Guten Appetit! - Evangelische Kirchengemeinde Alt-Lichtenberg
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Interview<br />
„Den ‚stillen Helfern‘ in den Gemeinden gebührt besonderer Dank“<br />
Der Lichtblick ist neugierig darauf,<br />
wie andere Menschen unsere<br />
Gemeinden sehen. Dazu haben<br />
wir Kerstin Beurich, die <strong>Lichtenberg</strong>er<br />
Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur,<br />
Soziales und Sport interviewt. Kerstin<br />
Beurich hat Physik, Mathematik und<br />
Bauingenieurtechnik studiert und hat<br />
in Berliner Schulen gearbeitet. Seit<br />
2006 ist sie für die SPD Bezirksstadträtin<br />
in <strong>Lichtenberg</strong>.<br />
Frau Beurich, haben Sie eine persönliche<br />
Beziehung zu unseren Gemeinden?<br />
Eine persönliche Beziehung habe<br />
ich insofern, als dass ich das soziale<br />
Engagement <strong>Lichtenberg</strong>er Gemeinden<br />
sehr schätze. Hierbei denke ich an<br />
Angebote wie „Laib und Seele“, der Jugend-<br />
oder Seniorenarbeit oder auch<br />
der Kältehilfe.<br />
Wie nehmen Sie Kirche und unsere Gemeinden<br />
aus der Sicht des Bezirksamtes<br />
wahr?<br />
Das Engagement der christlichen<br />
Gemeinden vor Ort ist an vielen<br />
Stellen sichbar und ich bin als Sozialstadträtin<br />
dafür sehr dankbar. In<br />
<strong>Lichtenberg</strong> wird viel für die Menschen<br />
im Bezirk geleistet, manchmal<br />
gut wahrnehmbar, wie zum Beispiel<br />
die Berliner Tafel oder im Rahmen der<br />
Kältehilfe, oft aber auch im Verborgenen.<br />
Die örtlichen Gemeinden haben<br />
hier – natürlich neben anderen sozia-<br />
6 I Lichtblick<br />
len Akteuren – eine wichtige Funktion<br />
für unser Gemeinwesen. Gerade den<br />
beständigen „stillen Helfern“ in den<br />
Gemeinden gebührt unser besonderer<br />
Dank!<br />
Sie sind im Bezirksamt unter anderem<br />
für Soziales zuständig. Was sind die<br />
größten sozialen Herausforderungen in<br />
<strong>Lichtenberg</strong> und was kann das Bezirksamt<br />
tun?<br />
Im sozialen Bereich werden das in<br />
den kommenden Jahren sicher die<br />
Mietentwicklung im Bezirk und ein<br />
ausreichendes Angebot bezahlbaren<br />
Wohnraums sein. Hier steuert der Bezirk<br />
durch ein hohes Neubauaufkommen<br />
und unser bezirkliches Bündnis<br />
für Wohnen bereits gegen. Langfristig<br />
befürchte ich ein Anwachsen von<br />
<strong>Alt</strong>ersarmut aufgrund geringer werdender<br />
Renten und der bekannten<br />
demografischen Entwicklung. Dies<br />
ist jedoch kein bezirkliches, sondern<br />
ein gesamtgesellschaftliches Phänomen,<br />
auf das bundesweit eine Antwort<br />
jenseits der Grundsicherung im <strong>Alt</strong>er<br />
gefunden werden muss. Meine Partei<br />
ist hier am Thema dran, es wird jedoch<br />
mehr als nur kosmetische Korrekturen<br />
brauchen, um wirksame Antworten zu<br />
geben. Ein menschlicher und einbeziehender<br />
Umgang mit den zahlreichen<br />
Flüchtlingen aus vielen Ländern,<br />
die in unserem Bezirk derzeit Zuflucht<br />
finden, wäre eine dritte Herausforde-<br />
rung. Hier kann jede und jeder etwas<br />
tun und auch die Angebote der christlichen<br />
Kirchen und Gemeinden könnten<br />
für die betroffenen Menschen Positives<br />
bewirken.<br />
Wie arbeiten Sie mit anderen Trägern<br />
im sozialen Bereich im Bezirk zusammen?<br />
Was wünschen Sie sich zusätzlich?<br />
<strong>Lichtenberg</strong> hat ein recht gut ausgeprägtes<br />
Netz freier Träger und Initiativen,<br />
von Beratungs- und Unterstützungsangeboten<br />
für verschiedenste<br />
Zielgruppen. Leider können wir jedoch<br />
aufgrund der sehr begrenzten<br />
Finanzen nicht alle sinnvollen oder<br />
gewünschten Angebote oder fachlichen<br />
Leistungen finanzieren. Gerade<br />
im pflegerischen Bereich wäre es oft<br />
wichtig und gut, mehr Zeit für die<br />
einzelne Person aufbringen zu können,<br />
für Gespräche und menschliche<br />
Zuwendung. Dieses kann im Rahmen<br />
der pflegerischen Versorgung<br />
oft nicht in der gewünschten Breite<br />
geschehen. Hier sehe ich zum Beispiel<br />
viel Potential für ehrenamtliches<br />
Engagement.<br />
Was erwarten Sie von einer christlichen<br />
Gemeinde an sozialem Engagement?<br />
Wenn ich Kirche richtig verstehe,<br />
so definiert sie sich immer auch über<br />
ihre Hinwendung zur Gesellschaft,<br />
besonders zu den Bedürftigen und<br />
Schwachen. Christliches soziales Engagement<br />
hat auch hier in Deutschland<br />
eine lange Tradition. Dieses soll<br />
an den realen Problemen der Menschen<br />
der jeweiligen Zeit anknüpfen,<br />
mit Verständnis und Solidarität dicht<br />
bei den Menschen sein.<br />
„Laib und Seele“ ist ein Projekt unserer<br />
Gemeinden, über das zur Zeit bei uns<br />
viel diskutiert wird. Welchen Stellenwert<br />
hat dieses Projekt für Sie?<br />
Es wäre schön, wenn die gesellschaftlichen<br />
Umstände von einer Art<br />
wären, die das Engagement nach Art<br />
der Tafeln überflüssig werden ließen.<br />
Leider ist dies nicht der Fall, deshalb<br />
brauchen wir „Laib und Seele“, künftig<br />
vermutlich mehr denn je. Und da – mit<br />
einem biblischen Wort gesprochen –<br />
der Mensch nicht vom Brot allein lebt,<br />
ist der ganzheitliche Ansatz von „Laib<br />
und Seele“ ein ganz wichtiger. Ich darf<br />
Sie deshalb in Ihrem Engagement hier<br />
sehr bestärken!<br />
Haben Sie vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Jens Galley<br />
Dezember 2012 – Januar – Februar 2013 I 7