong>and</strong><br />
untersucht, die ihr Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 hatten zertifizieren lassen. 1<br />
Aus den 119 in die Stichprobe einbezogenen Unternehmen wurden 90 gültige Fragebögen<br />
zurückges<strong>and</strong>t. Mehr als 80 % der Befragungsteilnehmer halten die QM-Systeme für erfolgreich.<br />
Allerdings haben die durch das Qualitätsmanagement erzielten Vorteile nur in wenigen Unternehmen<br />
zu einer verbesserten Einhaltung von Zeit- und Kostenplänen oder zu nennenswerten<br />
Umsatzerhöhungen geführt.<br />
Bewertung für die VA: Die Untersuchung besitzt aus Sicht der Vordringlichen Aktion einen zu<br />
engen Fokus, da sie ausschließlich <strong>Software</strong>unternehmen sowie das Thema Qualitätsmanagementsystem<br />
nach ISO 9001 betrachtet.<br />
2.2.4 Umfrage: “Prüfen und Testen von <strong>Software</strong> in Deutschl<strong>and</strong>”<br />
Im Herbst 1997 wurde eine empirische Untersuchung zu dem obigen Thema an der Universität<br />
zu Köln durchgeführt. Die Umfrage hatte zum Ziel, den Praxisst<strong>and</strong> der Prüf- und Testprozesse<br />
in der <strong>Software</strong>entwicklung darzustellen und Verbesserungspotentiale aufzuzeigen. 74 Unternehmen<br />
wurden zu den Themen Management, Ausgestaltung, Methoden und Techniken sowie<br />
zum Werkzeugeinsatz beim Prüfen und Testen von <strong>Software</strong> befragt.<br />
Für die Untersuchung wurde ausgehend von 10 Hypothesen ein Fragebogen entwickelt. Auf<br />
einer fünfstufigen Zustimmungs- bzw. Ablehnungsskala nahmen die Befragten (i. d. R. Leiter<br />
der Entwicklungs- oder Qualitätsabteilungen) zu den vorformulierten Aussagen Stellung. Es<br />
wurden unter Verwendung des Fragebogens 589 Firmen befragt, neben <strong>Software</strong>häusern (ein-<br />
1. Dirk Stelzer, Werner Mellis, Frank Taube. St<strong>and</strong> des Qualitätsmanagements in der <strong>Software</strong>entwicklung. In:<br />
Wilhelm Hummeltenberg (Hrsg.): Information Management for Business <strong>and</strong> Competitive Intelligence <strong>and</strong><br />
Excellence. Proceedings der Frühjahrstagung Wirtschaftsinformatik ‘98. Wiesbaden 1998, S. 313-326<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 7
schließlich den 25 größten) gehörten die 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschl<strong>and</strong>s<br />
sowie die 50 größten Banken und Versicherungen zu der Grundgesamtheit der Umfrage.<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind für die <strong>Software</strong> von technischen Produkten – eingebettete<br />
Systeme – wegen deren besonderen Anforderungen nicht vergleichbar und übertragbar.<br />
Sehr wohl können aber die Methodik und gegebenenfalls einige Teilaspekte übertragen werden.<br />
8 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
3 Befragung der Unternehmen<br />
3.1 Ziel der Befragung<br />
Im Rahmen der Befragung sollten vor allem die folgenden drei Aufgabenstellungen bearbeitet<br />
werden:<br />
• Ermittelung des Ist-Zust<strong>and</strong>s einschließlich vorgefundener praxiserprobter Ansätze („Best<br />
Practice“)<br />
• Ableitung nicht ausreichend gelöster Problemstellungen<br />
• Erfassung des vorgefundenen H<strong>and</strong>lungsbedarfs der befragten Unternehmen<br />
Aufbauend auf der Dokumentation der Ergebnisse der Befragungen werden in Abschnitt<br />
Abschnitt 5 konkrete Verbesserungspotentiale definiert. Diese H<strong>and</strong>lungsempfehlungen sind<br />
dabei einerseits am kurz- bis mittelfristigen Bedarf der Unternehmen orientiert, aber auch um<br />
langfristige Empfehlungen zur Sicherung und Steigerung der Produktivität ergänzt. Soweit<br />
nötig, werden diese Potentiale auf Basis der im folgenden beschriebenen Klassifikation der<br />
Unternehmen vorgenommen.<br />
3.2 Klassifikation der Unternehmen<br />
Für die Durchführung der Befragungen stellten sich die Mitglieder des Industriekreises zur<br />
Verfügung. Die Zielgruppe der Vordringlichen Aktion besteht in erster Linie aus klein- und<br />
mittelständische Unternehmen, aber auch Bereiche von Großunternehmen aus dem Themenbereich<br />
der Vordringlichen Aktion zählen zu den anvisierten Gruppen. Dementsprechend setzt<br />
sich der Industriekreis aus 40 Unternehmen zusammen mit einer entsprechenden Gewichtung<br />
der Mitarbeitergröße:<br />
• 1-50: 10<br />
• 51-1000: 15<br />
• 1001- : 15<br />
Dabei sind die Themenfelder der Vordringlichen Aktion abgedeckt durch die Teilnahme von<br />
Unternehmen aus den verschiedenen Bereichen:<br />
• Automatisierungstechnik: 13<br />
• Maschinen- und Anlagenbau: 9<br />
• Elektrik, Meßtechnik: 6<br />
• <strong>Software</strong>-Entwicklung: 6<br />
• Verkehrstechnik: 4<br />
• Andere Bereiche: 2<br />
Aus den unterschiedlichen Themenfeldern der befragten Unternehmen ergeben sich auch<br />
unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse hinsichtlich des Entwurfs, der Produktion<br />
und des Service von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme. Hier lassen sich im wesentlichen drei<br />
Hauptgruppen unterscheiden, die sich auf den Anteil der <strong>Software</strong> am vom Unternehmen<br />
erstellten Produkt zurückführen läßt:<br />
• Schwerpunkt SW:<br />
+ Unternehmen meist Auftragnehmer von ES-Herstellern<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 9
+ Produktspektrum: Kaum Varianten<br />
+ Fokus: Komplexe/kritische SW<br />
• Gleiche Gewichtung HW/SW<br />
+ Anlagenhersteller mit eigener SW-Abteilung<br />
+ Produktspektrum: Hohe Anzahl von Varianten<br />
+ Fokus: Konfiguration<br />
• Schwerpunkt HW<br />
+ Komponentenhersteller mit Einzelinstallationen von Anlagen<br />
+ Produktspektrum: Mittlere Anzahl von Varianten<br />
+ Fokus: Integration der SW<br />
Viele Aufgabenstellungen des SW-Entwicklungsprozesses lassen sich unabhängig von dieser<br />
Unterscheidung auf die Unternehmen anwenden, beispielsweise Messverfahren zur Beurteilung<br />
der <strong>Software</strong>qualität, die Definition eines integrierten und durchgängig werkzeuggestützen<br />
Entwicklungsprozesses, die Definition geeigneter und st<strong>and</strong>ardisierter präziser und<br />
echtzeittauglicher Beschreibungsformen, eine verstärkte Automatisierung der Tests im Qualitätssicherungsbereich<br />
oder die Beh<strong>and</strong>lung von Dokumentabhängigkeiten im Konfigurationsmanagement.<br />
Andere Aufgabenstellungen sind stark an die Einordnung des Unternehmens<br />
gekoppelt, wie beispielsweise die Definition von Bausteinen (mit HW- und SW-Anteilen) und<br />
die Verwendung von St<strong>and</strong>ardarchitekturen für Unternehmen mit gleichgestellten SW- und<br />
HW-Anteilen. Beide Arten von Anforderungen finden sich sowohl im kurz- und mittelfristigen<br />
Bedarf der Unternehmen (siehe Abschnitt 5.2) als auch im langfristigen (siehe Abschnitt<br />
5.1.2). Diese Gruppierung ist selbstverständlich nicht scharf: es finden sich daher Beispiele für<br />
Unternehmen, die sich zwischen zwei solcher nebenein<strong>and</strong>erliegender Gruppen einordnen lassen.<br />
Für diese Unternehmen ist eine Kombination der Aufgabenstellungen der einzelnen Bereiche<br />
sowie der grundlegenden Aufgabenstellungen notwendig.<br />
3.3 Ergebnisse der Befragung<br />
Die Ergebnisse der Befragung sind entsprechend der Gliederung der Fragebögen in die folgenden<br />
Themenfelder gruppiert:<br />
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
• Vorgehensmodell<br />
• Anforderungsanalyse<br />
• Design<br />
• Implementierung<br />
• Wartung und Service<br />
• Qualitätssicherung<br />
• Konfigurationsmanagement<br />
• Beschreibungstechniken und Werkzeuge<br />
Zur besseren Lesbarkeit wurde dabei die Reihenfolge gegenüber den Fragebögen geändert:<br />
1. Im ersten Block werden diejenigen Themen beh<strong>and</strong>elt, die allgemein den Entwicklungsprozeß<br />
betreffen (Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Vorgehensmodell).<br />
10 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
2. Im zweiten Block werden einzelne Phasen im Entwicklungsprozeß beh<strong>and</strong>elt (Anforderungsanalyse,<br />
Design, Implementierung, Wartung- und Service).<br />
3. Im dritten Block sind übergreifende technische Fragestellung beh<strong>and</strong>elt (Qualitätssicherung,<br />
Konfigurationsmanagement, Beschreibungstechniken und Werkzeuge).<br />
Dabei treten naturgemäß teilweise Überschneidungen auf, beispielsweise zwischen den phasenbezogenen<br />
Themen und den übergreifenden technischen Fragestellungen, aber auch zwischen<br />
letzteren und den allgemeinen prozeßbezogenen Themen.<br />
Da sich die Gliederung dieses Abschnitts zur besseren Zuordnung an die Befragung am Aufbau<br />
des Fragebogens orientiert, wurde einigen Themen, wie dem Einsatz von St<strong>and</strong>ardarchitekturen<br />
und Bausteinen, kein eigener Abschnitt zugeordnet, obwohl sie im Rahmen der<br />
Befragung als Themen mit hoher Bedeutung identifiziert wurden. Die Bedeutung der einzelnen<br />
Themenfelder für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit spiegelt sich jedoch bei allen<br />
Themen in der abschließenden Beschreibung der Aktionsfelder in Abschnitt 6 wider.<br />
Die Ergebnisse in den genannten Themenfelder sind jeweils in drei Gruppen gegliedert:<br />
4. Im Abschnitt „Ist-St<strong>and</strong>“ wird jeweils eine zusammenfassende Auswertung des aktuellen<br />
St<strong>and</strong>es der einzelnen Themenfelder, gegebenenfalls klassifiziert nach Unternehmensart,<br />
vorgestellt. Soweit möglich, werden die Befragungsergebnisse statistisch aufbereitet.<br />
5. Bei der Erhebung des Ist-St<strong>and</strong>es werden bereits Defizite hinsichtlich eines nach dem heuteigen<br />
St<strong>and</strong> der Technik und Wissenschaft optimal erscheinenden Entwicklungsprozesses<br />
identifiziert und deren Auswirkungen für die Unternehmen im Abschnitt „Probleme“<br />
beschrieben. Dabei wurden vor allem anerkannte Ansätze aus dem Bereich der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
herangezogen, wie der „Capability Maturity Model“-Ansatz (CMM), das V-<br />
Modell oder aktuelle Werkzeugansätze im Bereich Test, Konfigurationsmanagement,<br />
Anforderungsanalyse oder Design.<br />
6. Soweit die Unternehmen selbst H<strong>and</strong>lungsbedarf identifizierten, werden diese Nennungen<br />
im Abschnitt „H<strong>and</strong>lungsbedarf“ zusammengefaßt und erläutert. Dabei bestehen naturgemäß<br />
teilweise Überschneidungen zum vorherigen Abschnitt. Dieser Abschnitt spiegelt<br />
ebenfalls das Problembewußtsein der befragten Unternehmen wider.<br />
3.3.1 Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Bei der Erstellung und Planung von Systemen mit eingebetteter <strong>Software</strong> ist die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Disziplinen notwendig. Normalerweise werden durch unterschiedliche Terminologien<br />
und Sprachweisen auf der einen Seite Programmierer und Informatiker und auf der<br />
<strong>and</strong>eren Seite Ingenieure (Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik) ab einem gewissen Abstraktionsgrad<br />
mit Kommunikationsbarrieren konfrontiert.<br />
Bei den befragten Unternehmen stellen sich die Probleme bezüglich der interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit, sofern sie zwischen den Ingenieurdisziplinen stattfinden, als weniger kritisch<br />
als zunächst vermutet dar. Gerade in kleinen Projektteams können nach einer Anfangsphase,<br />
die bei der Klärung unterschiedlicher Begrifflichkeiten behilflich ist, die der Herstellung eines<br />
einheitlichen Projektverständnisses im Wege stehenden Kommunikations- und Verständnisprobleme<br />
durch gegenseitiges Vonein<strong>and</strong>erlernen schnell behoben werden. Die unterschiedliche<br />
Sichtweise der beteiligten Ingenieurdisziplinen führt gerade in den frühen<br />
Entwicklungsphasen zu einer ganzheitlicheren Betrachtung und hilft in der Analysephase,<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 11
wichtige Systemaspekte nicht zu vergessen. Dies gilt aber wirklich nur für kleine Entwicklungsteams,<br />
in denen die Zusammenarbeit und der Informationsfluß sehr informell geregelt<br />
werden können.<br />
Bei Projekten, in denen die Systemanforderungen von einem separaten Bereich vorgegeben<br />
werden, der zusätzlich auch den Entwicklungsfortschritt des Gesamtprojektes bestimmt, also<br />
solche Projekte, wo die <strong>Software</strong>entwicklung eine eher nebengeordnete Rolle spielt und nicht<br />
Treiber des Projektes ist, sondern nur zuarbeitet, ist die Zusammenarbeit zwischen <strong>Software</strong>entwicklern<br />
und Systementwicklern auf kurze Absprachen beschränkt. Hier ist auch eine hierarchische<br />
Abstufung zwischen den Entwicklungsdomänen zu beobachten. Während die<br />
Entwicklung des Gesamtsystems das Projekt dominiert und dabei Projektphasen, Meilensteine,<br />
Anforderungen und R<strong>and</strong>bedingungen bestimmt, wird von der <strong>Software</strong>entwicklung erwartet,<br />
daß sie alle geforderten Spezifikationen erfüllt und die gesetzten Termine einhält. Die <strong>Software</strong><br />
wird als der flexibelste Part verst<strong>and</strong>en, der sich den Gegebenheiten im Gesamtprojekt uneingeschränkt<br />
anpassen muß. Hier fehlt auf beiden Seiten das Verständnis für die Bedürfnisse der<br />
verschiedenen Entwicklungsprojektbest<strong>and</strong>teile.<br />
Die Probleme der interdisziplinären Zusammenarbeit von Mitarbeitern spiegeln sich aber auch<br />
in der fehlenden Integration der verwendeten Entwicklungswerkzeuge wieder. So gibt es in<br />
den einzelnen Disziplinen of gute Werkzeuge, die etwa den Schaltungsentwurf und das Platinenlayout<br />
unterstützen. Diese Werkzeuge sind dann aber beispielsweise nicht mit dem CAD-<br />
Tool für den mechanischen Bauplan und auch nicht mit der Programmierumgebung für eine<br />
SPS-Steuerung integriert. Wird nun zum Beispiel ein Sensor zur Überprüfung des Verschlusses<br />
einer großen Klappe aus Stabilitätsgründen verdoppelt, so muß dies natürlich im Schaltungsentwurf<br />
und eventuell auch in der Steuerungssoftware berücksichtigt werden. In der reinen<br />
<strong>Software</strong>entwicklung würde ein Compiler solche Inkonsistenzen zwischen verschiedenen Projektteilen<br />
mit hoher Zuverlässigkeit entdecken und melden. Im interdisziplinären Bereich fehlen<br />
solche Konsistenzüberprüfungswerkzeuge. Dies führt oft zu Fehlern wie zum Beispiel,<br />
dass ein SPS-Entwickler zwar den aktuellen Schaltplan vorliegen hat, er aber nicht bemerkt,<br />
daß sich ein bestimmtes Eingangssignal geändert hat, dessen Verarbeitung in der SPS-Steuerung<br />
er schon vor einigen Wochen programmiert hat. Dies wird dann wieder als “Verständigungsproblem<br />
zwischen den Disziplinen” sichtbar.<br />
Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist jedoch zu berücksichtigen, daß nur in wenigen Unternehmen<br />
Informatiker an der System- und <strong>Software</strong>entwicklung beteiligt sind; im Regelfall<br />
sind die „traditionellen“ Disziplinen Maschinenbau und Elektrotechnik an der Entwicklung<br />
beteiligt. Dies relativiert die Tatsache, daß in vielen Unternehmen keine Probleme hinsichtlich<br />
der interdisziplinären Zusammenarbeit festgestellt werden. In den wenigen Fällen, in denen<br />
Informatiker in Unternehmen mit gleichem oder stärkerem Anteil der Hardware am Produkt<br />
gegenüber der <strong>Software</strong> eingesetzt wurden, wurde durchaus auf die mehr naturwissenschaftliche<br />
als ingenieurmäßige Denkweise der Informatiker hingewiesen.<br />
Die Analyse der Schnittstellen, die der softwareentwicklende Unternehmensbest<strong>and</strong>teil mit<br />
<strong>and</strong>eren Bereichen hat, zeigt, daß eine Zusammenarbeit mit Vertrieb, Marketing und Produktplanung<br />
in den meisten Unternehmen vorkommt. Über die Häufigkeit der Zusammenarbeit<br />
wurden keine Werte ermittelt. Aus Einzelaussagen läßt sich jedoch herausfiltern, daß gerade<br />
die Kommunikation mit dem Vertrieb und den betriebswirtschaftlichen Bereichen schwierig<br />
und unzureichend ist. Ursache ist mangelndes Wissen über die Eigenschaften von <strong>Software</strong>, da<br />
das Management sich meist aus <strong>and</strong>eren Disziplinen und älteren Ausbildungssemestern rekrutiert<br />
(Betriebswirtschaftler, Feinwerktechniker usw.), in deren Vorstellung beispielsweise<br />
Anlagen noch immer nur aus Hardware bestehen und die <strong>Software</strong> lediglich ein Zubehör, aber<br />
kein integraler Best<strong>and</strong>teil ist. Aus diesem Grunde ist vielfach die Kommunikation der Kom-<br />
12 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
plexität nicht möglich, besonders in den frühen Phasen der Anforderung und ganz besonders,<br />
wenn es sich um neue Aufgabenstellungen h<strong>and</strong>elt.<br />
Probleme<br />
Wie bereits im obigen Abschnitt erläutert, ergeben sich die Hauptprobleme der interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit vor allem bei größeren Projektteams gerade dann, wenn Vertreter unterschiedlicher<br />
Disziplinen unregelmäßig und selten mitein<strong>and</strong>er kommunizieren. Innerhalb der<br />
Ingenieurdisziplinen lassen sich diese Probleme bei regelmäßiger Kommunikation offensichtlich<br />
leicht überwinden. Für eine praktische Lösung dieses Sachverhalts wäre zu überprüfen, ab<br />
welcher kritischen Entwickleranzahl die Probleme bei der Zusammenarbeit zunehmen.<br />
Schwierigkeiten wurden vor allem bei räumlich verteilt arbeiten Entwicklungsteams genannt,<br />
die in international besetzten Gruppen durch Mentalitätsunterschiede noch verstärkt werden.<br />
Diese Problematik ist aber nicht orginär Arbeitsgruppen bei der <strong>Software</strong>entwicklung zuzuordnen,<br />
sondern wäre in <strong>and</strong>eren global agierenden Arbeitsteams ebenfalls zu erwarten.<br />
Gerade in der <strong>Software</strong>entwicklung sind starke Nachwuchsprobleme zu verspüren. Somit<br />
wurde aufgrund mangelnder Erfahrungen ein Defizit im Bereich Projektmanagement deutlich.<br />
Gerade im universitären Bereich werden den zukünftigen Entwicklern kaum organisatorische<br />
Fähigkeiten und Methoden vermittelt. Insgesamt vermissen die Unternehmen bei den Berufsanfängern<br />
Wissen über organisatorische Zusammenhänge in einem Unternehmen und Erfahrungen<br />
in Teamarbeit.<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
Folgender H<strong>and</strong>lungsbedarf wird von den Unternehmen selbst angegeben:<br />
• Ein einheitliches Produktmodell für eingebettete Systeme entwickeln, das die Anforderungen<br />
aller beteiligten Disziplinen (Mechanik, Elektrik, Elektronik, Informatik) berücksichtigt.<br />
• Es fehlen gut ausgebildete Informatiker und Entwickler. Hier müssen von den Universitäten,<br />
Schulen und Ausbildungsbetrieben mehr Anreize gesetzt werden, um ausreichend<br />
Schulabgänger für diese Berufe zu interessieren.<br />
• Mitarbeiter sollten in Informationsbeschaffungstechniken geschult werden, Einzelkämpfertum<br />
ist zu vermeiden.<br />
• Die Schnittstellen zu Marketing, Vertrieb und Management könnten verbessert werden und<br />
die Mitarbeiter in diesen Organisationseinheiten mehr für die spezifische Probleme von<br />
<strong>Software</strong> sensibilisiert werden.<br />
• Es müssen Fähigkeiten vermittelt werden, die den Kundenkontakt verbessern.<br />
• Forschungsprojekte sollten auch für den Mittelst<strong>and</strong> bezahlbar sein, dadurch wird der Kontakt<br />
zu den Universitäten verbessert.<br />
• Dem Studiengang Ingenieur-Informatik gleiches Gewicht geben wie Wirtschaftsinformatik.<br />
• Weiterbildungsmaßnahmen für Autodidakten verbessern.<br />
• Schulung in der Anwendung von Prozeßh<strong>and</strong>büchern, stärker ingenieurmäßige <strong>Software</strong>entwicklung<br />
fördern, mehr Erfahrungen im Projektmanagement vermitteln.<br />
• Während der Ausbildung mehr Teamarbeit fördern und die Einbindung von Studenten in<br />
Projekte unterstützen (Erfahrungszuwachs).<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 13
• Es sollten mehr integrierte Studiengänge angeboten werden (Ingenieur-, Informatik- und<br />
Wirtschaftswissenschaften).<br />
• In der Informatikerausbildung sollte explizit auf eingebettete Systeme eingegangen werden.<br />
3.3.2 Vorgehensmodell<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Die <strong>Software</strong>abteilungen der befragten Unternehmen sind, soweit als eigenständige Abteilung<br />
überhaupt vorh<strong>and</strong>en, im Regelfall durch Anwachsen aus der Elektrik-Abteilung entst<strong>and</strong>en.<br />
Dieses natürliche Wachstum führte insbesondere bei den von den Unternehmen eingesetzten<br />
Vorgehensmodellen zu einigen Besonderheiten gegenüber „klassischen” <strong>Software</strong>häusern.<br />
Bei den meisten Unternehmen (ca. 75%) findet sich ein phasenorientiertes Vorgehen, das aus<br />
den Hauptphasen<br />
• Anforderungsanalyse mit Erstellung der Anforderungsdokumente (Lastenheft, Pflichtenheft),<br />
• Design mit Erstellung der Systemarchitektur und der Systemkomponenten oder des funktionalen<br />
Aufbaus des <strong>Systems</strong>, teilweise unterschieden in Grob- und Feindesign,<br />
• Implementierung oder Umsetzung des <strong>Systems</strong> in Form von Hardware und <strong>Software</strong> (C-,<br />
C++-, SPS-Code etc),<br />
• Qualitätssicherung und Test (Modultest, Integrationstest, Inbetriebnahmetest, Systemabnahmetest)<br />
und<br />
• Systembetrieb mit Service und Wartung (Fehlerbehebung, Einspielen neuer SW-Versionen)<br />
besteht. Dabei sind nicht immer alle Phasen vorh<strong>and</strong>en; insbesondere die Designphase existitiert<br />
nicht in allen Unternehmen in Form einer eigenständige Phase. Auch sind die einzelnen<br />
Phasen und damit das gesamte Vorgehensmodell unterschiedlich stark ausgeprägt. Dabei liegt<br />
das Gewicht inbesondere auf den späten Entwicklungsphasen, vor allem der Implementierung<br />
sowie der Qualitätssicherung in Form von Tests.<br />
Im allgemeinen wird zur Entwicklung ein wasserfallartiges oder “top-down”-orientiertes Verfahren<br />
verwendet. Nur wenige der Befragten benutzen allgemeinere Formen wie eine V-<br />
Modell-artige Vorgehensweise oder zyklische (“software life cycle”) Modelle1 . Dabei sind die<br />
eingesetzten Vorgehensmodelle unterschiedlich präzise definiert und meist nur bei größeren<br />
Unternehmen ausführlich vorgeschrieben, beispielsweise in Form eines Prozeßh<strong>and</strong>buchs.<br />
Diese Vorgehensh<strong>and</strong>bücher sind im Regelfall firmenspezifisch und nach hauseigenem St<strong>and</strong>ard<br />
vom Qualitätsmanagement entwickelt. Nur in wenigen Unternehmen wird ein st<strong>and</strong>ardisiertes<br />
Vorgehensmodell wie das V-Modell mit den damit verbundenen Dokumenten<br />
eingesetzt.<br />
Der geringe Einsatz st<strong>and</strong>ardisierter Techniken gilt auch für den Bereich der Spezifikation.<br />
Generell werden zur Beschreibung des <strong>Software</strong>anteils eines <strong>Systems</strong> kaum Beschreibungstechniken,<br />
wenn überhaupt meist unsystematisch, eingesetzt. Im Gegensatz dazu geschieht<br />
dies im Bereich der Systemhardware beispielsweise mit Konstruktionsplänen, Schaltplänen<br />
1. Dabei ist zu beachten, daß zyklische Modelle für bestimmte Unternehmen, z.B. im Bereich der Herstellung<br />
von Bauelementen für die Automatisierung, nur bedingt einsetzbar sind, da eine wiederholte prototypische<br />
Realisierung des Produkts erhebliche Kosten verursachen kann.<br />
14 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
1<br />
Güte<br />
Anzahl<br />
Unternehmen<br />
3<br />
1<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1 2 3<br />
Definition Vorgehensmodell<br />
Definition Vorgehensmodell<br />
1 - alle Phasen, klar getrennt<br />
2 - alle Phasen, grobe Trennung<br />
3 - einige Phasen, kaum Trennung<br />
Abbildung 2. Vollständigkeit und Definition des Vorgehensmodells<br />
5<br />
6<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
7<br />
5<br />
SW höher SW/HW<br />
gleich<br />
1<br />
4<br />
1<br />
3<br />
HW etwas<br />
höher<br />
HW höher<br />
und <strong>and</strong>eren technischen Dokumenten durchwegs systematisch und mehr oder weniger vollständig.<br />
Ein umfassender, für Hardware und <strong>Software</strong>aspekte geeigneter und st<strong>and</strong>ardisierter<br />
Satz von Beschreibungsformen ist nach dem heutigen St<strong>and</strong> der Technik noch nicht gegeben.<br />
Während die Verwendung (unternehmensübergreifender) st<strong>and</strong>ardisierter modularer Architekturen<br />
und Systembausteine (Feldbus, Ethernet, SPS, Sensoren) im Hardwarebereich St<strong>and</strong> der<br />
Technik ist, wird auf der <strong>Software</strong>seite auch im Bereich der eingebetteten Systeme eine konsequente<br />
bausteinorientierte Entwicklung mittels St<strong>and</strong>ardarchitekturen noch nicht eingesetzt.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 15<br />
1<br />
2<br />
1<br />
0<br />
5<br />
4<br />
3<br />
7<br />
6<br />
Anzahl<br />
Unternehmen<br />
Abbildung 3. Güte der eingesetzten Vorgehensmodelle<br />
Güte Vorgehensmodell<br />
1 - st<strong>and</strong>ardisiertes V.<br />
2 - eigenes, vollständiges V.<br />
3 - eigenes, partielles V.<br />
4 - Vorgaben für Dokumente<br />
5 - kaum Vorgaben<br />
6 - kein Vorgehensmodell
Wiederverwendung findet in vielen Unternehmen oft nur unsystematisch oder nur in Form von<br />
Codewiederverwendung statt.<br />
Die Bedeutung der <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme in den Themenbereichen der Vordringlichen<br />
Aktion wird von den Unternehmen generell hoch bewertet. Trotzdem erfolgt nicht in<br />
allen Systemen die Entwicklung von Hardware und <strong>Software</strong> immer ausreichend abgestimmt.<br />
Dies ist besonders dann der Fall, wenn die frühen Phasen der Systementwicklung ohne Mitwirkung<br />
und Berücksichtigung der <strong>Software</strong>abteilungen erfolgen. Dies ist jedoch bei den befragten<br />
Unternehmen nicht die Regel.<br />
Zusammenfassung Ist-Zust<strong>and</strong><br />
• Hauptsächlich Einsatz unterschiedlich stark ausgeprägter Wasserfallmodelle<br />
• Wenig Einsatz abstrakter und präziser Beschreibungformen für (<strong>Software</strong>)Funktionalität<br />
• Kein systematischer Einsatz von St<strong>and</strong>ardarchitekturen und Bausteinen auf <strong>Software</strong>ebene<br />
• Nicht immer ausreichende Abstimmung zwischen <strong>Software</strong>- und Hardwareentwicklung<br />
Probleme<br />
Ein wesentliches Manko eines nicht ausreichend definierten Vorgehensmodells liegt in der<br />
Planbarkeit und Prognostizierbarkeit von Produktentwicklungen. Ist das Vorgehensmodell entsprechend<br />
vorgeschrieben (unter Berücksichtigung des Umfelds, des Unternehmens sowie der<br />
Projektgröße), ist eine realistischere Beurteilung des St<strong>and</strong>s des laufenden Projekts möglich.<br />
Weiterhin kann so eine gleichbleibende Qualität bei der Durchführung der Projekte sichergestellt<br />
und Aufw<strong>and</strong>sabschätzungen auf Folgeprojekte übertragen werden. Schließlich vereinfacht<br />
die gezielte Abwicklung eines Projekts mit definierten Schritten und Ergebnissen die<br />
Wiederverwendung von gewonnenem KnowHow oder sogar direkt von Projektergebnissen.<br />
Ohne ein solches st<strong>and</strong>ardisiertes Vorgehen sind die Projektverfolgung, Sicherung des Unternehmensst<strong>and</strong>ards<br />
sowie die Übertragung von Ergebnissen wesentlich schwieriger. Gleichzeitig<br />
dient ein st<strong>and</strong>ardisiertes Vorgehen als unternehmensübergreifendes Qualitätsmerkmal.<br />
Dies ist unter <strong>and</strong>erem für die Unterauftragsvergabe von großer Bedeutung.<br />
Das in Abschnitt 3.3.7 beschriebene Fehlen geeigneter Techniken zur Beschreibung der<br />
Gesamtfunktionalität des System und der SW-Anteile wirkt sich auch auf die Wiederverwendung<br />
von Entwicklungsdokumenten aus. Gerade im Bereich der eingebetteten Systeme, vor<br />
allem bei der Prozeßautomatisierung und im Anlagenbau, spielt oftmals die Erstellung einer<br />
breiten Palette von Produktvarianten eine große Rolle. Wiederverwendung wird aber im<br />
Regelfall nur auf der Implementierungsebene durch “Code-Recycling” in großem Umfang<br />
betrieben (siehe Abbildung 4). Nur wenige Unternehmen machen von der Möglichkeit<br />
Gebrauch, Entwicklungs-KnowHow in Form von System- oder Prozeßbeschreibungen aus<br />
Pflichtenheften oder Designdokumenten systematisch für die Erstellung neuer Produktvarianten<br />
einzusetzen.<br />
Eine wesentliche Rolle bei der Wiederverwendung spielt dabei der Einsatz von St<strong>and</strong>ardarchitekturen.<br />
In der HW ist die Verwendung von st<strong>and</strong>ardisierten Komponenten wie beispielsweise<br />
SPS und deren Integration in st<strong>and</strong>ardisierte Architekturen bestehend aus Stationen, Bussystem<br />
und Prozeß/Leitrechner gängige Verfahrensweise. Auf der SW-Seite kommt ein solcher<br />
Ansatz nicht konsequent zum Einsatz.<br />
Auch die Kombination von SW- und HW-Anteilen zu flexiblen Bausteinen wird nur in Ausnahmefällen<br />
konsequent praktiziert. Hierzu gehört die Gruppierung von HW und SW zu Sys-<br />
16 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Anzahl<br />
Unternehmen<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1 2 3<br />
Grad Wiederverwendung<br />
temmodulen, die unter Verwendung einheitlicher Kommunikationsschnittstellen (Fehler-,<br />
Status- und Steuersignale) definiert werden. Solche Module können dann nach entsprechender<br />
Parametrierung zusammen mit der stationsübergreifenden Anlagensteuerung zu einer kompletten<br />
Anlage konfiguriert werden.<br />
Zusammenfassung Probleme<br />
• Fehlen geeigneter st<strong>and</strong>ardisierter Vorgehensmodelle<br />
• Aufwendungen (Kosten, Personalressourcen, Zeit etc.) für Projekte besonders bei stark<br />
individueller Systemfunktionalität oft nicht ausreichend prognostizierbar bzw. planbar<br />
• Fehlen geeigneter, ingenieurmäßig einsetzbarer und st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungstechniken<br />
• Kaum Einsatz von Bausteinen (<strong>Software</strong> oder kombinierte Hardware/<strong>Software</strong>-Module)<br />
• Kaum Einsatz von (unternehmensübergreifenden) <strong>Software</strong>- bzw. System-St<strong>and</strong>ardarchitekturen<br />
• Späte Berücksichtigung der <strong>Software</strong>-Anforderungen<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Grad Wiederverwendung<br />
1 - hoch: durchgägngig<br />
2 - mittel: isoliert, aufwendig<br />
3 - niedrig: vereinzelt<br />
Abbildung 4. Umfang der Wiederverwendung im Entwicklungsprozeß<br />
Von vielen Unternehmen wird eine auf das Zielgebiet der eingebetteten Systeme zugeschnittene<br />
und st<strong>and</strong>ardisierte Vorgehensweise vermißt. Bei existierenden Ansätzen wird dabei<br />
besonders die mangelnde Berücksichtigung der Besonderheiten des Anwendungsgebietes (beispielsweise<br />
die gleichzeitige Entwicklung von HW und SW, die Verwendung st<strong>and</strong>ardisierter<br />
(HW-)Bausteine, fehlende Orientierung an vorh<strong>and</strong>enen Vorgaben aus Maschinenbau oder E-<br />
Technik etc.) beklagt. Auch die Unh<strong>and</strong>lichkeit der Vorgehensmodelle, vor allem beim Einsatz<br />
für kleinere Projekte im Umfang von einigen Personenmonaten wurde kritisiert. Eine einfache<br />
(vorzugsweise automatische) Anpassung des Vorgehensmodells (“tailoring”) an den Projekt-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 17
umfang ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz bei kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Auch im Bereich der Beschreibungsformen, einschließlich Dokumentvorgaben (Lastenheft<br />
bzw. Anforderungedefinition, Pflichtenheft bzw. <strong>Systems</strong>pezifikation), Beschreibungstechniken<br />
(Architektur- und Verhaltensbeschreibungen) wird die Definition von unternehmensübergreifenden<br />
und zertifizierten St<strong>and</strong>ards im Bereich Anlagenbau und Produktions- und<br />
Automatisierungstechnik vermißt.<br />
Schließlich werden Studien und Belege für den effektiven Nutzen einer systematischen und<br />
ausführlichen Vorgehensweise vermißt bzw. die Information über die Verfügbarkeit solcher<br />
Berichte.<br />
Vielfach wird darüberhinaus kritisiert, daß sich das systematische und ingenieurmäßige Arbeiten<br />
mit <strong>Software</strong> noch nicht ausreichend durchgesetzt hat. Dies wird sowohl im Bereich der<br />
Ingenieurdisziplinen als auch im Bereich der Informatik als Defizit wahrgenommen.<br />
Zusammenfassung H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
• Fehlen eines speziellen Vorgehensmodells für eingebettete Systeme mit Tailoringmöglichkeit<br />
• Definition unternehmenübergreifender, st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungsformen<br />
• Ausbildungsmöglichkeiten für die ingenieurmäßige Entwicklung von <strong>Software</strong> für eingebettete<br />
Systeme<br />
3.3.3 Anforderungsanalyse<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Wie in Abbildung 5 dargestellt ist allgemein bei jedem Unternehmen, unabhängig davon ob<br />
Anzahl<br />
Unternehmen<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1 2 3<br />
Güte Analysephase<br />
5 6<br />
Abbildung 5. Güte der Analysephase<br />
Güte Analysephase<br />
1 - St<strong>and</strong>ardisierte Analyse<br />
2 - Eigene, vollständige Analyse<br />
3 - grobe Vorgabe, Pflichtenheft<br />
4 - keine Vorgabe, Pflichtenheft<br />
5 - Analyse ohne Vorgabe<br />
6 - Keine Analyse<br />
ein definiertes Vorgehensmodell vorh<strong>and</strong>en ist oder nicht, eine Analysephase in der prakti-<br />
18 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
schen Projektdurchführung vorgesehen; generell ist die Bedeutung dieser Phase anerkannt und<br />
damit ein entsprechendes Vorgehen definiert. Bei über 80% der befragten Unternehmen ist die<br />
Erstellung eines Pflichtenhefts vorgesehen sowie die Vorgaben für die Durchführung der Analyse<br />
oder die Erstellung des Pflichtenhefts vorh<strong>and</strong>en. Dabei unterscheiden sich jedoch die in<br />
der Analysephase vorgeschriebenen Aktionen wesentlich. Nur bei ca. 50% liegen genaue Vorgaben<br />
zur Durchführung der Analyse vor, einschließlich der Einplanung von Reviews.<br />
Auch die Vorgaben der zu verwendenden Beschreibungsformen und damit der zu erstellenden<br />
Informationen sind stark unterschiedlich (siehe auch Abschnitt 3.3.9). Dies wird besonders bei<br />
den erstellten Lasten- und Pflichtenheften deutlich. Während diese im Regelfall vollständige<br />
Stücklisten der verwendeten Hardware, Hardwarearchitekturpläne oder Schaltpläne enthalten,<br />
ist in vielen Fällen keine Beschreibung des zu realisierenden Systemverhaltens vorh<strong>and</strong>en. Insbesondere<br />
werden hier keine Beschreibungsformen verwendet, die beispielsweise ein weitgehend<br />
automatisches oder zumindest systematisches Ableiten von Testfällen erlauben.<br />
Die Erstellung eines Lastenhefts ist nicht in allen Fällen vorgesehen (und auch nicht in allen<br />
Fällen vollständig möglich, beispielsweise bei innovationsgetriebenen Prozessen). Auch in den<br />
Fällen, in denen ein Lastenheft als Vertragsgrundlage eingesetzt wird, erfolgt die Erstellung<br />
des Lastenhefts im Regelfall noch nicht systematisch, beispielsweise unter Verwendung von<br />
vorgegebenen Vorlagen oder durch Auswahl der Kundenwünsche aus einem, vom Unternehmen<br />
definierten Katalog von Leistungsmerkmalen. Eine systematische Priorisierung von Kundenwünschen<br />
wird nur in Ausnahmefällen vorgenommen und dargestellt.<br />
Wie bereits erwähnt, ist die Erstellung eines Pflichtenhefts in über 80% der befragten Unternehmen<br />
vorgesehen. Bezüglich der verwendeten Beschreibungsformen sowie der Vollständigkeit<br />
der beschriebenen Information gilt prinzipiell ähnliches wie im Fall des Lastenhefts. Auch<br />
in den Fällen, in denen ein Lastenheft oder vergleichbares Dokument vorgesehen ist, wird das<br />
Pflichtenheft nur in Ausnahmefällen systematisch daraus abgeleitet. Eine Möglichkeit der<br />
Rückverfolgung von Anforderungen aus dem Pflichtenheft zu Anforderungen aus dem Lastenheft<br />
ist generell nicht gegeben. Für die Erstellung des Pflichtenhefts sind jedoch in vielen Fällen<br />
Vorlagen (in Form auszufüllender strukturierter Dokumente) vorh<strong>and</strong>en, in einigen Fällen<br />
wird die Pflichtenhefterstellung mittels Verwendung von Pflichtenheften aus vorherigen Projekten<br />
betrieben. Ein Pflichtenheft mit einer vollständigen, gemeinsamen Beschreibung des<br />
<strong>Systems</strong> aus Hardware- und <strong>Software</strong>sicht, gemeinschaftlich erstellt von den beteiligten Parteien<br />
(Mechanik, Elektrik, <strong>Software</strong>, Qualitätssicherung) ist nur in Ausnahmefällen vorh<strong>and</strong>en.<br />
Zusammenfassung Ist-St<strong>and</strong><br />
• Erstellung von Pflichtenheften, teilweise keine strukturierte Vorgehensweise<br />
• Gelegentlich Erstellung von Lastenheften, umfaßt oft nur Hardware<br />
• Kaum präzise Beschreibung der <strong>Software</strong>- bzw. Systemfunktionalität<br />
• Erstellung der Analysedokumente oft nicht übergreifend über HW, SW, QS<br />
Probleme<br />
Die im vorherigen Abschnitt beschriebene Erstellung unpräziser oder unvollständiger (<strong>Software</strong>-)Entwicklungsdokumente<br />
führt zu einer Reihe von potentiellen Problemen<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 19
• Werden die Anforderungen an die Funktionalität des <strong>Systems</strong> (insbesondere an sein Verhalten)<br />
nur unvollständig beschrieben, so ist diese Beschreibung im allgemeinen kaum als Vertragsgrundlage<br />
geeignet. Dies gilt insbesondere im Fall eines unvollständigen Lastenheftes<br />
für das Unternehmen, sowohl als Systemverkäufer als auch als Käufer, beispielsweise von<br />
<strong>Software</strong>modulen.<br />
• Analysedokumente stellen in der Qualitätssicherungsphase die Grundlage für Planung und<br />
Vorbereitung der Tests (Integrationstest, Abnahmetest) dar. Wird die Funktionalität des <strong>Systems</strong><br />
nicht oder nur unvollständig erfaßt, so ist beispielsweise das Pflichtenheft nicht als<br />
Grundlage für eine systematische Qualitätssicherung geeignet. Inbesondere ist eine automatische<br />
Ableitung von Testfällen nicht möglich.<br />
• Die Verwendung unpräziser Entwicklungsdokumente erschwert deren Reviewprozeß: sie<br />
sind dann nur schwer auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüfbar.<br />
Die Erstellung von Lasten- und Pflichtenheften ist ein aufwendiger Prozeß, der besonders in<br />
bedarfsorientierten Feldern wie dem Maschinen- und Anlagenbau, vom Kunden oft nicht als<br />
gewinnbringende und damit zu vergütende Leistung angesehen wird. Daher ist es notwendig,<br />
gerade im variantenorientierten Prozeß des Maschinen- und Anlagenbaus Anforderungsdokumente<br />
so systematisch wie möglich zu erstellen. Falls keine ensprechenden Kataloge von Kundenwünschen<br />
und damit gekoppelte Systemanforderungen vorh<strong>and</strong>en sind, wird eine<br />
ausführliche Erstellung von Lasten- und Pflichtenheften vielfach zu kosten- und zeitintensiv<br />
sein und damit gerade bei St<strong>and</strong>ardlösungen nicht stattfinden. Entsprechend wichtig ist daher<br />
auch die systematische Ableitung von Systemanforderungen im Pflichtenheft aus den Kundenanforderungen<br />
im Lastenheft.<br />
Zusammenfassung Probleme<br />
• Unvollständige Beschreibung der Anforderungen an den <strong>Software</strong>anteil beziehungsweise<br />
an das Verhalten des <strong>Systems</strong> und damit<br />
+ fehlende Vertragsgrundlage/Lastenheft<br />
+ schlechte Eignung für Ableitung von QS-Maßnahmen<br />
+ schwer auf Vollständigkeit/Korrektheit überprüfbar<br />
• Fehlende Systematik in der Erstellung eines Lastenhefts sowie der Ableitung eines Pflichtenhefts<br />
• Geringer Einsatz von Wiederverwendung in der Analysephase<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Besonders im Bereich Anlagenbau wird die Anforderung erhoben, daß das Lastenheft zum<br />
Schutz des Technologievorsprungs keine Designinformation und damit Know-How für den<br />
Kunden leicht verfügbar dokumentiert enthalten soll. Anderenfalls besteht die Gefahr, daß die<br />
im Lastenheft offengelegte Designinformation vom Kunden in Verbindung mit einem <strong>and</strong>eren<br />
Anbieter genutzt wird. Ein Lastenheft muß daher ausreichend abstrakt sein.<br />
Da weiterhin gerade im Bereich Anlagenbau vom Kunden die System- bzw. <strong>Software</strong>funktionalität<br />
als „Zusatz“ zur technischen Anlage (Hardware) gesehen wird, werden Kosten für die<br />
Erstellung eines Lasten- bzw. Pflichtenheft auf Kundenseite oft nicht akzeptiert. Daher ist es<br />
notwendig, die Kosten insbesondere für die Erstellung des Lastenheftes zu verringern oder<br />
Rentabilität auch für den Kunden sichtbar zu machen.<br />
20 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Gelegentlich findet sich in den Systemanforderungen (Pflichtenheft) einer Anlage eine<br />
Beschreibung des Gesamtprozesses, aus dem die möglichen Anlagenzustände, Fehlersitutationen<br />
und Benutzereingriffe bereits hervorgehen. Eine Generierung von Benutzungsoberflächen<br />
aus der Beschreibung des Prozesses wird daher als wünschenswert angesehen.<br />
Zusammenfassung H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
• Abstrakte Beschreibungsformen für die Darstellung von Systemanforderungen<br />
• Rentabilität der Lastenheft/Pflichtenheft-Erstellung verbessern<br />
• Generierung von Benutzerschnittstellen aus Systemanforderungen<br />
3.3.4 Design<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Wie bereits in Abschnitt 3.3.2 erwähnt, liegt der Schwerpunkt der <strong>Software</strong>entwicklung besonders<br />
auf den späteren Phasen, also der Implementierung, dem Testen, der Installation und dem<br />
Service. Ähnlich wie im Fall der Analysephase - mit mehr oder weniger ausgeprägten Vorgaben<br />
einschließlich eines Pflichtenhefts - existiert prinzipiell auch eine eigenständige Designphase<br />
(siehe Abbildung 6). Diese ist aber im Regelfall noch etwas schwächer ausprägt als die<br />
Analysephase: nur ca. 60% der Befragten legen im Design den Systemaufbau einschließlich<br />
funktionaler Anforderungen an die Systemkomponenten - mehr oder weniger vollständig - in<br />
Form des Feindesigns fest.<br />
Anzahl<br />
Unternehmen<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Güte Designphase<br />
Abbildung 6. Güte der Designphase<br />
Güte Designphase<br />
1 - Integriertes Design<br />
2 - vollständiges, nichtint. Design<br />
3 - Grobdesign, ansatzw. Feindesign<br />
4 - Nur Grobdesign<br />
5 - Ansatzweises Grobdesign<br />
6 - Keine Designphase<br />
Dabei ist das Design nur in Ausnahmefällen (unter 20%) vollständig in den Entwicklungsprozeß<br />
integriert, beispielsweise durch systematische Ableitung aus dem Pflichtenheft mit Möglichkeiten<br />
zur Rückverfolgung zu diesem. Wird ein eigenes Designdokument erstellt, so wird<br />
dieses in vielen Fällen durch Fortschreiben des Pflichtenhefts vorgenommen. Wird ein Feindesign<br />
erstellt, so wird dazu die im Grobdesign gewonnene Struktur genutzt und weiterentwi-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 21
ckelt. Da der <strong>Software</strong>anteil von vielen der entwickelten Systeme, besonders im Bereich<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik sowie im Anlagen- und Maschinenbau, von einem<br />
Entwickler bewältigt werden kann, findet eine gleichzeitige Weiterentwicklung einzelner<br />
Module durch unabhängige Entwickler entsprechend dem Grobdesign nur in Ausnahmefällen<br />
statt.<br />
Wie auch bei den bisher beschriebenen Entwicklungsdokumenten wird in den Designdokumenten<br />
der softwaretechnische Anteil im allgemeinen nur unvollständig, unpräzise abstrakt<br />
(d.h. ohne Implementierungsinformation) beschrieben. Eine genaue Beschreibung der Funktionalität<br />
(des Verhaltens) der <strong>Software</strong>komponenten wird, wie in Abschnitt 3.3.9 beschrieben,<br />
nur in Ausnahmefällen erstellt.<br />
Ein systematischer Einsatz von Bausteinen oder Modulen findet nur in wenigen Fällen statt<br />
(ca. 25%, siehe Abschnitt 3.3.2). Inbesondere wird in der Designphase kaum systematisch die<br />
Vorbereitung für Wiederverwendung betrieben: zwar wird in vielen Fällen beim Grobdesign<br />
auf die Verwendung von St<strong>and</strong>ardarchitekturen bzw. Architekturen vergleichbarer Projekte<br />
zurückgegriffen; ein Feindesign mit gezielter Identifikation und Konstruktion von wiederverwendbaren<br />
Bausteinen ist jedoch eher selten. Ein konsequent bausteinorientiertes Design<br />
durch Zusammenfügen und Parametrieren von <strong>Software</strong>- und Hardwarebausteinen unter Verwendung<br />
einer einheitlichen, projektunabhängigen und flexiblen St<strong>and</strong>ardarchitektur bleibt die<br />
Ausnahme. Ebenso kommen nur in Ausnahmefällen Entwurfsmuster („Design-Pattern“) zum<br />
Einsatz. Hierbei ist zu beachten, daß eine Wiederverwendung von Ergebnissen, je nach Klassifikation<br />
des Unternehmens, aufgrund der geringen Variantenbreite oft nur zum Teil sinnvoll<br />
oder möglich ist.<br />
Die Generierung von ausführbaren und somit testbaren Prototypen des <strong>Systems</strong> oder des <strong>Software</strong>anteils<br />
des <strong>Systems</strong> wird nur in wenigen Fällen eingesetzt. Eine systematische Simulation<br />
während der Designphase zur Überprüfung von Designentscheidungen findet nicht statt. Zur<br />
Qualitätssicherung werden im Design in erster Linie Reviewtechniken eingesetzt. Im Design<br />
getroffene Entwurfsentscheidungen werden selten dokumentiert und stehen daher bei vergleichbaren<br />
Entwicklungen nicht zur Verfügung.<br />
Zusammenfassung Ist-St<strong>and</strong><br />
• Designphase im Regelfall nicht integriert<br />
• Design oft nur <strong>Systems</strong>truktur/Systemgrobarchitektur (Grobdesign)<br />
• Designdokumente beschreiben <strong>Software</strong> oft nur unzureichend<br />
• Strukturierte Wiederverwendung auf Designebene, Einsatz von Entwurfsmustern und Bausteineinsatz<br />
eher selten eingesetzt<br />
• Wiederverwendung im allgemeinen auf Systemarchitektur beschränkt<br />
• Generierung und Prototyping wenig eingesetzt<br />
Probleme<br />
Wie bereits bei der Anforderungsanalyse hat der Einsatz unvollständiger oder unpräziser Entwicklungsdokumente<br />
auch Auswirkungen auf die Designphase:<br />
22 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Eine Überprüfung der in der Designphase erstellten Dokumente auf ihre Konsistenz (d.h.<br />
das Zusammenpassen, beispielsweise von Schnittstellen, Nachrichten, etc.) ist nur schwer<br />
durchführbar. Insbesondere ist eine automatische Überprüfung der Dokumente nicht möglich.<br />
• Eine Generierung von weiteren Entwicklungsergebnissen aus den Designdokumenten ist im<br />
allgemeinen nicht möglich. Beispielsweise läßt sich während des Designs keine Simulation<br />
der <strong>Software</strong> oder des Gesamtsystems erstellen und so das Design überprüfen. Auch die<br />
Generierung von Code aus den Designdokumenten ist damit nicht möglich. 1<br />
• Wie bereits im Fall der Anforderungsanalyse lassen sich aus solchen Beschreibungen nur<br />
schwer systematisch Testfälle für den Modultest des <strong>Systems</strong> gewinnen. Eine automatische<br />
Ableitung von Testfällen ist bei unpräzisen Dokumenten nicht möglich.<br />
In den Bereichen eingebetteter Systeme, die durch eine große Anzahl von Varianten eines Produkts<br />
geprägt sind, führt die Verwendung von St<strong>and</strong>ardarchitekturen und Systembausteinen zu<br />
einer wesentlichen Effizienzsteigerung im Entwicklungsprozeß.<br />
Zusammenfassung Probleme<br />
• Fehlende Systematik bei der Herleitung des Designs aus den Analysedokumenten (Pflichtenheft)<br />
• Fehlender Einsatz präziser Beschreibungsformen<br />
+ Keine Mechanismen zur Überprüfung der Korrektheit des Design (Konsistenz)<br />
+ Kaum Einsatz von Generierung (Simulation, Prototypen)<br />
+ Kaum Ableitung von QS-Eingaben (Testfälle)<br />
• Keine Möglichkeit der Rückverfolgung von den Designdokumenten zum Pflichtenheft<br />
• Kaum systematische Verwendung von Bausteinen (Identifikation, Definition, Einsatz)<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Generell wurde in allen in Abschnitt 3.2 beschriebenen Klassen von Unternehmen festgestellt,<br />
daß die Definition unternehmensübergreifender St<strong>and</strong>ardarchitekturen für einzelne Produktbereiche<br />
aus dem Themenfeld der Vordringlichen Aktion notwendig ist. Dies wurde besonders<br />
im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus mehrfach betont.<br />
In diesem Zusammenhang wurde auch auf die Notwendigkeit der Erstellung von Designvorschriften<br />
für diese Produktbereiche aus dem Themenfeld der Vordringlichen Aktion festgestellt.<br />
Generell in der Entwicklung, aber besonders im Design, werden ausgereifte und stabile Designwerkzeuge<br />
vermißt: dabei vor allem solche, die die besonderen Anforderungen der eingebetteten<br />
Systeme sowie die Definition und Anwendung von Bausteinen berücksichtigen.<br />
Das bereits für das ganze Vorgehen festgestellte Defizit hinsichtlich des systematischen und<br />
ingenieurmäßigen Entwickelns von <strong>Software</strong> für eingebettete System wurde vor allem in der<br />
Designphase als Problem genannt.<br />
1. In diesem Zusammenhang wurde allerdings ebenfalls die mangelhafte Qualität des generierten Codes kommerzieller<br />
Werkzeughersteller seitens der Befragten bemängelt.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 23
Zusammenfassung H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
• Definition von unternehmensübergreifenden St<strong>and</strong>ardarchitekturen für einzelne Produktbereiche<br />
• Erstellung von Designvorschriften für einzelne Produktbereiche<br />
• Ausgereifte und stabile Designwerkzeuge<br />
• Schulung des systematischen und ingenieurmäßigen Designs<br />
3.3.5 Implementierung<br />
Die Implementierung stellt den Abschnitt dar, in dem das Produkt »<strong>Software</strong>« zum ersten Mal<br />
greifbar und sichtbar wird. Daher ist sie auch genau die Phase, die bei allen Unternehmen<br />
zwingend mehr oder weniger gut strukturiert vorgefunden wurde. Von der klassischen Implementierung<br />
wie sie schon seit Jahren »State of the Art« ist, hat sich im Basisvorgehen nichts<br />
Wesentliches verändert. Ein Editor dient zum Eingeben von Instruktionen, ein Compiler übersetzt<br />
diese in für die CPU verständliche Maschinenbefehle und ein Simulator der eingesetzten<br />
Architektur dient zur Verifikation der programmierten Zeilen.<br />
Die Entwicklung in den letzten Jahren hat in dieser Phase eine Vielzahl neuer Werkzeuge und<br />
auch Erweiterungen eingeführt, welche die Bedienung der obengenannten Implementierungsabschnitte<br />
verbessert haben. Somit ist man heutzutage in der Lage, komplexe und große <strong>Software</strong>implementierungen<br />
durchzuführen und zu verwalten.<br />
Aber gerade die steigende Komplexität und das Eindringen in die hardwaredominierten Bereiche<br />
haben die R<strong>and</strong>bedingungen und Voraussetzungen für erfolgreiche Implementierungen<br />
verändert. Heutzutage ist eine gut strukturierte und organisierte Implementierungsphase lediglich<br />
notwendige aber nicht hinreichende Bedingung für erfolgreiche <strong>Software</strong>implementierungen.<br />
Vielmehr verlagern sich Konzeptions- und Desingüberlegungen, die früher durchaus Teil<br />
der Implementierungsphase waren, in eigenständige vorgelagerte Phasen.<br />
Insofern ist die Implementierungsphase, wie keine <strong>and</strong>ere, sehr stark abhängig von der »Qualität«<br />
der Vorarbeit, die in den vorhergehenden Phasen geleistet wurde.<br />
Im folgenden Abschnitt soll der Ist-St<strong>and</strong> der befragten Unternehmen dargestellt werden, die<br />
zur Implementierung und deren Anbindung an angrenzende Phasen des <strong>Software</strong>entwicklungsprozesses<br />
befragt wurden.<br />
Ist-St<strong>and</strong> Implementierung<br />
Alle befragten Unternehmen setzen St<strong>and</strong>ardwerkzeuge zum Schreiben, Editieren, Compilieren<br />
und Debuggen sowohl von Hochsprachen als auch Assemblercode ein. Die Anwendung<br />
dieser Werkzeuge stellt in der Regel keine größeren Probleme dar, die nicht mit angemessenem<br />
Aufw<strong>and</strong> zu lösen wären. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da Produkte aus dieser<br />
Phase in allen Bereichen der <strong>Software</strong> Entwicklung zur Produktion von <strong>Software</strong> eingesetzt<br />
werden und somit einen gewissen Reifegrad besitzen.<br />
Die Implementierung erfolgt in fast allen Unternehmen nach hauseigenen, beziehungsweise<br />
st<strong>and</strong>ardisierten Programmierrichtlinien. Auch diese Methoden haben sich aus der klassischen<br />
<strong>Software</strong>technik durchgesetzt und dienen der H<strong>and</strong>habbarkeit und Lesbarkeit von Quellcode.<br />
Ein weiterer Punkt, der sich ebenfalls aus der Entwicklung von <strong>Software</strong> im allgemeinen<br />
ergibt, ist die Wiederverwendung von Implementierungsprodukten auf Codeebene, die in über<br />
der Hälfte der befragten Unternehmen betrieben wird. Dabei reicht das Spektrum von der Nut-<br />
24 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
zung von eigenen bzw. St<strong>and</strong>ard Klassenbibliotheken über GUI (Graphical User Interface)<br />
Bibliotheksbausteine bis hin zu SPS-Code Modulen.<br />
Dieser Anteil wiederverwendbarer Implementierungsprodukte ergibt sich aus der Heterogenität<br />
der Tätigkeitsfelder der einzelnen Unternehmen. Unternehmen, die stark heterogene Projekte<br />
bearbeiten, können aus bereits abgeschlossenen Projekten kaum etwas wiederverwenden.<br />
Andere Unternehmen hingegen, welche die bestehende <strong>Software</strong> lediglich an neue geforderte<br />
Funktionalitäten anpassen oder eine große Versionsvielfalt anbieten müssen, können einen<br />
hohen Anteil an Wiederverwendung vorweisen. Allerdings ist die Wiederverwendung auch<br />
hier nur auf die Codeebene beschränkt und wird meist nur unsystematisch aus der Designphase<br />
heraus diktiert.<br />
Wenn man nun von der klassischen h<strong>and</strong>codierten Implementierung einen Schritt zurück im<br />
Entwicklungsfluß auf die automatische Codegenerierung sieht, ist es mit deren Verwendung in<br />
den Unternehmen eher schlecht bestellt.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Klassenbibliotheken, GUI<br />
Bausteinen, SPS-Code<br />
überhaupt nicht, oder dem Zufall<br />
überlassen<br />
Abbildung 7. Grad und Art der Wiederverwendung in der Implementierung<br />
Ein sehr geringer Anteil der befragten Unternehmen nutzt nach der Fertigstellung der Dokumente<br />
am Ende der Designphase Werkzeuge für die automatische Codegenerierung (< 10%).<br />
Diejenigen, die diese Technik bereits nutzen, verwenden den generierten Code lediglich als<br />
Anhaltspunkt für die folgende Implementierung. Vielfach gibt es auch keine definierte Designphase,<br />
die sich für eine automatische Codegenerierung eignet.<br />
An dieser Stelle macht sich die fehlende Spezialisierung der <strong>Software</strong>technik auf eingebettete<br />
Systeme bemerkbar. Die R<strong>and</strong>bedingungen der Zielplattform und der Anforderungen wirken<br />
sich unmittelbar auf die <strong>Software</strong>erstellung und deren Werkzeuge aus.<br />
Gut 70% der Befragten sehen Echtzeitanforderungen als einen wichtigen Punkt in der Entwicklung<br />
von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme an. Allerdings stellte sich auch heraus, daß<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 25
nur 20% aller Unternehmen für die Implementierung auf der Zielhardware ein Betriebssystem<br />
vorsehen. Die restlichen Unternehmen gaben bei der Befragung an, daß ein Betriebssystem<br />
entweder aus Kosten- oder aus Perfomanzgründen nicht eingesetzt werde. Andere Unternehmen<br />
wiederum setzen aufgrund von fehlender Laufzeitkomplexität der zur Zeit bearbeiteten<br />
Projekte keine Betriebssysteme ein.<br />
Zusammenfassung Ist-St<strong>and</strong><br />
• St<strong>and</strong>ardentwicklungsumgebungen werden im Großen und Ganzen zufriedenstellend eingesetzt.<br />
• Implementierungsrichtlinien (hauseigen/St<strong>and</strong>ard) werden größtenteils (ca. 90%) angewendet.<br />
• Wiederverwendung findet lediglich mit parametrierbaren Quellcodemodulen statt.<br />
• Automatische Codegenerierung wird fast überhaupt nicht (< 10%) eingesetzt.<br />
• (Echtzeit)-Betriebssysteme kommen vergleichsweise selten (< 20%) zum Einsatz.<br />
Probleme<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Einsatz von automatischer<br />
Codegenerierung<br />
Überhaupt keine automatische<br />
Codegenerierung<br />
Abbildung 8. Einsatz von Codegenerierung in der Implementierung<br />
Im folgenden Abschnitt sollen die Bereiche herausgegriffen werden, welche die Unternehmen<br />
bei der Befragung als Problemfelder im eigenen Prozeß sahen:<br />
Wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben, sind die Disziplinen aus der klassischen <strong>Software</strong>technik<br />
in der Implementierungsphase durchaus gut etabliert und nicht für die Hauptprobleme<br />
verantwortlich. Sobald jedoch der Pfad der konventionellen <strong>Software</strong>entwicklung<br />
26 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
verlassen wird und Spezialisierungen auf bestimmte Systeme (zeit-, kosten- und sicherheitskritisch)<br />
hin benötigt werden, fehlt die notwendige Unterstützung.<br />
Der einzige Punkt zu dem keine nennenswerten Probleme berichtet wurden, ist der Einsatz von<br />
St<strong>and</strong>ardentwicklungsumgebungen. Zu den weiteren Punkten kristallisiert sich ein recht klares<br />
Problembild heraus, das im folgenden beschrieben werden soll.<br />
Programmierrichtlinien<br />
Der Einsatz von Programmierrichtlinien wird in allen Unternehmen bestätigt. Allerdings liegen<br />
zwischen dem »Vorschreiben« und »Einhalten beziehungsweise Überprüfen« von Richtlinien<br />
Welten. Zum einen existieren erarbeitete Richtlinien, der Einsatz jedoch wird jedem<br />
Einzelnen selbst überlassen. Zum <strong>and</strong>eren wird auf die Richtlinien sehr viel Wert gelegt, aber<br />
eine Prüfung ob die Richtlinien eingehalten werden wird nicht im Rahmen eines Codereviews<br />
als Qualitätssicherungsmaßnahme durchgeführt. Zudem werden auch unter <strong>and</strong>erem die Fälle<br />
angetroffen, in denen die Codegröße entweder zu gering ist, um den Aufw<strong>and</strong> einer Richtlinienanwendung<br />
zu rechtfertigen oder zu groß, um eine Überprüfung überhaupt vollständig zu<br />
ermöglichen.<br />
Wiederverwendung<br />
Effiziente Wiederverwendung läßt sich nicht an einer definierten Phase der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
festmachen. Die vorhergehenden Phasen bilden die notwendige Voraussetzung, um eine<br />
konsequente Wiederverwendung unter <strong>and</strong>erem auch auf Codeebene erfolgreich einzusetzen.<br />
Die befragten Unternehmen sehen diesen Punkt ebenfalls als Problem an und beklagen zudem,<br />
daß die Wiederverwendungsthematik oft dem Entwickler überlassen wird. Eine Organisation<br />
und Methodik für eine systematische Wiederverwendung von Quellcode ist bei fast keinem der<br />
Befragten anzutreffen. Eine Prozeßoptimierung findet sozusagen unkoordiniert und verteilt in<br />
Abhängigkeit von der Güte des Entwicklungsteams statt. Als Gründe werden hier der Kostenund<br />
Zeitdruck genannt, die es nicht zuließen, sich mit dem »Herauslösen« von Bausteinen zu<br />
beschäftigen. Daher beschränkt sich die Wiederverwendung rein auf parametrierbare Quellcodemodule.<br />
Automatische Codegenerierung<br />
Automatische Codegenerierung ist bei vielen Interviews als großes Problemfeld angesprochen<br />
worden. Die Gründe sind infolge von heterogenen Bedürfnissen sehr unterschiedlich.<br />
• Automatisch generierter Code ist zu ineffizient; d.h. der Ressourcenverbrauch (Instruktionsspeicher,<br />
Datenspeicher, Rechenleistung) ist gerade für eingebettete Systeme zu hoch.<br />
Eine Implementierung ist auf dem eingebetteten System daher entweder nicht mit den<br />
geforderten zeitlichen Anforderungen möglich oder aber die benötigten Ressourcen treiben<br />
die Hardwarekosten in die Höhe.<br />
• es besteht keine Möglichkeit, Informationen über Codeausführungszeiten zu erhalten bzw.<br />
Zeitanforderungen explizit zu spezifizieren, so daß eine Berücksichtigung der spezifizierten<br />
Zeiten garantiert wird.<br />
• eine Überarbeitung von Assemblercode ist immer notwendig, um Echtzeitverhalten garantieren<br />
zu können. Dies ist meist mit erhöhtem Zeitaufw<strong>and</strong> und Fehleranfälligkeit verbunden.<br />
• Wird eine Nachbearbeitung von Assemblercode vorgenommen, so ist ein Reverse <strong>Engineering</strong><br />
Vorgang auf die höhere Ebene nicht möglich.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 27
• Nicht immer werden von den Werkzeugen die gewünschten Zielplattformen unterstützt.<br />
Insbesondere decken Werkzeuge aus dem Umfeld der <strong>Software</strong>technik den Bereich der<br />
SPS-Programmierung nicht ausreichend ab.<br />
• Wiederverwendung wird nur unsystematisch durchgeführt<br />
Viele der hier aufgeführten Punkte sind in der <strong>Software</strong>technik im allgemeinen ebenfalls vorh<strong>and</strong>en,<br />
jedoch sind die Nachteile dort durchaus in Kauf zu nehmen. Bei eingebetteten Systemen<br />
gestaltet sich die Situation unterschiedlich. Die von den Unternehmen genannten<br />
Problemfelder überwiegen zu stark, um sich im Entwicklungsprozeß auf automatische Codegenerierung<br />
einzustellen.<br />
Phasenübergang<br />
Ein definierter Phasenübergang wird erst dann möglich, wenn am Ende der vorhergehenden<br />
Phase wohldefinierte Dokumente vorliegen. Dies ist auch ein Grund dafür, daß bei über der<br />
Hälfte der Unternehmen diesbezüglich keine Methodik vorh<strong>and</strong>en ist. Aus unstrukturierten<br />
Textdokumenten kann kein definierter Übergang zur Implementierungsphase durchgeführt<br />
werden. Bei den befragten Unternehmen funktioniert dies jedoch trotzdem, da die Entwickler<br />
in vielen Fällen räumlich gebündelt sind und informelle Notationen durch direkte Kommunikation<br />
klären können. Zudem hält sich die Projektgröße bei vielen Unternehmen in einem<br />
überschaubaren Rahmen, so daß die Nachteile noch nicht zu überdurchschnittlich verlängerten<br />
Entwicklungszeiten führen.<br />
Ebenso bedeutend ist sicherlich die Durchgängigkeit der Werkzeugunterstützung. Es werden<br />
viele verschiedene, teilweise nur auf die einzelnen Phasen zugeschnittene, Werkzeuge eingesetzt<br />
und somit ein definierter Phasenübergang erschwert. Es fehlen zum Teil st<strong>and</strong>ardisierte<br />
Schnittstellen, um eine nahtlose Verbindung zu den angrenzenden Phasen in endlicher Zeit zu<br />
ermöglichen.<br />
Betriebssystem<br />
Der Einsatz von Betriebssystemen, auch zur Reduktion der Laufzeitkomplexität, ist aus verschiedenen<br />
Gründen nicht sehr verbreitet.<br />
Von den befragten Unternehmen wurden sowohl zu hohe Kosten als auch das Zeitverhalten<br />
kritisiert. Je nach Codedynamik (reaktive Systeme - transformatorische Systeme), Schedulingstrategie,<br />
Deadlines und Ausführungszeiten existieren noch weitere Parameter, die für das<br />
Einhalten der Echtzeitbedingungen verantwortlich sind.<br />
Daher ist die »trial <strong>and</strong> error« Methodik in vielen Fällen kostengünstiger und führt meistens<br />
auch in der geforderten Zeit zum Erfolg. Jedoch birgt diese Form der „Beh<strong>and</strong>lung“ der Problematik<br />
ein hohes Risiko bei der zunehmenden Komplexität der Systeme: ein exhaustives<br />
Testen ist dann nicht mehr durchführbar, womit eine Gewährleistung der Funktionalität gerade<br />
in kritischen Bereichen ist nicht mehr möglich ist.<br />
Zusammenfassung Probleme<br />
• St<strong>and</strong>ardentwicklungsumgebungen werden ohne nennenswerte Probleme für die Basisanforderungen<br />
der Implementierungsphase eingesetzt.<br />
• Einhaltung von Programmierrichtlinien wird nicht konsequent verfolgt.<br />
• Wiederverwendung wird, wenn überhaupt, nur unsystematisch auf Codeebene durchgeführt.<br />
28 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Automatische Codegenerierung wird aus Performanzgründen oder fehlender Abdeckung<br />
der Zielplattform nicht eingesetzt.<br />
• Ein definierter Phasenübergang existiert zum Teil nur bei der Hälfte der Unternehmen und<br />
ist dort auch nicht besonders ausgebaut.<br />
• (Echtzeit)-Betriebssysteme bieten in vielen Fällen nicht die geforderten Eigenschaften für<br />
einen kostengünstigen und reibungslosen Einsatz in eingebetteten Systemen.<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
In diesem Abschnitt werden die H<strong>and</strong>lungsempfehlungen aufgeführt, die von den Unternehmen<br />
während der Befragung geäußert wurden.<br />
• An erster Stelle steht dabei der Wunsch nach einer effizienten und automatischen Codegenerierung<br />
für ressourcenbeschränkte Hardware. Die Nachteile, die im vorhergehenden<br />
Abschnitt genannt wurden, sorgen dafür, daß von einer automatischen Codegenerierung<br />
abgesehen wird.<br />
• An zweiter Stelle wurde von mehreren Unternehmen eine geeignete Modellierung und<br />
Beschreibung von Zeitaspekten genannt. Damit könnte dann bereits in frühen Phasen der<br />
Spezifikation das Zeitverhalten berücksichtigt werden, um die tatsächliche Ausführungszeit<br />
in der Implementierungsphase zu garantieren. Auch automatisch ermittelte »Worst Case<br />
Execution« Zeiten während der Implementierungsphase wären dort zumindest ein Anfang.<br />
• Zwei weitere Punkte, die von den befragten Unternehmen geäußert wurden, waren sowohl<br />
der Bedarf nach Verwendung von konfigurierbaren Hardware- und <strong>Software</strong>bausteinen zur<br />
bausteinorientierten Modellierung von Systemen als auch auf die St<strong>and</strong>ardhardware eines<br />
Unternehmens anpassungsfähige <strong>Software</strong>werkzeuge. Oft scheitert die Einführung von<br />
neuen kommerziellen Werkzeugen aufgrund der mangelnden Anpaßbarkeit an den hiesigen<br />
Entwicklungsprozeß.<br />
Zusammenfassung H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
• Effiziente automatische Code-Genenerierung<br />
• Modellierung von Zeit-Aspekten<br />
• Konfigurierbare Hard- und <strong>Software</strong>bausteine<br />
• Anpassungsfähige <strong>Software</strong>werkzeuge für St<strong>and</strong>ardhardware<br />
3.3.6 Service und Wartung<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Im Befragungsteil Service und Wartung sind die Befragungsergebnisse sehr unterschiedlich<br />
ausgefallen. Die Spannbreite reicht von Unternehmen, die dieses Thema sehr detailliert beh<strong>and</strong>eln<br />
und mit hohem Stellenwert belegen bis hin zu Unternehmen, die hierzu gar keine Aktivitäten<br />
erkennen lassen und diese auch nicht für wichtig halten.<br />
Am einen R<strong>and</strong> der beiden Extreme sind Unternehmen vorzufinden, die voll implementierte<br />
Wartungs- und Diagnosesysteme haben, die Diagnose- und Wartungsdaten systematisch und<br />
statistisch auswerten und diese zwecks Einbindung von Verbesserungsmaßnahmen in die Entwicklungsbereiche<br />
zurück leiten. Komplett ausgereifte Formen nimmt die Wartung bei Syste-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 29
men an, die über Ferndiagnosemöglichkeiten verfügen und über Datenleitung steuerbar,<br />
inst<strong>and</strong>setzbar und wartbar sind. Dies hängt in erster Linie vom Grad des Entwicklungsst<strong>and</strong>es<br />
und den Einsatzrahmenbedingungen der Systemtechnologie, in der die eingebetteten Systeme<br />
eingesetzt werden, ab. Diese Systeme, die Telemonitoring, Teleservice und Prozeßaufzeichnung<br />
ermöglichen, haben High-Tech-St<strong>and</strong>ard und nutzen sämtliche Möglichkeiten der Kommunikationstechnologie.<br />
Eine weitere Abstufung bilden die Produkte der Unternehmen, die<br />
Logbuchfunktionalitäten enthalten oder Diagnoseergebnisse und Daten erfassen und speichern,<br />
die bei Fehlfunktionen analysiert werden können. Jedoch nicht bei allen Unternehmen,<br />
deren Systeme dies ermöglichen, werden die Diagnoseergebnisse systematisch analysiert und<br />
genutzt. Die letzte Stufe bilden die Systeme, die bei Fehlfunktionen oder Ausfall komplett ausgetauscht<br />
werden, ohne daß eine Ursachenanalyse stattfindet.<br />
Je nach Einordnung der softwareentwickelnden Bereiche in die Unternehmen und je nach Art<br />
des Produktes (Massenprodukt, Baukastenprodukt, Individualentwicklung oder Grundsystementwicklung,<br />
die in Auftragsprojekten angepaßt wird), ist die organisatorische Zusammenarbeit<br />
der Entwickler mit den Servicemitarbeitern sehr unterschiedlich gestaltet. Sie reicht von<br />
keinerlei Kommunikation bis dahin, daß die Entwickler in der Produkteinführungsphase und<br />
auch noch später selbst am Service beteiligt sind. Im zweiten Fall stellt sich die Frage nach<br />
einer ausreichenden Qualifikation der Servicemitarbeiter nicht, während es im <strong>and</strong>eren Fall<br />
zum Teil bemängelt wurde.<br />
Probleme<br />
Je nach Ausprägung des Themas „Service und Wartung“ entsprechend der oben dargestellten<br />
B<strong>and</strong>breite, ergeben sich bei den Problembeschreibungen sehr unterschiedliche Ergebnisse.<br />
Zum Teil werden Fehler über Diagnosemodule in den Systemen zwar erfaßt aber nicht ausgewertet,<br />
zum <strong>and</strong>ern werden Diagnoseergebnisse auf informellem Wege in die Entwicklung<br />
zurückgesendet, aber diese Rückführung wird nicht explizit als Best<strong>and</strong>teil eines abgesicherten<br />
Serviceprozesses verst<strong>and</strong>en und zum Verbesserungs- und Änderungsmanagement genutzt.<br />
Bei den Servicetechnikern beziehungsweise den Mitarbeitern, die Wartungsarbeiten durchführen,<br />
wird mangelndes Funktionswissen bemängelt, dessen Ursache in den häufigen Versionswechseln<br />
zu suchen ist. Bei Produkten, die keine Spezialanwendungen sind und individuell<br />
entwickelte Funktionen enthalten, also St<strong>and</strong>ardprodukte sind, besteht eine Tendenz zu ungeschultem<br />
Service-Personal. Aber selbst St<strong>and</strong>ard-Systeme können sehr komplex aufgebaut<br />
sein und verlangen darum intelligentere Wartungssysteme.<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Folgende H<strong>and</strong>lungsbedarfe werden von den Unternehmen angegeben:<br />
• Funktionsdokumente für Ausnahmeverhalten müssen einfacher erstellt beziehungsweise<br />
ihre Erstellung sichergestellt und verlangt werden.<br />
• Erhöhte Selbstdiagnosefunktionalitäten und Wartungsfunktionalitäten müssen implementiert<br />
und bei der Spezifikation der <strong>Software</strong> eingeplant werden.<br />
• Bei Neuentwicklungen sollte der Service bei der Erstellung des Lastenheftes eingebunden<br />
werden, Wartung und Diagnose sollten explizit bei der Entwicklung berücksichtigt werden.<br />
• Service-Personal muß besser ausgestattet und besser ausgebildet werden.<br />
30 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Vor Markteinführung müssen Schulungen durchgeführt und Service-Tools entwickelt werden.<br />
• Erfassungs- und Analysetools müssen entwickelt und weiterentwickelt werden.<br />
• Im Qualitätsmanagementsystem sollte die systematische Auswertung von Felddaten und die<br />
Förderung der Entwicklungsoptimierung durch Fehleranalysen vorgeschrieben werden.<br />
• Technische Voraussetzungen für Teleservice sind zu optimieren.<br />
• Know-how und Technologietransfer sowie Netzwerkbildung zwischen den fortgeschrittenen<br />
Unternehmen und denen, die keinerlei Diagnosesysteme nutzen, fördern (dieser H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
ergibt sich aus den starken Diskrepanzen zwischen weit fortgeschrittenen<br />
Unternehmen und denen, die das Potential dieses Themas noch gar nicht realisiert haben).<br />
• Entwicklungen neuer und moderner Fernwartungssysteme sind zu fördern.<br />
• Rückführung von Diagnosedaten in die Entwicklung vorsehen und Systeme schaffen, die<br />
das erleichtern.<br />
• Speziell geschulte Serviceteams für eingebettete Systeme ausbilden und in <strong>and</strong>ere Serviceteams<br />
integrieren.<br />
• In den Systemen Funktionalitäten für Wartung, Monitoring und Remote Service vorsehen<br />
und deren Entwicklung fördern.<br />
• Diagnosesicherheit ist ein spezifisches Thema, hier sollten St<strong>and</strong>ards gefördert werden.<br />
3.3.7 Qualitätssicherung<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben der Unternehmen liegt in der Sicherung der Produktqualität.<br />
Vor dem Hintergrund, daß heute – und in Zukunft verstärkt – die <strong>Software</strong> eine Kernkomponente<br />
innovativer Produkte darstellt, hat die SW-Qualität einen hohen Einfluss auf die Qualität<br />
des Gesamtprodukts1 . Die Herausforderung an die Qualitätssicherung liegt darin, eine hinreichreichende<br />
Fehlerfreiheit der <strong>Software</strong> bei akzeptablem Zeit- und Kostenaufw<strong>and</strong> zu<br />
garantieren. Die Komplexität der Qualitätssicherung von eingebetteter <strong>Software</strong> ist dabei<br />
höher als bei herkömmlicher <strong>Software</strong>, da das eingebettete System wesentliche Unterschiede<br />
aufweist, wie beispielsweise die Echtzeitfähigkeit und die enge Verzahnung von <strong>Software</strong>,<br />
Hardware und Gerätemechanik.<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Da der Prozeß der Qualitätssicherung sehr vielgestaltig ist, ließ er sich nicht mit einem stark<br />
strukturierten Fragebogen abfragen. Daher wurden hauptsächlich qualitative Fragen gestellt<br />
und die daraus ermittelten Antworten bei der Auswertung klassifiziert und statistisch aufbereitet.<br />
Die Zahlen stellen die expliziten Nennungen der Unternehmen dar.<br />
1. W. A. Halang: <strong>Software</strong>-Sicherheit in der Prozeßautomation, Automatisierungstechnische Praxis (atp), Bd. 36,<br />
H. 10, R. Oldenbourg Verlag, 1994, S. 9–10.<br />
H. Jansen: Anforderungen an Rechnersysteme für sicherheitsrelevante Anwendungen, Automatisierungstechnische<br />
Praxis (atp), Bd. 37, H. 2, R. Oldenbourg Verlag, 1994, S. 7–8.<br />
U. Krämer: Anforderungen beim Einsatz programmierbarer Systeme für Schutzeinrichtungen, Automatisierungstechnische<br />
Praxis, Bd. 36, H. 10, R. Oldenbourg Verlag, 1994, S. 22–28.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 31
Überblick<br />
Fast alle Unternehmen besitzen ein definiertes oder st<strong>and</strong>ardisiertes Qualitätsmanagementsystem,<br />
jedoch wird dabei die <strong>Software</strong>entwicklung außer Acht gelassen bzw. nur sehr grob<br />
beschrieben.<br />
Die untersuchten Unternehmen sind sehr unterschiedlicher Natur, mit jeweils einer Vielzahl<br />
von unterschiedlichen Projekttypen. Trotz der daraus resultierenden Vielfalt an Vorgehen, speziell<br />
hinsichtlich der Qualitätssicherung, kristallisiert sich eine Struktur (siehe Abbildung 9)<br />
heraus.<br />
Abbildung 9. Qualitätssicherung: Vorgehensweise<br />
Allen Unternehmen ist prinzipiell bewußt, daß Fehler möglichst frühzeitig entdeckt werden<br />
sollten. Jedoch wird der größte QS-Aufw<strong>and</strong> am Ende der Entwicklung, nämlich in den Testphasen<br />
betrieben. Dort ist wiederum zu erkennen, daß der abschließende Systemtest eine zentrale<br />
Rolle einnimmt.<br />
In den frühen Entwicklungsphasen werden das Pflichtenheft von ca. 89%, der Entwurf von ca.<br />
80%, und der Code von ca. 86% der Befragten einem Review unterzogen. Bemerkenswert ist,<br />
daß diese QS-Maßnahme von etwa 60% der Unternehmen nicht systematisch, mit entsprechenden<br />
Zieldefinitionen und Vorschriften, betrieben wird. Der Rest verfügt hauptsächlich<br />
über Check-Listen. In den meisten Fällen ist der Projektleiter für die Reviews verantwortlich.<br />
Falls eine QS-Abteilung existiert, ist sie bei den Reviews selten beteiligt. Auch eine frühe<br />
Berücksichtigung der Testphase während der Analyse oder des Entwurfs ist nicht gegeben. Nur<br />
wenige Unternehmen beziehen in diesen Phasen alle am Projekt Beteiligten mit ein. Lediglich<br />
vier der befragten Unternehmen setzen in der Analyse- und Entwurfsphase Prototypen beziehungsweise<br />
Mock-Ups (Werkmodelle) als QS-Maßnahme ein. Da beim Review die <strong>Software</strong><br />
nicht ausgeführt wird und die Zielhardware sowie der technische Prozeß – was für eingebettete<br />
Systeme von großer Bedeutung ist – nicht berücksichtigt werden, bleiben hier Fehler unentdeckt.<br />
Dies sind hauptsächlich jene Fehler im Zeitverhalten und im Zusammenspiel der Einzelkomponenten,<br />
welche in den nachfolgenden Testphasen erkannt werden sollen.<br />
32 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Trotz unterschiedlicher Begriffsdefinitionen für die einzelnen Phasen läßt sich folgendes<br />
erkennen: Zunächst erfolgt ein Modultest (vgl. mit dem Entwurfsdokument) durch die Entwickler.<br />
Bemerkenswert dabei ist, daß bei ca. 63 % der Unternehmen die Entwickler selbst ihr<br />
Programm testen. Die Projektgrößen variieren zwischen wenigen Personentagen bis mehreren<br />
Personenjahren. Bei den Kleinstprojekten macht es vielleicht wirtschaftlich wenig Sinn, den<br />
Modultest durch eine unabhängige QS-Abteilung durchführen zulassen, jedoch sollten Entwickler<br />
zumindest gegenseitig ihre <strong>Software</strong> testen.<br />
Der Modultest erfolgt auf dem Host-Rechner (Entwicklungsumgebung). Hier kommen Testverfahren<br />
wie Black-box und White-box zum Einsatz, um logische Fehler im Programm zu<br />
finden. Als Hilfsmittel werden in der Regel Debugger eingesetzt. In dieser Phase werden auch<br />
die Integration und der anschließende Test der einzelnen SW-Module durchgeführt. Da die<br />
Zielhardware nicht berücksichtigt wird, stellt der Modultest eine logische Überprüfung der<br />
<strong>Software</strong>funktionalität dar.<br />
Die Prüfung unter Echtzeitbedingungen erfolgt im Integrationstest. Hier wird die <strong>Software</strong><br />
direkt auf die Zielhardware beziehungsweise auf Emulatoren zum Laufen gebracht. Da hier ein<br />
Vergleich gegen das Pflichtenheft stattfindet, kommen hauptsächlich Black-box-Testverfahren<br />
zum tragen. Neben dem Emulator setzen ca. 43% der Unternehmen die Simulation ein.<br />
Obwohl beim Testen unter Echtzeitbedingungen die Berücksichtigung des technischen Prozesses<br />
wichtig ist, simulieren nur drei dieser Unternehmen das technische Umfeld des eingebetteten<br />
<strong>Systems</strong>. Alle <strong>and</strong>eren simulieren die Hardware.<br />
Während auch beim Integrationstest die Entwickler maßgebend beteiligt sind, stehen diese<br />
beim Systemtest außen vor. Hier erfolgt eine sogenannte Abnahme (vgl. mit dem Lastenheft)<br />
durch die Elektronik-Abteilung bziehungsweise, falls vorh<strong>and</strong>en, durch die QS-Abteilung. Zu<br />
diesem Zweck wird eine entsprechende Prüfumgebung oder Simulation aufgebaut, welche oft<br />
Eigenentwicklungen darstellen und von daher sehr aufwendig sind.<br />
QS-Organisation<br />
Annähernd 66 % aller Unternehmen geben an, daß sie eine zentrale QS-Abteilung besitzen.<br />
Jedoch regelt diese selten die Prüf- und Testprozesse, oder gibt Vorschriften und Richtlinien<br />
für die <strong>Software</strong> vor. Ihre Verantwortung liegt mehr in der Hardware- und Produktqualität bis<br />
hin zur Qualitätssicherung in der Fertigung. Obwohl durchweg alle Unternehmen angeben, daß<br />
sie dem Thema <strong>Software</strong>-Qualität eine große Bedeutung beimessen, wird dies nicht organisatorisch<br />
durch eine zentrale QS-Abteilung für die <strong>Software</strong> berücksichtigt. Gelegentlich wird<br />
die zentrale QS-Abteilung ganz am Ende des SW-Entwicklungsprozesses, nämlich bei der<br />
Abnahme (Systemtest) eingebunden. Leider werden in diesem Fall, die Vorschriften und die<br />
Testfälle zur Prüfung der <strong>Software</strong> oft durch die Entwickler vorgegeben.<br />
Insbesondere bei größeren Projekten stellt die Qualitätssicherung der <strong>Software</strong> einen entscheidenden<br />
Erfolgsfaktor dar. Kennzeichnend dafür ist, daß Großunternehmen jeweils einen QS-<br />
Beauftragten je Abteilung beziehungsweise je Projekt besitzen, der sich speziell um diese<br />
Belange kümmert. Obwohl eine unabhängige Prüfung die effektivste und erfolgversprechendste<br />
Art der Qualitätssicherung darstellt, erfolgen insbesondere die Tests bei etwa 63 %<br />
der Befragten durch die Entwickler selbst. In der Studie der Universität Köln kam man auf<br />
einen ähnlichen Wert (70%). Falls der Kunde an QS-Maßnahmen beteiligt wird, erfolgt dies<br />
hauptsächlich über die Reviews.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 33
Abbildung 10. Organisation der Qualitätssicherung<br />
QS-Ziele<br />
Die Defizite hinsichtlich der QS-Organisation spiegeln sich auch in den verfolgten QS-Zielen<br />
wieder: Fast alle Unternehmen (94%) sehen die Sicherung der Produktqualität als ihr oberstes<br />
Ziel an. Erschreckend viele, nämlich zwei Drittel aller Unternehmen, nutzen die Ergebnisse<br />
der QS-Maßnahmen nicht, um zum Beispiel Rückschlüsse auf die Fehlerursachen – womöglich<br />
in frühen Phasen – zu schließen und so den Entwicklungs- und QS-Prozeß zu verbessern.<br />
QS-Praktiken<br />
Bemerkenswert viele Unternehmen (ca. 60%) betreiben keine systematische QS-Maßnahmen<br />
für die frühen Entwicklungsphasen Analyse und Design, was ja außerordentlich wichtig ist für<br />
eine kostengünstige Fehlerbehebung. Kennzeichnend dafür ist, daß hier vornehmlich – nur vier<br />
Unternehmen setzen Prototyping oder Mock-Ups ein – Reviews durchgeführt werden, für die<br />
es keine Vorschriften und Richtlinien gibt. Der Test stellt eine dynamische QS-Maßnahme dar,<br />
welche besonders bei eingebetteten Systemen zur Funktionsprüfung unter Echtzeitbedingungen<br />
bevorzugt wird. Etwa 57% geben auch an, daß sie im Projektplan eine Testphase berücksichtigen.<br />
Eine Definition der Inhalte und des Vorgehens, in der Testziele definiert,<br />
Risikoabschätzungen vorgenommen, oder Umfang und Art der Tests festgelegt werden, erfolgt<br />
in den seltensten Fällen. Gut die Hälfte der Unternehmen haben Vorschriften für die Tests.<br />
Wenn man aber bedenkt, daß diese sich in erster Linie auf den Systemtest beziehen, was eine<br />
„offizielle” Abnahme darstellt, erkennt man, daß die wichtigen vorgelagerten Testphasen<br />
(Modultest, Integrationstest) erst recht nicht systematisch und nachvollziehbar erfolgen.<br />
Eine gute Anforderungsanalyse ist ein Garant für eine erfolgreiche Entwicklung. Für den Testprozeß<br />
ist das Äquivalent die Testfallermittlung beziehungsweise -definition. Nahezu 60%<br />
ermitteln ihre Testfälle, die dazu dienen sollen, die Qualität und Effizienz der Tests sicherzustellen,<br />
nur unsystematisch. Bei diesen Unternehmen wird die Testfallermittlung den Entwicklern<br />
selbst überlassen, die sich sich auf ihre Erfahrung erlassen. Auch hier ist weiter<br />
34 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Abbildung 11. Qualitätssicherung: Praktiken<br />
einzuschränken, daß die praktizierte systematische Testfallermittlung sich hauptsächlich auf<br />
den Systemtest bezieht. Daher ist nicht verwunderlich, daß nur 3% eine automatische Generierung<br />
von Testfällen, vornehmlich direkt aus der Spezifikation, anstreben.<br />
Der große Teil (ca. 71%) der Befragten dokumentiert die Durchführung der Tests zumindest<br />
bei der Abnahme. Jedoch setzen etwa 89% keine Werkzeuge dazu ein. Folglich ist auch die<br />
Analyse der Testergebnisse zum Zweck der Ermittlung von Kennzahlen, um damit Ursachenforschung<br />
und Fehlervermeidung zu betreiben, praktisch nicht möglich. Siebzig Prozent der<br />
Befragten sehen dies sogar nicht einmal als Ziel an.<br />
Die erforderliche Anzahl von Testfällen ist enorm hoch, da eingebettete Systeme unter <strong>and</strong>erem<br />
konfigurierbar und parametrierbar sind sowie verschiedenste Betriebsarten besitzen. Um<br />
den Testaufw<strong>and</strong> zu reduzieren und noch wirtschaftlich akzeptabel zu gestalten, ohne Abstriche<br />
an der Testgüte vorzunehmen, bedarf es einer geeigneten Unterstützung der Testaktivitäten<br />
durch Werkzeuge. Fast 86% der Unternehmen führen keine automatischen Tests durch, obwohl<br />
Regressionstests – insbesondere bei eingebetteter <strong>Software</strong>, die sehr optimiert und mit der<br />
Hardware sowie dem technischen Umfeld eng verzahnt ist – sinnvoll sind. Weitere Indizien für<br />
Mängel in der Systematik des Testens sind, daß nur 17% geeignete Prüfumgebungen (Testbett)<br />
besitzen und mehr als 83% keine Werkzeuge zur Ausführung der Tests einsetzen.<br />
Zusammenfassung Ist-St<strong>and</strong><br />
• Wenig Planung und systematisches, definiertes Vorgehen der SW-Qualitätssicherung.<br />
• Eine kompetente Organisationseinheit für die SW-Qualität fehlt. Der Entwickler selbst testet<br />
erfahrungsgetrieben.<br />
• Die Prüfung unter Echtzeitbedingungen spielt eine wichtige Rolle. Sie findet jedoch keine<br />
geeignete Unterstützung durch Methoden und Werkzeuge.<br />
• Wenig systematische Reviews als QS-Maßnahme für das Pflichtenheft, den Entwurf und<br />
den Code.<br />
• Tests als dynamische QS-Maßnahme und Durchführung in verschiedenen Phasen (Modultest,<br />
Integrationstest, Systemtest).<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 35
• Die Verbesserung des Entwicklungsprozesses spielt nur eine geringe Rolle<br />
• Werkzeugeinsatz findet für die einzelnen Testaktivitäten nur in geringem Maße statt.<br />
Probleme<br />
Abbildung 12. Qualitätssicherung: Werkzeugeinsatz beim Testen<br />
Ausgelöst durch die steigenden <strong>Software</strong>anteile, bereitet fast allen Entwicklungsabteilungen<br />
die erheblich gestiegene Produktkomplexität, die enge Verzahnung der <strong>Software</strong> mit dem<br />
Hardwareumfeld sowie die stark von Optimierungsbemühungen getriebene Entwicklung große<br />
Schwierigkeiten vor allem bei der Qualitätssicherung solcher Art integrierter Systeme. Die<br />
Qualitätsansprüche an intelligente technische Produkte und damit an eingebettete Systeme sind<br />
jedoch sehr hoch. Die SW-Entwicklung ist als ein weitgehend kreativer und in weiten Bereichen<br />
manuell durchgeführter Prozeß stark fehlerbehaftet. Weiterhin stellt <strong>Software</strong> ein imaginäres<br />
Produkt dar, welches man nicht fassen und fühlen kann. Die Folge davon ist, daß man die<br />
Qualität von <strong>Software</strong> nur sehr schwer definieren und messen kann.<br />
QS-Planung<br />
Viele Unternehmen sind noch weit entfernt von einer systematischen Planung und Durchführung<br />
der Qualitätssicherung von <strong>Software</strong> über alle Entwicklungsphasen hinweg. Darüber hinaus<br />
verkürzen häufig Projektverzögerungen die verbleibende Testzeit. Die Folge ist, daß unter<br />
hohem Zeitdruck und ohne definierte Zielvereinbarung gearbeitet wird. Eine organisatorische<br />
Einheit mit dem notwendigen Wissen über SW-Qualität ist selten vorh<strong>and</strong>en und die Tests werden<br />
dem Entwickler selbst überlassen. Die Tests und die erforderliche Testumgebung werden<br />
erst kurz vor dem Testen erstellt.<br />
Eine systematische QS-Planung kann hier vieles verbessern. Das Festlegen der zu prüfenden<br />
Objekte und die Art der Prüfung stellt sicher, daß die Qualitätssicherung vollständiger und<br />
zuverlässiger wird. Der Testprozeß muß genau definiert werden, um ihn besser zu organisieren<br />
36 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
und zu rationalisieren. Dazu gehört auch die Entwicklung eines Testplans um eine gute und<br />
definierte Testabdeckung zu erhalten. Die Planung ermöglicht effektivere Qualitätssicherung,<br />
da sie transparent und nachvollziehbar wird. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, durch Risikoabschätzungen<br />
auf den QS-Prozeß geeignet steuernd einzuwirken. Kennzahlen können zur<br />
Aufw<strong>and</strong>sabschätzung und Zeitplanung benutzt werden. Damit man eine definierte und wiederholbare<br />
Qualität erzielen kann, darf die Qualitätssicherung nicht alleine von der Erfahrung<br />
Einzelner abhängen.<br />
Testfälle – Testmethoden<br />
Ähnlich unsystematisch und erfahrungsabhängig wird das Ermitteln von Testfällen betrieben.<br />
Mit dieser Aufgabe sind hauptsächlich die Entwickler selbst beschäftigt. Als erstem Schritt im<br />
Testprozeß kommt diesem eine enorme Bedeutung zu.<br />
Der Entwurf von Testfällen erfordert ein hohes Maß an Kreativität. Trotzdem existieren<br />
Methoden, mit deren Hilfe man systematisch Testfälle ermitteln kann. Das direkte Ableiten aus<br />
der Spezifikation würde beispielsweise sicherstellen, daß mit einer minimalen Anzahl von<br />
Testfällen die gesamte Funktionalität überprüft würde. Die Beschreibung und Dokumentation<br />
von Testfällen wirken sich auch positiv auf den Entwicklungsprozeß aus. Anforderungen und<br />
Spezifikationen können aus einer <strong>and</strong>eren Sicht betrachtet werden und zu klareren und testbareren<br />
Anforderungen führen. Testfälle können abgelegt und wiederverwendet werden, wobei<br />
die Ausführung der Tests von verschiedenen Personen erfolgen kann. Die Validierung der Testfälle<br />
wird möglich und ihre Qualität kann durch wiederholte Reviews gesteigert werden,<br />
wodurch eine sicherere Abschätzung der Produktqualität möglich wird. Die Verwaltung und<br />
Wiederverwendung einmal entwickelter Testfälle kann hier den Aufw<strong>and</strong> minimieren und vor<br />
allem eine Unabhängigkeit von Personen bieten. Der Test selbst kann Dank der adäquaten und<br />
qualitativen Testfälle eine höhere Testtiefe und -breite erhalten.<br />
Testwerkzeuge<br />
Die Unternehmen setzen relativ wenig Werkzeuge zum Testen ein. Der Grund dafür ist, daß es<br />
keine Werkzeuge gibt, die den besonderen Anforderungen von eingebetteten Systemen genügen<br />
und gleichzeitig ein akzeptables Preis-/Leistungsverhältnis bieten. Erschwerend kommt<br />
hinzu, daß sie an die Gegebenheiten der Unternehmen und den gelebten Entwicklungsprozeß<br />
schwer anpaßbar sind.<br />
Festzuhalten bleibt jedoch, daß man auf Werkzeuge angewiesen ist, um die Tests effizient<br />
durchführen zu können. Komplizierte Funktionen sind nur mit aufwendigen Testszenarien,<br />
unter Zuhilfenahme von Werkzeugen möglich. Immer öfter ist es erforderlich, beim Test auch<br />
den technischen Prozeß aufw<strong>and</strong>sarm nachzubilden. Durch Eigenentwicklungen versuchen<br />
derzeit die Unternehmen den Fehlst<strong>and</strong> zu lindern.<br />
Zusammenfassung Probleme<br />
• Keine systematische Planung und Durchführung der QS<br />
• Projektverzögerungen verkürzen die Testzeit<br />
• Selten ist eine organisatorische Einheit für die SW-Qualität vorh<strong>and</strong>en<br />
• Das Ermitteln von Testfällen erfolgt unsystematisch und ist erfahrungsabhängig<br />
• Ein geeignetes und einheitliches Beschreibungsmittel für Testfälle fehlt<br />
• Werkzeuge zum Testen erfüllen die besonderen Anforderungen eingebetteter Systeme nur<br />
unzureichend<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 37
• Ungenügende Anpaßbarkeit der Testwerkzeuge an den Entwicklungsprozeß und an die<br />
Gegebenheiten des Unternehmens<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Von den Befragten wurden die folgenden Vorschläge als H<strong>and</strong>lungsbedarf identifiziert:<br />
• QS-Prozeßmodell für eingebettete Systeme<br />
• automatische Testfallgenerierung<br />
• systematische QS für Design und Analyse<br />
• Testautomatisierung<br />
• Rückverfolgbarkeit (Testdaten, Testfälle, Code, Entwurf, Anforderungen)<br />
• QS für Fremdkomponenten<br />
• Berücksichtigung der Testphasen in frühen Entwicklungsphasen (Analyse, Design)<br />
• Ableiten von Testszenarien aus der Spezifikation<br />
• Systematische Ableitung und Beschreibung von Testfällen<br />
• Beschreibungstechniken für QS<br />
• Tools zur Unterstützung der QS<br />
• Bewertung der Simulationstechnik bezüglich QS<br />
• Aufw<strong>and</strong>sarme Nachbildung des technischen Prozesses zu Testzwecken<br />
• Verbesserung des Entwicklungsprozesses durch Auswertung der Testergebnisse<br />
• Effektive QS-Maßnahmen für Analyse und Design<br />
3.3.8 Konfigurationsmanagement<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Die durchgeführten Interviews haben ergeben, daß etwa 25% der befragten Unternehmen gar<br />
kein Konfigurationsmanagementsystem einsetzen, etwa 50% der Unternehmen setzen einfache<br />
Konfigurationsmanagementsysteme, wie PVCS, CVS, SourceSafe, etc., ein und weitere 25%<br />
sehr moderne Systeme wie ClearCase.<br />
Die Unternehmen ohne Konfigurationsverwaltungssystem haben meist nur mit relativ kleinen<br />
(<strong>Software</strong>)Projekten zu tun, die sich noch durch ein diszipliniertes Vorgehen weniger Entwickler<br />
bewältigen lassen. Trotzdem befinden sich etwa 50% dieser Firmen auf dem Sprung zu Projekten<br />
der nächst größeren Kategorie (oder haben sich bereits an solchen Projekten versucht).<br />
Für diese Firmen stellt das Fehlen eines geeigneten Konfigurationsmanagementsystems ein<br />
entscheidendes Wachstumshemmnis dar. Erschreckend war hier die Unkenntnis von eigentlich<br />
bereits weit verbreiteten Konfigurationsmanagementwerkzeugen und das mangelnde Problembewußtsein<br />
vieler Firmen. Nicht selten wird die Dokumentenverwaltung ausschließlich dem<br />
jeweiligen Entwickler überlassen, was zu entsprechenden Problemen bei Krankheit, Urlaub<br />
oder Weggang dieser Person führt und wodurch das Überleben von Projekten nach einem einfachen<br />
Plattenfehler allein von der Sorgfalt der entsprechenden Person abhängt.<br />
38 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Die Unternehmen mit einfachen Konfigurationsverwaltungssystemen waren weitgehend mit<br />
der Ist-Situation zufrieden und sahen hier keinen direkten H<strong>and</strong>lungsbedarf für sich selbst.<br />
Hier herrschen Projekte mit bis zu 15 Entwicklern vor, die durchaus mit der verwendeten<br />
Technologie beherrscht werden können. Auffällig bei dieser Unternehmensgruppe war, daß bei<br />
über 80% dieser Unternehmen pessimistische Sperrverfahren verwendet werden. Das heißt,<br />
wenn ein Mitarbeiter einige Dokumente ändern möchte, dann werden diese Dokumente für<br />
weitere schreibende Zugriffe gesperrt, um das gegenseitige Überschreiben von Änderungen zu<br />
verhindern. Bei dieser Vorgehensweise entstehen jedoch (abhängig von der Projektgröße) oft<br />
lange Wartezeiten für den Zugriff auf Dokumente, zum Beispiel durch unvorhergesehene Programmfehler.<br />
Dann werden solche Dokumentsperren immer wieder aufgehoben oder umgangen,<br />
wodurch der gewünschte Koordinierungseffekt verloren geht.<br />
Ein weiteres Problem, das meist mit pessimistischen Sperrverfahren einhergeht, ist, daß oft nur<br />
die zu verändernden Dokumente in den privaten Arbeitsbereich des einzelnen Entwicklers<br />
kopiert werden, während lesend verwendete Dokumente im Gruppenarbeitsverzeichnis verbleiben.<br />
Werden dann veränderte Dokumente in den Gruppenarbeitsbereich zurückgestellt,<br />
entstehen für alle Entwickler, die diese Dokumente benutzen, Konsistenzprobleme. Diese<br />
Konsistenzprobleme können durch optimistische Sperrverfahren und die Verwendung von<br />
geschützten Arbeitsbereichen (sogenannten S<strong>and</strong>-Boxes) vermieden werden. Für den sinnvollen<br />
Einsatz solcher optimistischer Koordinationstechniken sind jedoch projektweite automtische<br />
Konsistenzprüfung auch über Disziplinengrenzen hinweg unabdingbar. Solche<br />
projektweiten Konsistenzprüfung stehen bisher nicht zur Verfügung.<br />
Im Bereich der sehr großen Unternehmen f<strong>and</strong>en wir einheitlich ClearCase als<br />
Konfigurationsverwaltungssystem vor. Alle Unternehmen, die ClearCase erfolgreich eingeführt<br />
hatten zeigten sich damit sehr zufrieden. (Es wurde vereinzelt von Problemen bei der<br />
Einführung von ClearCase berichtet. Hierfür dürfte wohl die vergleichsweise hohe notwendige<br />
technische Kompetenz verantwortlich sein.) Insbesondere bieten solche Systeme eine rudimentäre<br />
Workflow-Unterstützung an, mit der die Weiterleitung von Teilergebnissen zu nachfolgenden<br />
Bearbeitern und die Koordinierung solcher Arbeitsketten verbessert werden kann.<br />
Mit modernen Konfigurationsmanagementsystemen wie ClearCase scheinen auch recht große<br />
Projekte mit 60 bis 100 Mitarbeitern ganz gut beherrschbar zu sein.<br />
Ein für alle Konfigurationssysteme offener Problempunkt ist, dass praktisch nur reine Textdokumente<br />
unterstützt werden. Dies reicht für die Organisation von Quelltexten in reinen <strong>Software</strong>projekten<br />
meist aus. Im Bereich der eingebetteten Systeme gibt es jedoch eine Vielzahl<br />
nicht textueller Dokumente wie graphische SPS-Programme, Schaltpläne, CAD-Zeichnungen,<br />
Platinenlayouts und CASE-Tool-Dateien. I<br />
Nur sehr wenige Firmen verwalten mit ihren Konfigurationsmanagementsystemen auch die<br />
Dokumente sehr früher Phasen, wie Verträge, Anforderungsdefinitionen, Pflichtenhefte und<br />
Prototypunterlagen, und Dokumente aus den späten Phasen, wie Testtreiber, Testprotokolle<br />
und Maintenanceunterlagen, sowie projektbegleitende Dokumente, wie Projektpläne, Entwicklungsrichtlinien<br />
und die technische Dokumentation. Hier entstehen wieder die gleichen<br />
Koordinierungsprobleme, die schon zwischen den verschiedenen Domainen auftreten, nämlich,<br />
daß aufgrund paralleler Änderungen Inkonsistenzen entstehen, die dann zum Beispiel<br />
dazu führen können, daß Entwickler veraltete Anforderungsdefinitionen implementieren.<br />
Zusammenfassung Ist-St<strong>and</strong><br />
• 25% der Unternehmen haben kein Konfigurationsmanagement<br />
=> Projekte bis 3 Entwickler werden beherrscht<br />
• 50% der Unternehmen haben einfache Systeme wie CVS, davon<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 39
- 80% pessimistische Sperrverfahren<br />
=> keine Entwicklungs-S<strong>and</strong>-Boxes<br />
=> Projekte bis 15 Entwickler werden beherrscht<br />
- 20% optimistische Sperrverfahren<br />
=> Projekte bis 30 Entwickler werden beherrscht<br />
• 25% Clearcase<br />
=> Projekte bis 100 Mitarbeiter werden beherrscht<br />
• Hauptsächlich nur Quelltexte und eventuell Entwurfsunterlagen<br />
• Keine Dokumenttypübergreifende Konsistenzanalysen<br />
• proprietäre Datenformate vieler Werkzeuge behindern Konfigurationsmanagement<br />
Probleme<br />
Konfigurationsmanagementsysteme dienen ganz allgemein der Verwaltung von Dokumenten<br />
und zur Koordinierung der Zugriffe unterschiedlicher Bearbeiter auf solche Dokumente. Unter<br />
dem Begriff Dokument verstehen wir in diesem Zusammenhang alle Arten von Menschen<br />
erstellter beziehungsweise bearbeiteter Dateien. Typische Beispiele sind Quelltexte, CAD-<br />
Dateien und Anforderungsdefinitionen. Automatisch generierte Dateien wie Objektdateien<br />
und Executables werden hier nicht betrachtet. Zuein<strong>and</strong>er passende Versionen aller Dokumente<br />
eines Projektes werden als Konfiguration bezeichnet.<br />
Geordnete Ablage aller zu einem Projekt gehörender Dokumente<br />
Das erste wichtige Problemfeld im Bereich Konfigurationsmanagement besteht in der geordneten<br />
Ablage aller zu einem Projekt gehörenden Dokumente. Hier reicht es zunächst, wenn ein<br />
zentraler, für alle Beteiligten zugänglicher Ablageort und ein einheitliches Ablagesystem existieren.<br />
Dies garantiert, dass alle Projektbeteiligten jederzeit wissen, wo für sie wichtige Dokumente<br />
aufzufinden sind, und daß sie dort einen geordneten Zugriff auf die aktuell gültigen<br />
Fassungen dieser Dokumente haben. Wichtig ist hierbei, daß wirklich alle Projektdokumente<br />
aller Projektphasen zusammengefaßt werden. Oft werden nur Entwurfs-und Realisierungsdokumente,<br />
wie Quelltexte, Schaltpläne und CAD-Zeichnungen, zentral organisiert, während<br />
Vertrags- oder Anforderungsdefinitionsdokumente fehlen. Dies kann leicht dazu führen, daß<br />
Entwickler mit veralteten Pflichtenheften arbeiten und dementsprechend falsche Funktionalitäten<br />
realisieren.<br />
Verwaltung von alten Projektstände<br />
Das zweite Problemfeld des Konfigurationsmanagements betrifft die Verwaltung alter Projektstände.<br />
Nach Abschluß eines Projektes werden die beteiligten Dokumente oft für Folgeprojekte<br />
weiterverwendet und in diesen Folgeprojekten an neue Anforderungen angepaßt. Dabei<br />
kommt es oft vor, daß nach einiger Zeit das alte Projekt wieder aufgenommen werden soll,<br />
etwa um einen Fehler zu beheben oder aufgrund eines Weiterentwicklungsauftrags. Dafür ist<br />
es meist erforderlich, exakt die Originalstände oder Versionen der alten Projektdokumente<br />
wieder zur Verfügung zu haben, da die inzwischen durchgeführten Modifikationen zu schwer<br />
identifizierbaren Inkonsistenzen des Gesamtsystems führen können.<br />
Parallelbearbeitung von Dokumente<br />
Weitere typische Probleme im Bereich Konfigurationsmanagement entstehen, wenn mehrere<br />
Personen gleichzeitig oder parallel zuein<strong>and</strong>er die selben Dokumente bearbeiten. Hier kann es<br />
ohne geeignete Werkzeugunterstützung sehr leicht passieren, daß zwei Bearbeiter unabhängig<br />
40 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
vonein<strong>and</strong>er das gleiche Dokument bearbeiten und sich ihre jeweiligen Fassungen gegenseitig<br />
überschreiben.<br />
Ähnliche Probleme können auch bei der parallelen Bearbeitung verschiedener Dokumente entstehen,<br />
die inhaltlich aufein<strong>and</strong>er aufbauen. Hier kommt es oft vor, daß die Änderungen des<br />
einen Bearbeiters für sich genommen korrekt sind, aber mit den später eingespielten Veränderungen<br />
des <strong>and</strong>eren Bearbeiters nicht zusammen passen. Ähnliche „Reibungsverluste“ entstehen<br />
auch, wenn ein Entwickler mit einem komplizierten Umbau beschäftigt ist und seine<br />
Arbeit testen möchte. Hier kommt es ohne geeignete Koordination oft vor, daß ein solcher Entwickler<br />
<strong>and</strong>ere Dokumente direkt oder indirekt benutzt, die inzwischen verändert wurden. Die<br />
Veränderungen an den benutzten Dokumenten erfordern dann häufig, daß der einzelne Entwickler<br />
seine Dokumente entsprechend anpaßt, damit wieder eine in sich konsistente und testbare<br />
Gesamtkonfiguration entsteht. In der Praxis führt dies oft dazu, daß ein Entwickler<br />
ständig seine eigentliche Arbeit unterbrechen muß, um Änderungen <strong>and</strong>erer Entwickler nachzuziehen<br />
und um Konsistenz und Testbarkeit des Gesamtsystems wieder herzustellen.<br />
Disziplinübergreifende Koordination<br />
Die Projektanteile der verschienden Disziplinen, wie Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau<br />
und Betriebswirtschaft, sind oft organisatorisch getrennt und werden von ein<strong>and</strong>er unabhängig<br />
bearbeitet. Dadurch entstehen leicht vonein<strong>and</strong>er relativ unabhängige Kopien vieler<br />
Dokumente, welche die oben diskutierten Probleme des Auffindens der aktuell gültigen Dokumentfassung<br />
und der Koordination des Zugriffs auf diese Dokumente im Großen noch einmal<br />
neu hervorrufen. Hinzu kommt, dass eine automatische, projektweite Konsistenzprüfung über<br />
Disziplingrenzen hinweg bisher völlig fehlt. Nach einiger Projektlaufzeit kann oft niem<strong>and</strong><br />
mehr sagen, welche Fassung einer SPS-Steuerung zu welchem Bauplan und zu welchem<br />
Schaltplan passt. In diesem Bereich sind bisher kaum geeignete Vorgehensstrategien und<br />
Werkzeuge bekannt.<br />
Zusammenfassung Probeleme<br />
• zentrale Ablageorte und einheitliche Ablagesysteme fehlen teilweise<br />
• nicht alle Phasen werden abgedeckt<br />
• alte Projektstände sind nicht wieder herstellbar<br />
• Koordination des Zugriffs auf einzelne Dokumente ungenügend<br />
(Sperren sind nicht vorh<strong>and</strong>en oder müssen umgangen werden)<br />
• Änderungen an verschiedenen Dokumenten, die aufein<strong>and</strong>er aufbauen, sind oft unkoordiniert<br />
• Entwickler-S<strong>and</strong>-Boxes fehlen<br />
(Arbeit wird oft durch Abgleich mit <strong>and</strong>eren Entwicklern unterbrochen)<br />
• Projektweite disziplinübergreifende Konsistenzanalysen stehen nicht zur Verfügung<br />
• Konfigurationsmanagement scheitert an Abteilungs- und Organisationsgrenzen<br />
(mangelhafte Koordinierung mehrerer Repositories)<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Wie bereits oben beschrieben, waren in fast allen Bereichen die befragten Unternehmen mit<br />
ihrer aktuellen Situation im Bereich Konfigurationsmanagement relativ zufrieden. Die Unter-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 41
nehmen, die bereits einfache Konfigurationsmanagementsysteme einsetzen, äußerten gelegentlich<br />
den Wunsch nach besserer Bedienbarkeit und Anschaulichkeit der Werkzeuge. Wirklich<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf haben nur einige größere Unternehmen berichtet, die ein modernes Konfigurationsmanagementsystem<br />
in St<strong>and</strong>ort übergreifenden Projekten einsetzen. Hier wurde eine<br />
bessere Prozeßunterstützung gewünscht. Ein häufiger geäußerter Wunsch von Unternehmen,<br />
die mit dem Einsatz ihres jeweiligen Konfigurationsmanagementsystems sehr zufrieden sind,<br />
war die Ausdehnung der Unterstützung auf weiterer Dokumenttypen. Insbesondere wurde die<br />
mangelnde Versionsunterstützung von SPS-Werkzeugen beklagt. Ein immer wieder genanntes<br />
Problem ist auch das Zusammenführen von parallel bearbeiteten Entwurfsdokumenten.<br />
Zusammenfassung H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
• Ausdehnung des Konfigurationsmanagement auf weitere Dokumenttypen<br />
(z.B. Word- und Excel-Dateien, Rational-Rose-Files, CAD-Zeichnungen, Schaltpläne)<br />
• Unterstützung von Mischalgorithmen für das optimistische Sperren auch bei<br />
- Anforderungsdefinitionsdokumenten (z.B. Word- und Excel-Dateien) und<br />
- Designdokumenten (z.B. Rational-Rose-Files, CAD-Zeichnungen, Schaltpläne, ...)<br />
• Prozeßunterstützung für die Koordination von Projekten mit mehreren Repositories<br />
(z.B. Multi-Site-Projekte)<br />
3.3.9 Beschreibungstechniken und Werkzeuge<br />
Ist-St<strong>and</strong><br />
Über alle Klassifikationen hinweg werden nur isolierte Werkzeuge und isolierte Beschreibungstechniken<br />
verwendet, hauptsächlich zur Veranschaulichung beziehungsweise einfacheren<br />
Darstellung bestimmter Sachverhalte sowohl in der Kommunikation der Entwickler<br />
unterein<strong>and</strong>er, als auch bei der Erstellung von Dokumentationen. Diese Gegebenheit kann man<br />
mitunter aus der Tatsache ableiten, daß Beschreibungstechniken hauptsächlich in Dokumenten<br />
der Analyse (falls die Auftraggeber über technisches Hintergrundwissen verfügen, das es ihnen<br />
erlaubt, höhere Beschreibungstechniken zu verstehen) und des Grobdesigns anzutreffen sind.<br />
Favorisierte Beschreibungstechniken<br />
So ist es nicht verwunderlich, daß Techniken zur Veranschaulichung der Programm- oder <strong>Systems</strong>truktur<br />
(Stukturdiagramme, Architekturdarstellungen und Klassendiagramme, siehe dazu<br />
Abbildung 14) und einfach zu verstehende Verhaltensbeschreibungen (Automaten, siehe dazu<br />
Abbildung 13) eindeutig favorisiert werden. Alle <strong>and</strong>eren Beschreibungstechniken spielen nur<br />
eine untergeordnete Rolle. Interessant ist, daß bei der Strukturbeschreibung nur weniger als ein<br />
Drittel der Befragten UML als Beschreibungsst<strong>and</strong>ard verwenden. Bei den Verhaltensbeschreibungen<br />
spielt UML keine Rolle, da hier das Traditionsbewußtsein scheinbar stärker ist<br />
und man auf die Beschreibungsformen zurückgreift, die „schon immer” verwendet wurden<br />
und von denen man glaubt, daß sie von allen Betroffenen auch verst<strong>and</strong>en werden.<br />
Vorschriften zum Einsatz von Beschreibungstechniken & Werkzeugen<br />
Aber selbst für die eingeschränkten Ziele der Kommunikation und Dokumentation sind die<br />
eingesetzten Maßnahmen unzureichend, da es den Entwicklern meist völlig freisteht zu entscheiden,<br />
welche Beschreibungsmittel und welche Werkzeuge sie einsetzen und wenn doch<br />
Vorschriften existieren, dann ist meist der Grad, bis zu dem sie angewendet werden müssen,<br />
42 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
keine<br />
keine<br />
Prozessdiagramme(SDL)<br />
Strukturdiagramm<br />
Petrinetze<br />
Datenflussdiagramme(SA)<br />
Kontrollflussdiagramme(SA/RT)<br />
Automaten<br />
Prozeßaktivierung<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 43<br />
Collaboration<br />
Abbildung 13. Wie wird Verhalten beschrieben<br />
Entity Relationship Diagram<br />
(ERD)<br />
Klassen/Rollendiagramm<br />
Instanzend.<br />
Abbildung 14. Wie wird Strukturinformation beschrieben<br />
Typdef<br />
Activity<br />
oo-Prog. Strukt<br />
MSCs<br />
Tabellen<br />
inf. Archit.<br />
Strukt. Text<br />
Prozess/Deploymentdiagramm<br />
Pseudocode<br />
(UML)<br />
(UML)
nicht festgelegt. So kann es passieren, daß innerhalb einer Abteilung zwei Entwicklergruppen<br />
mit verschiedenen Werkzeugen arbeiten und sogar innerhalb einer Entwicklergruppe ein Teil<br />
mit Beschreibungstechniken arbeitet, ein <strong>and</strong>erer gänzlich auf sie verzichtet.<br />
Fortgeschrittener Einsatz von Beschreibungstechniken - Werkzeuge<br />
Die Verwendung von Beschreibungstechniken für über Dokumentation und Kommunikation<br />
hinaus gehende Zwecke, wie beispielsweise phasenübergreifende Generierung, darunter fallen<br />
die Generierung von Dokumentationen, Benutzerschnittstellen, Testfällen oder klassische<br />
Codegenerierung, beziehungsweise für Konsistenzanalysen bis hin zur kompletten Simulation<br />
des Entwurfs, hängt natürlich stark mit der Verfügbarkeit und Anwendbarkeit entsprechender<br />
Werkzeuge zusammen. An dieser Stelle sollte aber noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen<br />
werden, daß ein gutes Werkzeug für sich niem<strong>and</strong> zu einem guten Entwickler machen<br />
kann. Vielmehr ist eine gute Werkzeugunterstützung das letzte Glied in einer langen Wirkungskette<br />
von Voraussetzungen für eine effiziente und effektive <strong>Software</strong>entwicklung.<br />
Betrachtet man die statistische Auswertung der Befragungsergebnisse, so stellt man fest, daß<br />
die Mehrzahl der Interviewten jenseits von Textverarbeitung und Entwicklungsumgebung<br />
keine weitergehenden Werkzeuge einsetzen. Die fortgeschrittenste Verwendung von Werkzeugen<br />
findet man noch in der Entwurfsphase, hier wird durch gezieltes Nachfragen jedoch<br />
schnell klar, daß die Werkzeuge dort meist lediglich als spezialisierter Ersatz für ein Zeichenprogramm<br />
verwendet werden, erkennbar an der Tatsache, daß weniger als 10% die erstellten<br />
Diagramme und Beschreibungen für weitere Entwicklungsschritte verwenden. Selbst Codegenerierung<br />
ist sehr wenig verbreitet und beschränkt sich tatsächlich auf wenige spezialisierte<br />
Teilgebiete, wie beispielsweise Generatoren für Benutzerschnittstellen.<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Analyse Design Implementierung<br />
Design Implementierung<br />
44 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Design Implementierung<br />
Design Implementierung<br />
Abbildung 15. Übersicht über Werkzeugeinsatz
Die Ursache liegt aber nicht nur an fehlender Kenntnis der Möglichkeiten, oder Ablehnung<br />
moderner Techniken, sondern auch daran, daß die meisten Werkzeuge ungeeignet erscheinen,<br />
die mit ihnen gewonnenen Ergebnisse in eine spätere Entwicklungsphase und damit möglicherweise<br />
in ein <strong>and</strong>eres Werkzeug zu exportieren. Die Durchgängigkeit der Werkzeuge,<br />
sprich also die Übernahme von Arbeitsergebnissen in <strong>and</strong>ere Phasen und Werkzeuge wird in<br />
den meisten Fällen als praktisch nicht existent oder schlecht angegeben.<br />
So ist es eigentlich auch nicht verwunderlich, daß die umgekehrte Richtung, also die Rückwärtsverfolgbarkeit<br />
eines Entwicklungsergebnisses bis auf die korrespondierende ursprüngliche<br />
Anforderung praktisch nirgends verwirklicht werden kann.<br />
Der Systementwurf insgesamt findet also weitesgehend informell und wenig ausgeprägt statt.<br />
Viele Entwurfsentscheidung sind schlecht oder gar nicht dokumentiert, weshalb es auch wenig<br />
verwunderlich erscheint, daß Wiederverwendung, oder von vorne herein bausteinorientierte<br />
Entwicklung auf der Basis definierter anwendungsspezifischer St<strong>and</strong>ardarchitekturen bis auf<br />
sehr wenige Ausnahmen so gut wie keine Rolle spielt. Wiederverwendung findet meist nur auf<br />
Basis manuell modifizierter Quellcodemodule statt. Im vorausgehenden Entwicklungsprozeß<br />
werden für solche Module auch nur die Neuerungen analysiert und deren Entwurf dokumentiert,<br />
nicht aber das Gesamtsystem durch Wiederverwendung der korrespondierenden Analyse<br />
und Entwurfsdokumentation der verwendeten Bausteine.<br />
Besondere Anforderungen Eingebetteter Systeme - Echtzeit<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
keine untergeordnet wichtig zentral Beschreibung<br />
Abbildung 16. Rolle der Echtzeitanforderungen<br />
Im Zuge der Befragungen sollten ebenfalls die besonderen Anforderungen der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
für eingebettete Systeme ermittelt werden. Etwa 70% der Befragten gaben an, daß<br />
Echtzeitanforderungen in ihrem Entwicklungsprozeß eine zentrale oder wichtige Rolle spielen.<br />
Nur für weniger als 10% spielen Echtzeitanforderungen keine Rolle (Abbildung 16).<br />
Erschreckend dabei ist die Tatsache, daß nur etwa 30% derer, für die Echtzeitanforderungen<br />
irgendeine Rolle spielen, diese auch in irgendeiner Form beschreiben. Der Rest verläßt sich<br />
offensichtlich auf die Erfahrung und Intuition seiner Entwickler, beziehungsweise löst die<br />
Echtzeitproblematik mittels Versuch und Irrtum.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 45
Güte des Einsatzes von Beschreibungstechniken<br />
Abschließend ist festzustellen, daß nur etwa 30% der Befragten alle wesentlichen Eigenschaf-<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
vollständig,<br />
durchgängig<br />
vollständig<br />
wesentliche<br />
Eigenschaften<br />
rudimentär/schwer<br />
kommunizierbar<br />
kaum<br />
vorh<strong>and</strong>en/nicht<br />
kommunizierbar<br />
Abbildung 17. Wie gut ist der Einsatz von Beschreibungstechniken<br />
ten des <strong>Systems</strong> beschreiben. Nur etwa 5% der Befragten lieferen eine vollständige nicht informelle<br />
Beschreibung ab, die als Basis für moderne Werkzeugtechnologien wie beispielsweise<br />
Simulation nötig wären. Etwa die gleiche Anzahl Befragter gab an, sich komplett auf informelle<br />
Beschreibung stützt, oder überhaupt nichts zu dokumentieren.<br />
Eine vollständige integrierte und durchgängige Beschreibung etwa für automatische Überprüfung<br />
der Stimmigkeit findet sich nirgends<br />
Zusammenfassung Ist-Zust<strong>and</strong><br />
• Einsatz isolierter Werkzeuge und isolierter Beschreibungstechniken zur Veranschaulichung<br />
bzw. Entwicklerkommunikation liegt im Ermessen der Entwickler<br />
• Einsatz von Beschreibungstechniken hautsächlich in der Analyse und im Grobdesign<br />
• Favorisierte Beschreibungstechniken sind Automaten, Architekturdarstellungen und Klassendiagramme<br />
(nur zusammen mit Werkzeug)<br />
• Eine Modularisierung der Systementwicklung findet wenn überhaupt nur informell statt<br />
(nicht durch besondere BT oder Werkzeuge unterstützt)<br />
• Kein effektiver Einsatz von Codegenerierung<br />
• Echtzeitanforderungen spielen eine wichtige Rolle, werden aber oft nicht methodisch erfaßt<br />
46 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion<br />
kein
Probleme<br />
Keine Vorschriften für den Einsatz von Beschreibungstechniken & Werkzeugen<br />
Die bei der Dokumentation des vorgefundenen Ist-Zust<strong>and</strong>es ermittelte mangelnde Festschreibung<br />
des Beschreibungstechnik- und Werkzeugeinsatzes hat mehrere Gründen. Zunächst gibt<br />
es ganz triviale Ursachen, wie daß ein Kunde bestimmte Techniken und Werkzeuge vorschreibt,<br />
weil er das Produkt selbst in seinen eigenen Entwicklungsprozeß integrieren muß. Für<br />
Firmen mit einer großen Anzahl unterschiedlicher Kunden stellt dies das Hauptproblem dar,<br />
weniger die mangelnde Kenntnis des Marktes der Beschreibungstechniken und Werkzeuge.<br />
Ist dagegen nicht vorgegeben, welche Beschreibungstechniken und Werkzeuge verwendet<br />
werden, dann liegt dies meist an einem mangelhaften Problembewußtsein der technisch Verantwortlichen.<br />
Diese halten Beschreibungstechniken und Werkzeuge entweder für wenig wirksam<br />
und sehen sie lediglich als Spielzeug an, mit dem Entwickler bei Laune gehalten werden,<br />
oder trauen sich nicht zu, eine gemeinsame Entscheidung zu forcieren, weil ihnen die Zeit oder<br />
die Fähigkeit fehlt, sich intensiv mit der Materie ausein<strong>and</strong>erzusetzen.<br />
Fehlende Berücksichtigung der Besonderheiten eingebetteter Systeme<br />
Wird tatsächlich versucht, Beschreibungstechniken ernsthaft einzusetzen, wird manchmal festgestellt,<br />
daß die vorh<strong>and</strong>enen Techniken mehr auf die Entwicklung großer Anwendungsprogramme<br />
zugeschnitten sind und die Besonderheiten von eingebetteten Systemen nicht, oder<br />
nur unzureichend berücksichtigen. Echtzeitanforderungen werden an dieser Stelle immer wieder<br />
als Problemgebiet genannt. Leider sind die betrachteten Domänen in ihren Anforderungen<br />
selbst in sich sehr stark zersplittert. Fast jeder Befragte konnte spezielle Anforderungen nennen,<br />
die nur für seine ganz spezielle Situation anwendbar und von vorh<strong>and</strong>enen Methoden und<br />
Werkzeugen nicht befriedigend gelöst worden waren.<br />
Hier wird neben dem oft fehlenden Problembewußtsein eine weitere Problematik am Ursprung<br />
der sich aufspannenden Wirkungskette aus Problemen sichtbar. Direkt über der Abstraktionsebene<br />
der Kodierung wird von gängigen Techniken und Werkzeugen lediglich eine weitere<br />
Abstraktionsebene eingeführt, die dann alle vorh<strong>and</strong>enen Probleme für alle existierenden<br />
Domänen lösen soll. Von der Komplexität und des zu betreibenden Aufw<strong>and</strong>es ist dies natürlich<br />
nicht möglich. Daher beschränken sich die angebotenen Lösungen generell auf einen vergleichsweise<br />
kleinen Ausschnitt an Domänen, die bisher zahlenmäßig eine Mehrheit stellen.<br />
Viele Anwendungsbereiche eingebetteter Systeme gehören aber nicht in diese Gruppe, vor<br />
allem auch, weil sie in sich zu inhomogen sind, um nach außen hin als eine größere Interessengruppe<br />
aufzutreten. Weiterhin mangelt es existierenden Techniken und Werkzeugen an offenen<br />
Schnittstellen, die es ermöglichen würden, nur die jeweils domänenspezifischen Anforderungslösungen<br />
zu ergänzen. Das nicht Vorh<strong>and</strong>ensein offener Schnittstellen liegt an der Tatsache,<br />
daß eben nur eine weitere Abstraktionsschicht eingezogen wurde, die eine in sich<br />
geschlossene Lösung darstellt und damit nicht auf gleicher Ebene erweitert werden kann. Dies<br />
führt dann dazu, daß eine domänenspezifische Anpassung der Abstraktion von Umfang und<br />
Aufw<strong>and</strong> zu groß und damit für die Betroffenen unwirtschaftlich ist.<br />
Schlechte Qualität der Werkzeuge<br />
Selbst für diejenigen, die keine domänenspezifischen Anforderungen haben, stellt sich das<br />
Problem, daß käuflich zu erwerbende Werkzeuge einerseits unwirtschaftlich, <strong>and</strong>ererseits von<br />
schlechter Qualität oder mangelhafter Integration sind.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 47
Unwirtschaftlich sind diese Werkzeuge deshalb, weil die Gesamtkosten von Werkzeugbeschaffungen,<br />
also Anschaffungspreis, Support- und Schulungskosten die Budgets von kleineren<br />
Projekten bei weitem übersteigen. Dies gilt um so mehr, da die Werkzeuge oft nur eine Teilaufgabe<br />
mehr schlecht als recht lösen, es <strong>and</strong>ererseits aber effektiv verhinden, daß für die nicht<br />
gelösten Teile der Aufgabe <strong>and</strong>ere Werkzeuge eingesetzt, oder die Ergebnisse weiter in einen<br />
ganz <strong>and</strong>eren Entwicklungsschritt übernommen werden können. Das Angebot von Werkzeugen<br />
konzentriert sich zudem auf die Bereiche des Entwicklungsprozesses, die einfach in ein<br />
Werkzeug zu implementieren sind. Für die schwierigen Teile des Entwicklungsprozesses, wie<br />
beispielsweise Analyse und Test gibt es nur sehr wenig Werkzeugunterstützung.<br />
Dies führt letzten Endes dazu, daß durch die angebotenen Werkzeuge das bereits vorh<strong>and</strong>ene<br />
Übergewicht des Feindesigns und der Implementierung durch den traditionellen Entwicklungsprozeß<br />
von eingebetteten Systemen noch verstärkt wird, die Werkzeuge also eher einen<br />
Multiplikator für die grundlegenden Probleme darstellen, anstatt diese abzuschwächen.<br />
Zusammenfassung der Probleme<br />
• Beschreibungstechniken:<br />
+ Unterschiedliche Endkundenanforderungen<br />
+ Fehlende Kenntnis der Möglichkeiten<br />
+ Grad des Einsatzes jedem Entwickler freigestellt (fehlendes Problembewußtsein)<br />
+ Mangelhafte Werkzeugunterstützung<br />
+ Nicht immer auf Anwendungsgebiet zugeschnitten<br />
• Werkzeuge:<br />
+ Mangelhafte Integration<br />
+ Einführungskosten zu hoch & laufende Kosten zu hoch => unwirtschaftlich<br />
+ Fehlender Überblick über einen dynamischen Markt<br />
+ Qualität der Werkzeuge schlecht<br />
+ Wenig Werkzeuge für Analyse und Test<br />
• Davon abhängige Probleme:<br />
+ Keine phasenübergreifende Vorwärts- und Rückwärtsverfolgbarkeit<br />
+ Übergewicht Feindesign/ Implementierung<br />
+ Qualitätsprobleme, wenig Wiederverwendung und Bausteinorientierung, hohe Kosten<br />
H<strong>and</strong>lungsbedarf aus Sicht der Unternehmen<br />
Von den Befragten wurden die folgenden Vorschläge als H<strong>and</strong>lungsbedarf identifiziert:<br />
Stärkerer Einsatz von Informatikern<br />
Ausgenommen die reinen <strong>Software</strong>dienstleister beschäftigen die meisten der befragten Firmen<br />
bis auf wenige Ausnahmen keine Informatiker. Die meisten der mit <strong>Software</strong> beauftragten Mitarbeiter<br />
kommen aus <strong>and</strong>eren Sparten und haben sich die notwendigen Kenntnisse selbst erarbeitet.<br />
Von einigen Befragten wird die Befürchtung geäußert, daß diese Mitarbeiter nicht ausreichend<br />
in abstraktem Denken geschult sind und über kein breites Grundwissen an Methoden verfügen<br />
48 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
und die Einstellung oder Beratung eines Informatikers vielleicht Abhilfe schaffen könnte,<br />
wenn dieser den Markt der verfügbaren Methoden und Werkzeuge genau kennt und die notwendigen<br />
Innovationsimpulse geben könnte.<br />
Förderung von Wissenstransfer<br />
Von vielen Befragten wird der Austausch von Erfahrungen zwischen gleichartigen Firmen<br />
einer Anwendungsdomäne gewünscht. Dies muß nicht auf den Erfahrungsaustausch, welche<br />
Werkzeuge und Methoden gut einsatzbar sind, beschränkt bleiben, sondern bezieht sich auch<br />
auf die vielen Speziallösungen die in vielen Firmen für den Eigenbedarf entwickelt wurden.<br />
Oft fehlen aber selbst die relativ geringen Mittel, diese Lösungen so weiter zu entwickeln, daß<br />
sie auch von <strong>and</strong>eren eingesetzt werden können.<br />
Ebenso wird beklagt, daß der Kontakt zwischen Universtäten und dem Mittelst<strong>and</strong> sehr<br />
schlecht ist (da eine mittelständische Firma alleine keine großen Forschungsprojekte finanzieren<br />
kann) beziehungsweise, daß die universitäre Forschung zu wenig anwendungsorientiert<br />
arbeitet und nicht daran interessiert ist, anwendungsspezifische Lösungsvarianten für ein prinzipiell<br />
bereits gelöstes Problem zu erforschen<br />
Mehr automatische Generierung<br />
Ein Punkt großer Resonanz ist der Wunsch, zwecks Arbeitsersparnis ableitbare Informationen<br />
aus bereits erarbeiteten Ergebnissen gewinnen zu können, konkret beispielsweise aus der<br />
sowieso zu erstellenden Spezifikation Testfälle generieren zu können und diese dazu zu benutzen,<br />
die erstellte <strong>Software</strong> möglichst automatisch gegen die Spezifikation zu testen.<br />
Berücksichtigung der Besonderheiten des Anwendungsgebietes<br />
Einhellig von fast allen Befragten wird gewünscht, die Besonderheiten ihres Anwendungsgebietes<br />
stärker zu berücksichtigen. Die meisten existierenden Werkzeuge und Methodiken versuchen<br />
eine möglichst große Zahl von Anwendern zu erreichen, was dazu führt, daß sie groß,<br />
unh<strong>and</strong>lich und teuer werden, dabei der Nutzeffekt für einen einzelnen Anwender jedoch nur<br />
sehr gering ist, besonders wenn er sich auf einem Gebiet abseits klassischer Anwendungsentwicklung<br />
bewegt.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist die Codegenerierung, also die automatische Erzeugung von Quellcode<br />
aus einer vorher erstellten Spezifikation des Programms. Die Ergebnisse sind, wenn überhaupt<br />
brauchbar nicht optimiert und damit ungeeignet für Plattformen, deren Ressourcen<br />
eingeschränkt sind, was im Bereich der eingebetteten Systeme aber fast immer der Fall ist.<br />
Eine weitere Besonderheit von eingebetteten Systemen sind Echtzeitanforderungen. Nicht nur,<br />
daß diese Anforderungen in geeigneter Weise beschrieben können müßten, die Beschreibung<br />
sollte dann ebenfalls auch bei der Codegenerierung berücksichtigt werden.<br />
Beschreibungstechniken verbessern<br />
Bei den vorh<strong>and</strong>enen Beschreibungstechniken wird oft bemängelt, daß sie nicht immer ausreichend<br />
praxistauglich sind. Das kann bedeuten, daß ihr Einsatz unwirtschaftlich ist, das heißt<br />
die Relation an aufgewendeten Mitteln im Vergleich zu den Vorteilen zu schlecht ist, daß wichtige<br />
Aspekte nicht oder nicht ausreichend beschrieben werden können, oder schlicht, daß die<br />
Beschreibungstechnik für die angestrebten Zielgruppen nicht ausreichend leicht verständlich<br />
oder erlernbar ist.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 49
Zusammenfassung H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
• Stärkerer Einsatz von Informatikern<br />
+ Innovationsimpulse, Technologiebeobachtung, Methodiken<br />
• Förderung von Wissenstransfer<br />
+ Domänenspezifische Erfahrungen mit Werkzeugen allen zugänglich machen<br />
+ Kooperation/Mittel um domänenspezifisches Know-How in spezialisierten Werkzeugen/<br />
Methodiken zu realisieren<br />
• Mehr automatische Generierung<br />
+ Dokumentation & Testfälle aus Spezifikation<br />
+ Werkzeuge für (semi-)automatische Tests<br />
• Berücksichtigung der Besonderheiten des Anwendungsgebietes<br />
+ Spezialisierung und Integration von Werkzeugen, Beschreibungstechniken und Vorgehensmodellen<br />
+ Ressourcensparendere Codegenerierung<br />
+ Echtzeitanforderungen stärker berücksichtigen (auch bei Codegenerierung)<br />
• Beschreibungstechniken verbessern<br />
+ Praxistauglicher/verständlicher für Nichtinformatiker gestalten<br />
+ Echtzeitanforderungen unterstützen<br />
50 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
4 Zukunftsszenarien - Ergebnisse einer Szenario-Analyse<br />
Anh<strong>and</strong> der Befragung der Unternehmen lassen in erster Linie nur Defizite und Verbesserungspotentiale<br />
in Hinblick auf den aktuellen St<strong>and</strong> der Technik ermitteln. Damit können naturgemäß<br />
auch nur Maßnahmen mit vergleichsweise kurzfristigem Charakter ermittelt werden. Um<br />
Maßnahmen mit strategischem Charakter ableiten zu können, müssen bei der Erhebung der<br />
Aufgabenfeldbeschreibung stärker zukünftige Entwicklungen berücksichtigt werden. Hierzu<br />
wurde die Szenariotechnik eingesetzt, um zukünftige Entwicklungen miteinplanen zu können.<br />
Die Szenarien werden aufgrund der Aufgabenstellung der Vordringlichen Aktion in den<br />
Lösungsansätzen in Abschnitt 5 nur insoweit berücksichtigt, soweit sie durch H<strong>and</strong>lungsmaßnahmen<br />
innerhalb einer Laufzeit von bis zu vier Jahren integriert werden können. Jedoch<br />
machen die Szenarien deutlich, daß durch die sich weiter beschleunigende Entwicklung der<br />
Informationstechnologie der bereits eingesetzte W<strong>and</strong>el in den Bereichen Produktions- und<br />
Automatisierungtechnik, Maschinen- und Anlagenbau und Verkehrstechnik sich weiter verstärken<br />
wird. Zur Sicherung der Wettwerbsfähigkeit müssen daher schon jetzt sich abzeichneden<br />
Entwicklungen von den Unternehmen dieser Bereiche berücksichtigt werden müssen.<br />
Wir befinden uns in einem tiefgreifenden W<strong>and</strong>el von der Industriegesellschaft zur globalen<br />
Informationsgesellschaft. Haupttreiber dieses W<strong>and</strong>els sind die rasante Entwicklung von Technologien<br />
- allen voran die Informations- und Kommunikationstechnologie - und die Globalisierung.<br />
Auch in Zukunft wird sich der Lebensst<strong>and</strong>ard einer hochentwickelten Nation auf der<br />
Fähigkeit begründen, innovative Industrieerzeugnisse hervorzubringen und auf dem Weltmarkt<br />
mit Gewinn zu verkaufen. In der Informationsgesellschaft hat die industrielle Produktion also<br />
nach wie vor eine Schlüsselstellung, es finden nur weniger Menschen Beschäftigung in diesem<br />
Bereich.<br />
Im Vordergrund der Bemühungen, die Zukunft zu gestalten, müssen Produktinnovationen und<br />
damit einhergehende Dienstleistungsinnovationen stehen. Ein hohes Lohnkostenniveau erfordert<br />
adäquate Spitzenleistungen an Kreativität und industrieller Wertschöpfung. Auf dem Weg<br />
zu den Produkten und Märkten von morgen, wird es den Unternehmen kaum weiterhelfen, die<br />
Kunden und den Vertrieb zu befragen. Sie fordern oft Problemlösungen aus heutiger Sicht und<br />
zeichnen sich häufig durch eine gewisse Phantasielosigkeit aus. Wer die Probleme von heute<br />
löst, hat noch lange nicht die Herausforderungen von morgen bewältigt (Bild 18). Diese ergeben<br />
sich aus heute wahrnehmbaren Entwicklungen wie die zunehmende Betonung der nachhaltigen<br />
Entwicklung (Sustainable Development) und der Verbreitung der Informations- und<br />
Kommunikationstechnik 1 . Beispielsweise ist damit zu rechnen, daß im Jahre 2020 ein Tischrechner<br />
die Leistung aufweist, die heute alle Rechner in Silicon Valley zusammen haben 2 , und<br />
daß in einigen Jahren voll kommunikationsfähige Sensoren und Mikroprozessoren zum Preis<br />
einer Schraube erhältlich sind. Die Möglichkeiten dieser Entwicklungen scheinen nur durch<br />
unsere Vorstellungskraft begrenzt zu sein. Es ist unbestritten, daß die dargestellte Entwicklung<br />
im Wechselspiel mit der Globalisierung das Geschäft der Schlüsselbranchen wie den Maschinen-<br />
und Anlagenbau, die Automobilindustrie und die Elektroindustrie stark beeinflussen werden.<br />
Es zeichnen sich neue faszinierende Möglichkeiten zur Gestaltung der Produkte und<br />
Dienstleistungen von morgen ab.<br />
1. Schmidheiny, S.: Kurswechsel - Globale unternehmerische Perspektiven für Entwicklung und Umwelt. Artemis-Verlag,<br />
1992<br />
2. Patterson, David A: Mikroprozessoren im Jahre 2020; in: Spektrum der Wissenschaft, Spezial 4: Schlüsseltechnologien,<br />
S. 14-17<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 51
Abbildung 18. Kreativität wird eingeengt; Neue Möglichkeiten werden nicht erkannt<br />
Mehr als bisher wird es darauf ankommen, die unternehmerischen Erfolgspotentiale der<br />
Zukunft frühzeitig zu identifizieren und rechtzeitig zu erschließen. Dazu wird eine Methodik<br />
benötigt, die das vernetzte Denken unterstützt und mehrere Entwicklungen von Einflußfaktoren<br />
auf die Zukunft zuläßt. Eine solche Methodik ist die Szenario-Technik 1 . Dabei geht es nach<br />
Kurt Sontheimer weniger um das Voraussagen, sondern mehr um das Vorausdenken der<br />
Zukunft. Und genau das sollten die Unternehmen tun, um Agilität beim Wettlauf um Produkte<br />
und Märkte von morgen zu entwickeln. Angesichts des rasanten W<strong>and</strong>els und der Turbulenz in<br />
den globalen Märkten fällt es zwar vielfach schwer, sich systematisch mit der Zukunft zu<br />
befassen - es nicht zu tun wäre aber in den meisten Fällen fahrlässig. Es wäre nichts <strong>and</strong>eres,<br />
als wenn ein Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit auf einer kurvenreichen Bergstraße fährt<br />
und glaubt, er könne die Spitze erreichen, indem er ausschließlich in den Rückspiegel sieht.<br />
Natürlich wird uns die Zukunft immer überraschen - aber sie sollte uns nicht überrumpeln<br />
(Buckminster Fuller).<br />
4.1 Einordnung der Zukunftsszenarien in die VA<br />
Von strategisch hoher Bedeutung ist das Ermitteln der Anforderungen von morgen für die Entwicklung,<br />
Produktion und den Service von <strong>Software</strong> in eingebetteten Systemen sowie die<br />
Erschließung zukünftiger Erfolgspotenziale. Die Betrachtung und Lösung der heute offenstehenden<br />
Probleme reicht angesichts der sehr dynamischen technologischen Entwicklung mit<br />
Sicherheit nicht aus, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Im Rahmen der VA<br />
wurden daher Zukunftsszeanrien entwickelt, um heute wahrnehmbare Entwicklungen zu antizipieren<br />
und zu schlüssigen Zukunftsbildern (Szenarien) zu verknüpfen. Wichtig ist in diesem<br />
Zusammenhang, eine größere Anzahl von Einflußfaktoren aus den Bereichen Technologie -<br />
insbesondere <strong>Software</strong>technologie und Kommunikationtechnologie -, Branchen und Märkte<br />
und deren Vernetzung zu berücksichtigen sowie mehrere Entwicklungen eines Einflußfaktors<br />
1. Gausemeier, J. / Fink, A. / Schlake, O.: Szenario-Management - Planen und Führen mit Szenarien. 2. Auflage,<br />
Carl Hanser Verlag, München, 1996<br />
Fahey, L. / R<strong>and</strong>all, R.M.: Learning from the future. Competitive Foresight Scenarios. Wiley, New York, 1998<br />
52 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
ins Kalkühl zu ziehen. Als Betrachtungszeitraum für diese Entwicklungen liegt den Szenarien<br />
das Jahr 2008 zugrunde.<br />
4.2 Szenarien der Vordringlichen Aktion<br />
Im folgenden werden die für die Themengebiete der Vordringlichen Aktion bedeutsamen<br />
Zukunftszenarien beschrieben. Da für die Szenarien je nach Themengebiet unterschiedliche<br />
Schlüsselfaktoren anwendbar sind, werden sie nach Themengebiete gegliedert wiedergegeben.<br />
Die Szenarien sind allgemeinverständlich beschrieben. Die Technik zur Ermitllung solcher<br />
Zukunftszenarien ist sehr komplex. Um einerseits den Lesefluß nicht zu unterbrechen, aber<br />
<strong>and</strong>ererseits ausreichend Information über die Szenariotechnik und damit die Plausibilität der<br />
erstellten Szenarien zur Verfügung zu stellen, wird das Verfahren zur Ermittlung von Zukunftszenarien<br />
im Detail in Abschnitt 8 beschrieben.<br />
4.2.1 Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus<br />
Die Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus beruhen auf den Zukunftsprojektionen und<br />
Konsistenzwertungen der ausgewählten Schlüsselfaktoren für diese Anwendungsdomäne. Die<br />
Auswertung des Scree-Diagramm führt zu einer Clusterung von insgesamt fünf Szeanrien.<br />
Diese sind nachfolgend beschrieben.<br />
Szenario 4<br />
Mechatronischer Modulmarkt<br />
auf dem Vormarsch<br />
Szenario 1<br />
Massiver IT-Einsatz im<br />
modernen Maschinenbau<br />
Szenario 3<br />
Mangelnder Innovationsschutz im<br />
zukunftsorientierten Maschinenbau<br />
Szenario 2<br />
Intelligente Maschinennetzwerke<br />
Szenario 5<br />
Hi-Tech-Anlagen und -Maschinen<br />
nur für Spezialanwendungen<br />
Abbildung 19. Zukunftsraum-Mapping der fünf Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus<br />
Szenario 1 „Massiver IT-Einsatz im modernen Anlagen- und Maschinenbau“<br />
In den Produkten des Anlagen- und Maschinenbaus ist <strong>Software</strong> nicht mehr wegzudenken.<br />
<strong>Software</strong> bestimmt Funktionalität und Kundennutzen entscheidend. Ein erheblicher Anteil der<br />
Wertschöpfung entfällt auf <strong>Software</strong>. Sie ist kaufentscheidend, denn globale Hochleistungsnetze<br />
für Kommunikation erlauben dank der hohen B<strong>and</strong>breiten, jede Maschine am jedem Ort<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 53
dieser Erde mit einer beliebigen <strong>and</strong>eren, Steuerinformationen auszutauschen. Die informationstechnische<br />
Anbindung erlaubt vor allem auch die Verarbeitung von Expertensystemen, die<br />
inzwischen überall Einsatz finden. Effiziente Entwicklungsumgebungen lassen den <strong>Software</strong>-<br />
Anteil der Maschinen schnell und sicher produzieren. Ingenieure „bedienen” sich einfach bei<br />
<strong>Software</strong>-Brokern und erhalten postwendend Module für ihre Anwendungszwecke. Diese einfachen<br />
Entwicklungsvoraussetzungen sowie die übergreifenden St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
bringen ständig neue Anbieter hervor. Sie bringen frischen Wind in verkrustete Wettbewerbsstrukturen.<br />
Neuartige Post Sales Services bestimmen ebenso das Bild wie eine nicht enden<br />
wollende Reihe von Innovationserfolgen, die aufgrund des wirksamen Patentsystems eine ausreichenden<br />
Pioniervorsprung sichern. Attraktive Arbeitsplätze auf hohem technischen Niveau<br />
werden geschaffen.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Mechatronischer Ameisenhaufen [74] Massenware “AMS” [24]<br />
3 Tool Support<br />
Breite Palette hochwertiger Entwicklungsumgebungen [92]<br />
4 HW / SW Co Design<br />
Neues Selbstverständnis der integrierten Systementwicklung [88]<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
<strong>Software</strong>architekten der neuen Generation [91]<br />
6 Wissensmanagement<br />
XPS durchdringen den Alltag [79]<br />
7 FuE<br />
FuE strategisch entscheidend [39] Signifikant höhere Invest. beider Seiten [61]<br />
8 Globalisierung der Produktion Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus [83]<br />
9 Bildungssystem<br />
Breite Spitze hochqualifizierender Ausbildungsformen [91]<br />
10 Innovationsdynamik<br />
Dynamische Entwicklung mit Erfolg [100]<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT Übergreifende St<strong>and</strong>ards [95]<br />
12 Neue Märkte/Marktformen Dynamischer Modulmarkt [92]<br />
13 Post Sales Services<br />
Tele-Konfiguration ohne Service-Techniker [85]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Qualität und Sicherheit nicht kaufentscheidend [92]<br />
15 Wettbewerbsintensität<br />
Innovative Anbieter frischen Wettbewerb auf [100]<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung Wirksames Patentsystem [91]<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter Einige Key-Player mit h. Reifegrad [82]<br />
Abbildung 20. Ausprägungsliste Szenario 1 „Massiver IT-Einsatz im modernen<br />
Maschinenbau<br />
Szenario 2 „Intelligente Maschinennetzwerke“<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [91]<br />
Die Metapher des “Mechatronsichen Ameisenhaufens” verkörpert das neue Selbstverständnis<br />
unter den Anlagen- und Maschinenbauern. Autonome vernetzte mechatronische Systeme bilden<br />
die Komponenten heutiger Maschinen und Anlagen. Integrierte Systementwicklung und<br />
professioneller Umgang mit der <strong>Software</strong>entwicklung sind die Lorbeeren der Forschungs- und<br />
Ausbildungsbemühungen der vergangenen Jahre. Partiell intelligente Maschinen werden allerdings<br />
nur in prosperierenden Wirtschaftsregionen nachgefragt. Ein diversifizierter Modulmarkt<br />
mit vielen Anbietern kann sich nur schwer entwickeln. Einerseits wünschen die Kunden<br />
eine stärkere Integration in ihr Prozeßdenken, <strong>and</strong>ererseits spielt der Preis nur eine sekundäre<br />
Rolle. Qualität ist vorentscheidend. Zudem sorgt das wirksame Patentsystem dabei für ein stabiles<br />
Wettbewerbsgefüge mit überschaubarer aber erfolgreicher Eigendynamik.<br />
Szenario 3 „Mangelnder Ideenschutz im zukunftsorientiertem Maschinenbau“<br />
Unternehmer bezeichnen die Situation im Anlagen- und Maschinenbau als “Haifischbecken<br />
voller Ideen”. Während die einen schwer mit von der Konkurrenz kopierten Produkten zu<br />
kämpfen haben, sehen <strong>and</strong>ere genau hier ihre Chancen. Schnelligkeit und innovativer Vorsprung<br />
gewinnen das Rennen um die Gunst der Kunden. <strong>Software</strong>-Architekten der neuen<br />
54 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
1 Kommunikationsnetze<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme<br />
3 Tool Support Support<br />
4 HW / SW Co Design<br />
Globale Hochleistungsn. für Kommunik. [52] Hochleistungsn. für Hi-Tech Reg. [36]<br />
Mechatronischer Ameisenhaufen [84]<br />
Breite Palette hochwertiger Entwicklungsumgebungen [96]<br />
Neues Selbstverständnis der integrierten Systementwicklung [96]<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
<strong>Software</strong>-Architekten der neuen Generation [88]<br />
6 Wissensmanagement<br />
Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen [72] XPS durchdringen den Alltag [24]<br />
7 FuE<br />
FuE strategisch entscheident [24] Signifikant höhere Investitionen [76]<br />
8 Globalisierung der Produktion Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus [88]<br />
9 Bildungssystem<br />
Breite Spitze hochqualifizierender Ausbildungsformen [100 ]<br />
10 Innovationsdynamik<br />
Dynamische Entwicklung mit Erfolg [76]<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT Übergreifende St<strong>and</strong>ards [100]<br />
12 Neue Märkte/Marktformen Dynam. Modulmarkt [32] Käuferm. v. höhere Integ. in das Prozess Know-how [44]<br />
13 Post Sales Services<br />
Tele-Konfiguration ohne Service Techniker [88]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Hohes Maß an Qualität gefordert - Preis sekundär [100]<br />
15 Wettbewerbsintensität<br />
Stabiles Wettbewerbsgefüge [100]<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung Wirksames Patentsystem [100]<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter Einige Key-Player mit hohem Reifegrad [100]<br />
Abbildung 21. Ausprägungsliste Anlagen- und Maschinenbau Szenario 2: „Intelligente<br />
Maschinennetzwerke“<br />
Generation, integrierte Systementwicklung und online Wissensmanagement lassen die Branche<br />
sich rasant weiterentwickeln. Mangelnde Einhaltbarkeit des Patentschutzes aber sorgt für<br />
eine Art Selbstbedienungsladen der Produktentwicklung. Die Industrie stellt ihre Aufwendungen<br />
für Forschung- und Entwicklung vielerorts in Frage. Nur die vermeintlich Großen können<br />
mit ihrem finanziellem Stehvermögen Entwicklungsflops unbeschadet verkraften. Insbesondere<br />
junge, agressive Unternehmen profitieren von den Gepflogenheiten des Marktes. Zusätzlich<br />
brauchen sie nicht auf höchste Qualitäts- und Sicherheitsansprüche Rücksicht nehmen, da<br />
niedrige Preise und Verfügbarkeit kaufentscheidende Faktoren darstellen.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [100]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Massenware “AMS” [100]<br />
3 Tool Support<br />
4 HW / SW Co Design<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
6 Wissensmanagement<br />
7 FuE<br />
8 Globalisierung der Produktion<br />
9 Bildungssystem<br />
Bildungssystem<br />
10 Innovationsdynamik<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
12 Neue Märkte/Marktformen<br />
13 Post Sales Services<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford.<br />
15 Wettbewerbsintensität<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
Breite Palette hochwertiger Entwicklungsumgebungen [100]<br />
Integrierte Systementwicklung nicht st<strong>and</strong>esgemäß [100]<br />
<strong>Software</strong>-Architekten der neuen Generation [100]<br />
XPS durchdringen den Alltag [100]<br />
Nutzen der FuE seitens der Industrie in Frage gestellt [100]<br />
Aufwind der Schwellenländer durch steig. Qualität der Arbeitskräfte [100]<br />
Breite Spitze hochqualifizierender Ausbildungsformen [100]<br />
Dynamische Entwicklung mit Erfolg [100]<br />
Übergreifende St<strong>and</strong>ards [100]<br />
Dynamischer Modulmarkt [100]<br />
Ferndiagnose- und <strong>Software</strong>dienste [67] Tele-Konfig. ohne Service Techniker [33]<br />
Qualität und Sicherheit nicht kaufentscheidend [100]<br />
Innovative Anbieter frischen Wettbewerb auf [100]<br />
“Haifischbecken“ voller Ideen<br />
Einige Key-Player mit h. Reifeg. [67] Open-Source statt teuere SW-Lizenzen [33]<br />
Abbildung 22. Ausprägungsliste Anlagen- und Maschinebau Szenario 3 „Mangelnder<br />
Innovationsschutz im zukunftsorientiertem Maschinenbau“<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 55
Szenario 4: „Mechatronischer Modulmarkt auf dem Vormasch“<br />
Die stürmische Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik in Richtung hoher B<strong>and</strong>breiten<br />
ermöglicht völlig neue Anwendungen über Kommunikationsnetze zu betreiben. Zudem ist<br />
das Preis/Leistungsverhältnis der Kommunikationsanwendungen so attraktiv, dass es zu einem<br />
massiven Ausbau der Telekommunikation kommt. Individuelle, mobile Kommunikationseinrichtungen<br />
ermöglichen eine sichere Kommunikation beliebiger Personen und technischer Produkte<br />
rund um die Welt. Hohe B<strong>and</strong>breiten erlauben den effizienten Einsatz von technischen<br />
Applikationen über die Netze. Durch die Vernetzung entsteht ein globales Dorf. Autonome<br />
vernetzte mechatronische Systeme gehören zum State-of-the-art moderner Industrieerzeugnisse.<br />
Ihre Verbreitung ist dank ihrer günstigen Realisierung durch flexible Module/Komponenten<br />
rasant. Allerdings werden sie nur innerhalb von sicherheitsunkritischen Systemen<br />
eingesetzt wie beispielsweise dem intelligentem Haus. Komplexe Systeme mit Echtzeitanforderungen<br />
im Millisekundenbereich sind derzeit noch nicht ausreichend zuverlässig aufgrund<br />
mangelnder Garantie des Antwortzeitverhaltens einzelner Komponenten. Der Schutz technischen<br />
Vorsprung kann allerdings nicht wirksam gewährleistet werden. Als Folge entsteht ein<br />
floriender Modulmarkt, in dem innovative Anbieter den konventionellen Wettbewerb auffrischen.<br />
Sorgenkind in den Entwicklungsabteilungen ist aber nach wie vor die <strong>Software</strong>. "Feld-Waldund-Wiesen"-<strong>Software</strong>-Werkzeuge<br />
finden aller Orts in den Entwicklungsabteilungen Einsatz.<br />
Charakteristisch sind ihre geringe Mächtigkeit und immense Spezialisierung auf Sonderfälle.<br />
Die <strong>Software</strong>-Tool Kosten sind verhältnismäßig gering und bewegen sich im Shareware-<br />
Bereich. Das erklärt auch ihre hohe Verbreitung und Beliebtheit. Allerdings unterstüzten sie<br />
den durchgängigen Entwicklungsprozeß nur mäßig. Dank der Open-Source Philosophie<br />
gelingt es überhaupt <strong>Software</strong> für mechatronsiche Systeme schnell zu entwickeln. Im großen<br />
und Ganzen bleiben aber komplexerer Aufgabenstellungen software-technisch unbewältig.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [100]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Massenware AMS [100]<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
12<br />
13<br />
Tool Tool Support<br />
HW / SW Co Design<br />
<strong>Software</strong>engineering<br />
Wissensmanagement<br />
FuE<br />
Globalisierung der Produktion<br />
Bildungssystem<br />
Innovationsdynamik<br />
Neue Märkte/Marktformen<br />
Post Sales Services<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
Feld-Wald-und-Wiesen Tools [100]<br />
“Bastellösungen” stillen den Bedarf [100]<br />
<strong>Software</strong>-technische Komplexität unbewältigt [100]<br />
Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen [100]<br />
Signifikant höhere Investitionen beider Seiten [100]<br />
Aufwind der Schwellenländer durch steig. Qualität der Arbeitskräfte [100]<br />
Öffentliche Bildungsversorgung gewährleistet [100]<br />
Dynamische Entwicklung mit Erfolg [100]<br />
Übergreifende St<strong>and</strong>ards [100]<br />
Dynamischer Modulmarkt [100]<br />
Ferndiagnose- und <strong>Software</strong>dienste [33] Tele-Konfig. ohne Service Techniker [67]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Qualität und Sicherheit nicht kaufentscheident [67] Qualitätskrise [33]<br />
15 Wettbewerbsintensität<br />
Innovative Anbieter frischen Wettbewerb auf [100]<br />
“Haifischbecken” voller Ideen [75]<br />
Open-Source statt teuere SW-Lizenzen [100]<br />
Abbildung 23. Ausprägungsliste Anlagen- und Maschinebau Szenario 4<br />
„Mechatronischer Modulmarkt auf dem Vormarsch“<br />
56 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Szenario 5: „Hi-Tech-Anlagen und -Maschinen nur für Spezialanwendungen“<br />
<strong>Software</strong> bestimmt weder Funktionalität noch Kundennutzen entscheidend. Unprofessioneller<br />
Umgang mit <strong>Software</strong> in der Systementwicklung führte in der letzten Vergangenheit zu vielen<br />
Fehlern. Kunden wünschen ausdrücklich verstärkt nur Basisfunktionalität und haben ihr Vertrauen<br />
in software-dominierte Systeme verloren. Der Mißbrauch von Informationsnetzen und<br />
die mangelnde Qualität in sicherheitsrelevanten Umgebungen wirft einen großen Schatten auf<br />
die allgemeine Akzeptanz hoch-technologisierter Systeme. <strong>Software</strong>entwickler stehen zunehmend<br />
unter Erfolgsdruck. Ein oder zwei dominante Anbieter von <strong>Software</strong>entwicklungswerkzeugen<br />
setzen sich durch. Es gelingt ihnen, über 90% des Bedarfs mit ihren Tools abzudecken.<br />
Die Giganten können sich dem Innovationsdruck durch ihre Machtstellung zeitweise verschließen.<br />
Die Innovationsgeschwindigkeit wird gebremst. Effiziente Entwicklungsumgebungen<br />
sind nur für einen hohen Preis zu erwerben. Phasen- und disziplinübergreifendes Arbeiten<br />
unterstützen sie zwar gut, aber der Aufw<strong>and</strong> für die Einarbeitung/Schulung ist verhältnismäßig<br />
hoch. Die gesamten Investitionskosten für derartige Entwicklungsumgebungen (Total Costs of<br />
Ownership) sind nur für teure Produktentwicklungen wirtschaftlich.<br />
St<strong>and</strong>esdenken der einzelnen Ingenieurdiszlipinen verhindert vielerorts die integrierte Systementwicklung.<br />
Da seitens der öffentlichen Bildung nicht mit entscheidenden Impulsen gerechnet<br />
werden kann, treiben die Unternehmen selbstständig viele Grundlegende Enwicklungen an.<br />
Im Rahmen von vorwettbewerblichen Kooperationen gelingt es immerhin, einige - wenn auch<br />
isolierte - St<strong>and</strong>ards zu setzen. Diese ermöglichen zumindest in begrenztem Rahmen Services<br />
wie den Fernbetrieb von st<strong>and</strong>-alone Anlagen.<br />
Unbedeutende Innovationen und moderate Entwicklung des internationalen Geschäfts sorgen<br />
für stabile Wettbewerbsverhältnisse. Lediglich im High-End Segment des Anlagen- und<br />
Maschinenbaus werden für Spezialanwendungen komplexe mechatronische Systeme integriert,<br />
wo es technisch unabdingbar ist. Die Qualität ist hoch, doch die damit verbundenen<br />
Aufwände sind beachtlich. Hohe Preise sind die Konsequenz.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Hochleistungsnetze zwischen Hi-Tech Regionen [100]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Teuere AMS Lösungen für Spezialgebiete [100]<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
12<br />
13<br />
15<br />
Tool Support Support<br />
HW / SW Co Design<br />
<strong>Software</strong>engineering<br />
Wissensmanagement<br />
FuE<br />
Globalisierung Globalisierung der Produktion<br />
Bildungssystem<br />
Innovationsdynamik<br />
Neue Märkte/Marktformen<br />
Post Sales Services<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
Entwicklungsumgebungen nur für hochkomplexe Produkte [100]<br />
Integrierte Systementwicklung nicht st<strong>and</strong>esgemäß [100]<br />
Neue <strong>Software</strong>krise [100]<br />
Komplexität ist für XPS nicht wirtschaftlich durchdringbar [100]<br />
Industrie bewertet FuE als strategisch entscheidend [100]<br />
Verteilte Wirtschaftr. mit Eigenfokus [67] Billiglohnländer g. ins Hintertreffen [33]<br />
Amerikanisches Modell mit privatwirtschaftlicher Förderung [100]<br />
Unbed. Innov. werden umgesetzt [33] Verlangsamung der Innovationsgeschw. [67]<br />
Isolierte St<strong>and</strong>ards [100]<br />
Komplett Lösungsanbieter setzen sich durch [100]<br />
Fernbetrieb von st<strong>and</strong>-alone Anlagen [100]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Hohes Maß an Qualität erforderlich - Preis sekundär [100]<br />
Wettbewerbsintensität<br />
Stabiles Wettbewerbsgefüge [100]<br />
Wirksames Patentsystem [100]<br />
“Microsoft vs. Oracle Variante” [100]<br />
Abbildung 24. Ausprägungsliste Anlagen- und Maschinebau Szenario 5 „Hi-Tech-<br />
Anlagen und -Maschinen nur für Spezialanwendungen“<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 57
Zusammenfassung der Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus<br />
Die Szenarien für den Anlagen- und Maschinenbau verdeutlichen unterschiedliche Zukünfte.<br />
Neben der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie hängt der Erfolg<br />
zukünftiger Anlagen und Maschinen im wesentlichem an effizienten Methoden und Werkzeugen<br />
des <strong>Software</strong>engineerings, der Modularisierung der Produkte sowie dem Vorh<strong>and</strong>ensein<br />
und Einhalten von weitreichenden St<strong>and</strong>ards. Differenzierungen sind vor allem hinsichtlich<br />
betroffener Komponenten und Anwendungen zu erkennen. Sicherheitsrelevante Funktionsgruppen<br />
mit Echtzeitanforderungen können z.B. erst langsam aufgrund der notwendigen<br />
Zuverlässigkeit IT-mäßig vernetzt werden. Kostspielige IT-Anwendungen für den Sondermaschinebau<br />
sind eher denkbar bei vergleichsweisen hohen Entwicklungskosten der <strong>Software</strong>funktionalität.<br />
Neben den Produkten selbst sind aber auch die Umfeldentwicklungen wie Verfügbarkeit von<br />
effizienter <strong>Software</strong>entwicklungsumgebungen oder wirksame Einhaltung des Patentrechts zu<br />
betrachten. Sie stellen entscheidende Weichen hinsichtlich der Konsistenz der möglichen<br />
Zukunftsbilder. Darüber hinaus muss es der Branche gelingen, ingenieurmäßiges St<strong>and</strong>esdenken<br />
der Disziplinen durch Offenheit, breitere Bildung sowie Verknüpfung von Informatik und<br />
Maschinebau entgegen zu treten. Letztendlich aber entscheiden die Kunden mit ihren Qualitätsanforderungen<br />
über den Maßstab der Entwicklungsanstrengungen.<br />
4.2.2 Szenarien der Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Die Szenarien der Automatisierungs- und Produktionstechnik beruhen auf den Zukunftsprojektionen<br />
und Konsistenzwertungen der ausgewählten Schlüsselfaktoren für diese Anwendungsdomäne.<br />
Die Auswertung des Scree-Diagramm führt zu einer Clusterung von insgesamt<br />
fünf Szeanrien. Diese sind nachfolgend beschrieben.<br />
Szenario 1: „Mechatronik beflügelt Automatisierungs- und Produktionsbranche“<br />
Die stürmische Entwicklung der Kommunikationstechnik in Richtung hoher B<strong>and</strong>breiten<br />
ermöglicht völlig neue Anwendungen über Kommunikationsnetze zu betreiben. Autonome<br />
vernetzte mechatronische Systeme gehören zum State-of-the-Art moderner Industrieerzeugnisse.<br />
Sie halten in immer mehr Produkten wie Automobilen oder Weiße Ware Einzug und<br />
agieren zunehmend im Verbund dynamisch und dezentral. Neue Paradigmen der Steuerungsund<br />
Automatisierungstechnik entstehen. Die Beherrschbarkeit selbst komplexer Systeme ist<br />
technisch gewährleistet. Steuerungs- und Regelungseinrichtungen sind in der Regel komplett<br />
vernetzt. Das Spektrum wirtschaftlich erfassbarer physikalischer Größen erlaubt ein einfaches<br />
und umfassendes Telemonitoring. Hersteller bieten online Fehlerbeh<strong>and</strong>lungen mit steigendem<br />
Erfolg an. Die ortsgebundene Wartung nimmt drastisch ab.<br />
Die Wachstumsraten in der Automatisierungs- und Produktionstechnik sind außerordentlich<br />
hoch. Der Siegeszug der Informationstechnik puscht die Unternehmen stetig, Innovationen zu<br />
bringen und die Variantenvielfalt zu erhöhen. Preisdruck herrscht vornehmlich in vereinzelten<br />
Nischen. Insgesamt zeichnet sich ein aufstrebender, dynamischer Markt in einer aufgeklärten<br />
Hi-Tech Gesellschaft ab.<br />
Szenario 2: „Hochkonjunktur bringt neue Anbieter hervor“<br />
Die IuK-Branche boomt. Im Sog der IuK-Branche gewinnt auch die Automatisierungs- und<br />
Produktionstechnik-Branche rasant an Fahrt. IuK-Unternehmen entdecken in der Automatisie-<br />
58 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Szenario4<br />
Konzentration durch<br />
intelligente Massenprodukte<br />
Szenario2<br />
Hochkonjunktur bringt<br />
neue Anbieterhervor<br />
Szenario1<br />
Mechatronik beflügelt<br />
Automatisierungs- und<br />
Produktionstechnik-Branche<br />
Szenario5<br />
Erklärungsbedürftige Produkte<br />
verhindern die Verbreitung<br />
elektronischer Vertriebskanäle<br />
Szenario3<br />
<strong>Software</strong>-Krise hemmt<br />
innovative Entwicklungen<br />
Abbildung 25. Zukunftsraum-Mapping der fünf Szenarien der Automatisierungs- und<br />
Produktionstechnik<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [78]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Mechatronischer Ameisenhaufen [86]<br />
3 Tool Support<br />
Breite Palette hochwertiger Entwicklungsmöglichkeiten [96]<br />
4 HW / SW Co Design<br />
Neues Selbstverständnis der integrierten Systementwicklung[100]<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
<strong>Software</strong>architekten der neuen Generation [100]<br />
6 Wissensmanagement<br />
XPS durchdringen den Alltag [81]<br />
7 FuE<br />
FuE strategisch entscheidend [39] Signifikant höhere Invest. beider Seiten [61]<br />
8 Globalisierung der Produktion Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus [90]<br />
9 Bildungssystem<br />
Bildungssystem<br />
Breite Spitze hoch qualifizierender Ausbildungsformen [91]<br />
10 Technologieakzeptanz<br />
Aufgeklärte Hi Tech Gesellschaft [87]<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT Übergreifende St<strong>and</strong>ards [96]<br />
12 Neue Märkte/Marktformen Diversifikation und Dynamiksteigen rasant [87]<br />
13 Post Sales Services<br />
Online Fehlerbehebung [87]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Hohe MTBF wird vorausgesetzt [86]<br />
15 Wettbewerbsintensität<br />
Diversifizierte Märkte voller NIschenprodukte [87]<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung Wirksames Patentsystem [96]<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter Einige Key-Player mit h. Reifeg. [71] Open-Spurce statt teuere SW Lizenzen [25]<br />
Abbildung 26. Ausprägungsliste Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Szenario 1 „Mechatronik beflügelt Automatisierungs- und Produktionsbranche“<br />
rungs- und Produktionstechnik neue strategische Geschäftsfelder, die sie mit ihrem hohen<br />
technologischem Know-how spielend erobern könnten. Spin-Offs drängen daher in den beste-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 59
henden Wettbewerb, nutzen Distributions- und Service-Netze ihrer “alten Umgebung” und<br />
agrieren zu dem höchst preisaggresiv. Die überschaubare Komplexität der Produkte im AuP-<br />
Umfeld steht nicht im Konflikt mit der Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen.<br />
Das sehen vor allem die Kunden so und setzen daher Qualität voraus. Kennzahlen wie<br />
z.B. Mean Time Between Failure werden zu kaufentscheidenen Kriterien. Ein zusätzlicher<br />
Preis seitens der Kunden wird nicht akzeptiert und ist wegen der vielen Anbieter auch nicht<br />
durchsetzbar. Die Verbreitung autonomer vernetzter mechatronischer Systeme ist dank ihrer<br />
günstigen Realisierung durch flexible Module hoch. Allerdings werden sie nur innerhalb<br />
sicherheitsunkritischen Systemen eingesetzt. Komplexe Systeme mit Echtzeitanforderungen<br />
im Millisekundenbereich sind derzeit noch nicht ausreichend zuverlässig. Dies liegt im besonderen<br />
an der sich zu langsam durchsetzenden integrierten Systementwicklung und den Problemen<br />
im Umgang mit <strong>Software</strong>.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [91]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme SystemeMassenware<br />
AMS [91]<br />
3 Tool Support<br />
Br. Palette hochwert. Entw’umgeb.[50] Entw’umgeb. n. f. hoch-komplexe Prod. [36]<br />
4 HW / SW Co Design<br />
Integr. Systementwickl. nicht st<strong>and</strong>esgemäß [55] Bastellös. st. den Bedarf [32]<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
<strong>Software</strong>-Architekten der neuen Generation [45] Isolation der Informatik [32]<br />
6 Wissensmanagement<br />
Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen [32] XPS durchdringen den Alltag [55]<br />
7 FuE<br />
FuE strategisch entscheident [55] Signifikant höhere Investitionen [45]<br />
8 Globalisierung der der Produktion Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus [86]<br />
9 Bildungssystem<br />
Bildungssystem<br />
Breite Spitze hochqualifizierender Ausbildungsformen [91]<br />
10 Technologieakzeptanz<br />
Aufgeklärte Hi Tech Gesellschaft [100]<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT Übergreifende St<strong>and</strong>ards [100]<br />
12 Neue Märkte/Marktformen Diversifikation und Dynamik steigen rasant [100]<br />
13 Post Sales Services<br />
Intelligente Massenkomponenten [73] Online Fehlerbehebung [27]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Hohe MTBF wird vorausgesetzt [100]<br />
15 Wettbewerbsintensität<br />
Diversifizierte Märkte voller Nischenprodukte[100]<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung Wirksames Patentsystem [95]<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter Open-Source statt teuere SW-Lizenzen [86]<br />
Abbildung 27. Ausprägungsliste Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Szenario 2 „Hochkonjunktur bringt neue Anbieter hervor“<br />
Szenario 3: „<strong>Software</strong>-Krise hemmt innovative Entwicklungen“<br />
Der technologische Fortschritt durchdringt immer mehr Bereiche des Lebens. Allerdings ist<br />
seine Ausbreitungsgeschwindigkeit langsamer als erwartet. Dies liegt vor allem am unprofessionellem<br />
Umgang mit <strong>Software</strong> in der Systementwicklung in den vergangenen Jahren, welcher<br />
zu vielen Fehlern führte. Kunden wünschen ausdrücklich verstärkt wieder<br />
Basisfunktionalität und haben ihr Vertrauen in <strong>Software</strong> dominiernde Systeme verloren. Der<br />
hohe Imageverlust der <strong>Software</strong>-Industrie wirft einen großen Schatten auf die allgemeine<br />
Akzeptanz hochtechnischer Systeme. <strong>Software</strong>entwickler stehen zunehmend unter Erfolgsdruck.<br />
Zwar gelingt es mit hohen Anstrengungen hochwertige Spezialanwendungen zu realisieren,<br />
doch fehlen entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte und übergreifende St<strong>and</strong>ards zu<br />
einer Verbesserung der Situation. Die quasi-monopolistische Stellung der wenigen <strong>Software</strong>tool-Anbieter<br />
verhindern zudem einen schnelleren Wettbewerb der Innovationen.<br />
60 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
1 Kommunikationsnetze<br />
Hochleistungsnetze zwischen Hi-Tech Regionen [100]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Teuere AMS Lösungen für Spezialgebiete [100]<br />
3<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Tool Tool Support<br />
4 HW / SW Co Design<br />
<strong>Software</strong>engineering<br />
Wissensmanagement<br />
FuE<br />
Globalisierung Globalisierung der Produktion<br />
Bildungssystem<br />
Technologieakzeptanz<br />
Neue Märkte/Marktformen<br />
Post Sales Services<br />
Qualitäts- und Sicherheitsanford.<br />
Wettbewerbsintensität<br />
16 Schutz vor technol. Vorsprung<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
Entwicklungsumgebungen nur für hochkomplexe Produkte [100]<br />
Neues Selbstverständnis der integrierten Systementwicklung [100]<br />
Neue <strong>Software</strong>krise [100]<br />
Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen [100]<br />
Industrie bewertet FuE als strategisch entscheidend [100]<br />
Verteilte Wirtschafträume mit Eigenfokus [100]<br />
Amerikanisches Modell mit privatwirtschaftlicher Förderung [100]<br />
Starke Stellung von Wissens-Eliten [100]<br />
Isolierte St<strong>and</strong>ards [100]<br />
Konzentration auf weltweites Angebot [100]<br />
Online Fehlerbehebung [100]<br />
Hohe MTBF wird vorausgesetzt [100]<br />
Konzentration des Angebots stärkt die Intensität [100]<br />
Wirksames Patentsystem [50] Schutzwahn [50]<br />
“Microsoft vs. Oracle” Varianten [100]<br />
Abbildung 28. Ausprägungsliste Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Szenario 3 „<strong>Software</strong>-Krise hemmt innovative Entwicklungen“<br />
Szenario 4: „Konzentration durch intelligente Massenprodukte“<br />
Die Automatisierungs- und Produktionstechnik-Branche steht unter Druck. Die Kunden wünschen<br />
einfache und günstige Komponenten, die schnell konfigurierbar sind. Der Preisdruck<br />
zwingt die Unternehmen die Variantenvielfalt deutlich zu reduzieren. Der härtere Wettbewerb<br />
ist überall zu spüren. Fusionen verschiedenster Unternehmen versuchen das Produktprogramm<br />
bei geringen Varianten zu komplementieren, um so die eigene Wettbewerbsposition zu stärken.<br />
Elektronischer H<strong>and</strong>el findet für weltweiten Vertrieb Verwendung. Die erzielbaren Skaleneffekte<br />
bei Massenproduktion fördern intelligente Massenkomponeten. Die FuE-Anstrengungen<br />
erlauben jetzt Produkte mit hoher Teilintelligenz konstengünstig herzustellen. Fortschritte im<br />
Einsatz lokaler Expertensystemen und Multifunktionssensoren sind hauptsächliche Ursachen.<br />
Eigendiagnose, Systemredundanzen und adaptive Betriebsstrategien machen die Produkteinheiten<br />
relativ fehlerrobust. Die intelligenten Produkte können aufgrund hoher Stückzahlen zu<br />
niedrigen Preisen angeboten werden. Wartungsverträge sind nicht rentabel. Das Service-Technikernetz<br />
wird entscheidend verkleinert. Es herrscht “Fire-<strong>and</strong>-Forget” Strategie bei den Herstellern<br />
vor.<br />
Szenario 5: „Erklärungsbedürftige Produkte verhindern die Verbreitung elektronischer<br />
Vertriebskanäle“<br />
Die Ausbreitung von E-Business Anwendungen (Vertrieb und Service) bleiben in der Automatisierungs-<br />
und Produktionstechnik hinter den Erwartungen zurück. Was für viele Konsumgüter<br />
St<strong>and</strong>ard geworden ist, setzt sich im Investitionsgüterbereich nur vereinzelt durch. Gründe<br />
hierfür liegen zum einen in den erklärungsbedürftigen Produkten und zum <strong>and</strong>eren in den langjährigen<br />
Kunden-Lieferanten Beziehungen, wo Qualität und Liefertreue kaufentscheidend<br />
sind. Trotz der weiten Verbreitung von IuK-Technologien, gelingt es nicht, ausreichende Informationen<br />
für eine online Fehlerbehebung zu erfassen. Die Verarbeitung von fallspezifischem<br />
Wissen in Echtzeit spielt für eingebettete Systeme keine wesentliche Rolle. Weder sind die<br />
Anwendungsfelder ausreichend durch Wissensbasen beschrieben, noch sind die Schlußregeln<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 61
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
12<br />
13<br />
15<br />
Kommunikationsnetze<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [100]<br />
Autonome vern. mecha. Systeme Massenware AMS [100]<br />
Tool Support<br />
HW / SW Co Design<br />
<strong>Software</strong>engineering<br />
Wissensmanagement<br />
FuE<br />
Globalisierung der Produktion<br />
Bildungssystem<br />
Technologieakzeptanz<br />
Neue Märkte/Marktformen<br />
Post Sales Services<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
Breite Palette hochwertiger Entwicklungsumgebungen [100]<br />
Integrierte Systementwicklung nicht st<strong>and</strong>esgemäß [100]<br />
SW-Architekten der neuen Generation [75] Isolation der Informatik [25]<br />
Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen [25] XPS durchdringen den Alltag [75]<br />
Nutzen der FuE in Frage gestellt [75] Signifik. höhere Investit. beider Seiten [25]<br />
Verteilte Wirtschafträume mit Eigenfokus [75] Aufwind der Schwellenländer [25]<br />
Breite Spitze hoch qualifizierender Ausbildungsformen [100]<br />
Aufgeklärte Hi-Tech Gesellschaft [100]<br />
Übergreifende St<strong>and</strong>ards [100]<br />
Konzentration auf weltweites Angebot [100]<br />
Intelligente Massenkomponenten [100]<br />
14 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Hohe MTBF wird vorausgesetzt [100]<br />
Wettbewerbsintensität<br />
Konzentration des Angebots stärkt die Intensität [100]<br />
Schutzwahn [50] “Haifischbecken” voller Ideen [75]<br />
“Microsoft vs. Oracle” Varianten [25] Einige Key-Player mit hohem Reifegrad [75]<br />
Abbildung 29. Ausprägungsliste Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Szenario 4 „Konzentration durch intelligente Massenprodukte<br />
und Constraints für Deduktionssysteme der jeweiligen Fälle erarbeitet. Lediglich simple<br />
Anwendungen von unbedeutender Natur sind realisiert. Einer der Gründ hierfür liegt vor allem<br />
in der unwirtschaftlichen technischen Machbarkeit. Service-Techniker müssen die Mehrzahl<br />
der Problemstellungen vor Ort lösen. Der Bedarf an Service-Verträgen, die Unterstützung in<br />
Problemfällen zu sichern ist folglich hoch. Die Kunden sind auch bereit für Qualitätsst<strong>and</strong>ards<br />
entsprechende Preise zu zahlen. Ein <strong>and</strong>erer Grund liegt in der Vielzahl der isolierten St<strong>and</strong>ards.<br />
Nur wenige Bestrebungen hinsichtlich einer Konvergenz sind zu verzeichnen. Weiterhin<br />
sieht sich die Informatik nicht in der Rolle, für das Qualitätssiegel der <strong>Software</strong> zu sorgen. Formale<br />
Aspekte der <strong>Software</strong>technik stehen im Vordergrund. Die Unternehmen versuchen daher<br />
die Sache selbst in die H<strong>and</strong> zu nehmen, in dem sie stark in unternehmengebundene Aus- und<br />
Weiterbildung sowie in Forschung und Entwicklung investiert.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Hochleistungsnetze zwischen Hi-Tech Regionen [100]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Teuere AMS Lösungen für Spezialgebiete [100]<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Tool Support Support<br />
HW / SW Co Design<br />
<strong>Software</strong>engineering<br />
Wissensmanagement<br />
FuE<br />
Globalisierung Globalisierung der Produktion<br />
Bildungssystem<br />
Technologieakzeptanz<br />
Neue Märkte/Marktformen<br />
Post Sales Services<br />
Qualitäts- und Sicherheitsanford.<br />
Wettbewerbsintensität<br />
16 Schutz von technol. Vorsprung<br />
17 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
Entwicklungsumgebungen nur für hochkomplexe Produkte [100]<br />
Integrierte Systementwicklung nicht st<strong>and</strong>esgemäß [100]<br />
Isolation der Informatik [100]<br />
Komplexität ist für XPS nicht wirtschaftlich durchdringbar [100]<br />
Industrie bewertet FuE als strategisch entscheidend [100]<br />
Verteilte Wirtschafträume mit Eigenfokus [100]<br />
Amerikanisches Modell mit privatwirtschaftlicher Förderung [100]<br />
Starke Stellung von Wissens-Eliten [100]<br />
Isolierte St<strong>and</strong>ards [100]<br />
E-Business wird ignoriert [100]<br />
Fehlerbeseitigung vor Ort [100]<br />
Qualität schlägt sich im Preis nieder [100]<br />
Konzentr. d. Angeb. stärkt d. Intensi. [67] Diversif. Märkte voller Nischenprod. [33]<br />
Wirksames Patentsystem [100]<br />
“Microsoft vs. Oracle” Varianten [33] Einige Key-Player mit hohem Reifegrad [67]<br />
Abbildung 30. Ausprägungsliste Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Szenario 5<br />
62 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Zusammenfassung der Szenarien der Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
Die Szenarien für die Automatisierungs- und Produktionstechnik verdeutlichen unterschiedliche<br />
Zukünfte. Die konsistenten Entwicklungen der Schlüsselfaktoren zeigen ein gespaltenes<br />
Bild, in dem vor allem die Spannungsdreiecke „Qualität-Produktkomplexität-Preis“ und<br />
„Berherrschung von <strong>Software</strong>-Zuverlässigkeit-Anbieter“ die entscheidenden Rollen spielen.<br />
Insbesondere die Berherrschung von <strong>Software</strong> gepaart mit den rasanten Entwicklung auf dem<br />
Gebiet der Sensorik und der Kommunikationstechnik erscheinen als Notwendigkeit für die<br />
Verbreitung von autonomen mechatronsichen vernetzten Systemen und damit zu einer Modularisierung<br />
sowie auch St<strong>and</strong>ardisierungn von Lösungselementen. Ihre Durchdringung in den<br />
Bereich der echzeitfähigen Systeme hängt dabei im wesentlichen von der zuverlässigen und<br />
wirtschaftlichen technischen Machbarkeit ab. Dahingegen kann eine <strong>Software</strong>-Krise im<br />
Bereich der eingebetteten Systeme viele wirtschaftlich notwendige Innovationen behindern<br />
bzw. verzögern. Aus wettbewerblicher Sicht hätte dies starke Konzentrationsbemühungen der<br />
Anbieter zu Folge. Gar könnten die Kunden im Business-to-Business bewußt auf weniger<br />
Informationstechnologie setzen, um ihre Produkte noch an Endkunden vertreiben zu können.<br />
4.2.3 Szenarien der Verkehrstechnik<br />
Die Szenarien der Verkehrstechnik beruhen auf den Zukunftsprojektionen und Konsistenzwer-<br />
Szenario3<br />
Langsame Akzeptanz<br />
technischer Innovationen<br />
tungen der ausgewählten Schlüsselfaktoren für diese Anwendungsdomäne. Die Auswertung<br />
des Scree-Diagramm führt zu einer Clusterung von insgesamt drei Szeanrien. Diese sind nachfolgend<br />
beschrieben.<br />
Szenario 1: „Die mobile Technologie-Gesellschaft“<br />
Szenario2<br />
Sicherheitsstreben bremst<br />
Fortschritt der mobilen<br />
Informationsgesellschaft<br />
Szenario1<br />
Die mobileTechnologie-Gesellschaft<br />
Abbildung 31. Zukunftsraum-Mapping der fünf Szenarien der Verkehrstechnik<br />
Hi-Tech prägt unsere tägliche Fortbewegung. Ob im Auto, Zug oder Flugzeug, ständig werden<br />
wir mit neusten Informationen über das lokale und gobale Geschehen versorgt. <strong>Software</strong> ist<br />
entscheidende Schlüsselkompetenz derzeit. Sie bestimmt einen hohen Anteil des Kundennutzens<br />
und der Unabhänigigkeit der Menschen. Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation<br />
erlauben überall, beliebige Anwendungen zu nutzen. Expertensysteme helfen über kleine Probleme<br />
im Alltag hinweg. Sie sind in vielen Produkten integriert. Umweltgerechte, innovative<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 63
Fahrzeugkonzepte werden bereitwillig von der Gesellschaft aufgenommen. Information und<br />
Mobilität haben einen hohen Stellenwert. Unternehmen konzentrieren sich im Zuge der Optimierung<br />
der Branchenwertschöpfungskette auf ihre Kernkompetenzen. Es entsteht ein offener<br />
Wettbewerb der kernkompetenz-orientierten Unternehmen, die innovative Vehikel entwickeln.<br />
1 Kommunikationsnetze<br />
Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation [78]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme<br />
Mechatronischer Ameisenhaufen [95]<br />
3 Tool Support<br />
Breite Palette hochwertiger Entwicklungmöglichkeiten [100]<br />
4 HW / SW Co Design<br />
Neues Selbstverständnis [100]<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
<strong>Software</strong>architekten der neuen Generation [96]<br />
6 Wissensmanagement<br />
XPS durchdringen den Alltag [81]<br />
7 FuE<br />
Signifikant höhere Investitionen beider Seiten [82]<br />
8 Globalisierung der Produktion<br />
Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus [90]<br />
9 Bildungssystem<br />
Breite Spitze hochqualifizierender Ausbildungsformen [88]<br />
10 Sicherheitsbewußt. d. Menschen<br />
Hohes Maß an Sicherheitsstreben [47] Menschen akzeptieren Fehler [47]<br />
11 Umweltpolitik<br />
Deutschl<strong>and</strong> als umweltpolitisches Vorbild mit innovativen Konzepten [92]<br />
12 Mobilität<br />
Die mobile Gesellschaft [84]<br />
13 Neue Märkte/Marktformen Innovative Vehikel auf dem Vormarsch [84]<br />
14 Post Sales Services<br />
Das Informationsvehikel [78]<br />
15 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Kunden fordern Transparenz [44] Preis für Qualität und Sicherheit wird bezahlt [52]<br />
16 Wettbewerbsintensität<br />
Offener Wettbewerb der Kernkompetenzen [95]<br />
Abbildung 32. Ausprägungsliste Verkehrstechnik Szenario 1 „Die mobile Technologie-<br />
Gesellschaft“<br />
Szenario 2: „Sicherheitsstreben bremst Fortschritt der mobilen<br />
Informationsgesellschaft“<br />
Die Kunden nehmen Qualitäts- und Sicherheitsmängel nicht mehr länger hin. Sie fordern die<br />
strikte Einhaltung der St<strong>and</strong>ards bzw. Erhöhung der Richtwerte und -linien. Im Gegenzug sind<br />
sie aufgrund der Risikovermeidung bereit, den höheren Preis für Sicherheit zu bezahlen.<br />
Unternehmen sind daher in erster Linie bemüht sichere Systeme zu entwickeln. Das geht zu<br />
Lasten der Innovationsgeschwindigkeit. Langsamer als erwartet setzen sich neue Schlüsseltechnologien<br />
in Deutschl<strong>and</strong> fest. Auf internationalen Märkten sehen sich die Unternehmen<br />
allerdings einem härteren Wettbewerb ausgesetzt, in dem sie sich schwer tun, mit teuren Produkten<br />
St<strong>and</strong> zu halten. Neue Märkte und Marktformen sowie produktnahe Dienstleistungen<br />
sind erste im Entstehen.<br />
Szenario 3: „Langsame Akzeptanz technischer Innovationen“<br />
Die aus der zunehmenden Komplexität der technischen Systeme folgende schwerere<br />
Beherrschbarkeit ist die Hauptursache für höhrer Fehleranfälligkeit. Fehlende Möglichkeiten<br />
das gesamte Zust<strong>and</strong>sverhalten zu validieren, führen zu einem Grundmißtrauen. Das Vertrauen<br />
der Gesellschaft in den technologischen Fortschritt ist durch mehrere Katasprophen arg gebeutelt.<br />
Schlechte Aufklärungspotitik ist neben der polarisiernden Presse hauptverantwortlich für<br />
den Image-Schaden. Zuvor unartikulierte Ängste der Bevölkerung werden organisiert gesammelt<br />
und Bürgerinitiativen sowie Interessensvertretungen machen den Herstellern und Betreibern<br />
Druck, mehr Transparenz in der Qualitätssicherung zu schaffen. Die Industrie erkennt den<br />
Forschungsbedarf und investiert viel, die technischen Mängel zu beheben. <strong>Software</strong>-Entwicklung<br />
kämpft in erster Linie noch mit der Komplexität der technischen Systeme. Zusätzlich<br />
besteuert die Regierung die Energiestoffe hoch, was die Unternehmen weiter unter Druck<br />
64 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
1 Kommunikationsnetze<br />
Hochleistungsnetze zwischen Hi Tech Regionen [100]<br />
2 Autonome vern. mecha. Systeme Teuere AMS Lösungen für Spezialgeb. [63] Mechatronischer Ameisenhaufen [38]<br />
3 Tool Support<br />
Br. Palette hochwert. Entw’umgeb.[25] Entw’umgeb. n. f. hoch-komplexe Prod. [75]<br />
4 HW / SW Co Design<br />
Neues Selbstverständnis [63] Integr. Systementwickl. nicht st<strong>and</strong>esgemäß [38]<br />
5 <strong>Software</strong>engineering<br />
<strong>Software</strong>-Architekten der neuen Generation [100]<br />
6 Wissensmanagement<br />
Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen [100]<br />
7 FuE<br />
FuE strategisch entscheidend [75] Signifikant höhere Investitionen [25]<br />
8 Globalisierung der Produktion Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus [100]<br />
9 Bildungssystem<br />
Breite Spitze hochqualifizierender Ausbildungsf. [75] Amerikanisches Modell [25]<br />
10 Sicherheitsbewußt. d. Menschen Gesellschaft hat hohes Maß an Sicherheitsstreben [100]<br />
11 Umweltpolitik<br />
Deutschl<strong>and</strong> als umweltpolitisches Vorbild mit innovativen Konzepten [100]<br />
12 Mobilität<br />
Die mobile Gesellschaft [100]<br />
13 Neue Märkte/Marktformen Innovat. Vehikel auf d. Vormarsch [63] Wenig Anbieter mit modul. Varianten [38]<br />
14 Post Sales Services<br />
D. Informationsvehikel [50] O. Service-Call-Center [25] M. Service Werkstatt [25]<br />
15 Qualitäts- und Sicherheitsanford. Preis für Qualität und Sicherheit wird bezahlt [100]<br />
16 Wettbewerbsintensität<br />
Schlüsseltechnologien werden “eingekauft” [100]<br />
Abbildung 33. Ausprägungsliste Verkehrstechnik Szenario 2 „Sicherheitsstreben bremst<br />
Fortschritt der mobilen Informationsgesellschaft“<br />
setzt, innovative Antriebe zu entwickeln. Die hohen Kosten schränken zudem den Individualverkehr<br />
zunehmend ein.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Kommunikationsnetze<br />
Tool Support<br />
HW / SW Co Design<br />
<strong>Software</strong>engineering<br />
Wissensmanagement<br />
Hochleistungsnetze zwischen Hi Tech Regionen [100]<br />
Autonome vern. mecha. Systeme Teuere AMS Lösungen für Spezialgebiete [95]<br />
Entwicklungsumgebungen nur für hochkomplexe Produkte [89]<br />
Integrierte Systementwicklung nicht st<strong>and</strong>esgemäß [68]<br />
Klassifik. nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen. [47]<br />
Abbildung 34. Ausprägungsliste Verkehrstechnik Szenario 3 „Langsame Akzeptanz technischer<br />
Innovationen“<br />
Zusammenfassung der Szenarien der Verkehrstechnik<br />
Isolation der Informatik [63] <strong>Software</strong>-technische Komplexität unbewältigt [21]<br />
Kompl. für XPS nicht wirtschaft. [53]<br />
FuE<br />
Industrie bewertet FuE als strategisch entscheidend [84]<br />
Globalisierung der Produktion Billiglohnl. g. ins Hintert. [47] Aufw. d. Schwellenl. [21] Vert. Wirt.’r. mit Eigenf. [32]<br />
Bildungssystem<br />
Amerikanisches Modell mit privatwirtschaftlicher Förderung [100]<br />
Sicherheitsbewußt. d. Menschen Sicherheitsbewußtsein reagiert hoch empfindlich auf Katastrophen [100]<br />
Umweltpolitik<br />
Hohe Besteuerung von Energiestoffen [89]<br />
Mobilität<br />
Eingeschränkte Mobilität von Personen und Gütern [100]<br />
Neue Märkte/Marktformen Wenige Anbieter mit modularen Systemen [58] Individ. Lösungen nicht in Sicht. [26]<br />
Post Sales Services<br />
Das Informationvehikel [42] Mobile Service Werkstatt [53]<br />
Qualitäts- und Sicherheitsanford. Latente Angst vor der technischen Beherrschbarkeit [100]<br />
Wettbewerbsintensität<br />
Schlüsseltechnologien werden “eingekauft” [100]<br />
Die Szenarien für die Verkerhrstechnik verdeutlichen im wesentlichen drei unterschiedliche<br />
Zukünfte. Sie sind bestimmt durch das Spannungsfeld Hi-Tech-Einsatz, Sicherheitsstreben und<br />
Akzeptanz gegenüber technischen Systemen. Je nach Dominanz dieser Faktoren werden die<br />
Zukunftsbilder maßgeblich beeinflusst. Eine starke Stellung des Hi-Tech-Einsatzes führt zu<br />
einer Fortbewegung, die ständig durch alle Möglichkeiten der mobilen Informationsversorgung<br />
und Kommunikationstechnik begleitet wird. Deren Verbreitung setzt aber die sichere<br />
Beherrschung von IuK-Technologien sowie der <strong>Software</strong>-Entwicklung voraus. Überwiegt das<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 65
Sicherheitsstreben der Gesellschaft werden Innovationen gebremst, st<strong>and</strong>ort-immanente Nachteile<br />
Deutschl<strong>and</strong>s gestärkt und folgerichtig internationale Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.<br />
Als dritte Variante kann die Aktzeptanz technischer Systeme die Zukunft der Verkehrstechnik<br />
entscheidend bestimmen. Gelingt der Umgang mit der Komplexität der Systeme und der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
nicht zuverlässig, so kann dies zu einem Grundmißtrauen in der Gesellschaft<br />
führen. In Fragestellung des Verkehrsaufkommen und Forderung nach Transparenz können<br />
konsistente Folgen darstellen. In den beiden letzten Fällen kann die Verkehrstechnik aber nur<br />
schwer als Motor für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dienen. Ihre Vorreiter Rolle wäre<br />
in Frage gestellt.<br />
66 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
5 Lösungsansätze<br />
Bei der Erfassung des Ist-Zust<strong>and</strong>es wurden bereits Problemfelder und H<strong>and</strong>lungsbedarf der<br />
Unternehmen identifiziert. Im folgenden Abschnitt werden zu diesen Punkten einzelne<br />
Lösungsansätze vorgestellt. Es h<strong>and</strong>elt sich dabei um technische Lösungen, die jeweils eines<br />
odere mehrere der genannten Problemfelder abdecken. Zu jedem Ansatz wird beschrieben:<br />
• Welche technischen Fragestellungen sind im Rahmen des Ansatzes zu bearbeiten?<br />
• Welche Problemstellungen und welcher von den Unternehmen identifizierte H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
wird durch den Ansatz abgedeckt?<br />
• Welche Verbesserungen ergeben sich durch den Lösungansatz?<br />
Dabei werden die identifizierten Ansätze nach den Themenbereichen<br />
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit (einschließlich Aus- und Weiterbildung)<br />
• Prozeßmanagement (einschließlich Vorgehensmodell, Prozeßphasen)<br />
• Qualitätssicherung<br />
• Konfigurationsmanagement<br />
• Werkzeuge und Beschreibungstechniken<br />
gruppiert. Da diese Aufgabenstellungen schließlich in die Definition von Aktionsfeldern<br />
müden, wird jeweils unterschieden nach<br />
• Ansätzen, die mit dem heutigen St<strong>and</strong> der Wissenschaft, insbesondere mittels Transferleitungen,<br />
kurz- oder mittelfristig umgesetzt werden können, sowie<br />
• Ansätzen, bei denen noch Bedarf für Forschungs- und Entwicklungsleistungen besteht.<br />
Lösungsansätze stellen, wie oben beschrieben, einzelne technische Aufgabenstellungen dar,<br />
die Realisierung beziehungsweise Umsetzung solcher Fragestellungen wird jedoch in diesem<br />
Abschnitt nicht angegangen. Basierend auf der Unterscheidung in kurz- und mittelfristige<br />
Ansätze werden im nachfolgenden Abschnitt 6 mittels geeigneter Strategien Aktionsfelder für<br />
die Umsetzung dieser Ansätze abgeleitet.<br />
5.1 Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
Die Lösungsansätze zu diesem Thema sind zum Teil schon in den Ansätzen zu den <strong>and</strong>eren<br />
Themenschwerpunkten enthalten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit bildet ein Querschnittsthema<br />
zu allen Problemfeldern und Lösungsansätzen, die mit den grundsätzlichen Vorgehensweisen,<br />
mit der Ausbildung und den disziplinspezifischen Qualitätsst<strong>and</strong>ards zu tun<br />
haben. Besonders der Lösungsansatz 5.1.2 „intergriertes Vorgehensmodell” kann nur durch<br />
Unterstützung von interdisziplinären Lösungen und Berücksichtigung der Anforderungen einzelner<br />
Disziplinen sinnvoll bearbeitet werden.<br />
5.1.1 Kurz- bis mittelfristige Lösungsansätze<br />
I. Bereitstellung und Pflege von domänenübergreifenden Terminologiedatenbanken<br />
Häufig werden in einzelnen Disziplinen Begriffe über längere Zeiträume geprägt und angewendet.<br />
Terminologien mit ähnlichen Bedeutungen aber <strong>and</strong>eren Bezeichnungen werden in<br />
den <strong>and</strong>eren Disziplinen verwendet. Ein Beispiel dafür sind die im <strong>Software</strong>bereich mit<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 67
„Metriken" bezeichneten Kenngrößen und Kennwerte zur Beurteilung der Reife von Vorgehensmodellen.<br />
In den Ingenieur – und Wirtschaftswissenschaften werden solche Meßgrößen<br />
als „Kennzahlen und Qualitätsmerkmale" bezeichnet. Damit über die Disziplinen hinweg ein<br />
fruchtbarer Gedankenaustausch stattfinden kann, ist es wichtig mit Hilfe solcher Terminologiedatenbanken<br />
zum einen Begriffe mit mehreren Bedeutungen beziehungsweise einer Bedeutung,<br />
die durch mehrere disziplinspezifische Ausdrücke beschrieben wird, zu identifizieren<br />
und zum <strong>and</strong>ern in einer Art Glossarfunktion wirklich domänenspezifische Begriffe zu erklären.<br />
5.1.2 Langfristige Lösungsansätze<br />
I. Integrierte und praxisorientierte Ausbildung/Studiengänge<br />
Dieser Lösungsansatz betrifft hauptsächlich die Ausbildungs- und Studiengänge an deutschen<br />
Hoch- und Fachochschulen. Abgesehen davon, daß ein Studiengang geschaffen werden<br />
könnte, der die besonderen Anforderungen an Projektingenieure, Entwicklungsleiter und Produktverantwortliche<br />
in Unternehmen, die eingebettete Systeme erstellen, vermittelt, sollten<br />
vorh<strong>and</strong>ene Studien- und Ausbildungsgänge so angepaßt werden, daß die entscheidenden<br />
Fähigkeiten vermittelt werden, welche die Entwicklung und Innovation solcher Systeme problemlos<br />
ermöglichen. Dazu gehört unter <strong>and</strong>erem die Förderung einiger sogenannter "softskills",<br />
wie Kommunikations- und Teamfähigkeit. Die wenigsten Aufgaben in heutigen Studiengängen<br />
sind so gestaltet, daß sie nur im Team und bei regelmäßiger Kommunikation unter<br />
den Kommilitonen gelöst werden können. Diese Fähigkeiten müssen aber frühzeitig verlangt<br />
und mit eigenen Erfahrungen hinterlegt werden. Hierzu müssen außerdem Methoden gelehrt<br />
werden, wie Informationen schnell beschafft und für die jeweilige Situation so aufgearbeitet<br />
und präsentiert werden können, daß sie von <strong>and</strong>eren Teammitgliedern problemlos aufgenommen<br />
werden können. Die Integration von Praxissemestern oder die Einbindung von Studenten<br />
in industrielle Projekte muß tiefer in den Studiengängen verankert werden. Damit wird das<br />
Bild von den zukünftigen Aufgaben und Anforderungen frühzeitig konkret und die Möglichkeit,<br />
vorh<strong>and</strong>ene Fähigkeiten zu erkennen und neue aufzubauen, motiviert.<br />
Im Einzelenen sind folgende Aspekte in die Ingenieur- und Informatikerausbildung zu integrieren:<br />
• Projektmanagementfähigkeiten<br />
• Team- und Kommunikationsfähigkeit<br />
• Praxiserfahrungen<br />
• Disziplinübergreifende Fächerkombinationen<br />
• Embedded-<strong>Systems</strong>-spezifische Fächer<br />
II. Integrierte Projektmanagementmethoden<br />
In jeder Disziplin gibt es spezifische Vorgehensweisen bei der organisatorischen Planung und<br />
Durchführung von Entwicklungsprozessen. Diese Projektmanagementmethoden sind um solche<br />
Ansätze zu erweitern oder zu ergänzen, die eine ideale Zusammenarbeit verschiedener<br />
Entwicklungsteams unterschiedlicher Disziplinen ermöglichen und verbessern.<br />
Im einzelnen sind folgende Aufgaben zu lösen:<br />
• Strukturierung des geplanten Entwicklungsprojektes in geeignete Entwicklungsphasen mit<br />
Teilprojektzielen<br />
68 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Erarbeitung von Arbeitsplänen und H<strong>and</strong>lungsanweisungen zum Erreichen der Teilprojektziele<br />
für jede einzelne Disziplin<br />
• Controlling der Teilprojektziele und Erarbeitung von geeigneten Controllingmethoden dazu<br />
• Risikoabschätzung bei Nichterfüllung der Teilprojektziele und Ableitung von Korrekturmaßnahmen<br />
zur Weiterführung des Projektes<br />
Mit der zu entwickelnden Art von Projektmanagementmethodik sollte vor allem der momentan<br />
schwer planbare Zeitbedarf für die Entwicklung von <strong>Software</strong> optimiert werden. Hier gilt es<br />
Frühwarnsysteme zu integrieren, die Alarm schlagen, sobald ein Projekt zeitlich oder bezüglich<br />
der erwarteten Ergebnisse nicht der Zielplanung entspricht. Dieser Lösungsansatz hat<br />
einen starken Bezug zu dem in Abschnitt 5.1.2 vorgeschlagenem integrierten Vorgehensmodell.<br />
5.1.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze<br />
Folgende Tabelle dient zur Veranschaulichung der Zuordnung zwischen Problemfeldern und<br />
Lösungsansätzen:<br />
Problemfeld Lösungsansatz Zeithorizont<br />
Fehlen gut ausgebildeter Informatiker 5.5.2 I langfristig<br />
Schwierige zeitliche Planbarkeit von Entwicklungsprojekten<br />
5.5.2 II langfristig<br />
Koordinationsprobleme bei großen Projektteams 5.5.2 II langfristig<br />
Informationsbeschaffungstechniken schulen 5.5.2 I<br />
5.5.1 I<br />
Einzelkämpfertum vermeiden 5.5.2 I<br />
5.5.1 I<br />
Schnittstellen zu Marketing/Vertrieb/Management<br />
verbessern<br />
Fähigkeiten vermitteln, die Kundenkontakt verbessern<br />
langfristig<br />
kurz-mittelfristig<br />
langfristig<br />
kurz-mittelfristig<br />
5.5.1 II kurz-mittelfristig<br />
5.5.2 I langfristig<br />
Kontakt zu den Universitäten verbessern 5.5.2 I langfristig<br />
Studiengang Ingenieur-Informatik gleiches Geweicht<br />
geben wie Wirtschaftsinformatik<br />
stärker ingenieurmäßige <strong>Software</strong>entwicklung fördern,<br />
mehr Erfahrungen im Projektmanagement vermitteln<br />
Einbindung von Studenten in Projekte unterstützen<br />
(Erfahrungszuwachs)<br />
In der Informatikerausbildung sollte explizit auf eingebettete<br />
Systeme eingegangen werden.<br />
5.5.2 I langfristig<br />
5.5.2 II langfristig<br />
5.5.2 I langfristig<br />
5.5.2 I langfristig<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 69
5.2 Prozeßmanagement und Vorgehensmodell<br />
5.2.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze<br />
I. Definition st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungen für den <strong>Software</strong>anteil eingebetteter<br />
Systeme als Grundlage für Lasten- und Pflichtenhefte<br />
Während für den Hardwareanteil eingebetteter Systeme st<strong>and</strong>ardisierte Beschreibungsformen<br />
vorliegen, gilt vergleichbares für den <strong>Software</strong>anteil nicht. Die bisher bei der <strong>Software</strong>entwicklung<br />
allgemein eingesetzten Beschreibungsformen sind eher im Bereich der<br />
datenintensiven Systeme angesiedelt (z.B. E/R-Diagramme, Klassendiagramme). Die für<br />
die Aspekte eingebetteter Systeme geeigneten Beschreibungsformen unterscheiden sich je<br />
nach Ansatz und Werkzeughersteller (z.B. State Charts, State Flow Diagrams, ROOM State<br />
Diagrams, etc.). Die Definition geeigneter Beschreibungsformen bietet den Unternehmen<br />
die Möglichkeit, die Anforderungen an den <strong>Software</strong>anteil umfassend, präzise und trotzdem<br />
ausreichend abstrakt und kompakt zu beschreiben. Die Verwendung st<strong>and</strong>ardisierter und<br />
präziser Beschreibungsformen führt zu den folgenden Verbesserungen:<br />
+ Abbau der Hemmschwelle: Dem Setzen eines St<strong>and</strong>ards geht eine eingehende Prüfung<br />
und die Zustimmung durch verschiedene Unternehmen voraus. Dies schafft Vertrauen in<br />
den St<strong>and</strong>ard und führt zu einer schnelleren Akzeptanz der Beschreibungsformen.<br />
+ Präzise Beschreibung von Lasten- und Pflichtenheften: Der Einsatz geeigneter Beschreibungformen<br />
erlaubt es, die Anforderungen an ein System umfassend, vollständig und<br />
dennoch abstrakt zu beschreiben. Damit werden die Möglichkeiten für eine genaue<br />
Beschreibung des Leistungsumfangs sowohl für das zu erstellende System gegenüber<br />
dem Kunden als auch für einzelne Komponenten gegenüber Unterauftragnehmern<br />
geschaffen. Die Verwendung st<strong>and</strong>ardisierter Formen macht es für Kunden wie für<br />
Unterauftragnehmer einfacher, diese Beschreibungen als Vertragsgrundlage zu akzeptieren.<br />
+ Wirkung auf Werkzeughersteller: Liegen st<strong>and</strong>ardisierte Beschreibungsformen vor, so<br />
haben Werkzeughersteller Interesse daran, diesen St<strong>and</strong>ard zu übernehmen, um so ihrem<br />
Produkt eine bessere Akzeptanz zu verschaffen.<br />
+ Einsatz in der Ausbildung: St<strong>and</strong>ardisierte Beschreibungsformen lassen sich gut in die<br />
Ausbildung integrieren und führen so zu einer umfassenden Verbreitung.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden die in Abschnitt 3.3.2, Abschnitt 3.3.3 und Abschnitt<br />
3.3.4 vermissten st<strong>and</strong>ardisierten abstrakten Beschreibungsformen abgedeckt und somit die<br />
Voraussetzungen für eine vollständige abtrakte Beschreibung des <strong>Software</strong>anteils eines <strong>Systems</strong><br />
geschaffen.<br />
II. Entwicklung eines Vorgehensmodells, das spezifisch auf die Bedürfnisse der<br />
Unternehmen im Bereich eingebetteter Systeme zugeschnitten ist<br />
Die aus der <strong>Software</strong>entwicklung bekannten Vorgehensmodelle kommen bei der Entwicklung<br />
eingebetteter Systeme nur in Ansätzen zum Einsatz, vorwiegend beschränkt auf größere<br />
Unternehmen. Dies ist sicher auch darauf zurückzuführen, daß diese Modelle bisher<br />
sehr allgemein gehalten und nicht speziell auf die Bedürfnisse einzelner Anwendungsgebiete<br />
zugeschnitten sind. Neben allgemeiner Anforderungen im Bereich der eingebetteten<br />
Systeme (z.B. einheitliche Beschreibung von Hard- und <strong>Software</strong>funktionalität auf hoher<br />
Ebene) ergeben sich in Abhängigkeit der Klassifikation des Unternehmens auch besondere<br />
Anforderungen:<br />
70 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
+ Einsatz geeigneter Beschreibungsformen (z.B. Berücksichtigung von Echtzeitanforderungen)<br />
+ Leichte Anpaßbarkeit auf den Projektumfang<br />
+ Berücksichtigung der bausteinorientierten Entwicklung in allen Phasen<br />
Durch den Einsatz eines definierten Vorgehensmodells lassen sich für die Unternehmen, vor<br />
allem für traditionelle klein- und mittelständische, wesentliche Vorteile erzielen, insbesondere<br />
hinsichtlich<br />
+ Sicherung der einheitlichen Produktqualität<br />
+ Beurteilung des Projektstatus (einschließlich Abschätzung des Projektumfangs)<br />
+ Wiederverwendung von KnowHow und Entwicklung<br />
Die St<strong>and</strong>ardisierung kann hier - wie auch im Fall der Beschreibungsformen - die Akzeptanz<br />
eines solchen Vorgehensmodells wesentlich fördern. Damit lassen sich die in den<br />
Abschnitten 3.3.2, 3.3.3 und 3.3.4 festgestellten Defizite hinsichtlich geeigneter st<strong>and</strong>ardisierter<br />
Vorgehensmodelle mit ausreichend früher Berücksichtigung des <strong>Software</strong>anteils einschließlich<br />
systematischer und rentabler Enwicklungsdokumenterstellung abdecken.<br />
III. Definition st<strong>and</strong>ardisierter, produktbereichspezifischer St<strong>and</strong>ardarchitekturen und<br />
„hoher“ Schnittstellen für den modularen Aufbau von Systemen aus HW/SW-<br />
Bausteinen<br />
In der <strong>Software</strong>entwicklung gewinnt die Verwendung von Bausteinen und St<strong>and</strong>ardarchitekturen<br />
gerade im Zuge der Objektorientierung zunehmend an Bedeutung. Obwohl gerade<br />
in vielen Bereichen der Entwicklung eingebetteter Systeme ein solcher Ansatz in der ingenieurmäßigen<br />
Tradition der Systementwicklung liegt, finden sich st<strong>and</strong>ardisierte Schnittstellen<br />
eher im Bereich der Hardware oder der <strong>Software</strong>, weniger jedoch bei deren<br />
Kombination. So lassen sich beispielsweise im Bereich des Anlagenbaus Systeme als Kombination<br />
von Stationsmodulen, bestehend aus parametrierten Hard- und <strong>Software</strong>modulen<br />
sowie einem übergeordneten Prozeßmodul, darstellen. Die Verwendung einheitlicher hoher<br />
Schnittstellen (z.B. einheitliche Fehlerbeh<strong>and</strong>lung, einheitliche Steuerung) für ganze Baugruppen<br />
erlaubt eine bausteinorientierte Entwicklung des <strong>Systems</strong> durch Zusammenstellen<br />
solcher Komponenten.<br />
Die Verwendung einheitlicher Architekturen und Schnittstellen ist besonders für die Kombination<br />
von Komponenten verschiedener Hersteller von Bedeutung. Die Verwendung<br />
hoher Schnittstellen erlaubt eine einfachere Integration von verschiedenen Elementen und<br />
Versionen vergleichbarer Baugruppen.<br />
Durch diesen Lösungsansatz lassen sich die Defizite hinsichlich der Definition und Verwendung<br />
von Bausteinen sowie des Einsatzes von St<strong>and</strong>ardarchitekturen, wie in den Abschnitten<br />
3.3.2 und 3.3.4 beschrieben, abdecken.<br />
5.2.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf<br />
I. Definition eines integrierten Vorgehensmodells einschließlich geeigneter<br />
Beschreibungen und Werkzeugunterstützung<br />
In der <strong>Software</strong>technik nimmt die Definition eines durchgängigen, werkzeuggestützten Vorgehensmodells<br />
eine zentrale Rolle ein. Es liegt somit nahe, dies als Klammer der hier<br />
beschriebenen kurz-, mittel- und langfristigen Ansätze zu verwenden. Im Gegensatz zum<br />
kurz- bis mittelfristigen Ansatz spielt hier vor allem die Werkzeugintegration in Form einer<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 71
durchgängigen Werkzeugkette eine wesentliche Rolle. Notwendige Voraussetzung für die<br />
Einführung eines solchen durchgängig werkzeuggestützen Vorgehensmodells ist die<br />
Beh<strong>and</strong>lung der kurz- bis mittelfristigen Aufgabenstellungen, insbesondere die St<strong>and</strong>ardisierung<br />
der Vorgehensweise sowie der Beschreibungsformen. Wesentliche Ziele des integrierten<br />
Vorgehensmodells sollen dabei die Konsistenzüberprüfung beschriebener Systeme<br />
und Komponenten, der Einsatz von Simulation, die Möglichkeit der Generierung von ausführbarem<br />
Code, von Testfällen sowie von Dokumentation sein. Dabei darf sich die Werkzeugunterstützung<br />
wie bisher nicht nur auf die Beh<strong>and</strong>lung der späteren Phasen (ab Design)<br />
beschränken, sondern muß bereits ab der Anforderungsanalyse ansetzen und inbesondere<br />
die Möglichkeit der Dokumentation von Entwurfsentscheidungen sowie der Rückverfolgung<br />
von Anforderungen berücksichtigen.<br />
Im Gegensatz zur mittelfristigen Einführung st<strong>and</strong>ardisierter Vorgehensmodelle für einzelne<br />
Themenbereich der Vordringlichen Aktion sollte ein solches Vorgehensmodell möglichst<br />
übergreifend für den Bereich der eingebetteten Systeme definiert werden. Dies ist vor<br />
allem für eine unternehmensübergreifende Entwicklung von Systemen von Bedeutung, bei<br />
der einzelne Arbeitspakete von unterschiedlichen Unternehmen entwickelt werden. Ein solches<br />
bereichsübergreifendes Vorgehensmodell wird besonders bei der zunehmenden Spezialisierung<br />
von Unternehmen, der damit nötigen Auslagerung von Kompetenzen und dem<br />
Zusammenschluß von Unternehmen für einzelne Entwicklungen wichtig.<br />
Da die bausteinorientierte Entwicklung gerade im Bereich der eingebetteten Systeme mit<br />
der damit verbundenen Variantenvielfalt eine große Rolle spielt, ist auf diesen Bereich<br />
besonderes Gewicht zu legen. Neben den damit verbunden Fragen hinsichtlich geeigneter<br />
Beschreibungstechniken und Werkzeuge sind hier vor allem grundlegende Fragestellungen<br />
wie die Definition von Bausteinen, das Auswählen geeigneter Bausteine aus einem Baukasten<br />
sowie das Konfigurieren und Zusammensetzen von Bausteinen zu Systemen zu bearbeiten.<br />
Dieser langfristige und übergreifende Lösungsansatz deckt - mit unterschiedlicher Gewichtung<br />
- die in den Abschnitten 3.3.2 bis 3.3.4 identifizierten Defizite - ausschließlich der Fragestellungen<br />
der Schulung und Vermittlung der ingenieurmäßigen <strong>Software</strong>entwicklung -<br />
ab.<br />
II. Definition von st<strong>and</strong>ardisierten, produktbereichspezifischen Benchmarking<br />
Methodiken für die Klassifizierung von HW/SW Bausteinen in Verbindung mit<br />
Laufzeitsystemen<br />
Die Spezifikationdes Zeitverhaltens eines eingebetteten <strong>Systems</strong> ist der wesentliche<br />
Best<strong>and</strong>teil der Entwicklung von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme.<br />
Der Bedarf für entsprechende Beschreibungstechniken wird für wichtig erachtet, jedoch<br />
existieren derzeit keine geeigneten Mittel hierfür.<br />
Ein Lösungsansatz für dieses Problemfeld stellt sich zweigeteilt dar.<br />
Die eine Seite betrifft die Bereitstellung von Sprachmitteln für die Beschreibung des Zeitverhaltens.<br />
Diese Thematik wird genauer im Abschnitt über Beschreibungstechniken (5.5)<br />
beh<strong>and</strong>elt.<br />
Die <strong>and</strong>ere Seite benötigt zudem die genaueren Leistungsdaten der verwendeten Bausteine<br />
(ein bausteinorientierter Entwurf vorausgesetzt), um im Vorfeld Aussagen über die Performaz<br />
des Gesamtsystems treffen zu können.<br />
72 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
In den Spezifikationen von Hardwarebausteinen finden sich in der Regel Angaben über die<br />
Leistung beziehungsweise entsprechende Kennwerte wieder. Welche Perfomanz ein solches<br />
System bei einer Verschaltung dieser Bauteile erbringt ist aber schon nicht mehr allzu einfach<br />
zu ermitteln, vor allem dann nicht, wenn die Komplexität der Hardwarezusammenstellung<br />
sich in der <strong>Software</strong> widerspiegelt.<br />
Betrachtet man hingegen <strong>Software</strong>bausteine, sofern sie überhaupt angeboten werden, so<br />
stellt man fest, daß außer den Bibliotheken und einer API (Application Programming Interface)<br />
nichts darüber bekannt ist. Somit wird die Einbindung von externen Bausteinen in<br />
Zukunft zum größten Teil von den Metriken abhängen, mit denen man diese Bausteine<br />
beschreiben wird.<br />
Benchmarking Suiten (Winstone, SPECint/SPECfp (SPEC=System Performance an Evaluation<br />
Cooperative), wie sie in der OFFICE beziehungsweise Workstation Welt Ende der<br />
80iger Jahre zum Vergleich von Rechnerarchitekturen entst<strong>and</strong>en sind, werden im eingebetteten<br />
Bereich nicht die notwendigen Informationen liefern können. Die technischen Anforderungen,<br />
die es zu bearbeiten gilt, sind:<br />
+ Referenzarchitekturen analysieren<br />
+ mehrere realistische und praktisch angewendete Szenarien erstellen<br />
+ Varianten- und Versions/Ausstattungsvielfalt berücksichtigen<br />
+ eine Benchmarking Architektur (Testbench) erstellen, in der mit relativ geringem Aufw<strong>and</strong><br />
eigene Bausteine "gebenchmarked" werden können<br />
+ St<strong>and</strong>ardisierung zur einer weiten Verbreitung verhelfen<br />
Die Vorteile, die sich daraus ergeben sind:<br />
+ für Bausteine, die in der Designphase eingesetzt werden, existieren zu einer Referenzarchitektur<br />
genau spezifizierte und nachvollziehbare Leistungswerte<br />
+ Designentscheidungen bezüglich Laufzeiten können mit diesem Wissen rechtzeitig<br />
durchgeführt werden<br />
+ fehleranfällige H<strong>and</strong>codierung beziehungsweise Optimierung von Assemblercode entfällt,<br />
da bereits im Vorfeld Engpässe festgestellt werden können.<br />
+ keine "trial <strong>and</strong> error" Strategie mehr<br />
III. Rechnerarchitekturspezifikationsmethodik zur automatischen Generierung von<br />
Generatoren<br />
Gewöhnlich entstehen Compiler für Rechnerkerne erst dann, wenn der Kern in seiner Struktur<br />
bereits feststeht. Die Compilerschreiber haben daher den Nachteil hinterher unendlich<br />
viel Optimierungswissen in diese Generatoren integrieren zu müssen.<br />
Die Auswertung der Fragebögen hat gezeigt, daß die Unzufriedenheit in dieser Domäne<br />
sowohl mit der Generierung von Zwischendarstellungsformaten aus Spezifikationssprachen,<br />
als auch mit der Abbildung von Hochsprachencode auf die Zielarchitektur groß ist.<br />
Das bestehende Know-How ist für den Bereich der eingebetteten Systeme nicht ausreichend.<br />
Da in Zukunft immer mehr HW-Bausteine der Peripherie in einen Chip integriert werden,<br />
wird auch dort die Funktionalität und die Komplexität steigen. Dies spiegelt sich letztendlich<br />
in der zu generierenden <strong>Software</strong> wider.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 73
Ein möglicher Ansatz wäre hier die Beschreibung der Kernarchitektur durch eine spezielle<br />
Architekturspezifikation, aus der dann automatisch Generatoren für Hochsprachen bzw.<br />
Spezifikationssprachen generiert werden könnten.<br />
Gerade im Hinblick auf ein integriertes Vorgehensmodell mit neuen bausteinbasierten<br />
Beschreibungstechniken und auf die Vielzahl an verfügbaren Architekturen ist diesbezüglich<br />
ein bedeutender Forschungsbedarf gegeben. Allerdings sind hier existierende Ansätze<br />
aus dem Compilerbau zu evaluieren und auf ihre praxistauglichkeit zu überprüfen.<br />
Für kurz- und mittelfristige Ansätze wäre eine Evaluierung von existierenden Compilern<br />
sinnvoll. Vielfach werden dramatische Codegenerierungsverbesserung durch minimale<br />
Änderungen am Hochsprachencode erreicht.<br />
IV. Automatisiertes Design - Intelligente Bausteine, selbstorganisierende adaptive<br />
dynamische Systeme und Middleware für eingebettete Systeme<br />
Auf lange Sicht gesehen ist eine der Möglichkeiten zur Sicherung von technologischem<br />
Vorsprung, dessen kontinuierlicher Ausbau und die Konzentration auf schwer kopierbare<br />
Innovationen. Gerade in einem so schnell wachsenden und dynamischen Markt, wie den<br />
eingebetteten Systemen ist es wichtig, den momentan eingenommenen Spitzenplatz auch<br />
durch visionäre Technologieansätze zu verteidigen, sonst besteht die Gefahr den Anschluß<br />
an flexiblere massiv geförderte ausländische Unternehmen zu verlieren.<br />
Einige Szenarien (siehe Seite 53ff) haben gezeigt, dass bereits innerhalb der nächste acht<br />
Jahre autonome, dezentral vernetzte intelligente mechatronische Systeme eine zunehmend<br />
stärkere Rolle spielen könnten, weshalb es angeraten erscheint, sich bereits jetzt durch die<br />
Beschäftigung mit den dafür notwendigen technischen und methodischen Grundlagen einen<br />
Vorsprung zu verschaffen.<br />
Ausgehend vom klassischen Begriff der st<strong>and</strong>ardarchitektur- und bausteinbasierten <strong>Software</strong>entwicklung,<br />
besteht die Möglichkeit, effektive Generierung von der reinen Implementierung<br />
unabhängig auf das Design zu erweitern. Ausgehend von einer<br />
Anforderungsspezifikation könnten automatisiert bestehende SW bzw. HW/SW Bausteine<br />
aus einem Fundus ausgewählt werden, die sich selbst zu der gewünschten Applikation vernetzen<br />
und das nicht nur statisch festgelegt auf die Entwicklungsphase.<br />
Damit wäre es möglich eine Maschine sogar während des laufenden Betriebs um zusätzliche<br />
oder neue Module zu erweitern (Hot Plug & Play), notwendige <strong>Software</strong> Änderungen,<br />
oder Erweiterungen könnten über das Internet in die Maschine geladen werden, während sie<br />
läuft oder es wäre möglich, die <strong>Software</strong> im Betrieb zu optimieren.<br />
Neben dem Aufbau einer adäquaten Vetriebsstruktur für Bausteine (auffinden, zertifizieren<br />
von Echtzeit und Sicherheitseigenschaften, automatische Lizensierung usw.) kommt der<br />
Middlware, d.h. der softwaretechnologischen Infrasttruktur für den Betrieb dieser Art von<br />
Systemen und Bausteinen eine gesteigerte Bedeutung zu. Bestehende Ansätze wie SUNs<br />
Jini oder Microsofts UPNP müssen auf ihre Tauglichkeit untersucht und auf die Bedürfnisse<br />
von eingebetteten Systemen angepasst beziehungsweise in diese Richtung erweitert werden.<br />
Dieser Lösungsansatz ist keine direkte Lösung für bereits bestehende Probleme, sondern<br />
stellt eine innovative Möglichkeit dar, sich gegenüber Mitbewerbern zukünftig durch erhöhten<br />
Kundennutzen bei gleichbleibenden Entwicklungsaufwendungen abzuheben.<br />
74 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
5.2.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze<br />
Folgende Tabelle dient zur Veranschaulichung der Zuordnung zwischen Problemfeldern<br />
und Lösungsansätzen:<br />
Problemfeld Lösungsansatz Zeithorizont<br />
Fehlen geeigneter st<strong>and</strong>ardisierter Vorgehensmodelle 5.2.2(I) lang<br />
Aufwendungen (Kosten, Personalressourcen, Zeit<br />
etc.) für Projekte besonders bei stark individueller<br />
Systemfunktionalität oft nicht ausreichend prognostizierbar<br />
bzw. planbar<br />
Fehlen geeigneter, ingenieurmäßig einsetzbarer und<br />
st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungstechniken<br />
Kaum Einsatz von Bausteinen (<strong>Software</strong> oder kombinierte<br />
Hardware/<strong>Software</strong>-Module)<br />
Kaum Einsatz von (unternehmensübergreifenden)<br />
<strong>Software</strong>- bzw.-System-St<strong>and</strong>ardarchitekturen<br />
5.2.2(I) lang<br />
5.2.1(I) kurz-mittel<br />
5.2.1(III) kurz-mittel<br />
5.2.1(III) kurz-mittel<br />
Späte Berücksichtigung der <strong>Software</strong>-Anforderungen 5.2.2(I) lang<br />
Fehlen eines speziellen Vorgehensmodells für eingebettete<br />
Systeme mit Tailoringmöglichkeit<br />
Definition unternehmenübergreifender, st<strong>and</strong>ardisierter<br />
Beschreibungsformen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten für die ingenieurmäßige<br />
Entwicklung von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme<br />
Unvollständige Beschreibung der Anforderungen an<br />
den <strong>Software</strong>anteil bzw. das Verhalten des <strong>Systems</strong><br />
Fehlende Systematik in der Erstellung eines Lastenhefts<br />
sowie der Ableitung eines Pflichtenhefts<br />
Geringer Einsatz von Wiederverwendung in der Analysephase<br />
Abstrakte Beschreibungsformen für die Darstellung<br />
von Systemanforderungen<br />
Rentabilität der Lastenheft/Pflichtenheft-Erstellung<br />
verbessern<br />
Generierung von Benutzerschnittstellen aus Systemanforderungen<br />
Fehlende Systematik bei der Herleitung des Designs<br />
aus den Analysedokumente (Pflichtenheft)<br />
5.2.1(I) ,5.2.2(I) kurz-lang<br />
5.2.1(I) kurz-mittel<br />
Siehe Abschnitt 3.3.1<br />
5.2.1(I) , 5.2.1(II) kurz-mittel<br />
5.2.1(II) kurz-mittel<br />
5.2.2(I) lang<br />
5.2.1(I) kurz-mittel<br />
5.2.1(II) kurz-mittel<br />
5.2.2(I) lang<br />
5.2.1(II) kurz-mittel<br />
Fehlender Einsatz präziser Beschreibungsformen 5.2.1(I) , 5.2.1(II) kurz-mittel<br />
Keine Möglichkeit der Rückverfolgung von den<br />
Designdokumenten zum Pflichtenheft<br />
5.2.2(I) lang<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 75
Problemfeld Lösungsansatz Zeithorizont<br />
Kaum systematische Verwendung von Bausteinen<br />
(Identifikation, Definition, Einsatz)<br />
Definition von unternehmensübergreifenden St<strong>and</strong>ardarchitekturen<br />
für einzelne Produktbereiche<br />
Erstellung von Designvorschriften für einzelne Produktbereiche<br />
5.3 Qualitätssicherung<br />
5.2.1(III) kurz-mittel<br />
5.2.1(III) kurz-mittel<br />
5.2.1(II) kurz-mittel<br />
Ausgereifte und stabile Designwerkzeuge 5.2.2(I) lang<br />
Keine Beschreibung von Zeitaspekten aufgrund fehlender<br />
Beschreibungstechniken<br />
5.1.2(II) mittel-lang<br />
Effiziente und automatische Codegenerierung 5.1.2(III) mittel-lang<br />
Schulung des systematischen und ingenieurmäßigen<br />
Designs<br />
Siehe Abschnitt 3.3.1<br />
Ein naheliegender Ansatz zur Lösung der Probleme bei der Qualitätsicherung im Bereich der<br />
eingebetteten Systeme liegt darin, etablierte Vorgehensweisen der Qualitätssicherung aus dem<br />
Bereich herkömmlicher großer <strong>Software</strong>systeme auch für eingebettete Systeme anzuwenden.<br />
Aufgrund ihrer Besonderheiten unterscheiden sich eingebettete <strong>Software</strong> jedoch grundsätzlich<br />
von denen der gewöhnlichen <strong>Software</strong>systeme. Diese Merkmale (z.B. Echtzeit, engste Verzahnung<br />
von SW/HW/Mechanik) stellen für die Qualitätssicherung der eingebetteten <strong>Software</strong><br />
entscheidende R<strong>and</strong>bedingungen dar, die zu berücksichtigen sind.<br />
Die Trends, welche in den Zukunftszenarien dargestellt werden, zeigen die zukünftige Bedeutung<br />
der Qualitätssicherung von <strong>Software</strong> auf:<br />
• Der zunehmen Einsatz der Modularisierung und die Verbreitung von St<strong>and</strong>ards (siehe dazu<br />
“Zusammenfassung der Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus” auf Seite 58) bedingt,<br />
daß jedes einzelne Modul für sich ausführlich getestet werden muß und parallel zu den Entwicklungsst<strong>and</strong>ards<br />
auch aussagekräftige QS-St<strong>and</strong>ards für eingebettete Systeme entwickelt<br />
werden müssen.<br />
• Zukünftig stellt die Beherrschung der SW-Zuverlässigkeit (siehe dazu “Zusammenfassung<br />
der Szenarien der Automatisierungs- und Produktionstechnik” auf Seite 63) - eine wesentliche<br />
Anforderung intelligenter technischer Produkte - ein großes Problem dar, deren Nachweis<br />
insbesondere durch eine nachvollziehbare SW-QS erreicht werden kann. Dies würde<br />
auch das Sicherheitsbedürfnis der Menschen, welches als ein mögliches Hindernis für die<br />
Verbreitung der Informationstechnik angesehen wird (s. Seite 68), Rechnung tragen.<br />
• Der Trend zu vernetzten mechatronischen Systemen (siehe dazu “Zusammenfassung der<br />
Szenarien der Automatisierungs- und Produktionstechnik” auf Seite 63) wird die Testzugangsmöglichkeiten<br />
wesentlich einschränken und durch die "Verteilung von Intelligenze"<br />
die Komplexität der SW-QS erhöhen.<br />
Die dadurch bedingte zusätzliche Komplexität erfordert neue Ansätze und Lösungen, die im<br />
folgenden beschrieben werden.<br />
76 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
5.3.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze<br />
I. Evaluierung von Werkzeugen und Methoden für die Qualitätssicherung<br />
Für die Qualitätssicherung bei der Entwicklung von St<strong>and</strong>ardsoftware gibt es heute schon<br />
unterschiedlichste Werkzeuge und Methoden. Da der Markt jedoch sehr unübersichtlich ist<br />
und KMUs gewöhnlich nicht die Kapazitäten haben, um deren Tauglichkeit im Bereich der<br />
Entwicklung eingebetteter Systeme zu evaluieren, sollte diese Evaluierung innerhalb eines<br />
Projektes bearbeitet werden.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Werkzeuge zum Testen erfüllen die besonderen Anforderungen eingebetteter Systeme<br />
nur unzureichend<br />
+ Ungenügende Anpaßbarkeit der Testwerkzeuge an den Entwicklungsprozeß und an die<br />
Gegebenheiten des Unternehmens<br />
II. Bewertung von QS-Maßnahmen<br />
Die Qualität und Effektivität von QS-Maßnahmen sind oftmals nur schwer zu bewerten,<br />
oder es gibt wenig Aussagen darüber, was eine bestimmte Maßnahme an Nutzen bringt und<br />
unter welchen Rahmenbedingungen man diese einsetzen sollte. Daher wäre es sinnvoll,<br />
Maßzahlen für QS-Methoden zu ermitteln, welche auch die Besonderheiten der Enwicklung<br />
eingebetteter Systeme berücksichtigen.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Keine systematische Planung und Durchführung der QS<br />
+ Das Ermitteln von Testfällen erfolgt unsystematisch und ist erfahrungsabhängig<br />
+ Werkzeuge zum Testen erfüllen die besonderen Anforderungen eingebettetet Systeme<br />
nur unzureichend<br />
III. Leitfaden für Unternehmen zur Auswahl und Einführung von QS-Maßnahmen<br />
Welche QS-Maßnamen für ein Unternehmen sinnvoll sind, kann man nicht pauschal definieren:<br />
nachdem man Bewertungskriterien für QS-Maßnahmen gefunden hat, müssen diese<br />
an den Gegebenheiten und unterschiedlichen Anforderungen in den Unternehmen gespiegelt<br />
werden. Dies stellt aber eine schwierige Aufgabe für die Unternehmen dar, da dies nur<br />
mit einem hohen Aufw<strong>and</strong> zu bewerkstelligen ist. Daher sollte ein Leitfaden erarbeitet werden,<br />
welcher den Aufw<strong>and</strong> für die Unternehmen entscheidend minimieren würde.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Keine systematische Planung und Durchführung der QS<br />
+ Selten ist eine organisatorische und kompetente Einheit für die SW-Qualität vorh<strong>and</strong>en<br />
+ Das Ermitteln von Testfällen erfolgt unsystematisch und ist erfahrungsabhängig<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 77
5.3.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf<br />
I. QS-Prozeßmodell für eingebettete Systeme<br />
Eingebettete Systeme und deren Qualitätssicherung stellen besondere Anforderungen an<br />
den Entwicklungsprozeß, welche durch die für St<strong>and</strong>ardsoftware existierenden Vorgehensmodelle<br />
nicht vollständig abgedeckt werden. Daher muß ausgehend von vorh<strong>and</strong>enen Vorgehensmodellen<br />
ein an die Anforderungen von eingebetteten Systemen angepaßtes QS-<br />
Prozeßmodell entwickelt werden, welches an die Projektanforderungen adaptierbar ist.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Keine systematische Planung und Durchführung der QS<br />
+ Selten ist eine organisatorische und kompetente Einheit für die SW-Qualität vorh<strong>and</strong>en<br />
II. Methoden für die enwicklungsbegleitende QS<br />
Der größte Aufw<strong>and</strong> der Qualitätssicherung liegt heute am Ende des Entwicklungsprozesses,<br />
nämlich beim Integrations- und Systemtest. Der Grund dafür liegt darin, daß die <strong>Software</strong><br />
ohne das fertige Produkt (z.B. die Maschine) nur beschränkt testbar ist. Da dies<br />
wiederum erst im kritischen Projektpfad zur Verfügung steht und QS-Risiken sehr hoch<br />
sind, bedarf es des Einsatzes neuer Technologien, wie beispielsweise der Simulationstechnik<br />
oder der "ablauffähige Spezifikation", um in den frühen Entwicklungsphasen effektivere<br />
Prüfungen durchführen zu können.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Werkzeuge zum Testen erfüllen die besonderen Anforderungen von eingebetteten Systemen<br />
nur unzureichend<br />
+ Ungenügende Anpaßbarkeit der Testwerkzeuge an den Entwicklungsprozeß und an die<br />
Gegebenheiten des Unternehmens<br />
III. Systematische Ableitung und Beschreibung von Testfällen<br />
Es fehlt an geeigneten Strategien zur Ermittlung und Beschreibung der Testfälle für eingebettete<br />
Systeme. Die Testfälle beinhalten, neben den Eingangs- und Ausgangsdaten noch<br />
die Angabe über das Zeit- und Toleranzverhalten sowie die Interaktion der Komponenten.<br />
Erschwerend kommt hinzu, daß die Tests nicht jeweils eine einzelne Funktion prüfen, sondern<br />
eine Sequenz von Einzelprüfungen darstellen.<br />
Daher stellt das Ermitteln und Beschreiben von Testfällen für eingebettete Systeme eine<br />
große Herausforderung dar, welche es noch zu bewältigen gilt. Ein sinnvoller Ansatz dazu<br />
ist die Entwicklung einer geeigneten Beschreibungstechnik, welche die Besonderheiten von<br />
eingebetteten Systemen berücksichtigt und hinreichend einfach anwendbar ist.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Das Ermitteln von Testfällen erfolgt unsystematisch und ist erfahrungsabhängig<br />
+ Ein geeignetes und einheitliches Beschreibungsmittel für Testfälle fehlt<br />
IV. Testautomatisierung und Wiederverwendung<br />
Die Eigenschaften eingebetteter Systeme und die Forderung nach einer hohen Qualität ziehen<br />
umfangreiche Tests und komplexe Testbetts (mit denen nicht nur die Testszenarien<br />
automatisch ausgeführt werden müssen, sondern auch das technische Umfeld geeignet<br />
angebunden beziehungsweise simuliert/emuliert werden muß) nach sich. Um den Aufw<strong>and</strong><br />
78 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
zu reduzieren und somit die praktische Anwendbarkeit zu gewährleisten, muß ein besonderer<br />
Augenmerk auf die Wiederverwendung und Automatisierung gelegt werden. Beispielsweise<br />
kann der Testfallentwurf durch systematische Wiederverwendung effizienter gestaltet<br />
werden, oder die Werkzeugunterstützung - vor allem der Planungsaspekte - kann die<br />
Anwendungshemmnisse reduzieren helfen und so zur einer effektiveren Qualitätssicherung<br />
beitragen.<br />
Daher ist die Konzeption und Entwicklung einer geeigneten, leicht an die Gegebenheiten<br />
von eingebetteten Systemen anpaßbaren Testumgebung und Testausführung sinnvoll.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Problemfelder abgedeckt:<br />
+ Das Ermitteln von Testfällen erfolgt unsystematisch und ist erfahrungsabhängig<br />
+ Werkzeuge zum Testen erfüllen die besonderen Anforderungen von eingebetteten Systemen<br />
nur unzureichend.<br />
+ Ungenügende Anpaßbarkeit der Testwerkzeuge an den Entwicklungsprozeß und an die<br />
Gegebenheiten des Unternehmens<br />
5.3.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze<br />
Folgende Tabelle dient zur Veranschaulichung der Zuordnung zwischen Problemfeldern und<br />
Lösungsansätzen:<br />
Problemfeld Lösungsansatz Zeithorizont<br />
Keine systematische Planung und Durchführung der<br />
QS<br />
Selten ist eine organisatorische und kompetente Einheit<br />
für die SW-Qualität vorh<strong>and</strong>en<br />
Das Ermitteln von Testfällen erfolgt unsystematisch<br />
und ist erfahrungsabhängig<br />
Ein geeignetes und einheitliches Beschreibungsmittel<br />
für Testfälle fehlt<br />
Werkzeuge zum Testen erfüllen die besonderen<br />
Anforderungen von eingebetteten Systemen nur<br />
unzureichend.<br />
Ungenügende Anpaßbarkeit der Testwerkzeuge an<br />
den Entwicklungsprozeß und an die Gegebenheiten<br />
des Unternehmens<br />
5.4 Konfigurationsmanagement<br />
5.4.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze<br />
5.2.1(II), 5.2.1(III),<br />
5.2.2(I)<br />
kurz-lang<br />
5.2.1(III), 5.2.2(I) kurz-lang<br />
5.2.1(II), 5.2.1(III),<br />
5.2.2(III), 5.2.2(IV)<br />
5.2.2(III) lang<br />
5.2.1(I), 5.2.1(II),<br />
5.2.2(II), 5.2.2(IV)<br />
5.2.1(I), 5.2.2(II),<br />
5.2.2(IV)<br />
kurz-lang<br />
kurz-lang<br />
kurz-lang<br />
I. Technologietransfermaßnahmen<br />
Im kurz- bis mittelfristigen Umfang sind im Bereich von Konfigurationsmanagementproblemen<br />
vor allem Technologietransfermaßnahmen in Erwägung zu ziehen. Für die Unternehmen,<br />
die noch kein Konfigurationsmanagementsystem einsetzen, ist in den meisten Fällen<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 79
die Einführung eines einfachen <strong>Systems</strong> ratsam, auch wenn das Unternehmen in diesem<br />
Bereich bisher nur wenig Probleme identifiziert hat. Auf jeden Fall kann so die Verantwortung<br />
für die Verwaltung der einzelnen Dokumentstände von den Schultern der einzelnen<br />
Mitarbeiter genommen werden und man hat eine einheitliche, zentrale Ablage, in der alle<br />
Stände aller Projekte wieder gefunden und verwaltet werden können.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ Einheitliche Verwaltung elektronischer Dokumente<br />
+ Schutz vor Verlust von System(teilen)<br />
+ Zugriff auf alte Stände<br />
+ Projekthistorien<br />
Dies schafft Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ zentrale Ablageorte und einheitliche Ablagesysteme fehlen teilweise<br />
+ Koordination des Zugriffs auf einzelne Dokumente ungenügend<br />
(Sperren sind nicht vorh<strong>and</strong>en oder müssen umgangen werden)<br />
+ alte Projektstände sind nicht wieder herstellbar<br />
II. Einsatz von optimistischen Sperrverfahren und S<strong>and</strong>box-Methodiken<br />
Für die Gruppe von Unternehmen, die bereits einfache Konfigurationsmanagementsysteme<br />
einsetzen, ist ein Übergang zu optimistischen Sperrverfahren und zu S<strong>and</strong>box-Methodiken<br />
zu erwägen. Hierdurch können mit wenig Aufw<strong>and</strong> meist immer noch vorh<strong>and</strong>ene Reibungsverluste<br />
minimiert werden.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ erhöhte Produktivität der Entwickler<br />
+ auch größere Projekte und größere Teams können koordiniert werden<br />
Dies schafft Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ Änderungen an verschiedenen Dokumenten, die aufein<strong>and</strong>er aufbauen, sind oft unkoordiniert<br />
+ Entwickler-S<strong>and</strong>-Boxes fehlen<br />
(Arbeit wird oft durch Abgleich mit <strong>and</strong>eren Entwicklern unterbrochen)<br />
III. Ausdehnung des Konfigurationsmanagements auf alle Projektphasen und<br />
Dokumenttypen<br />
Ganz allgemein sollte angestrebt werden, daß alle Projektdokumente aller Phasen in die<br />
Konfigurationsverwaltung einbezogen werden, um in allen Bereichen eine optimale Koordination<br />
und Unterstützung zu erreichen. Leider bieten heutige Konfigurationsmanagementsysteme<br />
nur für reine Textdokumente eine ausreichende Unterstützung. Zeichnungen,<br />
Pläne oder Tabellen werden nur eingeschränkt unterstützt.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ Projektweite Konsistenzsicherung<br />
+ geänderte Anforderungen finden garantiert Eingang in die laufende Entwicklung<br />
Dies schafft Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ nicht alle Phasen werden abgedeckt<br />
+ Änderungen an verschiedenen Dokumenten, die aufein<strong>and</strong>er aufbauen, sind oft unkoor-<br />
80 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
diniert<br />
IV. Mitarbeiterschulung<br />
Bei diesen Technologietransferaufgaben ist zu berücksichtigen, daß die Anschaffung des<br />
entsprechenden <strong>Systems</strong> alleine in keiner Weise ausreichend ist. Gerade bei Konfigurationsmanagementsystem<br />
ist eine entsprechende Schulung der Mitarbeiter und eine gezielte Einführungsunterstützung<br />
dringend erforderlich. Der richtige Einsatz von<br />
Konfigurationsmanagementsystemen greift direkt in die Arbeitsweise der einzelnen Entwickler<br />
und in die bestehende Teamorganisation ein.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ Verbessertes Problembewußtsein<br />
+ weitere Verbreitung bewährter Organsisationsformen<br />
Dies schafft Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ schlechter Ausbildungsst<strong>and</strong> der Entwickler<br />
5.4.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf<br />
I. Entwicklung von Mischverfahren für optimistische Sperrververfahren<br />
Im Themenfeld Konfigurationsmanagement konnten vor allem drei Probleme identifiziert<br />
werden, bei denen dringender Forschungsbedarf besteht. Zur besseren Unterstützung von<br />
optimistischen Sperrverfahren und ganz allgemein zur Verbesserung der Teamkoordination<br />
sind halbautomatische Mischverfahren für alle wichtigen Dokumenttypen zu entwickeln.<br />
Bisher wird halbautomatisches Mischen im wesentlichen nur im Bereich von ASCII-Texten<br />
mit Erfolg angew<strong>and</strong>t. Prinzipiell sind diese Techniken auch auf <strong>and</strong>ere Dokumenttypen,<br />
wie Word-Dokumente, CAD-Dokumente und Schaltpläne, übertragbar. Dabei könnte sich<br />
die Entwicklung von Mischverfahren als erstes auf Dokumenttypen konzentrieren, für die<br />
allgemein etablierte und weit verbreitete St<strong>and</strong>ards existieren, so daß ein möglichst großer<br />
Benutzerkreis in den Genuß der entstehenden Vorteile kommen kann. Falls einige Werkzeuge<br />
bereits über interne Mischverfahren verfügen, so ist eine geeignete Anbindung an<br />
bestehende Konfigurationsmanagementsysteme zu entwickeln, die eine einfache Gesamtkonfigurationsverwaltung<br />
erlaubt.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ bewährte Techniken aus dem Bereich der Quelltextverwaltung werden auch in <strong>and</strong>eren<br />
Phasen (Anforderungsdefinition, Entwurf) und für <strong>and</strong>ere Disziplinen (Maschinenbau,<br />
Elekrotechnik) nutzbar<br />
Dies schafft Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ nicht alle Phasen werden abgedeckt<br />
+ Ausdehnung des Konfigurationsmanagements auf weitere Dokumenttypen<br />
(z.B. Word- und Excel-Dateien, Rational-Rose-Files, CAD-Zeichnungen, Schaltpläne)<br />
+ Unterstützung von Mischalgorithmen für das optimistische Sperren auch bei<br />
- Anforderungsdefinitionsdokumenten (z.B. Word- und Excel-Dateien) und<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 81
- Designdokumenten (z.B. Rational-Rose-Files, CAD-Zeichnungen, Schaltpläne, ...)<br />
II. Entwicklung von dokumenttypübergreifenden Konsistenzanalysen<br />
Zur weiteren Verminderung immer noch bestehender Reibungsverluste sind gerade im<br />
Bereich eingebetteter Systeme dokumenttypübergreifende Konsistenzprüfungen zu entwikkeln.<br />
Hier ist besonders der disziplinübergreifende Bereich angesprochen. Geeignete<br />
Konsistenzprüfungen könnten für alle Entwicklungsdokumente eines eingebetteten <strong>Systems</strong><br />
von der Blaupause über die elektronischen Schaltungsanteile bis zur <strong>Software</strong> sicherstellen,<br />
daß Änderungen an einer Stelle an allen betroffenenen Stellen nachgezogen werden. Innerhalb<br />
der reinen <strong>Software</strong>entwicklung ist dieses Problem bereits seit einiger Zeit weitgehend<br />
gelöst und hat hier zu wesentlichen Erleichterungen geführt. Für eingebettete Systeme existieren<br />
aber bisher kaum dokumenttypübergreifende Cross-Checks, die zum Beispiel sicherstellen<br />
könnten, daß nach der Änderung eines Steckers in der Blaupause die entsprechenden<br />
Änderungen im Platinenelayout gemacht werden oder daß nach der Neubelegung einiger<br />
Eingänge die entsprechenden Modifikationen in der <strong>Software</strong> durchgeführt wurden. Das<br />
Fehlen solcher Überprüfungen führt in der Praxis immer wieder zu immensen Reibungsverlusten<br />
durch Realisierung von nicht zuein<strong>and</strong>er passenden Systemkomponenten.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ der für eingebettete Systeme typische und kritische Problembereich der interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit wird dramatisch verbessert.<br />
+ Konsistenz zwischen den mechanischen, elektronischen und programmierten Anteilen<br />
eines <strong>Systems</strong> wird gesichert.<br />
+ Änderungen an mechanischen oder elektronischen Komponenten werden garantiert in<br />
die betroffenen elektronischen oder Programm-Komponenten propagiert.<br />
+ komplexe Produktvarianten werden auch disziplinübergreifend beherrschbar.<br />
Dies schafft Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ nicht alle Phasen werden abgedeckt<br />
+ Dokumenttypübergreifende Konsistenzanalysen<br />
(z.B.Prüfungen ob Änderungen an Schaltungen in der <strong>Software</strong> nachgezogen wurden)<br />
III. Bessere Prozeßunterstützung für Projekte mit mehreren Repositories<br />
(z.B. an mehreren St<strong>and</strong>orten)<br />
Für sehr große Projekte, die auf mehrere St<strong>and</strong>orte verteilt sind, ist eine geeignete und komfortable<br />
Unterstützung der Verteilung von Projektrepositories dringend notwendig. Hier<br />
müssen zunächst für die verschiedenen Anwendungsbereiche geeignete Vorgehensweisen<br />
identifiziert werden. Darauf aufbauend kann dann im nächsten Schritt eine geeignete Werkzeugunterstützung<br />
für diese Vorgehensweisen entwickelt werden.<br />
Verbesserungen auf diesem Gebiet hätten folgende Wirkung:<br />
+ sehr große Projekte werden beherrschbar<br />
Lösung für folgende Probleme:<br />
+ Prozeßunterstützung für die Koordination von Projekten mit mehreren Repositories<br />
(z.B. Multi-Site-Projekte)<br />
82 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
5.4.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze<br />
Folgende Tabelle dient zur Veranschaulichung der Zuordnung zwischen Problemfeldern und<br />
Lösungsansätzen:<br />
Problemfeld Lösungsansatz Zeithorizont<br />
schlechter Ausbildungsst<strong>and</strong> der Entwickler 5.3.1(IV) kurz-mittel<br />
zentrale Ablageorte und einheitliche Ablagesysteme<br />
fehlen teilweise<br />
nicht alle Phasen werden abgedeckt 5.3.1(III), 5.3.2(I),<br />
5.3.2(II)<br />
5.5 Werkzeuge und Beschreibungstechniken<br />
5.3.1(I) kurz-mittel<br />
kurz-lang<br />
alte Projektstände sind nicht wieder herstellbar 5.3.1(I), kurz-mittel<br />
Koordination des Zugriffs auf einzelne Dokumente<br />
ungenügend<br />
(Sperren sind nicht vorh<strong>and</strong>en oder müssen umgangen<br />
werden)<br />
Änderungen an verschiedenen Dokumenten, die aufein<strong>and</strong>er<br />
aufbauen, oft unkoordiniert<br />
Entwickler-S<strong>and</strong>-Boxes fehlen<br />
(Arbeit wird oft durch Abgleich mit <strong>and</strong>eren Entwicklern<br />
unterbrochen)<br />
Dokumenttypübergreifende Konsistenzanalysen stehen<br />
nicht zur Verfügung<br />
Ausdehnung des Konfigurationsmanagement auf<br />
weitere Dokumenttypen<br />
(z.B. Word- und Excel-Dateien, Rational-Rose-Files,<br />
CAD-Zeichnungen, Schaltpläne)<br />
Unterstützung von Mischalgorithmen für das optimistische<br />
Sperren auch bei<br />
- Anforderungsdefinitionsdokumenten<br />
(z.B. Word- und Excel-Dateien) und<br />
- Designdokumenten (z.B. Rational-Rose-Files,<br />
CAD-Zeichnungen, Schaltpläne, ...)<br />
Prozeßunterstützung für die Koordination von Projekten<br />
mit mehreren Repositories (z.B. Multi-Site-<br />
Projekte)<br />
5.3.1(I), kurz-mittel<br />
5.3.1(II), 5.3.1(III) kurz-mittel<br />
5.3.1(II), kurz-mittel<br />
5.3.2(II) mittel-lang<br />
5.3.2(I) mittel-lang<br />
5.3.2(I) mittel-lang<br />
5.3.2(II) mittel-lang<br />
Werkzeuge und Beschreibungstechniken stellen bei der Beschreibung des Ist-Zust<strong>and</strong>es kein<br />
eigenstäniges isoliertes Themengebiet dar, sondern sind lediglich ein thematisch spezialisierter<br />
Ausschnitt des Vorgehens bei der Entwicklung von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme. Ensprechend<br />
sind auch die Lösungsansätze für in diesem Bereich ermittelte Probleme an einigen Stellen<br />
ein Vorschlag zur Verbesserung des Vorgehens, besonders wenn grundlegendere Probleme<br />
behoben werden müssen, deren Ursachen außerhalb des Themenkomplexes Beschreibungstechniken<br />
und Werkzeuge liegen, aber direkt in diesen hineinwirken. Wie auch für den Ist-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 83
Zust<strong>and</strong> gilt, daß Werkzeuge und Beschreibungstechniken die Mittel zur Verwirklichung eines<br />
bestimmten Vorgehens sind. Die zukünftige Bedeutung des Vorh<strong>and</strong>en seins von fundierten,<br />
nützlichen und weit verbreiteten Werkzeugen läßt sich sehr gut aus den im vorigen Hauptabschnitt<br />
beschriebenen Zukunftsszenarien ableiten (siehe dazu z.B. “Zusammenfassung der<br />
Szenarien des Anlagen- und Maschinenbaus” auf Seite 58).<br />
5.5.1 Kurz- bis mittelfristige Ansätze<br />
I. Bestehende Vorurteile und Widerstände abbauen - Wirksamkeit beweisen<br />
Aus genau zuvor genanntem Grund steht und fällt die Realisierung eines gewünschten Vorgehens<br />
natürlich mit der Akzeptanz der einzusetzenden Mittel und genau hier liegt eines der<br />
grundlegendsten ermittelten Probleme (siehe dazu Abschnitt 3.3.9).<br />
Das erste Hindernis auf dem Weg zur Verbesserung der bestehenden Situation ist zunächst<br />
häufig die Tradition, das heißt der Widerst<strong>and</strong> der Betroffenen ein möglicherweise schon<br />
länger praktiziertes Verfahren zu verändern, ohne selbst eine unmittelbare Notwendigkeit<br />
erkennen. Meist kristallisiert sich dieses Verhalten in Vorurteilen, welche die Wirksamkeit<br />
einer bestimmten Maßnahme anzweifeln, ohne konkrete Beweise dafür vorlegen zu müssen.<br />
Eine, wenn auch unbefriedigende Lösungsmöglichkeit ist natürlich zu warten, bis eine<br />
unmittelbare Notwendigkeit besteht, wodurch aber eben ein unerwünschter Effekt bereits<br />
eingetreten ist. Im Gegensatz zu großen Konzernen bringen KMUs in den seltensten Fällen<br />
genügend Resourcen mit, um in einem hart umkämpften Markt mit immer schnelleren Innovationszyklen<br />
die Mittel aufzubringen, sich von einer der hinteren Positionen wieder aus<br />
eigener Kraft an die Spitze zu kämpfen.<br />
Eine bessere Möglichkeit besteht daher darin, die Wirksamkeit und möglicherweise erst<br />
zukünftige Bedeutung zu beweisen. Hier ist also auch die Wissenschaft in der Pflicht, nicht<br />
nur Grundlagen in Form von Beschreibungstechniken und Methoden zu erforschen, sondern<br />
auch deren Wirksamkeit im realen Einsatz zu erproben. Möglicherweise müssen auch<br />
erst noch Techniken erfunden oder verbessert werden, die diese Art von Wirksamkeitsbeweisen<br />
methodisch ermöglichen.<br />
Die Industrie wiederum muß diesen Wirksamkeitsbeweis ermöglichen, indem sie einerseits<br />
die Parameter vorgibt und <strong>and</strong>ererseits die praktische Durchführung ermöglicht und die<br />
gewonnene Information dann auch über adäquate Kanäle verbreitet.<br />
Die grundlegende Bedeutung dieses Lösungsansatzes kann gar nicht oft genug betont werden.<br />
Die Entwicklung der besten Techniken nützt nichts, wenn deren Vorteil nicht angemessen<br />
denen vermittelt werden kann, die sie später einsetzen sollen.<br />
Durch diesen Lösungsansatz werden folgende Probleme abgedeckt:<br />
+ Fehlende Kenntnis der Möglichkeiten<br />
+ Grad des Einsatzes jedem Entwickler freigestellt (fehlendes Problembewußtsein)<br />
+ Unterschiedliche Endkundenanforderungen (sofern durch mangelhaftes Problembewußtsein<br />
und falsche Sparsamkeit bedingt)<br />
Folgende Verbesserungen ergeben sich direkt oder indirekt:<br />
+ Generell verbessertes Problembewußtsein<br />
84 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
+ Die Herausbildung von St<strong>and</strong>ards wird unterstützt<br />
II. Bestehende Nischen- und Speziallösungen nutzen<br />
Einige Firmen haben für ganz spezifische Anforderungen bereits eigene Methoden oder<br />
Werkzeuge entwickelt. Es fehlen jedoch gerade im Bereich der KMUs die Mittel, diese<br />
improvisierten und aus pragmatischen Ansätzen entst<strong>and</strong>enen Produkte so weit zu verbessern,<br />
daß sie auch von <strong>and</strong>eren genutzt werden könnten, die ähnliche Anforderungen haben.<br />
Auch ist niem<strong>and</strong> <strong>and</strong>erer gewillt, in diese Produkte zu investieren, weil der Kreis der möglichen<br />
Abnehmer zunächst als viel zu klein und deshalb kein echter Markt vorh<strong>and</strong>en zu<br />
sein scheint. Die Entwicklung dieser Produkte stellt daher eher ein volkswirtschaftliches<br />
denn ein betriebswirtschaftliches Ziel dar. Weiterhin ist in diesen Lösungen viel praxisorientiertes<br />
Wissen eingeflossen, dessen Auswertung sich für mittel- und längerfristige Vorhaben<br />
lohnen könnte.<br />
Natürlich kann dieser Ansatz maximal mittelfristiger Natur sein. Langfristig gesehen müssen<br />
die stark spezialisierten domänenspezifischen Anforderungen, aus denen diese Lösungen<br />
gewachsen sind durch multidisziplinäre Integration abstrahiert (siehe auch 5.5.2)<br />
werden, die kurzfristige übergangsweise Unterstützung von vorh<strong>and</strong>enen Speziallösungen<br />
kann jedoch zumindestens in bestimmten Teilbereichen eine Milderung folgender Probleme<br />
bewirken:<br />
+ Mangelhafte Werkzeugunterstützung<br />
+ nicht immer auf Anwendungsgebiet zugeschnitte Werkzeuge und Methoden<br />
+ Zu wenig Werkzeuge für Analyse und Test<br />
Der beschriebene Lösungsansatz hat zunächst die Wirkung, daß Nischen und Speziallösungen<br />
allen zugänglich gemacht werden. Mit möglicherweise neuen Vermarktungsmethoden<br />
(z.B. geförderte Open Source bei der Verschlüsselungstechnik) ist es möglich, die Lösungen<br />
eventuell sogar einem größeren Kreis zu erschliessen. Außerdem ist es möglich, daß auf<br />
diesem Wege auch pragmatische Konzepte konserviert und der Forschung zugänglich<br />
gemacht werden, um möglicherweise ihren Weg in langfristige Forschungsergebnisse zu<br />
finden.<br />
III. Erfahrungsaustausch und Evaluierung bestehender Methoden und Werkzeuge<br />
Ein großes kurzfristiges Verbesserungspotential liegt in der Ausnutzung von Synergieeffekten<br />
bei jeweils firmeninternen Evaluierungen bestehender Methoden und Werkzeuge.<br />
Anstatt jeweils eigene beschränkte Mittel nur dafür einzusetzen, einen kleinen Ausschnitt<br />
der vorh<strong>and</strong>enen Möglichkeiten für sich zu begutachten, sollten die Ergebnisse allen Vertretern<br />
einer bestimmten Domäne zugänglich gemacht werden. Gesammelt ergeben die vielen<br />
Einzelerfahrungen einen guten Überblick über den gesamten Markt der Möglichkeiten.<br />
Weiterhin besteht die Möglichkeit, auf diesem Weg direkten Einfluß auf die Werkzeughersteller<br />
zu nehmen oder sogar ihnen gegenüber als gemeinschaftliche Interessensgruppe aufzutreten.<br />
Für die Werkzeughersteller hat es den Vorteil des direkten Kundenfeedbacks und bietet die<br />
Möglichkeit, schnell auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen, ohne eigene Erhebungen<br />
über die Kundenzufriedenheit durchführen zu müssen.<br />
Ein Erfahrungsaustausch bezüglich beziehungsweise eine Evaluierung bestehender Methoden<br />
und Werkzeuge wird folgende Problemfelder adressieren:<br />
+ Fehlende Kenntnis der Möglichkeiten<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 85
+ Grad des Einsatzes jedem Entwickler freigestellt<br />
+ Mangelhafte Werkzeugunterstützung<br />
+ nicht immer auf Anwendungsgebiet zugeschnitten<br />
+ fehlender Überblick über einen dynamischen Markt<br />
+ Qualität der Werkzeuge schlecht<br />
Ein zentraler Erfahrungsaustausch, beispielsweise in der Form einer allen zugänglichen<br />
Werkzeug und Methodendatenbank hat folgende Verbesserungen zur Folge:<br />
+ Genauere Kenntnis der bestehenden Lösungen<br />
+ Notwendigkeit einer teuren umfassenden Marktbeobachtung und Werkzeugbewertung<br />
für die KMUs entfällt<br />
+ Direkte Einflußnahme auf Werkzeughersteller<br />
+ Immer auf dem neusten St<strong>and</strong><br />
+ Stärkere Konkurrenz der Werkzeughersteller führt zu qualitativ hochwertigeren Produkten<br />
+ Mehr Werkzeuge werden verkauft, Preis kann sinken, wodurch sich zusätzliche Kundenkreise<br />
erschliessen<br />
5.5.2 Langfristige Ansätze und Forschungsbedarf<br />
I. Multidisziplinäre Werkzeug & Methodenintegration durch mehr Abstraktion -<br />
Abstraktion als Grundlage für die Unterstützung domänenspezifischer<br />
Anforderungen durch Beherrschung der Komplexität<br />
Dienstorientierte Systemprogrammierung<br />
wachsen würde.<br />
Komponentenorientierte<br />
Dienstprogrammierung<br />
Klassische Komponentenprogrammierung<br />
Klassische Hochsprachenprogrammierung<br />
Der Einsatz von Forschungsmitteln für die bessere<br />
Berücksichtigung von domänenspezifischer<br />
Besonderheiten in<br />
Beschreibungstechniken oder unmittelbar in<br />
Werkzeugen erscheint wenig sinnvoll, da der<br />
volkswirtschaftliche Nutzen im Vergleich zu<br />
den eingesetzten Mitteln nur sehr gering sein<br />
wird. Eine rein technische Integration und die<br />
Beschränkung auf die Berücksichtigung domänenspezifischer<br />
Besonderheiten würde beim<br />
augenblicklichen Zersplitterungsgrad der<br />
Domänenanforderungen unweigerlich zu noch<br />
umfangreicheren und teureren Werkzeugen führen,<br />
und damit nicht ausreichend zur Steigerung<br />
der Produktivität der Anwender führen, da die<br />
Komplexität der Werkzeuge überproportional<br />
gegenüber der Steigerung möglicher Anwender<br />
Statt dessen bieten sich ein Lösungsweg in zwei Schritten an. Zunächst sollte versucht werden,<br />
den Entwicklungsprozeß für <strong>Software</strong> auf das gleiche ingenieurmäßige Niveau zu<br />
heben, wie es in <strong>and</strong>eren Disziplinen beispielsweise bei der Hardwareentwicklung zu finden<br />
ist. Bei der Definition eines gemeinsamen und stark ingenieurmäßig ausgerichteten Entwicklungsprozesses<br />
muß dabei auf die Erfahrungen des Anwendungsbereiches zurückgegriffen<br />
werden, denn dort wurden viele Probleme, die bei der <strong>Software</strong>entwicklung noch<br />
86 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
estehen, bereits gelöst. Vordringlich sind dies ja die hohe Komplexität und große Anforderungsunterschiede<br />
der untersuchten Subdomänen. Hier müssen zur Beherrschung der Komplexität<br />
dringend oberhalb der klassischen Hochsprachenprogrammierung weitere<br />
Abstraktionsebenen etabliert oder eingeführt werden. Der Übergang zu komponenten- und<br />
wiederverwendungsbasierter Entwicklung wäre ein erster Schritt, Systemprogrammierung<br />
auf Basis intelligenter konfigurierbarer <strong>Software</strong>dienste, die zu Anlagenmodulen korrespondieren<br />
ein weiterer. Wenn es gelingt, die praktischen und theoretischen Probleme, die<br />
einem Einsatz zur Zeit noch entgegenstehen, zu lösen, dann würden die Sonderanforderungen<br />
stärker gebündelt und (durch die Schichtung) von den gemeinsamen Anforderungen<br />
getrennt, die dann auch mit wenig Aufw<strong>and</strong> gefördert werden können, die Ergebnisse aber<br />
der gesamten Domäne zugute kommen.<br />
Sind die Grundlagen<br />
geschaffen, die eine Entwicklung<br />
bedarfsgerechter<br />
integrierter Werkzeuge mit<br />
vertretbarem Aufw<strong>and</strong> und<br />
für einen größeren Markt<br />
erlauben, reicht der bereits<br />
existierende Bedarf an diesen<br />
Werkzeugen bei weitem aus,<br />
um durch die Kräfte des<br />
SW-<br />
Vorgehensmodell<br />
Digitales Produktmodell<br />
Mechnik-<br />
Vorgehensmodell<br />
... ...<br />
Marktes zu qualitativ hochwertigen und preisgünstigen Werkzeugen zu kommen.<br />
In einem zweiten Schritt sollte versucht werden, das Abstraktionsniveau noch weiter anzuheben<br />
und die verschiedenen Disziplinen, die von der <strong>Software</strong>entwicklung für ES berührt<br />
werden unter einem gemeinsamen Vorgehensmodell zu vereinen, beispielsweise einem<br />
digitalen Produktmodell, das alle Aspekte eines Produktlebenszyklus in sich vereint und die<br />
verschiedenen Einzelvorgehensmodelle mitein<strong>and</strong>er integriert.<br />
Natürlich besteht hier die<br />
Mehr Abstraktion<br />
Gefahr, daß sich die unter-<br />
Beherrschung der Komplexität<br />
schiedlichenVorgehensmo- Algemeiner einsetzbare Werkzeuge<br />
delle verschiedenener<br />
Kostengünstiger, da größere Verbreitung<br />
Disziplinen nicht integrieren<br />
Weniger Nischen und Spezialprodukte<br />
lassen, ohne daß in einigen<br />
Bereichen zunächst Rückschritte<br />
in Kauf genommen<br />
Flexiblere Werkzeuge<br />
werden müssen. Aus diesem<br />
Leichtere Anpaßbarkeit der Werkzeugean spezielle Anforderungen<br />
Grund ist es wichtig, bereits<br />
Stärkere Verwendung von Werkzeugen<br />
die erste Phase sorgfältig<br />
dahingehend zu planen, daß eine Harmonisierung der Vorgehensmodelle der verschiedenen<br />
Disziplinen angestrebt wird, um dann ihre Integration möglichst verlust- und reibungsfrei<br />
zu realisieren.<br />
Durch diesen Lösungsansatz entsteht zunächst die abgebildete Wirkungskette. Dadurch<br />
ergeben sich Lösungen für folgende Probleme:<br />
+ Einführungskosten zu hoch & laufende Kosten zu hoch => unwirtschaftlich<br />
+ Wenig Werkzeuge für Analyse und Test<br />
+ mangelhafte Integration<br />
+ fehlender Überblick über einen dynamischen Markt<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 87<br />
...
+ Qualität der Werkzeuge schlecht<br />
+ Fehlende Kenntnis der Möglichkeiten<br />
+ Grad des Einsatzes jedem Entwickler freigestellt<br />
+ nicht immer auf Anwendungsgebiet zugeschnitten<br />
+ Keine phasenübergreifende Vorwärts- und Rückwärtsverfolgbarkeit<br />
+ Übergewicht Feindesign/ Implementierung<br />
+ Qualitätsprobleme, wenig Wiederverwendung und Bausteinorientierung, hohe Kosten<br />
5.5.3 Übersicht Problemfelder und Lösungsansätze<br />
Folgende Tabelle dient zur Veranschaulichung der Zuordnung zwischen Problemfeldern und<br />
Lösungsansätzen:<br />
Problemfeld Lösungsansatz Zeithorizont<br />
Beschreibungstechniken:<br />
Unterschiedliche Endkundenanforderungen 5.4.1(I) mittel<br />
Fehlende Kenntnis der Möglichkeiten 5.4.1(I), 5.4.1(III), 5.4.2 kurz-lang<br />
Grad des Einsatzes jedem Entwickler freigestellt<br />
(fehlendes Problembewußtsein)<br />
5.4.1(I), 5.4.1(III), 5.4.2 kurz-lang<br />
Mangelhafte Werkzeugunterstützung 5.4.1(II), 5.4.1(III) kurz-mittel<br />
nicht immer auf Anwendungsgebiet zugeschnitten 5.4.1(II), 5.4.1(III), 5.4.2 kurz-lang<br />
Werkzeuge:<br />
mangelhafte Integration 5.4.2 lang<br />
Einführungskosten zu hoch & laufende Kosten zu<br />
hoch => unwirtschaftlich<br />
5.4.2 lang<br />
fehlender Überblick über einen dynamischen Markt 5.4.1(III), 5.4.2 kurz-lang<br />
Qualität der Werkzeuge schlecht 5.4.1(III), 5.4.2 kurz-lang<br />
Wenig Werkzeuge für Analyse und Test 5.4.1(II), 5.4.2 mittel-lang<br />
Davon abhängige Probleme:<br />
Keine phasenübergreifende Vorwärts- und Rückwärtsverfolgbarkeit<br />
5.4.2 lang<br />
Übergewicht Feindesign/ Implementierung 5.4.2 lang<br />
Qualitätsprobleme, wenig Wiederverwendung und<br />
Bausteinorientierung, hohe Kosten<br />
5.4.2 lang<br />
88 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
6 Aktionsfelder<br />
Im folgenden werden sechs mögliche Vorschläge für Aktionsfelder aufgeführt, die sich aus den<br />
Lösungsansätzen und Szenarien, die im Rahmen der Vordringlichen Aktion ermittelt wurden,<br />
ableiten lassen. Die in Abschnitt 5 erarbeiteten Lösungsansätze stellen technische Lösungen<br />
für die in Abschnitt 3 und 4 identifizierten Problemfelder dar, benötigen aber zu ihrer Realisierung<br />
Umsetzungsmaßnahmen. Die im folgenden beschriebenen Aktionsfelder stellen jeweils<br />
Umsetzungsmechanismen für ganze Bündel solcher Lösungsansätze dar. Dazu wird zu jedem<br />
Aktionsfeld beschrieben:<br />
• Welche Arbeiten sind in diesem Aktionsfeld zu leisten, welche Lösungansätze werden in<br />
diesem Aktionsfeld gebündelt?<br />
• Welcher Zeitrahmen ist für das Aktionsfeld nötig (kurz-, mittel- oder langfristig)?<br />
• Welche Zielgruppe profitiert von den Arbeiten?<br />
• Welche Partner sind zur Durchführung der Arbeiten hinzuzuziehen?<br />
Die vorgestellten Aktionsfelder stellen jedoch keine Projektdefinitionen dar. Wie in Abschnitt<br />
6.7 beschrieben lassen sich je nach Aufw<strong>and</strong> und Ressourcen unterschiedliche Schnitte durch<br />
diese Themenfelder legen, um entsprechende Realisierungsprojekte zu definieren.<br />
6.1 Adaption und Transfer<br />
Zentrale Aufgabe dieses Aktionsfeldes ist die Einführung eines nach dem heutigen St<strong>and</strong> der<br />
Technik und Wissenschaft möglichen Entwicklungsprozesses in kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen. Dabei soll diese Einführung in Form geförderter Projekte mit repräsentativen<br />
Pilotunternehmen durchgeführt werden. Hauptaufgaben bei der Einführung eines Entwicklungsprozesses<br />
sind<br />
• Anpassung vorh<strong>and</strong>ener Vorgehensmodelle (inkl. Kostenmodelle) an die Bedürfnisse kleinund<br />
mittelständischer Unternnehmen in den Anwendungsgebieten der Vordringlichen<br />
Aktion<br />
• Einführung von Konfigurationsmanagement mit Berücksichtigung der Variantenvielfalt<br />
sowie der Interdisziplinarität<br />
• Definition eines Leitfadens zur Qualitätssicherung, zugeschnitten auf die Anwendung für<br />
eingebettete Systeme<br />
In diesem Aktionsfeld werden die folgenden Lösungsansätze aus Abschnitt 5 gebündelt:<br />
• Entwicklung eines Vorgehensmodells, das spezifisch auf die Bedürfnisse der Unternehmen<br />
im Bereich eingebetteter Systeme zugeschnitten ist<br />
• Leitfaden für Unternehmen zur Auswahl und Einführung von QS-Maßnahmen<br />
• Technologietransfermaßnahmen für das Konfigurationsmanagement<br />
• Werkzeuge: Bestehende Nischen- und Speziallösungen nutzen<br />
Entsprechend der Klassifizierung der Lösungsansätze h<strong>and</strong>elt es sich um ein kurzfristig realisierbares<br />
Aktionsfeld, bestehend aus der Definition des Vorgehendmodells sowie entsprechender<br />
Leitfäden für Konfigurationsmanagement und Qualitätssicherung und ihrer Einführung<br />
und Erprobung in den ausgewählten Pilotunternehmen.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 89
Als Zielgruppe für diese Pilotunternehmen eigenen sich besonders kleine und mittlere Unternehmen<br />
mit gleicher Gewichtung von Hardware und <strong>Software</strong> im System, also beispielsweise<br />
im Bereich Maschinen- und Anlagenbau. Diese Unternehmen sind auftragsgetrieben, haben im<br />
allgemeinen eine große Variantenvielfalt von Produkten bei mittlerer Projektlaufzeit und Qualitätsanforderungen<br />
mittlerer Kritikalität. Damit spielt hier ein definiertes Vorgehen mit definierter<br />
Analysephase sowie Projektabschätzungsmöglichkeiten, das Management von<br />
Produktkonfigurationen und eine st<strong>and</strong>ardisierte Qualitätssicherung eine wesentliche Rolle.<br />
Von der Einführung eines solchen Entwicklungsprozesses profitieren nicht nur die Pilotunternehmen.<br />
Die erstellten Modelle und Leitfäden zusammen mit den gewonnenen Erkenntnissen<br />
können auch auf <strong>and</strong>ere Unternehmen der gleichen Zielgruppe übertragen werden sowie bei<br />
diesen mit vermindertem Aufw<strong>and</strong> eingeführt werden. Besonders sinnvoll ist hier das Einführen<br />
einer Schnittstelle zu Aktionsfeld 6.2.<br />
Im Aktionsfeld werden die Teilaufgaben Adaption des St<strong>and</strong>s der Technik sowie Transfer der<br />
angepaßten Ergebnisse bearbeitet. Für die Durchführung dieses Aktionsfelds empfiehlt sich<br />
daher eine Konfiguration mit drei Gruppen:<br />
• Pilotunternehmen der Zielgruppe<br />
• Transfer-Partner<br />
- Fachvereinigungen (z.B. Fachgemeinschaft <strong>Software</strong> des VDMA)<br />
- Beratungshäuser (z.B. <strong>Software</strong>Factory)<br />
• Universitäre Institute mit Kompetenz in den Bereichen<br />
- <strong>Software</strong>technik<br />
- Konfigurationsmanagement<br />
- Qualitätssicherung<br />
6.2 Kompetenzzentrum<br />
Die zentrale Aufgabenstellung dieses Aktionsfelds ist der Aufbau einer Einrichtung zur Sicherung<br />
und Verbesserung von Aus- und Weiterbildung der <strong>Software</strong>entwicklung für die Anwendungsbereiche<br />
eingebetteter Systeme, sowie die Vermittlung aktueller<br />
Technologieentwicklungen. Wesentliche Funktion eines solchen Kompetenzzentrum ist es, als<br />
zentrale Anlaufstelle, besonders für klein - und mittelständische Unternehmen, in softwaretechnologischen<br />
Fragen zu dienen. Die Aufgabenstellung eines solchen Kompetenzzentrums<br />
umfaßt im besonderen Maße:<br />
• Vermittlung der ingenieurmäßigen <strong>Software</strong>entwicklung (Schulungen)<br />
• Anlaufstelle für Transfer aktueller Entwicklung im Bereich <strong>Software</strong>entwicklung für eingebettete<br />
Systeme<br />
• Innovationsdrehscheibe für Diskussion aktueller Trends und Herausforderungen (Workshops)<br />
• Beratungsgremien zur Unterstützung von Studiengangreformen<br />
Neben der generellen Problematik der Bewertung, Umsetzung und Vermittlung der Lösungsansätze<br />
sind insbesondere die folgenden Lösungsansätze betroffen:<br />
• Evaluierung von Werkzeugen und Methoden für die Qualitätssicherung<br />
• Bewertung von QS-Maßnahmen<br />
90 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Konfigurationsmanagement: Technologietransfermaßnahmen<br />
• Einsatz optimistischer Verfahren und S<strong>and</strong>box-Methodiken<br />
• Konfigurationsmanagement: Mitarbeiterschulung<br />
• Werkzeuge/Beschreibungstechniken: Wirksamkeit beweisen/Vorurteile abbauen<br />
• Erfahrungsaustausch/Evaluierung von Werkzeugen<br />
• Integrierte und praxisorientierte Ausbildung/Studiengänge<br />
Darüberhinaus spielt auch die Vorbereitung von Unternehmen auf sich abzeichnenden Technologieändeurngen,<br />
wie in diesem Bereicht durch die Szenarien skizziert, eine wesentliche Rolle.<br />
Entsprechend dem Zeitrahmen der betroffenen Lösungsansätze, dem zeitlichen Aufw<strong>and</strong> zum<br />
Aufbau sowie der Laufzeit einer solchen Einrichtung ist dieses Aktionsfeld als mittel-bis langfristig<br />
einzustufen.<br />
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sind vielfach nicht in der Lage, in gleichem Maße<br />
wie große Unternehmen Ressourcen für die Aus- und Weiterbildung sowie die Beobachtung<br />
aktueller technologischer Entwicklungen bereitzustellen. Dies kann gerade bei Unternehmen<br />
mit gleicher oder stärkerer Gewichtung der Hardware gegenüber der <strong>Software</strong> zu Know-How-<br />
Defiziten bei der <strong>Software</strong>entwicklung führen. Hinsichtlich der damit verbundenen Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit ist die Einrichtung eines solchen Kompetenzzentrums gerade für<br />
kleine und mittlere Betriebe von hoher wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Für die Einrichtung eines Kompetenzzentrums wird neben der fachlichen Kompetenz im<br />
Bereich <strong>Software</strong>technik/eingebettete Systeme insbesondere Kompetenz im Bereich Beratung<br />
und Vermittlung sowie eine Kontaktinfrastruktur (z.B. Fachverb<strong>and</strong>) benötigt. Geeignete Partner<br />
für die Realisierung dieses Aktionsfeldes sind daher<br />
• Fachvereinigungen im Bereich der Ingenieurdisziplinen eingebetteter Systeme (VDMA;<br />
VDI, VDA)<br />
• Beratungshäuser im Bereich <strong>Software</strong> für eingebettete <strong>Software</strong><br />
• Universitäre Institute in beratender Funktion, aus den Bereichen<br />
+ <strong>Software</strong>technik<br />
+ Elektro- und Informationstechnik<br />
+ Maschinenwesen<br />
+ Wirtschaftswissenschaften<br />
+ Arbeitswissenschaften<br />
Bei der Bearbeitung dieses Aktionsfeldes sollten die Ergebnisse der Vordringlichen Aktion<br />
„Kompetenznetzwerke produzierender Unternehmen“ besonders berücksichtigt werden.<br />
6.3 Koordination Werkzeugentwicklung<br />
Zentrale Aufgabenstellung für dieses Aktionsfeld ist es, eine Kontaktplattform für Werkzeughersteller<br />
und KMUs zu schaffen. Diese Kontaktplattform soll als vermittelnde und moderierende<br />
Schnittstelle zwischen den ansonsten gegenüber Werkzeugherstellern nicht ausreichend<br />
repräsentierten kleinen und mittleren Unternehmen dienen. Die Anpassung an spezifische<br />
Bedürfnisse kann beispielsweise in Form von geförderten Pilotprojekten mit KMUs des<br />
Anwendungsbereichs erfolgen. Teilaufgaben dieses Aktionsfelds sind daher:<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 91
• Anlaufstelle für Transfer aktueller Entwicklung im Bereich Entwicklungswerkzeuge für<br />
eingebettete Systeme<br />
• Bündelung der Bedürfnisse von KMUs<br />
• Umsetzung aktueller Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in Werkzeuge zur Nutzung<br />
durch KMUs<br />
Neben den generellen Aufgabenstellungen zu Transfer von Entwicklungen und Moderation<br />
von Bedürfnissen der KMUs sind insbesondere die folgenden Lösungsansätze in diesem Aktionsfeld<br />
zu bearbeiten:<br />
• Definition eines Vorgehensmodells einschließlich geeigneter Beschreibungsformen<br />
• Methoden für die entwicklungsbegleitende QS<br />
• Systematische Ableitung und Beschreibung von Testfällen<br />
• Testautomatisierung und Wiederverwendung<br />
• Konfigurationsmanagement: Ausdehnung auf alle Phasen und Dokumenttypen<br />
• Neue Mischverfahren<br />
• Dokumentübergreifende Konsistenzanalyse<br />
Entsprechend dem Zeitrahmen der bearbeiteten Lösungsansätze h<strong>and</strong>elt es hier um ein mittelbis<br />
langfristig zu bearbeitendes Aktionsfeld.<br />
Bisher sind die Bedürfnisse des von kleinen und mittleren Unternehmen geprägten Bereich des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Produktions- und Automatisierungstechnik von den<br />
im Bereich <strong>Software</strong>entwicklung angesiedelten Werkzeugherstellern nicht ausreichend<br />
berücksichtigt; beispielsweise wurden die dort benötigten Zielplattformen (SPS, Speicherresourcen,<br />
etc.) nicht abgedeckt. So können gerade KMUs dieser Domänen viele existierende<br />
Werkzeuge nicht zur Produktionssteigerung einsetzen.<br />
Geeignete Partner für dieses Aktionsfeld sind<br />
• Pilotunternehmen aus dem KMU-Bereich<br />
• Hersteller von SW-Entwicklungswerkzeugen<br />
• Universitäre Institute aus dem Bereich<br />
+ Maschinenwesen<br />
+ Elektro- und Informationstechnik<br />
+ Informatik<br />
6.4 Unternehmensübergreifende St<strong>and</strong>ardformen<br />
Schwerpunkt dieses Aktionsfeldes ist die Schaffung und Bewertung von St<strong>and</strong>ards im Bereich<br />
eingebetteter <strong>Software</strong>. Hierbei steht nicht die Schaffung von Normen, sondern die Erstellung<br />
von direkt umsetzbaren Vorlagen und Grundkonzepten für die Unternehmen im Vordergrund.<br />
Wesentliche Teilaufgaben sind hierbei:<br />
• Erfassung von Best-Practice-Ansätzen<br />
• St<strong>and</strong>ards für Dokumenten- und Beschreibungsformen (z.B. Lasten- und Pflichtenheft,<br />
Prüfpläne)<br />
92 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• St<strong>and</strong>ardsystemarchitekturen und St<strong>and</strong>ardsystembausteine (z.B. Kommunikationsstruktur,<br />
Fehlerbeh<strong>and</strong>lung)<br />
• St<strong>and</strong>ards für Plattformen (z.B. Echtzeitbetriebssysteme) und St<strong>and</strong>ardrealisierungsarchitekturen<br />
(HW und SW)<br />
Bei der Beh<strong>and</strong>lung dieses Aktionsfeldes sind insbesondere die folgenden Lösungsansätze zu<br />
berücksichtigen:<br />
• Definition st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungen für den <strong>Software</strong>anteil eingebetteter Systeme als<br />
Grundlage für Lasten- und Pflichtenhefte<br />
• Definition st<strong>and</strong>ardisierter, produktspezifischer St<strong>and</strong>ardarchitekturen und „hohe“ Schnittstellen<br />
für den modularen Aufbau von Systemen aus HW/SW-Bausteinen<br />
• QS-Prozeßmodell für eingebettete Systemen<br />
• Terminologiedatenbank<br />
Entsprechend dem zeitlichen Rahmen der bearbeiteten Lösungsansätzen h<strong>and</strong>elt es sich hier<br />
um ein mittel- bis langfristig einzuordnendes Aktionsfeld.<br />
Die Produktentwicklung generell, besonders aber in der Produktionstechnik, erfolgt zunehmend<br />
in stark unternehmensübergreifender Verflechtung spezialisierter Unternehmen. Für die<br />
Steigerung der Produktivität der beteiligten Unternehmen ist daher der Einsatz von St<strong>and</strong>ardformen<br />
in der <strong>Software</strong>entwicklung ebenso von grundlegender Bedeutung wie die Verwendung<br />
von traditioneller St<strong>and</strong>ardbeschreibungsformen, -konstruktionen, -bausteinen und -<br />
schnittstellen der Elektrotechnik und des Maschinenbaus. Damit ist dieses Aktionsfeld sowohl<br />
für kleinere und mittlere als auch für Großunternehmen von wirtschaftlicher Relevanz.<br />
Für die Umsetzung dieses Aktionsfelds ist neben der fachlichen Kompetenz im Bereich <strong>Software</strong>entwicklung<br />
für eingebettete Systeme vor allem die Erfassung der in den Unternehmen<br />
eingesetzen Ansätze und Konzepte sowie die Koordination der Entwicklung solcher St<strong>and</strong>ardformen<br />
notwendig. Geeignete Partner für die Umsetzung dieses Aktionsfelds sind daher:<br />
• Fachgemeinschaften (VDMA, VDI, VA, GI) der Bereiche<br />
+ Maschinenwesen<br />
+ Elektro- und Informationstechnik<br />
+ Informatik<br />
• Universitäre Institute in beratender Funktion aus den Bereichen<br />
+ Maschinenwesen<br />
+ Elektro- und Informationstechnik<br />
+ Informatik<br />
6.5 Integriertes Vorgehensmodell<br />
Ziel dieses Aktionsfeldes ist die Definition eines fach- und unternehmensübergreifenden Vorgehensmodells.<br />
Dieses langfristig angelegte Aktionsfeld stellt daher einerseits Bündelung der<br />
Ergebnisse der vorausgehenden Aktionsfelder dar sowie <strong>and</strong>ererseits die Integration der<br />
Ergebnisse und die Erweiterung um phasen-, fach- und unternehmensübergreifende Aspekte.<br />
Dabei fallen folgende Einzelaufgabenstellungen an:<br />
• Phasenübergreifende Entwicklung<br />
+ Generierung<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 93
+ Rückverfolgung<br />
• Unternehmensübergreifende Entwicklung<br />
• Domänenübergreifende Entwicklung (Informatik, E-Technik, Maschinenbau), Konfiguration<br />
und Konsistenzsicherung<br />
• Kostenmanagement<br />
• Entwicklungsbegleitende Qualitätssicherung<br />
• Bausteine und St<strong>and</strong>ardarchitekturen<br />
• Durchgängige Werkzeugkette<br />
• Rückfluß in den Prozeß (Wartung)<br />
Während prinzipiell auch die in den <strong>and</strong>eren Aktionsfeldern genannten Lösungsansätze zu<br />
bearbeiten sind, liegt hier der Schwerpunkt auf den folgenden Ansätzen:<br />
• Definition st<strong>and</strong>ardisierter Beschreibungen als Grundlage für Lasten- und Pflichtenhefte<br />
• Entwicklung eines Vorgehensmodells, das spezifisch auf die Bedürfnisse der Unternehmen<br />
im Bereich eingebetteter Systeme zugeschnitten ist<br />
• Definition eines Vorgehensmodells einschließlich geeigneter Beschreibungen und Werkzeugunterstützung<br />
• Leitfaden für Unternehmen zur Auswahl und Einführung von QS-Methoden<br />
• QS-Prozeßmodell für eingebettete Systeme<br />
• Methoden für die entwicklungsbegleitende QS<br />
• Systematische Ableitung und Beschreibung von Testfällen<br />
• Testautomatisierung und Wiederverwendung<br />
• Konfigurationsmanagement: Ausdehnung auf alle Phasen und Dokumententypen<br />
• Neue Mischverfahren<br />
• Dokumentenübergreifende Konsistenzanalysen<br />
• Bessere Prozeßunterstützung bei mehreren Repositories<br />
• Werkzeuge: Mehr Abstraktion<br />
• Integrierte Projektmanagementmethoden<br />
Entsprechend dem Zeitrahmen der Lösungsansätze ist dieses Aktionsfeld als langfristige Aufgabenstellung<br />
mit hohem Forschungs- und Entwicklungsbedarf einzustufen. Wichtig bei der<br />
Bearbeitung dieses Aktionsfeldes ist die Berücksichtigung aktueller Gegebenheiten der<br />
Anwendungsgebiete (z.B. SPS-Programmierung) als Ausgangspunkt für eine schrittweise<br />
Migrationsmöglichkeit zu einem übergreifenden Ansatz.<br />
Wegen des hohen Forschungs- und Entwicklungsaufw<strong>and</strong>s liegt hier der Unternehmensschwerpunkt<br />
bei der Durchführung ressourcenbedingt auf größeren Unternehmen. Ein übergreifendes<br />
und integriertes Vorgehensmodell ist jedoch der bestimmende Faktor gerade bei der<br />
unternehmensübergreifenden Systementwicklung mit hohem Qualitätsanspruch. Damit kommt<br />
diesem Aktionsfeld langfristig - vor allem hinsichtlich der sich auch im Produktionssektor<br />
abzeichnenden Entwicklung hin zu Kompetenznetzwerken von Unternehmen - eine zentrale<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung zu.<br />
94 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Geeignete Partner für die Bearbeitung dieses Aktionsfelds sind<br />
• Universitäre Institute mit Kompetenz in den Bereichen<br />
+ Prozeßmanagement und Qualitätssicherung<br />
+ <strong>Software</strong>technik und <strong>Software</strong> <strong>Engineering</strong><br />
+ Qualitätsmanagement, Konfigurationsmanagement und Qualitätssicherung<br />
• Mittlere bis große Unternehmen im Bereich eingebetteter Systeme mit etabliertem Vorgehensmodell<br />
(z.B. Festo, Bosch, DaimlerChrysler, BMW; Siemens)<br />
• Hersteller von SW-Entwicklungswerkzeugen<br />
6.6 Neue Ansätze in der Informationsverarbeitung<br />
Ziel dieses Aktionsfelds ist die Bereitstellung neuer Technologien der Informationsverarbeitung<br />
für die Anwendung im Maschinen/Anlagenbau, der Produktions/Automatisierungs/Verkehrstechnik,<br />
z.B.:<br />
• Netzwerktechnologien (inkl. Internet, Jini, etc.)<br />
• intelligente Bausteine und adaptive Systeme<br />
• OO-Technologien (inkl. CORBA etc.)<br />
• Virtuelle Produktentwicklung<br />
• Entwurfsmuster (design pattern) für eingebettete Systeme<br />
Verbunden mit diesen Themenstellungen ist naturgemäß deren Integration in die <strong>and</strong>eren Aktionsfelder,<br />
insbesondere - wegen des langfristigen Charakters - in das integrierte Vorgehensmodell.<br />
Damit gehen jeweils spezifische Fragestellungen einher, beispielsweise deren Übernahme<br />
in St<strong>and</strong>ardarchitekturen oder Bausteine, Beschreibungsformen und Werkzeuge, Fragen der<br />
Qualitätssicherung oder Konfiguration.<br />
Da bei diesem Aktionsfeld die ständige Beobachtung der aktuellen Entwicklungen im Bereich<br />
<strong>Software</strong>technologien und deren Integration in eingebettete Systeme im Vordergrund steht, ist<br />
dieses Aktionsfeld langfristig und als Forschungs- und Entwicklungsbedarf angelegt.<br />
Zielgruppe für dieses Aktionsfeld sind grundsätzlich alle Unternehmen, für die Durchführung<br />
liegt jedoch ressourcenbeding der Schwerpunkt auf größeren Unternehmen. Diese Technologien<br />
stellen langfristig potentielle Schlüsselfaktoren für Produktinnovationen dar und sind<br />
damit - gerade hinsichtlich der oben beschriebenen exportorientieren Bereiche - von hoher<br />
wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Wegen des hohen Innovationscharakters und der damit bedingten Ressourcenbindung sind für<br />
die Umsetzung des Aktionsfelds geeignete Partner<br />
• Universitäre Institute mit Kompetenz in den Bereichen<br />
+ Prozeßmanagement/Systementwicklung<br />
+ <strong>Software</strong>technik und <strong>Software</strong>entwicklung<br />
+ Qualitätsmanagement, Konfigurationsmanagement und Qualitätssicherung<br />
• Mittlere bis große Unternehmen im Bereich eingebetteter Systeme<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 95
6.7 Projekte<br />
Die vorgeschlagenen Themenfelder erlauben eine Vielzahl unterschiedlicher Möglichkeiten<br />
zur Definition von Projekten in Verbundform. Dabei können unterschiedliche Schnitte durch<br />
diese Aktionsfelder gelegt werden:<br />
• Vertikal: Ein Verbundprojekt deckt einen Abschnitt eines Aktionsfeldes ab<br />
• Aktionsfeld abdeckend: Ein Verbundprojekt deckt den gesamten Inhalt eines Aktionsfeldes<br />
ab<br />
• Horizontal: Ein Verbund deckt einzelne Ausschnitte verschiedener Aktionsfelder ab<br />
Die Sinnfälligkeit solcher Projektdefinitionen ist wesentlich von den R<strong>and</strong>bedingungen (Aufw<strong>and</strong>,<br />
Anzahl und Struktur Partner, Laufzeit) geprägt. Ein Beispiel für einen horizontalen<br />
Schnitt ist:<br />
• Einführung eines bausteinorientierten Vorgehensmodell im Bereich Anlagenbau:<br />
a) Betroffene Aktionsfelder:<br />
- Abschnitt 6.5 "Integriertes Vorgehensmodell": mit Schwerpunkt Bausteinorientierung<br />
- Abschnitt 6.4 "Unternehmensübergreifende St<strong>and</strong>ardformen": St<strong>and</strong>ard-SW-<br />
Architektur für den Anlagenbau<br />
- Abschnitt 6.1 "Adaption und Transfer": unter Verwendung des entwickelten Vorgehensmodells<br />
- Abschnitt 6.2 "Kompetenzzentrum": nach Erprobung des entwickelten Vorgehensmodells<br />
mit Pilotunternehmen<br />
b) Aktionsklasse: kurz-, mittel- und langfristige Anteile<br />
c) Zielgruppe: KMUs aus dem Bereich Anlagenbau<br />
d) Projektpartner: die an den Aktionsfeldern beteiligten Partner ohne Großunternehmen,<br />
evtl. ohne Beteiligung von Werkzeugherstellern<br />
96 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
7 Fragebögen<br />
Für die Befragung der Unternehmen wurden zwei Fragebögen eingesetzt:<br />
• ein Vorabfragebogen zur Einordnung des Unternehmens und zur Vorbereitung auf das<br />
eigentliche Interview<br />
• ein Interviewleitfaden zur detaillierten Befragung der Unternehmen<br />
Beide Fragebögen werden im folgenden wiedergegeben. Zur Auswertung des eigentlichen<br />
Interviews wurde ein Auswertungsbogen eingesetzt, um möglichst unabhängig von den Fachkenntnissen<br />
des Auswerters ein einheitliches Bewertungsschema für alle Themengebieten einsetzen<br />
zu können.<br />
7.1 Vorabfragebogen<br />
Der Vorabbogen wurde den interviewten Unternehmen vor dem eigentlichen Interview zur<br />
eigenständigen Beantwortung zugestellt. Entsprechend den Antworten konnte neben der Einordnung<br />
des Unternehmens so eine möglichst gezielte Befragung vorgenommen werden.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 97
Entwicklung, Produktion und Service von <strong>Software</strong> für eingebettete<br />
Systeme<br />
(Interview – Vorabfragebogen)<br />
1 Zielsetzung des Vorabfragebogens<br />
• Erfassung von Kenntnisst<strong>and</strong> und Umfeld des Interviewpartners<br />
2 Leitfaden für Interview<br />
Hinweise zum Fragebogen:<br />
• Dieser Fragebogen wird im Vorfeld des Interviews schriftlich oder telefonisch beantwortet. Bei einer schriftlichen<br />
Auswertung bitte acht Tage vor dem Interview an den Interviewenden zurücksenden.<br />
• Anh<strong>and</strong> der Antworten kann eine Vorauswahl der Module für das Hauptinterview durchgeführt werden.<br />
2.1 Strukturelle Einordnung<br />
2.1.1 Fragen zum Unternehmen als Ganzes<br />
Z1: Struktur: Mitarbeiterzahl:........................................... (deutschl<strong>and</strong>weit),<br />
Umsatz:....................................................<br />
Z2: Produkte (Produktspate):...........................................................................................<br />
2.1.2 Fragen zur Einordnung des Teilbereiches des Befragten (z.B. <strong>Software</strong>&Systemabteilung/<br />
Electrical <strong>Engineering</strong>) in das Unternehmen als Ganzes<br />
Z3: Struktur: Mitarbeiterzahl:...........................................Umsatz:..................................................<br />
Z4: Produkte: Produktsparte:..........................................,<br />
<strong>Software</strong>anteil (an den gesamten Entwicklungskosten):.........................%<br />
Z5: Schnittstellen, d.h. Personen, mit denen der Entwickler während des Entwicklungsprozesses der <strong>Software</strong> in<br />
einer oder mehrerer der Phasen kommuniziert (zutreffende bitte ankreuzen)<br />
❏Kunde<br />
❏Produktplanung<br />
❏Marketing<br />
❏Vertrieb<br />
❏Entwicklung<br />
❏Service<br />
❏systematischer Austausch von Informationen<br />
2.1.3 Art der erstellten <strong>Software</strong><br />
Z6: Art der <strong>Software</strong><br />
❏St<strong>and</strong>ardsoftware (Anzahl der Installationen einer Version > 100)<br />
❏ Individualsoftware (Anzahl der Installationen einer Version _ 100)<br />
2.1.4 Hintergrund des/der Befragten<br />
Z7: Ausbildungsrichtung<br />
❏Ingenieur (E-Technik, Maschinen/Anlagenbau,<strong>and</strong>ere)<br />
❏Informatiker<br />
❏Betriebswirt<br />
Z8: Bisherige Einsatzgebiete<br />
❏Implementierung<br />
❏Entwicklung<br />
❏Konzeption<br />
❏Technische Beratung<br />
❏Management<br />
❏Andere:....................................................................................<br />
98 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
2.2 Einstiegsfragen zur Ist-Situation des Befragten<br />
2.2.1 Vorgehensmodell<br />
2.2.1.1 Allgemeine Fragen zum Qualitätsmanagement<br />
Z9: Verwenden Sie ein st<strong>and</strong>artisiertes QM-System?<br />
❏Nein<br />
❏Ja, für die HW-Entwicklung das QM-System<br />
...........................................................................................<br />
❏Ja, für die SW-Entwicklung das QM-System<br />
...........................................................................................<br />
❏Ja, für die HW- und SW-Entwicklung das QM-System<br />
...........................................................................................<br />
2.2.1.2 Allgemeines zum Vorgehensmodell<br />
Z10: Zwischen welchen Phasen der Entwicklung von technischen Systemen und von Embedded <strong>Software</strong> unterscheiden<br />
Sie im Entwicklungsprozeß?<br />
.....................................................................................................................................<br />
.....................................................................................................................................<br />
.....................................................................................................................................<br />
.....................................................................................................................................<br />
Z11: Haben diese Phasen definierte Grenzen?<br />
❏Nein<br />
❏Ja<br />
2.2.1.3 Modul: Anforderungsanalyse und –definition<br />
A1: Exisitiert eine eigene Anforderungsanalysephase (d.h. eine Phase zur Festlegung der Anforderungen/Pflichtenheft)?<br />
❏Nein<br />
❏Ja<br />
2.2.1.4 Modul: Design/Entwurf (Nicht Code-Design)<br />
D1: Gibt es im Entwurfsprozeß eine eigenständige Designphase? (Merkmale sind Modularisierung des <strong>Systems</strong> in<br />
Funktionalitätem, Verteilungsaspekte (Zuordnung von Funktionen zu Modulen))<br />
❏Nein<br />
❏Ja<br />
D2: Wird das Design werkzeugunterstützt durchgeführt?<br />
❏Nein<br />
❏Ja, mit dem Werkzeug ...........................................................................................<br />
D3: Wird beim Design zwischen Grob- und Feindesign unterschieden? (Grobdesign mit Aufteilung in grobgranulare<br />
Komponenten/Funktionalitäten, Feindesign mit Entwicklung von Funktionseinheiten entsprechend dem Grobdesign)?<br />
❏Nein<br />
❏Ja<br />
2.2.1.5 Modul: Implementierung<br />
I1: Welche Größe haben die implementierten Systeme (mögliche Maße: Größenordnung in LOC/Personenmonaten/Funktionen,<br />
bitte kennzeichnen)?<br />
.......................... LOC/PM/No.Funktionen<br />
I2: Verwendet das realisierte System ein Realzeitbetriebssystem?<br />
❏Nein<br />
❏Ja, das Betriebssystem.............................................................................<br />
2.2.1.6 Modul: Qualitätssicherung<br />
Q1: Wie groß ist der Aufw<strong>and</strong> bezüglich Personalstärke und Kosten (Personal + Ressourcen)?<br />
.......................................................................Personen bzw..........................................................DM<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 99
Q2: Existiert ein definierter Vorgehensplan für die Qualitätssicherung? (Q - ja/nein) (V)<br />
❏Nein<br />
❏Ja, nach allgemeinem St<strong>and</strong>ard (V-Modell, ISO 9000, CMM, IEEE St<strong>and</strong>ards)<br />
❏Ja, nach unternehmensspezifischem St<strong>and</strong>ard<br />
2.2.1.7 Modul: Produktwartung, Inst<strong>and</strong>haltung und Service<br />
S7: Halten Sie es grundsätzlich für wichtig, Produkte Ihres Unternehmens während der Nutzungsphase zu beobachten<br />
oder durch ein Serviceteam zu begleiten?<br />
❏Nein<br />
❏Ja<br />
2.2.2 Modul: Dokumente, Konfigurationen und Beschreibungstechniken (orthogonal zu allen<br />
Phasen und Aufgaben des Lebenszyklus)<br />
2.2.2.1 Modul Dokument- und Konfigurationsverwaltung<br />
V1: Gibt es bei Ihnen ein Versions/Konfigurations-Repository (Datenbank, ...)?<br />
❏Nein<br />
❏Ja, das Repository: .................................................................................................................<br />
2.2.2.2 Modul: Beschreibungstechniken<br />
B1: In welchen Entwicklungsphasen werden Beschreibungstechniken (BT) eingesetzt? Erfolgt die Bearbeitung der<br />
Beschreibungstechniken werkzeuggestützt? (z.B. für die graphische Darstellung, Visualisierung, Bearbeitung,<br />
die Simulation des <strong>Systems</strong> mit Hilfe von ablauffähigen Beschreibungen, die Codegenerierung?)<br />
•<br />
Phase BT-Einsatz Werkzeugunterstützung für BT<br />
Anforderungsanalyse o nein<br />
o ja<br />
Design o nein<br />
o ja<br />
Implementierung o nein<br />
o ja<br />
Qualitätssicherung o nein<br />
o ja<br />
Service/Wartung/<br />
Dokumentation<br />
o nein<br />
o ja<br />
o nein o ja, z.B. mit<br />
...................................................<br />
.....<br />
o nein o ja, z.B. mit<br />
...................................................<br />
.....<br />
o nein o ja, z.B. mit<br />
...................................................<br />
.....<br />
o nein o ja, z.B. mit<br />
...................................................<br />
.....<br />
o nein o ja, z.B. mit<br />
...................................................<br />
.....<br />
2.2.2.3 Modul: Werkzeugunterstützung<br />
•<br />
W1: Welche Werkzeuge oder Hilfsmittel setzen Sie zur Unterstützung Ihrer Tätigkeit ein?<br />
.....................................................................................................................................<br />
.....................................................................................................................................<br />
W2: Warum werden diese Werkzeuge eingesetzt? (Managemententscheidung/Werkzeug zu etablierter Vorgehensweise/Kosten<br />
o.ä)?<br />
...................................................................................................................................<br />
100 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
7.2 Interviewleitfaden<br />
Für die Durchführung der eigentlichen Interviews wurde ein Interviewleitfaden eingesetzt.<br />
Ziel des Leitfaden war es, einen möglichst detaillierten Einblick in den Entwicklungsprozess<br />
des Unternehmens zu bekommen und trotzdem die Besonderheiten jedes einzelnen Unternehmens<br />
berücksichtigen zu können. Daher wurde statt einer durch einen starren Fragebogen eingeschränkten<br />
Befragung ein durch einen Leitfaden geleitetes Interview eingesetzt.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 101
Entwicklung, Produktion und Service von <strong>Software</strong> für<br />
eingebettete Systeme<br />
1 Zielsetzung des Interviews<br />
(Interviewleitfaden – Hauptinterview)<br />
• Erfassung von Ist-Zust<strong>and</strong>, Verbesserungspotentialen und Vorstellungen über ein Soll-Konzept des <strong>Software</strong>entwicklungsprozesses<br />
für eingebettete Systeme in Hinblick auf<br />
• Vorgehensmodell<br />
• Beschreibungstechniken und Darstellungsmittel<br />
• Werkzeugunterstützung<br />
• Management und Controlling<br />
• Prozeßdefinition und Prozeßverbesserung<br />
• Dokumentation des State of the Practice<br />
• Ableiten von H<strong>and</strong>lungsbedarf<br />
2 Leitfaden für Interview<br />
Hinweise zum Fragebogen:<br />
...<br />
Numerierte Fragen sind Muß-Fragen, Fragen hinter Aufzählungszeichen prinzipiell optional. Optionale Fragen dienen nur als<br />
Anhaltspunkte in welche Richtung sich das Interviewgespräch entwickeln kann, bzw. können gestellt werden, wenn sich aus<br />
den Muß-Fragen kein freies Gespräch entwickelt, oder am Ende eines Fragenmoduls noch Zeit zur Verfügung steht.<br />
2.3 Einstiegsfragen zur Ist-Situation des Befragten<br />
2.3.1 Vorgehensmodell<br />
2.3.1.1 Allgemeine Fragen zum Qualitätsmanagement<br />
Z12: Führen Sie in irgendeiner Form präventive Qualitätsplanungen durch? (Q ja [in welcher Form] / nein) (Beispiele:<br />
Statistische Prozeßkontrolle, QFD (Quality Function Deployment), FMEA (Failure Mode <strong>and</strong> Effect Analysis),<br />
Zielgrößenvorgaben z.B. bei ppm-Zielen)!<br />
Z13: Hat Ihr Unternehmen einen Qualitätsmanagement-Beauftragten? (Q – ja/nein))<br />
Z14: Ist Ihr Unternehmen zertifiziert, wenn ja nach welcher Norm? (Q –ja [Norm angeben] /nein)<br />
Z15: Sind Ihnen die Begriffe KVPCMM, FMEA und QFD bekannt? (Q – ja[welche Begriffe] / nein)<br />
Z16: Gibt es <strong>and</strong>ere Formen von Produkt- oder Prozeßabsicherungen? (Q –ja/nein)<br />
Z17: -H<strong>and</strong>lungsbedarf-<br />
2.3.1.2 Allgemeines zum Vorgehensmodell<br />
Z18: Sind die Aktivitäten in den einzelnen Entwicklungsphasen in Ihrem Unternehmen organisatorisch und zeitlich<br />
getrennt? (Q – ja/ nein)<br />
• Wenn ja, wo gibt es genau die organisatorischen Grenzen?<br />
• Werden am Ende der einzelnen Entwicklungsphasen Teilergebnisse in einem vorher festgelegten Konkretisierungsgrad<br />
erwartet? (Q –ja /nein)´<br />
• Gibt es eine gemeinsame Projektplanung von den Entwicklern des technischen <strong>Systems</strong> mit denen der Embedded<br />
<strong>Software</strong>? (Q –ja/nein))<br />
• Gibt es übergeordnete Organisatoren oder Vermittlungs- und Koordinationspersonen? (Q –ja/nein))<br />
• Gibt es Abstimmungstermine zwischen einzelnen <strong>Software</strong>entwicklern? (Q – ja/nein)<br />
• Wenn ja, was ist der Gegenst<strong>and</strong> solcher Abstimmungstermine?<br />
102 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Werden Konkretisierungsgrade zu bestimmten Zeitpunkten (Meilensteinplanung) im Projekt verlangt werden, werden<br />
diese überprüft? (Q – ja/nein)<br />
• Wenn ja, gibt es dazu Überpüfungskriterien?<br />
• Welche Maßnahmen werden ergriffen, wenn der geforderte Konkretisierungsgrad nicht erreicht worden ist?<br />
• Werden diese Maßnahmen zeitlich festgelegt und werden verantwortliche Personen für deren Durchführung<br />
benannt und die Maßnahmenergebnisse überwacht?<br />
• Werden Risikoanalysen durchgeführt, wenn das Gesamtprojekt trotz Nichterreichen eines geforderten Teilergebnisses<br />
weitergeführt wird? (Q – ja/nein)<br />
• Werden präventive Methoden genutzt, um mögliche Fehlerauswirkungen beim technischen System und bei der<br />
Embedded <strong>Software</strong> sowie auch beim Zusammenwirken beider Komponenten vorherzusagen? (Q – ja/nein)<br />
Z19: Welche Form des Vorgehens kommt bei der Entwicklung zum Einsatz?<br />
• inkrementelle oder parallele Vorgehensweise (Systemmodule) (Wasserfallmodell)<br />
• iteratives Vorgehens (d.h. Verzahnung von Anforderungsanalyse / -definition / Systement wurf / -realisierung,<br />
zyklisches Modell)<br />
• Mischung aus Top-Down und Bottom-Up Vorgehen<br />
Z20: Wird eine informelle/formale/kombinierte Entwicklung eingesetzt? (Q – ja/nein)<br />
Z21: Wird Individualsoftware entwickelt und – falls ja – deren Erstellung gezielt unterstützt? (Q – ja/nein)<br />
Z22: Verwenden Sie bausteinorientierte Entwicklung, evtl. auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus? (Q – ja/nein)<br />
Z23: Erfolgt eine integrierte Entwicklung von Hardware und <strong>Software</strong> (Entwicklung erfolgt abgestimmt, kein Faktor ist<br />
untergeordent)? (Q – ja/nein)<br />
Z24: Verwenden Sie ein definiertes Vorgehensmodell?<br />
• Objektorientierte Ansätze (ROOM/ Real-Time Object Oriented Modeling), OMT)<br />
• SSADM (Structured System Ananlysis <strong>and</strong> Design Methodology, UK St<strong>and</strong>ard)<br />
• SA/DT, SA-RT<br />
• V-Modell<br />
• Hauseigener St<strong>and</strong>ard<br />
Z25: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Systementwicklern und <strong>Software</strong>entwicklern?<br />
Z26: Ist sichergestellt, daß alle Beteiligten die für sie relevanten Informationen erhalten? (Q –ja [wie]/ nein)<br />
• Welche Probleme tauchen dabei auf?<br />
• In welchen Projektphasen arbeiten diese Gruppen zusammen?<br />
• Wie werden Änderungen, die sich Projektverlauf ergeben beh<strong>and</strong>elt?<br />
• Wie werden die Beteiligten informiert?<br />
Z27: Welche Rolle spielt die Nutzerpartizipation (der Kunde) in allen Phasen der Entwicklung?<br />
▲ Findet die Entwicklung mittels einer durchgängigen Werkzeugunterstützung statt? (Q – ja/nein)<br />
▲ Welche Rolle spielt die Einbindung oder der Ersatz von Altsystemen im Entwicklungsprozeß?<br />
▲ Gibt es Problemschwerpunkte im Bereich Vorgehensmodell, die durch die bisherigen Fragestellungen nicht angesprochen<br />
wurden?<br />
▲ H<strong>and</strong>lungsbedarf?<br />
2.3.1.3 Modul: Anforderungsanalyse und –definition<br />
2.3.1.3.1Allgemeines<br />
A2: Werden Kundenanforderungen systematisch erfaßt, konkretisiert und gebündelt? (Q –ja /nein)<br />
• Wenn ja, wie fließen diese Informationen in den <strong>Software</strong>entwicklungsprozeß ein und in welcher Weise könne sie<br />
dort genutzt werden?<br />
• Werden dazu Methoden zur Übertragung, Bewertung und Priorisierung von Kundenwünschen in <strong>Software</strong>funktionen<br />
angewendet? (Q –ja [welche]/nein)<br />
• Wenn ja, in welcher Form werden die Ergebnisse der Anwendung solcher Methoden dokumentiert?<br />
A3: Findet ein systematischer Übergang vom Lastenheft zur Anforderungsdefinition statt? (Q-ja/nein)<br />
A4: Wird zwischen Anforderungsanalyse und Anforderungsdefinition (Pflichtenheft) unterschieden? (Q-ja/nein)<br />
A5: Welche Form der Beschreibung der Anforderungsdefinition wird verwendet? (natürliche Sprache, formalisierte<br />
Beschreibungsformen (Automaten, Prozeßgraphen,..), tabellarische Techniken)<br />
A6: Wurde bei Ihnen in letzter Zeit ein Versionsverwaltungssystem (oder ein neues CASE-Tool) eingeführt? Wenn<br />
ja:)<br />
• Unterstützt die Dokumentation verschiedene Sichten auf das System (Interessen der Beteiligten)? (Q-ja/nein)<br />
• Verwenden Sie zusätzliche informelle Beschreibungsmittel zur Unterstützung der Integration der verschiedenen<br />
Sichten, z.B. informellen Text? (Q-ja/nein)<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 103
• Einhaltung von St<strong>and</strong>ards bei der Analyse und Definition (z.B. IEEE-St<strong>and</strong>ard für Anforderungsdefinition, ISO<br />
9000, CMM)<br />
• Welche Rolle spielt die Wiederverwendbarkeit von Analyseprodukten für die Analysephase späterer Entwicklungen?<br />
• Einplanung der Wiederverwendbarkeit von Information über Anforderungen<br />
• Einplanung der Wiederverwendbarkeit von Ergebnissen, Umfragen, Erfahrungen<br />
• Bestehen Techniken zur Erfassung und Dokumentation von nicht-funktionalen Anforderungen?<br />
• Für Anforderungen an Entwicklungssprozeß (bzgl. Zeit, Kosten, Implementierung, St<strong>and</strong>ards etc.)?<br />
• Für Anforderungen an Produkte (bzgl. Benutzbarkeit, Effizienz, Zuverlässigkeit, Portabilität)?<br />
• Für externe Anforderungen (z.B. Gesetze, Interoperabilität)?<br />
•<br />
A7: Welche Rolle spielt die frühe Berücksichtigung der späten Phasen (Einplanung von Wartbarkeit, Anpaßbarkeit,<br />
Weiterentwicklung und Wiederverwendung) in der Anforderungsanalyse?<br />
A8: Werden in der Analysephase Validierungsmechanismen eingesetzt? (Q - ja/nein)<br />
• Werden spezifische Techniken zur Anforderungsvalidierung (z.B. Prototyping, Mock-Ups/Modlelle, Usrer Interface-<br />
Evaluationsprototypen...) eingesetzt? Wenn ja, welche?<br />
• Werden Reviews zur Validierung der Anforderungen an das <strong>Software</strong>produkt eingesetzt? Falls ja, von wem?<br />
A9: Welche Rolle spielt die Schnittstellenmodellierung in der Anforderungsanalyse?<br />
• Modellierung von Bedienschnittstellen, Informationsschnittstellen zum Management, Prozeßschnittstellen<br />
• Modellierung graphischer Benutzungsoberflächen<br />
▲ Ist es sinnvoll, die <strong>Software</strong>entwickler in die Anforderungsanlyse /–definition frühzeitig einzubeziehen? (Q -ja/nein)<br />
▲ Ist den <strong>Software</strong>entwicklern immer bekannt, für welches technisches Gesamtprodukt die <strong>Software</strong> erstellt wird und<br />
für welche Art von Kunden das Produkt gedacht ist? (Q ja/nein)<br />
2.3.1.3.2Anforderungsdefinition/Anforderungsspezifikation/Pflichtenheft<br />
A10: Wie bedeutsam ist es im durchgeführten Entwicklungsprozeß, die Anforderungen aus Sicht der Kunden (Auftraggeber<br />
und Benutzer) zu definieren, d.h. gilt es, daß die Anforderungen<br />
• explizit als Anforderungsdefinition dienen: Anforderungen an die Auswirkungen des Systemeinsatzes (Wünsche<br />
der Kunden)<br />
• für Kunden verständlich dokumentiert sind<br />
• zur Erfassung, Klärung und Dokumentation von (oft diffusen) Kundenwünschen dienen<br />
A11: Wie bedeutsam ist es im durchgeführten Entwicklungsprozeß, die Anforderungen aus der <strong>Systems</strong>icht zu definieren,<br />
d.h. gilt es, daß die Anforderungen<br />
• explizit als Anforderungsspezifikation dienen: detaillierte Servicebeschreibung, Grundlage für Vertrag<br />
• mit der Möglichkeit der Rückverfolgung von Systemanforderungen auf Kundenanforderungen versehen werden<br />
• zur Beschreibung des Systemverhaltens im Fehlerfall (sicherer Systemzust<strong>and</strong> nach Fehler, erneutes Starten des<br />
<strong>Systems</strong>) dienen<br />
A12: Wie bedeutsam ist es im durchgeführten Entwicklungsprozeß, die Anforderungen aus der <strong>Software</strong>sicht zu definieren,<br />
d.h. gilt es, daß die Anforderungen<br />
• explizit als <strong>Software</strong>spezifikation dienen: Grundlage für die Entwicklung<br />
• lesbar für Entwickler sind<br />
• mit der Möglichkeit der Rückverfolgung von <strong>Software</strong>anforderungen auf Systemanforderungen und Kundenanforderungen<br />
versehen sind<br />
A13: Wie werden Spezifikationen für Embedded <strong>Software</strong> erstellt, beschrieben und dokumentiert?<br />
• Wie detailliert müssen diese Beschreibungen idealerweise sein?<br />
• Werden dazu Visualisierungs- und/oder Dokumentationshilfsmittel genutzt? (Q ja/nein)<br />
• Sind Ihnen Tools zur Spezifikationsentwicklung bekannt? (Q –ja/nein)<br />
• Wer beschreibt seine Anforderungen zuerst, die Systementwickler (1) oder die <strong>Software</strong>entwickler (2)? (Qentweder<br />
1 oder 2))<br />
• Gibt es hier einen unterschiedlichen Sprachgebrauch bei der Spezifikationsbeschreibung? (Q - ja/nein)<br />
• Sollten für beide Seiten gemeinsam zu nutzende, synchronisierte Techniken entworfen werden oder Systeme zur<br />
Verfügung stehen, die in der Lage sind, in den jeweils <strong>and</strong>eren Bereich zu übersetzen? (Q - ja/nein)<br />
• Sehen Sie einen Unterschied der Spezifikationsmethoden im Bereich der Ingenieurdisziplinen (Zeichnungen, Lastenhefte,<br />
Beschreibung von technischen Anforderungen) und denen der Informatik (Daten-, Funktions- und Verhaltensmodelle),<br />
d.h. sehen Sie ein Kommunikationsproblem? (Q –ja[warum] / nein))<br />
▲ Wie werden Änderungen an den Spezifikationen in den laufenden Prozeß eingebunden?<br />
• Gibt es definierte Vorgehensweisen für die Änderung von Spezifikationen? (Q ja/nein))<br />
2.3.1.4 Modul: Design<br />
D4: Wie gut ist die Designphase in einen systematischen, durchgängigen Entwicklungsprozeß integriert?(Nahtlos<br />
ohne sichtbare Übergänge und vollständiger Wiederverwendung von Ergebnissen bisheriger Phasen, teilweise<br />
mittels automatischer/schematischer Wiederverwendung von Ergebnissen bisheriger Phasen, kaum bei manueller<br />
oder nicht vorh<strong>and</strong>ener sichtbarer Wiederverwendung von Ergebnissen bisheriger Phasen)<br />
104 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• Wird ein systematischer (oder sogar nahtloser) Übergang von der Anforderungsdefinition/Anforderungsspezifikation/Pflichtenheft<br />
zum Design unterstützt (Umsetzung und Fortschreibung von Analysedokumenten)? Welche<br />
Dokumente werden wieder eingesetzt? In welcher Form?<br />
• Besteht eine Möglichkeit der Rückverfolgung zu den Anforderungen? (Q - ja/nein) Wenn ja, welche?<br />
• Findet bereits das Grobdesign parallelisiert/partitioniert entsprechend der Modularisierung der Analysephase<br />
statt?(z.B. wegen Anforderungen aus der Analysephase) (Q - ja/nein)<br />
• Erfolgt ein systematischer Übergang vom Grobentwurf zum Feinentwurf? (Q - ja/nein)<br />
• Besteht eine Möglichkeit der Rückverfolgung zum Grobentwurf? (Q - ja/nein)<br />
• Findet das Feindesign parallelisiert/partitioniert entsprechend der Modularisierung im Grobentwurf statt? (Q - ja/<br />
nein)<br />
D5: Welche Rolle spielt die Berücksichtigung der späteren Phasen, d.h. Einplanung von Wartbarkeit, Anpaßbarkeit,<br />
Weiterentwicklung und Wiederverwendung, im Design?<br />
D6: Welche Rolle spielt die Wiederverwendung von Ergebnissen früherer Entwicklungsprozesse?<br />
• Kommen Entwurfsmuster (`design pattern´) oder St<strong>and</strong>ardarchitekturen zur Anwendung?<br />
• Kommt eine bausteinorientierte Entwicklung zum Einsatz, d.h. wird das System wesentlich durch die Verwendung<br />
und Konfigurationen von bestehenden Komponenten entwickelt?<br />
• Spielt die Einplanung der Wiederverwendbarkeit von Diagrammen, Zeichnungen, Strukturen, Modulen eine<br />
Rolle?<br />
• Welche Rolle spielt die Wiederverwendung vorh<strong>and</strong>ener Komponenten?<br />
• Wird die Wiederwendbarkeit beim Feindesign berücksichtigt, d.h. wird das Design so vorgenommen, daß die<br />
entwickelten Komponenten gut wiederverwendet werden können (Schnittstellenfestlegung, Modularisierung von<br />
funktionellen Einheiten etc.)?<br />
• Wird das Herauslösen von Bausteinen während der Systementwicklung berücksichtigt?<br />
• Wird das Einbindung von St<strong>and</strong>ardkomponenten aus Bibliotheken unterstützt? (eigene/fremde, mit Begründung<br />
für Auswahl fremd/eigen)<br />
• Welche Rolle spielt st<strong>and</strong>ardisierte Hardware zur Vereinfachung des Design?<br />
D7: Werden in der Designphase Mechanismen zur Sicherung der Qualität eingesetzt?<br />
• Kommen Konsistenzsicherungsmechamismen zum Einsatz (Überprüfung der Schnittstelle, Fehlende Nachrichten/Methoden/Typen)<br />
etc?<br />
• Kommt Simulation in der Designphase zum Einsatz (z.B. bei der Verwendung simulierbarer Spezifikationen im<br />
Feindesign)<br />
• Kommt Prototpying in der Designphase zum Einsatz? (Q - ja/nein)<br />
• Zum Entwurf der Nutzungsschnittstelle (exploratives Prototyping)?<br />
• Zum Experimentieren mit Entwurfsalternativen (experimentelles Prototyping)<br />
• Mittels Weiterverwendung von Prototypen (evolutionäres Prototyping)<br />
2.3.1.5 Modul: Implementierung<br />
I3: Kommt Werkzeugunterstützung zum Einsatz?(Q-ja/nein)<br />
(zugekaufte oder selbstentwickelte <strong>Software</strong>werkzeuge zum Generieren von Code, Simulieren von Code und<br />
zum Finden von Programmierfehlern (Debugging))<br />
Wenn ja, dann<br />
• Arbeitet das Werkzeug vollautomatisch oder besteht Bedarf zur Nachbearbeitung?(Q-ja/nein)<br />
• Wenn Bedarf zur Nachbearbeitung besteht, wieviel Prozent des gesamten automatisch generierten Codes muß<br />
schätzungsweise nachbearbeitet werden? (Q - %)<br />
•<br />
• Wird eine Rückverfolgung zum Feinentwurf ermöglicht (trotz manueller Nachbearbeitung?)? (Q-ja/nein)<br />
• Welche Compiler, Linker, Assembler werden bei der Generierung von Code für das Zielsystem genutzt? (kommerz.,<br />
freie, eigene Entwicklung)<br />
• Welche Debugger werden eingesetzt? (kommerz., freie, ...)<br />
• Werden Tools von den Hardwareherstellern genutzt?<br />
(Beispiel: DAvE von Siemens für Microcontroller kombiniert mit den Tools von Tasking) (Q-ja/nein)<br />
•<br />
I4: Kommen bei der Implementierung Programmierrichtlinien, Styleguides, St<strong>and</strong>ards o.ä. zum Einsatz? (Q-ja/nein,<br />
welche) ?:<br />
• Mittels Einhaltung von St<strong>and</strong>ards bei der Implementierung (z.B. ISO 9000, CMM) oder Hausst<strong>and</strong>ards? (Name)<br />
• Bei der Dokumentation? (Q-Name)<br />
• Zur Sicherung der Verständlichkeit und Lesbarkeit des Quellcodes? (Q- Name)<br />
I5: Welche Rolle spielt die frühe Berücksichtigung der späten Phasen, d.h. Einplanung von Wartbarkeit, Anpaßbarkeit<br />
und Weiterentwicklung?<br />
(a) starke Rolle, wird für fast alle Codeabschnitte vorgesehen,<br />
(b) nur an den Stellen, die wirklich wichtig sind,<br />
(c) wird mehr oder weniger dem Einzelnen überlassen<br />
I6: Welche Rolle spielt die Einplanung der Wiederverwendbarkeit von Klassen, Bibliotheken, Modulen und fertigen<br />
Programmen?<br />
(a) es wird sehr viel Wert daurauf gelegt, auch von "InHouse" erzeugten Modulen,<br />
(b) nur von St<strong>and</strong>ardelementen, wie sie von <strong>Software</strong>herstellern angeboten werden,<br />
(c) es bleibt dem Einzelnen überlassen, welche Wiederverwendungstechnik angewendet wird.<br />
• Wie hoch ist der Grad der Wiederverwendung? (Q, %)<br />
Wieviel Prozent des Codes wird ausbestehendem Code sozusagen recycled?<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 105
▲ Wird die Implementierung verteilt, d.h. von mehreren Leuten durchgeführt?(Q-ja/nein)<br />
• Gibt es einen Verantwortlichen für die Integrationsphase der erzeugten Codeabschnitte?(Q-ja/nein)<br />
2.3.1.6 Modul: Qualitätssicherung<br />
Die Qualitätssicherung in Form von Test und Prüfungen findet während und nach der Implementierung bzw. Produktion statt<br />
und ist deshalb nicht nur als einzelne der Produktion nachgelagerte Phase zu verstehen.<br />
2.3.1.6.1Organisation<br />
Q3: Wie ist die Qualitätssicherung organisatorisch in das Unternehmen eingebunden?<br />
• übergeordnete eigenständige QS-Abteilung<br />
• für jedes Projekt bzw. Abteilung existiert eine eigene QS-Abteilung<br />
• Entwickler führen die Qualitätssicherung selbst durch.<br />
• externe QS-Abteilung<br />
2.3.1.6.2Methoden<br />
Q4: Zu welchen Zeitpunkten und in welchen Phasen werden Tests und Prüfungen durchgeführt?<br />
Q5: Welche Ziele werden in den einzelnen Phasen des Vorgehensplans (QS-Phasen) verfolgt?<br />
• Tests und Validierung aller Ergebnisse<br />
• Kennzahlen für Produktqualität<br />
• Überprüfung der Einhaltung der Qualitätsziele<br />
• Prozeßverbesserung (Qualitätsprozeß, Entwicklungsprozeß)<br />
Q6: Welche Methoden werden dabei eingesetzt<br />
• St<strong>and</strong>ards für Review, Test und Dokumentation<br />
• Unternehmensspezifische<br />
• In welchen QS-Phasen werden in welchem Umfang diese Methoden angewendet<br />
Q7: Welche Dokumente werden genutzt und entstehen in den jeweiligen QS-Phasen?<br />
Q8: Werden die <strong>Software</strong> und das technische System getrennt oder zusammen oder sowohl als auch getestet?<br />
• Simulation mit kommerziellen Simulatoren?<br />
• Emulation mit Hardwareemulationsboards?<br />
• Hardware in the Loop bzgl. Systemintegration?<br />
Q9: Wie werden die Tests und Prüfungen geplant?<br />
• Gibt es dazu Planungsunterlagen und die vorherige Einbeziehung von Testzeiträumen in den Projektplan? (Q ja /<br />
nein))<br />
Q10: Wie werden geeignete Testfälle ermittelt?<br />
Q11: Wie werden die Test- und Prüfungsergebnisse dokumentiert?<br />
Q12: Werden projektübergreifend Ergebnisse verwertet?<br />
• z. B. Testfall-Beschreibungen<br />
Q13: Verlangt der Kunde die Durchführung bestimmter Prüfungen und will er die Ergebnisdokumentation einsehen?<br />
(Q ja /nein))<br />
Q14: Werden Testergebnisse in <strong>and</strong>erer Form an den Kunden weitergeleitet? (Q - ja/nein)<br />
Q15: Gibt es spezielle Analysemethoden für die Testsauswertung? (Q - ja/nein)<br />
• Werden statistische Methoden angewendet? (Q - Ja/nein))<br />
▲ In welchen Bereichen der QS sehen Sie sich von den derzeit in Ihrem Unternehmen eingesetzten Praktiken nicht<br />
optimal in der Ausführung Ihrer Aufgaben unterstützt? Im Hinblick auf<br />
• Organisation/Management<br />
• Methodik<br />
• Werkzeuge<br />
▲ Wer führt Tests durch (der Entwickler selber oder <strong>and</strong>eres Personal)?<br />
▲ Werden Erfahrungen aus alten Testreihen genutzt? (Q ja /nein)<br />
▲ Gibt es St<strong>and</strong>ardtests? (Q ja/nein)<br />
▲ Was würden Sie gerne verbessern?<br />
2.3.1.7 Modul: Produktwartung, Inst<strong>and</strong>haltung und Service<br />
S8: Welche besonderen Anforderungen an die Wartung und Inst<strong>and</strong>haltung stellen Systeme mit Embedded Soft-<br />
106 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
ware (z.B. hoher Anteil an Monitoring/Schnittstellen/Prüftsoftware)?<br />
S9: Welcher Produktbest<strong>and</strong>teil bewirkt nach Ihrer Erfahrungen im Feld die meisten Probleme?<br />
S10: Wodurch wird in Reklamations- und Reparaturfällen die Diagnosesicherheit beeinflußt?<br />
S11: Werden Daten und Diagnoseergebnisse bzw. Fehleranalysen zu den in der Nutzung befindlichen Systemen<br />
gesammelt und an die Entwickler zurückgeführt? (Q-ja/nein)<br />
• Wenn ja, werden solche Daten für die Produktoptimierung und die Planung von Nachfolgeprodukten genutzt? (Q<br />
ja/nein)<br />
S12: Werden Fehler, die an der <strong>Software</strong> oder dem technischen System während der Nutzung auftreten automatisch<br />
erfaßt und statistisch ausgewertet?(Q-ja/nein)<br />
• Wenn nein, könnten Sie sich vorstellen, daß eine solche Fehler bzw. Ausfallanalyse wertvolle Ergebnisse liefern<br />
könnte? (Q ja/nein)<br />
S13: Welche Kompetenzen/Ausbildung muß das Servicepersonal aufweisen?<br />
S14: Halten Sie die Fähigkeiten der durchschnittlichen Servicemitarbeiter für ausreichend oder besteht Ihrer Meinung<br />
nach hier ein erhöhter Ausbildungsbedarf? (Q Ja/nein)<br />
2.3.2 Modul: Dokumente, Konfigurationen und Beschreibungstechniken (orthogonal zu allen<br />
Phasen und Aufgaben des Lebenszyklus)<br />
2.3.2.1 Modul Dokument- und Konfigurationsverwaltung<br />
Begriffsklärung<br />
• Dokument /Artefakt (von Menschen gemacht)<br />
Alles was man erstellen/verändern kann (Elektronisch oder Papier oder Hardware oder Metall)<br />
• Z.B.: Quelltextdokumente, Schaltpläne, CAD-Zeichnungen, Designdokumente, Spezifikationsdokumente, Analysedokumente,<br />
Verträge, Projektplan (PERT Charts / GANTT Charts, ...)<br />
2.3.2.1.1Dokumentablageorte<br />
V2: Gibt es (zentrale) Projektverzeichnisse / Regalw<strong>and</strong><br />
V3: Verteilte Ablage, z.B.<br />
• pro Person, pro Abteilung, pro Disziplin, (Informatik / Elektrotechnik / Maschinenbau), pro Firma<br />
• pro Phase: Analyse, Spezifikation, Design, Implementierung, Produktion, Service<br />
V4: Lokale / persönliche Arbeitskopien (oder für verschiedene Abteilungen)<br />
(insbesondere von Quelltexten/CAD-Zeichnungen, ...)<br />
2.3.2.1.2Strukturierte Dokumentbezeichner<br />
V5: Gibt es spezielle / strukturierte Dokumentbezeichner/Teilenummern (Q-ja/nein)<br />
• Wenn ja, welche Informationen sind darin enthalten:<br />
• Dokumenttyp, Projektnummer, erstellende / zuständige: Person (Abteilung, Disziplin, Firma), Erstellungs- /<br />
Änderungsdatum, Status (in Bearbeitung, freigegeben, eingefroren, ...), Versionsnummer<br />
2.3.2.1.3Zugriffskontrolle<br />
V6: Wer darf wann welche Dokumente lesen (/kopieren)<br />
V7: Wird das protokolliert (wer hat welches Dokument in welcher Version / welcher St<strong>and</strong>)<br />
2.3.2.1.4Redundanzen<br />
V8: Gibt es Dokumente (unterschiedlicher Typen) mit inhaltlicher Überschneidung<br />
(z.B. CAD Zeichnungen für Motor und Getriebe überlappen im Anschlußbereich, elektrischer Schaltplan überlappt<br />
mit Signaldeklarationen im <strong>Software</strong>design, Klassendiagramme überlappen mit Deklarationen im Quellcode)<br />
(Q-ja/nein)<br />
• Wenn es bei Ihnen solche Überlappungen gibt, wo genau:<br />
• Welche Redundanzen liegen innerhalb (der Zuständigkeit) einzelner Personen, Abteilungen, Disziplinen, Ebenen,<br />
Phasen (Analyse, Spezifikation, Design, Implementierung, Produktion, Service)<br />
• Welche Redundanzen betreffen mehrere Personen, Abteilungen, Disziplinen, Managementebenen, Phasen<br />
(Analyse, Spezifikation, Design, Implementierung, Produktion, Service)<br />
• Wie werden solche Dokumente unterein<strong>and</strong>er konsistent gehalten:<br />
• Wer darf wann welches Dokument ändern (z.B. erst elektrischen Schaltplan ändern, dann <strong>Software</strong>signaldeklarationen<br />
nachziehen)<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 107
• Wie werden solche Änderungen in den <strong>and</strong>eren Dokumenten nachgezogen / propagiert<br />
• Wer ist für das Nachziehen verantwortlich<br />
• Gibt es dafür explizite Regeln (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem)<br />
• Gibt es explizite / regelmäßige / vorgeschriebene Konsistenzprüfungen<br />
• Wie wichtig ist diese Fragestellung für Sie:<br />
• Gibt es in diesem Bereich nie, selten, gelegentlich oder oft Problem<br />
• Sind diese Probleme sehr leicht, mit wenig Aufw<strong>and</strong>, mit merklichem Aufw<strong>and</strong> oder nur mit großem Aufw<strong>and</strong> in<br />
den Griff zu kriegen<br />
• Können Sie sich hier technische Hilfestellungen kaum, vielleicht oder gut vorstellen<br />
• Sehen Sie hier für die Zukunft Forschungsbedarf<br />
2.3.2.1.5Dokumentabhängigkeiten<br />
(Eine Änderung in Dokument A (z.B. CAD-Zeichnung, Schaltplan, Klassendiagramm, ...) macht entsprechende<br />
Änderungen in davon abhängigen Dokumenten B, C, u.s.w., notwendig (z.B. in NC-Programmen, in<br />
Platinenlayouts, in Quelltexten.)<br />
V9: Gibt es zusätzlich zu Redundanzen weitere Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Dokumenten / Dokumenttypen.<br />
(Q-ja/nein)<br />
• Wenn ja, wo überall:<br />
• Welche Abhängigkeiten liegen innerhalb (der Zuständigkeit) einzelner Personen, Abteilungen, Disziplinen,<br />
Managementebenen, Phasen (Analyse, Spezifikation, Design, Implementierung, Produktion, Service)<br />
• Welche Abhängigkeiten betreffen mehrere Personen, Abteilungen, Disziplinen, Ebenen, Phasen (Analyse, Spezifikation,<br />
Design, Implementierung, Produktion, Service)<br />
• Wie werden solche Abhängigkeiten gemanagt:<br />
• Wer darf wann was ändern (nach typischen Beispielszenarien fragen)<br />
• Ist das explizit festgelegt (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem)<br />
• Gibt es Programm-/Werkzeugunterstützung für die Zugriffskontrolle<br />
• Wie werden Änderungen an betroffene Dokumente und Personen propagiert<br />
• Welche Nachrichtenwege gibt es dafür (Scenarien erfragen)<br />
• Gibt es dafür Formblätter (Papier, E-mail, ...)<br />
• Wie sieht eine typische Änderungsnachricht aus (welches Dokument geändert, wo und wie geändert, warum<br />
geändert, warum ist der Empfänger betroffen, empfohlene Maßnahmen, ...)<br />
• Wie findet der Verursacher die abhängigen Dokumente beziehungsweise die betroffenen Personen, gibt es dazu<br />
explizite Unterlagen (z.B. in jedem Dokument, im Projekth<strong>and</strong>buch, im Versionsverwaltungssystem)<br />
• Wie werden Änderungsnachrichten übermittelt (mündlich, schriftlich, E-mail, ... , Meetings, ... , mit Rückmeldung,<br />
...)<br />
• Gibt es hierfür Werkzeug-/Programmunterstützung<br />
• Wie wird die Wiederherstellung der (projektweiten) Konsistenz geprüft / sichergestellt:<br />
• Manuell, mit Werkzeug-/Programmunterstützung, ...<br />
• gibt es dafür explizite Richtlinien (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem,<br />
...)<br />
• werden diese Vorgänge protokolliert, wenn ja<br />
• Manuell<br />
• mit Werkzeug-/Programmunterstützung<br />
• gibt es dafür explizite Richtlinien (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem,<br />
...)<br />
• Wie wichtig ist diese Fragestellung für Sie:<br />
• Gibt es in diesem Bereich nie, selten, gelegentlich oder oft Problem<br />
• Sind diese Probleme sehr leicht, mit wenig Aufw<strong>and</strong>, mit merklichem Aufw<strong>and</strong> oder nur mit großem Aufw<strong>and</strong> in<br />
den Griff zu kriegen<br />
• Können Sie sich hier technische Hilfestellungen kaum, vielleicht oder gut vorstellen<br />
• Sehen Sie hier für die Zukunft Forschungsbedarf<br />
V10: Wie werden Zuständigkeits- und Personalwechsel geh<strong>and</strong>habt<br />
• gibt es dafür explizite Richtlinien (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem,<br />
...)<br />
• Gibt es in diesem Bereich nie, selten, gelegentlich oder oft Problem<br />
• Sind diese Probleme sehr leicht, mit wenig Aufw<strong>and</strong>, mit merklichem Aufw<strong>and</strong> oder nur mit großem Aufw<strong>and</strong> in<br />
den Griff zu kriegen<br />
• Können Sie sich hier technische Hilfestellungen kaum, vielleicht oder gut vorstellen<br />
• Sehen Sie hier für die Zukunft Forschungsbedarf<br />
V11: Kommt es vor, daß während eines laufenden Projekts die Richtlinien (z.B für die Zugriffskontrolle, Nachrichtenwege,<br />
Verantwortungsbereiche, Zuständigkeiten) geändert werden.<br />
108 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• gibt es dafür explizite Richtlinien (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem,<br />
...)<br />
• wird die Umsetzung solcher Änderungen geplant / überwacht, wenn ja wie (Szenarien erfragen)<br />
• Gibt es in diesem Bereich nie, selten, gelegentlich oder oft Problem<br />
• Sind diese Probleme sehr leicht, mit wenig Aufw<strong>and</strong>, mit merklichem Aufw<strong>and</strong> oder nur mit großem Aufw<strong>and</strong> in<br />
den Griff zu kriegen<br />
• Können Sie sich hier technische Hilfestellungen kaum, vielleicht oder gut vorstellen<br />
• Sehen Sie hier für die Zukunft Forschungsbedarf<br />
V12: Gibt es wichtige Teilprojekte / -entwicklungen, die gleichzeitig zu verschiedenen Projekten beitragen (z.B. Motorgruppe<br />
für mehrere Modellserien)?<br />
• Wenn ja, wie werden Änderungen an diesen gemeinsamen Teilprojekten gemanagt<br />
• gibt es dafür explizite Richtlinien (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem,<br />
...)<br />
• wird die Umsetzung solcher Änderungen geplant / überwacht (Szenarien erfragen)<br />
• Werden von den Teilprojekten unterschiedliche Stände / Versionen / Varianten für verschiedene Projekte vorgehalten<br />
/ entwickelt<br />
• Wenn ja wie werden Änderungen die mehrere Varianten betreffen gemanagt.<br />
• Gibt es von mehreren Projekten verwendete Basisbibliotheken / Programmsysteme<br />
• Wenn ja, wie werden Änderungen an diesen Basisbibliotheken gemanagt<br />
• gibt es dafür explizite Richtlinien (z.B. in einem Projekth<strong>and</strong>buch, schriftliche Firmenleitlinien, Versionsverwaltungssystem,<br />
...)<br />
• Werden von den Basisbibliotheken unterschiedliche Stände / Versionen / Varianten für verschiedene Projekte<br />
vorgehalten<br />
• Wenn ja wie werden Änderungen, die mehrere Varianten betreffen, gemanagt.<br />
• Gibt es in diesem Bereich nie, selten, gelegentlich oder oft Problem<br />
• Sind diese Probleme sehr leicht, mit wenig Aufw<strong>and</strong>, mit merklichem Aufw<strong>and</strong> oder nur mit großem Aufw<strong>and</strong> in<br />
den Griff zu kriegen<br />
• Sehen Sie hier für die Zukunft Forschungsbedarf<br />
V13: Werden in Ihren Projekten Dokumente von früheren Projekten wiederverwendet?<br />
wenn ja:<br />
• Welche Typen von Dokumenten (und aus welchen Phasen)<br />
• Werden abhängige Dokumente mit wiederverwendet? Wie werden diese identifiziert?<br />
• Bleibt ein Bezug zu den ursprünglichen Dokumenten erhalten<br />
• Kann man feststellen von wo das Dokument / der Dokumentteil kopiert wurde<br />
• Werden Fehlerbehebung an so kopierten Dokumenten propagiert (d.h. Fehlerbehebung im Originaldokument<br />
kommt auch den Kopien zu Gute. Und umgekehrt)<br />
• Gibt es in diesem Bereich nie, selten, gelegentlich oder oft Problem<br />
• Sind diese Probleme sehr leicht, mit wenig Aufw<strong>and</strong>, mit merklichem Aufw<strong>and</strong> oder nur mit großem Aufw<strong>and</strong> in<br />
den Griff zu kriegen<br />
• Können Sie sich hier technische Hilfestellungen kaum, vielleicht oder gut vorstellen<br />
• Sehen Sie hier für die Zukunft Forschungsbedarf<br />
V14: Wurde bei Ihnen in letzter Zeit ein Versionsverwaltungssystem (oder ein neues CASE-Tool) eingeführt?<br />
Wenn ja:<br />
• Wie war die Akzpetanz der Mitarbeiter in der Anfangsphase (Weigerungen, passiver Wiederst<strong>and</strong>, Sabotage,<br />
Unbefangenheit, Begeisterung, ...<br />
• Welche Managmentmaßnahmen unterstützten die Einführung (Schulungen, umfangreiche Vorabinformation, Mitbestimmung<br />
der Betroffenen, ...)<br />
• Wie ist die Akzeptanz der Mitarbeiter nach einiger Zeit der Benutzung?<br />
2.3.2.2 Modul: Beschreibungstechniken<br />
Beschreibungstechniken umfassen Techniken zur Beschreibung von <strong>Software</strong>entwürfen, von <strong>Software</strong>spezifikationen oder<br />
von <strong>Software</strong>-Dokumentationen. Sie besitzen eine strukturierte Form und haben oft diagrammatische Darstellungen. Beispiele<br />
sind: Klassendiagramme, Strukturdiagramme, Use-Cases, Sequenzdiagramme, Automaten, Petrinetze.<br />
2.3.2.2.1Dargestellte Systemaspekte<br />
B2: Besteht die Möglichkeit zur Beschreibung struktureller Information? (Q - ja/nein)<br />
• logische oder physikalische Struktur (Topologie) (Q - ja/nein)<br />
• Beschreibung von Komponenten und Einheiten (Q - ja/nein)<br />
• hierarchische Strukturierung, Modularität, Definition klarer Schnittstellen (Q - ja/nein)<br />
• dynamische Aspekte (Änderung der Kommunikationsstruktur, Hinzunahme neuer Systemkomponenten) (Q - ja/<br />
nein)<br />
Dabei eingesetzte gängige Beschreibungsformen:<br />
• Strukturdiagramm<br />
• Entity Relationship Diagram (ERD)<br />
• Klassendiagramm (z.B.UML, OMT, Booch)<br />
• Klassen-/Rollenbeschreibung<br />
• Instanzendiagramm<br />
• Typdefinition (z.B. SDL-Datentypdefinitionen)<br />
• objektorientierte Beschreibung von Programmstrukturen<br />
• informelle Architekturdarstellung<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 109
• Zuordnung von Prozessen auf Prozessoren (Prozeßdiagramm (Booch), Deployment Diagram (UML))<br />
B3: Besteht die Möglichkeit zur Beschreibung von Verhalten, Dynamik, Abläufen? (Q - ja/nein)<br />
• Vollständige Beschreibung (Q - ja/nein)<br />
• Exemplarisch (Szenarien) (Q - ja/nein)<br />
Dabei eingesetzte gängige Beschreibungsformen<br />
• Prozeßdiagramme (SDL)<br />
• Petrinetze<br />
• Datenflußdiagramme (SA)<br />
• Kontrollflußdiagramme (SA/RT)<br />
• State Transition Diagram (STD)<br />
• Automaten<br />
• State Charts<br />
• Prozeßaktivierungstabelle<br />
• Collaboration Diagram<br />
• Activity Charts<br />
• Message Sequence Charts<br />
• Tabellenartige Aufschreibungen<br />
• Strukturierter Text<br />
• Pseudocode<br />
2.3.2.2.2Zeitaspekte und physikalische Aspekte<br />
B4: Wird die Beschreibung von Echtzeitaspekten benötigt? (Q - ja/nein) (oder sind die benötigten Reaktionszeiten so<br />
gering, daß die heutige Mikroprozessortechnik ausreichend Leistung zur Verfügung stellt?) Wenn ja, dann<br />
• Wird sie durch die Beschreibungstechniken ausreichend unterstützt? (Q, bzw. bieten es die Tools an?)<br />
• Welche Strukturelemente werden damit beschrieben?<br />
• Reaktionszeiten<br />
• Bearbeitungszeiten<br />
• Nachrichtenlaufzeiten<br />
B5: Werden bei der Beschreibung sowohl ereignisdiskrete als auch kontinuierliche Modelle angewendet? (a) beide ,<br />
(b) nur eins der beiden,<br />
• (ereignisdiskret: Zust<strong>and</strong>sautomaten, -maschinen; durch irgendein geartetes Ereignis (z.B. Wert a überschreitet<br />
Grenzwert a>5) wird ein Zust<strong>and</strong>sübergang ausgelöst.<br />
• kontinuierlich: In festen Zeitabständen muß eine Berechnung erfolgen)<br />
• Wenn vorher mit (a) geantwortet wurde,<br />
• Wird die Verwendung von den beiden Modellen bei der Beschreibung durch das Werkzeug unterstützt? (Bsp.<br />
hier: Matlab & Simulink )<br />
• Wenn ja,<br />
• Bis zu welcher Phase wird diese Werkzeugunterstützung gewährt (Implementierung, Test, etc.)?<br />
B6: Wird die Modellierung diskreter und kontinuierlicher Systemanteile unterstützt (d.h. z.B. prozessorgesteuerter<br />
Anteile und physikalische Prozesse)? (Q-ja/nein)<br />
2.3.2.2.3H<strong>and</strong>habbarkeit<br />
B7: Dienen die Beschreibungstechniken als Kommunikationsgrundlage im gesamten Entwicklungsprozeß, z.B. für<br />
Kommunikation zwischen SW-Entwicklern und Kunden, HW-Entwicklern, Testern usw.? (Q/N)<br />
• Sind die eingesetzten Beschreibungstechniken für die Entwickler auch ausreichend leicht h<strong>and</strong>habbar und intuitiv<br />
verständlich? (Q - ja/nein)<br />
• Sind die eingesetzten Beschreibungstechniken auch ausreichend einfach verständlich für Personen, die nicht<br />
selbst aus der <strong>Software</strong>entwicklung kommen (z.B. aus dem Maschinenbau) (Q - ja/nein)<br />
• Wie werden im Entwicklungsprozeß Beschreibungstechniken eingesetzt? Zur Beschreibung des Gesamtsystems<br />
(Anwendungskontext), des Nutzungssystems (Hard- und <strong>Software</strong>system) und des <strong>Software</strong>systems?<br />
2.3.2.2.4Qualitätssicherung und Korrektheit<br />
B8: Sind die Beschreibungstechniken ausreichend integriert, d.h.<br />
• Zwischen den unterschiedlichen Beschreibungstechniken<br />
• Besteht eine Möglichkeit der Konsistenzsicherung zwischen den verschiedenen <strong>Systems</strong>ichten? (Q - ja/nein)<br />
• Besteht die Möglichkeit des automatischer Nachweis der Vollständigkeit (d.h. der Erkennung von offenen Punkten<br />
in der Systembeschreibung)? Falls nein, besteht dazu Bedarf? (Q - ja/nein)<br />
• In den Entwicklungsprozeß<br />
• Gibt es die Möglichkeit, Systeme ablauffähig bzw. simulierbar zu beschreiben?(Q - ja/nein)<br />
• Gibt es die Möglichkeit der Generierung von Testabläufen?<br />
• Besteht eine Möglichkeit der Anbindung an Theorembeweiser / Model Checker zum Nachweisen von Eigenschaften?<br />
Falls nein, besteht dazu Bedarf? (Q - ja/nein)<br />
• Existieren für die Beschreibungstechniken klar (z.B. formal) definierte Syntax und Semantik? Falls nein, besteht<br />
dazu Bedarf? (Q - ja/nein)<br />
110 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
B9: Werden komponentenorientierte Beschreibungstechniken verwendet, d.h. liegen die Beschreibungen in einer<br />
Form vor, daß sich die Entwicklung durch die Verwendung von Konfiguration der Beschreibungen der bestehenden<br />
Komponenten durchführen bzw. unterstützen läßt?<br />
2.4 Modul: Werkzeugunterstützung<br />
W3: Besteht eine ausreichende Durchgängigkeit der Werkzeugunterstützung? Dh. Ist das Werkzeug einsetzbar in<br />
den Phasen/unterstützt die Phasen<br />
• Analyse<br />
•Design<br />
• Implementierung<br />
• Qualitätssicherung/Test<br />
• Service/Wartung/Dokumentation<br />
Im einzelnen:<br />
• Wird Verfolgung einer Anforderung über den Entwurf bis hin zum Code unterstützt? (Q - ja/nein)<br />
• Wird Führung eines Data Dictionary unterstützt, falls nötig? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Unterstützung des Oberflächenentwurfs (User Interface Builder)? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Unterstützung von Prototyping? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Codegenerierung aus dem Entwurf? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Möglichkeiten zur Einbindung von (speziellen) Komponenten (z.B. Datenbank), falls nötig? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Unterstützung für die Einbindung von vorh<strong>and</strong>enem Code / Altsystemen? (Q - ja/nein)<br />
• Wird die Durchführung von Tests unterstützt? (Q - ja/nein)<br />
• Wird Generierung von Benutzermanuals für das entwickelte SW-System unterstützt? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Unterstützung bei Installation des SW-<strong>Systems</strong>? (Q - ja/nein)<br />
W4: Erfüllt das verwendete Werkzeug die gestellten Erwartungen hinsichtlich praktischer Einsetzbarkeit?<br />
• Besteht eine ausreichende Konfigurierbarkeit, bzw. was wird hier vermißt z.B. hinsichtlich<br />
• Anpaßbarkeit an den Entwicklungsprozeß / Bediener / Firma<br />
• Anpaßbarkeit der Bedienoberfläche<br />
• Anpaßbarkeit der generierten Beschreibungen<br />
• Auswahl der Zielsprache<br />
• Besteht eine ausreichende H<strong>and</strong>habbarkeit, bzw. was wird vermißt z.B. hinsichtlich<br />
• einfache Erlernbarkeit (z.B. homogene Bedienoberfläche)<br />
• Ressourcenbedarf<br />
• Betriebssicherheit<br />
• Antwortzeiten<br />
• einfache Administrierbarkeit<br />
• Ist die Versionsverwaltung und Entwicklung im Team möglich? Falls nein, ist dies erwünscht? (Q - ja/nein)<br />
• Ist die Unterstützung durch Hersteller ausreichend? (Q - ja/nein)<br />
• Ist die Dokumentation ausreichend? (Q - ja/nein)<br />
• SindTutorial / Schulung ausreihend? (Q - ja/nein)<br />
• Ist die Wartung des Werkzeugs ausreichend? (Q - ja/nein)<br />
• Sind die Skalierbarkeit und Erweiterbarkeit für die firmenspezifischen Bedürfnisse ausreichend? (Q - ja/nein)<br />
• Ist die Einbindung von Fremdwerkzeugen (Import / Export von Daten, Aufruf) möglich? (Q - ja/nein)<br />
• Besitzt das Werkzeug dokumentierte Schnittstellen und sind diese ausreichend? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es eine Automatisierung von Aufgaben (Batchsprache, Makros, etc.) ? (Q - ja/nein)<br />
• Ist das Werkzeug plattformunabhängig? (Q - ja/nein)<br />
• Ist die Portierbarkeit des erzeugten Codes ausreichend? (Q - ja/nein)<br />
W5: Unterstützt des Werkzeug eine integrierte Bearbeitung der eingesetzten Beschreibungstechniken?<br />
• Besteht die Möglichkeit der Durchführung von Konsistenzüberprüfungen? (Q - ja/nein)<br />
• Unterstützung von mehreren mögliche Sichten / Darstellungsweisen für die gleiche Information (etwa graphisch /<br />
textuell / tabellenbasiert)<br />
• Editoren für alle Beschreibungstechniken<br />
• einfache Navigation zwischen verschiedenen Beschreibungstechniken<br />
• hypertextartige Verknüpfung mit informellen Texten<br />
• Rückübersetzbarkeit der Änderungen von Beschreibungen auf tieferen Abstraktionsebenen in Beschreibungen<br />
höherer Abstraktionsebenen<br />
• Besteht die Möglichkeit zum Einsatz formaler Methoden (z.B. Verifikation in Form von Model Checking und Theorembeweisen)?<br />
(Q - ja/nein)<br />
2.4.0.1 Gängige Werkzeuge<br />
W6: Welchen Werkzeugtyp nutzen Sie?<br />
• Werkzeuge zu objektorientierten Ansätzen (Q - ja/nein). Nutzen Sie<br />
• Objectory (Methode Booch)<br />
• Rational Rose (Methode UML)<br />
• Rhapsody (Methode UML, Firma iLogix)<br />
• StP (von Aonix; Methoden UML, Booch, OMT)<br />
• Together, Cool Jexx, ObjectiF (UML-Werkzeuge)<br />
• Werkzeuge zu strukturierten Ansätzen (Q - ja/nein). Nutzen Sie<br />
• ereignisgesteuerte Systeme<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 111
• Statemate (Methode SA/RT)<br />
• ObjecTime (Methode ROOM)<br />
• SDT (Methode SDL)<br />
• ASCET SD (Firma ETAS und Bosch)<br />
• transformierende Systeme<br />
• MatrixX (bei BMW)<br />
• Matlab / Simulink<br />
• ASCET SD (Firma ETAS und Bosch)<br />
• Nutzen Sie (Q - ja/nein)<br />
• Esterel (V5 Compiler)<br />
• Metaframe (für bausteinorientierte Dienstentwicklung)<br />
• GRADE (für Modellierung von Geschäftsprozessen)<br />
• ARIS (für Modellierung von Geschäftsprozessen)<br />
2.5 Modul: Qualifikation und interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
Z28: Welche Disziplinen sind an der Erstellung von Systemen mit Embedded <strong>Software</strong> beteiligt (Maschinenbauer,<br />
Elektrotechniker, Physiker, Informatiker)?<br />
Z29: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?<br />
Z30: Sehen Sie in der interdisziplinären Zusammenarbeit überhaupt eine Problemfeld oder funktioniert dies in Ihrem<br />
Unternehmen reibungslos? (Q-ja/nein)<br />
• Welche Probleme treten dabei auf?<br />
• Werden die Probleme durchunterschiedlichen Kommunkationsformen, unterschiedlichen Sprachgebrauch, unterschiedlicher<br />
Ausbildungsstände und –inhalte oder durch <strong>and</strong>ere Umstände bedingt? (Q –ja/nein)<br />
• Welche Folgen haben diese Probleme?<br />
• Gibt es Probleme bei der Sensibilisierung von Managementebenen (meist kaufmännische Disziplinen) für die<br />
besonderen Belange bei der Planung und Erstellung von Systemen mit Embedded <strong>Software</strong>? (Q - ja/nein)<br />
• Gibt es Ansätze um den Schwierigkeiten aus dem Problemfeld interdisziplinäre Zusammenarbeit entgegenzuwirken?<br />
(Q –ja/nein)<br />
• Gibt es für Sie in diesem Themenkomplex einen H<strong>and</strong>lungsbedarf, z. B. bei der Ausbildung von Ingenieuren und<br />
Informatikern? (Q - ja/nein)<br />
• Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Anforderungen für einen Entwickler<br />
• In der Analysephase?<br />
• In der Designphase?<br />
• In der Implementierungsphase?<br />
• In der Qualitätssicherung?<br />
• Im Service und der Wartung?<br />
• Sehen Sie dazu Bedarf bei der Ausbildung von Ingenieuren, Informatikern, Betriebswirten etc.? (Q ja/nein) Wenn<br />
ja, welchen?<br />
2.5.1 Fragen an Informatiker:<br />
Z31: Besitzen Sie Wissen über die Mathematik kontinuierlicher Systeme, über Differentialgleichungen und über<br />
Numerik?(Q –ja/nein)<br />
• Wenn ja, wann in Ihrer Ausbildung oder Ihrem Berufsleben haben Sie sich dieses Wissen angeeignet?<br />
Z32: Haben Sie Grundlagenwissen über Mechanik; Elektrotechnik und Thermodynamik?(Q–ja/nein)<br />
• Wenn ja, wann in Ihrer Ausbildung oder Ihrem Berufsleben haben Sie sich dieses Wissen angeeignet?<br />
Z33: Kennen Sie die Eigenschaften von technischen, also kontinuierlich (analog) wirkenden Systemen und die darin<br />
enthaltenen Größen und deren Ausprägung?(Q–ja/nein))<br />
Z34: Kennen Sie typische Vorgehensmodelle und Methoden bei der Entwicklung von technischen Systemen durch<br />
Ingenieure?(Q–ja/nein))<br />
2.5.2 Frage an Ingenieure:<br />
Z35: Besitzen Sie Wissen über die Mathematik diskreter/ nicht analoger Systeme? (Q–ja/nein)<br />
Z36: Kennen Sie typische Vorgehensmodelle aus der Informatik zur Entwicklung von <strong>Software</strong>?<br />
2.6 Abschluß<br />
Z37: Haben Sie Anmerkungen zum Fragebogen?<br />
112 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
8 Szenario-Management<br />
8.1 Grundlagen des Szenario-Managements<br />
Auf der Suche nach den Produkten und Märkten von morgen benötigen die Unternehmen ein<br />
geeignetes Werkzeug, mit dem sich zukünftige Erfolgspotentiale aufspüren lassen. Dieses<br />
Werkzeug ist die Szenario-Technik. Am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn wurden<br />
bestehende Ansätze der Szenario-Technik aufgegriffen und zum Szenario-Management<br />
weiterentwickelt 1 . Dieses Rahmenkonzept basiert auf den beiden Grundprinzipien „Vernetztes<br />
Denken“ und „Multiple Zukunft“.<br />
Abbildung 35. Die zwei Grundprinzipien des Szenario-Managements.<br />
8.1.1 Vernetztes Denken<br />
Angesichts der zunehmenden Anzahl von gesellschaftlichen und ökologischen Problemen<br />
beginnt sich die Erkenntnis durchzusetzen, daß ein Unternehmen ein Subsystem in einem<br />
Gesamtsystem ist und folglich in einem komplexen Netz von Einflußfaktoren eingebettet ist.<br />
Komplexität wird dabei verst<strong>and</strong>en als Zusammentreffen von Vielfalt und Dynamik. Dörner<br />
hat in seinem Buch „Die Logik des Mißlingens“ eindrucksvoll aufgezeigt, daß der Mensch nur<br />
sehr begrenzt in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge zu erfassen 2 . Mit der Zunahme der<br />
Komplexität versagen auch die traditionellen Managementansätze, die auf einer getrennten<br />
Betrachtung einzelner Funktionsbereiche, Marktsegmente oder Einflußfaktoren beruhen. Die<br />
Wechselwirkungen zwischen den bisher getrennten Betrachtungsbereichen spielen eine immer<br />
1. Gausemeier, J. / Fink, A. / Schlake, O.: Szenario-Management - Planen und Führen mit Szenarien. 2. Auflage,<br />
Carl Hanser Verlag, München, 1996<br />
2. Dörner, D.: Die Logik des Mißlingens - Strategisches Denken in komplexen Situationen, Rowohlt, Reinbek bei<br />
Hamburg, 1992<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 113
größere Rolle. Daher müssen die Unternehmen in Systemen von vernetzen Einflußfaktoren<br />
denken. Wir sprechen hier von „vernetztem Denken“ (Bild 35, links).<br />
8.1.2 Multiple Zukunft<br />
Früher war das prognostische Instrumentarium der Unternehmen nur wenig ausgeprägt. Erst<br />
mit der Verschärfung des Wettbewerbs in den 60er und 70er Jahren wurde es ausgebaut, um<br />
bestmögliche Planungsgrundlagen zu erhalten. Dabei übersahen viele Unternehmen jedoch,<br />
daß sich zukünftige Entwicklungen aufgrund der zunehmenden Umweltdynamik und der zahlreichen<br />
Unsicherheiten immer weniger exakt vorhersagen lassen. Daher versagen viele Langfrist-Pläne,<br />
in denen aktuelle Trends fortgeschrieben und je die Zukunft nach Interessenslage<br />
„rosarot“ geredet oder schwarz gesehen wird. Durch die Erstellung von Szenarien wird die<br />
„Planungsfalle“ umgangen. Die Unternehmen entwickeln bewußt mehrere Möglichkeiten, wie<br />
sich die Zukunft entwickeln könnte. Schwartz sieht den entscheidenden Vorteil einer solchen<br />
multiplen Zukunft darin, daß Führungspersönlichkeiten auf möglichst viele Eventualitäten<br />
vorbereitet werden1 . (Bild 35 rechts).<br />
8.1.3 Phasen des Szenario-Projektes<br />
Ein Szenario ist somit eine allgemeinverständliche Beschreibung einer möglichen Situation in<br />
der Zukunft, die auf einem komplexen Netzwerk von Einflußfaktoren beruht. Das Szenario-<br />
Management erfolgt nach eine Phasenmodell in fünf Phasen, wie sie in Bild 36 dargestellt<br />
sind.<br />
Abbildung 36. Phasenmodell des Szenario-Managements<br />
1. ]Schwartz, P.: The Art of Long View, Currency & Doubleday, New York, 1991<br />
114 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Szenario-Vorbereitung - Ermittlung von Stärken und Schwächen<br />
Die Aufgaben eines Szenario-Projektes beziehen sich immer auf ein bestimmtes Gestaltungsfeld,<br />
beispielsweise ein Unternehmen („Welches sind unsere Kernfähigkeiten?“), ein Produkt<br />
(„Wie muß unser Produkt gestaltet werden, um am Markt erfolgreich zu sein?“) oder eine<br />
Technologie („Welche Technologie sollen wir einsetzen?“). Daher muß zunächst das Gestaltungsfeld<br />
definiert werden. Anschließend wird das Gestaltungsfeld in seiner gegenwärtigen<br />
Situation analysiert. Dazu können herkömmliche Analyseinstrumente eingesetzt werden. Dies<br />
ist ausführlich in den vorangegangenen Kapitel des Abschlußberichtes erfolgt.<br />
Szenariofeld-Analyse - Identifikation von Schlüsselfaktoren<br />
Mit der Szenariofeld-Analyse beginnt der in den Abbildungen 37 und 38 schematisch dargestellte<br />
Prozeß der Szenario-Erstellung. Dazu wird zunächst ein Szenariofeld definiert, das<br />
genau auf die jeweilige Planungssituation zugeschnitten ist. Es geht in der Regel über das<br />
Gestaltungsfeld hinaus und umfaßt vor allem nicht unmittelbar beeinflußbare Faktoren aus drei<br />
Bereichen: Branche, Branchenumfeld und Globales Umfeld (Abbildung 37 links).<br />
Dieses Szenariofeld wird zunächst durch eine Vielzahl von Einflußfaktoren beschrieben. In<br />
einer Einflußmatrix werden die Beeinflussungen zwischen den Faktoren erfaßt. Für einzelne<br />
Faktoren läßt sich so ermitteln, wie stark sie von <strong>and</strong>eren Faktoren beeinflußt werden (Passivsumme)<br />
und wie stark sie das System bzw. das Gestaltungsfeld beeinflussen (Aktivsumme).<br />
Beide Kennwerte können in einem System-Grid verzeichnet werden. Aus der Position der Einflußfaktoren<br />
im System-Grid können Rückschlüsse auf ihr systemisches Verhalten und damit<br />
die Eignung als Schlüsselfaktoren gezogen werden (Abbildung 37, Mitte). Eine spezielle Szenario-<strong>Software</strong><br />
ermöglicht darüber hinaus die Erfassung und die Einbeziehung indirekter Einflüsse<br />
wie Verkettungen und Rückkopplungen.<br />
Abbildung 37. Szenario-Erstellung I: Vom Szenenfeld zu Zukunftsprojektionen<br />
Mit Hilfe der Kennwerte der Einflußanalyse werden anschließend die Faktoren identifiziert,<br />
die für die Entwicklung des Szenariofeldes charakteristisch sind oder den stärksten Einfluß<br />
ausüben. Diese werden als Schlüsselfaktoren bezeichnet.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 115
Szenario-Prognostik - Mögliche Entwicklungen beschreiben<br />
Diese Phase ist die Kernphase des Szenario-Managements, denn hier erfolgt der „Blick in die<br />
Zukunft“. Nach der Festlegung eines Zukunftshorizontes werden für jeden Schlüsselfaktor<br />
mögliche zukünftige Entwicklungen, sog. Zukunftsprojektionen ermittelt. Für jeden Schlüsselfaktor<br />
werden mehrere alternative Zukunftsprojektionen entwickelt. Dabei geht es nicht<br />
darum, im Team der Szenario-Ersteller Einigkeit über die zukünftige Entwicklung herzustellen<br />
bzw. die wahrscheinlichste Zukunft zu beschreiben. Das Ziel dieser Phase ist es vielmehr,<br />
bewußt divergierende und auch extreme Projektionen zu erarbeiten, damit die Szenarien<br />
das»window of opportunity«vollständig beschreiben (Abbildung 37, rechts).<br />
Szenario-Bildung - Zukunftsszenarien entwickeln<br />
Szenarien beruhen auf möglichst widerspruchsfreien Kombinationen der in der dritten Phase<br />
ermittelten Zukunftsprojektionen. Dazu werden zunächst in einer Konsistenzmatrix alle paarweisen<br />
Kombinationen von Projektionen auf ihre Verträglichkeit überprüft. Die Szenario-<strong>Software</strong><br />
analysiert die vielen Millionen möglichen Kombinationen und identifiziert die<br />
widerspruchsfreien Kombinationsmöglichkeiten. Diese sog. Projektionsbündel werden<br />
anschließend mit Hilfe der Clusteranalyse zu zwei bis fünf Gruppen von ähnlichen Projektionsbündeln<br />
zusammengefaßt. Diese Rohszenarien können mit Hilfe der Multidimensionalen-<br />
Skalierung (MDS) visualisiert werden, so daß die Szenario-Ersteller einen kompakten Einblick<br />
in die zukünftigen Möglichkeiten erhalten (Abbildung 38, Mitte).<br />
Abbildung 38. Szenario-Erstellung II: Von den Zukunftsprojektionen zu den Szenarien<br />
Im letzten Schritt der Szenario-Erstellung werden die einzelnen Rohszenarien analysiert. Die<br />
Zukunftsprojektionen, die in der überwiegenden Anzahl der Bündel eines Rohszenarios vorkommen,<br />
finden Eingang in die Szenarien. Im Zuge eines kreativen Prozesses werden die Szenarien<br />
abschließend in „Prosa“ beschrieben (Abbildung 38, rechts).<br />
116 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Szenario-Transfer - Strategieentwicklung<br />
Der Szenario-Transfer beginnt mit einer Auswirkungsanalyse. Dazu werden in einer Matrix<br />
die Folgen der erstellten Szenarien für das Gestaltungsfeld systematisch analysiert. Daraus<br />
ergeben sich Chancen und Risiken, die entsprechend ihrer Bedeutung und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
bewertet werden. Nun werden daraus Strategien und H<strong>and</strong>lungsempfehlungen<br />
entwickelt. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, sich bei der Planung auf ein Szenario zu<br />
stützen (Fokussierte Strategien) oder mehrere Szenarien in den Planungsprozeß einzubeziehen<br />
(Zukunftsrobuste Strategien).<br />
8.2 Szenariofeld-Analyse<br />
Mit der Szenariofeld-Analyse beginnt der Prozeß der Szenario-Erstellung. Dazu wurde<br />
zunächst ein „Szenariofeld“ definiert. Das Szenariofeld ist ein komplexer Prognosebereich,<br />
dessen zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten in Form von Szenarien beschrieben werden.<br />
Drei typische Formen von Szenariofeldern können unterschieden werden:<br />
• Umfeldszenarien: Ein Szenariofeld kann ausschließlich externe, höchstens mittelbar lenkbare<br />
Umfeldgrößen enthalten. Sie eignen sich beispielsweise gut, Marktentwicklungen der<br />
nächsten Jahren darzustellen.<br />
• Gestaltungsfeldszenarien: Ein Szenariofeld kann ausschließlich interne Lenkungsgrößen<br />
enthalten. Solche Szenarien sind „voll lenkbar“ - der Szenario-Anwender kann hier direkt<br />
zwischen den alternativen Szenarien auswählen.<br />
• <strong>Systems</strong>zenarien: Ein Szenariofeld kann sowohl externe Umfeldgrößen als auch interne<br />
Lenkungsgrößen enthalten. In diesem Fall bildet das Szenariofeld das gesamte System aus<br />
Gestaltungsfeld und Umfeld ab. Wegen der Verbindung von internen und externen Größen<br />
sind die Szenarien nur bedingt lenkbar.<br />
Im Rahmen dieser Vordringlichen Aktion wurde als Szenariofeld „Die Entwicklung von <strong>Software</strong><br />
für eingebettete Systeme für die Anwendungsdomänen Anlagen- und Maschinenbau,<br />
Automatisierungs- und Produktionstechnik sowie Verkehrstechnik“ definiert. Insofern enthielt<br />
das Szenariofeld sowohl externe Umfeldgrößen als auch interne Lenkungsgrößen.<br />
8.2.1 Bildung von Einflußbereichen<br />
Aus der in der Regel eher allgemeinen Definition des Szenariofeldes lassen sich Einflußfaktoren<br />
nur „ungeordnet“ ableiten. Es besteht die Gefahr „schleichender Schwerpunktbildung“.<br />
Um dies zu vermeiden, werden zunächst sog. Einflußbereiche identifiziert. Sie stellen die<br />
Schwerpunkte des Szenariofeldes dar und müssen vom Szenario-Team einvernehmlich festgelegt<br />
werden, was auf einem Workshop im Rahmen dieser VA in München der Fall war.<br />
Das Szenariofeld „Die Entwicklung von <strong>Software</strong> für eingebettete Systeme für die Anwendungsdomänen<br />
Anlagen- und Maschinenbau, Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
sowie Verkehrstechnik“ wurde zunächst in vier Systemebenen eingeteilt (Bild 39).<br />
• Embedded <strong>Software</strong> (SW): Entwicklungsabteilungen der Unternehmen und somit Gestaltungsfeld<br />
bestehend aus Lenkungsgrößen.<br />
• Branchenumfeld: Das Branchenumfeld umfaßt die direkten Umfeldbereiche eines Unternehmens.<br />
Zu ihm gehören gemäß dem klassischen wettbewerbstheoretischem Ansatz von<br />
Porter die Teilbereiche Lieferanten, Kunden, Komplementärleistungen, Substitutionsleistungen<br />
und Branche.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 117
• Technologisches Branchenumfeld: Allgemeine Einflüsse aus dem Technologie Umfeld<br />
werden hier besonders wegen der Wechselwirkungen zu dem technischem Gestaltungsfeld<br />
getrennt vom globalem Umfeld aufgeführt. Einflußbereiche sind Informations- und Kommunikations<br />
(IuK)-Technologie sowie Grundlagen-Technologien.<br />
• Globales Umfeld: Das globale Umfeld erfaßt allgemeine wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche,<br />
technische und ökologische Faktoren.<br />
U m w e l t<br />
Technik<br />
Branche<br />
IuK Technologie<br />
Lieferanten<br />
G e s e l l s c h a f t<br />
P o l i t i k<br />
Komplementär-<br />
leistungen<br />
Embedded<br />
SW<br />
Substitutions-<br />
K u n d e n<br />
Grundlagen Technologie<br />
l e i s t u n g e n<br />
Ö ko n om i e<br />
Branchenumfeld:<br />
Verkehrstechnik<br />
Anlagen<br />
und<br />
Maschinenbau<br />
Automatisierungsund<br />
Produktionstechnik<br />
8.2.2 Ermittlung von Einflußfaktoren<br />
Die Gliederung des Szenariofeldes in Systemebenen und Einflußbereiche reicht nicht aus, weil<br />
sich deren konkrete Entwicklungsmöglichkeiten nicht konkret beschreiben lassen. Daher sind<br />
die einzelnen Einflußbereiche durch geeignete Einflußfaktoren näher zu beschreiben.<br />
Dazu werden zunächst für die einzelnen Einflußbereiche mögliche Einflußfaktoren identifiziert,<br />
mit denen der gegenwärtige Zust<strong>and</strong> eines Einflußbereiches, dessen zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten<br />
sowie die gegenwertigen und zukünftigen Wechselwirkungen mit <strong>and</strong>eren<br />
Einflußbereichen weitestgehend beschrieben werden können. Dabei werden bewußt mehr Einflußfaktoren<br />
zugelassen, als später zur Szenario-Erstellung verwendet werden. Mögliche Verfahren<br />
zur Ermittlung von Einflußfaktoren sind Systemische Analysen, Cognitive Mapping,<br />
Methode 6-3-5, Laterales Denken, etc.<br />
Anschließend werden die identifizierten Einflußfaktoren aufbereitet, indem sie wertneutral<br />
beschrieben werden. Zusätzlich wird überprüft, ob die Verteilung der Einflußfaktoren innerhalb<br />
der Einflußbereiche mit den vorgesehenen Schwerpunkten übereinstimmen.<br />
Dies erfolgte ebenfalls im Rahmen eines Workshop in München. Als Ergebnis der Einflußfaktorenermittlung<br />
ergab sich ein Einflußfaktoren-Katalog, mit dem das Szenariofeld umfassend<br />
beschrieben werden konnte.<br />
Gestaltungsfeld<br />
E1 Methodeneinsatz: Formen der Produktentwicklungsmethodik; Bedeutung der Produktentwicklungsmethodik<br />
in den Unternehmen; evtl. separat Methodik der SW-Entwicklung<br />
118 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion<br />
ESW<br />
ESW<br />
ESW<br />
Abbildung 39. Einflußbereiche und Systemebenen
(Durchgängigkeit<br />
E2 Organisation der Produktentwicklung: Arbeitsteilung; Zusammenarbeit mit Unterauftragnehmern;<br />
Verteilte Produktentwicklung; Simultaneous / Concurrent <strong>Engineering</strong>; Zusammenarbeit<br />
mit angrenzenden Ingenieurdomänen (Mechatronik); Einbindung in den<br />
Produktentwicklungsprozeß (Kooperative Produktengineering)<br />
E3 Investitionsneigung: Neigung und wirtschaftliche Fähigkeit zu investieren; Stellung von<br />
<strong>Software</strong> im Unternehmen<br />
E4 Kostenmanagement: Einsatz von Zielkostenmanagement; Kostenbewußtsein allgm. Stückkostenminimierung<br />
contra Entwicklungsaufwände. „Unnützes Festhalten an HW-Begrenzungen<br />
aufgrund kurzsichtiger Kalkulationen. Transparenz<br />
E5 Interdisziplinäre Personalpolitik: Verhältnis von Ingenieuren, Informatiker; Fachkräfte,<br />
E6 Qualitätssicherung, -bewusstsein: Maßnahmen zur Einhaltung der Sicherheitsst<strong>and</strong>ards, der<br />
Nachvollziehbarkeit; Testverfahren;<br />
E7 Variantenmanagement: Entwicklung der Variantenvielfalt (Stimulation durch Käufermarkt<br />
etc.); Prozeßbeherrschung, Dokumentation, Flexibilität, Modularität, Transfer, Änderungsmanagement,<br />
Versionen<br />
E8 Know-how Transfer: Personalentwicklungssysteme (Fachlaufbahn; Führungslaufbahn);<br />
Innerbetriebliche Ausbildung; Teilnahme an außerbetrieblichen Fortbildungsmaßnahmen;<br />
Ausgaben der Unternehmen für Aus- und Weiterbildung (Humankapitalinvestitionen); Ausund<br />
Weiterbildung sowie Qualifikation, Technology-Watch, Schulungen, Testphasen<br />
E9 Pionier- und Teamgeist<br />
Branchenumfeld<br />
E10 Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen: z.B. Ausfallsicherheit, Redundanz.<br />
E11 Post-Sales-Services: Bedeutung der Marktnähe der Vertriebs- und Wartungsorganisation;<br />
(z.B. Install <strong>and</strong> Forget); Durchschnittliche Produktlebensdauer; Übliche Gestaltung der<br />
Überg-änge von alten zu neuen Produkten; Entwicklungszeiten; Länge von Produktlebenszyklen;<br />
Lebenszyklusbetrachtung<br />
E12 Branchenst<strong>and</strong>ards: Bedeutung von Branchenst<strong>and</strong>ards; Zusammensetzung von relevanten<br />
Expertengruppen<br />
E13 Schutz von technologischem Vorsprung: Möglichkeit zur Sicherung von technologischem<br />
Vorsprung gegenüber Nachahmung<br />
E14 Wettbewerbsintensität der Hersteller von ESW: Fusionen (Unternehmenszusammenschlüsse<br />
im Feld der Mitbewerber); Art und Umfang des Engagements großer Konzerne im<br />
Markt (High-volume-manufacturer); Globalisierung der Branche (Anzahl und Marktanteil<br />
globaler Anbieter); Anteil kleiner Anbieter / Nischenanbieter<br />
E15 Spektrum der Kundenwünsche: Vielfältigkeit der Kundenanforderungen<br />
E16 Struktur und Macht der <strong>Software</strong>-Anbieter: Marktmacht der <strong>Software</strong>paket Anbieter; Einfluß<br />
der Inputs auf Kosten und Leistung; Lieferantenkonzentration; Systemlieferanten; Sortimentspolitik<br />
der Lieferanten; Produktlebenszyklus der Inputs<br />
E17 Struktur und Macht der Hardware-Anbieter: Marktmacht der Lieferanten; Einfluß der<br />
Inputs auf Kosten und Leistung; Lieferantenkonzentration; Systemlieferanten; Sortimentspolitik<br />
der Lieferanten; Produktlebenszyklus der Inputs, insbesondere Prozessorgenerationen<br />
E18 Neue Marktformen, Märkte: Formen der Abwicklung von Geschäften über elektronische<br />
Kommunikationssysteme; Anteil von Electronic Commerce am gesamten H<strong>and</strong>el; Elektronische<br />
Fernwartung, Service, SW-Downloads auf Zeitbasis; Bereitstellung von Service, z.B.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 119
<strong>Engineering</strong>- Leistungen; Bedeutung und Struktur des Post Sales Support; Entwicklung der<br />
traditionellen Wartungsgeschäfts; „maintenance on call“ durch externe Dienstleistungsunternehmen<br />
E19 Markenimage: Erkennbarkeit einzelner Hersteller bzw. Marken; Bedeutung der Hersteller<br />
und Marken im Wettbewerb; globaler Wettbewerb<br />
E20 DAU- Faktor/Systemusability: Einfache Wartung; wenig vs. viel geschultes Personal/<br />
Bediener; Betriebspersonal; Servicepersonal<br />
E21 Planbarkeit des Geschäfts: Komplexität der Unternehmensumwelt, Planungssicherheit; Planungshorizont;<br />
Systemgröße und -komplexität<br />
Technologische Branchenumfeld<br />
E22 <strong>Software</strong>-<strong>Engineering</strong>: Entwicklung der <strong>Software</strong>technik („Kunsth<strong>and</strong>werk“ vs. Intelligente<br />
<strong>Software</strong>-Bausteine); Kommunikationsorientierung; <strong>Software</strong>-Agenten; Component- Ware;<br />
Aspektorientierung; Verteilte Intelligenz; Verifikation etc.<br />
E23 Tool Support: Integrierte Ingenieursysteme; Verfügbarkeit von Entwicklungswerkzeugen;<br />
Preise von Entwicklungswerkzeugen; Nutzung von Entwicklungswerkzeugen in der Praxis;<br />
Unterstützung der Entwicklungsphasen durch SW-Tools<br />
E24 St<strong>and</strong>ards und Normen der IT: In Protokollen, Programmierung, HMI; St<strong>and</strong>ards / Zulassungsverfahren;<br />
Branchen, HW, SW; Defacto- St<strong>and</strong>ards, Industriemacht<br />
E25 HW und SW Co-Design Methodik: Grad der Verschmelzung, Co-Design; St<strong>and</strong>ard Designs<br />
(Plattformstrategie); Verknüpfung organisatorisch von HW-SW-Entwicklung als Paradigma<br />
E26 Leistungsfähigkeit der Informationstechnologie: Verarbeitungsgeschwindigkeit von Prozessoren;<br />
Hard- und <strong>Software</strong> auf der Grundlage hochentwickelter Chiptechnologie (Multimedia-Computer;<br />
Telecomputer; Parallelprozessorsysteme; Multisensor-Roboter)<br />
E27 Autonomie und Vernetzung mechatronischer Systeme: Entwicklung und Einsatzreife von<br />
Robotern; Aufgabenbereiche wie Service-Robotik oder Personel-Robotik. Zusammenspiel<br />
von Sensor-Aktor-Systemen, Vielfalt, Empfindlichkeit, Dimension, phys. Größen von Sensorarten,<br />
<strong>Software</strong> - Aspekte/Agenten, intelligente Teilkonzepte(alleinstehend)<br />
E28 Innovative Fertigungstechnologien und Werkstoffe: Entwicklung von Fertigungstechnologien<br />
im Umfeld der IuK-Branche, z.B. Halbleiterfertigung. Billige Fertigungstechnologien<br />
für neue Werkstoffe. Entwicklung von Werkstücken oder Werkstoffen, die Eigendiagnosen,<br />
Selbstreparaturen als kennzeichnendes Verhalten aufweisen. Smart Materials.<br />
E29 Intelligente SW- HW- Bausteine: Erfassung verschiedener physikalischer Größen; Informationsvorverarbeitung<br />
vor Ort; Netzfähigkeit durch unterstützte Bussysteme. Bausteine der<br />
Informationstechnologie, die verschiedene Aufgabenbereiche mit ein<strong>and</strong>er verbinden und<br />
komplexe Teilaufgaben autonom lösen können. Austauschbare, wartungsfreie Module<br />
(HW,SW). Schnittstellenst<strong>and</strong>ards: logisch und physikalisch; Plug'n'Play; JINI;Sensor und<br />
Anzeige<br />
E30 B<strong>and</strong>breite der Kommunikationsnetze: Nutzer mit Zugang zu einem Netz; Verhältnis von<br />
netzgebundenen zu isolierten Rechnersystemen; Übertragungsgeschwindigkeit; Antwortzeitverhalten;<br />
Informationsverlust während der Kommunikation durch technische Umsetzung;<br />
B<strong>and</strong>breite der Kommunikationsmöglichkeiten Zusicherung von B<strong>and</strong>breiten /ATM Verbreitung<br />
und Akzeptanz; Contentmanagement Wissen, Lösungselemente, Dienstleistungen<br />
E31 Sicherheit der Informationsübertragung: Vermeidung von Verlust oder Verfälschung von<br />
Daten<br />
E32 Wissensmanagement: Beziehungswissen, Expertensysteme, Dokumentation, Archivierung<br />
120 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Zugriff, Manipulation, Verwaltung<br />
E33 Human Machine Interface: Monitoring der techn. Prozesse; Ausfallzeitenreduzierung, Eingabe,<br />
Ausgabe, Erstellung von SW-Ergonomie für HMI<br />
Globales Umfeld<br />
E34 Bildungssystem: Ausbildung von Fachpersonal; Universitäre vs. <strong>and</strong>ere Formen; Schule<br />
E35 Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten: Die FuE-Aktivitäten werden gemessen als<br />
Anteil der Bruttoinl<strong>and</strong>sausgaben für FuE (GERD = Gross domestic expenditure on R&D)<br />
am Bruttoinl<strong>and</strong>sprodukt (BIP).<br />
E36 Produkthaftung: Vorfall: Siemens Airbag Kind; Test auch von <strong>Software</strong> wie auch HW auf<br />
Sonderfälle.<br />
E37 Technologieakzeptanz: Einstellung zur Technik („Eher ein Segen“ vs. „Eher ein Fluch“);<br />
Einstellung zu neuen Technologien; Bereitschaft zum Umgang mit neuen Technologien;<br />
Lernfähigkeit (Anteil der Menschen, die neue Technologien verstehen und nutzen können)<br />
E38 Arbeitskräftepotential: Anzahl potentiell Erwerbswilliger; Zuw<strong>and</strong>erung von Erwerbswilligen;<br />
Anteil der Frauen an den Erwerbswilligen; »Stille Reserve«<br />
E39 Globalisierung der Produktion: Verlagerung von Produktionsstätten deutscher Unternehmen<br />
ins Ausl<strong>and</strong> (Anteil inländischer/ausländischer Produktionsstätten)<br />
E40 Sicherheitsbewußtsein der Menschen: Grad des Sicherheitsstreben der Menschen in einer<br />
Hochtechnologie.<br />
E41 Innovationsdynamik: Technischer Fortschritt (qualitativ und quantitativ); Wettbewerbsanstrengungen<br />
und Wettbewerbsstärke deutscher Unternehmen<br />
E42 Mobilität: Gesamte räumliche Mobilität im Alltag; Durchschnittliche Kilometerleistung im<br />
Jahr (beruflich; privat)<br />
E43 Umweltpolitik: Bedeutung des Umweltschutzes bei politischen Entscheidungen; Art und<br />
Umfang der Umweltpolitik (Staatliche Vorgaben zur Erreichung von Umweltzielen; ökologische<br />
Komponenten im Steuersystem, etc.); Staatliche Beteiligung an Umweltkosten<br />
8.2.3 Ermittlung von Schlüsselfaktoren<br />
Ein Einflußfaktoren-Katalog enthält in der Regel eine große Anzahl von Einflußfaktoren. Da<br />
sich diese in den folgenden Phasen des Szenario-Managements nur schwer h<strong>and</strong>haben lassen,<br />
müssen zunächst die wesentlichen Einflußfaktoren identifiziert werden. Das Ergebnis dieser<br />
Unterphase und damit der Szenariofeld-Analyse ist ein verkleinerter Einflußfaktoren-Katalog.<br />
Wir bezeichnen die darin enthaltenen, für das Szenariofeld charakteristischen Einflußfaktoren<br />
als Schlüsselfaktoren.<br />
Direkte Einflußanalyse<br />
Zunächst werden in einer direkten Einflußanalyse die (direkten) Beziehungen der Einflußfaktoren<br />
unterein<strong>and</strong>er bewertet. Für jedes Einflußfaktoren-Paar wird der Einfluß ermittelt, mit<br />
dem der eine Einflußfaktor auf den <strong>and</strong>eren wirkt - und umgekehrt. Dabei steht die Frage im<br />
Vordergrund: Wenn sich der Einflußfaktor A verändert, wie stark oder wie schnell verändert<br />
sich durch die direkte Einwirkung von A der Einflußfaktor B? Die Bewertung der Einflüsse<br />
erfolgt anh<strong>and</strong> der folgenden Skala:<br />
• 0 = keine oder sehr schwache Wirkung, d.h. wenn sich Einflußfaktor A sehr stark verändert,<br />
wirkt sich dies gar nicht oder nur sehr schwach auf Einflußfaktor B aus.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 121
• 1 = schwache oder zeitlich verzögerte Wirkung, d.h. wenn sich Einflußfaktor A verändert,<br />
wirkt sich dies schwach auf Einflußfaktor B aus.<br />
• 2 = mittlere Wirkung, d.h. wenn sich Einflußfaktor A start verändert, beeinflußt das den<br />
Einflußfaktor B mit mittlerer Stärke.<br />
• 3 = starke oder sehr starke Wirkung, d.h. wenn sich Einflußfaktor A leicht verändert,<br />
wirkt sich das sehr stark auf Einflußfaktor B aus.<br />
Die direkten Beziehungswerte werden in einer Einflußmatrix verzeichnet (Bild 40).<br />
Einflußmatrix<br />
Fragestellung: »Wie stark<br />
beeinflußt Einflußfaktor A (Zeile)<br />
Einflußfaktor B (Spalte)?«<br />
Bewertungsmaßstab:<br />
0 = kein Einfluß<br />
1 = schwacher, verzögerter Einfluß<br />
2 = mittlerer Einfluß<br />
3 = starker, unmittelbarer Einfluß<br />
1 Methodeneinsatz<br />
2 Organisation der Produktentw.<br />
3 Investitionsneigung<br />
4 Kostenmanagement<br />
5 Interdisziplinäre Personalpolitik<br />
6 Qualitätsbewußtsein/ -sicherung<br />
7 Variantenmanagement<br />
8 Know-how Transfermaßnahmen<br />
42 Mobilität<br />
43 Umweltpolitik<br />
Passivsumme<br />
2 1 1 2 3 2 2 1<br />
1 2 1 3 2 1 2 3<br />
1 1 2 2 - 2 1<br />
2 -<br />
3<br />
- -<br />
1 2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
-<br />
3<br />
3 2 2 2 1 2 2 2<br />
1 - 2 - - - -<br />
3 1 1 1 3 2 2 2<br />
2<br />
2<br />
2 3<br />
2<br />
- - - - - -<br />
1 - - 1 1 - 1 1<br />
2<br />
Kostenmanagement<br />
Qualitätsbewußtsein/ -sicherung<br />
1 Methodeneinsatz<br />
2 Organisation der Produktentw.<br />
3 Investitionsneigung<br />
4<br />
5 Interdisziplinäre Personalpolitik<br />
6<br />
7 Variantenmanagement<br />
8 Know-how Transfermaßnahmen<br />
9 Team- und Pioniergeist<br />
2 2<br />
2<br />
70 68 51 39 54 70 58 62 50<br />
Wirkungssumme<br />
14 - - - - -<br />
15 - - - - -<br />
11 - - - - -<br />
12 - - - - -<br />
12 - - - - -<br />
16 - - - - -<br />
5 - - - - -<br />
14 - - - - -<br />
6<br />
7<br />
3 = Beispiel<br />
Kostenmanagement (Zeile 4)<br />
beeinflußt die Investitionsneigung<br />
(Spalte 3) stark<br />
und unmittelbar.<br />
Aus der Einflußmatrix<br />
ergeben sich drei wichtige<br />
Kennwerte für das<br />
systemische Verhalten der<br />
Einflußfaktoren:<br />
Abbildung 40. Direkte Einflußmatrix zur Ermittlung der direkten Beziehungen<br />
Aus der Einflußmatrix können verschiedene Kennwerte ermittelt werden:<br />
• Aktivsumme: Die Aktivität eines Einflußfaktors ist die Zeilensumme aller Beziehungswerte.<br />
Sie zeigt die Stärke an, mit der ein Einflußfaktor direkt auf alle <strong>and</strong>eren Einflußfaktoren<br />
im System wirkt<br />
• Wirkungssumme: Die Wirkungssumme eines Einflußfaktors ist die Zeilensumme aller<br />
Beziehungswerte von Einflußfaktoren mit Gestaltungsfeldfaktoren. Sie zeigt die Stärke an,<br />
mit der ein Einflußfaktor auf das Gestaltungsfeld wirkt.<br />
• Passivsumme: Die Passivität eine Einflußfaktors ergibt sich aus der Spaltensumme. Sie ist<br />
ein Maß dafür, wie stark der jeweilige Einflußfaktor durch alle übrigen Einflußfaktoren<br />
beeinflußt wird.<br />
• Impuls-Index: Durch Division von Aktiv- und Passivsumme erhält man einen Impuls-<br />
Index. Er ist ein Maß für die Einflüsse, die von einem Einflußfaktor ausgehen, ohne daß der<br />
Einflußfaktor dadurch Veränderungen erfährt. Die Einflußfaktoren mit den größten Quotienten<br />
werden daher als impulsive Größen, diejenigen mit den niedrigsten Quotienten als<br />
reaktive Größen bezeichnet.<br />
• Dynamik-Index: Dieser Kennwert errechnet sich durch die Multiplikation von Aktiv- und<br />
Passivsumme. Er ist ein Maß für die Einbindung des Einflußfaktors in das Gesamtsystem<br />
bzw. dessen Einfluß auf das Verhalten des Gesamtsystems.<br />
122 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion<br />
Qualitätsanforderungen<br />
10<br />
2<br />
Post-Sales Services<br />
11<br />
1<br />
Branchenst<strong>and</strong>ards<br />
12<br />
-<br />
2 2 2<br />
Umweltpolitik<br />
Mobilität<br />
42<br />
43<br />
3<br />
3<br />
31 47 26 44 15<br />
Aktivsumme<br />
16<br />
15<br />
11<br />
12<br />
12<br />
16<br />
7<br />
14<br />
58<br />
42<br />
Aktivsumme<br />
Wie stark beeinflußt ein Einflußfaktor<br />
die <strong>and</strong>eren Faktoren?<br />
Wirkungssumme<br />
Wie stark beeinflußt ein Faktor<br />
die Lenkungsgrößen?<br />
Passivsumme<br />
Wie stark wird ein Einflußfaktor<br />
von <strong>and</strong>eren Faktoren beeinflußt?
Durch die Ermittlung der verschiedenen Aktivsummen wird es möglich, zwei Varianten der<br />
Einflußanalyse zu verwenden:<br />
• Bei der Interdependenzanalyse sind alle Einflußfaktoren gleichwertig. Es werden die Einflußfaktoren<br />
zu Schlüsselfaktoren, die das gesamte Szenariofeld am besten charakterisieren,<br />
d.h. den größten Einfluß ausüben.<br />
• Bei der Wirkungsanalyse nehmen die lenkbaren Größen eine herausgehobene Stellung ein,<br />
weil die Wirkung des Szenariofeldes auf diese Größen ermittelt wird. Es werden die Einflußfaktoren<br />
zu Schlüsselfaktoren, die die größte Wirkung auf das Gestaltungsfeld ausüben.<br />
Im Rahmen dieser Untersuchung war vor allem der Einfluß der einzelnen Einflußfaktoren auf<br />
die Entwicklung von <strong>Software</strong> für eingebette Systeme von Interesse. Daher wurde vornehmlich<br />
eine Wirkungsanalyse durchgeführt.<br />
Indirekte Einflußanalyse<br />
Bei der bisherigen Einflußanalye wurden lediglich direkte Beziehungen berücksichtigt - Einflußketten<br />
und Rückverkettungen wurden nicht betrachtet. Um den großen Einfluß solcher<br />
indirekten Vernetzungen zu erfassen, wurde zusätzlich eine indirekte Einflußanalyse durchgeführt,<br />
mit der die bisherigen Ergebnisse verbessert werden konnten.<br />
Mit Hilfe eines am Heinz Nixdorf Institut entwickelten Verfahrens wurde eine indirekte Einflußmatrix<br />
erstellt, in der die indirekten Beziehungen zwischen den Einflußfaktoren verzeichnet<br />
werden, sofern diese größer sind als die direkten Beziehungen (Abbildung 41). Eine solche<br />
indirekte Einflußmatrix läßt sich prinzipiell genauso lesen wie eine direkte Einflußmatrix.<br />
Daher wurden neben Interdependenz- auch indirekte Wirkungsanalysen durchgeführt.<br />
Direkte Einflußmatrix<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
WS<br />
10<br />
11<br />
1 Methodeneinsatz<br />
2 Organisation der Produktentw.<br />
3 Investitionsneigung<br />
4 Kostenmanagement<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3 2<br />
2 1<br />
2 0<br />
2 1 2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1 14<br />
3 15<br />
1 11<br />
0 12 -<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
16<br />
15<br />
11<br />
12<br />
Berechnung von<br />
Werten für die indirekte<br />
Beeinflussung zwischen<br />
den einzelnen Einflußfaktoren<br />
5 Interdiziplinäre Personalpolitik 2 3 0 0 1 1 2 3 12 0 0 0 0 0 0 12<br />
6 Qualitätsbewußtsein<br />
7 Variantenmanagement<br />
3<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
0<br />
23<br />
2<br />
1<br />
0 0<br />
2 2<br />
0<br />
2 16 2<br />
0 5<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
16<br />
7<br />
8 Know-how Transfermaßnahmen 3<br />
-<br />
1<br />
- - - 2 3 -<br />
Indirekte Einflußmatrix<br />
14<br />
- - - - - - 6<br />
42 Mobilität<br />
43 Umweltpolitik<br />
Passivsumme<br />
0 12<br />
Methodeneinsatz<br />
2 1,5 1,5 2 3 2 2 1,5 15,5 0,42 0,56 0,5 0,28<br />
- 1 - - - - - - - - - - 2 26<br />
1 20<br />
Organisation der Produktentw. 1,5 2 1 3 2 1,5 2 3 16 0,19 0,21 0,19 0,19<br />
- - 3 1 - - - - - 1 - 1 - 19<br />
3 Investitionsneigung<br />
2,3 2 1 2,2 2 1,1 3 1,7 13,3 0,24 0,32 0,28 0,16<br />
30<br />
13<br />
41<br />
31 14 7 25 17 24 26 12 13 24 14 10 14<br />
4 Kostenmanagement<br />
2 2 3 1,7 1,5 1 2,31,5 1,5 14,9 0,21 0,28 0,25 0,14<br />
0,5 0,4 36<br />
0,2 0,2 24<br />
0,2 0,2 24<br />
0,3 0,2 25<br />
Beispiel für die Wirkungsweise 5 Interdiziplinäre Personalpolitik 2 3 1,5 1 1,5 2 2 3 16 0,25 0,28 0,25 0,19 0,3 0,3 27<br />
indirekter Vernetzung<br />
6 Qualitätsbewußtsein<br />
3 2 2 2 1,5 2 2 2 16,5 0,32 0,42 0,38 0,21 0,4 0,3 32<br />
7 Variantenmanagement<br />
1 2 1,5 2 1,5 1 1,7 1,5 12,2 0,5 0,5 0,5 0,38 0,5 0,5 29<br />
8 Know-how Transfermaßnahmen 3 2,31,1<br />
1,1 3 2,3 1,5 2,3 16,5 0,32 0,42 0,38 0,21 0,4 0,3 31<br />
0 = Direkte Vernetzung: Das Kostenmanagement<br />
hat keinen direkten<br />
Einfluß auf den Team- und Pioniergeist.<br />
2<br />
2<br />
=<br />
Indirekte Vernetzung: Das<br />
Kostenmanagement beeinflußt das<br />
Qualitätsbewußtsein, das wiederum den<br />
Team- und Pioniergeist beeinflußt.<br />
42 Mobilität<br />
43 Umweltpolitik<br />
Passivsumme<br />
Abbildung 41. Indirekte Einflußmatrix zur Ermittlung der indirekten Beziehungen<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 123<br />
12<br />
1<br />
2<br />
13<br />
3<br />
4<br />
42<br />
43<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
WS<br />
94 90 83 73 90 88 88 84 80 64 74 60 45 59 52<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
1,7 2,3 2,3 2,3 1,7 2,3 2,3 1,7 2 18,3 2,3 2,3 1,7 1,5<br />
2,3 2,31,7<br />
1,7 2,32,3 1,7 1,7 1,7 17,5 2,3 2 2 1,3<br />
42<br />
43<br />
3<br />
2<br />
89<br />
90
System-Grids<br />
Zur Veranschaulichung der Ergebnisse der direkten und auch der indirekten Einflußanalyse<br />
eignet sich ein System-Grid. Mit den ermittelten Aktiv- und Passivsummen entsteht ein einfach<br />
zu interpretierendes Abbild der Beziehungen im Szenariofeld.<br />
43 40 35 30 25 20 15 10 5 1<br />
Rang Aktivsumme<br />
I<br />
II<br />
IV<br />
36<br />
28<br />
12<br />
19<br />
III<br />
Rang Passivsumme<br />
43 40 35 30 25 20 15 10 5 1<br />
1<br />
10<br />
15<br />
43<br />
43<br />
34<br />
13<br />
43<br />
40<br />
38<br />
42<br />
17<br />
10<br />
16<br />
32<br />
26<br />
31<br />
XI<br />
15<br />
22<br />
20<br />
XII<br />
21<br />
30<br />
33<br />
25<br />
4<br />
VII<br />
14<br />
11<br />
37<br />
39<br />
35<br />
VI<br />
IX<br />
24<br />
23<br />
29<br />
18<br />
9<br />
27<br />
41<br />
X<br />
V<br />
VIII<br />
3<br />
6<br />
8<br />
7<br />
2<br />
5<br />
Impulsive Einflußfaktoren<br />
Aktive Hebel: Nachhaltige Einflußmöglichkeiten auf<br />
das Gesamtsystem / Gestaltungsfeld<br />
Normale Hebel: Lenkungseingriffe können durch die<br />
Systemdynamik kompensiert werden.<br />
Kritische Hebel: Lenkungseingriffe werden durch die<br />
Systemdynamik bedroht und müssen kontrolliert werden.<br />
Schwache Hebel: Lenkungseingriffe müssen häufig<br />
wiederholt oder verstärkt werden.<br />
Dynamische Einflußfaktoren<br />
Extreme Destabilisatoren: Extrem dynamische Größen, die<br />
»nur mit Samth<strong>and</strong>schuhen« angefaßt werden sollten.<br />
Destabilisatoren: Sehr flexible, dynamische Größen, die häufig<br />
zu Problemen führen.<br />
Moderate Destabilisatoren: Bei behutsamer Veränderung<br />
moderate Systemdynamik.<br />
Potentielle Destabilisatoren: Bei direkter Lenkung hohe<br />
Systemdynamik mit entsprechenden Problemen.<br />
Reaktive und puffernde Einflußfaktoren<br />
Indikatoren: Extrem reaktive Größen. Lenkungseingriffe<br />
gleichen einer Symptombeh<strong>and</strong>lung und sich nicht sinnvoll.<br />
Kritische Indikatoren: Reaktive Größen. Lenkungseingriffe<br />
sind nicht sinnvoll und können zu Problemen führen.<br />
Puffer: Reaktiv-puffernde Größen, mit denen sich das<br />
System bedingt stabilisieren läßt.<br />
Stabilisatoren: Weitgehend selbstregulierende Größen, die<br />
das System stabilisieren.<br />
Abbildung 42. Systemgrid der indirekten Vernetzung nach den Rängen der Aktiv- und<br />
Passivsummen<br />
Rang nach Wirkungssumme<br />
21<br />
13<br />
19<br />
12<br />
28<br />
34<br />
36 38<br />
32<br />
15<br />
40<br />
43<br />
17<br />
22<br />
25<br />
29<br />
42<br />
16<br />
14<br />
15<br />
23<br />
39<br />
31<br />
33<br />
20<br />
10<br />
24<br />
26<br />
27<br />
10<br />
30<br />
Abbildung 43. Auswahl von Schlüsselfaktoren nach den Rängen der Wirkungssumme<br />
und des Dynamik-Indexes<br />
Die zur Auswahl verwendeten System-Grids sind in Abbildung 42 und Abbildung 43 dargestellt.<br />
Auf dem zweiten Szenario-Workshop in Rahmen dieser VA in Paderborn, wurden die<br />
Schüsselfaktoren im Team ausgewählt, die für die Szenarien-Erstellung die Grundlage bilden.<br />
Hierbei wurde insbesondere auf Verteilung der Schlüssefaktoren auf die drei äußeren Systeme-<br />
124 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion<br />
1<br />
Erklärung:<br />
Rang nach Dynamik-Index<br />
11<br />
35<br />
41<br />
18<br />
37<br />
1<br />
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
V<br />
VI<br />
VII<br />
VIII<br />
IX<br />
X<br />
XI<br />
XII<br />
Schlüsselfaktor (ausgewählt für den Bereich Automatisierungsu.<br />
Produktionstechnik)<br />
Schlüsselfaktor (ausgewählt für den Bereich Verkehrstechnik)<br />
Schlüsselfaktor (ausgewählt für alle drei Bereiche)<br />
Nicht-lenkbarer Einflußfaktor (Umfeldgröße)<br />
Eindeutiger Schlüsselfaktor: Nachhaltige Beeinflussung des<br />
Gestaltungsfeldes sowie erhebliche Vernetzung im Gesamtsystem;<br />
in der Regel sicherer Schlüsselfaktor.<br />
Sehr stark vernetzter Schlüsselfaktor: Erhebliche Vernetzung<br />
und Gesamtsystem und starke Beeinflussung des Gestaltungsfeldes;<br />
in der Regel ebenfalls Schlüsselfaktor.<br />
Sehr stark wirkender Schlüsselfaktor: Nachhaltige Beeinflussung<br />
des Gestaltungsfeldes sowie starke Vernetzung im<br />
Gesamtsystem; in der Regel ebenfalls Schlüsselfaktor<br />
Möglicher Schlüsselfaktor: Starke Beeinflussung des Gestaltungsfeldes<br />
sowie starke Vernetzung im Gesamtsystem;<br />
häufig ebenfalls Schlüsselfaktor.<br />
Sehr stark vernetzter Einflußfaktor: Starke Vernetzung im<br />
Gesamtsystem aber keine signifikante Beeinflussung des<br />
Gestaltungsfeldes; daher spezifische Abwägung notwendig.<br />
Stark vernetzter Einflußfaktor: Vernetzung und Beeinflussung<br />
des Gestaltungsfeldes wie oben.<br />
Sehr stark wirkender Einflußfaktor: Nachhaltige Beeinflussung<br />
des Gestaltungsfeldes aber nur geringe Vernetzung<br />
im Gesamtsystem; daher häufig geringe Wechselwirkung mit<br />
<strong>and</strong>eren Schlüsselfaktoren.<br />
Stark wirkender Einflußfaktor: Beeinflussung des Gestaltungsfeldes<br />
und Vernetzung wie oben.<br />
Kein Schlüsselfaktor: Keine nachhaltige Beeinflussung des<br />
Gestaltungsfeldes und keine signifikante Vernetzung im Gesamtsystem.<br />
Nur im Ausnahmefall Schlüsselfaktoren.
enen geachtet. Einflußfaktoren aus dem Gestaltungsfeld haben naturgemäß nur wenig Einfluß<br />
auf globalere Faktoren und weisen daher nur geringe Systemaktivität auf. Diese Faktoren wurden<br />
nicht für die Szenarien-Erstellung berücksichtigt. Insofern h<strong>and</strong>elt es sich bei den erarbeiteten<br />
Szenarien um die eingangs erwähnten Umfeldszenarien.<br />
8.2.4 Zuordnung der Schlüsselfaktoren zu den Anwendungsdomänen<br />
Die ausgewählten Schlüsselfaktoren werden nachfolgend auf die Anwendungsdomänen Anlagen-<br />
und Maschinenbau, Automatisierungs- und Produktionstechnik sowie Verkehrstechnik<br />
verteilt.Dabei ergaben sich allgemeine Schlüsselfaktoren, die in jeder Anwendungsdomäne<br />
berücksichtigt wurden, Schlüsselfaktoren die nur in zwei der drei Domänen Verwendung f<strong>and</strong>en<br />
sowie individuelle Schlüsselfaktoren als auch gleiche Schlüsselfaktoren mit domänenspezifischen<br />
Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Branchenumfeld<br />
Technologisches<br />
Branchenumfeld<br />
Globales<br />
Umfeld<br />
Abbildung 44. Verteilung der Schlüsselfaktoren auf die Systemebenen und<br />
Anwendungsdomänen.<br />
8.3 Szenario-Prognostik<br />
Anlagen- und<br />
Maschinenbau<br />
Automatisierungsund<br />
Produktionstechnik<br />
Verkehrstechnik<br />
Qualitäts- und Sicherheits- Qualitäts- und Sicherheits- Qualitäts- und Sicherheitsanforderungenanforderungenanforderungen<br />
Post-Sales-Services Post-Sales-Services Post-Sales-Services<br />
Schutz von technol. Vorsprung Schutz von technol. Vorsprung Wettbewerbsintensität<br />
Wettbewerbsintensität Wettbewerbsintensität<br />
Neue Märkte/Marktformen<br />
Struktur der SW-Anbieter Struktur der SW-Anbieter<br />
Neue Märkte/Marktformen Neue Märkte/Marktformen<br />
<strong>Software</strong>engineering <strong>Software</strong>engineering <strong>Software</strong>engineering<br />
Tool-Support Tool-Support Tool-Support<br />
St<strong>and</strong>ards und Normen der IT St<strong>and</strong>ards und Normen der IT<br />
HW / SW Co Design<br />
HW / SW Co Design HW / SW Co Design Autonome. vern. mecha. Systeme<br />
Autonome. vern. mecha. Systeme Autonome. vern. mecha. Systeme Kommunikationsnetze<br />
Kommunikationsnetze Kommunikationsnetze<br />
Wissensmanagement<br />
Wissensmanagement Wissensmanagement<br />
Bildungssystem Bildungssystem Bildungssystem<br />
FuE FuE FuE<br />
Globalisierung der Produktion Technologieakzeptanz Globalisierung der Produktion<br />
Innovationsdynamik<br />
Globalisierung der Produktion Sicherheitsbewußt. der Menschen<br />
Mobilität<br />
Umweltpolitik<br />
8.3.1 Vorgehen<br />
In der Szenario-Prognostik geht es darum, für die näher beschriebenen Schlüsselfaktoren mögliche<br />
Zukunftsentwicklungen zu identifizieren und zu beschreiben. Dieser „Blick in die<br />
Zukunft“ erfolgt in den drei Schritten:<br />
• Ermittlung möglicher Zukunftsprojektionen,<br />
• Auswahl der Zukunftsprojektionen und<br />
• Formulierung und Begründung der Zukunftsprojektionen.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 125
Ermittlung möglicher Zukunftsprojektionen<br />
Ähnlich wie bei der Ermittlung von Einflußfaktoren sind auch in diesem Schritt gleichzeitig<br />
analytische und kreative Fähigkeiten gefragt: Auf analytischem Weg lassen sich Zukunftsprojektionen<br />
von Schlüsselfaktoren mit quantitativ meßbarem Merkmalen erfassen wie beispielsweise<br />
die Entwicklung der Investititionsausgaben von Unternehmen oder des<br />
Forschungshaushaltes der Bundesregierung. Andere Schlüsselfaktoren lassen sich besser qualitativ<br />
beschreiben. Ein exaktes Verfahren zur Ermittlung möglicher Zukunftsprojektionen<br />
kann wegen der starken kreativen Komponente nicht genannt werden. Gausemeier/Fink/<br />
Schlake nennen als Möglichkeiten zur Ermittlung möglicher Zukunftsprojektionen1 :<br />
• Entwicklungen fortschreiben oder simulieren<br />
• Entwicklungen und ihre Merkmale überzeichnen<br />
• Entwicklungen bewußt beschleunigen<br />
• Umfeldentwicklungen bewußt einbeziehen<br />
• Zukunftsprojektionen aus Prozessen entwickeln<br />
Auswahl der Zukunftsprojektionen<br />
Werden die Entwicklungsmöglichkeiten eines Schlüsselfaktors nur durch eine Zukunftsprojektion<br />
beschrieben, so sprechen wir von einem unkritischen Schlüsselfaktor. Die Projektion wird<br />
als unkritische Projektion bezeichnet. Demgegenüber werden Schlüsselfaktoren mit mehreren<br />
Projektionen als kritische Schlüsselfaktoren bezeichnet. Deren Projektionen heißen kritische<br />
Projektionen. In den meisten Fällen liegen kritische Schlüsselfaktoren vor. Es ist das Ziel diese<br />
Schrittes, aus der teilweisen großen Menge möglicher Zukunftsprojektionen zwei oder drei<br />
geeignete Projektionen auszuwählen, mit denen die Entwicklungsmöglichkeiten beschrieben<br />
werden können.<br />
Formulierung und Begründung der Zukunftsprojektionen<br />
Im Anschluß an die Auswahl der Zukunftsprojektionen müssen diese so formuliert und<br />
begründet werden, daß sie auch von Unbeteiligten leicht und schnell verst<strong>and</strong>en werden. Daher<br />
sollte eine Zukunftsprojektion zunächst eine prägnante Kurzbezeichnung erhalten. Neben<br />
einer Kurzbezeichnung bedarf es einer ausführlichen Beschreibung und Begründung der<br />
Zukunftsprojektion.<br />
Projektionskatalog der Schlüsselfaktoren<br />
Zunächst werden die Schlüsselfaktorprojektionen der Schlüsselfaktoren beschrieben, die in<br />
allen Anwendungsdomänen Berücksichtigung finden. Anschließend werden die Anwendungsdomänen<br />
getrennt betrachtet und jeweils die zu ergänzenden Schlüsselfaktoren mit ihren Ausprägungen<br />
aufgelistet.<br />
1. Gausemeier, J. / Fink, A. / Schlake, O.: Szenario-Management - Planen und Führen mit Szenarien. 2. Auflage,<br />
Carl Hanser Verlag, München, 1996<br />
126 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Allgemeine Projektionen<br />
S16 B<strong>and</strong>breite der Kommunikationsnetze<br />
S16a Hochleistungsnetze zwischen Hi-Tech Regionen:<br />
Die stürmische Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik in Richtung hoher<br />
B<strong>and</strong>breiten ermöglicht völlig neue Anwendungen über Kommunikationsnetze zu<br />
betreiben. Allerdings ist das Preis/Leistungsverhältnis der Kommunikationsanwendungen<br />
nicht überall attraktiv. Insbesondere hohe B<strong>and</strong>breiten sind nach wie vor nur<br />
für wenige erschwinglich. Florierende Wirtschaftsregionen sind aber bereit die hohen<br />
Preis des Fortschritts zu zahlen. Es entsteht ein globales Ungleichgewicht, von denen<br />
die reichen Industrieregionen vornehmlich profitieren<br />
S16b Globale Hochleistungsnetze für Kommunikation<br />
Die stürmische Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik in Richtung hoher<br />
B<strong>and</strong>breiten ermöglicht völlig neue Anwendungen über Kommunikationsnetze zu<br />
betreiben. Zudem ist das Preis/Leistungsverhältnis der Kommunikationsanwendungen<br />
so attraktiv, dass es zu einem massiven Ausbau der Telekommunikation kommt.<br />
Individuelle, mobile Kommunikationseinr-ichtungen ermöglichen eine sichere Kommunikation<br />
beliebiger Personen und technischer Produkte rund um die Welt. Hohe<br />
B<strong>and</strong>breiten erlauben den effizienten Einsatz von technischen Applikationen über die<br />
Netze. Durch die Vernetzung entsteht ein globales Dorf.<br />
S16c Massenkommunikationsnetze ohne Hi-Tech Applikationen<br />
Die Ausbreitung der Telekommunikation bleibt hinter den euphorischen Erwartungen<br />
zurück. Gründe hierfür liegen einerseits in dem schlechtem Preis/Leistungsverhältnis<br />
sowie dem unattraktiven Angebot. Die „Quality of Service“ (Echtzeitanforderungen,<br />
garantiertes Antwortzeitverhalten, etc.) gemäß der Ansprüche von Hi-Tech Anwendungen<br />
ist nicht zuverlässig genug. Lediglich die mobile Telefonie hat eine kostengünstige<br />
Massenausdehnung mit hinreichender Qualität erreicht.<br />
S17 Autonome vernetzte mechatronische Systeme<br />
S17a Teure AMS Lösungen für Spezialgebiete<br />
Autonome vernetzte mechatronische Systeme wurden bereits seit Jahren erprobt. Ihre<br />
Qualität und Zuverlässigkeit ließen einen uneingeschränkten Einsatz zu. Allerdings<br />
sind die Entwicklungskosten immer noch zu hoch für viele Anwendungen. Sie finden<br />
daher hauptsächlich Verwendung in Spezialanwendungen wie z.B. in der Avionik.<br />
S17b Mechatronischer Ameisenhaufen<br />
Autonome vernetzte mechatronische Systeme gehören zum State-of-the-art moderner<br />
Industrieerzeugnisse. Sie halten in mehr Produkten wie Automobilen oder Weiße<br />
Ware Einzug und agieren zunehmend im Verbund dynamisch und dezentral. Neue<br />
Paradigmen der Steuerungs- und Automatisierungstechnik entstehen. Die Beherrschbarkeit<br />
selbst komplexer Systeme ist technisch gewährleistet.<br />
S17c Massenware „AMS“<br />
Autonome vernetzte mechatronische Systeme gehören zum State-of-the-art moderner<br />
Industrieerzeugnisse. Ihre Verbreitung ist dank ihrer günstigen Realisierung durch flexible<br />
Module/Komponenten rasant. Allerdings werden sie nur innerhalb sicherheitsunkritischen<br />
Systemen eingesetzt wie dem intelligentem Haus beispielsweise.<br />
Komplexe Systeme mit Echtzeitanforderungen im Millisekundenbereich sind derzeit<br />
noch nicht ausreichend zuverlässig aufgrund mangelnder Garantie des Antwortzeitverhaltens<br />
einzelner Komponenten.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 127
S18 Tool Support<br />
S18a Feld-Wald-und-Wiesen Tools<br />
„Feld-Wald-und-Wiesen“-<strong>Software</strong>-Werkzeuge finde aller Orts in den Entwicklungsabteilungen<br />
Einsatz. Charakteristisch sind ihre geringe Mächtigkeit und immense<br />
Spezialisierung auf Sonderfälle. Die <strong>Software</strong>-Tool Kosten sind verhältnismäßig<br />
gering und bewegen sich im Shareware-Bereich. Das erklärt auch ihre hohe Verbreitung<br />
und Beliebtheit. Allerdings unterstützen sie den durchgängigen Entwicklungsprozeß<br />
nur mäßig. Insbesonders disziplinübergreifende Aufgabenstellungen sind<br />
lediglich als Speziallösungen erhältlich.<br />
S18b Breite Palette hochwertiger Entwicklungsumgebungen<br />
Effiziente Entwicklungswerkzeuge werden zu fairen Preisen angeboten. Sie lassen<br />
sich leicht zu mächtigen Entwicklungsumgebungen konfigurieren. Phasen- und disziplinübergreifendes<br />
Arbeiten unterstützen sie optimal. Der Aufw<strong>and</strong> für die Einarbeitung/Schulung<br />
ist verhältnismäßig gering. Die gesamten Investitionskosten für<br />
derartige Entwicklungsumgebungen (Total Costs of Ownership) sind so attraktiv, dass<br />
sie auch für St<strong>and</strong>ardentwicklungen verwendet werden.<br />
S18c Entwicklungsumgebungen nur für hoch-komplexe Produkte<br />
Effiziente Entwicklungsumgebungen sind nur für einen hohen Preis zu erwerben.<br />
Phasen- und disziplinübergreifendes Arbeiten unterstützen sie zwar gut, aber der Aufw<strong>and</strong><br />
für die Einarbeitung/Schulung ist verhältnismäßig hoch. Die gesamten Investitionskosten<br />
für derartige Entwicklungsumgebungen (Total Costs of Ownership) sind<br />
nur für teure Entwicklungen wie in der Flugzeugindustrie wirtschaftlich.<br />
S19 HW/SW Co-Design<br />
S19a „Bastellösungen“ stillen den Bedarf<br />
Die zunehmende Durchdringung der eingebetteten Systeme in Industrieerzeugnissen<br />
führt zu einen verstärktem Bewußtsein auf Management- und Systementwicklerebene.<br />
Vielerorts sind die Unternehmen bemüht Entwicklungsprozesse effizient und<br />
verzahnend zwischen einzelnen Ingenieurdisziplinen zu gestalten. Allerdings fehlen<br />
die entsprechenden Methoden und Werkzeuge dazu. Insbesondere die Bedeutung des<br />
Hardware/<strong>Software</strong> Co-Designs sind erkannt, können aber nicht in voller Konsequenz<br />
erschlossen werden. Prototyphaft werden Lösungen bei Bedarf entwickelt.<br />
S19b Neues Selbstverständnis der integrierten Systementwicklung<br />
Die zunehmende Durchdringung der eingebetteten Systeme in Industrieerzeugnissen<br />
führt zu einen verstärktem Bewußtsein auf Management- und Systementwicklerebene.<br />
Methoden und Werkzeuge für die integrierte Systementwicklung werden vielerorts<br />
von den Unternehmen erprobt und mit Erfolg eingesetzt. Es zeichnet sich ein<br />
neues Selbstverständnis der integrierten Systementwicklung ab, indem <strong>Software</strong>- und<br />
Hardwarefunktionalität gleichberechtigt sowie aufein<strong>and</strong>er abgestimmt entwickelt<br />
wird.<br />
S19c Integrierte Systementwicklung nicht st<strong>and</strong>esgemäß<br />
Eingebettete Systeme in Industrieerzeugnissen werden weiterhin relativ isoliert entwickelt.<br />
Seitens der Entwickler wie des Führungspersonals wird keine H<strong>and</strong>lungsnotwendigkeit<br />
gesehen, die Systementwicklung stärker integrativ zu gestalten. Gründe<br />
hierfür liegen zum einen an der mangelnden Bereitschaft, St<strong>and</strong>esdenken in den Entwicklungsabteilungen<br />
zu überwinden sowie der unzureichenden Nutzenargumentation<br />
und zum <strong>and</strong>eren an der unbedeutenden Weiterentwicklung von Methoden und<br />
Werkzeugen zum integrativen HW/SW-Co-Design.<br />
128 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
S20 <strong>Software</strong>engineering<br />
S20a <strong>Software</strong>-technische Komplexität unbewältigt<br />
<strong>Software</strong> bestimmt Funktionalität und Kundenutzen entscheidend. Ein erheblicher<br />
Teil der Wertschöpfung entfällt auf <strong>Software</strong>. <strong>Software</strong> ist aber nach wie vor mehr das<br />
Werk von individuellen Künstlern als das Resultat eines transparenten, reproduzierbaren<br />
Prozesses. St<strong>and</strong>ardisierte Bausteine sind die Ausnahme. Es kommt immer wieder<br />
zu Parallelentwicklungen bzw. das Rad wird immer wieder neu erfunden. Sehr hohe<br />
Entwicklungskosten beeinträchtigen den Geschäftserfolg. Das Problembewußtsein<br />
festigt sich in den Köpfen.<br />
S20b <strong>Software</strong>-Architekten der neuen Generation<br />
<strong>Software</strong> bestimmt Funktionalität und Kundenutzen entscheidend. Ein erheblicher<br />
Teil der Wertschöpfung entfällt auf <strong>Software</strong>. <strong>Software</strong>entwicklungsst<strong>and</strong>ards (Entwicklungsmethoden,<br />
Entwicklungsumgebungen und QS-Verfahren) haben sich<br />
durchgesetzt. Es gibt ein außerordentlich großes Angebot von hochwertigen <strong>Software</strong>bausteinen<br />
zu niedrigen Preisen. <strong>Software</strong>-Broker stellen über die Kommunikationsnetze<br />
für jedweden Zweck <strong>Software</strong>bausteine zur Verfügung. Die Hersteller von<br />
<strong>Software</strong>systemen können sich auf die Entwicklung der Systemarchitektur und die<br />
Integration der <strong>Software</strong>bausteine konzentrieren. Selbst komplexe <strong>Software</strong>systeme<br />
entstehen schnell, kostengünstig und mit hoher Qualität.<br />
S20c Isolation der Informatik:<br />
<strong>Software</strong> bestimmt Funktionalität und Kundenutzen entscheidend. Ein erheblicher<br />
Teil der Wertschöpfung entfällt auf <strong>Software</strong>. De facto-St<strong>and</strong>ards und proprietäre Entwicklungsumgebungen<br />
erlauben es fast jedermann, <strong>Software</strong> zu erstellen. Das Angebot<br />
ist nahezu unüberschaubar; die Qualität ist aber gering. <strong>Software</strong> erhält das Image<br />
einer billigen Massenware. Dadurch ist es den Kunden schwer zu vermitteln, für <strong>Software</strong><br />
einen hohen Preis zu zahlen. Die Informatik zeigt sich wenig Interesse am Massenartikel<br />
„<strong>Software</strong>“ und konzentriert sich stärker auf formale Aspekte als dem<br />
<strong>Software</strong>engineering das Qualitätssiegel zu verpassen.<br />
S20d Neue <strong>Software</strong>krise<br />
<strong>Software</strong> bestimmt weder Funktionalität noch Kundennutzen entscheidend. Unprofessioneller<br />
Umgang mit <strong>Software</strong> in der Systementwicklung führte in der letzteren Vergangenheit<br />
zu vielen Fehlern. Kunden wünschen ausdrücklich verstärkt nur<br />
Basisfunktionalität und haben ihr Vertrauen in software-dominierte Systeme verloren.<br />
Der hohe Imageverlust der <strong>Software</strong>industrie nach der Jahr-2000-Problematik, den<br />
Mißbrauch von Informationsnetzen und der mangelnden Qualität in sicherheitsrelevanten<br />
Umgebungen (wie Flugzeugen) wirft einen großen Schatten auf die allgemeine<br />
Akzeptanz hoch-technischer Systeme. <strong>Software</strong>entwickler stehen zunehmend<br />
unter Erfolgsdruck.<br />
S21 Wissensmanagement<br />
S21a Aufwendige Insellösungen<br />
Die Verarbeitung von fallspezifischem Wissen in Echtzeit gewinnt für eingebettete<br />
Systeme zunehmend an Bedeutung. Die Autonomie der Systeme kann dadurch entscheidend<br />
erhöht werden. Voraussetzung dafür ist aber das Vorh<strong>and</strong>ensein und die<br />
Aufbereitung einer entsprechenden Wissensbasis. Dieses ist beides nur mit hohem<br />
Aufw<strong>and</strong> möglich und rentiert sich daher nur in kostenintensiven Entwicklungsprojekten<br />
(z.B., Online-Fehlerdiagnose Systeme in der Verkehrtstechnik).<br />
S21b XPS durchdringen den Alltag<br />
Die Verarbeitung von fallspezifischem Wissen in Echtzeit gewinnt für eingebettete<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 129
Systeme zunehmend an Bedeutung. Die Autonomie der Systeme kann dadurch entscheidend<br />
erhöht werden. Voraussetzung dafür ist aber das Vorh<strong>and</strong>ensein und die<br />
Aufbereitung einer entsprechenden Wissensbasis. Solche Wissensbasen sind für die<br />
verschiedensten Anwendungen verfügbar und einfach portierbar auf neue Module.<br />
Dank von St<strong>and</strong>ardisierungen geschieht dies sehr kostengünstig. Expertensysteme<br />
(XPS) finden eine breite Verwendung und setzen sich im Alltag vielerorts unbemerkt<br />
durch.<br />
S21c Klassifikation nur anh<strong>and</strong> sicherem Wissen<br />
Die Verarbeitung von fallspezifischem Wissen in Echtzeit gewinnt für eingebettete<br />
Systeme zunehmend an Bedeutung. Die Autonomie der Systeme kann dadurch entscheidend<br />
erhöht werden. Voraussetzung dafür ist aber das Vorh<strong>and</strong>ensein und die<br />
Aufbereitung einer entsprechenden Wissensbasis. Die vorh<strong>and</strong>enen Wissenbasen bilden<br />
allerdings im wesentlichen nur Informationstrukturen ab. Automatisches Schließen<br />
ist wenig entwickelt. Für Diagnose- und Klassifikationszwecke eignen sich diese<br />
Systeme aber weitestgehend.<br />
S21d Komplexität ist für XPS nicht wirtschaftlich durchdringbar<br />
Die Verarbeitung von fallspezifischem Wissen in Echtzeit spielt für eingebettete<br />
Systeme keine wesentliche Rolle. Weder sind die Anwendungsfelder ausreichend<br />
durch Wissensbasen beschrieben, noch sind die Schlußregeln und Constraints für<br />
Deduktionssysteme der jeweiligen Fälle erarbeitet. Lediglich simple Anwendungen<br />
von unbedeutender Natur sind realisiert.<br />
S22 Forschungs und Entwicklungsaktivität (FuE)<br />
S22a Industrie bewertet FuE als strategisch entscheidend<br />
Angesichts zurückgehender Leistungsfähigkeit der Hochschulen auf dem Gebiet der<br />
Eingebetteten Systeme treiben die Unternehmen ihre Produktinnovationen eigenständig<br />
voran. Den steigenden FuE-Investitionen begegnen die Firmen mit eigenen Kompentenzzentren<br />
oder durch verstärkte vorwettbewerbliche Kooperationen anh<strong>and</strong> von<br />
Kernkompetenzen.<br />
S22b Signifikant höhere Investitionen beider Seiten<br />
Durch enge Kooperationen von Hochschulen, Unternehmen und Politik gelingt es, die<br />
Forschung und Entwicklung effektive zu koordinieren. Investitionen und Risiken sind<br />
verteilt und Doppelarbeiten können weitgehend vermieden werden. Neuartige Transfereinrichtungen<br />
ermöglichen u.a. auch KMUs am raschen Fortschritt mit weniger<br />
Mitteln zu partizipieren. Durch diese konzertierte Aktion wird das vorh<strong>and</strong>ene Knowhow<br />
optimal genutzt.<br />
S22c Nutzen der FuE seitens der Industrie in Frage gestellt<br />
Die Unternehmen bringen in immer schnellerer Folge neue Produkte auf den Markt<br />
und müssen immer mehr Ressourcen in FuE investieren. Gleichzeitig erschöpft sich<br />
die Aufnahmebereitschaft des Marktes für Produktinnovationen, was zum Umsatzrückgang<br />
führt. Die Situation eskaliert und viele Unternehmen steigen aus der FuE-<br />
Spirale aus. Insgesamt sinken die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.<br />
S23 Globalisierung der Produktion<br />
S23a Aufwind der Schwellenländer durch steigende Qualität der Arbeitskräfte<br />
Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschl<strong>and</strong> und den <strong>and</strong>eren Industrienationen<br />
ist signifikant. Die Ausbildungssysteme kommen nur langsam aufgrund<br />
der Ausbildungsdauer dem Bedarf nach. Einige Schwellenländer wie Indien oder<br />
Ägypten genießen dank ihrer progressiven Bildungspolitik einen Aufwind und stellen<br />
130 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Fachkräfte in einigen Bereichen wie der <strong>Software</strong>entwicklung zur Verfügung.<br />
S23b Billiglohnländer geraten ins Hintertreffen<br />
Politische Instabilitäten und Naturkatastrophen führen zu einem Rückgang der Investitionsneigung<br />
deutscher Unternehmen in sog. Billiglohnländern. Steigender Automatisierungsgrad<br />
der Produkte sowie erhöhter Bedarf an hochqualifiziertem Personal<br />
in Produktion und Betrieb veranlassen Unternehmer heimische St<strong>and</strong>orte zu bevorzugen.<br />
Die Billiglohnländer geraten zusehends ins Hintertreffen.<br />
S23c Verteilte Wirtschaftsräume mit Eigenfokus<br />
Neben politischen Allianzen von Wirtschaftsregionen spielen vielmehr die technischen<br />
Voraussetzungen von Wirtschaftsräumen eine dominierende Rolle. Hochentwickelte<br />
Regionen sind Magneten für neue innovative Unternehmen mit Hi-Tech<br />
Produkten. Die Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften und modernsten<br />
Kommunikationsanbindungen sowie hoher Lebensqualität sind entscheidende St<strong>and</strong>ortfaktoren.<br />
Es entstehen mehrere Hi-Tech Regionen wie das Silicon Valley.<br />
S24 Bildungssystem<br />
S24a Öffentliche Bildungsversorgung gewährleistet<br />
Im Zuge der Verkürzung von Studienzeiten werden fachliche Inhalte gestrichen und<br />
die Vermittlung von Sozialkompetenz gefördert. Da an dem System der Einheitshochschulen<br />
festgehalten wird, kommt es zu einer Angleichung auf niedrigem, fachlichem<br />
Niveau<br />
S24b Breite Spitze hoch qualifizierender Ausbildungsformen<br />
Aufgrund des politischen Drucks wird die Hochschull<strong>and</strong>schaft flexibilisiert und die<br />
einzelnen Hochschulen erhalten größere Gestaltungsspielräume. Es bilden sich Spitzenuniversitäten<br />
und Hochschulen mittlerer Qualität. Fachwissen auf hohem Niveau<br />
und Sozialkompetenz werden gleichermaßen vermittelt. Parallel entwickelt sich ein<br />
reichhaltiges Angebot aktueller Ausbildungsberufe für technische Aufgaben.<br />
S24c Amerikanisches Modell mit privatwirtschaftlicher Förderung<br />
Die deutsche Hochschull<strong>and</strong>schaft ist starr organisiert. Die rigiden Prüfungs- und Studienordnungen<br />
orientieren sich vorwiegend an bestehendem Fachwissen und vernachlässigen<br />
die Vermittlung von Sozialkompetenz. Sie erlauben nur geringe<br />
Unterschiede zwischen den Hochschulen und führen zu geringer Flexibilität. Aktuelle<br />
Inhalte finden nur langsam Eingang in die Ausbildung. Die Unternehmen fördern<br />
daher zunehmend privatwirtschaftliche Einreichtungen zur Vermittlung aktuellem<br />
Fachwissen und nötiger Sozialkompetenz. Allerdings sind diese Plätze begrenzt.<br />
Zusätzliche und identische Projektionen für den Anlagen- und Maschinenbau sowie der<br />
Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
S25 St<strong>and</strong>ards u. Normen der IT<br />
S25a Isolierte St<strong>and</strong>ards<br />
In einigen Bereichen können sich St<strong>and</strong>ards und Normen etablieren. Es werden allerdings<br />
nur Teilbereiche angeschnitten. Insbesondere die hohe Verzahnung vieler Disziplinen<br />
wird durch isolierte Insellösungen nicht unterstützt. Es entstehen viele De<br />
facto- und Hersteller-spezifische St<strong>and</strong>ards.<br />
S25b Übergreifende St<strong>and</strong>ards<br />
Übergreifende St<strong>and</strong>ards lösen das Vielfaltsproblem. Die betroffenen Ingenieurdisziplinen<br />
arbeiten gut zusammen. Dank übergreifender St<strong>and</strong>ards und Normen ist es ein-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 131
fach geworden, komplexe Produkte einfach zu spezifizieren und Änderungen<br />
nachzuvollziehen.<br />
S26 Schutz von techn. Vorsprung<br />
S26a Wirksames Patentsystem<br />
Ein international funktionierendes Patenwesen sichert das geistige Eigentum von Forschungstreibenden.<br />
Die effektive Verfolgung von Patentrechtsverletzungen auf internationalem<br />
Niveau sorgt für die Durchsetzung der Ansprüche von Patent- und<br />
Gebrauchsmusterinhabern.<br />
S26b „Haifischbecken“ voller Ideen<br />
Ein komplexes und zu langsames Patentwesen kann den Schutz von technologischem<br />
Vorsprung nicht garantieren. Es gelingt nicht, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen,<br />
um international geistige Eigentumsrechte zu definieren und durchsetzen zu können.<br />
Die einzige Möglichkeit zur Sicherung eines technologischen Vorsprungs besteht in<br />
dessen kontinuierlichem Ausbau und der Konzentration auf schwer kopierbare Innovationen<br />
(z.B. <strong>Software</strong> oder komplexe Fertigungstechnologien).<br />
S26c Schutzwahn<br />
Der geistige Schutz nimmt unsinnige Formen an. Jeder schützt sich alles mögliche.<br />
Eine größer werdende Gruppe von Bürgern versucht durch Nutzung des Patentwesen,<br />
sich individuell zu bereichern. Von lukrativ erscheinenden Telefonnummern über<br />
Internetdomains bis hinzu <strong>Software</strong>-Routinen/-algorithmen wird alles „für ein paar<br />
Mark“ angemeldet und belegt.<br />
S27 Struktur der <strong>Software</strong>-Anbieter<br />
S27a "Microsoft vs. Oracle-Variante"<br />
Ein oder zwei dominate Anbieter von <strong>Software</strong>entwicklungswerkzeugen setzen sich<br />
durch. Es gelingt ihnen 90% des Bedarfs mit ihren Tools zu decken. Die Giganten<br />
können sich dem Innovationsdruck durch ihre Machtstellung zeitweise verschließen.<br />
Die Innovationsgeschwindigkeit wird gebremst.<br />
S27b Einige Key-Player mit hohem Reifegrad<br />
Einige Key-Player setzen sich als Anbieter für Tools durch. Ihre Werkzeuge zeichnen<br />
sich durch hohen Komfort und Reifegrad aus. Die Tools ermöglichen die rasche Entwicklung<br />
neuer eingebetteter Systeme. Die Branche kann Innovationen im hohen<br />
Maße schnell und sicher umsetzen.<br />
S27c Open-Source statt teure SW-Lizenzen<br />
Source Codes von Entwicklungswerkzeugen und Steuer-/Regelroutinen werden den<br />
Entwicklern frei zu Verfügung gestellt. Die Tools werden durch die Entwickler Community<br />
schnell um Spezialfälle erweitert. Entwickler rund um den Globus entwickeln<br />
Routinen, testen Module und berichten über Stabilität und Einsatzverhalten. Insbesondere<br />
der Vielfalt der durch den Echtzeit-Betrieb entstehenden Anwendungsprobleme<br />
wird schnell gerecht.<br />
Zusätzliche Projektionen für den Anlagen- und Maschinenbau<br />
S28 Innovationsdynamik<br />
S28a Unbedeutende Innovationen werden umgesetzt<br />
Innovationen beziehen sich im wesentlichen nur auf Zusatzfunktionen. Sie beeinflussen<br />
den bisherigen Erfolg von Produkten nur unwesentlich. Lebenszyklus und<br />
132 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Umsatzerwartungen werden erwartungsgemäß erfüllt. Beim Wechsel zur neuen Generation<br />
werden die Innovationen automatisch mit eingekauft. Sie stellen aber keinen<br />
Grund zum vorzeitigen Wechsel dar.<br />
S28b Dynamische Entwicklung mit Erfolg<br />
Die Produktlebenszyklen und Time-to-market verkürzen sich weiter. Es entsteht ein<br />
Forschungs-und-Entwicklungs-Wettlauf in der Industrie: Was gestern hinter den technischen<br />
Möglichkeiten lag, wird heute schon angeboten - das Neue ist das einzig<br />
Beständige.<br />
S28c Verlangsamung der Innovationsgeschwindigkeit<br />
Neue Technologien führen zu neuen Produkten, die die Wettbewerbsfähigkeit konventioneller<br />
Produkte in Frage stellen und damit deren Produktlebenszyklus verkürzen.<br />
Da die damit verbunden Umsätze aber nur „zeitlich nach vorne“ geschoben<br />
wurden, geraten die Unternehmen in eine Beschleunigungsfalle. Es kommt zu einer<br />
FuE-Eskalation, aus der sich immer mehr Unternehmen aufgrund der geringeren und<br />
immer unsicheren Erfolge zurückziehen. Die Innovationsgeschwindigkeit geht langfristig<br />
zurück.<br />
S29 Neue Märkte/Marktformen<br />
S29a Dynamischer Modulmarkt<br />
Die Forderung der Kunden nach modulorientierter Kompaktbauweise von Maschinen<br />
und Anlagen nimmt zu. Die konfigurierbare Maschine bringt nicht nur erhöhte Flexibilität<br />
in die Fertigungsprozesse der Kunden, sie hilft auch Kosten bei den Anbieter<br />
einzusparen. Diese richten ihr Angebot zwangsläufig immer mehr um. Der Sondermaschinenbau<br />
gerät aufgrund der günstigen universal Anlagen stark kostentechnisch<br />
unter Druck. Die Integration in den technischen Prozeß nimmt stetig ab. Die austauschbaren<br />
Module führen wegen etablierter St<strong>and</strong>ards zu einer verstärkten Dynamik<br />
im Modulmarkt.<br />
S29b Komplett Lösungsanbieter setzen sich durch<br />
Weltweit wünschen die Kunden einen Ansprechpartner für komplette Fertigungsanlagen.<br />
Die Rolle dieser Generalunternehmer wird von den großen Anbietern der Branche<br />
bereitwillig angenommen. Aus Gründen von Kosteneinsparungen und höherer<br />
Verfügbarkeit beginnen sie zudem ihr Angebot zu erweitern. Es entstehen „All-purpose“<br />
Anbieter, die den Kunden komplette Lösungen aus einer H<strong>and</strong> verkaufen.<br />
S29c Klassische Märkte dominieren<br />
Die Märkte im Anlagen- und Maschinenbau werden als stabil bezeichnet. Wesentliche<br />
Änderungen der Angebots- oder Nachfragestrukturen zeichnen sich nicht ab.<br />
Mögliche Gründe hierfür liegen in der geringen Innovationsgeschwindigkeit bzw. im<br />
langsameren Durchdringen der Anlagen und Maschinen mit Informationstechnik, als<br />
allgemein erwartet worden war.<br />
S29d Käufermarkt verlangt höhere Integration in das Prozeß-Know-how<br />
Kunden erwarten von den Maschinenbauern eine stärkere Ausein<strong>and</strong>ersetzung mit<br />
ihren Fertigungstechnologien und -prozessen. Als Folge entstehen vermehrt Individuallösungen.<br />
Die steigenden Kosten können aber nur bedingt auf die Kunden abgewälzt<br />
werden, da diese nicht zögern auf die breite Palette der Anbieter<br />
zurückzugreifen. Anbieter mit stark ausgeprägter Kunden- und Prozeßorientierung<br />
agieren klar erfolgreicher.<br />
S30 Post Sales Services<br />
S30a Ferndiagnose- und <strong>Software</strong>dienste<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 133
Aufgrund der Vernetzung von Anlagen und Maschinen über IuK-Techniken gelingt es<br />
den Herstellen verstärkte Post Sales Service zu bieten. <strong>Software</strong>wartung und Upgrades,<br />
Selbstdiagnose mit Expertensystemen, Tele-Monitoring der Prozeß- und<br />
Betriebsparameter gehören zu typischen Services-Verträgen mit den Kunden. Ihr<br />
Anteil gewinnt zunehmend Bedeutung am Geschäftserfolg.<br />
S30b Tele-Konfiguration ohne Service-Techniker<br />
Modularer Anlagen- und Maschinenbau ermöglicht den Betreibern Wartungs- und<br />
Umrüstungsarbeiten mit gering geschultem Personal vor Ort durchzuführen. Bei<br />
Bedarf können technische „Call-Center“ mit Hilfe von Augmented Reality zugeschaltet<br />
werden. Das lästige Warten auf Service-Techniker entfällt.<br />
S30c Fernbetrieb von st<strong>and</strong>-alone Anlagen<br />
In vielen Bereichen des Anlagen- und Maschinenbau führen die Innovations- und<br />
Entwicklungsanstrengungen der Hersteller zum Fernbetrieb von „St<strong>and</strong>-alone Anlagen“.<br />
Gut ausgebildete Techniker bedienen gleich mehrere Anlagen im Fernbetrieb.<br />
S31 Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen<br />
S31a Qualität und Sicherheit nicht kaufentscheidend:<br />
Die allgemein etablierten Qualitäts- und Sicherheitsst<strong>and</strong>ards werden von Unternehmen<br />
mühelos eingehalten. Die Kunden erwarten über diese St<strong>and</strong>ards vor allem technischen<br />
Funktionsumfang, lange Lebensdauer und gute Service-Verträge. Qualitätsund<br />
Sicherheitsanforderungen stehen nicht an erster Stelle der kaufentscheidenden<br />
Faktoren.<br />
S31b Hohes Maß an Qualität erforderlich - Preis sekundär<br />
Die Kunden haben ein stark ausgeprägtes Bewußtsein für den Preis von Qualität. Präzision<br />
und Verläßlichkeit stehen noch vor Funktionsumfang oder Service. Der Preis<br />
ist lediglich sekundär<br />
S31c Qualitätskrise<br />
Es gelingt den Unternehmen nicht, bei komplexeren Produkten die hohen geforderten<br />
Qualitätsmaßstäbe zu erreichen. Preislich liegen sie zudem über den international vergleichbaren<br />
Angeboten. Kunden w<strong>and</strong>ern ins Ausl<strong>and</strong> ab. Ausländische Kunden kaufen<br />
bei der Konkurrenz auf den Weltmärkten ein. Die Qualitätskrise lähmt vor allem<br />
die Innovationsfreudigkeit der Branche.<br />
S32 Wettbewerbsintensität<br />
S32a Innovative Anbieter frischen Wettbewerb auf<br />
Moderne Maschinen mit mehr Schnittstellen zur Informationsverarbeitung stehen in<br />
der Gunst der Kunden. Junge sowie technologisch aufgeschlossene ältere Unternehmen<br />
plazieren innovative Produkte mit Erfolg am Markt. Ihr Auftreten ist hinsichtlich<br />
Preis und Dienstleistungsangebot forsch. Insgesamt sorgen sie für frischen Wind in<br />
der Branche. Insbesondere die beachtliche Qualität und weltweite Vermarktung<br />
machen den „Alten“ in der Branche zunehmend zu schaffen.<br />
S32b Stabiles Wettbewerbsgefüge<br />
Die Kundenanforderungen sind über die Jahre nur unwesentlich verändert. Die konventionellen<br />
Maschinen und Anlagen, die sich durch hohe Lebensdauer und höchste<br />
Qualität auszeichnen, sind weiter die Umsatzlöwen in einem eher stabilen Wettbewerb.<br />
Fehlende Innovationen, moderates Wachstum und wenig neue Anbieter stabilisieren<br />
die Branche.<br />
134 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Zusätzliche Projektionen für die Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
S33 Technologieakzeptanz<br />
S33a Starke Stellung von Wissens-Eliten<br />
Technik wird trotz des geringem Technikverständnisses eher als Segen verst<strong>and</strong>en.<br />
Die Technologie wird durch Wissens-Eliten für die Allgemeinheit nutzbar gemacht.<br />
S33b Aufgeklärte Hi-Tech Gesellschaft<br />
Technik wird von einem hohen Anteil der Bevölkerung als etwas Positives empfunden<br />
und zur Erleichterung und Unterstützung ihrer Tätigkeiten eingesetzt. Neue Technologien<br />
werden gern aufgegriffen und genutzt.<br />
S33c Allgemeine Technologie-Skepsis<br />
Die Mehrheit versteht auch in den Grundzügen die neuen Technologien nicht und<br />
empfindet die technologische Entwicklung als Bedrohung. Die Chancen, die sich aus<br />
den neuen Technologien ergeben, werden nicht genutzt.<br />
S34 Neue Märkte/Marktformen<br />
S34a Diversifikation und Dynamik steigen rasant<br />
Die Iuk-Branche boomt. Im Sog der IuK-Branche gewinnt auch die Automatisierungs-<br />
und Produktionstechnik-Branche rasant an Fahrt. IuK-Unternehmen entdecken<br />
in der Automatisierungs- und Produktionstechnik neue strategische Geschäftsfelder,<br />
die sie mit ihrem hohen technologischem Know-how spielend erobern könnten. Spin-<br />
Offs drängen daher in den bestehenden Wettbewerb, nutzen Distributions- und Service-Netze<br />
ihrer „alten Umgebung“ und agieren zu dem höchst preis- und vergleichsaggresiv<br />
(bekannt aus der Telekommunikationsbranche)<br />
S34b Konzentration auf weltweites Angebot<br />
Im Sog der IuK-Branche gewinnt auch die Automatisierungs- und Produktionstechnik-Branche<br />
rasant an Fahrt. Die neuen Möglichkeiten von weltweiten elektronischem<br />
H<strong>and</strong>el machen sich vor allem die bestehenden Unternehmen der<br />
Automatisierungs- und Produktionsbranche zu Nutzen. Unternehmen, die bisher noch<br />
nicht auf dem Weltmarkt aktiv waren, suchen im weltweiten Vertrieb eine Chance zur<br />
Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings können nicht alle entsprechende<br />
Distributionsnetze aufbauen.<br />
S34c E-Business wird ignoriert<br />
Die Ausbreitung von E-Business bleibt in der Automatisierungs- und Produktionstechnik<br />
hinter den Erwartungen zurück. Was für viele Konsumgüter St<strong>and</strong>ard geworden<br />
ist, setzt sich im Investitionsgüterbereich nur vereinzelt durch. Gründe hierfür<br />
liegen zum einen in den erklärungsbedürftigen Produkten und zum <strong>and</strong>eren in den<br />
langjährigen Kunden-Lieferanten Beziehungen, wo Qualität und Liefertreue kaufentscheidend<br />
sind.<br />
S35 Post Sales Services<br />
S35a Intelligente Massenkomponenten<br />
Die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen der Automatisierungs- und Produktionsunternehmen<br />
erlauben, Produkte mit hoher Teilintelligenz kostengünstig herzustellen.<br />
Fortschritte im Einsatz lokaler Expertensysteme und Multifunktionssensoren<br />
sind hauptsächliche Ursachen. Eigendiagnose, Systemredundanzen und adaptive<br />
Betriebsstrategien machen die Produkteinheiten relativ fehlerrobust. Die intelligenten<br />
Produkte können aufgrund hoher Stückzahlen zu niedrigen Preisen angeboten wer-<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 135
den. Wartungsverträge werden kaum abgeschlossen. Das Service-Technikernetz wird<br />
entscheidend verkleinert. Es herrscht die „Fire-<strong>and</strong>-Forget“ Strategie bei den Herrstellern<br />
vor.<br />
S35b Online Fehlerbehebung<br />
Steuerungs- und Regeleinrichtungen sind in der Regel komplett vernetzt. Das Spektrum<br />
der wirtschaftlich erfaßbaren physikalischen Größen erlaubt ein einfaches und<br />
umfassendes Telemonitoring. Hersteller bieten online Fehlerbeh<strong>and</strong>lungen mit steigendem<br />
Erfolg an. Die ortsgebundene Wartung nimmt drastisch ab.<br />
S35c Fehlerbeseitigung vor Ort<br />
Trotz der weiten Verbreitung von IuK-Technologien, gelingt es nicht, ausreichende<br />
Informationen für eine online Fehlerbehebung zu erfassen. Der Grund hierfür liegt<br />
vor allem in der unwirtschaftlichen technischen Machbarkeit. Service-Techniker müssen<br />
die Mehrzahl der Problemstellungen vor Ort lösen. Der Bedarf an Service-Verträgen,<br />
die Unterstützung in Problemfällen zu sichern ist folglich hoch.<br />
S36 Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen<br />
S36a Qualität schlägt sich im Preis nieder<br />
Die überschaubare Komplexität der Produkte im Automatisierungs- und Produktionstechnikumfeld<br />
steht nicht im Konflikt mit der Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen.<br />
Allerdings sind diese Produkte preislich höher gelegen, da Q+S-<br />
St<strong>and</strong>ards kaufentscheidend sind und von den Kunden auch entsprechend bezahlt<br />
werden.<br />
S36b Hohe „Mean time between failure“ wird vorausgesetz<br />
Die überschaubare Komplexität der Produkte im Automatisierungs- und Produktionstechnikumfeld<br />
steht nicht im Konflikt mit der Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen.<br />
Das sehen vor allem die Kunden so und setzen daher Qualität<br />
voraus. Kennzahlen wie z.B. Mean time between failure werden zu kaufentscheidenden<br />
Kriterien. Einen zusätzlicher Preis wird seitens der Kunden nicht akzeptiert und<br />
ist wegen der vielen Anbieter auch nicht durchsetzbar.<br />
S37 Wettbewerbsintensität<br />
S37a Diversifizierte Märkte voller Nischenprodukte<br />
Die Wachstumsraten in der Automatisierungs- und Produktionstechnik sind außerordentlich<br />
hoch. Der Siegeszug der Informationstechnik zwingt die Unternehmen stetig<br />
Innovationen zu bringen und die Variantenvielfalt zu erhöhen. Preisdruck herrscht<br />
vornehmlich in vereinzelten Nischen. Insgesamt zeichnet sich ein diversifizierter<br />
Markt ab.<br />
S37b Konzentration des Angebot stärkt die Intensität<br />
Die Automatisierungs- und Produktionstechnikbranche steht unter Druck. Die Kunden<br />
wünschen einfache und günstige Komponenten, die schnell konfigurierbar sind.<br />
Der Preisdruck zwingt die Unternehmen die Variantenvielfalt deutlich zu reduzieren.<br />
Der härtere Wettbewerb ist überall zu spüren. Fusionen verschiedenster Unternehmen<br />
versuchen das Produktprogramm bei geringen Varianten zu komplementieren, um so<br />
die eigene Wettbewerbsposition zu stärken.<br />
Zusätzliche Projektionen für die Verkehrstechnik<br />
S38 Sicherheitsbewußtsein der Menschen<br />
136 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
S38a Gesellschaft hat hohes Maß an Sicherheitsstreben<br />
Die Gesellschaft ist grundsätzlich neuen Technologien positiv gegenüber eingestellt,<br />
erwartet aber hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit. Ebenso wie die innere Sicherheit<br />
stark verfolgt wird, werden technische Systeme einer kritischen Prüfung unterzogen.<br />
Unabhängige Überwachungsgremien wie der TÜV spielen dabei eine wichtige Rolle.<br />
S38b Sicherheitsbewußtsein reagiert hoch empfindlich auf Katastrophen<br />
Das Vertrauen der Gesellschaft in den technologischen Fortschritt ist durch mehrere<br />
Katastrophen (Flugzeug, Schiene, etc.) arg gebeutelt. Schlechte Aufklärungspolitik ist<br />
neben der polarisierenden Presse hauptverantwortlich für den Image-Schaden. Zuvor<br />
unartikulierte Ängste der Bevölkerung werden organisiert gesammelt und Bürgerinitiativen<br />
sowie Interessensvertretungen machen den Herstellern Druck, mehr Transparenz<br />
in der Qualitätssicherung zu schaffen.<br />
S38c Menschen akzeptieren Fehler in technischen Systemen<br />
Das Ausbleiben von technischen GAUs sowie die technolgiegläubige, heranwachsende<br />
junge Generation vermitteln ein Stimmungsbild der Sicherheit. Kleinere technische<br />
Fehler werden stillschweigend akzeptiert. Die Freude über die neuen<br />
Möglichkeiten überwiegen die kritischen Stimmen.<br />
S39 Umweltpolitik<br />
S39a Hohe Besteuerung von Energiestoffen<br />
Die Energiepreise steigen erheblich an. Dies liegt zum einen an der starken Besteuerung<br />
fossiler Brennstoffe und zum <strong>and</strong>eren am Rückgang fossiler Brennstoffe aufgrund<br />
künstlicher Verknappung bzw. stockender Entwicklung alternativer<br />
Energieträger.<br />
S39b Deutschl<strong>and</strong> als umweltpolitisches Vorbild mit innovativen Konzepten<br />
Im internationalen Konzert der globalen Umweltplayer nimmt Deutschl<strong>and</strong> die Spitzenstellung<br />
ein. Mit vorbildlichen politischen Zielsystemen setzt die Industrie innovative<br />
Produkte ein und um und erhöht stark die Exporte in Ländern mit strengen<br />
umweltauflagen. Dadurch sichert die deutsche Industrie wichtige Wettbewerbsvorteile<br />
im internationalen Geschäft.<br />
S39c Umweltpolitik tritt in den Hintergrund<br />
Die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft den Umweltschutz stärker<br />
in den Vordergrund zu spielen erweisen sich als unbedeutend. Umweltpolitische Entscheidungen<br />
haben im wesentlichen nur nationalen Charakter. Die Unternehmen agieren<br />
vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs und reagieren mit entsprechenden<br />
Maßnahmen die Auflagen zu umgehen. Umweltpolitik erreicht ihre Ziele nicht und<br />
verliert an Wirkungskraft.<br />
S40 Mobilität<br />
S40a Die mobile Gesellschaft<br />
Es besteht ein hoher Mobilitätsbedarf, der auch befriedigt werden kann. Insbesondere<br />
der Individualverkehr ist treibende Kraft der mobilen Gesellschaft.<br />
S40b Eingeschränkte Mobilität von Personen und Gütern<br />
Das Angebot von Transporttechnologien entspricht nicht der Nachfrage nach Transportleistungen.<br />
Diese Diskrepanz führt zu einer erheblichen Behinderung von Leistungs-<br />
und Distributionsprozessen sowie der individuellen Mobilität.<br />
S40c Sinkende Mobilität<br />
Die Mobilität von Personen und Gütern geht zurück. Der Grund hierfür ist ein starker<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 137
Rückgang des Mobilitätsbedarfs aufgrund der vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
der damit verbundenen, neuen Formen der Arbeitsorganisation sowie der<br />
Regionalisierung der Wirtschaftskreisläufe.<br />
S41 Neue Märkte/Marktformen<br />
S41a Innovative Vehikel auf dem Vormarsch<br />
In der Verkehrstechnik sorgt die Automobilbranche für die höchste Dynamik aufgrund<br />
der kürzeren Produktlebenszyklen im Vergleich zur Schiene oder Luft. Die<br />
boomende IuK-Branche als Vorbild, entwickeln die Automobilisten neuartige Fahrzeugkonzepte<br />
auf strenger Modulbauweise. Besonders im Stadtverkehr sind kleine<br />
und leichte Autos beliebt. Diese können von den Kunden im „H<strong>and</strong> umdrehen“ für<br />
verschiedenste Transportzwecke umgerüstet werden. Die Umrüstung vom Sechs-Sitzer<br />
zum Pick-up für den Transport sperriger Gütern ist so einfach wie das Öffnen<br />
eines Cabrio-Faltdachs. Diese „Autosysteme“ werden insbesondere von der jüngeren<br />
Generation bevorzugt gekauft.<br />
S41b Wenige Anbieter mit modularen Varianten<br />
In der Verkehrstechnik sorgt die Automobilbranche für die höchste Dynamik aufgrund<br />
der kürzeren Produktlebenszyklen im Vergleich zur Schiene oder Luft. Die<br />
starke Anbieterkonzentration der vergangenen Jahre hat die Position der Automobilisten<br />
nachhaltig gestärkt. Sie bedienen den Markt auf Basis von Plattformstrategien<br />
mit wenigen Baureihen, die aber in gewissen Grenzen kundenindividuell konfiguriert<br />
werden können. Aus Synergiegründen wird steigende Modularisierung und St<strong>and</strong>ardisierung<br />
als Druckmittel gegen die Zulieferer verwendet. Damit können viele Varianten<br />
zu akzeptablen Preisen angeboten werden.<br />
S41c Klassische Produkte wehren übermäßige Innovationen ab<br />
In der Verkehrstechnik sorgt die Automobilbranche für die höchste Dynamik aufgrund<br />
der kürzeren Produktlebenszyklen im Vergleich zu Schiene oder Luft. Die<br />
starke Anbieterkonzentration der vergangene Jahre hat die Position der Automobilisten<br />
nachhaltig gestärkt. Sie setzen weiterhin auf konventionelle Massenfahrzeuge.<br />
Die Kunden sind dank der moderaten Preise auch mit dem Angebot zufrieden.<br />
S41d Individual Lösungen nicht in Sicht<br />
In der Verkehrstechnik sorgt die Automobilbranche für die höchste Dynamik aufgrund<br />
der kürzeren Produktlebenszyklen im Vergleich zur Schiene oder Luft. Die<br />
boomende IuK-Branche als Vorbild, fordern die Kunden mehr verstärkte Individuallösungen<br />
für ihren Mobilitätsbedarf. Die Komplexität der Fahrzeuge erlaubt aber<br />
keine wirtschaftliche Versorgung der hohen Nachfrage nach "uniquen Vehikel".<br />
S42 Post Sales Services<br />
S42a Das Informationsvehikel<br />
Die Informations- und Kommunikationstechnik hat das Automobil fest im Griff.<br />
Keine Aktionen des Fahrers werden mehr ohne das Zutun von Computern ausgeführt.<br />
Zusätzlich stehen den Insassen sämtliche Spielformen der modernen Kommunikation<br />
auf großen wie kleinen Reisen zur Verfügung. Insbesondere Telematik-Dienste versorgen<br />
den Fahrer mit Zusatzinformationen über Gefahren- und Verkehrssituationen.<br />
Diese Dienste werden aber nur über entsprechende Post Sales Service Verträge aktiviert.<br />
Im Schienen- und Luftverkehr setzen die Betreiber ebenfalls flächendeckende<br />
Points-of-Information ein. Diese werden allerdings im Ticketpreis integriert. Wartungs-<br />
und Reparaturarbeiten sind von dieser Entwicklung aber wenig betroffen.<br />
S42b Online Service-Call-Center<br />
138 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
Die massive Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien in<br />
Automobilen bringt neben den Points-of-Information vor allem neuartige Unterstützung<br />
zur Fehlerbehebung und Pannenunterstützung. Virtuelle Assistenzsysteme<br />
(Avatare) helfen Fahrer ohne technische Kenntnisse kleinere Mängel direkt zu beheben.<br />
Routinemäßige Checks werden automatisch per Funk von autonomen Computersystemen<br />
durchgeführt. Service-Call-Center sind bei Bedarf direkt mit dem Auto<br />
verbunden und liefern weiteren Support. Diese Dienste können beim Kauf gegen Aufpreis<br />
erworben werden.<br />
S42c Mobile Service-Werkstatt<br />
Die Komplexität der modernen Vehikel steigt. Ihre schwere Beherrschbarkeit bringt<br />
die Tele-Service Anwendungen nur wenig nach vorn. Service-Techniker werden<br />
sogar noch mehr als zuvor benötigt. Die Automobilisten gestalten daher mit den<br />
Werkstätten flächendeckende Netze von Service-Points. Der Service-Techniker ist<br />
aber wesentlich mobiler als noch in den 90ern. Betriebsstörungen werden in der Regel<br />
vor Ort innerhalb einer Stunde behoben.<br />
S43 Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen<br />
S43a Latente Angst vor der technischen Beherrschbarkeit<br />
Die aus der zunehmenden Komplexität der technischen Systeme folgenden schwerere<br />
Beherrschbarkeit ist die Hauptursache für höhere Fehleranfälligkeit. Fehlende Möglichkeiten<br />
das gesamte Zust<strong>and</strong>sverhalten zu validieren (aus technischen sowie<br />
Kostengründen), führen zu einem unartikuliertem Grundmißtrauen gegenüber technischen<br />
Vehikeln. Da die Kunden aber keine alternativen Fortbewegungsmittel zu Auto<br />
und Flugzeug haben und die Unfallzahlen sich in vertretbaren Grenzen halten, gehen<br />
sie aus ihrer Sicht ein kalkulierbares Risiko ein.<br />
S43b Kunden fordern Transparenz<br />
Die aus der zunehmenden Komplexität der technischen System folgenden schwerere<br />
Beherrschbarkeit ist die Hauptursache für höhere Fehleranfälligkeit. Fehlende Möglichkeiten<br />
das gesamte Zust<strong>and</strong>sverhalten zu validieren (aus technischen sowie<br />
Kostengründen), führen zu einem artikuliertem Mißtrauen gegenüber technischen<br />
Vehikeln. Statistiken mit steigenden Unfallzahlen aufgrund von technischen Defekten,<br />
ermuntern Kunden, laut Transparenz in Qualitäts- und Sicherheitsst<strong>and</strong>ards und<br />
deren Überwachung zu fordern.<br />
S43c Preis für Qualität und Sicherheit wird bezahlt<br />
Die Kunden nehmen Qualitäts- und Sicherheitsmängel nicht mehr länger hin. Sie fordern<br />
die strikte Einhaltung der St<strong>and</strong>ards bzw. Erhöhung der Richtwerte und -linien.<br />
Im Gegenzug sind sie aufgrund der Risikovermeidung bereit, den höheren Preis für<br />
Sicherheit zu bezahlen.<br />
S44 Wettbewerbsintensität<br />
S44a Nischenaktivität noch wenig beachtet<br />
Die Fusionswelle zu Beginn des neuen Jahrhunderts der Großen der Branche ebbt ab.<br />
Die allgemeine Konjunkturflaute zwingt immer mehr mittlere Unternehmen an die<br />
Existenzgarantie. Die Großkonzern haben dank ihrer Vermögen den längeren Atem<br />
und zeigen sich wenig berührt. Ihre Marktleistungen bauen allerdings stark auf Synergien<br />
auf, so daß kleine Nischenanbieter mit stark fokussierten Kernkompetenzen und<br />
Differenzierung weitestgehend unbemerkt aber erfolgreich ihre Marktpositionen stetig<br />
erweitern. Neue Anbieter wie im KFZ-Leichtbau erscheinen.<br />
S44b Schlüsseltechnologien werden „eingekauft“<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 139
Die großen Konzerne setzen voll auf die Integration von Schlüsselkompetenzen. Um<br />
in stark umkämpften Märkten bestehen zu können, werden mittlere und kleinere<br />
Unternehmen mit ausgemachten Kernkompetenzen vor allem im Umfeld der Informationstechnik<br />
in der Verkehrstechnikbranche „geschluckt“. Globaler Wettbewerb<br />
zwingt aufgrund der erreichten Preisuntergrenze zum technischen „Feature-War“.<br />
S44c Offener Wettbewerb der Kernkompetenzen<br />
Das ursprüngliche Machtgefüge bricht ausein<strong>and</strong>er. Als Folge der starken Konzentration<br />
auf eigene Kernkompetenzen und Out-Sourcing-Strategien beherrschen Systemlieferanten<br />
die entscheidenden Entwicklungsphasen in der Branche. Automobilisten<br />
degradieren zu Montageunternehmen mit Designkompetenz und hohen Marketing-<br />
Budgets. Die Branchenwertschöpfungskette zerbricht in viele Glieder. Es entsteht ein<br />
offener Wettbewerb der Kernkompetenz-reduzierten Unternehmen.<br />
8.4 Szenario-Bildung<br />
8.4.1 Vorgehen<br />
Szenarien sind konsistente Bilder einer möglichen Zukunft. Sie beruhen auf möglichst widerspruchsfreien<br />
Kombinationen der in der Szenario-Prognostik ermittelten Zukunftsprojektionen.<br />
In dieser Vordringlichen Aktion wurden zu drei verschiedenen Anwendungsdomänen<br />
Szenarien erstellt. Dies erfolgte jeweils in den vier Schritten:<br />
• Projektionsbündelung,<br />
• Rohszenario-Bildung,<br />
• Zukunftsraum-Mapping und<br />
• Szenario-Beschreibung.<br />
Projektionsbündelung<br />
Es ist das Ziel der Projektionsbündelung, Kombinationen von Zukunftsprojektionen zu identifizieren<br />
und nach geeigneten Kriterien zu bewerten. Von Interesse sind nur Kombinationen, in<br />
denen von jedem Schlüsselfaktor genau eine Zukunftsprojektion vorkommt. Solche Kombinationen<br />
werden als Projektionsbündel bezeichnet. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit von<br />
Zukunftsbildern ist deren Konsistenz, d.h. die Widerspruchsfreiheit der einzelnen Projektionen.<br />
So ist ein Zukunftsbild beispielsweise unglaubwürdig, wenn es neben drastisch steigenden<br />
Benzinpreisen einen Anstieg der individuellen Mobilität beschreibt. Solche inneren<br />
Widersprüche werden als Inkonsistenzen bezeichnet. Demgegenüber ist die Verbindung von<br />
Benzinpreisanstieg und Mobilitätsrückgang konsistent - ebenso wie die Verbindung von Benzinpreisrückgang<br />
und Mobilitätsanstieg. Zukunftsbilder mit solchen Kombinationen sind folglich<br />
besonders glaubwürdig. Bei der Entwicklung glaubwürdiger Szenarien ist es daher<br />
wichtig, daß sich die Zukunftsprojektionen eines Szenarios nicht widersprechen. Zur Ermittlung<br />
der Konsistenz der verschiedenen Projektionsbündel wird daher eine Konsistenzanalyse<br />
durchgeführt, die in eine paarweise Konsistenzbewertung und eine bündelweise Konsistenzbetrachtung<br />
gegliedert ist.<br />
Paarweise Konsistenzbetrachtung: Um glaubwürdige Zukunftsbilder zu erhalten, müssen<br />
die einzelnen Projektionspaare eines Projektionsbündels auf ihre Verträglichkeit hin überprüft<br />
werden. Dazu wird unter Verwendung der folgenden Skala für jedes Projektionspaar ein Konsistenzwert<br />
ermittelt:<br />
140 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
• 1 = totale Inkonsistenz, d.h. die beiden Projektionen schließen ein<strong>and</strong>er absolut aus und<br />
können nicht zusammen in einem glaubwürdigen Szenario vorkommen.<br />
• 2 = partielle Inkonsistenz, d.h. die beiden Projektionen widersprechen ein<strong>and</strong>er. Ihr gemeinsames<br />
Auftreten beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit eines Szenarios.<br />
• 3 = neutral oder unabhängig vonein<strong>and</strong>er, d.h. die beiden Projektionen beeinflussen ein<strong>and</strong>er<br />
nicht, und ihr gemeinsames Auftreten beeinflußt die Glaubwürdigkeit eines Szenarios<br />
nicht.<br />
• 4 = gegenseitiges Begünstigen, d.h. die beiden Projektionen können gut in einem Szenario<br />
vorkommen.<br />
• 5 = sehr starke gegenseitige Unterstützung, d.h. aufgrund des Eintretens der einen Projektion<br />
kann auch mit dem Eintreten der <strong>and</strong>eren Projektion gerechnet werden.<br />
Die paarweise Konsistenzbewertung erfolgt in einer Konsistenzmatrix, wie sie in Bild 45 dargestellt<br />
ist. Es reicht aus, nur auf einer Seite der Matrix Konsistenzwerte anzugeben, da es sich<br />
- im Gegensatz zur Einflußanalyse - nicht um gerichtete Beziehungen h<strong>and</strong>elt.<br />
Konsistenzmatrix<br />
Fragestellung: »Wie verträgt sich<br />
Zukunftsprojektion A (Zeile) mit<br />
Zukunftsprojektion B (Spalte)?«<br />
Bewertungsmaßstab (Konsistenzwert)<br />
1 = totale Inkonsistenz<br />
2 = partielle Inkonsistenz<br />
3 = neutral oder vonein<strong>and</strong>er unabhängig<br />
4 = gegenseitiges Begünstigen<br />
5 = starke gegenseitige Unterstützung<br />
B<strong>and</strong>breite<br />
d. Kommuni<br />
kationnetze<br />
Auton. vern.<br />
mechatr.<br />
Systeme<br />
Tool<br />
Support<br />
HW/SW Co<br />
Design<br />
Struktur d.<br />
SW Anbieter<br />
1A<br />
1B<br />
1C Massenkom.netze ohne Hi-Tech<br />
2A teure AMS Lös. für Spez.geb. 5 3 1<br />
2B Mechatron. Ameisenhaufen 3 5 2<br />
2C Massenware AMS<br />
1 2 5<br />
3A Feld, Wald&Wiesen Tools 3 1 5 3 3 4<br />
3B Breite Pal.hochw.E-umgeb. 4 5 2 2 5 4<br />
3C E-umgeb. für hoch.kompl. Prod. 5 2 1 5 2 1<br />
4A “Bastelös.” stillen Bed.<br />
3 2 4 4 3 3 5 1 3<br />
4B<br />
4C<br />
Hochleist.netze zw.Hi-Tech Reg.<br />
Glob. Hochleist.netze für Komm.<br />
Hochleist.netze zw.Hi-Tech Reg.<br />
Glob. Hochleist.netze für Komm.<br />
1A<br />
1B<br />
Neu.Selbstver.der int.Sys-entwickl. 4<br />
Int.Sys-entw. nicht stan.gem. 3<br />
16A “Micros. vs Oracle Var.”<br />
3 4 2 3 4 2 1 4 3 2 3 2<br />
16B Einige KP m.- hoh. Reifegrad 4 3 2 4 3 3 3 5 4 2 4 3<br />
16C Open Source vs. teure SW-Liz. 3 4 4 1 4 4 4 3 2 4 3 3<br />
Abbildung 45. Konsistenzmatrix zur paarweisen Konsistenzanalyse<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 141<br />
5<br />
4<br />
Massenkom.netze ohne Hi-Tech<br />
teure AMS Lös. für Spez.geb.<br />
1C<br />
2A<br />
2<br />
3<br />
2<br />
3<br />
Mechatron. Ameisenhaufen<br />
2B<br />
2C<br />
5<br />
1<br />
Massenware AMS<br />
Feld, Wald&Wiesen Tools<br />
Breite Pal.hochw.E-umgeb.<br />
E-umgeb. für hoch.kompl. Prod.<br />
4<br />
2<br />
3A<br />
3B<br />
1<br />
4<br />
5<br />
2<br />
3C<br />
3<br />
4<br />
“Bastelös.” stillen Bed.<br />
4A<br />
Neu.Selbstver.der int.Sys-entwickl.<br />
Int.Sys-entw. nicht stan.gem.<br />
4B<br />
4C<br />
“Micros. vs Oracle Var.”<br />
16A<br />
Einige KP m.- hoh. Reifegrad<br />
16B<br />
Open Source vs. teure SW-Liz.<br />
16C
Bündelweise Konsistenzbetrachtung: Nach der Bewertung der einzelnen Projektionspaare<br />
müssen im zweiten Schritt der Konsistenzanalyse alle möglichen Projektionsbündel hinsichtlich<br />
ihrer Widerspruchsfreiheit beurteilt werden. Dabei h<strong>and</strong>elt es sich um ein kombinatorisches<br />
Problem, das für eine große Anzahl von Schlüsselfaktoren erhebliche Rechenzeit<br />
erfordert. Als Ergebnis der Konsistenzanalyse ergeben sich für jedes Projektionsbündel mehrere<br />
Kennwerte:<br />
• Konsistenzwert des Projektionsbündels: Summe aus den Konsistenzwerten der einzelnen<br />
Projektionspaare.<br />
• Existenz totaler Inkonsistenzen in einem Projektionsbündel: Selbst Projektionsbündel mit<br />
einem hohen Konsistenzwert müssen als unglaubwürdig verworfen werden, wenn sie ein<br />
oder mehrere Projektionspaare mit totaler Inkonsistenz aufweisen.<br />
• Anzahl partieller Inkonsistenzen: Weist ein Projektionsbündel zu viele Projektionspaare mit<br />
partieller Inkonsistenz auf, so ist die Glaubwürdigkeit ebenfalls nicht gegeben.<br />
Als Ergebnis der Konsistenzanalyse erhält man einen vorläufigen Projektionsbündel-Katalog.<br />
Dieser enthält alle Projektionsbündel, die kein Projektionspaar mit totaler Inkonsistenz aufweisen.<br />
In den meisten Fällen enthält dieser Katalog sehr viele Projektionsbündel. Eine große<br />
Anzahl dieser hat nur einen geringen Konsistenzwert oder weist viele partielle Inkonsistenzen<br />
auf. Damit solche qualitativ minderwertigen Zukunftsbilder die Aussagekraft der Szenarien<br />
nicht beeinträchtigen, wird die Anzahl der Projektionsbündel reduziert. Dafür stehen verschiedene<br />
Verfahren zur Verfügung1 .<br />
Rohszenarien-Bildung<br />
Bei der Projektionsbündelung können theoretisch bis zu 3 n Projektionsbündel entstehen - nämlich<br />
dann, wenn für alle n Schlüsselfaktoren drei Zukunftsprojektionen vorliegen. Selbst wenn<br />
diese Menge durch das Auftreten von totaler Inkonsistenz oder durch gezielte Begrenzung<br />
reduziert wird, bleibt noch eine große Zahl von konsistenten Projektionsbündeln übrig. Sie ist<br />
in der Regel wesentlich größer als die angestrebte Anzahl von Szenarien. Daher müssen aus<br />
den im Projektionsbündel-Katalog enthaltenen Bündeln einige wenige Szenarien entwickelt<br />
werden.<br />
Dazu erfolgt zunächst eine schrittweise Zusammenfassung der Projektionsbündel zu sog.<br />
Rohszenarien. Dies wird mittels Clusteranalyse durchgeführt. Bei der Zusammenfassung der<br />
Projektionsbündel soll erreicht werden, daß die Cluster in sich möglichst homogen und unterein<strong>and</strong>er<br />
möglichst heterogen sind. Bei der Rohszenarien-Bildung bedeutet dies, daß die Projektionsbündel<br />
innerhalb eines Rohszenarios möglichst ähnlich und die Rohszenarien selbst<br />
bzw. die Projektionsbündel unterschiedlicher Rohszenarien möglichst verschieden sein sollen.<br />
Ausgangspunkt für die Clusteranalyse sind die einzelnen Projektionsbündel, die jeweils als<br />
einzelne Cluster aufgefaßt werden. Diese „feinste Partition“ ist in der schematischen Darstellung<br />
der Clusteranalyse (Bild 46) als linke Spalte verzeichnet. Ausgehend von dieser feinsten<br />
Partition werden solange jeweils die beiden ähnlichsten Cluster zusammengefaßt, bis die<br />
gröbste Partition - nur noch ein einziger Cluster - erreicht ist. Diese ist in Bild 46 als rechte<br />
Spalte zu sehen.<br />
1. Gausemeier, J. / Fink, A. / Schlake, O.: Szenario-Management - Planen und Führen mit Szenarien. 2. Auflage,<br />
Carl Hanser Verlag, München, 1996<br />
142 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
»feinste Partition«<br />
Alle Projektionsbündel<br />
werden Clusteraufgefaßt. als einzelne<br />
Cluster aufgefaßt.<br />
Abbildung 46. Prinzip der Clusteranalyse<br />
»gröbste Partition«<br />
Alle Projektionsbündel<br />
sind in einem Cluster<br />
zusammengefaßt.<br />
Mit jedem Clusterungsdurchgang geht Information verloren. Dieser Informationsverlust wird<br />
aufsummiert und als Kennwert für die Güte einer einzelnen Partition verwendet. In<br />
Abbildung 47 ist die Entwicklung dieses Partitionsniveaus in einem Scree-Diagramm dargestellt.<br />
Mit dem vorletzten Clusterungsschritt wäre ein so großer Informationsverlust verbunden, daß<br />
Durch die<br />
Clusteranalyse<br />
entstehender<br />
Informationsverlust<br />
»feinste Partition«<br />
Alle Projektionsbündel<br />
werden als einzelne<br />
Cluster Clusteraufgefaßt. aufgefaßt.<br />
»geeignete Partition«<br />
Geeignete Kombination aus<br />
geringer Clusteranzahl und<br />
geringem Informationsverlust<br />
»gröbste Partition«<br />
Alle Projektionsbündel<br />
sind in einem Cluster<br />
zusammengefaßt.<br />
Abbildung 47. Auswahl der geeigneten Partition mit Hilfe des Scree-Diagramms<br />
das Partitionsniveau sprunghaft angestiegen wäre. Im Scree-Diagramm zeigt sich ein sog.<br />
„Ellenbogen-Punkt. Er weist auf die geeignete Partition hin. In dem in Abbildung 47 gezeigtem<br />
Beispiel würden daher drei Szenarien entwickelt.<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 143<br />
I<br />
II<br />
III
Zukunftsraum-Mapping<br />
Auch im Rahmen der Szenario-Bildung entstehen Tabellen und Zahlenkolonnen, die bei<br />
umfangreichen Projekten leicht unübersichtlich werden und die Szenario-Erstellung als eine<br />
„Geheimwissenschaft“ erscheinen lassen. Nicht wenige Akzeptanzprobleme der Szenario-<br />
Technik entstehen dort, wo die Anwender einen Einblick in die Struktur des Zukunftsraumes<br />
gewinnen wollen, aber stattdessen mit seitenlangen Tabellen abgespeist werden. Im Rahmen<br />
des Zukunftsraum-Mappings werden daher die Projektionsbündel und Rohszenarien mit Hilfe<br />
statistischer Verfahren visualisiert, so daß die Szenario-Ersteller einen kompakten Einblick in<br />
die zukünftigen Möglichkeiten erhalten.<br />
Szenario-Beschreibung<br />
Ein Szenario ist eine Darstellung einer zukünftigen Situation sowie eines Weges, wie diese<br />
erreicht werden könnte. In der Regel ähnelt ein Szenario einem „Science Fiction“ - die Zukunft<br />
wird in erzählenden Sätzen beschrieben. Die Szenario-Beschreibung hat daher das Ziel - unter<br />
Verwendung des vorliegenden Rohszenario-Katalogs und des Zukunftsraum-Mapping - mehrere<br />
prägnante und leicht verständliche Szenarion „in Prosa“ zu entwickeln. Dies erfolgt in<br />
zwei Schritten:<br />
Zunächst werden aus dem Rohszenario-Katalog die Projektionen herausgefiltert, die für die<br />
Beschreibung eines Szenarios relevant sind. Diese relevanten Projektionen eines Szenarios<br />
werden als Ausprägungen bezeichnet und in Ausprägungslisten zusammengestellt.<br />
Im letzten Schritt werden die Ausprägungen eines Szenarios unter Berücksichtigung der Mappings<br />
so verknüpft, daß ein prägnantes aussagekräftiges und verständliches Zukunftsbild entsteht.<br />
Dieses wird in vollständigen Sätzen beschrieben.<br />
144 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion
9 Liste der beteiligten Unternehmen<br />
Am Industriekreis der Vordringlichen Aktion beteiligen sich die folgenden Unternehmen:<br />
• Adtranz DaimlerChrysler Rail System GmbH/TTC/Q<br />
• Berner & Mattner Systemtechnik GmbH/Fachgebiet Embedded <strong>Systems</strong><br />
• Bizerba GmbH & Co. KG, Geschäftsbereich Technik<br />
• Brückner/EE (<strong>Engineering</strong> Elektrik)<br />
• Daimler Chrysler<br />
• Endress + Hauser GmbH + Co/FEI<br />
• Festo AG & Co /Elektronik-Systementwicklung<br />
• HBM Me- und Systemtechnik/Entwicklung<br />
• Heidelberger Druckmaschinen AG<br />
• Hitex-Systementwicklug GmbH/Entwicklung<br />
• HOMAG AG EST<br />
• IMECH GmbH Robotik und Automation<br />
• infoteam <strong>Software</strong> GmbH<br />
• ISG - Industrielle Steuerungstechnik GmbH<br />
• Klaschka GmbH<br />
• KRONES AG Hermann Kronseder Maschinenfabrik/ Elektronik Entwicklung<br />
• Kuhnke GmbH, Ltg. Systemtechnik<br />
• Lachmann & Rink GmbH<br />
• Leuze eletronic GmbH&Co./PES<br />
• Moeller GmbH/Produktlinie <strong>Software</strong> (<strong>SES</strong>)<br />
• Motorola<br />
• Nagel Maschinen- und Werkzeugfabrik GmbH<br />
• OCE Printing <strong>Systems</strong><br />
• PEP Modular Computers GmbH<br />
• Pepperl + Fuchs GmbH, Abteilung FA-PG-SYS<br />
• Robert Bosch GmbH, Abteilung K5/ESQ<br />
• Rohde & Schwarz GmbH, Messtechnik, 1ESC2<br />
• Samson AG/Abt. Elektrotechnik<br />
• Scheidt & Bachmann GmbH<br />
• Siemens AG<br />
• Krupp Timtec Telematik<br />
• Simotec GmbH<br />
• Softing GmbH/BG3<br />
Abschlußbericht Vordringliche Aktion Version vom 3. Februar 2000 145
• <strong>Software</strong> Factory<br />
• SoHard GmbH<br />
• TMG i-tec GmbH<br />
• Trumpf GmbH&Co., Steuerungsentwicklung Technische <strong>Software</strong><br />
• Werner Riester GmbH&Co.KG<br />
• Völker GmbH<br />
• Weidmüller Connect GmbH & Co<br />
• Xcc SOFTWARE AG<br />
146 Version vom 3. Februar 2000 Abschlußbericht Vordringliche Aktion