Die Schöpfung - Evangelische Kirchengemeinde Alt-Lichtenberg
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Hospiz<br />
Sterben in Würde<br />
„Wir können dem Leben<br />
nicht mehr Tage,<br />
aber den Tagen<br />
mehr Leben geben.“<br />
(Cicely Saunders)<br />
<strong>Die</strong> meisten Menschen möchten<br />
zu Hause sterben, in ihrer gewohnten<br />
Umgebung, umsorgt von<br />
ihren Lieben. <strong>Die</strong> Realität sieht aber<br />
ganz anders aus. Der größte Teil der<br />
Menschen in unserer modernen Gesellschaft<br />
stirbt heute im Krankenhaus<br />
oder in einem Pflegeheim, oft also an<br />
einem fremden Ort, von Maschinen<br />
umgeben und fern von Verwandten<br />
oder Bekannten. Sterbende werden so<br />
aus unserem Leben hinausgedrängt<br />
– und leben wir nicht auch ganz gut<br />
ohne den Tod?<br />
Aber das Sterben gehört zum Leben,<br />
auch zu unserem eigenen. Gegen die<br />
Tendenz des Verdrängens ist in den<br />
letzten Jahrzehnten die Hospizbewegung<br />
entstanden. Eine wichtige Rolle<br />
für die entstehende Bewegung spielten<br />
Cicely Saunders, die 1967 bei London<br />
das erste Hospiz gründete, sowie die<br />
schweizerisch-amerikanische Sterbeforscherin<br />
Elisabeth Kübler-Ross, die<br />
besonders durch ihre „Interviews mit<br />
Sterbenden“ bekannt wurde. Das erste<br />
deutsche Hospiz entstand 1986 in<br />
Aachen. Heute gibt es in Deutschland<br />
179 stationäre Hospize sowie über<br />
1500 ambulante Hospizdienste. In<br />
8 I Lichtblick<br />
Berlin gibt es elf Hospize für Erwachsene<br />
und ein Hospiz für Kinder und<br />
Jugendliche, den Sonnenhof in Niederschönhausen.<br />
Hospize sind Einrichtungen, die es<br />
schwerkranken Menschen ermöglichen<br />
sollen, ihre letzten Lebenswochen<br />
oder -monate selbstbestimmt<br />
leben zu können. Neben einer guten<br />
pflegerischen Betreuung ist für die<br />
Verbesserung der Lebensqualität der<br />
Sterbenden häufig die Palliativmedizin<br />
entscheidend: Wo eine Heilung<br />
nicht mehr möglich ist, kommt der<br />
Schmerzlinderung, aber auch einer<br />
psychologischen Betreuung eine<br />
umso größere Rolle zu. Hospize sind<br />
typischerweise kleine Einrichtungen<br />
mit 8 bis 16 Plätzen, die den Sterbenden<br />
eine wohnliche Atmosphäre<br />
bieten. Sie machen es auch Angehörigen<br />
möglich, sich an der Pflege und<br />
Betreuung zu beteiligen, soweit sie das<br />
wollen und können. <strong>Die</strong> Kosten für<br />
eine Hospizunterbringung werden seit<br />
2009 vollständig von Kranken- bzw.<br />
Pflegeversicherung übernommen. Da<br />
die Hospize einen Eigenanteil tragen<br />
müssen, sind sie häufig auf Spenden<br />
angewiesen.<br />
Solche stationären Hospize sind<br />
aber nur ein Aspekt der Hospizbewegung.<br />
Ziel dieser Bewegung ist<br />
es, das Sterben als Teil des Lebens zu<br />
akzeptieren, Sterben und Tod wieder<br />
in unseren Alltag hineinzuholen und<br />
Sterbenden ein Leben und Sterben<br />
in Würde zu ermöglichen. Der Sterbende<br />
mit seinen Bedürfnissen steht<br />
dabei im Mittelpunkt. Der ganzheitliche<br />
Ansatz nimmt auch das soziale<br />
Umfeld wahr und bezieht Angehörige<br />
und Freunde mit ein. Deshalb ist die<br />
Betreuung von Sterbenden zu Hause<br />
in ihrer Wohnung oder bei nahen Verwandten<br />
auch ein besonders wichtiger<br />
Teil der Hospizarbeit.<br />
Hierzu gibt es ambulante Hospizdienste,<br />
die sich als Ergänzung zu<br />
ärztlicher und pflegerischer Betreuung<br />
verstehen. <strong>Die</strong> ambulante Hospizarbeit<br />
wird von Ehrenamtlichen<br />
bestritten. <strong>Die</strong>se sind keine medizinischen<br />
Fachleute oder Pflegekräfte,<br />
sondern Menschen unterschiedlichen<br />
<strong>Alt</strong>ers aus verschiedenen Berufen.<br />
Sie besuchen einen Sterbenden<br />
oder eine Sterbende, sprechen mit<br />
ihm oder ihr und hören zu, lesen<br />
vor, helfen bei kleinen Verrichtungen<br />
oder gehen mit dem Sterbenden spazieren.<br />
Sie stehen dem schwerkranken<br />
Menschen einfühlsam zur Seite<br />
und helfen, damit dass dieser und<br />
seine Angehörigen mit ihren Nöten<br />
nicht allein bleiben. <strong>Die</strong> Ehrenamtlichen<br />
begleiten und beraten nicht<br />
nur den Sterbenden in den letzten<br />
Wochen oder Monaten bis zum Tod,<br />
sondern stehen auch dessen Angehörigen<br />
zur Seite, auch in der Trauerzeit<br />
nach dem Tod.<br />
Ohne diese Ehrenamtlichen, die<br />
bereit sind einen Teil ihrer Zeit<br />
Schwerstkranken und Sterbenden zu<br />
widmen, könnte es die Hospizarbeit<br />
nicht geben. Sie werden in einem längeren<br />
Kurs auf ihre verantwortliche<br />
Tätigkeit vorbereitet. Auch nach der<br />
Ausbildung gibt es professionelle Anleitung<br />
und Angebote zur Supervision.<br />
<strong>Die</strong> Ehrenamtlichen treffen sich regelmäßig,<br />
um über ihre Erfahrungen ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Auch in unserem Gemeindegebiet<br />
gibt es ein Hospiz. Das Diakonie-<br />
Hospiz <strong>Lichtenberg</strong> befindet sich in<br />
einer Villa aus gelb-roten Klinkern am<br />
Rande des <strong>Evangelische</strong>n Krankenhauses<br />
Königin Elisabeth Herzberge<br />
und bietet dort zehn Sterbenden eine<br />
vorübergehende Bleibe. Das freundliche<br />
Hospiz im Grünen – so die Eigenbezeichnung<br />
– ist wirklich sehr schön<br />
gelegen inmitten des Landschaftsparks<br />
Herzberge. Abgesehen von der<br />
Straßenbahn so gut wie kein Verkehr.<br />
Hinter dem Gelände des Hospizes<br />
ein kleines Wäldchen und gegenüber<br />
auf der anderen Straßenseite weiden<br />
mitten in Berlin Schafe. Auch diesem<br />
<strong>Lichtenberg</strong>er Hospiz ist ein ambulanter<br />
<strong>Die</strong>nst angeschlossen, dessen<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
schwerstkranke und<br />
sterbende Menschen zu Hause in ihrer<br />
gewohnten Umgebung begleiten.<br />
Jens Galley<br />
Diakonie-Hospiz <strong>Lichtenberg</strong> gGmbH<br />
Herzbergstraße 79 (Haus 21)<br />
10365 Berlin<br />
Fon: 54 72 57 21<br />
eMail: hospiz@keh-berlin.de<br />
März – April – Mai 2012 I 9